FINANZPLATZ KONJUNKTUR
W
egen des von der Corona-Pan-
war im Vorjahr im Würgegriff der Shut-
den Euro. Vor allem Segmente der Tou-
demie ausgelösten Konjunk-
downs. Im Schlussquartal waren die poli-
rismuswirtschaft und des Einzelhandels
turknicks
tischen Entscheidungen der ausschlagge-
verzeichnen enorme Einbußen. Der Tou-
bende Strukturtreiber.“
rismus hat einen Anteil von 7,3 Prozent
steht
Österreich
schlecht da. Das Austro-BIP ist im vierten Quartal 2020 im Vergleich zum Vor-
an Österreichs Wirtschaftsleistung. Je-
quartal laut Eurostat um 2,7 Prozent ge-
Geringe Effizienz
der 14. verdiente Euro hat also einen Be-
schrumpft. Peter Brezinschek, Chefana-
Die Krise verursache bei Unternehmen
zug zum Tourismus.“ Für Harald Ober-
lyst der Raiffeisen Bank International AG
große Erlösausfälle und damit Verlus-
hofer, VWL-Professor an der WU Wien
(RBI): „Österreich war damit europaweit
te, sagt Christian Keuschnigg, Leiter des
und Ökonom am Wirtschaftsforschungs
nur Vorletzter. In den EU 27 war nur Ir-
Wirtschaftspolitischen Zentrums (WPZ)
institut (Wifo), waren die Lockdowns das
land mit minus 5,1 Prozent schlechter.“
Wien: „Mit weniger Eigenkapital sind
Zünglein an der Waage: „Die Notwendig-
Auch im Gesamtjahr 2020 kam Öster-
Unternehmen weniger widerstandsfähig.
keit von vergleichsweise langen und re-
reich nicht gut weg und lag laut Eurostat-
Das dürfte die politischen Maßnahmen
striktiven Lockdown-Maßnahmen hat
Zahlen vom 16. März 2021 mit einem BIP-
für die Krisenbekämpfung für Österreich
zum starken Einbruch der Wirtschaft
Minus von 6,6 Prozent unter den 27 EU-
eher teurer und weniger erfolgreich ma-
maßgeblich beigetragen.“
Staaten im unteren Drittel. Aber warum
chen.“ Markus Marterbauer, Leiter Wirt-
Die Experten haben viele gute Ideen,
entwickelt sich die Wirtschaft hierzulan-
schaftswissenschaft und Statistik der Ar-
die Österreich zu neuer Stärke verhel-
de schaumgebremst? Was ist nötig, um
beiterkammer (AK) Wien meint indes,
fen können. RBI-Chefanalyst Brezin-
das Werkel wieder zum Laufen zu brin-
dass Subventionen von Bund, Land, Kom-
schek: „Es ist entscheidend, Unterneh-
gen? Antworten auf diese Fragen geben
munen oder Sozialversicherung zu stark
men und Arbeitnehmern Perspektiven
von Börsianer befragte Experten.
in den Tourismus geflossen sind: „Die
zu geben und geplante Öffnungsschritte
Gabriel Felbermayr, Präsident des Kie-
Bewältigung der Pandemie in der zweiten
nicht vom Zeitpunkt, sondern vom Ab-
ler Instituts für Weltwirtschaft IFW: „Als
Welle im Herbst 2020 war relativ schlecht.
lauf her zu kommunizieren. Damit kann
erster und quantitativ wichtigster Punkt
Die Effizienz der Hilfsmaßnahmen war
Vertrauen und Zuversicht aufgebaut wer-
ist die sektorale Aufstellung Österreichs
gering, weil das Interesse starker Lobbys
den. Jetzt besteht die Chance, viel über
zu nennen. Gerade die von Schließungen
im Mittelpunkt stand.“
Transferleistungen hinaus zu bewegen.
besonders negativ betroffenen Sektoren
Stefan Bruckbauer, Chefökonom der
Das ist über Investitionsanreize, Unter-
haben in Österreich besonders hohe An-
Unicredit Bank Austria AG, verweist auf
stützung bei Innovationen und Digitali-
teile am BIP und an der Beschäftigung, al-
Unterschiede zu Deutschland: „Öster-
sierung, einen Strukturwandel oder auch
len voran der Tourismus- und der Kultur-
reich erzielt 15 Prozent der Wirtschafts-
mit dem Fokus auf die Bekämpfung des
bereich.“ Die Branchen, die in der zweiten
leistung mit Gastronomie, Beherber-
Klimawandels möglich. Darüber hinaus
Welle laut Felbermayr sehr gut gelaufen
gung, Einzelhandel und Verkehr. In
ist der Faktor Arbeit zu entlasten und die
seien, dazu zählen vor allem die Industrie
Deutschland sind es nicht einmal zehn
Armutsbekämpfung über Ausbildungs
und das Baugewerbe, seien in Österreich
Prozent. Besonders Gastronomie und
offensive ernst zu nehmen. Bei vie-
im Vergleich mit Deutschland merklich
Beherbergung mit fast 5,5 Prozent BIP-
len Reglementierungen, die Investitio-
schwächer ausgeprägt. Felbermayr: „Ab
Anteil in Österreich und nur 1,6 Prozent
nen erschweren oder verhindern, ist eine
Mitte Oktober waren die Eindämmungs-
in Deutschland macht sich negativ be-
Entrümpelung nötig, um einen Investi
maßnahmen in Österreich härter als etwa
merkbar. Die Industrie überstand die
tionsschub auszulösen, der nicht von öf-
in Deutschland. Das hat die Wirtschaft und
Lage besser als in Deutschland. Der In-
fentlichem Geld getragen ist.“
speziell soziale Dienstleister belastet.“
dustrieoutput sank in Österreich 2020
Ähnlich denkt Monika Köppl-Turyna,
um 5,6 Prozent, in Deutschland waren es
Arbeitsmarkt belastet
Direk torin des Wirtschaftsforschungs
10,6 Prozent.“
Für IFW-Kiel-Präsident Felbermayr ist kurzfristig die „Beherrschung der Pan-
instituts Eco Austria: „Der Tourismus hat einen hohen Anteil an der Wertschöp-
Tourismus und Einzelhandel
demie trivialerweise am wichtigsten.
fung. Das dürfte für die ersten drei Quar-
Wie groß der Schaden ist, skizziert Chris-
Dennoch kann auch nach dem Abflauen
tale 2020 etwa zwei Drittel des BIP-Rück-
tian Helmenstein, Chefökonom der In-
der Pandemie der Rückprall beim BIP in
gangs erklären. Zweitens ist die Variation
dustriellenvereinigung: „Die wirtschaft-
Österreich stärker ausfallen als anders-
zwischen den EU-Ländern durch die In-
lichen Schäden lagen in Österreich, ge-
wo. Das haben wir bereits nach der ers-
tensität der Lockdowns erklärbar. Insbe-
messen an entgangener Wertschöpfung,
ten Welle erlebt.“ Felbermayr geht da-
sondere im vierten Quartal setzte Öster-
also an jenem Betrag, der zur Entloh-
von aus, dass Österreich mittelfristig mit
reich strengere Maßnahmen.“ Ins gleiche
nung aller Produktionsfaktoren aufge-
einer höheren Belastung auf dem Ar-
Horn stößt Brezinschek: „Die Konjunktur
wendet wird, im Vorjahr über 30 Milliar-
beitsmarkt kämpfen wird: „Auf lange
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