Welthunger-Index 2007

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Welthungerindex _ Teil IiI

Kontinente im Vergleich In Afrika zeigen sich überwiegend unzureichende Fortschritte. Wenige Länder sind auf Kurs: so Mosambik, das nach jahrzehntelangem Bürgerkrieg den Wiederaufbau er-folgreich meistert, und Ghana mit einer seit längerem stabilen innenpolitischen Situation. Alle vier Länder am unteren Ende der Fortschritts-Rangliste (Liberia, Swasiland, Burundi, Kongo) liegen südlich der Sahara. In Asien überwiegen positive Trends bei einer Messung mit dem WHI-Fortschrittsindikator: Selbst Länder Südasiens mit hoher Unterernährung machen Fortschritte. Diese reichen allerdings nicht aus, mit Blick auf das Jahr 2015 auf Kurs zu sein. Das starke Wirtschaftswachstum in vielen Ländern – insbesondere in China und Indien – ist ein Motor dieser positiven Entwicklung in Verbindung mit Investitionen in die Grundversorgung der Bevölkerung. Allerdings steht diese Verbesserung in einigen Ländern Asiens in keinem Verhältnis zum enormen wirtschaftlichen Wachstum: Denn die ärmsten Bevölkerungsschichten profitieren viel weniger vom Wirtschaftsboom als wohlhabendere. Hier wären gezielte Maßnahmen zur Bekämpfung von Mangelernährung – speziell bei Kindern – notwendig.

Instrumente direkter Hungerbekämpfung: therapeutische Pflege auf Gemeinde­ebene und die Initative Millenniumsdörfer

Gemeinden und nicht wie bisher üblich in speziellen Ernährungszentren erfolgt. Statt 10 bis 20 Prozent behandlungsbedürftiger Unterernährter werden jetzt 80 Prozent erreicht: Die Therapie kann auch von lokalen Gesundheitsdiensten durchgeführt werden, so dass die Betroffenen nicht mehr bis zu 30 Tagen fern ihrem ­Heimatort verbringen müssen. Seit 2005 ist dieser neue Ansatz bei der Weltgesundheitsorganisation, seit Juni 2007 auf UN-Ebene allgemein anerkannt und soll künftig verstärkt umgesetzt werden. Chronischer Hunger ist weit verbreitet in ländlichen Regionen, drei von vier Armen leben dort. Von 2006 bis 2010 führt die Deutsche Welthungerhilfe ein Pilotvorhaben durch: In 15 Dörfern weltweit werden in Abstimmung mit der lokalen Bevölkerung MDGs definiert, deren Zielerreichung durch konkrete Projekte unterstützt wird. Jährlich wird ein Monitoring durchgeführt, um Fortschritte zu messen und ggf. Korrekturen durchzuführen. In den drei Fallbeispielen in Angola, Äthiopien und Nicaragua leben 88 bis 97 Prozent der Bevölkerung von weniger als 37 US-Cent am Tag, Kindersterblichkeit und Untergewicht von Kindern sind hoch. Konkrete Projektmaßnahmen konzentrieren sich auf die Schaffung von Einkommen in der Landwirtschaft – auch durch höhere Erträge –, Gesundheitsberatung und Aufbau von Infrastruktur. Selbsthilfe-Gruppen werden gefördert, lokale Partnerorganisationen beraten. Perspektivisch sollen letztere in der Lage sein, mit entsprechendem Knowhow von der eigenen Regierung Rechenschaft einzufordern und sich als Anwalt für Hungernde im eigenen Land zu engagieren.

Wissenschaftler und internationale Experten der Entwicklungszusammenarbeit – darunter auch die Hilfs­ organisation Concern – entwickelten aufgrund ihrer Erfahrungen mit Hungerkrisen im Südsudan, in Äthiopien und Malawi gemeinsam eine neue Methode zur Versorgung akut Unterernährter. Diese ist effizient und kostengünstig, da die Versorgung innerhalb der 45


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