WELTERNÄHRUNG DIE ZEITUNG DER WELTHUNGERHILFE
2. QUARTAL 2017 | 46. JAHRGANG
PRESSE DROHT FOLTER
HUNGER NEBEN LUXUS
KRISENMANAGEMENT
Die Pressefreiheit ist im Südsudan quasi abgeschafft. Viele Journalisten flohen.
In Mosambik profitieren nur wenige vom Wirtschaftsaufschwung.
Die aktuellen Hungerkrisen zeigen die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen.
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WELTHUNGERHILFE AKTUELL
Jahresbericht
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BONN | Die Arbeit der Welthungerhilfe war im letzten Jahr durch drei Schwerpunkte geprägt: 1. die Überwindung des Hungers in Afrika gemäß ihrem strategischen Leitziel »Zero Hunger bis 2030«, 2. die Hilfe für die vom Krieg in Syrien betroffenen Menschen und 3. der Wiederaufbau einer vom sogenannten »Islamischen Staat« befreiten Region im Nordirak. Von ihren Spendern erhielt die Welthungerhilfe die hohe Summe von 47,5 Millionen Euro. Nach großen Zuwächsen in den Jahren 2014 und 2015 konnte sie ihre Einnahmen 2016 um 49,5 Millionen Euro auf 263,9 Millionen Euro steigern und damit 8,4 Millionen Menschen helfen, zu überleben oder ein bescheidenes Auskommen zu erwirtschaften. Weitere Informationen unter: www.welthungerhilfe.de/jahresbericht bru
Von Braun Präsident der Päpstlichen Akademie
BITTERE KAKAOERNTE: Um Kinder vor Ausbeutung zu schützen oder Bauern faire Preise zu garantieren, müssen Investitionen an Regeln gebunden werden.
Verpasste Chance für Afrika Vom G20-Gipfel gingen keine wirklichen Impulse zur Überwindung von Hunger und Armut aus Die G20-Staaten stehen für 80 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung und der Agrarexporte sowie für zwei Drittel der Weltbevölkerung. Sie nutzten den Afrika schwerpunkt nicht, um ungleiche Handelsbeziehungen und andere strukturelle Ursachen von Hunger und Armut abzubauen, sondern setzten auf Privatinvestitionen, ohne diese ausreichend an Standards zu knüpfen.
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Wachstum, jedoch nicht unbedingt zur Hunger- und Armutsbekämpfung. Große Plantagen, auf denen Obst, Gemüse oder Ölsaaten für den ie Bundesregierung hat erstExport angebaut werden, schaffen malig Afrika in den Mittelmeist nur wenige Arbeitsplätze und punkt einer G20-Präsidentschaft gestellt, auch vor dem wenig Einkommen, schwächen na Hintergrund, Migration zu minimietionale Ernährungssicherheit, schafren. Trotz dieser zweifelhaften fen prekäre Arbeitsverhältnisse mit Motivation wäre der AfrikaschwerNiedriglöhnen, vertreiben Menschen punkt eine Chance gewesen, die von ihrem Land oder verschmutzen strukturellen Ursachen für die Umwelt. Damit die HunHunger und Armut anzugegernden und Armen prohen: ungleiche Handelsfitieren können, müssen Afrikaschwerpunkt der G20 beziehungen, umweltschädInvestitionen an verbindliDie Welthungerhilfe hat die G20-Aktivitäten soliches Wirtschaften, gewaltche Regeln geknüpft sein, wie auch das G7-Treffen im Juni kommentierend same Konflikte und schlechte deren Einhaltung regelmäbegleitet und sich zu Aspekten wie HandelsbezieRegierungsführung. Fünf der ßig überprüft wird. Verstöße hungen oder Migrationspolitik geäußert. sieben am stärksten vom müssen sanktioniert, menwww.welthungerhilfe.de/blog/tag/G20 Hunger betroffenen Länder schenrechtliche Auswirkunliegen laut Welthunger-Ingen von Investitionsprodex 2016 in Afrika südlich jekten vorher abgeschätzt der Sahara. Die Bilanz des Gipfels ist sind, in denen massiv Menschen- werden. »Gute« Arbeitsplätze nach ernüchternd: Bei der »Partnerschaft rechte verletzt werden. In Äthiopien anerkannten Menschenrechtsstanmit Afrika« vertrauen die G20 dar- liegt das Wirtschaftswachstum seit dards, Weiterverarbeitung von Proauf, dass Wirtschaftswachstum allein zehn Jahren konstant bei zehn Pro- dukten im Land und der Schutz lokaHunger und Armut reduziert – ob- zent. Dennoch führen Dürren immer ler Märkte vor billigen Agrarimporten wohl sich innerhalb der G20-Länder wieder zu Hungerkrisen. können Einkommen schaffen und selbst zeigt, dass diese Logik nicht In den Ländern, in denen beson- Hunger überwinden. aufgeht. So leben etwa in Indien die ders viele Menschen unter Hunger Als Abkehr von der klassischen meisten Hungernden weltweit. und Armut leiden, braucht es drin- Entwicklungspolitik bezeichnete die In den letzten Jahren flossen be- gend massive Investitionen in nach- Bundesregierung das Ergebnis des sonders viele ausländische Investiti- haltige kleinbäuerliche Landwirt- Gipfels. Es ist zweifelhaft, ob die onen nach Mosambik, Nigeria, Äthi- schaft. Auf der G20-Bühne spielten Hungernden und Armen davon proopien und in die Demokratische die Regierungschefs nur die Karte der fitieren werden. Republik Kongo. Doch die Hungersi- Großinvestitionen – eine Strategie, tuation ist in diesen Ländern laut die an der nachhaltigen ÜberwinLena Bassermann arbeitet in der Welthunger-Index 2016 »ernst« bis dung des Hungers vorbeigeht. InvesAbteilung Politik und Außen »besorgniserregend«. Sie schneiden titionen führen zu wirtschaftlichem beziehungen der Welthungerhilfe. Von Lena Bassermann
D
zudem schlecht ab im Index der menschlichen Entwicklung sowie in guter Regierungsführung. Im Abschlussdokument einigten sich die G20-Staaten auf inklusive, nachhaltige Entwicklung. Dazu schlossen sie Reformpartnerschaften mit einzelnen afrikanischen Staaten, die entweder – wie Ghana – Vorzeigeländer oder – wie Ruanda und Äthiopien – autokratische Regime
VATIKANSTADT, BONN | Joachim von Braun, Mitglied im Präsidium der Welthungerhilfe, ist neuer Präsident der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften im Vatikan. Der protestantische Agrarökonom ist seit 2009 Direktor am Zentrum für Entwicklungsforschung an der Universität Bonn und seit 2012 Mitglied der Akademie. Diese informiert den Papst über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Joachim von Brauns Forschungsschwerpunkt deckt sich mit wichtigen Interessensgebieten von Papst Franziskus: Ernährung, Armut und nachhaltige Entwicklung. cob
Duty of Care Award BERLIN | Erstmalig erhielt die Welthungerhilfe den Duty of Care Award für ihre Sicherheitsmaßnahmen. Die Auszeichnung vergab die International SOS Foundation am 29. Juni 2017 in Berlin an Firmen und Organisationen mit besonderen Sicherheitskonzepten für ihre Mitarbeiter im Ausland. Relevante Kriterien für die Verleihung waren unter anderen die Qualität der Fürsorge und die sorgfältige Gefährdungsbeurteilung für Mitarbeiter im Ausland. Die Welthungerhilfe ist in 39 Ländern vor Ort, darunter sind viele Krisenregionen. Weitere Informationen: www.internationalsos.com kba
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27.07.17 10:33