Jahrbuch IT, Einkauf & Logistik im Krankenhaus 2017

Page 135

III. Digitalisierung: E-Procurement, E-Hygiene, IT-Sicherheit

Gerade der Hardware-Markt bietet ebenfalls erhebliches Potenzial. Die Verbreitung von Zusatzgeräten, die es erlauben, den kompletten Tagesablauf zu überwachen, wird weiter steigen. Dies kann beim Schlafrhythmus anfangen und über die Ernährung bis hin zu sportlichen Werten wie dem Puls und dem Körpergewicht reichen. Des Weiteren gibt es spezielle Zusatzgeräte (z. B. sog. ‚Smart Gadgets‘), die es ermöglichen, den Blutdruck oder Blutzucker und andere Parameter zu messen. Die Werte dieser Messparameter werden in einer App gespeichert und können i. d. R. über eine Exportfunktion dem Arzt zur Verfügung gestellt werden. Um eine App auf einem Gerät zu installieren, bieten die Hersteller der Geräte einen sehr einfachen Zugang zum sogenannten ‚App Store‘ (Google: Play Store, Apple iOS: App Store). Hier können Apps auf einfachstem Wege erworben und installiert werden. Beim genutzten Preismodell sieht es in den App Stores ähnlich aus. Die meisten Apps aus den unterschiedlichsten Kategorien werden kostenlos angeboten. Oft wird allerdings neben einer kostenlos verfügbaren Version auch eine Premium-Version angeboten, die dann hinsichtlich Funktionalität und Funktionsvielfalt entsprechend aufgewertet ist. Ein inzwischen sehr häufig genutztes Modell sind zudem sogenannte Freemium-Apps (zusammengesetzt aus Free und Premium). Die Basis-App ist kostenlos und kann entsprechend per In-AppKäufen erweitert bzw. aufgewertet werden. Die Bereitschaft der Nutzer, Geld für eine App auszugeben ist allerdings sehr gering. Ein nachhaltig gewinnbringender Erlös aus einer App ist nur wenigen großen Herstellern vorbehalten. In den meisten Fällen müssen Apps kostenlos angeboten werden, um eine hohe Verbreitung zu erreichen. Damit die Herstellungskosten finanziert werden können, wird oft auf Werbung innerhalb der App zurückgegriffen. Alle genannten Gesichtspunkte können so auch auf Apps aus der Kategorie ‚Gesundheit‘ der App-Stores bezogen werden. Gerade hochwertige Apps aus dem Gesundheitsbereich haben oft hohe Entwicklungskosten [4]. Die Nutzer sind allerdings hier ebenso wenig bereit, für Apps zu zahlen [4]. Erste Apps können inzwischen allerdings auch vom Arzt ‚verschrieben‘ werden und sind somit erstattungsfähig. Ob eine App von der Krankenkasse übernommen wird und ob diese erstattet wird, hängt von der App und von der jeweiligen Krankenkasse ab. Hier wären aktuell u. a. die BARMER GEK zu nennen, die eine App zur internetbasierten Therapie bei Kindern mit Sehschwäche erstattet [5]. Die App erstellt ein Nutzungsprotokoll, was sowohl von den Eltern, als auch dem behandelnden Arzt abgerufen werden kann [5]. Die Techniker Krankenkasse

dagegen erstattet eine App, die gegen Tinnitus helfen soll [6]. Dabei ist diese App als Filtersoftware zu verstehen, mit der Tinnitus-Patienten ihre Lieblingsmusik so aufbereiten können, dass die störende Frequenz, die zunächst vom Arzt festgestellt werden muss, entsprechend herausgefiltert wird [6]. In den nächsten Jahren dürften weitere Apps und Krankenkassen diesen Beispielen folgen, was für sowohl für Patienten als auch für behandelnde Ärzte eine erhebliche Verbesserung und Erleichterung bedeutet. ‚Custom B2B Apps’ (B2B = business-to-business) dagegen sind spezielle Apps, die vom Entwickler individuell auf die jeweilige Institution angepasst und i. d. R. nicht im App Store angeboten werden. Diese Art von Apps werden über sogenannte Enterprise Distribution Zertifikate signiert und damit auf den Geräten installiert. Hier fallen deutlich höhere Kosten für die Entwicklung und Anpassung an. Zumeist wird auch eine Nutzungsgebühr monatlich fällig. Apps im Alltag des Krankenhauses Ärzte und Krankenhäuser interessieren sich vor allem für den Zugriff auf Daten, die in den vorhandenen Systemen bereits verfügbar sind und über einen PC abgerufen werden können. Um auf die im Krankenhausinformationssystem (KIS) gespeicherten Patientendaten zugreifen zu können, verfolgen die Hersteller unterschiedliche Wege. So werden zwar einige wenige Apps für Krankenhäuser sowohl im Android- als auch im iOS-App Store kostenlos angeboten, jedoch werden oft Custom B2B Apps im Krankenhaus benötigt, um auf die spezielle Infrastruktur des eigenen Krankenhauses zugreifen zu können. Die Apps dienen dabei nicht nur zur Anzeige von Informationen, sondern erlauben es auch direkt, in der App Daten zu ändern und hinzuzufügen. Ebenfalls können mobile Geräte und Apps den Arzt bei seiner Visite unterstützen. Letztere Apps müssen zumeist auf die individuelle IT-Infrastruktur des jeweiligen Krankenhauses angepasst werden und sind daher oft nicht in den App Stores zu finden. Gerade im Krankenhaus sind schnelle und fundierte Entscheidungen sehr wichtig. Daten sind oft nicht dort verfügbar, wo sie benötigt werden. Mit einem KIS, welches über eine Schnittstelle zu einer Smartphone-App verfügt, können Daten schnell und mobil abgerufen werden und der Arzt kann so in einer Notsituation sofort begründete Entscheidungen treffen. Meist gibt es auch die Möglichkeit, Daten direkt zu verändern oder neue hinzuzufügen. Das KIS ist die zentrale Anwendung des Krankenhauses mit Modulen z. B. zur Aufnahme des Patien-

135


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.