Bitte kümmert euch um uns!
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wenn eltern nicht beschützen können Pflegefamilien. Vernachlässigung, körperliche oder sexuelle Gewalt: Rund 11.000 Kinder können in Österreich nicht bei ihren leiblichen Eltern leben. Sie werden bei Pflegefamilien untergebracht. Weekend Magazin beantwortet die häufigsten Fragen zum Thema. Von Brigitte Biedermann
FRAGE 1 Wie wird man Pflegemama oder -papa? Im Gegensatz zur Adoption gibt es bei Pflegeeltern keine gesetzlich vorgeschriebene Altersbeschränkung. Der Altersunterschied zwischen Foto: colourbox.de
Pflegekind und Pflegeeltern sollte aber 40 Jahre nicht übersteigen. Man muss auch nicht verheiratet sein, auch Singles oder gleichge schlechtliche Paare können Pflegeeltern werden. „Natür lich ist ein soziales Netz von Vorteil. Man sollte schon jemanden haben, der einem hilft, wenn man krank ist“, weiß Herta Staffa vom Ju gendamt, der Mag Elf. Wer sich für die Tätigkeit interes siert, wird zuerst vom Ju gendamt überprüft (Vor strafen, Wohn- und Einkom mensverhältnisse, Belastbar keit etc). Dann muss ein Vor bereitunsseminar besucht werden. Danach geht es in ein dreitägiges vertiefendes Seminar, das von einem Sozialarbeiter oder ei nem bereits ausgebilde ten Pflegeelternteil gelei tet wird. FRAGE 2 Welche Fähigkeiten muss ich haben? Pflegemamas und Pflege papas sind natürlich be sonders gefordert. Die Kinder, die sie bei sich auf nehmen, sind meistens traumatisiert, verstört oder verängstigt. Einfühlungs
Schnelle Hilfe in Notfällen: Krisenpflegeeltern übernehmen für zirka acht Wochen die Elternschaft für ein bis zu drei Jahre altes Kind.
vermögen, Toleranz und Konfliktlösungskompetenz sind Grundvoraussetzungen. Sozialarbeiterin Christa Strasser: „Es ist ein mutiger Schritt, Pflegekinder bei sich aufzunehmen und auch eine große Herausforderung. Man muss den Spagat zwischen zwei Welten – der leiblichen Familie und dem neuen Heim schaffen.“ Das heißt: Das Pflegekind soll Kontakt zu seinen leiblichen Eltern haben. Diese haben auch das Recht, die Rückgabe des Kin des zu beantragen. In der Re gel bleiben aber die meisten Pflegekinder dauerhaft in der Pflegefamilie. FRAGE 3 Bekomme ich finanzielle Unterstützung? Ja, neben der Familienbei hilfe erhält die Pflegefami lie je nach Alter des Kindes zwischen 480 und 555 Euro monatlich. Kriseneltern, die sich bereit erklären, Kinder in Akutsituationen sechs bis acht Wochen bei sich aufzunehmen, bekom men rund 1.000 Euro Un terstützung im Monat. In Wien gibt es auch die Mög lichkeit, sich als Pflegemut ter oder -vater anstellen zu
lassen. Damit verbunden sind Fortbildung, Beratung, soziale Absicherung (Pen sions-, Kranken-, Unfallund Arbeitslosenversiche rung) sowie ein Gehalt knapp über der Geringfü gigkeitsgrenze. FRAGE 4 Wie lange bleiben die Kinder im Schnitt? Die meisten Pflegekinder blei ben dauerhaft in der neuen Familie, wünschen aber den Kontakt zu den leibli chen E ltern. In ganz weni gen Fällen gehen die Kin der wieder zurück in die Ursprungsfamilie. Sozialar beiterin Strasser hat in ihrer Tätigkeit aber auch schon erlebt, dass das Pflegekind von der Pflegefamilie adop tiert wurde. FRAGE 5 Wer sind die typischen Pflegeeltern? Christa Strasser: „Die Pa lette ist sehr breit. Es sind sowohl Familien mit eige nen Kindern, die Erfahrung haben und belastbar sind, aber auch Menschen, die das Bedürfnis haben zu hel fen und auch Paare, die selbst keine eigenen Kinder n bekommen können.“
Foto: Patrick Pleul/dpa
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ine „Strafdusche“ zur Beruhigung, hin und wieder eine „G’sunde Watschn“ oder Eltern, die schlichtweg überfordert sind. 11.000 Kinder und Jugendli che leben derzeit nicht bei ih ren leiblichen Eltern. In Wien sind rund 1.450 Kinder in 900 Pflegefamilien unterge bracht. Jedes Jahr werden für 100 Kinder Pflegemamas und -papas gesucht. Antworten auf die häufigsten Fragen.