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Oekoladen Thun: Was nützen
from TM Nr. 6 / 2017
by WEBER VERLAG
Was nützen Früchte oder Gemüse, die perfekt geformt sind, aber keinen Geschmack mehr haben?
derGraph.ch im Gespräch mit Marlen Feller, Geschäftsführerin vom Oekoladen Thun.
Marlen, Stichwort gute Ernährung? Ich koche mit unseren Bio- oder Demeter-Lebensmitteln. Wichtig ist umweltverträglicher Anbau ohne Giftstoffe. Der Oekoladen Thun ist ein Bio-Warenhaus mit Nahrungsmitteln, Getränken, Haushaltsprodukten und Kosmetika, also alles für den täglichen Bedarf. Das Meiste aus der Region. Aber wir führen auch Kaffee aus Mexiko oder Tee aus Ceylon. Wir sehen uns als grossen Hofladen in der Stadt.
Das musst du uns genauer erklären. Nun, Lebensmittel sind doch Vertrauenssache. Früher hatten viele einen eigenen «Pflanzblätz», aber heute fehlt meist Platz, Zeit oder Lust, und da kommen wir als Vermittler ins Spiel. Wir kennen viele unserer Produzenten persönlich. Sie pflanzen, hegen und ernten in den Hügeln und Tälern der Umgebung. Wir haben Vertrauen in unsere Produzenten und unsere Kunden vertrauen uns. Ein schöner Kreislauf. Wichtig ist aber auch die Qualität. Nimm zum Beispiel Tomaten. Einst hiessen sie Paradiesapfel, Liebesapfel, Goldapfel. Ihr Geschmack entführte ins Paradies, brachte Sonne und Ausgelassenheit mit, dieses den Südländern zugeschriebene Gefühl des Dolce Vita. Liebesapfel eben.
Heute ist die Tomate ein Dekoartikel. Ganzjährig erhältlich; Festigkeit und Form aus Transport- und Lagergründen genormt; wenige Sorten. Herausstechend ist nur die rote Farbe. Der Geschmack ist verschwunden und das einzige Gefühl, das sie noch auslösen, ist eines des Verlustes.
Und eure Tomaten? Werden in der Region gepflanzt und sehen oft gar nicht «tomatig» aus. Je nach Sorte sind sie gelb, grün, tiefrot, bläulich bis schwarz, klein oder gross. Im Anbau dieser Tomaten stecken eine Menge Arbeit und Rückschläge. Aber der Geschmack entschädigt für alles: Er entfaltet sich im Mund, der Duft breitet sich in der Wohnung aus und lässt einen von Lebensfreude, Sonne und Genuss träumen. Der Unterschied ist unglaublich.
Oben Oekoladen Thun, ein Team mit Geschmack. Unten Bio-Ghee (geklärte Butter): beinahe direkt ab Kuh.

Eure Produzenten pflanzen alte Sorten für euch? Manchmal. Und wir haben langjährige Lieferanten wie die Familie Tschan, Bio-Pionier aus Steffisburg. Neu produzieren Cecilia Suter und Quentin Repond im Erlengut Steffisburg in Demeterqualität. Sie pflanzen auch alte Sorten und liefern mit dem Veloanhänger zu uns.
Wovon träumt ihr ausser von wohlschmeckenden Tomaten? Eben haben wir uns eine neue Webseite geleistet (oekoladenthun.ch). Schon lange wünschen wir uns einen Milchautomaten und eine Nachfüllstation für Reinigungsmittel. Vielleicht findet sich ja durch diesen Artikel ein Sponsor – und wenn nicht, träumen ist doch schön (lacht).
Die neue Webseite www.oekoladenthun.ch ist online!
Text Toni Reichen, derGraph.ch Bilder Malvin Kuss
Oekoladen Thun
Obere Hauptgasse 20, 3600 Thun Tel. 033 223 15 51 Fax. 033 223 15 61 mail@oekoladenthun.ch www.oekoladenthun.ch