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Schloss Schadau: Interview mit dem neuen Ge schäftsführer Roger Lehmann

«Das Schloss Schadau soll ein offenes Haus für alle werden»

Nachdem die Stadt Thun das Schloss Schadau in den letzten Monaten sanierte, wird es am ersten Juniwochenende wiedereröffnet. Der neue Geschäftsführer Roger Lehmann freut sich, an jenen Ort zurückzukehren, an dem er sein erstes Rendezvous hatte.

ROGER LEHMANN, was hat Sie dazu bewogen, das Schloss Schadau zu

übernehmen? Der Reiz, diesen schönen Betrieb zu führen, ist natürlich gross. Für mich ist es zudem ein Heimkommen. Nach der Kindheit in Wimmis und der Ausbildung an der Hotelfachschule in Thun kamen 15 Wanderjahre quer durch die Schweiz. Jetzt komme ich zurück in die Region, in der ich mich sehr wohlfühle.

Was verbindet Sie mit dem Schloss? Ich machte da meine erste Schnupperlehre als Koch. Und ich hatte hier mein erstes richtiges Rendezvous mit Auswärtsessen (schmunzelt). Für mich schliesst sich mit der Rückkehr ein Kreis.

Mit welchen Gefühlen sehen Sie dem Eröffnungswochenende entgegen?

Meine Gefühlswelt ist durchmischt. Von extremer Freude über Respekt bis hin zu etwas Bauchweh ist alles dabei, wobei die Freude überwiegt. Ich spüre ein grosses Interesse der Leute, viel Wohlwollen und Neugier. Das erhöht den Druck. Wir hoffen, die Erwartungen erfüllen zu können.

Was können die Leute denn vom neuen

Schloss erwarten? Es soll ein offenes Haus werden. Die Schwellenangst, die das Gebäude an und für sich schon erzeugt, soll nicht noch durch entsprechende Gastronomie oder Kleidervorschriften geschürt werden. Es soll ein Haus sein, in dem man sich wohlfühlt und das von morgens bis abends allen offen steht, die kommen wollen und Freude daran haben.

Sie waren im Tessin in einem 5-Sterne-Betrieb tätig. Wird das Schloss Schadau auch ein Gourmettempel?

Das Schloss Schadau wird sicher nie eine «Beiz» oder eine «Knelle» sein, in der es nur Wurstsalat gibt. Wir werden eine moderne Küche mit regionalen, frischen Produkten anbieten. In Anlehnung an die Geschichte des Hauses wird die Küche eher französisch sein mit einem augenzwinkernden englischen Einschlag. Wir positionieren uns nicht im Punkte oder Gourmetsegment, sondern eher in der gehobenen Mittelklasse.

Zur Person

Roger Lehmann wurde am 14. Mai 1981 in Wimmis geboren. Er ist in der Region aufgewachsen. Nach einer Kochlehre im Spital in Erlenbach, diversen Stationen als Koch und Küchenchef absolvierte er 2008 die Hotelfachschule Thun. Danach war er in diversen Betrieben in der Schweiz tätig. Seit 2010 ist er Mitinhaber der Solbad Gastronomie AG, die in der Region Basel das Restaurant Schüsselzunft und den Gasthof Solbad betreibt und im Juni das Schloss Schadau übernimmt. Lehmann wird Geschäftsführer in Thun.

Und wie sieht es mit den neuen Hotel-

zimmern aus? Acht der neun Zimmer sind grösser als 35 Quadratmeter. Damit bewegen wir uns in einem BoutiqueHotelBereich, in dem die Preise etwas höher liegen, auch aufgrund der Dienstleistungen: Es gibt ein Willkommensgeschenk, hochwertige Pflegeprodukte und man kann den WellnessBereich im Seepark nutzen. Das Wichtigste ist jedoch überall ein möglichst perfektes PreisLeistungsVerhältnis für den Gast.

Viele Betriebe fahren eher die Strategie, sich klar zu positionieren, sich auf eine Zielgruppe zu fokussieren. Wie

wollen Sie den Spagat schaffen? Wir positionieren uns ebenfalls klar. Im Schloss Schadau wird jedes Produkt – Gastronomie, Hotellerie und Bankettbereich – seine eigene Zielgruppe haben. Alle zusammen ergeben ein breites Sortiment. Es soll eine Durchmischung geben, in der sich die Kulturaffinen, die Feinschmecker, ein Brautpaar, die CoupeEsser und die Jasser gleichermassen wohl fühlen. Das Haus soll leben.

Das Schloss ist beliebt für Hochzeiten. Wird es bei einer Hochzeit für die ande-

ren Gäste geschlossen sein? Nein, es gibt das Schloss Schadau im Sommer mit wenigen Ausnahmen nicht mehr exklusiv für Hochzeiten oder Bankette. Veranda, Garten und Restaurant bleiben immer öffentlich. Bedingung bei Hochzeiten ist, dass sie fünf Hotelzimmer nehmen, damit sie beim Feiern nicht andere Gäste stören.

Sie waren bei der Sanierung in den letzten Monaten involviert. Was war Ihnen wichtig? Die betrieblichen Abläufe standen für uns im Zentrum. Wenn man ein so schönes, denkmalgeschütztes Objekt wie das Schloss Schadau führen darf, weiss man, dass man bei der Rendite Abstriche machen muss. Denn der

«Das Haus soll leben.»

Aufwand ist grösser, die Wege länger und die Anzahl Lagerräume eher knapp. Bei Materialisierungen und Einrichtungen achteten wir daher umso mehr darauf, für den Betrieb und die Abläufe das Optimum herauszuholen.

Ich habe gehört, dass Sie schon Anfra-

Wie wird in der Ästhetik der Bogen vom historischen Gebäude zur moder-

nen Gastronomie geschlagen? Der Stadt Thun, der Architektin Anna Suter und uns war es wichtig, die Hemmschwelle auch mit Hilfe der Möblierung zu verkleinern. Dank der Gradlinigkeit, Feinheit und Schlichtheit der Möblierung soll das prachtvolle Gebäude mit den Stuckaturen und den schönen Tapeten optimal zur Geltung kommen. Zudem legten wir ein Augenmerk auf multifunktionale Möbel. Die Tische funktionieren zum Beispiel mit und ohne Tischwäsche.

Sie haben vorhin die Kooperation mit dem Seepark angesprochen. Konkur-

renz ist kein Thema für Sie? Ich finde es wichtig, dass man es miteinander schafft und sich gegenseitig ergänzt. Wir setzen deshalb stark auf eine gute Vernetzung und auch auf Kooperationen. Im Tourismusbereich ist das essentiell. Im Sommer ist der Schadaupark ein Selbstläufer, aber im Winter muss man gemeinsam mit den umliegenden Partnern die Ecke Schadau attraktiv gestalten.

Haben Sie schon konkrete Projekte ge-

plant? Wir werden zum Beispiel mitmachen bei der Kulturnacht und möchten im Winterhalbjahr auch kleinere kultuein KrimiDinner oder kleinere Lesungen.

Was gibt es jetzt noch zu tun bis zur Er-

öffnung? Mein Team habe ich zusammen, das ist ein sehr gutes Gefühl. Es geht nun darum, gemeinsam Abläufe anzuschauen und zu planen.

relle Anlässe anbieten, wie zum Beispiel

gen haben. Ja, ab Juli ist jeden Samstag eine Hochzeit gebucht.

Von der Liebe zum Fussball. Sie waren lange in Basel. Wen feuern Sie beim

Spiel FC Thun gegen FC Basel an? Fussball interessiert mich nicht so extrem. Aber wenn ich eine Mannschaft anfeuere, dann klar den FC Thun. Mein Herz schlägt auch im Sport regional.

Interview: Simone Tanner Fotos: Erich Häsler, Christian Helmle

Links: Roger Lehmann freut sich auf die Wiedereröffnung, die ihm auch etwas Bauchweh bereitet.

Rechts: Wo diese Treppe hinführt, erfährt man an der Eröffnung des Schlosses.

Zur Eröffnung

Am 1. und 2. Juni finden zur Wiedereröffnung zwei Tage der offenen Tür für die Bevölkerung statt. Jeweils von 10 bis 17 Uhr kann man sich das ganze Schloss auf einem Rundgang ansehen. Rund um das Schloss werden diverse (Familien)Attraktionen geboten. Neben dem Restaurationsbetrieb im Schloss kann man sich auch draussen an diversen Ständen verpflegen.

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