
4 minute read
Barbie Larson: «Ich empfinde es als
from TM Nr. 5 / 2015
by WEBER VERLAG
«Ich empfinde es als Geschenk, in der Schweiz eine andere Kultur erleben zu können.»
Musik und der verständnisvolle Umgang mit Menschen begleiten Barbie Larson, die Bandleaderin der WAGmusic!, durchs Leben. Ihr Song «Can You Imagine?» endet mit «Stell dir vor, was e Troum bewürke cha!». Jener von Kalifornien wurde wahr, nun wartet London.
Barbie Larson ist begeistert von der Arbeit mit körperlich Behinderten.
Im Ort herrschte viel Kriminalität, an den Gottesdiensten nahmen immer 600 Personen teil. Wir führten sie in drei Sprachen durch. Nach 16 Jahren hatte ich einen dreimonatigen Urlaub zugute. Bevor ich diesen antrat, lernte ich Leute aus der Schweiz kennen, die mich nach Thun einluden. Ich erhielt Einblick in die Wohn- und Arbeitsgemeinschaft Gwatt WAG. Die Schweiz mit ihrer Natur und den zuvorkommenden Menschen hatte Heilungsqualität für meine Seele.
Barbie Larson, die Strahlefrau. Haben Sie Ihr sonniges Dann war für Sie sofort klar, dass Sie sich für die
Gemüt in die Wiege gelegt bekommen? (denkt lange nach) Ja, absolut. Meine Eltern haben mir von Geburt «Warum soll Schweiz entscheiden werden? Eigentlich nicht, aber ein Schlüsselerlebnis bei einem Ausflug an den Seean gezeigt, wie gross Liebe sein kann. In meinem ersten ich nicht hier bergsee hat mir mein Herz für die Schweiz geöffnet. Lebensjahr war ich sehr krank, ich bin fast gestorben. Im Gebet sprach meine Mutter zum lieben Gott, «Barbleiben?» Ich hörte in der Ruhe der Natur den Kuhglocken zu und sagte zu mir, warum soll ich nicht hier bleiben? bie muss leben». Seit ich denken kann, habe ich das Das Angebot der reformierten Kirchgemeinde Thun Gefühl, mein Leben sei ein Geschenk, das ich mit andern teilen darf. für ein Jahrespraktikum kam dann gerade richtig und ein anschliessender Pflegekurs in der WAG ebenfalls. Seither lebe ich hier im Was führte Sie als gebürtige US-Amerikanerin in die Schweiz? Die Paradies und empfinde es als Geschenk, eine andere Kultur erletheologische Arbeit in der Kirche meiner Heimatstadt war intensiv. ben zu können.
Die Begegnungsstätte der WAG, das WAGkafi … … und der Blick in eine der Behinderten-Werkstätten.


Als Theologin arbeiteten Sie für die reformierte Kirchgemeinde macht. Mein Stil ist sehr breit, das Schwergewicht liegt auf Folk- Thun. Weshalb haben Sie sich trotzdem für Ihren Zweitberuf als und Pop-Songs, natürlich unterstützt mit meiner Akustik-Gitarre. Musiktherapeutin entschieden? Ich hatte eine 60-Prozent-Stelle als ref. Pfarrerin, bei der ich vor allem Jugendgottesdienste, Tau- Was kommt Ihnen im Zusammenhang mit 400 Stimmen in den Sinn? fen, Hochzeiten und Beerdigungen durchführte. Im Konfirmations- (studiert und lacht nach etwas Hilfe) Ja, der Titel «Thunerin des unterricht kam ich mit den Jugendlichen in Kontakt. So gründete Jahres» hat uns viel bedeutet. Mir und der gesamten WAG, auch ich 1997 mit ihnen, die gerne sangen, und den körperlich Behin- dem Götti der WAGmusic!, Hanspeter Latour. Zuerst war ich schoderten die WAGmusic!. Seit 1998 arbeite ich im Pflegedienst der ckiert von der Nachricht, aber dann hatten wir eine Riesen-Party! WAG. Gelegentlich halte ich den englischen Gottesdienst in der kleinen Göttibach-Kapelle der Christka- «Wir haben Kalifornien wurde wahr – gibt es ein neues Projekt tholischen Gemeinde Thun. eine Einladung mit der WAGmusic!? (Barbie greift zur Gitarre und singt) … Can You Imagine? Stell dir vor … Wie müssen wir uns Ihre Arbeit mit den Körperbehin- nach London!» Chasch du tröime? Chasch du ou die unsichtbare derten vorstellen? Die Pflegediensterwartungen in der Möglichkeite gseh? (legt ihr Instrument zur Seite) WAG sind sehr hoch. Ich übernehme alle Dienste rund um die Uhr, Kalifornien war ein einmaliges Projekt. Doch es gibt neue, wir haca. 40 Prozent. Daneben bin ich ca. 30 Prozent als Musikthera- ben eine Einladung nach London. Eine andere, spannende Zusampeutin für die WAGmusic! zuständig. Für mich ist es schwierig, menarbeit läuft gerade mit dem Schülerchor «Superkids» aus Erauch bei der Pflege nicht zu singen (lacht!). Wir proben jeden lenbach unter Leitung von Iris Liechti-Diethelm an. Mittwochabend eine Stunde, feiern jeden Geburtstag und andere Feste. Wir sind eine Familie, ein zauberhafter Mix zwischen Gene- Text Beat Straubhaar Bild Erich Häsler, Interlaken rationen, Kulturen und körperlichen Fähigkeiten. Eigenkompositionen eines Live-Konzertes in Mühlethurnen ge-
Barbie Larson – die Strahlefrau
Mit der WAGmusic! gingen Sie auf Konzert-Tournee nach Los Ange- Geboren 1956 in Oakdale/Kalifornien. Getauft auf den Namen les. Was war Ihr persönliches Highlight? Ganz eindeutig der Auftritt Barbara Lynn Larson. Ledig. Lebte als Austauschstudentin ein im Gefängnis von Fresno County. Fast zwei Jahre bemühten wir Jahr in Seoul/Südkorea. Anschliessend arbeitete sie viele uns für die Erlaubnis, durch fünf Sicherheitstüren betraten wir Jahre an ihrem Geburtsort als Pastorin und wurde Musiktheradann den Raum und sangen vor 90 Frauen – und sie sangen mit. peutin. Im Jahre 1997 kam Barbie Larson auf Einladung in Das ging unter die Haut! Zurück in der Schweiz, erhielten wir von die Schweiz, absolvierte bei der ref. Kirchgemeinde Thun ein den Insassinnen berührende Post. Eine Mutter von zwei Kindern Jahrespraktikum und besuchte in der Wohn- und Arbeitsgeschrieb uns, das Konzert an ihrem ersten Gefängnisabend habe meinschaft Gwatt den Rotkreuz-Pflegekurs. In ihrer Freizeit ihr sehr viel geholfen. komponiert die US-Amerikanerin Lieder und schreibt SongMan kennt Sie als Vorsängerin mit der Gitarre bei der WAGmusic!. Die Leserinnen und Leser des «Thuner Tagblatt» kürten die Musizieren Sie auch privat? Vor zehn Jahren habe ich eine CD mit Musikalische zur Thunerin des Jahres 2010. texte, wandert und hält sich gerne in und am Wasser auf.