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Das Einmaleins der Hüttenübernachtung
Hütten sind keine Hotels
Schon nur aufgrund ihres abgelegenen Standortes können Berghütten den im Flachland üblichen Komfort nicht bieten. Selten stehen Doppelzimmer oder Duschen zur Verfügung, und die Platzverhältnisse lassen bei voll belegter Hütte keine grosse Privatsphäre zu. Das möglichst reibungslose Zusammenleben vieler Menschen mit unterschiedlichen Zielen und Tagesrhythmen (Gäste, die klettern, wandern oder bergsteigen) auf engem Raum setzt ein grosses Mass an Rücksichtnahme und Verständnis voraus. Einige wichtige Richtlinien sind in den meisten Hütten angeschlagen, und es ist selbstverständlich, dass man sich daran hält. In unbewarteten Hütten, wo kein Hüttenteam über die Einhaltung der Regelungen wacht, sollte man die Hütte so verlassen, wie man sie anzutreffen hofft – und natürlich auch alle Abfälle wieder mit ins Tal nehmen.
In den Hütten des SAC und einiger anderer Verbände geniessen Gäste mit einer SAC-Mitgliedschaft sowie Angehörige von Alpenvereinen, welche das Gegenrechtsabkommen unterzeichnet haben, vergünstigte Konditionen. Darüber hinaus profitieren SAC-Mitglieder auch in zahlreichen Hütten umliegender Alpenvereine von reduzierten Tarifen. Vergünstigungen werden nur gegen Vorweisung des entsprechenden Clubausweises gewährt. Informationen zur Mitgliedschaft sind unter www.sac-cas.ch erhältlich. Ankunft
Nach der Ankunft in der Hütte werden Schuhe, Wanderstöcke, Pickel und Steigeisen im Schuhraum deponiert, wo meist Hüttenfinken, Zoccoli oder ähnliches bereitstehen. Das Betreten der Schlafräume mit Bergschuhen ist verboten. Anschliessend wendet man sich an die Hüttenteams, die einem die Schlafplätze zeigen und mit den Gepflogenheiten der Hütte vertraut machen. Wer nasse Kleider hat, fragt am besten nach geeigneten Trocknungsmöglichkeiten und umgeht so mögliche Konflikte.
Bezahlung
In der Regel wird am nächsten Morgen abgerechnet, falls man nicht allzu früh los will. In den meisten Hütten besteht die Möglichkeit, bargeldlos zu bezahlen.
Internet und Telefon
Die allermeisten Hütten verfügen heutzutage über eine Internetverbindung, welche die Kommunikation zur Aussenwelt (auch per Telefon) sicherstellt. Es kann jedoch nicht davon ausgegangen werden, dass ein öffentliches WLAN zur Verfügung steht. Zudem liegen abgelegene Hütten meist nicht im Empfangsbereich des Mobiltelefons.
Anmeldung
Eine Voranmeldung für die Übernachtung ist obligatorisch. Am einfachsten geht das mit dem OnlineHüttenreservations-System der Alpenvereine, das die meisten Hütten im In- und Ausland ganzjährig einsetzen. In der bewarteten Zeit kann man auch direkt in der Hütte anrufen und sich dabei über die aktuellen Öffnungs- und Bewartungszeiten, die besonders anfangs und Ende Saison witterungsabhängig sind, und über die herrschenden Verhältnisse informieren. Wer in Begleitung eines Hundes eine Hüttenübernachtung plant, sollte sich ebenfalls bei der Anmeldung über die Gegebenheiten erkundigen.
Annullation
Wer reserviert, meldet sich auch ab, falls die Tour nicht zustande kommt. Die rechtzeitige Annullation der Reservation ist bei allen SAC-Unterkünften und bei den meisten anderen Berghütten kostenlos. Die Hüttenteams sind aber berechtigt, Annullations- oder no-show-Gebühren zu erheben, wenn Sie sich zu spät abmelden oder ganz ausbleiben. Für SACHütten gelten hierzu die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des SAC, die unter www.sac-cas.ch zu finden sind.
Verpflegung
In einigen Hütten kann Wasser nicht gratis abgegeben werden, da dort zur Trinkwassergewinnung Schnee geschmolzen oder Bachwasser abgekocht werden muss. Besonders im Hochgebirge ist Wasser ein zunehmend kostbares und entsprechend kostenpflichtiges Gut. Das Nachtessen findet zu fester Zeit statt, häufig um etwa 18.30 Uhr. Auf den Tisch kommen meist eine Suppe zur Vorspeise, dann eine Hauptspeise und ein Dessert. Wer besondere Ernährungsgewohnheiten hat oder an Unverträglichkeiten leidet, informiert das Hüttenteam bereits bei der Reservation darüber. In SAC-Hütten existiert weiterhin kein Konsumationszwang. Allerdings besteht insbesondere in der Hochsaison kein Anspruch auf die Zubereitung mitgebrachter Speisen, da die Kochmöglichkeiten beschränkt sind. Es gilt auch zu bedenken, dass die Einnahmen aus der Konsumation die wichtigste Verdienstquelle der Hüttenteams darstellen, da die Übernachtungstaxen meist den Hüttenbesitzern zugute kommen. In den meisten Hütten sind zudem Sandwichs, Schokolade, Brot, Müsliriegel etc. für den nächsten Tag
erhältlich. Tee für den nächsten Tag («Marschtee») ist bei einigen Hütten im Übernachtungspreis inbegriffen: Die Flaschen werden meist abends durch die Hüttenteams eingesammelt und stehen am Morgen gefüllt bereit.
Nachruhe
Ab 22.00 Uhr herrscht in den Hütten Nachtruhe, da vor allem Bergsteiger noch vor Tagesanbruch wieder das Weite suchen. Bei frühem Aufstehen ist es von Vorteil, noch am Vorabend alle nicht zum Schlafen benötigten Gegenstände im Rucksack zu verstauen: So kann man den Schlafraum leise verlassen, ohne gleich die anderen Gäste zu wecken. In vielen Hütten ist ein Seidenschlafsack aus hygienischen Gründen vorgeschrieben, er erhöht überdies den Schlafkomfort.
Frühstück
Die Frühstückszeit wird individuell mit den Hüttenteams am Vorabend ausgehandelt. In Wanderhütten findet das Morgenessen normalerweise zwischen 06.30 und 08.00 Uhr statt, damit für die Hüttenteams anschliessend Zeit bleibt, die Schlafräume wieder herzurichten und die Hütte auf Vordermann zu bringen, bevor die nächsten Gäste eintreffen. Das bedingt aber, dass man seine sieben Sachen im Schlafraum gleich nach dem Frühstück zusammenpackt und die Decken zusammenfaltet, um Platz für die Putzequipe zu schaffen.
Bitte nehmen Sie Ihre Abfälle wieder ins Tal hinunter, und gehen Sie sehr sparsam mit Wasser, Elektrizität und Holzvorrat um. Die Hüttenteams erklären Ihnen gerne warum.
Schutzraum
Alle SAC-Hütten und einige andere Berghütten verfügen über einen Schutzraum (auch Winterraum genannt), der auch in der unbewarteten Zeit geöffnet ist. Dessen Ausstattung kann allerdings stark variieren, darum sollte man sich unbedingt vorher erkundigen.
Unbewartete Hütten
Auch bei unbewarteten Hütten meldet man sich mit Vorteil an. Das ermöglicht den Eigentümern eine gewisse Planung und erspart Ihnen eine böse Überraschung für den Fall, dass die Hütte bereits vollständig von einer angemeldeten Gruppe belegt ist. Die beschränkten Platz- und Kochmöglichkeiten setzen bei Andrang ein grosses Mass an Absprache und sozialen Fähigkeiten voraus. Wer die Hütte als letzter verlässt, ist verantwortlich für ihren ordentlichen Zustand. Wasser muss in vielen Fällen von Bächen geholt oder aus Schnee gewonnen werden. Gespaltenes Holz ergibt einen besseren Brennwert als grosse Holzscheite, das Kochen mit Deckel spart bis zu 70 % Energie. Auch hier gilt der Grundsatz, dass man den Abfall selbst wieder ins Tal schafft. Lassen Sie Lebensmittel nur dann in der Hütte zurück, wenn es sich um möglichst lang haltbare Esswaren handelt. Zur Begleichung der Übernachtungs- und Brennmaterialtaxe nimmt man einen Einzahlungsschein mit oder steckt das abgezählte Bargeld in einen bereitliegenden Umschlag, den man in die Hüttenkasse einwirft. Leider kommt immer wieder vor, dass viele Hüttengäste die Übernachtungstaxe bei unbewarteter Hütte nicht bezahlen. Wenn diese Entwicklung anhält, werden viele dieser sogenannten Winterräume in Zukunft nicht mehr allen offen stehen – wie dies in den übrigen Alpenländern bereits weitgehend der Fall ist.