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Schwierigkeitsbewertungen

Alpinwandern/Gipfelziele Berner Oberland

Saanenland bis Gantrisch

Gsteig im äussersten Südwesten des Berner Oberlandes liegt am Fuss der Pässe Sanetsch und Col du Pillon. Daher kommt wohl auch der Name des Dorfes, der auf das althochdeutsche Wort «staiga» zurückgehen soll, was so viel wie Anstieg bedeutet. Zu Säumerzeiten waren wahrscheinlich beide Übergänge wichtige Verbindungen in den Süden. Seit dem Strassenbau über den Col du Pillon – der erste Fahrweg entstand 1885 – hat der Saumweg über den Sanetsch keine Bedeutung mehr. Wer in der Region unterwegs ist, sollte einen Rundgang durch das unter Heimatschutz stehende Dorf machen, in dem viele Bauernhäuser aus dem 17. Jahrhundert stammen. Die verzierten und bemalten Fassaden sind bis heute sehr gut erhalten. Das älteste Bauernhaus mit nachweisbarem Baujahr stammt sogar aus dem Jahr 1557.

Der Lauenensee

Spätestens seit die Berner Mundartrockband Span mit ihrem Lied «Louenesee» im Jahr 1983 einen Hit landete, kennen alle den Lauenensee zumindest vom Hörensagen. Noch immer gehört das Lied zum festen Musikprogramm der Radios, und wer hat in einer verträumten Stunde nicht schon den Refrain mitgeträllert: «I gloube i gange no meh – a Louenesee». Das klingt wie ein Ruf, dem man folgen muss, nicht nur für diejenigen, die noch nie dort gewesen sind. Der Lauenensee ist aber nicht nur zum Anschauen schön, er ist auch ein wichtiger Ort für die Natur. Er ist beispielsweise einer der höchstgelegenen Brutplätze der Alpen für Stockenten, Reiherenten und Blässhühner. Zudem ist er ein wichtiger Aufenthaltsort für Zugvögel und somit auch ein wichtiger Teil eines europäisch-afrikanischen Gewässernetzes.

Das Naturschutzgebiet Gelten-Iffigen

Das Gelten-Tal – der hintere Teil des Lauenentals – wurde schon 1957 unter Schutz gestellt. Damals sollte das Wasser des Geltenbachs in den SanetschStausee umgeleitet werden. Doch die Bevölkerung von Lauenen wehrte sich erfolgreich für ihren Bach und den ungestümen Wasserfall namens Geltenschuss. In den 1970er-Jahren wurde auch die weitere Umgebung unter Schutz gestellt. Heute umfasst das Naturschutzgebiet Gelten-Iffigen ein rund 43 Quadratkilometer grosses Gebiet mit zahlreichen Wasserfällen, Bergseen, Moorgebieten und besonders vielfältigen Blumenwiesen und Waldgesellschaften. Es erstreckt sich vom Lauenensee bis ins Iffigtal bei der Lenk und ist das zweitgrösste Naturschutzgebiet des Kantons Bern. (Das grösste ist das Grimsel-Naturschutzgebiet mit 100 Quadratkilometern.) Ein kostbares Stück Natur konnte so vor ausufernden Bauten und Erschliessungen verschont werden. Während in grossen Teilen des Reservates die Alpweiden weiterhin bestossen werden, gilt in gewissen Zonen jedoch vollständiger Schutz.

Die Siebenbrunnen

Die «Sibe Brünne» – die Siebenbrunnen – sind das faszinierende Quellgebiet der Simme. Das Schmelzwasser vom Rezligletscher und vom Glacier de la Plaine Morte sickert durch verschlungene Gänge im

Kleines Bild: Auf den Alpen des Diemtigtals werden seit einiger Zeit auch Yaks gesömmert.

Grosses Bild: Bilderbuchlandschaft mit dem Lauenensee, dem Hahneschritthore (Mitte) und dem Wasserfall namens Tungelschuss.

Alpinwandern/Gipfelziele Berner Oberland

Saanenland bis Gantrisch

Karst-Untergrund und schiesst viele Hundert Meter tiefer unten in vielen Strahlen direkt aus den Felsen. Weiter unten sammelt sich das Wasser aus den Siebenbrunnen und anderen Bächen zu den tosenden Simmenfällen, wo die Wassermassen in vielen Stufen zu Tale schäumen. Der Wasserstand hängt einerseits von der Schneeschmelze und von Regenfällen ab, andererseits von den Gletscherseen beim Glacier de la Plaine Morte. Vor allem der Favergesee füllt sich immer wieder mit Schmelzwasser und bricht irgendwann durch, sodass eine Unmenge Wasser auf einen Schlag talwärts braust, dies jedoch nicht durch den Karst, sondern durch die oberirdischen Bäche.

Die «Wyberschlacht»

Die Langermatte ist eine Hochebene oberhalb der Siebenbrunnen. Hier soll sich zur Reformationszeit, als die Lenker Männer von Bern zu einem Krieg eingezogen worden waren, die «Wyberschlacht» ereignet haben. Über die Langermatte führte früher der Weg von der Lenk über den Rawilpass ins Wallis. Die Sage erzählt, dass die Walliser an der Lenk Vieh geraubt und über den Pass getrieben hätten. Lenker Buben seien ihnen jedoch heimlich gefolgt und konnten das Vieh in einer schlauen Nacht- und Nebelaktion wieder zurückbringen. Als es die Walliser merkten, stürmten sie wutentbrannt wieder über den Rawil gegen die Lenk. Auf der Langermatte jedoch versperrten ihnen die Lenker Frauen mit Heugabeln und Sensen bewaffnet den Weg und schlugen sie in die Flucht. Seither zeigt das Lenker Wappen im unteren Teil ein Schwert, gekreuzt von einem Spinnrocken. Die obere Wappenhälfte stellt die Siebenbrunnen dar.

Boltigen und der Jaunpass

Boltigen liegt in der Mitte des Simmentals, das sich vom Thunersee in einem weiten Bogen zwischen Niesen- und Stockhornkette bis zum Rand der Hochalpen erstreckt. Es ist das längste Tal des Berner Oberlandes. Dank dem verbreiteten, weichen Flyschgestein ist das Simmental breit, die Talhänge sind meist sanft geneigt und sehr sonnig. Dazu ist es wohl das fruchtbarste Tal der Berner Alpen. Nicht verwunderlich, dass das Simmental sowohl bei geistlichen wie auch bei weltlichen Herrschern begehrt war und eine wechselvolle Geschichte erlebt hat. Mehr als ein Dutzend Burgen zeugen davon.

Boltigen liegt zwar ein gutes Stück vom Jaunpass entfernt, gilt aber dennoch als Talort zum Jaunpass. Daher kommt wahrscheinlich auch sein Name: Das alemannische Wort «Boll» soll so viel wie Passübergang bedeuten. Allerdings wurde lange Zeit nicht der heutige Jaunpass überquert. Der alte Saumweg ins Greyerzerland führte von Boltigen über Schwarzenmatt in die Chlus und durch den Reidiggraben zur Alp Rieneschli und über die dortige Senke, den Reidigenpass (ohne Namen und Höhenangabe in der Landeskarte), nach Jaun. Die heutige Jaunpassstrasse wurde erst in den 1870er-Jahren gebaut.

Die reformierte Kirche von Erlenbach

Erlenbachs prächtige Kirche beeindruckt schon äusserlich mit der 58-stufigen, überdachten Kirchentreppe, einem Werk vollendeter Zimmermannskunst. In der Kirche, die 1228 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird, erstaunen die üppigen Wandmalereien, die auf das 15. Jahrhundert zurückgehen und als lange Bilderfolge ausführlich die christliche Heilslehre darstellen. In Erlenbach wirkte 100 Jahre später jedoch der eifrige Reformator Peter Kunz. Er konnte durchsetzen, dass im Zeichen der Reformation die Bilder übertüncht wurden, womit er sie jedoch – Ironie der Geschichte – konservierte und vor Zerstörungen schützte. Erst 1962 erkannte man den Wert der Bilder, die sich unter der bröckelnden weissen Farbe langsam wieder zeigten, und leitete die Freilegung und Restauration ein. Die Kirche

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