Der Staat voll Ignoranten
Max Frischs ‹Fiche› und was wir daraus lernen können
Es hat wieder einige blutige Taten in Europa gegeben und die Politiker nehmen das Wort ‹Terroranschlag› oder ‹Angriff auf den Staat› oft in den Mund. Aber nicht alle diese brutalen Taten in Paris, Barcelona oder London sind Terroranschläge. Denn wenn einer mit Machete und Gottesgeschrei auf Menschen losgeht, sollte man wohl eher von einem Amoklauf sprechen. Solche hat es immer wieder gegeben. Auch und insbesondere in Europa, von Menschen aller Konfessionen.
Darum wäre es wichtig, in den Medien, in den politischen Foren genauer zu unterscheiden. Besonders im Hinblick darauf, welche Massnahmen man ergreifen möchte. Nutzt es wirklich dem einzelnen Bürger und der einzelnen Bürgerin, wenn der Staatsschutz viel mehr Macht bekommt und Freiheiten bei der Überwachung, die er noch vor zwanzig Jahren nicht mehr hatte? Braucht es wirklich einen übermächtigen Staatsschutz?
Einen Staatsschutz und damit Staatsschutzakten, auch zu Privatpersonen, das habe doch jeder Staat, sagte uns damals der Deutschlehrer am Gymnasium. Nun, er war hoher Offizier des Schweizer Militärs und – ausser in der Literatur – eher reaktionär eingestellt. Aber wer wie er argumentierte, hatte damals, und hat bis heute, nicht begriffen, warum die sogenannte ‹Fichenaffäre› in der Schweiz Ende der 1980er-Jahre und zu Beginn der 1990er-Jahre einen Skandal auslösen konnte.
Die Zeit des Kalten Krieges war am Ausklingen und überall kochten die dicken Suppen hoch: Die DDR liess die Mauern von ihren Bürgern einreissen, Gorbatschow unterdrückte den politischen Frühling in den Ostblockstaaten nicht mehr länger, Jugoslawien zerfiel in seine Teilrepubliken – und in der Schweiz, wo ja immer alles etwas kleiner ist, wurde in der Folge des ‹Falls Kopp› (die erste Bundesrätin der Schweiz trat wegen Weitergabe von Insiderinformationen Anfang 1989 zurück) immerhin der Fichenskandal aufgedeckt.
Sogar in der Schweiz also versuchte man in diesem allgemeinen Tauwetter eine Aufarbeitung des Kalten Kriegs, wenn auch nur sehr intern. Die Parlamentarische Untersuchungskommission im Fall Kopp nämlich hatte erstmals Zugriff auf die bislang kaum bekannten Staatsschutzakten. Es stellte sich heraus, dass der Schweizer Staat, beziehungsweise
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sein Staatsschutz, welcher der Bundesanwaltschaft unterstellt war, während Jahrzehnten etliche Hunderttausend Bewohnerinnen und Bewohner des Landes polizeilich beobachten und ihre verdächtigen Aktivitäten ‹fichieren› liess. ‹Fiche› ist das französische Wort für Karteikarte, und als Fiche wurde das Inhaltsverzeichnis eines solchen Dossiers (bzw. die Hinweise auf anderswo vorzufindende Informationen) der Schweizerischen Bundesanwaltschaft bezeichnet. Der eigentliche Skandal aber war vielleicht tatsächlich nicht die Überwachung an sich (zumindest trifft man nach 9/11, also dem elften September 2001, mehrheitlich auf diese Meinung), sondern wie sie erfolgte und was aus ihr resultierte sowie was man daraus schliessen musste und muss. Das lässt sich gut zeigen an der im Herbst 2015 veröffentlichten Fiche von Max Frisch (1911–1991), dem Schweizer Schriftsteller.
Just am ersten August 1990, also am Schweizer Nationalfeiertag, erhielt Max Frisch nach einem (nun jeder/m Erfassten möglichen) Antrag eine erste Version seiner Fiche. Eine erste Version deshalb, weil der Staat einen ‹Fichen-Delegierten› eingesetzt hatte, der allzu brisante Informationen, zumindest aus Sicht des Verantwortlichen, einschwärzte. Dass dies nicht nach genauer Anleitung oder einem genauen Konzept erfolgte, zeigte sich, als Frisch eine ungeschwärzte Kopie verlangte, die er zwar so nicht erhielt, aber dafür eine minder eingeschwärzte. Dies und der Zeitpunkt der Lieferung – die meisten Antragssteller und Antragsstellerinnen bekamen ihre Fiche erste Monate danach – hatte mit der Bekanntheit des Schriftstellers zu tun, was einige Hebel mehr und etwas schneller in Bewegung setzte. So konnte Frisch, vom Krebs schon stark gezeichnet und lebensmüde, sich noch einmal ans Schreiben machen und ein weiteres Mal zur Politik seines Geburtslandes Stellung beziehen. Er tat dies anhand der ersten Version der Fiche; die zweite traf erst nach seinem Tod ein.
Das Datum also, an dem Frisch seine Fiche erhielt, mochte symptomatisch sein, es hatte aber durchaus seine Brisanz: Es war eben nicht nur der jährlich wiederkehrende Nationalfeiertag, sondern auch der letzte vor dem grossen Jubiläum von 1991, dem Jahr, das wegen des mythenumwobenen Rütlischwurs von 1291 (man lese seinen Schiller) zur 700-Jahr-Feier bestimmt worden war, obwohl es die Schweiz als modernen Staat ja erst seit 1848 oder höchstens 1798 gibt. Und Frisch sah sich eben unter anderem wegen seiner Fiche und der ganzen Ungeheuerlichkeit hinter dem
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Skandal dazu veranlasst, die offiziellen Feierlichkeiten von 1991 völlig zu boykottieren, zusammen mit weiteren 500 Kulturschaffenden, die ebenfalls überwacht worden waren. Das war das eine.
Was aber trieb den Schriftsteller, der in seinen letzten Monaten fast keine Zeitungen mehr las und sich vor allem auf das Musikhören und die Massagen freute, noch an, einmal mehr ein Manuskript zu beginnen, sein allerletztes grösseres Werk? – Es war die Fiche selbst, die schriftstellerische Energien bei ihm freisetzte, die Art, wie da sein Leben von 1948 bis 1990 vor ihm lag. Eine Art, die ihm, der doch gerade in seinem Werk immer wieder der Frage der Identität nachgegangen war, schlagartig klarmachte, dass eben nicht nur das Subjekt sich ein Leben zurechtlügen mochte, sondern dass auch und gerade von aussen eine Biographie geschrieben werden konnte, die mit dem wahren Leben nun wirklich nicht viel zu tun hatte. Das musste Frisch, mit Blick auf sein schon zum Greifen nahes Nachleben, zusätzlich zur allgemeinen Ungeheuerlichkeit beunruhigen. Es musste ihm klarwerden, dass die Möglichkeit bestand, dass das, was in der Fiche stand, theoretisch eines Tages als das Wahre gelten würde, als die Essenz seines Lebens.
Aber was setzt man einem solchen Konstrukt entgegen, krebskrank und inzwischen völlig desillusioniert (das Manuskript wurde zu Lebzeiten nicht mehr publiziert und in seiner letzten Veröffentlichung vor dem Tod schimpfte Frisch auf den verluderten Staat, mit dem ihn nur noch der Reisepass verbinde, den ich nicht mehr brauchen werde)? Das muss man sich meiner Meinung nach deswegen fragen, weil im Zusammenhang mit dem Manuskript mehrfach der Vorwurf auftauchte, Frisch habe praktisch das System der Akte übernommen, als er die Fiche zerschnitt und so zu einzelnen Einträgen Stellung bezog. Gerade aber der Umstand, dass er am Ende des Manuskripts noch Einträge anfügte, die aufzählen, was seiner Meinung nach und teilweise zu seiner Überraschung in der Fiche fehlt, weist darauf hin, dass er mit der Collage nicht zufrieden war, aber dass es ihm schlicht an der Energie fehlte, ein völlig anderes Werkformat anzugehen. Uns Nachfolgenden auf jeden Fall gibt es so eben zusätzlich zu den Kommentaren Frischs die Möglichkeit, das Faksimile seiner Fiche zu sehen, zu sehen, wie das tatsächlich eine Ungeheuerlichkeit war, was da im Namen des Staates getan wurde. Was das Leben des spezifisch hier Fichierten betraf, wie auch die Folgerungen, die man allgemein aus der Affäre ziehen durfte. Was getan wurde …: Was verängstigte Frisch und muss uns heute noch verängstigen, wenn man das Leben des Schriftstellers in der Fiche be-
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trachtet? Zuerst einmal verwundert einen schon auf der ersten Seite das Fehlen von allgemein bekannten Daten. Neben der fehlenden Fahrzeugnummer etwa (es gab Register dafür) oder dem ebenfalls fehlenden Vermerk über seine zweite Scheidung (konnte im Einwohneramt nachgesehen werden) muss vor allem das Fragezeichen der Bundesbeamten hinter dem Stichwort «Militär» verblüffen. Frisch hatte im Zweiten Weltkrieg insgesamt 650 Tage Dienst geleistet und darüber unter anderem in ‹Blätter aus dem Brotsack› (1940) oder ‹Dienstbüchlein› (1974) berichtet. Wenn schon diese direkte Leistung für den Staat den Staatswächtern nicht bekannt war (Ein Aktiv-Dienst ohne einen Tag im Arrest ist in der Taubenstrasse 16, 3003 Bern, nicht bemerkt worden.), wie mochte es da um Frischs späteres Engagement für den Schweizer Staat stehen, das zwar stetig kritischer wurde, mit dem er sich aber als wacher Bürger bewies, der bereit war, an der Zukunft seines Landes mitzuwirken? Tatsächlich musste der Schriftsteller der Akte entnehmen, dass ihn die offizielle Eidgenossenschaft hier für eine potentielle Gefahr für die Interessen des Landes gehalten und seinen kritischen Patriotismus mit Denunziation und Überwachung beantwortet hatte, wobei ausschliesslich negativ beurteilte Ereignisse oder vielleicht noch negativ sich auswirkende Tätigkeiten ihren Eintrag in der Fiche gefunden hatten. Das höchste, was Frisch in der Akte zugesprochen wurde, sind Handlungen, über die laut den Beamten «Nichts Nachteiliges bekannt» war. Was immerhin die Möglichkeit offen liess, dass Nachteiliges noch auftauchen könnte. Nicht aber Wohlbeurteiltes.
Diese «Nichts nachteiliges» (sic) und Ähnliches bestätigten aber neben den eindeutig negativ gemeinten Einträgen vor allem, dass auch alle anderen Einträge irgendwie als negativ aufgefasst beziehungsweise gelesen werden mussten. Sie mussten also eigentlich etwas darüber sagen, warum man Frisch für eine potentielle Gefahr gehalten hatte. Genau hier aber wurde und wird der grosse Skandal daraus: Nirgends wird explizit ersichtlich, was denn die Beamten an Max Frisch so beunruhigte. Natürlich reiste er zum Beispiel 1948 an den Weltkongress der Intellektuellen für die Sache des Friedens in Polen, also zwar hinter den sogenannten Eisernen Vorhang; aber erstens fehlte er da am letzten Tag, weil er bei einer öffentlichen Beschlussfassung ohne Protokollverzeichnis, wer davon abwich, nicht mit dabei sein wollte – er überlegte sich dies also gut (und hatte dafür sogar ein Alibi, nämlich den bewussten Besuch des Schweizer Botschafters in Polen). Und zweitens gab er
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nach seiner Reise das Statement ab: Ich bin nicht für den amerikanischen Frieden und nicht für den russischen Frieden, sondern für den Friede. (sic)
Doch wenn man hier noch glauben mag, ein Kongress hinter dem Eisernen Vorhang sei halt schon ein Verdachtsmoment, der wird wohl eines Besseren belehrt bei einem Eintrag vom 20. September 1976: «aus‹National Zeitung›Nr. 293: Max Frischs Frankfurter Friedensrede›. F. wurde in der Frankfurter Paulskirche mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet.» (sic) Denn was also musste Frisch hierbei und aus weiteren Einträgen in der Akte herauslesen? Diesen konkreten Beispielen gemein war eine einzige Sache: Das Einstehen für den Frieden (FRIEDE, allein diese Vokabel genügt, um dich verdächtig zu machen für den Staatsschutz.). Diese Deutung wird dadurch gestützt, dass bis heute nicht erklärt werden kann, warum genau solche Einträge wie der zuletzt zitierte Eingang fanden in eine Fiche. Was sonst konnte es sein: Etwa die Tatsache, dass die Nachricht in der gesellschaftskritisch-linksliberalen National-Zeitung ‹gefunden› wurde (die Meldung stand jedoch in allen wichtigen Blättern)?
Oder etwas anders gefragt und noch wichtiger: Was durfte Frisch allgemeiner daraus herauslesen? Zusammen mit vielen Überwachten musste er daraus und allen weiteren Einträgen folgern: Kein Eintrag in meiner Fiche (13 Seiten) verweist auf eine verfassungswidrige Handlung. Weswegen es bis heute auch zu keiner Strafverfolgung gekommen ist. Trotzdem werde ich als Schweizerbürger observiert, wenn ich nicht ausser Landes bin, und zwar 42 Jahre lang. Der Anlass für diese polizeiliche Bemühung um etwa 300 000 Schweizerbürger ist, seit wir die Fichen sehen, durchaus evident: gesucht wird nicht nach Geldwäschern und Waffenschmugglern und Drogenhändlern. Sonst hätte die Bundespolizei, wenn sie mit allen ihren Spitzeln vom Dienst und mit privaten Denunzianten und mit Telefon-Abhören nie fündig wird in dieser Richtung, gelegentlich die Observierung eingestellt. Observiert wird, wer Meinungen vertritt, die von der Meinung beispielsweise der FREISINNIGEN DEMOKRATISCHEN PARTEI abweichen; das genügt für den Verdacht: Staatsfeind, Landesverräter etc. – Frisch brachte damit auf den Punkt, dass die Überwachung besonders das linke Spektrum betraf, dass der bürgerliche Block und die wirtschaftsliberale Freisinnig-demokratische Partei (FDP) die Schweiz regierten und dass die Bundespolizei schlicht als Meinungspolizei operierte.
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Dagegen verblassen alle anderen Fehler der Fiche eigentlich: Dass sie viel zu viele und viel zu viele banale1 oder sogar falsche Einträge enthielt (Faulheit oder Dummheit schienen da kein Kriterium gegen die Anstellung als Beamter gewesen zu sein: Meine Bemerkung: ein Gehilfe bei der Bank, der nicht einmal Adressen richtig abschreibt, geschweige denn imstande ist ein Zivil-Formular auszufüllen ohne Fehler in jeder zweiten oder dritten Rubrik, würde begreiflicherweise entlassen. Hingegen in der Taubenstrasse 16, 3003 Bern, taugt er als Beamter im Staatsschutz.); dass die Einträge zufällig wirkten und Lücken aufwiesen; dass die Beamten Literatur nur als Gerücht wahrnahmen, aus zweifelhaften Quellen, etwa Frischs Aussagen zur ‹Überfremdung› betreffend: Sie zitieren da lieber einen neidischen Kollegen von Frisch aus einem Gratisheft, statt die entsprechenden Aussagen bei Frisch selbst nachzulesen und so weiter. Und wie gesehen gab es selbst bei der Zensur vor dem Versenden der Fiche noch immer keine systematischen Anweisungen.
Aber all diese Umstände zusammen brachten eben einen zweiten wichtigen Punkt auf: Wenn anscheinend keine genauen Regeln darüber existierten, welche Angaben aufgezeichnet, noch, wie diese überprüft werden sollten, wie wurde denn bestimmt, selbst wenn zu Beginn ein berechtigter Verdacht bestanden hätte, wie lange eine Akte weitergeführt wurde? Welche Konsequenzen konnte das haben, was wurde im Lebensplan dieser observierten Person alles verhindert? Und da die Öffentlichkeit der Schweiz ebenfalls gerade zur Kenntnis nehmen musste, dass vorbereitete Verhaftungslisten für den ‹Ernstfall› bestanden, wussten die Verantwortlichen überhaupt, was als ‹Ernstfall› gelten konnte und wie dann mit den Fichierten umgegangen worden wäre? War es bloss der Unfähigkeit der Bundespolizei zu verdanken, die Unmengen an vollgeschriebenen Papieren zu überblicken, dass die Schweiz nicht zu einem totalitären Staat mutiert war? – Das alles lernte Frisch ganz allgemein aus seiner Akte.
Spezifischer auf sein Problem der Identität zugeschnitten, störte ihn aber noch mehr daran: War eigentlich alles der Ignoranz dieser Beamten überlassen? Wollte man sich solchen Menschen ausgeliefert wissen und in den Akten überliefert? Denn Frisch erkannte sich, mochte sich in dieser Fiche nicht erkennen. Wieso? Man stelle sich vor: Da schreibt ein Schriftsteller ein Leben lang Texte über einen Staat und seine Bewohner, während die für die Staatssicherheit zuständigen Beamten dazu keine Stellung nehmen, aber fleissig notieren, mit wem Max Frisch sich trifft, mit wem er
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telefoniert und wohin er reist. Alles, was er als Kosmopolit in seine Texte eingebracht hatte, wurde durch seine Fiche verleugnet. All das existierte gar nicht. Ja, Frisch hätte am Ende seines Lebens vielleicht gerne noch einmal in einer differenziert denkenden Runde über den Staatsschutz diskutiert, etwa über den Unterschied zwischen Terrorismusgefahr und der staatsschützerischen Verdachtskultur gegen all jene, die in demokratischen Ländern gegen diktatorische Verbrecher wie Pinochet, Franco oder Papadopoulos protestierten. Stattdessen musste sich Frisch mit absurden Einträgen in seiner Fiche herumschlagen. Nicht zuletzt dadurch wurde sein Manuskript auf eine gewisse Weise von vornherein herabgewürdigt: Die Fiche war eben wirklich nur ein Dokument, das strotzt vor Ignoranz, vor Borniertheit über vier Jahrzehnte, vor Provinzialismus und Impertinenz.
Nur einen einzigen veritablen und unbestreitbaren Eklat konnte Frisch seiner Fiche so noch abtrotzen, der aber wieder ganz allgemein gültig war, nicht nur für ihn: Der letzte Eintrag in seiner Fiche datiert vom zwölften Januar 1990. Doch der Bundespräsident Arnold Koller hatte bereits im Herbst zuvor auf unseren TV-Schirmen verkündet, dass er von solchen Karteien nichts gewusst habe, dass er aber sein Departement ausmisten werde, ja, aber sofort. Zwecks Wiedergewinn des Vertrauens! Und im Januar 1990 wird in der Taubenstrasse also weiter registriert. Heisst das nun, dass auch dieser Bundesrat öffentlich lügt, wie seine Amtsvorgängerin, die ihren freisinnigen Freispruch dafür bekommen hat, oder bedeutet es, dass die Verwaltung regiert und die Bundesräte als Rütli-Schwadroneure dienen?
Was den Bogen schlägt zum anderen bekannten Schweizer Schriftsteller der Nachkriegszeit: Friedrich Dürrenmatt (1921–1990; er wurde fast 50 Jahre überwacht). Dessen Komödie «Herkules und der Stall des Augias» (erste veröffentlichte Form 1954), eine Groteske rund um eine Staatsbürokratie, wurde im Mai 1991 im Nationalratssaal, dem repräsentativen Zentrum der Schweizer Demokratie, zur Aufführung gebracht – gegen den Letzten Willen des Autors. Der hatte bereits im November 1990 geahnt, dass mit den Umwälzungen nach dem Kalten Krieg und der Fichenaffäre nicht das Ende der Selbstüberschätzung der Schweiz in Bezug auf ihre Wichtigkeit in der Welt gekommen war. Denn trotz der Fichenaffäre und der nicht einmal abwegigen Vergleichbarkeit mit der Stasiüberwachung in der DDR herrschte weiterhin die Meinung vor, dass die recht-
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schaffene Schweiz ein Vorbild für alle östlichen Staaten sein könne. Dürrenmatt erlaubte sich daher, bei einer Rede auf Vaclav Havel diesem Bild zu widersprechen («Die Schweiz – ein Gefängnis»; gehalten im November 1990). Er verglich die Schweiz mit einem Gefängnis, in dem es keine Mauern mehr brauche, weil die Gefangenen eben gleichzeitig ihre eigenen Wärter seien und damit ihre so definierte Freiheit bewiesen. Die anwesenden Bundesräte verliessen wütend den Saal.
Wie recht er aber damit hatte, vermutete damals vielleicht nicht einmal Dürrenmatt selbst. Denn längst hat die Schweiz wieder begonnen, eine Kartei zu führen über verdächtige Personen. 2010 hatte der Staatsschutz erneut über 200 000 Fichen angelegt. Und das Unglaubliche dabei ist: Heute muss man sich tatsächlich selbst anschwärzen, wenn man wissen möchte, ob eine Akte über die eigene Person besteht. Denn wer Auskunft darüber möchte (ohne Einblick zu erhalten, nur zur Bestätigung der Existenz einer Fiche), muss glaubhaft darlegen, warum er meint, fichiert worden zu sein. Damit liefert jeder, der den Verdacht hegt, sowieso überwacht zu werden, dem Staatsschutz möglichst viele Informationen über sich selbst ab. Und wer noch nicht erfasst ist, liefert womöglich den Grund dazu. Der Antragssteller/Die Antragsstellerin wird zum eigenen Wärter.
Es gilt, was Max Frisch sagte, (mit einigen Vorbehalten) heute noch: Was sich als Staats-Schutz gebärdet, ist eine Bürgerblockpolizei, also eine Partei-Polizei. Und hiermit ist der Staatsschutz, so wie er eingesetzt wird, eine verfassungswidrige Institution. Das sah 2011 auch der Datenschutzbeauftragte des Bundes ähnlich, der ein breiteres Auskunftsrecht durchsetzen wollte. Doch damals wie heute werden solche Vorstösse von den rechten und den Mitteparteien meist abgelehnt. Der Bevölkerung scheint es mehrheitlich egal zu sein. Während 1990 in einer politischen Ausnahmesituation hunderttausende Bürgerinnen und Bürger ihre Akten einsehen wollten, sind es heute meist fünfzig bis hundert pro Jahr.
Ignoranz auf allen Seiten: Die Staatsschützer wollen nichts wissen vom Datenschutz; und die meisten Bürgerinnen und Bürger nichts darüber, ob sie überwacht werden – im Gegenteil, sie liefern heute millionenfach Informationen über sich via die Sozialen Medien. Ja, dieser Staat –da hatte Max Frisch recht – steckt voller Ignoranten.
Dabei gälte eigentlich: Ein Staat als Zusammenschluss, als Gemeinschaft ist sinnvoll und nützlich. Aber nur, wenn es erlaubt ist, ihn immer wieder zu hinterfragen. Wenn man dem Zusammenschluss, dem Gebilde
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unkritisch huldigt, wird es zum Götzen. Um das zu vermeiden, muss ein Staat sich entwickeln können und kritische Stimmen ertragen. Und er muss es auch ertragen, dass es totale Sicherheit nicht geben kann. Selbst wenn der Staatsschutz eine Macht erhielte, die uns ihm wieder ausliefern würde, wie es zumindest in der Schweiz schon einmal der Fall war.
Endnote
1 Ausserhalb von Max Frischs Fiche wurde vor allem ein Eintrag in der Fiche der Nationalrätin Menga Danuser berühmt-berüchtigt: «[T]rinkt abends gern ein Bier!» Das Ausrufezeichen steht wie ein Staunen in der Landschaft, dass eine Frau Bier trinkt. Was kam den Staatsschützern daran so verdächtig vor? Die Fiche wurde damit zur Chronologie des blossen Verdachts von falschen Absichten hinter Tätigkeiten, die bei Menschen mit ‹rechter› Gesinnung nie negativ verzeichnet wurden.
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Der Sargonaut oder Die Bob-Ferrari-BlondinenCircus-Zigarren-Phallus-Todesnarkose
Hermann Burger nacheilend
1942 wurde Hermann Burger geboren, im gleichen Jahr wie mein Vater. Vor neun Jahren, 2014 also, fand die Beerdigung meines Vaters statt und die erste Werkausgabe Hermann Burgers war erschienen, die es erlaubt, ihn wieder vermehrt und genauer wahrzunehmen. Ende und (Wieder-)Anfang. – Am 28. Februar 1989 tötete sich Hermann Burger selbst. An diesem Tag wurde ich fünfzehn Jahre alt; es war das Jahr, in dem ich den Wunsch hatte und mir zum Ziel setzte, Schriftsteller zu werden. Ende und (provisorischer) Anfang.
Anfang, Ende: Obwohl gerade bei Burger der Todestag, so denke ich –quasi analog zur Praxis im Mittelalter –, wichtiger sein könnte als der Geburtstag (das Thema Tod ist bei ihm allgegenwärtig) und obwohl er auf eine gewisse Weise immer wieder intra-uterinäre (End-)Zustände beschrieben oder in seinen Werken herbeigesehnt hat, musste er doch das Licht dieser Welt an einem genau festgehaltenen Tag erblicken: Er wurde in Aarau geboren am zehnten Juli, als Sohn eines Versicherungsinspektors und einer Hausbeamtin, beides Berufe mit einer Kontrollfunktion. Es gibt bessere Arten, auf diese Welt zu kommen – und auch bessere Zeiten: Rund um die Schweiz standen das ‹Dritte Reich› und seine Verbündeten gegen die Alliierten im Krieg, die Esswaren waren rationiert, die Angst schlüpfte den Menschen unter das Hemd und verschloss ihnen den Mund.
Was macht Menschen depressiv? Bei Hermann Burger wäre es schwierig und vermutlich auch falsch, der Kindheit oder seinen Eltern die volle Schuld dafür zu geben. Dazu sieht Burger in den Fotos bis zur Volljährigkeit noch zu wenig bedrückt aus. Oder sagen wir so: Wenn er mit dem Saxophon posiert oder auf den Fotos, auf denen er mit seiner Band zu sehen ist, nimmt man ihm Lebensfreude durchaus ab.
Was also machte Hermann Burger krank? – Vielleicht darf man so nicht fragen. Sondern höchstens feststellen: Bekannt ist, dass er in späteren Jahren manisch-depressiv war und ein wenig lebte wie ein Klöppel, der auf beiden Seiten der tönenden Glocke aufschlägt, immer wieder, rechts und links.
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Und Töne gab er von sich, wörtlich und übertragen: Mit seiner Band, in der er Saxophon, Vibraphon und Klavier spielte, mit verschiedenen Farbtönen in seinen Bildern, die unter anderem in den Zeichenkursen an der Kunstgewerbeschule Zürich entstanden, die Burger parallel zur Universität Zürich (Fächerbelegung dort: Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie) besuchte, und in der Rekrutenschule, in der er zum Panzerfahrer ausgebildet wurde und sich einige blaue Flecken holte. 1963 wechselte Burger auch noch das Studiengebiet und immatrikulierte sich an der Eidgenössischen Technischen Hochschule, um sich zum Architekten ausbilden zu lassen – auch das ‹tönt› in der Gesellschaft gut.
Denn Hermann Burger, das wird schon an diesen wenigen Daten und Fakten klar und zeigt sich später in seinem Leben als Muster ebenfalls, hatte eigentlich zu viele Talente oder wollte in den verschiedensten Richtungen zu viel von sich: Germanistik? Er musste die Promotion schaffen und sich habilitieren und danach Dozent an der Eidgenössischen Technischen Hochschule werden. Literatur: Er wollte den Schweizer Roman schlechthin schreiben und packte deswegen nach ‹Schilten› von 1976 die damals vermutlich weltweit bekannteste Schweizer Ikone in seine ‹Künstliche Mutter› von 1982: den Gotthard – doch immerhin entsprach dieses Gebirgsmassiv mit Teufelsschlucht und Urnerloch sowie den militärischen Höhlenanlagen gut Burgers Plan zu seinem Romanstoff mit der Aplanalpschen Tunneltherapie der Künstlichen Mutter. Aber dann weiter: Redakteur: Es musste das Feuilleton sein, und zwar bei mehreren Zeitungen respektive Zeitschriften. Sport: Er musste mit dem Eisbob bei Tag und bei Nacht die Bahnen hinunterrasen: im Blechsarg durch den Eiskanal. Die Vorliebe für Autos: Es mussten mehrere Ferraris sein: Ferrari humanum est. Ein Hobby: Er musste zu einem richtigen Zauberer werden. Frauen: Es musste eine blonde Tagesschaumoderatorin sein, die er anbetete: Engeln soll man nicht die Flügel stutzen, sie sind so selten heute. Und so viel Blond, so viel Blond. Nur bei den Zigarren durften es ab und an auch Stumpen sein, stumpfe Stengelenden im Mund, schliesslich kam er ja aus dem Stumpenland. Und das Militär liess er dann schnell mal links liegen. Trotz all dieser Tätigkeiten fühlte Burger sich oft allein. Einerseits wohl, weil er in der Literaturszene eher ein Einzelgänger war und sich nicht als Vogelscheuche der Demokratie ins Tagesgeschehen einspannen lassen wollte. Andererseits rissen gegen Ende des Lebens einige lange Freundschaften und ging seine Ehe zu Bruch und die beiden Söhne zogen zur Mutter.
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Wenn nur nicht diese hohen Erwartungen an sich selbst gewesen wären, die sich für ihn und sein Leben oft ins Negative wandten: Denn fast immer, wenn jemand einen wichtigeren Literaturpreis gewonnen hatte als er, oder auch, wenn er bei einem neuen Projekt wieder vorne am Berg stand, wurde er krank. Gegen Ende 1961 zum Beispiel begann er überhaupt erst, sich literarisch zu üben (Schreibetüden), Anfang 1962 hat er eine Gastritis. Ende 1962 beginnt er das Studium der Architektur, Anfang 1963 erleidet er einen ersten psychophysischen Zusammenbruch. Im Herbst 1970 erscheint der erste Prosaband ‹Bork›, der mit Lob versehen wird, worauf man rasch ein neues Buch erwartete, da beginnen bei Burger im Frühling 1971 starke Unterleibsschmerzen. 1973 beendet er seine Dissertation (Das Leben ist eine Dissertation über den Tod), 1974 beginnt er eine Psychotherapie. 1982 nimmt er an der Verleihung des Ehrendoktorats an Jean Rudolf von Salis teil, einen Tag darauf erleidet er den ersten psychosomatischen Herzinfarkt.
Aber auch umgekehrt funktioniert es: Wenn er ein wirklich grosses Projekt mit Erfolg abgeschlossen hat und die Verkaufszahlen stimmen und man nicht öffentlich sofort Druck macht hinsichtlich eines Nachfolge-Romans, geht es ihm gleich besser: Im Spätsommer 1976 zum Beispiel erscheint ‹Schilten›, ab Anfang 1977 ist Burger gesundheitlich weitgehend beschwerdefrei.
Doch schnell – jeder Schmerz ist sich selbst der nächste – schwingt das Pendel wieder in die andere Richtung: 1979 erleidet er die erste schwere Depression und manische Phase. Zur Heilstollentherapie, die wie gesagt vor allem in ‹Die künstliche Mutter› eine wichtige Rolle spielt, begibt er sich erstmals 1981. Drei Jahre später lässt er sich in eine psychiatrische Klinik aufnehmen. 1986 muss er die Therapie intensivieren. Ein zweiter psychosomatischer Herzinfarkt folgt 1987. Darauf werden die Intervalle zwischen Hospitalisierungen und den manischen Phasen immer kürzer.
Darunter leiden teilweise auch die nachfolgenden Werke, die immer gehetzter den erträglichen Phasen abgetrotzt werden mussten oder in der Depression als Beschäftigungstherapie oder eine Art ‹Narkose› dienten (tausend Nichtigkeiten treiben, die das ‹Jammergefühl› betäuben): ‹Ein Mann aus Wörtern› erscheint 1983, 1985 gewinnt Burger mit ‹Die Wasserfinsternis von Badgastein› den Klagenfurter Literaturpreis, ‹Die allmähliche Verfertigung der Idee beim Schreiben› und ‹Blankenburg› werden 1986 veröffentlicht, ‹Der Autor auf der Stör› 1987, ‹Der Schuss auf die Kanzel› und ‹Tractatus logico-suicidalis› 1988. Ein Jahr später, am
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Tag, als der erste Band einer geplanten Tetralogie erscheint, ‹Brenner 1: Brunsleben›, tötet sich Hermann Burger durch eine Überdosis Barbiturate.
Immerhin träumte der Autor dazwischen: Von möglichen Leben, vom möglichen Könnte-Sein: Wie wäre ich als Tabakkaufmann herausgekommen, wie als Drehorgelspieler, wie als Leiter einer Hausiererschule? Zwei Formen beherrschen mein Denken: die Frageform und die Möglichkeitsform. Denn indem er, wie er sagt, sich auf Sprache einlasse, finde ich –vielleicht – die Lebensursache heraus.
Ob er sie gefunden hat? Denn er hatte durchaus eine Vision eines ‹Himmels›: Der Schriftsteller sitzt in seinem Atelier am Schreibtisch und hämmert auf der Maschine herum. Was dann ein schönes Kunststück wäre. Doch eigentlich wollte Burger das gar nicht: Meine Arbeit wäre beendet, wenn ich mein Esperanto, meine Weltsprache gefunden hätte. Das hingegen hat er höchstens ex negativo geschafft, in einem Scheitern um das Wesentliche im Kreise herum: Schreibend-Sein heisst, um den einen zentralen Punkt zu kreisen: Ich schreibe, um zu existieren. Immerhin.
Aber was mit keinem Kunststück, mit keiner Volte zu erreichen war, das ist die Auflösung des Grundwiderspruchs zwischen dem Schreiben und dem Leben («Lieber leben als schreiben» hat es Heinrich Federer genannt). Denn dein Schuss in Gottes Ohr, wenn der alte Götze nicht seit Jahrhunderten taub wäre, aber das Leben – es ist doch bloss eine ungenügende Rohfassung.
Was ziehen die Leserin und der Leser daraus? – Kaufen Sie diese verdammte Ausgabe, lesen Sie mehr Burger. Ein hermannscher Teufel wird es schätzen.
Aber ich, der ich diese Werkausgabe schon durchgelesen habe, ich hätte gerne seine Widmung in einem Buch meiner Bibliothek gehabt. In einer Parallelwelt habe ich sie vielleicht.
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Sich nie an das Hiersein gewöhnen
Über Adelheid Duvanel
Ob sie wohl versucht hat, sich selbst zu ‹gesunden›? Im letzten Absatz der letzten Geschichte in ihrem letzten Buch zu Lebzeiten findet man den Satz: Menschen brachten die Kinder auf Bahren in ein Spital, wo die Pfleger die Kranken dreimal in eiskaltes Wasser tauchten; wer überlebte, wurde gesund. – Passt es nicht, nein, nicht: wunderbar, aber: fast unglaublich perfekt zu ihrem Tod ein Jahr später? Und sie hätte sich damals, im Juli 1996, also quasi ihrer imaginierten Kälte ausgesetzt, um zu sehen, ob sie überlebe ... Denn wie sonst verfriert jemand im Hochsommer in der Schweiz, mitten in Basel? Ja, es war eine kalte Sommernacht. Ja, sie hatte Psychopharmaka zu sich genommen. Aber trotzdem: Diese Kälte, die für das Erfrieren reichte, in der Nacht vom 7. auf den 8. Juli 1996 in einem Waldstück, sie musste doch auch von innen gekommen sein. Von einem Leben, das kaum mehr Wärme verspürte, die es doch so bitter nötig gehabt hätte.
Man könnte also das Bild zeichnen einer Frau, die praktisch ein Leben lang gelitten hat. Einer Frau, die kurz vor dem Zweiten Weltkrieg in eine Alpenrepublik hineingeboren wurde, schnörkellos ungefragt, wie es Friederike Kretzen ausdrückt, und mit etwas ausgestattet, das sie praktisch wehrlos machen sollte gegen die Zumutungen des Lebens und Atmens. Zum Glück nur praktisch. Mit dem Wissen um ihre Imagination kann man nämlich das Bild einer Frau zeichnen, die, wie sie einmal sagte, innerlich Kind geblieben war, obwohl sie auch als Schriftstellerin auftrat, da sie auf diese Weise wenigstens um ein Leben zu ringen vermochte, das ihr ständig entglitt, das uns ja allen ständig entgleitet. Vielleicht schrieb sie deswegen nur Miniaturen, zwei oder drei Seiten lange Erzählungen oder eher Geschichten, weil sie dabei nicht zu viel Zeit verlor: [D]iese Zeit [ist] immer noch zu klein, zu dünn: Ich möchte viel, viel mehr. Denn trotz des Zeitsparens verwandelte sich ihr Spiegelbild ja vom Kind in das einer Ehefrau, die sich relativ früh die Trennung wünschte (geschieden wurde das Paar erst nach neunzehn Jahren), in das einer Mutter und Grossmutter, die wohl ihrem Kind und Grosskind jene Liebe, die sie selbst so vermisste, auch nicht ganz zu geben vermochte: Ihre Tochter, geboren 1964, HIVBetroffene seit 1985, starb 2005; ihr Grosskind, geboren 1985, gilt heute als verschollen. – Bei all dem Leid versteht man, dass Adelheid Duvanel
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(1936–1996) eigentlich nur noch schweigen wollte (Wenn man spricht, geht man haarscharf an der Wahrheit vorbei. Nur wenn man schreibt, Wörter durchstreicht, andere findet, kann man die Wahrheit treffen.). Doch fand und empfand sie das Schreiben als die ihr gemässe Form des Schweigens, die das Aussprechen eben doch erlaubt.
So könnte man ihr Leben beschreiben als auf der Suche nach Zeit, der Zeit der Liebe und der Kindheit, als ihr Leben noch erträglich war (ihre frühe Kindheit in Pratteln und Liestal bis etwa 1950 hatte sie als glücklich in Erinnerung; was ein späteres Unglücklichsein noch weniger ertragbar machte ...). Man könnte es beschreiben als eine Art Sprachrohr-Dasein. Denn wie sie ebenfalls sagte, schrieb sie, als schriebe sie ihre Sätze nicht selbst. Nach Schopenhauer übrigens die höchste zu erreichende Form jedes Künstlers: Wenn er oder eben sie sich selbst vergisst, völlig auf das Werk allein abgestellt ist, kaum mehr seiner selbst bewusst, lebt man ganz für das Werk, kanalisiert man gewissermassen alles in der Welt auf den Text hin. So schrieb sie kurze, einfache Sätze, die dennoch in wie glasklarer Reinheit einem Lesenden aufzudecken vermögen, was sonst meist verdeckt bleibt. Man muss aber die assoziative Logik ihrer Art von Traumbildern lesen können, will man die ganze Grösse der Schriftstellerin bewerten können. Immer wird die oder der Lesende am Anfang etwas überrascht sein von der vermeintlichen Simplizität, aber auch vom Ablauf der Dinge in diesen Texten.
Aber wären wir nicht auch immer wieder vom Ablauf der Welt überrascht, wenn wir uns nicht so sehr daran gewöhnt hätten? Und genau hier setzt Duvanel an: Sie akzeptiert dies eben nicht, vermochte es wohl nach 1950 auch nie mehr. Und so schrieb sie dagegen an. Mit mindestens einem Satz pro Tag. Es dürften, auch wenn sie bis zu ihrem sechzigsten Geburtstag bloss sechs eigene Bücher veröffentlicht hatte, etwas mehr gewesen sein. Doch mag es sich teilweise nach so wenig angefühlt haben. Auf diese Weise entstand ein einzigartiges Werk, das gut 250 Geschichten umfasst (sie sind 2021 im Limmat Verlag in einem Band erschienen). 250 Geschichten mit fast gleich vielen Gesichtern, eines in jedem Text, mit Tausenden von Beobachtungen zum Leben von uns Menschen. Aber auch 250 Zeugen von Einsamkeit und eigenbrötlerischer Beobachtung dieser Welt, die vor den Lesenden ausgebreitet wird.
Wir sollten ihr dankbar sein, wir Lesenden, dass sie es wenigstens bis dahin ausgehalten hat. Sie ist in jener Julinacht wohl freiwillig aus dem Leben geschieden, als sie sah, dass eine Gesundung, oder man müsste
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sagen: ein Ertragen, nicht mehr möglich war. Und man würde ihr Leben falsch beschreiben, wenn man es deswegen als gescheitert betrachtete. Für sich genommen hat es aufgrund ihrer Texte und ihrer Filzstiftzeichnungen – ebenfalls ein ganz eigenes Werk, das kaum Vorgänger hat (ihr Schreiben nannte sie auch mit Worten malen; es zeigt die Wichtigkeit des anderen Werkteils, auf den ich hier jedoch nicht eingehen kann, auch nicht, dass sie in der Zeit ihrer Ehe nur schrieb, nicht malte; ihr Ehemann nahm sich übrigens bereits 1986 das Leben) – halt doch gestimmt. Sie hat etwas hinterlassen, das der Welt zeigt, wie sehr ein Mensch auch im 20. Jahrhundert in der Schweiz hat leiden müssen, wenn er nicht empfindet und denkt wie die Mehrheit.
Sie sei ein Kind geblieben, habe ich mit ihr gesagt, und nur mit diesem Wissen ist auch ihr Werk ganz zu verstehen. Weil meist nur die Kinder die Welt noch sehen, wie sie wirklich ist. Deshalb hat sie eben oft über Kinder geschrieben, auch aus der Perspektive dieser Kinder meistens, über verletzte, geschundene, tote Kinder; über gewalttätige und böse Kinder, über gute und leidende; über versehrte, havarierte, verstümmelte Kinder. Sie berichtete von Aussenseitern, von Verstörten, Kranken, Kaputten, Einsamen, Sehnsüchtigen und Scheiternden. Kompromisslos. Und/Oder aus der Perspektive von Frauen. Lebenswertes Leben, so könnte man das Werk auch beschreiben, findet man bei ihr nur im Medium der Sprache. Selbst in den Geschichten findet die Hauptfigur Trost oft nur in Texten, in Büchern, in eigenen Gedanken. Deshalb ist dieses Kind-geblieben-Sein noch tiefer zu verstehen; man lese einmal ihre Kindheitserinnerungen ‹Innen und Aussen›: Wie ihr Bett da zum Gefährten wird, zu einer Art Gebärmutter und Mutterersatz, und wie das, was sie im Rahmen des Fensters sieht, also wie ‹eingerahmt› oder ‹eingefasst› in einem Bild, ihr zum einzig Realen wird, wie alles, was sie erwähnt hört, nur wie für sie da ist, wie ihr all das, was sie sich ausdenkt, zur Welt wird, zu ihrem Theater, wie sie eben zum Schöpfer ihrer Welt wird, als wäre sie umfasst, umfasst eben auch von einem Rahmen ... – wer all das mal genau gelesen hat, versteht wohl, wie sie die Realität dann nicht mehr ertragen konnte.
Man könnte also ihr Leben beschreiben als auch einen Grenzgang zwischen Depressionen und häufigen Aufenthalten in Psychiatrischen Kliniken, und Basel, wo sie versuchte, etwas Geld zu verdienen (sie hatte eine Kunstgewerbeschule absolviert sowie eine Lehre als Textilzeichnerin; sie arbeitete als Büroangestellte und Mitarbeiterin eines Meinungsforschungsinstituts). Man könnte sie zeigen in ihren Sorgen um die drogen-
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abhängige und aidskranke Tochter und deren Kind. In einem Leben am Existenzminimum, trotz einiger Literaturpreise. Dennoch ist ihr Leben für ihr Werk gar nicht derart wichtig wie bei vielen anderen Literaturschaffenden (trotz dieses Satzes: Nur wenn ich mich ihr zum Frass vorwerfe, wächst meine Welt.). Nicht zuletzt deshalb, weil sich Adelheid Duvanel nicht erst langsam entwickelt zu haben scheint. Schon in den ersten Texten ist sie ganz da. Man hätte Mühe, kennte man sich nicht aus, zu sagen, ob man es bei einem Text mit einem Frühwerk oder einem Spätwerk zu tun hat. Sie muss früh gespürt haben: So muss ich schreiben, so stimmt es für mich, ohne dass sie Vorbilder gebraucht hätte. Man könnte sie also beschreiben als auch hierin wirklich speziell veranlagt.
Oder man könnte eben einfach sagen: Sie war eine sehr aussergewöhnliche Schriftstellerin – vor allem für die bundesaktenstaubtrockenknöcherne Schweiz. Man sieht es ihren Texten an, ja: Man fühlt es. Dabei entspricht das raffiniert Unbeholfene ihrer Prosa genau der prekären Gefühlslage ihrer Protagonisten, die vor den Augen des Lesenden aufsteigen aus fatalen Verhältnissen, in denen sie sich aber oft mit fast schlafwandlerischer Sicherheit bewegen. Ich habe es gesagt: Ihre Sprache hat manches von Traumlogik. Hingegen sind etwa die Naturbilder darin von allerhöchster Präzision, auch wenn die Natur bei ihr als Städterin meist nur aus Stadtlandschaften besteht und aus Himmel, Licht und Wolken. Arno Schmidt hätte trotzdem seine Freude daran gehabt. Aber er hat Adelheid Duvanel nie entdeckt. Wie sie in einer männlich bestimmten Literatur kaum je entdeckt wurde. Das ändert sich heute ein wenig. Wohl gerade, weil bei ihr nicht geht, was sonst bei fast jedem Schriftsteller geht: Man versuche bei ihren Texten mal, auch nur ein Wort zu streichen: Welches denn kann man ohne Schaden entfernen? Manuela war mager, trug rote Kleider, benutzte rote Augenschatten und hatte eckige Bewegungen. Soll man den Namen weglassen, der doch einen bestimmten Klang hat (und übrigens oft in ersten Sätzen der Texte zu finden ist)? Die Kleider: Ja, was trägt sie dann zum Schutz vor der Welt? Stört man sich an der doppelt verwendeten Farbbestimmung? Wie sonst wäre sie als ganz und gar auf diese Farbe eingestellt in genau der kurzen Form beschreibbar, wie? Und trotz der Knappheit entsteht eine Figur in unseren Köpfen, durch das ‹mager› und die ‹eckigen Bewegungen› sehr präzise und stimmig wie vor unseren Augen. Dieselbe Verdichtung gibt es aber auch inhaltlich: Wie Duvanel ein ganzes Leben in einer momentanen seelischen Verfassung des Protagonisten quasizeichnet/schöpft, dadurch erklärt ohne Erklärung, das macht ihre Welten
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zusammen mit dem bereits Erwähnten eben zu perfekten Gebilden. Man nehme nur einen Teil weg, und dieser Kosmos, ihre ganze Welt fiele zusammen. Dann wüssten wir nämlich auch nie, wie sehr ihre Protagonisten/ innen gerade an der beschriebenen, eigentlich ja unserer Welt leiden – und doch sich selbst bleiben. Denn eines lässt Duvanel ihren Figuren, ist man denn gewillt, zu lesen: die Würde. Sie bewahren sie selbst noch am Ende, ihrem Ende, in der Krankheit, dem Tod. Selbst den Männern ihrer Schöpfung gewährt sie die: Der Schlaf schlich herbei und legte sich so sanft neben ihn, wie keine Frau es tut. – Und wir, wir Lesenden, können diese Würde rückübertragen: Wir lesen und spüren, was sie, Adelheid Duvanel, empfand. Umgekehrt dürfen wir uns dann trösten an jenen Stellen, in denen die Figuren quasi schweben. Dort, an diesen Stellen, gestand Duvanel einmal, sei sie glücklich. Dort könne sie wirklich fliegen. Und wir fliegen mit ihr.
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Christoph
Geiser setzt ‹sich› ein oder
Der Angler der Schreibszenen
Ich bin ein eher schwermütiger Mensch und daher ungeeignet für unterhaltsame Selbstbeschreibungen. Ich bin aufgewachsen in Basel, wollte ursprünglich Theologie studieren, verirrte mich in die Soziologie, brach das Studium nach Kurzem ab und verdiente meinen Lebensunterhalt als Journalist. Seit 1974 lebe ich als freiberuflicher Autor meistens in Bern und schreibe hauptsächlich Romane. Am wohlsten fühle ich mich in Berlin. Zuhause bin ich in den Bildwelten Caravaggios und in den Kerkern des Marquis de Sade. – Schreibt Christoph Geiser über sich selbst auf ‹Literapedia Bern›.
Aber der Reihe nach – vom Ende her: Obgleich Geiser demnach wohl ganz gut in künstlichen Bilderwelten und dunklen Verlassenheiten leben könnte, bereiste er über die Jahre neben Berlin, wo er seit knapp zwei Jahrzehnten eine Zweitwohnung hat, einen Gutteil der Welt. Auf seiner privaten Webseite zählt er explizit auf: Herbst 1974 Vietnamreise; 1980 als German-Writer-in-Residence am Oberlin College, Ohio/USA; 1982 anlässlich der Writers’ Week in Adelaide Lesereise durch Australien; 1990 als Stipendiat der Zuger Kulturstiftung Landis & Gyr in London; 1991/92 mit einem Stipendium des Kantons Bern Resident an der Cité Internationale des Arts in Paris; 1999 mit einem Stipendium der Stadt Bern sechs Monate in New York; 2000 während sechs Monaten Stadtschreiber in Dresden; 2004 drei Monate Gast im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf. Doch als wäre dadurch immer auch eine Illusion mehr ausserhalb der Bücher verschwunden, scheint das sozial-politische Engagement vor den Reisen auf den ersten Blick grösser gewesen zu sein: Geiser studierte Soziologie, brach das Studium als Widerstand gegen den (auch institutionell) vorgezeichneten Lebensweg ab und trat einen Haftaufenthalt infolge Wehrdienstverweigerung an, worauf die ‹Mitteilung an Mitgefangene› (1971) entstand; er arbeitete beim ‹Vorwärts› als Redakteur, war Mitbegründer der Schweizer Literaturzeitschrift ‹Drehpunkt› und trat der ‹Gruppe Olten› bei (damals die eher politisch aktivere Schriftstellervereinigung von zweien in der Schweiz).
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Freilich, dies folgerte man, wie gesagt, höchstens ohne genaueres Hinsehen. Denn ja, ab 1974 widmet er sich zwar stark seinem literarischen Werk und schreibt hauptsächlich Romane (und Erzählungen und Geschichten), zu Beginn vor allem mit dem Spezialgebiet Familientragödien einer Wohlstandsgesellschaft, die sich in Beziehungslosigkeit auflöst (Geiser ist der Sohn eines konservativen Basler Kinderarztes und einer zunehmend religiös engagierten, ehemaligen Schauspielerin aus dem Berner Patrizier- und Grossbürgertum, man lese dazu ‹Grünsee› von 1978 oder ‹Brachland› von 1980), später dann setzt er sich vermehrt mit seiner Homosexualität auseinander (‹Wüstenfahrt› von 1984 oder ‹Das geheime Fieber› von 1987). Wie hingegen Christoph Geiser in diesen Romanen auf den ersten Leseblick auch vor allem über sich zu schreiben scheint, stimmt das wie die alleinige Konzentration auf das ‹eigentliche› Werk eben nicht.
Zuerst zu den Büchern:
Schon fast von Beginn weg liegt hierin ein Axiom dieses Schaffens: Geiser geht von sich aus, spricht von sich (und tatsächlich ist es bei diesem Schriftsteller durchaus legitim, den Erzähler als ‹Geiser› zu betrachten, so viele Züge übernimmt er aus seinem realen Leben in die Fiktion) … und doch immer mehr auch von allen und allem. Denn der Autor durchbricht innerhalb eines Texts das ‹Ich› oft – wie schon in der Gefängnisschrift an Mitgefangene, wo er zwar von seinem eigenen Gefängnisaufenthalt ausgeht, sich aber deutlich an Mitgefangene wendet, ist es ab irgendeinem Zeitpunkt der Texterkenntnis möglich, als ‹Gefangene› sogar ‹die da draussen› zu verstehen.
Das gilt ebenso für die Romane. Die Situation der eigenen Familie begreift der Erzähler jeweils als symptomatisch für die Krise der bürgerlichen Kernfamilie. Und in ‹Wüstenfahrt› durchlebt das schwule Paar jene Phasen von Gemeinsamkeit und erotischer Sinnlichkeit, dann eine allmähliche Entfremdung mit Gefühlen von Enttäuschung, Eifersucht und Irritation, die alle Menschen erleben und erleiden können. Nur der Ausgangspunkt also liegt bei Geiser im Autobiographischen (bei wem läge er das – strenggenommen – nicht? Schon nur deshalb, weil man ja nicht bloss ein Objekt, sondern immer auch den eigenen Blick darauf darstellt), aber dabei hat er stets eine zumindest mögliche Allgemeingültigkeit seiner Erfahrungen und Aussagen im Kopf. Das stimmt geradeso für spätere Werke, in denen Geiser die konventionelle Begrifflichkeit aufzulösen beginnt, und beginnt, mit Assoziationstechniken und ‹Wortkapriolen› zu ar-
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beiten; immer noch wendet er sich theoretisch an alle Mitglieder der Gesellschaft – sofern sie bereit sind, sich mit der Ausdrucksweise der Moderne vertraut zu machen.
Hat man nun den Blick hinsichtlich der ‹Ich-Figuren› geschärft, so ist man, denke ich, gerne bereit, bei den sozial-politischen Aktivitäten einmal nachzuhaken. – Und schaut man jetzt dort genauer hin und informiert sich, so merkt man, dass selbst dieses Engagement weitergegangen ist: Geiser tritt dem PEN-Zentrum bei («Defending freedom of speech – promoting literature»), seine Bücher werden in der DDR preiswert und in grossen Auflagen gedruckt (wozu er einverstanden sein musste), er gründet aus einem Erbe an ihn die ‹Christoph Geiser Stiftung› (www.cgst.ch), macht mit bei Aktionen von ‹Kunst + Politik› (www.kunst-und-politik.ch; das Projekt endete vor einiger Zeit), ist bis ins Jahr 2000 Mitglied der Partei der Arbeit (PdA) und unterstützt (wie einst ihn Werner Schmidli) heute seinerseits junge Autoren mit Rat.
Die Reisen führten also nicht zwingend zur Illusionslosigkeit (höchstens die Lebensreise tat das vielleicht zunehmend), vor allem aber führten sie sicher nicht zur Aufgabe des Engagements ausserhalb der Belletristik. Sie führten dafür, für den Leser/die Leserin höchst erfreulich, gelegentlich zu eigentlich noch persönlicheren (persönlich auch für den Leser, die Leserin) Texten als die Romane: nämlich zu den Schreibszenen.
So untertitelt Christoph Geiser seine Texte des Bandes ‹Der Angler des Zufalls› von 2009. Es sind Texte, die nach diesem literaturwissenschaftlichen Terminus eine Textentstehung oder sogar den Moment der Entstehung des gerade entstehenden Textes mitreflektieren, beziehungsweise sich fast ausschliesslich darauf konzentrieren oder mit dieser Situation spielen. Die stetige, explizite Spracharbeit und Selbstbeobachtung (als schreibender, als lesender, als ‹normaler› Mensch: ich [halte] mich für einen ganz normalen, durchschnittlichen Menschen – mit dem einzigen Unterschied, dass ich einmal aufgehört habe, eine Rolle zu spielen – man achte auf die Mehrdeutigkeit, übrigens auch beim Titel des Buches), die sich in den Texten dieses Autors sowieso zunehmend zeigt und damit auch die einzelnen Gattungen in seinem Werk entgrenzt, ist in den Schreibszenen folglich der eigentliche Stoff.
Das bezieht sich einesteils auf die Themen der gesammelten Beiträge, in denen Geiser unter anderem Stellung nimmt zu seinem Abschied vom journalistischen Schreiben und zum Wohlgefühl, einen Literaturpreis zu erhalten; oder er spricht von der Schwierigkeit der Natur, ins Ausland zu
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gehen (als Schriftsteller,