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Wüeschti Hüng

Wüeschti Hüng

«Was für nes liebevous Dehei», dänkt d Su bim Aablick vo dere häu erlüüchtete Fänschterfront. Liechterchettine hange wie Vorhäng abe u rahme d Schwanelampe uf em Sims u dr Flöigepilz, wo vo inne use strahlt. Am Glas aagmachti, fluoreszierendi Stärne locke d Blicke vor zugeschneite Strass ufe zum aute Stadthuus. Jede Aabe nach em Schaffe louft d Su an ihm verby, aber no nie hett si öpper hinger dene wunderschön gschmückte Fänschter gseh stah. Bestimmt sy d Bewohner viu z beschäftigt mit Glücklechsy.

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«Was für ne unnütze Hung!» seit dr Alois bim Aablick vor Wiehnachtsdekoration, wo d Su a däm Tag mitbringt. Ergatteret het sie das Stück im Usverchouf, schliesslech wott im Januar niemer meh es lüüchtends Reh. «Das isch es Reh, ke Hung», steut d Su klar. Dr Alois zeigt sech unbeydruckt. «Ramsch isch Ramsch, steu mir das Ding ja nid i Wäg.» Nenei, ke Angscht, dänkt d Su, u steut ds Reh näbe ds chlyne, verdorrte Öppis is Chuchifänschter. Wyt wägg vom Alois syre Loufbahn, wo vom Fernseh via WC diräkt zum Bett füert. Nüüt darf sech ihm dert i Wäg steue, süsch wird är hässig u schlat zue.

«Hie chan är üs nüüt mache», chüschelet d Su u strycht am Reh übere Chopf. «Was für ne unnütze Hung», ghört d Su ihre Maa vor sech ane schimpfe. Är stapft vom Fernseh via WC zum Bett u scho gly wird sie ne ghöre schnarchle. Sie ghört ne immer schnarchle, jedi Nacht, bis i Morge – sit vierzg Jahr. Sie ligt näbe dran u git sit vierzg Jahr kes Grüüschli vo sech. Sie schlaft uf dr rächte Site, sit vierzg Jahr, u sit vier Tag steit ä Hirschlampe uf ihrem Nachttischli. «Du u dini wüeschte Hüng», wätteret dr Alois.

«Was söu das da im Fänschter?» fragt dr Alois es paar Ääbe speter, won är sech uf dr Bettkante d Socke abstreift. «Öpper het die Liechterchötti zum Entsorge uf d Strass gsteut, drby funktioniert sie no ganz ordeli», erklärt d Su. Sie weis, dass dr Alois Verschwändig no mehr verachtet aus unnützi Lüchtmittel am Schlafzimmerfänschter. «Nid sehr praktisch», grummlet dr Alois u när schnarcht är scho wider. Drby projiziert d Liechterchötti chlyni Pünktli uf sys Gsicht. «Wie ire

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Disco», dänkt d Su u lachet stumm. Dr Alois isch no nie im Läbe ire Disco gsy u itz würd är o nümm drmit aafa.

«Stattet Dir es Puff us?», fragt dr Verchöifer. Är kennt d Su mittlerwyle. Sie nickt, obschon sie ke Ahnig het, was är mit syre Bemerkig genau meint. Während dr Verchöifer ihri nöie Lämpli i ne Papiersack packt, glüschtelet sie ir Uslag. Sie entdeckt dert e Pilzlampe. Sie gseht fasch e chly so us wie die, wo jede Aabe im prächtige Stadthuus brönnt. Wyter entdeckt sie Flamingos, wo dr Ruum schön rosa würde färbe. Sie entdeckt Liechterchettine mit fantastische Plastikblueme dran, mit Schneeflocke oder chlyne Discochugle. «Hi, hi, Discochugle», d Su mues lache. Fürne Momänt vergisst sie, dass dr Verchöifer no immer näbe ire steit, dr Papiersack ir einte, ds Wächsugäud ir angere Hand. D Su ghört sech säuber frage: «Wie viu choschtet dä Flamingo?»

«Was für nes liebevous Dehei», dänkt d Su beim Aablick vor häu erlüüchtete Fänschterfront. A däm Abe louft si so gschnäu am Stadthuus vrby, dass si keni Fuessabdrück im Schnee hingerlat, sondern loipeähnlechi Bahne. Si chas chuum erwarte, ihri nöischte Ychöif ir Wohnig z platziere. Wie Spinnelenetz spannt si d Liechterchettine zwüsche de Türböge, rahmt drmit dr Badzimmerspiegu u dr Chemineesims y, lat sogar ei Chötti neckisch vor Tili la hange. D Su wird übermüetig. «Mach dä Dräck wägg!» schimpft dr Alois, während är nach dr baumelnde Liechterchötti schlat. Ds Kabu wicklet sech um sy Arm, git nid nache, ou nid denn, won är mit auer Chraft probiert, ds Kabu us

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dr Tili z rysse. «Mit was hesch du das verdammte Ding befeschtigt!» schreit dr Alois. D Su geit is Bett. «Ke Angscht, är cha üs nüüt meh mache», chüschelet d Su u strycht ar Hirschlampe über e Chopf. I dere Nacht lat d Su aui Liechter la brönne. Vilech luege d Bewohner vom schöne Stadthuus ja übere u fröie sech über d Reh u Hirsche, Flamingos u Pilze i Sus Fänschter. «Hüng», würd dr Alois säge.

«Was für nes speziells Dehei! Wo söu ig öich d Lampe anetue?» fragt dr Transporteur es paar Wuche speter. D Su lotst ne dür d Wohnig, a de Lampe vrby, zwüsche de Liechterchöttine düre, wo mittlerwyle wie Liane im Korridor wuchere. «Dört», wyst d Su dr Transporteur aa. Die grosse, kokonartige Chugulampe füege sech homogen y i dä Liechterdschungu. Dr Transporteur luegt is Kabudickicht u fragt verwirrt: «Schteit dert öpper?» «Nei, dir irret nech», seit d Su u begleitet ne zur Wohnigstür. Dr Alois probiert no, sy Arm z lüpfe, aber d Kabu haute ne zrügg. Dr Alois wott öppis rüefe, aber d Lämpli i sym Muu hindere ne dra. D Tür faut is Schloss. D Su luegt sech zfride ume u süüfzt: «Was für nes liebevous Dehei!»

Erschienen erstmals als «Hässliche Hunde» in der Literaturzeitschrift «Täxtzit» Band 10, 2018.

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