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«Es gibt ein Leben vor und ein Leben nach der Therapie»
VERA, 44 JAHRE
Zu meiner Person: Ich möchte dazu keine Angaben machen, vor allem, weil ich mich mit Daten aus meinem Lebenslauf wie Beruf usw. nicht mehr identifizieren kann.
Was hat Sie dazu bewogen, eine Therapie zu beginnen?
Das hatte mit folgender Lebenssituation zu tun: Ich hatte drei Jahre lang eine Fernbeziehung zu einer Frau in Edinburgh. Schliesslich reiste ich ihr hinterher. Ich hatte organisiert, dass ich dort – verbunden mit einem grossen finanziellen Aufwand – mein Studium weiterführen konnte. Zusammen wohnten wir viereinhalb Jahre lang in Schottland. Diese Beziehung war für mich Motivation und Inhalt meines Lebens.
Meiner Partnerin bot sich dann die Möglichkeit, eine Weiterbildung in Kalifornien zu machen. Wir planten, zusammen in die USA zu ziehen. Ich wollte aber zuerst meine Doktorarbeit in der Schweiz beenden, also reiste sie schon mal allein nach Kalifornien.
Zu dieser Zeit begann ich eine Liebelei mit einer anderen Frau in der Schweiz. Trotzdem war für mich klar, dass ich bald zu meiner Freundin nach Kalifornien ziehen würde.
Ich zog dann – das war 2012 – vorübergehend zu meinen Eltern, das erste Mal seit 20 Jahren. Ich weiss nicht mehr genau, wie es anfing, aber ich begann, Schlafstörungen zu entwickeln. Ich konnte zwar einschlafen, erwachte aber kurz darauf wieder. Sehr oft, täglich, hatte ich zudem unerklärliche Heulattacken. Dabei wollte ich mich doch auf meine Doktorarbeit konzentrieren. Das ging aber irgendwie nicht. Ich war sehr müde und sehr verzweifelt. Mein Leben war meiner Kontrolle entglitten, ich hatte das Gefühl, nichts mehr zustande zu bringen.
Dann war da noch die Geschichte mit den beiden Frauen: Ich traf zwischendurch meine Affäre, dann skypte ich wieder mit meiner Partnerin in Kalifornien, der ich nicht die Wahrheit über meinen Zustand und schon gar nicht über die andere Frau sagte. Ich erzählte ihr die unter-