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Wohnen in der Altstadt: Nirgends sind sich Gewerbe
from Thun Magazin 06/09
by WEBER VERLAG
Nirgends sind sich Gewerbe und Wohnen so nah
Schöne Altbauwohnungen mit viel Cachet, ein lebendiges Umfeld und ein Stück Stadt-Anonymität. Das ist Wohnen in der Altstadt.
Der Weg in den Garten führt über alte Bodenfliesen.
Der Eingang zu den Wohnungen der Oberen Hauptgasse 47 führt durch einen dunklen Gang ins hintere Treppenhaus. Doch bereits nach drei, vier Stufen fällt Licht ein und die Treppe führt hinauf auf wunderschöne alte Bodenfliesen. Diese führen zur einen Seite in den Garten, zur anderen Seite in die Wohnung von Regula Saameli, Altstadt-Stamm-Gründerin (s. Interview) und seit 10 Jahren Hauptgasse-Bewohnerin. «Früher befanden sich hier die Ausstellungsräume von Möbel Pfister. Mein Mann und ich besuchten diese Räume immer wieder. Für uns war klar: Wenn hier einmal Wohnraum frei würde, möchten wir hier wohnen.» Heute sind die Saamelis Stockwerkeigentümer. Ihre 4-Zimmer-Woh nung erstreckt sich von der Hauptgasse bis zum Schlossberg garten und bietet viel Cachet. «Das hat Charme. Die Wohnung ist aber auch sehr verwinkelt und zum Teil auch dunkel. Das muss man mögen, wohnt man in der Altstadt», so Regula Saameli.
Ihre beiden Lieblingsplätze in der Wohnung sind die Erker im Wohnzimmer und in der Wohnküche. Von dort bietet sich ein einzigartiger Blick auf die Hauptgasse. Es ist, als nehme man direkt am Treiben in der Gasse teil. Und wie steht es mit dem Lärm? «Wer in der Stadt wohnt, darf nicht meinen, er lebe auf dem Land. Es gibt aber eine Grenze. Die Nachtmeilenzone darf nicht überwiegen.» Regula Saameli schätzt die Nähe zum Gewerbe. Dieses lebendige Umfeld ist für sie ein Grund, in der Altstadt zu leben. Dazu kommt, dass es von der oberen Hauptgasse aus nur ein paar Schritte sind bis an den Aarequai. «Und in 30 Minuten spazieren wir an den See.» Tanken lässt es sich auch im Garten der Saamelis. Steht man vor dem Haus, würde niemand einen solchen im hinteren Teil ver muten. «Das ist unsere Oase. Hier hört man vom Treiben fast nichts.» Zwar reiht sich Garten an Garten. Es herrscht jedoch eine gewisse Stadt-Anonymität. Die Nachbarn sehen sich selten. Man lässt sich in Ruhe. Der Mix aus Nachbarn reicht von der Wohngemeinschaft über Familien bis zum Zwei-PersonenHaushalt. Diejenigen, die vorübergehend in der Altstadt wohnen, sind meist Mieter, diejenigen, die bleiben wollen, Eigentümer. Saamelis haben das Stockwerkeigentum auf ihre Bedürfnisse um gebaut. Wichtig sei bei einem Umbau in der Altstadt, frühzeitig sowohl einen Architekten als auch die Denkmalpflege einzubeziehen.

Viel Cachet: Das Haus mit Erker an der Oberen Hauptgasse 47.
Text: Britt Messmer, Stadtmarketing Bilder: Hans Mischler