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Ausbildungsmöglichkeiten: Von Kreativen

Von Kreativen, Modebewussten und Belesenen

Wenn Leseratten, die keine sind, kreative Frühaufsteherinnen und Modebewusste mit einem Flair für Jeans eine Lehre absolvieren, dann ist die Thuner Innenstadt eine gute Adresse. Die zahlreichen Geschäfte bieten ein Shoppingerlebnis und Ausbildungsmöglichkeiten.

Die zahlreichen Geschäfte in der Thuner Innenstadt bieten ein Einkaufserlebnis und abwechslungsreiche Ausbildungsmöglichkeiten. Die Sandwiches sind in der Auslage bereit: Mirjam Doyon und Lehrmeister Ulrich Käser richten im Landen frische Gebäcke aus der Brötie-Backstube für die Kundinnen und Kunden.

Ausbildungsmöglichkeiten sind immer wieder gefragt. Insbesondere dann, wenn es um die Berufswahl geht, stellt sich die Frage nach einer geeigneten Lehrstelle. Bekanntlich ist die Thuner Innenstadt weitherum als abwechslungsreiches Einkaufsparadies beliebt. Die zahlreichen Geschäfte bieten indes nicht nur ein Shoppingerlebnis. Dank der grossen Vielfältigkeit bietet die Thuner Innenstadt ebenso ein breites Angebot an Ausbildungsmöglichkeiten an. «thun!dasmagazin» hat Lernende und ihre Ausbildenden in der Innenstadt besucht und ist auf Kreative, Modebewusste und Belesene gestossen.

Bäckerei-Konditorei-Café Brötie: Ausbildung mit Kunsteffekt Nein, mit nur früh Aufstehen hat die Lehre zum Bäcker-Konditor nichts zu tun. «Im Gegenteil», sagt Mirjam Doyon. Die 18-Jährige wirkt in der Backstube der Bäckerei-Konditorei-Café Brötie in Thun. Um fünf Uhr in der Früh beginnt der Arbeitstag der Lernenden im zweiten Lehrjahr in der Regel. «Nach dem Mittag kann ich meine Freizeit geniessen», weiss die Thunerin. Und das ist mehr als einfach nur früh Aufstehen. Geniessen ist indessen nicht nur in der Freizeit angesagt. Gemeint sind damit nicht die vielen, für den Gaumen verlockenden Spezialitäten, welche in der Backstube der Bäckerei-Konditorei Brötie kreiert werden. Gemeint ist vielmehr die Ausbildung. «Ich bin die Einzige in unserer Familie, die ab und zu eigene Gebäcke herstellt, in der Ausbildung kann ich mich weiterentwickeln», erklärt Mirjam Doyon, weshalb sie ihre Ausbildung zum Bäcker-Konditor in der Thuner Innenstadt geniesst. Angesprochen ist damit auch das Künstlerische, welches mit der Berufslehre verbunden ist. «Beim Verzieren der Torten ist Kreativität gefragt», sagt sie. Und: «Das gefällt mir sehr, weil ich ab und zu die eine oder andere Idee umsetzen kann.» Unterstützt wird Mirjam Doyon dabei von ihrem Chef Ulrich Käser. Er ist Inhaber der Bäckerei-Konditorei Brötie, welche insgesamt drei Lernende ausbildet und 34 Mitarbeitende in Voll- und Teilzeit beschäftigt. «Wir führen rund 30 unterschiedliche Brotsorten», umschreibt Ulrich Käser einen Teil seines Sortiments. Besonders beliebt dabei ist das Baslerbrot aus der Thuner Bäckerei. Weitere Highlights aus der Backstube sind indessen der Orangenkuchen oder gerade im Frühjahr ein Schaumkuchen mit Johannisbeeren und Meringuemasse.

Ebenso zum Geniessen sind die eigens kreierten Thun-Fische, ein Süssgebäck mit Mandelfüllung oder die Schockladenspezialität Thunersee-Forelle. Ulrich Käser ist seit 1999 Besitzer der weitherum bekannten Bäckerei-Konditorei Brötie. Das Hauptgeschäft mit angrenzendem Café ist an der Freienhofgasse 15 in der Thuner Innenstadt zu finden. Die Spezialitäten aus der traditionellen Thuner Bäckerei sind aber ebenso in Dürrenast an der Frutigenstrasse 58 und in Hünibach an der Staatsstrasse 148 erhältlich.

«In der Ausbildung kann ich mich weiterentwickeln.»

Mirjam Doyon, Lernende Bäcker-Konditor

Wenn es um spannende Bücher geht, wissen Beat Lüthi und Martina Gautschi Bescheid. «Buchhändlerin ist eine Passion», sagt die Lernende. Anja Gerber (l.) und Irene Wälchli, Inhaberin der Kleiderboutique Zorro, kennen sich aus, wenn es um modische Jeans geht. Die Auswahl im Zorro ist gross.

Bücher Lüthi AG: Lernende als Leitende Erlebnisberichte und Geschichten, die den Tatsachen entsprechen, sind Martina Gautschis Favoriten, wenn es um Bücher geht. Als eigentliche Leseratte will sich die 22-Jährige indes nicht bezeichnen. «Ich widme mich auch sehr gerne der Musik», sagt die ange hende Buchhändlerin aus Langnau im Emmental. Spannende Buchgeschichten hat Martina Gautschi in der Thuner Buchhandlung Bücher Lüthi AG im Bälliz 16 gefunden. Dort absolviert sie die Ausbildung zur Buchhändlerin. «Nach dem Praktikum in einer Bibliothek habe ich mich in Thun beworben und rasch eine Lehrstelle gefunden», erläutert Martina Gautschi. Die Lehrstelle in der

Thuner Buchhandlung gefällt insbesondere deshalb, weil Martina Gautschi seit dem zweiten Lehrjahr die Abteilung mit Jugend büchern selbstständig betreut. Dort finden sich Klassiker unter den Büchertiteln wie zum Beispiel «Schellenursli», «Die rote Zora» oder «Mein Name ist Eugen». «Weil immer wieder neue Kinderbücher auf dem Markt erscheinen, ist das selbstständige Betreuen der Jugendbuchabteilung eine grosse Herausforderung», sagt die Lernende. Die Bücher Lüthi AG im Bälliz 16 bietet allerdings nicht nur eine grosse Auswahl Lesestoff für Jugendliche an. Über 15000 Titel zu unterschiedlichen Themen finden sich in der Thuner Buchhandlung. Ein Schwerpunkt bildet dabei die Reiseabteilung mit aktuellen Reiseführern, Karten und mit spannenden Reiseberichten. Warum dem so ist, erklärt Inhaber Beat Lüthi: «Ich bin selber ein Reisevogel.» Beat Lüthi weiss deshalb, wovon er spricht und kann beim Beraten der Kundinnen und Kunden gleich seine eigenen Erfahrungen weitergeben. Weitere Schwerpunkte der Buchhandlung Bücher Lüthi AG sind zudem Ratgeber für Lebenslagen und Bücher zum Thema Esoterik. Bei Beat Lüthi und seinem Team mit drei Mitarbeitenden und zwei Lernenden kommt natürlich auch die Unterhaltungsliteratur nicht zu kurz. «Unser Angebot wird laufend mit Neuerscheinungen angepasst», sagt er. Für Martina Gautschi jedenfalls ist die Ausbildung zur Buchhändlerin in der Thuner Innenstadt mehr als nur ein Beruf. «Es ist eine Passion», betont sie.

Boutique Zorro: Ein Gefühl für die Kunden entwickeln «Ursprünglich hatte ich eine kaufmännische Lehre im Visier», sagt Anja Gerber aus Oberthal. Doch bei einem Einkaufsbummel durch die Thuner Innenstadt hat die Bauerntochter aus dem Emmental die Boutique Zorro im Bälliz 27 kennengelernt. «Das Geschäft hat mir dermassen gefallen, dass ich gleich spontan um eine Lehrstelle nachgefragt habe», erinnert sich Anja Gerber. Mittlerweilen steht die 19-Jährige kurz vor ihrem Lehrabschluss als Detailhandelsfachfrau im Textilbereich und übernimmt sowohl in der Zorro Kleiderboutique wie auch im Schuhgeschäft

«Das selbstständige Betreuen der Jugendbuchabteilung ist eine

Herausforderung.» Martina Gautschi, in Ausbildung zur Buchhändlerin

Die Lernende Anja Gerber trägt selber gerne Jeans und macht ab und zu auch einen Selbstversuch. Über rund 300 unterschiedliche Fleisch- und Wurstwaren sind das Metier von Peter Jossi und Filialleiter Werner Völkle.

Zorro Shoes Verantwortung. «Ich habe gelernt, ein Gefühl für die Kunden zu entwickeln», erläutert die angehende Detailhandelsfachfrau. Was soviel bedeutet wie Kundinnen und Kunden in Sachen Mode fachgerecht und individuell zu beraten. Entgegen kommt Anja Gerber dabei das grosse Jeans-Sortiment in der Boutique Zorro. «Wir führen Jeans für Jung und Alt in den unterschiedlichsten Grössen», erklärt die Lernende. Dabei macht Anja Gerber gerne auch mal einen Selbstversuch. «Am liebsten trage ich die Jeans der Marke G-Star», sagt sie. In der Boutique Zorro ist indessen nicht nur eine grosse Auswahl an Jeans zu finden. «Wir führen ein breites Sortiment an auserwählter Mode für Damen, Herren, Jugendliche und Kinder», erläutert Irene Wälchli, welche gemeinsam mit ihrem Mann Dominique sowohl die

Kleider boutique im Bälliz 27 wie auch das Schuhgeschäft Zorro Shoes im Bälliz 20 führt. Unterstützt werden die Inhaber dabei von drei Mitarbeitenden und gleich vier Lernenden. Für Kundinnen und Kunden haben Irene Wälchli und die Mitarbeitenden zudem eine ganz besondere Überraschung bereit: Exklusiv in Thun sind im Zorro die sogenannten FREITAG® Taschen, hergestellt aus Lastwagenplanen, erhältlich. «Jede dieser Taschen ist ein Unikat», betont die Geschäftsführerin. Anja Gerber jedenfalls ist kurz vor ihrer Berufsprüfung nicht besonders nervös. «Es hat grossen Spass gemacht, in der Thuner Innenstadt eine Lehre zu absolvieren», sagt sie und hat Pläne: «Jetzt geht es bald um die Stellensuche, ich freue mich auf neue Aufgaben.» Metzgerei Traiteur Kauffmann: Charcuterie im Lehrplan Nicht auf Stellensuche ist nach Abschluss der Ausbildung Peter Jossi. Er richtet frische Charcuteriewaren in der Auslage ins richtige Licht. Gegen 300 unterschiedliche Fleisch und Wurstwaren sind das Metier des 24-jährigen Charcuterieverkäufers. «Nachdem ich die Lehre abgeschlossen habe, bin ich dem Geschäft treu geblieben», sagt Peter Jossi. Angesprochen ist das Geschäft Metzgerei Traiteur Kauffmann im Bälliz 59 in Thun. Das Fachgeschäft für Fleischspezialitäten bildet traditionell Lernende aus. Detailhandelsfachmann für Fleischwirtschaft nennt sich die Ausbildung im Fachjargon. Und Peter Jossi liebt seine Arbeit. «Die Tätigkeit ist sehr abwechslungsreich», sagt er. Insbesondere auch deshalb, weil die Metzgerei Kauffmann auf Spezialitäten setzt –so zum Beispiel auf die Kauffmann-Spiessli mit Rind- und Schweinefleisch sowie Kalbschipolata oder die beliebten Zigeunerspiesse. «Am liebsten mag ich aber unseren Spargelsalat mit Fleischkäse», betont der Charcuterieverkäufer. Dies ist nicht verwunderlich. Denn wer das Geschäft der Metzgerei Kauffmann betritt, findet Fleischkäse in zahlreichen Variationen –so zum Beispiel mit Pfeffer, mit Peperoni oder eben mit Spargeln. Und da ist auch noch das eigens in der Metzgerei am Bälliz 59 hergestellte Gourmettöpfli. «Es ist ein Fleischkäse für Geneisser», sagt Filialleiter Werner Völkle. Das genaue Rezept will er indessen nicht preisgeben. «Dies bleibt Betriebsgeheimnis.»

«Ich habe gelernt, ein Gefühl für die Kunden zu entwickeln.»

Anja Gerber, angehende Detailhandelsfachfrau

Text und Bilder: Stefan Kammermann

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