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Poster-Ausstellung am Anästhesiekongress 2022

Auch in diesem Jahr durften fünf Autor:innen ihre spannenden und praxisrelevanten Themen in Form eines Posters den Kongressbesuchenden vorstellen. Die Poster waren grafisch ansprechend gestaltet und zogen somit bereits in der Industrieausstellung Interessierte an. Während der Mittagspause präsentierten vier Autor:innen ihre Poster und Ergebnisse einem interessierten Publikum. Kurz möchten wir auf die wichtigsten Punkte der einzelnen Poster eingehen.

PosterAusstellung am Anästhesiekongress 2022

Luzia Vetter, Tobias Ries Gisler

Anästhesie und Schizophrenie

Simone Mohr befasste sich im Rahmen ihrer Diplomarbeit mit der Betreuung von Patient:innen mit einer Schizophrenie-Erkrankung im Setting Anästhesie. Die Umgebung der Anästhesie stellt für diese Personen eine besondere Stresssituation dar, deren Einfluss auf die Erkrankung noch wenig erforscht ist. Die Schizophrenie und die damit verbundene Vulnerabilität kann bei diesen Patient:innen rasch zu einer Reizüberflutung mit einer nachfolgenden schizoiden Krise führen. Zentrale Aspekte der Betreuung für die Fachpersonen sind, diese Patient:innen vor unnötigen Reizen im perioperativen Setting abzuschirmen und damit zu schützen. Frau Mohr führt in ihrem Poster die einzelnen Massnahmen zur Reizabschirmung auf.

Patientenübergabe an der postoperativen Schnittstelle

Anita Fanger bearbeitete in ihrer Bachelorthesis die Frage, welchen Einfluss eine standardisierte Patientenübergabe an den postoperativen Schnittstellen auf die Patientensicherheit hat. Bei der systematischen Literaturrecherche identifizierte sie fünf Kriterien, die sich negativ auf die Patientensicherheit auswirken können, sofern die Patientenübergaben nicht strukturiert durchgeführt werden. Eine Standardisierung hat mehrere Vorteile. So kann die Anzahl der Unterbrechungen gesenkt werden, Informationsauslassungen finden weniger statt, unerwünschte Ereignisse nach der Patientenübergabe werden reduziert und die Anwendung von Checklisten erhöht die Qualität der Patientenübergaben. Weiter soll eine ideale Patientenübergabe idealerweise zwischen zwei und drei Minuten dauern. Als ideale Vorlage und Goldstandard einer Patienten-Übergabe wird von der WHO das SBAR-Modell (Situation, Background, Assessment, Recommendation) empfohlen.

Postoperatives Delir

Die Autor:innen Tim Gangwisch, Lynn und Amanda Christoph präsentierten Massnahmen zur Prävention des postoperativen Delirs (POD), die im Rahmen der Anästhesie getroffen werden können. Sie stellten bei der Bearbeitung des Themas fest, dass konsequent umgesetzte Massnahmen im prä- und intra- als auch postoperative Massnahmen durch das Anästhesieteam helfen können, ein POD zu verhindern. Sie betonten, dass es neben der medikamentösen Therapie vor allem auch pflegerische Massnahmen seien, die ein POD verhindern oder in der Schwere reduzieren können. Konkrete Massnahmen für das Erkennen eines Delirs sind: präoperatives Assessment, Hilfsmittel der Orientierung auch in der Anästhesie-Einleitung und -Ausleitung belassen (Brille und Hörgerät), Monitorisieren der Narkosetiefe via EEG, das

Durchführen einer multimodalen Schmerztherapie, aber auch die Entfernung von Kathetern, um ein POD zu verhindern.

Positive Kommunikation in der Anästhesie

Laura Montero, Vertreterin aus der lateinischen Schweiz, stellte ihr Poster in französischer Sprache vor. Sie befasste sich in ihrer Diplomarbeit mit der Frage, wie verschiedene Kommunikationsformen der Mitarbeitenden Anästhesie die präoperative Angst der Patient:innen beeinflussen. Sie hat in ihrer Arbeit die hypnotische Kommunikation, die hypnotische Verwirrungstechnik, die Verwendung von negativen Wörtern (Nocebo-Effekt) und die neutrale und negative Kommunikation sowie Verneinungen genauer untersucht. Die Autorin unterstreicht in den Ergebnissen die Wichtigkeit eines guten Beziehungsaufbaus durch die Mitarbeitenden Anästhesie. Daneben empfiehlt sie eine hypnotische/positive Kommunikation, welche die präoperative Angst senken kann. Diese Form der Kommunikation sollte erlernt und repetitiv geschult werden. In einer Memokarte zeigt sie Positiv- und Negativbeispiele dieser Kommunikationsform auf.

Lernkurve bei ultraschallgesteuerter Einlage peripherer Venenkatheter

Rick van Loon, ein niederländischer Arbeitskollege, untersuchte in seinem klinischen Setting, wie viele ultraschallgesteuerte Punktionen die Fachpersonen nach einer Schulung durchführen müssen, um diese Technik sicher zu beherrschen. In einer multizentrischen Studie mit N=49 Anästhesiepflegenden evaluierte er, wann die neu erlernte Technik durch die Fachpersonen sicher beherrscht wurde. Es zeigte sich, dass im Mittel 34 Punktionen notwendig sind, um eine ultraschallgesteuerte Punktion sicher und rasch, innerhalb von rund drei Minuten, durchführen zu können. Leider konnte das Poster und die Ergebnisse der Untersuchung nicht durch den Autor persönlich vorgestellt werden. Die Autor:innen, präsentierten die Poster gekonnt und konnten die Fragen des Moderators sicher und weiterführend beantworten. Die Praxis der Anästhesiepflege ist eine eigenständige Disziplin, wobei bei vielen der aufgeführten Themen auch zukünftig noch Optimierungen im Praxissetting möglich sind. Am Ende des Kongresses durfte Frau Anita Fanger den vom Spitalzentrum Biel gesponsorten Posterpreis von insgesamt CHF 500.00 entgegennehmen. Ihr Poster wurde von der Kommission «SIGA/FSIA practice» im Vorfeld des Kongresses anhand von standardisierten Kriterien zum Siegerposter erkoren. Die Kommission «SIGA/FSIA practice», welche die Posterausstellung organisiert

Kontakt:

Tobias Ries Gisler MScN, MME, dipl. Exp. NDS HF Berner Fachhochschule Spitalzentrum Biel tobias.ries@bfh.ch

und die Autor:innen in der Erstellung ihrer Poster unterstützt, freut sich bereits jetzt auf jedes Abstract für die Poster-Ausstellung am SIGA-Kongress 2023!