VISIER 10/2025 Leseprobe

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KR-Weapons KRW 20 V1

Savage Revel: KK-Lever Gun mit Pfi ff

B & T PCC:

3 Selbstlader in 9 mm Luger

Cosmi-Flinte: SL-Flinte als TechnikLuxus-Leckerbissen

Ultrarot-Technik:

Deutsche Entwürfe aus WK II-Zeiten

Walther PDP SF Black Ribbon

Flickschusterei

Zum Digitalabo:

Wenn sich selbst Fachjuristen uneins sind, wie ein Rechtstext zu verstehen sei, dann war die Nadel wohl zu heiß, mit der hier am Gesetzestext gestrickt wurde. Dies konnte man sehen bei Abschnitt 2 Unterabschnitt 2 Nummer 1.1 in der Anlage 2 zum Waffengesetz. Die beiden kleinen Wörtchen „ und “ und „ nicht “ sorgen für Verwirrung, ob jetzt nicht plötzlich alle „freien“, mit dem „ F im Fünfeck “ versehenen Waffen nunmehr der Erlaubnisp icht unterliegen würden, so sie denn vor dem im Gesetzestext genannten Stichtag (24. Juli 2025) ihren F-Stempel erhalten hätten. Das wären einige Millionen freier Waffen, die plötzlich erlaubnisp ichtig würden. So gemeint hatte es das Bundesinnenministerium wohl nicht: Eigentlich hatte man hier nicht alle Waffen mit F-Stempel, sondern ausschließlich die mit kalten Gasen angetriebenen, mehrschüssigen Pfeil-Revolver im Visier. Wie gefährlich so ein Pfeil-Revolver mit einer Mündungsenergie unter 7,5 Joule für die öffentliche Sicherheit auf Deutschlands Straßen nun wirklich ist, darüber konnte man streiten. Nun kann man zusätzlich noch über den Inhalt und Umfang dieses vorschnell nachgeschobenen und handwerklich unsauber formulierten Gesetzestextes zanken – gut gemeint ist oft das genaue Gegenteil von gut gemacht. Zumindest die Begründung für die Gesetzesänderung benennt die Intention des BMI: „ Vor dem Hintergrund, dass es sich um eine neuartige Entwicklung der Waffentechnik handelt und derartige Waffen bislang nicht im Umlauf sind, wird die Erlaubnisp icht nicht rückwirkend angeordnet, sondern gilt nur für Waffen, für die entweder die Physikalisch-Technische Bundesanstalt nach dem Inkrafttreten des Gesetzes nach § 11 Absatz 6 Satz 4 der Beschussverordnung die Bestätigung zum Aufbringen des Kennzeichens (sog. F im Fünfeck) erteilt hat oder bei denen ein Beschussamt nach dem Inkrafttreten des Gesetzes nach § 11 Absatz 6 Satz 5 der Beschussverordnung die Waffe mit dem Kennzeichen (F im Fünfeck) versehen hat. Für die in vielen Bereichen des Sports und der Freizeit weit verbreiteten Druckluft-, Federdruckwaffen und Waffen, bei denen zum Antrieb der Geschosse kalte Treibgase Verwendung nden, die herkömmlich gestaltet sind, bleibt es bei der bewährten Rechtslage.“ Vor Gericht gelten solche Absichtserklärungen nichts, dort arbeitet man anhand des Gesetzestextes und nicht geleitet von Pressemitteilungen aus der Politik. Das deutsche Waffenrecht verkommt immer mehr zu einem Flickenteppich und gehört komplett auf den Prüfstand.

2.849,–

22

Huglu Ovis G2 Long Range:

VISIER testet den preisgünstigen Repetierer mit Chassis-Schaft auf 100 und 300 Meter Entfernung.

Walther PDP SF Black Ribbon:

Der jüngste Spross der PDP-Familie , eine Top-ausgestattete Ganzstahl-Sportpistole.

16

KR-Weapons KRW-20 V1:

Eine ungewöhnliche Selbstladepistole mit Anschlagschaft, produziert in Tschechien. 8

38

Savage Revel Classic: handlich, günstig, aber auch gut? Wie sich der neue 22er Unterhebler von Savage Arms bewährte, erfahren Sie hier.

Infrarot:

Die Entwicklung und der Einsatz deutscher Ultrarot-Technik im Zweiten Weltkrieg. 92

Drei B & T-Halbautomaten in 9 mm Luger im Test: B & T hat gleich mehrere Neun Para-Karabiner unterschiedlicher Baureihen im Sortiment – da sollte für nahezu jeden Geschmack ein passender Selbstlader dabei sein.

Test & Technik

Walther PDP SF

Black Ribbon: 8

Die neueste Wettkampf-Variante der Walther PDP kommt mit Stahlgriffstück.

KR-Weapons

KRW-20 V1: 16

Eine tschechische Neun Para-Pistole mit Anschlagschaft.

Huglu Ovis G2 Long Range Kaliber .308 Winchester: 22

Der türkische Hersteller offeriert den G2-Repetierer auch mit Alu-Chassis.

Drei B & T-PPC-Selbstlader in 9 mm Luger: 30

Drei halbautomatische Schweizer Pistolenkarabiner im Praxis-Check.

Savage Arms Revel Classic .22 l.r.: 38

Der neue Lever Action-Karabiner in der Classic-Variante.

Safariland-Holster

Sicherheits-Level 1 - 4: 44

Die Behördenholster des US-Herstellers und ihre Sicherheitsstufen.

Vor Ort

Long Range-Schießen: 54

Tipps rund um Anfahrt, Vorbereitung und Ablauf eines Auslands-Matches.

Steyr-Pistole Kurztest: 58

Steyr präsentiert die neuen Pistolen ATD und ATC – VISIER war dabei.

Recht & Ordnung

Jugendsünden: 72

Ein Abstecher zum grenznahen polnischen Messer-Markt.

Sammeln & Selbermachen

Mauser-Pistole M1932: 78

Die Schnellfeuerpistole als letzte Entwicklungsstufe der Mauser C96.

Cosmi-Selbstlade inte: 84

Ihr Konzept ist noch heute einzigartig, die Fertigungsqualität luxuriös.

Geschichte & Geschichten

Ultrarot-Technik: 92 Die Infrarot-Geräte der Wehrmacht und ihre Entwicklung.

Namen & Nachrichten

Diese Einsatzlampe mit echten 4000 Lumen sorgt bei jeder Mission für das notwendige Licht inkl. FR-3 Führungshilfe

Walther PDP SF Black Ribbon Kaliber 9 mm Luger im Test:

Ein heißes

Eisen!

Ein Stahlgriffstück. Das hat bei auf Polymer-Pistolen mit Schlagbolzenschloss ausgelegten Modellen noch Seltenheitswert. Die Carl Walther GmbH fertigt diese Kombination aber schon seit einiger Zeit und legt mit der Black Ribbon ein Modell nach. Was es damit auf sich hat und wie es schießt, steht hier:

Fotos: Marcus Heilscher

TEST & TECHNIK | Pistole mit Anschlagschaft KRW 20 V1 Kaliber 9 mm Luger

Pistole mit Anschlagschaft Modell 20 V1 von KRW in 9 mm Luger:

Eine starke Ansage

Konformität bedeutet im Schießsport viel. Die Verbände legen genau fest, was als Sportwaffe gilt und was nicht. Doch hin und wieder existieren Disziplinen, in denen auch Exoten Platz finden. Was die KRW 20 V1 als Pistole mit Anschlagschaft leistet und in welchen Verbänden sie geschossen werden kann, lesen Sie hier:

Fotos: Marcus Heilscher

Zylinderverschluss-Repetierer mit Chassis-Schaft:

Eine günstige

Huglu, dieses türkische Unternehmen wird einigen

Lesern bereits vertraut sein. Bislang stand der Name hierzulande aber typischweise für einige Freie Waffen sowie für Flinten. Das ändert sich nun:

Die Hamburger Firma Huntex importiert neuerdings auch die Repetierbüchsen der Baureihe Ovis G2.

Alternative

Zylinderverschluss-Repetierer mit einem individuell verstellbaren Chassisschaft erfreuen sich nun schon seit einigen Jahren wachsender Beliebtheit unter Sportschützen. Solch ein Metall-Chassis mit reichlich Schnittstellen für Zubehör und einem mehrfach verstellbaren Hinterschaft – am besten noch mit einem Klappgelenk ausgestattet – ist aber kein ganz billiges Vergnügen. Huglu schnürt das Komplettpaket aus Chassis-Büchse, Zweibein, Monopod, Montageschiene und Soft Case in Veloursoptik für überschaubare 2599 Euro.

System, Sicherung und Abzug:

Die Systemhülse der Huglu Ovis G2 weist die typischen Merkmale der klassischen Remington 700 Short Action auf. Systemlänge, Länge des Auswurffensters, Abstand der Systemschrauben und Durchmesser der Hülse entsprechen den Remington 700-Abmessungen. Die beiden Verschlusswarzen verriegeln demnach auch direkt im Systemgehäuse und kein lu

nicht im Lauf. Auf der Systemoberseite ist eine knapp 160 mm lange Weaver-Schiene mit vier Schrauben befestigt. Die Vorneigung der Schiene beträgt 20 Winkelminuten. Der Schlosshalter und die Abzugsgruppe sind mit der Systemhülse verstiftet. Der Direktabzug ist laut Hersteller zwischen 1300 bis 1500 Gramm Abzugswiderstand justierbar. Die Testwaffe hatte jedoch im Mittel einen Widerstand von für eine Sportwaffe extrem hohen 2333 Gramm. Auch kriecht der Abzug minimal, bevor er auslöst. Seitlich am Abzugsgehäuse be ndet sich die ZweiStellungs-Sicherung, die ausschließlich auf den Abzug und nicht den Schlagbolzen wirkt. Die Sicherung lässt sich nur bedienen, wenn die Schlagbolzenfeder gespannt ist. Der Verschluss samt angesetztem Kammerstengel sind aus einem Stück im Gesenk geschmiedet. Der Verschlusskopf trägt zwei Warzen in klassischer 180-Grad-Anordnung, womit sich ein Öffnungswinkel von 90 Grad ergibt. Eine Warze trägt eine durchgehende Nut, welche korrespondierend zu einer Feder im Systemgehäuse ist und als Verdrehsicherung dient.

ein Öffnungswinkel von 90 Grad ergibt.

Fotos: Christopher Hocke

Drei Schweizer Selbstladekarabiner in 9 mm Luger:

Dreigestirn

Sportkarabiner in Pistolenkalibern sind populär. B & T aus der Schweiz bietet gleich drei unterschiedliche Waffen in dieser Klasse an.

Und die im Schatten von Eiger, Mönch und Jungfrau produzierten Waffen sind einen näheren Blick wert.

Sportkarabiner in Pistolenkalibern werden immer beliebter. Die Hauptgründe hierfür sind diverse interessante dynamische Disziplinen, die breite Verfügbarkeit von Mehrdistanz-Kurzwaffenschießständen und die geringen Munitionskosten, in der Regel wird 9 mm Luger verwendet. In angenehmer Weise ist das Angebot an passenden Waffen breit gefächert, etwas ungewöhnlich hingegen ist aber, dass ein Hersteller gleich drei grundsätzlich unterschiedliche Pistolenkarabiner anbietet. Die B & T AG aus Thun im Berner Oberland in der Schweiz lässt sich am besten als Spezialwaffenhersteller beschreiben. Neben einem hervorragenden, oft Maßstäbe setzenden Angebot an Schalldämpfern produziert

man am Thuner See auch verschiedene Kurz- und Langwaffen mit speziellen Eigenschaften. Neben diversen polizeilichen und militärischen Spezialeinheiten weltweit verwendet zum Beispiel die Personenschutzeinheit des US-Heeres eine Waffe von B & T. Und eine solche Ausschreibung als nicht amerikanisches Unternehmen zu gewinnen, gleicht einem Ritterschlag. Bei der fraglichen Waffe handelt es sich übrigens um die Kurzvariante des APC9. Und da Karl Brügger ein begeisterter Sportschütze ist, gibt es, wo immer praktikabel, auch Zivilvarianten von neuen Modellen.

Die drei Pistolenkarabiner von B & T sind das erwähnte APC9, die GHM9 und das SPC9, jeweils in der auf die deutschen Vorgaben zugeschnittenen Sportver sion. Die Waffen weisen teilweise erhebliche Gemeinsamkeiten auf, unterscheiden sich aber auch deutlich. Daher werden nachfolgend zunächst die Gemeinsamkeiten besprochen. Gemeinsam ist allen drei Waffen auch, dass ein

Fotos: Hiller W. Pahlm

Stetiger Nachschub

Altes Prinzip in neuem preiswertem Gewand: Unter dieses Motto lässt sich der Lever Action Repeater

Revel Classic stellen. Was die Kleinkaliberwaffe der nordamerikanischen Marke Savage kann, das lesen Sie in diesem Artikel.

Sderts vor allem auf Zylinderverschlussdes Systems geführt (vier Jahre vor der Reming-

avage Arms ist ein traditionsreicher Waffenhersteller, der 1894 von Arthur Savage in Utica im US-Staat New York gegründet wurde, seit 1946 im US-Staat Massachusetts ansässig ist und eine Zweigstelle in Lakefield in Kanadas Provinz Ontario hat. Zeitweise einer der größten Waffenproduzenten weltweit, setzte Savage ab Ende des 20. Jahrhunderts vor allem auf Zylinderverschlussrepetierer des Systems 110, von Nicholas Leverett Brewer ersonnen und 1958 eingeführt (vier Jahre vor der Remington 700). Bei dem in Dutzenden von Varianten gebauten Modell handelt es sich um den am längsten ohne Pause gefertigten Repetierertyp mit Mittelschaftmagazin und Zylinderverschluss. Also dachte das VISIER-Team, es käme eine weitere 110er, als Importeur Helmut Hofmann „eine neue Savage“ ankündigte. Aber einer

nichts da: Es handelte sich um eine Version aus einer neuen Reihe von Unterhebelrepetierern. Genauer: Um die Revel Classic, die mit dem Schwestermodell Revel DLX im attraktiven Marktsegment der Lever Guns für kleinkalibrige Randfeuerpatronen zu verorten ist. Savage Arms Canada fertigt das Duo jeweils in .22 l.r., .22 WMR und .17 HMR.

Damit aber begibt sich Savage zurück zu den eigenen Anfängen. Denn mit dem Modell 99 produzierte das Werk ja bereits gut 100 Jahre lang einen bekannten Unterhebelrepetierer in 15 Büchsenkalibern (siehe VISIER 12/2022). Diese Waffen waren etwas Besonderes, da sie mit Schlagbolzensystem kamen und nicht wie bei Lever Guns sonst über ein meist unter dem Lauf platziertes Magazinrohr aufmunitioniert wurden. Stattdessen

VISIER­Autor Dieter Metz beim Testen der Savage Revel Classic in liegendaufgelegtem Anschlag. Die Waffe wurde auch stehend freihändig geprüft.

Fotos: Marcus Heilscher, Dieter Metz, Savage Arms

Sicherheitsstufen Level 1 bis Level 4

Mit roher Gewalt

Der „Polizist“ wehrt sich nicht, sondern lehnt sich bewusst in die Gegenrichtung, was die Zugkraft noch verstärkt.

Schweißperlen stehen auf der Stirn des Täters. Mit roher Gewalt und vollem Körpereinsatz versucht er dem Polizisten dessen Waffe aus dem Holster zu entreißen. Ein Kampf auf Leben und Tod. Gibt das Holster nach, so hat der Täter die Dienstwaffe in seinen Händen, was für den Polizisten dann in der Regel tödlich endet. Glücklicherweise handelt es sich hier nur um einen „ Laborversuch “ in der Entwicklungsabteilung von Safariland, dem führenden Hersteller von Dienstholstern für Pistolen. Aber der Test ist, wie das geschilderte Szenario zeigt, lebenswichtig und todernst.

Eigene Erfahrungen:

Das hatte der junge FBI-Agent und Sportschütze Bill Rogers bereits in den frühen 1970er Jahren erkannt. Damals starb jeder fünfte getötete Polizist durch einen Schuss aus der ihm entrissenen eigenen Dienstwaffe. Rogers entschied sich, selbst Holster zu fertigen, die höhere Sicherheit gegen das Entreißen boten als die damals praktisch ausschließlich verwendeten Lederholster. Aufgrund der großen Nachfrage nach seinem Modell „ Rogers Boss “ aus Behördenkreisen verließ er das FBI und machte sich selbstständig. Da die Nachfrage stetig stieg, verkaufte er seine kleine

Firma an Safariland. Eine Win-WinLösung, da Safariland, ebenfalls Holsterhersteller, sich damit das notwendige Fachwissen einkaufte, hochwertige Dienstholster in großen Stückzahlen zu fertigen und Rogers, nun ausschließlich in der Entwicklung tätig, sich auf Weiterentwicklungen konzentrieren konnte. Der Autor hatte Ende der 90er Jahre das Vergnügen, Bill Rogers kennen zu lernen und ihn bei einen Entreißversuch an einem seiner Holster durch die Gegend schleudern zu können. Rogers, als Mann der Praxis, zeigte mit solchen Tests immer gerne, was ein Holster aushalten muss, um sicher zu sein.

Die Härtetests:

Der eingangs geschilderte Entreißtest geht auf Rogers zurück und ist in vier Richtungen auszuführen – zunächst nach vorn. Lange Zeit dachte man, die meisten Waffen würden Polizisten durch Täter entrissen, die sich von hinten an diese angeschlichen hätten und nach der Waffe greifen. Die meisten Täter stehen dem Polizisten aber frontal gegenüber, um dann nach seiner Waffe greifen. Weitere Tests folgen mit Zugrichtung zur Seite, nach oben und nach hinten. Der „Täter “ zieht dabei nicht nur mit voller Kraft, er stößt und rüttelt auch an der Waffe, um die Entreißbewegungen eines echten Kampfes möglichst realitätsnah zu simulieren. Dabei wehrt sich der „ Polizist “ nicht, sondern lehnt sich, um die Zugkräfte weiter zu maximieren, entgegen der Entreißrichtung. Der „Täter “ trägt dabei grif ge Gummihandschuhe, um seine Zugkraft zu maximieren. Das ergibt Sinn, wie Matt, Ent wicklungsleiter bei Safariland, erzählt. Als er einen solchen

Wettkampf inten-Sonderedition:

LeistungsTräger

Für Spitzensportler sind sie schöne, vor allem aber leistungsstarke und zuverlässige Arbeits-Tiere: Berettas Sportfl inten DT10 und das Nachfolgemodell DT11 wurden bei den olympischen Spielen 2024 von über 50 Prozent aller Olympioniken verwendet. Mit Erfolg: 14 der insgesamt 15 zu erlangenden Medaillen gingen in Paris an Schützinnen und Schützen mit einer Beretta. Die italienische Waffenschmiede feiert den sportlichen Lorbeer mit dieser Sonderaufl age der DT11. Von der Modellvariante „ Pyramide “ gibt es weltweit nur 414 Exemplare. Ihre Sondergravur mit dreidimensionalem Effekt entsteht mittels Fünfachsen-Lasergravur. HM

Fotos: Marcus Heilscher

Long Range-Schießen in den Hügeln der Provinz Pavia:

Gut geplant ist halb gewonnen

Wer auf der ganz langen Bahn mit dem Gewehr sportlich schießen will, muss reisen. Eins der Ziele liegt im italienischen Cascina Legra – hier anhand eines Trainings- und Wettkampfberichts Tipps rund um Anfahrt, Vorbereitung und Ablauf.

Blick über die Anlage in Cascina Legra, hier von der Rückseite der 800-Meter-Ziele hinüber zur Feuerstellung auf dem Hügel im Hintergrund.

AWald,

uf halber Strecke zwischen Mailand und Genua, eingebettet in eine grüne Hügellandschaft, liegt die Cascina Legra, ein „Agriturismo“, also eins von mehreren touristisch genutzten Landwirtschaftsgütern. Dieses hat eine integrierte Shooting Range, wo man bis 1005 Meter schießen kann, in freier Natur, mit Wald, freien Flächen, Hügeln und Senken. Hinter der Hauptfeuerlinie stehen die Gebäude des Anwesens, genutzt als Unterkunft für Schützen und für private Festivitäten.

Wie kommt man dahin?

Es gibt zwei Routen: über den Brenner entlang an Verona, Cremona und Piacenza. Oder durch die Schweiz über den San Bernardino und in Italien an Mailand vorbei. Die Brennerstrecke kann wegen Bauarbeiten an der Luegbrücke zur Geduldsprobe werden. Da sind An- und / oder Abreise via Schweiz eine Option. Nun die oft diskutierte Frage: Kann man mit Sportwaffen durch die Schweiz oder nicht,

muss man anmelden, Formulare ausfüllen? Antwort: Zur Durchreise durch die Schweiz braucht man

1. einen gültigen EU-Feuerwaffenpass, in dem die mitgenommenen Waffen eingetragen sein müssen,

2. eine Einladung des Veranstalters von Wettkampf oder Training.

Mehr nicht. Man fährt in die Schweiz ein, fährt durch, man fährt wieder raus. Man muss nichts anmelden oder an der Grenze Bescheid sagen, außer ein Schweizer Grenzer sollte explizit danach fragen.

Ergänzender Aufbau:

Die Range ist standardmäßig mit Stahlzielen in Distanzen von zirka 200, 300, 400 sowie 650 bis 800 Metern ausgestattet. Aufgebaut sind die Ziele in einem Segment von zirka 130 Grad, so dass sich eine gute Präsentation in Tiefe wie Breite ergibt. Schützen können eigene Ziele mitbringen und nach Gusto im Gelände verteilen. Einige Stellen sind nicht so gut zu erreichen, aber insgesamt

Die Teilnehmer mussten aus diversen Positionen schießen. Einige Beispiele: VISIER-Autor Erwin Hendel vornübergebeugt aufgelegt von einer Panzersperre, knieend von einem Treppengestell (Distanzen 300 und 400 Meter) und liegend ( „Prone Position“ ), hier die Schützin Miran Oliveira mit AR-15 auf 500 Meter Distanz.

Fotos: Erwin N. Hendel

Mauser M 1932:

Das ChinaSyndrom

Josef Nickls US-Patent

1,980,874 zur Mauser M 1932 erging am 13. November 1934 und zeigt auch die Option für ein langes Einsteckmagazin.

Eine in leistungsstarkem Kaliber gehaltene Selbst ladepistole, die sich dank eines Anschlagschaftes in einen Karabiner verwandeln ließ und dazu mit der Option zu vollautomatischer Funktion aufwartete – hier die Geschichte von Mausers Schnellfeuerpistole.

SDie Mauser C 96 samt Kopien und Varianten war im BürgerkriegsChina die beliebteste Pistole. Hier ein Soldat des christlichen Warlords Feng Yuxiang.

eit seinem Debüt von 1896 war dieser Kurzwaffentyp ein weltweiter Dauerbrenner. In etwas mehr als 40 Jahren kam er auf gut 30 Modellvarianten und über eine Million Exemplare, nicht gerechnet die Kopien von Chinesen und Spaniern. Klar, die Rede ist von Mausers legendärer Selbstladepistole C 96, im angelsächsischen Raum wegen ihrer Griffform auch bekannt als „Broomhandle Pistol“, also „Besenstiel-Pistole“ Deren letzte, meist an Laufstufe, Ein-

Sie war die letzte Entwicklungsstufe von Mausers C 96-Reihe: die Reihenfeuer-Pistole Mauser M 1932, hier mit 20-Schuss-Magazin.

Szene aus dem US-Film „Wanted“ von 2008, im Bild der Hollwood-Star Morgan Freeman samt M 1932 mit langem 20-Schuss-Magazin.

steckmagazin und Dreiecks-Bedienhebel zu identi zierende Entwicklungsstufe kennen Sammler als „Mauser Modell 1932“, „Schnellfeuerpistole“, „Mauser Reihenfeuer“ oder „ Model 712“, dies die Benennung des US-Importeurs Stoeger. Zur M 1932 kam es aber weniger durch Mauser-Eigeninitiative als vielmehr deshalb, weil die damalige Politik ebenso die Richtung vorgab, wie das Entwürfe anderer Hersteller taten. Doch nun der Reihe nach. , US-Importeurs aber

Als 1911 Chinas Armee revoltierte, zersplitterte sich das Kaiserreich in die Einusszonen von Kriegsherren („Warlords“ ), die unsägliches Leid über die Bevölkerung brachten. Um da kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen, erließen die Westmächte und Japan ein Exportverbot von Militärgewehren. Davon waren Pistolen aber nicht betroffen. So kauften die Chinesen munter Kurzwaffen, die sich per Schulterstütze zum Karabiner umrüsten

Fotos: Rock Island Auction, Michael Schippers, Archiv

100 Jahre Cosmi-Flinte:

Geschlossenes System

Ein Autodiktat, der eine Flinte kreierte, die sich konstruktiv von den gängigen KonkurrenzEntwürfen unterschied und bis heute durch ihre handwerkliche Brillanz besticht : die Cosmi-Flinte aus Italien.

Fotos: Marcus Heilscher, Matthias S. Recktenwald, Archiv
Links am Lauf die Firmenadresse: „FUCILE COSMI BREVETTATO – TORRETTE DI ANCONA ITALIA“
Seit 100 Jahren gibt es die Selbstladeflinten von Cosmi.

Deutsche Ultrarot-Technik:

Mehr Sicht im Dunkeln

Von jeher beeinträchtigte die Dunkelheit militärische Tätigkeiten in größerem Stil. Wie hilfreich wäre es doch, wenn man im Dunkeln besser sehen könnte – am besten, ohne selbst gesehen zu werden: Hier der Blick auf Entwicklung und Einsatz deutscher Ultrarot-Technik.

Heute ist Nachtsichttechnik beim Militär allgegenwärtig, doch bis dahin war es ein langer Weg: Anno 1800 experimentierte der in Hannover geborene deutsch-britische Astronom Friedrich Wilhelm alias Frederick William Herschel (1738-1822) mit Licht. Er spaltete das Sonnenlicht mit Hilfe eines Glasprismas in seine Spektralfarben auf und maß die Temperaturen der einzelnen Farben. Überrascht war er über den roten Spektralfarbenanteil, denn der hatte die höchste Temperatur und Wärme. Was der Astronom entdeckte, war die unsichtbare Form der Lichtstrahlen unterhalb des roten Lichts. Diese Experimente führten zur Entdeckung der Ul trarot-Strahlung, heute meist als „Infrarot“ bezeichnet (das lateinische Wort „infra“ heißt „unter“ ). Seitdem wurde da viel geforscht. Nach dem Ersten führten

Weltkrieg befasste sich das Militär verstärkt mit dieser Technologie, vor allem mit Blick auf Nachrichtenübermittlung und Zielpeilung. 1933 begann das Heereswaffenamt mit entsprechenden Forschungen. Die Aussicht auf lukrative Rüstungsaufträge lockte bald auch Firmen wie die Allgemeine ElektricitätsGesellschaft (AEG), Siemens oder Carl Zeiss an. Ende der 1930er Jahre standen erste sogenannte „Nachtfahrgeräte“ (Bildwandler) zur Verfügung. Und 1939 war auch der erste zufriedenstellende Prototyp des späteren Zielgerätes 1221 zum Einsatz mit der 3,7-cm-Panzerabwehrkanone (Pak) fertiggestellt. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges erhielt die Forschung neuen Schub. Der Feind im Osten war widerstandsfähiger als erwartet, da wurden neue Technologien wichtiger. An der Forschung zu Ultrarot (kurz:

UR) beteiligten sich staatliche Stellen wie die Physikalisch-Technische Reichsanstalt (PTR) und die Forschungsanstalt der Deutschen Reichspost (RPF). Letztere besaß seit 1936 die Neue Hakeburg in Kleinmachnow südlich von Berlin und hatte auf dem 44-Hektar-Gelände ein großzügiges Forschungs- und Versuchszentrum aufgebaut. Zudem diente die Burg als Wohnsitz des Reichspostministers Karl Wilhelm Ohnesorge (1872–1962). Dieser war nicht nur überzeugter Nationalsozialist, sondern auch ein ausgewiesener Techniker mit besonderem Interesse für die Übertragung von Bildsignalen. Unter Leitung des Wirtschaftsund Verwaltungshauptamtes (WVHA) der SS tüftelte die RPF an Funkmessanlagen, Sendeeinheiten, Steuergeräten, Breitbandkabeln und allgemeinen Funk- und Fernsehgeräten.

Sturmgewehr 44 mit ZG 1229 „Vampir”, hier in Händen eines

Ein requiriertes Zivilfahrzeug des Typs BMW 321 mit eingebautem FG 1252 für Nachtfahrten.

Im August 1942 meldete Ohnesorge über den SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS, Gottlob Berger, an Heinrich Himmler: „Sie schlugen erstmalig vor, diese Geräte bei Panzern für Nachtangriffe und zur Abwehr nächtlicher Panzerangriffe einzusetzen. Deshalb fuhr Oberführer Knapp mit dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Dr. Fenner im Juli 1942 nach Frankreich, um bei der LSSAH [= Leibstandarte SS Adolf Hitler, d. Red.] die RPF-Geräte der Truppe vorzuführen, Einbaufragen zu klären und die von der Truppe aus zu stellenden Anforderungen zu

... auf dem Rücken das Tragegestell 39 mit den Batterien.

Dieser „Uhu“ wurde in Belgien von US-Truppen erbeutet. Vom FG 1250 des Fahrers sind nur noch die Halterungen vorhanden.

festzulegen.“ Mit den erwähnten Geräten ließ sich eine Person auf etwa 350 Meter erkennen und damit ausgerüstete Fahrzeuge konnten im Dunkeln bis zu 80 km/h schnell fahren. Laut Ohnesorge arbeiteten RPF und SS-Kommandoamt eng zusammen. Mehrere Gruppen von SS-Männern wurden bei der RPF in der neuen Technik geschult. Im August 1942 ging ein Zielgerät ZG 1221 zum Praxistest an die LSSAH nach Frankreich, wo man es in einen Panzerjäger Marder II (7,5-cm-Pak auf Fahrgestell des Panzerkampfwagens II) einbaute. Die Resonanz war durchweg positiv, jedoch sah man die Verwendungsmöglichkeiten auf Sturmgeschütze beschränkt: Ultrarot-Scheinwerfer und -Empfänger bestanden aus zwei getrennten Geräten, die in dieselbe

Fotos Michael Heidler, Archiv

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