medium gas 2011.1

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Ausgabe 1 | 2011

medium gas Das Magazin für Kunden und Partner der VNG-Gruppe

SCHWERPUNKT: Zukunft Erdgas → Interview

Zukunft durch Vielseitigkeit Seite 28

→ Treffpunkt Zukunft Innovationspreise auf der Energie-

→ IEU-Modernisierungskompass 2011

fachmesse enertec 2011 verliehen

Erdgas als bezahlbare Heizoption

Seite 32

Seite 36


inhalt

Aktuell

Schwerpunkt

Umschau

4 Aktuelle Nachrichten aus der

22 Zukunft Erdgas

38 Nachgefragt

Erdgas als Partner der

Ein Fall für Charlotte

erneuerbaren Energien.

Honigbiene Charlotte –

das Maskottchen der VNG Norge –

beantwortet Ihre Fragen zum

E&P-Geschäft.

Energiewirtschaft und Energiepolitik

Markt

28 Interview

Zukunft durch Vielseitigkeit

medium gas sprach mit

Eine kleine Stadt mit großer Energie

Dr. Karsten Heuchert, Vorstands-

40 Verkehr

Energieversorger mit bevorzugtem

vorsitzender von VNG, über die

Neuer Antrieb für Erdgas und

Interesse für Erdgas.

zukünftige Bedeutung von Erdgas.

Biomethan im Verkehr

Stephan Kohler (dena) über die

Bedeutung von Erdgas als Kraftstoff für

den Klimaschutz und mehr Unabhängigkeit

vom Öl.

8 Stadtwerke Rotenburg (Wümme) GmbH

14 5 Jahre ONTRAS – Im Spannungsfeld

31 Illustration

zwischen Wettbewerb und Regulierung 32 Treffpunkt Zukunft – Innovationspreise

16 Interview

auf der Energiefachmesse enertec 2011

„Wir versuchen, die Schnellsten zu sein.“

verliehen

Bernd Protze, Direktor Gasspeicherung

von VNG, gibt Auskunft über die neuen

34 Interview

VNG-Speicherprodukte.

Dezentrale Ideen aus Sachsen

medium gas sprach mit den Preisträgern

der Energiefachmesse enertec 2011.

18 Kraft-Wärme-Kopplung

Im Dachsbau

Der Dachs Stirling SE der SenerTec

36 IEU-Modernisierungskompass 2011

Kraft-Wärme-Energiesysteme GmbH

Erdgas als bezahlbare Heizoption

Deutliche Kostensenkung

bei Modernisierung mit Erdgas-

Brennwerttechnik.

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42 Parlamentarischer Abend

Energieschub aus Brüssel

VNG präsentierte sich in Europas Hauptstadt

traditions- und selbstbewusst.


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Liebe Leserinnen und Leser,

Feature 44 10 Gründe, um die belgische

Hauptstadt Brüssel zu besuchen

46 „Botschafter der Wärme“ zeigen

Engagement in der Gesellschaft

48 Flammende Freude in Oberhof 50 Kunstausstellung bei VNG:

Schönwetterblau

51 Aktuelle Termine im nächsten Quartal 51 Impressum

Unser Titelmotiv Im Wärmemarkt existieren vielfältige dezentrale auf Erdgas basierende Anwendungs-

wir alle dachten, dass Diskussionen über die Sinnhaftigkeit der Einführung des Biokraftstoffes E 10 vorerst die energiepolitische Agenda bestimmen werden. Dass es im Jahr 2011 jedoch aufgrund der schrecklichen Ereignisse in Japan möglicherweise eine energiewirtschaftliche und -politische Grundsatzdebatte geben könnte, war so nicht vorhersehbar. Vor allem in Deutschland wurde die Frage nach der Bernhard Kaltefleiter, Ausgestaltung der zukünftigen Ener- Leiter Unternehmenskommunikation gieversorgung mittlerweile neu gestellt. Der bisherige Diskurs zeigt eines ganz deutlich: Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir mit Erdgas den Weg in die Zukunft bereits eingeschlagen. So sind es vor allem die hervorragenden Eigenschaften und zahlreichen Verbindungsmöglichkeiten mit den erneuerbaren Energien, die Erdgas zur Zukunftsenergie machen. Auf der Energiefachmesse enertec 2011 haben wir gemeinsam mit Marktpartnern die vielfältigen und effizienten dezentralen Anwendungsmöglichkeiten von Erdgas im Wärmemarkt präsentiert. Diese reichen von Mini-Blockheizkraftwerken über Gaswärmepumpen und der Brennstoffzellen-Technologie, bis hin zur Kombination von Erdgas und Solarthermie. Das Beste daran: die meisten dieser leistungsstarken Innovationen sind aufgrund ihrer Kompaktheit für den heimischen Keller geeignet. Gespräche mit Kunden und Marktpartnern bestärken uns in der Auffassung, dass sich umweltschonendes und preisbewusstes Heizen vor allem auf diesem Weg in die Tat umsetzen lässt. Aus Überzeugung wird sich VNG daher auch weiterhin durch Marktpartnerkooperationen bei der Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der dezentralen Wärmetechnik engagieren. Wir glauben fest an den Markterfolg von Erdgas in Verbindung mit unseren kundenspezifischen Dienstleistungen und halten uns bei Gedankenspielen über den Energiemix der Zukunft stets an die Devise des griechischen Staatsmannes Perikles: „Es ist nicht unsere Aufgabe, die Zukunft vorauszusagen, sondern auf sie gut vorbereitet zu sein.“

möglichkeiten. Im Bild: Familie Wolf vor einer stromerzeugenden Gasheizanlage der Firma

Ihr Bernhard Kaltefleiter

Vaillant. Die Anlage besteht aus einem kühlschrankgroßen Modul mit Gasmotor und Generator zur Stromerzeugung. Das Gerät arbeitet nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Neben Wärme erzeugen KWK-Anlagen Strom, der entweder selbst verwendet oder in das Stromnetz eingespeist werden kann.

Foto: Dirk Brzoska

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aktuell

Energiepolitik aktuell

Fünf neue Lizenzen in Norwegen

VNG-Firmensitz wird mit Bioerdgas beheizt

VNG bietet vollautomatisierte Buchung von Speicherkapazitäten

VNG Norge AS, das norwegische Tochterunternehmen von VNG, hat fünf weitere Produktionslizenzen auf dem Norwegischen Kontinentalschelf erhalten. Im Rahmen der aktuellen Lizenzrunde Awards in Predefined Areas (APA) 2010 teilte das Norwegische Ministerium für Erdöl und Energie dem Unternehmen fünf neue Lizenzen zu. Von den fünf Lizenzbeteiligungen befinden sich zwei in der Nordsee und drei in der Norwegischen See. „Die Lizenzzuteilungen ergänzen das Lizenzportfolio in den Fokusgebieten der VNG Norge“, betont Michael Ludwig, Vorstand Gasbeschaffung bei VNG. „Wir haben das Lizenzportfolio im Bereich des norwegischen Kontinentalschelfs und der dänischen Nordsee einschließlich der Beteiligung an zwei produzierenden Feldern von 24 auf 29 Beteiligungen erhöhen können. In zwei der fünf neuen Lizenzen sind wir zudem Betriebsführer. Dies zeugt von dem Vertrauen, das die norwegischen Behörden in die Expertise und Kompetenz der VNG Norge setzt, Explorationsarbeiten nach höchsten technischen und Sicherheitsstandards zu planen und durchzuführen. Insgesamt ist das ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Eigenförderung“, so Ludwig weiter. www.vng.no

Seit Februar 2011 wird die Energieversorgung des Firmensitzes von VNG in der Leipziger Braunstraße durch den 100 %igen Einsatz von Bioerdgas sichergestellt. Das hauseigene Blockheizkraftwerk (BHKW) ermöglicht die bedarfsgerechte, gemeinsame Produktion von Wärme und Strom direkt vor Ort. „Bioerdgas und Erdgas sind auf Grund ihrer vorzüglichen Umwelteigenschaften ideale Wegbereiter zur Reduzierung der CO2-Emissionen. Mit der Umstellung auf Bioerdgas versorgen wir unsere Firmenzentrale das ganze Jahr klimaschonend und effizient mit Strom und Wärme und leisten so einen effektiven Beitrag zum Schutz der Umwelt“, betont VNG-Vorstand Dr. Klaus-Dieter Barb­ knecht. Bioerdgas ist vielseitig. Es kann ohne Einschränkung zu 100 % oder in beliebiger Beimischung zu Erdgas sowohl zur effizienten Verstromung im Wärmemarkt als auch als Kraftstoff in Erdgasfahrzeugen eingesetzt werden. Bioerdgas wird aus nachwachsenden Rohstoffen ohne Konkurrenz zu Nahrungsmittelpflanzen oder anderen organischen Substanzen gewonnen. Es ist nahezu CO2-neutral und

Auf der E-world energy & water 2011, Europas führender Fachmesse der Energie- und Wasserwirtschaft, stellte VNG erstmalig eine Onlinebuchung für kurz- und mittelfristige Speicherkapazitäten vor. Damit können Speicherkunden zum Beginn des neuen Speicherjahres 2011/2012, ab 1. April, freie Kapazitäten für die nächsten zwei Speicherjahre online im Speicherportal von VNG buchen. VNG ist einer der ersten Speicherbetreiber in Deutschland, der seinen Kunden jederzeit eine vollautomatische Buchung, also ohne manuelle Eingriffe, von Speicherkapazitäten anbietet. Mit dem Klick „Speicherkapazitäten buchen“ werden alle Prozesse automatisch angestoßen: Die Kapazitäten werden gebucht, die Vertragsdokumente erzeugt und versandt, und die Anzeige der freien Kapazitäten wird um die gebuchten Kapazitäten minimiert. Der nächste Kunde sieht somit die tatsächlich buchbaren Kapazitäten. Im Vergleich zum bisherigen Anfrageprozess buchen Kunden ihre Speicherkapazitäten verbindlich und können diese auch innerhalb von zwei Tagen nutzen. Der ganze Prozess wird somit erheblich verkürzt und ermöglicht dem Kunden, seine Speicherkapazitäten schneller zu nutzen. www.speicherportal.vng.de

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gehört damit zu den umweltschonenden Energiequellen. www.vng.de


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VNG stellt sich im europäischen Gasmarkt neu auf Veränderung der Ressort-Strukturen Die Bewegung auf den europäischen Gasmärkten sowie die anstehende nationale Umsetzung des 3. Energiebinnenmarktpaketes der EU haben bei VNG zu Veränderungen der Geschäftsverteilung geführt. Ziel der neuen Ressortzuschnitte ist es, die eigene Marktpositionierung weiter zu stärken, um somit den gestiegenen Herausforderungen des europäischen Gasmarktes noch wirksamer begegnen zu können. So ist die Verantwortung für die Transportnetz- und Speicher­ infrastruktur seit Beginn dieses Jahres im Ressort Infrastruktur und Technik konzentriert. Das Ressort Gasverkauf wurde weiter gestärkt, indem dort neben dem Vertrieb nunmehr das Portfolio-

management, das Trading und die Handelsdisposition gebündelt sind. Die kaufmännische Gesamtverantwortung hat Dr. Karsten Heuchert, Vorsitzender des Vorstandes von VNG, übernommen. Dr. Klaus-Dieter Barbknecht verantwortet seit 1. Januar 2011 das Ressort Gasverkauf/Personal. Uwe Barthel leitet das Ressort Infrastruktur/Technik und Michael Ludwig ist weiterhin für das Ressort Gasbeschaffung zuständig. Mit der neuen Geschäftsverteilung greift VNG der nationalen Umsetzung der von Brüssel geforderten Entflechtung voraus und kommt zudem den Kundenwünschen nach einer weiteren Flexibilisierung der Produkte und Dienstleistungen entgegen.

Dr. Karsten Heuchert Vorstandsvorsitzender

Uwe Barthel Vorstand Infrastruktur/Technik

Dr. Klaus-Dieter Barbknecht Vorstand Gasverkauf/Personal

Neue Vertriebsstruktur Die Veränderungen in den Zuständigkeiten des Vorstandes wurden genutzt, um dem Gasverkauf mit einer neuen, effizienteren Struktur mehr Flexibilität zu verleihen. Der inländische Gasverkauf erhält eine regionalere Ausrichtung, um alle in der jeweiligen Region ansässigen Unternehmen optimal und auf kurzem Wege betreuen zu können. Die Ansprechpartner für die neuen Vertriebsgebiete sind: Region Mitte: Olaf Schneider Telefon +49 (0)341 443-2785 Fax +49 (0)341 443-2296 olaf.schneider@vng.de

Region Süd-Ost: Karel Schweng Telefon +49 (0)341 443-7812 Fax +49 (0)341 443-2467 karel.schweng@vng.de

Region Nord: André Burkhardt Telefon +49 (0)341 443-2851 Fax +49 (0)341 443-2296 andre.burkhardt@vng.de

Region Süd-West/Region West: Dr. Markus Spitz Telefon +49 (0)69 6952382-0 Fax +49 (0)69 6952382-14 markus.spitz@vng.de

Hamburg

Michael Ludwig Vorstand Gasbeschaffung

REGION NORD

Neustrelitz

Berlin

REGION MITTE REGION WEST LEIPZIG

Düsseldorf Erfurt

Sitz von VNG

Frankfurt a. M.

Verkaufsdirektion von VNG Die Verkaufsbüros von VNG in Deutschland

REGION SÜD-WEST

Stuttgart

REGION SÜD-OST München

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aktuell

Energiepolitik aktuell

Foto: Volkswagen AG

Foto: Europäische Union, 2011

VNG.gasmarkt

Neuausrichtung der Produktfamilie VNG.gasmarkt

EU will Energienetze ausbauen

Bündnis für Erdgas und Bioerdgas als Kraftstoff gegründet

Der Anspruch des VNG-Verkaufsteams lautet, stets hochflexible und maßgeschneiderte Lösungen anzubieten. Dies gelingt nur durch die ständige Anpassung der Produkte an die aktuellen Bedürfnisse des Marktes. Um zukünftig noch spezifischer auf Kundenwünsche eingehen zu können, hat VNG seine Gasmarktprodukte neu ausgerichtet. Die Produktfamilie VNG.gasmarkt bietet damit alle Möglichkeiten für den branchenspezifischen Gas­ einkauf: von der Vollversorgung über die strukturierte Beschaffung bis hin zu den Instrumenten des Gashandels. Mit dem neuen Tool VNG.gasmarkt Service CO2-neutral bietet VNG seinen Kunden erstmals ein zu 100 Prozent CO2-neutrales Produkt. Dafür werden die bei der Verbrennung von Erdgas entstehenden CO2-Emissionen klimaneutral ausgeglichen. Für die Kunden besteht so die Möglichkeit, sich nachhaltig als innovatives und verantwortungsvolles Unternehmen auszurichten. Mit der Produktfamilie VNG. gasmarkt können Kunden ihre Bedürfnisse hinsichtlich Mengen, Zeiträumen, Flexibilität, Marktrisiken sowie eigener Ressourcen spezifisch festlegen und einen einfachen Zugang zu den entsprechenden Produktangeboten erhalten.

Die Europäische Union will den Energiebinnenmarkt weiter ausbauen. Die Staats- und Regierungschefs forderten die EU-Kommission beim Energiegipfel im Februar 2011 auf, bis Juni dieses Jahres konkrete Vorschläge für den Ausbau der Strom- und Gasnetze vorzulegen. „Der Binnenmarkt soll bis 2014 umgesetzt sein, damit Gas und Strom frei fließen können“, heißt es im Beschluss des Gipfeltreffens. Der Großteil der Kosten für den Netzausbau bis 2020 soll von privater Seite finanziert werden. Dafür werden den Netzbetreibern höhere Renditen von den nationalen Aufsichtsbehörden in Aussicht gestellt, um den Leitungsbau in Schwung zu bringen. Die EU-Kommission schätzt die Kosten für den Ausbau des Energienetzes auf insgesamt 210 Milliarden Euro. EU-Energiekommissar Günther Oettinger will dazu jährlich bis zu einer Milliarde Euro an öffentlichen Mitteln bereitstellen.

Ein breites Bündnis namhafter Unternehmen will bis Mitte 2011 einen Maßnahmeplan erarbeiten, um Erdgas und Bioerdgas als Kraftstoff weiter zu verbreiten. Die Initiative wird von der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) koordiniert und vom Bundesverkehrsministerium begleitet. Die Ergebnisse sollen unter anderem in die neue Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie der Bundesregierung einfließen. Beteiligt sind Vertreter der Gasversorger, Biogasproduzenten, Tankstellenbetreiber, Fahrzeughersteller sowie Automobilverbände. „Erdgas ist eine echte Alternative zu Benzin und Diesel und kann insbesondere in Kombination mit Biomethan einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Um die Marktchancen von Erdgas zu verbessern, kommt es darauf an, dass alle relevanten Akteure entschlossen und koordiniert handeln“, so Stephan Kohler, Vorsitzender der denaGeschäftsführung.

www.vng.de

www.ec.europa.eu

www.dena.de

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Foto: eex/Christoph Busse

Foto: eex/Christian Schneider

Foto: Bundesregierung/Bernd Kühler

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EEX startet neuen Gaspreisindex „EGIX“

Deutsch-niederländischer Biomethanhandel beschlossen

VNG bei Energiegipfel der Bundeskanzlerin

Die Europäische Energiebörse EEX startete im Januar 2011 einen European Gas Index (EGIX). Dieser basiert auf allen börslichen Handelsgeschäften, die am Terminmarkt in den jeweils aktuellen Frontmonatskontrakten der Marktgebiete NCG und GASPOOL abgeschlossen werden. Auf Basis dieser Handelsgeschäfte berechnet die EEX börsentäglich einen volumengewichteten Durchschnittspreis über alle Geschäfte. EGIX entspricht dem arithmetischen Mittelwert über alle bis dahin ermittelten Tageswerte, die sich auf denselben Frontmonat beziehen. Die Werte werden von der EEX börsentäglich nach Handelsschluss ermittelt und auf der Internetseite publiziert. Darüber hinaus stellt die EEX auch die historischen EGIX-Werte ab dem Gaswirtschaftsjahr 2007/08 zur Verfügung.

Um Herkunft und Eigenschaften von Biogaslieferungen zwischen Deutschland und den Niederlanden zukünftig transparenter zu gestalten, haben die Deutsche EnergieAgentur GmbH (dena) und die niederländische Zertifizierungsstelle Vertogas b. v. eine Absichtserklärung über die künftige Zusammenarbeit bei grenzüberschreitendem Biomethanhandel unterzeichnet. Die von den beiden Institutionen ausgestellten Nachweise sollen künftig in beiden Ländern genutzt werden können. Das Zertifikatesystem soll garantieren, dass nur so viel Biomethan verkauft werden kann, wie auch tatsächlich in das Erdgasnetz eingespeist wurde. Im Zuge der Partnerschaft sollen die Eigenschaftsnachweise sowohl von der Zertifizierungsstelle Vertogas als auch vom Biogasregister Deutschland übernommen werden und damit sowohl deutschen als auch niederländischen Biomethannutzern zukünftig zur Verfügung stehen.

Vor dem Energie-Sondergipfel der EUStaats- und Regierungschefs am 4. Februar 2011 in Brüssel fand auf Einladung der Bundeskanzlerin am 12. Januar 2011 ein Meinungsaustausch im Bundeskanzleramt statt. An dem Gespräch nahmen neben Herrn Dr. Karsten Heuchert, Vorstandsvorsitzender von VNG, der die Interessen der Erdgasbranche vertrat, weitere Vertreter von 17 Unternehmen und Institutionen aus dem Energie- und Technologiebereich teil. Unter der Moderation von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel wurde zu den Themenschwerpunkten „Energienetze“, „Binnenmarkt“, „Energieeffizienz“ und „Energieaußenpolitik“ diskutiert, um eine gemeinsame deutsche Linie herauszuarbeiten. Die Teilnehmer waren sich einig, dass die von EU-Energiekommissar Günther Oettinger angestrebte Harmonisierung im Wesentlichen eine gute Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung der europäischen Energiepolitik darstelle.

www.eex.com

www.dena.de www.vertogas.nl 7


markt

Stadtwerke Rotenburg (Wümme) GmbH

Eine kleine Stadt mit großer Energie Das Ziel unserer ersten Kundenvisite im Jahr 2011 ist die Stadtwerke Rotenburg (Wümme) GmbH im Bundesland Niedersachsen. Die hiesigen Stadtwerke (SR) werden seit dem 1. Oktober 2010 von VNG mit Erdgas beliefert. Rotenburg ist eine sehr gepflegte, beschauliche und durchaus attraktive Kleinstadt, in der die für Norddeutschland so überaus typischen roten Backsteinbauten und Fachwerkhäuser dominieren. Die Stadt ist umgeben von einer idyllischen Landschaft mit viel Wald und großen sattgrünen Weideflächen – ein Paradies auch für viele Pferde und Schafe.

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von Helmut Rosan, freier Redakteur | Fotos: Christian Schneider

Der Firmensitz der Stadtwerke Rotenburg (Wümme) GmbH am Mittelweg 19.

Fakten und Daten der Stadtwerke Rotenburg Unseren Besuch bei den Stadtwerken Rotenburg hat Michael Theiß, Verkaufsleiter des Hamburger VNG-Büros, gut vorbereitet. Er war es auch, der die Rotenburger für die Leipziger VNG als Kunden gewann. Daher begleitet er uns zum Informationsgespräch im Unternehmenssitz am Mittelweg 19. Uns erwarten der Geschäftsführer Dipl.-Wirtsch.-Ing. Reinhard David sowie der Prokurist und Kaufmännische Leiter Hermann Dodenhof. Die beiden Herren sind trotz ihrer Unterschiedlichkeit unverkennbar von norddeutscher Art, nicht gerade ausgesprochen wortkarg oder gar spröde, aber sehr besonnen, dabei offen und freundlich. Vor allem sind sie auf journalistische Neugier solide vorbereitet. Reinhard David macht uns zunächst mit dem Leitbild des Unternehmens vertraut: „Im Vordergrund unserer Geschäftspolitik steht die sichere, zuverlässige und umweltverträgliche Energie- und Trinkwasserversorgung zu günstigen Preisen. Wir sind ein modernes Energiedienstleistungsunternehmen, das in diversen Geschäftsfeldern tätig ist und für seine Kunden ein breites Dienstleistungsangebot bereithält. Aktuell sind bei uns 64 hoch motivierte Mitarbeiter und neun Auszubildende beschäftigt. Wir erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2009 einen Umsatzerlös von 27,3 Millionen Euro.“ Die Geschichte des Rotenburger Energiedienstleisters beginnt im Jahr 1905 mit der Gründung der Gasanstalt Rotenburg und mit der Inbetriebnahme des Gaswerkes. 1914 wurde das Elek­ trizitätswerk gegründet und 1929 das Wasserwerk fertiggestellt. Seit 1979 firmiert das Unternehmen unter seinem Namen Stadtwerke Rotenburg (Wümme) GmbH. 9


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v. l.: Reinhard David (Geschäftsführer), Michael Theiß (VNG), Hermann Dodenhof (Prokurist), Natalie Dück (Assistentin der Geschäftsführung).

Unsere Gesprächspartner bedienen gern das bevorzugte Interesse für Erdgas. Die Stadtwerke betreiben derzeit vier Blockheizkraftwerke, in denen Erdgas bzw. Biogas eingesetzt wird. Ein fünftes BHKW soll noch in diesem Jahr in Betrieb genommen werden. Das erste Blockheizkraftwerk wurde schon 1985 im Hallen- und Freibad eingesetzt und im Jahre 2000 durch ein neues BHKW ersetzt. Es hat eine elektrische Leistung von 325 kW und eine thermische Leistung von 550 kW. Das zweite BHKW wurde in der Kläranlage Rotenburg eingebaut. Weitere dieser hoch effizienten Anlagen folgten im Neubaugebiet „Knickchaussee“ (Heizzentrale) und im Neubau des Dialysezentrums in der Burgstraße. 2002 wurde am Firmensitz eine Erdgastankstelle in Betrieb genommen. Mit sichtlichem Vergnügen berichten die beiden SR-Chefs, dass die 20 Fahrzeuge des firmeneigenen Fuhrparks (und damit nahezu fast alle) mit Erdgas betrieben werden.

Badeerlebnis und Flugvergnügen Für die normale Tätigkeit von Stadtwerken etwas ungewöhnlich ist wohl der Fakt, dass die Rotenburger neben dem so genannten Kerngeschäft seit 1985 ein Hallen- und Freibad und seit 1996 sogar einen kleinen Flughafen betreiben. Derartiges war mir bislang lediglich von den Stadtwerken in Riesa bekannt. Immerhin sollen in Rotenburg pro Jahr rund 20 000 Starts und Landungen von Sport- und Kleinflugzeugen erfolgen. Solide Partnerschaft Seit dem 1. Oktober 2010 werden die SR Rotenburg von der Leipziger VNG mit Erdgas beliefert. Schon in der vorangegangenen Verhandlungszeit entstand zwischen den Herren David und Dodenhof seitens der SR und Theiß vom Hamburger VNG-Büro ein enges partnerschaftliches Vertrauensverhältnis. Reinhard

Daten im Überblick Das Stromnetz besteht aus: 141 km Mittelspannungsleitungen, 199 km Niederspannungsleitungen, 6 701 Hausanschlüssen, 12 087 Zählern/Messgeräten und 105 Mittelspannungsstationen.

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Das Gasnetz besteht aus: 33 km Hochdruckleitungen, 154 km Niederdruckleitungen, 6 011 Hausanschlüssen, 7 094 Zählern/Messgeräten, 2 Gasübernahmestationen und 16 Bezirksreglerstationen.

Das Wassernetz besteht aus: 126 km Rohrleitungen, 5 599 Hausanschlüssen, 6 819 Zählern/Messgeräten und 723 Hydranten.


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Kurzchronik

Foto: Stadtwerke Rotenburg (Wümme) GmbH

1905: Gründung der Gasanstalt Rotenburg mit der Inbetriebnahme des Gaswerkes | 1914: Gründung des Elektrizitätswerkes | 1929: Fertigstellung des Wasserwerkes | 1970: Umwandlung der Städtischen Werke in eine GmbH (Versorgungs- und Verkehrsbetriebe GmbH) | 1979: Umbenennung in Stadtwerke Rotenburg (Wümme) GmbH | 1985: Übernahme des Hallen- und Freibades von der Stadt Rotenburg | 1993: Inbetriebnahme des Erlebnisbades Ronolulu | 1996: Erwerb des Flugplatzes Rotenburg und Gründung der Flugplatz GmbH | 1999: Eröffnung des Kundencenters in der Fußgängerzone | 2002: Inbetriebnahme der Erdgastankstelle im Mittelweg 19.

Das Erlebnisbad „Ronolulu“.

David meint: „Das Angebot von VNG hat uns in jeder Hinsicht zugesagt. Die Zusammenarbeit ist sehr solide und alles funktioniert sehr gut.“ Persönliche Berührungspunkte haben die Zusammenarbeit zusätzlich befördert. So haben Reinhard David und Michael Theiß schon beim ersten Kennenlernen festgestellt, dass beide aus ihrem früheren Berufsleben etliche gemeinsame gute Bekannte und Arbeitskollegen haben sowie überdies, wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten, in denselben Unternehmen beschäftigt waren. Langjährige Berufserfahrung und vielfältige gemeinsame Kontakte sind wohl stets ein weiteres Plus für eine solide Partnerschaft. SR-Geschäftsführer Reinhard David wurde1957 in Ahrensburg bei Hamburg geboren und ist gelernter Elektriker. Nach dem Wirtschaftsstudium in Hamburg begann er seinen beruflichen Werdegang von 1988 bis 1991 als Berater bzw. Koordinator für Energiewirtschaft bei einer Unternehmensberatung. Dem folgte eine Tätigkeit als Leiter Strom- und Gaswirtschaft bei der Überlandwerke Nordhannover AG im Zeitraum von 1991 bis 1999. Anschließend war David bei der EWE AG in Oldenburg beschäftigt und ist seit November 2008 hier in Rotenburg Geschäftsführer. Der schlanke, drahtige Mann ist sichtlich ein sportlicher Typ. In guter körperlicher Form hält er sich durch regelmäßiges Joggen und gelegentliches Golfspiel.

Der Prokurist und Kaufmännische Leiter Hermann Dodenhof wurde1954 in Rotenburg geboren und ist gelernter Banker. Seit 1992 war er bei den hiesigen Stadtwerken zunächst als Finanzleiter und ist seit 1995 als Prokurist tätig. Er fährt, wie sichtlich viele andere Rotenburger auch, leidenschaftlich gern Fahrrad und verbringt einen Großteil seiner Freizeit mit ehrenamtlicher Arbeit als Gemeinderatsmitglied in einer Nachbarkommune. Im Verlaufe unseres Gespräches sind wir auf das seit 1993 betriebene Erlebnisbad „Ronolulu“ neugierig geworden. Freund­ licherweise zeigt uns die Assistentin der Geschäftsführung Natalie Dück etliche sehr beeindruckende Fotos. So können wir uns, auch mangels eigener Badeutensilien, einen Besuch sparen, obwohl dies gewiss ein abschließender Höhepunkt unserer Visite gewesen wäre. Der exotisch anmutende Name „Ronolulu“ assoziiert das niedersächsische Rotenburg mit Honolulu auf der Tropeninsel Hawaii. Mit der wunderbar großflächigen, einfallsreichen Außen- und Innenlandschaft des Bades und einer imposanten Riesenrutsche bieten die Stadtwerke einen preiswerten Badespaß für den ganzen Tag ohne Zeitbegrenzung. Des Weiteren gibt es eine Saunalandschaft mit Erlebnisaufgüssen. Damit verfügt die kleine Stadt über ein außerordentlich schönes Prachtstück.

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Am Ende der Goethestraße erhebt sich die Stadtkirche. | Auf dem Pferdemarkt befindet sich ein Brunnen mit den Pferden, er wurde von dem Bremer Bildhauer Claus Homfeld im Jahre 1985 geschaffen. | Das „Tor zur Stadt“: Die Steinformation soll an die Flüsse Rodau und Wiedau als Komponenten der Natur und als alten Handelsweg sowie als kulturelle Markierung erinnern.

Die Stadt Rotenburg Rotenburg liegt in einer Geestlandschaft am Westrand der Lüneburger Heide in der Niederung der drei Flüsse Wümme, Wiedau und Rodau. Um Rotenburg befinden sich ausgedehnte Wälder und naturbelassene Moore sowie der Große und der Kleine Bullensee. Die Hansestädte Hamburg und Bremen sind leicht erreichbar. Aus der Historie Der heutige Ort entstand im Schutz der westlich von ihm gelegenen Burg Rotenburg, die um 1195 von Bischof Rudolf von Verden als sein Amtssitz und als Bollwerk gegen die nahe gelegene Burg Ottersberg des Erzbischofs von Bremen gegründet worden war. Die Herkunft des Namens ist ungeklärt. Wissenschaftlich bevorzugt wird die Herkunft von Rodungsburg im Sumpfgelände oder der roten Burg (Hinweis auf roten Backstein als Baumaterial). Rotenburg, das zum Bistum und zum Stift Verden gehörte, diente wiederholt als Residenz der Bischöfe. Anfang des 15. Jahrhunderts erhielt der Ort besondere Freiheitsrechte im Verhältnis

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zum Landesherrn. Ein Bürgermeister und ein Ratsmann werden urkundlich genannt. Um 1500 wurde der Ort, der sich zum Marktflecken entwickelte, mit Mauern und Toren befestigt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg endete die Herrschaft der Verdener Bischöfe und Rotenburg kam als Teil des nun säkularisierten und jetzt Herzogtum Verden genannten Stifts unter schwedische Herrschaft. In dieser Zeit bauten die neuen Landesherren die Burg mit den Resten des Schlosses zu einer Festungsanlage aus. Die Festung blieb bis etwa 1680 in Funktion. Danach wurde sie vernachlässigt, die Gebäude wurden abgebrochen und nur die Befestigungsanlagen teilweise modernisiert. Nach 1843 sind die letzten Wälle eingeebnet worden. An ihrer Stelle befindet sich heute das Gelände des ehemaligen Heimatmuseums. In der Zeit zwischen 1626 und 1835 lassen sich sieben Stadtbrände zählen, von denen einige zur gesamten Vernichtung der örtlichen Bausubstanz führten. Die schwedische Landesherrschaft dauerte bis zur Eroberung durch Dänemark 1712. Nach der Annexion Hannovers 1866 durch Preußen lag Roten­ burg innerhalb der Provinz Hannover, weshalb der Ort die Bezeichnung Rotenburg in Hannover erhielt. In dieser Zeit entstand der Bahnanschluss Bremen–Hamburg. 1880 erfolgte die Gründung der bis heute bestehenden „Rotenburger Werke der Inneren Mission“ als Stätten für geistig Behinderte. 1929 erhielt Rotenburg die Stadtrechte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs


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Die „Skulptur 3-Generation“ in der Fußgängerzone zeigt Großmutter, Mutter und Kind. Diese Gruppe wurde von dem Künstler Carsten Eggers geschaffen und 1995 aufgestellt. | Das SR-Kundencenter in der großen Fußgängerzone. | Abb. Seite 12 unten: Kurz hinter der Wümmebrücke erinnert der Leegensteen (Lügenstein) an das „Hochnotpeinliche Halsgericht“. Hier wurde 1664 auch die „Hexe“ Margaretha Meinecken zum Tode verurteilt.

die nun zum Bundesland Niedersachsen gehörende und zu über 90 Prozent evangelische Stadt durch die Ansiedlung vieler Flüchtlinge vor allem aus Schlesien und Ostpreußen stark an, darunter auch eine große Zahl Katholiken, die 1961 in der Corpus-ChristiKirche ein neues Kirchengebäude bezogen. Weitere Neubürger zogen in Verbindung mit der örtlichen Garnison (Lent-Kaserne) oder dem Diakoniekrankenhaus zu. Rotenburg verlor den ursprünglichen Charakter einer Ackerbürgerstadt. Zahlreiche Neubaugebiete und Schulbauten waren die Folge. Am 16. Mai 1969 wechselten Stadt und Landkreis ihren Namen von Rotenburg in Hannover in Rotenburg (Wümme). 1977 blieb die Stadt im Rahmen der Kreisgebietsreform Sitz der Kreisverwaltung eines vergrößerten Landkreises Rotenburg. Seit dem gesellschaftlichen Wandel 1989/90 erlebte Rotenburg einen weiteren Wachstumsschub durch Zuzug vieler Russlanddeutscher und anderer Spätaussiedler aus Ländern Osteuropas. Durch diese Gruppe von Neubürgern werden inzwischen mehrere Stadtviertel geprägt. Rotenburg zählt gegenwärtig etwas über 22 000 Einwohner. Stadtspaziergang Wir beginnen unseren Spaziergang in der großen Fußgänger­ zone. Hier besuchen wir auch kurz Herrn Hans-Joachim Boschen, Leiter des SR-Kundencenters. Beiderseits flankieren sehr gut

erhaltene Häuser im hier typischen Backstein- bzw. Fachwerkstil mit vielen unterschiedlichen Geschäften, Restaurants, Cafés und Bistros unseren Weg zum großflächigen Pferdemarkt mit einem Pferdebrunnen, wo auch das moderne Rathaus steht. Wir begeben uns auf den so genannten Kulturpfad und machen uns mit der Geschichte und Gegenwart der schönen Stadt etwas näher vertraut. Mir erscheint das Sinnieren über Gegensätze von Groß- und Kleinstadt ziemlich unsinnig. Die Bedeutung einer Kommune macht nicht unbedingt die Höhe der Einwohnerzahl oder der Idealzustand der Infrastruktur aus. Obzwar Rotenburg nun wirklich klein ist, haben seine Bürger ganz offensichtlich ein tiefes Geschichtsbewusstsein und einen überall deutlich sichtbar ausgeprägten Sinn für Kunst und Kultur. Hier wird nicht, wie in so manchen Metropolen, mit Macht und Reichtum nachgerade geprotzt; die kleine Stadt demonstriert gelassen eine angenehme Geborgenheit und Gastfreundschaft. Wir fragen auf dem Pferdemarkt eine freundliche ältere Dame nach dem Weg zum Flüsschen Wümme. Sie gibt uns Bescheid und will wissen, woher wir kommen und weshalb wir da sind. Dann staunt sie: „Was? Das ist ja ein Ding! Wir bekommen Erdgas aus Leipzig! Schön, dass Sie uns besuchen.“ Tatsächlich, so ist es.

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Mitarbeiter der ONTRAS – VNG Gastransport GmbH auf der Verdichterstation Bobbau.

5 Jahre ONTRAS – Im Spannungsfeld zwischen Wettbewerb und Regulierung von Dr. Ralf Borschinsky, ONTRAS Februar 2011: Bei ONTRAS in der Leipziger Maximilianallee herrscht wieder einmal emsiges Treiben – zusätzlich zum Tages­ geschäft. Es gibt gleich drei seit langem erwartete Entscheidungen der Bundesnetzagentur (BNetzA), die schnelles Handeln erfordern. Sowohl eine neue Bescheidskizze zum endgültigen Effizienzwert als auch die Festlegungsverfahren zum Kapazitätsmanagement und zum Konvertierungsentgelt zwischen H- und L-Gas wirken sich auf laufende Prozesse aus, die in den nächsten Monaten umzusetzen sind. Die Regelungen betreffen u. a. die neue Kooperationsvereinbarung Gas (KoV IV), die Umsetzung der von allen Ferngasnetzbetreibern gemeinsam einzurichtenden Primärkapazitätsplattform sowie die Überlegungen zu einem weiteren Zusammenwachsen der Marktgebiete. Auch ONTRASinterne Prozesse sind davon betroffen. Die Bereiche Regulierungs14

management, Geschäftsprozesse/Grundlagen und Kapazitätsvermarktung machen sich an die Arbeit. Und am Ende werden sie – wie schon so oft– alle Aufgaben rechtzeitig erledigt haben. Rückblick – Ein Ferngasnetzbetreiber entsteht Als die VNG-Gruppe zum 1. Januar 2006 wie im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) vorgegeben die Bereiche Gastransport und Gashandel gesellschaftsrechtlich voneinander trennte, war die heutige Situation des europäischen Gasmarktes allenfalls zu erahnen. Mit ihrer Ausgründung war die ONTRAS – VNG Gastransport GmbH fortan für das über 7 200 km lange Ferngasleitungsnetz von VNG zuständig. Sie ist seitdem für dessen Wartung, Instand­ haltung und den bedarfsgerechten Ausbau verantwortlich. Außerdem stellt sie die hohe Verfügbarkeit und technische Sicher­heit dieses Leitungssystems mit Hilfe von Dienstleistungen des VNG-Bereichs Netzbetrieb sicher.


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Vom Wettbewerb zur Regulierung Im Kerngeschäft vermarktet ONTRAS die Kapazitäten an den rund 500 Netzkopplungspunkten dieses Netzes. Anfangs geschieht dies im Wettbewerb zu anderen europäischen Ferngasleitungsnetzbetreibern in einem Punkt-zu-Punkt-Modell – genehmigt durch die BNetzA. Noch im Gründungsjahr forderte die BNetzA jedoch die Einführung eines Entry-/Exitmodells und des noch heute praktizierten Zwei-Vertrags-Modells. Aufgrund neuer Regelungen wird ONTRAS ab Oktober 2007 aufspannender Netzbetreiber eines Marktgebiets mit über 130 nachgelagerten Netzbetreibern. Die Mitarbeiter müssen sich zusätzlich um das Bilanzkreis-, Ausgleichs- und Regelenergiemanagement sowie den Betrieb des Virtuellen Handelspunktes (VHP) kümmern. Das erfordert mehr Personal, die Bereiche „Abrechnung“ und „Vertragsabwicklung“ kommen hinzu. Gleichzeitig profitieren die Transportkunden von diesen Regelungen, der Gastransport wird zunehmend einfacher. Im Mai 2008 kommt mit den neuen Bilanzierungsregeln der GaBIGas eine gravierende Umstellung auf alle Beteiligten zu. In nur wenigen Monaten müssen neue Prozesse entwickelt, getestet und mit Marktteilnehmern abgestimmt werden, neue IT-Landschaften entstehen, viele neue Aufgaben werden verteilt. In einem großen Kraftakt gelingt trotz aller Schwierigkeiten der fristgerechte Start zum 1. Oktober 2008. Für ONTRAS beginnt zum Jahresende 2008 zudem das Zeitalter eines regulierten Unternehmens. Analog zu allen anderen Ferngasnetzbetreibern bekommt auch ONTRAS den Wettbewerbsstatus aberkannt und muss fortan kostenbasierte, durch die BNetzA genehmigte Entgelte erheben. Mit der Bildung netzübergreifender Marktgebiete kommt es 2009 zu weiteren Vereinfachungen für die Transportkunden. Im Marktgebiet GASPOOL, einer Kooperation von ONTRAS und vier weiteren Ferngasnetzbetreibern, können Transportkunden nunmehr von Aachen bis Zwickau einheitlich bilanzieren und am Virtuellen Handelspunkt GASPOOL Hub handeln. GASPOOL übernimmt dessen Betrieb sowie das Bilanzkreis- und Regelenergiemanagement für das gesamte Marktgebiet. Neue Herausforderungen Und die Entwicklung geht weiter: Zunehmend beeinflussen europäische Regelungen den Gasmarkt. Europäische Netz­kodizes, an denen ONTRAS intensiv mitarbeitet, werden künftig die Vergabe von Kapazitäten und den Umgang mit Engpässen an Netzkopplungspunkten regeln und die Transparenz für alle Marktteilnehmer weiter verbessern. Derzeit arbeiten viele Akteure zudem an einem europäischen Zielmodell für Gas. Zu den Überlegungen

zählen hier die Beschleunigung und Vereinfachung des direkten Handels zwischen den Virtuellen Handelspunkten sowie die Bündelung von Produkten an Markt- und Grenzübergangspunkten. Ebenfalls wird es in den kommenden Monaten tiefgreifende Veränderungen durch das 3. EU-Energiebinnenmarktpaket geben. ONTRAS wird danach künftig alle Aufgaben als Ferngasnetzbetreiber mit eigenem Personal bewältigen müssen. Die notwendigen Konzepte und Prozesse dazu werden derzeit in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit VNG entwickelt. Für die kommenden Jahre hat sich ONTRAS vorgenommen, bei allen Kooperationsbestrebungen die Eigenständigkeit als großer deutscher Netzbetreiber zu erhalten und sich im Markt zu behaupten. Eine der größten Herausforderungen wird es sein, trotz des wachsenden Kostendrucks das Leitungssystem rund um die Uhr technisch sicher und unterbrechungsfrei zu betreiben, sich täglich neu auf die Anforderungen der Transportkunden einzustellen und das Netz dabei optimal auszulasten. Starker Wandel – Konstante Werte Während sich der Markt dynamisch verändert, sind die Werte, die das Unternehmen ONTRAS und seine Beschäftigten ausmachen, konstant geblieben und haben sich in den Jahren sogar gefestigt. Nach Ansicht von Kunden steht ONTRAS für „maximale Service­ mentalität“ und ist dabei „schneller, verbindlicher und ergebnisorientierter als viele andere“. Ein möglicher Grund: ONTRAS sieht sich neben dem Geschäftlichen in erster Linie als Partner für Kunden und Marktpartner. Trotz einer anonymisierten, automatisierten Gastransportwelt steht für ONTRAS das persönliche Gespräch mit den handelnden Menschen nach wie vor im Mittelpunkt. Grundregeln dabei sind, fair und respektvoll miteinander umzugehen und den eigenen Mitarbeitern Spielraum für Initiative und Eigenverantwortung zu lassen. Dadurch bleibt das gesamte Team auch in einem regulierten Umfeld motiviert. Zudem entstehen immer wieder innovative Lösungen, die allen Beteiligten Vorteile bringen. Dazu gehört auch, neue Anforderungen durch EU- oder nationale Regelungen im Sinne der Kunden bestmöglich umzusetzen. Äußerst hilfreich ist dabei, dass die ONTRAS-Experten an vielen europäischen wie nationalen Entscheidungsprozessen beteiligt sind und hier ihre Kompetenz mit einbringen können. Sobald die Fachbereiche der ONTRAS die drei BNetzA-Entscheidungen vom Februar 2011 umgesetzt haben, warten schon neue Aufgaben. So stehen etwa die Umsetzung des 3. EU-Energie­ binnenmarktpakets bis zum März 2012 und eine weitere Redu­ zierung der Marktgebiete bis zum Jahr 2013 an. Das emsige Treiben bei ONTRAS geht also weiter. 15


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„Wir versuchen, die Schnellsten zu sein.“ Im Interview mit medium gas erläutert Bernd Protze, Direktor Gasspeicherung, die neuen Speicherprodukte von VNG und gibt einen Ausblick auf die Entwicklung des Speichermarktes.

Mit der Onlinebuchung auf dem Speicherportal der VNG www.speicherportal.vng.de geht VNG einen ganz neuen Weg. So können Kunden jederzeit eine vollautomatisierte Kapazitätsbuchung ohne manuelle Eingriffe vornehmen. Welche Vorteile bringt dies für den Kunden mit sich? Die Kunden konnten ihre Speicherkapazitäten lange Zeit ausschließlich per Direktanfrage buchen. Viele Anfragen führten so zu langen Bearbeitungs- und Wartezeiten. Der Speichermarkt ist in den letzten Jahren jedoch zunehmend schneller geworden. Nur wenige Kunden schließen heute noch Verträge ab, die über 20 oder 25 Jahre laufen. Zudem haben Verträge heute keine langen Vorlaufzeiten mehr, sondern werden ein oder zwei Jahre im Voraus abgeschlossen. Diese Tatsache war für uns ausschlaggebend, die Entwicklung einer Onlinebuchung voranzutreiben. Für unsere Kunden ergibt sich damit die Möglichkeit, direkt, schnell, flexibel und sehr effizient zu agieren. Das heißt, im Fokus steht das kundenorientierte Denken? Ja, alles, was wir tun, ist auf unsere Kunden ausgerichtet. Das muss für stark im Wettbewerb stehende Unternehmen selbstverständlich sein. Wie spiegelt sich das in den angebotenen Speicherprodukten wider? Die Entwicklung unserer Speicherprodukte basiert auf einem ständigen Dialog mit unseren Speicherkunden, unter denen sich auch ausländische Händler befinden. Diese haben ein umfassendes Bild von der derzeitigen Lage im europäischen Speichermarkt, dessen Zentrum der deutsche Speichermarkt bildet. Die Produktentwicklung geht deutlich in Richtung Flexi16

bilität und Kurzfristigkeit. Unsere Produkte passen sich somit vor allem den Bedürfnissen unserer Kunden an. Das Mikrospeicherpaket ist demnach die Antwort auf einen kurzfristigen und flexiblen Erdgashandel? Ja, denn mit dem Mikrospeicherpaket haben wir ein standardisiertes und sehr flexibles Produkt mit einer hohen Ein- und Ausspeiseleistung entwickelt. Die Mindestlaufzeit des Pakets beträgt gerade einmal eine Woche. Es handelt sich also um kein klassisches Speicherprodukt, sondern wirklich um etwas ganz Neues. Auf der E-world 2011 haben unsere Kunden ein klares Feedback gegeben, dass dieses Paket sehr attraktiv ist und eine hohe Nachfrage generieren wird. Darüber freuen wir uns natürlich sehr. Da wir aber im ständigen Wettbewerb stehen, arbeiten wir jetzt schon an der Entwicklung neuer Produkte. Somit war die Speicherung von Erdgas noch niemals so flexibel möglich wie heute? So ist es. Vor der Zusammenlegung der Marktgebiete war die Anzahl der Kunden begrenzt. Heute haben alle Speicherbetreiber die Möglichkeit, Kunden anderer Marktgebiete zu gewinnen. Dass dieser Wettbewerb sehr gut funktioniert, lässt sich an den Äußerungen der Bundesnetzagentur erkennen. Diese sieht aufgrund des starken Wettbewerbes im Speicherbereich keinen weitgehenden Regulierungsbedarf. Deutschland ist mit rund 50 Gasspeichern, die rund 20 Prozent des Jahresbedarfs an Erdgas einlagern können, die weltweit führende Speichernation. Wird der Speicherbedarf in Zukunft noch weiter steigen?


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Wenn es um Volumen, Kapazitäten, Leistungen und Service geht, dann hat Bernd Protze, Direktor Gasspeicherung, und sein Team den Speichermarkt und die Wünsche der Kunden fest im Blick. v.r.n.l.: Bernd Protze, Madlen Geyer, Kassandra Hartmann, vor dem Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum (IKMZ) der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTU), das ein „Speicher“ für ca. 900 000 Medieneinheiten ist.

Unsere Speicherprodukte entwickeln wir immer auf der Grundlage von Gesprächen mit Gashändlern. Dort gibt es zwei verschiedene Gruppen. Eine Händlergruppe kann ihren zukünftigen Speicherbedarf schwer prognostizieren. Andere sagen, der Speicherbedarf wird in Zukunft aufgrund verschiedener Marktfaktoren eher ansteigend sein. VNG hat sich zwar entschlossen, Speicherkapazität hinzuzubauen, wir achten jedoch auf einen maßvollen Ausbau über einen relativ langen Zeitraum. So werden temporäre Leerstände vermieden. So soll auch gewährleistet sein, dass unsere Speicher immer gut ausgelastet sind. Ich rechne zukünftig mit einer durchschnittlichen Auslastung von über 80 Prozent. Auch VNG erweitert die Aktivitäten zur Erdgasspeicherung und engagiert sich erstmals auch bei Projekten im Nordwesten Deutschlands. Welche Faktoren waren ausschlaggebend, sich am Bau der Kavernenspeicher in Etzel und Jemgum zu beteiligen? Wir waren auf der Suche nach Neubaukapazitäten, bei denen die Kapazität sehr schnell entsteht. Mit Jemgum und Etzel haben wir zwei Projekte gefunden, bei denen die Speicherkapazitäten bis 2015 errichtet werden – was für Speicher sehr zügig ist. Weiterhin war für uns ausschlaggebend, dass die technischen Anlagen an beiden Standorten sehr leistungsfähig sind. Es wird also sehr tief gebohrt. Daraus ergeben sich sehr günstige Kennlinien und wir können von Hochleistungsspeichern sprechen. Wenn der Markt immer schneller wird, braucht man Speicher, in die man das Gas immer schneller ein- und ausspeisen kann. Der dritte Grund zielt auf den europäischen Gedanken. Beide Speicher hängen nicht nur am deutschen Netz, sondern sind auch an das niederländische Netz angeschlossen. Somit bekommen wir den Zugang zu einem weiteren Gasmarkt.

Können Sie sich vorstellen, dass sich VNG in Zukunft auch im europäischen Ausland an Speicherprojekten beteiligt oder eigene Speicherprojekte initiiert? Grundsätzlich vorstellen kann ich mir das schon. Es gibt Länder, in denen der Speichermarkt ziemlich abgeschottet ist. Insbesondere in Frankreich, Italien oder Polen. Umgekehrt sehen wir Tendenzen, dass die nationalen Regulierungsbehörden zum Teil diese Abschottung aufbrechen möchten, was mittelfristig auch Chancen für VNG bieten kann. Wir haben augrund unserer langjährigen und umfassenden Erfahrungen im Bau und Betrieb von Speichern die besten Voraussetzungen, unsere Aktivitäten auch im Ausland mit jeweils regionalen Partnern zu erweitern. So haben wir beispielsweise in Italien mit dem Regionalversorger HERA SpA in der Vergangenheit bereits mehrere Speicherstandorte analysiert. Was zeichnet VNG im Speichermarkt im Vergleich zu den Wettbewerbern aus? Speicherbetreiber gibt es viele und die Technik ist überall die gleiche. Also versuchen wir, uns abzuheben, indem wir unsere Produkte ständig weiterentwickeln. Wir reagieren schnell auf Kundenwünsche. Wir versuchen die Schnellsten auf dem Speichermarkt zu sein. Nicht die Größten – das werden wir nie. Das heißt, unser Ziel ist es, durch die Kombination von Innovation, Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit am europäischen Gasmarkt Kunden zu gewinnen. Herr Protze, vielen Dank für das Gespräch.

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Rundum versorgt dank gekoppelter Energieerzeugung

Im Dachsbau Dezentrale Kleinkraftwerke versorgen Gewerbebetriebe sowie private Objekte mit Wärme und erzeugen gleichzeitig Strom. Mit bewährter Technik erobert jetzt ein neues Modell den Markt für Einfamilienhäuser.

Der Dachs Stirling SE arbeitet nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung, die den Brennstoff zur gleichzeitigen Erzeugung von Strom und Wärme nutzt. So stellt das Gerät nicht nur Energie für Heizung und Warmwasser bereit, sondern produziert auch Strom direkt am Ort des Verbrauchs.

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von Michael Mark, SenerTec | Fotos: SenerTec Knapper werdende Ressourcen, Klimaziele und steigende Energiepreise fordern zunehmend eine bedachtsame Nutzung der vorhandenen Rohstoffe. So genannte Mini-Blockheizkraftwerke (Mini-BHKW) erzeugen Strom und Wärme in einem Schritt direkt am Ort des Verbrauchs. Dabei folgen sie dem Prinzip der KraftWärme-Kopplung (KWK), bei der der einmal eingesetzte Brennstoff doppelt und damit besonders effizient genutzt wird. Während gewöhnliche Großkraftwerke nur etwas mehr als ein Drittel des Brennstoffs tatsächlich in Energie umwandeln, erreichen Mini-BHKW deutlich höhere Wirkungsgrade. Der Clou: Anstatt die bei der Stromerzeugung frei werdende Abwärme ungenutzt entweichen zu lassen, beheizen die kleinen Energiezentralen damit ganze Gebäude. Das bayerische Unternehmen SenerTec ist Marktführer im Bereich dezentraler Kleinkraftwerke. Kürzlich lieferten die Schweinfurter bereits das 25 000-ste Exemplar ihres Mini-BHKW Typ Dachs aus. Firmengeschichte SenerTec 1979: Entwicklung der Wärmepumpe | 1986: Sachs Spezialmotor für Blockheizkraftwerke | 1989: 1. Prototyp der Dachs Heizkraftanlage (HKA) G 5.5 1996: Gründung SenerTec, Dachs in Serienproduktion | 2000: Bayerischer Energiepreis für SenerTec | 2004: Österreichischer Haustechnik Award 2005: Entwicklung der neuen Reglergeneration MSR2, Cogen Europe Annual Award | 2009: Public Sector Award der britischen Combined Heat and Power Association | 2011: Serienfertigung Dachs Stirling SE (für Herbst geplant)

SenerTec – weitere Fakten Vertrieb Geschäftsführer Vertriebsstruktur Mitarbeiter Unternehmenssitz

Europa Dipl.-Wirtschaftsingenieur Michael Boll 650 Partner 31 regionale SenerTec-Center 135 Schweinfurt

Die Ölkrise als Geburtsstunde Auf dem Motor jedes Dachs Fabrikats ist heute noch „Sachs“ zu lesen. Denn der bekannte Automobilzulieferer Fichtel & Sachs ist der Entwickler des europaweit meistverkauften Mini-BHKW. Im Zuge der zweiten Ölkrise 1979 begann das Traditionsunternehmen, an einer motorbetriebenen Wärmepumpe zu arbeiten. Mit dem anschließenden Fallen des Ölpreises stellte Fichtel & Sachs die Arbeit an diesem Projekt zwar wieder ein. Doch die Idee, mit einem Motor ressourcenschonend Energie zu erzeugen, blieb bestehen. Die Entwicklung wurde zusammen mit einem Hochleistungsgenerator und einer mikroprozessorgesteuerten Regelung zum Herzstück des späteren Dachs, dem ersten serienreifen Mini-BHKW. Von Sachs zum Dachs Für die Serienfertigung des Dachs wurde im März 1996 ein eigenes Unternehmen gegründet, das die KWK-Anlage produzieren und vermarkten sollte: die SenerTec Kraft-Wärme-Energiesysteme GmbH. 25 Jahre später arbeiten 135 Beschäftigte am Unternehmenssitz in Schweinfurt. Der Dachs steht hier heute nicht nur für eine innovative und zugleich klimaschonende Lösung zeitgemäßer Energieversorgung, sondern gleichzeitig auch für ein Geschäftsmodell. Denn mit 31 regionalen Centern und insgesamt 650 Partnern – von Energieversorgern bis Heizungsbauern – steht ein komplettes System hinter dem Mini-BHKW. Einer der Partner, mit denen SenerTec eng zusammenarbeitet, ist die VNG – Verbundnetz Gas AG aus Leipzig. Zukunft KWK 2010 wurden in Deutschland mehr Mini-BHKW verkauft als jemals zuvor. Dass die Themen Energie und Klimaschutz stärker in den Fokus rücken, erhöht auch die Attraktivität der dezentralen Energieerzeugung, die den Betreibern auch ein Stück weit Unabhängigkeit von den großen Stromversorgern verschafft. Durch die gekoppelte Energieerzeugung sinken zudem Primärenergiebedarf und Treibhausgasemissionen gegenüber der separaten 19


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In der SenerTec-Zentrale arbeiten 135 Beschäftigte. 2011 geht die neue Mikro-KWK-Anlage in die Serienproduktion.

Das Schweinfurter Unternehmen ist Marktführer im Bereich KWK-Anlagen und produziert mit dem Dachs Europas beliebtestes Mini-BHKW.

Energiegewinnung erheblich. Gleichzeitig sparen Mini-BHKWBetreiber Geld, indem sie den einmal bezahlten Brennstoff effizienter nutzen und ihren eigenen Strom erzeugen. Auch die Politik forciert einen Ausbau von KWK – nicht zuletzt, da die gekoppelte Energieerzeugung zum Erreichen der Klimaziele beiträgt.

von dem schottischen Geistlichen Robert Stirling entwickelte Motor ist nach der Dampfmaschine die zweitälteste Wärmekraftmaschine der Welt.

Ein Dachs für alle Fälle Mit einem Verhältnis von einem Drittel elektrischer zu zwei Dritteln thermischer Leistung entsprechen die Anlagen dem Wärmebedarf gewerblicher und privater Objekte. Strom und Wärme werden im Betrieb immer gleichzeitig erzeugt. Der klassische Dachs eignet sich besonders für Objekte wie Schwimmbäder, Hotels, Siedlungen oder Kleingewerbe, kommunale Einrichtungen, größere Mehrfamilienhäuser und komfortable Wohnhäuser, die das ganze Jahr über viel Wärme benötigen. Bis zu zehn Geräte können kaskadiert im Netz betrieben werden. So lassen sich Leistungsbereiche von bis zu 125 Kilowatt thermisch und 55 Kilowatt elektrisch abdecken. Neugebaute Ein- oder Zweifamilienhäuser in Standardgröße haben indes meist einen zu geringen Wärmeverbrauch, um die Geräte mit durchschnittlich 5,5 Kilowatt elektrischer und 12,5 Kilowatt thermischer Leistung effizient zu betreiben. Der Stirling: Neues aus dem Dachsbau Mit der Zeit hat SenerTec ständig an der Weiterentwicklung seines Dachses gearbeitet. So wurden über die Jahre immer wieder Motor und Systemtechnik verbessert, neue Regler entwickelt und optimiert und der Dachs für die Erweiterung um regenerative Energiesysteme fit gemacht. Jetzt hat der Vorreiter für gekoppelte Energieerzeugung sich eine Lösung für die speziellen Bedürfnisse kleinerer Energieabnehmer einfallen lassen, um die zukunftsweisende Technologie der Kraft-Wärme-Kopplung auch für Wohnhäuser mit geringerem Energiebedarf nutzbar zu machen: den Stirlingmotor. Der bereits 1816 – lange vor den Ver­ brennungsmotoren Nikolaus August Ottos oder Rudolf Diesels – 20

Mikro-KWK im Test Als Ergänzung des eigenen Portfolios hat SenerTec nun mithilfe des Stirlingmotors ein Produkt entwickelt, das auf den niedrigeren Bedarf von Ein- und Zweifamilienhäusern abgestimmt ist, für die sich der Einsatz des Dachs bisher nicht gerechnet hat. Der Dachs Stirling SE, der im März auf der Weltleitmesse ISH in Frankfurt vorgestellt wurde, ist mit einem Kilowatt elektrischer und 6,1 Kilowatt thermischer Leistung speziell für kleinere Objekte mit geringem Verbrauch ausgelegt. Im Herbst 2011 geht der kleine Bruder vom Dachs dann in die Serienproduktion. Derzeit durchläuft das neue Mikro-KWK-Gerät noch umfangreiche Feldtests, um es optimal auf den Praxiseinsatz abzustimmen. Wartungsarm im Einfamilienhaus Im Gegensatz zum Otto-Motor findet die Verbrennung beim Stirlingmotor nicht in einem Zylinder, sondern außerhalb in einem mit Erd- oder Flüssiggas betriebenen Brenner statt. Im Motor bewegen sich ein Arbeitsgas – zum Beispiel Helium – sowie zwei Kolben: ein Arbeitskolben und ein Verdrängerkolben. Das Arbeitsgas wird im geschlossenen Zylinder abwechselnd erhitzt und abgekühlt. Dadurch entsteht ein Kreislauf aus Unter- und Überdruck, der den Arbeitskolben hin- und herbewegt und durch den Verdrängerkolben mitgesteuert wird. Dies geschieht 50 Mal in der Sekunde, wodurch der angekoppelte Lineargenerator Wechselstrom mit 50 Hertz erzeugt. Motor und Generator sind das Herzstück der modernen und robusten Mikro-KWK-Anlage. Sie arbeiten dank dem federgelagerten Freikolbenstirling nahezu geräuschlos und vibrationsfrei. Zudem ist der Stirlingmotor hermetisch abgeschlossen, sodass keine Schmierstoffe gewechselt werden müssen.


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Als Vorreiter in Sachen KWK bietet das Unternehmen regelmäßig Schulungen und Weiterbildungen für Partner, Gebäudetechnik-Planer und Mitarbeiter an.

Der Dachs Stirling SE ist speziell für den niedrigeren Energiebedarf von Ein- und Zweifamilienhäusern konzipiert.

Im Feldtest erprobt Als Systemlösung verfügt der Dachs Stirling SE über einen integrierten Pufferspeicher, der gewährleistet, dass stets ausreichend Wärme bevorratet wird. Etwaige Bedarfsspitzen während der kalten Wintermonate deckt ein serienmäßig eingebauter 18-Kilowatt-Brenner ab. Er schaltet sich automatisch hinzu, falls einmal mehr Wärme benötigt wird, als der Dachs produziert. Rechenbeispiel: Hotel mit 70 000 kWh Stromverbrauch im Jahr Dachs G 5.5 kW

Bh

Cent/kWh

KWK-Stromvergütung (10 Jahre)

Gutschriften

5,5

7 000

5,11

1 967

Strom: vermiedene Kosten

5,5

7 000

17

6 545

Wärme (inklusive Kondenser): vermiedene Kosten

14,5

7 000

6,5

6 597

Energiesteuer zurück

22,8

7 000

0,55

Einsparung gesamt

Euro/Jahr

878 15 987

Aufwendungen Erdgas

22,8

7 000

5

Service

5,5

7 000

3,5

Kapitalkosten (15 Jahre/5 % Zins) Kosten gesamt Jährlicher Überschuss

7 980 1 348 2 601 11 929 4 058

Berechnung des Gewinns unter Berücksichtigung des Kapitaldienstes.

Volker Stoike, der an dem aktuellen Feldtestverfahren teilnimmt, betreibt seit Ende 2009 einen Dachs Stirling SE in seinem Heizungskeller und staunt über die innovative Technik: „Der Stirling schnurrt geradezu.“ Die neue Mikro-KWK-Anlage übernimmt die Wärmeversorgung und deckt darüber hinaus bis zu 70 Prozent des Strombedarfs. Klimaschädliche CO2-Emissionen senkt es dadurch um 20 Prozent. Derzeit lässt sich die Anlage mit Erd- oder Flüssiggas betreiben. Im Lauf der gut zweijährigen Feldtestreihen hat SenerTec sein jüngstes Produkt optimal auf den Praxisein­ satz vorbereitet. Immer wieder verbesserten die Profis einzelne Komponenten, optimierten die Systemtechnik und bauten ein neues, im eigenen Haus entwickeltes Reglerkonzept ein. KWK rechnet sich Für Verbraucher sind die Kleinkraftwerke – ob Mini- oder MikroBHKW – auch finanziell attraktiv, da sie ihrem Betreiber neben den eingesparten Energiekosten eine handfeste Rendite bescheren. Denn jede mit KWK-Technik erzeugte Kilowattstunde Strom wird dem KWK-Gesetz gemäß mit einem Bonus von 5,11 Cent vergütet. Für die Menge Strom, die nicht direkt vor Ort genutzt, sondern ins Netz des lokalen Energieversorgers eingespeist wird, erhalten Betreiber zusätzlich eine entsprechende Einspeisevergütung. Darüber hinaus sind sie dank der guten Energiebilanz der Geräte von der Energiesteuer befreit. Da mit Anlagen wie dem Dachs oder dem neuen Stirling-Gerät der Primärenergiebedarf erheblich sinkt, erfüllen sie sowohl die Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) als auch des Erneuerbare-EnergienWärmegesetzes (EEWärmeG) – auch ohne zusätzlich regenerative Energieträger einzusetzen. Die gekoppelte Erzeugung von Strom und Wärme in zahlreichen privaten Kleinkraftwerken ist ein wichtiger Faktor für die künftige Energieerzeugung. Speziell für Stadtwerke, die Partner von VNG, sind Mini-BHKW daher eine wichtige Komponente. 21


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Zukunft Erdgas Energieexperten sind sich einig: Erdgas ist optimaler Partner der erneuerbaren Energien.

von André Deichsel, Redaktion „Der optimale Energiemix der Zukunft, der unter Einhaltung der CO2-Ziele die geringsten volkswirtschaftlichen Kosten verursacht, wird zu einem großen Teil aus Erdgas bestehen.“ Dieser Leitsatz stammt nicht, wie vielleicht vermutet, aus dem Munde der Erdgasbranche, sondern wurde von den Energieexperten des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) geprägt. Das bereits im Jahr 2007 veröffentlichte Zitat steht als Symbol dafür, dass seit geraumer Zeit auf Expertenebene Konsens darüber besteht, dass weder Kohle noch Atomkraft die zukünftigen Partner der erneuerbaren Energien sein werden. So wie sich das HWWI zur Zukunft von Erdgas positionierte, haben insbesondere nach Veröffentlichung des Energiekonzeptes der Bundesregierung andere Energieexperten gleichgezogen. Aber werden diese Expertenmeinungen überhaupt von der Öffentlichkeit wahrgenommen? Eins ist sicher: Eine weitere Debatte über das Energiekonzept der Bundesregierung zu führen, ist müßig, angesichts der tragischen Ereignisse in Japan völlig unangemessen und nicht zielführend. medium gas hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, eine realistische Einordnung der Zukunft von Erdgas zu vollziehen. Dabei stehen Fakten und neueste Entwicklungen im Vordergrund.

Detailaufnahme eines Gas-Brennwert-Heizkessels der Firma Buderus. Moderne Gas-Brennwert-Heizungsanlagen lassen sich besonders einfach mit einer Solaranlage kombinieren. Das Gerät vereint einen Brennwert-Heizkessel, einen Warmwasser-Speicher und eine Solareinheit auf kleinstem Raum.

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Foto: Dirk Brzoska

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Der Wärmemarkt der Zukunft wird maßgeblich durch dezentrale Heizungstechnik bestimmt – ein Beispiel dafür ist das mit Erdgas betriebene Brennstoffzellen-Heizgerät (BZH) des Unternehmens Baxi-Innotech GmbH.

Einigkeit bei Verbrauchern und Experten Die aktuelle Kundenbefragung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) „Kundenfokus Haushalte 2010/2011“ macht es deutlich: Haushaltskunden in Deutschland sind mit ihrem Erdgasversorger zufrieden und schätzen insbesondere die zuverlässige Erdgaslieferung, aber auch die Sicherheit und Umweltverträglichkeit des Energieträgers. Die Befragungsergebnisse sind ein klares Indiz dafür, dass auch Endverbraucher Erdgas als Energiequelle sehr schätzen und die Energiedebatte des letzten Jahres völlig verkürzt geführt wurde. Auch für EU-Energiekommissar Günther Oettinger steht es bereits fest, dass Erdgas zukünftig einen erheblichen Beitrag für die Energieversorgung der EU leisten wird. So machte Oettinger unter anderem bei der Vorstellung der europäischen Energiestrategie 2020 deutlich, dass man auf Erdgas aufgrund seiner sicheren Verfügbarkeit, Speicherfähigkeit und erfreulichen Klimabilanz im europäischen Energiemix nicht verzichten könne. Laut Prof. Dr. Friedbert Pflüger, Direktor des „European Centre for Energy and Ressource Security“ am Kings College in London, muss Erdgas auch aufgrund seiner hohen Flexibilität neben den erneuerbaren Energien die höchste Bedeutung bei der künftigen Energieversorgung Deutschlands und Europas beigemessen werden. Das Meinungsbild zeigt, dass es vor 24

allem die idealen Eigenschaften sind, die Erdgas zum optimalen Partner der Erneuerbaren werden lassen. Demnach sind sowohl die Öffentlichkeit als auch Experten davon überzeugt, dass es gelingen wird, durch Nutzung von Erdgas in Kooperation mit erneuerbaren Energien einen Energiemix zu gewährleisten, der versorgungssicher, wirtschaftlich und umweltverträglich ist und somit allen Zielen des energiepolitischen Dreiecks entspricht. Dezentrale Wärmeerzeugung mit Erdgas Im Wärmemarkt ist die Dynamik bereits seit einiger Zeit spürbar und nicht mehr aufzuhalten. Bereits heute heizen 50 Prozent der deutschen Haushalte mit Erdgas. Mini-BHKW, Mikro-BHKW, Brennstoffzelle, Gaswärmepumpe oder Erdgas plus Solar sind die Schlagworte, die die Zukunft auf diesem Gebiet bestimmen. Für den Laien anfangs schwer verständlich, geht es doch um ganz banale Dinge: Die Heizung von morgen. Viessmann, Buderus und viele andere sind ganz vorn mit dabei. Serienproduktionen gibt es bereits, Hunderte Feldtests finden in ganz Deutschland statt. Im Fokus dieser Unternehmen steht eine dezentrale und hoch effiziente Energieversorgung, das eigene Minikraftwerk für den heimischen Keller. Auch Bundesumwelt­minister Norbert Röttgen legte sich auf der Energiefachmesse enertec 2011 fest. „Effiziente Technologien sind die Voraussetzung für das Wachs-


Foto: Stefan Militzer

Foto: Dirk Brzoska

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Auch die Industrie profitiert von der flexiblen Stromerzeugung moderner Gas- und Dampfkraftwerke (GuD).

Erneuerbare Energien und Erdgas – die Partner der Zukunft.

tum der Zukunft“, so Röttgen und verwies damit zugleich auf die enorme Bedeutung des Wirtschaftlichkeitsfaktors. In Sachen Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit sind Heizungsgeräte mit Erdgasbrennwerttechnik in Verbindung mit Solarthermie bereits heute unschlagbar, so das Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung (InWIS) im kürzlich veröffentlichten „Modernisierungskompass 2011“. „Tauschen die Haushalte ihre Heizung gegen ein modernes Brennwertgerät aus, können die meisten ihre Wohnkosten deutlich senken“, so Michael Neitzel, Geschäftsführer des InWIS. Im Wärmemarkt gehört Erdgas die Zukunft.

prognostiziert, dass 62 Prozent der Stromerzeugungskapazitäten, die bis 2035 neu gebaut werden, auf Gaskraftwerke entfallen. Dies entspräche einer Gesamtkapazität von 135 Giga­watt. Die IEA wird dazu in einem großen Report mit dem Titel „Ein goldenes Zeitalter für Gas?“ Mitte des Jahres detailliert Stellung beziehen. Fazit: Strom aus Erdgas – eine perfekte Lösung für die Zukunft.

Erhebliche Verschiebungen im Energiemix der Zukunft „Erdgas ist der Schritt zu den Erneuerbaren.“ Mit dieser Überschrift sorgte die Umweltorganisation Greenpeace im vergangenen Jahr für Schlagzeilen. Es zeigt aber vor allem eins: Umweltschutz und Erdgas passen auch bei der Stromerzeugung perfekt zusammen. So sind moderne Gaskraftwerke billiger im Bau, zentral oder dezentral einsetzbar, stoßen einen Bruchteil von CO2 im Vergleich zu Kohlekraftwerken aus und können durch ihre hohe Flexibilität – anders als Atommeiler – die schwankende Stromeinspeisung erneuerbarer Energien perfekt ausgleichen. Fatih Birol, Chefvolkswirt der Internationalen Energie Agentur (IEA),

Eine der besten Ideen Deutschlands: Ökostromspeicherung im Erdgasnetz Strom aus erneuerbaren Energien wird im kommenden Energie­ mix eine viel größere Rolle spielen als heute. Doch sorgen der Transport und der dafür notwendige Bau von neuen Hochspannungsleitungen und Überlandkabeln von Nord nach Süd für erhebliche Verstimmungen. Ursache: Ökostrom lässt sich nicht speichern. Kann Erdgas auch hier Abhilfe leisten? Ja, sagt Dr. Michael Sterner vom Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES). In Kooperation mit Ingenieuren des Zentrums für Sonnenenergie- und WasserstoffForschung Baden-Württemberg haben die Forscher ein Verfahren entwickelt, dass Ökostrom in Erdgas umwandelt. Dabei wird aus überschüssigem Ökostrom Wasser per Elektrolyse gespalten. Dadurch entsteht Wasserstoff und Sauerstoff. Durch eine chemische Reaktion des Wasserstoffs mit Kohlendioxid entsteht 25


Foto: Dirk Brzoska

Foto: Dirk Brzoska

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Sandro Pautz (VNG) erläutert auf der enertec 2011 die Funktionsweise einer Biogasanlage und die Veredlung von Biogas zu Bioerdgas.

Otto-Motor eines erdgasbetriebenen VW Passat 1.4 l TSI EcoFuel mit 110 kW (150 PS).

Methan, sprich synthetisches Erdgas. Dass das Verfahren keine reine Phantasie mehr ist, zeigt die vom Unternehmen SolarFuel bereits in Betrieb genommene Demonstrationsanlage, die beim Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen 2011“ als eine der besten Ideen Deutschlands ausgezeichnet wurde. Auch wenn das Verfahren erst in einigen Jahren marktfähig sein wird, so zeigt es doch bereits heute, dass das bestehende Erdgasnetz zukünftig zur tragenden Säule des erneuerbaren Energiesystems werden kann und damit jene Speicher- und Transportkapazitäten liefert, die im Stromnetz dringend benötigt werden.

(DBV) ist sich sicher, dass auch „die Bedeutung der Aufbereitung und Einspeisung von Biogas ins Erdgasnetz an Bedeutung zunehmen“ wird. Bioerdgas ist als dezentral gewonnene Energie, die heimische Arbeitsplätze sichert, somit eine echte Innovation mit Zukunftspotenzial.

Mit Bioerdgas bereits heute zu 100 Prozent erneuerbar Auch die Verbreitung von Bioerdgas, dem auf Erdgasqualität aufbereiteten Biogas, wäre ohne das vorhandene Erdgasnetz undenkbar. Die Möglichkeit, Bioerdgas sowohl im Wärmebereich, bei der Stromversorgung als auch als Kraftstoff zu nutzen, zeigt, dass Erdgas und Bioerdgas tatsächliche Partner der erneuerbaren Energien sind. Die Bundesregierung hat ihre Ziele in der aktuellen Gasnetzzugangsverordnung bereits definiert. So sollen bis 2020 bis zu 6 Mrd. m³ Bioerdgas pro Jahr und bis zum Jahr 2030 jährlich 10 Mrd. m³ Bioerdgas zur Energieversorgung beitragen. Helmut Born, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes 26

Im Kraftstoffsektor ist die Zukunft bereits Gegenwart Um Innovationen, die bezahlbar sind und bereits heute beim Händler angeboten werden, ging es Anfang des Jahres auch bei der Verleihung von Deutschlands bedeutendstem Autopreis, dem vom ADAC gestifteten „Gelben Engel 2011“. 431 Autos sind in der neu geschaffenen Kategorie „Auto der Zukunft“ gegeneinander angetreten. Mit dem VW Touran TSI EcoFuel landete ein Erdgasfahrzeug auf dem 2. Platz. Das verwundert kaum, denn bei einem Verbrauch von nur 4,6 kg Erdgas auf 100 Kilometern und nur 128 g CO2-Ausstoß pro Kilometer gehört der Touran zu den umweltfreundlichsten Fahrzeugen auf Deutschlands Straßen. Zugleich steht er stellvertretend für die neue Generation von Erdgasfahrzeugen, die nicht mehr nur alternativ, sondern sauber, dynamisch und ökonomisch zugleich sind. Mit der Auszeichnung bestätigt der ADAC, was die Deutsche Energie-Agentur (dena) bereits im letzten Jahr in einer eige-


Foto: © Airbus S.A.S. 2008

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Premierenflug eines Airbus A 380 mit auf Erdgas basierendem Kerosin (Gas to Liquids/GtL) von Filton (Großbritannien) nach Toulouse (Frankreich) am 1. Februar 2008.

nen Studie hervorhob: So verursacht ein Erdgasfahrzeug rund 25 Prozent weniger CO2 als ein vergleichbarer Benziner. Wird reines Bioerdgas getankt, emittiert ein Erdgasfahrzeug bis zu 97 Prozent weniger Kohlendioxid als herkömmliche Kraftstoffe. „Erdgas ist eine echte Alternative zu Benzin und Diesel und kann einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, so Stephan Kohler, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung. Um Erdgas als Kraftstoff weiter zu verbreiten, hat sich bereits ein breites Bündnis aus dem Automobil-, Tankstellen- und Energiesektor gegründet. Ziel ist die Erarbeitung eines Maßnahmeplanes in Vorbereitung auf die neue Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie der Bundesregierung. Diese ist im Übrigen bereits von Erdgas als Kraftstoff überzeugt und strebt an, die Verbreitung von Erdgasfahrzeugen in Deutschland durch eine dauerhaft niedrige Besteuerung weiter zu erhöhen. Mit Erdgas in die Luft Auch die Luftfahrtbranche feierte bereits im Jahr 2008 eine Weltpremiere. Erstmals flog ein A 380 mit speziellem Kerosin, das teilweise auf Erdgas-Basis gewonnen wurde, in einem dreistündigen Flug vom britischen Filton nach Toulouse in Frankreich. „Das ist ein Meilenstein für uns“, sagte Sébastien Rémy, Chef

des alternativen Kraftstoffprogramms von Airbus. Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) glauben, dass Erdgas und Biomasse den Flugzeugtreibstoff Kerosin in Zukunft weitgehend werden ersetzen können. Im Emirat Katar, wo ein Teil der Praxistests läuft, werden bereits rund eine Million Tonnen des auf Erdgas basierenden Synthetik-Kraftstoffs pro Jahr produziert. Multitalent mit riesigem Potenzial Es bleibt festzuhalten, dass die bereits im Jahr 2007 getroffene Feststellung des HWWI heute mehr denn je zutrifft. Der optimale Energiemix der Zukunft wird zum großen Teil aus Erdgas bestehen. Kein Energieträger verfügt über mehr Flexibilität. Auch Sorgen um die Verfügbarkeit sind trotz Importabhängigkeit in Europa nicht angebracht. Dank riesiger Investitionen der Gasimporteure und -produzenten ist die Versorgungssicherheit gewährleistet. Nüchtern – aber bestimmt – fasst EU-Energiekommissar Günther Oettinger die Diskussion zusammen: „Im Jahr 2030 werden Wind, Sonne und Gas eine wichtige Rolle im europäischen Energiemarkt einnehmen.“ Dies habe darüber hinaus positiven Einfluss auf die volkswirtschaftliche Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Deutschland und der EU. Abschließend der Hinweis: Die europäische Gasnachfrage ist im Jahr 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 7,2 Prozent gestiegen. 27


schwerpunkt

Interview

Zukunft durch Vielseitigkeit medium gas sprach mit Dr. Karsten Heuchert, Vorstandsvorsitzender von VNG, über die zukünftige Bedeutung von Erdgas.

Herr Dr. Heuchert, dem Energieträger Erdgas wird von zahlreichen Energieexperten neben den erneuerbaren Energien die höchste Bedeutung bei der künftigen Energieversorgung beigemessen. Wird Erdgas diese Rolle tatsächlich ausfüllen können? Ja, da bin ich mir ganz sicher. Im Energiemix der Zukunft wird über das Jahr 2020 hinaus Erdgas der wesentliche Grundpfeiler der Energieversorgung sein. Selbst bei den optimistischsten Annahmen zum Ausbau der erneuerbaren Energien wird Erdgas die Versorgungssicherheit im Strom- und Wärmemarkt mitbestimmen. Was macht Sie da so sicher? Ist diese Meinung dadurch bedingt, dass Sie als Vorstandsvorsitzender eines großen Erdgasimporteurs kaum eine andere Aussage treffen können? Nein, sicher machen mich vor allem die Fakten. Heute wird in Deutschland in rund 50 Prozent der Haushalte Wärme durch Erdgas erzeugt. Durch seinen geringen CO2-Ausstoß und seine hohen Wirkungsgrade in technischen Anwendungen hat Erdgas die günstigste CO2-Bilanz unter allen herkömmlichen Energieträgern. In der Gesamtbilanz – von der Gasförderung über die Anlagenproduktion bis zur Strom- oder Wärmeerzeugung – sind moderne BHKW schon heute gegenüber Wind- und Solaranlagen im Vorteil. Darüber hinaus können wir mittlerweile jede Woche aufs Neue vernehmen, dass die Erschließung neuer Erdgasvorkommen stetig voranschreitet und von den Produzenten bestätigt wird, dass Erdgas reichlich vorhanden ist. Die öffentliche Debatte über den Energiemix der Zukunft wird doch aber maßgeblich durch die erneuerbaren Energien dominiert. Schauen Sie sich die vor kurzem veröffentlichten wissenschaftlichen Studien und Umfragen von Prognos, der Umweltorganisation Greenpeace oder den im Februar 2011 erschienenen Modernisierungskompass 2011 an. Darin wird deutlich, dass Erdgas gegenwärtig eine sehr starke Rolle einnimmt, aber auch in Zukunft gerade mit Blick auf die Energieversorgung in der EU einnehmen wird. Erdgas ist somit nicht nur eine Brückenenergie, sondern einer der flexibelsten Energieträger mit Wachstumspo28

tenzialen in vielen Bereichen. Darüber hinaus ist Bioerdgas ein klassischer erneuerbarer Energieträger. Was kann Bioerdgas, was Wind- und Solarenergie nicht zu leisten imstande sind? Bioerdgas ist ein erneuerbarer Energieträger mit optimaler CO2-Bilanz, der vielseitig zur Wärmebereitstellung, Stromerzeugung und im Mobilitätssektor einsetzbar ist. Bioerdgas ist im Gegensatz zu Wind- oder Solarenergie in der Produktion planbar und lässt sich speichern. Zudem unterliegt es in der Produktion nicht den Schwankungen wie Wind- oder Solarenergie. Wir haben hier also ein optimales Gespann für die Abdeckung von Grundund Spitzenlasten des Verbrauchs. Außerdem kommt Bioerdgas aus einheimischen Quellen. Das mindert die Importabhängigkeit Deutschlands. Hat Ihnen nicht gerade die Bundesregierung mit ihrem Energiekonzept die Schranken des Entwicklungspotenzials von Erdgas aufgezeigt? Es ist richtig und bereits hinreichend diskutiert, dass Erdgas im Energiekonzept eine zu geringe Rolle spielt. Ich denke aber, wir sollten einen Blick nach vorn wagen und nicht bei der Kritik am Energiekonzept verharren. Das bestätigt sich leider auch angesichts der neuen Qualität in der Diskussion, bedingt durch die tragischen Ereignisse in Japan. Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich „nur“ um ein Konzept handelt; es geht um Leitgedanken, nicht weniger aber auch nicht mehr. Die im Energiekonzept formulierten Klimaziele lassen sich meiner Meinung nach nur mit Erdgas erreichen. Die Erneuerbaren benötigen eine flexible Komplementärenergie, sowohl im Wärmemarkt als auch bei der Stromerzeugung. Erdgas steht nach neuesten Erkenntnissen noch die nächsten 200 Jahre zur Verfügung, ist effizient nutzbar, sauber, speicher- und regelbar und lässt sich hervorragend mit erneuerbaren Energien kombinieren. Würden Sie bereits heute eine Prognose wagen, welche Elemente für das Energiesystem der Zukunft von zentraler Bedeutung sein werden?


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der Siegeszug von Klein- und Kleinstkraftwerken fortschreitet. Erdgas ist nach wie vor im „klassischen“ Bereich der Wärme­ erzeugung für Privathaushalte attraktiv. Es sind hocheffiziente und vor allem auch bezahlbare Geräte auf dem Markt. Ich rechne für die Zukunft mit weiteren Innovationen.

Dr. Karsten Heuchert

Wir werden es meines Erachtens mit weitestgehend gleichbleibenden Kernanforderungen der Kunden an die Energieversorgung zu tun haben, das heißt Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit. Die Flexibilität von Gaslieferungen wird zukünftig eine wesentlich größere Rolle spielen. Nur so lassen sich Erdgas und erneuerbare Energien bei der dezentralen Energieerzeugung unter einen Hut bringen. Für die Wertschöpfungskette der Gaswirtschaft ist das eine große Herausforderung. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Suche nach Erdgas und die Erschließung von Gasfeldern sehr kostenintensiv sind, lange bevor der erste Kubikmeter in die Pipeline geschickt wird. Es darf nicht dazu kommen, dass die Produzenten ihre Investitionen ernsthaft infrage stellen. Welche Technologien werden aus Ihrer Sicht den Markt bestimmen? Bereits heute zeichnet sich ab, dass die Dezentralität bei der Energieversorgung im Mittelpunkt stehen wird, verbunden mit zunehmender Kombination von Strom- und Wärmeerzeugung. Ein Energieträger allein wird es schwer haben, alle anderen vom Markt zu verdrängen. Der Energiemix aus Erdgas, Sonne, Wind und Erdwärme in Verbindung mit intelligenten Netzen ist für mich die erste Wahl. Mit der Kraft-Wärme-Kopplung steht eine effiziente Gasanwendungstechnologie zur Verfügung. Ich denke, dass

Wie kann VNG mit seinen Produkten und Dienstleistungen dazu beitragen, dass sich Erdgas als Partner der erneuerbaren Energien etabliert? Wir sehen uns im Markt als Erdgasspezialist. Das heißt, bei VNG gibt es keine Produkte von der Stange. Wir versuchen stets, die Bedürfnisse unserer Kunden so genau wie möglich zu reflektieren und ihnen daraufhin ein individuell ausgewogenes Maß an Flexibilität und Sicherheit zu verschaffen. Tempo und Weitsicht unserer Verkaufsleiter sind dabei von unschätzbarem Wert. Die Verbraucher wollen schließlich auch nachts und bei Windstille Energie. Insofern sind wir mit unserer breiten Produktpalette, zu der auch Erdgas als Kraftstoff und Bioerdgas gehören, ein idealer Partner der erneuerbaren Energien. Mit Bioerdgas sind wir nicht nur ein Partner, sondern ein Protagonist der Entwicklung. Können Sie die Kompetenz von VNG in einem Kern zusammenfassen? In zwei Sätzen: VNG positioniert Erdgas und Bioerdgas als zukunftsgerichtete Energieträger und Partner der erneuerbaren Energien am Markt. Dabei orientieren wir uns vor allem an den Bedürfnissen unserer Kunden, durch Marktorientierung und Innovation. Fast 50 Prozent der deutschen Haushalte werden gegenwärtig mit Erdgas beheizt. Wird Erdgas auch den Wärmemarkt der Zukunft bestimmen? Ich denke, entscheidend ist, auf welche Weise der Stau bei der Modernisierung des Heizungsbestandes aufgelöst wird. Innovative Erdgas-Heizungstechniken – insbesondere Mikro-/ Mini- oder Blockheizkraftwerke – in der Kopplung mit wachsenden Anteilen erneuerbarer Energien, können sicher eine optimistische Perspektive für einen nachhaltigen Wärmemarkt 29


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über 2020 hinaus eröffnen. Im Verbund mit Solarthermie und Bioerdgas macht die Erdgastechnologie zu vergleichsweise geringen CO2-Vermeidungskosten den Weg zur nachhaltigen und intelligenten Energieversorgung der Zukunft frei. Erdgas hat also erhebliche Potenziale, um die ehrgeizigen Klimaschutzziele schnell und kosteneffizient zu erreichen. Kann dieses Potenzial auch auf die Stromerzeugung übertragen werden? Davon bin ich überzeugt. Der Einsatz von Erdgas in der Strom-­ erzeugung ist eine wirtschaftlich erprobte, aus Umweltgesichtspunkten attraktive und technisch bewährte Technologie. Der wachsende Anteil der erneuerbaren Energien in der Strom­ erzeugung benötigt in zunehmendem Maß Kraftwerke, die schnell und effizient in der Lage sind, die schwankende Einspeisung regenerativ erzeugten Stroms auszugleichen. Erdgas ist auch in diesem Bereich ein unverzichtbarer Teil der Lösung. So können Gas- und Dampfturbinenkraftwerke (GuD-Kraftwerke) kurzfristig und wirtschaftlich errichtet werden. Zudem weisen sie unter allen Kraftwerkstypen die höchsten Wirkungsgrade auf und sind kurzfristig ab- und zuschaltbar. Die angesprochene Partnerschaft zwischen erneuerbaren Energien und Erdgas wird vor allem beim Thema „intelligente Speicherung“ deutlich. Wird das Erdgasnetz zugleich Stromspeicher der Erneuerbaren sein? Ja, das könnte sein. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien wächst der Bedarf für neue Speichertechniken immens. Mit Hilfe eines neuen Verfahrens ist es deutschen Forschern gelungen, quasi Strom aus Windkraftanlagen in synthetisches Erdgas umzuwandeln. Dieses so gewonnene Gas könnte man in Zukunft dem normalen Erdgas beimischen, im Erdgasnetz speichern und bei Bedarf zur Strom- oder Wärmeerzeugung nutzen. Das Beispiel macht deutlich, dass das Erdgasnetz aus technischer Sicht auch als leistungsfähiger und flexibler Speicher für temporär überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien dienen kann. Mit der vorhandenen Infrastruktur können wir somit einen wesentlichen Beitrag zur verstärkten Integration der erneuerbaren Energien in das Energiesystem der Zukunft leisten. 30

Beim größten Autopreis Deutschlands, dem vom ADAC gestifteten Gelben Engel, landet der Erdgas betriebene VW Touran auf Platz 2 in der Kategorie „Auto der Zukunft“. Ist Erdgas als Kraftstoff der Zukunft ausschließlich eine Vision? Von einer Vision würde ich nicht sprechen. Mit Erdgas als Kraftstoff bieten sich bereits heute ausgereifte und leistungsstarke Optionen für eine nachhaltige CO2-Reduktion im Verkehrssektor an. Die Technologie ist vorhanden, muss nicht aufwendig neu entwickelt und kann sofort eingesetzt werden. Gegenüber vergleichbaren benzinbetriebenen Fahrzeugen ist der CO2-Ausstoß erdgasbetriebener Fahrzeuge um rund 25 Prozent geringer. Durch die Beimischung von Bioerdgas lassen sich weitere CO2-Senkungspotenziale von bis zu 97 Prozent erreichen. So spart beispielsweise bereits ein Bioerdgasfahrzeug so viel CO2 ein, wie ca. 40 Fahrzeuge, die mit E10 unterwegs sind. Von daher bin ich davon überzeugt, dass sich diese Anwendungen im Gegensatz zu manch anderen derzeit hochgelobten Antriebsarten auch durchsetzen können und werden. Sie sagen, Erdgas und Bioerdgas seien sowohl im Wärme- als auch im Strommarkt sowie im Kraftstoffbereich die beste Antwort zur Erreichung der Klimaziele der Bundesregierung und der EU. Kann man feststellen, dass die Potenziale von Erdgas und Bioerdgas momentan noch unterschätzt werden? So kann man es ausdrücken. Entscheidend mit Blick auf den Energiemix der Zukunft ist meiner Ansicht nach eine realistische Betrachtung des Möglichen. Diese muss zudem immer in dem bereits angesprochenen Rahmen Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit geschehen. Wir alle wollen saubere, sichere und bezahlbare Energie. Erdgas und Bioerdgas besitzen diese Eigenschaften und sind darüber hinaus mit anderen Erneuerbaren kombinierbar. Wie bereits angedeutet, kann das Erdgasnetz zudem als Speicher von Wind- und Solarenergie dienen. Mit Erdgas sind somit bereits viele Voraussetzungen für die Energieversorgung der Zukunft geschaffen. Herr Dr. Heuchert, wir danken Ihnen für das Gespräch.


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v.l.n.r.: Prof. Dr. Klaus Töpfer (Bundesminister a. D.), Uwe Pöpping (Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf e.V.), Dr. Karsten Heuchert (Vorstandsvorsitzender von VNG), Torsten Enders (WätaS EPC-Energy Power Station GmbH), Martin Buhl-Wagner (Geschäftsführer der Leipziger Messe GmbH), Edgar Liebold (acx GmbH) und Heiko Slawig (caplog-x GmbH).

Treffpunkt Zukunft – Innovationspreise auf der Energiefachmesse enertec 2011 verliehen Unter dem Motto „Effiziente Konzepte für Energie“ fand vom 25.– 27.01.2011 in Leipzig die Energiefachmesse enertec statt. Im Ausstellungsbereich „enertec dezentral“ präsentierten Aussteller innovative Produkte, mit deren Hilfe Strom und Wärme effizient dezentral erzeugt, transportiert, gespeichert, intelligent gesteuert und ohne Verluste genutzt werden können. Im Rahmen dieser in Deutschland einzigartigen Dialogplattform unterstützte VNG den Sonderstand „Treffpunkt Zukunft“ und vergab gemeinsam mit der Leipziger Messe Preise für die innovativsten Produkte.

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von Marcus Kunath, VNG Die internationale Messe enertec steht seit vielen Jahren für innovative Produktideen, komplexe Dienstleistungsangebote und den aktuellen Stand in Forschung und Entwicklung im Energiebereich. Im Rahmen der parallel stattfindenden Ausstellungsreihe enertec dezentral unterstützte VNG in Kooperation mit der Leipziger Messe GmbH, der Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH (LVV) und der Stadtwerke Leipzig GmbH den Sonderstand „Treffpunkt Zukunft“. Der „Treffpunkt Zukunft“ bot Unternehmen und Hochschulen die Möglichkeit, ihre innovativen Produkte und Dienstleistungen zum Thema dezentrale Energieversorgung vorzustellen. Bereits auf der Eröffnungsveranstaltung der Messe sprach Bundesumweltminister Norbert Röttgen über die Bedeutung dezentraler Energielösungen für eine nachhaltige und umweltfreundliche Energieversorgung Deutschlands. Um Innovationen und Entwicklungen auf diesem Gebiet zu fördern, verliehen die Leipziger Messe und VNG über die Initiative „Treffpunkt Zukunft“ den in zwei Kategorien eingeteilten und mit jeweils 10 000 Euro dotierten Preis „enertec dezentral“. Eine achtköpfige Jury aus Vertretern der Wirtschaft, Wissenschaft und Politik prüfte die Bewerbungen nach den Kriterien Innovationsgrad, Einsatzgebiet und Alleinstellungsmerkmal, konkreter Kundennutzen, Stand der Markteinführung sowie wirtschaftlicher Erfolg. Auf dem Messestand von VNG überreichten Prof. Dr. Klaus Töpfer, Bundesminister a. D., Dr. Karsten Heuchert, Vorstandsvorsitzender von VNG, und Martin Buhl-Wagner, Geschäftsführer der Leipziger Messe, die Preise. In der Kategorie „Innovative Produkte und Angebote von Unternehmen“ wurde die WätaS EPC-Energy Power Station GmbH für ihr luftgekühltes Mini-

Blockheizkraftwerk EPS4 ausgezeichnet. Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf e. V. konnte die Jury mit ihrem autonomen Sensor für die Steuerung des Gärprozesses bei der Erzeugung von Biogas überzeugen und gewann in der Kategorie „Intelligente Entwicklungen aus Anwendungsforschung und Wissenschaft“. Den jeweils 2. Preis erhielten die acx GmbH und die caplog-x GmbH für ihre Entwicklungen aus dem Bereich Gebäudeautomation (ViciOne) und dem Bereich manipulationsfreie Datenübertragung (cerdat-x). Dr. Karsten Heuchert beglückwünschte die Preisträger und betonte die wichtige Rolle der dezentralen Energieerzeugung in einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Energieversorgung: „VNG ist in diesem Bereich schon seit Jahren aktiv und wird sich hier auch in Zukunft intensiv einbringen“, so Dr. Heuchert. Ein Beleg dafür war auch der VNG-Stand, der den Besuchern und Ausstellern an allen drei Ausstellungstagen die Möglichkeit bot, sich über aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet der dezentralen Energieversorgung zu informieren. Zahlreiche Gerätehersteller präsentierten dort ihre aktuellen Produkte. Vorträge zu den Produkten, dem aktuellen Entwicklungsstand der Technik und Forschung ergänzten den Messeauftritt. Eine von der Initiative „Treffpunkt Zukunft“ initiierte Podiumsdiskussion brachte Fachleute aus verschiedenen Branchen der Energiewirtschaft zusammen. In der Gesprächsrunde zum Thema „Energieeffizienz und Dezentrale Dienstleistungen – Innovationen und Visionen“ stellten die Diskussionsteilnehmer fest, dass sich das Gesamtsystem einer künftigen dezentralen Energieversorgung ohne die gegenseitige Konkurrenz ihrer Produkte objektiver analysieren ließe. Eine unabhängige Dialogplattform, wie es sie mit dem Projekt „Treffpunkt Zukunft“ erstmalig gab, sei daher notwendig, um die Akteure der verschiedenen Fachgebiete besser zu vernetzen.

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Interview

Dezentrale Ideen aus Sachsen medium gas sprach mit den Preisträgern Uwe Pöpping vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf e. V. und Torsten Enders, Geschäftsführer der WätaS EPC – Energy Power Station GmbH über deren Innovationen und die Ideen von morgen.

Herr Pöpping, wie ist die Idee entstanden, autonome Sensoren für Biogasanlagen zu entwickeln? Uwe Pöpping: Unser Institut am Forschungszentrum beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der experimentellen Forschung an Strömungsgemischen wie beispielsweise Wasser und Gas­gemische aus den unterschiedlichsten Anwendungen, wie zum Beispiel der chemischen und biochemischen Verfahrenstechnik, der Nukleartechnik oder dem Maschinenwesen. Basierend auf den Arbeiten im Bereich der Energietechnik ist auch die Idee der Strömungsuntersuchung in großen Anlagen wie den Biogasfermentern entstanden.

Preise für konventionelle Energie haben am Markt eine deutliche Nachfrage nach neuen Lösungen erzeugt. Damit gewinnt die Kraft-Wärme-Kopplung zunehmend an Bedeutung. Sie ist das effizienteste Prinzip zur energetischen Nutzung von Brennstoffen, gleich ob fossil oder erneuerbar. Ein wachsender Anteil der Kraft-Wärme-Kopplung bedeutet zugleich eine Dezentralisierung der Stromerzeugung hin zu Fernwärme-, Nahwärme- und Objektversorgungssystemen. Die damit verbundene Verlagerung der Wertschöpfung zu örtlichen Unternehmen führt zur Einbindung des Handwerks und zur Stärkung des Mittelstandes. Dies sichert und schafft Arbeitsplätze.

Warum ist es notwendig, Informationen aus dem Inneren eines Fermenters zu sammeln und zu analysieren und was bedeutet dies für den Prozess an sich bzw. die Entwicklung von Biogasanlagen? Uwe Pöpping: Die Notwendigkeit ergibt sich aus dem Druck der Anlagenbetreiber aber auch der Anlagenbauer, die Fermenter weiter zu optimieren. Biogas stellt einen nicht unwesentlichen Beitrag der erneuerbaren Energie und der dezentralen Energieversorgung dar. Der Fachverband Biogas erwartet beispielsweise Ende 2010 6 000 Biogasanlagen allein in Deutschland. Damit ergäbe sich, auch wenn der Einsatz der Sensoren für jede einzelne Anlage nur eine Effizienzsteigerung von wenigen Prozent ermöglichen würde, in Summe eine deutlich messbare Leistungssteigerung. Zudem könnten die Ergebnisse der Untersuchungen auch in die Entwicklung von neuen Biogasanlagen eingehen und hier zu einer Optimierung der Anlagentechnik, beispielsweise der Rührwerke und der Heizelemente beitragen.

Durch welche neuartige Innovation zeichnet sich Ihr Mini-BHKW gegenüber Produkten anderer Hersteller besonders aus und welche Leistungsmerkmale besitzt EPS 4? Torsten Enders: Mit dem EPS 4 haben wir das erste weltweit in Serie gefertigte, luftgekühlte Mini-BHKW. Beim EPS 4 wird der Strom selbst genutzt und nicht ins öffentliche Netz gespeist. Das Gerät verfügt über einen integrierten Batteriesatz zur Speicherung von Strom. Dadurch ist das Gerät ohne Netz selbststartend und als Notstromaggregat nutzbar. Wir erreichen beim EPS 4 durch die Verwendung eines neuartigen Gaskühlers geringste thermische Verluste und Abgastemperaturen von weniger als 45 °C. Zudem erreicht das BHKW durch seine modulierende Betriebsweise die Leistungswerte der Brennwerttechnik und den Umweltbonus für besonders emissionsarme Anlagen (TA Luft halbe). Daher ist EPS 4 unmittelbar für Niedertemperaturheizungen ohne energetische Verluste einsetzbar.

Herr Enders, welche Gründe waren für Sie ausschlaggebend, auf Erdgas und die Entwicklung der KWK-Technologie zu setzen? Torsten Enders: Die Entscheidungen zur Klimapolitik und zur schonenden Verwendung von Ressourcen unter Einsatz erneuerbarer Energien und fortschrittlicher Technologien sowie die

Herr Pöpping, wie groß könnte Ihrer Meinung nach die Effizienzsteigerung einer Biogasanlage durch den Einsatz der Sensoren sein? Uwe Pöpping: Eine konkrete Angabe zu einer möglichen Effizienzsteigerung lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht

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Preisträger „enertec dezentral“ links: Uwe Pöpping (HelmholtzZentrum Dresden-Rossendorf e.V.), rechts: Torsten Enders (WätaS EPCEnergy Power Station GmbH)

machen. In gewisser Hinsicht dienen die Sensoren zunächst zur Aufdeckung vorhandener Optimierungspotenziale, die dann zur Anpassung der Anlagenkonstruktion oder des Anlagenbetriebes herangezogen werden können. Und auch dazu sind jedoch noch Messungen und vor allem nachgelagerte Auswertungen von Daten produktiver Biogasanlagen notwendig, die gegenwärtig noch nicht stattgefunden haben. Haben Sie bereits Kontakte zu Herstellern bzw. Betreibern von Biogasanlagen aufgenommen und wie reagieren diese auf Ihre Innovation? Uwe Pöpping: Bei der Entwicklung kooperieren wir vor allem mit anderen Forschungseinrichtungen, aber wir stehen auch mit Anlagenherstellern bzw. Ingenieurbüros in Kontakt, die uns den Zugang zu Biogasanlagen ermöglichen. Bisher wurde unsere Entwicklung überall mit großem Interesse aufgenommen und wir konnten eine breite Unterstützung bei den bisherigen Labor- und Feldversuchen erfahren. Wir haben den Eindruck, dass unsere Innovation zu einem deutlichen Erkenntnisgewinn bei der Fermentierung beitragen könnte. Herr Enders, Sie haben bereits über 30 Exemplare von EPS 4 gebaut. Kann man EPS 4 bereits auf dem Markt erwerben? Für welche Zielgruppen ist der Einsatz von EPS 4 besonders geeignet? Torsten Enders: Ja, das Gerät befindet sich in der Serienfertigung. Das Gerät arbeitet wärmegeführt. Die Betriebsweise ist modulierend zwischen 8–17 kW thermisch geregelt. Auf der Grundlage eines vom Kunden ausgefüllten Datenerfassungsbogens wird der wirtschaftliche Einsatz des BHKW objektbezogen simuliert. Prinzipiell eignet sich jedes Gebäude mit diesem Wärmebedarf. Einschränkungen bestehen bei veralteten Heizsystemen mit Rücklauftemperaturen deutlich über 40 °C. Hier sind in der Regel zusätzliche Investitionen erforderlich.

Herr Pöpping, beschränkt sich der Einsatz Ihrer Sensoren bis jetzt nur auf Feldversuche oder planen Sie bereits die Markteinführung zu einem bestimmten Zeitpunkt? Uwe Pöpping: Bisher findet die Entwicklung im Rahmen einer Promotion, unterstützt durch die „Studienstiftung des Deutschen Volkes“ statt. Für eine weitere und vor allem umfassendere Entwicklung ist die Definition eines Anschlussprojektes notwendig, was wir aber fest eingeplant haben, da die Resonanz auf diese Entwicklung bisher sehr groß ist und uns hier in der Technologieentwicklung bestätigt. Und nicht zuletzt ist auch der Innovationspreis – für den wir uns herzlich bedanken – ein Ansporn, die Entwicklung hier weiter voran zu treiben. Abschließend die Frage an Herrn Enders: Welche Dimension wird die dezentrale Energieversorgung Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren und Jahrzehnten einnehmen können? Torsten Enders: Die dezentrale Energieversorgung unter Nutzung verschiedenster Energieträger wird eine zunehmende Bedeutung gewinnen. Klimapolitische Aufgabenstellungen, endliche Ressourcen und technische Herausforderungen zur Netzentlastung geben den Weg vor. Die Entwicklung geht nach unserer Überzeugung in die Richtung einer stabilen Grundversorgung in Kombination mit der Deckung regional definierter Bedarfe. Die Zahl der dezentralen Energieversorger als Nutzer der erneuerbaren Energien wird deutlich zunehmen. Kluge dezentrale Lösungen unter Nutzung der KWK-Technologie werden auch Möglichkeiten zur Befriedigung des Bedarfs durch die nicht mehr umkehrbare Entwicklung zur Elektromobilität schaffen. Eine deutliche Zunahme werden Contracting-Modelle einnehmen, welche letztendlich die dezentralen Lösungen beinhalten. Wir danken Ihnen für das Gespräch. www.wätas.de www.hzdr.de 35


schwerpunkt

IEU-Modernisierungskompass 2011

Erdgas als bezahlbare Heizoption

von Michael Neitzel Wie lässt sich der Nutzen einer Sanierungsmaßnahme einschätzen? Anhand der eingesparten CO2-Menge, der Kostenersparnis oder dem Innovationsgrad, den ein Gebäude dadurch erreicht? Klar ist: Wer privat modernisiert, will persönlich etwas davon haben. Beim IEU-Modernisierungskompass, den das Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung (InWIS) für die Initiative Erdgas pro Umwelt (IEU) berechnet hat, wurden daher die Wohnkosten von Eigentümerhaushalten betrachtet, wenn sie energetisch modernisieren: Sinken sie, profitiert der Sanierer. Steigen sie, sollte er – zumindest aus wirtschaftlicher Sicht – die Finger davon lassen. Ein Ergebnis vorweg: Die Erdgas-Brennwerttechnik erzielt in dieser Betrachtung hervorragende Werte. In der klimapolitischen Debatte werden sowohl auf internationaler als auch nationaler Ebene Zielvorgaben für die Reduktion des CO2-Ausstoßes gemacht. Die deutsche Politik hat sich in diesem Bereich in den vergangenen Jahren zunehmend als Vorreiter positioniert. So setzte auch das im September vergangenen Jahres veröffentlichte Energiekonzept ein klares Ziel, bis 2050 einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand zu haben. Für den deutschen Gebäudebestand heißt das 80 Prozent weniger Primärenergieverbrauch bis zum Jahr 2050. Erreicht werden soll dies vor allem durch eine VerUnser Autor doppelung der energetischen Sanierungsrate von jährlich etwa 1 auf 2 Prozent. Die Immobilienbesitzer werden daher in den kommenden Jahrzehnten enorme Anstrengungen im Bereich der energetischen Sanierung unternehmen müssen. Die Initiative Erdgas pro Umwelt nahm dies zum Anlass, zu Michael Neitzel, Geschäftsführer des Instituts für Wohnungswesen, hinterfragen, ob die deutImmobilienwirtschaft, Stadt- und schen Haushalte das überRegionalentwicklung (InWIS) haupt bezahlen können. 36

Mehrheit der Eigentümerhaushalte werden erfasst Wichtig war für die Initiative, dass sich in der Untersuchung möglichst viele der deutschen Immobilienbesitzer wiederfinden können. Das InWIS hat daher sieben typische Eigentümerhaushalte von Einfamilien- und Reihenhäusern entworfen, in denen die junge Familie in den Mittdreißigern genauso enthalten ist wie der finanziell gut ausgestattete Haushalt mittleren Alters oder der einkommensschwache Rentner-Haushalt, dessen einziges Kapital die eigenen vier Wände sind. Die Studie erfasst damit mehr als die Hälfte aller deutschen Eigentümerhaushalte. Von den Wohnkosten – das sind alle laufenden Kosten von Zins und Tilgung über Wohnungsinstandhaltung bis hin zur verbrauchten Energie – werden die verschiedenen Haushalte unterschiedlich stark belastet. Die Quote reicht von 28,9 Prozent des Monatseinkommens bei einem gut situierten Rentnerhaushalt bis zu 45 Prozent bei einem einkommensschwachen Rentnerhaushalt. Oder in konkreten Zahlen: Der gut situierte Rentnerhaushalt muss von den rund 2 100 Euro, die ihm pro Monat zur Verfügung stehen, etwa 600 Euro fürs Wohnen ausgeben, der einkommensschwache Haushalt von seinen etwa 1 060 Euro rund 480 Euro. Die durchschnittliche junge Familie in Deutschland, die eine Immobilie besitzt, nimmt rund 2 100 Euro ein und gibt davon etwa 715 Euro für ihre Wohn-­ kosten aus. Was passiert nun mit den Wohnkosten, wenn ein Haushalt sich entschließt, zu modernisieren? Steigen sie? Nicht unbedingt. Denn wie die Studie gezeigt hat, kommt es auf die richtige Maßnahme an. Für jeden Haushaltstyp wurden 13 verschiedene Sanierungsvarianten betrachtet: eine Dämmung als Einzelmaßnahme, sechs verschiedene Heizsysteme, mit denen die alte Heizung ersetzt wurde, sowie jeweils das Komplettpaket, das Dämmung und Anlagentausch kombiniert. Wer die Heizung tauscht, verbucht überwiegend ein Plus Der Modernisierungskompass weist nach: Tauschen die Haushalte ihre Heizung gegen ein modernes Brennwertgerät aus, können die meisten ihre Wohnkosten deutlich senken. Beim Beispiel der jungen Familie zeigt sich die Einsparung besonders deutlich:


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Neue Heizung macht sich schnell bezahlt Kosten (€) 63 000

Modernisieren darf nicht überfordern

Ausgangssituation: Gas-Altkessel, Gebäude ungedämmt

Rentnerpaar

1100 €/Monat

Junge Familie 1100 €/Monat

55 000

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– 5 € 25,4

47,9

Amortisation (Jahre)

Kosten und Amortisation der Modernisierungsmaßnahmen Quelle: Initiative Erdgas pro Umwelt

Der Wechsel vom alten Gaskessel zur Erdgas-Brennwerttherme senkt die Wohnkosten von 715 auf 663 Euro – ein Plus in der Haushaltskasse von 52 Euro. Das kann Spielräume schaffen, um eventuell später weitere energetische Maßnahmen durchzuführen. Würde sich die junge Familie hingegen entscheiden, als erste Modernisierungsmaßnahme eine Dämmmaßnahme vorzunehmen, müssten sie pro Monat 21 Euro mehr für den Posten „Wohnen“ ausgeben. Der einzige Haushalt, bei dem die Wohnkosten um 5 Euro durch diese Form des Heizungstauschs steigen, ist der einkommensschwache Rentnerhaushalt. Dennoch ist die Maßnahme auch hier die wirtschaftlichste und somit die einzige, die für diesen Haushaltstyp mit Blick auf die Kosten sinnvoll ist. Zudem sind die 5 Euro gut investiert. Denn die neue, effizientere Heizung fängt die steigenden Preise für den Brennstoff ein Stück weit ab. Die Erdgas-Brennwerttechnik kann somit als „Heiztechnik für jedermann“ bezeichnet werden. Dämmung nur mit Heizungstausch Bleiben wir beim einkommensschwachen Rentnerhaushalt. Was würde passieren, wenn er zu einer Dämmung seines Gebäudes verpflichtet würde? Die Antwort: Die Wohnkosten würden um satte 87 Euro auf dann 565 Euro ansteigen. Der Haushalt müsste also mehr als die Hälfte seines Einkommens ins Wohnen investieren. Eine solche Mehrbelastung wäre aus Sicht der Sozialverträglichkeit nicht vertretbar. Generell zeigt sich bei allen Haushaltstypen, dass eine Dämmung als Einzelmaßnahme die Wohnkosten in die Höhe treibt – auch wenn sie aus Sicht des Klimaschutzes natürlich eine sinnvolle Maßnahme ist. Der Grund liegt in der langen Amortisationszeit von mehreren Jahrzehnten, bis die gesparten Energiekosten die Höhe der Investitionssumme erreicht haben. Weitgehend stabil bleiben die Wohnkosten dagegen, wenn neben der Dämmung gleichzeitig eine neue Heizung eingebaut wird. Denn dann gleichen die vom neuen Heizsystem eingesparten Energiekosten die höhere Belastung durch die Dämmung aus. Besonders empfehlenswert ist eine solche Komplettsanierung vor allem für junge Haushalte, die noch lange in ihrem Eigenheim wohnen wollen.

– 87 €

Erdgas-Brennwert   Dämmung

+ 52 €

– 21 €

Erdgas-Brennwert   Dämmung

Veränderung des monatlich verfügbaren Einkommens nach Modernisierung. Quelle: Initiative Erdgas pro Umwelt

Das monatliche Einkommen wird nicht signifikant zusätzlich belastet, bis sich die aufwendige Sanierungsmaßnahme langfristig auszahlt. Eine gute Kombination: Erdgas und Solarthermie Besonders umweltorientierten Haushalten steht mit der Kombination von Brennwerttechnik und Solarthermie eine bezahlbare Modernisierungsvariante zur Verfügung. Die Einbindung der Sonnenenergie hat einen positiven Nutzen für das Klima, die Heizanlage an sich nützt dem Haushalt. Denn diese Lösung ist für die Mehrzahl der betrachteten Beispiel-Typen die zweitgünstigste. Mit den richtigen Maßnahmen ist Klimaschutz bezahlbar Alle untersuchten Maßnahmen der energetischen Sanierung reduzieren die Energiekosten. Vielfach ist die Einsparung allerdings geringer als die Investition, die erst einmal für den Einbau geleistet werden muss. Legen die Haushalte also einen rein wirtschaftlichen Maßstab für ihre Entscheidung für oder gegen eine Sanierung an, fallen pro Haushaltstyp einige Varianten aus. Bei den älteren Haushalten sind das beispielsweise die meisten Maßnahmen, die mit langen Amortisationszeiten verbunden sind. Der IEU-Modernisierungskompass dient den Haushalten daher als Entscheidungshilfe und lässt für die Politik gleichzeitig Rückschlüsse zu, welche Sanierungsmaßnahmen am wahrscheinlichsten von den Haushalten umgesetzt werden. Somit lässt sich eine Einschätzung treffen, ob die klimapolitischen Ziele unter den derzeitigen Rahmenbedingungen erreicht werden können. Bei der Frage der Sozialverträglichkeit bedürfen vor allem einkommensschwache Rentnerhaushalte finanzieller Unterstützung, wenn sie einen Beitrag zur notwendigen Modernisierung des Gebäudebestands leisten sollen. Die Erdgas-Brennwerttechnik und somit der Brennstoff Erdgas haben sich in der Studie als eine attraktive Option für den Klimaschutz herausgestellt. Denn diese Technologie bringt jedem Haushaltstyp einen spürbaren Nutzen. Der IEU-Modernisierungskompass 2011 kann unter www.ieu.de kostenfrei heruntergeladen werden. 37


umschau

Nachgefragt

Ein Fall für Charlotte Das Explorations- und Produktionsgeschäft von Erdöl und Erdgas ist in jeder Hinsicht ein komplexes Unterfangen, egal ob es um seismische Messungen und Interpretationen oder technische Raffinessen einer Tiefseebohrung geht. Charlotte, die fleißige Honigbiene der VNG Norge, beantwortet in jeder Ausgabe von medium gas Fragen zum norwegischen E&P-Geschäft.

Gegenwärtig beteiligt sich VNG Norge an der Bohrung auf das so genannte EarbSüd-Prospekt in der norwegischen Nordsee. Wie hoch ist das Bohraktivitätsniveau auf dem NCS generell und wie sieht die Erfolgsbilanz bisher aus? Das Norwegische Öldirektorat veranschlagt für das Jahr 2011 eine Gesamtzahl von 50 bis 55 Explorationsbohrungen, die meisten davon in der norwegischen Nordsee. Am aktivsten sind dabei die Firmen Statoil, Det norske und Lundin. Damit liegt das Aktivitätsniveau etwas über dem des Vorjahres, aber noch unter dem des „Rekordjahres“ 2009 mit damals 65 Explorationsbohrungen. Bisher wurden im Jahr 2011 zwölf Erkundungs- bzw. Abgrenzungsbohrungen abgeschlossen, davon acht in der norwegischen Nordsee, zwei in der Norwegischen See sowie zwei in der Barentssee. Sechs weitere Bohrungen werden gegenwärtig abgeteuft. Die Hälfte der abgeteuften Bohrungen war trocken, das heißt, dass die erwarteten Kohlenwasserstoffe im Zielreservoir nicht angetroffen wurden. Bei vier Bohrungen konnte Öl nachgewiesen werden, zwei weitere enthielten Gas bzw. Kondensat. Die Ölfunde waren relativ klein, mehr Erfolg versprachen bisher die Gasfunde. Generell hat in den letz38

ten Jahren die Größe von Öl- und/oder Gasfunden abgenommen, jedoch ist aufgrund verbesserter Technologien und Datengrundlagen die Fundrate angestiegen, was bedeutet, dass heute häufiger als früher Öl und Gas entdeckt werden. Das Potenzial des NCS wird nach wie vor als sehr groß eingeschätzt: So belaufen sich die verbleibenden Ressourcen, inklusive der noch nicht entdeckten aber im Untergrund vermuteten Reserven, laut Öldirektorat auf rund 4 000 Milliarden Sm³ Gas sowie rund 18 Milliarden Barrel Öl (31.12.2010). Im Rahmen der großen Lizenzrunden, die sich auf noch „unentdeckte“ Gebiete des NCS konzentrieren, aber auch durch die Verlängerung der Lebensdauer bereits bekannter Areale werden Teile davon in naher Zukunft entdeckt bzw. gefördert werden. Effektive Maßnahmen zur Erhöhung der Förderung in einem Feld, in dem die Produktion allmählich nachlässt, sind etwa das Abteufen weiterer Bohrungen oder das Injizieren von Wasser in die Lagerstätte zur Druckerhöhung. Neue Technologien und Daten, eine effektive Betriebsführung sowie die sinnvolle Nutzung bereits bestehender Infrastrukturen können erheblich zur Wertschöpfung auf dem NCS beitragen.

Welche Rolle spielt der E&P-Sektor für die norwegische Wirtschaft? Seit dem Ekofisk-Fund im Jahr 1969 hat sich Norwegen zu einem der wichtigsten Öl- und Gasproduzenten der Welt entwickelt und war laut Norwegischem Öldirektorat im Jahr 2008 der weltweit siebtgrößte Öl- bzw. zweitgrößte Gasexporteur. Der E&P-Sektor ist der größte Wirtschaftszweig Norwegens: Er macht 47 Prozent des gesamten Exportvolumens des Landes aus. Sein Exportwert belief sich im Jahr 2009 auf circa 480 Milliarden NOK (circa 60 Milliarden Euro) und war damit 11 Mal höher als der des traditionellen norwegischen Exportschlagers Fisch. Die E&P-Branche macht 22 Prozent des norwegischen Bruttosozialprodukts aus. Während der vergangenen 40 Jahre wurden in diesem Industriezweig Werte geschaffen, die sich nach heutigen Bedingungen auf etwa 8000 Milliarden NOK, also circa 1000 Milliarden Euro, beziffern lassen. 27 Prozent der gesamten Staatseinnahmen stammen aus dem Upstreamsektor – in erster Linie durch Steuern von Produzenten sowie über direkte Beteiligungen des Staates an Produktionslizenzen. Aus diesen Einnahmen wird der so genannte „Pensionsfond Ausland“ gespeist, dessen Wert Ende 2009 2 640 Milliarden


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NOK (ca. 330 Milliarden Euro) betrug. Die Erfolge im Upstreamgeschäft sind maßgeblich für das ökonomische Wachstum und die Finanzierung des norwegischen Wohlfahrtsstaates verantwortlich. Im Rahmen der Lizenzrunde APA 2010 erwarb VNG Norge im Januar 2011 Anteile an fünf neuen Explorationslizenzen, darunter zwei Betriebsführerschaften. Welche Aufgaben sind für VNG Norge mit einer Betriebsführerschaft verbunden? Den Status „Betriebsführer“ hat VNG Norge seit April 2009 mit der Übernahme der Endeavour Energy Norge AS inne. Als Betriebsführer der neuen APA-Lizenzen PL 570 und PL 586 leitet VNG Norge die Explorationsarbeiten im Namen der jeweiligen Lizenzkonsortien und fungiert als zentraler Ansprechpartner für die Behörden (Norwegisches Energieministerium, Sicherheitsbehörden etc.), deren Anforderungen und Überprüfungen sie in jeder Phase der Lizenzprojekte unterliegt. So ist sie dafür verantwortlich, alle relevanten Genehmigungen einzuholen, notwendige Verträge, etwa mit Bohranlagenbetreibern, im Namen des Konsortiums abzuschließen sowie sämtliche anfallende Kosten fristgerecht zu begleichen. Für VNG Norge bedeutet

die Betriebsführerschaft ein erhöhter Arbeitsaufwand, da geologisch-technische sowie wirtschaftliche Bewertungen und die Arbeiten zur Vorbereitung und Durchführung von Bohrungen maßgeblich von ihr übernommen werden. Im Rahmen von regelmäßigen Abstimmungsrunden hat VNG Norge die anderen Teilnehmer des Konsortiums über Entwicklungen und Arbeitsfortschritte in den Lizenzen zu unterrichten. VNG Norge trägt auch hinsichtlich der Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen in Sachen Sicherheit, Umwelt und Gesundheit (HSE) die zentrale Verantwortung, erstellt den Plan für das Notfallmanagement und überwacht notwendige Qualifikationen der Vertragspartner und Subunternehmen. Zu den Vorteilen einer Betriebsführerschaft zählt die Möglichkeit, die Arbeitsprogramme aktiv gestalten zu können, das heißt maßgeblich die fachliche Umsetzung, dafür notwendige Zeitpläne sowie erforderliche Budgets zu bestimmen. Da der Betriebsführer die an-

fallenden Kosten auf die anderen Lizenzpartner gemäß deren Lizenzanteile umlegt und eine so genannte „Operatorpauschale“ verlangt, entstehen ihm dadurch keine oder kaum finanzielle Nachteile. Zudem stärkt der Status einer Betriebsführerschaft generell die Position der VNG Norge etwa bei Gesprächen mit potenziellen neuen Lizenzpartnern oder auch im Zusammenspiel mit den Behörden, die darin sicher auch ein gesteigertes Engagement des Unternehmens in der norwegischen E&P-Landschaft sehen. Nicht zuletzt kann die Übernahme einer Betriebsführerschaft erheblich zur Erhöhung der eigenen E&PKompetenz sowie zur Motivation des Teams beitragen.

Ausführliche Informationen über die norwegischen E&P-Aktivitäten finden Sie auf den Seiten des Norwegischen Öldirektorates www.npd.no/en

Mitgemacht Sie wollen wissen, wie Kohlenwasserstoffe in der Erdkruste entstehen, wie viel Zeit zwischen Fund und Förderung vergeht oder wie eine Bohrplattform auf hoher See arbeitet? Schreiben Sie Ihre Frage per E-Mail an charlotte@vng.de oder per Post an VNG – Verbundnetz Gas AG, Markenkommunikation/ Interne Kommunikation, Braunstraße 7, 04347 Leipzig.

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Verkehr

Neuer Antrieb für Erdgas und Biomethan im Verkehr Der Einsatz von Biokraftstoffen im Verkehr ist heftig umstritten, wie die aktuelle Debatte um die Einführung von E10 zeigt. Die neue Spritsorte enthält bis zu zehn Prozent Bioethanol, das aus Energiepflanzen gewonnen wird. Vom Verbraucher wird der neue Kraftstoff noch nicht akzeptiert und Umweltverbände kritisieren den Treibstoff als wenig hilfreich im Kampf gegen CO2-Emissionen, da durch ihn angeblich nicht weniger Kohlendioxid ausgestoßen werden soll. Aber auf dem Weg zu einer erdölunabhängigeren Mobilität kann auf den Einsatz von regenerativen Energien nicht verzichtet werden.

von Stephan Kohler Im Rahmen einer Strategie zur Diversifizierung von Antrieben und Kraftstoffen muss sichergestellt werden, dass Nachhaltigkeitskriterien erfüllt und auch andere Alternativen entsprechend ihrer Potenziale berücksichtigt und gefördert werden. Erdgas und Biomethan sind hier aus Sicht der dena eine konkrete Antwort, um das Ziel „Weg vom Öl“ im Verkehrsbereich einzuleiten. Doch bisher ist es auch noch nicht gelungen, den Marktdurchbruch für diese Energieträger zu erreichen. Mineralölabhängiger Verkehr Kein anderer Verbrauchssektor ist so abhängig vom Mineralöl wie der Verkehr. Über 90 Prozent aller Verkehrsleistungen in Deutschland werden mit Energie auf Erdölbasis erbracht. Das ist vor dem Hintergrund der ambitionierten Klimaschutzziele der Bundesregierung, der Versorgungssicherheit und angesichts des langfristig weiter steigenden Ölpreises problematisch. Die Preissteigerungen sind, neben der Begrenztheit der Ressourcen und der weltweit steigenden Nachfrage, auch auf die politische Instabilität einiger erdölexportierender Länder 40

zurückzuführen. Wie anfällig der Rohölpreis ist, zeigen die jüngsten Ereignisse im arabischen Raum. Diversifizierung der Technologien Eine Antwort auf die steigenden Energiepreise und die Herausforderungen des Klima­wandels wird im Verkehrsbereich nicht nur eine Technologie oder Antriebsart liefern können. Vielmehr kann die Energiewende im Verkehrssektor nur herbeigeführt werden, wenn mehrere Technologien nebeneinander existieren. So wird es auch weiterhin Fahrzeuge mit klassischen Otto- und Dieselmotoren geben, doch die müssen effizienter werden. Während innovative Technologien wie die Elektromobilität oder die Wasserstofftechnologie für die Zukunft eine wichtige und vielversprechende Perspektive darstellen können, sind Erdgasfahrzeuge bereits heute eine Alternative, da sie schon jetzt die Marktreife erreicht haben und auf einer guten Basis bei der Energieinfrastruktur aufsetzen können. Vorteile von Erdgas und Biomethan Die Verwendung von Erdgas bzw. Biomethan als Kraftstoff verursacht im Vergleich zu Diesel oder Benzin weitaus weniger CO2-Emissionen, Schadstoffe und

Lärm. Das hat die Meta-Studie „Erdgas und Biomethan im künftigen Kraftstoffmix“ der Deutschen Energie-Agentur GmbH (dena) verdeutlicht. Bei einer Betrachtung von der Rohstoffquelle bis zum Antrieb (Wellto-Wheel) sind bei der Verwendung von Erdgas gegenüber Benzin CO2-Einsparpotenziale von rund 25 Prozent zu erreichen. Durch die Beimischung von Biomethan lässt sich diese Bilanz sogar noch deutlich verbessern. Ein Anteil von 20 Prozent Biomethan im Erdgas bewirkt im Vergleich zu Benzin eine CO2-Minderung um fast 40 Prozent, reines Biomethan – je nach Herstellungspfad – sogar um bis zu 97 Prozent. Gleichzeitig zeichnet sich Biomethan durch seine höhere Flächeneffizienz gegenüber anderen Biokraftstoffen aus. So kommt ein Erdgasauto laut Fachagentur Nachwachsender Rohstoffe (FNR) mit der aus einem Hektar Anbaufläche gewonnenen Energie etwa 67 600 Kilometer weit, während es beispielsweise bei Bioethanol nur 22 400 Kilometer sind. Zudem können zur Gewinnung von Biomethan nicht nur Energiepflanzen, sondern auch Reststoffe wie Holz oder Abfälle verwendet werden. Preislich liegt Erdgas an der Tankstelle klar im Vorteil. Bezogen auf den Energiegehalt ist der Kraftstoff billiger als Benzin, Diesel und Autogas/LPG. Für die gleiche Fahrleis-


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Die Erdgastankstelle der Zukunft auf der IAA 2010.

tung verursacht ein Erdgasfahrzeug nur halb so viele Kraftstoffkosten wie ein Benziner und ein Drittel weniger als ein Diesel. Erdgas und Biomethan bleiben hinter ihren Möglichkeiten zurück Obwohl die Technologie heute schon ausgereift, verfügbar und gleichzeitig für den Verbraucher wirtschaftlich attraktiv ist, liegen Erdgas und Biomethan als Kraftstoff in Deutschland weiter hinter ihren Möglichkeiten. Der Anteil von Erdgas am Kraftstoffmix beläuft sich auf rund 0,3 Prozent. Zehn Jahre nach der Markteinführung fahren noch immer lediglich 85 000 von insgesamt knapp 50 Millionen Fahrzeugen in Deutschland mit diesem innovativen Kraftstoff. Um Erdgasfahrzeuge am Markt erfolgreich zu etablieren, besteht neben einer transparenteren Information der Kunden vor allem Handlungsbedarf beim weiteren Ausbau des Tankstellennetzes, der Erweiterung und besseren Vermarktung des Fahrzeugangebots und den politischen Rahmenbedingungen. Neuer Schub durch konzertierte Aktion Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ist ein unternehmens- und branchen­ übergreifendes Vorgehen erforderlich. Deshalb hat die dena ein breites Bündnis

aus namhaften Unternehmen ins Leben gerufen, um einen Maßnahmeplan zu erarbeiten, mit dem Erdgas und Biomethan als Kraftstoff im Verkehr etabliert werden. Beteiligt sind Hersteller von Nutzfahrzeugen und Pkw, Tankstellen, Gasversorger, Biogasproduzenten sowie Nutzerverbände. Gemeinsames Ziel ist es, bis 2020 den Anteil am deutschen Kraftstoffmix und die Zahl der Erdgasfahrzeuge deutlich zu steigern. Biokraftstoff nicht gleich Biokraftstoff Die schrittweise Einführung von regenerativen Energien ist grundsätzlich richtig und wichtig, um im Verkehrssektor den notwendigen Umstieg vom Erdöl auf andere Energieträger einzuleiten. Der Anteil von Biokraftstoffen kann dabei nicht nur durch die Beimischung oder den Verkauf reinen Biokraftstoffs wie Bioethanol oder Biodiesel erfüllt werden, sondern auch durch die Beimischung von Biomethan zum Erdgas. Erdgas und Biomethan können zu vergleichsweise geringen volkswirtschaftlichen Kosten einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz und mehr Unabhängigkeit vom Öl leisten. Entsprechend hat auch die Bundesregierung in ihrem Energiekon­ zept festgelegt, einen steigenden Anteil von Erdgasfahrzeugen zu fördern.

Unser Autor

Stephan Kohler, Vorsitzender der Geschäftsführung Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)

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umschau

Parlamentarischer Abend

Energieschub aus Brüssel VNG präsentierte sich in Europas Hauptstadt traditions- und selbstbewusst.

von Martin Hainbucher, freier Journalist „East“ heißt das Buch. Es legt Zeugnis ab von einer vergangenen Welt. Einige der beeindruckenden Bilddokumente aus der Zeit des politischen Umbruchs in Osteuropa stimmen melancholisch, manche mahnen, andere rütteln auf. An diesem Tag liegt „East“ in der Bibliotheque Solvay aus. Der Bezug zum parlamentarischen Abend der VNG ist geschickt gewählt. Gut zwei Jahrzehnte nach der politischen Wende stellen die Leipziger das einzige Großunternehmen mit Sitz in Ostdeutschland. „East“ ist nicht allein ein nostalgisches Bekenntnis zum Heimatmarkt des Gasversorgers, sondern auch eine selbstbewusste Richtungsvorgabe. VNG will weiter wachsen, nicht nur in Osteuropa. Hier in Brüssel, in unmittelbarer Nähe der Schaltzentralen der europäischen Politik, zeigt sie Flagge – traditions- und selbstbewusst zugleich. Diese Kombination macht den Charakter des Abends aus. „Wir wollen verhindern, dass neue Mauern entstehen“, sagt VNGVorstandschef Dr. Karsten Heuchert bei der Begrüßung. Damit spielt er auf das Projekt „Mauerfälle“ an. Der Leipziger Künstler Michael Fischer-Art hat die VNG-Unterstützung kreativ umgesetzt. Heftiger Regen verhindert die geplante Enthüllung eines Mauerstücks im Garten der Bibliothek. Für die unfreiwillige Programmlücke entschädigt der sonst eher kämpferisch agierende Bündnisgrüne Europaabgeordnete Werner Schulz die Gastgeber mit einer Schmeichelei. „Sie bilden nicht nur ein Verbundnetz für Gas, sondern auch für Erinnerungskultur.“ Auch Günther Oettinger greift das Wortspiel auf. „Mitten in Europa, mitten im Netz“, schlägt der Ex-Ministerpräsident von Baden-Württemberg und heutige Energie-Kommissar den Bogen von seiner Funktion zum Auftrag des Gasversorgers VNG. „Bei 42

der Kommunikation, bei Straßen und Häfen ist Europa bestens vernetzt“, sagt Oettinger. „Bei Gas und Strom leben wir dagegen noch eher in der Zeit von 1970 als im Jahr 2010.“ Ein funktionierender Energie-Binnenmarkt scheitert bisher an mangelnden Anstrengungen der Betreiber von Gasfernleitungen. Die erschweren Netznutzern bisher den Zugang zu vorgelagerten Gasmärkten – beispielsweise von Deutschland nach Polen. Oettinger geht dagegen vor. „Wir wollen die Netze so ausbauen, dass sie die gleiche Qualität wie beim Transport von Gütern haben.“ Nicht 500 Millionen Menschen, also die Bevölkerung Westeuropas, sondern eine Milliarde Menschen „umfasse die Karte“, beschreibt Oettinger seine Vision und nennt die Ukraine und den Nahen Osten als Märkte, die in die Transportnetze einbezogen werden müssten. Die EU, ein zahnloser Tiger? Dem Eindruck tritt Oettinger entschieden entgegen. „Wir sind mitten in der Europäisierung der Energiepolitik“, betont der Kommissar. Er will Brüssel zu neuer Bedeutung verhelfen. Zwar sei der Energiemix Sache der Mitgliedsstaaten, aber Rahmenbedingungen wie der Ausbau der Transportnetze, die Schaffung einer gemeinsamen Energie­ außenpolitik und bessere Verbraucherinformationen hat sich Oettinger für die Staatengemeinschaft auf die Fahnen geschrieben. Intelligente Verbrauchsmesssysteme wie sie beim Auto längst üblich seien, müssten auch bei Gas und Strom die Steuerungsmöglichkeiten im Haushalt erleichtern. „Mittendrin“ im Energiemix sei der Rohstoff Gas. Welche Rolle Erdgas im Wettbewerb spielen wird? – „Da stehen wir gut da“, sagt Oettinger, aber mit Prognosen hält er sich zurück. Derzeit setze der europäische Gasmarkt 500 Milliarden Kubikmeter im Jahr um. Ob die Menge auf 300 Milliarden sinke oder auf 600 Milliarden Kubikmeter steige? Oettinger sagt, was die Versorger denken: „Sie


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Bei der Podiumsdiskussion, v. l.: Ruedi Rohrbach (CEO Swissgas), Dr. Karsten Heuchert (Vorstandsvorsitzender von VNG), Michael Sagurna (Moderator, Staatsminister a. D.), Roland Toth (CEO GGE Slovakia), Domenico Dispenza (COO ENI Gas & Power Division).

brauchen Planungssicherheit“. Direkte Versorgungsleitungen wie die Ostsee-Pipeline würden die Abhängigkeit vermindern und die Diversifikation erhöhen. Erdgas sei sauber, im Unterschied zu anderen Energieträgern auch beim Transport. Und es biete dank hoher Vorräte Versorgungssicherheit für weitere 100 Jahre. Domenico Dispenza, Chef der italienischen ENI Gas & Power Division und Ex-Präsident von Eurogas 1, sang dieses hohe Lied. Gern stimmten in der vom früheren sächsischen Staatsminister Michael Sagurna moderierten Runde, Roland Toth, Chef der GGE Slowakia und Ruedi Rohrbach, Chef der Swissgas, mit ein. Fachliche Expertise und strategische Ziele ergänzten sich in diesem Kreis auch aus Sicht von Gastgeber Dr. Karsten Heuchert bestens. Mit der VNG Slowakia ist sein Unternehmen in Ost­ europa ebenso engagiert wie mit der SET, der Swiss Energy Trading gemeinsam mit Swissgas in der Schweiz und der VNG Italia im drittgrößten Erdgasmarkt Europas Italien. Natürlich diente dieser Abend, um Botschaften an die Politiker zu adressieren. „Gas ist ein so tolles Produkt“, sagte VNG-Chef Heuchert. Das sei schade, diesen Energieträger lediglich als Brückentechnologie zu beschreiben. Gas stehe im Wettbewerb, folglich müssten sich auch Investitionen rechnen. „Technologieoffen“ sollten die Gesetze im Wärmemarkt ausgestaltet sein, sagte Heuchert freundlich-fordernd. Und an Kommissar Oettinger erging die skeptische Einschätzung zu einer europä­ ischen Energieaußenpolitik. Optimistisch klang dieser Brüsseler Abend aus. Immer mehr Gas werde in den europäischen Energiemix einfließen, sagte der Italiener Dispenza voraus, „denn Gas ist die wichtigste und beste Energiequelle“. 1

Europäischer Dachverband der Erdgaswirtschaft

Günther Oettinger, EU-Energiekommissar

Europaabgeordneter Werner Schulz unterzeichnet das Mauerstück, v. l. n. r.: Dr. Karsten Heuchert, Vorstandsvorsitzender VNG, Künstler Michael Fischer-Art, Werner Schulz

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feature

Stadtansichten

10 Gründe, um die belgische Hauptstadt Brüssel zu besuchen Die Hauptstadt Belgiens ist das pulsierende Herz Europas. Brüssel ist aber nicht nur Europaviertel und Hauptquartier der Nato, Brüssel ist eine Stadt voller Kultur und Geschichte, die in einer der reichsten Kulturlandschaften Europas liegt.

1. Eine Stadt mit internationaler

Atmosphäre

Brüssel ist Hauptsitz der Europäischen Union. 27 Mitgliedsstaaten mit ihren Repräsentanten sind in dieser Stadt versammelt und 23 Amtssprachen treffen in den Gremien der EU aufeinander. Die Mischung der unterschiedlichen Sprachen und Kulturen ist in jeder Hinsicht einzigartig. Brüssel ist eine bilinguale Stadt, in der sowohl Französisch als auch Niederländisch offizielle Amtssprachen sind. Interessant ist daher ein Kinobesuch – Filme werden in der Originalsprache gezeigt, mit sowohl niederländischen wie französischen Untertiteln.

3. Belgische Braukunst Das belgische Bier zeichnet sich durch eine unglaubliche Anzahl von Sorten und die geschmackliche Vielfalt aus. Viele Biersorten sind obergärig, viele sind sogar mit Zutaten versetzt, die den Anhänger des Deutschen Reinheitsgebotes vor Grauen erschaudern lassen, so wie Kirschen oder Himbeeren. Aber wer kann schon widerstehen, wenigstens mal zu kosten, wenn Namen wie Duvel, Verboden Vrucht und Mort Subite locken… Am besten erlebt man die lebendige Bierkultur in einer der vielen Bars, den so genannten Biercafés.

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2. Das Atomium und

Manneken Pis

Foto: pixelio/ Jens Bredehorn

Foto: Christoph Busse

von Marcus Kunath, Redaktion

Manneken Pis, Symbol der „Indépence d’Esprit“ der Brüsseler. Die kleine Brunnenfigur, auch Petit Julien genannt, an der Ecke Rue de l’Etuve und Rue des Grands Charmes kann man kaum verfehlen. Von Zeit zu Zeit schlüpft der kleine Kerl in verschiedene Kostüme. So posiert er zum Beispiel bei Spielen der belgischen Fußballnationalmannschaft im Trikot der „Roten Teufel“ oder am Geburtstag von Elvis Presley als „King of Rock’n’ Roll“. Wer etwas höher hinaus möchte, um Brüssel einmal von oben zu sehen, sollte sich einen Besuch des Aussichtsrestaurants des Atomiums nicht entgehen lassen. Das Wahrzeichen Brüssels wurde 1958 anlässlich der Weltausstellung in Brüssel von André Waterkeyn entworfen.

4. Kulinarische Genüsse Von den vielen belgischen kulinarischen Spezialitäten ist „moules frites“ (Miesmuscheln mit Fritten) wohl die bekannteste. Wer nicht sofort als Nicht-Belgier auffallen möchte, sollte seine Fritten mit Mayonnaise essen, niemals mit Ketchup, und schon gar nicht mit Senf. Und zum Muschelessen greift der Belgier nicht zur Gabel. Stattdessen sucht man sich oben im Topf eine leere Muschel, die man dann als Zange benutzt. Es empfiehlt sich, ein bis zwei Mal durch die berühmte Fressmeile „Rue des Bouchers“, „Metzgerstraβe“, in der Nähe des Grand Place, zu laufen, einfach der Atmosphäre wegen, um dann in einer der Seitenstraβen, wo sowohl die Bedienung als auch die Qualität der Speisen um ein Vielfaches besser sind, essen zu gehen.


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5. Architektur

6. Weltbekanntes Design

Foto: Dirk Brzoska

Der Grand Place ist das historische Zentrum der belgischen Hauptstadt, faszinierende Architektur wohin das Auge blickt. Mit dem gotischen Rathaus und seiner geschlossenen barocken Fassadenfront gilt er als einer der schönsten Plätze Europas. Zudem ist Brüssel die Stadt Europas, die über das reichste und vor allem vielfältigste Jugendstilerbe verfügt. Die eleganten Stadtviertel Ixelles, Louise, St. Gilles und Squares sind für ihre zahlreichen herrschaftlichen Jugendstilbauten bekannt. Wollen Sie solch ein stilvolles Haus einmal von innen sehen? Dann besuchen Sie doch die womöglich kleinste, aber vielleicht auch feinste VNG-Repräsentanz in der Rue Archimède 44 in Brüssel.

7. Kulturelle Vielfalt Die Museenlandschaft in Brüssel ist groß und hat für jeden etwas zu bieten. Egal ob Biermuseum, Schokoladenmuseum oder die Königlichen Museen der Schönen Künste (Bozar). Und wenn es im Sommer etwas ruhiger in den EU-Institutionen zugeht, lebt Brüssel auf. Ob brasilianisches Straßenfest, alternatives Musikfestival, Biermesse am Grand Place, Antiquitäten- und Trödelmärkte am Sablon, das Opernhaus La Monnaie – De Munt oder das Monnaie-Theater, für Unterhaltung ist jedenfalls gesorgt.

mit belgischen Wurzeln

Belgisches Design ist jung und hip, sowohl Möbel, Kleidung als auch Autos. Zahlreiche Jungdesigner studieren an den verschiedenen Akademien für Design in Brüssel. Der ehemalige Chefdesigner von Lamborghini – Luc Donckerwolke – ist Belgier und auch deutsche Designer wie Christoph Broich studierten in Belgien. Zeitgleich mit der Bedeutung der Designer hat sich in Brüssel auch die vielfältige Szene neuer Geschäfte, Bistros, Bars und Lounges entwickelt.

Foto: Ralf Pastleitner

8. Comics – eine belgische Tradition Brüssel gilt als die „Hauptstadt der Comics“ und brachte ComicHelden wie Lucky Luke, die Schlümpfe und Tim und Struppi (im belgischen Original heißt der Held Tintin) hervor. Die Comicfigur Tintin ist selbst in Deutschland vielen ein Begriff. Tintin galt einst als traditionsreiches, belgisches Comic-Magazin, in dem neben der titelgebenden Serie viele klassische franco-belgische Comic-Serien erschienen sind. In Brüssel gibt es gleich ein ganzes Museum, das sich ausschließlich der hohen Kunst des Comiczeichnens widmet.

9. Brüssel und die U-Bahnkunst

Foto: Ralf Pastleitner

Fast 60 Stationen der Brüssler U-Bahn sind liebevoll von belgischen Künstlern gestaltet worden. Damit wird das Fahren mit der Metro von einer Notwendigkeit zu einem puren Vergnügen. Mosaiken, Keramiken, Wandmalereien und bildhauerische Darstellungen faszinieren und bringen zum Lachen. Bevor man den „Untergrund“ betritt, sollte man sich den Reiseführer „Kunst im Untergrund“ besorgen. Dieser wird von allen Fremdenverkehrsämtern der Stadt ausgegeben.

10. Schokolade Insbesondere belgische Schokolade ist in der ganzen Welt bekannt. Ihren Ruf verdankt sie einer Tradition, die einer strengen Gesetzgebung hinsichtlich der Herstellung entspringt. So sind die meisten handwerklichen Schokoladenfabrikanten trotz Einführung einer anderslautenden europäischen Richtlinie dem Vorsatz „100 % Kakaobutter“ treu geblieben. Die Praline, wie wir sie heute kennen, ist wahrscheinlich in Brüssel von Jean Neuhaus, einem jungen Schweizer, in seiner Konditorei in der Brüsseler „Galérie de la Reine“ erfunden worden.

Foto: pixelio/ Schmuttel

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feature

Ehrenamt

„Botschafter der Wärme“ zeigen Engagement in der Gesellschaft Das Verbundnetz der Wärme zeichnete auch dieses Jahr wieder 10 Menschen für ihr ehrenamtliches Engagement aus.

von Marcus Kunath, VNG Über 200 ehrenamtlich Engagierte haben sich in dem ostdeutschen Netzwerk „Verbundnetz der Wärme“ zusammengefunden, um dem „Dasein für Andere“ mehr Gehör zu verschaffen. Jedes Jahr werden zehn von ihnen aufgrund ihres besonderen Einsatzes zu Verbundnetz-Botschaftern ernannt. Auch dieses Jahr konnten sich wieder Freiwillige über die Auszeichnung freuen. Regina Girschele aus Sondershausen, Thomas Hildebrandt aus Neu­strelitz, Anne Kahlisch aus Brandenburg an der Havel, Franziska Kietzmann aus Halle an der Saale, Elisabeth Kunze aus Bernau/Lobetal, Dr. Ingrid Muder aus Gera, Elsbeth Pohl-Roux aus Leisnig, Andreas Samuel aus Bautzen, Elisa Schmidt aus Stralsund und Renate Linke aus Weißenfels sind die Botschafter der Wärme 2011. Seit zehn Jahren kürt die ostdeutsche Initiative Verbundnetz der Wärme jährlich Botschafter und macht so unter dem Motto „Engagement zeigt Gesicht“ öffentlichkeitswirksam auf freiwillige Tätigkeiten am Gemeinwohl aufmerksam. Bei der feierlichen Ernennungsveranstaltung im Schloss Hoyerswerda überreichte die Sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz Christine Clauß am 2. März 2011 gemeinsam mit dem Oberbürgermeister der Stadt Hoyerswerda Stefan Skora und Dr. Karsten Heuchert, Vorstandsvorsitzender der VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft, die Ehrenurkunden an die neuen Botschafter. Sie werden im kommenden Botschafter-Jahr unter dem Motto „Engagement zeigt Gesicht“ mit viel Herzblut 46

in der Öffentlichkeit für das „Dasein für Andere“ werben. Verbunden mit dieser Ehrung ist eine Prämie von 5 000 Euro, die für soziale Zwecke in den Vereinen und Projekten der Botschafter verwendet werden kann. Mit großformatigen Fotografien und kurzen informativen Texten sollen bei Fotoausstellungen in den unterschiedlichsten Städten Ostdeutschlands Bürgerinnen und Bürger für das Thema Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement sensibilisiert werden. Die Chemnitzer Fotografin Ines Escherich begleitet die Verbundnetz-Botschafter einen Tag lang mit ihrer Kamera, um mit ihren Bildern vom alltäglichen Wirken der vielen Helfer zu erzählen. Bestimmt werden die Botschafter jährlich durch eine eigens dafür geschaffene Auswahlkommission. Neben dem derzeitigen Schirmherrn des Verbundnetz der Wärme, Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse, sind dort eine Reihe von namhaften Fachleuten aus Politik und Gesellschaft vertreten. Das Vorschlagsrecht für die Nominierten zum Botschaftertitel liegt bei den Kommunen. „Ehrenamtliche Arbeit ist wichtig, denn unsere Gesellschaft lebt nicht davon, dass es Rechte und Gesetze gibt, sondern von ehren­ amtlichen Engagement, von der Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen und von der Unterstützung anderer Menschen“, so Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse, der das Ehrenamt zu schätzen weiß. Die Mitglieder des Verbundnetz der Wärme stehen seit längerem freiwillig, ehrenamtlich und uneigennützig


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Untere Reihe: Stefan Skora (Oberbürgermeister von Hoyerswerda), Thomas Hildebrandt, Dr. Ingrid Muder, Elisabeth Kunze, Regina Girschele; obere Reihe: Christine Clauß (Sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz), Elsbeth Pohl-Roux, Franziska Kietzmann, Renate Linke, Andreas Samuel, Elisa Schmidt, Dr. Karsten Heuchert (Vorstandsvorsitzender von VNG).

anderen Menschen zur Seite. Die Bandbreite der Projekte umfasst dabei alle denkbaren gesellschaftlichen Teilbereiche. Mit dem Verbundnetz der Wärme haben sozial engagierte Menschen aus Ostdeutschland die Gelegenheit, ihre Initiativen und Veranstaltungen einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen und andere Menschen zu inspirieren. In diesem Jahr feiert die ostdeutsche Initiative ihr 10-jähriges Jubiläum. Zusammen mit dem mittlerweile auf über 200 Mitglieder gewachsenen Netzwerk soll dieser runde Geburtstag bei einem Jahrestag im Sommer gefeiert werden.

Die Botschafter/-innen und ihr Engagement Thomas Hildebrandt (Neustrelitz), Bei uns in der Kiefernheide e. V. | Dr. Ingrid Muder (Gera), Hospizbewegung Gera e. V. | Elisabeth Kunze (Bernau), UKRAINE-Hilfe | Regina Girschele (Sondershausen), Kuratorium – Aktion für Behinderte in Nordthüringen e.V. | Elsbeth Pohl-Roux (Leisnig), BE-GREIFEN Förderverein e.V. | Franziska Kietzmann (Halle an der Saale), Tanzprojekt „Dancing to connect“ | Renate Linke (Weißenfels), Hospizbewegung Burgenlandkreis e.V. | Andreas Samuel (Bautzen), Zuseum e.V. | Elisa Schmidt (Stralsund), Escuelita-Projekt des Vereins Sturmvogel e.V. | Anna Kahlisch (Brandenburg an der Havel), Therapiehunde Brandenburg e.V.

Weitere Informationen zum Projekt und die Porträts der neuen Verbundnetzbotschafter finden Sie im Internet unter: www.verbundnetz-der-waerme.de 47


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Sport

Flammende Freude in Oberhof Beim ersten Biathlon-Weltcup des Jahres 2011 wurde nach sportlicher Höchstleistung des deutschen Teams der Förderpreis „Flamme 2010“ des „Verbundnetz für den Sport“ (VfdS) verliehen.

05.01.2011 – Biathlon-Weltcup in Oberhof, eisige Temperaturen und starker Wind forderten entschlossenes Durchhaltevermögen, sowohl von den Athleten, als auch von den Tausenden Zuschauern im Stadion und an der Strecke. Die deutsche Staffel der Männer bewies unter diesen schwierigen Bedingungen Nervenstärke, gewann das erste Mal nach fünf Jahren den Wettbewerb und ließ die Herzen der Fans höher schlagen. Herzklopfen auch im ERDGAS-Zelt, welches anlässlich dieser Weltcupveranstaltung wieder errichtet wurde und traditionell den Rahmen für die Verleihung des Förderpreises „Flamme“ an die Besten der Besten des „Verbundnetz für den Sport“ bot. Gespannt fieberten die sieben nominierten Sportler ihren Platzierungen entgegen. Dr. Heuchert, Vorstandsvorsitzender der VNG – Verbundnetz Gas AG, begrüßte zu dieser Veranstaltung Geschäftspartner und Prominente aus Sport und Politik, unter ihnen die Projektpaten Hartwig Gauder, Sven Ottke und Kerstin Förster, 48

aber auch die Thüringer Ministerin für Familie, Soziales und Gesundheit, Heike Taubert sowie der Innenminister Mecklenburg-Vorpommerns, Lorenz Caffier, würdigten das Engagement von VNG im Sport und gratulierten den Preisträgern.

Gewinner der „Flamme 2010“ ist der Wasserspringer und fünffache EM-Medaillengewinner Patrick Hausding (2 Χ Gold, 3 Χ Silber) vor dem Mehrkampf-Vizeweltmeister im Turnen, Philipp Boy und Tino Edelmann, der in Vancouver im Mann-

Foto: E.ON Vertrieb Deutschland

von Silke Fricke, VNG

Arndt Peiffer in Aktion.


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v.l.n.r.: Hartwig Gauder, Tino Edelmann, Patrick Hausding, Sven Ottke, Philipp Boy, Birgit Fischer.

Kurz nach der Preisübergabe hatte ich Gelegenheit, mit dem strahlenden Sieger zu sprechen: Patrick, zunächst herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Förderpreises „Flamme 2010“. Was bedeutet diese Auszeichnung für dich? Ich bin stolz! Keine Frage, wenn man bedenkt, dass unter den bisherigen Preisträgern u. a. Britta Steffen und Paul Biedermann sind, dann ist das schon ein richtig gutes Gefühl, wenn man selbst den Preis in den Händen hält. Man fühlt sich geehrt, von den Paten, die ehemals Weltklassesportler waren, als einer der Ihren angesehen zu werden. Du hast mit deinen zwei Gold- und drei Silbermedaillen bei der EM in Budapest Sportgeschichte geschrieben. Welche Rolle spielt dabei die Förderung im „Verbundnetz für den Sport“?

Natürlich hilft mir das VfdS dabei erheblich! Man kann sich gut vorstellen, wie teuer heutzutage qualitativ hochwertige Trainingslager, -materialien und trainingsunterstützende Maßnahmen sind. So bin ich sehr froh, dass es das „Verbundnetz für den Sport“ gibt, ich von Anfang an Projektmitglied bin und kontinuierlich Unterstützung bekam. Gerade bei meiner Sportart, bei der es praktisch keine Werbeflächen und kein Sponsoring gibt, hilft ein solches Förderprojekt richtig, nicht zu vergessen aber auch die moralische Unterstützung durch meinen Paten Sven Ottke. Das Projekt ist schon eine richtig gute Sache.

Auch in diesem Jahr unterstützt das „Verbundnetz für den Sport“ Patrick natürlich weiter, denn das Erreichte ist ja nur ein Etappenziel des Projektes. Hauptziel bleibt die Teilnahme der jungen Nachwuchssportler an Olympischen Spielen. Foto: Bernd Thissen/dpa

schaftswettbewerb der Nordischen Kombination Bronze gewann.

Patrick Hausding

Wie sieht deine Erwartung in Blickrichtung Weltmeisterschaften in Shanghai aus? Ich werde angreifen! Die chinesische Konkurrenz ist zwar extrem stark, aber ganz klar: Ich möchte Medaillen gewinnen! ... Alles Gute und viel Erfolg!

Verbundnetz für den Sport Das Verbundnetz für den Sport ist eine 2004 gegründete Initiative der VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft mit dem Ziel, junge sportliche Talente auf ihrem Weg an die Weltspitze zu begleiten.

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Kunstausstellung bei VNG

Annika Kleist, Fabrik, 2009, Öl auf Papier, 40 x 50 cm

Maximilian Kirmse, Haus am Hang, 2009, Acryl auf Papier, 60 x 45 cm

Schönwetterblau Was im 19. Jahrhundert in einem Wald unweit von Paris begann und sich Malschule von Barbizon nannte, wird von Studenten der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) im sächsischen Muldental fortgeführt. Jedes Jahr widmen sich ca. 16 Malereistudenten des Grundstudiums der HGB der Landschaftsmalerei und machen den öffentlichen Raum zum Atelier. Dafür lassen sie sich von der ländlichen Umgebung des Muldentals künstlerisch inspirieren. Im Rahmen der VNG-Initiative VNG art wird das Landschaftsprojekt gefördert und ist bereits zu einer kleinen Ausstellungsreihe herangewachsen. Eine kleine Auswahl der Ergebnisse aus den letzten drei Jahrgängen war nun in einer zweimonatigen Aus­ stellung bei VNG zu sehen.

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Spannend erschien die unterschiedliche Sichtweise auf das gemeinsame Thema Landschaft. Dabei regte die der Natur innewohnende abstrakte Dimension zu individuellen Sichtweisen an. In der Schau ergaben sich interessante Berührungspunkte zwischen den verschiedenen malerischen Positionen. Die Künstler setzten sich größtenteils mit der Schönheit und Vielfalt der so genannten kleinen Dinge auseinander. Begleitet von überraschenden Wolkenbrüchen und wechselnden Lichtverhältnissen entstanden kleinformatige Skizzen mit Bleistift und Aquarellfarbe, aber auch großformatige Ölgemälde. Bei den ausgestellten Werken der jungen Studenten wurde eines besonders deutlich: Die Malerei wird nicht fantasievoller, je mehr sie sich von der Natur entfernt. Im Gegenteil.


medium gas 1 | 2011

Aktuelle Termine im nächsten Quartal 15. EUROFORUM-Jahrestagung „Stadtwerke 2011“ Vom 10. bis 12. Mai findet in Berlin die 15. EUROFORUM-Jahrestagung „Stadtwerke 2011“ statt. Mit rund 700 Teilnehmern und über 40 Referenten aus Stadtwerken, Kommunen und Energiewirtschaft hat sich die EUROFORUM-Jahrestagung in den letzten 15 Jahren zu einer der wichtigsten Informationsplattformen der Stadtwerke-Szene entwickelt. Begleitet wird die Tagung durch eine Ausstellung, auf der sich rund 70 Aussteller präsentieren. 27. April – 1. Mai 2011 Messe Partner Pferd Leipzig www.partner-pferd.de 9. – 13. Mai 2011 17. European Gas Conference Amsterdam www.icbi.co.uk 5. Mai 2011 Leuna-Dialog 2011 Leuna www.infraleuna.de 5. – 6. Mai 2011 8. Baden-Badener Energiegespräche Baden-Baden www.managementcircle.de

BDEW-Kongress 2011 Der vom 28. bis 30. Juni stattfindende BDEW-Kongress 2011 ist eine Plattform, auf der Vertreter der Energie- und Wasserwirtschaft, aus Politik, Wissenschaft und Medien zukunftsorientiert diskutieren. Unter dem Motto „Kurs auf 2050 – den Umbau gestalten“ beschäftigen sich die Teilnehmer mit der energiewirtschaftlichen Entwicklung von 2010 bis 2050 und konkreten Lösungsansätzen. Begleitet wird der Kongress von einer Fachausstellung, auf der sich Unternehmen präsentieren.

10. – 12. Mai 2011 15. EUROFORUM-Jahrestagung „Stadtwerke 2011“ Berlin www.euroforum.de 18. – 19. Mai 2011 ICG-Branchentreffen Beschaffung, Vertrieb, Marketing Berlin www.innovation-congress.de 19. Mai 2011 VIth International Conference „Energy Dialogue. Russia – European Union: Gas Aspect“ Berlin www.en.gazo.ru

21. – 24. Juni 2011 11th Moscow International Oil & Gas Exhibition Moskau www.mioge.com 28. – 30. Juni 2011 BDEW-Kongress 2011 Berlin www.bdew.de 5. – 6. Juli 2011 6. EUROFORUM-Konferenz „Jetzt im Gasvertrieb durchstarten!“ Düsseldorf www.euroforum.de

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Die neue Vertriebsstruktur von VNG

Hamburg

Region Mitte: Olaf Schneider Telefon +49 (0)341 443-2785 Fax +49 (0)341 443-2296 olaf.schneider@vng.de Region Nord: André Burkhardt Telefon +49 (0)341 443-2851 Fax +49 (0)341 443-2296 andre.burkhardt@vng.de Region Süd-Ost: Karel Schweng Telefon +49 (0)341 443-7812 Fax +49 (0)341 443-2467 karel.schweng@vng.de

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medium gas | 19. Jahrgang | Ausgabe 1 | April 2011

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REGION SÜD-OST München


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