Luci - Ausgabe 2 - Deutsch

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Luci

Inspiring Travel Stories from Luxembourg AUSGABE 6 — DEUTSCH

Märchenhafte Erlebnisse Auf den Spuren des berühmten Riesen

Fotosammlungen Die Bilder eines Landes

Mit dem Rad durchs Land Von West nach Ost entlang der Sauer


plan K

B LU X E M M OS E L

U RGE R

REISEZIEL WEINSTRASSE

in Maßeen genießen

Entdecken Sie die Winzer auf vins-cremants.lu


Editorial Moien und willkommen in Luxemburg, sind Sie auch schon mal ganz in eine Geschichte eingetaucht, als wären Sie selbst mittendrin? Mit dieser Ausgabe des Luci-Magazins werden wir Ihnen hoffentlich wieder einige Gelegenheiten dazu geben. So zum Beispiel in den Fotosammlungen Luxemburgs mit den schier unzähligen Szenen und Motiven und den ganz eigenen Entstehungsgeschichten. Es gibt tolle Orte, wo man sie bestaunen kann. Staunen können auch Groß und Klein auf den Spuren des Riesen im Luxemburger Märchenpark, dem Parc Merveilleux, wo stilecht im Märchenschloss übernachtet wird. In dieser Luci-Ausgabe sind wir zudem auch sportlich unterwegs und radeln von West nach Ost einmal quer durchs Land, immer entlang der Sauer. Lassen Sie sich überraschen, welche Geschichten ein einziger Fluss erzählen kann. Und wo man in der unterirdischen Welt von Luxemburg-Stadt Steine sprechen hören kann, werden Sie ebenfalls erfahren. Jetzt ist es aber Zeit, auf Tauchstation zu gehen. Viel Vergnügen bei der Lektüre unserer neuen Ausgabe des Destinationsmagazins Luci. Auf bald in Luxemburg Ihr

Dr. Sebastian Reddeker CEO Luxembourg for Tourism

PS: Sie haben die letzten Ausgaben von Luci verpasst? Bestellen Sie das Magazin einfach kostenlos unter www.luci.travel — für noch mehr inspirierende Luci-Momente.

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Inhalt

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Outdoors Passion

MINETT TRAIL

Der Weg des Wandels 18-26

The Good Life

BETTEMBURGER MÄRCHENPARK UND ERLEBNISPFAD

Der Riese geht auf die Reise 28-33

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The Good Life

DER SCHMETTERLINGSGARTEN IN GREVENMACHER

Folge dem Flügelschlag! 34-40

Transforming Experiences

NATURERLEBNISZENTRUM „ROBBESSCHEIER“

2 PS und ganz viel Herzblut 42-47

Outdoors Passion

„HAFF RÉIMECH“ UND BIODIVERSUM

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Natürlich leidenschaftlich! 48-52

Daydream

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SCHLÖSSER ALS INSPIRIERENDE KRAFTORTE

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SchlossTraumReisende


54-62

Transforming Experiences

RADTOUR ENTLANG DER SAUER VON GRENZE ZU GRENZE

Go with the Flow 64-69

The Good Life

SESSELLIFT-ERLEBNIS IN VIANDEN

Schwebend auf Zeitreise 70-82

102

Open and Diverse

70

FOTOSAMMLUNGEN IN LUXEMBURG

Luxemburg, Deine Bilder!

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84-88

Transforming Experiences

SCHIEFERMUSEUM IN OBERMARTELINGEN

Schiefer-Geschichte 90-101

Transforming Experiences

DIE KASEMATTEN DER STADT LUXEMBURG

Verborgene Tunnel und sprechende Steine 102-110 Daydream

DIE BIBLIOTHEKEN DES LANDES

Reisen für Geist und Seele

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112-120

Open and Diverse

CARTE BLANCHE: MIKE ZENARI

Nuit des Musées 122

Impressum

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Outdoors Passion MINETT TRAIL

Der Weg des Wandels Durch den Süden der malerischen Landschaften Luxemburgs schlängelt sich ein besonderer Wanderweg, der die Herzen von Naturliebhabern und Geschichtsbegeisterten gleichermaßen erobert: der Minett Trail. Über 90 Kilometer erstreckt sich dieser Pfad durch eine Region, die einst das Stahlindustrie-Herzstück des Landes bildete. Ein Wanderabenteuer durch Luxemburgs industrielle Vergangenheit und natürliche Schönheit. Text TOM JUTZLER Fotos ANDRÉ SCHÖSSER

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Der Minett Trail ist ein Weg, der die vielen Gesichter der Region perfekt widerspiegelt. Mal sind es rote Felsen, mal Industriedenkmäler, mal ist es aber auch dichtes, dunkles Grün, das die Wanderer fasziniert. Nora Peters hat den Trail maßgeblich konzipiert. Hier ist sie unterwegs in einem Waldstück bei Esch-sur-Alzette, wo ein alter Schacht in einem Tunnel endet.

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Wie ein Leuchtfeuer weist uns der Wasserturm von Düdelingen den Weg. Schon von weitem sichtbar, ist er das unausgesprochene Wahrzeichen der Industriebrache Neischmelz. Im Kühlweiher zu seinem Fuße: der Floater. Eines der „Kabaisercher“ – der Wanderunterkünfte also –, die eigens für den Minett Trail konzipiert wurden. Hier werden wir die Nacht verbringen. Einem Hausboot gleich dümpelt das originelle Ferienhäuschen zwischen Seerosen und vorbeischwimmenden Enten und wartet darauf, von uns entdeckt zu werden. Ein bewohnbares Kunstobjekt aus Stahl und Holz. Wir treten ein. Die Wände bestehen aus geschichteten Holzplatten, die die Abbaufront eines Tagebaus nachbilden. Riesige Fenster geben den Blick auf den Wasserturm frei. Modern, inspirierend und gemütlich. Leider können wir jetzt nicht bleiben. Der Tag liegt noch vor uns, und wir haben uns einiges vorgenommen.

DNA der Region Wir haben eine Verabredung: Nora Peters vom regionalen Tourismusbüro wartet im „Kantin“ auf uns. Das Lokal liegt nur einen Steinwurf vom „Floater“ entfernt und ist – inklusive der Mikrobrauerei „Twisted Cat“ – in einer denkmalgeschützten Industriehalle untergebracht. Nora sitzt in einem der plüschigen Sessel und strahlt uns über die vor ihr ausgebreitete Karte des Minett Trail an. Der Trail, den wir auf der Karte eingezeichnet sehen – mit Kilometerangaben, Sehenswürdigkeiten und Schwierigkeitsgraden – ist maßgeblich ihr Werk.

chen Besonderheiten gesammelt. Da unsere Zeit nicht für den kompletten 90-Kilometer-Trail reicht, wollen wir von Nora Tipps bekommen, welche Highlights wir an einem langen Wochenende unterbringen. Und so fliegen unsere Finger über die Übersichtskarte, von Highlight zu Highlight, und wir betreiben munter Rosinenpickerei. Um ein Gefühl für die DNA der Region zu bekommen, starten wir mit einem Besuch des Bergbaumuseums in Rümelingen. Der freundliche, tätowierte Manager des „Kantin“, mit Oberarmen wie Baumstämme, lädt uns zum Abschied noch für den Abend ein. Ein DJ wird auflegen. Da wird getanzt werden. Es quietscht und rumpelt. Der kleine Zug, der uns auf einem langen Weg immer tiefer in den Berg hinein und unter die Erde bringt, wackelt gehörig bei seiner langsamen Fahrt in die Tiefe des Stollens.

Mit jeder Sekunde, die wir weiter in die Dunkelheit vordringen, umhüllt uns eine immer kühler werdende, feuchte Luft. Unter Tage, in den weitläufigen Gängen des ehemaligen Eisenerzbergwerks, wird die harte und gefährliche Arbeit der Bergleute lebendig.

Glück auf! Die Führung durch die dunklen, schwach beleucheten Tunnel, vorbei an alten Werkzeugen und Maschinen, lässt uns die Anstrengungen nachempfinden, denen die Arbeiter täglich ausgesetzt waren. Wir sehen, mit welch einfachen Werkzeugen – im Grunde nur Hammer und Meißel und Muskelkraft – die Menschen zu Beginn das Eisenerz zu Tage förderten. Und mit was für gigantischen Höllenmaschinen das Zeitalter des Eisenerzabbaus in Luxemburg zu Ende ging. Riesige, gelb leuchtende Schaufelradbagger und überdi-

Auf dem Trail zeigen die Wegweiser, wie viele Attraktionen am Wegesrand zu finden sind. Naturschutzgebiete, Wasserbecken, Aussichtspunkte, Industriedenkmäler und mehr machen den Wanderweg so attraktiv.

Über Monate hat sie verschiedene Wege getestet, mit Einheimischen über den Streckenverlauf gefachsimpelt, Insiderwissen zu landschaftli-

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Das unausgesprochene Wahrzeichen der Industriebrache „Neischmelz“: der Wasserturm von Düdelingen. Im Kühlweiher zu seinem Fuße: der „Floater“. Eines der „Kabaisercher“, Wanderunterkünfte, die eigens für den Minett Trail konzipiert wurden.

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Mit der endgültigen Schließung eines Walzwerks des Stahlproduzenten ArcelorMittal im Jahr 2005 wurde in Düdelingen das Projekt „Neischmelz“ ins Leben gerufen. Mitten im Stadtzentrum, auf einer Fläche von fast 36 Hektar, werden die ehemaligen Stahlbrachen in ein modernes und ökologisches Stadtviertel umgewandelt. 11


mensionierte Bohrer stehen in den verzweigten Gängen. Sie wirken wie Maschinenwesen aus einem Science-Fiction-Filmset.

Verborgene Welten Wie wohltuend ist nach der Dunkelheit und dem Fels und Staub unsere Wanderung durch den Wald zwischen Rümelingen und Esch-sur-Alzette. Wir passieren das „Haus Gonner“, das „Kabeischen“ mit der Nummer 10 in der Nähe des Bergbaumuseums, bevor der Wald uns mit frischer Luft und leuchtend grünem Laub empfängt. Plötzlich spüren wir einen kühlen Lufthauch. Die Stämme der Buchen sind auf einmal von Moosen und Flechten bedeckt. Wer nun die Augen offen hält, wird ihn entdecken: den Weg in die Unterwelt. Immer wieder stößt man

auf verlassene und mit schweren Gittertoren verschlossene Grubeneingänge. Oft kündigt die sanfte, kühle Brise die Tunnel an. Hinein gehen wir nicht. Langsam senkt sich der Pfad. Gräbt sich immer tiefer in den Waldboden ein, bis er zu einem richtigen Schacht wird. Auch seine Wände: mit Moosen und Farnen bedeckt. Die Temperatur ist deutlich gesunken. Dann, hinter einer Brombeerhecke, entdecken wir den Eingang. Ein schwarzes, dunkles Maul inmitten des wuchernden Waldes. Diese – zugegeben etwas gruseligen – Entdeckungstouren machen das Umherstreifen in den Wäldern des Minett zu einem Abenteuer. Uns wird bewusst, wie sehr der Mensch manchmal seine Umgebung umgestaltet. Und wie schnell sich die Natur alles wieder zurückholt, wenn man sie lässt.

Das Haus Gonner ist das „Kabeischen“ in Rümelingen. Ein historisches Juwel neu interpretiert. Dieses ehemalige Bürogebäude des Bergbaubetriebs fasziniert Besucher mit seinem Mix aus Ziegelsteinen und Natursteinen, die Geschichten aus der Zeit der Erzgewinnung erzählen.

Wir folgen dem Trail bis Esch-sur-Alzette und fahren mit dem Bus zurück nach Düdelingen. Schließlich warten „Floater“, DJ und Craftbier auf uns. Der nächste Morgen. Die Sonne scheint durch die große Panoramascheibe des Floaters. Von draußen grüßt der sich im Wasser spiegelnde Turm. Im Licht der aufgehenden Sonne wirkt er geradezu filigran. Es klingelt an der Tür. Beim Aufmachen ist niemand zu sehen, dafür steht ein Frühstückstablett mit regionalen Produkten auf der Schwelle. So kann der Tag beginnen!

Wo ist der Humpen für die Schlacke? Wir beginnen mit der Suche nach dem Humpen. Ein Humpen war ein auf einem Eisenbahnwaggon installierter Kippbehälter, in den die noch flüssige Schlacke der Stahlproduktion eingefüllt wurde. Die Wagen fuhren von der Düdelinger Hütte an den Rand des „Haard-Plateaus“, und die Schlacke wurde über die Abbruchkante des nicht mehr genutzten Tagebaus ausgekippt. Heute ist die Schlackenhalde ein wertvoller Lebensraum für wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten. Zwischen dem sich schnell erwärmenden dunklen Geröll entstehen kleine Höhlen. Rückzugsorte für Eidechsen, Käfer und Schlangen. Wir finden den Humpen und kraxeln hinein in den sich zur Landschaft hin öffnenden Bottich. Auf der anderen Seite des Tals fällt der Blick auf eine der längsten Steilwände Europas. Auch wenn die beeindruckenden roten Steinwände hier durch den massiven Eingriff des Menschen entstanden, so erinnern

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Im Minett Park Fond-de-Gras lassen sich über 100 Jahre Industriegeschichte im Luxemburger Süden aktiv nachverfolgen. Der Dampfzug „Train 1900“ verbindet Petingen mit Fond-de-Gras, wie um die Jahrhundertwende.

Auch in Fond-de-Gras gibt es ein „Kabeischen“. Es ist ein restaurierter Eisenbahnwagon. Die insgesamt sechs Schlafplätze sind aber mehr als nur ein Luxus-Schlafwagen. Hier gibt es eine Sauna, zwei voll ausgestattete Badezimmer, eine Küche samt Gemeinschaftsraum und sogar eine Loggia, um gemeinsam entspannte Stunden zu verbringen.

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Ein kleiner Zug bringt Besucher des Bergbaumuseums in Rümelingen tief in den Berg hinein. Unter Tage, in den weitläufigen Gängen des ehemaligen Eisenerzbergwerks, wird die harte und gefährliche Arbeit der Bergleute lebendig.

sie doch an die natürlichen Felsformationen des amerikanischen „Wilden Westens“. Lichter Wald wechselt sich mit offener, Steppen-artiger Graslandschaft ab. Dazwischen immer wieder das rote Gestein des Minett. Eine kleine schwarze Schlange verschwindet zwischen den Felsbrocken. Schmetterlinge flattern von Orchidee zu Orchidee. Wir erwarten, dass jeden Augenblick der Marlboro-Mann auf seinem Pferd an die gegenüberliegende Abbruchkante reitet

und sinnierend in die Ferne blickt. Stattdessen hören wir es von der anderen Seite blöken. Eine Schafherde taucht zwischen den Büschen auf. Wir erkennen den Hütehund, der in irrem Tempo um die Herde rennt und sie zusammenhält. Statt des Cowboys steht nun ein Schäfer in bodenlangem Cape auf der anderen Seite des Canyon-artigen ehemaligen Tagebaus.

Strukturwandel deluxe Wir wandern weiter durch das Naturschutzgebiet „Haard-Hesselsbierg-Staebierg“ nach Tetingen und nehmen den Bus nach Belval. Dort erwarten uns die unzählbaren Treppenstufen hinauf zur Aussichtsplattform des ehemaligen Hochofens. Die Stufen knarren unter unseren Füßen, während wir uns emporarbeiten, umgeben von der imposanten Industriearchitektur, die jetzt Zeugnis einer vergangenen Ära abgibt. Oben angekommen, werden wir mit einem atemberaubenden Panoramablick über Belval und die umliegenden Gebiete belohnt. Die rostigen Strukturen des Hochofens ragen wie Skulpturen in den Himmel, während unten das neue Leben des Stadtviertels pulsiert. Die alten Stahlwerke stehen Seite an Seite mit modernen Gebäuden, in denen sich die Universität, Museen und Unternehmen niedergelassen haben. Wir schlendern durch die „Cité des Sciences“, wo das Wissen der Zukunft geschaffen wird, und bewundern die harmonische Verschmelzung von Alt und Neu. Hier, in den Straßen von Belval, spüren wir den stetigen

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Puls des Fortschritts, während die Erinnerungen an die industrielle Vergangenheit in jeder Ecke nachhallen. Unsere Reise führt uns weiter durch das Naturschutzgebiet „PrënzebiergGiele Botter“. Auch hier hat die Natur seit der Stilllegung des Tagebaus das Gelände zurückerobert. Mittlerweile sind dort neue biologische Lebensräume entstanden, in denen Pflanzen, darunter ganz außergewöhnliche wilde Orchideen, aber auch Amphibien, Reptilien, Insekten, Fledermäuse und Vögel ein Zuhause gefunden haben.

Geschichte und Rhabarberkuchen Von dort geht es hinab nach Fond-de-Gras, einen historischen Indus-trie-Freiluftpark, der einst eines der Zentren des luxemburgischen Bergbaus war. Der alte Bahnhof des Fond-de-Gras, der noch immer in seinem ursprünglichen Zustand erhalten ist, versetzt uns in eine Zeit zurück, in der Dampfzüge das dominierende Transportmittel waren. Eine besondere Attraktion ist der „Train 1900“, eine historische Dampfeisenbahn, die Besucher auf eine Zeitreise in die Vergangenheit mitnimmt und die – nach festem Fahrplan – zwischen Petingen und Fond-de-Gras fährt. Im Bahnhof ist ein antik wirkendes Café untergebracht. Der Rhabarberkuchen lacht uns genauso an wie die mit weißen Dauerwellen gekrönte Dame hinter der Auslage. „Da fühlen Sie sich wie zur Jahrhundertwende, wie? Wir sind alle Vereinsmitglieder.

Im Wasser- und Vogelschutzgebiet „Dumontshaff“ – ein Natura 2000-Naturschutzgebiet – entfaltet sich die ganze Pracht des Alzette-Tals. Auf Stegen wandert man durch dieses Refugium der Artenvielfalt, beobachtet (mit etwas Glück) Störche und Kiebitze in ihren Brutgebieten und kann sogar Wasserbüffel in den Feuchtwiesen erspähen. Ein seltener Einblick in ein geschütztes Ökosystem.

Also alle, die hier arbeiten. Vom Schaffner bis zum Lokführer. Von der Kuchenverkäuferin bis zum Dampflok-Mechaniker. Eine große Familie, die das Rollenspiel liebt!“ Wir wandern durch dichten, bergigen Wald in Richtung Lasauvage. Unterwegs stoßen wir auf zahlreiche Überreste aus der Zeit des Bergbaus, darunter Strecken des „Bremswee“ der „Buggies“, der Wege der Loren, mit denen das kostbare Erz aus dem Abbaugebiet abtransportiert wurde. Die Zeugnisse der Industrievergangenheit, wie alte Strommasten und zugewachsene Überreste eines Schienennetzes, flüstern uns Geschichten aus einer anderen Zeit zu.

Das „Kabeischen“ in Lasauvage ist ein besonderes Juwel auf unserem Wanderweg. Hier werden wir wieder übernachten. Dieses ehemalige Arbeiterhaus wurde von der Architektin Anouck Pesch kunstvoll transformiert, in ein Haus, das sowohl Geschichte als auch modernen Komfort vereint. Im Inneren erwartet uns ein großer Gemeinschaftsraum, sowie mehrere individuell gestaltete Zimmer. Jedes Zimmer bietet einen tollen Blick auf kunstvolle Fresken, die die Geschichte der wilden Frau – der Namensgeberin des Ortes – thematisieren. Ein Aufenthalt hier ist nicht nur eine Rast, sondern ein Eintauchen in die Kultur und Geschichte von Lasauvage.

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Als wir das Dörfchen Lasauvage am nächsten Morgen verlassen, begleitet uns die plätschernde „Crosnière“ auf unserem Weg nach Differdingen, von wo wir mit dem (kostenlosen) Zug nach Schifflingen fahren werden. Zum Abschluss unseres MinettTrail-Wochenend-Abenteuers haben wir uns die einfachste Etappe – von Schifflingen nach Bergem – ausgesucht. Gleichzeitig ist sie die am wenigsten typische. Statt durch rotes Gestein, Wald und sich wandelnde Industriebrachen zu wandern, begeben wir uns auf eine Tour durch die Sümpfe Luxemburgs. Wasserbüffel inklusive. Wenn wir Glück haben.

Trail und Rast:  Die „Kabaisercher“ sind im Rahmen des Europäischen Kulturjahres Esch2022 entstanden. Nach dem „Remix“-Motto wurde Alt zu Neu, wurden Orte zu Schlafplätzen gemacht, von denen man es nicht erwartet hätte. Die „Kabaisercher“ eignen sich perfekt, um den MinettTrail zu erkunden und unterwegs zu übernachten. www.simpleviu.com

Das Wasser- und Vogelschutzgebiet „Dumontshaff“ ist ein Feuchtgebiet an der Alzette. Über Jahrzehnte war das Gebiet komplett trockengelegt. Jetzt, nach der Renaturierung, kommen seltene Arten wie der Klapperstorch wieder. Unter unseren Füßen knarzen die Holzbohlen des Stegs, der einen großen Teil des Wanderwegs ausmacht. Rechts und links wuchern Sumpfpflanzen mit großen rosafarbenen Blütendolden. Alle paar Meter ruhen Schmetterlinge auf den von der Sonne erwärmten Planken. Auf der einfachen Brücke über die Alzette legen wir eine Rast ein. Lassen die Füße baumeln und

Im Gemeinschaftsraum des „Kabeischen“ in Lasauvage erzählt ein riesiges Fresko die Geschichte der „Wilden Frau“. Auf diese Legende geht der Name des Ortes zurück. Einst soll sie, nur von ihrem wilden Haar bedeckt, mit glühenden Augen und furchteinflößenden Krallen, in den Wäldern um Lasauvage gehaust haben – eine Erinnerung an die mystische Vergangenheit des Ortes.

 Der Minett Trail, das sind 90 Kilometer Natur und Geschichte. Die Naturschutzgebiete der Minett-Region warten auf wandernde Besucher und zeigen, warum diese Gegend auch als „Terres Rouges“ („Land der Roten Erde“) bekannt ist. Zehn unterschiedliche Etappen, die alle wichtigen Städte und Standorte verbinden, erlauben es, das Minett im eigenen Tempo zu erkunden. www.minetttrail.lu

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schauen in Richtung Grasland. Von hier hebt sich das Land ganz langsam. Es wird wieder etwas trockener. Eine steppenartige Graslandschaft schließt sich an. Wir suchen die Ufer des Flusses ab. Ist der schwarze Fleck in der Ferne, zwischen dem Schilf und den Pappeln, ein Wasserbüffel? Vielleicht. Wir möchten es zumindest glauben. Die Libellen, deren Körper in der Sonne metallisch-grün schimmern, sind jedenfalls keine Einbildung.

Immer weiter alles im Wandel! Mit jeder Etappe des Trails wird uns bewusst, wie tief der Eingriff des Menschen in die Natur dieser Region ging, und wie sehr sich nun alles abermals wandelt. Die Menschen tun viel dafür, ihren Lebensraum so zu gestalten, dass er sich harmonisch mit der gegenwärtigen Natur verbindet. Alles ist im Fluss. Wir sind gespannt, was sich gewandelt haben wird, wenn wir das Minett das nächste Mal besuchen.


Ein Stück Weltkulturerbe: Von der Plattform des Hochofen A auf 40 Metern Höhe aus bietet sich dem Besucher nach einem Aufstieg über 180 Stufen eine atemberaubende Aussicht auf die neuen Stadtviertel von Belval und ihre Umgebung.

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The Good Life BETTEMBURGER MÄRCHENPARK UND ERLEBNISPFAD

Der Riese geht

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auf die Reise

Der Märchenpark in Bettemburg ist in Luxemburg und weit über die Landesgrenzen hinweg bekannt und ein wahrer Besuchermagnet. Sein Wahrzeichen ist der große Riese, der neben einem Spielplatz liegt und die Kinder dazu einlädt, auf ihm herumzuklettern. Doch nun ist er erwacht! Wer sich traut, kann ihm durch den Park und die ganze Stadt Bettemburg folgen. Text BIRGIT PFAUS-RAVIDA Fotos PANCAKE! PHOTOGRAPHIE

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Um den Wasserturm mit dem Riesen zu schmücken, war ein großer Aufwand nötig. Der hat sich aber gelohnt, und nun winkt der freundliche Gigant über die ganze Stadt. Man sieht den Turm vom Märchenpark aus am besten vom Esel-Gehege. Und wer am Sockel des Turms steht, kann den Riesen mit Augmented Reality zum Leben erwecken.

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Als der Riese auf einmal laut schnarcht und sich bewegt, fallen Léa und Ben fast von seinem Bauch vor Schreck. Lebt die Figur etwa doch? Die beiden Fünfjährigen gucken in Richtung der Geräuschquelle. Uff, es ist nur ein Lautsprecher! Und der gute, alte Riese im Bettemburger Märchenpark ist weiterhin nur eine Kunstfigur. Doch was, wenn er wirklich zum Leben erwachen würde?

Ein Maskottchen wird lebendig

Papagei Lori los, sucht überall in Bettemburg und kommt dem Rätsel schließlich auf die Spur… Neben Persönlichkeiten aus der Gemeinde ist in die Geschichte einiges mit eingeflossen, was wirklich passiert ist, etwa die Tatsache, dass die kleine Däumling-Figur wirklich schon aus dem Park verschwunden war. Oder dass es im Zweiten Weltkrieg wirklich eine „Ghost Army“ in Bettemburg gab: Panzer-Attrappen und Schauspie-

Viele Stationen im Märchenpark kennen bereits Generationen von Luxemburgern. Die kleinen Pferdchen, die durch den Wald fahren, gehören definitiv dazu. Ben und Léa genießen die Rundfahrt durch das Wäldchen sehr. „Nochmal!“, rufen sie.

Der Riese, auf Luxemburgisch „De Ris“, ist im Park von Beginn an das Maskottchen. Über die Jahre hat er sein Aussehen verändert, sah früher viel furchterregender aus. „Meine Oma hat immer gesagt, wenn Du nicht brav bist, dann wacht der Riese im Park auf“, sagt Patrick Hurt, Kommunikationsverantwortlicher der Gemeinde Bettemburg, grinsend. Natürlich kennt auch er den Giganten von Kindesbeinen an. Aber was würde in so einem Fall wirklich passieren, wenn der sich auf die Beine stellen und loslaufen würde? Die Antwort gibt es jetzt in Form eines Comicbuchs. Die Handlung: Der Riese, der jahrzehntelang im Märchenpark geschlafen hat, wacht plötzlich auf. Er und die anderen Bewohner des Parks, die Tiere, freuen sich natürlich erst mal darüber. Doch dann entdeckt der freundliche „Ris“, dass sein Freund, der Däumling, der immer an seiner Seite saß, verschwunden ist. Ist er entführt worden? Er muss in jedem Fall zurück nach Hause in den Märchenpark! Also geht der Riese zusammen mit

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ler als Soldaten, um den Feinden eine riesige Armee vorzugaukeln, die es eigentlich gar nicht gab. Die besten Freunde Ben und Léa genießen das Toben zwischen den Märchenstationen, hören und sehen sich aber auch gerne die Geschichten an. Die originellen Gebäude beinhalten verschiedene Szenen der bekanntesten Märchen. Jedes Fenster, in dem sich Figuren bewegen, ist ein Kapitel der Geschichte.

Der Clou an der ganzen Geschichte: Den Weg des Riesen kann man mit einem besonderen Stadtplan auf einer kleinen Wanderung in Bettemburg nacherleben. Und überall in der Stadt finden sich Spuren des Riesen und seiner Freunde. Natürlich liegt er erstmal schlafend im Park, neben ihm das aufgeschlagene Buch mit seiner

Geschichte. Man sieht ihn aber auch auf dem großen Wasserturm der Stadt, man findet seine überdimensionale rote Mütze auf einer Wiese, er sitzt klatschnass im Weiher im Stadtpark, er führt Besucher in den alten Obstgarten der Stadt, wo Kühe das Gras kürzen, und man kann den Riesen sogar über Augmented Reality sichtbar und lebendig machen. Das ganze Erlebnis ist ideal für Familienausflüge.

Realität mit Fiktion gemixt Die Idee, den Märchenpark einerseits für eine richtige Geschichte zu verwenden und andererseits auch die kleine Stadt Bettemburg zur Bühne für ein touristisches Erlebnis, nämlich den Erlebnisweg rund um den Riesen, zu machen, gab es bei engagierten Bettemburgern schon länger. „Im Rahmen der Kulturhauptstadt Esch2022 haben wir dann gesagt: Wir müssen das als Projekt umsetzen!“, erzählt Patrick Hurt. Und so wurde ab 2019 geplant, wurde der Erlebnisweg erschaffen, haben Bettemburger Künstler die Stationen rund um den Riesen mit Kunstwerken bereichert. Und nicht zuletzt, sondern zuerst haben zwei bekannte Comic-Autoren das passende Buch geschrieben: Lucien Czuga, der unter vielem anderen den sympathischen Luxemburger Superhelden „Superjhemp“ erfunden hat, und Andy Genen, ein junger Illustrator und Comic-Künstler, der auch schon einigen Projekten und Helden ein Gesicht gegeben hat.

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Auf ihrem Spaziergang durch Bettemburg begegnet den Autoren Lucien Czuga und Andy Genen auch zufällig Bürgermeister Laurent Zeimet. „Meine drei Kinder haben den Pfad auch schon ausprobiert und lieben ihn. Und es kommen wirklich Leute extra für den Erlebnisweg hierher“, schwärmt er. 23


Ups, da hat sich der Riese doch tatsächlich auf seinen Popo gesetzt! Auf seiner Suche nach dem Däumling landet er auch im Weiher des Parks.

Der mit dem Wolf tanzt: Mit seinem Papa Patrick hält Ben an dieser Station Ausschau nach den Wölfen im Märchenpark. Hoffentlich hat sich Rotkäppchen gut versteckt!

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Dass so ein Buch im Rahmen des europäischen Kulturjahres Esch2022 erschienen ist, und dazu noch zum zehnjährigen Bestehen des Bettemburger Buch-Festivals „LiteraTour“, passt zu dem Gedanken, alles neu zu mixen: Vergangenheit und Gegenwart, Realität und Fiktion, Kunst und Natur. Die Autoren selbst kennen den Park natürlich auch, er gehört einfach zum Land. Andy Genen, ein Kind der 1970er-Jahre, erinnert sich gerne an die Besuche dort. „Am liebsten mochte ich immer die Pferdchen und die kleinen Rennautos“, erzählt er. Im Rahmen der Recherchen den Park wieder neu zu entdecken, habe ihm großen Spaß gemacht. „Der Park ist einfach was Besonderes. Nicht so stressig wie große Vergnügungsparks, mit einem ganz eigenen Flair“, sagt Andy.

Orte, die es wirklich gibt Generell sei er gleich von der Idee des Buches angetan gewesen, so Andy Genen. „Lucien und ich wurden von Comic-Sammler Charel Bauer und Alex Kloos aus Bettemburg kontaktiert und haben sofort zugesagt“, erinnert er sich. „Wir haben zwei Jahre lang daran gefeilt“, erzählt „Superjhemp“-Papa Lucien Czuga, eine Institution in der luxemburgischen Comic-Szene. Er schrieb die Texte, Andy zeichnete. „Bei dem Prozess war interessant: Welche Stationen können wir zeichnerisch wie darstellen? Es ist ja eine reale Stadt, die Orte gibt es wirklich. Das ist eine spannende Herausforderung“, so Lucien. Hilfe bekamen die beiden auch von

Kindern aus der Gemeinde, denn es hatte einen Aufruf gegeben, sich zu überlegen, was der Riese auf seinem Weg erleben soll. Und wie sieht nun der Weg des Riesen aus? Gerne machen die beiden Autoren mit Patrick Hurt von der Gemeinde einen Spaziergang entlang des Erlebnispfads. Man kann entweder einen Rundweg über 6,7 oder einen über 9,7 Kilometer nehmen. 15 Riesen-Sta-

Patrick Hurt aus der Gemeinde Bettemburg, Autor Lucien Czuga und Illustrator Andy Genen schlendern durch den „Bongert“ in Bettemburg und genießen die Ruhe dort. Die Obstgärten sind eine der Stationen auf dem ausgeschilderten Rundweg. Hier wachsen mit die ältesten Obstbäume im Großherzogtum.

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Märchenhaft:  Die Reise des Riesen kann man selbst nacherleben. Das Comic-Buch, MerchandisingArtikel und auch den Stadtplan gibt es bei der Gemeinde Bettemburg, im Märchenpark selbst und online zum Bestellen. www.deris.info  Der Märchenpark, „Parc Merveilleux“, ist auch über die Landesgrenzen hinweg bekannt. Ein beschaulicher Freizeitpark ohne Stress und Trubel. Neben Tiergehegen, Spielplätzen und kleinen Fahrgeschäften sind Märchen-Stationen mit animierten Figuren im Park verteilt. Da erwachen Schneewittchen, Rapunzel, Rotkäppchen, aber auch luxemburgische Märchenhelden zum Leben. www.parc-merveilleux.lu

tionen sind es insgesamt, gestaltet von 13 Luxemburger Künstlern, mit Street Art, Skulpturen aus verschiedensten Materialien, Augmented Reality und mehr. Die Station Wasserturm mit dem überdimensionalen Riesen darauf kann man schon vom Esel-Gehege im Märchenpark aus sehen. Wer aber dann direkt vor dem großen Turm steht, kann im Handy den Riesen und auch Papagei Lori zum Leben erwecken. Den gibt es zudem riesig groß auf einem Graffito in der Stadt, das in Bettemburg längst Kult-Status hat. Und taucht vielleicht der Däumling irgendwo auf? Auf einer Bank am Wegesrand kann man ihn entdecken. Möchte der Riese mal Pause machen? Das geht an einem klobigen Tisch. Möchte der „Ris“ vielleicht doch in ein anderes Land reisen? Oder muss er nur eine Lokomotive zurück in die Spur heben? Am Bahnhof kann man das herausfin-

 Wer stilecht-märchenhaft in Bettemburg übernachten will, kann das im Eingangs-Schlösschen des Parks tun. Es gehört zu den sogenannten „Kabaisercher“, das sind besondere Übernachtungsmöglichkeiten in der Minett-Region rund um das Wander-Erlebnis Minett Trail. Der Clou: Man kann in diesem, ganz abenteuerlich und wie Rapunzel, sogar in den Turm klettern! Frühstück gibt es bei Bedarf morgens in einer „geheimen Klappe“ im Hof. www.minettrail.lu

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den. Und wer ist eigentlich dafür verantwortlich, dass er aus seinem Schlaf erwacht ist? War das Zauberei? Ein goldener Apfel am Eingang zu dem wunderschön-lauschigen Obstgarten, Luxemburgisch: „Bongert“, kann dabei helfen, dieses Rätsel zu lösen. Und wird am Ende alles gut? Natürlich. Jedoch kann sich jeder, der Geschichten liebt, ausmalen, dass eventuell noch ganz viele Ideen da sind, wie es mit dem Riesen, Lori und dem Däumling weitergehen könnte. Einstweilen kann sich jeder selbst ein Bild davon machen, wie das kleine Bettemburg zum Abenteuer-Spielplatz eines großen Helden wurde.

Echte Wölfe und fahrende Pferde So wie Léa und Ben. Die genießen nach ihrem Besuch beim schlafenden Riesen im Bettemburger Märchenpark weiter ihren Tag: Holzbrücken überqueren, Ziegen und Esel streicheln, wohlig erschauern beim Anblick von Schlangen und Reptilien, weiße Wölfe zwischen Bäumen entdecken, auf wippenden Pferdchen durch den Wald reiten, die vielen Spielplätze ausprobieren. Und natürlich sind die beiden auch fasziniert von den Märchen-Stationen, die es im Park seit Anbeginn gibt. Die sich bewegenden Figuren stammen teils noch aus den 1960erJahren, manche sind aber auch ganz neu, und die Kinder staunen über die Märchen aus Luxemburg, die sie noch gar nicht kennen, von Füchsen und Vögeln. Gute Geschichten funktionieren eben für jede Generation.


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sup


The Good Life DER SCHMETTERLINGSGARTEN IN GREVENMACHER

Folge dem Flügelschlag! In der Moselregion, versteckt im malerischen Städtchen Grevenmacher, befindet sich ein Ort, der in eine andere Welt entführt. Der Schmetterlingsgarten, ein farbenfrohes Spektakel der Natur. Text und Fotos TOM JUTZLER

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Der Garten blüht vor Leben. Jeder Besuch beginnt mit einem sanften Klangspiel aus flatternden Flügeln und einem Feuerwerk der Farben. Überall summt und brummt es, und der Duft von exotischen Pflanzen durchdringt die warme, feuchte Luft in dem großen Gewächshaus, das den Garten beheimatet. Aber es sind nicht nur die Schmetterlinge, die diesen Ort so besonders machen. Die Menschen hinter den Kulissen tragen wesentlich dazu bei, und einer von ihnen ist Pit. Ein lebensfroher, junger Mann mit einer leichten geistigen Beeinträchtigung, der hier einen Arbeitsplatz mit großen Chancen gefunden hat.

den prachtvollen Exemplaren mit leuchtend bunten Flügeln. Sein Wissen ist beeindruckend, und seine Begeisterung ist ansteckend. Man kann nicht anders, als sich von seiner Liebe zu diesen zarten Kreaturen mitreißen zu lassen.

Bildungsstätte Der Schmetterlingsgarten von Grevenmacher bietet nicht nur eine Heimat für die Schmetterlinge und eine Bildungsstätte für die Besu-

Eine paradiesische kleine Insel am Ufer der Mosel: Der Schmetterlingsgarten ist der ideale Ort für Freunde der Natur und ihrer Schönheiten. Der im Weinort Grevenmacher gelegene tropische Garten mit seinen Hunderten exotischen Schmetterlingen lädt zu Spaziergängen auf einer Fläche von mehr als 600 Quadratmetern ein.

Bananen als Lieblingsessen Pits Augen leuchten auf, wenn er über seine Arbeit spricht. Er hat einen Sinn für Details, der in diesem Garten voller Kleinode unerlässlich ist. Hier hat er die Möglichkeit, sich auf das Arbeitsleben „außerhalb“ vorzubereiten, und er geht seiner Aufgabe mit beeindruckendem Engagement und Enthusiasmus nach. Als wir Pit treffen, ist er dabei, eine Gruppe von leuchtend blauen Morpho-Schmetterlingen zu füttern. „Sie mögen überreife Bananen“, erklärt er mit einem Lächeln, während er das Obst vorsichtig auf eine Futterstelle legt. Seine Finger bewegen sich behutsam, seine Bewegungen sind bedacht. Er erzählt von den verschiedenen Schmetterlingsarten, die im Garten leben, von den winzigen, unscheinbaren Faltern bis hin zu

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cher. Es ist auch ein Platz, an dem Menschen mit besonderen Bedürfnissen und intellektuellen Defiziten lernen und wachsen können. Hier haben sie die Möglichkeit, praktische Fähigkeiten zu erlernen und sich auf die Anforderungen des Arbeitslebens vorzubereiten.

Der Schmetterlingsgarten hat aus klimatischen Gründen nur von April bis Oktober seine Türen geöffnet. Hier herrschen konstante 28°C und eine immer gleichbleibende, hohe Luftfeuchtigkeit. Gerade Familien können hier ein, zwei schöne Stunden verbringen und im Shop nette Kleinigkeiten und weiterführende Literatur kaufen. Der Shop ist gleichzeitig nämlich ein Buchladen, in dem es manchmal sogar Lesungen gibt!

Im Labor selbst forschen Gerade kontrolliert Pit die Tickets neu ankommender Besucher. „Hier werde ich gebraucht. Und hier lerne ich jeden Tag etwas Neues“, erzählt er begeistert. Außer den Schmetterlingen hat Pit noch mit vielen weiteren faszinierenden Tieren zu tun: Da versteckt sich ein Chamäleon, dort flitzen Wachteln, krabbeln Spinnen, flattern kleine Vögel. Bunte Koi-Karpfen ziehen ihre Kreise im Wasserbecken. Auch die exotischen Pflanzen runden das Bild ab und entführen in eine andere Welt.

Ein weiteres Highlight des Schmetterlingsgartens von Grevenmacher ist das sogenannte Labor. Ein Raum, in dem Schulklassen und interessierte Besucher die Gelegenheit haben, tiefer in die Welt der Schmetterlinge einzutauchen. Das Labor ist mit modernen Mikroskopen ausgestattet, die einen intimen Einblick in die Details dieser faszinierenden Insekten ermöglichen. „Hier können die Kinder die Tiere aus der Nähe betrachten und ihre feinen Strukturen erforschen“, erklärt Sandra, eine der betreuenden Pädagoginnen, während sie uns ins Labor führt.

Wenn Raupen fliegen lernen Unter dem Mikroskop entdecken wir die feinen Schuppen, die die Flügel der Schmetterlinge bedecken. Die Kinder sehen auch die komplexen Facettenaugen dieser Kreaturen und die Härchen auf den Körpern. „Es ist unglaublich toll, wenn die Kinder ihre ersten Entdeckungen machen. Ihre Augen leuchten auf, und sie sind so aufgeregt, dass sie kaum stillstehen können. Das ist der Moment, in dem sie verstehen, dass die Natur voller Wunder ist, die darauf warten, entdeckt zu werden“, schwärmt Sandra. Nicht nur das Forschen an Mikroskopen, sondern auch das Beobachten der verschiedenen Lebenszyklen der Schmetterlinge bietet einzigartige Lernerlebnisse. Von der Raupe bis zur Puppe, vom Schlüpfen bis zum majestätischen Flug – alles kann man hier in Natura sehen. Der Schmetterlingsgarten weckt die Neugier und regt zum

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Nicht nur das Forschen an Mikroskopen, sondern auch das Beobachten der verschiedenen Lebenszyklen der Schmetterlinge bietet einzigartige Lernerlebnisse.

Schmetterlinge leben nur zwei Wochen. Wo kommen sie her? Es ist ein Mix: Lieferung aus Costa Rica und den Philippinen und Eigenzüchtung vor Ort.

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Dank des tropischen Klimas im Gewächshaus leben hier nicht nur Schmetterlinge aus aller Welt. Auch etliche chinesische Zwergwachteln, Chamäleons, Schildkröten, verschiedene Vogelarten und ein Bienenvolk (unter einem Glaskasten) sind hier zu Hause. Bunte Blumen und eine idyllische Atmosphäre bringen nicht nur Kinder zum Träumen und Entdecken.

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Erforschen an. Es ist ein Ort, der die Liebe zur Natur fördert und vielleicht die nächste Generation von Naturforschern und -schützern inspiriert. Es sind nicht nur die Tiere, die diesen Ort so besonders machen. Die Menschen hinter den Kulissen tragen wesentlich dazu bei, und einer von ihnen ist Pit. Hier macht er mit den Kindern eine Tour durch den Garten und sammelt Stationen.

Laden und Café Direkt an den Garten angeschlossen wartet der gemütliche Laden. Hier trifft Natur auf handwerkliche Kunst. Man findet eine Vielzahl von liebevoll gefertigten Produkten, von Schmuckstücken,

angelehnt an die Farben und Formen der im Garten lebenden Schmetterlinge, bis hin zu lokal hergestellten Honigprodukten – der Laden bietet eine breite Palette an Geschenkideen und Souvenirs. Eine der Mitarbeiterinnen zeigt uns stolz einige der Produkte. „Viele Artikel sind von unseren Schmetterlingen inspiriert“, erklärt sie, während sie ein Schmuckstück hochhält, das die Form eines prächtigen Monarchfalters hat.

Begegnung und Genießen Nach dem Bummel durch den Laden lockt die Brasserie. Sie befindet sich neben dem Geschäft, so dass man das Kommen und Gehen beobachten kann, während man sich mit einem hausgemachten Stück Kuchen und einer Tasse frisch gebrühten Kaffees verwöhnen lässt. Die Brasserie ist eine Begegnungsstätte für die Besucher und die betreuten Mitarbeiter. Hier kommen Menschen aller Altersgruppen und aus unterschiedlichen Lebensbereichen zusammen, um den Zauber des Gartens zu teilen. Es ist ein Ort, der Menschen verbindet. Hier kann man sich entspannen, lachen und lernen. Man kann die Einfachheit und Schönheit der Natur feiern. Der Schmetterlingsgarten von Grevenmacher ist mehr als nur ein Garten. Es ist ein Haus der Entdeckung, der Bildung, der Begegnung und des Genusses. Für viele ein Sprungbrett. Es ist ein Ort, der die Herzen der Besucher mit Freude und Staunen erfüllt und einen tiefen Eindruck hinterlässt.

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Transforming Experiences NATURERLEBNISZENTRUM „ROBBESSCHEIER“

2 PS und ganz viel Herzblut

Charel Braquet und seine Ardenner Pferde sind ein eingespieltes Team. Besucherinnen und Besucher können dieses Gespann im Naturerlebniszentrum „Robbesscheier“ kennenlernen. Text SIEGLINDE MARX Fotos PANCAKE! PHOTOGRAPHIE

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Charel Braquet arbeitet seit seiner Jugend gerne mit den majestätischen und gutmütigen Ardenner Pferden. Sie sind stark und zuverlässig, und er betrachtet sie als Kollegen. Ein ideales Mensch-Tier-Gespann.

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An einem Frühsommermorgen, ein Nadelwald bei Munshausen, im Norden Luxemburgs: Die ersten Sonnenstrahlen lassen die Nachtkälte und die letzten Tautropfen verschwinden. Wer tiefer in den Wald eindringt, nimmt diesen typischen holzigen Duft wahr – den Geruch des Harzes, das von den Ästen sickert, vermischt sich mit dem Aroma der dunkelgrünen Nadeln. Plötzlich ertönt ein zischendes Schmatzen, dann die läutenden Geräusche eines Pferdegeschirrs und, kurz darauf, das durch den Waldboden gedämpfte Klopfen der Pferdehufe. Äste bewegen sich und ein langer Baumstamm schrubbt über den Waldboden. Charel Braquet und seine Ardenner Zugpferde Bieke und Jasmin rücken Holz. In diesen steilen Hängen ist es nicht unüblich, auf ein solches MenschTier-Gespann zu treffen.

Die Tiere sollen sich wohlfühlen

sobald die Temperaturen steigen“, erklärt er, während er den Pferden ihr Arbeitsgeschirr abnimmt, ihnen Wasser anbietet und sie an eine schnittige Marathonkutsche spannt.

Prr: Entspannung! „Der Weg zurück ins Dorf ist so kurz, dass sich ein Transport mit dem Anhänger nicht lohnt. Außerdem macht es mit der Kutsche doch viel mehr Spaß“, findet der Pferdenarr. Zuerst führt die Fahrt über einen ruhigen Waldweg, bevor es quer durchs Dorf geht, wo das Gespann sich die Straße mit Fahrzeugen teilt, die bedeutend mehr als 2 PS aufweisen. Für die Einwohner gehören Bieke und Jasmin so sehr zum Dorfalltag, dass sie nicht mal mehr die Augen heben, wenn das Klackern der Hufe vor ihrem Fenster ertönt. Fremde sind durch das Gespann jedoch meistens so erstaunt, dass sie begeistert lächeln und gleichzeitig verdutzt schauen.

So oder so: Charel Braquet bleibt gelassen, die Tiere auch. Schnell ist die Robbesscheier erreicht, wo die Zugpferde leben und Charel Braquet arbeitet. „Prrrrr“ – die schweren Ardenner bleiben vor ihrem Stall stehen. Das moderne Gebäude mit hölzerner Fassadenverkleidung reiht sich perfekt in die ländliche Umgebung ein. Gekonnt nimmt der kräftig gebaute Mann den Zugtieren das Geschirr ab, bevor er sie zum Rest der Herde führt. Jetzt ist Entspannung angesagt! „Für die Pferde zumindest“, fügt er schmunzelnd hinzu. Für den Leiter des Kompetenzzentrums Arbeits-

Die Fransen sind nicht die neuste Sommermode für Pferde, sondern von den Zebras abgeschaut. Wegen ihrer Facettenaugen können Fliegen die Fransen nicht erkennen, weshalb sie von den Pferden fernbleiben. Natürlich, praktisch, klug.

Auch wenn der Schweiß auf seiner Kleidung nasse Flecken hinterlässt und ihm von der Stirn tropft, lacht Charel Braquet sichtlich zufrieden: „Die Arbeit ist nicht ohne, aber ich kann mir so früh am Morgen fast nichts Schöneres vorstellen.“ Langsam aber sicher nehmen die wärmenden Sonnenstrahlen die Überhand. Für Charel Braquet und seine vierbeinigen Kolleginnen bedeutet das, dass der erste Teil ihres Arbeitstages zu Ende geht. „Das Holzrücken ist für die Pferde mit körperlicher Anstrengung verbunden. Mir ist es sehr wichtig, dass die Tiere sich wohlfühlen. Deshalb höre ich mit der Waldarbeit auf,

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pferd beginnt jetzt ein zweiter Teil des Arbeitstags auf der „Robbesscheier“, einem Erlebniszentrum, in dem Kinder und Familien die Natur anhand von Ateliers entdecken können.

Kleine Lehrlinge Charel Braquets Weg führt ihn zuerst, wie sollte es auch anders sein, an den Pferdepaddocks vorbei. Ein schneller Blick reicht ihm, um sicherzustellen, dass hier alles in Ordnung ist: „Wer im regelmäßigen Kontakt zu Pferden steht, lernt, sie zu verstehen. Genau wie sie uns und unsere Mimik auch durchschauen. Wenn ich schlecht gelaunt bin, merken sie das und verhalten sich entsprechend. Dann mache ich eine Pause, um runterzukommen.

Danach kann die Arbeit weitergehen, und ich fühle mich wie neu geboren“, schwärmt er. Weiter führt die Runde zum Bienenhaus, wo eine Schar kleiner Imkerlehrlinge im Astronauten-Outfit ihn erwartet. Mit Imkerin Dana Ross schauen sie auf eine Wabe, auf der sich die Arbeiterinnen tummeln. Plötzlich kommt Aufregung auf: „Da! Die Königin!“, freut ein MiniImker sich. Charel Braquet grinst. Auch hier läuft alles bestens. Vorbei an den Kaninchen, Ziegen und Eseln geht es in den weitläufigen Gemüsegarten. Hier trifft der Pferdefreund auf Romain Mores, den Landschaftsgärtner, und seinen Sohn Simon, der in die Fußstapfen seines Vaters treten möchte und in der „Robbesscheier“ seine Ausbildung absolviert.

Auf dem Gelände der „Robbesscheier“ lassen sich viele Stationen erleben, die in der Landwirtschaft eine Rolle spielen, und die für die Herstellung hochwertiger Lebensmittel notwendig sind. Zum Beispiel der Anbau von Obst, Gemüse und Kräutern in eigenen Gewächshäusern und Beeten.

Während die Tomatenpflanzen im Gewächshaus den Gurken und Chilischoten Gesellschaft leisten, warten draußen rote und weiße Bete darauf, geerntet zu werden. „Heute Morgen habe ich bereits Möhren, Zucchini und Erbsen ins Restaurant gebracht. Die wirst du bestimmt gleich auf deinem Teller wiederfinden“, so der Senior-Gärtner zwinkernd zu seinem Kollegen. Tatsächlich wird Charel Braquet kurz danach durch seinen Magen zur Ordnung gerufen. Im Restaurant der „Robbesscheier“ wird, wie im ganzen Betrieb, großer Wert auf Nachhaltigkeit und Lokalität gelegt. Deshalb entscheidet Charel sich für den 0-Kilometer-Teller, ein Gericht, das ausschließlich aus ultralokalen Produkten besteht, zum Beispiel aus den eigenen Gärten, von den Bauernhöfen rund um das Dorf oder aus der örtlichen Jagd.

Echte Teamarbeit mit Pferden Während der Mahlzeit erzählt Charel Braquet, woher seine Leidenschaft für die Ardenner Zugpferde stammt. „Meine Eltern hatten schon immer Pferde. Von klein auf war ich im klassischen Reitsport aktiv, aber das gefiel mit nicht mehr. Über den Job in der ,Robbesscheier’ bin ich zum Arbeitspferd gekommen. Die Zusammenarbeit mit diesen Tieren ist in meinen Augen echte Teamarbeit. Sie verlangt Demut und einen gewissen Essentialismus. Sie bringt mir persönlich auch eine bedeutend größere Genugtuung, als der klassische Reitsport, mit dem ich mich nicht identifizieren konnte“, versichert er.

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Eine Ausfahrt mit dem Planwagen gehört für Familien und Gruppen mit Kindern zu den Höhepunkten eines Besuchs. Sanft traben die Ardenner Pferde durch die Natur.

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Mehr Land erleben  Im landwirtschaftlichen Familienbetrieb „Um Knapphaff“ in Wiltz dürfen und sollen Kinder selbst mit anpacken. Auch Kindergeburtstage können dort gefeiert werden. www.um-knapphaff.lu  Der pädagogische Bauernhof „A Schmatten“ in Schüttringen steht Schulklassen und Familien gleichermaßen offen. Von Brotbacken bis Stall ausmisten: Hier kann man ausprobieren, wie das Leben der Landwirte gestern und heute aussah und aussieht. www.a-schmatten.lu

Entdeckungstour Ob im Tourismus, in der Forstwirtschaft oder in der Landschaftspflege – das Arbeitspferd findet in Luxemburg zahlreiche Einsatzbereiche. Dabei ist die größte Herausforderung, kompetente Menschen auszubilden, die sich um das Tierwohl und die Arbeitssicherheit für Mensch und Pferd bemühen. Nach dem wohltuenden Mittagessen bereitet Charel Braquet die Ardenner auf die Nachmittagsfahrten mit der Plankutsche vor. „Unsere Besucher können sich während einem Atelier an der Pflege der Kaltblüter beteiligen. Oftmals fürchten die Kleinsten sich vor diesen im-

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Beim Umgang mit den Bienen ist Ruhe gefragt. Die Kinder lernen: Bienen müssen nicht gefährlich sein. Man sollte sich nur richtig verhalten.

posanten Vierbeinern. Ich erkläre ihnen, dass sie keine Angst haben müssen, aber Respekt, und schlage ihnen vor, einfach ihre Hand vor das Pferd zu halten. Wenn das Tier den Kopf nach unten neigt und die Hand beschnuppert, passiert sowohl beim Kind als auch beim Pferd etwas, was ich nicht in Worte fassen kann“, fügt Charel Braquet etwas berührt hinzu. Dort sieht er seine Aufgabe: „Was Kinder, die im Dorf aufwachsen, noch wissen, kennen viele Stadtkinder nicht mehr. Genau das versuchen wir hier aufzufangen!“, sagt er und schwingt sich auf den Kutschbock, um eine Schulklasse auf Entdeckungstour durch die grüne Umgebung von Munshausen zu entführen.

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 „A Mëchels“ bietet einen Einblick in die Rinderzucht und zugleich drei Ferienwohnungen. Das Besondere sind die WagyuRinder, die hier im Naturpark Our im Norden des Landes ein Zuhause haben. www.amechels.lu

© FERME PÉDAGOGIQUE AN NEIPÉITSCH

Durch die Schaffung des Kompetenzzentrums Arbeitspferd, das in der Robbesscheier angesiedelt ist, fand Charel Braquet auch eine neue Mission: die Wiedereinführung der Arbeit mit und die Wissensförderung rund um das Arbeitspferd.

 „An Neipéitsch“ in Reimberg ist ein moderner Milchbauernhof mit Kühen, Kälbern, Kaninchen und Ponys. Die Gäste erfahren die verschiedenen Arbeitsschritte der Milchproduktion und können auch gerne selbst Hand anlegen. www.visitatertwark.lu


LUST AUF EINE AUSZEIT?

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Outdoors Passion „HAFF RÉIMECH“ UND BIODIVERSUM

Natürlich leidenschaftlich! Das Naturschutzgebiet „Haff Réimech“ und das dort erbaute Biodiversum sind ein faszinierender Ort, um der Natur in Luxemburg ganz nahe zu kommen und gleichzeitig viel über Natur- und Umweltschutz zu lernen. Das liegt auch an den engagierten Menschen, die dort Einblicke geben und Führungen machen. Text BIRGIT PFAUS-RAVIDA Fotos PANCAKE! PHOTOGRAPHIE

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Am Anfang war das Tier. „Ich liebe Tiere!“, sagt Kerstin Rose. Die hochgewachsene, blonde Frau ist unterwegs im Naturschutzgebiet „Haff Réimech“. Ihr Blick streift das stille Wasser des Weihers. Auf einmal flattert es, und drei Blässhühner landen auf der Oberfläche. Sofort gibt es rund um die Tiere schwache Wellen, die zu Kreisen werden. Die Blässhühner schreien drei Mal schrill auf. Dann ist es wieder still. Kerstin Rose ist eine der GästeGuides, die dort meist jungen Besucherinnen und Besuchern die Natur und auch das Gebäude Biodiversum zeigem. Damit eröffnet sie ihnen eine ganze Welt des Naturschutzes und der Nachhaltigkeit, buchstäblich Schritt für Schritt.

Futurismus trifft Nachhaltigkeit Kerstin kann viel gestalten. Zum Beispiel bei den Vorbereitungen zum „Bird Watch Day“, bei dem die gefiederten Bewohner des Naturschutzgebietes in Augenschein genommen werden. Oder sie kreiert mit Kollegen eine neue Schnitzeljagd, bei der in der Natur eine Schatzsuche installiert wurde, die die Führungen durch den „Haff“ noch spannender machen. Immer wieder gibt es Fragen und Aufgaben, und manche sind ganz schön „tricky“, zum Beispiel die Herausforderung, winzige Metall-Vögel hoch oben in den Bäumen zu finden. Das alles ist spannend und lehrreich und erfordert ein gewisses didaktisches Geschick. Dabei war Kerstin Rose früher nicht pädagogisch „unterwegs“, sondern in einem ganz anderen Beruf, nämlich als Tierärztin tätig. „Aber dieses Naturschutzgebiet

hier habe ich schon immer sehr gemocht!“, bekräftigt sie. „Es ist mein liebster Ort in Luxemburg!“ Kerstin Rose war der Liebe wegen nach Luxemburg gezogen und wohnt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Wintringen, gar nicht weit von ihrer Arbeitsstelle. Als die Stelle als Guide beim Biodiversum ausgeschrieben war, bewarb sie sich, rechnete eigentlich wegen ihrer ursprünglich anderen Qualifikation erst mal nicht damit, genommen zu werden. „Aber ich habe sofort gesehen, dass sie eine motivierte und engagierte Person

ist, die eine gute Ausstrahlung hat, die Arbeit ernst nimmt und tolle Ideen hat“, sagt Steve Jungen. Er ist Leiter des „Centre nature et forêt Biodiversum Camille Gira“ und an diesem Tag mit Kerstin unterwegs, um einige neue Stationen im Naturschutzgebiet zu besichtigen. Heute arbeitet Kerstin mit Begeisterung in seinem Team. Sie hat eine Mission, das merkt jeder, der sie begleitet. Das alles passiert im und rund um das gleichzeitig futuristisch und nachhaltig gestaltete Gebäude des Biodiversums, das an ein umgedrehtes Holzschiff erinnert. Auf drei

Das gleichzeitig futuristisch und nachhaltig gestaltete Gebäude des Biodiversums erinnert an ein umgedrehtes Holzschiff. Auf drei Stockwerken wird hier die Natur der Umgebung präsentiert, mit all ihren schützenswerten Bestandteilen. Kleine und große Besucher können bei wechselnden Ausstellungen und der Dauerausstellung alles buchstäblich begreifen.

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Kerstin Rose und Steve Jungen können aus ihrer Erfahrung bestätigen: Für Besucher ist das Biodiversum immer beeindruckend, unterhaltsam und lehrreich zugleich. Zum Beispiel erklärt Kerstin Rose mit Hilfe des Zeitstrahls ganz anschaulich, wie die Flusslandschaft der Mosel sich verändert hat (unten).

Stockwerken wird hier die Natur der Umgebung präsentiert, mit all ihren schützenswerten Bestandteilen. Zum Beispiel wird auf einem Zeitstrahl ganz anschaulich erklärt, wie die Flusslandschaft der Mosel sich verändert hat; von einem natürlichen breiten Flussbett mit Seitenarmen, Inseln, Sandbänken, Kiesflächen und Schilfgürteln, zu einer begradigten Wasserstraße mit geregeltem Wasserstand und größtenteils befestigten und bebauten Ufern. „Aus einer ehemaligen

Kiesgrube ist nun für viele Tiere ein Ersatzlebensraum geworden, den wir pflegen und künstlich offenhalten müssen, damit er nicht zuwächst. Insofern ist unser Naturschutzgebiet keine Wildnis, sondern wird von Menschen gepflegt, um die Artenvielfalt zu erhalten. Ob es das Schilf ist, die Kies- oder die Sandflächen. Wir müssen gegen die Verbuschung ankämpfen und auch mal Bäume fällen, damit diese Lebensräume nicht irgendwann wieder verschwinden, und damit auch ihre Bewohner“, erklärt Steve Jungen. Man versuche, die Dynamik zu ersetzen, die es normalerweise an einem natürlichen Flusslauf durch wechselnde Wasserstände, Erosion und Sedimentation gebe. Natürlich werden im Biodiversum aber auch die verschiedenen Tierarten vorgestellt. Wie sehen Rohrdommeln aus, Stare und Kormorane? Bei den wechselnden Ausstellungen und der Dauerausstellung können kleine und große Besucher das alles buchstäblich begreifen. Sie lernen, zu verstehen, dass der „Haff Réimech“ mit bis zu 76 Prozent der in Luxemburg nachgewiesenen Vogelarten das artenreichste Feuchtgebiet des Landes ist und dass viele Zugvögel auf dem Weg in den Süden hier Station machen.

Kleine Schritte tun Wirkung Immer ganz oben auf der Prioritätenliste: der Gedanke der Nachhaltigkeit und des Naturschutzes. „Wir starten jede Führung durch das Naturschutzgebiet mit einem Blick auf unsere Regeln“, sagt Kerstin Rose. Auf ihrem Weg durch das Gebiet sammelt sie mit den

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Rentner Matthias W. kommt regelmäßig aus dem Saarland her, fotografiert im Morgengrauen die Vögel und genießt die Ruhe. Seine Fotoausrüstung hat er sich mit Beginn der Rente gekauft, nachdem er jahrelang in Luxemburg-Stadt gearbeitet hat. Ein Kontrastprogramm, das er sichtlich genießt.

Man kann den „Haff Réimech“ auf zwei Rundgängen erkunden. Einer ist 2,2 Kilometer lang, die große Runde 4,6 Kilometer. So ist für jeden etwas dabei.

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Der „Haff Réimech“ ist kein Naturpark, wo alles wild wächst und liegen gelassen wird, sondern ein Naturschutzgebiet mit Ersatzbiotopen, die von Menschen in dem Zustand erhalten werden, wie die Arten sie brauchen.

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Natur lehrreich erleben In Luxemburg gibt es zurzeit 60 ausgewiesene nationale Naturschutzgebiete. Somit sind insgesamt 8.116 Hektar geschützt (knapp 3% der Landesfläche). Auch interessant für Besucher sind zudem die Naturparks in Luxemburg:

Die Natur-Guides Luc Gossmann und Isabelle Zwick aus dem Team des Biodiversums hängen bei der Wildbienen-Station Schilder für die Schnitzeljagd auf.

Gästen auch schon mal Müll am Wegesrand ein. Der Nebeneffekt: Auch Kinder, die nicht viel Bezug zur Natur haben, nehmen Wissen und Sensibilität rund um den Naturschutz für ihr Familienleben zu Hause mit. „Wichtig ist hier: Konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, aber nicht überfordern, nicht frustrieren“, sagt Steve Jungen. Kleine Schritte sind hier das Zauberwort. Zeigen: Was kann ich jetzt und hier bewegen?

Gebaut für die Artenvielfalt Auf dem Weg durchs Gebiet kommt man an wunderschön gestalteten Trockenmauern vorbei, in deren Ritzen schützenswerte Tiere und Pflanzen ein Zuhause finden; an einem „Bienenstock“ aus verschiedenen Sandsteinen, an einer Kräuterspirale und anderen Beispielen für nachhaltige Land-

schafts- und auch Gartengestaltung, die attraktiv anzusehen sind. „Wir würden uns wünschen, dass mehr Menschen Trockenmauern in ihren Gärten hätten statt der allgegenwärtigen Betonelemente“, regt Steve Jungen an. Weiter geht es über Holzstege, zwischen Schilfrohr, unter Blätterdächern von Bäumen, die sanft ihre Zweige senken und zu natürlichen Torbögen werden. Immer wieder gibt es Aussichtsstellen, manche sogar in Hütten, die auf Stelzen stehen. Hier und da platschen Frösche ins Wasser. „Alle Jahreszeiten sind hier wunderschön, aber am tollsten ist es im Frühling“, schwärmt Kerstin Rose mit Blick auf die Natur. „Wenn es ein Konzert aus Vogelstimmen gibt.“ In diesem Moment rufen noch einmal die Blässhühner. Nicht die angenehmsten Stimmen im VogelChor hier. Aber ein Teil des großen Ganzen.

 Der Naturpark Öewersauer befindet sich im Nordwesten Luxemburgs. Herzstück ist ein 3,8 km2 großer Stausee, der dem Land als Trinkwasserspeicher und Erholungsgebiet dient. Rund um den See können Besucher den Naturpark auf unterschiedliche Weisen auf sich wirken lassen: zum Beispiel bei ausgedehnten Wanderungen oder bei Touren mit dem Fahrrad. Der Stausee lässt sich per Solarbootfahrt erkunden. www.naturpark-sure.lu  Der Naturpark Our liegt in den Ardennen, im Dreiländereck Belgien, Deutschland und Luxemburg. Geprägt wird er durch die weitläufige Hochebene und die engen, romantischen Felstäler, die die Flüsse Our und Clerve mit ihren Seitenbächen ins Schiefergestein gegraben haben. www.naturpark-our.lu  Die Geschichte des Natur- & Geopark Mëllerdall beginnt vor rund 245 Mio. Jahren in einem Meer. Unzählige Sandkörner und andere Partikel lagerten sich ab und verfestigten sich zu Stein. Das Meer verschwand und Flüsse formten die heute so beeindruckende Felsenlandschaft. www.naturpark-mellerdall.lu

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Daydream SCHLÖSSER ALS INSPIRIERENDE KRAFTORTE

SchlossTraumReisende Schlösser können Kraftplätze sein, eine Einladung, zu träumen. Schauspielerin Hana Sofia Lopes und Hotelmanagerin Mayke van Straalen lieben den Zauber der Schlösser in Luxemburg. Text BIRGIT PFAUS-RAVIDA Fotos PANCAKE! PHOTOGRAPHIE

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Manchmal können Träume und Visionen Bauwerke versetzen. So war das auch bei einem kleinen Schlösschen in Küntzig alias Clemency nahe der belgischen Grenze in Luxemburg. Errichtet von den Herren von Küntzig im 14. Jahrhundert, hatte sein Besitzer im 17. Jahrhundert eine Vision: Ein paar Meter versetzt würde die damalige Ruine wieder in neuem Glanz erstrahlen. Und so wurden die Steine abgetragen und an fast gleicher Stelle, nur etwa 30 Meter „verschoben“, wieder neu aufgebaut. Dort steht das Schlösschen von Küntzig nun seit 1651 an „neuer Stelle“. Immer wieder wurde es umgebaut. Renoviert und zum Hotel gemacht wurde es dann 2009 von dem Architekten, Geschäftsmann und Visionär Pascal Zimmer, in Luxemburg bekannt für seine vielen Projekte rund um Wohnen und Lifestyle. Und dieses hübsche, dunkelgrau-weiße Bauwerk mit dem achteckigen Türmchen hat dann jüngst dazu geführt, dass sich das Leben einer Reisenden für immer verändert hat.

Mayke, die aus den Niederlanden kommt, erinnert sich: „Ich war 2021 hier eigentlich auf der Durchreise, auf der Rückfahrt nach einem dreiwöchigen Trip durch Italien. Irgendetwas sagte mir: Du musst hier übernachten! Hier wird etwas Besonderes passieren!“ Und das tat sie dann auch. In einem Zimmer, das ganz im Stil der 1920erJahre eingerichtet ist. Sofort verlieb-

te sich Mayke in das Hotel. Das sagte sie damals auch dem Besitzer Pascal Zimmer. Der sah: Diese Frau gehört hierher! Und nur wenige Wochen später war es geschehen. Mayke hatte ihren Job als Bestatterin gekündigt, den sie stets mit Leidenschaft ausgeübt hatte, hatte die Niederlande verlassen, war in das Dachgeschoss des Hotels eingezogen und leitet es seither. „Das ist einfach traumhaft! Ich bereue nichts, liebe das Schlöss-

Mayke van Straalen ist die Frau, deren Schicksal inzwischen untrennbar mit dem Schlösschen verbunden ist. Strahlend führt sie ihre Besucherin durch die Gänge und die schmalen Treppen hoch und runter, zeigt ihr den neuen Raum mit dem großen Tisch für gemütlich-gesellige Abende und die gemütliche Terrasse im ausgebauten ehemaligen Schuppen, geht mit ihr durch das Sherlock-Holmes-Zimmer und den Raum, der ganz von der Künstlerin Peggy Dihé gestaltet wurde. Jedes Zimmer erzählt eine eigene Geschichte. Überall finden sich wertvolle Sammlerstücke, ob Geschirr oder Kunstwerke.

Mayke van Straalen (r) und Hana Sofia Lopes treffen sich im „Château de Clémency“. Sie haben ganz unterschiedliche Leben. Doch die Begegnung mit Menschen ist in ihrer beider Jobs absolut zentral.

© CLAUDE PISCITELLI

Schloss und Frau sind verbunden

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chen, die Begegnungen mit Menschen, Luxemburg und unsere weiteren Projekte!“ Zusammen mit Pascal Zimmer hat sie in Befort ein Bed and Breakfast eröffnet, in Vianden und Wormeldingen machen sie auch neue Bed and Breakfast-Locations auf.

Immer wieder ein Neustart Ihre Besucherin nickt bedächtig. Die junge Frau mit dem langen, dunklen Haar ist Hana Sofia Lopes, Schauspielerin aus Luxemburg mit portugiesischen Wurzeln. „Manchmal hat das Universum einfach was Besonderes vor!“, bekräftigt sie, als sie mit Mayke einen Kaffee an der Bar trinkt, die gleichzeitig Rezeption ist. Die beiden Frauen verstehen sich auf Anhieb, tauschen sich aus über das Leben, über Begegnungen und Entscheidungen. Sie sind sich einig: Man muss was wagen, und jeder Tag bringt neue Entscheidungen, die auch mal zu was ganz Großem führen können. Auf einmal wieder bei „Null“ anzufangen, kann eine Bereicherung sein. Etwa, wenn man seinen Job hinter sich lässt und etwas ganz anderes beginnt wie Mayke. Oder sich wie Hana Sofia in eine ganz neue Rolle einarbeitet, die einen auch als Mensch verändert, an der man wächst.

hier lebt sie in ihrem Elternhaus im Zentrum des Landes. „Ich liebe die Natur in Luxemburg“, bekräftigt die junge Schauspielerin. Lange Spaziergänge an seit der Kindheit geliebten Plätzen gehören ebenso dazu wie Kraft tanken an Orten, die sie erst vor Kurzem kennengelernt hat.

„Seit einem Shooting für einen Film über die Schönheit der Schlösser Luxemburgs ist dies hier einer meiner Lieblingsplätze“, sagt Hana Sofia.

Ein solcher Ort ist der Garten des „Neuen“ Schlosses Ansemburg in der Region Guttland. Ein idealer Platz, um Träumen und Gedanken freien Lauf zu lassen. Zwei Katzen begrüßen Hana Sofia hinter dem schmiedeeisernen Tor. Im Wasserbecken, flankiert von geometrisch geschnittenen Buchsbäumen, tummeln sich viele große Goldfische. Weiter unten plätschert ein Brunnen. Es ist, als würde dieser Garten auf eine neue Schlossherrin warten, die zwischen den Laubengängen, Hecken und Blumen wandelt. Statuen gucken in den Himmel, auf den Boden oder auch zu den Besuchern.

Sie geht gern zwischen den Bäumen oder durch das Hecken-Labyrinth, steigt langsam die Treppen hinauf und schaut sich das Schloss von außen an. Wann wird hier wieder Leben einziehen? Wie wäre es, hier einen Film zu drehen? Wie könnte es sein, wenn hier ein Hotel oder ein Café wäre? Vielleicht werden das die nächsten Jahre zeigen.

Hana Sofia ist in der Filmszene unter vielem anderen bekannt durch den Film „Kanaval“ und eine Rolle in der Serie „Capitani“, tritt aber auch in den Theatern Luxemburgs in den verschiedensten Produktionen auf, etwa in „Hedda Gabler“ und „Medea“. In ihrem Beruf ist Hana Sofia viel unterwegs. Lissabon, Toronto, Filmfestivals und Preisverleihungen, doch immer wieder kommt sie zurück nach Luxemburg. Hier ist sie aufgewachsen,

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Eine neue Schlossherrin?

Das Schloss von Ansemburg befindet sich derzeit in einer Art Dornröschenschlaf. Noch ist nicht klar, was in der Zukunft in den Mauern geschieht. Derzeit ist nur der romantisch gestaltete Garten mit Barock-Elementen für Besucher zugänglich.


Schloss Vianden ist ganz weit oben auf der Liste der schönsten Schlösser der Welt. Besucher können sich den trutzigen Mauern auch über Wanderwege und den Sessellift annähern.

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Tipps: Lieblingsplatz: Wo Menschen zu Gast sind, freuen sie sich auch immer über eine besondere Note. Ein originelles Motto macht Zimmer zu GeschichtenWelten. Hier in einem Zimmer des Schlosshotels von Küntzig ist es das 1920erJahre-Thema, das sich bis ins kleinste Detail darin wiederfindet.

Und noch ein Schloss ist Hana Sofia Lopes ans Herz gewachsen: Das prächtige Schloss von Vianden, ein Publikumsmagnet und gleichzeitig ein Platz, an dem sich durchaus auch stille Ecken finden. In der Schlosskapelle, in den langen Gängen, an den charakteristischen Fenstern mit dem Weitblick, zwischen den Mauern und unter dem Torbogen kann man wunderbar zur Ruhe kommen.

Das Leben und das Universum

sie. Wenn sie von Toronto erzählt, wo sie ihren vintage-Ledermantel gekauft hat, switcht sie zum Englischen, die Erinnerungen an den Hund der Familie in Luxemburg kommen auf Luxemburgisch, wenn die deutsche Gesprächspartnerin etwas Persönliches erzählt, erzählt auch sie auf Deutsch. Sich einfühlen, sich hineinbegeben in andere Menschen, sich Gedanken machen über das Wie und Warum, das macht Hana Sofia ganz natürlich, intensiv und mit echtem Interesse, und deshalb ist ein Spaziergang mit ihr ein wohltuender Austausch.

Wenn Hana Sofia erzählt, dann tut sie das in vielen verschiedenen Sprachen. Französisch kann sie fließend, und mit ihrer Familie und in Portugal spricht sie natürlich ihre Muttersprache, Portugiesisch. Das ist typisch für Luxemburg, und erst recht typisch für jemanden, der so ein polyglottes Leben führt wie

Plaudern und Wandeln zwischen alten Mauern: Vielleicht ist ja schon bei Hana Sofias nächstem Schlossbesuch auch Mayke wieder mit dabei. Denn nichts nährt Tagträume besser als Gespräche mit anderen inspirierenden Menschen. Rund um Gestern und Heute, das Leben, das Universum und den ganzen Rest.

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 Das Schloss von Vianden im Nord-Osten Luxemburgs steht Besuchern das ganze Jahr über offen. Es gehört zu den weltweit beliebtesten Schlössern bei Reisenden und lädt außerdem dazu ein, die Umgebung bei Wanderungen zu entdecken. www.castle-vianden.lu  Der Garten des Schlosses Ansemburg besticht durch sein romantisches Flair.

Er ist eine beliebte Station im „Tal der Sieben Schlösser“ im Guttland. Auch eine Tour entlang der anderen sechs Schlösser lohnt sich! Im „Alten Schloss“ von Ansemburg gibt es übrigens auch ein lauschiges „Bed and Breakfast“, das von dem aktuellen Grafen des Schlosses betrieben wird. www.visitguttland.lu  Das „Château de Clémency“ ist nur eine von Luxemburgs außergewöhnlichen Unterkünften. In jeder Region gibt es Besonderes zu entdecken! www.visitluxembourg.com/de/ reiseplanung/uebernachten


The Luxembourg Story Michel Engels (1851-1901), Bilder aus der Luxemburger Sage und Geschichte, Die Lützelburg auf dem Bockfelsen, 963-1543 (Detail), um 1886

DAUERAUSSTELLUNG

ÜBER 1000 JAHRE

STADTGESCHICHTE

DIE - SON 10 - 18.00 DON 10 - 20.00 MON geschlossen

citymuseum.lu


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Transforming Experiences RADTOUR ENTLANG DER SAUER VON GRENZE ZU GRENZE

Go with the Flow Drei Freunde, drei Fahrräder, ein Fluss, ein grenzenlos schönes gemeinsames Erlebnis: von West nach Ost entlang der Sauer. Europa lebt, auch und gerade auf Luxemburgs Radwegen. Text BIRGIT PFAUS-RAVIDA Fotos ALFONSO SALGUEIRO

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Das kleine Dörfchen Esch-Sauer wird fast komplett von einer Schleife des Flusses umschlossen; ganz oben thront eine kleine Burgruine mit Türmchen und Fähnchen.

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Es ist früher Morgen. Die Luft ist noch klar und kühl an diesem Frühlingstag. An der Sauerbrücke, gleich neben einer Tankstelle und einem Café in Martelingen, genau an der belgisch-luxemburgischen Grenze, machen sich drei Männer fertig für eine Tour. Die Rennräder bereit, die Outfits schnittig, die Laune gut. Einer zieht eine kleine Thermoskanne aus dem Rucksack, dazu drei CampingTassen, Zuckerwürfel – und original deutsche Kaffeesahne mit Bärchen drauf. „Was ist das denn?“, fragt auf Französisch der Mann neben ihm mit dem dunkelblauen Trikot. „Das ist etwas, das ich in Deutschland wirklich gut fand! Den Kaffee habe ich übrigens mit einer traditionellen neapolitanischen Kaffeekanne gemacht!“, sagt der Mann mit dem gut gepackten Rucksack. „Die Kaffeesahne kenne ich!“, sagt der dritte Mann grinsend auf Englisch. „Ich habe ja ein paar Jahre in Deutschland gelebt!“

phase Angewohnheiten, Freundschaften, Erinnerungen im Gepäck, und das aus mehreren Ländern. Alles ist buchstäblich im Fluss. Und einem solchen Fluss wollen sie heute mit ihren Rennrädern folgen. Sie lieben das Radfahren. „Es ist Glück auf zwei Rädern!“, sagt Georges. „Und: Radfahren ist ehrlich!“, fügt er hinzu. „Es zeigt dir deine Grenzen, es pusht, du entwickelst dich. Das begleitet einen das ganze Leben. Und wenn du mit

Hier an der westlichen Grenze zu Luxemburg starten die drei Freunde ihre Fahrradtour am Morgen mit Kaffee aus der Thermoskanne. Es ist Mai, und der Raps erblüht in voller Schönheit. Er taucht bei der Tour immer wieder auf.

Wurzeln in mehreren Ländern Die drei Freunde heißen Alfonso Salgueiro, Georges Gloukoviezoff und Andres Gavira Etzel. Ihre Freundschaft, ihre „Zusammensetzung“, ihre Geschichte, das alles ist so typisch für Luxemburg. Die Männer leben und arbeiten hier, doch ihre Familiengeschichten sind bunt, Wurzeln kommen buchstäblich von allen Seiten. Alfonso ist Spanier, Andres auch, Georges ist Franzose mit italienischen und russischen Wurzeln. Die Frauen von Alfonso und Georges stammen aus Irland, über deren Freundschaft haben sich die beiden Männer in Luxemburg dann kennengelernt. Andres` Mutter ist Deutsche, und Andres hat einige Jahre in München studiert. Jeder hat aus jeder Lebens-

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Freunden Radtouren machst, verbringst du viel Zeit mit ihnen, die Konversation ist tiefer, sie entrollt sich wie der Weg.“

Eine Tour von West nach Ost Die Tour von Alfonso, Georges und Andres entlang der Sauer durchquert Luxemburg von West nach Ost. Start an der Grenze zu Belgien in Martelingen, weiter in Richtung Esch-Sauer, Burscheid, Ettelbrück, Echternach und Rosport bis Wasserbillig an der luxemburgisch-deutschen Grenze. Dazwischen viele kleine Örtchen, geheime Tipps, zauberhafte Ecken. Für sehr sportliche Radfahrer gut an einem Tag zu machen, für Freunde des gemütlichen Radelns an zwei oder drei Tagen. Martelingen mit seinen vielen Tankstellen lassen die drei schnell hinter

sich. Von hier aus geht es gleich mitten hinein in die saftigen WiesenGründe rund um die Sauer. Sie folgen dem luxemburgischen Teil des „EuroVelo 5 Via Romea Francigena“. Alfonsos Sauer-Tour ist eine Mischung aus expliziten Radwegen und gut geeigneten Straßen mit wenig Verkehr. Über Arsdorf erreichen die Freunde den „Misärshaff“, einen alten Bauernhof am Straßenrand. Von hier geht es einen steilen Anstieg hinaus bis zur spektakulären Aussicht von „Houfels“. Ikonisch hier ist das interessant gebaute Holzhaus, das fast am Abgrund steht. Andres und Georges stehen an dem Holzzaun. Sie waren noch nie hier und sind begeistert von dem Fleckchen. Georges sagt: „Wenn man mit dem Rennrad unterwegs ist, möchte man immer Strecke machen, da wäre ich jetzt nicht unbedingt diesen Abstecher hier extra hoch gefahren. Aber manchmal sind es nur ein oder zwei Kilometer Umweg

Gleich mehrere Brücken und zwei Flüsse, die Sauer und die Mosel, machen das Tour-Finale in Wasserbillig ganz im Osten des Landes an der Grenze zu Deutschland so faszinierend.

zu einer solch tollen Stelle wie hier! Das lohnt sich in jedem Fall!“ Kurz vor der Kante des Plateaus ragt ein Holzbau in die Höhe, vor dem eine Bank zu einer Rast einlädt. Ein Reh springt zur Seite, die Sonne scheint zwischen den Ästen der Bäume hindurch. Selbst hier im Wald ist es sehr warm an diesem Vormittag. Georges lacht, als er sein Handy aus der Hosentasche zieht. Er bewahrt es in einer kleinen Plastiktüte auf. „So ist das Telefon vor Schweiß und Regen geschützt!“, sagt er grinsend. Man muss sich nur zu helfen wissen.

„Ein Paradies für Radfahrer“ Zwei junge Männer mit Mountainbikes kommen den Weg zur Aussichtsstelle hinauf, über Stock, Stein und Wurzeln. Die Freunde schauen ihnen anerkennend hinterher. Auch Andres fährt gerne Mountainbike und findet, dass Luxemburg dafür ebenfalls ideal geeignet ist. „Mountainbike-Fahren ist das höchste Level der Verrücktheit“, sagt er, bedächtig lächelnd. Alfonso und Georges mögen neben ihren Rennrädern auch noch Gravel Bikes. Alfonso war in seiner Jugend mit 16 Jahren erfolgreicher Rennrad-Sportler, trainierte viel, fuhr am Wochenende gerne mal 250 Kilometer am Tag. „Heute radle ich lieber aus Spaß, mit Genuss“, sagt Alfonso. Luxemburg sei, so sind sich die drei einig, „ein Paradies für Radfahrer!“ Der Weg führt die Männer weiter entlang der Staumauer bei Bavigne. Immer wieder riecht es nach Grillfleisch, entlang des Weges haben kleine Gruppen Grills dabei und

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Der Campingplatz „Camping du Moulin“ lädt dazu ein, eine Pause am Fluss zu machen. Füße ins Wasser, entspannen, während man den Blick auf Schloss Burscheid genießen kann.

Flüsse und Straßen waren schon immer die Lebensadern eines Landes. Hier wurden und werden Güter transportiert, Reisen gemacht, Perspektiven gewechselt.

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Ein Blick aufs Wasser hat immer eine beruhigende Wirkung. Mal vom Rad absteigen, die Spiegelung betrachten, durchatmen.

Überall auf der Strecke gibt es kleine Holzbrückchen, die dazu einladen, mal die Seite zu wechseln, selbst, wenn die Tour eigentlich woanders langführt.

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genießen ein sommerliches Barbecue. Auf einmal taucht ein kleines hölzernes Häuschen am Wegesrand auf, Aufschrift: „De klenge Buttik“. Alfonso wirft einen Blick in den kleinen „Laden“: Darin stehen mehrere Automaten, wo man Bio-Produkte wie Eier und Kartoffeln kaufen kann. Das ist vielleicht nicht so praktisch fürs Radfahren, aber es gibt auch Energy-Riegel und isotonische Getränke. Solche Stationen gibt es immer mehr in Luxemburg. Es folgt eine schöne Allee, in den Wiesen hinter den Bäumen grasen schwarz-weiß gefleckte Kühe, die Schatten der Bäume bilden Muster, Blätter rauschen.

von seiner Paella und lobt die Kochkünste seiner Frau, die aus der Heimat der Paella kommt: aus Valencia. Georges ist „Master of Mayonnaise“ und macht außerdem gerne vegane Burger mit Linsen, er hat ein ganz besonderes Rezept. Alfonso bereitet gerne ein Gericht mit Kichererbsen, Spinat, Ei und viel Knoblauch aus Sevilla zu. Die drei Freunde sind sich einig: Ein baldiges gemeinsames internationales Kochen muss schnell geplant werden!

„Houfels“ ist ein spektakulärer Aussichtpunkt mit einer interessanten Holzhütte als Unterstand. Wo Flüsse zusammenfließen, kann man von oben sogar unterschiedliche Wasser-Farben sehen, wie hier in Wallendorf.

Über Kaundorf und die Haupt-Staumauer des Obersauer-Stausees treffen die drei rund um die Mittagszeit in Esch-Sauer ein. Das kleine Dörfchen wird fast komplett von einer Schleife des Flusses umschlossen; ganz oben thront eine kleine Burgruine mit Türmchen und Fähnchen. Die Sonne brennt. Zeit für einen Lunch! Im Hotel de la Sûre gibt es ein kräftiges Mittagessen auf der Terrasse. „Gut, dass man beim Radfahren viel essen kann!“, sagt Georges und klopft sich lachend auf den Bauch.

Kochkünste aus aller Herren Länder Und natürlich drehen sich die Gespräche rund um kulinarische Genüsse. „Hier in Luxemburg bekommst du immer gute Zutaten, ob für die italienische, die portugiesische, die französische oder die spanische Küche!“, sagt Alfonso und nimmt einen großen Schluck alkoholfreies Bier. „Einfach, weil die Leute aus den jeweiligen Ländern hier wohnen! Die würden keine schlechte Qualität akzeptieren!“ Andres erzählt

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Mobil und mehr:  Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist und sein Gepäck nicht selbst transportieren möchte, kann auf den Gepäck-Transportservice Move We Carry zurückgreifen, bei dem das Gepäck gegen eine kleine Gebühr von Unterkunft zu Unterkunft gebracht wird. www.movewecarry.lu  Müde von der Fahrt, platter Reifen, Sonnenstich? Dann kann man jederzeit mit dem kostenlosen öffentlichen Personennahverkehr wieder an den Ausgangspunkt zurückfahren oder sich ein anderes schönes Ziel suchen. Wer ein wenig Urlaubsfeeling möchte, kann auch die Elektro-Solarfähre „Sankta Maria“ zwischen Oberbillig in Deutschland und Wasserbillig über die Mosel nehmen. www.mobiliteit.lu Die Statue des Abtes Johannes Bertelius auf der Alten Sauerbrücke zwischen Echternach und Echternacherbrück (Deutschland) verabschiedet die Radfahrer.

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Von Esch-Sauer aus nehmen die drei Männer die Piste Cyclable Nummer 18 in Richtung Heiderscheid. Saftiggelbe Rapsfelder säumen ihren Weg, ein besonderer Duft nach spätem Frühling liegt in der Luft.

Im Blick der Kühe Wieder schauen Kühe den Radfahrern synchron hinterher, Vögel zwitschern. Weiter geht es über die PC 16 Richtung Burscheid. Von der Brücke in Michelau aus hat man einen schönen Blick auf das Schloss. Unterhalb des Schlosses lädt dann der Campingplatz „Camping du Moulin“ dazu ein, eine Pause am Fluss zu machen. Füße ins Wasser, entspannen, während die Camper an ihren Zelten werkeln oder einfach nur einen Kaffee auf dem Liegestuhl direkt an der Sauer trinken. Immer noch folgen die Männer der PC 16. Bei Ettelbrück, einer der größeren Städte im Norden, trifft die Sauer in einem Gewerbegebiet auf die Alzette, und die beiden unterschiedlichen Wasserfarben vereinen sich. In Reisdorf wird

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die PC 16 zur PC 3 Rivières. Und wieder treffen sich zwei Flüsse, diesmal bei Wallendorf. Hier vereinen sich die Sauer und die Our, ebenfalls ein charakteristisches Gewässer im Éislek, das durch einen beeindruckenden Naturpark führt. Über Bollendorf geht es dann durch die Region Müllerthal nach Echternach. „Allein hier könnte man einen ganzen Tag verbringen“, schwärmt Alfonso. Die Heimatstadt der Springprozession bietet mit ihren kleinen Gässchen und der vielfältigen Gastronomie sowie natürlich der beeindruckenden Basilika einige attraktive Ausflugsziele. Doch die drei wollen Strecke machen und vor der Dunkelheit an ihrem Zielpunkt ankommen. Einen Nachmittagssnack nehmen sie trotzdem ein, im maritim gestalteten Restaurant „Sauerpark Beach“ des Campingplatzes in Rosport, wo die Terrasse absolutes Urlaubsfeeling verbreitet.

„Wir kommen wieder!“ Das große Finale der Tour ist Wasserbillig direkt an der deutschen Grenze. Auch hier vereint sich die Sauer wieder mit einem Gewässer: der majestätischen Mosel. Nilgänse und Schwäne nisten unter der Grenzbrücke, die kleine Autofähre zieht ihre Bahnen zwischen Luxemburg und Deutschland im Sonnenuntergang. „Die Tour war superschön“, sagt Andres, als die drei Freunde noch einmal mit alkoholfreiem Bier anstoßen. Von hier können sie kostenlos mit dem Zug nach Luxemburg-Stadt zurückfahren und die Fahrräder problemlos mitnehmen. Und Georges ist überzeugt: „Wir kommen wieder!“


Depuis de nombreuses années, le camping Kaul accueille ses hôtes dans un environnement naturel au pied des Ardennes. Après la reprise par Coopérations s.c. en 2021, les valeurs humaines, durables et culturelles, fidèles à l’image de Coopérations s.c., sont appliquées au camping, tout en tenant compte des principes de l’économie circulaire. Une panoplie de nouveautés ainsi qu’un accueil chaleureux vous sont garantis tout au long de l’année. Pour tous ceux souhaitant allier l’aventure, le sport et la nature à l’agréable, nos différents types de chalets entièrement équipés et constamment mis à niveau, vous accueillent toute l’année. Vous pouvez également vous faire livrer vos repas et faire de cette expérience un moment inoubliable. Seit vielen Jahren empfängt der Camping Kaul seine Gäste in einer natürlichen Umgebung am Fuße der Ardennen. Nach der Übernahme durch Coopérations s.c. im Jahr 2021 werden die menschlichen, nachhaltigen und kulturellen Werte, getreu dem Image von Coopérations s.c., auf dem Campingplatz Kaul gelebt. Zudem wird Wert auf die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft gelegt. Zahlreiche Neuheiten und ein herzlicher Empfang sind das ganze Jahr über gewährleistet. Für diejenigen, die Abenteuer, Sport und Natur mit dem Angenehmen verbinden wollen, sind unsere verschiedenen Arten von vollständig eingerichteten Chalets, die stets nachgerüstet werden, ganzjährig buchbar. Sie können sich zudem Ihr Essen liefern lassen und somit dieses Erlebnis zu einem unvergesslichen Moment machen. Ouvert toute l’année - en hiver avec une offre réduite de logements. Ganzjährig geöffnet - im Winter mit reduziertem Angebot an Unterkünften.

Camping KAUL 60, Campingstrooss L-9554 Wiltz

Tél. : (+352) 95 03 59 1 E-mail : info@kaul.lu www.kaul.lu


The Good Life SESSELLIFT-ERLEBNIS IN VIANDEN

Schwebend auf Zeitreise Eine Fahrt mit dem Sessellift in Vianden ist wie eine Zeitreise. Langsam schwebend, leise schwankend, sanft ratternd. Ganz oben gibt es den weiten Blick auf Stadt und Schloss. Text BIRGIT PFAUS-RAVIDA Fotos PANCAKE! PHOTOGRAPHIE

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Flashback! Ich stehe in Vianden an der Talstation vor der Kasse. Weiter vorne rattern Zweier-Sessel um die Ecke, silbergrau, schlicht und erstaunlich klein. Genau so waren sie! Damals, als ich Skifahren gelernt habe. Mit knapp drei Jahren saß ich wohl das erste Mal in so einem Ding, damals auf dem Schoß meines Vaters. Aufregend! Es geht in die Höhe, nur ein dünner Bügel trennt dich vom Fall in die Bergwelt, zugleich schweift dein Blick über die atemberaubende Landschaft, deine Nase wird kälter, je höher du kommst, und du fühlst dich frei, von Glück erfüllt, ein wenig aufgeregt und geborgen zugleich.

und fertig ist die kupferfarbene Erinnerung an den Besuch mit dem Schloss von Vianden drauf. Natürlich muss man das machen! Es gehört einfach zum ultimativen Reise-Erlebnis! Die Münze gleitet in mein Portemonnaie.

aber verboten – wie beim Skifahren. Unten im Schatten spielen Kinder auf einem Spielplatz.

Dann, ein paar Schritte weiter, stehe ich auf einem gelben Kreis mit einem Pfeil, der zum buchstäblichen Lift-off weist. Eine nette junge Frau winkt mich zu sich, dirigiert mich an den richtigen Platz, schiebt mir den Sessel unter das Gesäß. Und los geht es in die Höhe, Richtung Gipfel. Mit mir: die Sonne und das Gefühl von früher.

Später, über die Jahre, sind die Sessellifte zu futuristischen RundumWohlfühl-Oasen geworden. Gepolstert bis zum Gehtnichtmehr, beheizt, mit windschnittigen Hauben gegen Schnee und Sturm. Manchmal, nur manchmal saß ich schon in so einem Hightech-Sessel, neben mir sieben weitere sicher aufgeräumte und auf Polstern aufgereihte Bergfreunde, und habe leise, ganz leise die alten Zeiten vermisst. Das Wackelige. Das Aufregende. Und jetzt, hier in Vianden, ist das alles wieder da! Beim einzigen Sessellift Luxemburgs!

Ich schwebe über Häuser, den Fluss, über einen Minigolfplatz, der mich ebenfalls an früher erinnert, und gleite mit meinem Sessel langsam über Gärten. Es geht langsam, sehr, sehr langsam. Der Blick kann in Ruhe schweifen. Schaukeln ist

Dann überqueren wir die Our, ich mache ein Foto, nicht ohne ein leises Schaudern beim Gedanken, dass mir das Smartphone jederzeit runterfallen und im Wasser des Flusses versinken könnte. Festhalten! Bald schwebe ich über modernere Häuser und Wald, sehe ein paar Wanderer von oben. Und noch weiter oben, schräg links, thront das Schloss Vianden, mein Ausflugs-Zwischenziel. Die Sonne brutzelt, nächstes Mal muss ich einen Hut aufsetzen. Kurz vor dem Ausstieg wird es steil, man sieht blühende Blumen unter den Füßen. Es quietscht beim Holpern über die Räder.

Bloß das Handy nicht verlieren!

Die engen Gassen, die gotischen Kirchen, die Ringmauer mit ihren Wehrtürmen – alljährlich zieht es tausende Besucher in die schmucke, am Fuße der mächtigen, restaurierten Burg gelegene, mittelalterliche Altstadt von Vianden.

Münze prägen, glücklich sein! Vor mir kaufen zwei Touristinnen ihre Tickets für die Fahrt in die luftigen Höhen Viandens. Soll ich noch schnell eine zwei-Cent-Münze zu einer Souvenir-Medaille pressen lassen? So wie bei jedem anderen Ort, der Reisende anzieht, gibt es auch hier eine Präge-Maschine. Münze rein, zweite Münze zum Bezahlen ebenso, an der Kurbel drehen

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Am Ende der Hinweis auf einem Schild an einem der Masten: „In 50 Metern bitte lächeln!“ Und, zack, wird ein Foto gemacht. Das kann man nach dem Ausstieg – wieder mit freundlicher Hilfe, zur Sicherheit – kaufen. Was ich natürlich tue, denn ich will das ganze Erlebnis. Das Foto bekomme ich in einem kleinen Präsentations-Cover aus Pappe. Bezahlen kann ich es nur in Bar. Auch oldschool! Beim Kramen in den Münzen begegnet mir wieder meine kupferne Prägemedaille. Ich freue mich. Oben locken eine kühle Cola und die fantastische Aussicht über

die Landschaft. Rechts thront das Schloss und ruft mich zu sich. Der Weg dorthin ist steinig, geht über Schiefer und schlängelt sich durch den Wald, es sieht teilweise sehr wild aus und ist beeindruckend. Hier ist definitiv festes Schuhwerk gefragt! Das beeindruckende Schloss selbst streife ich nur kurz, denn heute geht es mir nicht um eine Besichtigung dort, sondern um den Weg hinunter und noch zwei weitere Stationen auf meiner Zeitreise. Die Gässchen von Vianden sind pittoresk, die Menschen im Sonnenschein gut gelaunt. Wie sie

Auf dem kleinen Balkon des Museums rund um den Schriftsteller Victor Hugo kann man in seinen Schriften blättern, gleichzeitig frische Luft schnappen und sich vorstellen, wie es war, als er hier stand, seine Gedanken schweifen ließ und neue Ideen sammelte.

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und ich ist einst auch der berühmte Schriftsteller Victor Hugo durch die Straßen flaniert. Er war politisch verfolgt, weil er Ende des 19. Jahrhunderts in Frankreich dagegen protestiert hatte, dass die Regierung bei Unruhen auf die eigene Bevölkerung schoss. In Vianden fand er sein selbst erwähltes und heimlich bezogenes Exil. Denn Vianden hatte er schon zuvor begeistert als Reisender kennengelernt.

Mit Sand und Kaffeesatz An den großen Victor Hugo erinnert unter anderem ein nach ihm benanntes Restaurant-Hotel mit Blick auf den Fluss und natürlich das Haus, in dem er einige Wochen lang gelebt hat. Wo vor seinem Aufenthalt einst Stoffe verkauft wurden, ersann er seine eigenen literarischen Gespinste, etwa ein Gedicht, das er in der ihm eigenen Komplexität der Stadt und zugleich dem Leid der Kinder in Paris gewidmet hat. Hier erschuf er aber auch Bilder. Circa 60 Zeichnungen entstanden in seiner Zeit in Luxemburg. Ich betrete das Haus, das heute ein Museum ist, gehe die Treppen hinauf in sein Arbeitszimmer, wo eine lebensgroße Skulptur am Schreibtisch sitzt und gedankenvoll in die Ferne blickt. Seine Augen sind auf das Schloss Vianden gerichtet. Victor Hugo liebte und verewigte es natürlich auch auf Bildern. Victor Hugo war ein origineller Mann: Er malte und zeichnete mal mit Tinte, mal sogar mit Sand und Kaffeesatz. Er war offen für Neues, wissbegierig, die Natur liebend, Brennnesseln und Unkraut genauso sehr respektierend wie gezüchtete Rosen. Ich frage mich, wie oft er zu


Über die Brücke geht man am Ende der Wanderung vom Schloss in die Stadt.

Die meterhohen Konterfeis von Arbeitern auf der Staumauer sind ein „Reverse Graffiti“Kunstwerk des Düsseldorfer Künstlers Klaus Dauven.

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Zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Region Éislek zählt die Burg von Vianden. Mächtig thront sie über der Stadt. Waffenhalle, Krypta, Kapelle, Rittersaal sowie viele weitere Räumlichkeiten versetzen Besucher in die Zeit des Mittelalters zurück.

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Fuß zum Schloss gegangen ist und ob er wohl den Sessellift gemocht hätte. Wahrscheinlich hätte auch er die Fahrt genossen und immer neue Details in der Landschaft entdeckt. Besondere Pflanzen, wandernde Menschen, verlorene Trinkflaschen im Wald, die man von oben sehen kann.

Riesige Porträts auf der Staumauer Was Victor Hugo ebenfalls faszinierte, war die Fotografie. Und wer noch weiter rund um Vianden flaniert, entdeckt etwas, das Vergangenheit und Gegenwart atemberaubend originell mit Hilfe von Architektur und Fotografie auf einen Nenner bringt. Am Stadtrand gehe ich am Fluss entlang, passiere dort den malerisch-schönen Friedhof – und stehe plötzlich vor der gigantischen Staumauer des Pumpspeicherkraftwerks. Darauf

prangen die meterhohen Konterfeis von Arbeitern, die an diesem Pumpspeicherkraftwerk mit gebaut haben. Die Porträts sind die Arbeit des Düsseldorfer Künstlers Klaus Dauven, der die Fotos mit einigen Helfern und HochdruckReinigungsgeräten auf der Mauer abgebildet hat, auf Initiative des Kunstvereins ViArt asbl hin und in Zusammenarbeit mit der SEO („Société Electrique de l’Our“). Ich muss lächeln. Mein Onkel Walter, Bauingenieur aus Österreich, war in den 1950er-Jahren einer derjenigen, die hier alles konstruiert haben. Schon lange wollte ich hier auf die Suche gehen, ob ich in irgendwelchen Archiven ein Bild von ihm und dem Staudamm finde. An diesem Tag denke ich wieder daran. Mit ihm unterwegs, habe ich vielleicht auch mal als Kind eine Prägemünze gemacht. Das hier und heute in Vianden, das war eine wirkliche Zeitreise.

Der Denker greift zur Feder, er schaut in die Ferne, er blickt auf das Schloss, dann schreibt er seine Zeilen nieder.

Tipps:  Mit dem Sessellift schwebt man bis auf 440 Metern Höhe über dem Tal der Our.

Er fährt derzeit in der Sommersaison von April bis Ende Oktober jeden Tag ab 11 Uhr. An der Bergstation kann man kleine Snacks und Getränke zu sich nehmen, bevor man sich zu Fuß auf den Weg nach unten macht. www.vianden.lu  Lust auf eine größere Wanderung rund um Vianden und im schönen Éislek ganz im Norden Luxemburgs? Dazu laden die schönen Rundwanderwege „Éislek Pied“ ein. Es gibt sie in verschiedenen Längen und Schwierigkeitsgraden. Ihnen allen gemeinsam sind fantastische Aussichtspunkte und beschauliche Ecken, um Pause zu machen. www.visit-eislek.lu  Auf den Spuren des großen Schriftstellers Victor Hugo kann man wandeln, indem man sich das Haus ansieht, in dem er einige Monate lang im Exil in Vianden gelebt hat. Hier finden sich Schriften, aber auch Zeichnungen und Bilder von ihm. www.victor-hugo.lu

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Open and Diverse FOTOSAMMLUNGEN IN LUXEMBURG

Luxemburg,

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Deine Bilder! Die Geschichte der Fotokunst im Großherzogtum beginnt mit einem ihrer berühmtesten Pioniere, dem Fotografen Edward Steichen. Seitdem haben zahlreiche Künstler, Galerien, Kultur- und Geschäftsinstitutionen sein Erbe weitergeführt. Denn wie Kunst präsentiert wird, das hängt an den Menschen, die sie lieben. Zwei dieser Menschen sind die Kuratoren Paul di Felice und Ruud Priem. Text BIRGIT PFAUS-RAVIDA & MYLÈNE CARRIÈRE Fotos PANCAKE! PHOTOGRAPHIE

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Kleines Bild, große Wirkung. Es sind nicht immer die riesigen Werke, die den größten Eindruck machen. Hier in der Ausstellung des nationalen Geschichtsmuseums MNAHA kann man das spüren. 72

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„Dieses Bild ist superklein! Und doch zeigt es eine Familienszene mit zwei wichtigen Frauen in Edward Steichens Leben! Überhaupt haben ihn viele Frauen begleitet und inspiriert. Deshalb haben wir derzeit Steichens starke Frauen hier ausgestellt. Also die Fotografien, auf denen sie zu sehen sind.“ Ruud Priem steht lächelnd vor einem schwarz-weiß-Foto, das, von senkrechtem Format, nicht viel größer ist als eine Visitenkarte. Doch der Rahmen ist so groß wie die der anderen Kunstwerke in diesem Raum. Steichens Kunst wird hier in Wert gesetzt. Ruud Priem ist Chefkurator in Luxemburgs „Musée national d’archéologie, d’histoire et d’art“ (MNAHA), also das nationale Archäologie-, Geschichts- und Kunstmuseum. Der Niederländer liebt die Fotokunst und ist ein Verehrer Edward Steichens.

Tiefe Verbindung zum Fotopionier

gezeigt, Fotografien und Skulpturen, die sicht- und spürbar eine tiefe Verbindung zu Steichens Menschenund Naturbeobachtungen haben. Seien es wiederkehrende bildliche Elemente wie Bäume oder gar „nur“ Stimmungen und Schwingungen. Edward Steichen, der unter Fotografie-Enthusiasten als einer der wichtigsten amerikanischen Fotografen bekannt ist, und der die Fotografie zu einer eigenständigen Kunstform erhoben hat, wurde in Luxemburg geboren. „Eigentlich hat Steichen auch gemalt, aber als er merkte, dass seine Fotos besser sind als seine Gemälde, hat er die meisten seiner gemalten Bilder verbrannt. Das nenne ich konsequent!“, sagt Ruud Priem. Steichen sei immer neugierig gewesen und habe sich immer weiterentwickeln wollen. Er verließ das Land als Kind mit seinen Eltern. Erst in den 1960er-Jahren kehrte er in sein Geburtsland zurück und beschloss, Luxemburg einen Großteil seines

Erbes und damit einen wichtigen Teil der Geschichte der Fotografie zu hinterlassen: die Ausstellungen „The Family of Man“ und „The Bitter Years“ in den Jahren 1965 bzw. 1967. Die Ausstellung „The Family of Man“, die 1974 zum ersten Mal

Ruud Priem (links) kommt aus den Niederlanden, arbeitete u.a. für das Forschungsinstitut des J. Paul GettyMuseums in Los Angeles und hat sich in verschiedenen Städten Europas einen Namen als Kurator gemacht. Nach Stationen am berühmten Rijksmuseum in Amsterdam und anderen Kunstinstitutionen in Utrecht, Nijmegen und Brügge kam er 2020 an das Musée national d‘archéologie, d‘histoire et d‘art (MNAHA) in Luxemburg-Stadt. Dort ist er Kurator und Leiter der Abteilung Bildende Kunst.

Das Kulturinstitut hat eine permanente Sammlung mit Bildern, die wegen des empfindlichen Materials in einem rotierenden System aufgehängt werden; immer 20 sind im vom Kulturinstitut verwalteten Standort „Nationalmusée um Fëschmaart“ gleichzeitig zu sehen. Mit „Inspired by Steichen“ hat Ruud Priem nun Ende 2022, eineinhalb Jahre, nachdem er seinen Job beim MNAHA antrat, außerdem eine neue Reihe gestartet. Er setzt Künstler der Gegenwart mit dem großen in Luxemburg geborenen Fotopionier Steichen in Verbindung, dessen berühmte Ausstellung „The Family of Man“ UNESCO-Welterbe ist. Die Künstler Erwin Olaf und Hans Op de Beeck hat er mit ihren Werken

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Das Mudam widmet sich dem fotografischen Schaffen mit mehr als dreißig Künstlern in seinen Sammlungen, darunter die sehr bekannten Akteure Andreas Gursky, Wolfgang Tillmans, Thomas Ruff und Martin Parr.

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Erschaffen von Stararchitekt Ieoh Ming Pei, besticht das Mudam („Musée d‘Art Contemporain du Luxembourg“/ Museum für zeitgenössische Kunst) im Stadtteil Kirchberg durch seine besondere Bauart, die in Beziehung zur alten Festung steht und doch modern und elegant ist.

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In der Galerie „Schlassgoart“ in Esch/Alzette begeistert Ruud Priem und Paul di Felice, der auch hier einmal mehr Kurator ist, an diesem Tag die Ausstellung über den luxemburgischen UniversalKünstler Romain Urhausen. Er ist im Jahr 2021 mit 90 Jahren verstorben. In den 1950er- und 1960er-Jahren war er ein Pionier der Fotografie in Luxemburg und hatte wie viele Fotografen damit zu kämpfen, dass diese lange nicht als eigene Kunstform anerkannt war.

teilweise im Schloss von Clerf im Herzen des Nordens des Landes gezeigt wurde, ist quasi die wahre Geburtsstunde der Fotografie in Luxemburg. Diese Begeisterung hält immer noch an. „The Family of Man“ kann man in Clerf dauerhaft besichtigen, und die Ausstellung lockt Fotofans aus dem In- und Ausland gleichermaßen. Seit Anfang der 1980er-Jahre organisieren sich Enthusiasten, Fotografen und Kuratoren, um das

fotografische Schaffen im Großherzogtum sichtbar zu machen. 1989 wurde das Centre national de l’audiovisuel (CNA) gegründet, dessen Aufgabe es ist, das audiovisuelle Erbe Luxemburgs, einschließlich der Fotografie, zu sammeln, zu bewahren und aufzuwerten. Die beiden von Edward Steichen hinterlassenen Sammlungen wurden in die Institution integriert, die sie ab 1994 („The Family of Man“) und 2012 („The Bitter Years“) dauerhaft ausstellte; „The Bitter Years“ wird allerdings gerade restauriert und ist nicht zu sehen. Das CNA hat aber auch gleichzeitig ein Programm mit Sonderausstellungen, Aufträgen und kreativer Unterstützung für nationale und internationale Fotografen entwickelt.

Aktiv: „Café-Crème“ Die Galerie „Nei Liicht“ wurde 1982 in Düdelingen im Süden des Landes gegründet. Sie war damals der einzige Ort, der diesem Medium gewidmet war, und stellte Fotografie aus, organisierte aber auch zahlreiche Treffen und Schulungen mit Fotografen aus allen Bereichen. Fast zeitgleich entstand der Verein „CaféCrème“ von Paul di Felice, Pierre Stiwer und Paul Bretz. Der Verein hat von 1984 bis 1991 das gleichnamige großformatige Magazin herausgegeben und sich auch auf die Organisation von Veranstaltungen rund um die Fotografie spezialisiert. Ganz wichtig hier: der „European Month of Photography“ („Emop“), der das erste Mal im Jahr 2006 stattfand. Er fördert europaweit junge, aufstrebende Künstlerinnen und Künstler in wechselnden Städten Europas. Aktiv waren Paul di Felice und das „Café Crème“-Team auch

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In der Hauptstadt im Park in Merl gibt es eine wechselnde Ausstellung mit Fotografien unter freiem Himmel. Zwei Mal im Jahr werden die „schwebenden“ Bilder ausgetauscht. Einmal sind es junge luxemburgische Künstlerinnen und Künstler im Rahmen des „Emop“, das andere Mal Schüler aus Luxemburg, deren Werke hier präsentiert werden.

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In den Räumen der Anwaltskanzlei Arendt & Medernach wird seit Jahrzehnten gesellschaftsrelevante Kunst ausgestellt. Themen, die alle berühren, begegnen hier dadurch täglich den Besuchern und den Menschen, die hier arbeiten.

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Diese Bilder gehören zu der Ausstellung „Hidden Narratives“. Ein Moment, eingefangen mit der Kamera der Fotografin Susan Meiselas. Zusammen mit der ebenfalls weltbekannten Fotografin Isabel Muñoz erzählt sie in der Expo „verborgene Geschichten.“ 79


im Casino Luxembourg – Forum für zeitgenössische Kunst; dort organisierte man in den 1990ern eine aktualisierte Version von The Family of Man: „The 90s: A Family of Man?“. Paul di Felice ist Präsident des „EMOP“, hat einen Doktor in visueller Kunst, ist unabhängiger Kurator,

Paul di Felice kuratiert die ständige Sammlung der Anwaltskanzlei Arendt & Medernach, ist zudem unter anderem aktiv in der „Association Internationale des Critiques d’art Luxembourg“, Präsident des Netzwerks „European Month of Photography“ und Vizepräsident der Vereinigung „Lëtz’Arles“, die Luxemburger Künstler international bekannt machen möchte, und Co-Direktor von „CaféCrème“.

bildender Künstler und Fotograf, und er verbindet gerne verschiedene Formen, von Poesie bis Installationskunst. Der 70-Jährige ist überall im Land und auch im Ausland aktiv unterwegs, um die Fotografie zu fördern und zu feiern. Mit Ruud Priem verbindet ihn die gemeinsame Passion für Fotokunst und für Ausstellungen, die in einem größeren Kontext stehen. So haben die beiden unter anderem im MNHA im Rahmen des „European Month of Photography“ die Expo „Rethinking Identity“ zusammengestellt.

Mensch und Kunst „Das sind existenzielle Fragen. Wer bin ich? In welcher Beziehung stehe ich zur Welt? Was sind Identitäten? Das können Geschlechter, aber auch die Herkunft der Menschen sein, im international geprägten Luxemburg natürlich sehr interessant wegen der vielen Menschen mit Migrationshintergrund“, erklärt Paul di Felice, während er mit Ruud vor den Porträts der Ausstellung steht.

Die „Rethinking“-Reihe zeigt: Man kann und muss alles neu denken. Etwa bei den Themen „Rethinking Nature“ und „Rethinking Landscape“: Wie sehen Künstler die Natur, wie sehen sie das Bewusstsein des Menschen bezüglich Natur und Landschaften? Ein ganz klassisches Thema in der Kunst, das aber gerade heute wieder sehr aktuell ist. „Wir zeigen auch bald Rethinking Photography“, sagt Paul di Felice. „Topaktuell, denn: Wie verändert künstliche Intelligenz die Fotografie? Ist sie eine Bereicherung oder muss man sie bekämpfen?“ Für Paul di Felice und Ruud Priem steht außer Frage: Fotografie muss man auch und vor allem in ihrem zeitlichen Kontext betrachten. Doch jenseits der Museen und der diversen Galerien findet man in Luxemburg ebenfalls überall Fotokunst. Zum Beispiel im Geschäfts- und Bankenviertel Kirchberg, etwa bei der Gruppe Deutsche Börse, die eine der größten Sammlungen zeitgenössischer Fotografie seit Mitte des 20. Jahrhunderts besitzt und einen der renommiertesten Preise, den „Deutsche Börse Photography Foundation Prize“, auslobt.

Kreative Fülle Auch die renommierte Anwaltskanzlei Arendt & Medernach stellt seit vielen Jahren ihr Engagement für das kreative Schaffen und insbesondere für die zeitgenössische Fotografie unter Beweis. Wer die Räume betritt, staunt über die Allgegenwart der Kunst und die Architektur, die genau dafür gemacht zu sein scheint. In den Gängen betrachten Porträts die Besucher. Und in den Konferenzräumen sind es Natur-Aufnahmen jeglicher Art. Bei Arendt & Medernach ist

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Wo steht der Mensch inmitten der Gegenwart, der Vergangenheit, der Zukunft? Wie definiert sich jemand, wie erschafft sich jemand neu? Auch mit diesen Fragen beschäftigt sich die Fotografie. 81


Paul di Felice wieder wichtiger Akteur: Er kuratiert die Ausstellungen, die im Herzen des luxemburgischen Firmensitzes präsentiert werden. Außerdem gibt es dort eine dauerhafte Sammlung nationaler und internationaler Fotografen, einen Förderpreis für einen der beim „European Month of Photography“ vorgestellten Fotografen und eine Vereinigung rund um den renommierten Edward Steichen Award.

Fotofieber forever Das Fotofieber wird im Großherzogtum nicht so schnell nachlassen. Edward Steichen hat einen unauslöschlichen Fußabdruck in der Geschichte der Fotografie hinterlassen. Und Luxemburg scheint fest entschlossen, diesen Weg weiter zu gehen.

„Rethinking Identity“ im „Nationalmusée um Fëschmaart“: Auf den beeindruckenden Bildern sind Frauen und ihre Geschichte(n) dargestellt. Oft schmerzhaft, aber immer wunderschön.

Tipps rund um Fotokunst in Luxemburg  Die Steichen Collections Luxemburg vereinen Kunstwerke, die mit dem Erbe von Edward J. Steichen (1879 – 1973) und seiner langen, vielfältigen Karriere in Zusammenhang stehen, welche vor allem durch die Fotografie geprägt war. Mehrere öffentliche Sammlungen zeugen von seiner bemerkenswerten Laufbahn als Fotograf und als Kurator für das New Yorker Museum of Modern Art (MoMA): die des Musée national d‘archéologie, d’histoire et d’art (MNHA), der Stadt Luxemburg und des Nationalen Instituts für Bild und Ton (CNA). Erste Anlaufstelle für das vollkommene Steichen-Erlebnis ist „The Family of Man“. Die Ausstellung in Clerf ist einfach ein Gesamtkunstwerk. www.steichencollections.lu  Kunst open air gefällig? In Clerf gibt es die immer wechselnde Bilderausstellung unter freiem Himmel, die „Cité de l’image“. www.clervauximage.lu

 Beim „European Month of Photography“ (EMOP) spielt Luxemburg seit 2006 eine wichtige Rolle. www.europeanmonthofphotography.org  Das CNA ist in Luxemburg die Anlaufstelle für Fotokunst-Interessierte. Im Wasserturm in Düdelingen gibt es immer wieder wechselnde Ausstellungen und bald auch wieder Steichens „The Bitter Years“. www.cna.lu  In Esch/Alzette ist die Galerie „Schlassgoart“ ein besonderes Highlight, auch architektonisch. Sie zeigt die Sammlung des Stahlindustrie-Riesen ArcelorMittal, früher Arbed. Die Werke haben stets mit der luxemburgischen Stahlindustrie zu tun. Architekten sind EMBT: Enric Miralles, Benedetta Tagliabue, Arquitectes Associats, Moreno Architectes. www.schlassgoart.lu  Für das interessierte Publikum an jedem Wochenende offen ist die große Anwaltskanzlei Arendt & Medernach. Leicht zu erkennen an den ikonischen „Walking in the city“-Figuren des Künstlers Julian Opie, die vor der Fassade des Gebäudes von 2017 stehen. www.arendt.com/arendt-art

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룩셈부르크. OUR COMMON GROUND.

BE PART OF IT

Luxemburg ist ein Ort, an dem sich Kulturen treffen. Es ist eines der vielfältigsten und inklusivsten Länder der Welt mit über 180 Nationalitäten und durchschnittlich werden 3,6 verschiedene Sprachen pro Einwohner gesprochen. Jede(r) von ihnen macht Luxemburg zu einem gemeinsamen Land, dem „common ground“.

* Luxemburg

www.ourcommonground.lu

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Transforming Experiences SCHIEFERMUSEUM IN OBERMARTELINGEN

SchieferGeschichte In den grünen Hügeln des malerischen Obermartelingen liegt ein Ort, der die Besucher in eine Epoche führt, als Handarbeit noch der Schlüssel zur Industrie war. Die Geschichte spricht aus den Steinen selbst und ist auf faszinierende Weise präsentiert – im neuen Schiefermuseum. Text und Fotos TOM JUTZLER

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Mit sorgfältig restaurierten Gebäuden und einer Fülle von Artefakten bietet das Schiefermuseum den Besuchern einen Einblick in einen oft übersehenen, aber grundlegenden Teil der luxemburgischen Industriegeschichte, der von 1790 bis 1986 dauerte. Aber der wahre Schatz dieses Museums sind nicht die Ausstellungsstücke – es sind die Menschen, die dort gearbeitet haben. Bei unserem Besuch hatten wir das Glück, René Risch zu treffen, einen ehemaligen Arbeiter, dessen Hände unzählige Schieferblöcke in nutzbare Materialien verwandelt haben. Mit seinen lebhaften Augen und der durch Arbeit geprägten Haltung ist René das menschliche Gesicht eines Industriezweigs, der in den vergangenen Jahrhunderten eine entscheidende Rolle spielte.

Mit 14 Jahren an der Maschine Die Geschichten, die er zu erzählen hat, machen das Museum lebendig. René erzählt von den schwierigen Bedingungen, unter denen die Arbeiter täglich Schiefer schnitten und formten, von der Kameradschaft und den kleinen Freuden, die sie inmitten der schweren Arbeit fanden. Es ist nicht nur die Geschichte des Schiefers, die hier erzählt wird, sondern auch die der Menschen, die ihr Leben dieser harten, aber lohnenden Arbeit gewidmet haben.

„Hier“, sagt er und zeigt auf eine Bank, „war mein Platz. Hier habe ich begonnen.“ Er lehnt sich gegen die Wand, seine Finger streichen sanft über das vertraute Gemäuer. „Ich war ein Junge, vierzehn Jahre alt, als ich hier anfing. Es war hart, sehr hart. Die Arbeitstage waren lang, und das Schneiden des Schiefers erforderte Präzision und Konzentration.“ Mit einem fast jugendlichen Lächeln auf dem Gesicht bewegt sich René zu einer Ecke des Raumes,

wo ein altes Schiefer-Schneidegerät steht. Er setzt sich hin und nimmt vorsichtig einen unbearbeiteten Stein in die Hände. „Ich frage mich, ob ich es noch kann“, sagt er mit einem schelmischen Blick. Die Besucher um ihn herum werden ganz ruhig, als er den Stein auf die Maschine legt und das Schneidegerät langsam in Bewegung setzt. Es ist ein Moment von gespannter Stille, dann hört man das Kratzen des Schneidewerkzeugs auf dem Stein. René bewegt sich mit der Routine und Präzision des geübten Handwer-

Es ist nicht nur die Geschichte des Schiefers, die im Museum erzählt wird, sondern auch die der Menschen, die ihr Leben dieser harten, aber lohnenden Arbeit gewidmet haben. Im Alter von nur vierzehn Jahre fing René Risch damit an. Die Arbeitstage waren lang, und das Schneiden des Schiefers erforderte Präzision und Konzentration.

Mit einer leicht melancholischen Miene führt uns René in den hinteren Teil des Museums, zu einer Ecke, die durch das weiche Licht eines alten Fensters erhellt wird.

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kers. Viele kleine Bewegungen. Krrk, krrk, krrk. Et voilà: eine perfekt geschnittene Schieferplatte liegt auf seinem Handteller. Das Museum bietet eine spannende Zeitreise in die 200-jährige Luxemburger Schieferindustrie. Gezeigt wird der Weg vom Schieferstein, von seiner Entstehung und seinem Abbau bis hin zum fertigen Produkt und seinem Weitertransport. Während der offiziellen Öffnungszeiten können die Besucher das Museumsgelände frei erkunden.

Nach der Begegnung mit René übernimmt ein weiterer Guide die Führung, um die Gäste in die Unterwelt des Besucherbergwerks zu entführen. Mit Helmen ausgestattet, beginnt der Abstieg in die Tiefe. Die Luft wird kühler, und bald ist das stete Tropfen von Wasser zu hören, das von der

Decke fällt und dunkle Pools auf dem felsigen Boden bildet. Kleine Pfützen auf den Treppenstufen und riesige Seen am Grund der weitverzweigten Höhle. Die Feuchtigkeit ist allgegenwärtig, sie hängt in der Luft und lässt die Finger kalt und klamm werden. In den Tunneln des Bergwerks wird die Geschichte des Schieferabbaus auf beeindruckende Weise zum Leben erweckt. Licht- und Videoinstallationen erhellen die alten Stollen und erzeugen lebendige Schatten, die auf den Wänden tanzen. Die Illuminationen beleuchten die raue Schönheit des Schiefers und werfen – sprichwörtlich – ein neues Licht auf die Arbeit, die hier geleistet wurde.

Erhellendes unter Tage Die Videoprojektionen zeigen die Bergleute bei ihrem Tun und geben so den Zuschauern einen realistischen Eindruck davon, wie es gewesen sein muss, in diesen Tunneln zu „malochen“. Die Geräusche von Hämmern und Meißeln hallen durch den Raum, gemischt mit dem Echo der Stimmen von Männern, die vor langer Zeit hier gearbeitet haben. Aber es ist nicht nur die Geschichte, die hier unten spürbar ist. Es ist auch die Präsenz der Natur selbst. Die Feuchtigkeit, die Kühle, das ständige Tropfen des Wassers – alles erinnert daran, dass dies ein Ort ist, der vom Menschen geformt, aber immer noch stark von den Elementen beeinflusst wird. Nach dem eindrucksvollen Besuch des Bergwerks kehren die Besucher

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Ein Besuch im Bergwerk ist ein Erlebnis, das die Sinne berührt. Es ist ein Ort, an dem man die Geschichte nicht nur sehen, sondern auch fühlen, riechen und hören kann.

In den Tunneln wird die Geschichte des Schieferabbaus mit Videoprojektionen auf beeindruckende Weise zum Leben erweckt. Jacke und festes Schuhwerk werden für die Besichtigung unter Tage empfohlen.

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Arbeit unter Tage erleben:  Das Schiefermuseum wurde nach langen Planungen im Jahr 2023 eröffnet. Viele engagierte Menschen und ehemalige Mitarbeiter waren daran beteiligt, es zu dem inspirierenden Ort zu machen, der es heute ist. Dieses Engagement wurde unter anderem bei den Luxemburger „Tourism Awards 2023“ mit mehreren Preisen belohnt. www.ardoise.lu

René ist das menschliche Gesicht eines Industriezweigs, der in den vergangenen Jahrhunderten eine entscheidende Rolle spielte. Auf den großen Fotos in der Ausstellung sind Arbeiter zu sehen, wie sie Schieferblöcke in nutzbare Materialien verwandeln.

ans Tageslicht zurück und haben vielleicht das Glück, René im „Bopebistro“ zu begegnen. Das Bistro ist ein gemütlicher Ort innerhalb des Museums, wo man eine Tasse Kaffee und lokale Spezialitäten genießen kann.

Freunde des Schiefers Hier trifft sich René regelmäßig mit den weiteren Mitgliedern des Vereins „Frënn vun der Lee“, einer Gruppe von Enthusiasten, die sich der Bewahrung dieses bedeutenden kulturellen Erbes verschrieben haben. Obwohl die Mitglieder des Vereins deutlich jünger als René sind, teilen sie seine Leidenschaft für

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das Handwerk und die Geschichte des Schiefers. Sie hören ehrfürchtig zu, wenn René Geschichten aus seiner Zeit als Arbeiter erzählt und seine Erfahrungen und Kenntnisse mit ihnen teilt. Diese Treffen sind mehr als nur gesellige Zusammenkünfte, sie sind ein lebendiges Zeugnis des unermüdlichen Engagements dieser Gemeinschaft dafür, dass die Geschichte dieses Ortes nicht in Vergessenheit gerät. In dieser herzlichen Atmosphäre kann man die Freude und den Stolz spüren, die René und seine jüngeren Freunde für ihr Erbe empfinden. Sie laden jeden dazu ein, sich ihnen anzuschließen, zu lernen und die einzigartige Kultur und Geschichte des luxemburgischen Schieferbergbaus zu erleben.

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 Fasziniert vom Arbeitsleben „unter Tage“? Da gibt es in Luxemburg noch weitere Orte, an denen die IndustrieVergangenheit lebendig wird. Zum Beispiel im Süden des Landes im Freilichtmuseum Fond-de-Gras. Dort wurde ein altes Bergwerk wieder eröffnet und kann dank der gelben Grubenbahn „Minièresbunn“ bei einer rumpelnden Fahrt durch die Felsen besichtigt werden. Im Gegensatz zum Nordwesten Luxemburgs wurde hier aber nicht Schiefer abgebaut und verarbeitet, sondern rotes Gestein, das Eisenerz enthält. Dieses war dann über viele Jahre hinweg die Grundlage der Stahlproduktion in Luxemburg. Noch mehr Einblicke rund um die Stahlproduktion und das Leben der Arbeiter findet sich auch im benachbarten Dörfchen Lasauvage, das man mit der Minenbahn erreicht. www.minettpark.lu


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Transforming Experiences DIE KASEMATTEN DER STADT LUXEMBURG

Verborgene Tunnel und sprechende Steine

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Die Kasematten, das ist ein faszinierendes, kilometerlanges Tunnelsystem, das die gesamte Altstadt von LuxemburgStadt unterirdisch durchzieht und sogar bis aufs Kirchberg-Plateau reicht. In verschiedenen spannenden Führungen kann man sie erleben: Ob klassisch die Bockund Petruss-Kasematten, die für Touristen mit relativ wenigen Einschränkungen offen sind, oder etwas geheimnisvoller die oft verborgenen Tunnel, die die Freunde der Festungsgeschichte bei speziellen Führungen zeigen. Text BIRGIT PFAUS-RAVIDA Fotos PANCAKE! PHOTOGRAPHIE

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Der Guide Jean kennt die Bock- und auch die PetrussKasematten in der Hauptstadt seit seiner Jugend. Er trägt seinen Hut nicht aus modischen Gründen. Wenn die Decke in den steinernen Tunneln niedrig wird, stößt der Hut zuerst an und warnt den jungen Mann, dass er den Kopf einziehen muss. Wie hier im GoldregenTunnel unter der Goldenen Frau.

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Die wunderschöne Nixe Melusina ist die tragische Heldin in der Gründungssage rund um Luxemburg. Graf Siegfried verliebt sich unsterblich in sie, als er sie, zur Frau verwandelt, im Alzette-Tal sieht. Melusina, die sich auch in ihn verliebt und den Grafen in menschlicher Gestalt heiratet, ist sehr glücklich mit Siegfried, doch für das Eheglück hat sie eine Bedingung: Sie will einmal in der Woche alleine sein. Immer samstags schließt sie sich in ihrer Kemenate ein, und Siegfried darf nicht zu ihr. Denn dann verwandelt sie sich für diesen einen Tag zurück in eine Nixe, in ihr „altes Ich“. Doch eines Tages hält der Graf es nicht mehr aus, so neugierig ist er. Er spitzt durchs Schlüsselloch ihres Zimmers, sieht die Verwandlung und den Fischschwanz, stößt einen Schrei aus – und zieht sich den Zorn seiner Ehefrau zu. Je nach Variante der Sage springt sie vom Bockfelsen in den Fluss, die Alzette, und wird nicht mehr gesehen, oder sie wird vom Felsen verschluckt.

Arbeitsplatz des jungen Stadtführers. Der ist gleichzeitig auch noch Schauspieler und Buchautor. Und in seinem Buch „The Pleasure of Drowning“, das er auf Englisch verfasst hat – „ich liebe alle Sprachen!“, sagt der gebürtige Luxemburger – steht unter anderem auch die von ihm poetisch abgewandelte Geschichte der Melusina. Der junge Guide heißt als Künstler Jean Bürlesk und mit richtigem Namen Jean Beurlet. Er kennt die Bockund auch die Petruss-Kasematten in

„Luxembourg City Underground“: Sowohl die Bockals auch die PetrussKasematten wurden renoviert. Jetzt stehen sie dem großen Publikum wieder offen. Die Bock-Kasematten kann man eigenständig besuchen, in den Petruss-Kasematten muss ein Guide dabei sein.

Schlange und goldener Schlüssel „Und das hier ist der Brunnen, in dem Melusina heute noch leben soll. Er steht an der Stelle, an der sie vom Felsen verschluckt wurde. Hier webt sie an einem Leichentuch für die Stadt Luxemburg. Sie beschützt die Stadt, kann sie aber auch ins Verderben stürzen, wenn sie nicht erlöst wird.“, erzählt der junge Mann mit dem langen Haar, der Brille und dem Hut mit dramatischer Stimme. Er steht neben dem 47 Meter tiefen Brunnen mitten in den Bock-Kasematten. Die Kasematten, das unterirdische Verteidigungssystem, das die ganze Altstadt untertunnelt und bis zum Kirchberg-Plateau reicht, sind ein geliebter

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Die Tatsache, dass es ständig auf und ab geht, und die immer wieder überraschenden Ausblicke nach draußen zeigen die buchstäbliche Vielschichtigkeit der Kasematten. Sie prägen das Bild der Stadt entscheidend mit.

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Die Spuren des französischen Festungsbaumeisters Vauban finden sich in den Bauten und im Gefüge der Altstadt überall wieder. Altstadt und Festung gehören zum UNESCOWelterbe. Und mehr als das: Die gesamte moderne Stadt ruht zu großen Teilen auf diesen alten Festungsmauern! 95


der Hauptstadt buchstäblich wie seine Westentasche. Der studierte Historiker hat es schon als Schüler geliebt, Gäste durch die unterirdischen Tunnelsysteme zu führen. Entsprechend hat er eine Ausbildung gemacht und ist offizieller Guide des LCTO (Luxembourg City Tourist Office).

UNESCO-Welterbe Im Laufe seiner Zeit als Guide hat sich in den Kasematten einiges verändert. Sowohl die Bock-, als auch die Petruss-Kasematten wurden renoviert, waren jeweils eine Zeit lang geschlossen. Und jetzt stehen sie dem großen Publikum wieder offen. Die Bock-Kasematten kann man eigenständig besuchen, in den Petruss-Kasematten muss ein Guide dabei sein. Alles über die Kasematten zu erzählen, was es zu wissen gibt, ist im Rahmen einer knapp 45-mi-

nütigen Führung schier unmöglich. Denn die gesamte politische Geschichte des Landes mit allen Irrungen und Wirrungen und Eroberungen hängt damit zusammen; hat doch etwa der französische Festungsbaumeister Vauban nach seinem erfolgreichen Angriff und damit der Eroberung Luxemburgs 1684 alles rund um die Festung hochmodern perfektioniert und ausgebaut. Seine Spuren finden sich in den Bauten und im Gefüge der Altstadt überall wieder. Altstadt und Festung gehören zum UNESCO-Welterbe. Und mehr als das: Die gesamte moderne Stadt ruht zu großen Teilen auf diesen alten Festungsmauern! Der Raum im Eingangsbereich der Kasematten illustriert die Ausgrabungen rund um das militärische Verteidigungssystem. Eine Orientierung gibt hier ein Modell der Altstadt. Es zeigt, wo sich die Besucher unterirdisch entlang bewegen.

Von den Bock-Kasematten aus hat man immer wieder tolle Ausblicke, etwa auf den Stadtteil Kirchberg mit seinen modernen Hochhäusern.

Durch Gänge, über Treppen, geht es in den Bock-Kasematten dann weiter, immer wieder vorbei an großen Fensteröffnungen, die vor der Schleifung der Festung im Jahr 1867 kleine Lücken waren und von außen schlecht sichtbar. Heute prägen die großen Fenster und Balkone das Bild der Stadt mit, man kann sie von beiden Seiten des Felsens aus sehen. „Sie müssen sich mal vorstellen, wie feucht und kalt und stickig es hier drin war. Keine Hygiene, wenig Sauerstoff, Pulverdampf, wenn geschossen wurde. An einer feindlichen Kugel ist hier keiner gestorben, aber vielleicht an Krankheiten“, lässt Guide Jean die Szenerien von früher lebendig werden. Theoretisch hatten hier in den Bock-Kasematten 1200 Soldaten und 50 Kanonen Platz. Und einmal haben hier wirklich Menschen für eine längere Zeit gelebt.

Pulverdampf und Pferdefleisch „Der österreichische Kommandant Feldmarschall von Bender war über die Wintermonate 1794-95 im Alter von 82 Jahren mit seinen Truppen hier, um die Festung gegen die Franzosen zu verteidigen!“, erzählt Jean. Die Bewohner der Kasematten mussten teils die eigenen Pferde essen, als die Versorgungslage kritisch wurde. Zum Glück erlaubte die österreichische Regierung nach acht Monaten den Abzug. Früher hat man sich in den Kasematten wahrscheinlich sehr beengt gefühlt, doch das ist lange her. Die Schleifung der Festung führte dazu, dass die Fenster vergrößert wurden, sodass von hier aus auch nicht mehr geschossen werden kann, weder

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Wie langgezogen das Tunnelsystem der Bock-Kasematten ist, sieht man hier auf dem Schild im Eingangsbereich.

Ein beeindruckendes Erlebnis in den Petruss-Kasematten: Sprechende Steine erzählen mit einer Video-Installation ihre Geschichte.

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Die ersten Kasematten wurden 1644 angelegt. Sie wurden im Laufe der Zeit immer wieder erweitert und verbessert. Wo das Wort „Kasematte“ herkommt, ist nicht endgültig klar. Wohl von griechisch „chasma(ta)“, was „Spalte“ oder „Erdkluft“ bedeutet.

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Das Fort Lambert ist Teil einer Festungsanlage aus dem 17. Jahrhundert im Luxemburger Stadtpark. Die Schleifungsarbeiten der Jahre 1868-1874 machten das gesamte Fort dem Erdboden gleich. Teile wurden erst 2001 bei Arbeiten für ein Parkhaus wiederentdeckt.

mit Kanonen, noch mit Gewehren. Immerhin wurden die Räume in den beiden Weltkriegen noch als Schutzbunker genutzt. In einem der Säle, dem Saal „Tun Deutsch“, hat sogar im 20. Jahrhundert eine Zeitlang das Kasemattentheater gastiert, das heute seinen Sitz im Stadtteil Bonneweg hat. „In den Petruss-Kasematten ist es früher eigentlich auch noch viel dunkler gewesen“, erinnert sich Jean, als er diese nach dem Gang

durch die Bock-Kasematten und einem kleinen Spaziergang durch die Stadt betritt.

Kasematten mit Licht und Sound Seit der jüngsten Renovierung erfüllt ein faszinierendes neues Besucherkonzept die Gänge mit Licht und Sound. Elektrische Fackeln leuchten, Schrift glimmt an der Wand. In einem Raum beginnen sogar die Steine „zu sprechen“ und erzählen als angeleuchtete Silhouetten von Zeiten, in denen Champignons in den Kasematten gezüchtet und Bierfeste gefeiert wurden; auch Schaumwein wurde eine Zeitlang hier gelagert. Doch es gibt auch einige verborgene Schätze, die man nicht bei den „klassischen“ Gängen durch die beiden bekannten Kasematten Bock und Petruss sehen kann. Diese zu zeigen, das haben sich die Freunde der Festungsgeschichte seit den 1990er-Jahren auf die Fahnen geschrieben. Sie organisieren Führungen, wo man schon mal durch Eingänge in die Unterwelt steigt, die man sonst gar nicht wahrgenommen hätte. Etwa rund um die Villa Vauban, nah beim Turm des Fort Louvigny, oder unter der „Kinnekswiss“, die nach dem König Ludwig dem 14. benannt ist. Und zum Beispiel auch im Stadtpark beim Fort Lambert. „Ich muss schauen, welcher hier passt!“, sagt Robert Wagner, Präsident des Vereins der „Frënn vun der Festungsgeschicht“, und zückt einen riesigen Schlüsselbund. Drei Schlüssel davon probiert er aus, dann macht es „klick“, und er

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Wohin mit wem:  „Rocks coming to Life“: Erkunden Sie die PetrussKasematten wie noch nie zuvor. Storytelling begleitet Besucher auf Schritt und Tritt. www.luxembourg-city.com  „Rock with a view“: Wer durch die Kasematten des Bock-Felsens spaziert, hat immer wieder tolle Aussichten über die Stadt und kann das Zusammenspiel aus Alt und Neu genießen. www.luxembourg-city.com  Geheime Eingänge und ungewöhnliche Führungen bieten die Freunde der Festungsgeschichte mit Voranmeldung für Gruppen. Wer ihnen folgt, erlebt noch einmal andere Kasematten. Ohne Orientierungsschilder, ohne Storytelling, und man hat stets das Gefühl, dass es besser ist, einen Guide dabeizuhaben. www.ffgl.lu Von den Kasematten aus führen viele weitere Wege durch das UNESCO-Erlebnis.

kann das Metallgitter nach hinten schieben, das eine Treppe in die Dunkelheit freigibt.

Tor zu verborgenen Schätzen Der große Mann mit den grauen Locken ist oft mit Gruppen unterwegs und zeigt ihnen gerne die verborgenen Kasematten. Über das Fort Lambert und die militärischen Tunnel darunter sowie auch über andere Teile der Festung hat der gelernte Hochbau-Ingenieur, der lange für das nationale Geschichtsmuseum bei Ausgrabungen in Dalheim und an anderen Orten tätig war, bereits einige Bücher geschrieben. Dann steigt er die Treppen hinunter. Zwei Teelichter glimmen, noch übrig von einer Führung seiner Kollegen, die heute bereits hier waren. Ein „Klick“, und das elektrische Licht wird von Robert Wagner angeschaltet. Nun geht es durch Gänge, die eng und niedrig sind. „Hier hätte man dem Feind

durch Sprengung den Weg abschneiden können“, erklärt er an einer Stelle. Überall in den Kasematten wurde früher Schießpulver verwendet. Und dann auf einmal ein Ausgang, und man steht zwischen den steinernen Überresten des Fort Lambert. Das Kunstwerk „Die Welle“, das von oben, vom Park aus, sichtbar den frisch-grünen Rasen rund um das Fort mit gleichmäßigen, steinernen Kreisen durchbricht, sieht man von hier unten, nach einem Weg durch die Gänge, buchstäblich aus einer neuen Perspektive. Wenn man dann auf dem Rasen zwischen den Mauern steht und nach oben schaut, sieht man auch die staunenden Blicke der Passanten, die wohl nicht gedacht hätten, dass man hier herumlaufen kann.

Unheimliches Gerumpel Plötzlich ertönt lautes Gerumpel in den dunklen Gängen. „Keine Sorge, das kommt von den Autos, die im Parkhaus über die Rampe fahren!“, erklärt Robert Wagner beruhigend. Denn gleich nebenan, hinter den Mauern, sind die Parkplätze des Parkhauses Monterey. Ein Glück, es sind nicht die Mauern der Kasematten, die in sich zusammenfallen. Der Fluch der Melusina hat sich heute noch nicht erfüllt: Noch steht die Stadt sicher auf ihren Grundfesten. Aber vielleicht sollte man weiter gut Ausschau halten rund um den Brunnen in den Bock-Kasematten. Vielleicht steigt ja die wunderschöne Nixe Melusina bald wieder aus den Kasematten auf, um erlöst zu werden. Wer weiß, wer dann dabei ist?

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Das Ensemble aus Stein, Beton und Metall sowie das Kunstwerk „die Welle“ machen das Fort Lambert zu einem faszinierenden Ort – nicht nur für die beiden Guides und Kasematten-Kenner Jean Beurlet und Robert Wagner.

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Daydream DIE BIBLIOTHEKEN DES LANDES

Reisen für Geist und Seele In der lebendigen Kulturlandschaft Luxemburgs verbergen sich oftmals unerwartete Schätze. Sie sind architektonische Meisterwerke, ein Mosaik aus Kultur und Geschichte und eine Oase der Ruhe inmitten des hektischen Stadtlebens. Hier verbergen sich Geschichten, die nur darauf warten, entdeckt zu werden: Luxemburgs zahlreiche Bibliotheken. Die luxemburgische Autorin Stéphanie Heuertz findet Inspiration an genau diesen Orten. Seien diese urban oder ländlich-charmant. Text CAROLE THEISEN Fotos PANCAKE! PHOTOGRAPHIE

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Die perfekte Symmetrie und faszinierende Perspektiven bietet die Nationalbibliothek des Landes in Luxemburg-Kirchberg. Hier kann die junge Autorin Stéphanie Heuertz recherchieren und träumen zugleich.

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Willkommen zu einer unkonventionellen Reise durch Luxemburg, bei der Weltenbummler und Kulturbegeisterte in eine Welt voller Wissen, Fantasie und Inspiration eintauchen: Luxemburgs vielfältige Bibliotheken. Und das sind nicht muffige Räume, in denen alte, langweilige Bücher in den Regalen verstauben. Stattdessen warten bibliophile Oasen voller Leben und Innovation, wo die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen. Vor allem in einer Zeit, in der Menschen sich in virtuellen Sphären verlieren und die digitale Realität sie fest umklammert, bieten Bibliotheken einen befreienden Kontrast. Sie sind nicht nur Orte des Wissens und der Bildung, sondern auch lebendige Gemeinschaftszentren, sind Hüter der Geschichte und Inspiration für die Zukunft.

Unbändige Neugier Stéphanie Heuertz hat seit ihrer eigenen Schulzeit eine ganz besondere Beziehung zu Bibliotheken. Mit ihrer Leidenschaft für Literatur und ihrer unbändigen Neugier geht die junge Autorin heute auf eine bibliophile Entdeckungsreise durch das ganze Land: von der imposanten Nationalbibliothek, die nicht nur mit ihren historischen Schätzen glänzt, über das futuristische „Luxembourg Learning Centre“ in Belval bis hin zu versteckten Büchernestern in Wiltz und dem ländlichen Schwebsingen. Aber aufgepasst: Einmal von der Magie der Bibliotheken ergriffen, gibt es kein Zurück mehr.

– von seltenen Manuskripten bis hin zu zeitgenössischen Comics, von historischen Dokumenten bis hin zu modernen interaktiven Exponaten.

Sitzecken und Nischen zum Lesen Von außen kann man nur erahnen, was einen im Inneren erwartet, doch schon beim Betreten des großen Lesesaals trifft Stéphanie der Wow-Effekt mit voller Wucht. Eine beeindruckende Architektur, eine warme Atmosphäre und angenehm gedämpftes Licht empfangen die junge Autorin. Die verwinkelte Architektur führt sie auf eine Reise voller Überraschungen und eröffnet unzählige kleine Sitzecken und Nischen, versteckte Rückzugsorte, die zum Verweilen und Schmökern einladen. „Bibliotheken sind einfach perfekt, wenn man unter Leuten sein und

trotzdem seine Ruhe haben möchte“, beschreibt es Stéphanie. Sie erzählt, wie gerne sie sich früher in der ehemaligen Nationalbibliothek – damals noch neben der Kathedrale – und vielen weiteren Bibliotheken im In- und Ausland zurückgezogen hat, um für Prüfungen und Examen zu lernen. Und wie es der Zufall so will, schlendert sie heute durch die Nationalbibliothek und trifft ihre eigenen Schüler, die sich auf die bevorstehenden Examen vorbereiten. Denn hauptberuflich ist Stéphanie Deutschlehrerin am Lycée technique pour professions éducatives et sociales, eine Arbeit, die sie „zutiefst erfüllt“, wie sie sagt.

Drinnen ein ruhiger Ort, ist die Nationalbibliothek draußen perfekt angebunden an das Leben der Stadt. Mit der Tram kann jeder kostenlos bis vor die Eingangstür fahren.

Stéphanies literarische Entdeckungsreise durch das Großherzogtum beginnt in der imposanten Nationalbibliothek auf dem Kirchberg-Plateau in der Hauptstadt. Hier ist die Welt des Wissens zum Greifen nah

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Im Jahr 2022 eroberte Stéphanie Heuertz mit ihrem Kinderbuch „De Félix, d’Mimi an d’Lëtzebuerger Traditiounen“ die Herzen der jungen Leser. In einer fesselnden Zeitreise durch das luxemburgische Kalenderjahr werden Traditionen, Bräuche und die Geschichte des Landes kindgerecht erklärt. Ein mitreißendes Abenteuer, das die kulturelle Vielfalt Luxemburgs zum Leben erweckt. Dabei lernen die beiden Abenteurer zwölf Luxemburger Traditionen und Bräuche kennen und finden unter anderem heraus, wer Jang de Blannen war und was er mit der Schueberfouer zu tun hatte, warum die Luxemburger den Nationalfeiertag feiern und wo dieser mysteriöse „Kleeschen“ eigentlich herkommt. „Das war eigentlich nur eine verrückte

Idee“, erzählt Stéphanie. Sie hatte überhaupt nicht geplant, ein Buch zu veröffentlichen, sondern wollte, ohne ein konkretes Ziel, ein paar ihrer Ideen niederschreiben. Doch als sie kurze Zeit später das Interesse des Schortgen-Verlages geweckt hatte, wurde ihre „verrückte Idee“ zu einer spannenden Realität. Ein Jahr später fand dann auch bereits die Fortsetzung „De Félix an d’Mimi wëlle bleiwe wat si sinn“, in der die beiden Kinder noch mehr über ihr Heimatland herausfinden, ihren Weg in die Bücherregale des Landes. Und als Teil der Luxemburgensia auch in die der Nationalbibliothek. Wenn man treppauf, treppab durch die Bibliothek flaniert, fällt es immer wieder auf: Die modernen und kreativen Einrichtungsele-

In Esch-Belval lädt die Universitäts-Bibliothek dazu ein, ausführlich zu recherchieren. Auch sie fasziniert mit einer beeindruckenden Architektur und besonderen Materialien.

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mente verleihen diesem Ort einen ganz eigenen Charme. Besondere Aufmerksamkeit ziehen dabei die großen analogen Anzeigetafeln auf sich, die aus vielen verschiedenen einzelnen Buchstabenbausteinen zusammengesetzt sind. Fun Fact: Diese mussten irgendwann festgeklebt werden, da einige Besucher es nicht lassen konnten, sich ein Stück davon mit nach Hause zu nehmen.

Zwischen Tradition und Moderne Mit der beeindruckenden Nationalbibliothek im Rückspiegel setzt Stéphanie ihre Reise durch die faszinierende Welt der luxemburgischen Bibliotheken fort und steuert auf ihr nächstes Highlight zu: das „Luxembourg Learning Centre“, die Bibliothek der renommierten Universität Luxemburg in Esch/Alzette im Süden des Landes. Diese Bibliothek inmitten der stillgelegten Hochöfen, die auf dem Gelände in den Himmel ragen, ist nicht nur ein Wissensparadies für Studierende, sondern auch ein kreatives architektonisches Meisterwerk. Das Zusammenspiel von Glas, Stahl und auffallend bunten Designelementen kann einfach jeden – Architektur-Enthusiast oder nicht – in Verzückung versetzen. Helle Farben, offene Räume und eine Fülle von Tageslicht strömen durch die großen Fenster und geben dem Raum eine einladende Leichtigkeit. Bei der Gestaltung der gläsernen Fassadenelemente ließen sich die Architekten von den Farben und Mustern der Ascheablagerungen inspirieren, die die früheren Hochöfen auf den Fenstern der ehemaligen Fabrik hinterlassen hatte. Ein Tribut an die für Luxemburg so bedeutende Stahlindustrie.


Esch-Belval ist der ideale Ort, um Vergangenheit und Zukunft, Industrie und Wissenschaft zu vereinen. Zwischen den alten Hochöfen, die man teilweise besuchen kann, findet Stéphanie die Bibliothek, das „Luxembourg Learning Centre“.

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In der „Bicherthéik“ in Schwebsingen, einem historischen Gebäude aus dem Jahr 1905, finden Bücherwürmer jeden Alters genau das, was ihr Herz begehrt – von Krimis und Romanen über Kinderbücher bis hin zu Sachbüchern, und nicht zu vergessen eine umfangreiche Luxemburgensia-Sammlung. 108

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Bei der Planung des Gebäudes wollte das luxemburgische Architekturbüro Valentiny HVP die bestehende und prägende Stahlkonstruktion der alten Industriehalle „Möllerei“ integrieren, um so einen Kontrast zwischen der Vergangenheit und der Zukunft der Region herzustellen. Beim Eintreten in die Bibliothek fällt einem direkt der „Skip“ ins Auge, ein riesiger industrieller Aufzug, der als Zeugnis der Stahlindustrie mit dem neuen, modernen Gebäude verschmolzen ist. „Das LLC ist wie eine trendy Version der Nationalbibliothek“, beschreibt es Stéphanie Heuertz. „Es fängt den Geist der Zeit ein und hebt sich so von traditionellen Bibliotheksstrukturen ab.“

Gemütlich und gesellig zugleich Der nächste Halt bildet dann einen charmanten Kontrast zu den imposanten Bibliotheken in der Hauptstadt und Esch/Alzette: die Welubi-Bibliothek in Wiltz im landschaftlich beeindruckenden Norden Luxemburgs, zwischen Wäldern und Weitblick und am Fluss Sauer. Schon beim Betreten der Bibliothek wird man von ihrem heimeligen Charme und dem Gemeinschaftsgeist eingenommen. Es ist ein Ort, an dem man sich von Gemütlichkeit inspirieren lässt. Ein besonderes Highlight ist der große Tisch im hinteren Teil der Bibliothek. Hier können sich Besucher zusammensetzen, lernen, lesen und das ein oder andere Gesellschaftsspiel ausprobieren.

mit seinem historischen Flair zu faszinieren. Das Knarren der hölzernen Dielen unter den Füßen erfüllt den Ort mit einer Aura der Nostalgie. Das sanfte Flüstern der Seiten und der unverwechselbare Geruch von altem Papier verleihen der Bibliothek eine heimelige Stimmung. In der Nähe von Schengen, nah an den Ufern der Mosel, erwartet kleine und große Literaturbegeisterte nämlich das Leseparadies der „Bicherthéik“ in Schwebsingen.

Ein märchenhafter Rückzugsort Ein Blick aus dem Fenster gewährt eine tolle Aussicht auf die für die Mosel so typischen und wunderschönen Weinberge. Perfekt, um es sich mit einem spannenden Buch gemütlich zu machen und die malerische Landschaft zu genießen. Die Einrichtung der Bibliothek versammelt Relikte aus den vergangenen

hundert Jahren – von der uralten Schreibmaschine über das knallrote Telefon aus den 1980er-Jahre bis hin zu der Tafel, die noch original aus der Zeit stammt, als das Gebäude als Schule benutzt wurde. Daneben gibt es ein komplettes Stockwerk nur für Kinder, wo sie sich in die gemütliche Leseecke einkuscheln können, während sie in die Welt der Bücher eintauchen. Und wer Lust hat, bekommt von den freundlichen Bibliothekarinnen eine heiße Tasse Kaffee oder – für die Kleinen – ein Stück Schokolade angeboten. Und kaum haben Stéphanies Kinder, die sie bei der heutigen Entdeckungsreise begleiten, die Schwelle der

In der ländlichen Bibliothek in Schwebsingen taucht man in der fruchtbaren Mosel-Region in die Lektüre ein. Natürlich findet sich hier unter anderem viel Geschriebenes rund um den Weinbau.

Stéphanies letztes Ziel für heute hebt sich nochmals von den anderen Bibliotheken ab und weiß vor allem

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Bibliothek überschritten, fällt ihr Blick auf die verlockende Schüssel mit den süßen Leckereien, in die sie voller Vorfreude hineingreifen. Nach dieser willkommenen Stärkung können die Kinder ganz offensichtlich ihre Neugierde nicht zurückhalten und fangen an, durch die Regale zu stöbern. Die bunten Buchrücken ziehen ihre komplette Aufmerksamkeit auf sich, und sie tauchen für eine halbe Stunde sichtbar in eine Welt voller

Geschichten ein. Bevor sich die Familie wieder auf den Weg macht, darf sich jeder ein Buch aussuchen, das man dann mit in den bevorstehenden Urlaub nehmen kann. Es lohnt sich also, sich von Luxemburgs Bibliotheken verzaubern zu lassen. Die Tore zu den Geschichten und dem Wissen der Welt stehen weit offen, man braucht nur einzutreten und sich von der Magie der Bibliotheken in den Bann ziehen zu lassen.

Bücherei-Tipps:  Die Nationalbibliothek auf Kirchberg ist direkt an der Tramlinie, imposant und Rückzugsort zugleich. www.bnl.lu  In Esch-Belval im Süden des Landes findet sich zwischen Hochöfen das „Luxembourg Learning Centre“. www.uni.lu/llc-de  Die Welubi-Bibliothek in Wiltz lebt von ihrem heimeligen Charme und dem dort wehenden Gemeinschaftsgeist. www.welubi.lu  Unweit den Ufern der Mosel, im beschaulichen Schwebsingen, erwartet die Besucher die „Bicherthéik“. www.schengen.lu/bichertheik  Es gibt im Land noch viele weitere Bibliotheken, aber auch Literaturfestivals; informieren kann man sich rund um die Landes-Literatur im Nationalen Literaturzentrum (Centre national de littérature) in Mersch. www.cnl.public.lu

Direkt an den Zug angebunden, ist die Welubi-Bibliothek in Wiltz einladend für Pendler, Reisende und alle, die auf der Suche nach einem Ort des Austauschs und der Kreativität sind. Das Kinderlachen, das sich zwischen den Regalen ausbreitet, verleiht der Bibliothek eine lebendige Leichtigkeit.

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LUXEMBOURG CITY

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Open and Diverse CARTE BLANCHE

Nachts im Museum! Der Traum vieler Kinder und auch vieler Erwachsener. Wie sehen die ausgestopften Tiere im Zwielicht aus? Wie wirkt die große Glasfassade, wenn Nachthimmel und Dunkelheit dahinter herrschen? Wie fühlt es sich an, zu später Stunde ein Bild intensiv zu betrachten? Das erlebt man in der Nacht der Museen, die einmal im Jahr im Oktober in Luxemburg-Stadt zum Bummel durch die Institute einlädt.

Villa Vauban – Musée d’Art de la Ville de Luxembourg

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Für diese Luci-Ausgabe haben wir eine „Carte Blanche“ an den Luxemburger Fotografen Mike Zenari vergeben. In seiner ausdrucksstarken Fotostrecke zeigt der Künstler die „Nuit des Musées“, wie er sie durch sein Objektiv sieht.

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MUDAM – Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean

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Musée Dräi Eechelen

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Casino Luxembourg – Forum d’art contemporain

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MUDAM – Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean

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A walk throughii 400 years of historyii

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Fotosammlungen Die Bilder eines Landes

Mit dem Rad durchs Land Von West nach Ost entlang der Sauer

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Redaktion Mylène Carière Tom Jutzler Sieglinde Marx Birgit Pfaus-Ravida Carole Theisen Fotos Pancake! Photographie (cover) Tom Jutzler André Schösser Alfonso Salgueiro Mike Zenari Übrige Fotos mit freundlicher Genehmigung der Partner Übersetzungen & Korrekturen Cécile Balavoine Jess Bauldry Rachel Ezard Clément Guélé Sieglinde Marx Peggy Nickel Sarah Pitt Kerstin Philippi Birgit Pfaus-Ravida Dr. Sebastian Reddeker Hélène Rybol why vanilla? Zenter fir d’Lëtzebuerger Sprooch

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