Färöer. Rejseführer 2014

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Finnur Justinussen

Färöischer Kettentanz.

Das Färöische und der färöische Tanz Einführung und themen: Das Färöische und der färöische Tanz

Das Färöische ist eine selb­stän­dige nord­german­ische Spra­­che und stammt vom Alt­­­ norweg­ischen der Wikinger­zeit (etwa 800­­-­­­1050).

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Die nor­we­gischen Wi­kin­ger fuhren gen Westen, um in Irland, an der schot­tischen Küste, auf den Shet­landund Orkney­inseln, den He­briden, der Insel Man, den Fär­öern und auf Island neues Land zu suchen. Ihre Kultur und Sprache waren noch ziem­lich einheitlich. Im Laufe der Zeit ent­wickel­­ten die neuen Sied­lungs­ gebiete aber ihre eigene Kultur; das Alt­nor­wegische zerfiel in Dia­lekte oder starb hier und da völlig aus. Färöisch überlebte jedoch als eigene Sprache, obwohl es lange Zeit in seiner Exis­t­enz bedroht war. Nach der Refor­mation wurde Dänisch Kirchen- und all­­ mählich auch Amts- und Schrift­­sprache. Das gegen Ende des 18. Jahr­hunderts er­wa­chende wissen­schaft­ liche Inte­resse am Färö­ischen konzen­trierte sich zunächst auf die Doku­men­tation und Samm­lung dessen, was man für Reste der ursprüng­lichen Sprache hielt. Zum Vor­schein kam dabei aller­dings ein über­wältigend großes und lebendiges Mate­rial an Sprich­wörtern, Wen­dungen, Sagen und Verserzäh­lungen. Allein die letz­teren machen zusammen mit den Helden­liedern 70.000 Stro­phen aus, die alle von Gene­ration zu Gene­

ra­tion münd­lich weiter­ge­geben worden waren. Wie war dies bei einer Bevöl­kerung von jahr­­hun­ derte­­­lang nicht mehr als 4000-5000 Men­schen mög­­ lich? Die Antwort liegt zu einem gro­ßen Teil im Tanz, dem be­rühm­­ten färöischen Tanz, mit dem das Aus­ wendig­lernen langer Verser­zählung­en unlös­bar ver­ knüpft ist. Dieser Tanz setzt direkt den mittel­alter­ lichen Kettentanz fort, der in Frankreich entstand und über ganz Europa verbreitet war, bis er mit der Zeit unmodern wur­de. Auf den Färöern aber lebt er ungebrochen fort. Das Besondere am färöi­schen Tanz sind die erwähn­ ten Verser­zäh­lungen, gesun­gene Tanz­balladen. Getanzt wird ohne Instru­menta­l­be­gleitung. Während ein oder einige wenige Vorsänger den Ge­sang an­führen, folgen die übrigen Teil­nehmer dem Gang der Hand­ lung mit ihren Tanz­schritten und durch Mitsingen des Kehrreims. Die Stim­mung der Tanzen­den richtet sich nach dem Inhalt der Tanz­ballade. Die Tanz­schritte blei­ ben sich zwar immer gleich, aber wenn der Inhalt traurig ist, tanzt man langsam, ist er dramatisch, stampft


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