Finnur Justinussen
Färöischer Kettentanz.
Das Färöische und der färöische Tanz Einführung und themen: Das Färöische und der färöische Tanz
Das Färöische ist eine selbständige nordgermanische Sprache und stammt vom Alt norwegischen der Wikingerzeit (etwa 800-1050).
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Die norwegischen Wikinger fuhren gen Westen, um in Irland, an der schottischen Küste, auf den Shetlandund Orkneyinseln, den Hebriden, der Insel Man, den Färöern und auf Island neues Land zu suchen. Ihre Kultur und Sprache waren noch ziemlich einheitlich. Im Laufe der Zeit entwickelten die neuen Siedlungs gebiete aber ihre eigene Kultur; das Altnorwegische zerfiel in Dialekte oder starb hier und da völlig aus. Färöisch überlebte jedoch als eigene Sprache, obwohl es lange Zeit in seiner Existenz bedroht war. Nach der Reformation wurde Dänisch Kirchen- und all mählich auch Amts- und Schriftsprache. Das gegen Ende des 18. Jahrhunderts erwachende wissenschaft liche Interesse am Färöischen konzentrierte sich zunächst auf die Dokumentation und Sammlung dessen, was man für Reste der ursprünglichen Sprache hielt. Zum Vorschein kam dabei allerdings ein überwältigend großes und lebendiges Material an Sprichwörtern, Wendungen, Sagen und Verserzählungen. Allein die letzteren machen zusammen mit den Heldenliedern 70.000 Strophen aus, die alle von Generation zu Gene
ration mündlich weitergegeben worden waren. Wie war dies bei einer Bevölkerung von jahrhun dertelang nicht mehr als 4000-5000 Menschen mög lich? Die Antwort liegt zu einem großen Teil im Tanz, dem berühmten färöischen Tanz, mit dem das Aus wendiglernen langer Verserzählungen unlösbar ver knüpft ist. Dieser Tanz setzt direkt den mittelalter lichen Kettentanz fort, der in Frankreich entstand und über ganz Europa verbreitet war, bis er mit der Zeit unmodern wurde. Auf den Färöern aber lebt er ungebrochen fort. Das Besondere am färöischen Tanz sind die erwähn ten Verserzählungen, gesungene Tanzballaden. Getanzt wird ohne Instrumentalbegleitung. Während ein oder einige wenige Vorsänger den Gesang anführen, folgen die übrigen Teilnehmer dem Gang der Hand lung mit ihren Tanzschritten und durch Mitsingen des Kehrreims. Die Stimmung der Tanzenden richtet sich nach dem Inhalt der Tanzballade. Die Tanzschritte blei ben sich zwar immer gleich, aber wenn der Inhalt traurig ist, tanzt man langsam, ist er dramatisch, stampft