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«Dies ist die Wohnform der Zukunft»

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Café complet

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Marianne Bender Riedweg (64) und Isidor Riedweg Bender (75) leben in der «Giessi» in Oberwinterthur

Marianne Bender und Isidor Riedweg gehören zu den Erstbezügern der Giesserei. Vor elf Jahren entschlossen sie sich, Teil des MehrgenerationenProjektes zu werden, das in Oberwinterthur am Entstehen war. Kein Jahr später, 2013, zogen sie ein. Heute leben sie mit rund 230 Erwachsenen sowie 100 Kindern und Jugendlichen in der selbstverwalteten Genossenschaftssiedlung auf dem Areal der ehemaligen Sulzer-Giesserei.

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Beim Betreten der 100 m2 grossen 3-Zimmer-Wohnung fällt auf: Hier sind Kinder willkommen. «An zwei bis drei Tagen pro Woche hüten wir unsere Enkelkinder», ist denn auch zu erfahren. Als sie vor 22 Jahren heirateten, brachten sie je zwei Kinder aus erster Ehe mit in die neue Patchwork-Familie. Für das Leben in der «Giessi» haben sie sich ganz bewusst entschieden. «Als ich vom Projekt erfuhr, wusste ich: So will ich leben.» Bis dahin bewohnten sie ein «altes Backsteinhaus mit vielen Treppenstufen», erzählen sie. «Wunderschön, aber nichts für alte Leute.» Das gemeinschaftliche Wohnen biete Spielraum für unterschiedliche Lebenssituationen und trage den Veränderungen Rechnung, welche das Leben bereithält. «Es gibt Brüche im Leben, auch wir haben solche erlebt.» Und aus diesen sei viel Schönes entstanden.

Die ökologischen Grundsätze der Siedlung sind ihnen wichtig. «Es ist sinnvoll, gewisse Räume zu teilen, wenn der Raum insgesamt immer knapper wird.»

Den Anspruch auf einen der 30 Autoparkplätze beispielsweise müsse man begründen. In der Tiefgarage sind denn auch vorwiegend Fahrräder geparkt. «Eigentlich ist dies die Wohnform der Zukunft», zieht Marianne Bender Bilanz.

Alle Bewohnenden haben Gemeinschaftsarbeit zu leisten – «30 GiessiStunden». «Ich weiss aber, dass ich mit der Arbeit und der Verantwortung nicht allein bin», sagt sie. Dies mache den Unterschied zu anderen Wohnformen. «Die Gefahr, im Alter zu vereinsamen, besteht hier weniger.»

Bei einem Rundgang auf dem Areal berichtet Isidor Riedweg vom neu eingerichteten Gemeinschaftsraum, von den Tagen in der Holzwerkstatt mit der neunjährigen Enkelin, vom GrosselternEltern-Kind-Singen und vom Fussballspiel mit den Enkelsöhnen. Beim Vorbeigehen grüsst er hier und dort, alle mit Vornamen. Sechseinhalb Jahre war er Co-Präsident des Hausvereins und hat nun, gleichzeitig mit der Pensionierung seiner Frau, das Amt abgegeben: «Ich gehe also das zweite Mal in Ruhestand.»

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