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«Wir suchen die beste Lösung»
Was sind die Besonderheiten einer 24-Stunden-Betreuung? Darüber hat sich Visit mit Géraldine Corai, Einsatzleiterin von PS Home 24, unterhalten.
Bei einer 24-Stunden-Betreuung wohnen die Mitarbeitenden von PS Home bei den Kundinnen und Kunden zu Hause. Welche Voraussetzungen müssen dafür gegeben sein?
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Géraldine Corai: Eine detaillierte Erstabklärung ist zentral. Nebst Gesundheitszustand der zu betreuenden Person sowie Kosten für eine 24-Stunden-Betreuung werden auch die häuslichen Rahmenbedingungen im Detail besprochen. Den Mitarbeitenden müssen ein eigenes Zimmer und Internet zur Verfügung gestellt werden. Zudem ist es wichtig, dass die Kunden zu einem gewissen Grad noch selbstständig und mobil sind. Unser Angebot eignet sich für ältere Menschen mit leichtem bis mittlerem Pflege- und Betreuungsbedarf. Die Kompetenzen einer Pflegehelferin SRK müssen berücksichtigt werden. Bei Bedarf ziehen wir externe Dienstleister mit ein.
Worauf achten Sie bei der Einsatzplanung besonders?
Es ist wichtig, ein konstantes Team mit vier Mitarbeitenden aufzubauen. Dieses deckt die Einsätze ab, das schafft Vertrauen und Stabilität für die Kundinnen und Kunden. Nach einer ausführlichen Bedarfsabklärung, wo nebst Gesundheitszustand auch Lebenssituation und Biografie genau erfragt werden, stellen wir ein passendes Grundteam zusammen.
Zu Beginn eines neuen Einsatzes braucht es ein Kennenlernen, das ist normal. Die Kunden stehen für uns im Zentrum, daher agieren wir auf Augenhöhe und legen Wert auf eine menschliche Zusammenarbeit, um eine stimmige und zielführende Betreuung sicherzustellen. Erlaubt es der familiäre Kontext, ist der Austausch mit Angehörigen sehr wünschenswert, da dies unsere Arbeit unterstützt.
Gibt es auch Schwierigkeiten zwischen Kunden und Mitarbeitenden? Passt es manchmal nicht? Plötzlich ist ein fremder Mensch rund um die Uhr in der Wohnung präsent. Diese neue Situation ist für die meisten Kundinnen und Kunden sehr ungewohnt. Dies kann verständlicherweise
Géraldine Corai, gelernte Pflegefachfrau HF mit Schwerpunkt Psychiatriepflege, ist Co-Leiterin für die 24-Stunden-Betreuung bei Pro Senectute Home und führt ein Team von rund 30 Mitarbeitenden. Mit Weiterbildungen in Führungspsychologie, Betriebswirtschaft und Unternehmensführung stärkt sie ihre Leitungsfunktion.
Anzeigen zu einer ersten Überforderung führen. Auch können nicht immer alle individuellen Ansprüche erfüllt werden. Es erfordert eine gute Kommunikation sowie gegenseitiges Vertrauen, um diese Herausforderungen zu bewältigen und das bestmögliche Betreuungssetting aufzubauen. Hierfür nehmen wir uns Zeit und gehen auf die Bedürfnisse des Gegenübers ein.
Gibt es einen typischen Kundenalltag? Nein, den gibt es nicht. Jede Kundensituation ist anders. Wir richten uns so weit wie möglich nach den Wünschen und Möglichkeiten unserer Kundinnen und Kunden. Der Tag beginnt meist mit der Grundpflege und einem gemeinsamen Frühstück. Danach ist die Tagesplanung sehr individuell. Nebst Gesellschaft daheim und Hauswirtschaft begleiten die Mitarbeitenden auch zu Arzt- oder Coiffeurbesuchen und man geht gemeinsam einkaufen, spazieren oder unternimmt Ausflüge, je nach Gesundheitszustand der Kundinnen und Kunden.
Die Kosten einer 24-Stunden-Betreuung sind vergleichbar mit jenen einer Pflegeinstitution. Ist das sogenannte Live-in-Konzept zukunftsfähig? Die effektiven Kosten hängen vom Umfang der Betreuung und des Pflegebedarfs ab. Gewisse Pflegeleistungen können über die Krankenversicherung abgerechnet werden. Wir legen grossen Wert auf Kostentransparenz. Das Rundum-Setting kann auch nur an drei bis vier Tagen in der Woche beansprucht werden. Der Bedarf solcher individueller Lösungen ist gross, da immer mehr ältere Menschen bis an ihr Lebensende in ihrem eigenen Zuhause bleiben möchten. Dies ist oftmals nur mit einer flexiblen Betreuung und abgestimmter Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, wie etwa der Gemeinde-Spitex oder weiteren spezialisierten Organisationen, möglich. Daher ist auch unser Netzwerk von grosser Bedeutung. Verfrühte oder unnötige Heimeintritte können so vermieden und Angehörige entlastet werden. Um die 24-Stunden-Betreuung für die Zukunft zu stärken, gibt es Handlungsbedarf auch auf politischer Ebene, insbesondere in Bezug auf das Finanzierungsmodell von Betreuungsleistungen.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit besonders und was fordert Sie heraus?
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Meier + Co. AG , Oltnerstrasse 92, 5013 Niedergösgen www.meico.ch, Tel. 062 858 67 00, info@meico.ch
Besonders gefallen mir der intensive Kundenkontakt und der Austausch mit den Angehörigen. Die individuellen Persönlichkeiten mit ihren eigenen Biografien bereichern meinen beruflichen Alltag sehr. Meine Rolle als Einsatzleiterin ist sehr vielfältig, da ich regelmässige Kundenbesuche oder Qualitätskontrollen bei den Kunden vor Ort durchführe und eng mit unserem Team, Physiotherapeuten, Coiffeuren, Ärzten, Podologen, Taxifahrern und vielen anderen involvierten Personen zusammenarbeite. Eine Herausforderung ist, dass sich manche Kunden bei der Bedarfsabklärung, sobald Angehörige anwesend sind, von ihrer stärksten Seite zeigen. Lässt die Anspannung nach, kann die Kundensituation jedoch anders aussehen und der Unterstützungsbedarf tatsächlich grösser sein. Die beste Lösung für unsere Kundinnen und Kunden zu finden, ist für mich Herausforderung und Freude zugleich.
Herbst 2023