VISAVIS Economy 02/2013 Finanzplatz Luxemburg

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www.visavis.de · Juli 2013

ECONOMY Effizienz

Smart Energy Intelligente Systeme optimieren den Verbrauch und senken die Kosten

Special

Do It Yourself special |

do it yourself

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Ausgabe Juli 2013

Fü mehr Für Lebensqualität im Le eigenen Zuhause eig

Eine Sonderveröffentlichung der VISAVIS Verlagsgesellschaft mbH im Handelsblatt

Bildquelle: Rainer Sturm

/ pixelio.de

do it yourself

Am Zuhause wachsen Unternehmen der DIYLEBENSQUALITÄT Für en rends frühzeitig zu erkenn Branche gilt es, Marktt gien Unternehmensstrate und durch innovative tenziale zu nutzen. vorhandene Wachstumspo

Positionierung

E-Commerce Neue Strategien für neue Wege

Altersvorsorge

Eigenverantwortlichkeit auch bei der Rente

Attraktive Arbeitswelten Durchdachte Konzepte für mehr Mitarbeiterbindung

Flottenmanagement Aufgaben auslagern bringt Vorteile

FINANZPLATZ

LUXEMBURG Luc Frieden plädiert für klar definierte Regeln mit globaler Wirkung


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editorial

EDITORIAL

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VISAVIS ECONOMY

INHALT

W

irtschaftliche Beziehungen erfordern Offenheit und Vertrauen. Wer in internationalen Dimensionen eine Rolle spielen möchte, kommt an einheitlichen Standards nicht vorbei. Für die Finanzwelt gilt dies im Besonderen: Niemand möchte mehr Kunde in einem Finanzzentrum sein, das internationale Regeln umgeht und deshalb ein Reputationsrisiko darstellt. Die Einführung des automatischen Informationsaustauschs wird die Finanzwelt verändern. Welche Auswirkungen und welche Möglichkeiten eine solche Neuausrichtung beinhaltet, dieser Frage gehen wir in unserem Titelthema nach: Luxemburger Akzente. Der Finanzplatz ist eine der wichtigsten Adressen weltweit für Wertpapiernotierungen und begreift die neue Gesetzgebung als Chance zur Imageveränderung und Neupositionierung: Der Fokus richtet sich verstärkt auf nachhaltige Investments. Unser Autor Pierre Leyers spricht mit Entscheidern der Finanzbranche und gibt einen fundierten Einblick in den Wandel des Standortes. Handelsplatz Internet: Kaufen und Verkaufen in der virtuellen Welt hat eigene Regeln. Doch es gibt Optimierungsbedarf: Die wachsenden Datenmengen müssen ausgewertet, Vorbehalte und Gewohnheiten der Kunden beachtet werden; die Wege des stationären und mobilen Handels kreuzen und ergänzen sich – Achim Himmelreich und Thorben Fasching berichten als Experten. Mehr Verantwortung – auch in der Frage einer sicheren Altersversorgung ist Initiative gefragt. Der demografische Wandel ist schon Realität.Veränderung tut Not – und findet statt. Wichtig ist ein ganzheitliches Vorsorgekonzept – und kompetente Beratung vom Experten. Die Rentenfrage, ihren Ist-Zustand, prognostizierte Entwicklungen und mögliche Lösungen beschreibt Udo Rettberg. Der demografische Wandel bestimmt auch das Thema „AttraktiveArbeitswelten“: Wie können Arbeitsplätze so gestaltet werden, dass sie Kommunikation und Konzentration erlauben, Kreativität fördern – und zudem gesundheitliche Aspekte beachten? Der Mensch steht im Mittelpunkt, Unternehmen müssen sich als Arbeitgeber attraktiv machen, findet Christoph Berger. Ein eigener Dienstwagen ist imagefördernd – das Management einer Firmenflotte allerdings stellt hohe Anforderungen an Unternehmen. Das fängt beim Einkauf an und hört bei steigenden Umweltrichtlinien noch lange nicht auf. Eine Gratwanderung, bei der externes Know-how hilfreich ist, weiß unser Autor Matthias Gaul. Ein großes Thema von Politik, Unternehmen und Bürgern: Energieversorgung. Intelligente Entwicklungen und Technologien lassen Einsparpotenziale erkennen, erlauben steigende Selbstversorgung – und sind auch für Unternehmen interessant. Bernward Janzing gibt einen Überblick. Ungenutztes Potenzial erschließen: Recycling ist ein echter Wachstumsmarkt. Ausgefeilte Technik ermöglicht die Wiedergewinnung wertvoller Rohstoffe und verbessert die Wettbewerbsposition. Udo Rettberg beschreibt, was möglich ist und wo noch nachgebessert werden muss. Ihre Redaktion

E-Commerce

Arbeitswelten

Grenzen waren gestern

Attraktive Arbeitgeber

Die Verschmelzung von stationärem und OnlineHandel stellt die Branche vor neue Aufgaben, auch im Hinblick auf Zahlungsmethoden. Doch wer sich darauf einlässt, kann wertvolle Wettbewerbsvorteile erzielen. Seite 3

Der Fachkräftemangel verlangt von Unternehmen ein grundsätzliches Umdenken: Wer die besten Mitarbeiter gewinnen möchte, muss um sie werben – mit modernen Bürokonzepten und Seite 19 angenehmem Arbeitsklima.

Luxemburg

Ein Standort erfindet sich neu Mit der Einführung des automatischen Informationsaustauschs gehen tiefgreifende Veränderungen für den Finanzplatz einher. Doch dieser ist vorbereitet – und nimmt die Herausforderung an. Seite 6 Altersvorsorge

Den Lebensstandard absichern Mit der gesetzlichen Rentenversicherung allein riskiert man im Alter eine Versorgungslücke. Das ist den meisten mittlerweile klar – doch worauf sollte man bei der privaten Absicherungsstrategie achten? Seite 16 Themenzeitung

Do It Yourself Das Special in dieser Ausgabe beschäftigt sich mit Ideen und Lösungen rund um das Heimwerken – eine Freizeitbeschäftigung (und Form der Selbstverwirklichung), die immer mehr Anhänger findet.

Flottenmanagement

Inhouse-Lösungen überprüfen Prozessoptimierung und Umweltfreundlichkeit sind nur zwei Aspekte, die einen Fuhrparkmanager beschäftigen und jeweils eine lange Kette an Aufgaben mit sich bringen. Externe Experten sind hier eine hilfreiche Stütze. Seite 24 Smart Energy

Das Umdenken hat begonnen Sichere Versorgung bei kalkulierbaren Preisen – das sollen Energiesysteme leisten. Erneuerbare Energien sind auf dem Vormarsch, neue Entwicklungen bieten Einsparpotenziale auch für kleine Wohneinheiten. Effektive Nutzung zahlt sich aus. Seite 29 Recycling

Rohstoffland Deutschland Wertvoller Müll – das ist der Grundstock für einen boomenden Wirtschaftszweig. Hoch entwickelte Technologien erlauben die sortenreine Wiedergewinnung auch seltener Grundstoffe. Seite 34

IMPRESSUM

Verlag: VISAVIS Verlags GmbH; Marie-Curie-Str. 11-13, 53332 Bornheim; Tel.: 02227/ 9212 - 0, Fax: 02227/ 9212 - 10, Vanity: 07000 / visavis, E-Mail: visavis@visavis.de, www.visavis.de; Chefredaktion: Wolfgang Haselbauer; Geschäftsführer: Wolfgang Haselbauer; Verlagsleitung: Bernhard Haselbauer; Schlussredaktion: Cornelia Hornschild, Eva Bons; Themen- und Projektleitung: Cornelia Hornschild, Florian Blum, Andreas Schnittker, Stefan Pechfelder, Markus Heinen; Layout: Andreas Schnittker; Bildmaterial: pixelio.de, fotolia.com und nach Angabe; Verbreitete Auflage: 156.000 Exemplare. Vollbelegung im Handelsblatt mit 150.000 Exemplaren; ISSN: 0942-8615


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e-commerce

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Auf vielen Wegen zum Ziel

E

-Commerce ist seit seinen Anfangstagen in ständiger schneller Bewegung und entwickelt sich unaufhaltsam weiter. Neue Technologien und immer höhere Bandbreiten bilden die Basis für die fortschreitende Integration von elektronischen Geschäftsprozessen im Alltag der Konsumenten. Für immer mehr Menschen ist die Nutzung von digitalen Medien, Produkten und Dienstleistungen längst zum festen Bestandteil des Tages geworden. Das Smartphone, dessen Marktdurchdringung weiter steigt, ist dabei die Schlüsseltechnologie: Es verbindet die Menschen an nahezu jedem Ort der Welt mit dem Internet und schafft die besten Voraussetzungen, um E-Commerce in weitere Bereiche zu integrieren und somit zusätzliche Kontaktpunkte mit dem Kon-

WANDEL Das Kaufverhalten hat sich verändert: Kunden erwarten Service auf allen Kanälen, ob online oder stationär. Der Handel reagiert mit entsprechenden Lösungen.

sumenten zu schaffen. Die Möglichkeiten sind nahezu grenzenlos. Der Internethandel hat den Computerbildschirm bereits seit einiger Zeit verlassen. Mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablet PCs verdrängen die konventionellen Lösungen und sind bei vielen Menschen bereits als vollständiger Ersatz für den DesktopComputer im Einsatz. Auch bei den direkten Kaufabschlüssen gewinnt das Smartphone immer mehr an Gewicht. Es wird erwartet, dass in diesem Jahr fünf Prozent der Online-Umsätze direkt mit den mobilen Alleskönnern erzielt werden. Dabei bleibt unberücksichtigt, welche Umsätze mithilfe des Smartphones vorbereitet werden. Denn mit all seinen Funktionen ist es für die Konsumenten bereits ein intelligenter und kompetenter Einkaufsberater. Mit dem Smartphone können

vor und während des Einkaufs Preise, Produkte, Sortimente, Dienstleistungen und weitere Leistungen verglichen, Kundenmeinungen eingeholt und Warenverfügbarkeiten abgefragt werden. Mehr als 60 Prozent der Smartphonenutzer vergleichen bereits Preise – in der Hälfte der Fälle direkt in der Filiale vor Ort. Dies steigert auf der einen Seite den Druck auf den lokalen Handel und auf der anderen Seite auch auf die Hersteller, Anbieter und Wettbewerber im Internet, die entsprechend optimierte Inhalte anbieten sollten, um die gesuchten Informationen auch auf mobilen Endgeräten komfortabel zur Verfügung zu stellen. Mithilfe von „Responsive Design“ können die Inhalte für theoretisch unendlich viele Endgeräte aufbereitet werden. Bei dieser Methode erfolgt der graphische

B E Z A H LV E R FA H R E N | A b b r u c h q u o t e s e n ke n

NATIONALE PRÄFERENZEN SIND DAS A UND O Das Internet eröffnet Onlinehändlern grenzenlose Möglichkeiten: Immer mehr expandieren in die Nachbarländer, um sich neue Kundengruppen und Absatzmärkte zu erschließen. Doch aufgepasst: Vor allem die grenzüberschreitende Zahlungsabwicklung kann für Shopbetreiber eine große Hürde darstellen. Händler sollten daher vom Start weg landesspezifische Präferenzen bei der Bezahlung berücksichtigen. „Es sind vor allem kulturelle Unterschiede, die im internationalen E-Commerce eine wesentliche Rolle spielen. Kundenorientierung, auch im Hinblick auf das richtige Angebot an Bezahlverfahren, ist

das A und O des Erfolges“, weiß auch Linda Uhl, Head of Alternative Payments beim Zahlungsabwickler Wirecard AG, und fährt fort: „Statistisch gesehen brechen Käufer den Bezahlvorgang häufig ab, wenn sie nicht mit dem bevorzugten Bezahlverfahren zahlen können.“ Einzig die Kreditkarte hat sich bislang international als Zahlungsmittel durchgesetzt. Laut Aussage von Forrester Research nutzt fast die Hälfte der in sieben europäischen Ländern befragten Konsumenten Visa, MasterCard & Co. Aber auch alternative Bezahlmethoden erfreuen sich stetiger Beliebtheit – wobei sich ländertypische Vorlieben ausmachen lassen. In

EXPANSION Damit E-Commerce über nationale Grenzen hinweg gelingt, bedarf es landesspezifischer Zahlungslösungen.

Deutschland werden beispielsweise Lastschrift oder Kauf auf Rechnung bevorzugt. In den Niederlanden und Belgien stellen nationale Verfahren, die auf Onlinebanking basieren, die allgemein akzeptierte Zahlungsart dar. In den USA führt kein Weg an der Kreditkarte vorbei und in Südamerika sind cash-basierte Voucher-Lösungen weit verbreitet. Fest steht, individuelle Expansionspläne benötigen individuelle Zahlungslösungen. Renommierte Dienstleister wie Wirecard stehen beratend zur Seite und bieten kompetenten Service rund um die Zahlungsabwicklung. Weitere Informationen unter: www.wirecard.de


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e-commerce

Aufbau automatisch in Abhängigkeit von den Anforderungen des Endgeräts, wie zum Beispiel die Bildschirmauflösung oder das Seitenverhältnis. Insbesondere in diesem Punkt gibt es in Deutschland noch viel Verbesserungspotenzial. Weniger als ein Viertel der Internethändler haben ihren Online-Shop für die mobile Nutzung optimiert. Dabei ist dies für zukünftige Entwicklungen im E-Commerce eine der Grundvoraussetzungen. Dies trifft ebenfalls auf den stationären Handel zu, der in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen steht und sich teilweise sogar neu erfinden muss, um den veränderten Konsumgewohnheiten der Bevölkerung gerecht zu werden. Dabei geht der Wandel nicht unbedingt von Seiten des Handels aus, es sind vielmehr die Konsumenten, die diese Veränderungen fordern. Die Käufer wechseln ohne große Mühe zwischen Kanälen zum Kauf hin und her – egal ob on- oder offline. Zeitgleich bewegen sie sich zudem in sozialen Netzwerken, in denen sie mit anderen Menschen ihre Erfahrungen austauschen. Sie kaufen die Produkte letztendlich in dem Kanal, der die Bedürfnisse hinsichtlich des jeweiligen Kaufvorgangs am besten befriedigt. Wird ein Produkt jedoch noch am gleichen Tag be-

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nötigt, ist der Gang zum lokalen Handel fast unerlässlich, auch wenn die ersten Online-Anbieter die „Same-DayDelivery“ bereits testen. Möchte der Konsument ein Produkt ohne viel Aufwand aus einer großen Auswahl heraussuchen, wird er sehr wahrscheinlich im Internet fündig. Das Hauptaugenmerk beim stationären Handel liegt zurzeit auf dem so genannten Cross-Channel-Retailing. Dabei wird das stationäre Angebot intelligent und vor allem nützlich mit dem Online-Kanal verknüpft, so dass den Konsumenten deutliche Mehrwerte geboten werden. Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer des Kölner IfH Instituts für Handelsforschung: „Die meisten Händler haben inzwischen erkannt, dass es gerade die Cross-Channel-Services sind, mit denen sie sich gegen die reinen Online-Händler behaupten können.“ Die Verfügbarkeitsabfrage von Produkten im Internet steht exemplarisch für eine sinnvolle und nutzbringende funktionale Erweiterung des lokalen Angebots um einen entsprechenden Online-Dienst. Bekannte Marken wie Esprit oder Ikea stellen ihren Kunden diesen Service bereits seit einiger Zeit erfolgreich zur Verfügung. Unerlässlich für derartige Services ist eine informationstechnologische Infrastruktur, die es ermög-

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VORTEIL „Cross-Channel-Services sind eine Chance für den Handel im Wettbewerb um die Kunden“, sagt Dr. Kai Hudetz, IfH Institut Köln. licht, entsprechende Daten und Informationen möglichst in Echtzeit aufzubereiten und darzustellen. Auch die Filialen des klassischen Handels selbst werden in Zukunft immer stärker mit digitalen Technologien und E-Commerce-Anwendungen ausgerüstet und erweitert. Virtuelle Verkaufsregale vergrößern die Ladenfläche und ermöglichen es, Produkte zu präsentieren und zu bestellen, die

nicht in der Filiale vor Ort verfügbar sind. 3D-Modelle dienen dazu, ein sehr detailgetreues Abbild des Produkts zu zeigen, das den Kunden zum Kauf anregen soll, auch wenn z. B. lediglich ein vergleichbares Produkt im Geschäft zur Anprobe zur Verfügung steht. Interaktive Schaufenster verlängern die Verkaufszeiten, da auch außerhalb der Öffnungszeiten Produkte gezeigt und bestellt werden können. Adidas expe-

P RO G N O S E | Ku n d e nve r h a l t e n vo r h e r s a g e n

POTENZIAL DURCH DATENANALYSE Big Data und Predictive Analytics: was steckt dahinter, wo liegen Potentiale? Fragen an Jochen Moll, CEO der Intershop Communications AG Große Analystenhäuser sehen das Thema „Predictive Analytics“ als das Top-Thema bei den Prioritäten von CIOs. Woher kommt der Druck in diesem Thema aus Ihrer Sicht? Es wird für Unternehmen – egal welcher Branche – entscheidend sein, das zukünftige Käufer- / Kundenverhalten vorherzusehen. Das wachsende Volumen von Echtzeit-Daten (Big Data) und die reduzierte Zeit für die Entscheidungsfindung sind treibende Faktoren für die Implementierung von Analytics und Intelligence-Systemen. Inwiefern? Kunden müssen, entsprechend der verschiedenen Kontaktpunkte, den verschiedenen Präferenzen angepasst und konsistent angesprochen werden. Die immer komplexer werdenden Vertriebskonzepte und die sich weiter beschleunigenden Innovationszyklen minimieren die Zeit für den ROI von Maßnahmen. Daher müssen

Entscheider besser einschätzen können, welche Maßnahme welchen Mehrwert für welche Kundensegmente bringt und

STRUKTURIERT Analytics und Intelligence-Systeme machen die Datenflut nutzbar, erklärt Jochen Moll.

welche Kosten die jeweilige Maßnahme verursacht. Die kluge Nutzung von Analysetools zur Simulation und Prognose eröffnet hier völlig neue Potenziale. Potenziale, die keinesfalls auf das E-Commerce-Segment beschränkt sind. Aber das Thema Channel-Konflikt ist gerade für Online-Händler eminent wichtig. Deshalb wird es hier zu einem großen Thema über das Jahr 2013 hinaus werden. Welche Nutzen ergeben sich? Das beginnt bei den Kosten-Nutzenbewertungen für Online-Marketing-Maßnahmen wie Suchmaschinenwerbung. Welche Zahlungsoptionen sind für welches Medium und welchen Nutzer die beste Kombination? Wie vermeide ich Bestellabbrüche? Es lassen sich aber auch Bewertungen zur Betrugsprävention treffen. Ebenso ist es möglich, etwa die Personalfeinplanung abhängig vom Retouren-Aufkommen zu unterstützen. Was wird heute schon umgesetzt? Moderne E-Commerce-Plattformen arbeiten bereits heute effizient mit Produktempfehlungen, um erfolgreich UpSelling und Cross-Selling zu betreiben. Mit Big Data erhält die Relevanz von

Empfehlungen ein neues Niveau, indem etwa Produktempfehlungen mit den Präferenzen anderer, anonymisierter Kunden verglichen werden. Diese wiederum werden mit gekauften Produkten und Empfehlungen von Freunden verknüpft und verdichtet. Das hat jeder schon erlebt... Richtig. Aber im nächsten Schritt geht es darum, verschiedene Datenquellen sinnvoll zusammenzuführen oder auszublenden, um neue Kunden anzusprechen. Welche Kunden kaufen was über welchen Kanal, zu welcher Zeit und von welchem Ort aus? Entsprechend sollte das Angebot angepasst werden können, eventuell Sonderangebote vorgeschlagen werden. Die Ansprüche der Kunden in dieser Hinsicht wachsen extrem schnell. Wie stellt sich Intershop hier auf? Ich bin sicher, dass E-Commerce-Technologie und Business Analytics enger zusammenwachsen werden. Intershop ist bereits sehr tief in diesem Thema, um die beste Lösung für unsere Kunden zu entwickeln. Predictive Analytics ist dafür ein zusätzlicher Weg, ihnen Geschäftsvorteile zu sichern. www.intershop.de


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rimentiert in Kooperation mit Intel bereits seit einiger Zeit mit virtuellen Verkaufsregalen und dazu passenden Erweiterungen wie einem Tablet und plant, den virtuellen Verkaufsraum in naher Zukunft weltweit einzuführen. In diesem Zusammenhang steht auch der bargeldlose Geldtransfer mit dem Smartphone, der in den nächsten Jahren eine zunehmend größere Rolle spielen wird. Noch steckt Mobile Payment in Deutschland am Anfang der Entwicklung: Auf der einen Seite ist die Marktdurchdringung von Smartphones mit NFC-Unterstützung noch gering und auf der anderen Seite scheuen die Händler notwendige Investitionen, um die Filialen für Mobile Payment vorzubereiten. Das aktuelle Angebot, mittels Online-Diensten wie Paypal oder mit Unterstützung von NFC im stationären Handel zu bezahlen, ist noch sehr überschaubar. Nichtsdestotrotz zeigen die vielfältigen Angebote und hohen Investitionsvolumen, welch große Bedeutung die verschiedenen Marktteilnehmer dieser Zahlungsweise in den kommenden Jahren einräumen. Hudetz ist zuversichtlich, „dass Mobile Payment auch in Deutschland den Durchbruch schaffen wird – wenn es dem Konsumenten einen klaren Nutzen bringt und sehr einfach funktioniert“. Für die Zukunft des Handels spielt nicht nur die Ausstattung der Filiale an sich eine entscheidende Rolle. Insbesondere innovative Serviceleistungen zur Kundenbindung sind unerlässlich. Dabei entwickeln häufig branchenfremde Unternehmen wirklich innovative und neuartige Ansätze. So zeigt der amerikanische Herren-Bekleidungshersteller Bonobos mit seinen Guideshops, wie leicht sich das Einkaufserlebnis im stationären Handel für den männlichen Konsumenten positiv verändern lässt. Ähnlich wie in Apple Stores können Interessenten mit Beratern der Guideshops über das Internet Termine vereinbaren. Die Kunden können während des Termins mithilfe des Beraters Kleidungsstücke in Ruhe anprobieren, auswählen und im Anschluss direkt bestellen. Die Ware wird dem Kunden daraufhin geliefert. Eine weitere innovative Verkaufsform, die die Bedürfnisse des Konsumenten haargenau analysiert und die entsprechenden Schlüsse daraus gezogen hat, ist der Lebensmittelhändler Kochhaus. Während die meisten Supermärkte ihr Sortiment nach Warengruppen sortieren, ist die Anordnung in den Kochhäusern vollkommen anders: Die Lebensmittel werden nach verschiedenen Rezepten sortiert. Die Kunden finden somit alle notwendigen Zutaten in der richtigen Menge an einem Ort und können schnell und einfach einkaufen.

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Oftmals reichen bereits einfache und naheliegende Serviceleistungen, um die Bedürfnisse des Kunden zu befriedigen: beispielsweise die Möglichkeit, bestellte Produkte in einer Filiale abzuholen oder auch wieder zu retournieren. Dieser Service hat zusätzlich den Vorteil, dass Kunden in die Filiale gelockt werden und die bestellte Ware unmittelbar getestet werden kann. Die große Herausforderung für Händler besteht darin, die verschiedenen Kommunikations- und Verkaufskanäle zu bündeln, um den Konsumenten ganzheitlich ansprechen zu können. Die vielfältigen Wege und Be-

rührungspunkte erhöhen dabei die Komplexität erheblich und erschweren die Aussteuerung von spezifischen Informationen und Angeboten sowie die generelle Kommunikation mit dem Konsumenten. Die Analyse und Vorhersage des Kundenverhaltens ist in dem Zusammenhang ein entscheidender Faktor für den zukünftigen Erfolg der E-Commerce-Tätigkeiten. Dabei ist es essentiell, die Daten aus den unterschiedlichen Quellen sinnvoll zusammenzuführen und anhand wirksamer Indikatoren auszuwerten. So können beispielsweise anonymisierte Kundenprofile erstellt werden, um passende Produktempfehlungen zu

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geben und Cross- und Up-Selling-Mechanismen effizient einzusetzen. Zukünftig müssen Händler ein über alle Kanäle hinweg geltendes Verständnis für die Konsumenten entwickeln, dass keinen Unterschied zwischen On- und Offline macht. Elektronische Geschäftsprozesse und technologische Innovationen bilden dabei die notwendige und essentielle Grundlage, um die Ware auch in Zukunft an den vielfältigen Kontaktpunkten mit den Konsumenten präsentieren und verkaufen zu können. Achim Himmelreich, BVDW-Vizepräsident; Thorben Fasching, Stv. Vorsitzender Fachgruppe E-Commerce im BVDW

W E C H S E LW I R KU N G | O n l i n e s u c h e n , s t at i o n ä r ka u fe n u n d u m g e ke h r t

VERZAHNUNG BEFLÜGELT DEN UMSATZ Dass Verbraucher in ihrem Informations- und Kaufprozess zwischen unterschiedlichen Kanälen wechseln, ist heute allgemein bekannt. Wie stark diese Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Vertriebskanälen aber wirklich sind, zeigt die aktuelle Studie „Das Cross-Channel-Verhalten der Konsumenten – Herausforderung und Chance für den Handel“ des ECC Köln in Zusammenarbeit mit hybris. Die Studie untersucht das kanalübergreifende Informations- und Kaufverhalten von Konsumenten in Deutschland, Österreich und der Schweiz und beleuchtet die Effekte zwischen den Vertriebskanälen stationäre Geschäftsstellen, Print-Kataloge sowie Online-Shops näher. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass eine nahtlose Verzahnung von On- und Offline-

Kanälen zu Umsatzsteigerungen führen kann. Vor allem im Hinblick auf die zunehmende Smartphone-Nutzung in den stationären Läden ist eine sinnvoll abgestimmte Cross-Channel-Strategie daher für den Handel heute unabdingbar. Kaufvorbereitungen oft online, stationärer Handel profitiert Zahlen verdeutlichen die Wechselwirkungen: In Deutschland wird ein Drittel der Käufe im stationären Handel online vorbereitet, das entspricht vom Kaufvolumen etwa 50 Prozent der Umsätze im stationären Handel. Dabei sucht in etwa jeder Fünfte im Online-Shop des gewählten Anbieters nach Informationen und in knapp 14 Prozent der Fälle liefert dieser OnlineShop dann auch den entscheidenden

KÄUFERSTRÖME Stationäre Geschäftsstellen 4,4 % 11,6 % 14,6 % 27,2% 11 % 19,1 %

15,4 % 38,2%

32,1 % 50,2%

11,4 % 14,9 %

8,7 % 12 %

Online-Shops mit Smartphone 5,1 % 17,3 %

3,9 % 11,5 %

Online-Shops mit PC / Laptop 54,4 % 64,6 % 9,6 % 8,6 % 55,3 % 58,7 %

Print-Kataloge

LESEBEISPIEL 32,1 Prozent der Käufe in stationären Geschäftsstellen geht eine Informationssuche in Online-Shops mit PC / Laptop voraus; diese Käufe entsprechen 50,2 Prozent der Umsätze in stationären Geschäftsstellen.

Quelle: ECC 2013

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Impuls, das gewünschte Produkt schließlich beim Anbieter im stationären Geschäft zu kaufen. Im Vergleich zu Deutschland fallen die Studienergebnisse für die Informationssuche in Online-Shops bezogen auf die befragten österreichischen und Schweizer Konsumenten etwas weniger deutlich aus. Doch auch in den Nachbarländern suchen 28,7 Prozent der Österreicher und rund jeder fünfte Schweizer vor dem Kauf in stationären Geschäftsstellen Online-Shops zu Informations- und Vergleichszwecken auf. Informationssuche über alle Kanäle Elf Prozent der Käufe im Internet werden umgekehrt auch durch Recherchen und Informationssuchen im Ladengeschäft vorbereitet. Vor Bestellungen aus Print-Katalogen sowie vor Bestellungen mit dem Smartphone suchen sogar über die Hälfte der Befragten zunächst Informationen in Online-Shops. Online-Shops gewinnen bei der Recherche an Bedeutung Verbraucher steuern immer häufiger direkt den Online-Shop des Anbieters an. Österreich führt dabei das Feld an – 74,4 Prozent der österreichischen Konsumenten nutzen direkt den OnlineShop des Anbieters. In Deutschland sind dies knapp 58 Prozent. Hier und in der Schweiz (60,2 Prozent) werden neben diesen Online-Shops aber ebenfalls vermehrt Suchmaschinen zur Informationssuche vor dem stationären Kauf zu Rate gezogen. Weitere Informationen zur Studie sowie ein kostenfreies Exemplar der Executive Summary sind hier erhältlich: www.hybris.com/b2cstudie-ecc2013


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IM GESPRÄCH

Peter A. Fanconi

Luxemburger Akzente

I Falk Fischer Falk Fischer, CEO und Head of International Wealth Management bei der Commerzbank International S.A., setzt auf Transparenz. „Wir sehen die Einführung des automatischen Informationsaustauschs nicht als Ende, sondern als positiven Neustart für den Finanzplatz. Dieser Schritt kommt für uns erwartet, wir begrüßen ihn sogar ausdrücklich.“

n seiner fast fünfzigjährigen Erfolgsgeschichte hatte der Finanzplatz Luxemburg schon mehrere „Leben“: Eurobonds, Privatkundengeschäft, Investmentfonds. Wird der Übergang zu einem neuen Geschäftsmodell gelingen, jetzt wo die „Festung Bankgeheimnis“ geschleift ist? Alles deutet darauf hin, dass die Entscheidung der Luxemburger Regierung, ab 2015 das Bankgeheimnis komplett aufzugeben und den automatischen Informationsaustausch einzuführen, keine Kapitulation gegenüber internationalem Druck ist, sondern ein wohl vorbereiteter Schachzug, der dem Finanzplatz neue Perspektiven eröffnet. Die resolute „Weißgeldstrategie“ sorgt derzeit für Abflüsse von Kundengeldern, bedeutet jedoch gleichzeitig, dass sich Luxemburg „aus der Schmuddelecke“ befreien kann, wie es Ernst Wilhelm Contzen, der Präsident der Bankenvereinigung ABBL, bildhaft ausdrückt. Neue Banken zeigen Interesse, aber auch bestehende können ihre Aktivitäten ausdehnen, weil die Belastung durch das negative Image wegfällt.

NEUPOSITIONIERUNG Mit qualitativ hochwertigem Service und starken Produkten stellt der Finanzplatz Luxemburg seine Leistungsfähigkeit einmal mehr unter Beweis.

„Wir als Deutsche Bank Luxembourg waren auf diese Entscheidung seit langem eingestellt“, sagt Contzen, der als CEO die Auslandstochter des größten deutschen Kreditinstituts leitet. Die Antwort auf die Frage „Was bedeutet das angekündigte Ende des Bankgeheimnisses für ihr Haus?“, fällt ihm leicht. „Den Informationsaustausch auf Anfrage gibt es schließlich schon seit 2009“, sagt der für seine klaren Worte bekannte Top-Banker. Faktisch existiert das Bankgeheimnis für ausländische Kunden schon lange nicht mehr. Den OECD-Standard, der Datenaustausch auf Anfrage vorsieht, befolgt Luxemburg in allen Doppelbesteuerungsabkommen mit seinen Handelspartnern – allen voran mit dem wichtigen Nachbarn Deutschland. Der jetzt vorgenommene entscheidende letzte Schritt zum automatischen Informationstransfer ist daher nur konsequent, zumal die internationale Entwicklung klar in Richtung steuerliche Transparenz zeigt. Das Ende des Bankgeheimnisses ist für Luxemburg ein Paradigmenwechsel, gleichzeitig aber auch ein Be-

Bildquelle: paulrommer – Fotolia.com

Für Peter A. Fanconi, CEO des Mikrofinanz-Pioniers BlueOrchard, ist es „ein klarer Wettbewerbsvorteil, in Luxemburg registriert, CSSF-akkreditiert zu sein und Fonds luxemburgischen Rechts vertreiben zu können“.


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EXPERTENINTERVIEW

Nachhaltig und stabil

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Die VISAVIS-Redaktion im Interview mit Camille Thommes, Direktor des Luxemburger Fondsverbands ALFI, zu aktuellen Entwicklungen der Luxemburger Fondsbranche:

freiungsschlag. Manch kleines, auf das Privatkundengeschäft spezialisiertes Institut tut sich schwer, sich – und seine Kunden – auf die neue Realität einzustellen. Nicht nur die plötzliche steuerliche Transparenz erfordert ein Umdenken. Vor allem die Finanzmarktkrise, die wachsenden Anforderungen der Regulatoren sowie anspruchsvollere Kunden ließen die Margen und somit die Erträge aus dem lukrativen Geschäft unter Druck geraten. Die Erkenntnis, dass mit dem Bankgeheimnis ein hohes Reputationsrisiko einhergeht, hat sich in den letzten Jahren immer mehr durchgesetzt. Zu den Pionieren der Transparenz-Initiative am Finanzplatz zählt die Commerzbank International S.A. Falk Fischer, ihr CEO und Head of International Wealth Management, bewertet die rezente Entwicklung positiv: „Wir sehen die Einführung des automatischen Informationsaustauschs nicht als Ende, sondern als positiven Neustart für den Finanzplatz. Dieser Schritt kommt für uns erwartet, wir begrüßen ihn sogar ausdrücklich“, sagt der Luxemburger Commerzbank-Chef. Er muss es wissen, denn in der Frankfurter Konzernzentrale wurde schon vor einigen Jahren beschlossen, in Luxemburg das Kompetenzzentrum für Internationales Wealth Management und Edelmetalle der ganzen

Gruppe einzurichten. „Intern haben wir frühzeitig ein nachhaltiges Geschäftsmodell entwickelt, das über das Ende des Bankgeheimnisses hinaus in die Zukunft und in den internationalen Wettbewerb investiert“, erklärt Fischer. Er betont: „Die Basis dabei ist Transparenz!“ Internationaler Fondsvertrieb und Vermögensverwaltung gehören für die Nordea Bank S.A. zum Hauptgeschäft. Bei ihren Investmentfonds nutzen die Skandinavier Luxemburg als Plattform für den gesamten europäischen Markt. CEO Jhon Mortensen ist überzeugt: „Die zunehmende Transparenz wird letztendlich dazu führen, dass die Vorurteile und Mythen, die noch immer mit Luxemburg assoziiert werden, endgültig der Vergangenheit angehören.“ FATCA bewirkt Umdenken Ganz freiwillig vollzieht sich der Schwenk hin zu mehr Transparenz allerdings nicht. Zwei Gründe bewirkten bei der Luxemburger Regierung ein Umdenken: Zum einen die zwingende Notwendigkeit, das FATCA-Abkommen mit den USA abzuschließen. Amerika ist ein vitaler Markt und unumgänglicher Partner für den Finanzplatz Luxemburg. Auch wenn sie unbequem sind – die Wünsche Washingtons zu ignorieren wäre unmöglich.

In Deutschland befinden sich vor allem Nachhaltigkeitsfonds im Aufwind. Der deutsche Markt für nachhaltige Geldanlagen ist zuletzt um elf Prozent auf 63 Milliarden Euro gewachsen. Welche Rolle spielt grünes Geld in Luxemburg? Luxemburg ist bereits als Vorreiter im Bereich nachhaltiger Investments bekannt. ALFI hat es sich zum Ziel gesetzt, diese als nachhaltige, stabile dritte Säule des Fondszentrums Luxemburg zu etablieren, neben UCITS and alternativen Investments. Kürzlich hat ALFI die zweite Studie über „Nachhaltiges Investieren in Europa” veröffentlicht. Die Studienergebnisse zeigen, dass Luxemburg und Frankreich gemeinsam das Feld der nachhaltigen Investmentfonds dominieren – mit ca. 40 Prozent aller Fonds und 52 Prozent aller verwalteten Vermögen in Europa. Luxemburgs Expertise in nachhaltigen Investments fußt auf unserer starken Position bei den Mikrofinanzfonds, wo Luxemburg einen Marktanteil von 50 Prozent hält. Nachhaltige Investments werden in der Zukunft voraussichtlich stark wachsen: Das steigende Interesse von vielen der größeren institutionellen Investoren, einschließlich der meisten großen Rentenfonds, wird voraussichtlich den Weg ebnen für eine größere Inanspruchnahme solcher Produkte. Sogar die Nachfrage privater Anleger, die gerade erst einsetzt, dürfte in den kommenden Jahren ansteigen. Die ALFI hat zuletzt den am 14. Februar 2013 von der Europäischen Kommission veröffentlichten Vorschlag für eine Richtlinie über eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich der Finanztransaktionssteuer abgelehnt. Warum? Wir bei ALFI sind davon überzeugt, dass die Finanztransaktionssteuer den Tod des europäischen Fondsmarktes bedeuten wird. ALFI ist sicher, dass diese Transaktionssteuer – die letztlich allen Mitgliedstaaten aufgezwungen würde, gleich ob sie sich dafür oder dagegen entschieden haben – die von der Kommission gesetzten Hauptziele nicht erreichen kann. Wären Investmentfonds in-scope, träfe

die Steuerbelastung letztlich den Endinvestor und nicht die Finanzinstitute. Die Besteuerung von Investoren würde sich negativ auswirken auf alle langfristig angelegten Sparprodukte, einschließlich Rentenfonds. Die Steuer würde den Zugang von Kleinanlegern zu hochwertigen, professionell gemanagten Sparprodukten deutlich einschränken.

Ihr Fondsverband sieht der Umsetzung der Richtlinie zur Regulierung von Managern alternativer Investmentfonds in Luxemburger Recht entgegen. Wird die AIFM-Richtlinie zum Wachstum des Marktes beitragen? Die Richtlinie, die am 22. Juli 2013 in Kraft tritt, schafft große Wachstumsmöglichkeiten für die europäische Asset-Management-Branche. Bei ALFI sind wir überzeugt davon, dass diese Richtlinie das Potenzial hat, die UCITS-Erfolgsgeschichte im Feld der alternativen Investments zu wiederholen. Wir streben eine Verdopplung der Anlagen in den drei wichtigsten Anlageklassen innerhalb der nächsten fünf Jahre an. Somit ist eine unserer Prioritäten in 2013, ein günstiges Umfeld für alternative Investments im Rahmen dieser Richtlinie zu fördern. www.alfi.lu


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Internationale Regeln weltweit anwenden

Luc Frieden ist seit 2009 unter der CSV / LSAP-Koalition in Luxemburg Minister für Finanzen. Im Gespräch mit der VISAVIS-Redaktion bezieht er Stellung zu der Einführung des automatischen Informationsaustauschs und legt die Elemente der luxemburgischen Finanzplatzstrategie dar.

Der Übergang zum automatischen Informationsaustausch mit den europäischen Finanzbehörden kommt nicht unerwartet. Was erwarten Sie sich von diesem Paradigmenwechsel ab 2015? Der Übergang zum automatischen Informationsaustausch ab 2015, fußend auf dem Anwendungsbereich der 2003er Zinsrichtlinie, stellt einen Meilenstein für die Entwicklung Luxemburgs als modernes und transparentes Finanzzentrum dar. Luxemburg sieht in der Quellensteuer einen optimalen Kompromiss zwischen dem Schutz der Privatsphäre und einer effektiven Besteuerung von Zinserträgen. Gleichzeitig müssen wir jedoch zur Kenntnis nehmen, dass die internationalen Entwicklungen (FATCA sowie die Tatsache, dass der Rubik-Vertrag zwischen Deutschland und der Schweiz nicht angenommen wurde) auf den automatischen Informationsaustausch hinsteuern. Jetzt, nachdem dieser Schritt in Luxemburg eingeleitet wurde, ist es wichtig, ein „Level Playing Field“ zwischen allen wichti-

Bildquelle: paperjam.lu - 3e Forum RSE

MEILENSTEIN Im Kampf um Steuerehrlichkeit plädiert Luc Frieden für klar definierte Regeln mit globaler Wirkung. Der automatische Informationsaustausch ist dabei ein deutlicher Fortschritt, gleiche Wettbewerbsbedingungen vorausgesetzt.

gen Finanzzentren zu garantieren. Im Kampf gegen Geldwäsche, Steuerbetrug und Steuerhinterziehung unterstützt Luxemburg die Entwicklung in Richtung globaler Transparenz. Jedoch bestehen wir darauf, dass der automatische Informationsaustausch als internationale Norm auf weltweitem Niveau eingeführt wird. Hier haben insbesondere die Europäische Union, die OECD, das Weltforum für Transparenz und Informationsaustausch sowie der Internationale Währungsfonds Normen erstellt, die es nun der modernen, globalisierten Wirtschaft des 21. Jahrhunderts anzupassen gilt. Dies erklärt, warum Luxemburg am 29. Mai 2013 die multilaterale Konvention der OECD für gegenseitige administrative Hilfe bei Steuerfragen unterzeichnet hat. Ausschließlich klar definierte internationale Regeln sowie deren weltweite Anwendung ermöglichen es, jegliche Kapitalflucht außerhalb der Europäischen Union zu vermeiden und eine für die Wirtschaft vitale Wettbewerbsfähigkeit zu garantieren. Der Wunsch nach gleichen Wettbewerbsbedingungen erklärt auch die Forderungen Luxemburgs während der letzten Ecofin-Sitzung in Brüssel: Der EU-interne Schritt, den Anwendungsbereich dieser Zinsbesteuerung auszuweiten, sollte an eine Einigung mit den Drittstaaten geknüpft werden.

Wie definieren Sie nach diesen neuen Gegebenheiten das Bankge-

heimnis? Wird es zu einem neuen Vertrauensverhältnis zwischen Banken und Kunden kommen? Das traditionelle Bankgeheimnis, welches die Geheimhaltung der Daten auf Seiten der Banken gegenüber den Steuerbehörden forderte, wurde in den letzten Jahren allmählich aufgehoben. Über die internationale Amtshilfe können ausländische Behörden auch heute schon in regulären Veranlagungsverfahren Luxemburger Bankdaten erhalten. Auch mit der Einführung des automatischen Informationsaustausches ist die Privatsphäre der Kunden weiterhin geschützt. Die Informationen werden lediglich zwischen den jeweiligen Steuerbehörden ausgetauscht. Das Berufsgeheimnis verpflichtet die im Finanzsektor tätigen Akteure, vertrauliche Informationen, die ihnen von ihren Kunden anlässlich ihrer Geschäftsbeziehung mitgeteilt werden, auch zukünftig geheim zu halten. Das Vertrauensverhältnis zwischen Banken und Kunden ist also nicht in Frage gestellt. Mit welchen Leistungen wollen Sie die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes Luxemburg international sichern? Ich möchte drei wesentliche Elemente hervorheben, die zur luxemburgischen Finanzplatzstrategie gehören. Sie werden uns auf lange Sicht ermöglichen, die Produktivität des luxemburgischen Finanzplatzes zu erhöhen

und somit zur Sicherung unseres internationalen Erfolges beizutragen. Das erste Element ist die Diversifikation der anzubietenden Produkte und Dienstleistungen. Der luxemburgische Finanzplatz ist auf fünf Säulen aufgebaut: Vermögensverwaltung, Investmentfonds, internationale Kredite, Versicherungen und strukturierte Finanzprodukte. Darüber hinaus versuchen wir in enger Zusammenarbeit mit dem Privatsektor, unser Dienstleistungsangebot weiter auszubauen, um den Bedürfnissen unserer Kunden gerecht zu werden. Das zweite Element ist die Qualität der Leistungen, die wir anbieten. Der luxemburgische Finanzplatz ist bekannt für seine Exzellenz, seine Effizienz und sein Knowhow. Die Erhaltung dieser Kompetenzen ist von enormer Wichtigkeit. Deshalb unterstützt die Regierung gezielt die Ausbildungs- und Forschungsinstitute Luxemburgs. Das dritte Element schließlich ist das Schaffen von idealen Rahmenbedingungen. Luxemburg ist mit über 60 Ländern durch Doppelbesteuerungsabkommen vernetzt. Zusätzlich hat Luxemburg moderne rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen, die die Entwicklung neuer Tätigkeitsbereiche und Infrastrukturen fördern und den Anforderungen des Investoren- und Verbraucherschutzes Rechnung tragen. Dieses werden wir weiterhin verfolgen. Weitere Informationen unter: www.mf.public.lu


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Zum anderen hat das Scheitern der Verhandlungen zwischen Deutschland und der Schweiz über ein Quellensteuermodell gezeigt, dass auf Dauer kein Weg am automatischen Informationsaustausch vorbeiführt.

Was bedeutet das angekündigte Ende des Luxemburger Bankgeheimnisses für Ihr Haus?

Das Ende des Bankgeheimnisses bedeutet keineswegs, dass jeder, der will, in den Konten des Nachbarn schnüffeln kann. Die Informationen, die zwischen den EU-Ländern mitgeteilt werden, betreffen nur die jeweiligen Steuerverwaltungen. Dort müssen sie vertraulich behandelt werden. Für die 540.000 Einwohner Luxemburgs gibt es übrigens auch zukünftig das Bankgeheimnis. Für sie gilt eine Quellensteuer in Höhe von zehn Prozent auf alle Zinserträge. EUAusländer mit einem Konto im Großherzogtum werden weiterhin durch das Berufsgeheimnis geschützt, das dem Bankier jegliche Indiskretion verbietet – ähnlich wie bei der ärztlichen Schweigepflicht. Für die Skandinaviska Enskilda Banken S.A. (SEB) ist Luxemburg die Plattform für das gesamte Private Banking außerhalb Schwedens. Ihr CEO Peter Kubicki sieht im Schwenk der Luxemburger Regierung keine wesentliche Veränderung in seinem bewährten Geschäftsmodell. „Das Luxemburger Bankgeheimnis wird auch in Zukunft den berechtigten Wunsch unserer Kunden nach Privatsphäre und Diskretion schützen“, betont der Banker. „Was sich in den kommenden Jahren ändern wird, ist die zunehmende steuerliche Transparenz innerhalb der EU und des OECD-Rahmens“, stellt er klar. Der Austausch von Kundeninformationen werde nur die Steuerbehörden betreffen. Fondsindustrie im Aufwärtstrend Die Aufregung um das angekündigte Ende des Bankgeheimnisses verdeckt die Tatsache, dass der Finanzplatz neben dem Private Banking auf einem weiteren wichtigen Standbein steht – der Fondsindustrie. Sie kommt ohne „Geheimnisse“ jeglicher Art aus. Das Fondsgeschäft konnte trotz Schuldenkrise und Turbulenzen an den Finanzmärkten im abgelaufenen Geschäfts-

jahr sein hohes Niveau halten. Während die Anzahl der Fonds sich lediglich um vier auf 3841 verringerte, konnte das verwaltete Vermögen um 13,7 Prozent auf einen Rekordwert von 2384 Milliarden Euro zulegen. Die anhaltend positiven Aussichten der Börsen geben Hoffnung auf einen weiteren Anstieg im Jahresverlauf. Der Finanzplatz Luxemburg ist heute der bedeutendste Standort für Mikrofinanz-Fonds in Europa. Für den Mikrofinanz-Pionier BlueOrchard ist das Ende des Bankgeheimnisses ein „Non-Event“. Dennoch verfolgt Peter A. Fanconi, CEO von BlueOrchard, die Entwicklung mit großem Interes-

se. „Wir gehen davon aus, dass der Bankenplatz Luxemburg sich noch stärker als bisher durch seine Kompetenzen im Bereich der Fondsverwaltung und der sozial verantwortlichen Vermögensverwaltung definieren wird“, sagt Fanconi, der vor seiner Berufung an die Spitze von BlueOrchard im Januar dieses Jahres Chef des Private Bankings von Vontobel war. Im Privatkundengeschäft ist nichts mehr, wie es war: Die Luxemburger Banken müssen sich von der Gewohnheit lösen, dass die Kundengelder zu ihnen kommen. Beobachter sind sich einig: Es wird in verstärktem Maße darauf ankommen, aktiv

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und transparent um die Kunden zu werben und diese mit qualitativ hochwertigem Service, Produkten und Dienstleistungen zu überzeugen. Transparenz zählt Information ist dabei das A und O. Die Frage „Wie vermitteln Sie Ihren Kunden die Neuerungen im gesetzlichen und steuerlichen Umfeld?“ stieß bei den Top-Bankern, die wir befragten, auf leichtes Unverständnis – umfassende Kundengespräche gehören für fast alle Banken zum Standard. „Unsere Kunden erhalten seit Jahren ein Steuerreporting. Kontoeröffnungen werden nur eingegangen, sofern

R E F O R M | Ve rä n d e r u n g e n f ü r Ko m m a n d i t g e s e l l s c h a ft e n

NEUE GESTALTUNGSMÖGLICHKEITEN Wim Rits ist Managing Director der Vistra (Luxembourg) S.à r.l. Er beschreibt im VISAVIS-Interview, welche Veränderungen im Zuge der Umsetzung der „Alternative Investment Fund Managers Directive“ (AIFMD) in Luxemburg geplant sind und welche neuen Strukturierungsmöglichkeiten sich ergeben. Die AIFMD muss bis zum 22.7.2013 in nationales Recht umgesetzt werden. Was soll sich im Recht der Kommanditgesellschaften im Zuge der AIFMD ändern? Im Wesentlichen soll es drei Neuerungen geben: Einer der Eckpfeiler ist die Modernisierung der SCS oder CLP (Société en commandite simple, dem Vorbild der Scottish Limited Partnership folgend). Des Weiteren soll es neue Regelungen für die SCSp oder SLP (Société en commandite spéciale – ähnlich der englischen Limited Partnership) geben. Und schließlich soll die Kommanditgesellschaft auf Aktien (SCA) veränderten Anforderungen angepasst werden. Wie wird sich das in der Praxis bemerkbar machen? Die neuen Strukturen werden maßgeschneiderte Lösungen für Investments und Projekte erlauben. Dabei hat jedes der drei Systeme seine Besonderheiten. Die SCS / CLP ist eine Kommanditgesellschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit, die durch privatschriftlichen Gesellschaftsvertrag auf bestimmte oder unbestimmte Zeit errichtet wird. Die SCSp / LP verfügt dagegen nicht über eine eigene Rechtspersönlichkeit. Beiden Formen gemeinsam sind jedoch die Haftungsbestimmungen: Ein oder mehrere Komplementäre haften unbegrenzt und gemeinsam für alle Verpflichtungen der

Kommanditgesellschaft. Ein oder mehrere Kommanditisten haften bis zur Höhe ihrer Einlagen gemeinsam. Die SCA schließlich beinhaltet zwar Elemente einer Personengesellschaft, ist aber eine Kapitalgesellschaft. Die Haftung ist analog zu den zuvor genannten Gesellschaftsformen geregelt. Zusammenfassend ist zu sagen: Die SCS / CLP unterscheidet sich von der SCSp / SLP hauptsächlich darin, dass letztere keine eigene Rechtspersönlichkeit hat. Der Vorteil liegt auf der Hand, denn sie bietet damit äußerste Flexibilität und ist für Private Equity- und Venture CapitalStrukturen erste Wahl. Kann auch ein externer Geschäftsführer ernannt werden? Das soll mit der durchgeführten Reform jetzt möglich werden. Man soll nun einen „Alternative Investment Fund Manager“ (AIFM) zum Geschäftsführer der SCS / CLP oder SCSp / SLP ernennen – und zwar ohne damit dessen begrenzte Haftung zu gefährden. Vistra ist ein unabhängiger Anbieter von Trust-, Treuhand-, Unternehmensund Fonds-Services. Sie bietet passgenaue Lösungen für internationale Unternehmen, institutionelle Anleger aber auch vermögende Privatpersonen und deren Familien. Kontakt: Wim Rits, Managing Director Vistra Luxembourg; wim.rits@vistra.com; Tel.: +352 422 229 252; Jan Vanhoutte, Managing Director Vistra Fund Services Luxembourg; jan.vanhoutte@ vistra.com; Tel.: +352 422 229 333; Frank Walenta, Managing Director Vistra Germany; frank.walenta@vistra. com; Tel.: +49 69 58 30 35 70-0

Für wen sind die neuen Kommanditgesellschaften interessant? SCS / CLP und SCSp / SLP können für regulierte Fonds und als Gesellschaften in unregulierten Strukturen verwendet werden. Attraktiv sind sie im Besonderen für Investoren aus den Bereichen Private Equity, Venture Capital, Real Estate und Hedgefonds. In welcher Form bietet Vistra dabei Unterstützung? Vistra ist spezialisiert auf Middle- und Back-Office-Dienstleistungen. Diese schließen die Fondsadministration ein. Wir übernehmen auf Wunsch die Unternehmensverwaltung, die Buchhaltung und unterstützen im Bereich Family Office. www. vistra.com und www.vistra fundservices.com

FORTSCHRITT Die jetzt geschaffenen Strukturen bieten neue Chancen, erläutert Wim Rits.


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IM GESPRÄCH

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der steuerliche Hintergrund des Kunden klar nachgewiesen ist“, sagt Ernst Wilhelm Contzen. Für die Steuerehrlichkeit ist und bleibt der Kunde selbst verantwortlich. „Wir als Bank sind nicht dafür da, die individuelle steuerliche Situation des Kunden zu regeln“, betont der Deutsche Bank-Chef.

„ Ernst Wilhelm Contzen Ernst Wilhelm Contzen, Chef der Deutschen Bank Luxembourg S.A., sieht in dem geplanten Informationsaustausch die Chance, zukünftig auch Service-Dienstleistungen für andere Deutsche-Bank-Lokationen anbieten zu können. „Es muss aber auch in aller Deutlichkeit gesagt werden, dass die zahlreichen regulatorischen Neuerungen hohe Kosten auf der Personal- und IT-Seite verursachen. Für die Finanzindustrie sind das Milliarden“, kritisiert Contzen. „Damit ich hier nicht missverstanden werde: Wir brauchen nicht mehr Regulierung, sondern bessere Regulierung!“

Jhon Mortensen Jhon Mortensen, CEO der Nordea Bank S.A., ist überzeugt: „Die zunehmende Transparenz wird letztendlich dazu führen, dass die Vorurteile und Mythen, die noch immer mit Luxemburg assoziiert werden, endgültig der Vergangenheit angehören“.

Wie vermitteln Sie Ihren Kunden die Neuerungen im gesetzlichen und steuerlichen Umfeld?

Ähnlich proaktiv wie die Deutsche Bank geht auch die Commerzbank International S.A. auf ihre Kunden zu. Die Luxemburger Tochterbank, seit 1969 präsent am Platz, hat bewegte Zeiten hinter sich: Nach der Verschmelzung mit der Dresdner Bank vor gut zwei Jahren hat das Finanzinstitut sich neu ausgerichtet und konzentriert sich nunmehr auf drei Geschäftsfelder: die internationale Vermögensverwaltung, das Vermögen in Anlagestrukturen und das Geschäft mit Edelmetallen. Falk Fischer, ihr Chef, machte schon früh keinen Hehl aus seiner Überzeugung, dass ein Bankgeheimnis nur ein Schutzmechanismus sei, um nicht konkurrieren zu müssen. „Wir handeln proaktiv – unsere Kundenberater sind gut vorbereitet und informieren jeden Kunden seit Jahren aktiv und kompetent über die aktuellen Entwicklungen. Einige Kunden kommen auch direkt auf uns zu. Viele Fragen lassen sich bereits im Gespräch klären. Hier ist es natürlich wichtig, dass unsere Berater selbst laufend auf dem neuesten Stand der Entwicklungen sind“, sagt Fischer. „In einem zweiten Schritt erklären wir unseren Kunden, warum eine Geschäftsbeziehung mit dem Internationalen Wealth Management der Commerzbank in Luxemburg unverändert sinnvoll ist und Mehrwert bietet: Was können wir besonders gut, wo liegen unsere Kompetenzen und wie kann der Kunde davon profitieren? Wir müssen die Kunden von dem qualitativen Angebot unsererseits überzeugen“, fügt er hinzu. Ein „enger und regelmäßiger Kontakt der Kunden mit ihren Kundenbetreuern“ gehört auch bei Nordea Bank S.A. zum Standard. Die Konkurrenz von der SEB geht noch einen Schritt weiter und organisiert Kunden-

seminare zu spezifischen Themen, wie etwa die internationale Entwicklung bei der Besteuerung. Luxemburg muss sich neu definieren In einem Umfeld, das sich im Umbruch befindet, hat der die Nase vorn, der die Zeichen der Zeit früh erkennt und sich günstig aufstellt. War bis jetzt das Bankgeheimnis Luxemburgs Marke, ist es an der Zeit, eine neue Marke zu definieren. Luxemburg versucht, sich als einen der sichersten Plätze der Welt zu positionieren, an dem Geld verwaltet wird. „Softe“ Standortfaktoren wie ein vorhersehbares legales Umfeld und große politische Stabilität werden zu Vorteilen. Die Banken gehen neue Wege: Chancen im Private Banking der Zukunft ergeben sich aus neuen Kompetenzen im Bereich individuelles Vermögensmanagement sowie ganzheitliche Finanzplanung. Daneben wird den Themen Generationenplanung, Nachfolge sowie Familienstrategien eine immer größere Bedeutung zukommen. Hier hat Luxemburg als eines der ersten Länder bereits reagiert und Ende 2012 ein Gesetz zu sogenannten „Family Offices“ verabschiedet. Waren es früher eher die kleinen und mittleren Vermögen, die den Standort Luxemburg aufsuchten, sollen es künftig die „High Net Worth Individuals“ sein, die Qualität und Kompetenz suchen. Die Umstellung könnte gelingen: Ende 2011 hatten 57 Prozent der Private-Banking-Kunden ein Vermögen von über fünf Millionen Euro. Drei Jahre zuvor lag dieser Anteil noch bei 43 Prozent. Luc Rodesch, Präsident der Private Banking Group (PBGL), beschreibt die „neuen Kunden“ so: „Sie sind steuerehrlich, jünger, reicher, anspruchsvoller, internationaler – leider aber auch weniger rentabel. Sie kommen immer öfter aus Ländern außerhalb der Europäischen Union. Auch neue Kunden aus der EU haben eine internationalere Dimension. Es handelt sich oft um Unternehmer, die auch Interesse am Kreditgeschäft der Luxemburger Banken haben und deren Aktivitäten und Familien über mehrere Länder verteilt sind.“ Die Frage: „Welche Wachstumsstrategie haben Sie für die kommenden drei Jahre?“ wird je nach Herkunft und Ausrichtung des Mutterkonzerns sehr unterschiedlich behandelt. „Ein Wachstumsbereich für unser Geschäft im Großherzogtum ist das internationale Kreditgeschäft“, sagt Ernst Wilhelm Contzen. Innerhalb der Deutsche Bank-Gruppe ist die Luxemburger Tochter eines von vier Kreditzentren weltweit. „Wir verbuchen und betreuen Kredite unserer Kunden aus den Regionen Europa, Middle East,

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Asia (EMEA). Hierbei handelt es sich um anspruchsvolle Kredite – Projekt-, Akquisitions-, Exportfinanzierungen bis hin zu Islamic Finance, ob in bilateraler oder syndizierter Form – die ein großes Know-how erfordern. Es gilt, diese weiter auszubauen, indem wir bestehende Prozesse optimieren sowie die Produktpalette erweitern“, stellt er klar. Insbesondere bei syndizierten Krediten sieht er Wachstumspotenzial, denn diese bedürfen aus Risikogesichtspunkten eines starken Konsortialführers.

Welche Wachstumsstrategie haben Sie für die kommenden drei Jahre?

Nicht nur das Kreditgeschäft wird ausgebaut, auch im Bereich Wealth Management gelingt es der Deutschen Bank, sich als Servicedienstleister für vermögende Kunden weltweit zu positionieren. „Vor dem Hintergrund des geplanten Informationsaustauschs sehen wir Chancen, zukünftig auch Service-Dienstleistungen für andere Deutsche-Bank-Lokationen anbieten zu können (globales In-Sourcing), die wir aufgrund von Restriktionen des Bankgeheimnisses bisher nicht anbieten konnten“, fügt Contzen hinzu. Die Commerzbank International S.A. will in all ihren drei Geschäftsfeldern wachsen. „Unsere Strategie lautet ganz klar: Go for growth!“, betont Falk Fischer. „Unser größtes Geschäftsfeld ist und bleibt dabei die internationale Vermögensverwaltung: Kunden, die sich global diversifizieren wollen, schätzen die hiesigen Rahmenbedingungen. Unser zweitgrößtes Geschäftsfeld ist das mit Gold und anderen Edelmetallen. Hier haben wir ein echtes Alleinstellungsmerkmal: Als Miteigentümer an einer führenden Edelmetall-Raffinerie in der Schweiz können wir jederzeit physische Barren anbieten. Das dritte Geschäftsfeld, Vermögen in Strukturen, ist ganz klar im Standort begründet. Hier geht es beispielsweise um die Übertragung von Vermögen an nachfolgende Generationen“, sagt er zu den Wachstumsperspektiven. Nordische Werte sind gefragt Nordea ist ein atypischer Fall. In Zeiten, in denen die allermeisten Banken


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RANKING Prozentualer Anteil nachhaltiger Investmentfonds (RI) nach Anzahl Total = 1.775 Fonds

Dänemark, 5,8 % Belgien, 10,4 %

Großbritannien: 5,2 % Rest 36,1 %

Frankreich 14,3 %

Luxemburg 28,2 % Rest, 26,9 %

Norwegen: 7,9 %

Frankreich: 25,9 % Prozentualer Anteil des in nachhaltigen Investmentfonds verwalteten Vermögens Total = 2.379 Milliarden Euro Luxemburg 25,1 %

Europaweit gibt es 1775 nachhaltige Investmentfonds (RI); Luxemburg führt dieses Segment mit 28,2 Prozent an. Bezogen auf das damit verwaltete Vermögen liegt Luxemburg mit 25,1 Prozent knapp an zweiter Stelle hinter Frankreich.

ihre Aktivitäten bedingt durch die Finanzkrise zurückschrauben mussten, ist es den Skandinaviern gelungen, das Geschäft mit vermögenden Privatkunden sogar auszubauen. Dies war möglich durch die Gewinnung neuer Mitarbeiter sowie durch nachhaltige Investitionen in den Support-Bereichen. „Nordeas solide Finanzstruktur ist ein weiterer Anreiz für internationale Kunden, die nach einem sicheren und verlässlichen Bankpartner suchen“, erklärt Nordea CEO Jhon Mortensen und ergänzt: „Weitere überzeugende

Quelle: ALFI / KPMG

Finnland: 6,6 % Dänemark: 7,6 %

Argumente sind unsere nordischen Werte wie Zuverlässigkeit, Offenheit und Glaubwürdigkeit, ergänzt um einen intensivierten Kundenkontakt.“ Mit Private-Banking-Plattformen in Luxemburg, Genf, Singapur und London ist es der SEB gelungen, ihren Kunden ein attraktives Umfeld außerhalb Skandinaviens zu bieten. „Wir werden uns nun auf das ‚wealth structuring‘ für wohlhabendere, größere Kunden konzentrieren“, erklärt Managing Director Peter Kubicki. Internationale Hypotheken und Lebens-

versicherungsprodukte für dieses Kundensegment sollen das Dienstleistungsangebot erweitern, ergänzt um einen intensivierten Kundenkontakt. Über mangelndes Wachstum braucht sich die Fondsbranche nicht zu beklagen. Auch die expandierende Nische der Mikrofinanz liegt im Aufwärtstrend: „Im Bereich der Mikrofinanzanlagen sehen wir jährlich zweistellige Zuwachsraten“, freut sich der CEO von Blue Orchard, Peter A. Fanconi. Zwei Gründe sieht der Experte für den Anstieg: „Einerseits stellt die finanzielle Eingliederung von einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen in Entwicklungsländern weiterhin einen hohen Finanzierungsbedarf dar, und andererseits sind Investoren verstärkt auf der Suche nach Anlageprodukten, welche nicht nur finanzielle Renditen abwerfen, sondern darüber hinaus auch sozialen Nutzen stiften.“ Als klaren Wettbewerbsvorteil, der die Wachstumsstrategie in den kommenden drei Jahren unterstützen wird, sieht er die Tatsache an, in Luxemburg registriert zu sein und vom guten Ruf der Aufsichtsbehörde CSSF profitieren zu können. Regulierungswelle setzt den Finanzakteuren zu Getrübt wird das positive Bild, das der Luxemburger Finanzplatz abgibt, von einer Regulierungswelle, die von den Marktteilnehmern oft als ausufernd empfunden wird. Das Ziel, verlorenes Vertrauen in den Finanzsektor wiederherzustellen, führte zu einer Flut von neuen Gesetzen auf

TR A N S PA R E N Z | N e u e A I FM D - D i re k t i ve b r i n g t B e rat u n g s b e d a r f

BESTEN QUALITÄTSSTANDARDS VERPFLICHTET Alter Domus ist ein führender Anbieter für die Verwaltung von Private Equity und Real Estate Fonds sowie Corporate Services. Zu den neuen Richtlinien äußert sich Christian Theis, German Market. Was bedeuten die neuen Forderungen nach Transparenz für AD? Als führender Dienstleister müssen wir stets die aktuellen Veränderungen im Blick haben. Die meisten unserer Kunden sind international aufgestellt, so dass Ländervorschriften und grenzüberschreitende Regeln zu beachten sind. Bei der Auflage und Verwaltung von Fonds helfen wir, die neuen Transparenz- und Reporting-Anforderungen umzusetzen. D.h. neue Anforderungen und Standards sind Ihr tägliches Geschäft? Das stimmt, auch aus Eigeninteresse. Da wir häufig ein Verwaltungsratsmandat in den Fonds innehaben, achten wir von

Beginn an auf die besten Qualitätsstandards. AD nimmt aktiv an der Gestaltung dieser Standards in Luxemburg teil, z. B. als Mitglied in Komitees der ALFI zu Alternativen Fonds und AIFMD oder als Mitglied von LuxFlag. Wem nutzen diese neuen Anforderungen?

In erster Linie den Investoren. Hohe Standards machen die Fondsprodukte besser vergleichbar, erhöhen die operative Sicherheit und das Qualitätsniveau. Wir betreuen z. B. viele neue Fonds-Projekte aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien. Neue Regulierungen bieten auch neue Chancen für die Akteure: Basel III und Solvency II bieten z. B. die Chance für PE- und RE-Häuser als professionelle Partner für Banken und Versicherer deren Transaktionen zu managen, mehr Eigenkapital zur Verfügung zu stellen oder Investments neu zu strukturieren. Davon kann auch Alter Domus als Dienstleister profitieren. In Luxemburg werden wir zukünftig auch die Funktion der Verwahrstelle für Fonds aus einer Hand anbieten können, ein direktes Ergebnis der AIFMD-Direktive. Kontakt: Telefon: +352 48 18 28 6017, E-Mail: christian.theis@alterdomus.com

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IM GESPRÄCH

Peter Kubicki Der Managing Director der Skandinaviska Enskilda Banken S.A. (SEB) sieht im Schwenk der Luxemburger Regierung keine wesentliche Veränderung in seinem bewährten Geschäftsmodell. „Das Luxemburger Bankgeheimnis wird auch in Zukunft den berechtigten Wunsch unserer Kunden nach Privatsphäre und Diskretion schützen“, betont Peter Kubicki. „Was sich in den kommenden Jahren ändern wird, ist die zunehmende steuerliche Transparenz innerhalb der EU und des OECD-Rahmens.“

DER AUTOR Pierre Leyers ist Finanzredakteur des Luxemburger Worts, Luxemburgs führender nationaler Zeitung. Leyers verfügt über eine Erfahrung von 25 Jahren im Journalismus und ist seit 16 Jahren auf wirtschaftliche und finanzielle Themen mit Fokus auf den Finanzplatz Luxemburg spezialisiert.


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europäischer und nationaler Ebene. „Die Konsequenzen insbesondere für Luxemburg sind die immer weiter fortschreitende Schließung bislang bestehender Geschäftsnischen durch Abbau von Arbitragemöglichkeiten im aufsichtsrechtlichen und steuerrechtlichen Bereich sowie einem zunehmendem Einflussverlust der nationalen Aufsichtsbehörden, also auch der CSSF. Gleichzeitig kommt es wie in ganz Europa zu einer Verschärfung der Konsolidierung im Finanzbereich, die hauptsächlich risiko- und kostengetrieben ist“, gibt der Unternehmensprüfer Walter Koob, Partner bei KPMG, zu bedenken. Da bleibt es nicht

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Wie setzen Sie in Ihrem Haus die zahlreichen regulatorischen Neuerungen um? Brauchen Sie zusätzliches Personal? Was kostet diese Umstellung?

aus, dass gerade die kleineren Privatbanken und die kleineren Fondsgesellschaften besonders stark von der Regulierungswelle und der Finanzkrise betroffen sind. Denn sie können nicht von Skaleneffekten profitieren.

Die Deutsche Bank Luxembourg S.A. gehört zu den wichtigsten Instituten am Platz. Über mangelnde Skaleneffekte kann sie nicht klagen. Und doch sieht ihr Chef, Ernst Wilhelm Contzen, die regulatorischen Anfor-

E N T W I C K LU N G | I T- Lö s u n g e n f ü r b e s s e re Pe r fo r m a n c e

GANZ NAH AM PULS DER BRANCHE Frédéric Kemp, Managing Director Avaloq Luxemburg, beschreibt die Herausforderungen dieses Finanzplatzes und skizziert Trends. Avaloq ist seit sechs Jahren in Luxemburg aktiv. Wie haben sich die Bedürfnisse der Finanzinstitute in dieser Zeit verändert? Avaloq hat sich 2007 für einen Markteintritt in Luxemburg entschieden, da der Finanzplatz demjenigen der Schweiz relativ ähnlich ist. Der Erfolg gibt uns Recht: Seither haben wir sieben Kunden gewonnen; bis 2014 werden es neun sein. Die Bedürfnisse der Finanzinstitute haben sich besonders nach Ausbruch der weltweiten Finanzkrise stark gewandelt. Zunächst haben viele Banken ab-

INNOVATIONEN Wir erstellen ganz neue Angebote, betont Frédéric Kemp.

gewartet und demzufolge ihre Investitionen, insbesondere auch in die IT, heruntergefahren. Das wirtschaftliche Umfeld und die regulatorischen Auflagen erschweren es den Banken zunehmend, profitabel zu sein, und zwingen sie zur Kostensenkung. Entsprechend überprüfen und überdenken sie ihre Strategien und Geschäftsmodelle. Wir begegnen seit 2012 spürbar Banken, die sehr genau ihre Ziele abgesteckt haben und nun aktiv nach IT-Lösungen suchen, die ihre neuen Wertschöpfungsprozesse abbilden und unterstützen. Dabei geht es darum, die Performance zu verbessern, indem das Backoffice optimiert und generell Prozesse industrialisiert werden. Außerdem bedarf es im Frontoffice spezieller Lösungen, welche die Mitarbeiter in der Kundenberatung unterstützen. Welche Trends erwarten Sie für die Zukunft? Der Druck auf die Kosten aufgrund zunehmender regulatorischer Bestimmungen wird weiter zunehmen. Daher konzentrieren sich viele Banken verstärkt auf die vermögendere Kundschaft, was bedeutet, dass sie ihre Dienstleistungen an deren höheren Ansprüchen ausrichten müssen. Aus diesen beiden Herausforderungen ergeben sich zwei gegenläufige Trends: Prozesse müssen industrialisiert werden, um Kosten zu senken; Dienstleistungen müssen hingegen auf den Einzelnen zugeschnitten und von höchster Qualität sein, um anspruchsvolle Kunden zufriedenstellen zu können. Welche Stärken bescheinigen Sie dem Luxemburger Finanzplatz im weltweiten Standortwettbewerb? Der Finanzplatz Luxemburg profitiert von hervorragend qualifiziertem Perso-

nal, das nicht zuletzt dank seiner Mehrsprachigkeit von internationalen Kunden sehr geschätzt wird. Zudem bietet Luxemburg ausgesprochen attraktive gesetzliche Rahmenbedingungen. Für Avaloq sind insbesondere auch die strengen Regulierungen im Bereich Outsourcing von Vorteil, denn sie garantieren den Banken eine hohe Qualität der entsprechenden Dienstleistungen. Wie unterstützt Avaloq die Luxemburger Player? Wir konzentrieren uns auf die Bedürfnisse unserer Kunden und darauf, ihnen einen Mehrwert zu bieten. Dafür investieren wir viel in Forschung und Entwicklung und treiben Innovationen voran. Wir sind ganz nah am Puls der Branche und können rasch auf die Trends reagieren: Neben der Tendenz hin zu komplexeren Produkten wie SPV oder Real Estate Fonds ist mehr Transparenz gefragt. Neue Compliance-Vorgaben, wie zum Beispiel die „Alternative Investment Fund Managers Directive“ (AIFMD), müssen umgesetzt werden. Das Avaloq Banking System bietet mit dem neuen integrierten Fund Admin Modul eine attraktive Lösung für diese Herausforderungen. Weitere Informationen unter: www.avaloq.com Die Schweizer Avaloq Gruppe entwickelt und betreibt durchgängig integrierte Front-, Middle- und Backoffice-Lösungen für Retail-, Wealth Management und Universalbanken. Als Anbieter führender Business-Process- und IT-Outsourcing-Lösungen agiert sie weltweit an den bedeutenden Finanzplätzen und zählt mehr als 100 Banken zu ihren Kunden.

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derungen mit gemischten Gefühlen. „Für die Umsetzung sowie die Implementierung der entsprechenden Reportingmodule steht ein bereits genehmigtes Budget in sechsstelliger Höhe zur Verfügung. Die Maßnahmen setzen wir im Wesentlichen mit eigenen Kräften um, hin und wieder müssen wir im Hinblick auf die Eilbedürftigkeit der Einführung auf externe Hilfe zurückgreifen“, sagt Contzen. Dann aber spricht der Präsident der Bankenvereinigung aus ihm, wenn er sich echauffiert: „Es muss aber auch in aller Deutlichkeit gesagt werden, dass die zahlreichen regulatorischen Neuerungen hohe Kosten auf der Personalund IT-Seite verursachen. Für die Finanzindustrie sind das Milliarden. Damit ich hier nicht missverstanden werde: Wir brauchen nicht mehr Regulierung, sondern bessere Regulierung!“ Auch die Commerzbank International S.A. profitiert von den Erfahrungen der Frankfurter Mutter im Umgang mit der Regulierungswelle. Auf die Frage „Wie setzen Sie in Ihrem Haus die zahlreichen regulatorischen Neuerungen um?“ reagiert CEO Falk Fischer gelassen. „Unstrittig bedeuten die aktuellen Entwicklungen einen zeitlichen und inhaltlichen Mehraufwand. Wir beschäftigen uns jedoch schon seit einigen Jahren mit den regulatorischen Entwicklungen und haben dafür erfahrene Spezialisten. Diese nutzen die Effizienz und die Skalierungsmöglichkeit des Know-hows und der Prozesse unseres Mutterkonzerns. Die große Plattform der Commerzbank AG in Deutschland bietet bereits vieles, auf das wir zurückgreifen und das wir für uns nutzen können.“ Zusammenfassend stellt er fest: „Wir müssen hier nichts doppelt tun.“ Auch die SEB kann als Tochter der größten schwedischen Bank auf die regulatorischen Projekte der Mutter zurückgreifen. Peter Kubicki unterstreicht darüber hinaus noch den positiven Effekt des Standorts: „Durch unsere Mitgliedschaft in der Bankenund der Fondsvereinigung können wir die kommenden Entwicklungen voraussehen“, sagt der CEO. Die Finanzkrise hat im reichen Luxemburg für Verunsicherung gesorgt. Das Image des Bankers hat gelitten. Um das Vertrauen der Anleger wieder herzustellen, müsse sich die Finanzbranche in aller Konsequenz mit dem Thema „Verantwortung“ auseinandersetzen, fordert der luxemburgische Finanzminister Luc Frieden. Mit seinem Pochen auf „verantwortlichem Investieren“ liegt er voll im Trend. Eine rezente Studie der Beratungsfirma KPMG zeigt, dass der Markt für sozial verantwortliche, ökologische und ethische Geldanlagen in Europa wächst: Die in den derzeit 1.775 Nachhaltigkeitsfonds verwalteten Gelder


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legten in den letzten zwei Jahren um 20 Prozent auf insgesamt 238 Milliarden Euro zu. 25 Prozent dieser „Assets“ werden von Luxemburg aus gemanagt – Tendenz steigend. Was nach viel Geld aussieht, ist allerdings nur ein Bruchteil – etwa zwei Prozent – des gesamten verwalteten Vermögens. „Responsible Investing“, wie es in der Fachsprache heißt, ist immer noch eine Nische. Das Potenzial, das die Kombination von grünem Geld und gutem Gewissen birgt, ist jedoch enorm.

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stützt ihn nach Kräften, nicht zuletzt mit ihren Luxflag-Gütesiegeln. Die Mehrzahl der Luxemburger Banken hat in nachhaltigen Anlageprodukten einen potentiellen Wachstumsmarkt erkannt. Inwieweit die jeweiligen Institute auf verantwortungsvolles Investieren ausgerichtet sind, ist allerdings verschieden. Für die Deutsche Bank Luxembourg S.A. gehört Nachhaltigkeit in Geldanlagen zum Grundprinzip: „Nicht erst seit der Finanzkrise sehen wir ein stetig wach-

Sehen Sie in Anlageprodukten, die auf „verantwortungsvolles Investieren ausgerichtet sind, einen potenziellen Wachstumsmarkt? Ist Ihr Haus bereits in diesem Bereich tätig bzw. planen Sie, nachhaltige Anlageprodukte anzubieten?

Für die luxemburgische Fondsindustrie tut sich eine neue Chance auf. Neben den bekannten UCITSFonds, wo Luxemburg mit Abstand der wichtigste Player in Europa ist, entsteht mit den nachhaltigen Investments ein weiteres Standbein, das der Standortstärkung dient. Schon jetzt ist Luxemburg die Nummer eins im Bereich der Mikrofinanz – auch eine Form des sozial verantwortlichen Investierens. Die Fondsvereinigung ALFI hat diesen Trend klar erkannt und unter-

sendes Interesse an nachhaltigen Investmentlösungen, bislang vor allem von Stiftungen und anderen gemeinnützigen Organisationen, aber auch zunehmend von vermögenden Privatkunden und Family Offices“, konstatiert Ernst Wilhelm Contzen, der auch als ABBL-Präsident aktiv für einen „grüneren“ Finanzplatz wirbt. Auch die Commerzbank ist als konservativer Vermögensverwalter grundlegend auf langfristige Investments ausgerichtet. „Wir spekulieren

nicht, sondern sind am nachhaltigen Vermögenserhalt unserer Kunden interessiert“, betont Falk Fischer. SEB bietet in Luxemburg 15 Fonds mit einem Socially-responsible-investing-Profil. Mit ihren „Green Bonds“ zur Bekämpfung des Klimawandels waren die Schweden 2008 Pioniere auf diesem Gebiet. Auch Nordea ist im SRI-Bereich führend. „Wir haben ein eigenständiges Team, das darauf spezialisiert ist, Unternehmen auf die Einhaltung von Unternehmensethik-Kriterien zu untersuchen“, sagt CEO Jhon Mortensen. Dieses „Responsible Investment & Governance Team“ wird von Sasja Beslik geleitet, der im vergangenen Jahr für seine Arbeit im Bereich verantwortungsbewusster Investments vom Weltwirtschaftsforum zum „Young Global Leader 2011“ ausgezeichnet wurde.

LUXEMBOURG FOR FINANCE

Forum Nachhaltige Geldanlagen listet Luxemburger SRI-Fonds Volker Weber vom Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) stellt dem Finanzplatz Luxemburg ein gutes Zeugnis aus. Die Tatsache, dass Luxemburg der Standort für Nachhaltigkeitsfonds werden will, wird vom FNG voll unterstützt. Auf seiner Homepage bietet das Forum seit Mitte 2012 sein Nachhaltigkeitsprofil an. Die Luxemburger Fonds, die das Eurosif-Transparenzlogo führen, sind dort aufgelistet. Grüne Fonds, alternative Investments, Sharia-Fonds, Spezialfonds, Mikrofinanz … die Liste ist lang. Der Finanzplatz Luxemburg ist gut gerüstet für ein „neues Leben“ nach dem Bankgeheimnis. Pierre Leyers

Da der Finanzplatz den wichtigsten Pfeiler der luxemburgischen Wirtschaft darstellt, ist es notwendig die Standortattraktivität dieses Sektors nach außen zu vermitteln. Um dies zu erreichen, organisiert Luxembourg for Finance regelmäßig Seminare und Roadshows in der ganzen Welt und bringt die Qualitäten des Finanzplatzes Luxemburg Vermögensverwaltern und institutionellen Investoren, aber auch dem breiten Publikum näher.

O RG A N I S I E RT

AKTIVE UNTERSTÜTZUNG

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Bildquelle: bofotolux – Fotolia.com

Der Verband der luxemburgischen Fondsindustrie ALFI (Association of the Luxembourg Fund Industry) wurde im Jahr 1988 als offi-

zielle Vertretung der luxemburgischen Investmentfondsbranche gegründet. Heute vertritt der Verband mehr als 1.300 Investmentfonds und Vermögensverwalter sowie eine Reihe weiterer Dienstleister aus der Finanzbranche, die ihren Sitz im Großherzogtum haben. Dazu zählen beispielsweise Depotbanken, Fondsverwaltungsgesellschaften, aber auch Transferagenturen, Fondsvertriebsunternehmen, Anwaltskanzleien, Beratungsgesellschaften, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer sowie Fachanbieter in den Bereichen IT und Kommunikation. Luxemburg ist der größte Fondsstandort in Europa und weltweit führend im grenzübergreifenden Fondsvertrieb. Investmentprodukte, die in Luxemburg domiziliert sind,

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werden in mehr als 70 Ländern rund um den Globus vertrieben mit Fokus auf Europa, Asien, Lateinamerika und den Mittleren Osten. Die Hauptziele von ALFI: Der Verband vertritt die Interessen der luxemburgischen Fondsindustrie um damit „die Bestrebungen der Fondsbranche anzuführen, Luxemburg zum attraktivsten internationalen Zentrum für Investmentfonds zu machen“ und die Mitglieder bei der Umsetzung von Branchentrends zu unterstützen. Er will das rechtliche Umfeld mitgestalten, die Einhaltung von professionellen Standards, Integrität und Qualität fördern und auf diese Weise die luxemburgische Investmentfondsindustrie aktiv unterstützen Weitere Informationen unter: www.alfi.lu.

Luxembourg for Finance ist die Agentur zur Förderung des Finanzplatzes Luxemburg, welche 2008 als öffentlich-private Partnerschaft zwischen der Luxemburger Regierung und der Vereinigung der Finanzindustrie gegründet worden ist. Durch die Zusammenarbeit mit dem Finanzministerium und den Akteuren des Finanzplatzes wird eine gemeinsame Interessenvertretung gewährleistet, die der positiven Entwicklung des Sektors dient.

Hinzuzufügen ist die Öffentlichkeitsarbeit, die ein weiteres Standbein der Agentur darstellt. Luxembourg for Finance ist somit die Hauptanlaufstelle für jeden, der Informationen zum Finanzplatz Luxemburg benötigt. Weitere Informationen unter: www.luxembourgforfinance.lu


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1977 gegründet, ist die DZ PRIVATBANK der größte Auslandsstützpunkt der genossenschaftlichen FinanzGruppe und seitdem erfolgreich in Luxemburg tätig.

Erfolg durch Kontinuität FÜHREND Die erste Adresse für innovative und kreative Fonds kennen meist nur professionelle Fondsgesellschaften und Vermögensverwalter – doch auch private Kunden profitieren. Die VISAVIS-Redaktion sprach mit Julien Zimmer, Generalbevollmächtigter der DZ PRIVATBANK S.A. und Verwaltungsratmitglied der IPConcept (Luxemburg) S.A., über den Mehrwert der Zusammenarbeit mit der IPConcept.

Herr Zimmer, DZ PRIVATBANK und IPConcept – wie hängt das zusammen? Mit dem Fondsgeschäft begann die DZ PRIVATBANK beziehungsweise deren Vorgängerinstitut bereits Mitte der achtziger Jahre. Wir schöpfen also aus langjähriger Erfahrung in diesem Geschäftsfeld. Ende des Jahrtausends sollte mit der Trennung von Depotbank und Verwaltungsgesellschaft den Sicherheitsanforderungen der Kundeneinlagen durch einheitliche Richtlinien in der EU besser Rechnung getragen werden. Die Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen sorgte dafür, dass die Nachhaltigkeit des Managements und die Sicherheit der Kundeneinlagen optimiert wurden. Das führte dann auch zur Gründung der Verwaltungsgesellschaft IPConcept im Jahr 2001. Welche Rolle spielen die DZ PRIVATBANK und IPConcept bei

der genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken? Die DZ PRIVATBANK ist der größte Auslandsstützpunkt der genossenschaftlichen FinanzGruppe. Sie ist seit der Gründung 1977 als Dienstleister für die genossenschaftliche FinanzGruppe sowie auch für private und institutionelle Kunden am Finanzplatz Luxemburg erfolgreich in den Geschäftsfeldern Private Banking, Kredit, Brokerage und Fondsdienstleistungen tätig. Ziel war und ist weiterhin allen unseren Partnern und Kunden die Vorteile des internationalen

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Die Zeiten der reinen Vertriebsorientierung und Provisionsmaximierung gehören der Vergangenheit an.

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Finanzplatzes Luxemburg zugänglich zu machen. Dabei spielen die genossenschaftlichen Wurzeln, insbesondere deren Werte wie Nachhaltigkeit, Kontinuität, Sicherheit, Kundenorientierung und -nähe, bei entsprechend hoher Qualität mit internationalem Anspruch eine wesentliche Rolle.

Was spricht für Luxemburg als Fondsstandort? Da könnte man weit ausholen, das würde den Rahmen sprengen, ich will deshalb nur einige wesentliche Punkte ansprechen: In Luxemburg besteht ein hoher Bildungsstandard mit mehrsprachiger Ausbildung schon ab der Grundschule und es gibt einen Ausländeranteil von rund 44 Prozent. Menschen aus mehr als 160 Nationen leben und arbeiten in Luxemburg. Internationalität ist hier deshalb nicht nur Anspruch, sondern wird auch gelebt. Soviel zum allgemeinen Standard. Dazu kommt die hohe Qualifikation in finanzrelevanten Themen, große Verlässlichkeit und Sicherheit durch die stabile politische und wirtschaftliche Situation, eine enge und sehr kooperative Zusammenarbeit der Akteure im Finanzbereich mit den dafür verantwortlichen Stellen. Zudem sind

auf engstem Raum alle Spezialisten verfügbar, wie Wirtschaftsprüfer, ITund Software-Dienstleister, Rechtsanwälte, Beratungs- und Kommunikationsunternehmen bis hin zu einer modernen und leistungsfähigen Internetinfrastruktur. Das gewährleistet schnelle und effiziente Umsetzung von Produkten und Dienstleistungen unter Berücksichtigung wesentlicher Markterfordernisse und hoher Sicherheitsstandards. Gefördert werden Ausund Weiterbildung – bis hin zu einer zwar noch jungen aber inzwischen international anerkannten Universität mit hochkarätigen Professoren, die gezielt mit internationalen Wissenschaftlern, Forschern und Hochschulen zusammenarbeiten.

Sie haben viele Partner als Kunden, die zum Who‘s who der Fondsindustrie gehören. Was prädestiniert IPConcept dafür, dass er sich als führender Private Label-Fondsdienstleister im deutschsprachigen Raum etabliert hat? Das können Ihnen unsere Kunden am besten beantworten. Sie bekommen qualifizierte Dienstleistungen und unsere Kundenbetreuer kümmern sich mit Fachwissen und Herzblut um de-


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ren Belange. Für Investoren und andere Interessierte lohnt sich vielleicht mal ein Blick auf unsere Homepage. Dort sind unter www.ipconcept.com unter dem Punkt Fondsübersicht viele unserer Kunden mit ihren Fonds übersichtlich aufgeführt. Weitere Informationen über die Fonds sind als Download verfügbar.

Die regulatorischen Anforderungen Ihrer Branche sind in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Wie hat sich dies auf Ihr Geschäftsmodell in Luxemburg ausgewirkt? Die Fondsbranche war noch nie einer solchen Regulierungsflut ausgesetzt, einige Marktteilnehmer sprechen sogar von einem „Regulierungstsunami“. Richtig ist, dass vor dem Hintergrund von Finanzkrisen, Staatsschuldenkrisen, Lehman und Madoff die regulatorischen Hürden für Anbieter und Produkte in immer kürzeren Abständen erhöht wurden. Die zunehmende Regelungsdichte und -dynamik bieten jedoch auch Chancen: Beispielsweise hat die EU mit den neuen Vorschriften für alternative Investmentfondsmanager (AIFMD) das erste regulierte Umfeld für Alternative Investments weltweit geschaffen. Mit der

titelthema

Regulierung ist auch der Sicherheitsstandard der Investmentfondsindustrie deutlich gestiegen, Investmentfonds sind somit das am besten regulierte Retail-Produkt in der Finanzbranche. Anbieter aus Drittländern, so genannten „Offshore-Domizilen“, werden sich daher verstärkt in die EU begeben, da sie die hohen Standards am besten vor Ort erfüllen können. Luxemburg bietet die Kompetenz und Erfahrung, diesen Marktteilnehmern eine weltweit anerkannte und langjährig bewährte Plattform zu offerieren. In diesem herausfordernden Marktumfeld unterstützen wir unsere Fondsinitiatoren dabei, durch innovative, flexible, qualitativ hochwertige und kundenorientierte Lösungen erfolgreich zu sein und zu bleiben.

Wie sehen Sie die Zukunftsaussichten für unabhängige Vermögensverwalter? Trotz allem und insbesondere aufgrund des hohen Regulierungsdrucks sind die Marktchancen besonders für unabhängige Vermögensverwalter sehr positiv einzuschätzen. Im Wettbewerb mit der etablierten Finanzbranche liegt ihr Vorteil in der Kundennähe und der ausgeprägten Kundenfokussierung. Die Zeiten der reinen Vertriebsorien-

ERFOLGREICH Julien Zimmer ist Generalbevollmächtigter der DZ PRIVATBANK S.A. und Mitglied des Verwaltungsrats von IPConcept.

tierung und Provisionsmaximierung gehören der Vergangenheit an.

Also beste Voraussetzungen für Ihre Fondsdienstleistungen? Die Branche lebt von der Vielfalt und vom Wettbewerb. DZ PRIVATBANK und IPConcept in Luxemburg bieten

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ihren Kunden schnelle, flexible und qualitativ hochwertige Lösungen für die von ihnen angefragten Fondsideen. Der Kunde kann somit alle notwendigen Leistungen aus einer Hand bekommen. Seit 2011 bieten wir mit der IPConcept (Schweiz) AG eine zusätzliche Plattform. Dabei wird die Dachmarke IPConcept genutzt, mit der sich ihre Schwestergesellschaft IPConcept (Luxemburg) S.A. seit Jahren erfolgreich am Fondsstandort Luxemburg als Marktführer im Private-Label-Fondsmarkt positioniert hat. Das Angebot der Schweizer IPConcept richtet sich an Fondsinitiatoren und bietet ihnen Fondsleitung, -vertretung und vertriebsunterstützende Dienstleistungen an. Zudem kann sie auf das Leistungsspektrum der DZ PRIVATBANK zurückgreifen und schafft Kunden damit einen Zugang und die Brücke zum globalen Fondsmarkt. Die Verankerung in einem großen Unternehmen bietet nicht nur in der derzeitigen Finanzmarktkrise im Hinblick auf Solidität und Bonität Vorteile, insbesondere bei den Themen Bewertung und Anlegerschutz. Je größer das Unternehmen, desto mehr Möglichkeiten hat es, aus der Konzerngruppe heraus Lösungen zu generieren. www.ipconcept.com

P O RTF O L I OM A N AG E M E N T

DIENSTLEISTER FÜR DIE FONDSBRANCHE Die meisten privaten und institutionellen Anleger haben Investmentfonds in ihrem Portfolio. Die Auswahl ist so unterschiedlich wie groß. Über 550 Investmentfonds mit mehr als 75 Mrd. Euro Volumen werden derzeit von IPConcept (IPC) und DZ PRIVATBANK verwaltet. Ein Großteil davon sind Publikumsfonds, in denen institutionelle und private Anleger investiert sind. Viele dieser Investoren kennen die Fonds zwar namentlich – dass allerdings IPC hinter der Anlage steht, wissen die wenigsten. Das hat einen Grund: Die sogenannten Private Label-Fonds, die IPConcept in enger Zusammenarbeit mit unabhängigen Vermögensverwaltern, Family Offices oder Banken auflegt, erhalten ihren Markennamen aus der Produktfamilie des Fondsinitiators. Was viele Anleger auch nicht erahnen können, ist der regulatorische und administrative Aufwand, der hinter dem Produkt „Investmentfonds“ steht. Dieser besteht vom Markteintritt an über die gesamte Lebensphase des Fonds hinweg. Hinzu kommt, dass die Regulierungsdichte in Europa ständig zunimmt und die Umsetzung hohen Zeitaufwand und ex-

zellentes Know-how von Spezialisten erfordert. Letztere müssen sich um die permanent notwendigen Anpassungsprozesse kümmern. Der Fondsstandort Luxemburg hat in diesem Umfeld in Europa eine ausgezeichnete und langjährige Erfahrung, die sich bis heute auf die Entwicklung dieses Ge-

schäftsfeldes ausgesprochen positiv ausgewirkt hat. Mit Standorten in Luxemburg – dem größten europäischen Fondsstandort mit mehr als 2,5 Billionen Euro Volumen – und in der Schweiz ist IPConcept im deutschsprachigen Private-Label-Fondsmarkt führend. Viele erstklassige Vermögensverwalter und

renommierte Bankhäuser lassen ihre Private Label-Fonds bei IPConcept verwalten. Wesentlicher Erfolgsfaktor von IPC als Dienstleister für Fondsprofis ist die komplette Bandbreite an Dienstleistungen, die von den Kunden genutzt werden können, entweder als Gesamtpaket oder als Einzelbausteine. Dazu zählen die Fondskonzeption und -auflegung, weltweite Vertriebszulassungen, Risikomanagement, Asset-Management-Controlling, Depotbankfunktion, Register- und Transferstelle und die Fondsbuchhaltung. Besonderes Asset: Mit ihrem Treasury / Brokerage stellen die DZ PRIVATBANK und IPC den Fondsmanagern den direkten Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten zur Verfügung. Das Portfoliomanagement und der Vertrieb sind die Kernaufgaben des Fondsinitiators, wenn er das Dienstleistungspaket von IPConcept in Anspruch nimmt. Er behält die klassischen Aufgaben des AssetManagements weiterhin selbst in der Hand. Das heißt, er bestimmt die Anlagepolitik, gestaltet Akquisition und Vertrieb und kümmert sich um die Beratung und Betreuung seiner Kunden. Die administrativen und regulatorischen Dinge delegiert er an die Verwaltungsgesellschaft.


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private altersvorsorge

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MODELL Die Altersversorgung über alle drei Schichten hinweg funktioniert über alle Alters- und Einkommensgruppen:

Bildquelle: Günter Menzl – Fotolia.com

1. Schicht: • Gesetzliche Rentenversicherung (GRV) • Beamtenversorgung (BV) • Berufsständische Versorgung (BSV) • Rürup-Rente 2. Schicht: • Riester-Rente • Betriebliche Altersversorgung (bAV) • Zusatzversorgung öffentlicher Dienst 3. Schicht: • Unter anderem Aktienfonds, Aktien • Unter anderem Anleihen, private Rentenversicherung • Immobilien • Sonstige Ersparnisse aus versteuertem Einkommen (Sparbuch, Einlagen etc.) 38 Millionen Bundesbürger haben Ansprüche aus Schicht 1. Sie können damit aber im Schnitt nur 43,3 Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens ersetzen. 16,6 Millionen Bundesbürger sorgen neben Schicht 1 auch privat in der zweiten Schicht vor. Mit einer Ersatzquote von 59,9 Prozent sind sie damit fast ausreichend versorgt. Ausreichend abgesichert sind jedoch nur die 14,2 Millionen Personen mit Ansprüchen aus Schicht 1 und 2 sowie Geld- und Immobilienvermögen. Sie können im Schnitt 77,4 Prozent ihres letzten Bruttoeinkommens ersetzen.

Quelle: Vorsorgeatlas Forschungszentrum Generationenverträge, Universität Freiburg

Eigeninitiative gefordert

D

ie Alarmglocken läuten – und zwar unüberhörbar. Der Wohlstand der Bürger steht auf dem Spiel. Und das in mehrfacher Hinsicht. Wer seinen zuletzt erreichten Lebensstandard im Alter erhalten und sichern will, ist mehr denn je gezwungen, sich mithilfe seines Arbeitgebers, seiner Versicherung und seines Vorsorgeberaters ein gut durchdachtes Vorsorgekonzept zu erarbeiten. Denn wer in Zukunft weiter ruhig schlafen und keine größeren Finanzsorgen haben will, ist gerade in Sachen Geldanlage und Altersvorsorge immer stärker zur Eigeninitiative aufgefordert. „Selbst ist der Mann – selbst ist die Frau“, lautet daher die Devise. Grund: Zum einen ist das globale Umfeld alles andere als stabil und zum anderen stehen die meisten Industrieländer – auch Deutschland – vor großen demografischen Herausforderungen. Eine sinkende Zahl junger Menschen soll im Rahmen des Solidarpaktes Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung für eine steigende Zahl von Leistungsempfängern erbringen. Inzwischen begreifen die verantwortlichen Politiker aber, dass es nicht angehen kann, in der Rentenfrage ungedeckte Schecks zu Lasten künftiger Generationen auszustellen. Das bisher bestehende System steht auf dem Prüfstand. Besonders alarmierend ist in diesem Kontext das globale Schuldenproblem, für das die Politiker in der westlichen Welt bislang

ABSICHERN Wie steht es mit der Rente? Eine Frage, die Bürger zunehmend beschäftigt. Und sie müssen aktiv werden. Der Staat allein kann es nicht richten.

keine überzeugenden Lösungen gefunden haben. „Wirtschafts- und geldpolitisch hat die Welt einen Wettlauf in Richtung Schwachsinn gestartet“, sagt die für offene Worte bekannte Investment-Legende Jim Rogers. Der ehemalige Hedgefonds-Manager weiß, dass der verlassen ist, der sich auf den Staat und die Politiker verlässt. Dort, wo versucht wird, eine durch zu hohe Schulden ausgelöste Jahrhundertkrise durch eine Potenzierung dieses Faktors über die Kreation von noch mehr Schulden zu lösen, geraten die Grundfesten des marktwirtschaftlichen Systems, ja sogar der Demokratie, ins Wanken. So verwundert nicht, dass es um die Rentensysteme und um das Thema finanzielle Altersvorsorge heftige Diskussionen gibt – auch in einem vergleichsweise stabilen und erfolgreichen Land wie Deutschland.

Die Altersvorsorge hat eine jahrhundertelange Tradition. Diese Aufgabe wurde in früheren Zeiten durch die Familie übernommen. Aktiv im Erwerbsleben stehende Generationen versorgten innerhalb der Großfamilie sowohl die Alten (Großeltern) als auch die Jungen (Kinder und auch Enkelkinder). Während dieses Agrar-Zeitalters galten eine hohe Kinderzahl, Eigentum an Immobilien und agrar- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen als „Ideal der Altersvorsorge“. Erst mit der aufkommenden Industrialisierung und der zunehmenden Aufsplittung von Großfamilien – nämlich der Trennung durch zunehmende geographische Mobilität – wurde dieses Modell der Altersvorsorge obsolet. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden für Staatsangestellte und Militärangehörige erste moderne Versorgungssysteme entwickelt. Im 19. Jahrhundert entstand im Rahmen der Bismarck’schen Sozialgesetzgebung das Modell der gesetzlichen Altersrente. Diese war in ihren Anfängen als kapitalgedeckte Rente aufgebaut. Da der Kapitalstock durch äußere Einflüsse (Krisen, Kriege, Inflation) verloren ging, sah man sich zu Veränderungen gezwungen. Skeptiker sehen vor dem Hintergrund der aktuellen gigantischen Schuldenprobleme eine ähnliche Gefahr für das aktuelle AltersversorgeSystem, das in den fünfziger Jahren auf das sogenannte Umlageverfahren umgestellt wurde. Die Verantwortung für die Altersvorsorge hat sich von der


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der Rentenversicherung Herbert Rische derzeit „gut“ sind, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass mehr Menschen auch in Deutschland in Zukunft Altersarmut droht. Aber nicht nur diese erste Säule steht auf wackligem Fundament. So wollen oder können sich immer weniger Unternehmen den „Luxus eines Betriebsrentensystems“ leisten. Und dies, obwohl die Betriebsrente nicht nur für den Arbeitnehmer, sondern auch den Arbeitgeber Vorteile hat. So spielt diese zum Beispiel beim Gewinnen und bei der Bindung von Mitarbeitern an ein Unternehmen eine wichtige Rolle. Arbeitgeber können ihren Beschäftigten mit der Betriebsrente ein finanziell attraktives Zusatzangebot unterbreiten und ihre Aufwendungen darüber hinaus auch steuerlich geltend machen. Aufgebaut und durchgeführt werden kann eine betriebliche Altersversorgung als Direktversicherung, über eine Pensionskasse, über einen Pensionsfonds, als Direktzusage / Pensionszusage oder über eine Unterstützungskasse. Dabei wird der entsprechende Weg der Durchführung grundsätzlich vom Arbeitgeber bestimmt. Als eine Durchführungsmaßnahme der betrieblichen Altersversorgung spielt die Pensionszusage nach Überzeugung von Michaela Nanninga von

RISKANT Die Altersvorsorge nicht weiter ausbauen wollen…

34 % 35 %

38 % 37 % 37 %

40 %

Quelle: Postbank-Studie „Altersvorsorge in Deutschland“

Großfamilie also hin zum Staat und zum Kollektiv der Versichertengemeinschaft verlagert. Darüber hinaus hat in den vergangenen Dekaden die individuelle Verantwortlichkeit für die eigene Altersvorsorge stark zugenommen. Unter dem Begriff Altersvorsorge werden gemeinhin alle Maßnahmen verstanden, die jemand während seines Berufslebens trifft, um nach dem Ende der Erwerbstätigkeit möglichst ohne Einschränkungen seinen Lebensunterhalt zu gestalten. In Deutschland wird mit Blick auf die Altersvorsorge vom Drei-Säulen-Modell gesprochen. Die Einzahlung von Pflichtbeiträgen in die gesetzliche Rentenversicherung während des Erwerbslebens stellt die erste Säule, die ergänzende erwerbsbasierte Altersversicherung – wie Betriebsrenten und Versorgungskassen – die zweite Säule. Die private Vorsorge wie staatliche geförderte Fonds-Sparpläne, Riester- und Rürup-Renten, Immoblien und Lebensversicherungen ergänzen als dritte Säule dieses Fundament. „Die Rente ist sicher!“ Die Zeit, in der Bürger dieser Aussage von TopPolitikern im Hinblick auf die gesetzliche Rente trauten, gehören längst der Vergangenheit an. Dass die Einnahmen der gesetzlichen Rentenversicherung nach Angaben des Präsidenten

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private altersvorsorge

Basis: Berufstätige ab 16 Jahren

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42 % 37 % 38 %

30 % 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

42 Prozent der berufstätigen Deutschen wollen laut einer Postbank-Studie ihre privaten Leistungen zur Rentensicherung nicht mehr erhöhen.

der Swiss Life eine ganz entscheidende Rolle im Vorsorgekonzept von Mitarbeitern: Sie bietet die Möglichkeit, für den Bezieher der Betriebsrente eine angemessene Versorgung abzusichern. Doch die Expertin für betriebliche Altersversorgung warnt eindringlich: Die regelmäßige Überprüfung des Vertrages sei das A und O. Es dürfe nicht sein, dass eine einmal erteilte Pensionszusage „zu den Akten“ gelegt und dann erst kurz vor Rentenbeginn wieder hervorgeholt werde. Auf eine geänderte Rechtsprechung oder einen sich gewandelten Versorgungsbedarf könne dann nicht mehr entsprechend reagiert werden.

Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss auf den künftigen Wohlstand der Bevölkerung und eine gesicherte Altersvorsorge der Menschen. Dort, wo der Wert und die Stabilität des Geldes aufs Spiel gesetzt und Versicherungen sowie andere VorsorgeEinrichtungen dabei von Regierungen und Notenbanken auch als „Staatsfinanzierer“ missbraucht werden, entsteht eine eine explosive Instabilität. Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) nennt die Dinge beim Namen, indem er zum Beispiel betont, dass die „geltenden Anlagevorschriften für Sozialversicherungsträger für die effektive

P E N S I O N SZ U S AG E N | Re g e l m ä ß i g e A n a l y s e e r fo rd e r l i c h

MIT BRIEF UND SIEGEL IN DIE RENTE „Alles in allem ist die Erteilung einer Pensionszusage eine runde Sache, wäre da nicht die häufige Praxis, die einmal erteilte Pensionszusage ‚zu den Akten‘ zu legen und erst kurz vor Rentenbeginn wieder hervorzuholen“, berichtet Michaela Nanninga aus beruflicher Erfahrung. Dieses Vorgehen stelle ein echtes Risiko sowohl für die Firma als auch für den Versorgungsberechtigten bzw. GGF dar. Für die Anpassung – beispielsweise an eine geänderte Rechtsprechung oder den aktuellen Versorgungsbedarf – sei es dann oft zu spät. Die regelmäßige Überprüfung ist daher das A und O für eine gesicherte Versorgung. Die SLPM Schweizer Leben PensionsManagement GmbH – ein Unternehmen der Swiss Life Gruppe und zugelassener Rentenberater – bietet neben der Gutachtenerstellung unter anderem die inhaltliche Überprüfung von Pensionszusagen zur Sicherstellung der steuerlichen Anerkennung und des Insolvenzschutzes als Dienstleistung an. Insbesondere dem privatrechtlichen Insolvenzschutz, z. B. über eine Verpfändung oder ein Treuhandmodell, kommt für den GGF eine

entscheidende Bedeutung zu, da er nicht unter den gesetzlichen Schutz durch den Pensions-Sicherungs-Verein a. G. fällt. Mit Brief und Siegel zum Stand der Pensionszusage wissen Firma und Inhaber, woran sie sind und können entsprechend reagieren. Auch Steuerberater nutzen diesen Service gerne für ihre Kunden. Zu einer umfassenden Analyse der Pensi-

UNBESCHWERT Mit einer sorgfältig und regelmäßig geprüften Altersversorgung steht dem Ruhestand nichts mehr im Weg.

onszusage gehört neben der inhaltlichen Prüfung auch, den Stand der Finanzierung festzustellen. „Diese Aufgabe übernehmen die Berater von Swiss Life in bewährter Art und Weise. Durch diese gesamthafte Betrachtung, die PZ-Analyse von Swiss Life, erhalten alle Betroffenen die nötige Rechtssicherheit“, so Nanninga. www.swisslife.de

Bildquelle: mipan – Fotolia.com

Die Pensionszusage (PZ) ist nach wie vor der Durchführungsweg der betrieblichen Altersversorgung, der die meisten Deckungsmittel auf sich vereint. „Besonders im Vorsorgekonzept eines Gesellschafter-Geschäftsführers (GGF) spielt die Pensionszusage oft eine entscheidende Rolle“, weiß Michaela Nanninga, Abteilungsleiterin Vertriebsunterstützung betriebliche Altersversorgung bei Swiss Life. „Sie bietet die Möglichkeit, eine angemessene Versorgung abzusichern und während der Aktivzeit flexibel auszufinanzieren. Auch der mögliche Rückfluss von Finanzierungsmitteln an die Firma stellt ein wichtiges Argument für diesen Durchführungsweg dar.“ Damit eine Pensionszusage an einen GGF von den Finanzbehörden steuerlich anerkannt wird, müssen vielfältige Kriterien erfüllt werden: Die Zusage muss klar und eindeutig formuliert, schriftlich fixiert und ernst gemeint sein. Weiter muss die Pensionszusage in der Zukunft noch erdienbar sein (bei beherrschenden GGF mindestens zehn Jahre) und darf nicht zu einer Überversorgung führen. Auch der Gesellschafterbeschluss ist zwingend erforderlich.


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private altersvorsorge

Anlage von Altersvorsorgekapital ungeeignet sind“. Doch das Thema Altersvorsorge ist nicht nur mit Blick auf das „Makrothema globaler Schuldenberg“ recht kompliziert. Aktuelle gesetzliche Veränderungen sind ein Beweis dafür, dass die Herausforderungen für die Menschen auf dem Gebiet der Altersvorsorge zunehmen. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom März des Jahres 2012 müssen Versicherungen seit dem 21. Dezember 2012 für Frauen und Männer einheitliche Tarife anbieten – so genannte Unisex-Tarife. Danach dürfen aus Gründen der Gleichbehandlung die

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Versicherungsprämien nicht mehr nach den unterschiedlichen Risiken der Geschlechter kalkuliert werden. Fachleute gehen davon aus, dass die Prämien infolgedessen in absehbarer Zeit insgesamt weiter steigen werden. Eine weitere Folge und Herausforderung für die Versicherten und Rentenanwärter zeichnet sich nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) darin ab, dass wohl immer mehr Menschen über das Alter von 65 Jahren hinaus werden arbeiten müssen. Da sich der Bürger durch den Wust an rechtlichen und steuerlichen Vorschriften und Regularien wühlen und

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Anbieterübergreifende Kennzahlen, die zum Beispiel die Kosten und Leistungen transparent ausweisen, schaffen Vergleichbarkeit zwischen den unterschiedlichen Produkten.

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GASTBEITRAG | Klaus-Peter Klapper, Stuttgar ter Lebensversicherung a. G.

ÖKOLOGISCH, SOZIAL UND ETHISCH

GELDANLAGE MIT MEHRWERT IDEAL Mit der GrüneRente Gutes für Umwelt und Gesellschaft tun und gleichzeitig den Lebensabend absichern – eine echte Win-win-Situation.

€ €

lebenslange Rente

Sparanteile der Beiträge

z. B. Solarenergie unverbindliche Systemgrafik

Grüne Anlagen

z. B. Windkraft

z. B. nachhaltige Wohnanlagen

z. B. Nachhaltigkeitsfonds

Quelle: Stuttgarter Lebensversicherung a. G.

sisches Rentenprodukt zeichnet sich Ethische Aspekte spielen bei die GrüneRente durch eine garantierte Kaufentscheidungen eine zunehmend Ablaufleistung und eine angemessene größere Rolle. Auch bei ihrer privaten laufende Verzinsung aus. In diesem Vorsorge ist immer mehr Menschen neJahr beträgt diese vier Prozent. Und im ben einer attraktiven Rendite wichtig, Gegensatz zu vielen fondsgebundenen dass ihr Geld umwelt- und sozialverAngeboten im Bereich der nachhaltiträglich, ihren Grundsätzen entspregen Geldanlage gewährleistet dieses chend in „grüne“ Produkte investiert wird. Kunden interessieren sich immer Modell eine finanzielle Absicherung im häufiger dafür, wie sich ihr Vermögen Alter durch monatliche Rentenzahlungen – und zwar garantiert bis an das vergrößert – ob es zu Lasten der UmLebensende. Damit lässt sich ein stabiwelt oder anderer Menschen geht. les Fundament für die Altersvorsorge Für den Ruhestand vorzusorgen, aufbauen und gleichzeitig die Zukunft liegt heute mehr denn je in der eigenen Verantwortung. Nur so ist es möglich, von Umwelt und Gesellschaft sichern. Unabhängige und renommierte den gewohnten Lebensstandard auch VERANTWORTUNG Klaus-Peter Klapper, Sachverständige begleiten die entspreim Alter zu sichern. Und damit die AlLeiter Produktmanagement, plädiert für chenden Anlageaktivitäten der tersvorsorge auch ökologischen, sozianachhaltige Altersvorsorge. GrüneRente. Für Die Stuttgarter ist Nachlen und ethischen Ansprüchen genügt, bietet die Stuttgarter für alle, denen haltigkeit kein kurzfristiger Trend, sonUmwelt und Soziales wichtig sind, eine dern eine Haltung, die sich aus ihrer Tradition als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit ableitet. passende und attraktive Lösung. So, wie sich der Vorsorgeversicherer mit seiner genossenschaftDie neu konzipierte GrüneRente ist für alle klassischen lich orientierten Gemeinschaftsidee ausschließlich den InteresProdukte der privaten und betrieblichen Altersvorsorge verfügsen seiner Mitglieder verpflichtet fühlt, sieht es das Unternehbar. Dabei investiert der Vorsorgeversicherer in nachhaltige Kapitalanlagen wie zum Beispiel Windkraft und Solarenergie men ebenfalls in seiner Verantwortung, zum Erhalt der ökolooder finanziert sozial genutzte Immobilien und Projekte wie gischen, sozialen und ethischen Grundlagen der Gesellschaft beizutragen. Weitere Informationen unter: www.stuttgarter.de etwa Kindertagesstätten und Senioreneinrichtungen. Als klas-

VISAVIS ECONOMY

er darüber hinaus die Tücken der unzähligen Altersvorsorge-Angebote erkennen und bewerten muss, ist er meist auf professionelle Hilfe angewiesen. Diese findet der Bürger nicht zuletzt bei den Versicherungen selbst, die durch ihr weit verzweigtes Beraternetz gut aufgestellt sind. Kein Zweifel: Wohl in keiner Region haben die Versicherten ein so buntes Angebot an Altersvorsorge-Produkten zur Verfügung wie in Westeuropa und speziell in Deutschland. Dabei ist festzustellen, dass generelle gesellschaftliche Trends auch bei der Wahl der Altersvorsorge-Produkte greifen. So spielen ethische und ökologische Aspekte in allen Lebensbereichen der Menschen eine größere Rolle – das gilt auch bei der Auswahl der Versicherungsprodukte. „Bei der privaten Vorsorge ist für Menschen neben einer attraktiven Rendite wichtig, dass ihr Geld umweltund sozialverträglich in ‚grüne‘ Produkte investiert wird“, sagt Klaus-Peter Klapper von der Stuttgarter Lebensversicherung a. G. Die so genannte „Stuttgarter GrüneRente“ steht für alle klassischen Produkte privater und betrieblicher Altersvorsorge zur Verfügung. Der Vorsorgeversicherer steckt das verfügbare Geld zum einen in nachhaltige energetische Investments wie zum Beispiel Windkraft und Solarenergie. Oder aber er finanziert sozial genutzte Immobilien und Projekte wie etwa Kindertagesstätten und Senioreneinrichtungen. Um den Bürgern beim Vergleich der diversen Vorsorgeprodukte Hilfe zu leisten, wurde jetzt von der Politik im Rahmen des Altersvorsorge-Verbesserungsgesetzes ein neues Produktinformationsblatt eingeführt. Eine verbesserte Aufklärung soll das Image der Versicherer stützen, das in den vergangenen Monaten in den Sog der Bankenkrise geraten ist: Denn die von vielen Bürgern so wahrgenommene Wildwest-Manie von Akteuren des globalen Bankensystems hatte in Teilen auch der Assekuranz geschadet. Die deutsche Versicherungswirtschaft hat die Einführung dieses Produktinformationsblatts für zertifizierte Altersvorsorge- und Basisrentenverträge expressis verbis begrüßt. „Ein vereinfachtes, einheitliches Informationsblatt erleichtert die Entscheidung für das passende Produkt“, unterstreicht Hasso Suliak vom GDV, denn „anbieterübergreifende Kennzahlen, die zum Beispiel die Kosten und Leistungen transparent ausweisen, schaffen Vergleichbarkeit zwischen den unterschiedlichen Produkten“. Ein Vorteil für die Bürger, die dann leisten können, was Politiker fordern: mehr Eigeninitiative. Udo G. Rettberg u.rettberg@visavis.de


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do it yourself

special Ausgabe Juli 2013

Bildquelle: Rainer Sturm / pixelio.de

do it yourself

Am Zuhause wachsen LEBENSQUALITÄT Für Unternehmen der DIYBranche gilt es, Markttrends frühzeitig zu erkennen und durch innovative Unternehmensstrategien vorhandene Wachstumspotenziale zu nutzen.

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special

chen seit Jahren nahezu ungebrochen: Die Deutschen verbinden das Angenehme mit dem Nützlichen und verwirklichen sich in ihren Projekten und Vorhaben. Laut Konsumbarometer 2012 gab jeder deutsche Haushalt für Baumarktprodukte 1.108 Euro aus – damit lag die Bundesrepublik in Europa deutlich an der Spitze. Doch welche Trends werden in den kommenden Jahren die deutsche und europäische DIY-Branche bewegen?

IMPRESSUM: VISAVIS

themenzeitung „Do It Yourself“ Eine Beilage der VISAVIS Verlags GmbH Verantwortlich: Wolfgang Haselbauer Gestaltung: Andreas Schnittker

VISAVIS

Verlags GmbH Marie-Curie-Str. 11-13 53332 Bornheim E-Mail: w.haselbauer@visavis.de

do it yourself

Die Themen „Wiederverwertung“ und „Do-it-yourself“ liegen laut aktuellem Europa Konsumbarometer 2013 der Commerz Finanz GmbH in Europa nach wie vor im Trend. Dabei sorgt das wachsende Umweltbewusstsein dafür, dass zunehmend mehr Verbraucher Wiederverwertungsmöglichkeiten sondieren, bevor sie neue Produkte anschaffen und damit die Umwelt belasten. Zudem führt die auf Nachhaltigkeit bedachte Konsumeinstellung zahlreicher Verbraucher zu einem neuen „Do-it-yourself-Trend“: Europäer wollen mehr und mehr selbst erledigen – sei es aus Qualitätsgründen, Kostenerwägungen oder Umweltaspekten. Dies gilt vor allem auch für Gärtner- und Heimwerkerarbeiten (33 Prozent). Und Internet und mobile Endgeräte beeinflussen zunehmend das Konsumverhalten des europäischen Verbrauchers. Auch die DIY-Branche hat die Digitalisierung, die steigende Bedeutung von Nachhaltigkeit und das Bedürfnis der Verbraucher nach Verein-

Dr. Peter O. Wüst, Hauptgeschäftsführer des BHB, sieht die Trends in der DIY-Branche vor allem in Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Vereinfachung.

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fachung als zentrale Trends für die kommenden Jahre ausgemacht. Dies betonten Unternehmensinhaber und Führungskräfte der DIY-Branche aus Handel und Industrie im Rahmen der Studie „Strategiedialog zu Trends und Umsatzwirkungen“, die der BHB gemeinsam mit der Service Barometer AG und dem Team Retail Excellence jüngst durchgeführt hat. Die steigende Nutzung digitaler Technologien wird auch die Regeln der DIY-Branche wesentlich beeinflussen: Insbesondere Kaufprozesse im Handel werden sich erheblich ändern. Die starke Verbreitung von Smartphones ermöglicht es, am Point of Sale mit den Kunden in Kontakt zu treten und ein mobiles Onlineangebot zur Stärkung des stationären Geschäfts einzusetzen. Kunden profitieren ihrerseits von einer nie dagewesenen Transparenz über Produkte und Preise – hierauf muss der Handel vorbereitet sein. Ein weiterer bedeutender Trend in der DIY-Branche: Die zunehmende Betonung von Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeitsaspekten auf Kon-

G A STB E I TR AG

LEICHTER, LEISTUNGSFÄHIGER UND HÄUFIG ONLINE Die einen ziehen ihre Laufschuhe an oder steigen nach Feierabend aufs Rennrad, um sich fit zu halten und den Alltagsstress abzuschütteln. Andere entspannen bei der Arbeit im eigenen Garten. Auch beim Heimwerken lassen sich Akkus spielend leicht wieder aufladen. In der Hitliste der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen erreicht das Heimwerken zwar noch keine Spitzenplatzierung; doch wer sich an einem sonnigen Frühjahrstag auf den Weg in den Baumarkt macht, merkt an der hohen Kundenfrequenz schnell, dass die Lust und sicherlich auch die Notwendigkeit am Heimwerken ungebrochen ist. Mit innovativen Produkten, ausgeweiteten Serviceleistungen und einem anwendergerechten, multimedialen Informationsmix sorgen Handel und Industrie dafür, dass nicht nur Profis, sondern auch Gelegenheitsheimwerker und Hobbybastler erfolgreich ihre Renovierungsprojekte durchführen können. Im Verlauf der Jahre wurden die Werkzeuge stetig verbessert, sie sind leichter zu handhaben,

bequemer zu halten und mit geringerem Kraftaufwand zu bedienen. Heimwerken soll auch ungeübten Anwendern nicht zur Last werden und ein ermüdungsfreies und vor allem gefahrloses Arbeiten ermöglichen. In den Forschungslabors der Hersteller wird permanent daran getüftelt, wie sich die verschiedenen Heimwerkertätigkeiten weiter vereinfachen lassen,

um dadurch noch mehr Menschen ihre Unsicherheit vor dem Griff in die Werkzeugkiste zu nehmen. Heimwerken ist keine Männerdomäne mehr, auch Frauen lassen sich davon begeistern. Eine Rolle dagegen spielt das Alter: Jüngere Menschen bekennen sich deutlich seltener zum Do-it-yourself. Entsprechende Fähigkeiten müssen erst erprobt werden.

Ralf Rahmede

Dabei klebt, wer vor dem Bohren zurückschreckt oder den damit verbundenen Staub vermeiden möchte, heute Haken und Halter einfach an Fliesen oder Wände. Mit elektrischen Farbrollern lassen sich Decken und Wände inzwischen ganz bequem und in Rekordzeit streichen und wer abends keine Lust mehr auf Rasenmähen verspürt, für den übernimmt ein Rasenroboter. Viele Baumärkte bieten einen Handwerkerservice an. Wer sich vom Do-it-yourself lieber auf das Do-it-for-me verlegen möchte, findet auf den Internetseiten der Unternehmen oder in den Märkten selbst einen speziellen Vermittlungsservice. Bei den Heimwerkerprojekten rücken verstärkt die Themen Energiesparen und Nachhal-

tigkeit in den Mittelpunkt. Bei immer höher steigenden Energiepreisen lohnt sich eine energetische Sanierung. Viele Hausbesitzer planen eine umfassende Fassadendämmung, eine neue Heizungsanlage oder den Austausch der Fenster, um den Energieverbrauch zu reduzieren. Immer mehr Verbraucher achten beim Einkauf auch darauf, wie umweltverträglich die einzusetzenden Materialien sind oder ob, wie beispielsweise bei Holzprodukten, der Nachweis für eine verantwortungsvolle Waldwirtschaft gegeben ist. Der Weg in den Baumarkt oder der erste Schritt zum neuen Heimwerkerprojekt führt oftmals über das Internet. Dort wird recherchiert und verglichen, in den sozialen Medien über das Für und Wider neuer Wohnstile diskutiert und häufig das gewünschte Produkt direkt online eingekauft. Die Digitalisierung wird auch das Konsum- und Einkaufsverhalten im Do-it-yourself-Bereich verändern. Ralf Rahmede Geschäftsführer Herstellerverband Haus & Garten


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do it yourself

special

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Professionelle Hilfe bei der Ideenfindung: Ob Einzellösungen oder Gesamtkonzept – der Baufachhandel bietet auch Selbermachern eine stimmige und hochwertige Auswahl, passend für jeden Geldbeutel. Oberstes Gebot dabei: Qualität und kompetente Beratung.

Sehen, was machbar ist Ein Wohnzimmer, vier Bewohner. Eine Küche, zwei Köche. Ein Bad, viele Nixen. Jeder hat eine andere Vorstellung von der Lebensqualität in den eigenen vier Wänden. Und wenn es erst darum geht, Omas Haus zu modernisieren, das Dach auszubauen, die Küchenwand einzureißen oder den Garten neu anzulegen, müssen noch viel mehr Ideen unter einen Hut gebracht werden. Schön ist, was gefällt! Fliesenoptik auf Holzbasis, Putze mit antiallergischer Wirkung und energiesparende Anstriche – die Produktpalette der Hersteller wächst, die Vielfalt an praktischen, nachhaltigen und neuen Errungenschaften aus der Industrie ist für den Privatmann kaum mehr überschaubar. Welcher Trend setzt sich durch, welcher ist nur heiße Luft? Wie viel Technik braucht ein Haus, braucht meine Familie? Wer Lust hat, in seine eigenen vier Wände zu investieren, weiß meistens gar nicht, wo und vor allem womit er anfangen soll. Hilfreich zu jeder Phase eines Sanierungs- oder Modernisierungsunternehmens ist deshalb für jeden Investor ein Besuch im ausgesuchten Baufachhandel. Dort, wo der Handwerker einkauft, sind modernisierungswillige Selbermacher ebenso willkommen. Ob bei der Suche nach

PRÄSENTATION Ausstellungen im Baufachhandel zeigen Lebensqualität, die vor Ort erfahren werden kann, und bieten Anregungen für eigene Lösungen.

einer neuen Haustür, einem anderen Fußboden, vor dem Ausbau des Dachbodens oder der Errichtung eines schallgedämmten Raumes für den jungen Schlagzeuger – bei den Fachhändlern für Baustoffe, Holz und Fliesen, die sich deutschlandweit unter dem Dach ihrer Kooperation Eurobaustoff zusammengeschlossen haben, werden Interessenten freundlich und ausführlich beraten. Bei ihrer Ideenfindung helfen geschmackvolle Ausstellungen, die jegliche Wohnsituation vom Keller bis zum Dach nach den neuesten Trends und Gesichtspunkten erlebbar machen. Der Clou: Die Fachhändler der Eurobaustoff zeigen nicht nur ein Nebeneinander von

Produkten, sondern sie bieten Gesamtlösungen, Lebensentwürfe, Stilrichtungen, Alltag. „Wenn die Damen mit dabei sind, wissen unsere Fachhändler allerdings, dass von der ersten Minute an auf höherem Niveau ausgesucht und gekauft wird“, unterstreicht der Vorsitzende der Eurobaustoff-Geschäftsführung Ulrich Wolf. Denn die emotionale Ansprache innerhalb der Ausstellung, die auf attraktive Weise Baustoffe jeglicher Art in professionell verarbeiteter Form präsentieren, träfen Stil und Sinn für Schönheit, wie er nun mal bei Frauen besonders ausgeprägt sei. Bei aller Begeisterung für die Badewanne im Porsche-Design legen die Fachhändler Wert auf eine stimmige Auswahl für jeden Geldbeutel. Nur Billigprodukte finden im Fachhandel keine Abnahme, sind Qualität und kompetente Beratung doch oberstes Gebot für die mittelständisch orientierten Unternehmer, die als fachkundige Partner vor Ort auftreten. Schulungen der Mitarbeiter durch die Kooperation und die Industrie selbst sichern den Kompetenzvorsprung am Markt. Ein Qualitätsanspruch, der eins zu eins an den Kunden im täglichen Geschäft auf hohem Niveau weitergegeben wird. Denn wer gutes Geld in den Handel trägt,

erwartet ein Rundum-sorglos-Paket bis zum perfekten Endergebnis. Und so erklärt sich, warum die hochwertigen Ausstellungen der Baufachhändler erstklassige Produkte zeigen, wo sinnvoll oder nötig, über Technik und Innenleben der Ware aufklären und beim Verbraucher Vertrauen in den Fachhändler seiner Wahl wecken. Verführung zu mehr Freude im Alltag – das gelingt durch das Aufwerten von Räumlichkeiten in kleinen Steps oder, wer sein Geld sicher und garantiert eigennützig anlegen möchte, im SanReMo-Verfahren – Sanieren, Renovieren, Modernisieren – vom Keller bis zum Dach. Und während der Endverbraucher vielleicht noch zögert, sich mit dem Thema Barrierefreiheit auseinanderzusetzen, bezieht der Fachhändler Kriterien wie Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Gesundheit stets von Anfang an in seine Beratung ein. So liegt es auf der Hand, dass auch, wer selbst handwerklich aktiv werden möchte, den Weg zum Fachhändler einschlagen muss. Denn professionelle Produkte erfordern professionelle Beratung von Profis. Im Internet finden sich zahlreiche Fachhändler vor der Haustür, Spezialisten und Generalisten. Weitere Informationen unter: www.modernisierer.de


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special

do it yourself

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O UTD O O R

DAS GRÜNE WOHNZIMMER BLEIBT IM TREND Outdoor Living – die Entscheidung, das Leben nach draußen zu verlagern und den Garten neu zu erleben, hat in den letzten Jahren einen Boom erfahren, der weiterhin anhält. Der Garten dient als grünes Wohnzimmer für alle Bevölkerungsgruppen. Der eine entspannt in der Hängematte zwischen Obstbäumen, der andere pflanzt fleißig Gemüse an und der Dritte gestaltet einen neuen Teich mit all seiner Kreativität. Laut einer weltweiten Studie der Husqvarna Group sind 55 Prozent der knapp 5000 Befragten der Ansicht, dass Aufenthalte im Grünen die Konzentration steigern. 81 Prozent glauben, dass eine grüne Umgebung Stress und Sorgen reduziert. Das erklärt, warum der Garten ein zentraler Ort im Zuhause wird und jede Aufwertung und Investition wert ist. Dem fleißigen Gärtner bieten sich intelligente, technische Lösungen, um Rasen- und Pflanzenpflege leicht zu bewerkstelligen. Robotermäher und leichte Akkugeräte versprechen Komfort und Nutzerfreundlichkeit und machen das Gärtnern einfach. Neuester Trend sind Sensoren, die den Wasser- und Düngemittelbedarf von Pflanzen aufs Handy liefern. Bei den Gartenmöbeln halten in

dieser Saison Sitz- und Schwingmöbel Einzug, sowie Tisch und Stühle in knalligen Farben wie lila, gelb und pink, die seit Jahresbeginn auch in der Mode zu finden sind und nun Stimmung ins Grüne bringen. Geselligkeit und Genuss spielen beim Grillen im Garten weiterhin eine große Rolle. Gasgrills für den Balkon, modular aufgebaute Outdoor-Küchen und neue Plancha-Grills sind groß im

Der eigene Garten ist ein wichtiger Ausgleich, ermöglicht Rückzug und Entspannung – und ist ein zusätzlicher Raum.

Von den Profis lernen: die DIY Academy bietet Kurse für „das kleine Einmaleins des Heimwerkens“.

SEMINAR

HEIMWERKEN KANN JEDER Sägen, schrauben, schleifen – wenn es ums Selbermachen im Haus und Garten geht, sind die Deutschen wahre Heimwerkerweltmeister. Regelmäßig wird gewerkelt und gebaut. Der obligatorische Baumarktbesuch und -einkauf am Wochenende gehört für passionierte Heimwerker ganz selbstverständlich dazu. Weniger selbstverständlich ist das

Kommen. Und um das Gegrillte mit frischen Kräutern zu verfeinern, bedient man sich vermehrt der Kräuter aus dem eigenen kleinen Beet. Ob aus dem MiniBeet am Fenster, dem sogenannten „Window-Farming“ oder einem mobilen, praktischen Hochbeet: der Nutzgarten findet immer mehr Anhänger. Johannes Welsch welsch@ivg.org

handwerkliche Geschick, das nicht jedem in die Wiege gelegt wurde. Während die einen in ihrer Jugendzeit dem Vater oder Großvater über die Schulter schauten und das erste Mal unter Anleitung den Bohrhammer und die Handkreissäge benutzen durften, konnten andere auf diesem Gebiet nicht vom Erfahrungsschatz der Eltern profitieren. Vor allem

jüngere Generationen – aufgewachsen im urbanen Umfeld der Großstädte – hatten teilweise noch nie Gelegenheit, einen Fliesenschneider, eine Stichsäge oder ein Lasergerät praktisch auszuprobieren. Dass handwerkliches Talent bei der Gestaltung des Wohnraums nicht nur finanziell von Nutzen sein kann, erkennen viele – darunter auch immer mehr Frauen, die die Renovierung in die eigenen Hände nehmen wollen. Statt sich kopflos in das Bauprojekt zu stürzen, bilden sie sich in Sachen Heimwerken fort und besuchen in der Freizeit Heimwerkerkurse, wie sie die DIY (Do-it-yourself) Academy deutschlandweit in Baumärkten und eigenen Werkstätten anbietet. Vom Arbeiten mit Elektrowerkzeugen, über Fliesen legen im Bad bis hin zum Bau von Terrassen und Carports erlernen Einsteiger das Einmaleins des Heimwerkens und erfahrene Selbermacher erweitern bestehendes Wissen und ihre Fähigkeiten. Den praxisorientierten Unterricht im Bohren und Hämmern erteilen übrigens gestandene Profis mit handwerklichem Background. Dass man so gut für das nächste Bauprojekt gerüstet ist, versteht sich von selbst. Und letztendlich erfüllt es viele mit Stolz, wenn nach Schweiß und Schwielen ein erfolgreiches Ergebnis zu sehen ist. Infos zu Kursen und Anmeldung unter: www.diy-academy.eu

Bildquelle: DIY Academy / Thomas Danebrock

sumentenseite. Verbraucher haben das Bedürfnis, den eigenen Energieverbrauch zu reduzieren, ihren Konsum an ökologischen Maßstäben auszurichten und fordern zunehmend nachhaltige Produkte, Dienstleistungen und Produktionsprozesse. Und auch ein Trend zur „Vereinfachung“ ist auszumachen – das Bedürfnis des Verbrauchers nach schneller Orientierung und Entscheidungsfindung – die Kehrseite der Digitalisierung und Informationsflut. Untermalt werden diese Entwicklungen durch den demografischen Wandel mit der zunehmenden Alterung der Gesellschaft – kein neuer, aber ein bedeutender Trend, der die Kundenwünsche wesentlich beeinflussen wird – denn die neuen Best Ager haben andere Ansprüche als die heutige ältere Generation. Und auch im Gartenmarkt ist Bewegung: Gärten werden zunehmend zur Entspannung und zum geselligen Beisammensein genutzt – Lazy-Gardening und Easy-Gardening sind die Trends. Das „grüne Wohnzimmer“ wird zum Ausdruck der Persönlichkeit seines Besitzers – der Trend zur Individualität wird den Gartenmarkt noch über Jahre prägen. Ein weiterer Gartentrend ist das Thema Selbstversorgung. Gärten werden zunehmend auch aufgrund nachhaltiger Lebensstile als Nutzgärten angelegt. Und auch UrbanGardening ist angesagt – die Rückeroberung der Stadt durch das Gärtnern: Städter pflanzen Bäume, Sträucher, Obst und Gemüse am Rande von Bürgersteigen, auf Brachflächen oder Dächern – mitten in der Stadt. Fazit für die DIY-Branche: Die Kunden haben mehr Wissen, suchen aber auch eine führende Hand, um die richtige Lösung zu finden – und fordern zudem Nachhaltigkeit und Mehrwert. Diese Trends gilt es zu nutzen, um Wachstumspotenziale zu erschließen. Zentrale Stellschrauben sehen die Entscheider der DIY-Branche hier insbesondere im weiteren Ausbau der Verkaufs-, Beratungs- und Sortimentskompetenz, in der Nutzung der Digitalisierung für MultichannelStrategien und interaktive Kundenkommunikation ebenso wie in der Schärfung der eigenen Kernkompetenzen im stationären Handel. „Besser verkaufen“, „besser vernetzen“ und „mehr Profil zeigen“ – dies sind die Maximen der Unternehmenspolitik der Bau- und Heimwerkermarktbranche für die kommenden Jahre. Dr. Peter O. Wüst Hauptgeschäftsführer BHB


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arbeitswelten

Bildquelle: HAKKI ARSLAN – Fotolia.com

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Stimmiges Gesamtbild

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ie horizontal gespiegelte Pyramide ist inzwischen zum Sinnbild für den demografischen Wandel in Deutschland geworden. Das nun eher einem Pilz ähnelnde Gebilde zeigt mehr als deutlich, wohin sich unsere Gesellschaft entwickeln wird: Im Jahr 2030 wird die Mehrheit der Menschen im erwerbsfähigen Alter älter als 60 Jahre sein, die Gesamtbevölkerung wird die 80-Millionen-Einwohnermarke bereits deutlich unterschritten haben. In dem vom Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestags im März herausgegebenen Infobrief „Fachkräftemangel in Deutschland“ heißt es, dass der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung von heute knapp 50 Millionen Menschen auf 36 Millionen im Jahr 2060 zurückgehen wird. Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) klagt, dass heute bereits jede zweite Stelle entweder schwierig oder gar nicht zu besetzen sei. Die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young berichtet, dass der Fach- und Führungskräftemangel den deutschen Mittelstand jährlich rund 33 Milliarden Euro an Umsatzeinbußen beziehungsweise nicht realisierten Umsätzen kostet. Branchen, die IT-Techniker, Ingenieure oder Pflegekräfte benötigen, können von den Schwierigkeiten, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden, bereits ein

AUFGABEN Wer als Unternehmen den demografischen Wandel erfolgreich begegnen will, muss sich für die unterschiedlichsten Zielgruppen attraktiv machen.

Lied singen. Ebenso das Hotel- und Gaststättengewerbe. Daher braucht es Wege, diesem Mangel zu begegnen. Eines der Zauberworte, das in den letzten Jahren verstärkt auftritt und an dessen Umsetzung gearbeitet wird, ist Diversity, also die Heterogenität der Belegschaft. Althergebrachte Rollenmodelle sollen dabei über Bord geworfen werden. Jetzt geht es um die Ausbildung Geringqualifizierter, die zunehmende Einbindung von Frauen – auch und vor allem in Führungspositionen – und die verstärkte Rekrutierung von ausländischen Fachkräften. Ebenso beginnen Unternehmen,

ihren Fokus verstärkt auf ihre älteren Mitarbeiter zu legen. Von Seiten des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) heißt es etwa: „In Anbetracht der Entwicklung der Alterungsstruktur bleibt den Unternehmen gar nichts anderes übrig, als vermehrt auf ältere Arbeitskräfte zu setzen.“ Weiterbildung sei hier ein wichtiges Instrument zur Qualifizierung dieser Personen. Allerdings scheint sich diese Auffassung noch nicht ausreichend durchgesetzt zu haben. So ergab eine Umfrage des Deutschen Führungskräfteverbands aus Berlin zu den Auswirkungen des demografischen Wandels, dass es gerade bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie beim Thema altersgerechtes Arbeiten noch einen großen Nachholbedarf gebe. Der Vorsatz, Mitarbeiter möglichst lange im Unternehmen zu halten, ist ein Entschluss mit weitreichenden Folgen. Immerhin bedeutet dieses Sich-öffnen eine Abkehr vom noch oft in den Köpfen verankerten Jugendwahn. In manchen Firmen ist es selbst heute noch schwierig, Mitarbeiter zu finden, die die 50 Jahre überschritten haben. Die jetzt aus der Not gewonnene Erkenntnis und die damit einhergehende Bereitschaft zum Wandel sind jedoch nur ein erster Schritt. Wenn auch einer in die richtige Richtung. Doch wird dieser alleine ausreichen? Ganz klar: Nein. Die Firmen müssen

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weitere folgen lassen und Voraussetzungen für ältere Mitarbeiter schaffen, damit sie eine Beschäftigung, die im optimalen Fall bis zum Rentenalter oder sogar darüber hinaus geht, gewährleisten können. Sie brauchen ein Umdenken in ihrer Unternehmenskultur mit ernsthaft gemeinter Wertschätzung bis hin zu einer altersgerechten Gestaltung der Arbeitsplätze. Dieser Aspekt betrifft zudem sämtliche Altersgruppen unter den Arbeitnehmern. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) schreibt: „Gleichzeitig erfahren und fordern Mitarbeiter eine neue Wertschätzung von ihren Arbeitgebern und werden zu einer gefragten und umworbenen Ressource; selbstbewusst verlangen sie eine Arbeitsgestaltung, die eine Integration von individuellen Lebensphasen und Lebensstilen ermöglicht.“ In dem Projekt Office 21 untersuchen die Wissenschaftler des Instituts unter anderem, wie wir in zehn Jahren arbeiten werden – ausgehend von der Forderung nach immer mehr Leistung und dem globalen Wettbewerb. Effizienz, Innovation und Kreativität sind dabei die Wachstumstreiber. Die schon begonnene Umformung hin zu einer von Technik dominierten, ja hin zu einer digitalen und virtuellen Welt ist dabei eine der Hauptentwicklungen. Vor diesem Kontext heißt es: „Lebensqualität ist leistungsfördernd.“ Oder aber das Motto lautet wie jenes der Sedus Stoll AG: „Dabei werden Eigenschaften der Third Places, wie Soziologen die geschätzten Freizeitorte nennen, in die Bürowelt integriert.“ Klar ist jedoch, dass die Arbeitskraft und das Know-how älterer Mitarbeiter dringend benötigt werden. Die IAO-Forscher haben herausgefunden, dass sich Ältere weit über die Rentengrenze hinaus in das Firmengeschehen einbringen können und wollen. Doch dazu bedarf es beispielsweise in den Büros noch zahlreicher Veränderungen. So werden personenbezogene Arbeitsplätze im Büro bald zur Vergangenheit gehören. Das hat zur Folge, dass die Arbeitsplätze individuell an die Bedürfnisse des jeweiligen Mitarbeiters anpassbar sein sollten – je nachdem, wer gerade da ist und welche Aufgabe er zu erledigen hat. Dies betrifft zum einen die Büromöbel selbst, die dann leicht verstellbar sind, zum anderen das Arbeitsumfeld mit Licht, Akustik, Luftfeuchtigkeit, Sauerstoffzufuhr und Raumtemperatur, die genauso variabel steuerbar sein werden, um ein optimales Arbeitsumfeld für den Einzelnen zu schaffen. Sämt-


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Lebenswelt Arbeitsplatz MOTIVATION Ein gut konzipiertes Ambiente schafft die Voraussetzung für eine konstruktive Arbeitsatmosphäre und erhöht die Mitarbeiterbindung.

Mitarbeitermotivation und Leistungsfähigkeit eines Unternehmens stehen in einem direkten Zusammenhang. Dennoch fristen viele Arbeitsumgebungen ein stiefkindliches Dasein als notwendige Pflichtübung – ohne zeitgemäße, zweckmäßige oder ästhetische Kriterien zu berücksichtigen. Dabei könnten Arbeitgeber mit einer Wohlfühlatmosphäre im Arbeitsalltag ihren Mitarbeitern auf selbstverständliche Weise Wertschätzung entgegenbringen. Offene, multioptionale Bürolandschaften bieten kreative Freiräume und ergonomisches Mobiliar dient, zusammen mit dem richtigem Bewegungsverhalten, der Gesundheit. Der jährlich vom Gallup Institut herausgegebene „Engagement Index“ zeigt die Mitarbeiterbindung in Unternehmen auf und enthüllt einen alarmierenden Sachverhalt in Deutschland: Im Jahr 2012 haben nur 15 Prozent der Angestellten eine hohe emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber, 61 Prozent machen Dienst nach Vorschrift und fast ein Viertel (24 Prozent) hat innerlich bereits gekündigt. Zu den Gründen gehören vorrangig eine schlechte Führungskultur, mangelnde Wertschätzung und eine unzureichende Arbeitsumgebung sowie -ausstattung. Unbestritten ist: Innere Kündigung und Gleichgültigkeit bedrohen die Innovationsfähigkeit deutscher Unternehmen und verursachen dazu einen erheblichen volkswirtschaftlichen Schaden.

Der Büromöbelhersteller Sedus begegnet diesem Umstand mit dem Einrichtungskonzept Place 2.5 – einem Ansatz des „Produktiven Wohlfühlens“. Dabei werden Eigenschaften der Third Places, wie Soziologen die geschätzten Freizeitorte nennen, in die Bürowelt integriert. „So entstehen Arbeitsplätze, die auf die individuellen Bedürfnisse eingehen, die die Sinne ansprechen, die Kommunikation und Interaktion fördern und die neben ihrem ergonomischen Wert auch ästhetisch ein ansprechendes Umfeld darstellen“, erläutert Dorothea ScheidlNennemann, Pressesprecherin bei Sedus Stoll. Öffnung oder Abschirmung? Besonders ungeplante und informelle Gespräche unter Mitarbeitern führen zu kreativen Impulsen, die – richtig weitergedacht – die Performance eines Unternehmens maßgeblich steigern können. Eine kommunikative Arbeitsatmosphäre ist im „Open Space“ – dem Raum ohne Grenzen – nur dann von Nutzen, wenn die Möglichkeit des konzentrierten und zurückgezogenen Arbeitens dabei nicht unmöglich gemacht wird. Für diese Optionen wurde das modulare Stauraumsystem „terri tory“ entwickelt. Es ermöglicht sowohl Abgrenzung als auch eine spätere Öffnung. Ein System, das einen schnellen und auch selbst bestimmten Wandel durch seine Nutzer ermöglicht“, sagt Scheidl-Nennemann. Der

modulare Aufbau von „terri tory“ biete individuelle Gestaltungsfreiheit und könne so neben seiner Funktion als Stauraum auch als Kulisse für spontane Meetings dienen. Darüber hinaus lassen sich im Sinne eines Raumteilers damit auch Rückzugsorte schaffen, die ein ungestörtes und konzentriertes Arbeiten gewährleisten. Neuinszenierung von Räumen Die Art des Arbeitens ist mit dem System „terri tory“ konkret beeinflussbar und kann leicht verändert werden. Boxen lassen sich auf spielerische Weise linear miteinander verketten. Sie werden mit einem speziellen Schlüssel über einen mittig sitzenden Verbindungsbeschlag mit der Funktionsschiene der Böden verspannt. Auf die gleiche Weise können auch Dekorelemente, Magnetrückwände oder Pflanzkästen in die Bürolandschaft integriert sowie schnell gewechselt werden. Gestalterisch attraktiv ist es, durch Auslassungen in der Stauraumwand Transparenz zu schaffen, die für zusätzliche visuelle Leichtigkeit sorgt. Nutzer haben also die Möglichkeit, ihren Arbeitsplatz zu einem ganz persönlichen Territorium zu machen, in dem, bedingt durch Farbauswahl und die Kombinationsvielfalt der verschiedenen Module, lediglich noch die Grenzen der eigenen Phantasie einschränken. Leichtigkeit ist der Schlüssel für produktives Wohlfühlen: Während der gebaute Büroraum naturgemäß als un-

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flexibel wahrgenommen wird, assoziiert man das geradlinige Design der mobilen Stauraumelemente „terri tory“ mit einer wohltuenden Leichtigkeit. Gleich ob als Solitärmöbel oder stilvolle Stauraumlösung im Einzelbüro – das mit dem Designpreis „Red Dot 2013“ ausgezeichnete System unterstützt produktives Wohlfühlen und kann so zu einem gewinnbringenden Erlebnis gerade in einer Bürowelt „ohne Grenzen“ beitragen. Bewegter Arbeiten Ein wichtiger und nicht zu unterschätzender Beitrag zur Erhaltung der Gesundheit im Büro ist auch die Integration von Bewegung in den Arbeitsalltag. Unterstützt wird dieser Ansatz durch elektrisch höhenverstellbare Tische, die auch das Arbeiten im Stehen ermöglichen und damit einen häufigen Wechsel von Haltungen und Bewegung bei jeder Gelegenheit. Auch im Sitzen wird der Körper idealerweise in seinem natürlichen Bewegungsdrang subtil unterstützt. In Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Ergonomie der TU München entwickelte Sedus mit dem Drehstuhl „swing up“ eine ergonomische Weltneuheit. Als „Bewegungsverführung“ ist er konzipiert, der neue Stuhl, der das intuitive und natürliche Bewegungsverhalten seines Nutzers fördert und bisher ungekannte Bewegungsoptionen bietet. Scheidl-Nennemann: „Dank der Similar-Swing-Mechanik erlangt die Sitzschale eine seitliche Flexibilität, so dass sich das Becken auch zur Seite neigen kann. Schäden durch eine sonst statische Sitzhaltung wird vorgebeugt und die Arbeitsleistung gesteigert, da Gelenke und Muskeln im Hüftbereich und in der Rückenpartie zur Unterstützung der Hirntätigkeit durch fließende Bewegungen aktiviert werden.“ Weitere Informationen unter: www.sedus.com


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liche Erkenntnisse zur Arbeitsplatzgestaltung sind inzwischen in das Gebäude „Zentrum für Virtuelles Engineering ZVE“ eingeflossen, das im Sommer letzten Jahres in Stuttgart eingeweiht wurde. Welche Rolle derartige Erkenntnisse spielen, weiß auch der Vorsitzende des bso Verbands Büro-, Sitzund Objektmöbel e.V. aus Wiesbaden, Hendrik Hund: „Der aktuell am stärksten im Fokus stehende Teil dieser Umgebungsfaktoren ist die Raumakustik. Bedingt durch den Trend zu mehr Kommunikation und größere Raumformen klagen viele Beschäftigte über zu laute Büros.“ Die Rehau AG hat diesbezüglich zum Beispiel Möbel entwickelt, die gleich mehrere Anforderungen in sich vereinen, seien es nun Akustikkühldecken zur intelligenten Raumtemperierung oder schallabsorbierende Schrankrollladensysteme. Prinzipiell wird mit vielen Neuentwicklungen den Trends gefolgt, die auch die letzte Orgatec im Jahr 2012, eine internationale Messe für Office und Objekt, als Zukunft ausmachte: Es braucht kollaborationsfreundliche Arbeitsplatzkonzepte, die dem zunehmenden Bedarf an Kommunikation als Folge der vermehrten Projektarbeit gerecht werden. Individuelle Zonen passen sich dabei variabel den Tätigkeiten der Mitarbeiter an und integrieren das digitale Arbeiten genauso wie die dazugehörigen Techniken. Wandelbare Möbelelemente mit Wahrnehmungsfunktionen sowie ergonomische und orthopädische Systeme gewährleisten den Mitarbeitern jeglichen Alters ein angenehmes Arbeiten. Was für die Wissensarbeiter eines Tages hoffentlich zur Selbstverständlichkeit wird, sollte auch für die Produktion gelten. BMW hat zum Beispiel mit dem Projekt „Heute für Morgen“ am Werk in Dingolfing eine Produktionslinie mit der erwarteten Altersstruktur des Jahres 2017 nachgestellt. Das Durchschnittsalter in diesem Bandabschnitt liegt bei rund 47 Jahren, während es im gesamten Werk heute zirka 41 Jahre beträgt. Ziel des Projekts ist es, den demografischen Wandel zu umgehen. Das Unternehmen will ihn als Chance begreifen, weniger als Bedrohung. Die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter wird dabei konsequent gestärkt, die gemachten Erfahrungen genutzt. Mit Erfolg, auch wenn für manchen das Projektergebnis überraschend sein wird: Eine ältere Belegschaft arbeitet genau so effizient wie vergleichbare Bereiche mit deutlich jüngeren Mitarbeitern. Dazu waren nur einige Anpassungen notwendig. So wurden statt der Betonböden gedämpfte Holzfußböden verlegt. Zudem wurden höhere Werkbänke installiert, die verhindern, dass sich die Mitarbeiter tief

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bücken müssen. Verstellbare Regalebenen und höhenverstellbare Sitzmöbel an den Maschinenkontrollgeräten gehören ebenso dazu, auch sie lassen sich von der Höhe her an die Größe des jeweiligen Nutzers anpassen. Natürlich sind derartige Maßnahmen nur ein Teil, wenn es darum geht, die Qualität und Produktivität trotz einer immer älter werdenden Belegschaft zu halten. Und dabei spielt es keine Rolle, ob es sich nun um Wissens- oder Facharbeiter handelt. Der zweite Teil liegt in der Arbeitsorganisation. BMW führte in diesem Rahmen belastungsoptimierte Arbeitsplatzrotationen sowie alters- und ge-

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Der Mittelstand muss seine Attraktivität als Arbeitgeber deutlich steigern. Und er muss seine Assets besser kommunizieren.

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sundheitsgerechte Schichtmodelle ein. Und der Automobilkonzern hat begonnen, auch in allen anderen Werken sowie in der Motorenfertigung im österreichischen Steyr mit ähnlichen Projekten zu starten – damit am Ende jeder Mitarbeiter so arbeiten kann, wie es seinem Alter entspricht. Auch für die Wissensarbeiter verändert sich die Arbeitsorganisation. Das IAO prognostiziert auf Basis der digitalen Entwicklung einen Zustand, wie ihn viele wahrscheinlich noch aus Science-Fiction-Serien und -Filmen kennen: So werden etwa Besprechungsräume – vor denen die digitale Revolution bisher Halt gemacht

FA M I L I E N U N TE R N E H M E N | Ve r t ra u e n u n d f l a c h e H i e ra rc h i e n

JEDES PROJEKT EIN UNIKAT Martin Heer ist Bauleiter bei Wolff & Müller. Zwei Dinge machen diese Arbeit zu seinem persönlichen Traumjob: Spannende Projekte und ein Unternehmen, das ihn immer unterstützt. Wenn Martin Heer mit seinen beiden Kindern in Berlin unterwegs ist und ihnen „seine“ Bauwerke zeigt, macht ihn das schon ein bisschen stolz. Als Bauleiter ist er dafür verantwortlich, dass eine Baustelle immer in Bewegung bleibt und die Projekte erfolgreich fertiggestellt werden. Außer technischer Kompetenz ist auch eine gehörige Portion Fingerspitzengefühl gefragt. „Bauleiter sind immer auch Diplomaten – sie müssen die eigenen Interessen mit denen des Bauherrn und vieler weiterer Projektpartner in Einklang bringen“, beschreibt Heer seine Aufgaben. Sein Arbeitsplatz ist derzeit die Baustelle eines der größten Projekte Berlins: der Neubau des Bundesinnenministeriums. Ein solches Vorhaben als zweiter Bauleiter zu betreuen, ist auch für den ausgewiesenen Fachmann eine echte Herausforderung. Doch der gelernte Zimmermann ist für diese Aufgabe gut vorbereitet. Bereits während des Bauingenieurstudiums machte er ein Praktikum in der Bauleitung bei Wolff & Müller. Aus dem Praktikanten wurde ein Werkstudent, dann ein Diplomand und mittlerweile ist der 33-Jährige selbst Bauleiter bei dem mittelständischen Traditionsunternehmen. In den vergangenen Jahren hat er unter anderem beim Bau des Bundesfamilienministeriums und einiger Berliner Hotels mitgewirkt. Dabei ist keine Aufgabe wie die andere: „Jedes Projekt ist ein Unikat. Man muss sich jedes Mal neu einstellen – auf die Umgebung, die Architektur und die

Bildquelle: Klaus Heymach / vor-ort-foto.de

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TRAUMJOB Keine Baustelle ist wie die andere. Das macht die Arbeit für Bauleiter Martin Heer, der Herausforderungen liebt, so spannend.

Menschen. Das macht die Arbeit so spannend.“ Während Heer den Bau des Bundesinnenministeriums noch als zweiter Bauleiter betreut, wird er beim nächsten Projekt, einem Büro- und Geschäftshaus am Berliner Hauptbahnhof, den Posten des ersten Bauleiters übernehmen. „Schritt für Schritt bekomme ich mehr Verantwortung. Dieses Vertrauen motiviert ungemein.“ Die ständige Weiterbildung ist ein wichtiger Teil seiner Arbeit bei Wolff & Müller. In der hauseigenen Akademie geben die Spezialisten im Unternehmen ihr Wissen an die Kollegen weiter. Regelmäßige Seminare, etwa zu Betontechnologie, Arbeits- und Umweltschutz oder Nachunternehmercontrolling gehören zum Pflichtprogramm. „Durch die interne Weiterbildung bekomme ich einen direkten Draht zu den Experten im Haus

und weiß immer, an wen ich mich wenden kann. Die gute Erreichbarkeit und die flachen Hierarchien sind im Arbeitsalltag sehr hilfreich.“ Dass er seine Kollegen nach Feierabend auch beim Fußballtraining trifft, fördert die vertrauensvolle Zusammenarbeit zusätzlich. „Wir mischen erfolgreich in der Berliner Betriebsliga mit“, erzählt Heer. „Da spielen alle zusammen – vom Niederlassungsleiter über den Polier bis hin zum Azubi.“ Alle zwei Jahre treffen sich sämtliche Mitarbeiter zum unternehmensweiten Fußballturnier am Stammsitz in Stuttgart. Auch Gesellschafter Albert Dürr, der das Unternehmen in der dritten Generation führt, tauscht dann Krawatte gegen Spielertrikot. „Wir sind ein großes Team – das ist das Schöne an einem Familienunternehmen“, sagt Martin Heer. Weitere Informationen: www.wolff-mueller.de


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TERMINE Forum Führung 11. Juli 2013, Mönchengladbach Im Fokus der Veranstaltung des BVMW stehen Trends in den Bereichen Management, Marketing, Personal & Führung in mittelständischen Unternehmen. „Antrieb Mittelstand“ 29. August 2013, Darmstadt Die Veranstaltungsreihe des BVMW unterstützt den Mittelstand auf dem Weg in die digitale Welt.

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hatte – zu wahren Interaktionsräumen, in denen wir in der Gruppe mit digitalen Informationen und Dokumenten aus unterschiedlichsten Quellen reibungslos und intuitiv interagieren können. Am Schreibtisch wird der Bildschirm mit der heutigen Tischoberfläche zu einer zusammenhängenden, interaktiven Arbeitsfläche verschmelzen und mehr Informationen zeitgleich darstellen können. Bald werden wir zusätzlich zur Interaktion mit Tastatur und Touch-Gestik unsere Sprache nutzen. Bürogebäude und ihre Typologien werden sich dadurch verändern, aber auch verstärkt durch die Entwicklung eines vielfäl-

tigen, aufgaben- und tätigkeitsabhängigen Raumangebots. Schafft es ein Unternehmen, ein für sämtliche Altersgruppen angenehmes und nachhaltiges Arbeitsklima aufzubauen, kann es sich unter Umständen von seinen Mitbewerbern positiv abheben und sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren. Der Wert der Arbeitgebermarke, des Employer Brands, steigt. Hierbei sind es nach Ansicht von Hund vom bso insbesondere die jüngeren Fachkräfte, die sehr viel genauer darauf achten, in welcher Umgebung sie ihre Zeit verbringen und das Gefallen oder Nicht-Gefallen des Arbeitsumfeldes in die Entschei-

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dung für oder gegen potenzielle Arbeitgeber einfließen lassen. Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW), sagt zu seiner Klientel: „Deshalb muss der Mittelstand seine Attraktivität als Arbeitgeber deutlich steigern. Und er muss seine Assets besser kommunizieren. Denn Klein- und Mittelbetriebe bieten gegenüber Großunternehmen eine Reihe von Vorteilen, wie familiäres Betriebsklima, größere Arbeitsplatzsicherheit, flexible Arbeitszeitmodelle, schnellere Aufstiegsmöglichkeiten und maßgeschneiderte Weiterbildung; dazu kommen flache Hierarchien, mehr Entscheidungs-

R AU M A KU STI K | We n i g e r L ä r m , m e h r Ä s t h e t i k

SCHALLSCHUTZ GEGEN STRESS

Büromöbel auf der Orgatec

SPACES 2013: Neues Arbeiten 11.-12. September 2013, Köln Der Innovationskongress widmet sich der Zukunft des Arbeitens und richtet sich sowohl an Entscheider in Nutzerunternehmen als auch an Planer und Berater in der Bürowirtschaft. 3. Symposium BÜRO. RAUM. TRENDS. Drei Generationen im Office 17. Oktober 2013, Messe Köln Bereits zum dritten Mal widmen sich die Veranstalter verschiedensten Fragen zur Gestaltung moderner Arbeitswelten. Orgatec 2014 21.-25. Oktober 2014, Köln Modern Office & Object – unter diesem Motto präsentieren Hersteller aus den Bereichen Einrichtung, Boden, Akustik, Licht, Medien- und Konferenztechnik ihre Produkt- und Systemlösungen.

Viele Unternehmen setzen darauf, dass ihre Mitarbeiter in offenen Bürowelten effizienter zusammenarbeiten. Doch die neuen Arbeitsplatzkonzepte bringen nicht nur Vorteile mit sich. Lärm begünstigt Stress und beeinträchtigt die Leistungskapazität. Obendrein ist Privatsphäre Mangelware. Zur Behaglichkeit am Arbeitsplatz trägt neben ansprechenden Designkonzepten vor allem eine angenehme Raumakustik bei – insbesondere im „Open Space“. Denn Schall und die damit verbundene Akustik eines Raumes haben einen wesentlichen Einfluss auf Wahrnehmung und Konzentration des Mitarbeiters. Gefragt sind hier Akustiklösungen, die neben Schallschirmung und -absorption von Geräuschen auch ästhetische Aspekte beachten. So bietet beispielsweise Rehau innovative Lösungen für moderne Arbeitswelten wie Akustikkühldecken zur intelligenten Raumtemperierung oder aber das pa-

VARIABEL Verstellbare Trennwände ermöglichen beides: Abschirmung und Kommunikation.

tentierte und mehrfach ausgezeichnete, schallabsorbierende Schrankrollladensystem „Rauvolet acoustic-line“. Umfassende Programme zur Arbeitsplatzgestaltung Neu entwickelt wurden jetzt komplette Module, die die Raumakustik in modernen Bürolandschaften auf clevere Art und Weise ins Gleichgewicht bringen. Auf die unterschiedlichen Arbeitsweisen in Büroräumen eingehend, wurden für alle Gegebenheiten passende Module entwickelt. „Rauworks“ nennt sich diese neue Linie, die das Arbeiten im „Open Space“ effizienter machen soll. Flexibles Tischtrennwandsystem für Doppelarbeitsplätze Speziell für den Einsatz an Doppelarbeitsplätzen wurde ein akustisch hochwirksames Trennwandelement konzipiert: „Rauworks screen“ kombiniert modernes Design mit optimaler Schall-

schirmung und -absorption im sprachrelevanten Bereich. Die stufenlose Höhenverstellung, durch die jeder Mitarbeiter seinen Arbeitsbereich je nach persönlichen Bedürfnissen anpassen kann, ermöglicht störungsfreies Arbeiten bei gleichzeitiger Unterstützung der Kommunikation. Den Raum gliedern Individuelle Lösungen sind ebenfalls umsetzbar. Mit dem raumgliedernden System „Rauworks partition“ bietet Rehau eine flexible Lösung zur akustischen Schirmung. Das Stellwandprogramm, das im Design perfekt auf die Tischtrennwände der Programmreihe „Rauworks screen“ abgestimmt ist, lässt sich dank umfangreichem Zubehör individuell konfigurieren. So sind sowohl einzelne, freistehende Elemente als auch variable, verkettete Gruppierungen möglich. Verschiedene Abmessungen und Stoffbezüge in wechselbaren Farben passen sich individuell an die jeweilige Raumsituation an. Multifunktionale Hubtür-Elemente Besonderer Wert wurde auf die Multifunktionalität der einzelnen Elemente gelegt. So wurde mit „Rauworks front“ ein Hubtür-Modul für Korpusmöbel entwickelt, dessen besondere Stärke in den modularen Fronten liegt. Je nach Anforderung und Bürosituation können sie z. B. als reines Akustikbauteil, Display, Whiteboard, flexible Präsentationsfläche oder Pinnwand genutzt werden. Damit steht das Modul für Multifunktionalität in einer neuen Dimension und leistet gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Optimierung der Raumakustik. www.rehau.de


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kompetenz des einzelnen Mitarbeiters und schließlich die Option der späteren Übernahme des Unternehmens.“ Dies sind Vorteile, die teilweise auch in der Studie „Megatrends und HR Trends“ der Deutsche Gesellschaft für Personalführung (DGFP) als äußert relevant genannt werden. Die in der Studie befragten Personaler wählten Gesundheitsmanagement, Employer Branding, die Förderung lebenslangen Lernens und Wissensmanagement als Maßnahmen, um der demografischen Entwicklung Rechnung zu tragen. In dem Leitfaden „Als Arbeitgeber attraktiv – Wie gut sind wir schon?“ aus der Schriftenreihe des Forschungsinstituts Be-

STÖRFAKTOR Zu laute Büros – darüber klagen viele Arbeitnehmer, weiß bso-Vorsitzender Hendrik Hund. triebliche Bildung (f-bb) gemeinnützige GmbH heißt es daher auch nicht ganz unerwartet: „War es früher so, dass Betriebe ihre Bewerber auswählen konnten, suchen sich heute vor allem die hoch qualifizierten Arbeitskräfte ‚ihr‘ Unternehmen aus.“ Gehälter sind dabei zwar immer noch ein nicht vernachlässigbares Argument, andere haben jedoch zugenommen: Die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf, die persönlichen Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten oder auch das Image eines Unternehmens als attraktiver Arbeitgeber werden in die Waagschale geworfen. Gerade bei letzterem reicht es inzwischen nicht mehr aus, Lippenbekenntnisse und schön gestaltete Werbebroschüren auszugeben, die zeigen sollen, welch ein toller Arbeitgeber man ist. Die gelebte Realität im Arbeitsalltag gibt Aufschluss darüber und verbreitet sich über jeden einzelnen Mitarbeiter und die unterschied-

arbeitswelten

lichsten Kanäle – vom Stammtisch bis hin zu sozialen Netzwerken. Die Autoren des Leitfadens merken zudem an, dass bei dem Aufbau einer Arbeitgebermarke nicht alle Register gezogen werden müssten. Oftmals genüge es schon, in einem Bereich tätig zu sein, und häufig könne mit kleinen Veränderungen oder Verbesserungen eine große Wirkung erzielt werden. Wichtig sei jedoch, dass „verschiedene Maßnahmen auf die jeweiligen Personengruppen abgestimmt sind und letztlich auch mit den Interessen und Bedürfnissen der Unternehmen übereinstimmten. Bei dem Bauunternehmen Wolff & Müller ist es beispielsweise das durchgängige Weiterbildungskonzept, das Mitarbeitern Perspektiven gibt, mehr Verantwortung und somit auch Wertschätzung. Als Ansatzpunkt werden in dem Leitfaden die Bereiche Work-Life-Balance, eine systematische Personalentwicklung, die Einbeziehung der Mitarbeiter in Change-Prozesse, Diversity-Management und der verantwortliche Umgang bei der Trennung von Mitarbeitern bearbeitet, das Konzept des Outplacements. All diese Punkte beherbergen Potenziale, als Arbeitgeber an sich zu arbeiten und Mitarbeitern das Gefühl zu geben, den richtigen Arbeitgeber gewählt zu haben. Diese Punkte gelten für sämtliche Mitarbeiter, natürlich auch für die älteren. Sie einzubeziehen und unter dem Strich eine Win-win-Situation zu erzielen, von der alle Beteiligten profitieren, daran wird gearbeitet: altersdurchmischte Teams, in denen Mitarbeiter voneinander lernen, sich ergänzen und schließlich gemeinsam davon profitieren und erfolgreich sind; Vorsorgeuntersuchungen, Ernährungsund Gesundheitsberatung, einschließlich der Aufklärung über gesundes und ungesundes Essen in der Kantine; Sportprogramme mit Ausgleichsübungen während der Arbeitszeit und Arbeitsplatzwechseln, um unnötige Belastungen zu vermeiden; die Einbindung der älteren Mitarbeiter in Weiterbildungsmaßnahmen mit dem damit verbundenen Signal „Wir brauchen euch, ihr seid wichtig – ihr habt Wissens- und Leistungsressourcen, die wir dringend benötigen“; schließlich die Gestaltung eines Arbeitsumfelds, welches all das ermöglicht. So könnte der Erhalt unserer Hauptressourcen gelingen: Effizienz, Innovation und Kreativität. Und durch die Entscheidung „Ja oder nein“ zu derartigen Umsetzungen können sich Unternehmen für die Zukunft wappnen, voneinander unterscheiden sowie der gesellschaftlichen Entwicklung mitsamt Fachkräftemangel und einer älter werdenden Gesellschaft entgegentreten. Christoph Berger c.berger@visavis.de

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STUDIE

ARBEITSWELTEN 4.0

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Wie sieht die Arbeits- und Lebenswelt von Büro- und Wissensarbeitern im Jahr 2025 aus? Im Rahmen des Verbundforschungsprojekts Office21® hat das Fraunhofer IAO basierend auf einem ForecastProzess mit über 100 Experten das Szenario „Arbeitswelten 4.0“ erstellt. Im Mittelpunkt stehen die Möglichkeiten einer hochvernetzten, räumlich und zeitlich flexibilisierten Arbeitsorganisation, die sich an den individuellen Lebenskontexten orientiert und damit zu einer Steigerung von Innovationskraft, Effizienz und Effektivität beiträgt und sich auch in einer veränderten Gestaltung des Büroumfelds ausdrückt. Die Studie zeigt eine neue Arbeitswelt: Flexibel verfügbare „Cloudworker“ lassen ihre Kompetenzen und Leistungen auf Internetplattformen bewerten und ihre Dienstleistungen zu Höchstpreisen versteigern. Auf der anderen Seite binden „Caring Companies“ Mitarbeiter frühzeitig und langfristig an sich. Sie fördern und fordern die mentale und körperliche Fitness und Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter. Im privaten Lebensumfeld übernehmen „Cohousing- und Cocare“-Initiativen die Funktionen der Großfamilie. Die Gesellschaft rückt hier trotz unterschiedlicher Lebensstile enger zusammen und die Menschen übernehmen Verantwortung füreinander. Die digitale Vernetzung schreitet weiter voran. In Zukunft umgibt die Menschen eine „digitale Aura“, Daten müssen gepflegt sein, denn sie repräsentieren und vermitteln einen ersten Eindruck.

Auch die Bürogebäude entwickeln sich weiter: Sie beherbergen intelligente, technologiebasierte und maximal medial unterstützte Arbeitsumgebungen und fördern so Kommunikation und Zusammenarbeit. Das Thema Nachhaltigkeit wird sichtbar: Eco-Apps zeigen den Energieverbrauch jedes Einzelnen an und sensibilisieren für einen nachhaltigen Lebensstil. Einen Blick in diese skizzierten Zukunftswelten gewährt das Szenariovideo zur Studie unter http://www.office21.de/video Arbeitstypen der Zukunft Wenn sich unsere Arbeitswelt so stark verändert, entstehen auch neue Karriere- und Lebensmodelle. Manch einer arbeitet vorwiegend von daheim oder nutzt Co-Working-Zentren, um sich mit Partnern und Arbeitgebern zu vernetzen; für den anderen ist der tägliche Austausch mit den Kollegen im Büro wichtig, wieder andere profitieren von sozialen Netzen und Services, um sich beispielsweise um Kinder oder ältere Familienangehörige zu kümmern. Anhand von fünf fiktiven Geschichten zeigt das Fraunhofer IAO in der Broschüre „Arbeitstypen der Zukunft“ und einem begleitenden Film verschiedene Karriere- und Lebensmodelle in einer sich wandelnden Arbeitswelt. Darüber hinaus diskutiert die Veröffentlichung wichtige Leitfragen rund um die Themenfelder Life-Work-Balance, Digitalisierung, Mensch-Maschine-Interaktion sowie gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung.


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Ob Kauf, Finanzierung, Leasing, Langzeitmiete, Kurzzeitmiete oder Carsharing – die Qual der Wahl bei der Fuhrparkfinanzierung ist groß. Trotzdem hat sich im Verlauf der vergangenen Jahre und Jahrzehnte das Fahrzeugleasing als die dominierende Finanzierungsform im gewerblichen Bereich durchgesetzt – und zwar unabhängig von der Fuhrparkgröße. So wurden in 2012 nach Dataforce-Angaben über 60 Prozent der Firmen-Pkw in Deutschland geleast. Je größer der Fuhrpark, desto größer auch der Leasinganteil. Und das aus gutem Grund, weiß Gerhard Künne, Sprecher der Geschäftsführung der Volkswagen Leasing GmbH, Europas größter Automobilleasing-Gesellschaft: „Unternehmen benötigen für die effiziente Fuhrparkgestaltung finanziellen Freiraum und Planbarkeit. Genau das ist mit dem Leasing von Fahrzeugen möglich.“ Die Vorteile, etwa gegenüber dem klassischen Barkauf bzw. dem Kredit, liegen auf der Hand. Durch die monatlichen Raten erhalten Firmen eine klare Kostengrundlage, was ihnen eine präzise Kalkulation und Budgetierung ermöglicht. Und sofern die Geschäftsfahrzeuge rein gewerblich genutzt werden, lassen sich die monatlichen Leasingraten als Betriebsausgaben steuerlich geltend machen, was Verwaltungskosten zusätzlich reduziert. Hinzu kommt: „Firmenfahrzeuge werden für gewöhnlich auf zwei bis vier Jahre geleast. Damit haben Unternehmen regelmäßig die Möglichkeit, auf die aktuellsten Modelle und Technologien umzustellen, ohne sich mit den Aufwendungen einer Gebrauchtwagenvermarktung zu beschäftigen, wie es bei gekauften oder kreditfinanzierten Fahrzeugen der Fall wäre“, erklärt Künne. Dennoch ist festzustellen, dass auch zunehmend weitere Finanzierungsalternativen Einzug ins Fuhrparkmanagement halten. Besonders die Langzeitmiete erfreut sich dabei eines steigenden Interesses. Während Leasing ab zwölf Monaten möglich ist, kann die Langzeitmiete bereits bei Zeiträumen zwischen einem und zwölf Monaten eingesetzt werden. Besonders Unternehmen mit schwankenden Mobilitätsbedarfen, bspw. aufgrund projektbezogener Auftragsschwankungen, steht damit eine echte Alternative zur Verfügung. Und auch das Thema Corporate Carsharing nimmt als ergänzendes Mobilitätsangebot Fahrt auf, können doch dadurch Fuhrparkkosten weiter reduziert werden. Aus diesem Grund bestehen bei der Volkswagen Leasing GmbH auch Überlegungen, im kommenden Jahr ein Carsharing-Programm für Unternehmen zu starten. „Wichtig ist es, den Mobilitätsbedarf im Unternehmensfuhrpark so konkret wie möglich zu analysieren. Davon aus-

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Freiraum dank Leasing FINANZIERUNG Wer heutzutage sein Dienstwagenmanagement effizient gestalten und seine Gesamtkostenbilanz im Blick halten will, kommt am Thema Full-Service-Leasing nicht mehr vorbei.

gehend lässt sich dann auch der beste Finanzierungs- und Mobilitätsmix ableiten“, sagt Künne. Alles aus einer Hand Vor dem Hintergrund des gestiegenen Kostendrucks hat sich eine besondere Form des Leasings etabliert: Beim

sogenannten Full-Service-Leasing sichert sich das Unternehmen zusätzlich zum Fahrzeug weitere Services, die den reibungslosen Betrieb sicherstellen. Sie entlasten einerseits den Fuhrparkmanager von zeitraubenden Organisationsaufgaben und punkten andererseits mit kalkulatorischer Sicher-

RUNDUMPAKET Die Vorteile des Leasings liegen für Gerhard Künne auf der Hand: Planbarkeit, Kostenkontrolle – und Service nach Wunsch.

VISAVIS ECONOMY

heit und Transparenz. Die Dienstleistungen reichen von Wartungs- und Verschleißreparaturen über die Abwicklung der Kfz-Steuern, Reifen-Services, Rundfunkbeiträge oder Mietwagen bis hin zu Versicherungsleistungen, dem Schadenmanagement oder Auswertungen und Analysen der Fuhrparkdaten über eine Reporting-Software. Auch die elektronische Führerscheinkontrolle gehört dazu. Letztere hat rechtlich große Relevanz. Denn als Fahrzeughalter muss das Unternehmen regelmäßig die Original-Führerscheine seiner Dienstwagenfahrer kontrollieren. Ein Aufwand, der mit einem Full-Service-Angebot deutlich reduziert werden kann. Auch weitere Detailaufgaben übernehmen die Experten auf Wunsch. Für welche Bausteine sich der Kunde entscheidet, hängt vom individuellen Einsatzprofil der Fahrzeuge ab. Eines jedoch haben alle Services gemeinsam: Sie erleichtern die Erstellung einer Gesamtkostenbilanz für Dienstwagen. Diese Analyse fasst alle Aufwendungen, die ein Fahrzeug im Unternehmen verursacht, zusammen. Das fördert eine schlanke, transparente Fuhrparkverwaltung. Potenzial in der Versicherung Ein besonderes Augenmerk fällt seit einiger Zeit auf die Situation in der Flottenversicherung. Steigende Prämien, Kündigungen aufgrund schlechter Schadenquoten und die Komplexität klassischer Kaskoversicherungen – verbunden mit hohem administrativem Aufwand – rücken das Thema zunehmend ins Blickfeld von Geschäftskunden. Während Fuhrparkmanager noch vor einigen Jahren einfach zwischen den günstigsten Tarifen auswählen konnten, sind sie heute dazu gezwungen die Schadenquoten möglichst gering zu halten und ein umfassendes Riskmanagement zu betreiben. Kein Wunder also, dass auch auf Anbieterseite neue Modelle zu herkömmlichen Versicherungslösungen entstehen. Flexible Beitragssysteme, vielfältige Deckungsmöglichkeiten und innovative Produkte zur alternativen Risikoabsicherung werden damit in Zukunft ihren festen Platz im Fuhrparkmanagement einnehmen. Dazu gehört auch zwangsläufig die Eigentragung von Fuhrparkrisiken – insbesondere der gut planbaren Frequenzschäden. „In Zukunft wird ein Absicherungsmix für die Fahrzeugflotte gelebte Praxis sein. Neben klassischen Versicherungen werden sich auch andere Lösungen wie unser Produkt KaskoSchutz am Markt etablieren“, ist sich Fuhrparkexperte Künne sicher. „Aus welchem Mix der Fuhrpark abgesichert werden sollte, hängt dann meistens von der Risikoneigung, der Fuhrparkstruktur und der Fuhrparkgröße ab.“ www.volkswagenleasing.de


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Alles im Griff

Bildquelle: lassedesignen – Fotolia.com

ANFORDERUNG Ein ganzes Bündel von Zielen soll mit der Implementierung eines firmeneigenen Fuhrparks erreicht werden – Qualität ist dabei oberstes Gebot. Externes Know-how unterstützt professionell.

D

urch effizientes Fuhrparkmanagement können Unternehmen gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum Beispiel, indem sie die Transparenz erhöhen, die Zusammensetzung und Finanzierung der Flotte optimieren oder die Schadenquote senken. So können sie eine Menge Geld sparen. Weil firmenintern hierfür jedoch häufig nicht nur die Zeit, sondern vor allem auch das Knowhow fehlt, werden für die entsprechenden Aufgaben gerne externe Dienstleister eingesetzt. Hohe Benzinpreise, regelmäßig steigende Vorgaben zur Schadstoff-Reduzierung und konsequente Prozessoptimierung: Im täglichen Business müssen Flottenmanager eine Vielzahl unterschiedlicher Herausforderungen meistern. Über allem steht die Notwendigkeit, die Kosten im wahrsten Sinne des Wortes immer noch weiter herunterzufahren und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu bewahren. Um dies zu bewältigen, ist ein nachhaltiges Fuhrparkmanagement unausweichlich. Denn eine Fahrzeugflotte „ist nicht nur Teil des Anlagevermögens eines Unternehmens, sondern heute auch ein unverzichtbarer Produktionsfaktor“, unterstreicht Thomas Lünendonk, Senior Advisor Lü-

nendonk GmbH. Erreicht werden sollen „eine Maximierung der Transportkapazitäten bei einer Optimierung der Kosten; eine Minimierung der Umweltbelastungen bei einer Optimierung der Pünktlichkeit und des effizienten Einsatzes des Service-Personals“, so Lünendonk weiter. Ein solch umfassendes Management fängt bei der Beschaffung der Fahrzeuge und dem Service in Form von Wartung oder Reparatur an, geht weiter über Themen wie Leasing, Versicherung oder Risk-Management und reicht bis hin zur Belegverwaltung sowie zum Reporting respektive der fahrzeugbezogenen Auswertung aller fixen und variablen Kosten. Nicht zu vergessen die ständig geänderten Sicherheitsbestimmungen und Steuergesetze oder die ebenfalls laufend erneuerten Technologien der Fahrzeugund Softwarehersteller. Wer in Firmenfuhrparks die Verantwortung für die Flotte trägt, sollte möglichst in allen genannten Bereichen auf dem neuesten Stand sein, um sie wirtschaftlich und sicher zu führen. Doch im hektischen Berufsalltag fehlt vielfach nicht nur die Zeit, sich dieses Wissen zu erarbeiten und es aktuell zu halten, sondern mangels Basiswissen oft auch das Bewusstsein für die Probleme und Chancen des

modernen Flottenmanagements. Dazu kommt, dass die Fuhrparkverantwortlichen nicht selten ins kalte Wasser geworfen werden. Denn „Fuhrparkleiter“ ist kein offizieller Beruf, sondern häufig nur eine von mehreren Aufgaben. Das kann sich schnell rächen, Fehlentscheidungen etwa bei

UNVERZICHTBAR „Eine Firmenflotte braucht professionelles Management“, hebt Thomas Lünendonk hervor.

der Fahrzeugwahl oder Wissenslücken im Leasinggeschäft verschlingen schnell große Summen. Outsourcing spart Zeit und Geld Logische Konsequenz: Als Unternehmen sollte man nur Mitarbeiter mit diesen Aufgaben betrauen, die sich in diesen Fragen bestens auskennen und sich zudem regelmäßig fortbilden. „Werden die anfallenden Aufgaben rund um den Fuhrpark dagegen nur ‚nebenbei‘ erledigt, leidet durch Kapazitätsprobleme in der Regel die Qualität“, sagt Marc-Oliver Prinzing, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Fuhrparkmanagement. Der Verband wurde im Oktober 2010 als Initiative von Fuhrparkverantwortlichen gegründet. Er vertritt die Interessen seiner Mitglieder, die Fuhrparks in der Größenordnung zwischen fünf und 3.000 Fahrzeugen betreiben. Um für eine Verschlankung der Prozesse zu sorgen und zugleich auch Verwaltungsaufwand zu sparen, entscheiden sich deshalb viele Firmen dafür, das Flottenmanagement outzusourcen. Externe Dienstleister stecken mehr in der Materie als ein unternehmensinterner Mitarbeiter, darüber hinaus verfügen sie meist über eine große Menge an Referenzdaten bereits analysierter Fuhrparks und kön-


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Schlanke Prozesse KOMPETENZ Flottenversicherer sollten die Kunden in jeder Hinsicht unterstützen. Denn mit einer günstigen Prämie allein ist es nicht getan.

UMFASSEND „Wir können mehr als nur versichern“, lautet das Credo der Experten von HDI-Gerling. Matthias Küchemann (li.) und Jens Könemann stellen ein breites Angebot vor.

Die VISAVIS-Redaktion sprach mit Matthias Küchemann und Jens Könemann von der HDI-Gerling Industrie Versicherung AG über prozessoptimierte Fuhrparks.

Was sollten Unternehmen bei der Wahl des Flottenversicherers unbeding beachten? Küchemann: Wichtig für einen Entscheider ist, dass ihn der Flottenversicherer bei seinen Prozessen unterstützt und nicht versucht, dem Fuhrpark eigene Prozesse aufzudrücken. Denn neben der Beschaffung, Reifenwechseln oder GEZ-Gebühren macht die Versicherung nur einen kleinen Teil der Fuhrparkkosten aus. Versicherungen, deren Prämie günstig erscheint, können durch komplizierte Prozesse in der Tagesarbeit dennoch eine Menge zusätzlicher Kosten verursachen. Nach unserer Erfahrung steht bei den größeren Fuhrparks bereits am 2. Januar die erste Schadenregulierung an. Dann folgt der Austausch des ersten Dienstfahrzeugs und danach eine ganze Reihe weiterer Prozesse, die sich natürlich mit der Fahrzeuganzahl nach oben potenziert. Wie erzielt man schlanke Prozesse im Fuhrpark? Könemann: Um Papierarbeit zu vermeiden, stellen wir beispielsweise keine

Einzelrechnungen. Stattdessen sammeln wir alle Veränderungen über einen gewissen Zeitraum und schicken dem Kunden eine Gesamtrechnung aller Bewegungen für den jeweiligen Fall. Küchemann: Im Rahmen des Flottenschadenservice kümmern wir uns um die vollständige Organisation und Abwicklung der Unfallreparaturen, von der Abgabe des unreparierten Wagens über die Mobilstellung mit einem Ersatzfahrzeug bis hin zum Rücktausch der Fahrzeuge nach Reparatur sowie Außen- und Innenreinigung. Da wir bei allen Kosten in Vorleistung gehen, muss der Kunde insgesamt nur eine Buchung vornehmen, wenn wir einmal im Monat alle bis dato eingetretenen Schäden abrechnen. So vermeiden wir, dass jeder Fahrer in der Werkstatt die Selbstbeteiligung bezahlt. Denn jeder Beleg, der durch ein Unternehmen geistert, kostet 15 bis 20 Euro Bearbeitungsgebühr. Das fällt bei diesem Prozess komplett weg. Könemann: Wichtig ist eine effiziente Vertragsverwaltung. Daher erhalten alle Flotten eine elektronische Versicherungsbestätigung. Mithilfe der zeitlich unbegrenzten Dauer-eVB kann der Kunde über den gesamten Zeitraum der Zusammenarbeit alle Fahrzeuge zulassen. Da wir das Unterneh-

men von vornherein nach Standorten und Kostenstellen strukturieren, können wir die Anmeldungen mittels eVB-Verfahren den jeweiligen Standorten zuweisen und dem Kunden die Rechnungen für die einzelnen Kostenstellen schreiben. Die eVB-Nummer trägt auch beim Reporting zu mehr Transparenz bei… Küchemann: …das übrigens grenzübergreifend sein sollte: Wenn ein Kunde noch einen Vertriebsstandort in Frankreich hat oder eine Produktion in Tschechien und die dortigen Fahrzeuge über einen anderen Versicherer vor Ort versichert sind, muss sich der Fuhrparkleiter in Deutschland immer mühsam die Zahlen aus dem Ausland besorgen. Mit einem international handlungsfähigen Versicherer dagegen erhält er ein grenzübergreifendes Reporting und verschlankt damit den gesamten Prozess. Könemann: Der Kunde sollte dem Reporting auf den ersten Blick entnehmen können, an welchen Standorten es Auffälligkeiten gibt. So lassen sich Riskmanagement-Maßnahmen gezielter einsetzen.

Welche Maßnahmen können das gegebenenfalls sein? Könemann: Das geht von einfachen Übungen wie Ein- und Ausparken bis zur Änderung gesamter Fahrtrou-

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ten, um die Benutzung einer unfallträchtigen Autobahn zu vermeiden. Manchmal sind es auch ganz banale Hinweise, wie zum Beispiel, dass im Herbst die Blätter von den Bäumen fallen und die Straßen rutschig sind. Unfälle entstehen in den seltensten Fällen durch technische Fehler. In der Regel ist es menschliches Versagen, sei es durch Ablenkung, Selbstüberschätzung oder Falscheinschätzung der Situation.

Wie können Versicherer den Kunden bei der Schadenverhütung unterstützen? Küchemann: Viele Versicherer reagieren auf eine hohe Schadenquote einfach mit der Erhöhung des Selbstbehalts oder der Prämie. Zwar erhält der Versicherer damit wieder eine adäquate Schadenquote; der Kunde aber hat nach wie vor den Schaden, der ihm auch eigene Kosten verursacht. Hierzu zählen z. B. Bearbeitungs- und Ausfallzeiten oder Lieferverzögerungen. Wir versuchen daher gemeinsam mit dem Kunden die Schadenschwerpunkte zu finden und erarbeiten Lösungskonzepte. Anschließend setzen wir die jeweiligen Maßnahmen um und analysieren, ob sie den gewünschten Erfolg erzielt haben. Könemann: Die durchschnittlichen unternehmensinternen Folgekosten, die ein Fuhrpark im Schadenfall selbst tragen muss, können im PKW-Bereich bis zu 1.600 Euro pro Schaden betragen. Wenn man durch Riskmanagement-Maßnahmen 10 bis 15 Prozent der Schäden vermeiden kann, ist das – gerade bei Fuhrparks mit vielen Schäden – ein sehr wirksamer Hebel. Welche Rolle spielt die Unternehmensleitung bei der Umsetzung des Riskmanagements? Küchemann: Das ist ein 100-prozentiger Top-down-Prozess. Die Unternehmensleitung muss Interesse daran haben, die Fuhrparkkosten zu reduzieren. Denn wenn man einen gelebten Prozess, eine Gewohnheit, ändern möchte, provoziert das Widerstände. Ohne Unterstützung durch die Unternehmensleitung kann kein Fuhrparkleiter einen Veränderungsprozess erfolgreich umsetzen. Könemann: In den meisten Unternehmen hat sich diese Erkenntnis schon durchgesetzt: Schadenverhütung ist en vogue. Da die Kfz-Versicherung in den letzten Jahren relativ günstig war, hat das Schadengeschehen für Unternehmen keine große Rolle gespielt – solange sie einen Versicherer gefunden haben. Mittlerweile prüfen Entscheider aber verstärkt, wie sie die Ge samtkosten reduzieren können. Denn der Fuhrpark ist, neben den Personalkosten, in der Regel der zweitgrößte Kostenblock im Unternehmen. Weitere Informationen unter: www.hdi-gerling.de


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nen somit gezielte Optimierungsvorschläge ausarbeiten. „Die Einsparpotenziale liegen dabei vor allem im Bereich der Organisation, dem Einkauf von Fahrzeugen, in Finanzierungsentscheidungen und der durch konsequentes Controlling verbesserten Kostensituation“, ist Prinzing überzeugt. Anbieter gibt es in diesem Segment mittlerweile genügend, neben reinen Flottenmanagern werden die entsprechenden Aufgaben unter anderem auch von Leasinggesellschaften übernommen. So können sich Fuhrparkbetreiber mit Hilfe des sogenannten FullService-Leasings über die Finanzierung hinaus zahlreiche weitere Dienstleistungen rund um den Einsatz und Unterhalt ihrer Fahrzeuge sichern. „Diese Services entlasten einerseits von zeitraubenden Organisationsaufgaben und bringen andererseits Pluspunkte in Sachen kalkulatorischer Sicherheit und Transparenz“, weiß Gerhard Künne, Sprecher der Geschäftsführung der Volkswagen Leasing GmbH. Full-Service-Leasing besteht immer aus verschiedenen Bausteinen, aus denen der Kunde die für seine Flotte passenden Module wählen kann. Dazu zählen unter anderem Wartung und Verschleiß, Kraftstoffmanagement, Reifenservice / -ersatz, Versicherungsund Schadenmanagement, Kfz-Steuer und Rundfunkgebühren. Meist fällt dabei die Entscheidung für die ge-

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Jede Firma möchte Fuhrparkkosten senken, doch nur die wenigsten kennen sie bis auf den letzten Cent.

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schlossene Kalkulation: Leasinggeber und Kunde vereinbaren eine monatliche Rate, die während der gesamten Vertragslaufzeit konstant bleibt. Der Leasingnehmer zahlt also einen festgelegten Preis pro Kilometer und hat dadurch Planungssicherheit. Gesamtkostenerfassung hat höchste Priorität Durch die monatlich fixen Raten bedeutet Full-Service-Leasing im Hinblick auf die Erstellung der Gesamtkostenbilanz eine deutliche Erleichterung. Hintergrund: Die in der Fachsprache Total Cost of Ownership (TCO) genannte Analyse fasst alle Aufwendungen zusammen, die ein Fahrzeug im Unternehmen verursacht. Im Idealfall hat der Kunde damit eine Ab-

REGELWERK

Präzise Vorgaben » Klare Regeln geben dem Fuhrpark eine sichere Struktur. Eine eigene Car Policy rechnet sich dabei bereits für Fuhrparks ab zehn Fahrzeugen. Sie regelt dabei die Auswahlmöglichkeit an ökonomisch-ökologisch sinnvollen Fahrzeugmarken und Modellen. Zudem steuert sie die Prozesse für die Bestellung, Lieferung und Rückgabe, stellt die Verantwortlichkeiten zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer beim Dienstwagen sicher und gibt vor, welche Servicenetze (z.B. Tankstellen, Reifen- und Glaslieferanten) genutzt werden dürfen. Die Vorgaben sollte am besten gemeinsam mit dem Leasingpartner

erarbeitet werden. Punkte, die Beachtung finden sollten, sind: die Anforderungen der Nutzer an den Fuhrpark und die Berücksichtigung des TCO, die Höhe des Kraftstoffverbrauchs, der maximal zulässige C02Ausstoß, die rechtzeitige Einbindung unterschiedlicher Entscheidungsträger sowie ggf. der Arbeitnehmervertretung. Fuhrparkmanager mit einer Car Policy haben Vorteile. Sie liegen zum einen in der Zeitersparnis: klare Vorgaben vermeiden Diskussionen mit Einzelnen. Zum anderen werden Kosten gespart durch die Nutzung von Einkaufsvorteilen beim gleichen Tankstellennetz, Reifenpartner, etc.

rechnung in Händen, die eben nicht nur die reinen Anschaffungs- beziehungsweise Finanzierungskosten enthält, sondern auch die spätere Nutzung berücksichtigt. Erklärtes Ziel von TCO ist es außerdem, mögliche Kostentreiber sowie versteckte Kosten bereits im Vorfeld einer Investitionsentscheidung zu identifizieren. Um das leisten zu können, ist nicht nur die Erfassung und Analyse aller Kosten erforderlich. Vor allem benötigt man auch entsprechende Referenzwerte, um einen effizienten Soll-Ist-Vergleich durchführen zu können. Doch gerade bei der Erfassung der Fuhrparkkosten tun sich nach wie vor viele Unternehmen schwer. „Jede Firma möchte sie senken, doch nur die wenigsten kennen sie bis auf den letzten Cent“, berichtet Dr. Harro Blumschein vom Amontis Consulting Competence Center Business Travel & Fleet Management. Und genau darin liegt das Problem. Denn die Kosten eines Fuhrparks setzen sich beileibe nicht nur aus Leasingrate, Versicherungsprämie, Kfz-Steuer und Kosten für Benzin, Wartung oder Reparatur zusammen. Es sind zu einem erheblichen Teil auch die indirekten und nicht immer auf den ersten Blick ersichtlichen Kosten, die den finanziellen Aufwand für den Unterhalt einer eigenen Firmenflotte unnötig und unkontrolliert in die Höhe treiben. Will man diese Kosten senken, muss man sie erst einmal erfassen. Also heißt es, alle Aufgaben im Zusammenhang mit dem Fuhrpark eingehend zu betrachten. Um den Ist-Zustand benennen zu können, müssen die Verantwortlichen alle Fuhrparkdaten, Organisationsabläufe, den Personaleinsatz und die Rahmenbedingungen unter die Lupe nehmen. Um einen Überblick über die daraus resultierenden Kosten zu bekommen, führt oft kein Weg daran vorbei, über einen bestimmten Zeitraum hinweg Buch zu führen und die anteilig aufgewandten Zeiten für bestimmte Leistungsarten aufzuschreiben. Darüber hinaus sind die verschiedenen Kostenstellen zusammenzustellen und gemäß dem „Verursacherprinzip“ zuzuordnen. Also die Fahrzeugkosten (Finanzierung, Unterhalt, etc.), die Strukturkosten (Werkstätten, Tankstellen, Waschanlagen, etc.) und die Prozesskosten. „Das mag aufwendig klingen, ist aber die einzige Möglichkeit, um in diesem Punkt für die notwendige Transparenz zu sorgen“, so Blumschein. Gezieltes Risk-Management senkt die Schadenquote Einen hohen Stellenwert nimmt auch das Thema Flottenversicherung ein. „Während Fuhrparkmanager noch vor einigen Jahren einfach zwischen den günstigsten Tarifen auswäh-

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MODELLRECHNUNG Die Fuhrparkleitung ist mit folgenden Aufgaben betraut: • Einkauf • Logistik • Verwaltung • Buchhaltung Daraus resultieren bei 60 Fahrzeugen (Laufleistung: 30.000 Kilometer pro Jahr) Kosten in Höhe von 90.000 Euro. Auf der Suche nach Kostentreibern werden die Rechnungsbearbeitung und die Fahrten in die Werkstatt unter die Lupe genommen: Rechnungsbearbeitung: 3.000 Rechnungen Prozesskostensatz: 13,30 pro Rechnung, Summe: 40.000 Euro Kosten Werkstatt: 100 Werkstattfahrten: 150,00 Euro pro Werkstattfahrt Prozesskosten Werkstatt: 15.000 Euro Optimierungsvorschlag: • Auslagerung des Fuhrparkmanagements • Bezug von Kraftstoff via Tankkarten; Abrechnung monatlich. • Fuhrparkmanagement durch einen externen Dienstleister mit einer Gebühr von durchschnittlich 10 bis 13 Euro pro Kfz und Monat. Konsequenz: Pro Kfz und Monat werden rund 15 Euro fällig. Macht bei 60 Fahrzeugen pro Jahr 10.800 Euro. Berücksichtigt man, dass trotz Outsourcing im eigenen Betrieb immer noch ein gewisser Verwaltungsaufwand anfällt und setzt man bei einer Fuhrparkgröße von 60 Fahrzeugen 1.500 Euro pro Monat an, so verbleibt allein bei der Belegverwaltung immer noch ein Einsparungspotenzial von 26.200 Euro im Jahr (Werkstattkosten + Rechnungsbearbeitung 55.000 Euro - 10.800 Euro für die Auslagerung - 18.000 Euro (Kosten Fuhrpark Eigenverwaltung x 12 Monate) = 26.200 Euro).


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len konnten, sind sie heute dazu gezwungen, die Schadenquoten möglichst gering zu halten und ein umfassendes Risk-Management zu betreiben“, gibt Gerhard Künne zu bedenken. Es sei also kein Wunder, dass auf Anbieterseite neue Modelle zu herkömmlichen Versicherungslösungen entwickelt würden. Flexible Beitragssysteme, vielfältige Deckungsmöglichkeiten und innovative Produkte zur alternativen Risikoabsicherung würden damit in Zukunft ihren festen Platz im Fuhrparkmanagement einnehmen. Dazu gehöre zum Beispiel auch zwangsläufig die Eigentragung von Fuhrparkrisiken – insbesondere der gut planbaren Frequenzschäden. Stichwort Flottenversicherung: „Wichtig für einen Entscheider ist, dass ihn die Assekuranz bei seinen Prozessen unterstützt und nicht versucht, dem Fuhrpark eigene Prozesse aufzudrücken“, unterstreicht Matthias Küchemann von der HDI-Gerling Industrie Versicherung AG. Um Papierarbeit zu vermeiden, werden beispielsweise keine Einzelrechnungen gestellt. Stattdessen sammelt die HDI-Gerling Industrie Versicherung alle Veränderungen über einen gewissen Zeitraum und schickt dem Kunden eine Gesamtrechnung aller Bewegungen für den jeweiligen Fall zu. „Im Rahmen des Flottenschadenservice kümmern wir uns um die vollständige Organisation und Abwicklung der Unfallreparaturen – von der Abgabe des unreparierten Wagens über die Mobilstellung mit einem Ersatzfahrzeug bis hin zum Rücktausch der Fahrzeuge nach Reparatur sowie Außen- und Innenreinigung“, ergänzt Küchemanns Kollege Jens Könemann. Wichtig ist im Hinblick auf die Reduzierung von Schäden ein gezieltes Risk-Management, wofür wiederum ein aussagekräftiges Reporting eine Grundlage darstellt. Da jede Kfz-Flotte ihre ganz eigene Schadentypologie hat, steht am Anfang also zunächst eine genaue Analyse, bei der unter anderem Branche, Organisationsstruktur, Flottengröße und -struktur sowie Einsatzart der Fahrzeuge betrachtet werden. Neben Häufigkeit und Art der Schäden gilt das Augenmerk vor allem auch der Frage, wo und wann es gekracht hat. Ziel einer solchen Analyse ist es, die einzelnen Maßnahmen exakt auf die Anforderungen und Problembereiche des betreffenden Fuhrparks zuzuschneiden. Bei den Risk-Management-Maßnahmen etwa der HDI-Gerling Industrie Versicherung liegt der Fokus zudem nicht nur auf dem Fahrer. In das Konzept sind auch die Unternehmensleitung, die Führungskräfte sowie die Mitarbeiter in verantwortlichen Positionen einbezogen. „Das ist ein 100-prozentiger Top-down-Prozess“,

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FACHLEUTE Marc-Oliver Prinzing (li.), Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Fuhrparkmanagement, im Gespräch mit Jochen Bortfeld, Messe Karlsruhe. erklärt Küchemann. Schließlich sei eine effiziente Schadenverhütung nur möglich, wenn die Entscheidungsträger für das Schadengeschehen in ihrem Unternehmen sensibilisiert seien. „Und ohne Unterstützung durch die Unternehmensleitung kann kein Fuhrparkleiter einen Veränderungsprozess erfolgreich umsetzen“, erläutert Küchemann weiter. Kurzum: Ganzheitliche Risk-Management-Programme stabilisieren das Risiko der Flotte und führen zu einer sinkenden Anzahl der Schäden. Damit kann der Versicherer eine „risikogerechte“ Prämie erheben. Und für den Flottenbetreiber reduzieren sich die unternehmensinternen, also die nicht versicherten Kosten von Unfallschäden. Dazu zählen zum Beispiel

hausinterne Schadenbearbeitung, Arbeitszeitverluste, Gehalts- und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, entgangener Gewinn, höhere Versicherungskosten durch Rückstufung, Selbstbeteiligungskosten sowie eventuelle Folgekosten durch Imageverlust. Nachhaltiges Mobilitätsmanagement Neben der wirtschaftlichen Flottenkonzeption steht ein weiteres Thema auf der Agenda von Fuhrparkbetreibern: die ökologische Mobilitätssicherung. Nach Ansicht des Verbandes markenunabhängiger Fuhrparkmanagementgesellschaften (VMF) gehört die Zukunft alternativen Antrieben wie Gas, Hybrid oder Elektro. Dass „grün“ trendig sei, zeige unter ande-

GEWICHTUNG Wie entscheidend sind die nachfolgenden Kriterien bei der Auswahl des Fuhrparks (in Prozent) – differenziert nach Unternehmensgröße?

Kaufpreis

31 % 34 %

12 % 29 %

15 % 22 %

13 % 23 %

Gesamtkosten des Fahrzeugs

36 % 24 %

37 % 24 %

45 % 31 %

37 % 31 %

Marke des Fahrzeugs

14 % 21 %

25 % 23 %

17 % 19 %

22 % 20 %

Steuerliche Behandlung

6% 7%

5% 7%

7% 8%

3% 4%

Umweltfreundlichkeit

2% 5%

10 % 7%

5% 12 %

12 % 9%

Bei der Auswahl von Firmenwagen kommen unterschiedliche Aspekte zum Tragen. Die wichtigsten sind Kosten und Marke des Fahrzeugs, erst danach folgen steuerliche und Umwelterwägungen.

Deutschland Europa

Quelle: CVO Fuhrpark-Barometer 2013

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rem die Zunahme der öffentlichen Wettbewerbe, die ökologische Konzepte auszeichnen, wie der „Green Fleet Award“ der Fleet Company oder der Umwelt-Award „Die Grüne Flotte“ von VW Leasing und Naturschutzbund. Angesichts der Notwendigkeit der Ressourcenschonung kommen die Unternehmen nicht umhin, ihr gesamtes Mobilitätsmanagement zu überdenken. „Daraus folgen dann beispielsweise Planungsprämissen für den Fuhrpark, die sowohl die Anzahl der benötigten Fahrzeuge als auch verschiedene Bereitstellungsszenarien wie Poolfahrzeuge, Carsharing, Miete oder personenbezogene Fahrzeuge bedingen“, meint Marc-Oliver Prinzing vom Bundesverband Fuhrparkmanagement. In der Tat ist es im Hinblick auf eine effiziente Fuhrparkstruktur eine Überlegung wert, nur selten genutzte Firmenwagen abzuschaffen und Bedarfsspitzen durch Carsharing abzufedern. Das könnte zukünftig noch interessanter werden, weil die Anbieter entsprechender Modelle unter dem Stichwort „Corporate Carsharing“ stärker auf die Bedürfnisse von Unternehmenskunden eingehen und auch in Sachen Fahrzeugauswahl ihre Palette ausweiten. Oft können Firmen neben speziellen Tarifen die gewünschten Fahrzeuge regelmäßig für bestimmte Zeiträume reservieren oder zum Teil individuelle Carsharing-Stellplätze einrichten. Mittels Magnetfolie ist es überdies möglich, die Fahrzeuge mit Firmenschriftzug und -logo auszustatten. Wenn es darum geht, mit nachhaltigem Fuhrparkmanagement gezielt Kosten einzusparen, dürfen gerade bei Unternehmen mit Außendienst der Einsatz von Telematik sowie die softwaregestützte Tourenplanung nicht vergessen werden. Last but not least tragen auch so genannte Spritspartrainings dazu bei, den Kraftstoffverbrauch im Schnitt um zehn Prozent oder mehr zu reduzieren. Das Einsparpotenzial ist nach Angaben der Leasinggesellschaft GE Capital enorm und beträgt allein bei deutschen Flottenkunden jährlich rund 4,9 Millionen Liter Kraftstoff. Eine beträchtliche Summe, die zeigt, dass die Optimierungspotenziale noch lange nicht ausgereizt sind. Fazit: Für einen ökonomisch wie ökologisch nachhaltigen Fuhrpark können Unternehmen an den unterschiedlichsten Stellschrauben drehen. Gerhard Künne von Volkswagen Leasing bringt die Herausforderungen auf einen ganz einfachen Nenner: „Wichtig ist es, den Bedarf im Unternehmensfuhrpark so konkret wie möglich zu analysieren. Davon ausgehend lässt sich dann auch der beste Finanzierungs- und Mobilitätsmix ableiten.“ Matthias Gaul m.gaul@visavis.de


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smart energy

Bildquelle: H-J Paulsen – Fotolia.com

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Effizienz zahlt sich aus VIELFALT Bei der Energiewende gilt es, den Bedarf mit neuen Systemen intelligent zu steuern. Politik, Bürger und Unternehmen sitzen in einem Boot.

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ie Energiewende in Deutschland begann vor gut 22 Jahren: Anfang 1991 trat das Stromeinspeisungsgesetz in Kraft, von der Öffentlichkeit kaum beachtet. Es verpflichtete die Elektrizitätsversorger, den in ihrem Netzgebiet erzeugten Strom aus erneuerbaren Energien abzunehmen und in einer gesetzlich festgelegten Höhe zu vergüten. Für Windund Solarstrom mussten die Energieunternehmen fortan rund 17 Pfennig bezahlen, für Strom aus Wasserkraft etwa 15 Pfennig. An der Küste löste das Gesetz einen Windkraftboom aus, der Deutschland schnell zur weltweit führenden Windkraftnation machte. Für die Solarenergie waren die Vergütungssätze aber noch zu gering, um einen spürbaren Anschub leisten zu können. Erst mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) im April 2000 folgte der Solarboom: Binnen zehn Jahren stieg die Solarstromerzeugung in Deutschland um fast den Faktor 200; im Jahr 2012 deckte die Sonne bereits 4,7 Prozent des gesamten deutschen Strombedarfs – womit seither auch die Wasserkraft überholt ist.

Der Erfolg des EEG beruht auf mehreren Faktoren. Zum einen ist die kostendeckende Einspeisevergütung zu nennen: Jede Technik erhält eine Vergütung in individuell kalkulierter Höhe, so dass der Ökostrom

REGELUNG Bundesumweltminister Peter Altmaier will das EEG technologieoffen weiterentwickeln.

in jeder seiner Facetten wirtschaftlich zu erzeugen ist. Um die Finanzierung der Vergütungen unabhängig von öffentlichen Haushalten zu machen, wird der Mehrpreis des Ökostroms auf die Stromverbraucher umgelegt – wer viel Strom verbraucht, muss also entsprechend mehr für die Energiewende bezahlen. Der zweite Punkt des EEG-Erfolges ist die unbürokratische Abwicklung: Der Anlagenbetreiber muss den Strom lediglich einspeisen – und schon erhält er dafür vom Netzbetreiber die entsprechende Vergütung. Die Zahlung setzt keine langwierigen Genehmigungsverfahren voraus. Entscheidend ist dabei auch die Vorschrift, dass der Ökostrom vorrangig vom Netz aufgenommen werden muss; bei Überschuss von Strom oder mangelnden Transportkapazitäten des Netzes müssen dann zuerst die fossilen und atomaren Kraftwerke gedrosselt werden. Zahlen dokumentieren den Erfolg: Im Jahr 1999 deckten die erneuerbaren Energien in Deutschland gerade 5,2 Prozent des nationalen Stromverbrauchs. Zehn Jahre später lag der Anteil bereits bei 16,3 Prozent, im Jahr

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2012 sogar bei 22,9 Prozent. Alleine die Windkraft deckt den deutschen Strombedarf heute zu rund acht Prozent. Längst gibt es rund um den Erdball daher Nachfolger: Inzwischen haben 67 Länder der Welt, darunter 18 EU-Staaten, ein Modell ähnlich dem EEG übernommen. Doch das deutsche Gesetz muss nach der Bundestagswahl weiterentwickelt werden, das ist grundsätzlicher Konsens aller Parteien. Weitgehende Einigkeit herrscht auch darüber, dass man die Regelungen für Bestandsanlagen nicht angreifen wird, sondern Neuerungen ausschließlich für Neuanlagen gelten sollen. Man muss genau prüfen, welche Forderungen tatsächlich das Ziel haben, die Energiewende optimal und preisgünstig voranzubringen, und welche eher zur Behinderung des Ausbaus propagiert werden. Vorschläge, die erneuerbaren Energien gemäß einer staatlich festgelegten Quote auszubauen, gehen oft in diese Richtung, denn international hat sich längst gezeigt, dass mit solchen Planansätzen in der Praxis deutlich schlechtere Ausbauzahlen erreicht werden als durch Vergütungsregeln. In einigen grundsätzlichen Fragen präsentiert sich Bundesumweltminister Peter Altmaier recht nah bei der Branche der erneuerbaren Energien. Das neue EEG sollte „auf jeden Fall technologieoffen” bleiben, betont Altmaier. Es dürfe „keine einzelne erneuerbare Energieart ausgeschlossen oder unzumutbar benachteiligt sein”. Diese Technologieoffenheit sei wichtig, um zu verhindern, dass Entwicklungspotenziale einer Energieart frühzeitig abgeschnitten werden. Denn der Ausbau der erneuerbaren Energien soll zügig weitergehen: Das Bundesumweltministerium geht für das Jahr 2020 von etwa 35 Prozent Anteil im deutschen Strommix aus, im Jahr 2050 sollen sogar 84 Prozent erreicht sein. Politisch heikler ist dagegen der Vorschlag Altmaiers, eine „Einigung zwischen den Bundesländern über die jeweiligen Ausbauziele“ herbeizuführen. Kein Bundesland wird sich davon abhalten lassen, seine Potenziale zu nutzen. Unumstritten wiederum ist im Grundsatz die stärkere Betonung der Systemstabilität, zu der die erneuerbaren Energien einen größeren Beitrag als bisher leisten können. Bei der nächsten Überarbeitung könne das EEG „entschlackt und um systemstabilisierende Auflagen für neue Anlagen ergänzt werden“, sagt Dietmar Schütz, Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energie. Ei-


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RENEXPO 26.-29. September 2013 Augsburg www.world-of-energysolutions.de BIOGAS 14.-16. Januar 2014 Nürnberg, Deutschland www.biogastagung.org Energy / Hannover Messe 7.-11. April 2014 Hannover www.hannovermesse.de Intersolar Europe 2014 04.-06. Juni 2014 München www.intersolar.de

nen enormen Wandel des Marktes wird es unterdessen bei der Photovoltaik geben, denn die Netzparität zeigt langsam Wirkung: Haushalte nutzen den Strom aus ihrer Photovoltaikanlage direkt vor Ort und speisen nur noch die Überschüsse ein. Das ist attraktiv, seit im vergangenen Jahr die Vergütung für Solarstrom unter den Preis des Netzstroms gefallen ist. Für kleine Dachanlagen, die im Juli 2013 in Betrieb gehen, liegt die Vergütung nur noch bei 15,07 Cent je Kilowattstunde (ohne Mehrwertsteuer) – so billig liefert kein Stromanbieter seine Energie ins Haus. Daher wird sich die Photovoltaik (PV) auch in Zukunft gut weiterentwickeln können – immer mehr losgelöst von der Höhe der Vergütung. Der nächste Solarboom wird aus eigener Kraft erfolgen können, er wird getrieben sein vom Bestreben der Bürger, mit der Photovoltaik den Strombezug aus dem Netz zu reduzieren. Bei einer Preisspanne zwischen Solarstrom und Netzstrom von rund 15 Cent wird auch Speichertechnik interessant. Je höher die Eigenverbrauchsquote, umso attraktiver wird der Solarstrom. Schon ohne Speicher lässt sich der Verbrauch eines Einfamilienhauses zu mehr als einem Drittel direkt durch eigenen Strom vom Dach de-

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100 % EE 2040 2050 2030 heute Die jährlichen Kosten für Strom und Wärme werden bis 2050 stark ansteigen, abhängig von den Preissteigerungen fossiler Energieträger. Ein System, das vollständig auf erneuerbarer Energie beruht, ist dagegen schon heute günstiger.

cken. „Mit einem Speichersystem kann die Eigenverbrauchsquote auf bis zu 60 Prozent erhöht werden”, sagt Udo Möhrstedt, Chef des Photovoltaik-Systemhauses IBC Solar. Mit intelligent gesteuerten Speichersystemen seien sogar 80 Prozent und mehr denkbar. Unterdessen machen sich Forscher Gedanken darüber, wie sich die gesamte deutsche Volkswirtschaft auf heimische erneuerbare Energien umstellen lässt. Dass dies möglich ist und sogar kostengünstiger als unser heutiges Energiesystem, rechnete im vergangenen Herbst das Fraunhofer-In-

Quelle: Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme

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jährliche Gesamtkosten, Mrd. €

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stitut für Solare Energiesysteme (ISE) in einer Studie vor. Die Freiburger Wissenschaftler zeigten, dass eine Energieversorgung, die sich alleine auf regenerative Energien stützt, im „eingeschwungenen Zustand“, also nach erfolgtem Umbau, jährliche Kosten in Höhe von 107 bis 123 Milliarden Euro verursacht. Hingegen fallen für die heutige Versorgung mit Strom und Wärme jährlich Kosten in Höhe von mindestens 133 Milliarden Euro an – ein großer Teil für die Brennstoffe. „Zukünftig zu erwartende Preissteigerungen für fossile Energien sind dabei

PA R A D I G M E N W E C H S E L | E i g e nve r b ra u c h vo r E i n s p e i s u n g

UNABHÄNGIG DANK SOLARSPEICHER Das deutsche Photovoltaik-Systemhaus IBC SOLAR ist seit mehr als 30 Jahren im Markt aktiv. Doch jetzt steht die Branche vor einem massiven Umbruch, sagt Udo Möhrstedt, Gründer und Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. Herr Möhrstedt, was hat sich in den letzten zwei Jahren geändert? In den vergangenen Monaten hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Besitzer von Solaranlagen möchten nicht mehr nur ihren Strom in das öffentliche Netz einspeisen, sondern zunehmend selbst verbrauchen und damit unabhängiger von den steigenden Strompreisen werden. Das gilt auch für immer mehr Unternehmen. Der Strom soll dort verbraucht werden, wo er auch produziert wird – man könnte sagen, es ist die Energiewende in den eigenen vier Wänden. Wie kann diese Unabhängigkeit gelingen? Dank Solarspeichersystemen ist Sonnenstrom inzwischen auch dann verfügbar, wenn die Sonne gerade nicht scheint. Statt wie bisher den Strom in das öffentliche Netz einzuspeisen, wird zunächst

der hauseigene Speicher mit der Sonnenenergie geladen. Diese Energie wird dann bei Bedarf, also beispielsweise abends oder bei schlechtem Wetter, wieder abgegeben. Erst wenn der Speicher vollständig geladen ist, wird Strom in das Netz des Energieversorgers eingespeist. Der Speicher erhöht also die Eigenverbrauchsquote des Haushalts und hilft dabei, mehr vom selbst produzierten Strom auch tatsächlich selbst zu verbrauchen. Was bedeutet das für den Eigenverbrauch im Haushalt? Den eigenen Sonnenstrom in das öffentliche Netz einzuspeisen, ist aufgrund der stark gesunkenen Einspeisevergütung nicht mehr so interessant wie noch vor wenigen Jahren. Dagegen ist eine Kilowattstunde (kWh) selbst produzierter Sonnenstrom heute nur noch etwa halb so teuer wie eine kWh vom Netzbetreiber. Insofern spart jede selbst verbrauchte Kilowattstunde Sonnenstrom bares Geld! Mit einem Speichersystem kann die Eigenverbrauchsquote auf bis zu 60 Prozent erhöht werden. Dank intelligent gesteuerter Speichersysteme sind sogar 80 Prozent und mehr denkbar.

UMDENKEN Energie selber erzeugen, selber verbrauchen und dabei sparen: Udo Möhrstedt beschreibt im VISAVISGespräch, welche Möglichkeiten neue Speichertechnik bietet.

Und wie werden diese Speichersysteme intelligent? Es gibt dafür ein intelligentes Energiemanagement für den Haushalt, also spezielle Systeme zur Anlagenüberwachung, welche die Erzeuger und Verbraucher steuern. Wir stellen mit unserem SolGuard Home ein solches System in diesem Jahr auf der Branchenmesse Intersolar vor. Um den Eigenverbrauch optimal zu steuern, erstellt der SolGuard Home anhand von Wetterdaten und der laufenden Energieerzeugung eine Ertragsprognose für die kommenden Stunden. Diese wird dann mit den bekannten Verbrauchsprofilen der Haushaltsgeräte, beispielsweise von Waschmaschine oder Trockner, verglichen. Sobald genug Sonnenstrom vorhanden ist, werden die Geräte dann automatisch angesteuert. Dabei lassen sich nicht nur Haushaltsgeräte einbinden, sondern beispielsweise zusätzlich eine Wärmepumpe oder ein Heizstab. Überschüssiger Solarstrom kann damit auch zur Brauchwassererwärmung genutzt werden. Mehr zu den Speicherlösungen von IBC SOLAR unter www.ibc-solar.de und dem Blog unter www.ibc-blog.de


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noch gar nicht berücksichtigt“, sagt ISE-Forscher Hans-Martin Henning. Somit wird die deutsche Volkswirtschaft laut ISE in Zukunft einige Milliarden Euro jährlich sparen können, wenn sie ihren Strom- und Wärmebedarf komplett aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse deckt. Denn die eingesparten Brennstoffkosten übersteigen die Kosten für Re-Investitionen in die Öko-Kraftwerke einschließlich Finanzierungskosten und Wartung. Um eine solche 100-Prozent-Versorgung zu realisieren, müsse natürlich „ein massiver Ausbau von Wind auf dem Land und offshore sowie eine massive Installation von Solaranlagen erfolgen“, sagt Henning. An den physischen Potenzialen in Deutschland orientiert, kalkuliert eine Variante die Installation von 170 Gigawatt Windkraft an Land (heutiger Stand: 32 Gigawatt) und 83 Gigawatt Windkraft auf See (heute: 0,3 Gigawatt). Die Photovoltaik würde auf 220 Gigawatt (heute: 34 Gigawatt) ausgebaut werden, die Solarthermie auf 193 Gigawatt (heute: 12 Gigawatt). Die Experten analysierten aber nicht nur die notwendigen Kraftwerksleistungen; sie berechneten auch, welche Kapazitäten an Speichern und flexiblen Stromerzeugern nötig sind, um das ganze Jahr über die Versorgung sicherzustellen. Ihr Fazit: Eine Kapazität von 45 Gigawatt für sogenannte Power-to-Gas-Anlagen ist sinnvoll. Diese Technik nutzt überschüssigen Strom, um Wasserstoff oder in einem zweiten Schritt sogar Methan zu erzeugen, das ins Erdgasnetz eingespeist und dort gespeichert werden kann. Das Thema Speicher ist entscheidend für den kompletten Umstieg auf erneuerbare Energien. Und hier muss man noch vielfältiger denken, als es bisher oft geschieht; in Deutschland sind schließlich viele ungenutzte Stromspeicher versteckt – in den Industriebetrieben. Denn jeder stromintensive Prozess, der zeitlich variabel ist, kann dem Stromnetz faktisch wie ein Stromspeicher dienen. Ein Beispiel: Carbid ist ein Vorprodukt verschiedener chemischer Substanzen und es ist lagerfähig. Da seine Erzeugung viel Strom verbraucht, kann es sinnvoll sein, diesen Stoff auf Vorrat zu erzeugen – nämlich immer dann, wenn es gerade viel Strom im Netz gibt, Energie also billig zu haben ist. Bei knappem Stromangebot kann dann die Carbidproduktion ruhen. Dies ist auch für diverse andere Chemieprodukte machbar. Die chemische Industrie ist natürlich nicht die einzige Branche, die flexibel Strom abnehmen könnte. Auch in der Zementindustrie oder in der Metallherstellung sind gewaltige Regelpotenziale vorhanden. Zementfabriken zum Beispiel erzeugen in einem strominten-

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siven Prozess Klinker als Vorprodukt, und der lässt sich lagern. Und auch die stromfressende Elektrolyse in Aluminiumfabriken lässt sich bei Bedarf ohne Probleme für ein bis zwei Stunden vom Netz nehmen. Einzelne Beispiele gibt es in der Praxis längst: In Cuxhaven steuert seit einigen Jahren ein Kühlhaus seine Aggregate abhängig vom Windstrom. Die Maschinen gehen automatisch in Betrieb, wenn im Netz ein Überschuss an Energie herrscht. Für die Konservierung des Fisches im Kühlhaus spielt es nämlich keine Rolle, wann die Kältemaschinen laufen, das Gebäude ist schließlich gut gedämmt. Wird der

Kühlraum an einem windreichen Tag auf minus 25 Grad abgekühlt, kann das Gebäude anschließend mehrere Tage ohne Strom auskommen. Erst wenn die Temperatur sich wieder dem Wert von minus 20 Grad annähert, ist erneut Energie zum Kühlen nötig. Die Forschungsstelle für Energiewirtschaft in München hat das Potenzial solcher flexibler Stromkunden analysiert: In deutschen Industriebetrieben gebe es Verbraucher mit zusammen 9000 Megawatt, die für fünf Minuten abgeschaltet werden können. 15 Minuten lang lassen sich immerhin noch 4.500 Megawatt vom Netz nehmen, für eine ganze Stunde ste-

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hen fast 2.500 Megawatt an flexiblen Verbrauchern zur Verfügung. Deutlich problematischer ist im Vergleich die Verbrauchssteuerung im kleinteiligen Maßstab, vor allem in Privathaushalten. Bis das oft zitierte Beispiel der Waschmaschine, die je nach Stromangebot gestartet wird, Wirklichkeit wird, dürfte es daher noch dauern. Zum einen sind die Investitionskosten gemessen an den erzielbaren Einsparungen im Haushaltssektor bisher kaum wirtschaftlich darstellbar, zudem haben Kritiker Datenschutzbedenken, denn Verbrauchsprofile geben sehr genauen Aufschluss über die Verhaltensweisen der Bürger.

M O N I TO R I N G | O p t i m i e r u n g s h i l fe n f ü r d e n M i t t e l s t a n d

EXPERTEN GEGEN KOSTENEXPLOSION Der Energiemarkt wird immer undurchsichtiger. Seine komplexen Zusammenhänge sind für Nichtfachleute kaum noch zu durchblicken. Regelungen ändern sich oder Gesetze werden neu erlassen. Dazu gibt es in vielen Bereichen Ausnahmebestimmungen und Sonderregelungen, die man kennen muss, wenn man alle Möglichkeiten der Optimierung von Verbrauch und Kosten auch ausschöpfen will. „Unser Fokus liegt insbesondere auf den Betrieben, deren Stromkosten an einer Abnahmestelle mind. 40.000 Euro im Jahr betragen, und die – in Zeiten ständig steigender Energiekosten – die daraus resultierende Ausgabenexplosion in diesem Bereich aus eigener Kraft nicht in den Griff bekommen. Und das ist oft der Fall, denn in diesem Bereich sind nicht nur Fachwissen, sondern auch erhebliche Personalkapazitäten notwendig“, erläutert Ralf Schade, Geschäftsführer des Energiedienstleisters Enoplan. „Um Einsparungen für unsere Kunden zu erzielen, richten wir den Fokus zunächst auf die Optimierung aus kauf-

DURCHBLICK Genaue Kenntnis des sich ständig wandelnden Energiemarktes zeichnet den Energiedienstleister Enoplan aus, der kaufmännische Analysen mit technischen Ansatzpunkten verbindet.

männischer Sicht. Im Rahmen unserer ganzheitlichen Herangehensweise widmen wir uns in Folge auch den technischen Ansatzpunkten, die sich aus der kaufmännischen Analyse ergeben.“ So hat Enoplan gemeinsam mit der Tochter Enometrik für Bestandskunden ein kostenneutrales Monitoring entwickelt, das täglich mittels intelligenter Zähl- und Messtechnik Verbrauchsauffälligkeiten meldet. Den Energieverantwortlichen in den jeweiligen Unternehmen ist es so zum Beispiel möglich, Bedienfehler oder technische Defekte rasch zu beheben, noch bevor die ungewollten Mehrkosten aus dem Ruder laufen. Mehr als 20 Ansätze zur Kostenreduktion in den Bereichen Strom und Gas überprüfen die Bruchsaler Experten – hoch qualifizierte Kaufleute und Ingenieure. Sie nehmen sich die gesamten Energie-Unterlagen eines Unternehmens vor, werten die aktuelle Liefersituation aus und suchen in den Rechnungen nach Fehlern, die gerade in diesem Bereich sehr häufig vorliegen und den Kunden oftmals teuer zu stehen kom-

men können. Gleichzeitig werden nach Möglichkeit Strom- und Gaslieferverträge neu ausgehandelt und Optimierungschancen im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten ausgelotet. Stellt sich dabei heraus, dass zur Nutzung von Sonderregelungen ein zertifiziertes Energiemanagementsystem nötig ist, berät und begleitet Enoplan das Unternehmen bei der Implementierung eines passenden Systems. „Ein fachkundiges Energiedaten- und Vertragsmanagement, Optimierungen im Beschaffungsbereich und besonders die Kontrolle der Energierechnungen im Bereich der Netzentgelte und zahlreichen sonstigen Abgaben unter dem Blickwinkel der gesetzlichen Rückerstattungsmöglichkeiten lohnen sich: Hier geht es beileibe nicht um Kleckerbeträge, sondern oft um richtig viel Geld“, weiß Energieexperte Schade. Vor allem mittelständische Unternehmen, aber auch Filialisten in ganz Deutschland profitieren schon seit 1990 erheblich vom Know-how und dem Service der Enoplan Ingenieurgesellschaft für Energiedienstleistungen mbH, einer 100-prozentigen Tochter der RWTÜVGruppe mit über 100 Mitarbeitern. Diese Serviceleistungen werden bundesweit mittlerweile von fast 2.500 Unternehmen (im Strombereich Sondervertragskunden mit einem Verbrauch von mindestens 300.000 kWh pro Jahr und Abnahmestelle) genutzt: Mehr als 30.000 Abnahmestellen von Auftraggebern, insgesamt 4,2 Milliarden kWh Strom und 3 Milliarden kWh Gas werden von Enoplan betreut, weit über 140.000 Stromund Gaslieferverträge wurden in den mehr als 20 Jahren Firmengeschichte ausgehandelt. Weitere Informationen unter: www.enoplan.de


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CHRONIK Kurze Geschichte des ErneuerbareEnergien-Gesetzes (EEG): April 2000: Das EEG ersetzt das Stromeinsparungsgesetz von 1991 und fördert die Erzeugung erneuerbarer Energien stärker als zuvor.

August 2004: Die überarbeitete Fassung verbessert die rechtliche Stellung von Betreibern erneuerbarer Energieanlagen und erhöht die Vergütung weiter.

Januar 2009: Der Anteil der erneuerbaren Energien in der Stromversorgung sollte bis 2020 auf 35 Prozent steigen.

Januar 2012: Inkrafttreten der umfassenden Änderungen vom 30. Juni 2011 mit einer Neuregelung der BoniSysteme bei Bioenergie und Veränderung der Einspeisetarife.

Juni 2012: Umfangreiche Änderung bei der Vergütung von Solarstrom (auch als Photovoltaik-Novelle bezeichnet). Die Vergütungssätze sinken deutlich für Anlagen, die nach diesem Termin neu bewilligt werden.

März 2013: Geplante Reform zur Deckelung der EEG Umlage scheitert.

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In der Industrie sind Verbrauchsverlagerungen – auch Demand Side Management genannt – deutlich besser zu erschließen. Von daher ist es sinnvoll, das Thema „Smart Grid“ von oben, also von den Großverbrauchern her, zu starten und sich dann so weit kleineren Verbrauchern anzunähern, wie es ökonomisch noch sinnvoll ist. Die Firmen brauchen für solche Modelle in der Regel einen Dienstleister, der am Energiemarkt agiert, um die Preisvorteile für die Unternehmen zu erschließen. „Hier geht es beileibe nicht um Kleckerbeträge, sondern oft um richtig viel Geld“, sagt Ralf Schade, Geschäftsführer des Energiedienstleisters Enoplan. Aber nicht nur für die Einführung einer klugen Verbrauchssteuerung bieten sich spezialisierte Dienstleister an, sondern auch für das Einsparen von Energie. Einspar-Contracting heißt dieses Geschäftsfeld, das seit Jahren in zunehmendem Maße praktiziert wird. „Unser Energiespar-Contracting basiert darauf, dass wir diesen ungenutzten Teil der Energie rückgewinnen und dem Kunden zur Verfügung stellen”, erklärt Thomas Beinlich vom Contracting-Anbieter Westfalen AG. Die Dienstleister investieren in Energieeffizienz und refinanzieren sich aus den Einsparungen, deren Ertrag sie zum Teil selbst erhalten, zum Teil an den Auftraggeber weitergeben. Auch andere Formen des Contractings nehmen zu, wie die jüngste Erhebung des Verbandes für Wärmelieferung e. V. (VfW) zeigt. So wurde im Jahr 2012 eine Steigerung der ab-

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FORSCHUNG „Mit den Möglichkeiten regenerativer Energien beschäftigt sich Dr. Hans-Martin Henning, Fraunhofer Institut für solare Energiesysteme (ISE). geschlossenen Verträge um acht Prozent auf 45.900 verzeichnet, der Jahresumsatz stieg von 1,98 Milliarden Euro im Vorjahr auf 2,18 Milliarden. Die Frage nach der Häufigkeit der realisierten Varianten ergab, dass 86 Prozent der Projekte Energieliefer-Contracting und neun Prozent EinsparContracting betrafen. Der Rest entfiel auf technisches Anlagenmanagement und Finanzierungs-Contracting. Längst ist damit offensichtlich, dass intelligenter und effizienter Energieeinsatz sowie die Nutzung erneuerbarer Energien die Zukunft prägen werden. Viele Detailfragen werden in den nächsten Jahren zu beantworten sein: Wie muss das Netz aus- und umgebaut werden? Wie schafft man am günstigsten Speicherkapazitäten? Wie

stellt man sicher, dass Reservekraftwerke auf Basis von Erdgas wirtschaftlich zu betreiben sind, selbst wenn sie nur wenige Stunden im Jahr benötigt werden sollten? Und wie schafft man es, dass flexible Großverbraucher sich stärker am aktuellen Stromangebot ausrichten? In jedem Fall aber braucht eine erfolgreiche Energiewende vor allem Berechenbarkeit, wie auch Hans-Joachim Reck, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), kürzlich betonte: „Der Ausbau der erneuerbaren Energien benötigt langfristig stabile und klare Investitionsbedingungen auf europäischer und nationaler Ebene.” Bernward Janzing b.janzing@visavis.de

E X P E RTE N I N TE RV I E W

RAHMENBEDINGUNGEN MÜSSEN STIMMEN

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Dietmar Schütz, Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energien (BEE), gibt einen Ausblick über den Stand bei der Energiewende.

Wie muss die Politik den Prozess der Energiewende begleiten? Die Branche braucht Investitionssicherheit – und auch in Zukunft das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Es hat sich als effektiv erwiesen und bedarf nur einer Verjüngungskur, bei der die Kernelemente erhalten bleiben: Vorrang für Strom aus Erneuerbaren Energien, fest kalkulierbare Vergütung, Degression und Technologiedifferenzierung. Was sind die größten Hindernisse bei der Umsetzung der Energiewende? Technologisch sind wir gut gerüstet. Damit sich dieses Potential voll entfalten kann, bedarf es allerdings ver-

lässlicher politischer und ökonomischer Rahmenbedingungen. Anstatt Investitionssicherheit zu gewährleisten, untergraben manche Politiker diese durch Diskussionen über die Veränderung des Fördersystems oder Einschnitte in Vergütungsstrukturen. Dadurch sinken die Investitionsbereitschaft und das Engagement von Bürgern wie Unternehmern erheblich. Als Beitrag zu einer sachlichen Diskussion hat der BEE die Plattform Systemtransformation für Experten aus Wissenschaft und Praxis etabliert. Dies verschafft der Branche einen systematischen Zugang zu neuen wissenschaftlichen und praxisnahen Lösungsideen.

Wie sollte ein künftiges Energieversorgungssystem aussehen? Neben einem verjüngten EEG und veränderten Regeln für die Strommärkte brauchen wir ergänzende

Kapazitätsmechanismen, um die Versorgungssicherheit gewährleisten zu können. Wie diese ausgestaltet sind – z. B. als Erweiterung der strategischen Reserve – und ab wann sie greifen müssen, ist noch nicht abschließend geklärt. Zusätzliche konventionelle Kraftwerke benötigen wir aber voraussichtlich ohnehin erst nach 2020.


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Energie planvoll nutzen – das steht für viele ganz oben auf der Agenda. Dahinter steckt nicht nur ein gestiegenes Bewusstsein für Klimaschutz, sondern auch das Bedürfnis nach Kostenkontrolle. Da liegt es nahe, die benötigte Energie am liebsten selbst zu erzeugen. Was viele nicht wissen: Ein Wunsch, der sich – zumindest teilweise – umsetzen lässt. BHKWs für hohen Energiebedarf Blockheizkraftwerke (BHKW) erzeugen nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) Strom und Wärme vor Ort – und werden zu Unrecht vielfach als Lösung für die Großindustrie abgetan. „BHKWs sind für fast jeden sinnvoll, der einen hohen Wärmebedarf hat und gleichzeitig Strom verbraucht“, erklärt Thomas Beinlich, Leiter des Bereichs Energieversorgung der Westfalen Gruppe. „Das könnte beispielsweise ein kleines Hotel mit einem Schwimmbad sein. Die Wärme würde dann kontinuierlich für die Beheizung des Schwimmbads gebraucht oder für die Warmwasserbereitung zum Duschen. Der Strom ginge in die Eigennutzung. Einfach ausgedrückt: Man bekommt den Strom fast umsonst mit dazu, wenn man die Wärme ohnehin erzeugen muss.“ Das BHKW ersetzt allerdings nicht die Heizung, die zum Beispiel auch mit Flüssiggas betrieben werden kann, sondern liefert eine Grundauslastung. Schon ein Mindestwärmebedarf von 50.000 bis 60.000 Kilowattstunden (kWh) – das entspricht dem Bedarf von vier bis fünf Haushalten – reicht aus, um ein BHKW wirtschaftlich zu betreiben. Es ist demnach sogar für den Einsatz in Mehrfamilienhäusern geeignet, sofern diese über eine zentrale Heizungsanlage und Warmwasserbereitung verfügen. „Wichtig ist die kontinuierliche Wärmeabnahme“, so Beinlich. „Das rentiert sich bereits bei einem Sechsfamilienhaus, in dem die Heizung durch ein ‚kleines‘ BHKW mit einer thermischen Leistung von ca. 10 bis 11 Kilowatt (kW) und einer elektrischen Leistung von 4,6 kW ergänzt wird. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt.“ Energiespar-Contracting: Wirtschaftlich ohne Investitionen Eine weitere Alternative für mehr Energieeffizienz bietet sich Unternehmen und Einrichtungen, die Kälteanlagen betreiben: Die Westfalen Gruppe hat sich beim Energiespar-Contracting auf Wärmerückgewinnung aus Kälteanlagen spezialisiert. „Beim Betrieb von Kälteanlagen, also Kühlräumen und auch Klimaanlagen, entsteht eine Menge Abwärme“, erklärt Beinlich. „Unser Energiespar-Contracting basiert darauf, dass wir diesen ungenutzten Teil der Energie rückgewinnen und

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lohnt. Aber die Unternehmen, die wir ansprechen, reagieren sehr positiv darauf. Das wird sich über kurz oder lang durchsetzen.“

MULTITALENT Flüssiggas ist in vielen Bereichen einsetzbar. Erfahrene Monteure der Westfalen Gruppe errichten die Versorgungsanlagen.

Energie für alle Fälle WIRTSCHAFTLICH Strom selber erzeugen – das rechnet sich auch für kleinere Betriebseinheiten. Eine bessere Nutzung von Energie verringert die Ausgaben.

BEISPIELHAFT Im Maritim-Hotel Bonn erspart die im Energiespar-Contracting der Westfalen Gruppe betriebene Anlage über 100.000 Euro in 15 Jahren. dem Kunden zur Verfügung stellen. Das Spannende daran: Es entstehen keine Investitionskosten. Der Kunde zahlt nur diese rückgewonnene Energie, und zwar zu einem garantierten Preis für die gesamte Vertragslaufzeit – in der Regel 15 Jahre. Somit kann er mit dieser Lösung vom ersten Tag an Energiekosten sparen und sich gleichzeitig gegen Preissteigerungen absichern.“ Kernstück der Anlage ist ein Speicher mit speziellem Wärmetauscher. Er gewährleistet, dass die

Abwärme effizient als Energie zurück in das System übertragen wird. „Sobald Kälte- oder Klimaanlagen ab 20 kW im Einsatz sind, wird es interessant“, berichtet Beinlich. „Wichtig ist nur die räumliche Nähe von Heizungsund Kälteanlage, um beispielsweise Transportverluste zu vermeiden.“ Das Potenzial in Deutschland sei gewaltig, schätzt Beinlich: „Viele wissen gar nicht, dass es diese Form des Contractings gibt und dass sie sich vielleicht schon für den eigenen Betrieb

Erdgas und Strom von Mensch zu Mensch Kostentransparenz und persönliche Beratung sind für die Westfalen Gruppe wichtig bei der Positionierung am Markt. „Erdgas und Strom werden vielfach als Commodity und damit als austauschbar dargestellt“, beschreibt Thomas Beinlich die Herausforderung. „Wir haben uns gefragt, was den Kunden an den marktüblichen Angeboten verunsichern könnte und wie man dem begegnet. Deshalb setzen wir auf unsere Stärken. Wir sind: transparent, persönlich, fair.“ Die Westfalen Gruppe baut bei der Energieversorgung auf Preisstabilität und Wettbewerb. „Der Preis, den wir bei Vertragsschluss vereinbaren, gilt für die gesamte Laufzeit. Wir wollen dem Kunden die Freiheit lassen, sich bewusst wieder für oder gegen uns zu entscheiden. Ehe der Vertrag ausläuft oder automatisch verlängert wird, erhält der Kunde ein neues Angebot. Und zwar so früh, dass er noch bequem den Anbieter wechseln kann. Damit setzen wir uns also selbst unter Druck, unsere Preise dem Markt anzupassen und konkurrenzfähig zu halten.“ Neben der Preisgestaltung spielt die persönliche Beratung eine Rolle. Daher hat sich die Westfalen Gruppe bewusst gegen den Einsatz von Callcenter-Dienstleistern entschieden. „Ob in der Zentrale in Münster oder im Außendienst – unsere Kunden treffen immer auf Mitarbeiter, die kompetent beraten“, betont Beinlich. „Interessant ist, dass viele immer noch befürchten, beim Wechsel des Anbieters ohne Strom oder Erdgas dazustehen. Im persönlichen Kontakt kann man von Mensch zu Mensch darüber sprechen und qualifiziert auf Kundenwünsche eingehen.“ Weitere Informationen unter: www.westfalen-ag.de

WESTFALEN GRUPPE Das international tätige Familienunternehmen ist in den Bereichen Gase, Energieversorgung und Tankstellen tätig und hat seinen Hauptsitz in Münster. Mit ihrem Know-how in Sachen Anwendungs- und Versorgungstechnik positioniert sich die Westfalen Gruppe als ökonomisch und ökologisch kompetenter Anbieter im Markt.


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recycling

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Goldene Müllberge VORREITER Die Umwandlung von Abfall in begehrte Grundstoffe bietet enorme Vorteile für Wirtschaft und Umwelt. Deutschland ist auf diesem Sektor führend.

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as Problem hat sich tief im Bewusstsein der Politiker und Wirtschaftsbosse verankert. „Die Existenzfähigkeit einiger deutscher Unternehmen ist gefährdet“, sagt Hans-Peter Keitel frank und frei. Eine alarmierende Aussage des ehemaligen BDIPräsidenten, mit der er die Rohstoffversorgung der deutschen Wirtschaft beschreibt. Als eines der führenden Industrieländer weltweit verfügt

Deutschland über nur wenig mineralische Rohstoffvorkommen. Das birgt deutliche Risiken und gefährdet auf lange Sicht den ökonomischen Erfolg. Vor allem bei Technologiemetallen – so genannten Rare Earth Elements (REE) und anderen strategisch wichtigen Rohstoffen – ist die hiesige Wirtschaft auf das Ausland angewiesen. Rare Earth Elements (REE) wie Neodymium, Dysprosium und Terbium finden verstärkt in Wachstums-

bereichen ihren Einsatz. Sie werden in so unterschiedlichen Produkten wie Unterhaltungselektronik, Elektromobilität, Batterien, Glastechnologie, Solarenergie, Windkraft, Röntgentechnologien, Leuchtstoffröhren und der Luft- und Raumfahrt benötigt. Gerade im Hinblick auf die von den Politikern angestoßenen Pläne zur Schaffung einer „grünen Weltwirtschaft“ – den Einsatz umweltfreundlicher Technologien und Produkte – werden die-

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se Cleantech-Produkte eine immer bedeutendere Rolle spielen. In China hat man dies erkannt und bereits reagiert: Exportbeschränkungen für REE wurden erlassen. Damit kontrolliert Peking mehr als 90 Prozent der seltenen Erden und hält auf diese Weise eine starke Trumpfkarte gegenüber den Industrieländern in der Hand. Vor diesem Hintergrund fordert Andreas Meier, Vorsitzender der Geschäftsführung des deutschen Marktführers H.C. Starck in Goslar, die EU zu einer aktiveren Rohstoffpolitik auf. Sein Appell: Elektronikschrotte, die REE enthalten, müssen in Europa bleiben. Deutschland wäre jedoch nicht Deutschland, wenn nicht findige Köpfe und Tüftler Lösungen vor der eigenen Haustür suchten und fänden. Dieser Innovationsgeist wurde bereits durch den Erfolg des „Dualen Systems“ – der haushaltsnahen Sammlung und Entsorgung gebrauchter Verkaufsverpackungen – unter Beweis gestellt. Doch darin allein erschöpft sich der Erfindergeist Deutschlands nicht. Die angehäuften Müllberge gelten als riesige Rohstofflagerstätte, deren Potenzial noch längst nicht in vollem Umfang genutzt wird. Auch Bergbau- und Hüttenhalden enthalten wertvolle Stoffe, sagt Professor Jens Gutzmer, Direktor des Helmholtz-Instituts für Ressourcentechnologie. „Dort lagern erhebliche Mengen an strategisch wichtigen Metallen wie Indium, Lithium, Germanium und Gallium“, erläutert Gutzmer. Die Wiedergewinnung von REE ist allerdings nicht einfach. Meist sind sie kombiniert in HochtechnologieProdukten eingesetzt und können deshalb oft nur mit hohem Aufwand getrennt werden. „Doch der billigste Roh-

TE C H N O LO G I E M E TA L L E | S i c h e re Ro h s t o ff ve r s o rg u n g

WERTVOLLE MATERIALIEN WIEDERGEWINNEN Umweltschutz, Ressourcenschonung, Abfallvermeidung – viele Gründe sprechen für Recycling. Doch gerade wertvolle Technologiemetalle wie Wolfram, Niob, Molybdän oder Tantal sind nicht einfach wiederzugewinnen. Dazu braucht es in jahrzehntelanger Entwicklungsarbeit aufgebaute Technologiekompetenz und einzigartige Verarbeitungsprozesse. Als eines von wenigen Unternehmen weltweit ist H.C. Starck in der Lage, Technologiemetalle und keramische Hochleistungswerkstoffe zu recyceln: Mittels thermischer Aufbereitung, mechanischer Trennung und chemischer Reinigungsprozesse gewinnt das Unternehmen die wertvollen Rohstoffe ohne

VERARBEITUNG Aufwändige Verfahren und jahrzehntelange Erfahrung sorgen für ein sortenreines Endprodukt.

Qualitätsverlust zurück und verarbeitet sie zum sortenreinen Endprodukt weiter. Nach dem „Closed Loop-Prinzip“ recycelt H. C. Starck in enger Zusammenarbeit mit Kunden und Geschäftspartnern Produktionsabfälle, Schrotte und verbrauchte Produkte und führt diese Materialien auf diese Weise umweltgerecht in den Rohstoffkreislauf zurück. In der Wolframverarbeitung ist H.C. Starck weltweit führend. Von allen Technologiemetallen verfügt Wolfram mit 3.422 °C über den höchsten Schmelzpunkt und ist als Hochleistungswerkstoff mittlerweile in vielen Schlüsselindustrien unverzichtbar – ob als Material für Bohr- und Schneidwerkzeuge,

die selbst extremsten Belastungen standhalten, wie beispielsweise bei der Rohstoffförderung, zur Strahlungsabschirmung für medizinische Mess- und Röntgengeräte, oder als Bestandteil von Ausgleichsgewichten in Flugzeugen und Helikoptern. „Das Recycling von Technologiemetallen ist eine der Kernkompetenzen von H.C. Starck“, erläutert Dr. Andreas Meier, CEO von H.C. Starck. „Damit schaffen wir Versorgungssicherheit für die gesamte Supply Chain und verringern die Abhängigkeit von weltweit schwankenden Rohstoffpreisen.“ Die Unternehmensgruppe selbst bezieht bereits über die Hälfte ihrer Rohstoffe aus dem Recycling. www.hcstarck.com


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stoff ist der, der überhaupt nicht erst verbraucht wird“, weist Peter Kausch, Professor an der TU Bergakademie in Freiberg / Sachsen, auf die bei weitem noch nicht ausgereizten technologischen Möglichkeiten beim sparsamen Umgang mit Rohstoffen hin und fordert zu mehr Effizienz bei deren Einsatz auf. „Und der zweitbilligste Rohstoff ist der, der recycelt wird“, ergänzt Kausch. Die Versorgung mit Sekundärrohstoffen – aus Schrotten durch Recycling gewonnene Rohmaterialien – müsse besser werden, unterstreicht auch der amtierende BDI-Präsident Ulrich Grillo. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes fielen in Deutschland 2011 rund 386,7 Millionen Tonnen Abfall an, davon war mehr als die Hälfte Bauschutt. „Das in der Wiederverwertung von Rohstoffen liegende Potential ist noch längst nicht ausgeschöpft“, sagt Peter Kausch, weist allerdings darauf hin, dass Deutschland hier eine Vorreiterrolle spielt und bereits als Weltmeister in Sachen Rohstoff-Recycling gilt. Zu schade zum Wegschmeißen Vor allem die Wiederverwertung von Elektronik-Altgeräten erschließt neue Möglichkeiten, stellt auch die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) fest. Eine effiziente Kreislaufwirtschaft durch Umwandlung von Abfall zum Sekundär-Rohstoff gilt als wichtiger Komplementär zur Versorgung der Wirtschaft mit Primär-Rohstoffen. Das Ganze hat erhebliche Vorteile; denn beim Recycling von REE und anderen strategisch wichtigen Metallen wie Indium, Germanium, Molybdän, Kobalt, Chrom, Antimon, Lithium oder Tantal gibt es keine geopolitische Abhängigkeit. Diplomatische Bemühungen und Rohstoffpartnerschaften mit anderen Ländern werden überflüssig, Ebenso entfallen langwierige und kostspielige Explorationen und Förderungen. Die Lagerstätten liegen vor Ort – auf den Abfallhalden der Nation. Einen weiteren Vorteil bei REE sieht Andreas Meier darin, dass die Produkte nach dem „Closed-Loop-Prinzip“ auch nach mehrmaliger Kreislaufführung unvermindert leistungsfähig sind. Inzwischen ist die deutsche Abfallwirtschaft in der Lage, nicht nur die meisten Technologiemetalle, sondern auch viele keramische Hochleistungswerkstoffe zu recyceln. Das gilt auch für Verpackungen aller Art. In diesem Kontext wurde der Begriff „Urban Mining“ geprägt, wobei es darum geht, die gerade in den Städten anfallenden Verpackungen als billige und ökologisch interessante Rohstoffquelle zu nutzen. Doch das „Duale System“ ist bei weitem noch nicht optimiert, wie heftige Diskussionen um das geplante Wertstoffgesetz zeigen.

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In diesem Zusammenhang fordert Dr. Florian Dühr von RKD (Recycling Kontor) in Köln: „Die einheitliche Wertstofftonne muss möglichst bald kommen.“ Nach derzeitigem Stand der Diskussionen werden stoffgleiche Verkaufsverpackungen (Weißblech- und Aluminium-Dosen, Kunststoff- und Plastikflaschen sowie Getränkekartons) in der Gelben Tonne entsorgt, während „stoffgleiche Nichtverpackungen“ wie Kunststoff- und Plastikgegenstände (Putzeimer, Handschuhe, Spielzeug) mit dem „normalen“ Hausmüll entsorgt werden. „Wegen des Wirrwarrs ist eine Neuregelung unverzichtbar“, fordert Dühr.

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Das in der Wiederverwertung von Rohstoffen liegende Potenzial ist noch längst nicht ausgeschöpft.

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Trotz aller Diskussionen: Der hierzulande eingeleitete Paradigmenwechsel von der Abfall- zur Kreislaufwirtschaft kommt voran. Deutschland wird durch Recycling zum Rohstoffland, auch wenn noch einiges zu tun bleibt. Die technischen Probleme beim REE-Recycling machen beispielsweise mehr Forschung notwendig. Die Politik sowohl in Berlin aber vor allem auch auf europäischer Ebene muss erkennen, dass gerade der Export von Elektronikschrotten der falsche Weg zur Stärkung der Rohstoffbasis in Europa ist. Udo G. Rettberg u.rettberg@visavis.de

W E RT STO F F TO N N E | H o h e S t a n d a rd s u n d e i n fa c h e U m s e t z u n g

SAMMEL-WIRRWARR BEENDEN Recycling ist sein Geschäft: Dr. Florian Dühr, Geschäftsführer der Kölner RKD, plädiert für ein neues Wertstoffgesetz, das den Bürgern die Sortierung erleichtern soll. Dr. Dühr, das für diese Legislatur geplante Wertstoffgesetz ist vom Tisch – was sagen Sie dazu? Zunächst: Den Bürgerinnen und Bürgern ist die jetzige „Sammel-Systematik“ – verständlicherweise – weitgehend unbekannt. Die momentane Gesetzeslage sieht vor, dass die sog. stoffgleichen, d.h. aus einem Material bestehenden, Verkaufsverpackungen (Dosen aus Weißblech und Aluminium, Kunststoffund Plastikflaschen, Getränkekartons) in die Gelbe Tonne / den Gelben Sack gehören. Die sonstigen Kunststoff- und Plastikgegenstände, wie beispielsweise Putzeimer, -handschuhe, Spielzeug,

ENTSCHEIDUNG Politiker müssen wählen, so Dr. Florian Dühr, zwischen Wettbewerb oder mehr Kommunalisierung.

(„stoffgleiche Nichtverpackungen“) müssen mit dem „normalen“ Hausmüll entsorgt werden. Es liegt auf der Hand, dass schon wegen dieses „Wirrwarrs“ eine Neuregelung unverzichtbar ist. Nicht nur das: eine gemeinsame Sammlung in einer Tonne (Wertstofftonne) wäre eine Erweiterung der Produktverantwortung und unter ökologischen Gesichtspunkten äußerst begrüßenswert. Also: Die einheitliche Wertstofftonne muss möglichst bald kommen. Welche Vorteile sehen Sie? Die gemeinsame Erfassung von stoffgleichen Verpackungen und Kunststoffund Plastikgegenständen würde dazu führen, dass Dinge, die bis dato dem Hausmüll zugeordnet wurden, wie etwa Putzeimer, -handschuhe oder Spielzeug, nicht mehr nur verbrannt würden, sondern vielmehr, wie die stoffgleichen Verkaufsverpackungen, einem stofflichen und damit hochwertigen Recycling zugeführt würden. Dies allein entspricht dem Sinn und dem Zweck der in Deutschland „erfundenen“ und mittlerweile nahezu weltweit kopierten Kreislaufwirtschaft. Gibt es auch Nachteile? Die Einführung einer Wertstofftonne auf Basis der jetzigen Gesetzeslage hätte negative Auswirkungen: Während der „Mengen-Anteil“, soweit er die stoffgleichen Verkaufsverpackungen anbelangt, unter das Entsorgungsregime der privaten Dualen Systeme fällt, würden die stoffgleichen Nichtverpackungen zur öffentlichen „Entsorgungs-Hoheit“ der Kommunen gehören und demzufolge über Müllgebühren abgerechnet werden: Somit wären die einer Kommune gegenüber zu entrichtenden Müllgebühren höher als die an ein Privatunternehmen zu zahlenden Kosten. Im Übrigen

dürfte es bei einer „gemischten“ Zuständigkeit nicht einfach sein, die entsprechenden Kostenanteile nachprüfbar darzustellen. Gehen wir kurz auf das geplante Wertstoffgesetz ein: Wie könnte das aussehen? Vor einer Regelung soll und muss die Politik entscheiden, welche grundsätzliche Richtung einzuschlagen ist: Mehr Wettbewerb, mehr Investitionen in ökonomisch und ökologisch sinnvolle Technologien, sinkende Müllgebühren und höhere Recyclingstandards – oder mehr Kommunalisierung, steigende Müllgebühren, weniger Investitionen? Diese Gegenüberstellung mag überspitzt klingen, es ist allerdings unstrittig, dass die seit über zwanzig Jahren in Deutschland bestehende private Entsorgung von Verkaufsverpackungen ein ökonomischer und ökologischer Erfolg ist, den sich CDU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen gemeinsam auf ihre Fahnen schreiben können und der fortgeschrieben werden sollte. Das neue Regelwerk sollte schlank sein und hohe Recyclingstandards vorgeben. Dies würde zu Investitionen in moderne Anlagen führen, mit der Folge, dass neue Arbeitsplätze geschaffen würden und des Weiteren eine Qualitätssteigerung im Sinne eines hochwertigen Recyclings und damit eine erhöhte Wertschöpfung erreicht würde. Darüber hinaus sollten die Voraussetzungen für echten Wettbewerb festgeschrieben werden. Dieser ist die Grundlage dafür, dass die Bürgerinnen und Bürger angesichts bereits bestehender und demnächst auf sie zukommender hoher Abgaben (Energiekosten) finanziell nicht zusätzlich belastet werden. Weitere Informationen unter: www.rkd-online.de


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