Visavis economy 0115

Page 1

www.visavis.de · Februar 2015

ECONOMY Investment

Alternative Anlagestrategien Mit neuen Assetklassen und einem breitgestreuten Portfolio können bessere Renditen erlangt werden

Logistik

Eine Sonderveröffentlichung der visAvis Verlagsgesellschaft mbH im Handelsblatt

Bildquelle: © Kalle Kolodziej - fotolia.com

Zukunftssicher unterwegs Im nationalen wie internationalen Wettbewerb bedarf es vorausschauender Planung

Nachhaltigkeit

Werte transportieren Mehr denn je hinterfragen Verbraucher Produkte und Dienstleister

Altersvorsorge

(Un)ruhestand

Der Streit um eine bessere Versorgung im Alter ist im vollen Gange


editorial

Das Geheimnis des Erfolges ist die Beständigkeit des Ziels. In diesem Bewusstsein begehen wir 2015 mit VISAVIS Economy unser 20-jähriges Jubiläum als Partner der Wirtschaft. Mit über 1.000 realisierten Reportagen, Interviews und Fachbeiträgen haben wir Trends der Wirtschaft aufgezeigt und unterstützt. Daher möchten wir uns zunächst einmal bei unseren Lesern und Partnern für das Interesse und die Treue bedanken und hoffen auf weitere 20 Jahre, in denen wir Ihnen neue und interessante Themen vorstellen und näher bringen können. Diese Beständigkeit wünscht sich manch einer auch von der Rente, denn diese ist nicht so sicher wie noch vor knapp 30 Jahren behauptet wurde. In unserer Titelreportage beleuchtet unser Fachautor Dietmar Braun den aktuellen Diskurs über die Zukunft der betriebliche Altersvorsorge. Dabei geht er besonders auf das umstrittene Modell einer Zwangsrente ein, mit der die Bundesregierung die bessere Verbreitung der bAV herbeiführen möchte. Damit trifft sie jedoch auf massiven Widerstand in der Versicherungsbranche. In unserer neuen Rubrik „Visavis stellt vor“ geben wir in dieser Ausgabe dem Bundesverband der Sachverständigen des Versicherungswesens die Gelegenheit, sich und seine Arbeitsschwerpunkte detailliert darzustellen. Nachhaltigkeit ist 2015 nach wie vor ein wichtiges Thema, welches alle Gesellschaftsschichten und Unternehmen beschäftigt. Dabei gilt es, vor allem zwischen echter Nachhaltigkeit und Greenwashing zu unterscheiden, weiß Autor Chris Löwer. Deutschland legt im Bereich Logistik weiterhin gute Zahlen vor, gleichzeitig deutet sich allmählich ein Wandel an. Transportoptimierer werden zu Impulsgebern, so unsere Fachautorin Karin Walter. Der Grund dafür liegt in veränderten Rahmenbedingungen, deren Chancen es zu erfassen und zu nutzen gilt. In unserer Reportage zum Thema Customer Care geht unsere Autorin Brigitte Kasper der Frage nach, inwieweit sich die zunehmende Digitalisierung auf das Verhältnis zwischen Anbieter und Kunde auswirkt und warum das Telefon als alleiniges Bindeglied heutzutage nicht mehr ausreicht. Unser neuer Autor Josef Kohlmaier stellt in der Reportage zum Thema Investment verschiedene Möglichkeiten vor, wie Anleger in der Niedrigzinsphase überhaupt noch annehmbare Renditen erzielen können. Die Risiken von Immobilieninvestments und Beteiligungskapital stehen hier besonders im Mittelpunkt. Haben Sie Anregungen oder Kritik zu unserer Themenauswahl oder eigene Themenwünsche? Lassen Sie es uns wissen. Ihre Redaktion@visavis.de

Diese Ausgabe der VISAVIS Economy widmen wir im stillen Gedenken Hans Beth.

visAvis economy

Inhalt

Visavis stellt vor

Betriebliche Altersvorsorge

Der 2014 neu gegründete Bundesverband der Sachverständigen für das Versicherungswesen bietet Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen die Möglichkeit, ihre Versicherungsrisiken neutral prüfen zu lassen. Seite 3

Wird meine Rente später reichen, um meinen gewohnten Lebenstandard zu sichern? Eine Frage die uns alle bewegt, bewegen sollte. Uneinigkeit herrscht jedoch darüber, mit welchem Modell der Betriebsrente in Zukunft besser als bislang vorgesorgt werden kann. Seite 11

Sachverstand im Versicherungswesen

Der Streit um die beste Betriebsrente

Nachhaltigkeit

Investment

Verantwortung zeigen

Diversifikation und Weitsicht

Tue Gutes und rede darüber – diese einfache Maxime beherzigen viele Unternehmen noch nicht zur Gänze. Denn immer öfter verlangen Kunden und Partner nach transparenten Berichten von Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit und CSR. Seite 4 Logistik

Der niedrige Zinzsatz frustiert viele Sparer und Anleger. Wer langfristig investieren möchte, findet in Aktien, Immobilienanlagen und Private Equity interessante Alternativen zu bisherigen Strategien der Kapitalanlage und Vermögungsverwaltung. Seite 17

Passgenaue Planung

Deutschland ist weiterhin Logistikstandort Nummer Eins in Europa. Die Branche freut sich über wachsende Aufträge, gleichzeitig muss sie sich aber auch den vielfältigen Veränderungen stellen, die mit veränderten Produktionsketten und Bedingungen einhergehen. Seite 6 Customer Care

Kundendienst 2.0

Solide Beratung rund um die Uhr auf allen Kanälen: Neben Telefon und Telefax als altbewährten Kommuni­kationsmitteln bieten E-Mail, App und Soziale Netzwerke vielfältige Wege der Interaktion. Seite 9

Bildquelle: © visavis GmbH

editorial

|

Bildquelle: © Uwe Wagschal - pixelio.de

2

Ver­lag: visAvis Ver­lags GmbH, Endenicher Straße 282, 53121 Bonn; Tel.: 0228 / 33 88 34- 0, Fax: 02 28 / 33 88 34 - 10, Va­nity: 07000 / visavis, E-Mail: visavis@visavis.de, Web: www.visavis.de; Ge­­schäfts­füh­rer: Walter Metzinger; Verlagsleiter: Stefan Jendrusch von Schnakenburg; Schlussredaktion: Britta Müller und Markus Heinen; V.i.S.d.P. redaktionelle Inhalte: Britta Müller, redaktion@visavis.de; Themen- und Projektleitung: Dieter Breitbach, Markus Heinen, Katrin Limani, Britta Müller, Stefan Jendrusch von Schnakenburg, Meline Stemmler; Art-Director: Markus Heinen; Layout: Rolf Claus; Bildmaterial: pixelio.de, fotolia.com und nach Angabe; Druckauflage: 120.000 Exemplare, Vollbelegung im Handelsblatt; ISSN: 0942-8615

impressum

Inhalte von Unternehmens- und Produktporträts, Interviews, Gastbeiträgen sowie Advertorials und Anzeigen geben die Meinung der beteiligten Unternehmen wieder. Die Redaktion ist für die Richtigkeit der Beiträge nicht verantwortlich. Die rechtliche Haftung liegt bei den jeweiligen Unternehmen.


visAvis economy

|

visavis stellt vor

3

von Andreas Schwarz

Sachverstand im Versicherungswesen UnterstützunG Versicherungs- und Haftungsrisiken überprüfen zu lassen, ist für privatwirtschaftliche Unternehmen wie für öffentliche Einrichtungen und Kommunen nicht nur wichtig im Hinblick auf ein gut funktionierendes Risikomanagement. Es hilft Schwachstellen im Versicherungsumfang aufzudecken und Einsparpotenzial zu erkennen sowie bestehende Verträge daraufhin zu optimieren.

D

er Bundesverband der Sachverständigen für das Versicherungswesen (BVSV) e.V. ist ein Zusammenschluss von Spezialisten des Versicherungswesens, der eine neutrale gutachterliche Bewertung von Versicherungsbeständen, Versicherungsleistungen, Versicherungsschäden sowie Versicherungsprämien ermöglicht und dabei auf einen vielschichtigen Markt trifft. So berichtet der Mitbegründer und 1. Vorsitzende Andreas Schwarz: „Bereits wenige Monate nach Gründung des Bundesverbandes hatten wir zahlreiche Anfragen unterschiedlich­ster Marktteilnehmer. Dabei sind die Auftraggeber ebenso unterschiedlich wie deren Motive.“ Städte und Gemeinden beispielsweise fordern die Unterstützung der Sachverständigen an, weil die inhaltliche Überprüfung der Versicherungsbestände in der Regel nicht Gegenstand der von Landesrechnungshöfen durchgeführten Kontrollen und gesetzlichen Prüfungen ist. Auf dem Prüfstand steht – wenn überhaupt – in erster Linie der Aspekt der Wirtschaftlichkeit, nicht aber die Aktualität des vorhandenen Versicherungsbestandes. „In vielen Städten und Gemeinden sind Versicherungsverträge vollkommen veraltet und teilweise mit antiquierten Bedingungen unterlegt“, gibt Joachim Schlimpert, 2. Vorsitzender und ebenfalls Mitbegründer des Verbands, zu bedenken. Das weiß der öffentlich bestellte Gutachter und Wirtschaftsprüfer aus jahrzehntelanger Erfahrung. „Überraschenderweise stellen wir zudem in Gesprächen immer wieder fest, dass die meisten Verantwortlichen in den Kommunalverwaltungen keine (oder nur wenig) Kenntnis über ein entsprechendes Risikomanagement und das Haftungsrisiko für getroffene Entscheidungen haben.“ Hier kommt der Begriff der „Durchgriffshaftung“ ins Spiel: Diese führt im schlimmsten

Fall zum Zugriff auf das Privatvermögen zeichnungsberechtigter Funktionsträger wie Bürgermeister und Geschäftsführer. Die Gutachten des BVSV e.V. können für die Verantwortlichen eine erhebliche Entlastung bedeuten.

gutachten Der Bundesverband der Sachverständigen für das Versicherungswesen (BVSV) e. V. bewertet neutral Versicherungsbestände, - leistungen und -schäden, erklärt Andreas Schwarz, Mitbegründer und 1. Vorsitzender.

Auf großes Interesse stößt der Verband der Sachverständigen für das Versicherungswesen ebenso bei Wirtschaftsprüfern. Joachim Schlimpert erklärt dazu: „Wirtschaftsprüfer schließen in ihren gesetzlichen Abschlussprüfungen üblicherweise die Beurteilung der Angemessenheit und Stimmigkeit des Versicherungsschutzes eines Unternehmens aus und weisen in den von ihnen erstellten Berichten auch ausdrücklich darauf hin.“ Die Arbeit der Sachverständigen des BVSV bildet also nicht

nur eine wichtige Grundlage, sondern stellt zugleich eine wertvolle Ergänzung für die Risikoeinschätzung des Wirtschaftsprüfers dar. Auch Steuerberaterkanzleien profitieren von der Zusammenarbeit mit dem Bundesverband: Besonders im Hinblick auf die Haftungsfallen einer betrieblichen Altersversorgung stoßen sie häufig an versicherungstechnische und versicherungsmathematische Wissensgrenzen. Komplette Versorgungsordnungen für die Betriebsrente sind aufgrund der Modernisierung des Bilanzrechts, des Niedrigzinsumfeldes im Kapitalmarkt und der erheblichen Veränderungen in der Versicherungslandschaft in weiten Teilen sanierungsbedürftig. Steuerberater können für die Folgen einer mangelhaft installierten Versorgungsordnung vollumfänglich haften, wenn sie bei der vertraglichen Gestaltung als Berater beteiligt waren. Mit der Beauftragung eines Sachverständigen des BVSV e.V. ergibt sich hier für den Steuerberater eine Möglichkeit, die Risiken aus den bestehenden Verträgen seines Mandanten aufzuzeigen und neutral zu bewerten. Falls notwendig und gewünscht, kann zusammen mit Partnern aus dem Netzwerk des BVSV e.V. eine rechtlich einwandfreie Lösung zur Sanierung der bestehenden Versorgungsordnung erst gemeinsam erarbeitet und deren Umsetzung anschließend begleitet werden. „Weitere Anfragen kommen beispielsweise von Versicherungsgesellschaften, Interessensverbänden und aus dem Rechtsbereich“, so der Geschäftsführer des Verbandes, Michael Wendel. „Die Motive hierbei sind völlig unterschiedlich, aber nicht weniger interessant für unser Sachverständigenteam, das derzeit fast wöchentlich mit zusätzlichen Spezialisten erweitert wird.“

Im Rahmen seines Auftrages hat der BVSV e.V. ein eigenes Berufsbild erschaffen: den „Sachverständigen für das Versicherungswesen“. In einer hauseigenen Akademie, der BVSV Seminargesellschaft mbH, durchlaufen je 25 Anwärter die insgesamt 8 Module umfassende, anspruchsvolle Ausbildung zum Sachverständigen für das Versicherungswesen. Aktuell startet gerade ein weiterer Ausbildungsblock, der im halbjährlichen Rhythmus angeboten wird. Die Ausbildung sichert den hohen Anspruch, der an öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige gestellt wird. Der Antrag für die öffentliche Bestellung liegt der zuständigen IHK vor und es ist davon auszugehen, dass dem Antrag aufgrund der nachweislichen Bedarfssituation am Markt zeitnah stattgegeben wird. „Wir haben bereits jetzt für 2015 eine Auftragslage, die kaum zu bewältigen ist“, freut sich Joachim Schlimpert. Wer sich auf bestimmten Fachgebieten spezialisieren möchte, findet in dem Ausbildungsgang zum Fachberater und der anschließenden Weiterbildung zum Spartensachverständigen oder aber in der Ausbildung zum Schadenregulierer ebenfalls interessante Optionen, um sich in Berufen der Versicherungswirtschaft weiter zu entwickeln. „Fachleute, die die Voraussetzungen für die Ausbildung zum Sachverständigen für das Versicherungswesen erfüllen und sich mit unserer Unterstützung weiterentwickeln wollen, melden sich am besten online über unser Kontaktformular.“ Michael Wendel garantiert eine zeitnahe Rückmeldung. Weitere Informationen unter: www.bvsv-bundesverband.de


nachhaltigkeit

|

visAvis economy

Bildquelle: ©Markus Heinen

4

J

Bildquelle: © IASS/Schulzendorff

eder vierte Deutsche achtet bei seinem Einkauf auf nachhaltige Produkte. Hersteller, die gegen ökologische, gesellschaftliche und soziale Standards verstoßen, werden vom Verbraucher abgestraft. Das vermeintliche Geiz-ist-geil-Paradigma wankt. Stattdessen sind die auf gesunden und fairen Handel pochenden LOHAS (Lifestyle of health and sustainability) durchaus geneigt, für Bio- und Fair-Trade-Produkte einen angemessenen Preis zu zahlen. Es hat sich etwas gewandelt: Lediglich 3 % der Deutschen haben noch nie von dem Begriff „Nachhaltigkeit“ gehört. „In den letzten 10 Jahren hat eine regelrechte Nachhaltigkeits-Revolution stattgefunden und der Sustainability-Aspekt ist bei vielen Unternehmen fest in der CSR-Strategie verankert“, heißt es bei dem Kölner Institut für Nachhaltig-

Glaubwürdigkeit IASS Exekutivdirektor Prof. Klaus Töpfer sieht Nachhaltigkeit verstärkt unter ökono­mischen Gesichtspunkten.

von Chris Löwer

Verantwortung zeigen Veränderung Corporate Social Responsibility ist längst nicht mehr ein Niceto-have-Thema, sondern zählt mehr und mehr zu den Kernkompetenzen erfolgreicher Unternehmen. Nachhaltigkeit wird von Kunden, Märkten und Stakeholdern verstärkt eingefordert. keit IFH. Nicht nur die Nachfrage nach zertifizierten Lebensmitteln und nachhaltigen Produkten wachse unverändert, die Öffentlichkeit frage auch zunehmend kritisch nach dem Umgang mit eigenen Mitarbeitern und denen von Zulieferunternehmen. Das bekommt besonders die Textilbranche zu spüren, die immer stärker wegen untragbarer Produktionsbedingungen bei asiatischen Subunternehmern ins Kreuzfeuer der Kritik geraten ist. Niemand kann das ignorieren, weswegen betroffene Unternehmen in der Regel umgehend reagieren. Die Macht der Verbraucher hat zugenommen – nicht zuletzt, weil sie weltweit vernetzt sind und einfacher denn je miteinander kommunizieren können. Aber auch der Kapitalmarkt und Geschäftspartner verlangen Verantwortung, die weit über gesetzliche Anforderungen hinausgeht. „Die Bedeutung von Nachhaltigkeit auch ökonomisch zu bewerten und darüber zu berichten, das hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten stark zugenommen und da-

bei eine Lenkwirkung entfalten können“, sagt Prof. Klaus Töpfer, Exekutivdirektor des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam. Fragen rund um Umweltund Nachhaltigkeits­ökonomie sind, so Töpfer, in den „deutschen Chefetagen zu einem handlungsleitenden Kriterium“ geworden. Nirgendwo wird das im Alltag deutlicher als beim Lebensmittelkauf. Der Verbraucher fragt gezielt nachhaltige Produkte nach, fordert deren transparente Kennzeichnung ein, worauf der Handel reagiert hat. Das spiegelt sich auch in der Verbraucherstudie des imug Instituts, das im Auftrag von Rewe die neuen Anforderungen der Konsumenten untersucht hat. Allerdings zeigt die Studie auch, dass Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Regionalität oder Fairness nur noch „ganz selten alleinige Kaufmotive“ sind. Sie sind wichtig, müssen aber mit Qualität unterfüttert sein. Was einleuchtet, denn wenig frisches, fad schmeckendes und

womöglich nicht allzu gesundes Essen ist wenig attraktiv. Um diesen Anforderungen nachzukommen, werden zuweilen drastische Fehler gemacht oder gar gleich schöngefärbt. Damit schlägt die Stunde der Greenwasher, die mit CSR-Kosmetik verheerenden Schaden anrichten können. Dieser stellt sich oft schneller ein als erwartet, da gut vernetzte Verbraucher und NGOs Ungereimtheiten, Täuschung und Desinformation wirkungsvoller aufdecken und verbreiten können als noch zu Zeiten ohne Social Media. „Im Extremfall führt Greenwashing dazu, dass die Öffentlichkeit generell das Vertrauen in das verantwortliche Handeln von Unternehmen verliert“, sagt Dieter Horst, Experte für Nachhaltigkeit bei PricewaterhouseCoopers (PwC). Die Folgen könnten weitreichend sein, denn tatsächlich nachhaltige Produkte könnten ebenso in Mitleidenschaft gezogen und vom Verbraucher durch Missachtung abgestraft werden. Als typische Greenwashing-Strategien, von denen dringend abzuraten ist, gelten unter anderem irreführende Vergleiche, bei denen ein Produkt mit einem weniger umweltfreundlichen verglichen wird, um es in besserem Licht erscheinen zu lassen oder es werden nur einzelne ökologische Aspekte hervorgehoben, dabei überwiegen die schädlichen. Mitunter fehlen auch Nachweise von unabhängigen Stellen oder es wird gar mit erfundenen Gütesiegeln oder Studien unseriöser Institute hausieren gegangen. Nachhaltig wäre, in neue umweltschonende Technologien und die Weiterqualifizierung von Mitarbeitern zu investieren, ohne vorher abschätzen zu können, ob sich der Aufwand rechnen wird. Effizienz sollte nicht der


visAvis economy

|

eigentliche Treiber sein. Gleichwohl ist der Idealfall „Shared Value“, d.h. durch den Beitrag, den Unternehmen für die Gesellschaft und den Erhalt der Umwelt leisten, vergrößern sie auch ihren Erfolg. Tatsächliche Anstrengungen und greifbare Ergebnisse können in einem Nachhaltigkeitsbericht aufgezeigt werden. Aus ihm zu ersehen sind unter anderem das Engagement für fairen Handel und die Allgemeinheit, für weniger Ressourcenverbrauch, weniger Umweltbelastung sowie Details zum ökologischen Fußabdruck. „Dass einmal jährlich Geschäftszahlen und -daten publiziert werden, ist für Unternehmen selbstverständlich. Aspekte nachhaltigen Handelns regelmäßig zu veröffentlichen, ist hingegen noch relativ neu“, sagt Dirk Bensmann, Vorstandsmitglied der AGRAVIS Raiffeisen AG. Das Grundproblem: Für Nachhaltigkeitsberichte gibt es keine verbindlichen Standards. Im Grunde können sie auch Zeugnisse des Greenwashings sein. Daher werden die Berichte von AGRAVIS oder auch der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) mit äußerster Sorgfalt und Transparenz angefertigt. Für den ersten Nachhaltigkeitsbericht der DLG zur Landwirtschaft in Deutschland wurde ei-

nachhaltigkeit

gens mit Wissenschaftlern der JustusLiebig-Universität Gießen zusammengearbeitet, um ein aussagekräftiges Dokument zu erarbeiten. Zum ersten Mal überhaupt wurde versucht, den Nachhaltigkeitsstatus des ganzen Sektors Landwirtschaft abzubilden. Dies anhand zentraler Kennzahlen aus den Bereichen Ökologie, Ökonomie und gesellschaftlicher Verantwortung sowie eines aggregierten Nachhaltigkeitsindex. Insgesamt wurden 23 Einzelindikatoren bestimmt, für die verlässliche, gut dokumentierte und lange Zeiträume umfassende Statistiken vorliegen. Sie betreffen die Bereiche Umweltverträglichkeit, ökonomische Effizienz sowie soziale Akzeptanz. Gleichwohl zeigt der Bericht auch auf, wo noch Handlungsbedarf besteht. So funktioniert offenes und ehrliches Reporting. Auch wenn es dafür noch keine verbindlichen Regeln gibt, helfen Standards, wie sie zum Beispiel die „Global Reporting Initiative“ (GRI) herausgibt. Die vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen mitgegründete Initiative veröffentlicht Leitfäden für Organisationen, die zum ersten Mal einen Nachhaltigkeitsbericht herausgeben möchten, wie auch ausgefeilte Standards für Konzerne, die bereits seit Jahren ein entsprechendes Reporting betreiben.

Dazu gehört dann nicht nur der Blick auf die gesamte Wertschöpfungskette, sondern auch die kritische Beleuchtung der eigenen Unternehmens­ praxis. So sind in der ISO 14021:1999 zum Beispiel allgemeine Standards für das Ökomarketing zu finden. Der Standard fordert unter anderem, Werbeaussagen mit Umweltbezug „akkurat, überprüfbar und nicht irreführend“ zu formulieren. Wenn es Unternehmen mit der Corporate Social Responsibility ernst meinen, empfehlen Experten, dafür eine Stabstelle einzurichten, bei der die Fäden zusammenlaufen und die als Kontroll­instanz wirkt. Denn oft genug ist mangelnde Abstimmung der Abteilung unterein­ ander für Greenwashing verantwortlich. Etwa wenn die Marketingabteilung mit Aussagen wirbt, ohne sich vorher mit der Fachabteilung abzustimmen, ob die Fakten tragen. Mehr Koordination und Offenheit – darauf wird es künftig ankommen. Denn das Thema Nachhaltigkeit wird weiter an Bedeutung gewinnen wie auch die kritische Öffentlichkeit immer aufmerksamer werden wird. Wer CSR als Nebenbei-Thema begreift, wird eine Bruchlandung erleben. c.loewer@visavis.de

5

IASS 2009 wurde das Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) als gemeinschaftliche Initiative der Bundesregierung, des Landes Brandenburg und der Forschungsorganisation der Wissenschaftsallianz gegründet, um möglichst alle relevanten Formen des Wissens innerhalb und außerhalb der Wissenschaft zusammenzuführen und gemeinsam Handlungswissen für geeignete Lösungen zu finden. „Das IASS hat sich in den vergangenen Jahren in der nationalen wie internationalen Nachhaltigkeitsforschung und -politik einen Namen machen können. Es wird auch in Zukunft dafür stehen, Nachhaltigkeit in seinen ökonomischen, sozialen, ökologischen, aber auch kulturellen Dimensionen in gesellschaftlichen Prozessen zu verankern“, so Prof. Dr. Dr. Klaus Töpfer, Gründungsdirektor und derzeitiger Exekutivdirektor. www.iass-potsdam.de

VORBILDLICH | Themen der Nachhaltigkeit verbinden

TRAGFÄHIGE BASIS FÜR GLAUBWÜRDIGKEIT Dirk Bensmann, Vorstandsmitglied der AGRAVIS Raiffeisen AG erklärt im Interview mit der VISAVIS-Redaktion, welche Perspektiven und Ziele nachhaltiges Handeln in einem der größten deutschen Agrarhandelsund Dienstleistungsunternehmen hat. Welche konkreten Ergebnisse hat der zweite Nachhaltigkeitsbericht, der 2014 erschienen ist, für die AGRAVIS Raiffeisen-Gruppe gebracht? Der Jahresvergleich der analysierten Parameter zeigt erste Erfolge in unseren Pilotthemen, beispielsweise messbare Energieeinsparungen in den Futtermittelwerken. Wir erhalten auch viele Anregungen durch die neu aufgegriffenen Themen Pflanzen, Wasser und Logistik. Eine Erkenntnis ist ebenfalls, dass wir es geschafft haben, verlässliche Instrumente für ein Nachhaltigkeitsreporting unternehmensweit zu etablieren. Dass einmal jährlich Geschäftszahlen und -daten publiziert werden, ist für Unternehmen selbstverständlich. Aspekte nachhaltigen Handelns regelmäßig zu veröffentlichen ist hingegen noch relativ neu. Wir sind in der Lage dazu und legen damit

eine tragfähige Basis für Glaubwürdigkeit und Transparenz in den Themen. Welches Feedback haben Sie nach Veröffentlichung des zweiten AGRAVIS-Nachhaltigkeitsberichtes bekommen? Die Branche begrüßt, dass wir uns als Handelsunternehmen und Teil der Wertschöpfungskette diesem Thema intensiv widmen. Zugleich honoriert sie den aktiven Vorstoß der Agrarbranche hinsichtlich des verantwortungsvollen Umgangs mit Ressourcen und der Präsentation der Ergebnisse gegenüber einer breiten Öffentlichkeit. Die Verlässlichkeit unserer Berichterstattung schafft Vertrauen bei Partnern und Kunden. Sie beschreiben in dem Bericht den Weg zu einem Nachhaltigkeitsprogramm, das im Unternehmen etabliert werden soll. Wie sehen die nächsten Schritte dahin aus? Zunächst einmal geht es darum, klare und messbare Ziele zu formulieren. Ein weiterer wichtiger Schritt ist der Ausbau

des Dialogs mit unseren Stakeholdern, also beispielsweise mit Branchenpartnern, Politik, Genossenschaften und Mitarbeitern. Warum sollten sich die Landwirtschaft sowie die Agrar- und Ernährungsbranche mit Nachhaltigkeit beschäftigen? Die erforderliche Transparenz sorgt dafür, dass die Dinge, die wir tun, für unser

ÜBERZEUGT Transparente Berichte über nachhaltiges Handeln fördern die Effizienz, so Dirk Bensmann.

Umfeld erkennbar und nachvollziehbar werden. Wenn ich etwas verstehe, kann ich Vertrauen aufbauen. Jeder Partner in der Wertschöpfungskette Landwirtschaft kann seinen Teil zu diesem Prozess beitragen. Des Weiteren geht es auch um Effizienz. Hier sind die Akteure der Agrar- und Ernährungsbranche dazu aufgefordert, umwelt- und sozialverträgliche Lösungen für eine nachhaltige Produktion zu finden. Welche Ziele müssen in der Agrarbranche aus Ihrer Sicht in Zukunft erreicht werden, um wirklich nachhaltig zu sein? Innerhalb der Wertschöpfungskette Agrar sind wir aufgefordert, Themen der Nachhaltigkeit miteinander zu verbinden und ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln. Ernährung und Landwirtschaft werden intensiv und kontrovers diskutiert. Die größte Herausforderung für die Agrarbranche liegt darin, zu zeigen, dass moderne Landwirtschaft mit all ihren Einflussfaktoren nachhaltig ist. Weitere Infos unter: www.agravis.de


6

logistik

|

von Karin Walter

Passgenaue Planung

Bildquelle: © Markus Heinen

Zukunftsfähig Logistiker haben heutzu­ tage mehr denn je die Möglichkeit alle Bereiche der Transportkette mit­ zugestalten und diese anzupassen.

G

lobale Produktions- und Lieferantenstrukturen, gestiegene Kundenerwartungen, größere Produktvielfalt: Die Komplexität in den Wertschöpfungsketten hat sich in den vergangenen Jahren drastisch erhöht – und damit auch die Anforderungen an die Logistiker. Augenblicklich vollzieht die Branche einen Wandel vom Transport­ optimierer zum Impulsgeber. In den 70er-Jahren war die Welt der Handelsströme noch sehr viel einfacher gestrickt. Industriebetriebe kümmerten sich um die Herstellung von Waren. Der Auftrag an die Logistiker lautete, die Produkte zur richtigen Zeit zum Händler zu bewegen. Damit war die Thematik der Warenbewegung über viele Jahre hinweg passabel gelöst. In der globalisierten Welt funktionieren Handelsströme anders. Maschinen, Fahrzeuge oder Elektronikartikel werden in weitverzweigten, globalen Lieferantenstrukturen hergestellt. Die Aufgabe der Logistiker besteht daher längst nicht mehr nur darin, pünktliche Warenbewegungen von A nach B zu garantieren. Logistiker sind heutzutage vielmehr gefordert, das komplette Management über die Informations- und Warenströme innerhalb der komplexen Wertschöpfungsnetzwerke zu übernehmen.

Mit der wachsenden Bedeutung der Logistik entstehen völlig neue Organisationsformen. Waren Logistikmanager auf der hierarchischen Ebene häufig noch dem Unternehmensbereich Einkauf unterstellt, übernehmen Logistiker größerer Industrie- und Handelsunternehmen mittlerweile höchst verantwortungsvolle Funktionen in eigenständigen, strategischen Geschäftsbereichen. Vielfach finden sich heutzutage auch erfolgreiche Unternehmensausgliederungen auf dem Markt. Eine solche Neustrukturierung hat kürzlich zum Beispiel der hierzulande größte Fahrzeugimporteur und Auto­mobilhändler Emil Frey Gruppe Deutschland vollzogen. Die neue Logistiksparte, die künftig unter der Bezeichnung EF Logistik firmiert, ist markenunabhängig als eigenständiger Geschäftsbereich innerhalb der Unternehmensgruppe organisiert. Hinter der Outsourcing-Lösung steht das Ziel, ein neues, für den Dienstleister wegweisendes Vertriebskonzept auf dem Markt zu platzieren: Über eine weitere Perfektionierung der Leistungen in der Ersatzteilversorgung eröffne sich ein großes Potenzial, weitere Kunden aus dem Automobilsektor zu gewinnen, heißt es von dem Unternehmen.

Datenstandards gefragt Die schwierigsten Rahmenbedingungen finden zurzeit die traditionell auf dem Markt befindlichen Logistikdienstleister vor. Manch ein größeres Unternehmen hat den Sprung in die komplexe Welt vernetzter Waren- und Informationsströme bereits erfolgreich umgesetzt. Viele Dienstleister stehen jedoch seit geraumer Zeit vor der gewaltigen Aufgabe, gewohnte Geschäftsmodelle aufzuge-

visAvis economy

ben – und ihre Expertise in partnerschaftlich organisierte Unternehmensnetzwerke einzubringen. Kenner der Logistikszene halten das für eine Schlüsselfunktion, um blitzschnelle Maßnahmen einzuleiten – sei es, dass innerhalb eines Kundenauftrags plötzlich etwas ins Stocken gerät oder Kundenwünsche eine kurzfristige Änderung erfahren. Die Bereitschaft und Fähigkeit, innerhalb von Wertschöpfungsnetzwerken zu kooperieren und einen lückenlosen Informationsfluss zu gewährleisten, gilt in der heutigen Organisation der Warenströme als eines der wichtigsten Kriterien für den Unternehmenserfolg. Logistikexperten wie der Dortmunder Wissenschaftler Prof. Michael ten Hompel bemängeln jedoch, dass es trotz spürbarer Bemühungen noch immer bei der Umsetzung dringend benötigter Datenstandards für die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit hakt. „Deutschland muss Software ebenso perfekt produzieren wie Autos“, forderte der Logistikforscher vom Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik IML unlängst auf der wichtigsten Jahresveranstaltung der Branche, dem Deutschen Logistik-Kongress. Unternehmen seien gefragt, die Soft- und Hardware-Entwicklungen sowie den korrespondierenden Algorithmus und dessen Anwendung in der Logistik voranzutreiben. Von staatlicher Seite gelte es, Rechtssicherheit sowie die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen. „Keine App – kein Geschäft“, dieses Bewusstsein würden Digital Natives in Zukunft von den Logistikunternehmen erwarten, warnte der Wissenschaftler. Prozessoptimierung Zunehmende Komplexität bei den Kommunikations- und Datenstrukturen, den Produkten sowie deren Verkehrswegen treiben vor allem die Kosten in die Höhe. Das von den Märkten

VeRAnSTAlTUnG

Tag der Logistik 2015 Am Donnerstag, 16. April, findet der 8. Tag der Logistik statt, eine Initiative der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V. Seit 2008 bewährt sich der Tag der Logistik als Aktionstag des Wirtschaftsbereichs. Im April 2014 nutzten rund 37.500 Besucher bei rund 400 Veranstaltungen die Chance, kostenfrei hinter Unternehmenskulissen zu blicken und logistische Lösungen und Leistungen zu erleben. Das ist das Konzept: Unternehmen, Organisationen und Bildungseinrichtungen öffnen ihre Türen für die breite Öffentlichkeit, informieren und geben Einblicke in die logistischen Abläufe und Tätigkeiten. Aktuelle Informationen unter: www.tag-der-logistik.de


visAvis economy

|

logistik

»

Die Hausaufgabe der Logistiker ist es, sich hin zu Prozess­ optimierern, Komplexi­ tätsmanagern und Innovationstreibern zu entwickeln.

«

immer lauter herangetragene Ziel an die Logistiker lautet daher, die zunehmende Komplexität innerhalb von Wertschöpfungsketten und -prozessen beherrschbar zu machen. Nach Ansicht von Prof. Raimund Klinkner, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL), läutet dies einen fundamentalen Paradigmenwechsel in der künftigen Aufgabenstellung der Logistiker ein. „Das Jahrzehnt der Logistik hat begonnen“, sagt der Logistikexperte voraus. „Die Logistik als drittgrößter Wirtschaftsbereich in Deutschland steht vor der Aufgabe, den Wandel von einer sich reaktiv bewegenden zu einer führenden Instanz in Wertschöpfungsnetzwerken zu vollziehen.“ Die Hausaufgabe der Logistiker sei es, sich hin zu Prozessoptimierern, Komplexitätsmanagern und Innovationstreibern zu entwickeln. Es gehe darum, die Weiterentwicklung von Innovationen nicht nur zu unterstützten, sondern sogar anzuführen. Unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ haben sich in den vergangenen Jahren bereits einige interessante Innovationsansätze zur Optimierung der Prozesse innerhalb komplexer Wertschöpfungsnetzwerke subsummiert. Gemeinsam mit Unternehmen feilen Logistikforscher seit geraumer Zeit zum Beispiel am Konzept der cyberphysischen Systeme. Produkte, Ladungsträger und Maschinen werden dabei mit einer eigenständigen künstlichen Intelligenz ausgestattet, die dafür sorgen, dass Waren ihren Weg zum Ziel in Zukunft selbst organisieren. Das Ziel: Warenbewegungen, die genau im richtigen Tempo stattfinden – zu erschwinglichen Kosten. Ein weiteres Forschungsfeld: Big Data-Lösungsansätze zur Optimierung automatischer Logistiksysteme. Dahinter verbirgt sich der Gedanke, sämtliche Informationen aus automatischen Logistikanlagen kontinuierlich auszulesen, zu sammeln und auszuwerten. Unternehmen und Logistikdienstleis-

tern soll das die Möglichkeit bieten, drohende Wartungsausfälle aufzuspüren und proaktive Maßnahmen im Falle des drohenden Stillstands der kompletten Logistikanlage einzuleiten. Den Unternehmen ebnet das den Weg zu einer verbesserten Planbarkeit der Prozesse. Außerdem profitieren die Logistikunternehmen von einer deutlich vergrößerten Investitionssicherheit. Lukrative Logistikimmobilien Für Logistiker ist das ein zentraler Aspekt. Ältere Logistikzentren, die flächenmäßig auf die Bedarfslage in den 70er-Jahren ausgerichtet sind, lassen sich meist gar nicht so einfach an die Flächenanforderungen moderner automatischer Hochre-

gallager anpassen. Viele Bestandsimmobilien stoßen in den platzmäßigen Verhältnissen an ihre Grenzen. Manche Immobilien passen darüber hinaus aber auch räumlich gesehen nicht mehr in das heutige Konzept, möglichst in nächster Nähe zum Kunden zu agieren. Die mit den wachsenden Anforderungen einhergehende Innovations- und Investitionsbereitschaft bei den Logistikern schafft zunehmend auch bei Investoren und Immobilienentwicklern merkliche Anreize, in das lukrative Geschäftsfeld Logistik zu investieren. Viele Investoren nutzen zurzeit auch das günstige Zinsniveau, um den Neubau moderner Logistik­ immobilien weiter zu forcieren.

7

Das spiegeln die aktuellen Transaktionszahlen des Frankfurter Immobilienunternehmens Jones Lang LaSalle GmbH wider. Demnach wurden im vergangenen Jahr Rekordtransaktionen in Höhe von 3,6 Milliarden Euro verzeichnet. Das bedeutet ein Plus von über 60 % im Jahresvergleich und das Zweieinhalbfache des Fünfjahresdurchschnitts. Zum Vergleich: Auch im Jahr 2007 bekamen die Immobilien­ entwickler durch den Boom des Wirtschaftsbereiches Logistik viel Aufwind. Die damals umgesetzten Transaktionen lagen mit einem Gesamtvolumen von 2,6 Milliarden Euro allerdings noch deutlich unter dem aktuellen Rekordwert.

NEUORDNUNG | Ausbau des Standortnetzwerkes

WEICHENSTELLUNG IN DER LOGISTIKSPARTE Die Emil Frey Gruppe Deutschland hat den Bereich Logistik neu strukturiert: Mit der Gründung der Firma EF Logistik GmbH setzt sie auf den Ausbau ihrer Stärken. Bislang verfügte die Unternehmensgruppe mit der FADIS-Fahrzeug Distribution Services GmbH sowie der EFA Autoteilewelt Logistik GmbH über zwei Logistik firmen. „Mit der Übernahme von Mitsubishi ins Portfolio der Emil Frey Gruppe Deutschland war eine Neuordnung der Logistiksparte notwendig. Es galt, die Firmen zu bündeln und daraus ein eigenständiges Geschäftsfeld zu entwickeln“, erklärt Holger Köhler, Geschäftsführer der EF Logistik GmbH und bisheriger Geschäftsführer der EFA Autoteilewelt Logistik GmbH. „Die neue Logistiksparte ist markenunabhängig als strategischer Geschäftsbereich innerhalb der Unternehmensgruppe strukturiert. Auf diese Weise wollen wir unser vorhandenes Standortnetzwerk besser nutzen. Zudem sollen unsere Dienstleistungen künftig nicht nur unseren eigenen Partnern, sondern auch externen Kunden angeboten werden.“ Auch weiterhin bleibt die FADIS als Dienstleister für die Marke Subaru aktiv. Daneben gibt es nun die neu gegründete EF Logistik GmbH mit Sitz in Stuttgart, in die alle anderen Logistikbereiche übergegangen sind. Die neue Firma ist in drei Bereiche untergliedert: Die dezentrale Logistik mit insgesamt zwölf Standorten deutschlandweit kümmert sich um den Versand der Großhandelsteile. „Wir liefern zum einen per Nachtversand aus mit Ankunft der Ware bis

8 Uhr morgens. Dank des zusätzlichen Tagversands ist garantiert, dass die Teile auch tagsüber spätestens vier Stunden nach Verlassen des jeweiligen Standorts am Bestimmungsort ankommen.“

Der dritte Bereich, die Logistikplanung, kümmert sich um den reibungslosen Ablauf der Transporte und die Optimierung der logistischen Prozesse. Die Logistiksparte der Emil Frey Gruppe Deutschland verfügt über zwölf Standorte und insgesamt 170.000 Quadratmeter Logistikfläche. Alle bisherigen Standorte bleiben also bestehen und auch alle Mitarbeiter wurden übernommen.

ZUSAMMENSCHLUSS Mit der Bündelung der Logistiksparten innerhalb des Unternehmens soll eine bessere Auslastung erreicht werden.

Der zweite Bereich, die zentrale Logistik, liefert von Friedberg aus Teile an die Händler der Importeursmarken Hyundai, Mitsubishi und Daihatsu. Zunächst werden die Kunden über den Nachtversand versorgt. Aber Holger Köhler denkt schon weiter: „Für das Jahr 2015 planen wir, dass die MMD Automobile GmbH (MMDA) als erster Importeur auch mit Tagtransporten beliefert wird.“

Die Mitarbeiter fahren pro Monat rund 1,3 Millionen Kilometer durch Deutschland. Dabei liefern sie unter anderem Teile und Zubehör, Reifen, Öl, Betriebs- und Hilfsstoffe sowie Werkstattausrüstung bis hin zu Büromaterial im Verkaufswert von circa 400 Millionen Euro an Vertragshändler, Service- und Teilepartner und freie Werkstattbetriebe. Dieser Kundenkreis soll weiter wachsen. „Mit unserer speziellen Ausrichtung in der Ersatzteilbranche sind wir im Automotive-Sektor einzigartig“, so Köhler. „Kein anderes Unternehmen hat so ein großes deutschlandweites Netzwerk.“ Für die bestehenden Kunden bringt die Neuausrichtung ebenfalls Vorteile: „Bei gleichbleibend hohem Servicegrad werden die Kosten für die internen Auftraggeber sinken, wenn wir weitere Marken ins Netzwerk integrieren“, so Köhler. Weitere Informationen unter: www.emilfrey.de www.eflogistik.de


8

logistik

Toll Collect online In einem eigenen Blog werden Themen aus dem Unternehmen aufgegriffen, Produkte erläutert und Menschen vorgestellt, die bei Toll Collect arbeiten. Hier sind Informationen abrufbar, wie eine Kontrollbrücke arbeitet, über wie viele Leben eine On-Board-Unit verfügt oder wie die Mauteinnahmen täglich den Weg in die Bundeskasse finden. www.toll-collect-blog.de Auf dem YouTube-Kanal berichten Mitarbeiter des Mautbetreibers in Unternehmensfilmen über ihre Tätigkeiten und erläutern die Technik des Mautsystems auf leicht verständliche Weise. www.youtube.com/user/TollCollectVideo Wer sich für den Datenschutz bei Toll Collect interessiert, findet hierzu viele Informationen und kann sich zu einer der regelmäßig stattfindenden Führungen durch die Datenschutzausstellung des Mautbetreibers anmelden. www.datenschutz-im-dialog.de

|

Die Tatsache, dass sich immer mehr Investoren für die Logistikbranche interessieren, ruft allerdings auch einige Probleme hervor. Besonders in verkehrsgünstig gelegenen Gebieten sowie in den Ballungsräumen der fünf großen Wirtschaftsmetropolen in Deutschland treibt die große Flächennachfrage die Preisentwicklung sowohl für Neu- als auch für Bestandsimmobilien immer weiter voran. Außerdem ist an manchen besonders begehrten Standorten schon heute nicht einmal mehr ein geeignetes Grundstück zur Bebauung vorhanden. Riesiger Investitionsstau Ähnlich problematisch wie mancherorts die Immobiliensuche erweist sich für manch einen Logistiker die Lage an den wichtigsten Verkehrsknotenpunkten. Straßensperrungen und Staus, verursacht durch marode Autobahnbrücken oder veraltete Straßenbeläge, machen manch einem Unternehmen eine vernünftige Logistikplanung zurzeit fast unmöglich. In der Logistikbranche werden deshalb schon seit mehreren Jahren Forderungen laut, den seit Jahren vorherrschenden Investitionsstau aufzulösen. „Geschehen ist in den letzten beiden Jahren in die-

Experte Prof. Raimund Klinkner, Vorstandsvorsitzender des BVL, sieht tiefgreifende Veränderungen in den künfigen Aufgaben der Logistik. ser Hinsicht leider nicht allzu viel“, mahnt BVL-Chef Prof. Raimund Klinkner an. Er betont, dass der Abbau des angesammelten Investitionsrückstandes, der aktuelle Investitionsbedarf sowie der notwendige Ausbau der Verkehrs-, Telekom-

visAvis economy

munikations- und Energienetze in Summe dazu führen müsste, den Investitionsrahmen für Infrastrukturmaßnahmen in Deutschland zu verdoppeln. Auch wenn die Forderungen der Logistiker damit längst noch nicht erfüllt werden: Immerhin verfügt der Verkehrssektor 2015 über den bislang mit Abstand größten Haushaltsetat in der Geschichte der Bundesrepublik. Allein 9,6 von 10,8 Milliarden Euro werden in den Ausbau des Straßen- und Schienennetzes fließen. Die Ausweitung der Lkw-Maut auf vierspurige Bundesstraßen sowie die im Oktober anstehende Erweiterung der Lkw-Maut auf Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht wird voraussichtlich weitere 170 Millionen Euro in die Kasse des Bundesverkehrsministeriums spülen. Das von Toll Collect seit nunmehr zehn Jahren betriebene und kontinuierlich weiterentwickelte Mautsystem hat dem Verkehrssektor mittlerweile Einnahmen von insgesamt rund 40 Milliarden Euro beschert. Würde dieses Geld fehlen, sähe der Logistikstandort Deutschland vermutlich schon heute düster aus. k.walter@visavis.de

JUBILÄUM | 10 Jahre Lkw-Maut in Deutschland

WICHTIGE EINNAHMEQUELLE FÜR DEN STRASSENBAU Seit dem Start der Lkw­Mautpflicht in Deutschland am 1. Januar 2005 hat Toll Collect für den Bund insgesamt rund 40 Milliarden Euro eingenommen. Damit leis­ tet das Mautsystem, das seit zehn Jahren stabil und zuverlässig in Betrieb ist, einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung der deutschen Straßen. Mauterhebung in Deutschland Toll Collect betreibt gemäß den Anforde­ rungen des Auftraggebers das einzige Mautsystem in Europa mit zwei volllast­ fähigen Erhebungsverfahren: automatisch über Satellitenkommunikation und Mobil­ funk sowie manuell mit rund 3.400 Maut­ stellenterminals. Strecken­ und Tarifdaten werden über Mobilfunk aktualisiert, eine straßenseitige Infrastruktur wird nicht benötigt. Mautpflichtig sind Lkws ab 12 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. In diesem Jahr wird die Mautpflicht für Lkws ab 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtge­ wicht eingeführt. Außerdem wird das gebührenpflichtige Straßennetz um weitere 1.100 Kilometer Bundestraßen

erweitert. Insgesamt waren Ende 2014 bei Toll Collect 166.000 Unternehmen aus über 40 Ländern mit mehr als einer Million Fahrzeugen registriert, von denen rund 820.000 am automatischen Verfahren über die On­Board Unit teilnehmen.

2004/2005 auf durchschnittlich 12 % in den letzten Jahren. Die erzielten Einspa­ rungen kommen dem Auftraggeber über die geringere Betreibervergütung zugute. Für die kommenden Jahre sind weitere Kosteneinsparungen geplant.

Wirtschaftlichkeit Der Betrieb des Mautsystems ist seit 2005 kontinuierlich kostengünstiger geworden. Durch fortlaufende Optimierungen san­ ken die Betreiberkosten von rund 19 %

Qualität und Datenschutz Seit 2011 beträgt die vom Auftraggeber gemessene Qualität im Mautsystem 99,9 % und lag davor von jeher immer weit über den vertraglich geforderten

99 %. Durch zuverlässige Prozesse und strenge Datenschutzbestimmungen ist das deutsche Mautsystem bei den in­ und ausländischen Transportunternehmen akzeptiert. Den Regelungen des Bundes­ fernstraßenmautgesetzes entsprechend haben Ingenieure und Datenschützer ein Datenlöschkonzept entwickelt, das inzwischen auch bei anderen Branchen und Unternehmen als beispielgebend anerkannt ist. Umweltschutz Da die Mautsätze von jeher von Schad­ stoffklasse und Achszahl abhängig sind, wurden die Fuhrparks im Laufe der Jahre nachhaltig modernisiert. So beträgt heute der Anteil an der Fahrleistung für Fahrzeuge der Schadstoffklassen Euro 5, Euro 6 und EEV 1 rund 90 %. Mit anderen Worten: Fahrzeuge mit schlechten Abgas­ werten sind heute so gut wie nicht mehr unterwegs. Das gilt für die deutschen Flotten ebenso wie für die ausländischen.

AUSDEHNUNG Das gebührenpflichtige Straßennetz und die Mautpflicht werden in diesem Jahr erweitert: Insgesamt 1.100 Kilometer Bundesstraßen sowie Lkws ab 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht kommen hinzu.

Weitere Informationen unter: www.toll­collect.de


visAvis economy

|

customer care

Bildquelle: © visavis GmbH

D

ie zunehmende Digitalisierung unserer Gesellschaft verändert auch die Kommunikationsgewohnheiten der Menschen. Mit einher gehen gestiegene Anforderungen an den Kundenservice. Die Kunden, insbesondere die sogenannte Generation Y (Altersgruppe der 12- bis 32-Jährigen), erwarten mittlerweile nicht nur, dass sie über jeden ihnen zur Verfügung stehenden Kommunikationskanal mit den Unternehmen in Kontakt treten können, sondern auch, dass ihnen über alle diese Kanäle hinweg ein gleichbleibend guter Service geboten wird. Zwar kommt der Telefonie noch auf lange Zeit der Hauptanteil bei der Kundenkommunikation zu, doch wird sie und die anderen „Klassiker“ wie Fax und Brief schon fleißig ergänzt durch E-Mail, Chat, Instant Messaging sowie die sozialen Medien. Wobei der Einsatz von Social Media durch die Unternehmen ebenfalls gerade einen Wandel durchmacht – weg vom reinen Marketing und PR, hin zur Kundenbetreuung. Die Studie „Enterprise Priorities in Europe“ von Frost & Sullivan ergab, dass 45 % der befragten Unternehmen in Deutschland die sozialen Medien bereits voll in die anderen Kommunikationskanäle integriert haben – mit steigender Tendenz. Allen voran die Einzelhandelsunternehmen, von denen heute fast 80 % soziale Medien wie Facebook und Twitter nutzen, um Kunden ihre Produkte anzubieten. Bis 2016 sollen schon 63 % von ihnen diesen Kanal darüber hinaus in ihre Kundenkontaktstrategie integriert haben, um damit näher an die Kunden und ihre Wünsche rücken zu können. „In den USA nutzen bereits rund 50 % der Social-Media-Nutzer den Kundenservice via soziale Netzwerke“, weiß Ole Wegner, CEO der hello.de AG. Zwar machte er bei den klassischen deutschen Unternehmen ein Social-Media-Defizit aus, doch in den nächsten Jahren erwartet er auch hier eine ähnliche Entwicklung. Nicht ohne Grund führte sein Unternehmen kürzlich die für Deutschland wohl erste WhatsApp-basierte Kundenservicelösung ein. Mit durchschlagendem Erfolg: Schon kurz nach ihrer Inbetriebnahme war die Lösung bereits bei ersten Kunden wie zum Beispiel yourfone.de im Einsatz und ermöglicht dort seither die schnelle und effiziente Abwicklung von Kundenanliegen. Beispielsweise werden eventuelle Doppelkontakte von Kunden, die ihr Anliegen bereits über andere Kanäle wie Social Media, Chat, Mail, Call usw. gestreut haben, identifiziert, zusammengeführt und in nur einem Arbeitsschritt erledigt. Zumal die Kunden bei WhatsApp keine Eins-zu-Eins-Kom-

von Brigitte Kasper

Kundendienst 2.0 Handlungsfähig Contact- und Service-Center sind einem harten Wettbewerb ausgesetzt. Umso wichtiger ist es für sie, sich von ihren Konkurrenten abzusetzen. Derzeit bietet ihnen Social Media eine solche Chance. munikation wie bei einem Telefonanruf erwarten, sondern lediglich eine zeitnahe Reaktion des Unternehmens. Wegner bestätigt: „In der Regel liegen die Reaktionszeiten bei WhatsApp bei

nur wenigen Minuten bis zu einer Stunde maximal.“ Neben der wachsenden Bedeutung nahezu aller Kundeninteraktionskanäle nehmen auch die Wechselbe-

9

ziehungen der Kunden untereinander und zu den Lieferanten beständig zu, so eines der Ergebnisse einer Studie, die Frost & Sullivan gemeinsam mit Telus durchführte. Danach nutzen Kunden heute durchschnittlich sechs unterschiedliche Kanäle, um mit einem Unternehmen in Kontakt zu treten. Multichannel heißt diese Herausforderung, die noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklung angekommen ist. Video-Beratung und Co-Browsing sind nur zwei neue Techniken in diesem Zusammenhang, die am Start stehen. „Das zu beherrschen ist eine Herausforderung für die Organisation, die Führung und die Mitarbeiter“, weiß Manfred Stockmann, Präsident des Call Center Verbandes. „Denn die Medienkompetenz der Mitarbeiter ist entscheidend, um solche Kanäle einzuführen und zu betreiben.“ Seiner Meinung nach wird die Zukunft ein Kanalmix sein, in dem jeder Mitarbeiter mehr als nur einen Kanal beherrscht. So sind sie flexibel einsetzbar, können auch mal im Bedarfsfall die Aufgaben der Kollegen mit übernehmen, und die Arbeit ist nicht so eintönig. Eine ständige Weiterbildung der Mitarbeiter an den neuen Techniken und Medien ist dabei allerdings unverzichtbar, wollen sich die Call-, Contact- und Service-Center weiter erfolgreich im Wettbewerb behaupten. Joachim Schellenberg, Business Development Manager der Ecenta AG, bemängelt, „dass oft schon von Multichannel gesprochen wird, wenn einfach möglichst viele Kanäle irgendwie genutzt werden.“ Bei Ecenta hält man das für den völlig falschen Ansatz: „Wenn die verschiedenen Kommunikationskanäle sowie die zentralen Geschäftsprozesse nicht miteinander verknüpft sind, dann kann dieses falsche Verständnis von Multichannel sogar extrem kontraproduktiv sein. Eine Infrastruktur, die aus zig Inseln besteht, bremst die Service- und Sales-Mitarbeiter“, so Schellenberg. Sein Unternehmen verfolgt unter anderem mit der Lösung SAP Contact Center das Ziel, „eine angemessene Zahl an Kanälen mit wichtigen Prozessen vollständig zu integrieren und somit Effizienz- und Qualitätsgewinne im Contact Center zu realisieren.“ In diese Richtung gehen auch die Lösungen von Attensity. Sie helfen, die vielen unterschiedlichen Informationen, die über Social Media, EMail oder Chat eingehen und erstmal nur gespeichert werden, zu analysieren und beispielsweise für die schnelle Identifizierung von Servicethemen oder zur transparenten Steuerung der Servicequalität und damit zur Optimierung des Kundenservices heranzuziehen. So schön diese neuen Lösungen und Techniken auch sein mögen, mit


10

customer care

Leitmesse Die internationale Kongressmesse für Kundenservice, Kundenkommunikation und Call Center findet dieses Jahr wieder in Berlin statt. Die europäische Leitveranstaltung versteht sich mit der perfekten Kombination aus Kongress und Messe als größte Wissensplattform der Branche. Vergangenes Jahr stellten sich 250 internationale Aussteller dem Who’s who der Branche. Das Programm der CCW 2015 23. Februar 2015 Fit für die Zukunft: Mit smarten Ideen zu innovativem Kundenservice 24. Februar 2015 Vom Call Center zum Omni-Channel Center: Neue Wege zum Kunden 25. Februar 2015 Positionieren – Führen – Gestalten: So steuern Sie Ihr Contact Center ins Ziel 26. Februar 2015 Workshop-Tag www.ccw.eu

|

ihnen erhöht sich die Komplexität im Kundenservice ständig. Es sind Wege gefragt, mit deren Hilfe man aus diesem Kreislauf herauskommt oder zumindest das Beste daraus machen kann. Eine Möglichkeit wäre es zum Beispiel, einfache SupportFragen über Service-Apps, Video-Support, in Chats und im Self Service abzuwickeln, weiß Professor Heike Simmet von der Hochschule Bremerhaven. Schließlich werden Anfragen über die sozialen Medien immer selbstverständlicher. Search-Tools wie beispielsweise eSearch von arvato helfen dann dabei, den Suchanfragen der Kunden auf den Grund zu gehen, um ihnen mit so wenig Suchvorgängen wie möglich die richtigen Antworten oder den passenden Ansprechpartner liefern zu können. Qualifizierte Mitarbeiter könnten so entlastet werden. Ihr spezielles Fachwissen steht dann für die Lösung schwierigerer Servicefälle zur Verfügung. Darüber hinaus soll laut Professor Simmet die fortschreitende virtuelle Vernetzung von Menschen, Produkten und Orten, häufig auch als Internet der Dinge (Internet of Things – IoT) bezeichnet, dazu führen, dass der Kundenservice in Zukunft auf den Geräten selbst stattfindet. Weitere

Trends seien individualisierte Services in der Augmented Reality (Beispiel: virtuelle Brillenanprobe bei Mr. Spex) sowie der Wandel vom reaktiven zum proaktiven, also vorausschauenden

»

Der Service der Zukunft muss wie das Internet sein: immer da, immer verfügbar und immer kompetent.

«

Service – mit dem Ziel, Serviceprobleme bereits im Vorfeld ihrer Entstehung und ohne Beeinträchtigung beim Kunden zu lösen. So weit die Vision von der schönen neuen Servicewelt. Für Manfred Stockmann muss der Service in der Zukunft wie das Internet sein: immer da, immer verfügbar und im-

visAvis economy

mer kompetent. Wichtig ist ihm dabei auch die Durchgängigkeit der Kanäle: „Wer online nicht weiterkommt, ruft im Servicecenter an und der Mitarbeiter weiß bereits beim Entgegennehmen des Anrufs, wo der Schuh drückt.“ Doch gerade dieses „immer da, immer verfügbar“ ist in Gefahr, könnte mit einem Urteil vom Bundesverwaltungsgericht zur Sonn- und Feiertagsarbeit gekippt werden. Für Manfred Stockmann ist es schwer zu verstehen, „dass wir einerseits den Ausbau der digitalen und mobilen Gesellschaft vorantreiben wollen und dann das Sonntagsfahrverbot der Dienstleistungsgesellschaft propagieren.“ Sein Verband setzt sich aktiv dafür ein, gemeinsam mit den betroffenen Unternehmen die Politiker in Bund und Ländern von einer dienstleistungsfreundlichen und damit auch verbraucherfreundlichen, bundeseinheitlichen Regelung zu überzeugen. Gelingt dies, wird es auch künftig am Sonntag Auskunft vom Versandhändler, eine Schadensmeldung beim Versicherer, TelefonBanking oder auch Hilfe geben, wenn der Decoder vor dem Sonntagsspiel der Bundesliga streikt. b.kasper@visavis.de

OPTIMIERUNG | Kundenanfragen intelligent kanalisiert

INNOVATIVE LÖSUNGEN AUS EINER HAND Die Zahl der Kanäle, über die Kunden mit Unternehmen in Kontakt treten können, wird kontinuierlich größer. Neben Telefon, E-Mail oder Fax sind längst Websites, mobile Apps oder Facebook getreten. Diese fortschreitende Digitalisierung der Kommunikation stellt Unternehmen und Dienstleister vor große Herausforderungen, bietet aber auch eine Vielzahl von Chancen, um Kundenanfragen intelligent zu kanalisieren, unnötige Calls zu vermeiden und den Kundenwert zu maximieren. Ein Gespräch mit Daniel Welzer, Deutschland-Chef von arvato CRM Solutions. Vor allem die Digitalisierung von Kommunikation ist eine riesige Herausforderung für die gesamte CRM-Branche. Wie geht arvato mit diesem Thema um? Um unsere Kunden bei diesem Thema optimal unterstützen zu können, haben wir unser Lösungsportfolio neu aufgestellt und erweitert. Ausgehend von einem übergreifenden Beziehungsmanagement auf einer einheitlichen Plattform, setzen

wir für eine individuelle Kundenlösung Module unseres Portfolios zur Kundenwertmaximierung, Analyse und Kontaktoptimierung, Selfservice oder natürlich auch Kontaktvermeidung ein. Damit beschränkt sich die Digitalisierung nicht auf die Nutzung digitaler Kommunikationstechnologien. Uns geht es um eine vollständige Transformation des Kundenbeziehungsmanagements hinsichtlich der Kanäle, Prozesse, Analytik, Integration und Organisation. Können Sie uns ein Beispiel geben? Nehmen Sie eSearch, ein innovatives Selfservice-Angebot, mit dem es Lufthansa gelingt, Medienbrüche weitgehend zu vermeiden und die Anzahl der eingehenden Calls und E-Mails deutlich zu reduzieren. Verantwortlich im Hintergrund ist arvato. Das heißt, wir liefern die Plattform, die Software und die Technik, kümmern uns um die redaktionellen Inhalte der umfangreichen Wissensbasis, um die kontinuierliche Optimierung der semantischen Suche und um die Analyse des Kundenverhaltens.

Was ist das Besondere an eSearch? Das Angebot steht Lufthansa-Kunden via Website, mobiler App und Facebook weltweit in insgesamt sieben Sprachen zur Verfügung. Herzstück ist eine semantische Suchtechnologie, die dem System dabei hilft, den eigentlichen Kern der Frage zu erfassen und dann möglichst relevante Antworten zu liefern. Sucht ein

HERAUSFORDERUNG „Uns geht es um eine vollständige Transformation des Kundesbeziehungsmanagements“, so Daniel Welzer.

Lufthansa-Kunde beispielsweise nach dem Begriff „Beinfreiheit“, werden ihm Vorschläge wie „Kann ich eine Sitzplatzreservierung für Notausgangsplätze vornehmen“ oder „Wo finde ich die Sitzpläne der Lufthansa-Flotte“ geliefert. Wer nach „Hund“ sucht, findet Informationen zur Mitnahme von Tieren, während die Suche nach „Pferd“ gleich zu Lufthansa Cargo führt. Im Ergebnis also weniger, aber dafür umso relevantere Suchergebnisse. Lassen Sie uns noch einen kurzen Blick in die Zukunft werfen. Wo geht die Reise hin? Wir wollen unsere Auftraggeber in die Lage versetzen, ihren Zielgruppen ein nahtloses und kanalübergreifendes Kundenerlebnis zu bieten. Grundlage hierfür ist z. B. die Etablierung einer echtzeitfähigen, analytischen Plattform, die von den wichtigen Kernkanälen und Prozessen gespeist wird. Ein vielversprechendes Vorgehen, mit dem wir bereits bei einigen Kunden herausragende Erfolge erzielt haben. Weitere Infos unter: www.arvato.com


visAvis economy

|

betriebliche altersvorsorge

11

von Dietmar Braun

Der Streit um die beste Betriebsrente

Bildquelle: © Kalle Kolodziej - fotolia.com

Optimierung Es geht um die Finanzierung des längsten Urlaubs im Leben: die Rente. Es ist die längste aktive Freizeitphase, deren hinreichende Sicherung zunehmend zu einem Problem wird. Immer mehr Rentner sind zukünftig auf einen Zuverdienst im Alter angewiesen, wenn ihre Altersvorsorge nicht auf eine bessere Basis gestellt wird. Von Ruhestand kann dann keine Rede mehr sein.

E

ine neue hitzige Diskussion tobt um die Urlaubskasse für die rüstigen Dauerurlauber. Diese Kasse kann aus drei verschiedenen Töpfen mit Rentenzahlungen befüllt werden: der sozialstaatlichen Rente, der betrieblichen Rente und einer möglichen lebenslangen privaten Zusatzrente.

Bei der sozialstaatlichen Rente ist bekannt, dass Sozialpolitiker die Rente über die Rentenformel zu jeder Zeit kürzen können. Das geht ganz einfach. Werden die Rentenfaktoren und Rentenwerte vom Gesetzgeber abgesenkt, dann wird als Folge die von der Deutschen Rentenanstalt geleistete Rente im Verhältnis zum letzten Netto-Einkommen

sinken. Die Versorgungslücke zwischen der sozialstaatlichen Rente und dem letzten Gehalt wächst aufgrund der demographischen Entwicklung dramatisch. Experten sagen heute bereits einen Anstieg von 45 auf 60 % vo­raus, so dass die zu leistende Rente nur noch 40 % des zuletzt gezahlten Nettogehalts der Arbeitnehmer ausmacht.


12

betriebliche altersvorsorge

Buchvorstellung Am 12. Januar ist im F.A.Z.-Fachverlag FRANKFURT BUSINESS MEDIA das Buch „bAV 2015 – Im Spannungsfeld zwischen Regulierung, Kapitalmärkten und Demographie“ erschienen. Eine Sammlung von aktuellem Expertenwissen, die alle Gebiete der betrieblichen Altersversorgung sehr detailliert ausleuchtet. Wer sich als Arbeitgeber oder Vermittler kundig machen will, wie Unternehmen ihren Beschäftigten trotz niedriger Zinserträge und administrativer Komplexität eine lukrative Betriebs­ rente anbieten können, findet hier umfangreiche und nützliche

Diese Vorsorgelücke soll die zweite Säule im deutschen Rentensystem schließen: die Betriebsrente. Die Zusatzrente aus der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) gibt es sehr lange. Mit dem Inkrafttreten des Altersvermögensgesetzes (AVmG), des Altersvermögensergänzungsgesetzes (AVmEG) sowie des Hüttenknappschaftlichen Zusatzversicherungs-NeuregelungsGesetzes (HZvNG) am 1. Januar 2002 haben sich die Rahmenbedingungen für die Betriebsrente sogar erheblich verbessert. Es wurden die Fristen für die Unverfallbarkeiten der Ansprüche auf die Betriebsrente verkürzt. Der Pensionsfonds als damals neuer weiterer Durchführungsweg wurde eingeführt. Für Arbeitnehmer wurde erstmals ein gesetzlicher Anspruch auf die Entgeldumwandlung geschaffen: die Gehaltsumwandlung. 2002 wurden auch neue umfangreiche steuer- und beitragsrechtliche Fördermöglichkeiten bewilligt. Es gibt heute fünf völlig verschiedene Durchführungswege, und diese sind mit verwirrend komplexen beitragsrechtlichen Regelungen und steuerlichen Vorschriften ausgestattet. Die heutigen fünf Wege sind: Pensionskasse, Pensionsfonds, Unterstützungskasse, Direktversicherungen und Direktzusage. 2015 soll womöglich noch ein weiterer Durchführungsweg hinzukommen, der eine obligatorische Regelung vorsieht, die sogenannte „NahlesZwangsrente“. Kritiker befürchten dadurch nicht nur eine Gefährdung für bestehende Lösungen, sondern für das System der Betriebsrente insgesamt. Es drohe die Gefahr, dass zwar vielleicht mehr Arbeitnehmer die neue Nahles-Rente obligatorisch vereinbaren, diese die durchschnittlich vereinbarte Betriebsrente allerdings auf ein niedriges Niveau einer Zwangsrente absenke. Diese reiche aber nicht zum Schließen der Versorgungslücke in der Altersrente, so die Kritiker.

Informationen zu wichtigen Aspekten, wie HR und Vergütung, Kommunikation und Transparenz, Administration, Asset- und Risikomanagement, Opting-out, Auswirkungen der Niedrig­zinsphase u.v.m. In 26 Beiträgen identifizieren, beschreiben und bewerten renommierte Fachautoren und ausgewiesene Experten der bAV, wie Dr. Henriette Meissner oder Dr. Thomas Jasper u.v.a., relevante Rahmenbedingungen, maßgebliche Trends und die mittelfristige Entwicklung der bAV. Herausgeber sind Dr. Guido Birkner, verantwortlicher Redakteur HR im F.A.Z.-Fachverlag, sowie Pascal Bazzazi, Chefredakteur des Pensionsportals www.Leiter-bAV.de. ISBN: 978-3-89981-326-5

Für die Sicherheit der Betriebsrente sind der Pensions-Sicherungs-Verein auf Gegenseitigkeit (PSVaG), die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und die Arbeitsgemeinschaft kommunaler und kirchlicher Versorgungseinrichtungen (AKA) jeweils zuständig. Zur Sicherung der neuen Nahles-Rente ohne Arbeitgeberhaftung wäre auch die Finanzierung einer Einrichtung zur Sicherung notwendig, was nicht nur immense Kosten verursacht, sondern zugleich neue Risiken setzt und vor allem eine sehr teure Bürokratie auslöst. Zwangsrente als Alternative? Heute ist die Betriebsrente in Industrieunternehmen und großen Konzernen am meisten verbreitet. Laut der im Januar 2015 vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) etwas spät veröffentlichten Studie „Forschungsbericht: Trägerbefragung zur Betriebsrente 2013“ ist die Verbreitung der bAV bei großen Unternehmen bestens, nur viele Kleinunternehmen und die mittelständische Wirtschaft verfügen über keine bAV-Lösung oder nur wenige Beschäftigte nutzen die dort bestehende Vorsorge. Die Studie regt an, durch Reformen oder Neuerungen vor allem für kleine und mittlere Unternehmen die Rahmenbedingungen für die Betriebsrente zu verbessern. Die Verbesserung der bAV ist ein fester Bestandteil des Koalitionsvertrags der großen Koalition. Was nicht in der Vereinbarung steht, ist die Art der Förderung. Hier ist die Wurzel für politischen Streit. Die Sozialdemokratin Andrea Nahles will als Bundesministerin für Arbeit und Soziales eine neue Betriebsrente einführen, die nur von den Tarifparteien getragen wird. Damit die Arbeitgeber einer solchen über alle Branchen und Gewerkschaften hinweg gültigen Zwangsrente zustimmen, hat Nahles ihnen die Entlastung durch eine

|

Entlassung aus der Arbeitgeberhaftung angeboten. Für eine solche Lösung bräuchte Nahles auch die von ihr vernachlässigte deutsche Versicherungswirtschaft nicht. So war es nur logisch, dass die deutsche Assekuranz zu den Erstverhandlungen über die NahlesRente nicht eingeladen wurde. Die kritische Haltung der Assekuranz ist die logische Folge des fehlenden Dialogs mit dem BMAS, das zeigt sich im Experten-Interview mit Fabian von Löbbecke, Vorstandsvorsitzender der Talanx Pensionsmanagement AG und verantwortlich für bAV bei HDI. Der Haftpflichtverband der Deutschen Industrie (HDI) ist einer der traditionellen Versicherer der Industrie, ebenso wie der mittelständischen Wirtschaft aus Handel, Handwerk und Gewerbe. Der Bedarf, die bewährte betriebliche Altersvorsorge zu stärken, ist groß. Die HDI-Experten plädieren dafür, keine zusätzliche Form der Altersversorgung einzuführen, sondern das bestehende bAV-System zu verbessern. Sie fordern die volle Beitragspflicht im Rahmen der Kranken- und Pflegeversicherung wieder abzuschaffen, die Anrechnung auf die Grundsicherung zu streichen sowie die Mitnahme der bAV zu einem neuen Arbeitgeber zu erleichtern, um die bAV arbeitnehmerfreundlicher zu gestalten. Die bAV insgesamt sieht der HDI im Aufwind, aber es sei noch viel Platz nach oben, wenn es um eine

KonstRuktiv Dr. Peter Schwark, Experte für Altersvorsorge und Mitglied der GDV-Geschäftsführung, kündigt eigene Vorschläge für einen neuen bAV-Gesetzesentwurf an. stärkrere Verbreitung in kleineren und mittleren Unternehmen und um eine höhere Ausschöpfung der geförderten Beiträge geht. Aus Sicht des Gesamtverbandes der Versicherungswirtschaft (GDV) rät Dr. Peter Schwark, Mitglied der GDV-

visAvis economy

Hauptgeschäftsführung, „die Regierung solle nur Maßnahmen treffen, die auf dem Erreichten aufbauen und es nicht gefährden, um tatsächlich zu einer weiteren Erhöhung der Verbreitung der bAV (wie übrigens auch der Riester-Rente) in Deutschland zu kommen. Die Versicherer haben hier in der Vergangenheit durch maßgeschneiderte Lösungen den Löwenteil des Zuwachses erreicht, gerade bei den Mittelständlern. Deshalb dürfen sie bei den nun im BMAS diskutierten Lösungen nicht außen vor bleiben. Es muss auch vermieden werden, durch gänzlich andere Regeln für neuartige Durchführungswege die erzielten Erfolge zu gefährden und in den etablierten Bereichen zu einer Lähmung zu kommen.“ Die Tarifpartner hätten andere Möglichkeiten, der bAV neuen Schub zu geben. Aber sie sind hierzu auf professionelle Partner angewiesen. Die MetallRente, das Chemie- und das Presseversorgungswerk sind gute Beispiele dafür, dass die Versicherer Sachkunde, Erfahrung und Kompetenz haben, den Tarifpartnern praxistaugliche Lösungen zu bieten. Neugründungen ohne etablierte und erfahrene Partner würden es gerade im aktuellen Niedrigzinsumfeld extrem schwer haben, auf der grünen Wiese neu zu starten. Der GDV werde deshalb konstruktive eigene Vorschläge in die Diskussion um den vom BMAS vorgelegten bAV-Gesetzentwurf einbringen, kündigt Dr. Schwark an. Über die Reichweite der privaten Altersversorgung kann diskutiert werden, meinen auch Experten der IG Metall. Die Belegungsquote in einer Betriebsrente wie dem Versorgungswerk MetallRente sei abhängig von individueller Bereitschaft, Zinsentwicklung und Kosten. Da die Versorgungslücke zwischen der sozialstaatlichen Rente aus der ersten Säule und einer ausreichenden Rente wächst sind betriebliche Zusatzrenten wichtig. Jetzt würde der Gesetzgeber wieder erneut kreativ, sagte der Bundesminister a.D. Walter Riester, der die Ergänzung „Riester-Rente“ geschaffen hat. Natürlich kann die Regierung sagen, „wenn die Beteiligung seitens der Arbeitnehmer nicht läuft, dann machen wir dies obligatorisch“. Dafür gibt es auch aus anderen Staaten erfolgreiche Beispiele. Ob aber eine Zwangsrente als Betriebsrente auf einen breiten Konsens in Deutschland trifft, ist auch aus Sicht des Versorgungwerks MetallRente, zumindest laut dessen Geschäftsführer Heribert Karch, noch völlig offen. Rechtlich wäre dies seiner Meinung nach aus verschiedenen Gründen keineswegs im Handstreich zu erledigen. Altersversorgung brauche immer einen Konsens zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Gerade kleinere Un-


visAvis economy

|

Im Gespräch mit der VISAVIS-Redaktion bezog Fabian von Löbbecke Stellung zur geplanten Tarifrente. Von Löbbecke ist Vorstandsvorsitzender der Talanx Pensionsmanagement AG und verantwortlich für bAV bei HDI. Seit dem Jahr 2002 muss jeder Arbeitgeber in Deutschland seinen Mitarbeitern eine betriebliche Altersversorgung (bAV) anbieten. Wie verbreitet ist die bAV heute? Studien zeigen, dass die bAV vor allem bei kleineren und mittelständischen Betrieben unzureichend genutzt wird. Nicht einmal die Hälfte hat eine entsprechende Versorgung. Da wo eine bAV eingerichtet ist, liegen die gezahlten Beiträge, je nach Statistik, im Durchschnitt zwischen 50 und 87 Euro im Monat. Das ist schade, da der Staat bereits heute bis zu 242 Euro Monatsbeitrag steuer- und sozialversicherungsfrei fördert. Mit richtigen Anreizen könnte hier noch ein viel größeres Potenzial gehoben werden. Im Gespräch ist auch eine Initiative aus dem Ministerium für Arbeit und Soziales: die sogenannte „NahlesRente“ ohne Arbeitgeberhaftung. Was ist davon zu halten? Ganz ehrlich, wir brauchen kein neues tarifliches Zwangssystem neben der bestehenden bAV. Das schafft keine Vereinfachung, sondern würde alles nur komplexer machen. Schließlich müsste für die „Nahles-Rente“ unter hohen Kosten ein völlig neuer Verwaltungsapparat errichtet werden. Wir haben heute bereits fünf Durchführungswege mit unterschiedlichen steuerlichen Förderungen und komplexen Vorschriften zur Bilanzierung. Das ist kompliziert genug. Die Unternehmen brauchen eine einfachere bAV und vor allem Planungssicherheit. Ein solches Zwangssystem könnte den guten Ruf der bAV gefährden. Erst recht, wenn Tarifverträge für allgemeinverbindlich erklärt werden; die neue Tarifrente dann also auch für Betriebe gilt, die tariflich ungebunden sind. Wie könnte die bAV in kleinen und mittelständischen Betrieben stärker genutzt werden? In dem man Hemmnisse für Arbeitgeber abbaut und Anreize für Arbeitnehmer schafft. Das lässt sich mit einfachen Mitteln auch im bestehenden bAV-System umsetzen. Ein erster Schritt wäre schon getan, wenn Arbeitgeber zugunsten ihrer Mitarbeiter mindestens zur Hälfte auf ihre Sozialversicherungsersparnis verzichten würden. Das wäre für die Unternehmen kostenneutral, würde aber die Mitarbeiter motivieren, mehr Gehalt umzuwandeln. Zudem sollte der Gesetzgeber Arbeitgebern die Möglichkeit geben, mehr zur bAV beizusteuern – und

betriebliche altersvorsorge

Vereinfachen statt verkomplizieren umDenKen Um die betriebliche Altersvorsorge (bAV) in Deutschland vor allem in kleineren und mittelständischen Unternehmen voranzubringen, bedarf es der richtigen Anreize. Bundessozialministerin Andrea Nahles plant eine neue Tarifrente einzuführen. Dabei wäre es besser, die bestehende bAV einfacher und verständlicher zu gestalten. Das Optimierungspotenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft.

13

sicherungspflicht befreit werden. Sparen muss sich lohnen und zwar für jeden Arbeitnehmer. Wie wichtig ist Beratung in der betrieblichen Altersvorsorge? Ohne Beratung geht es nicht. Der Arbeitnehmer muss seine individuelle Versorgungslücke kennen, um bedarfsgerecht vorsorgen zu können. Ein Zwangssystem würde vielleicht eine hohe Verbreitung erzielen, aber niemals eine bedarfsgerechte Ausschöpfung der Beiträge erreichen. Schnell würde der Eindruck erweckt, mit einer „Nahles-Rente“ hätte man schon genug getan. Im Endeffekt würden viele Arbeitnehmer dann nicht mehr, sondern eher weniger Vorsorge betreiben. Die Erfahrung der Riester-Rente zeigt: Arbeitnehmer brauchen oft einen Anstoß, um aktiv zu werden. Es würde sicher auch helfen, wenn man die Arbeitgeber hier mehr in die Pflicht nehmen würde. Viele Arbeitnehmer wissen gar nicht, dass sie einen Rechtsanspruch auf eine bAV haben. Wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter über ihren Anspruch informieren müssten, wäre schon viel gewonnen. Wenn sie dann noch ihre Mitarbeiter motivieren, sich während der Arbeitszeit beraten zu lassen, würden sicher deutlich mehr Arbeitnehmer eine bAV abschließen. Warum ist es für Betriebe notwendig, ein Altersvorsorge-Management einzurichten? Wir sprachen ja bereits über die Gewinnung von Fachkräften. Manche dieser neuen Mitarbeiter haben schon eine bAV bei ihrer alten Firma und möchten diese zu ihrem neuen Arbeitgeber mitnehmen. Davor scheuen sich viele Unternehmen, weil sie Haftungsprobleme fürchten. Hier könnte der Gesetzgeber helfen, indem er die Rahmenbedingungen der Portabilität verbessert.

ABLEHnunG Eine neue, zusätzliche Tarifrente würde die bestehende bAV in Deutschland noch komplexer machen als sie ohnehin schon ist, davon ist Fabian von Löbbecke überzeugt. Sie würde zwar eine hohe Verbreitung erzielen, aber niemals eine bedarfsgerechte Versorgung der Mitarbeiter erreichen. zwar steuer- und sozialversicherungsfrei. Gerade im Niedrigzinsumfeld wäre der Staat gut beraten, den Dotierungsrahmen für versicherungsförmige bAV zu erhöhen. Dann könnten Unternehmen sich als soziale Arbeitgeber zeigen und zugleich die bAV stärker als personalpolitisches Instrument zur Gewinnung neuer Fachkräfte nutzen. Kann durch die „Nahles-Rente“ die betriebliche Vorsorge für Arbeitnehmer mit geringerem Einkommen gestärkt werden?

Ich glaube, es würde schon sehr helfen, wenn man die Arbeitnehmer, die bereit sind selbst vorzusorgen, nicht länger bestaft. Gerade Geringverdiener müssen motiviert werden, mehr für ihre Altersvorsorge zu tun. Wenn der Gesetzgeber es mit der Förderung der bAV ernst meint, müsste er als Erstes die Anrechnung der bAV auf die Grundsicherung streichen. Außerdem muss die Effizienz einer bAV für alle Beteiligten außer Frage stehen, hierzu sollten fällige Betriebsrenten endlich von der vollen Kranken- und Pflegever-

Welche Form der bAV würden Sie Arbeitgebern empfehlen? Unsere Erfahrung zeigt, dass gerade kleinere und mittelständische Unternehmen eine einfache und verständliche bAV wollen. Die Direktversicherung im Zuge der Gehaltsumwandlung ist der einfachste und daher auch einer der beliebtesten Wege. Wir appellieren daher an die Arbeitgeber nicht zu warten, bis ein tarifliches Zwangssystem kommt, sondern jetzt das Zepter in die Hand zu nehmen und selbst eine bAV einzuführen oder auszubauen. Beratung ist dabei das A und O und wird als Erfolgsfaktor von der Politik leider völlig unterschätzt. Gerade kleineren und mittelständischen Unternehmen empfehle ich, sich einen erfahrenen Versicherer als Experten ins Unternehmen zu holen, der sie bei der Einführung einer bAV kompetent berät. Weitere Infos unter: www.hdi.de/bav


14

betriebliche altersvorsorge

bAV-Verwaltung Die für Unternehmen zeitintensive bAV-Verwaltung wird durch die stetig steigenden rechtlichen Anforderungen immer komplexer. Als unabhängiger Partner entwickelt xbAV technologische Lösungen für eine effiziente und intelligente Prozessoptimierung in der betrieblichen Altersversorgung. Die zeitgemäße, datenschutzkonforme Technologie von xbAV reduziert den Aufwand für alle Beteiligten – Arbeitgeber, Versicherer, Arbeitnehmer und Vermittler – auf ein Minimum. Zu den Kunden und Partnern zählen die führenden Versicherer und eine steigende Anzahl von Arbeitgebern. Als einer der führenden Dienstleister und Technologieanbieter in der betrieblichen Altersvorsorge ist xbAV Mitglied der BIPRO e.V., der neutralen Organisation der Finanzdienstleistungsbranche, bei der fachliche und technische Normen zur Qualitätssteigerung entwickelt werden.

ternehmen und von ihnen geprägte Mitgliedsverbände könnten seiner Einschätzung nach dann gar nicht anders, als gegen obligatorische Ambitionen Sturm zu laufen, weil sie weniger Ressourcen haben, um Komplexitätsanforderungen einschließlich un­be­kannter Risiken zu bewältigen. Falls die obligatorische Lösung am Ende nicht von den beiden Tarifvertragsparteien akzeptiert wird, müssen mittelbare Steuerungseffekte im Steuer- und Sozialrecht zur Vereinfachung der bereits bestehenden Durchführungswege greifen. Der Aufwand für die Einrichtung von betrieblichen Renten muss für kleinere und mittlere Unternehmen einfacher gestaltet werden und „das geht auch, wenn man es will“, meint Karch zuversichtlich. Eine nachhaltige Reform entstehe durch Feinarbeit. Altersversorgung in Deutschland – egal in welchem System – sei aber erschreckend kompliziert. Das rühre nicht von der Komplexität des einzelnen Durch­führungs­ weges her, sondern liege an der steuerlich unterschiedlichen und sehr komplexen Behandlung einer im Detail für den Laien kaum überschaubaren beitragsrechtlichen Behandlung und Anrechnungsmodi auf andere

|

Rentenansprüche, die für Karch nicht akzeptabel seien. So könnte Abwehr gegen neue Modelle wie eine „Nah-

»

Der Aufwand für die Ein­ richtung von betrieb­ lichen Renten muss für kleinere und mittlere Unternehmen einfacher gestaltet werden.

«

les-Rente“ entstehen und so würden Un­klarheiten als Gerechtigkeitslücken wahr­genommen werden. Ansätze zur besseren Verbreitung Gerade im Zusammenhang mit der mangelnden Verständlichkeit der bAV und ihrer Risiken für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gilt es, die komplizier-

visAvis economy

ten Strukturen der bestehenden bAV aufzubrechen und besonders ihre Administration zu vereinfachen. Kein leichtes Unterfangen, denn die bAVVerwaltung ist durch die fünf Durchführungswege hochkomplex und zeit­ intensiv. Das wird sie trotz einer Reform der Reform wohl auch künftig bleiben. Hilfe und Entlastung für Betriebe und Versicherer verspricht nur eine Auslagerung der Verwaltung. Das spart nicht nur Zeit und Ressourcen bei aufwändigen Vorgängen wie beispielsweise dem Arbeitgeberwechsel, sondern vermindert auch Haftungsrisiken, die mit solchen Verwaltungsvorgängen einher gehen. xbAV ist ein unabhängiger Partner für die Schnittstelle zwischen Arbeitgeber, Versicherer, Arbeitnehmer und Vermittler. Der Dienstleister übernimmt die vollständige und professionelle Abwicklung der betrieblichen Altersvorsorge. Die Grundlage dafür bietet eine sichere und datenschutzkonforme Technologie, die den Aufwand für die Geschäfts- und Kooperationspartner auf ein Minimum reduziert. Gerade für kleinere und mittelständische Unternehmen ist die Verwaltung ein Schreckgespenst. Das Outsourcing der Verwaltung ist hier für den Betrieb oft die einzige Chance

OUTSOURCING | bAV-Verwaltung mit transparenter Technologie

VEREINFACHUNG UND EFFIZIENZ IN DER BAV Im Interview mit der VISAVIS-Redaktion gibt Martin Bockelmann, Geschäftsführer der xbAV GmbH, Einblicke in das Potenzial des bAV-Verwaltungsservice zur Kostenreduzierung und Vereinfachung der Verwaltung von Versorgungsverträgen. Herr Bockelmann, Ihr Unternehmen ist einer der führenden Dienstleister und Technologieanbieter in der bAV. Was macht xbAV so besonders? Die bAV-Verwaltung ist hochkomplex und zeitintensiv, eine Auslagerung schafft da eine enorme Entlastung in der Personalabteilung. Als unabhängiger Partner und Schnittstelle zwischen Arbeitgeber, Versicherer, Arbeitnehmer und Vermittler übernehmen wir die vollständige und professionelle Verwaltung der betrieblichen Altersvorsorge. Unsere Stärken sind dabei unsere Neutralität, die innovative Technologie und die Transparenz in der Vergütung. Gerade weil unser Service unabhängig arbeitet, unterstützen uns immer mehr Versicherer. Die Grundlage dafür bietet unsere sichere und datenschutzkonforme Technologie, die den Aufwand für unsere

Geschäfts- und Kooperationspartner auf ein Minimum reduziert. Worin besteht für Ihre Kunden der Mehrwert in der Zusammenarbeit mit Ihrem Unternehmen? Wir bieten Arbeitgebern die Möglichkeit, alle vorhandenen bAV-Verträge anbieterunabhängig über unsere Anwendung zu verwalten. Dabei arbeiten wir eng mit dem jeweiligen Vermittler beziehungsweise Berater zusammen. Die Vorteile für den Arbeitgeber sind effiziente, digitale Verwaltungsprozesse, die schnelle, gesetzesund datenschutzkonforme Bearbeitung, korrekte Abrechnungen der bAV im Gehalt und volle Transparenz in allen Abläufen. Wie sieht Ihr Service konkret aus, um das Alltagsgeschäft Ihrer Kunden und Partner zu erleichtern? Unternehmen können ihre komplette bAV-Verwaltung an uns outsourcen: vom Eintritt über die laufende Betreuung bis zum Austritt, der elektronischen Archivierung und der Möglichkeit, jederzeit den aktuellen Stand eines Vorgangs abzufra-

gen. So profitieren sie von einer effizienten und kostengünstigen Abwicklung. Gerade die Angst vor hohem Verwaltungsund Informationsaufwand ist ein wichtiges Thema und wurde bei der letzten bAVBefragung (Machbarkeitsstudie bAV in KMU, i. A. des Bundesarbeitsministeriums, 06/14) als eines der häufigsten Hemmnisse genannt. Outsourcing an einen professionellen Dienstleister schafft hier eine

ENTLASTUNG Die externe Verwaltung der betrieblichen Altersversorgung verschafft Unternehmen einen großen Wettbewerbsvorteil, versichert Martin Bockelmann.

große Entlastung. Unser Ziel ist es, als Schnittstelle aller Beteiligten mit einem unabhängigen Service die bAV für alle attraktiver zu machen. Wo sehen Sie einen Ansatzpunkt, um die bAV besser zu verbreiten? Unternehmen können die bAV für sich nutzen, um weiter als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden. Noch ist die Verbreitung der bAV, gerade in kleinen und mittelständischen Unternehmen, verhältnismäßig gering. Neben dem Verwaltungsaufwand zählen laut der Machbarkeitsstudie bAV auch mangelnde personelle Ressourcen, die Komplexität des Themas an sich und das fehlende Know-how über Möglichkeiten und Durchführungswege in der bAV zu den Gründen, die Unternehmen zögern lassen. Die fachkundige Beratung durch einen Vermittler ist bei dem Variantenreichtum durchaus notwendig. Eine Trennung von Vertrieb und Verwaltung ist da sinnvoll, um Freiraum für das Kerngeschäft zu schaffen. Weitere Infos unter: www.xbav.de


visAvis economy

|

Kritik Heribert Karch, Geschäftsführer des Versorgungswerkes MetallRente, bemängelt die Komplexität und die mangelnde Transparenz der bAV in Deutschland. eine bAV einzurichten oder ein bestehendes Versorgungssystem effizient auszubauen. Wie wichtig es für die Alterssicherung ist, die betriebliche Altersvorsorge zu verbreiten und zu verbessern, darin sind sich alle einig. Denn bAV ist mehr als nur eine Rente. Darum gilt es Notiz zu nehmen von den vielfältigen Bemühungen in der Beratungsund Finanzdienstleistungssbranche, die bAV weiter voranzubringen. Diesem Zweck dient beispielsweise der „Deutsche bAV-Preis“, der 2015 erstmals in zwei Kategorien vergeben wird: für Großunternehmen und für den Mittelstand. Klaus Morgenstern, Mitglied der hochkarätig besetzten Jury, nennt hierfür Gründe: Bei der erstmaligen Vergabe des Preises im vergangenen Jahr sei klar geworden, wie schwer sich die Leistungen von Großunternehmen und mittelständischen Firmen in der bAV vergleichen lassen. Es besteht die Gefahr, dass die Projekte der Großkonzerne, hinter denen eine gut besetzte Personalabteilung und viel größere Ressourcen stecken, die Er­gebnisse in kleinen und mittleren Unternehmen in den Schatten stellen. Das aber wäre ein Fehler. Die Initiativen im Mittelstand verdienen nicht weniger Wertschätzung, auch wenn deren Umfang kleiner ausfällt. Gerade im Mittelstand besteht in der betrieblichen Altersversorgung doch der größte Nachholbedarf. Der Jury und den Ausrichtern war es wichtig, gute Ideen und Konzepte aus diesen Unternehmen ins rechte Licht zu rücken. Prompt fielen der Jury die Entscheidungen in 2015 leichter als 2014, weil eben nicht die Gefahr bestand, dass anerkennenswerte Leistungen aus dem Mittelstand unter die Räder kommen. Die Anzahl

betriebliche altersvorsorge

der Teilnehmer hat sich dadurch zwar noch nicht erhöht. Gerade im Bereich KMU ist der Kreis der Kandidaten sicherlich größer, als die Zahl der Einreichungen bislang widerspiegelt. Die Teilnehmer machen laut Klaus Morgenstern Hoffnung auf eine größere Verbreitung der bAV. Die eingereichten Projekte demonstrieren eine große Vielfalt, die beweist: betriebliche Altersversorgung ist viel mehr als nur Rente. Mittlerweile machen sich Unternehmen viele Gedanken über die Flexibilisierung des Übergangs vom Arbeitsleben in die Rente, zur Absicherung des Berufsunfähigkeitsrisikos und zur Einbettung in die gesamten Benefits, die Arbeitnehmer erhalten. Wenn diese innovativen Beispiele weiter Schule machen in der deutschen Wirtschaft, dann wird auch die Verbreitung zunehmen, vorausgesetzt es verschlechtern sich die Rahmenbedingungen nicht noch weiter. Es ist schließlich kein Geheimnis, dass der Gesetzgeber die Unternehmen in der bAV mit viel Bürokratie überfrachtet. Fazit: BAV hat Zukunft In einer Zeit, wo um jeden guten Facharbeiter oder Talente im Arbeitsmarkt gekämpft wird, ist eine bAV gut für das Image eines Unternehmens. Sie ist ein Juwel im Sektor Personalwirtschaft, da sie neue Mitarbeiter anlockt und die erfahrenen Arbeitnehmer an das Unternehmen bindet. Dies gelte vor allem in Zeiten niedriger Zinsen, meinen die Experten des Beratungshauses Towers Watson. Eine Altersvorsorge über das Unternehmen biete den Beschäftigten durch Gruppenkonditionen und Sondertarife einen Mehrwert, der auch die Rendite befördert. Außerdem können durch die zumeist vereinfachte Gesundheitsprüfung viele Arbeitnehmer leichter an der Vorsorge teilnehmen. Da eine Kündigung der Vorsorge in der bAV in der Regel nicht sinnvoll ist, können die Versicherer das Kapital in der Ansparphase langfristiger und oft auch alternativ zu Staatsanleihen anlegen, was sich nach Ansicht der Experten von Towers Watson sehr positiv auf die sichere Rendite auswirkt. Auf den Punkt gebracht, liegt der Vorteil der bAV in der biometrischen Leistung, der Stärke der Kollektive und dem Risikoausgleich von Schwankungen im Kapitalmarkt über die Laufzeit. Und weil sie zusätzlich die Attraktivität und das Image der Unternehmen stärkt, sieht Towers Watson ihre Zukunft optimistisch, selbst in Zeiten schwieriger Rahmenbedingungen in den Kapital- und Arbeitsmärkten. Die deutsche Verteidigungsministerin verfügt über Flugzeuge, die nicht fliegen und Panzer, die nicht schießen – was NATO-Bündnispartner erschreckt, finden deutsche Pazifisten gut. Ähnliches ist aus der deutschen

Sozialpolitik zu vermelden. Reformen der sozialstaatlichen Rente, wie die Rente mit 63, die den Unternehmen erfahrene Arbeitnehmer entzieht, und Ideen für eine obligatorische „Zwangsrente“ wollen bei den beiden Tarifvertragsparteien nicht so richtig zünden. Zusätzlich lösen die Ideen von Bundesministerin Nahles bei der Assekuranz Verwunderung bis Entsetzen aus. Was benötigt wird, ist ein runder Tisch. Neben den Arbeitgebern und den Gewerkschaften sollten kompetente bAVExperten der Assekuranz mit am Tisch sitzen. Aus gut unterrichteten politischen Kreisen war zu erfahren, dass das Modell einer Zwangsrente, wie von Bundesministerin Nahles ursprünglich geplant, in der Großen Koalition am Widerstand der Koalitionspartner, aber auch zu Teilen aus der SPD-Fraktion scheitern könnte. Es zeichnet sich ein Kompromisspaket ab, das zu einer Verbreiterung der Betriebsrenten in Deutschland unter Einbeziehung der deutschen Assekuranz führen wird. Das wäre auch gut so. Ein neues Verwaltungsmonster, wie es die Nahles-Lösung mit einer Zwangsrente ohne Arbeitgeberhaftung ausgelöst hätte, würde das bisher in der bAV und privatwirtschaftlichen Lebensversicherung Erreichte nur gefährden statt es zu fördern. Neben den garantierten biometrischen Lösungen der Versicherer gibt es weitere neue interessante Alternativen der Banken und Investmentgesellschaften, die teilweise auch zur Finanzierung von fondsgebundenen Varianten der Versicherungswirtschaft eingesetzt werden. Um die Zukunft der bAV, auch in Zeiten niedriger Marktzinsen, muss einem darum nicht bange sein. Die Betriebsrente ist nicht tot, sondern quicklebendig. Sie durch kluge Reformen für kleine und mittelständische Unternehmen zu beleben, kann sehr sinnvoll sein. Allerdings wäre ein Zwang zur Betriebs­rente der falsche Weg. d.braun@visavis.de

Der Autor Dietmar Braun ist Spezialist für Assekuranz und Banken. Nach mehrjähriger Berufspraxis in der Versicherungswirtschaft lehrt er heute als Hochschuldozent an der Hochschule Heilbronn (HHN) und an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW), Stuttgart. Als Fachjournalist machte sich Braun unter anderem in Print- und Onlinemedien wie Versicherungsmagazin und Finanzwelt einen Namen.

15

Deutscher bAV-Preis Am 24. Februar 2015 ist es soweit: Im Rahmen des Kongresses „Zukunftsmarkt Altersvorsorge 2015“ (Berlin) wird der 2. Deutsche bAVPreis verliehen. Die Auszeichnung für innovative bAV-Lösungen in deutschen Unternehmen wird erstmals in den zwei Kategorien „Großunternehmen“ und „Mittelstand“ vergeben. Prämiert werden Arbeitgeber mit zukunftsweisenden Projekten zur betrieblichen Altersvorsorge. Eine hochkarätig besetzte Jury von bAV-Experten aus Politik und Wirtschaft bewertet die Bereiche: Plangestaltung, Finanz- und Risikomanagement, Administration und Kommunikation. Im Vordergrund stehen dabei der innovative und kreative Charakter eines bAV-Projektes sowie dessen Einklang mit der Unternehmensund Personalstrategie. Erstmals vergeben wurde die neue Auszeichnung dieser Art im Februar 2014 an den Daimler Pensionsplan sowie an die Altersversorgungsprojekte von Henkel, Fidelity und GE. Mit dem Deutschen bAV-Preis soll die betriebliche Altersvorsorge als wesentliches Standbein der Alterssicherung für Arbeitnehmer in Deutschland stärker gefördert und verbreitet werden. Initiiert wurde die Auszeichnung von der Beratungsgesellschaft Towers Watson und dem Veranstalter des jährlichen Kongresses „Zukunftsmarkt Altersvorsorge“, MCC. Neben dem Deutschen Institut für Altersvorsorge (DIA) sowie der Informationsplattform Leiter-bAV.de gibt es mittlerweile zahlreiche Unternehmen, Organisationen und Medienpartner, die den Preis unterstützen. Bis zum Ende dieses Jahres können sich Unternehmen jeder Größe erneut für den nächsten Deutschen bAV-Preis 2016 bewerben. Nähere Infos unter: www.deutscher-bav-preis.de www.zukunftsmarkt-altersvorsorge.de


16

betriebliche altersvorsorge

|

visAvis economy

GASTBEITRAG | Heiko Gradehandt, bAV-Mittelstandsexperte bei der Unternehmensberatung Towers Watson

NIEDRIGZINSPHASE – WAS BEDEUTET DAS FÜR DIE BAV? Aus Mitarbeitersicht: Betriebsrente umfassend gesichert Grundsätzlich ist festzuhalten, dass Arbeitgeber in Deutschland unabhängig von der Entwicklung des Kapitalmarkts für die zugesagten Pensionsleistungen einstehen müssen. Hat der Arbeitgeber also eine bestimmte Leistung oder eine bestimmte Verzinsung von Beiträgen zugesagt, so ist diese für den Mitarbeiter sicher. Für Änderungen gilt der Grundsatz des Vertrauensschutzes. Das heißt, dass die erdiente Anwartschaft gemäß der herrschenden Rechtsprechung fast nie gekürzt werden kann – auch bei kollektiver Einigung mit dem Vertragspartner. Dieser Teil ist auch im Falle der Insolvenz eines Unternehmens durch den Pensions-Sicherungs-Verein (PSVaG) geschützt. Auch für Eingriffe in künftige Steigerungen gibt es strenge Regeln. Anders ist die Situation, wenn der Pensionsplan selber bereits eine am Kapitalmarkt ausgerichtete Verzinsung vorsieht (z. B. versicherungsförmige Lösungen). In diesem Fall wirkt sich die Niedrigzinsphase unmittelbar auf die erwartete Endleistung des Mitarbeiters aus. Doch aus Mitarbeitersicht sind diese Zusagen eine ausgewogene Lösung, da die betriebliche Altersversorgung (bAV) mit sehr langen Anlagehorizonten rechnet, in denen sowohl Niedrig- als auch Hochzinsphasen einander abwechseln. Insbesondere auch im Vergleich zu anderen Vorsorgeformen bleibt die bAV damit eine der effizientesten und sichersten Möglichkeiten der Altersvorsorge für den Mitarbeiter. Aus Unternehmenssicht: Bilanzielle Schwankungen, niedrigere Renditen Führt das Unternehmen seine bAV über einen externen Versorgungsträger (wie zum Beispiel Direktversicherung oder Pensionskasse) durch, so ist es unmittelbar von der Niedrigzinsphase nicht betroffen. Der Großteil der Pensionsverpflichtungen in Deutschland besteht jedoch in der Form der direkten Pensionszusage (Direktzusage). Diese wird durch die Bildung von Pensionsrückstellungen intern finanziert und teilweise mit entsprechend gebundenen Vermögenswerten als Cash-Vorsorge hinterlegt. Soweit Unternehmen ihre Verpflichtungen am Kapitalmarkt finanziert haben, mindert eine langfristige Niedrigzinsphase die Anlageerträge und führt daher ggf. langfristig zu Nachfinanzierungsaufwand. Da auch die für die Ermittlung des Rechnungszinses zur Bewertung der Pensionsverpflichtungen grundlegenden Anlagerenditen deutlich gefallen sind, sehen sich Unternehmen deutlich gestiegenen Pensionsrückstellungen gegenüber. Dies gilt insbesondere in der internationalen Bewertung, während der Effekt in den handelsrechtlichen Regelungen aufgrund der langjährigen Glättungsmechanismen gedämpft wird. Diese Vorgehensweise trägt der ausgesprochenen Langfristigkeit der Pensionsverbindlichkeiten Rechnung. Schwankungen in einem etwaigen Pensionsvermögen (Ausfinanzierungsgrad) müssen üblicherweise nicht unmittelbar ausgeglichen werden, da diese in erster Linie eine Cash-Reserve darstellen. Weiter kann man einwenden, dass sich die Verpflichtung im Sinne der zu erwartenden Cashflows für das Unternehmen nicht geändert

To Do 1: Pensionspläne prüfen, Risiken quantifizieren Vorausschauende Unternehmen stellen ihre betrieblichen Versorgungswerke ohnehin alle drei bis fünf Jahre auf den Prüfstand. Dabei werden einerseits Auswirkungen aus geänderten wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen analysiert und Risiken soweit möglich quantifiziert. Darüber hinaus wird geprüft, inwieweit die bestehende bAV weiterhin den wirtschaftlichen und personalpolitischen Unternehmenszielen entspricht. To Do 2: Plangestaltung und Finanzierung optimieren Umfassend kann ungewünschten Effekten des volatilen Rechnungszinses durch eine entsprechende Plangestaltung begegnet werden, beispielsweise durch die Einführung von fonds- oder versicherungsakzessorischen Zusagen mit vollständiger Kapitaldeckung. Aber auch in der Innenfinanzierung können durch geeignete Plangestaltung die Risiken schwankender Rechnungszinsen gemildert werden. Zu prüfen ist, inwieweit entsprechende Zusagen nicht nur für neu eintretende Mitarbeiter eingeführt, sondern auch die Zusagen der bestehenden Mitarbeiter auf einen solchen neuen Plan überführt werden können.

riSiKOminimierung Der Leitzins der Europäischen Zentralbank ist auf einem Rekordtief und ein Ende der Niedrigzinsphase ist nicht abzusehen. Die Folgen dieser Zinsentwicklung für die bAV sind durchaus ernst zu nehmen. So dramatisch, wie es manche Schlagzeilen der letzten Monate vermuten lassen, sind sie jedoch nicht. hat. Bei unterstellt gleich bleibender Ertragslage und vollständiger Innenfinanzierung hat die Niedrigzinsphase damit keine direkte Auswirkung auf die wirtschaftliche Belastung des Unternehmens. Zu berücksichtigen ist aber, dass eine Zusage auf bAV im Sinne einer Gesamtvergütung eine entsprechende sofort liquiditätswirksame Barauszahlung und damit im Allgemeinen eine zusätzliche Fremdkapitalaufnahme ersetzt. Ein Unternehmen ohne Pensionszusage kann in einer Niedrigzinsphase diese zusätzliche Fremdkapitalaufnahme günstiger finanzieren. Darüber hinaus ist zu bedenken, dass die Niedrigzinsphase für eine Reihe von Unternehmen auch eine gesunkene Ertragskraft reflektiert. Für diese stellt der erhöhte Pensionsaufwand eine zusätzliche Belastung dar.

Checkliste – Fünf Prüfpunkte für Pensionspläne Rechnungszins: Welche Auswirkung hat der Rechnungszins auf die Pensionsverpflichtung, das Eigenkapital und den Jahresaufwand? Cashflow: Welcher Cashflow kommt in den nächsten Jahren auf das Unternehmen zu? Risiken: Welche Risiken hat der Pensionsplan ggf. noch und kann bzw. möchte das Unternehmen sie tragen? Mitarbeitersicht: „Schätzen“ die Mitarbeiter den bestehenden Pensionsplan? Welche Leistungen sind den Mitarbeitern wichtig? Eingriffsmöglichkeiten: Welche Eingriffsmöglichkeiten gibt es für bestehende Zusagen? Fazit Unternehmen sollten die Folgen der Niedrigzinsphase für ihre Pensionspläne genau eruieren und sorgsam im Blick behalten. Durch eine kluge Plangestaltung können sich Unternehmen vor zukünftigen Belastungen schützen, ohne die Attraktivität dieses sowohl unternehmens-, als auch sozialpolitisch wichtigen Benefits zu gefährden. Weitere Infos unter: www.towerswatson.de

Der AutOr

Heiko Gradehandt verfügt über mehr als 20 Jahre Berufserfahrung in der Gestaltung und Betreuung betrieblicher Versorgungswerke. Er ist Client Relationship Manager für zahlreiche mittelständische und internationale Unternehmen und ist Mitbegründer der Mittelstandsinitiative. Gradehandt ist verantwortlich für die Entwicklung und den Vertrieb auf die Bedürfnisse des Mittelstandes zugeschnittener Lösungen in der Plan- und Finanzierungsgestaltung.


|

investment

17

Bildquelle: ©Nomad_Soul - fotolia.com

visAvis economy

D

as Kapitalmarktumfeld fordert den Investoren einiges ab. Zum einen möchte man dem Wunsch nach größtmöglicher Sicherheit entsprechen, zum anderen Erträge einfahren, die zu etwas mehr Ruhe und Gelassenheit beitragen. Wer sich in der aktuell schwer einschätzbaren Marktsituation nach stabilen Renditen sehnt, hat es demzufolge wahrlich nicht leicht. 10-jährige Bundesanleihen notieren aktuell bei 0,32 %. Eigentlich hatten die Marktteilnehmer bereits im vergangenen Jahr mit einem Anstieg der Renditen gerechnet. Deutschland ist dabei kein Einzelfall in der Eurozone. Zuletzt begab Italien kurz vor dem Jahreswechsel erstmals 10-jährige Anleihen zu einer Rendite von weniger als 2 %. Noch vor gut einem Jahr warfen die Papiere 4 % Rendite ab. Der beschriebene Renditecrash ist jedoch nicht die einzige Baustelle. Zwar sprechen mittlerweile immer mehr Experten von einer Beruhigung der Lage am Ölmarkt, doch generell leiden die Ölpreise nach wie vor unter einem zu hohen Angebot auf dem Weltmarkt und befinden sich im Sinkflug. Die Verbraucher in Deutschland freut es, zumal die Preise um minus 0,3 % im Januar gesunken sind. Über allem schwebt zudem das Damoklesschwert des bis dato ungelösten Ukraine-Konflikts mit Folgen für die deutsche und internationale Wirtschaft. Hinzu kommt, dass eine Anlageberatung im ursprünglichen Sinne oftmals nicht mehr stattfindet und die Regulierungsflut den Beratungsalltag determiniert. „Wir haben

von Josef Kohlmaier

Diversifikation und Weitsicht Kurskorrektur Sparbuch und Festzins, der Deutschen liebstes Kind, die in der Vergangenheit regelmäßig annehmbare Zinsen brachten, gehören angesichts des Niedrigzinsumfeldes nicht mehr zu den Top-Anlageinvestments. Daran wird sich auf absehbare Zeit wenig ändern. Lukrativere, wenngleich auch risikobehaftetere Alternativen sollten daher im Fokus eines breit gestreuten Portfolios stehen. das Gefühl, dass durch diese im Grunde nur aus Formalien bestehende Regulierung dem Anleger nicht so richtig geholfen wird. Die Anlageberatung wird zunehmend zurückgedrängt“, sagt Andreas Grünewald, Vorstandsvorsitzender des Verbands unabhängiger Vermögensverwalter (VuV). Vor diesem Hintergrund ist eine gezielte Auswahl der Renditetreiber für das Portfolio schwierig und wichtig zugleich. Zu bedenken gilt es, dass jeder Basispunkt Mehrertrag über dem mittlerweile negativen risikolosen Zins gleichfalls mit zusätzlichen Risiken verbunden ist.

Aktien und Aktienfonds Der Jahresbeginn verläuft ganz nach dem Willen vieler Aktienbesitzer. Obwohl viele Experten zwar von Konsolidierung sprechen, setzte der deutsche Leitindex DAX Anfang Februar seine Rallye fort und schloss zwischenzeitlich auf einem Allzeithoch. Sind Aktien wirklich alternativlos oder doch zu riskant? Sicher ist, dass diese Assetklasse in ein breit gestreutes Portfolio gehört. Investoren, denen die Einzeltitelauswahl zu schwierig erscheint, bieten sich eine Vielzahl von Aktienfonds an. In jüngster Zeit treten dabei zunehmend Income-Strategien oder

die bereits bekannten Dividendenfonds in den Vordergrund. Immer stärker setzt sich die Überzeugung durch, dass regelmäßige Ausschüttungen angesichts der historisch niedrigen Zinserträge eine solide Basis für den Anlageerfolg sind. Die DZ Bank geht aktuell davon aus, dass die HDax-Konzerne – das sind die gesamten Unternehmen aus Dax, MDax und TecDax – im laufenden Jahr Dividenden in Höhe von 37 Milliarden Euro ausschütten werden. Das entspräche einem Plus von immerhin 11 % im Vergleich zum Vorjahr. Es ist keine Überraschung, dass Investments in ausschüttungsstarke Aktien immer öfter als lohnende Portfoliobereicherung gesehen werden. Laut Morningstar sind hierzulande mittlerweile über 70 Fonds mit Fokus auf Dividendenaktien im Vertrieb. Die Dividendenrendite in Deutschland (bei den DAX-Unternehmen durchschnittlich 2,8 %) liegt dabei zwar im oberen Mittelfeld, reicht aber nicht ganz an die Spitze heran. Skeptiker, die angesichts der Börsenrallye mahnend unterwegs sind, dürfen zwei Fakten nicht außer Acht lassen: Die lockere Geldpolitik der EZB kombiniert mit geplanten Staatsanleihenkäufen und ein moderates Kurs-Gewinn-Verhältnis im DAX sollten Aktien, trotz zwischenzeitlicher Rücksetzer und erhöhter Volatilität, weiteren Auftrieb geben. VuV-Chef Grünewald verweist in diesem Kontext auf die Charakteristika vermögensverwaltender Fonds, die von Vermögensverwaltern angeboten werden, mit denen sich das individuelle Risikoprofil gut abbilden lässt und die in verschiedene Assetklassen investieren.


18

investment

Aktien oder Aktienfonds eignen sich auch zum Vermögensaufbau, wie das Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts auf Basis des Deutschen Aktienindex DAX eindrucksvoll zeigt. „In diesem Zusammenhang gilt es, die deutsche Aktienkultur zu stärken. Wir begleiten bereits seit zwei Jahren eine Initiative in Kooperation mit einer großen Zeitung und vermitteln Schülern in einer Doppelstunde wichtige Grundlagen zum Thema Geldanlage. Völlig neutral und unabhängig. Wir geben den jungen Leuten Ratschläge an die Hand, was sie beachten sollten und wie sie am besten kritisch und eigenverantwortlich mit ihrem Geld umgehen“, so Grünewald.

|

Immobilieninvestments Spätestens seit der letzten großen Finanzkrise 2008 hat sich die Welt dramatisch gewandelt und im Zuge dessen der Terminus „Sicherheit“ eine neue Dimension erfahren. Einstmals sicher geglaubte Häfen wie Gold verlieren ihren Nimbus. Neben Aktien erfreuen sich dabei Immobilieninvestments zunehmender Beliebtheit. Immobilien jetzt kaufen, wo alle kaufen und die Preisrallye schon einige Zeit anhält? Die Deutsche GenossenschaftsHypothekenbank AG kommt in ihrer aktuellen Studie zum Fazit, dass an den sieben betrachteten Top-Standorten – Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Köln, Frankfurt, Stuttgart und München – der Immobilienmarkt in allen

Segmenten von einer anhaltenden Nachfrage der Investoren profitiert. Gleichwohl dürfte die Dynamik infolge des bereits erreichten hohen Niveaus leicht nachlassen. Die Lage an den Wohnungsmärkten, insbesondere der Metropolen, sorgt für Entwicklungen, die vor einigen Jahren kaum jemand erwartet hätte. Denn obwohl der Wohnungsbau kräftig angezogen hat, reichen die fertig gestellten Einheiten nicht aus, um den hohen Wohnraumbedarf der Großstädte zu decken. Selbst wenn das Credo der Immobilienanlage (Lage, Lage, Lage) stimmt, so müssen sich vor allem Kapitalanleger, die auf die Mietrendite abzielen, fragen, ob die Direktimmobilie durch die starken Preisentwicklun-

NEUBAUPROJEKTE | Immobilienentwicklung mit steigender Anleger-Akzeptanz

ALTERNATIVE ANLAGESTRATEGIEN Die Königsdisziplin der Immobilienwirtschaft zieht immer mehr Investoren an. Einer Umfrage von Rueckerconsult unter 100 institutionellen Investoren zufolge kommen für 57 % der Befragten Neubauprojektentwicklungen im Bereich Büro, Einzelhandel und Wohnen in Frage. Dass mit klassischen Anlageformen kaum noch Vermögen gesichert, geschweige denn generiert werden kann, lässt sich am Beispiel 10-jähriger Bundesanleihen demonstrieren. Diese erzielen zwischenzeitlich Minimalrenditen von 0,39 % (Stand Januar 2015) und damit weniger als ein Tagesgeldkonto bei der ING-DiBa oder Consorsbank. Nicht einmal die Tatsache, dass die Inflationsrate bedingt durch den günstigen Ölpreis im Dezember 2014 auf einen historischen Niedrigstand von 0,2 % gefallen ist, kann über die Vermögensverluste hinwegtäuschen, die viele Investoren mit ihren Anlagen zurzeit erleiden. Über das Jahr gesehen lag die Inflationsrate durchschnittlich bei 0,9 %. Wo liegt also heute das Potenzial für einen stabilen Vermögensaufbau? »Auf der Suche nach Wertstabilität und Vermögenszuwachs erkennen immer mehr Anleger die Investition in die Entwicklung von Wohnraum in guten bis sehr guten Großstadtlagen, insbesondere in Berlin als derzeit gefragteste europäische Metropole, als wichtigen Baustein in ihrem Portfolio an«, so der Kapitalanlage- und Immobilienexperte Wolfgang Dippold von PROJECT Investment. Der direkte Immobilienerwerb vor allem für Kapitalanleger, die auf die Mietrendite abzielen, bietet durch starke Preisentwicklungen keine optimalen Voraus-

Inflation 2014 für Deutschland Januar

1,3 %

Februar

1,2 %

März

1,0 %

April

1,3 %

Mai

0,9 %

Juni

1,0 %

Juli

0,8 %

August

0,8 %

September

0,8 %

Oktober

0,8 %

November

0,6 %

Dezember

0,2 %

setzungen mehr. Nicht grundlos wollen 28 % der von Rueckerconsult befragten Großinvestoren wie Versicherungen und Pensionskassen den Anteil indirekter Immobilienanlagen erhöhen. Weitere 26 % votieren dafür, künftig ausschließlich indirekte Immobilieninvestitionen zu tätigen. Ein weiterer Hintergrund ist der nicht zu unterschätzende Kosten- und Verwaltungsaufwand von Bestandsimmobilien.

Revitalisierungskosten sind oft höher als geplant, eine Nachvermietung kann schwierig und kostenintensiv werden und der Verkaufspreis in Jahren ist kaum planbar. Wer diesen Aufwand scheut oder über wenig Erfahrung im Immobilienmanagement verfügt, sollte nach indirekten Immobilieninvestments Ausschau halten, vor allem im Bereich der Wohnimmobilienentwicklung in den deutschen Metropolen. Aufmerksamkeit erregt zum Beispiel der rein eigenkapitalbasierte Immobilienfonds PROJECT Wohnen 14, der Anleger ab einer Einmalanlage von 10.000 Euro am renditestarken deutschen Wohnimmobilienmarkt teilhaben lässt. Das in mindestens 10 Objekte streuende Angebot wird aufgrund seiner Sicherheitsarchitektur von Analysten wie Feri, TKL und Dextro als sehr gut bewertet. Vor allem in puncto Exit-Strategie herrscht Zug zum Tor: »Die Wohnungen verkaufen wir bereits während der Planungs- und Bauphase über eigene Verkäufer gezielt an Eigennutzer, die nicht in erster Linie Wertsteigerungsoder Vermietungsabsichten verfolgen, sondern sich ein attraktives Eigenheim schaffen möchten und daher in jeder Marktphase zuverlässig investieren«, führt Dippold aus. Wohnen 14 kann noch bis Jahresende mit einem Frühzeichnerbonus von 6 % p.a. gezeichnet werden. Daneben gibt es weitere Fondsangebote für Privatkunden, semi-professionelle und institutionelle Investoren. Für ihre Performance wurde die PROJECT Investment AG zum Fondsinitiator des Jahres 2014 gewählt. Weitere Informationen unter: www.project-investment.de

visAvis economy

»

In vielen Portfolios mangelt es nach wie vor an der richtigen Balance.

«

gen noch optimale Voraussetzungen bietet. Die Mietrenditen lagen laut der Studie „Wohnimmobilien 2015“ des Instituts für Immobilienwirtschaft der Universität Regensburg (IREBS) im vergangenen Jahr bei 4,8 % im Bestand und 3,8 % bei Neubauwohnungen. Die Gefahr einer nationalen Preisblase sehen die Experten weiterhin nicht, sie warnen aber vor Überhitzungstendenzen in regionalen Teilmärkten. Eine Alternative ist die indirekte Immobilienanlage. „Aus Sicht der Anleger können durch eine Investition in indirekte Immobilienanlagen Extremrisiken reduziert werden. Zudem können private und institutionelle Anleger so von Spezialisierungsvorteilen der professionellen Anbieter indirekter Immobilienanlagen profitieren“, notierten die Wissenschaftler Prof. Sebastian und Prof. Just zur volkswirtschaftlichen Bedeutung von indirekten Immobilienanlagen. Wolfgang Dippold, geschäftsführender Gesellschafter der PROJECT Investment Gruppe, erläutert zur Vorteilhaftigkeit indirekter Immobilienanlagen: „In A-Lagen werden durch hohe Kaufpreise niedrige Renditen erzielt. Investoren unterschätzen zudem den Verwaltungsaufwand, Nachvermietungsrisiken und spätere Sanierungskosten. Eine bessere Planbarkeit und mehr Stabilität bieten indirekte Immobilienbeteiligungen im Entwicklungsbereich, da die Folgerisiken entfallen. Der Anleger profitiert von der Expertise des Anbieters und kann in renditestärkere Objektentwicklungen investieren.“ Private Equity-Investitionen Neben Aktien- und Immobilieninvestments zielen insbesondere die Vermögensverwaltungen reicher Familien, die laut Fidelity Investment für die Anlagesaison 2014/15 eine BruttoZielrendite von durchschnittlich 6,9 % erwarten, zunehmend in ihrer Asset Allocation auf Private Equity ab. Der Anteil an Private Equity-Investitionen wird stärker ausgebaut und das lässt sich auf die Performance entsprechender Investments zurückführen. Da-


visAvis economy

|

mit möchte man sicherstellen, dass das Investitionsverhalten und die Renditeerwartungen in Einklang gebracht werden können. Private Equity (Beteiligungskapital) steht vor einem Revival. „It‘s boom time for private equity. We are seeing positive indications for a strong 2015,“ so Steve Judge, Head of the Private Equity Growth Capital Council, in einem CNBC-Interview. Tatsächlich hat sich die Private Equity-Branche in den vergangenen Jahren durchaus zum Positiven entwickelt. Die Ampeln am deutschen Beteiligungsmarkt stehen derzeit weiter auf grün, auch wenn der Optimismus zuletzt etwas gedämpft wurde. Das German Private Equity Barometer ging zwar marginal zurück, das Geschäftsklima bleibt aber mit 47,8 Punkten weiterhin freundlich und liegt über seinem historischen Mittelwert. Allein in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres wurde laut BVK ein Investitionsvolumen von circa 2,8 Mrd. Euro erzielt, was gegenüber dem Vorjahreszeitraum einem Anstieg von über 30 % entspricht. Das anhaltende Niedrigzinsumfeld ist ein Treiber für das wiederkehrende Interesse an Private Equity. Professionelle Investoren haben die Vorteile von Private Equity-Investitionen längst erkannt und damit zurückblickend teilweise attraktivere Renditen als auf anderen Märkten erzielt. „Als ‚Heuschrecken’ wurden einige Hedge-Fonds bezeichnet und gleich war eine ganze Finanzierungsbranche vermeintlich inkriminiert. Inzwischen hat sich das Bild gerade für Wagniskapital als Finanzierungsform für junge Technologieunternehmen hin zu einem sehr positiven gewandelt. Privates Beteiligungskapital ist mittlerweile politisch mit klaren Aussagen der Bundesregierung die tragende Säule unserer Innovationsstrategie und zudem volkswirtschaftlich zur Finanzierung künftiger Technologieunternehmen zwingend“, so Dr. Matthias Hallweger, Vorstand der HMW Emissionshaus AG. Vor allem für die zentrale Säule der deutschen Wirtschaft, den Mittelstand, nimmt die Bedeutung von Private Equity zu. Unternehmen sehen sich aus unterschiedlichen Anlässen heraus, wie beispielsweise steigenden F&E-Investitionen, mit einem erheblichen Kapitalbedarf konfrontiert und benötigen Eigenkapital, da die Fremdverschuldung oftmals nicht erhöht werden kann. Nur mit entsprechenden Investitionen finden viele Unternehmen auf ihren Wachstumspfad zurück und können ihre Potenziale voll ausschöpfen und Wettbewerbern Paroli bieten. Somit ist Private Equity ein dauerhaft interessanter Teil des Investment-Universums.

investment

19

AKTIONÄRE UND BESITZER VON AKTIENFONDS nur Aktienfonds* in Tausend

nur Aktien

Aktien und Aktienfonds*

*Aktienfonds einschließlich Mischfonds

12.853 11.828

12.000

7.159

11.549

11.127 10.504

5.617

10.796

6.549

10.000

6.081 5.899

10.314

10.317

6.074

6.270

6.052

9.490

9.317

8.921

8.811 8.385

8.231

8.477 4.958

5.764

8.000

4.361

5.187 6.789

6.000

5.601

4.731

3.226

4.586

2.274 2.748

1.681 911

4.000

2.607

1.518

2.088

2.086 1.944

627

1.662

2.014 1.874

1.677 1.365

1.405

1.305

1.749

1.534

2.000 3.293

3.604

3.487

3.463

3.087

2.912

2.960

1997

1998

1999

2000

2001

2002

2003

2.661

2004

2.730

2005

2.366

2.370

2.188

2.219

2.349

2.357

2.870

2.811

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

Quelle: Aktionärszahlen des Deutschen Aktieninstituts (DAI) 2013

Fazit Die Auswahl der Geldanlagen ist sicherlich eine der schwierigsten Entscheidungen, denn Investments mit höheren Renditen beinhalten oft auch größere Risiken. Mit einer breiten Streuung (Diversifikation) lässt sich das Verlustrisiko bei Aktieninvestments und anderen Geldanlagen mindern, ohne die Gewinnaussichten zu schmälern. Gemeinhin gilt die Ansicht, dass insbesondere Aktien, Immobilien und Gold einen gewissen

Voraussicht Andreas Grünewald, Vorstandsvorsitzender des VuV, setzt sich für die Stärkung der deutschen Aktienkultur ein.

Schutz vor der finanziellen Repression, also der Enteignung durch negative Realzinsen, bieten. Diese Meinung hat zwar viel für sich, muss jedoch im Detail überprüft werden. So können Aktienkurse beispielsweise sehr schwanken, bringen jedoch im besten Fall neben Kursgewinnen auch hohe Dividenden. Aktieninvestments sind demnach eine Basis für die langfristige Geldanlage. Immobilienpreise unterliegen auch Schwankungen. Die Mietrendite von Immobilien oder die Mietersparnis im Fall der Eigennutzung ist eine weitere Komponente dieser Anlageklasse. Schließlich gehen die meisten Menschen mit dem Immobilienkauf auch ein Klumpenrisiko ein. Hier kann mitunter die indirekte Immobilienanlage mit der Streuung in verschiedene Objekte ihre Vorzüge ausspielen. Auch die Bedeutung des Beteiligungskapitals (Private Equity) erfährt wieder eine Renaissance, zumal Wachstumsunternehmen vermehrt auf zusätzliches Eigenkapital angewiesen sind. In diesem Kontext können private von institutionellen Investoren lernen, da diese ihre Allokation in Private Equity stetig ausbauen. Das Niedrigzinsumfeld macht letztlich ein Umdenken erforderlich. „In vielen Portfolios mangelt es nach wie vor an der richtigen Balance“, stellt VuV-Chef Grünewald abschließend fest. autoren@visavis.de

Branchentermine 3. Jahreskonferenz Corporate Bonds Aktuelles am Markt für Unter­nehmensanleihen 19. März 2015, Frankfurt/M. www.dai.de Börsentag München Die Null-Zins-Falle – wie Sie dennoch Vermögen aufbauen und Kaufkraft erhalten 21. März 2015, München www.boersentag-muenchen.de Parlamentarischer Abend des BVK Informationsveranstaltung über das Wirken von Beteiligungskapital 26. März 2015, Berlin www.bvkap.de Deutsche Anlegermesse Frankfurt 2015 Über 150 Aussteller und Partner präsentieren sich an zwei Messetagen der Finanz-Community 27. bis 28. März 2015, Frankfurt/M. www.deutsche-anlegermesse.de Invest 2015 Leitmesse und Kongress für Finanzen und Geldanlage 17. bis 18. April 2015, Stuttgart www.messe-stuttgart.de/invest POOLS & FINANCE 2015 Forum für unabhängige Finanzberatung 12. Mai 2015, Frankfurt/M. www.poolsandfinance.de


investment

Unternehmen, die unsere Volkswirtschaft morgen mit Arbeitsplätzen und Folgeinvestitionen tragen werden, brauchen heute Kapital für ihr Wachstum. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Zuführung von Eigenkapital als überlebenswichtige Lebensader einer Wettbewerbswirtschaft ist jedoch in Deutschland noch nicht hinreichend in den Köpfen verankert. Vor allem für den Mittelstand, dem Nukleus der deutschen Wirtschaft, nimmt die Bedeutung von Private Equity zu, weil teilweise ein erheblicher Kapitalbedarf besteht und die Bankenfinanzierung infolge fehlenden Eigenkapitals oder fehlender Sicherheiten oftmals nicht erhöht werden kann. Folglich ist das Wachstum begrenzt und bleibt hinter den Potenzialen zurück. Ein stotternder Motor, der durch Zuführung von Private Equity-Investitionen wieder flott gemacht wird. Und nicht nur das, mit dem VC-Investor geht zumeist auch unternehmerisches Know-how und aktive Netzwerk-Verbreiterung am Markt einher. Aus ehemaligen defizitären Unternehmensbereichen entwickelten sich vielfach erfolgreiche Unternehmen, die in der neu gewonnenen Unabhängigkeit ihre Wachstumschancen sinnvoll zu nutzen verstehen und sich gewinnbringend den veränderten Marktbedingungen anpassen. Im Venture Capital-Bereich werden Investitionen in junge dynamische Technologieunternehmen getätigt, um den Herausforderungen von morgen kraftvoll zu begegnen. Private Equity ist kein marginaler Nischenmarkt mehr, sondern hat sich zu einem zunehmend bedeutenden Wirtschaftszweig etabliert, der noch mehr Schubkraft von politischer Seite verdient. „Statt weniger direkte Unternehmensbeteiligungen brauchen wir mehr. Deutschland ist stark geworden durch seine technologischen Erneuerungen. Investitionen in junge Technologieunternehmen, wie sie die MIG Fonds tätigen, stärken die Innovationskraft unserer Wirtschaft und helfen, unsere Zukunft zu gestalten. Das klingt nicht nur positiv, das ist für unsere Volkswirtschaft von morgen zwingend“, sagt Dr. Matthias Hallweger, Vorstand der HMW Emissionshaus AG in Pullach. Die HMW Gruppe ist dabei nicht nur Fondsinitiator und Anbieter der MIG Fonds, sondern leitet zugleich deren exklusiven Vertrieb. In diesem Umfeld ist sie ein gesetzter Player. Die Historie der MIG Fonds reicht dabei bis ins Jahr 2005 zurück. Erst vor wenigen Wochen wurde nun der KAGB-konforme und von der BaFin freigegebene MIG Fonds 15 aufgelegt. Der Fonds soll, wie seine Vorgänger, in Wachstumsunternehmen aus verschiedenen Branchen investieren, darunter Umwelttechnologie, Energie-

|

Bildquelle: © Alex011973 - fotolia.com

20

Kapital verleiht Schubkraft Wachstumschancen Angesichts Staatsverschuldung und erschwerter Kreditvergabe wächst die volkswirtschaftliche Bedeutung von Private Equity. Die Wirtschaft braucht Innovationen und unternehmerisches Kapital. Private Equity bietet diesen Zugang. Die Ampeln stehen auf grün, zumal auch institutionelle Investoren ihre Allokationen in diese Assetklasse weiter erhöhen wollen.

Beteiligung Die MIG Fonds finanzieren junge, innovative Unternehmen mit Weltmarktführerpotenzial und begleiten diese Unternehmen ein Stück ihres Weges, betont Dr. Matthias Hallweger, Vorstand der HMW Emissionshaus AG. technologie, Life Sciences, Neue Materialien oder auch Kommunikationsund Informationstechnologie. Mittlerweile sind die MIG Fonds in 28 Portfoliounternehmen investiert, wobei sie nicht alleiniger Investor sind. Neben staatlichen Förderinstitutionen wie der

KfW oder Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften der Länder oder auch dem High Tech Gründerfonds des Bundes sind es je nach Unternehmen auch vermögende Familien, wie z.B. die des SAP-Mitbegründers Dietmar Hopp oder die Brüder Thomas

visAvis economy

und Andreas Strüngmann, die die Entwicklung dieser Unternehmen aktiv begleiten und forcieren. Ein Beispiel aus dem Portfolio ist die CYNORA GmbH aus Bruchsal. CYNORA ist Technologie- und Marktführer im Bereich bestimmter OLED-Emitter. Was komplex klingt, ist es auch und halten wir dennoch im täglichen Gebrauch in den Händen. Moderne Handy-Displays wären ohne diese Technologie undenkbar. Der Marktführer in diesem Teilbereich der Kommunikationstechnologie ist ein junges MIG-Wachstumsunternehmen aus Deutschland. Gemanagt werden die Portfolios der MIG Fonds von der MIG Verwaltungs AG als von der BaFin zertifizierte Kapitalverwaltungsgesellschaft. Erst vor wenigen Wochen wurde nach intensiver Prüfung durch ebendiese das Portfolio mit der NavVis GmbH um ein weiteres Unternehmen erweitert. Das Ziel ist klar definiert: Es geht um aktive, operative Wertschöpfung in den so finanzierten Unternehmen. Die Zahlen, in diesem Fall das eingeworbene Eigenkapital, sprechen eine eindeutige Sprache und untermauern die Richtigkeit der strategischen Ausrichtung. Das eingeworbene Eigenkapital für die MIG Fonds betrug im Jahr 2013 rund 75 Mio. Euro. Dabei konnte die HMW Emissionshaus AG nach Zahlen des Branchenverbandes einmal mehr den 1. Platz in der Rubrik „Anbieter Private Equity“ behaupten. Das gezeichnete Kapital der MIG Fonds inklusive der beiden Vorgängerfonds betrug Ende des vergangenen Jahres circa 1 Mrd. Euro. Mit dem MIG Fonds 15 wird die Erfolgsstory fortgeführt werden. An dem Einmalanlagefonds können sich Anleger ab Beteiligungsbeträgen von 10.000 Euro beteiligen. „Damit sind wir endgültig am voll regulierten ‚weißen’ Kapitalmarkt angekommen“, bekräftigt Dr. Hallweger. Um sich noch breiter und diversifizierter zu positionieren, bietet das HMW Emissionshaus für qualifizierte Privatanleger zudem eine aktiv gemanagte Vermögensverwaltung an. Dabei wird die Investition des Anlegers im Rahmen einer eigenen Strategie durch einen erfahrenen Vermögensverwalter aktiv gemanagt und ist zudem jederzeit verfügbar. Eine sinnvolle Ergänzung, zumal die Themen, die in der MIG-Kategorie abgedeckt werden, sich nun auch im Rahmen einer Vermögensverwaltung mit einem Absicherungsmodus für die Anleger fondsgebunden abbilden lassen. Die positiven Renditezahlen der HMW Vermögensverwaltung aus dem anspruchsvollen Jahr 2014 sprechen hier eine deutliche Sprache. Weitere Informationen unter: www.mig-fonds.de


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.