Laas Marmor
Monumentale Marmorkörper an der Hofburg in Wien; unten von links: Grabmal für Udo Jürgens aus Göflaner Marmor auf dem Wiener Zentralfriedhof LAASER MARMOR eingraviert auf dem Mozart-Denkmal von Viktor Tilgner, Wien
Fotos: Franz Waldner
Fasadengestaltung am
Foto: Erwin Bernhart
Landhaus 2 , Bozen
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Sommerwind 2016
Aus seiner Werkstatt stammen die wundervollen Medaillons der Wessobrunner Madonna im Rosenkranz, die heute noch von etlichen Vinschgauer Edelhäusern, sogar in der Stadt Meran von den Fassaden prangen. In vielen Kirchen stehen marmorne Tauf- und Weihwassersteine als Zeugen alter Steinmetzkunst, sie vermitteln den Eindruck des Unvergänglichen, was sich auf den Ortsfriedhöfen im Tal vielfach in den weißen Grabsteinen und Epitaphen auch spiegelt. Nicht nur im sakralen Ambiente wurde der Marmor als Stein für die Ewigkeit auserkoren, auch der Adel und das gehobene Bürgertum ließen sich mit unterschiedlichen Skulpturenwerken verewigen. Dies steigert sich in besonderer Weise mit der systematischen Marmorgewinnung am Berg, die ab beginnendem 18. Jahrhundert am Göflaner Berg erfolgt und dann in das Laaser Tal übertragen wird. Die wenigen, sehr ergiebigen Bruchstellen an den großen Adern im Jennwandstock liefern erstklassigen Marmor, der mühsam gebrochen zur Veredelung ins Tal geholt wurde. Die neuzeitliche Hochblüte unseres Steines beginnt mit der Eröffnung der „Tiroler Marmor Industrie“ in Laas im Jahre 1865 durch die deutsche Künstlerfamilie Steinhäuser, Jahre später von Wiener Unternehmen abgelöst. Vor dem Hintergrund einer großen Nachfrage nach Bildhauerarbeiten etabliert sich ab 1880 auch der Laaser Steinmetz- und Bildhauerbetrieb Josef Lechner, alles in allem der Höhepunkt kunsthandwerklichen Schaffens in Laas und der Exporte von Fertigskulpturen als auch zu bossierten Marmorblöcken in viele europäische Städte - sogar bis nach London. Als der Kulminationspunkt für den Laaser Marmor – der internationale Fachbegriff wurde 1873 auf der Weltausstellung in Wien geprägt – erreicht war, bricht der Erste Weltkrieg aus. Nach dem ruhmlosen Kriegsende bricht eine Marmor-Welt zusammen: kein Geld mehr da, weder für den Stein noch für die Kunst, und dies hat nachhaltige Folgen. Es dauert über zehn Jahre, bis der Marmor zu neuem Leben erweckt wird. Unter ganz neuen politischen Gegebenheiten – in den Auswirkungen des Faschismus – eröffnet 1930 die Marmor-Industrie A.G. Lasa (Societa´Anonima Lasa per l’industria del Marmo, heute Laaser Marmorindustrie GmbH) den industriellen Großbetrieb. Auf den vor über 80 Jahren angelegten Transport-