Campbericht Lauterbach Manuel Best

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Campbericht IBG 07 Lauterbach 07.07.2013 bis 27.07.2013 Mein inzwischen achtes und gleichzeitig das erste von mir geleitete Workcamp ist also auch schon wieder vorbei. Wir haben mit einer bunten, witzigen und schlicht völlig verrückten Gruppe drei sehr schöne Wochen im Schwarzwald verbracht. Viel gelacht, viel unternommen und mindestens genauso viel gearbeitet.

Die Organisatoren in Lauterbach (und Schramberg) sind inzwischen (nach 6 (?) Jahren Workcamps in Folge) echte Workcamp-­‐Profis und so wurden uns alle Türen und Tore geöffnet, alle Wünsche sofort erfüllt, haufenweise Vorschläge für die Freizeitgestaltung unterbreitet -­‐ aber eben auch klar gesagt, was wir zu arbeiten haben. Wer trotz klarer Campbeschreibung erwartet, dass in Lauterbach mehr Pause gemacht als gearbeitet wird, wird schnell merken, dass vom Camp auch erwartet wird, dass alle anpacken. Diese Erwartung geht aber klar aus der Beschreibung hervor und zumindest in unserem Camp waren, abgesehen von 1,5 Ausfällen, alle topmotiviert bei der Arbeit dabei. Ich muss gestehen, dass ich mich wegen Stress in der Uni wenig aufs Camp vorbereiten konnte. Was ich allerdings selber gelesen habe, war sehr gut und hat alle Punkte beinhaltet, die man vor Beginn des Camps wissen muss. Auch was ich in Bezug auf die Infos vorab an Feedback von den Teilnehmern bekommen habe, war durchweg positiv. Unsere Ansprechpartner vor Ort waren, wie oben schon gesagt, sehr gut organisiert. In den drei Wochen haben wir für drei unterschiedliche Dörfer gearbeitet, wobei die Zusammenarbeit und Absprache zwischen den Organisatoren – zumindest wie für uns erkennbar war – gut war. Zu Beginn des Camps wurden wir von allen in das Projekt einbezogenen Personen begrüßt und in die verschiedenen Arbeitsplätze eingeführt. Zum Abschied haben wir dann für alle, die für das Camp wichtig waren, eine Grillparty in unserer Unterkunft organisiert. Auch hier hatten wir eine sehr entspannte Atmosphäre. Für die Campteilnehmer vermutlich weniger angenehm waren die fehlenden Englischkenntnisse aller Mitarbeiter vor Ort.


Untergebracht waren wir, anders als die Lauterbach-­‐Camps der letzten Jahre, in einem sich derzeit im Umbau befindlichen Bauernhof. Die Unterkunft war sehr bescheiden ausgestattet, d.h. es gab es weder Schränke noch Betten. Für uns wurden jede Menge Heuballen und Weichboden-­‐matten, die man sonst aus dem Schulsport kennt, organisiert und jeder konnte sich sein Bett selber „bauen“.

Getoppt wurde all das von den Pferden und Eseln, die ständig ums Haus liefen, von den Hundewelpen auf dem Nachbar Bauernhof und vor allem von den vermutlich gastfreundlichsten Vermietern im Schwarzwald. Vielen Dank für die schöne Unterkunft!

Bad, Toiletten und Küche waren nicht im Bau und für ein Workcamp bestens geeignet. Besonders schön an unserer Unterkunft waren zum einen die geschätzten 200m2 Platz im Haus und zum anderen unsere wunderschöne überdachte Terrasse. Dank Überdachung und weitestgehend überragendem Wetter konnten wir immer draußen essen und dabei den Blick ins Tal genießen.


Interessanterweise kamen fast alle unsere Teilnehmer wegen dem Arbeitsprojekt und weniger wegen all der anderen Dinge, die ein Workcamp auszeichnen. Entsprechend waren auch (fast) alle hoch motiviert bei der Arbeit dabei. Gleich zu Beginn des Camps wurde uns erklärt, dass wir pro Woche 30 Stunden zu arbeiten haben, uns diese 30 Stunden aber relativ frei einteilen können. So haben wir es geschafft, an den Freitagen gar nicht bzw. nur 3 Stunden im Wald zu stehen. Generell war die Arbeit körperlich anspruchsvoll, was vor allem an den herrschenden 35°C lag. Über die drei Wochen verteilt hatten wir unterschiedliche Arbeitsplätze mit unterschiedlichen Tätigkeiten. Die erste Woche haben wir die Burg „Hohen Schramberg“ von Büschen und hoch wachsendem Gras befreit. Diese Aufgaben waren relativ kurzweilig und die ganze Gruppe war einigermaßen nah zusammen, wobei die Entfernungen dann doch zu groß waren, um bei der Arbeit Gespräche in der Gruppe entstehen zu lassen. In der zweiten Woche wurde die Gruppe zum Arbeiten geteilt. Während eine Hälfte Wanderwege freigeschnitten hat, waren einige von uns in einem geschützten Waldgebiet, wo wir nicht heimische Büsche und Bäume geschnitten haben. Zum Abschluss unserer Zeit in Lauterbach haben wir in der letzten Woche in einem unter Naturschutz stehendem Feld Heu gesammelt und das sumpfige Feld durch das Graben von Wassergräben entwässert. Die Arbeiten waren insgesamt anstrengend, aber schön und für ein Workcamp gut geeignet. Mir persönlich hat die Arbeit in der letzten Woche am besten gefallen, weil hier die Gruppe auf einem Haufen war, wir uns unterhalten konnten und weil man das Ergebnis unserer Arbeit deutlich gesehen hat.

Um unsere 30 Stunden pro Woche mit freien Freitagen abzuarbeiten, haben wir jeden Tag schon um 7.30 angefangen zu arbeiten und waren dann bis um ca. 15 Uhr beschäftigt.


In der zweiten Woche haben wir verstanden, dass eine Dusche für 11 Leute doch recht wenig ist und es einfach lange dauert, bis alle nach der Arbeit geduscht haben, und dann der ganze Nachmittag vorbei ist. Deshalb sind wir täglich ins Freibad gefahren (wir wurden von den Projektpartnern mit Freikarten versorgt), um dort zu duschen und anschließend unsere Freizeit zu genießen. Insgesamt haben wir viel unternommen, waren mehrfach wandern, schwimmen, haben uns die Dörfer in der Gegend angeschaut, ein Wildgehege besucht und dort Wölfe und Bären gesehen, haben immerhin ein Museum in Schramberg besucht und gemeinsam auf der Terrasse die Sonne genossen. An den Wochenenden haben wir Ausflüge nach Freiburg und eine Woche später nach Strasbourg gemacht. Bei allen Aktivitäten wurden wir von den Projektpartnern mit Ideen versorgt und unterstützt. Zur lokalen Bevölkerung hatten wir von Anfang an einen sehr guten Draht, was viel an unseren „Vermietern“ lag. Deren 8-­‐jährige Tochter ist ständig bei uns durchs Haus gerannt und hat reihum alle Teilnehmer zum Spielen mitgenommen. Sehr süß! Der Sohn des Projektorganisators, Herr Walter, hat sich die Chance nicht entgehen lassen uns das Partyleben im Schwarzwald näher zu bringen. Wir hatten einen sehr witzigen Abend in Donaueschingen J Was ich unseren Nachfolgercamps nur ans Herz legen kann, ist die Bäckerei „zur roten Mühle“. Abends bestellen, morgens frisch gebackenes Vollkornbrot abholen und dabei morgens um kurz nach 6 mit einem Lächeln begrüßt werden. Perfekt! Unsere Gruppe war eine herrlich bunte Truppe, die sich von Anfang an super verstanden hat. In den drei Wochen gab es weder Streit noch Grüppchenbildung oder sonstige Probleme. Bei unseren Freizeitaktivitäten waren meist auch alle dabei, was zu einer sehr angenehmen Atmosphäre und einer schönen Gruppendynamik geführt hat. Auch alle Aufgaben, die im Camp erledigt werden müssen, haben gut funktioniert. Wer zum Kochen eingetragen war, hat selbstständig im Supermarkt seine sieben Sachen gesucht und sehr lecker und, ganz wichtig, auch genug für alle gekocht.


Meine Idealvorstellung, dass Entscheidungen von der Gruppe gemeinsam getroffen werden haben wir, denke ich, gut umgesetzt. Das hat zwar dazu geführt, dass die Entscheidungsfindung meist etwas länger gedauert hat, dafür waren aber auch immer alle mit den Lösungen zufrieden. Zwischendurch und zum Ende des Camps haben wir uns immer wieder darüber unterhalten, ob alle glücklich sind und dabei immer positives Feedback von den Teilnehmern bekommen. Die Campkasse habe ich immer offen gelegt, so dass jeder wusste, wie viel wir wofür ausgeben können und ob wir insgesamt Geld übrig haben. Mit unserem Budget sind wir gut ausgekommen, obwohl wir uns mit nichts zurückgehalten haben und immer gut gegessen und recht viel in der Freizeit unternommen haben. Einzig unschöner Punkt an unserem Camp in Lauterbach war, dass Arne, mein Co-­‐ Campleiter, in der zweiten Woche krank im Bett lag und, viel schlimmer, dass Antoine, einer unserer beiden belgischen Teilnehmer, in den letzten Tagen krank wurde und in Belgien erst einmal zwei Wochen im Krankenhaus lag. Die Zusammenarbeit mit meinem Co-­‐Campleiter hat meist problemlos funktioniert, obwohl wir von Arbeitsmoral und Pünktlichkeit im Camp durchaus verschiedene Ansichten haben. Alles in allem habe ich das Camp als sehr schön empfunden. Unterkunft, Arbeit und Teilnehmer waren klasse, das Wetter hervorragend und von der Gastfreundschaft aller am Camp beteiligten Lauterbacher und Schramberger bin ich nach wie vor völlig begeistert. Was mich in meiner Aufgabe als Campleitung überrascht hat, war, dass ständig irgendjemand kommt und Fragen hat. Ich war wirklich viel damit beschäftigt, auf all die Wünsche und Problemchen unserer Teilnehmer einzugehen. Das hätte ich so nicht erwartet, und die Arbeit, die hinter der Campleitung steckt, hatte ich als Teilnehmer nie als so intensiv wahrgenommen. Mir haben eben diese Aufgaben aber auch sehr viel Spaß gemacht und ich bin eigentlich schon ein bisschen traurig, dass ich nächstes Jahr vermutlich keine Zeit für ein Camp finden werde.


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