Campbericht Annaberg-Buchholz Christian Delitz

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Die Welt zu Gast in Annaberg-Buchholz

Nach erfolgreicher Teilnahme an einem Workcamp in Wales, welches ich noch heute mit ausschließlich positiven Erinnerungen im Gedächtnis habe, dachte ich mir: Warum nicht einmal selber ein Camp in Deutschland leiten? Neue nette Menschen kennenlernen, die Englischkenntnisse erweitern, organisatorische Fähigkeiten verbessern, Spaß haben – was will man mehr?

Gesagt – getan, nach supertollem Campleitungsseminar mit IBG und einer Menge an Vorbereitungen habe ich mich mit meiner CoCampleitung Kathrin zwei Tage vor Campbeginn in der Alten Brauerei in Annaberg-Buchholz getroffen.

Die „Alte Brauerei“, bestehend aus zwei Gebäuden und einem Hof, bietet massig Freizeitaktivitäten für Jugendliche (besonders im musikalischen Bereich). Das dazugehörige Cafe wird abends von vielen Einheimischen des Ortes zum Biergenuss und Plaudern aufgesucht.

Alle Teilnehmer kamen am geplanten Ankunftstag an und die Gruppe verstand sich zu Beginn blendend.


Die Jungs und Mädchen schliefen in getrennten Zimmern in sehr bequemen Doppelstockbetten. Dass es nur eine Dusche für uns 12 Teilnehmer gab, weckte anfangs Bedenken in mir, reichte jedoch erstaunlicherweise völlig aus, da nie alle zur gleichen Zeit das Bedürfnis hatten, diese zu benutzen.

Die Arbeit erstreckte sich im hinteren Bereich des alten Friedhofes von AnnabergBuchholz um das Denkmal der berühmten Barbara Uthmann und der legendären Widerauferstehungslinde. Eingewiesen wurden wir von einer humorvollen und mit dem Englisch kämpfenden (doch dies gut meisternden) Landschaftsarchitektin. Wir entfernten alte Fußwege, verteilten tonnenweise Erde, gruben um, jäteten Unkraut und pflanzten letztlich neue Pflanzen. Die Arbeit war besonders in der ersten Woche anstrengend, lockerte sich jedoch in der zweiten. Die Feedbackbögen der Teilnehmer am Ende zeigten, dass sich viele physisch weniger anstrengende Aufgaben und mehr ein gemeinsames Arbeiten anstelle verschiedener Stationen gewünscht hätten. Die Feedbacks verrieten mir jedoch auch, dass die Vorstellungen der Teilnehmer bezüglich der Arbeit im Vorfeld sehr unterschiedlich waren.


Mit dem Geld unseres Campbudgets sind wir sehr gut ausgekommen, wobei wir aus Unerfahrenheit anfangs nur die preiswertesten Produkte kauften, um nicht das Budget zu sprengen. Jeden Tag kochte und putze ein Team aus jeweils drei Personen. Nicht immer lief alles reibungslos in der Küche, doch gemeinsam konnten wir es schließlich meistern.

Außerdem finanzierte uns die Stadt Annaberg-Buchholz wunderbarerweise alle Freizeitaktivitäten. Diese bestanden aus Stadtbesichtigung mit Führung, Besuch der Rocky-Horror-Show, Klettern im Hochseilgarten, jede Menge Sport, Besichtigung einer alten Silbermine (hier hatte ich meine große Not, die vielen Bergmannsbegriffe ins Englische zu übersetzen), eine Geocachingtour und anderen Angeboten. Außerdem waren wir bei der sehr netten Bürgermeisterin eingeladen. Somit wurde den Teilnehmern nie langweilig. Hier sei noch einmal ein herzliches Dankeschön an Sven, den Leiter der Alten Brauerei, gerichtet, der viele unserer Ausflüge organisiert und begleitet hat.

Waren mal keine Aktivitäten geplant, verbrachten wir unsere Freizeit im Cafe der Alten Brauerei bei gemütlichem Zusammensitzen mit den Einheimischen oder duellierten uns bei einer Runde Fußballkicker


oder Tischtennis. Schwimmen gehen konnten wir leider aufgrund des Wetters nicht, was alle sehr bedauerten. Der seit Anfang an bestehende sehr gute Kontakt zu den Jugendlichen (und jung gebliebenen Erwachsenen) aus Annaberg-Buchholz wurde zum Ende hin immer stärker. Demnach fiel auch der Abschied am letzten Abend schwer.

Trotz der vielen schönen Stunden, die wir zusammen erleben konnten, möchte ich die Probleme, welche in unserem Camp auftraten, nicht verheimlichen. Bereits am zweiten oder dritten Tag löste sich eine kleine Gruppe von den übrigen Teilnehmern ab. Während wir uns mit Sport und Spiel vergnügten oder in Unterhaltungen vertieft waren, standen diese Drei für sich, tranken Alkohol und rauchten Zigaretten. Unternahmen wir gemeinsame Ausflüge, wollten sie sich nicht anschließen. Während der Arbeit saßen sie zum Verdruss der anderen oft nur unterhaltend zusammen oder verließen sogar ungemeldet das Camp und besuchten die Stadt in Annaberg.

Die Kluft zwischen dieser kleinen Gruppe und allen anderen Teilnehmern wuchs immer größer. Hinzu kam, dass wir Campleiter uns in vielen Problemen uneinig waren und nicht alle Sorgen gemeinsam besprachen. Dies führte zu häufigen und teilweise gravierenden Missverständnissen. Eine klare Kommunikation von Anfang an ist unumgänglich – das habe ich jetzt gelernt.


Ein langes Gespräch mit der kleinen Gruppe sowie der Besuch von Nanine aus dem IBG-Büro und Telefonate zwischen Agenturen und Teilnehmern entschärften schließlich unsere Probleme. Die Mitarbeit, die Stimmung und das Zusammenleben funktionierten von nun an besser.

Wir erlebten einen wunderschönen Abschiedsabend mit vielen eingeladenen Gästen und netten Gesprächen bei Köstlichkeiten vom Grill. Manche Abreise der verbleibenden 11 Teilnehmer (einer war völlig unerwartet am Morgen des vorletzten Tages aufgebrochen) wurde sogar von Tränen begleitet.

Alles in allem war es eine sehr wertvolle Erfahrung für mich. Ich habe Unmengen hinzugelernt und trotz problembeladener Tage überwiegte die schöne Zeit.

Vielen Dank an IBG für diese Möglichkeit und allen CampleitungsInteressenten – nur Mut und viel Erfolg! Christian



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