Erfahrungsbericht Bulgarien 2012

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Erfahrungsbericht CadipBG03Plovdiv 29.Juli - 11. August Heute machte ich mich mit dem Hahn-Express von Heidelberg auf zum Flughafen FrankfurtHahn um einen Flug nach Plovdiv in Bulgarien anzutreten, um dort ein Workcamp von zwei Wochen in einem Waisenheim zu verbringen. Ich weiß nicht so genau, was auf mich zu kommt, wie alt die Kinder sein werden, mit denen ich vor allem Kontakt haben werde, und ob sie Behinderungen haben oder nicht. Aber ich weiß, dass ich viele Spiele dabei habe und für jedes Alter etwas dabei sein wird. Angekommen an dem kleinen Flughafen in Plovdiv nehme ich ein Taxi zum Kinderheim, was mich um die 12 Leva kostet. Traumhafte Taxipreise für deutsche Verhältnisse. Insgesamt kann ich sagen, dass ich in diesen zwei Wochen in Bulgarien mehr Taxi gefahren bin als mein ganzes Leben davor zusammen.

Es ist schon 21:30 in Bulgarien als ich an der Pforte ankomme und einem bulgarischen Wächter deutlich mache, dass ich zum Workcamp gehöre. Er bringt mich in den zweiten Stock, wo zwei Teacher lange nach einem Schlüssel suchen, um das Zimmer, das sonst als Bücherei genutzt wird, für mich zu öffnen, da der richtige Schlüssel mit anderen Freiwilligen unterwegs ist. Ich bin erstmal beruhigt, es gibt noch andere Freiwillige, das klingt gut☺

Nachdem die Tür geöffnet ist, ich mein Bett direkt am moskitonahen Fenster, das noch frei ist, entdeckt habe und länger mit einem 14-jährigen Bulgaren im gebrochenen Englisch und Zeichensprache mich unterhalten habe, lege ich mich in mein Bett um zu schlafen. Ich weiß, dass der Rest des Teams bei einem Konzert ist und ungewiss ist, wann sie wieder kommen.


In der Nacht lerne ich dann noch Philip, den Campleader und Übersetzer, sowie Ashley und Moni, zwei Kanadierinnen, kennen. Philip erzählt uns, dass wir am nächsten morgen zum canoeing aufbrechen. Ich bin total begeistert, das klingt nach Spaß. Am nächsten morgen ziehe ich meinen Bikini drunter und los geht’s, die Kinder kennen lernen und mit einem Bus, in den leider nur die Hälft der Kinder passen, zum canoeing. Ich fahre mit der ersten Gruppe Kinder mit Philip. Wir kommen an einem heruntergekommenen Spielplatz nahe eines Kanals an und warten auf die zweite Gruppe, die dann mit dem Bus abgeholt wird. Nach ungefähr 3-4 Stunden werden wir, ich mit stark knurrenden Magen, vom Spielplatz wieder mit dem Bus abgeholt….das war dann wohl das canoeing. Hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Solche Situationen von Missverständnissen gab es in unserem Camp häufiger, hatte unser Campleiter doch erst seit 4 Monaten Englischunterricht☺. Aber dafür sprach er schon sehr gut. Er war ja auch schon seit 1 Monat Campleader in Workcamps.

Das Gebäude und die sanitären Anlagen haben mich in meinem Stockwerk positiv überrascht. Die 14 Kinder in meiner Gruppe hatten alle eine geistige und oder körperliche Behinderung, waren teilweise sehr schwer zu erziehen, weswegen auf unserem Stockwerk je nach Teacher sehr viel geschrien wurde. Woran ich mich zunächst gewöhnen musste, weil ich auch oft nicht verstand, was

der Fehler des Kindes

war, dass man wirklich so

lautstark reagieren

musste. Ich habe aber mit der Zeit

immer mehr

verstanden, warum die Leute

so handeln wie sie

handeln und die Kinder ganz

tief in mein Herz

geschlossen. Ihre Freude über

die kleinen Dinge, wie

ein Freundschaftsarmband

oder Wasserbomben/

Luftballons war riesig. Man

darf nicht traurig sein,

wenn ein mitgebrachtes

Geschenk innerhalb

von wenigen Minuten kaputt

ist, da die Kinder doch

sehr stark sind und gerne

Sachen zerreißen. Auch


das Twisterspiel, das für sehr viel Spaß sorgte, hielt nicht lange unbeschadet Stand. Ich merkte, dass nur wenige Spiele für die geistigen Fähigkeiten meiner Gruppe geeignet waren und besuchte die Kinder zwischen 14-18 Jahren im Gang neben an und spielte Halli Galli mit ihnen, was auf Anhieb Gefallen fand. Es war schön diese Gruppe kennen zu lernen, da hier auch ein paar Englisch konnten und z.B. bei der Spielregelübersetzung halfen.

Philip kennt sehr viele Leute in Plovdiv und so waren wir quasi jeden Abend in der Stadt unterwegs und hatten Gelegenheit sehr viele unterschiedliche Bulgaren kennen zu lernen. Besonders gefallen hat mir das Essen gehen gemeinsam mit seiner Englischklasse. Die Mischung der Englischklasse hat mir sehr gut gefallen, unterschiedliches Alter und unterschiedliche Typen von Menschen. Die Englischlehrerin hat uns gleich jede Menge typische, bulgarische Gerichte vorgeschlagen und nach wenigen Minuten sahen wir uns vor einem Berg superleckeren Essens, was uns nach Tagen des nicht so üppigen Essens im Waisenheim, zeigte wie gut die bulgarische Küche ist. Unglaublich schön fand ich, wie alle Bulgaren es immer schafften im Englischen zu bleiben, so dass wir mitreden konnten. Ich weiß, dass es für eine Gruppe, die eine gemeinsame Muttersprache spricht, schwierig ist, in der Fremdsprache zu bleiben.

Am Wochenende waren wir mit Philip und 3 Freunden und seinem Hund in den Bergen campen. Die 50 km an diesem Wochenende waren für eine Kanadierin doch ziemlich anstrengend und für die andere war es auch ein besonderes Erlebnis, da sie noch nie campen war. Trotzdem hätten die beiden, glaub ich, ein Wochenende am Strand stark vorgezogen. Mir hat die Wanderung


in der Hitze und die unglaublich schöne Natur aber sehr gut gefallen.

Leider hatten die Kanadierinnen sich ihren Alltag etwas anders vorgestellt und wussten nicht so genau, was sie mit den Kindern spielen sollten. Ich denke für die Kinder ist es vor allem wichtig, dass jemand da ist und sich Zeit für sie nimmt,

auch wenn wir ihre Sprache nicht sprechen und uns vielleicht kein Spiel einfällt, das wir animieren können, freuen sie sich über unserer Nähe und Kommunikation mit Händen und Füßen, die doch ganz gut funktioniert. Jedenfalls haben die Kanadierinnen das Camp leider schon Dienstagnacht verlassen und ich spielte mit dem Gedanken dasselbe zu tun, weil ich es mir nur schwer ohne sie vorstellen konnte, aber ich wurde überrascht. Am Mittwochabend war es mir erlaubt an einer Stadtführung teilzunehmen bei der ich 3 Französinnen kennen lernte, die im selben Waisenhaus mit einer Kindergruppe arbeiteten. Ich hatte neue Freunde gefunden, die die Abende mit Philip und mir verbrachten und auch in der Mittagsruhe der Kinder mit mir auf Museum- und Stadterkundungstour waren und mir neue Motivation gaben.

Die letzen Tage waren wunderschön und ich wollte gar nicht mehr gehen. Am Abreisetag traf ich noch das kommende Workcamp mit 2 Engländerinnen und 2 Japanerinnen und konnte ihnen ein paar Tipps geben, die sie hoffentlich besser auf die Anfangssituation vorbereiteten und stellte ihnen auch gleich die Französinnen, die noch 2 Wochen länger blieben, vor. Ich denke, dass diese gerade eine wunderschöne Zeit in Plovdiv verbringen.


Insgesamt blicke ich auf 2 erfahrungsreiche Wochen zurück. Man sollte in Bulgarien auf die wirklich unglaubliche Menge an Zigaretten vorbereitet sein und viel Kreativität mitbringen, weil man mit der Freizeitgestaltung der Kinder schon auf sich gestellt ist, aber man kann auch vieles in Bulgarien nachträglich kaufen. Die Preise sind echt erschwinglich für deutsche Gehälter. Ein Basketball für 3 Leva kann strahlende Kinderaugen hervorrufen, die unbezahlbar sind. Schön ist wie schnell die Kinder einen als neue „Kaka“ in die Herzen schließen. Man ist da und immer wieder wollen sie deine Aufmerksamkeit.


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