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Menschen und Religion

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Einleitung

Einleitung

In der Wildkirchlihöhle unterhalb der Ebenalp und im Wildmannlisloch am Selun im Toggenburg wurden Spuren menschlichen Lebens aus der Altsteinzeit (45000–30000) entdeckt. Es sind Steinwerkzeuge, die von menschlicher Hand hergestellt worden sind und die sich neben zahlreichen Höhlenbärenknochen befanden. Der Paläontologe Emil Bächler aus St.Gallen führte die Ausgrabungen in beiden Höhlen 1904 und 1906 durch. Die prähistorischen Funde weisen darauf hin, dass im Alpstein schon früh Menschen siedelten oder dass diese Höhlen von Wildbeutern und Sammlern im Sommer als Jagdstation benutzt wurden. Bächler stellte fest, dass seit der Mittelsteinzeit Menschen in der Wildmannlislochhöhle aus Knochen Werkzeuge und Kultgegenstände herstellten. Er vermutet, dass die Menschen damals einen Bärenkult pflegten. So sollen die Schädel im hintersten Teil der Höhle seiner Meinung nach als Dank und Sühnopfer dargebracht worden sein. Sind das Spuren eines frühen Kultes, Relikte frühmenschlicher Religion?

Die Archäologin Elisabeth Schmidt, die 1955 Nachgrabungen machte, stellte fest, dass die Höhle vor 90000 Jahren immer wieder von Höhlenbären aufgesucht wurde. Vor 40000 bis 30000 Jahren wurde die Höhle im Sommer von Jägern und Sammlern besucht. Von einem Bärenkult könne man nach heutigem Forschungsstand nicht mehr sprechen. Die Bearbeitung von Bärenknochen interpretiert sie als Abtrag durch Wasser. Wer hat recht: der alte Forscher oder die jüngere Wissenschaftlerin? Bedenkenswert ist, dass in der Grotte Chauvet in Südfrankreich auch aufgeschichtete Knochen gefunden wurden. Heutige Forscher können sie nur als zu einem uns unbekannten Kult gehörig erklären. In der Grotte hat man 1994 auch die ältesten Felsenzeichnungen der Welt entdeckt: Kunstwerke, die heutige Menschen unmittelbar ansprechen, berühren und begeistern. Sie sind vor etwa 36000 Jahren entstanden. Um die Ausgrabungen und Bilder nicht zu gefährden, hat man mit modernster Technik eine Replik der Höhle im Massstab 1:1 gebaut. Diese Caverne du Pont-d´Arc können nun Tausende besuchen, ohne die frühen Kunstwerke zu zerstören.

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