Mobile Media 2011!

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MOBILE MEDIA 2011!

ALL AROUND: TABLETS, APPS & CO.

Eine Sonderbeilage von text intern und der VDZ Akademie zum Expertenforum

Jean Pierre Crapet

Staffan Ekholm

Donata Hopfen

Juan Senor

Auf dem VDZ Akademie-Expertenforum zeigen hochkar채tige Experten warum Smartphones und Tablets eine echte Chance f체r deutsche Medienunternehmen darstellen. Treffpunkt: Moderator Ulrich Hegge (li.) mit Donata Hopfen (Axel Springer) und Arne Wolter (G+J EMS)

Arne Wolter

Marco Koeder

Peter Hossli

Heiko Scherer


VDZ EXPERTENFORUM

IMPRESSUM

Der Kongress der guten Hoffnung

Altverleger: Lutz Böhme (1967 - 2006) Joachim Preigschat (1985 - 2007) Geschäftsführerin: Regina Hornung, hornung@textintern.de Chefredakteur: Christian Personn (v.i.S.d.P.) personn@textintern.de Redaktion: Jessica Bleifuß, bleifuss@textintern.de Ulf Krägenau, kraegenau@textintern.de Antonia Seifert, seifert@textintern.de Produktion: Uwe Rohe (Layout-Konzeption) Hauptstadt-Büro: Grace Pönitz, Tel. 030 / 427 95 92 poenitz@textintern.de Büro Köln: Wilfried Urbe, Tel. 0221 / 240 00 96 urbe@textintern.de Büro München: Hanspeter Heckel, Tel. 0177 / 742 99 42 heckel@textintern.de

Zwei Tage zur Zukunft der mobilen Medien

Beim Schlump 13 a 20144 Hamburg Tel: 22 92 60 verlag@textintern.de www.textintern.de Anzeigen: Susanne Carstens, carstens@textintern.de Es gilt z. Zt. Anzeigentarif Nr. 7 Anzeigen-Vermarktung: Büro Nord Medienvertretungen GmbH Langenstücken 24, 22393 Hamburg Tel. 040 / 60 91 88 02 info@bueronord.de textintern Abo-Service: Tel. 040 / 229 26 38 vertrieb@textintern.de Druck: LTV, Hamburg Die Rechte für die Nutzung von Artikeln für elekronische Pressespiegel erhalten Sie über: PMG Presse-Monitor GmbH, Tel. 030 / 284 93 - 0 oder www.presse-monitor.de Einzelbestellungen für Nichtabonnenten: 15 Euro (zzgl. Versand); für Abonnenten: 5 Euro zzgl. Versand.

Der Stand der Dinge Laut der These des schwedischen iPad-Spezialisten Ekholm lässt sich der Entwicklungsstand der digitalen, mobilen Technologie ungefähr dort verorten, wo sich die Vorfahren der Menschen zum aufrechten Gang aufrichten. Im Vergleich zum heutigen Entwicklungsstand des zivilisierten Menschen sei es noch ein weiter Weg

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Quelle: Staffan Ekholm

TEXT VERLAG GMBH

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acht nicht die selben Fehler – das ist der Neustart, eine zweite Chance! Noch so eine kommt nicht mehr“. Mit diesem Appell starten 100 Teilnehmer Anfang Juni in ein Informationsmarathon, den die VDZ Akademie mit ihrem Expertenforum „Mobile Media 2011!“ veranstaltet. Dieser VDZ-Kommunikationschef Peter Klotzki (re.) mit Chefredakteur fast schon beschwö- Christian Personn. text intern ist Medienpartner des Expertenforums rende Aufruf stammt von dem Software-Entwickler Staffan Die meisten der Teilnehmer sind Ekholm, CEO von Moving Media+. Der sicherlich nach Hamburg angereits, um auf die Entwicklung von iPad-Angebo- Erfahrungen und Tipps zu bekommen, ten spezialisierte Schwede eröffnet mit wie sich die Einbrüche im Werbemarkt dem britischen Consultant Juan Senor durch neue digitale Erlösquellen und die Referate. Und die beiden halten nicht Geschäftsfelder wettmachen lassen. Sie ohne Grund den Eröffnungspart von wollen wissen, welche HTML-Technolozehn Vorträgen. Sie sind der „Wakeup“. gien wichtig werden, ob und wenn welSie bringen internationales Flair in die che Smartphones das Rennen machen Diskussion rund um „Tablets, Apps & oder wie Apps Geld in die Kassen bringen Co.“ – und sie bringen die Dinge auf den können. Zahlreiche Verlags- und MediPunkt. „Das iPad ist die größte Medienin- enhäuser planen oder setzen bereits novation seit Gutenberg“ oder „Das jour- digitale Ableger ihrer Kernmarken um. nalistische Geschichtenerzählen ist die Im Mittelpunkt stehen meist ZusatzproRe-Investition, in Plattformen müssen gramme (Apps) für Multimedia-Handys wir nicht investieren“, so fokussiert Senor und Tablets. seine Thesen, seine Empfehlungen an Der Kongress zeigt, wie sich die Zeiten die Verlagsmanager im Publikum. geändert haben. Während vor vier, fünf


VDZ EXPERTENFORUM

Doch die Verunsicherung ist groß. Viele deutsche Unternehmen haben – genauso wie sonst in westlichen Industrieländern – kaum geeignete PaidContent-Modelle umgesetzt, viel zu viele Inhalte sind kostenfrei ins Internet transferiert worden – eine crossmediale Vermarktung sieht anders aus. Denn am Ende zahlen nur die Anbieter. Und das ist

Quelle: Deutsche Telekom

voraussichtlich 1,6 Milliarden Euro durch App-Downloads umgesetzt. Aufgrund des rasanten Wachstums des App-Angebotes in den zahlreichen App-Stores steige für Unternehmen in Zukunft die Herausforderung, ihre Mobile Apps im Wettbewerb profitabel zu positionieren. Der Vormittag im Hamburger Hotel Elysee zeigt, wie ungewohnt für viele der Umgang mit neuen digitalen Kanälen ist. Die VDZ Akademie „Man darf nicht hat extra einen Hashtag eingemehr isoliert in richtet, Moderator Ulrich Hegge Kanälen denken“ versucht über Twitter-Account die Teilnehmer im Saal zum Kommentieren oder Fragen stellen zu Ulrich Hegge , Medienunanimieren. Allerdings nutzt dies ternehmer und Moderator erst eine kleine Minderheit am Nachmittag. „Learning by doing“ hatte morgens der Schwede ein Dilemma, das ja auch allen Medien- Ekholm empfohlen, nach einigen Stununternehmen bewusst ist. den wurde dies auch umgesetzt. Besonders vor dem Hintergrund, Auch via Facebook ist die Veranstaldass die Nutzer in Deutschland digitale tung präsent, hier können Interessierte Technik und Angebote generell positiv – am Computer oder Smartphone – die beurteilen und auch nachfragen. Laut Redebeiträge verfolgen. Zwei Diskussider Studie „Digitalbarometer Tablet-PCs“ onsrunden werden 30 Minuten lang live des Marktforschers TNS Emnid wollen im Facebook TV übertragen. Interviews User damit am liebsten Musik hören und werden gefilmt, ein VDZ-Mitarbeiter Video-Clips schauen. 45 Prozent würde schreibt sich die Finger wund: Per Tweed Tageszeitungen und gut ein Drittel auch fasst er die wichtigsten Beiträge häppZeitschriften lesen. Das attraktivste Genre chenweise zusammen. Die VDZ Akafür eine App ist laut Studie das Thema demie hat wahrlich keine Kosten und „Nachrichten“. 70 Prozent der Teilnehmer Mühen gescheut, um nachhaltig zu belehalten solche Anwendungen für interes- gen, wie moderne Medien funktionieren. sant. Grundsätzlich ist ein Drittel der Nutzer bereit, für Apps zu bezahlen. Der „In- Alle Texte: Christian Personn Xnip-Code: FBRK7P App-Sales Studie“ von Mücke, Sturm & Company (MS&C) zufolge werden 2013 Fotos: Klaus Knuffmann

Quelle: Juan Senor

Jahren Multis wie Nokia oder Microsoft im Zentrum von Zukunftsdiskussionen standen, sind aktuell der iPad-Hersteller Apple sowie das offene, von Google entwickelte Betriebssystem Android Wachstumstreiber. Der Markt explodiert: Ende Januar 2011 wurde die Grenze von 10 Milliarden Downloads überschritten. „Gründe für die steigende Nutzung des mobilen Internets sind attraktive Flatrates sowie neue Geräte und Anwendungen. Besonders das Interesse an Tablet-PCs ist derzeit ungebrochen groß“, so beschreibt die VDZ Akademie die Lage. Neueste Studien bestätigen dies: Das Marktforschungsunternehmen eMarketer prognostiziert für 2011 ein weltweites Absatz-Volumen von 24 Millionen Tablets. Der Markt dieser Mobilgeräte bietet Verlagshäusern gänzlich neue Möglichkeiten hinsichtlich der Distribution, Darstellung und Crossmedialität digitaler Inhalte. Neben den zahlreichen Chancen, welche die neuen Trägermedien bieten, stehen Verlagshäuser vor der Herausforderung ihr Inventar für die neuen mobilen Medienkanäle zielgruppen- und titelgerecht optimal aufzubereiten, so formuliert es der Geschäftsführer der VDZ Akademie Sven König zur Begrüßung des Forums: „Im Mobile-Business steckt unglaubliches Wachstums- und Erlöspotenzial. Keine Gattung kann in allen Bereichen mit so hohen Wachstumsraten aufwarten“, begründet König Zielrichtung der bewusst an der Praxis orientierten Veranstaltung.

Omipotenz: Der Gerätehersteller Apple als alles beherrschender Kiosk

Provokation: So sehen viele anscheinend die wirtschaftliche Zukunft

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„Wir sind noch ganz am Anfang“ Die meisten Experten der Mobil-Branche sehen große Chancen für deutsche Medienunternehmen – wenn sie jetzt durchstarten

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e are the wine and not the bottle“. Dieses Zitat von Juan Senor, Director Innovation Media Consulting Group, ist eine der Kernaussagen zum Selbstverständnis der Verlage in einem dynamisch gewachsenen Mobile-Markt. Der gebürtige Spanier liest den anwesenden Manager erst die Leviten – und baut sie dann wieder auf. Er warnt davor, ähnliche Fehler zu begehen wie vor Jahren die Musikindustrie. Sie habe bekanntlich einen Großteil ihres Umsatzes verloren, weil dem kostenlosen (illegalen) Runterladen von Musikdateien kein Alternativmodell entgegenstand. Senor macht Mut für die Zukunft. Der Berater großer Unternehmen wie Financial Times oder Condé Nast sagt, worauf es seiner Meinung nach ankommt: „Nur für das, was begehrt ist, was exklusiv ist, kann man eine Rechnung „iPad=iPaid“ auch stellen“. Für ihn ist die Erfindung des iPads ein Segen, da von Anfang an damit auch Juan Senor, Media ein Geschäftsmodell verbunden war. Apps Consulting Group und der iTunes-Store seien der Schlüssel zu einem Modell. Das mobile Internet wachse gerade in Deutschland rasant – um 13 Prozent im Jahr 2010 und um erwartete 20 Prozent in diesem Jahr. Satte 65.000.000 Gigabyte an Daten haben die Deutschen per Mobilfunk-Verbindung im Jahr 2010 aus dem Internet gezogen. Es wurden doppelt so viele Daten herunter geladen wie noch im Vorjahr. In dieser Situation haben die Verlage viele Erkenntnisse und Erfahrungen im ersten TabletJahr gesammelt und wissen, wo sie stehen und welche Chancen sie nutzen können. Dabei zeigt sich immer mehr, dass Apps ein eigenes Medium sind, das sehr erfolgreich sein kann, wenn man seinen Charakter versteht, pflegt und nutzt. „It is“, so Senor, „neither print, not web, it is an app“. Er plädierte für differenzierte Inhalte auf differenzierten Plattformen: Geschichten müssten erzählt werden für Augen, Ohren und Finger. Während für Print der Charakter „long narrative“ kennzeichnend sei, sollten Apps „depth and experience“ vermitteln. Wesentlich ist der „unique content“, die journalistischen Stories, die kein Provider oder Geräthersteller bieten könne. Die Frage „Print l oder nicht Print?“ sei falsch. Besser wäre es, die R Rollen sauber zu definieren. 4

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Print werde sich künftig immer mehr zur Haute Couture entwickeln (müssen): Die Verlage bräuchten vor allem auch für die Apps hochwertigen journalistischen Inhalt: Darüber hinaus müssten sie aufpassen, die Hoheit über Preise und Kundendaten nicht zu verlieren. Apple und Google dürften nicht beherrschende Marktpositionen eingeräumt werden – den Verlagen ruft Senor sinngemäß zu: Lasst euch nicht das Geschäft wegnehmen, das ihr Jahrhundertlang beherrscht habt. Eine Voraussetzung für Innovationen und Investitionen ist Kenntnis darüber, wie weit die mobile Infrastruktur entwickelt ist. Dazu schätzt JeanPierre Crapet, Leiter Content Strategy & Cooperation Deutsche Telekom, dass Ende 2011 drei Betriebssysteme und 20 verschiedene Geräte am Markt sein werden. Crapet gibt die Position eines umfassenden Technologie-Anbieters wieder. Für die Deutsche Telekom sind danach die generellen Nutzungen aller denkbaren Abspielkanäle (über unterschiedliche Geräte) durch die User wesentlich. Es sind nicht nur journalistische Inhalte, sondern auch Spiele und TV-Formate, die im Nutzungsverhalten eine wesentliche größere Rolle spielen. Seine Voraussagen: Der Umgang mit Mobile entwickelt sich zunehmend zu einer Parallel-Nutzung, insbesondere zum Fernsehen, während das Tablet den PC verdrängt. Zur Frage der Monetarisierung sagte er, dass zwar der Anteil der Paid Apps (in den USA bei 10 Prozent) steige, der Erlös für die einzelne Apps derzeit aber abnehme. Er riet den Verlagsvertretern, auf Reichweite und Nutzbarkeit zu achten. „Denken Sie konvergent!“ Als Erfolgsfaktoren nannte Crapet folgende: hocheffektive Datennetze effektives Handling große Reichweite hoher Kundennutzen Monetarisierung aus Gratisangeboten.

„Wer viel das Tablet nutzt, nutzt entsprechend den PC weniger“

Jean-Pierre Crapet, Deutsche Telekom


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„Der App-Hype ist schon wieder am Abklingen“ Die Ernüchterung über die kleinen Wunderdinger

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s gibt unendlich viele Möglichkeiten – so beschreibt Heiko Scherer von der Multimedia-Agentur KircherBurkhardt die mobile Situation. Es gebe immer mehr Endgeräte und

Scherers Vortarg wurde via Twitter veröffentlicht

verschiedenste Nutzungssituationen. Überraschend: Das iPad wird am meisten im Bett genutzt, zur Fernsehen-Prime time und am Wochenende. Die Beschäftigung mit Gerät und den angebotenen Inhalten dauere auch viel länger als z. B. beim Smartphone. Deshalb Scherers Grundsatz: Unterschiedliche Geräte Heiko Scherer hält Apps für überbewertet erfordern unterschiedliche Konzepte. Weitere Thesen: Die ortsbezogene Information, die auf dem Mobilgerät geliefert wird, ist eines der Hauptthemen der Zukunft. Gerade lokal wäre das User-Feedback enorm ausgeprägt und dieses stelle einen hohen Mehrwert für den Anbieter. Daneben bieten die Social Communities Twitter und Facebook für mobile Endgeräte komplett neue Potentiale.

Wohin will Google? Unkonventionelle Thesen eines unkonventionellen Unternehmens

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ehr oft tritt Stefan Tweraser, Country Director Sales Google Deutschland, für sein Unternehmen ins Rampenlicht. Der Österreicher wird inzwischen als deutsches „Gesicht“ seiner Firma präsentiert. Anders als alle Vortragenden sonst tritt der ehemalige McKinsey-Mitarbeiter eher leger gekleidet auf und verzichtete ganz auf Charts. Sein Vortrag ist thesenhaft und zeigt die mittelfristige Strategie des Suchmaschinen-Multis auf dem inzwischen auch für Google sehr wichtigen mobilen Terrain. In 2010 habe Google weltweit einen Umsatz von 1 Milliarde Dollar im Mobilbereich gemacht. „Mobil first“ – diese Kernaussage von dem jetzigen Google-Verwaltungsvorsitzenden Eric Schmidt sei die generelle Strategie. Dazu komme die generelle Ausrichtung „User first“. Dabei werde dem Lokalen einen wesentliche Bedeutung zugemessen: Bereits 30 Prozent aller Suchanfragen und 40 Prozent aller mobilen Anfragen seien heute schon lokal einzuordnen. Neben dem Lokalen seien „commercial“ und „mobile“ die tragenden Säulen von Googles Aktivitäten für die nächsten Jahre. Das Unternehmen geht laut Tweraser davon aus, dass kein Gerät dem Menschen in Deutschland emotional und rein räumlich so nah ist wie das mobile Telefon. Untersuchungen belegen, dass junge Leute 24 Stunden – also selbst in der Nacht – ihr Handy bei sich haben wollen. Auf viele Dinge

des alltäglichen Lebens würden die Deutschen verzichten, aber nicht auf ihr Handy, so belegen es Untersuchungen, laut Stefan Tweraser. Jede Anwendung werde heute auf die von Google entwickelte Android-Technologie ausgerichtet, zudem arbeite man an lokalen Plattformen. Generell weisen für Google die Apps in ihrer Funktionalität keine zukunftsträchtige Perspektive auf. Der Browser stehe im Interesse von Google weiter vorne, dies sei „die zentrale App“. Im Übrigen würde in ein paar Quartalen niemand mehr über Apps sprechen. Eine „gut programmierte HTML 5-Seite kann vieles besser“, sagt der Manager. Kurz und prägnant war das Referat von Google Auf jedem mit Android-Software Deutschland Manager Stefan Tweraser ausgestattete Gerät gebe es die Möglichkeit, Paid Content zu generieren. Tweraser relativierte seine These allerdinsg etwas: Die Logik hinter Apps sei richtig, also die Komplexitäten eines Browsers zu reduzieren.

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„Es geht um konvergentes Denken“ Wie die digitalen Marktführer Bild und G+J EMS vorgehen

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onvergentes Denken, das hat, so Donata Hopfen (Geschäftsführerin Bild digital und Mitglied der Verlagsgeschäftsführung Bild), die Mobile-Strategie von Axel Springer von Anfang an geprägt. Ein strategischer Vorteil sei es, dass Bild bereits 2007 einen Mobil-Tarif selbst aufgelegt habe. Zudem habe man sich konsequent am Verhalten der Nutzer orientiert: So ergebe sich eine Hightime-Nutzung ganz früh morgens und sehr spät abends. Nutzer seien auch eher bereit Registrierungsdaten am mobilen Gerät abzugeben als am stationären. Richtschnur ist bei Axel Springer: jede Mediennutzung neu denken, 1:1-Kopien funktionierten nicht. Entsprechend sei auch der Content auf das jeweilige Gerät ausgerichtet. Axel Springer sei mit dem Vermarktungsmodell des „Apple App Stores“ sehr zufrieden, auch wenn es ein Sharing von 30 Prozent pro Auftrag für Apple gebe. Der Hauptvorteil für Springer sei die „sehr geringe Absprungquote bei App-Käufen“. Axel Springer habe von Anfang an stark auf Premium-Apps gesetzt und entschieden, ein hochwertiges Produkt wie beim iPhone auch für das iPad zu entwickeln, das entsprechend bezahlt werden muss. Generell müsse bei der Entwicklung immer das typische Printerlebnis von Bild auch auf die anderen Abspielgeräte umgesetzt werden. „Wir kommen aus der Printwelt und haben unsere Inhalte immer mit Print- und Anzeigenerlösen

Wo die Potentiale bei Mobil media liegen können, zeigt die Grafik aus dem Vortrag von Heiko Scherer, der für KircherBurghardt viele Unternehmen bei ihremWeg in die mobile Welt berät. Wesentlich sind in dem Zukunfstmodell der lokale und vernetzte (=soziale) Content, der durch die beiden Social Communities Facebook und Twitter „getrieben“ wird. Die mobilen Abspielgeräte sind die dabei präferierte Technologie

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Arne Wolter sprach über zukünftige Vermarktungspotentiale, Donata Hopfen referierte die Erfolgsstory von Bild digital

monetarisiert. Es gibt für die Verlage daher die Verpflichtung, einen zweiten Erlösstrom aufzubauen“, so Donata Hopfen. Mobile Besonderheiten müsse man kennen und berücksichtigen. „Wir müssen 24 Stunden aktuell sein“. Bei der anschließenden Diskussionrunde prophezeit die Managerin: „Es geht jetzt richtig los, es lassen sich Erlöse erwirtschaften, da jetzt die Reichweite dem Aufwand entsprechen – es ist jetzt ein Massenmarkt“. „Die mobile Zielgruppe ist einfach super-attraktiv“ Zufriedenheit auch bei Arne Wolter, Bereichsleiter digitale und internationale Vermarktung bei Gruner+Jahr EMS: Er zeigt sich begeistert vom mobile Werbemarkt. Es sei ein eigenständiger Medienkanal, „der ein dramatisches Reichweitenwachstum hat“, die Zielgruppe sei „super-attraktiv“, „tolle Werbeformen“ ließen sich realisieren. Ein weiteres Kennzeichen seien die hohe Interaktivität und die besondere Wiedererkennung. Zudem hätten die Geräte den Riesenvorteil, dass Werbung aufgrund des kleineren Displays als beim Computer quasi „exklusiv“ sein , da der User immer nur das eine Werbemotiv oder nur ein Video sehen könne. Er empfahl, zu investieren, auch in die Portale. Es gehe darum, diesen Bereich so lange wie möglich im Hochpreisbereich zu halten – und dies sei gut möglich, weil es mobile User gewohnt sind, für Angebote zu zahlen. Sein Fazit: „Mobile User sind eine der attraktivsten Zielgruppen, weil sie so genau erreicht werden können“.


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Das Ausland macht es vor In Japan, Schweden und der Schweiz entstehen Beispiele, wie es laufen kann

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s war viel von Eigenformaten für Apps die Rede. Eines der meistdiskutierten Beispiele für ein solches Eigenformat ist die komplette Mobile-Neuentwicklung „The Collection“, von Ringier aus der Schweiz. Peter Hossli, Chefredakteur des Magazins, stellt das im April 2011 gelaunchte Mobile-Produkt vor. Es ist aufwendig ausgestattet, journalistisch hochwertig und wird in vielen Ländern und allen App-Stores angeboten. Hossli verfolgt damit den Anspruch, das Tablet so weitreichend wie möglich zu nutzen: „Ein Gerät, mit dem man wieder richtigen Journalismus machen kann.“ Und zwar auf allen Kanälen: Geschichten werden per Video, per langem Text und in herkömmlicher Slideshow erzählt. Ein zweites Kennzeichen von „The Collection“ sei neben dem hochwertigen Journalismus die starke Interaktivität, die sogar für die Werbung gelte. „Tablet-User erwarten sehr viel Interaktivität und nicht PDFs. Und sie erwarten guten Journalismus.“ Staffan Ekholm, CEO Moving Media + aus Schweden hat den Titel „Popular Science“ für das Medienunternehmen Bonnier entwickelt. Mit über 150.000 verkauften Apps für durchschnittlich zehn bis zwölf US-Dollar ist es ein gutes Beispiel für ein erfolgreiches mobiles Geschäftsmodell. Marco Koeder, Executive Director Cyber Media in Tokio, zeigt auf, wie der sehr spezielle japanische Markt funktioniert und was deutsche Verlage von dort lernen können. Japan blicke auf zehn Jahre „mobile“ Erfahrungen zurück. Es sei ein hervorragendes Anschauungsfeld für noch nicht so erschlossene Märkte. So wird in Tokio mit einem, dem Lesezirkel ähnlichen System für Smartphones und Tablets erfolgreich gearbeitet. Die Japaner seien generell an monetäre Abo-Modelle gewöhnt und

lassen sich trotz digitalem Vormarsch Tageszeitungen in Millionenauflagen ins Haus schicken. Längst gibt es in dem Land aber auch Zeitungen, die aus Twitter-Meldungen zusammengestellt werden oder spezielle Smartphones mit vorinstallierten Beispielseite des Rignier-Portals „The Collection“ Bezahl-Angeboten z. B. für Mädchen im Girlie-Alter. Weniger bekannt ist, so Koeder, dass die mobile Infrastruktur Japans bei der Flut- und Reaktorkatastrophe vor einigen Wochen wahrscheinlich Hunderttausende von Leben gerettet hat. Während fast die gesamte wirtschaftliche und EnergieI nfrastruktur des Landes und auch die Mahnte zum besonnenen Handeln: Staffan Ekholm klassische Telekommunikation mit dem größten Telekomnetz Japans zusammenbrach, konnte man weiter mobil Mails schreiben und Anrufe über Skype tätigen. „Eine mobile Infrastruktur – das kann überlebensnotwendig sein für eine Nation“, so Köder.

Die wesentlichen Ergebnisse g des Expertenforums p der VDZ Akademie „Das iPad ist nicht der heilige Gral, nur ein device“, fasst Moderator Ulrich Hegge die wichtigsten Ergebnisse des Tages zusammen. Es eigne sich nicht zum Kopieren von bestehendem Inhalt, der dann einfach nur in das Angebot reingehoben werde. Wichtig seien der Sinn für neue Horizonte und neue Ansätze. Dazu gehöre auch das Lernen und die Zusammenarbeit mit Spiele-Entwicklern. Die Technologie von mobilen Angeboten und deren Beherrschung werde zur Kernkompetenz von Medienunternehmen. Die nötige Konvergenz sei der wesentliche Erfolgsfaktor: Verlage dürfen nicht mehr isoliert in Kanälen denken. Exklusive Stores wie von Apple verlieren ihre Bedeutung. Die Entwicklung der neuen Programmiersprache

HTML 5 soll als kommende Plattform wesentlich einfachere Handhabung und damit bessere Vermarktungsmodelle ermöglichen. Die wichtigsten Thesen: • Mobile Media hat ein enormes Wachstum • Die technische Entwicklung befindet sich noch in einer Frühphase • Marken sind gute Treiber für wirtschaftlichen Erfolg • Technologiewissen muss zur Kompetenz von Medienunternehmen werden • Die Zukunft vom Heilsbringer App bleibt ungewiss

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