Unternehmenszukunft Sachsen Broschüre Sommersemester 2014

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Zusatzqualifikation f端r Studierende und Doktoranden

Unternehmenszukunft Sachsen

Sommersemester 2014

w w w. t u - c h e m n i t z . d e / u n t e r n e h m e n s n a c h f o l g e


UNTERNEHMER QUALIFIKATION EXPERTEN

01 Vorwort 02 Qualifikationsprogramm Unternehmenszukunft Sachsen 04 Online-Plattform: E-Learning 06 Sattlerei & Raumausstattung Kübler 08 Textilausrüstung Pfand GmbH 10 Mechanik Taucha Fördertechnik GmbH 12 Anchor Lamina GmbH 14 Strickmoden Bruno Barthel GmbH & Co.KG

16 MIDETA Steuerberatungsgesellschaft mbH & Co. KG 18 Juniorprofessur Entrepreneurship   in Gründung und Nachfolge 20 XING Gruppe 22 Teilnehmer Sommersemester 2014 24 Industrieverein Sachsen 1828 e.V. 25 Rückblick Sommersemester 2014 26 Partner


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VORWORT Liebe Leserinnen und Leser, im Sommer 2014 konnten wir den nunmehr fünften Durchgang der freiwilligen Zusatzqualifikation zum Thema Unternehmensnachfolge für Studierende und Doktoranden der TU Chemnitz erfolgreich abschließen. Es war vor allem ein Semester voll interessanter Einblicke in die mittelständische Wirtschaft in Sachsen, das unseren Teilnehmern einen spannenden und zukunftsweisenden Weg in die Selbstständigkeit näher bringen konnte. Dabei lebt das Programm ganz besonders vom großen Engagement und der Lebendigkeit mit der die Unternehmerinnen und Unternehmer von ihren eigenen Erfahrungen im Nachfolgeprozess erzählen, die Nachfragen der Teilnehmer geduldig beantworten und die Chancen aber auch die Herausforderungen auf diesem Weg realistisch schildern. In den vergangenen Jahren hat das Thema Unternehmensnachfolge in der mittelständischen Wirtschaft weiter an Bedeutung gewonnen. Eine Studie des IfM Bonn aus dem Jahr 2013 prognostiziert für die kommenden vier Jahre über 5.000 Unternehmen, die in Sachsen für eine – überwiegend altersbedingte – Übergabe anstehen. Bei zahlreichen dieser Unternehmen sind keine geeigneten Nachfolger in Sicht. Unser Programm möchte sich dieser Herausforderung stellen und jungen Menschen die interessanten Perspektiven und Lebenswege, die sie im Mittelstand finden können, aufzeigen und sie für diesen Weg begeistern. Zugleich geben wir ihnen wichtiges „Rüstzeug“ an die Hand, wie sie die Chancen, aber auch die Risiken einer Unternehmensnachfolge einschätzen und durch geeignete Lösungsstrategien bewältigen können.

Neben fachlichen und betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen lernen die Teilnehmer mit den emotionalen Herausforderungen im Prozess der Nachfolge umzugehen. Ganz wichtige Fragen sind dabei, wie man mit Sensibilität und Respekt gegenüber dem Lebenswerk des Alteigentümers auch neue Wege und eigene Strategien schrittweise einbringen und damit sogar neue Chancen für das Unternehmen und seine Mitarbeiter entwickeln kann. Vertrauen, persönliche Fähigkeiten und unternehmerische Leidenschaft gelten als wichtige Erfolgsfaktoren im Übergabeprozess. Mit der Zusatzqualifikation „Unternehmenszukunft Sachsen“ wollen wir besonders den Generationenwechsel im Mittelstand unterstützen. Die positive Resonanz, die wir aus dem sächsischen Mittelstand, von Kammern und Verbänden erhalten, zeigt uns, dass wir einen guten und wichtigen Weg gehen. Mit dem Aufbau der Juniorprofessur für Entrepreneurship in Gründung und Nachfolge als Stiftungsprofessur der Sparkasse Chem-

nitz wird dieser Prozess zusätzlich auf feste Beine gestellt. Der Inhaber der Juniorprofessur, Jun.-Prof. Dr. Mario Geißler, hat die Zusatzqualifikation „Unternehmenszukunft Sachsen“ seit 2012 wesentlich mit aufgebaut und bringt nun wichtige Impulse und strategisches Herangehen in das Programm ein. In dieser Broschüre möchten wir Ihnen nun einen Einblick in das vergangene Semester geben und Sie mitnehmen, die individuellen Geschichten der beteiligten Unternehmen, aber auch die Teilnehmer des Programms kennenzulernen. Im Namen der Teilnehmer und des gesamten Teams möchten wir uns sehr herzlich für das Engagement aller unserer Unterstützer bedanken.

Prof. Dr. Cornelia Zanger Projektleiterin

Dr. Kerstin Klaus Projektgeschäftsführerin


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Qualifikationsprogramm, Summer School und Unternehmenssimulation

„Unternehmenszukunft Sachsen“

Ein wichtiger Baustein der Zusatzqualifikation Unternehmenszukunft Sachsen ist die enge Verzahnung zwischen Theorie und Praxis. Grundlegendes Wissen sowie das strategische Herangehen vermittelt im Programm Jun.-Prof. Dr. Mario Geißler. Über ihre persönlichen Erfahrungen im Nachfolgeprozess berichten zudem Woche für Woche Unternehmer und Experten aus Banken oder Beratungsunternehmen. Dies ermöglicht den Teilnehmern des Programms einzigartige und ganz individuelle Einblicke hinter die Kulissen des Wirtschaftslebens und schafft ganz oft Aufgeschlossenheit und Begeisterung für diesen Weg in die Selbstständigkeit.

Hintergrund In den letzten 20 Jahren hat sich Sachsen zum erfolgreichsten Bundesland in Ostdeutschland entwickelt und steht für Innovation, Technik und unternehmerische Werte. Diese durchschlagenden Erfolge sind Zeugnis erfolgreicher Aufbauleistung sächsischer Unternehmer, ihrer Mitarbeiter und der sächsischen Wirtschaftspolitik. Der Freistaat sieht sich vor der bedeutenden Herausforderung, die Leistungen der erfolgreichen Aufbauarbeit zu sichern und zukünftig weiter auszubauen. Zahlreiche sächsische Unternehmer, die für den Aufschwung der Wirtschaft mitverantwortlich sind, stehen vor wichtigen Entscheidungen, die die Fortführung ihres Lebenswerkes und die Sicherung der geschaffenen Arbeitsplätze betreffen. Ziele des Programms Das Programm macht realitätsnah auf die Zukunftsperspektive Unternehmensnachfolge im sächsischen Mittelstand aufmerksam und bereitet auf die damit verbundenen Her-

ausforderungen vor. Dies beinhaltet auch die individuelle Auseinandersetzung der Teilnehmer mit sich selbst und mit dem Thema Unternehmertum. Zudem kommen die Studenten direkt mit Entscheidern der regionalen Wirtschaft in Kontakt. So erfahren sie aus erster Hand, was es heißt, Unternehmer zu sein und was den Unternehmeralltag ausmacht. Zielgruppe Das Qualifikationsprogramm richtet sich an alle Studierenden und Doktoranden der TU Chemnitz, die sich mit den Themen Mittelstand, Unternehmertum und Unternehmensnachfolge auseinandersetzen möchten oder sich auf die eigene Unternehmensnachfolge in der Familie vorbereiten. Themen und Inhalte Die Basis für ein tiefgehendes Verständnis der mit der Unternehmensnachfolge verbundenen Herausforderungen wird durch

mehrere aufeinander abgestimmte Bausteine geschaffen. Sie beinhalten sowohl den Aufbau von Grundlagenwissen als auch Inhalte, die die individuelle Auseinandersetzung mit der Thematik fördern. Die einzelnen Komponenten des Programms bestehen aus Praxisvorträgen, Exkursionen, Stammtischen und Intensivseminaren sowie einer Potenzialanalyse. Eine Unternehmenssimulation wird im nachfolgenden Semester für Interessierte angeboten. Zeitumfang / Organisation Das Qualifikationsprogramm erstreckt sich über ein Semester. Dazu zählen die Praxisvorträge, die jeden Montag über drei Zeitstunden stattfinden, und die Intensivseminare, die sich über einen Tag (Freitag/Samstag) erstrecken. Außerdem muss Zeit für die Exkursion und natürlich die Stammtische, die zweimal im Semester stattfinden, eingerechnet werden. Bei den Veranstaltungen wird eine regelmäßige Teilnahme angestrebt.


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Summer School Neu in diesem Jahr ist die Durchführung einer Summer School, die die Zusatzqualifikation erstmals sachsenweit anbietet und damit auch für Interessierte anderer sächsischer Hochschulen öffnet. Die Summer School findet in diesem Jahr vom 15. bis 19. September statt. Dabei bleibt die Philosophie des Programms, vor allem realistische Einblicke in den sächsischen Mittelstand sowie grundlegendes Wissen zum Nachfolgeprozess zu vermitteln, natürlich bestehen. Deshalb ist der persönliche Austausch mit den Unternehmern der Region ein wichtiger Baustein des Programms. Als Teilnehmer dürfen Sie also neugierig in Unternehmen hinein schnuppern, spannenden Ausführungen von Unternehmern lauschen, die den Weg der Nachfolge bereits gegangen sind und Sie dürfen natürlich auch Fragen stellen, die Sie interessieren und bewegen.

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Für die Summer School verlassen wir für zwei Tage die Hörsäle, besuchen Unternehmen oder gehen in die Natur, um den Gedanken freien Raum zu geben. Weitere Informationen zum Programm der Summer School sowie das Bewerbungsformular finden Sie unter: www.tu-chemnitz.de/unternehmensnachfolge. Die Teilnehmerzahl ist auf 20 begrenzt. Für Fragen wenden Sie sich bitte an Jette Petzold. jette.petzold@wirtschaft.tu-chemnitz.de Unternehmenssimulation Ab Oktober haben Teilnehmer des Sommersemesters 2014 sowie Teilnehmer der Summer School die Möglichkeit, ihr Wissen und die gesammelten Erfahrungen in einem Unternehmensplanspiel anzuwenden. Hier können sich die Teilnehmer in einem risikofreien Raum unternehmerisch erproben. In kleinen Teams übernehmen die Teilnehmer ein mit-

telständisches Unternehmen und müssen sich auf einem virtuellen Markt gegeneinander behaupten. Nach einer Wachstumsphase heißt es dann, das Unternehmen auf eine potenzielle Nachfolge strategisch vorzubereiten. Dies beinhaltet beispielsweise die Bestimmung des Unternehmenswertes, die Planung geeigneter Managementstrukturen und die Entwicklung einer zukunftsfähigen Strategie. Betriebswirtschaftliches Know-how und strategisches Wissen aus dem Qualifikationsprogramm können direkt auf die Simulation angewendet werden.

Anhand der computergestützten Simulation erfahren die Teilnehmer also ihre eigenen betriebswirtschaftlichen Fähigkeiten und erleben, wie sich unternehmerische Entscheidungen auswirken. Anmeldungen für die Teilnahme an der Unternehmenssimulation können ebenfalls unter www.tu-chemnitz.de/unternehmensnachfolge erfolgen.


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Unternehmenszukunft Sachsen

Moderne Online-Plattform für Unternehmenszukunft Sachsen In diesem Semester starten wir mit der Entwicklung einer einheitlichen Online-Plattform. Diese soll nicht nur Zugang zu allen Infos rund um das Programm bieten, sondern auch den Aufbau einer Teilnehmercommunity unterstützen. Unter anderem sollen den Teilnehmern eine zentrale Zugangsmöglichkeit zu themenspezifischen Onlinekursen und Möglichkeiten des interaktiven Austausches zur Verfügung gestellt werden.

Themenspezifische Onlinekurse Auf

unserer Plattform stehen Onlinekurse rund um das Thema Unt e r n e h m e n s nachfolge zur Verfügung. Je nachdem in welches Gebiet sich die Teilnehmer einarbeiten wollen, können sie sich ganz individuell weiterbilden. Zum Start der Plattform sind bereits drei interaktive Kurse zugänglich. Die Themen erstrecken sich von einem Einblick in die Unternehmensnachfolge, über grundlegendes Wissen zur Unternehmensrechnung bis zur Aufarbeitung der Finanzierungsmöglichkeiten einer Unternehmensnachfolge. Im Rahmen des Projektverlaufs werden hierbei regelmäßig weitere Kurse erarbeitet und den Teilnehmern zur Verfügung gestellt. Besonders der Austausch innerhalb kursspezifischer Gruppen zu den Inhalten soll den Teilnehmern die Möglichkeit eines umfassenden Wissensaufbaus bieten.

Zeitunabhängiges Lernen

Sammle Badges

Die Kurse stehen rund um die Uhr zur Verfügung. Die Teilnehmer sind daher nicht an feste Zeiten gebunden, sondern können sich die Bearbeitung der Onlinekurse frei einteilen. Unsere Onlinekurse sind in Lektionen unterteilt und jeder individuelle Lernfortschritt wird gespeichert. Sollte man also mal einen Kurs nicht gleich abschließen können, ist das kein Problem. Die Speicherung ermöglicht den Lernenden einen punktgenauen Wiedereinstieg in den Kurs. Die Plattform greift hierbei aktuelle Trends des online-gestützten Lernens auf.

Interaktive Quiz ermöglichen eine ständige Kontrolle des eigenen Lernfortschritts. Nach dem erfolgreichen Abschluss jedes Kurses, erhalten die Teilnehmer sogenannte Badges. So können die Teilnehmer nicht nur ihren eigenen Lernfortschritt verfolgen, sondern sich auch mit den anderen Teilnehmern vergleichen. Die neue Community Neu auf unserer Plattform ist die Community. Nach einer kurzen Anmeldung kann jeder Teilnehmer sein eigenes Profil erstellen und sich mit den anderen Teilnehmern vernetzen. Zudem erhalten die Teilnehmer alle relevanten Informationen und Neuigkeiten rund um das aktuelle Semester.


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http://www.unternehmenszukunft-sachsen.eu

Online-Plattform als digitale Anlaufstelle für das Projekt Unternehmenszukunft Sachsen

aktuelle Beiträge aus dem laufenden Projekt veröffentlicht.

Die Online-Plattform des Projektes Unternehmenszukunft Sachsen bietet den Teilnehmern eine zentrale Anlaufstelle. Hierbei werden inhaltliche Themengebiete rund um das Thema der Unternehmensnachfolge digital aufbereitet dargestellt. Neben Onlinekursen ermöglicht die Plattform auch den interaktiven Austausch der Teilnehmer. Informationen zu anstehenden Veranstaltungen und auch die Präsentationen der Referenten werden veröffentlicht.

Startphase im Sommersemester 2014: Teilnehmer testen und verbessern OnlinePlattform

Das Projekt erhält zudem eine zentrale Präsentationsmöglichkeit. Neben Hintergrundinformationen zur Förderung des Projektes und der Notwendigkeit der Sensibilisierung für Unternehmensnachfolgen werden auch

In einem ersten Testlauf im Sommersemester 2014 werden aktuelle Projektteilnehmer aktiv in den Entwicklungsprozess einbezogen. Ihr Feedback kann als erster Gradmesser der Funktionalitäten angesehen werden.

Projekt Unternehmenszukunft Sachsen Pegasus Center 4. Etage (Zimmer 402 - 405) Dittesstraße 15 09126 Chemnitz Telefon: + 49 (0)371 531 35902 Telefax: + 49 (0)371 531 8 35902 E-Mail: kerstin.klaus@wirtschaft. tu-chemnitz.de Internet: www.tu-chemnitz.de/ unternehmensnachfolge


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Sattlerei & Raumausstattung Kübler

Fortführung des 180-jährigen Stammbaums – mit Weitsicht und auf neuen Pfaden Das Handwerksunternehmen Sattlerei und Raumausstattung Kübler wurde 1833 gegründet. Ein beeindruckender Stammbaum! Heute kümmert sich ein eingespieltes und zuverlässiges Team versiert um Polster und Sitzgelegenheiten in Wohnzimmern, Autos, Straßenbahnen und Bussen. Markus Kübler entschied sich als gelernter BWLer, das Unternehmen und damit den Familienstammbaum fortzuführen.

›› Herr Kübler, Sie haben BWL studiert und 2010 den von Ihren Eltern geführten kleinen Handwerksbetrieb in Schkeuditz übernommen. Wie kam es dazu? Nach meinem BWL-Studium in Leipzig und einem Praktikum in Nürnberg bei der GfK Marktforschung bin ich zu DHL nach Bonn und später Frankfurt gegangen. Es gab von meinen Eltern nie Druck, den Betrieb übernehmen zu müssen. Auch waren die Aussichten zu Beginn der Neunziger Jahre in der Sattlereibranche nicht besonders positiv und so bin ich in einen Konzern eingestiegen. Mich interessieren Statistik, Zahlen, Logistik und ich hatte klare Karriereziele. In Großunternehmen zu arbeiten hat sicherlich Vorteile, aber es zeigte sich über die Zeit eine gewisse Unzufriedenheit bei mir über die ständig wechselnden Vorgesetzen, die vielen Reisen und internen Reibereien. Als mein Vater 63 Jahre alt wurde, führten wir erstmals ernste Gespräche über eine Firmennachfolge. Schließlich habe ich das Sattlerhandwerk nicht gelernt und so dachte mein

Vater über einen Verkauf nach. Aber die Auftragslage entwickelte sich sehr positiv, es kamen größere und langfristige Projekte hinzu und wir hatten die Möglichkeit, in neue und interessante Geschäftsfelder einzusteigen. Und so haben wir gerechnet und überlegt, uns mit einem Steuerberater die Zahlen angeschaut und das Netzwerk zur Handwerkskammer genutzt. Schließlich haben wir uns entschlossen, das Unternehmen in Familienhand weiterzuführen. ›› Ist Ihr Vater heute noch im Unternehmen? Ja. Er hat ein sehr großes fachliches Können und wir sind sehr froh, dass er mit Elan und Gesundheit weiterhin im Betrieb ist. Das fachliche Know-how von ihm und unseren Mitarbeitern ist fast unersetzbar und ich sehe es als immens wichtig an, dieses Wissen im Betrieb zu halten.

›› Dann gibt es eine klare Arbeitsteilung zwischen Ihnen? Wie kommen die Mitarbeiter damit zurecht, dass Sie keine handwerkliche Ausbildung haben?

Wichtig ist es, Visionen und klare Ziele zu haben. Wir kommen sehr gut miteinander zurecht. Aufgrund der neuen Projekte und dem Marktwachstum war eine gute Arbeitsteilung notwendig. Ich kann z. B. sehr gut Kundenbedürfnisse einschätzen und im Projektgeschäft mit den Kunden umgehen. Die Kombination aus Handwerksfachwissen und Projekterfahrung erweist sich als sehr günstig. Wir sind heute mit meinem Vater neun Mitarbeiter und fertigen weit über klassische Polster- und Sattlerarbeiten hinaus. Dabei arbeiten wir auch als Generalauftragnehmer mit Lackierern, Tischlern und Metallverarbeitern zusammen. Eines unserer Hauptge-


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schäftsfelder, das in den letzten vier Jahren dazugekommen ist, ist die Fertigung von Faltenbalgen für Schienenfahrzeuge. Durch das Wachstum kamen neue Mitarbeiter hinzu und jeder bringt sein spezielles Fachwissen ein. ›› Gab es unvorhersehbare Herausforderungen oder Schwierigkeiten, mit denen Sie nicht gerechnet haben? Herausforderungen gibt es im täglichen Geschäft eines Unternehmens immer wieder, z. B. durch plötzliche Liquiditätsengpässe aufgrund von Verzögerungen bei der Lieferung von wichtigen Teilen. Auch können einen Strukturveränderungen jederzeit treffen. Das muss man als Unternehmer aushalten und darauf reagieren können. Wichtig ist es, Visionen und klare Ziele zu haben. Wir wollen uns tendenziell mehr in Richtung Produktionsbetrieb entwickeln, dabei aber nicht von nur einem oder wenigen Kunden abhängig sein. Was mich besonders umtreibt, ist eine stärkere Strukturierung von Prozessen und Abläu-

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fen in unserem Betrieb. Dafür war mein Vater sehr aufgeschlossen und unterstützt mich. Natürlich muss ich dabei aber auch eingefahrene Arbeitsweisen auf den Prüfstand stellen, was nicht immer gut ankommt. Da muss man lernen, damit umzugehen. Als Chef muss man sich gewiss sein, dass man der Chef ist und einen nicht immer alle mögen (lacht).

einarbeiten. Aber man darf sich nicht überfordern und auspowern. Mittlerweile habe ich eine gute Balance gefunden und genieße die Flexibilität bezüglich meiner Arbeitszeiten. ›› Herr Kübler, vielen Dank für Ihre Unterstützung in unserem Nachfolgeprojekt!

›› Haben Sie Ihre Entscheidung für den Handwerksbetrieb und gegen die Karriereoptionen im Großunternehmen bisher bereut? Natürlich hatten meine Frau und ich am Anfang Bedenken, ob dieser Schritt richtig ist. Viele Faktoren spielten eine Rolle bei der Entscheidung, nach Schkeuditz zurückzukehren. Die Leipziger Region entwickelt sich aber sehr positiv und ist als Standort sehr spannend aufgrund der sich neu angesiedelten auch großen Unternehmen und kurzen Wege durch die gute Infrastruktur. In den ersten zwei bis drei Jahren war die Arbeitsbelastung natürlich recht hoch; ich musste mich in die Branche und den Markt

Kübler Sattlerei & Raumausstattung Hallesche Straße 30 04435 Schkeuditz Telefon: + 49 (0)34 204 629 66 Telefax: + 49 (0)34 204 705 669 E-Mail: info@sattlerei-kuebler.de Internet: www.sattlerei-kuebler.de


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Textilausrüstung Pfand GmbH

Die eigene Vision immer im Blick Prof. Dr. Holger Erth kommt aus einer Familie, die seit 1624 in der Textilindustrie verankert ist. Nach dem Studium zum Textilingenieur war es deshalb eine Frage der Zeit, eine eigene Firma zu leiten. Vor drei Jahren entschlossen sich er und seine Familie für die Selbstständigkeit.

Geschäftsführer: Prof. Dr. Holger Erth ›› Herr Erth, wie kam es dazu, dass Sie den Weg des Unternehmers eingeschlagen haben? Ich war weltweit als Geschäftsführer tätig, bin viel gereist und habe in den unterschiedlichsten Bereichen gearbeitet. Doch viele Entscheidungen mussten mit den Gesellschaftern bzw. Vorstandsmitgliedern abgesprochen werden und es war mir nicht immer möglich eigene Entscheidungen zu treffen. Das wollte ich in dieser Form nicht mehr und so habe ich mir irgendwann gesagt: Ich mache mich selbstständig! ›› Wie ging es nach dieser Entscheidung für Sie weiter? Wo haben Sie nach passenden Unternehmen gesucht? Im Herbst 2009 bin ich direkt zum Verband der Textil- und Bekleidungsindustrie gegangen und habe nach geeigneten Unternehmen für eine Übernahme gefragt. Man konnte mir auf Anhieb zwei Firmen nennen und eine davon war die Textilausrüstung Pfand. Gleich am darauffolgenden Sonntag bin ich

hingefahren und habe mir vor Ort ein Bild von dem Unternehmen gemacht. Nach einer Woche und zwei persönlichen Gesprächen, hatte ich mit den Eigentümern bereits eine Vertraulichkeitserklärung abgeschlossen.

bin ich sogar gemeinsam mit meiner Frau zu den wichtigsten Kunden gefahren und habe sie auf Messen besucht. Ein Großteil der Firmen war neu und fortschrittlich aufgebaut. Die Entscheidung für die Textilausrüstung Pfand fiel dann nicht mehr schwer.

Sie brauchen das Vertrauen ihrer Mitarbeiter.

›› Das klingt nach einer sehr schnellen Entscheidung. Wie haben Sie für sich entschieden, dass die Textilausrüstung Pfand die richtige Firma ist? Welche Kriterien haben Sie herangezogen?

›› Gab es Probleme bei der Kaufpreisfindung oder andere Herausforderungen?

Für die Bewertung habe ich neben dem eigentlichen Tätigkeitsfeld verschiedene Aspekte betrachtet. Die Textilausrüstung Pfand veredelt und funktionalisiert Bekleidungsstoffe, neben Heim- und Haustextilien auch technische Textilien u.a. für Kunden aus der Fahrzeug- und Sportartikelindustrie. Ich habe mir unter anderem eine Mitarbeiterliste geben lassen, um die Altersstruktur sehen zu können. Außerdem habe ich mir die vorhandene Technik angeschaut. Besonders wichtig war mir die Kundenstruktur. Dafür

Die Kaufpreisfindung ist immer eine schwierige Angelegenheit. Die Vorstellungen von Eigentümer und Übernehmer gehen dabei meist stark auseinander. Bei meiner Übernahme lief das glücklicherweise ohne größere Probleme ab. Der Preis lag zwar hoch, aber für mich war es wichtig, die Eigentümer auch nach der Übernahme noch als Berater an meiner Seite zu wissen und so gab es keine Diskussionen über den Preis. Man muss sich außerdem eingestehen, dass man Hilfe braucht und sich mindestens einen Steuerbe-


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rater und einen Anwalt zur Seite stellen. Das hat mich vor vielen Problemen bewahrt. ›› Hatten Sie eigene Visionen bei der Übernahme? Wenn ja, haben Sie diese erreicht?

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ßere Erfolge ergeben. Wir führen nicht nur regelmäßig mehrere Forschungsvorhaben durch, sondern sind auch auf den wichtigen Leitmessen vertreten. Mit den nunmehr 19 Mitarbeitern sind wir sehr gut aufgestellt und ausgelastet.

Eigene Visionen sind für eine Übernahme besonders entscheidend. Man muss schließ- ›› Rückblickend auf Ihren Übernahmeprolich wissen, wohin man mit dem Unterneh- zess, was würden Sie anderen Übernehmen will. Die Textilausrüstung Pfand war mern mit auf den Weg geben? sehr stark auf den Bereich der Heim- und Haustextilien ausgerichtet. Für den weiteren Sie brauchen nach der Übernahme auf jeden Ausbau des Unternehmens ist dieser Bereich Fall einen Berater, der Sie kritisieren kann der Textilindustrie allein jedoch zu klein. Für und auch darf. Fehler können passieren, die langfristige Unternehmensentwicklung müssen aber erkannt werden. Außerdem ist musste es neue Visionen, neue Innovationen es wichtig Verantwortung abgeben zu können. Alleine wird es Ihnen nie möglich sein, geben. Meine Vision war es, alles zu regeln. Dafür brauchen sie Mitarbeidie Firma mit dem Auster, denen Sie vertrauen können. Man muss bau der Forschungsbei einer Unternehmensübernahme auf vieles und Entwicklungsaktivitäten als einen Ich bin für alles verantwortlich. leistungsfähigen und zuverlässigen Partner innerDas macht mir Spaß! halb der textilen Wertschöpfungskette zu etablieren. Mittlerweile haben sich in den letzten Monaten hierbei auch grö-

achten und es ist ein sehr umfassender Prozess. Doch nichtsdestotrotz, würde ich diese Entscheidung immer wieder treffen. Ich bin mein eigener Chef. ›› Vielen Dank Herr Prof. Erth für das interessante Interview.

Textilausrüstung Pfand GmbH Walkmühlenweg 12 08485 Lengenfeld Telefon: +49 (0)37 606 26 21 Telefax: +49 (0)37 606 363 97 E-Mail: info@pfand-textil.de Internet: www.pfand-textil.de


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Mechanik Taucha Fördertechnik GmbH

Als Unternehmer etwas bewegen – zukunftsorientierter Kranbau Olaf Brauer ist Geschäftsführer der Mechanik Taucha Fördertechnik GmbH. Mit der Entscheidung für die Übernahme dieses Unternehmens hat er einen Job aufgegeben, in dem er sich sehr wohl gefühlt hat. Aber Olaf Brauer suchte eine neue Herausforderung und wollte etwas bewegen. Mit der Mechanik Taucha Fördertechnik GmbH ist er nun international tätig, baut leistungsstarke Krane und bewegt sozusagen die ganze Welt.

›› Herr Brauer, Sie haben die Mechanik Taucha Fördertechnik GmbH als externer Manager übernommen bzw. befinden sich noch im Übernahmeprozess. Wie kam es zu der Entscheidung die Nachfolge für dieses Unternehmen anzutreten? Ich selbst kannte die Mechanik Taucha Fördertechnik GmbH schon viele Jahre durch meine Arbeit als Key Account Manager. Bezüglich der Unternehmensnachfolge ist man bereits vor 15 Jahren einmal an mich herangetreten. Aber damals fühlte ich mich in meinem vorherigen Unternehmen sehr wohl. Vor ca. fünf Jahren wurde in meinem alten Unternehmen der Plan zur Umstrukturierung bekannt gegeben. Da habe ich den damaligen Geschäftsführer nochmals angesprochen und gesagt, ich würde das Unternehmen gern übernehmen. ›› Was war der erste Schritt bei der Unternehmensnachfolge? Was haben Sie zuerst in „Ihrem“ neuen Unternehmen gemacht? Zuerst hatte ich drei Monate Zeit und sollte mir alles anschauen, analysieren, aufschreiben, was mir auffällt. Und das habe ich dann gemacht.

›› Was haben 3 Monate Analyse ergeben? Meine Analyse ergab beispielsweise, dass einige Arbeitsabläufe geändert werden mussten, da wir nicht effizient arbeiteten. Da kam selbstverständlich Misstrauen auf. Solche Veränderungen muss man logisch erklären und das betriebswirtschaftliche Wissen muss sich erst beweisen.  Wenn  man  beispielsweise in neue Technologien investiert, ist es anfänglich erst ein Minusgeschäft. Doch dann haben wir 20 Krane verkauft und wir hatten das Geld wieder rein. Der Senior wollte und die Mitarbeiter dachten auch, ich würde nun Leute entlassen. Aber ich wollte niemanden entlassen, ich wollte mehr machen. Ich habe neue Verbindungen ins Ausland aufgebaut und brauchte letztlich sogar noch mehr Kapazitäten an Personal. ›› Herr Brauer, Sie sagen, Sie haben bekannte Abläufe geändert, neue Technologien eingeführt. Wie ist es Ihnen gelungen, die Mitarbeiter davon zu überzeugen? Es ist sehr wichtig, die Mitarbeiter direkt anzusprechen. Ich muss sie zu mir holen, ihnen ihr Wissen abverlangen und das, was

ich vorhabe, für sie interessant machen. Denn ein guter Mitarbeiter in einer gehobenen Position ist sehr teuer. Einen solchen zu ersetzen, das kostet ca. 100.000 – 150.000 Euro. Daher muss ich die Bedeutung der Mitarbeiter erkennen, muss sie mitnehmen und mit deren Charakteren umgehen lernen. Es sind heute andere Zeiten, es ist nicht mehr so, dass ich alles bestimmen kann, weil ich der Chef bin. Ich muss auf die Mitarbeiter zugehen. ›› Was waren bisher die größten Herausforderungen in Ihrem neuen Unternehmen? Am Anfang war es sehr schwierig für mich. Da kommt man als „Neuer“ in ein Unternehmen und steht plötzlich 70 Menschen gegenüber und soll entscheiden, wer sind hier die wichtigsten Mitarbeiter für mich. Das war eine sehr große Herausforderung. Dann eine weitere Sache, die ich persönlich als schwierig empfand: Was ist mit Mitarbeitern, die nicht in das Unternehmen passen? Wie gehe ich damit um? Traue ich mir zu, dieser Person einfach zu kündigen? Was hängt an diesem Menschen noch dran? Eine Familie! Solche Entscheidungen zu treffen, ist sehr schwer,


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aber man muss sie treffen. Man ist emotional wirklich ständig gefordert. ›› Was sind die nächsten Schritte im Übernahmeprozess? Ich bin jetzt 55 Jahre alt. Wenn ich das Unternehmen jetzt nicht bekomme, ist es schwierig. Ich möchte ja gern noch investieren. Außerdem verdiene ich auch zu gut, als dass ich das jetzt aufgeben würde. An so etwas muss man auch denken. ›› Was können Sie unseren Studenten mit auf den Weg geben? Was ist wichtig, wenn man ein Unternehmen übernehmen bzw. führen will? Die eigene Persönlichkeit ist sehr wichtig, man muss wissen, was man will und was man nicht will. Psychologie ist sehr wichtig! Soziale Kompetenz ist sehr wichtig! Sie haben immer Gegenstimmen. Sie müssen immer schwierige Entscheidungen treffen. Fast jeden Tag. Das ist nicht einfach. Ich muss mir immer überlegen, wie weit gehe ich? Wie kommuniziere ich? Und ich darf nie vergessen, wir müssen auch Geld verdienen. Die Kommunikation ist sehr wichtig. Zuhören ist sehr wichtig. Ich muss auch wirklich zuhören wollen, mit den Mitarbeitern reden und fair bleiben.

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›› Wenn Sie sich einmal in die Perspektive des Übergebers hineinversetzen: Was ist aus Ihrer Sicht für den Unternehmer wichtig, wenn er sein Unternehmen an einen Nachfolger abgeben möchte? Vertrauen in den Nachfolger ist sehr wichtig. Er sollte aus der Branche kommen und Wissen mitbringen. Er muss mit Menschen umgehen können. Er soll auch Dinge verändern, das Unternehmen voranbringen und mehr Geld verdienen.

›› Und mit dem Wissen von heute auch? Ja. Denn die Aussicht, etwas bewegen zu können, ist sehr verlockend. Ich habe den Umsatz um 30% gesteigert, von sieben Millionen auf zehn Millionen Euro, das kommt nicht von allein. Ich habe neue Technologien eingeführt, Arbeitsabläufe verändert, den ganzen Vertrieb umstrukturiert usw. Das Wissen dazu habe ich mitgebracht. Etwas bewegen zu können, etwas bewegt zu haben, diese Verantwortung zu tragen, das ist alles positiv, das überwiegt.

So lange du nach vorn rennst und ich dich zurückziehen kann, ist alles gut. Aber wenn ich dich anschieben muss, dann stimmt etwas nicht. Mechanik Taucha Fördertechnik GmbH ›› Vieles, das Sie erzählt haben, klang auch negativ. Würden Sie diesen Schritt in die Unternehmensnachfolge noch einmal gehen? (Er überlegt kurz.) Ja.

An der Hufe 6 04838 Jesewitz Telefon: + 49 (0)3 42 41 5 35 - 0 Fax: + 49 (0)3 42 41 5 35 - 22 E-Mail: info@taucha-krane.de Internet: www.taucha-krane.de


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Anchor Lamina GmbH

Unternehmensnachfolger im Wettbewerb ermittelt Die Anchor Lamina GmbH wurde 2008 mit dem „Großen Preis des Mittelstands“ ausgezeichnet. Damit wurde unter anderem auch das soziale Engagement des mittelständischen Unternehmens gewürdigt, welches der langjährige Geschäftsführer Wolfgang Neubert im April 2012 an seinen Nachfolger Matthias Wahl übergab. Das Unternehmen hat heute ca. 100 Mitarbeiter und ist in vielen Geschäftsfeldern unterwegs. So plant und fertigt Anchor Lamina Sonderplatten, komplette Baugruppen und innovative Stahlschweißkonstruktionen für den Großwerkzeugbau und die Automobilindustrie.

›› Herr Neubert, Sie haben sich 1990 selbstständig gemacht, wie kam es dazu? Zu DDR-Zeiten war ich Fachdirektor von 600 Leuten eines großen Betriebes und noch vor der Währungsunion freiberuflich tätig. Damals entdeckte ich unter anderem einen großen Bedarf an Normalien für den Werkzeug- und Formenbau. Ich hatte die Möglichkeit, an der Seite von Herrn KlausPeter Wippermann, Gesellschafter der „EOC Normalien GmbH & Co. KG“, Lüdenscheid, Nordrhein-Westfalen, das Tochterunternehmen „EOC Normalien Produktions- und Vertriebs GmbH“ in Chemnitz aufzubauen. ›› Herr Neubert, es gibt viele Möglichkeiten, einen Unternehmensnachfolger zu finden. Welche haben Sie in Betracht gezogen? Es sollte auf jeden Fall ein Geschäftsführer gefunden werden, der bereits in unserem Unternehmen arbeitete. Denn zum einen verfügen wir über viel Know-how in Bezug auf Fer-

tigungsprozesse und Kundenanforderungen und zum anderen war es auch unseren Mitarbeitern wichtig, dass der neue Geschäftsführer aus dem Unternehmen kommt und nicht von extern. ›› Und wie haben Sie schließlich Ihren Nachfolger gefunden? Mir ging es darum, das Team für die Zukunft zu sichern und dafür mussten entsprechende Entscheidungen getroffen werden. Ich habe dann offen der Belegschaft die Situation dargelegt und bin dabei auf viel Verständnis gestoßen. Es kristallisierten sich zwei mögliche Kandidaten heraus, die ich auch direkt angesprochen habe. Das Vorgehen, über einen „internen Wettbewerb“ den Passenderen herauszufinden, schien uns ein geeignetes Mittel zu sein. Von vorn herein wussten beide, dass nur einer der neue Geschäftsführer werden wird. Sie wussten, dass dies als K.-o.-System angelegt war.

Fachliche Eignung, soziale Kompetenz und Eigeninitiative (Wolfgang Neubert, Unternehmensmitbegründer)

›› Herr Neubert, welche Qualifikationen sollte der Unternehmensnachfolger mitbringen, um als Geschäftsführer geeignet zu sein? Hier lassen sich viele Dinge aufzählen. Mir persönlich war bspw. wichtig, dass der Nachfolger eine gute soziale Kompetenz mitbringt. Denn die Mitarbeiter müssen geführt und mit einbezogen werden. Das gilt insbesondere für kommende Umstrukturierungsmaßnahmen aber genauso für das tägliche Projektgeschäft. Letzteres gewinnt z. B. in der Hinsicht an Bedeutung, dass wir zum großen Teil mit sehr hohem Mitteleinsatz und langen Produktionszeiten fertigen. Hier ist eine gute Abstimmung unbedingt erforderlich, da die Folgekosten sonst sehr teuer werden. Da Herr Wahl schon vorher in vielen verschiedenen Abteilungen des Unternehmens arbeitete, hatte er hier einen guten Ein- und Überblick. Eine weitere wichtige Anforderung war die Notwendigkeit, Englisch sprechen zu können. Denn 1994 wurde die EOC-Gruppe verkauft und damit gehören auch wir seitdem zur kanadischen Anchor Lamina Inc. Ver-


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handlungen mit dem Mutterunternehmen sind natürlich ohne Englisch nicht durchführbar. Aber auch die fachliche Eignung und der Wille zur Eigeninitiative sind ausschlaggebend. ›› Herr Wahl, Sie gingen aus einem Auswahlverfahren zwischen zwei internen Mitarbeitern als neuer Geschäftsführer hervor. Wie war es für Sie, gegen Ihren Kollegen für eine Nachfolge zu konkurrieren?

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ben bzw. Probleme haben Sie als erstes in Angriff genommen? Der Übernahmeprozess an sich dauerte etwa zwei Jahre. Diese Zeitspanne war wichtig, damit ich mich in alle Bereiche des Unternehmens einarbeiten konnte. Zudem begleiteten auch zwei Coaches diesen Prozess, um Hilfestellung z. B. in betriebswirtschaftlichen Fragen zu geben. Auch nach der Übergabe nahmen wir noch Beratungsleistung in Anspruch. Somit konnte gewährleistet werden, dass bestimmte strategische Schwerpunkte,

Es war eine WettbeIch war mit 33 Jahren sehr jung, werbssituation, die ich als poaber Herr Neubert hatte Vertrauen. sitiv empfunden habe und die meinen Ehrgeiz weckte. Mit (Matthias Wahl, Unternehmensnachfolger) 33 Jahren war ich sehr jung, um so eine große Aufgabe zu übernehmen, aber das von Herrn Neubert in mich die ich setzen wollte, auch zielgerichtet beargesetzte Vertrauen bestärkte mich bei dieser beitet wurden. Entscheidung. Die Aufgabe im Auswahlver- Im Vorfeld der Übernahme habe ich mir nafahren war u. a., eine Perspektive für Anchor türlich einige Gedanken zu Optimierungen Lamina bis 2018 zu entwickeln. Dabei haben und Neustrukturierungen gemacht. Doch als mein Kollege und ich natürlich versucht, uns ich am 01. April 2012 die Geschäftsführung voneinander abzuheben. Jeder gab sein Bes- übernahm, war ich zunächst mit einer grotes und brachte seine Perspektive ein. Wichtig ßen Fülle an neuen Aufgaben konfrontiert, so war für uns zudem klarzustellen, dass wir uns dass der Fokus zunächst auf der Bewältigung auch nach der Entscheidung - egal wie sie fal- des Tagesgeschäfts gelegt wurde. So war es für len würde - gegenseitig unterstützen und als mich zunächst an erster Stelle wichtig, schnell einen Überblick über die gesamte GeschäftsTeam weiter zusammenarbeiten werden. lage zu erhalten, um mithilfe von Zahlen und ›› Herr Wahl, wie gestaltete sich für Sie der Fakten die nächsten Entscheidungen vorbeÜbernahmeprozess, nachdem die Entschei- reiten zu können. Ich verschaffte mir Kenntdung für Sie gefallen war? Welche Aufga- nisse über den Markt und die Kunden sowie

über die Strukturen im Unternehmen. Erst danach befasste ich mich mit den langfristigen Aufgaben der Produktionsoptimierung. In dieser Hinsicht war es für mich entscheidend zu verstehen, dass die verschiedenen Faktoren im Unternehmen in gemeinsamer Wechselwirkung stehen. Wenn ich dann an einem „Rädchen“ drehe, werden sich auch andere drehen und verändern. ›› Herr Neubert und Herr Wahl, vielen Dank für das Gespräch und die guten Einblicke.

Anchor Lamina GmbH An der Wiesenmühle 19 09224 Chemnitz, OT Grüna Telefon: + 49 (0)371 842 45 - 0 Fax: + 49 (0) 371 842 45 - 50 E-Mail: info@anchorlamina.de Internet: www.anchorlamina.de


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Strickmoden Bruno Barthel GmbH & Co.KG

Von Montreal nach Chemnitz – frischer Wind für Kindermode Thomas Merk ist vor gut zwei Jahren von seinem Wohnort in Kanada nach Chemnitz gekommen. Er führt seitdem den Kindermodeproduzenten Bruno Barthel mit seiner Marke maximo. Der langjährige Geschäftsführer Karl-Josef Gries hatte sich mit seinem Nachfolgewunsch an die ehemalige Gründerfamilie gewandt und war damit erfolgreich.

›› Herr Merk, Strickmoden in Chemnitz?! Erzählen Sie uns bitte, was für eine Firma Sie übernommen haben. maximo Strickmoden Bruno Barthel ist einer der letzten deutschen Textilhersteller von hochwertigen Baby- und Kindermützen, -schals und -handschuhen mit eigener Produktionsstätte in Deutschland. Das Unternehmen wurde 1897 von meinem Urgroßvater gegründet und hat sich zu einem richtigen Familienunternehmen entwickelt. Während der DDR-Zeit wurden wir enteignet, haben aber immer versucht, den Kontakt zu halten und mein Vater hat dann lange um die Rückübertragung gekämpft. Seit der Neugründung 1991 wurde es wieder konsequent unter dem weltweit bekannten Markennamen maximo aufgebaut. Interessant ist, dass damals wie heute in Chemnitz noch selbst gestrickt, geschnitten und genäht wird. Inzwischen aber in neuen Hallen mit modernster Produktionstechnologie und neuen Strumpf- und Sockenmaschinen. Auch leisten wir uns ein eigenes kreatives und innovatives Designteam.

›› Das klingt nach vielen Mitarbeitern! Ja, 120 Mitarbeiter sind hier in den Chemnitzer Produktionsräumen angestellt. Darüber hinaus haben wir ein weiträumiges Netzwerk und arbeiten mit vielen Partnerfirmen im Inund Ausland zusammen. ›› Warum sind Sie dem Ruf der Familie gefolgt und haben die Firma in Chemnitz übernommen? Ihre Frau stammt aus Kanada und Sie hatten dort Ihren Wohnsitz. Ich habe mich schon öfters neu erfunden, habe als BWL-Student in Augsburg Musikfestivals organisiert und mich schon früh für Marketing, Musik und Informationstechnologie interessiert. Als Sohn eines Unternehmers (Autohaus Max Merk) habe ich schon in frühen Jahren viel Erfahrung mit den tagtäglichen Aufgaben und Problemen sammeln können. Auch hatte ich viele Gelegenheiten, längerfristig im Ausland zu arbeiten, so in der Schweiz, in den Staaten, in Kanada. So lernte ich vielfältiges Arbeiten in Projekten, in interkulturellen Teams und unterschiedlichen

Kulturen kennen. Da ich sehr aufgeschlossen bin, hat mir das viel Spaß gemacht. Mein Vater hat lange um die Rückübertragung der von meinem Urgroßvater gegründeten Firma gekämpft und war nach der politischen Wende schließlich erfolgreich. Er hatte sich aber natürlich auch ein eigenes Leben und Unternehmen aufgebaut und ist nicht als Geschäftsführer in den Osten zurückgekehrt. Mit Herrn Gries wurde ein engagierter und den Markt kennender Geschäftsführer gewonnen, der als Produktionsleiter bereits zu DDR-Zeiten in dieser Branche tätig war. Als er nun in den verdienten Ruhestand wollte, habe ich mich entschieden, als Unternehmer einzusteigen. Somit ist das Unternehmen wieder voll in Familienhand. ›› Welche Herausforderungen gab es für Sie nach der Übernahme? Die Arbeit macht mir viel Spaß. Es ist eine interessante Branche, in der man aber auch sehr viel unterwegs ist und sein muss. Mode ist ein schnelllebiger Markt, bei dem saisonal weit voraus gedacht wird.


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Die Einarbeitung erfolgte ziemlich schnell, wobei man teilweise doch den Altersunterschied zum Vorgänger gemerkt hat. Insbesondere beim Thema Führungsstil gingen unsere Meinungen oft auseinander. Ich habe ein anderes Verständnis von Mitarbeiterführung. Ich möchte noch viel mehr erreichen, dass meine Mitarbeiter über neue Wege nachdenken, Ideen kommunizieren, Neues ausprobieren. Das kann ein wichtiger Schritt zu Effizienzsteigerung sein. Auch bin ich viel unterwegs und kann mich nicht um alles kümmern. Da ist es beruhigend zu wissen, wenn man sich auf ein gutes Team verlassen kann. Um das Team zusätzlich zu stärken und weiteres Wachstum gewährleisten zu können, habe ich jüngst einen zusätzlichen Geschäftsführer eingesetzt, welcher mich in operativen Problemstellungen unterstützt. ›› Und was ist Ihr Steckenpferd? Wo sehen Sie noch besondere Potenziale des Unternehmens, für die Sie sich als Nachfolger und Unternehmer besonders einsetzen?

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In der Modebranche spielen Marketing und Design eine große Rolle. Sie werden zukünftig noch mehr darüber entscheiden, ob ein Kunde kauft oder nicht. Sehen Sie, wir entwickeln und fertigen hochwertige Kindermode, wie Hüte, Mützen, Handschuhe, T-Shirts, Leggings, Strumpfhosen und Socken, Babyschuhe, Lauflernschuhe, handbemalte Gummistiefel und Regenbekleidung. 45 Prozent der gesamten Produktion gehen in den Export weltweit. Zu den größten Kunden zählen osteuropäische. Bisher haben wir unsere Kunden vorrangig über Messen ken-

nengelernt und gepflegt. Doch das Messegeschäft im Textilbereich ist stark rückläufig. Wir müssen neue, andere Wege gehen, um effizient mit unseren Kunden zu arbeiten. Da sehe ich eine große Herausforderung. Glücklicherweise ist Marketing und Vertrieb für mich ein sehr spannendes Feld, wo ich viele Ideen habe und noch viele Potenziale für die Entwicklung der Marke maximo sehe. ›› Herr Merk, wir bedanken uns ganz herzlich für das Gespräch.

Strickmoden Bruno Barthel GmbH & Co.KG Clemens-Winkler-Straße 6a 09116 Chemnitz Telefon: +49 (0) 371 815 51 -0 Fax: +49 (0) 371 815 51 -11 E-Mail: info@maximo-strickmoden.de Internet: www.maximo-strickmoden.de


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Mideta Steuerberatungsgesellschaft mbH & Co. KG

Konflikte bei der Unternehmensnachfolge Kerstin Schmidt ist Fachberaterin für Unternehmensnachfolge bei der Mideta Steuerberatungsgesellschaft mbH & Co. KG. Dort ist sie seit 2011 als Steuerberaterin und geschäftsführende Gesellschafterin tätig. Neben allgemeinen steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Fragen umfasst das Leistungsspektrum ihrer Gesellschaft auch die Betreuung von Unternehmensnachfolgen und den damit einhergehenden Umstrukturierungsmaßnahmen. Der Übernahmeprozess bringt dabei nicht nur steuerliche, rechtliche und finanzielle Probleme mit sich, laut Kerstin Schmidt spielen besonders auch Emotionen eine entscheidende Rolle.

Jeder Unternehmer möchte sein Unternehmen in guten Händen wissen, wenn er es eines Tages an einen Nachfolger übergibt. Eine Unternehmensnachfolge erfolgreich abzuwickeln, ist jedoch ein langer Prozess, der gut vorbereitet und geplant werden muss. So können viele Probleme oder Konflikte vermieden werden. Unvorbereitet treffen beide Seiten jedoch meist die emotionalen Aspekte, die mit einer Unternehmensübernahme einhergehen. Zum interessanten Thema „Konflikte bei der Unternehmensnachfolge“ hatten wir als Expertin Kerstin Schmidt eingeladen. Zunächst schilderte sie die aktuelle Situation. In Deutschland werden jährlich ca. 60.000 Unternehmen an die nächste Generation übergeben. Von diesen Unternehmensübernahmen scheitern ca. 30 Prozent.

Bei familieninternen Übernahmen scheitern sogar zwei Drittel der Unternehmensnachfolgen. Als Gründe für die gescheiterten Unternehmensübergaben nennt Kerstin Schmidt zum einen das Fehlen eines geeigneten Nachfolgers sowie zum anderen rechtliche, steuerliche oder finanzielle Probleme. Als ein großes Konfliktfeld sieht die Fachfrau die zwischen-

menschlichen Probleme im Übernahmeprozess, die sehr oft unterschätzt werden.

Ich bin in solchen Situationen dann nicht mehr nur als Steuerberaterin gefragt, sondern gleichzeitig auch als Psychologin. Sie muss sich in die verschiedenen Charaktere der Übernehmer und Übergeber als Mensch einfühlen und diese Erkenntnisse in ihre eigentliche Arbeit als Steuerberaterin einfließen lassen. Diese Empathiefähigkeit hält sie für sehr wichtig. So können viele Probleme vermieden und Konflikte beigelegt werden. Zwischenmenschliche Probleme betreffen beispielsweise die Unternehmerpersönlichkeit. Diese prägt über mehrere Jahre hinweg die gesamte Unternehmenskultur. Eine Unternehmensnachfolge erschüttert nun dieses Fundament eines Unternehmens, verändert den gefestigten Unternehmenscharakter und kann so Mitarbeiter, Kunden und Partner verunsichern. An dieser Stelle betont Kerstin Schmidt die Bedeutung eines geplanten und zeitlich festgelegten Übernahmeprozesses: „Besser eine schleichende Übernahme als ein radikaler Schnitt“, denn ein radikaler Wechsel führt zu der genannten Verunsicherung und/ oder Orientierungslosigkeit seitens der Anspruchsgruppen.

Weitere zwischenmenschliche Problemfelder sieht die Referentin in einer mangelhaften Planung, Organisation und Durchführung des Übernahmeprozesses. Viele Unternehmer verschwenden im Unternehmensalltag beispielsweise kaum einen Gedanken an eine zukünftige Übergabe ihres Unternehmens. Auf die Frage nach dem richtigen Alter, um mit der Planung der Unternehmensnachfolge anzufangen, sagt Kerstin Schmidt: „So Mitte 50 ist ein gutes Alter, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, da die Planung der Nachfolge und der Übernahmeprozess ungefähr 10 Jahre dauern können.“ Ist die Unternehmensnachfolge dann zum Thema geworden, geht es in einem weiteren Schritt darum, einen geeigneten Nachfolger zu finden und zu bestimmen. Daran schließt sich der tatsächliche Übernahmeprozess an, währenddessen die gesamte Geschäftsführung durch den Nachfolger übernommen wird. Durch Probleme bei der Einarbeitung des Nachfolgers oder einer mangelhaften Planung und Kontrolle des Übernahmeprozesses kann es hierbei auf Seiten von Kunden, Mitarbeitern, Lieferanten und Kapitalgebern zu Verunsicherungen kommen. Kerstin Schmidt geht in ihrem Vortrag sehr detailliert auf die emotionalen Hürden während des Übernahmeprozesses insbesondere bei Familienunternehmen ein. Sie beschreibt mehrere Phasen im Leben eines


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(zukünftigen) Unternehmers. Beginnend mit der ersten Phase, in der der Junior zur Nachfolge erzogen wird, über die Phase der Unentschiedenheit des Juniors bezüglich der Nachfolge bis hin zum eigentlichen Verantwortungsübergang. Das Schwierigste (zumindest aus Sicht des Übergebers) ist letzten Endes das Loslassen des Seniors von seinem Unternehmen, das er jahrelang aufgebaut und mit seiner Persönlichkeit präsentiert hat. Anhand dieses Phasenmodells konnte Kerstin Schmidt sehr anschaulich darstellen, welche spezifischen Emotionen im bzw. auch vor dem Übernahmeprozess auftreten und eben diesen auch erschweren können. Wie man generell mit diesen Emotionen umgehen kann, dafür hatte auch unsere Expertin

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kein Patentrezept, denn die verschiedenen Persönlichkeiten erfordern eine individuelle Behandlung. Kerstin Schmidt empfiehlt, in schwierigen Situationen immer einen externen Berater hinzuzuziehen bzw. einen Beirat einzurichten. Das können zunächst auch Personen sein, die das Unternehmen kennen wie beispielweise ein Vertreter der Bank. In ganz schwierigen Fällen empfiehlt die Referentin jedoch professionelle Hilfe von einem Mediator.

MIDETA Steuerberatungsgesellschaft mbH & Co. KG Stentzlers Hof Petersstraße 39-41 04109 Leipzig Telefon: + 49 (0)341 355 817 - 0 Telefax: + 49 (0)341 355 817 - 99 E-Mail: info@mideta.de Internet: www.mideta.de


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Juniorprofessur Entrepreneurship in Gründung und Nachfolge

Forschung und Lehre zwischen Neugründung und Unternehmensnachfolge Nur wenige Studierende sehen die unternehmerische Selbstständigkeit als mögliche Zukunftsperspektive. Vor diesem Hintergrund unterschrieben die Sparkasse Chemnitz und die TU Chemnitz am 13. Juni 2013 eine Kooperationsvereinbarung zur Stiftungsprofessur „Entrepreneurship in Gründung und Nachfolge“. Dazu wurde Dr. Mario Geißler im Dezember 2013 zum Juniorprofessor an der von der Sparkasse Chemnitz gestifteten Juniorprofessur ernannt.

›› Herr Dr. Geißler, nur wenige Studierende setzen sich überhaupt mit der Zukunftsperspektive Unternehmer bzw. Unternehmerin auseinander. Woran liegt das? In der Tat, das ist für uns eine große Herausforderung. Aktuelle Studien zeigen, dass knapp 60 Prozent aller Studierenden noch nie oder nur flüchtig über eine eigene unternehmerische Selbstständigkeit nachgedacht haben. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen haben Studierende meist schon mit dem Eintritt in das Studium ein recht gefestigtes Berufsbild als Angestellte oder Angestellter vor Augen. Dieses recht feste Bild zu ändern ist sehr schwer. Zum anderen werden mit der Tätigkeit als Unternehmerin oder als Unternehmer viele negative Aspekte verbunden. Nach meiner Erfahrung sind das meist Vorurteile, die vor allem aus Unwissenheit heraus entstehen. So setzen sich Studierende sehr selten mit dem Unternehmerdasein auseinander – weder im Studium noch davor in der Schule. Ein Grund dafür, wieso in den

letzten Jahren an vielen deutschen Hochschulen themenspezifische Professuren entstanden sind.

dem gehen viele davon aus, dass einem eine Geschäftsidee, wenn überhaupt, wie eine Art Geistesblitz zufällig einfällt.

›› Welche negativen Aspekte werden denn häufig mit einer unternehmerischen Selbstständigkeit verbunden?

›› Wie können Sie in der Lehre darauf reagieren und was sagt die Forschung dazu?

Entsprechende Untersuchungen zeigen, dass Studierende mit einer unternehmerischen Selbstständigkeit meist hohe und nur schwer kalkulierbare Risiken verbinden. Im Extremfall steckt hinter diesem gefühlten Risiko die Angst zu scheitern, sich zu verschulden und alles zu verlieren. Zudem haben nur die wenigsten eine tragfähige Geschäftsidee und nach eigenen Aussagen ausreichendes Eigenkapital. Dabei sind diese Punkte meiner Meinung nach eng miteinander verbunden. Viele Studierende haben sich noch nicht mit der Thematik auseinandersetzen müssen, sie wissen nicht, was eigentlich Unternehmeraufgaben sind und vor welchem Hintergrund Entscheidungen gefällt werden. Zu-

In meinen Vorlesungen sammle ich am Anfang erst einmal alle Vorurteile und Meinungen zu Unternehmern ein. Die Studierenden sollen mir sagen, was eine Unternehmerin bzw. einen Unternehmer ausmacht. Wenn wir die vielen Einzelmeinungen zu einem gemeinsamen Bild verdichten, sehen wir schnell, dass wir an eine Person mit vielen verschiedenen Eigenschaften denken. Darunter sind häufig Schlagwörter wie Risikotoleranz, Kommunikationsfähigkeit, Konfliktstärke, Entscheidungsfähigkeit, Einfühlungsvermögen, Kundenbewusstsein sowie Hingabe und Leidenschaft. Wenn wir dann darüber sprechen, merken wir, dass viele dieser Eigenschaften nicht notwendigerweise angeboren sind, sondern sich entwickeln lassen.


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Dr. Mario Geißler

Zudem lernen die Studierenden bei mir, wie sie Geschäftsmöglichkeiten systematisch suchen und bewerten können. Denn wenn ich weiß, in welche Richtung mein Handeln gehen soll und ich hinter der Idee stehe, kann ich dafür auch Leidenschaft entwickeln – dann sprechen wir schnell über ein anderes Risiko, nämlich das Risiko, eine sich bietende Chance nicht zu nutzen. ›› Das fokussiert ja stark die Neugründung eines Unternehmens, was ist mit der Unternehmensnachfolge? Da kann ich Ihnen nur bedingt zustimmen. Die Auseinandersetzung mit den Anforderungen an einen Unternehmer ist auch hier sehr wichtig, um realistische Erwartungen zu entwickeln. Zudem muss auch ein Nachfolger neue Ideen haben und bestehende Geschäftsfelder weiterentwickeln, um veränderten Kundenbedürfnissen und veränderten Rahmenbedingungen gerecht zu werden. Natürlich und da gebe ich Ihnen recht, ist eine Unternehmensnachfolge mit anderen Herausforderungen verbunden als eine Unternehmensneugründung. Hierauf müssen Studierende vorbereitet werden.

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Dr. Mario Geißler (33 Jahre) ist seit 19. Dezember 2013 an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften Inhaber der Juniorprofessur Entrepreneurship in Gründung und Nachfolge, die von der Sparkasse Chemnitz gestiftet wurde. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaftslehre arbeitete er für das Gründernetzwerk SAXEED, wo er Unternehmensgründungen aus Hochschulen unterstützte. In seiner 2012 abgeschlossenen Promotion widmete er sich den wissenschaftlichen Grundlagen des Vorgründungsprozesses. Aufbauend auf die-

sen Erfahrungen konzipierte und etablierte er das Projekt „Unternehmenszukunft Sachsen“ an der TU Chemnitz. Ziel der Juniorprofessur ist die Verankerung des Entrepreneurship-Gedankens in Forschung und Lehre an der TU Chemnitz. Studierende erhalten damit die Chance, Entrepreneurship als Karriereperspektive zu entdecken, die eigene Fähigkeit zur Identifikation von Geschäftsgelegenheiten zu stärken und sich die bei der Gründung eines Unternehmens oder bei dessen Nachfolge notwendigen Fähigkeiten anzueignen.

besonderen Situation im Umgang mit dem Seniorunternehmer, seinem Lebenswerk und den damit verbundenen vielfältigen Konfliktmöglichkeiten bewusst sein. Vor allem junge Übernehmer müssen in vielen Fällen erst die eigene Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen, um das notwendige Vertrauen bei Übergeber und Mitarbeitern entstehen zu lassen.

›› Haben Sie noch einen Rat, den Sie Studierenden mit auf den Weg geben möchten?

›› Gibt es für Sie den Gründer und den Übernehmer? Nein, so kategorisch möchte ich es nicht ausdrücken. Ich habe aber schon beobachtet, dass es Personen gibt, die von sich selbst behaupten, nicht gut beim Aufbau von etwas Neuem zu sein. Diese haben ihre Fähigkeiten eher bei der Veränderung bestehender Systeme gesehen und deshalb den Weg einer Übernahme gewählt. Es gibt aber natürlich auch den umgekehrten Fall, dass man gerade bei Null starten und alles nach seinen Vorstellungen gestalten will. Hier würde ich die Neugründung empfehlen.

Eigentlich nur eins: machen und sich ausprobieren. Vom nur darüber reden wird man nicht anfangen. Wir haben an unserer Hochschule so viele Unterstützungsmöglichkeiten, da ist niemand auf sich alleine gestellt. Neben der Juniorprofessur und Unternehmenszukunft Sachsen gibt es ja auch noch das Gründernetzwerk SAXEED mit seinem kostenfreien Service. Zudem sollte man sowohl für die Neugründung als auch für die Übernahme meiner Meinung nach wissen, wer man ist und was man kann. Wie soll man sonst etwas finden, für das man Leidenschaft und Hingabe entwickeln kann – sei es die richtige zu mir passende neue Geschäftsidee oder das zu mir passende Unternehmen. ›› Vielen Dank für das Interview Herr Dr. Geißler!

›› Was genau meinen Sie damit? Es ist etwas anderes, ob ich meine Organisation selber langsam von Grund auf entwickle oder ob ich ein bereits etabliertes und eingespieltes System übernehme. Einerseits muss ich im Vorfeld das Unternehmen gut verstehen, um die mit der Übernahme verbundenen Risiken auch einschätzen zu können. Andererseits muss ich mich in einem etablierten System auch zurechtfinden und agieren können. Hier benötige ich viel Kommunikationsgeschick, Empathie und Durchsetzungsvermögen. Letztendlich sollte ich mir auch der

Juniorprofessur für Entrepreneurship in Gründung und Nachfolge Stiftungsprofessur der Sparkasse Chemnitz Pegasus Center Dittesstraße 15, Zi. 412 09126 Chemnitz Telefon: +49 (0) 371 531 36685 Fax: +49 (0) 371 531 8 36685 Email: mario.geissler@wirtschaft.tu-chemnitz.de Internet: www.tu-chemnitz.de/wirtschaft/egn


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XING Gruppe

„Die Veranstaltung ist ein Blick über den Tellerrand des Studiums. Ich habe erfahren was einen Unternehmer ausmacht. Desweitern trifft man aber auch viele Studenten, welche aus einer komplett anderen Fachrichtung kommen.“

Vernetzung der Teilnehmer untereinander und Aufbau einer ALUMNI-Gemeinschaft sind Anliegen der XING-Gruppe „Unternehmenszukunft Sachsen“. Seit Beginn des Programms sind alle am Projekt beteiligten Studierenden aufgefordert, sich in die Gruppe einzutragen. Wichtige Veranstaltungen unserer Projektpartner und die beliebten Unternehmensstammtische werden hier angekündigt und per Einladungslink verschickt. So erhoffen wir uns ein reges Miteinander der aktuellen und ehemaligen Studenten und vielleicht zukünftigen Führungskräfte und Unternehmer.

Florian Stöckel Master Maschinenbau florian.stoeckel@web.de

XING ist für den Aufbau eines ALUMNI Netzwerkes ein idealer Anker. Die Mitglieder tragen auf der Plattform oftmals ihr aktuelles Tätigkeitsfeld ein, können sich mit Freunden verlinken, interessante Kontakte vormerken und den Werdegang von ehemaligen Kommilitonen verfolgen. Wenn Ihr also später z. B. den Rat eines Unternehmers benötigt, den Ihr im Programm kennengelernt habt, könnt Ihr Euch bei der XING-Anfrage auf den jeweiligen Praxisvortrag oder Stammtisch berufen.

„Meine Motivation an dem Kurs teilzunehmen, bestand vorerst nicht darin, später ein Unternehmen zu übernehmen, vorwiegend ging es mir um die Kontaktaufnahme mit Unternehmern und die spannenden Geschichten, die sich hinter einigen Unternehmen verbergen. In diesem Punkt wurde ich auch nicht enttäuscht.“

Sarah Hauke Master Management and Organisation Studies sarahhauke89@ gmail.com

„An den über Xing eingeladenen Veranstaltungen nehme ich gerne teil – dann ist der Austausch direkt vor Ort gegeben.“ Nicole Schneider Master Wirtschaftswissenschaften nicole.schneider@s2011. tu-chemnitz.de


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„Positiv ist auch zu nennen, dass wir auf ein Netzwerk von wichtigen Leuten über das Projekt zurückgreifen können.“ Thomas Büttner M.Sc. Wirtschaftsingenieurwesen thomas.buettner@ s2007.tu-chemnitz.de

XING Romy Brödner M.Sc. Economics romy.broedner@ wirtschaft.tu-chemnitz.de

Kevin Höfer Promotion Schweißtechnik kevin.hoefer@ mb.tu-chemnitz.de

„Das Zusammenspiel aus Theorie, dem direkten Kontakt zu Übernehmern und die Betreuung durch Fachexperten ist die Stärke des Programmes. So wurden uns zum Beispiel Einblicke in die Unternehmenskultur durch die Kooperation mit dem Industrieverein Sachsen 1828 e.V. ermöglicht.“


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Die Teilnehmer im Sommersemester 2014

Tina Kemter Master Management and Organisation Studies

Konrad Lehmann Master Management and Organisation Studies

tina.kemter@ s2009.tu-chemnitz.de

konrad.lehmann87@ gmail.com

Christiane Bingel Diplom-Kauffrau Diplom-Volkswirtin

Vera Fink Promotion Medieninformatik

christiane.bingel@web.de

vera.fink@ informatik.tu-chemnitz.de

„Der Kurs vermittelt die Theorie zur Unternehmensübernahme und belegt sie dann mit vielen Vorträgen. Unternehmer berichten bis ins kleinste Detail, wie ihre Firmenabgabe oder -übernah-

„Selber habe ich mich noch nie mit dem Gedanken der Selbstständigkeit beschäftigt. Deshalb wollte ich mir durch die Veranstaltungen einen Einblick verschaffen. Durch den Wechsel von theoretischen Vorlesungen und Fachvorträgen selbstständiger Unternehmer bekommt man einen abwechslungsreichen

Input. Jeder Redner konnte mich auf die eine oder andere Art fesseln und mein Interesse für das Unternehmertum weiter wecken. Das Programm lohnt sich für alle, die eine Nachfolge direkt anstreben aber auch für diejenigen, die sich einen Überblick, Motivation und Praxiswissen abholen wollen.“

„Selbstständigkeit ist ein Weg in die richtige Richtung für mich und eine Übernahme bietet eine weitere Möglichkeit dafür. Am besten gefallen haben mir bis jetzt die Erfah-

rungsbekenntnisse bereits gewordener Unternehmer/ Geschäftsführer. Aus jeder Erzählung kann man für sich etwas mitnehmen an Wissen und Tipps.“

Grit Hähne Diplom Wirtschaftsingenieurwesen

Kevin Barthel Master Finance

Philipp Boessmann Bachelor Wirtschaftsinformatik

hagri@gmx.net

KevinBarthel@gmx.de

philipp@boessmann.eu

Florian Stöckel Master Maschinenbau

Daniel Plorin Promotion Fabrikplanung

florian.stoeckel@web.de

d.plorin@hotmail.com

me vonstatten ging und was auch alles nicht wie im Lehrbuch geklappt hat. Dabei ist jeder Unternehmer sehr offen für Fragen und freut sich von den Studenten gelöchert zu werden.“


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Kristin Röhr Promotion Sportmanagement/ Gesundheitsmanagement

Madeleine Ehrhardt Master Management and Organisation Studies

Sarah Hauke Master Management and Organisation Studies

kristin.roehr@ hsw.tu-chemnitz.de

MadeleineEhrhardt@ gmx.de

sarahhauke89@ gmail.com

Martin Baraniak Bachelor Mikrotechnik/ Mechatronik

Sebastian Richter Master Economics

Stephan Meinhardt Master Management and Organisation Studies

martin.baraniak@ t-online.de

sebastian-richter@ hotmail.de

stephan.meinhardt@ s2013.tu-chemnitz.de

Claudia Witzlack Promotion Psychologie

Maximilian Müller Master Management and Organisation Studies

Kevin Höfer Promotion Schweißtechnik

claudia.witzlack@ psychologie.tu-chemnitz.de

maximilian.mueller@ s2009.tu-chemnitz.de

kevin.hoefer@ mb.tu-chemnitz.de

„Wir bekamen wirklich interessante Unternehmensnachfolgeprozesse dargestellt. Viele der Unternehmen gaben einen detaillierten Einblick in ihre Unternehmenskultur und ihre Geschichte. Eins wurde uns immer wieder ans Herz gelegt: „Traut euch einfach, ein bisschen Risiko und Glück gehört immer dazu“. Für mich wurde das Thema der Unternehmensnachfolge immer interessanter und mittlerweile spiele auch ich mit dem Gedanken, vielleicht doch irgendwann einmal den Mut zu finden einen Betrieb zu übernehmen. Der Kurs hat mir persönlich viel Spaß gemacht und es wurde uns eine Menge geboten. Besonders hervorheben möchte ich die Potenzialanalyse, bei der es uns ermöglicht wurde, unsere eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen. “

„Der unmittelbare Erfahrungsaustausch mit den Übergebern bzw. den Übernehmern ist insbesondere für den Unternehmernachwuchs eine Säule des Erfolges. Ohne dieses Programm wäre dies nicht möglich gewesen. Bei geselligem Zusammensein wurde auch der ein oder andere Kontakt für die Zukunft geknüpft. Alles in allem kann ich das Programm nur jedem Interessiertem empfehlen. “

Team Unternehmenszukunft Sachsen

Kontakt: Pegasus Center 4. Etage (Zimmer 402 - 405)

Dittesstraße 15 09126 Chemnitz Telefon: +49 (0)371 531 359 02 Dr. Kerstin Klaus Projektgeschäftsführerin

Claudia Herbst Projektassistentin

Manuela Zenk Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Jette Petzold Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Email: kerstin.klaus@wirtschaft.tu-chemnitz.de


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Industrieverein Sachsen 1828 e.V.

Der Industrieverein Sachsen 1828 e.V. ist die sächsische Industrievereinigung mit Sitz in Chemnitz. Die 125 Mitglieder sind zu 80 Prozent Unternehmen des produzierenden Gewerbes, die einen Jahresumsatz von 15 Mrd. Euro erwirtschaften und rund 50.000 Arbeitsplätze sichern. In seiner Hauptversammlung am 7. März 2013 schloss der Industrieverein eine Kooperationsvereinbarung mit der Technischen Universität Chemnitz zum Thema Unternehmensnachfolge ab und gibt den Teilnehmern der Zusatzqualifikation „Unternehmenszukunft Sachsen“ die Möglichkeit, kostenfrei an den Vereinsmeetings teilzunehmen . INDUSTRIEVEREIN SACHSEN 1828 e.V. Zwickauer Str. 355A 09117 Chemnitz www.industrieverein.org Geschäftsführerin: Katrin Hoffmann M.A.

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Unternehmensnachfolge erfolgreich abgeschlossen Im Jahr 1990 gründete Prof. Dr. Reinhard Erfurth die Ingenieurgruppe Erfurth + Partner. Die Unternehmensnachfolge begann der heute 66-Jährige bereits frühzeitig vorzubereiten. Er übertrug seinen engsten Mitarbeitern eigene Geschäftsfelder und begleitete sie bis hin zur Ausgründung. Von 2004 bis 2010 entstanden so die eigenständigen Gesellschaften Erfurth + Petschow, Erfurth + Mathes und Erfurth + Jacob, deren Mitgesellschafter Professor Erfurth bis zum Anteilsausgleichsverfahren im Jahr 2010 blieb. Seit dem 1. Januar dieses Jahres firmieren die drei Unternehmen nun unter neuen Namen und betreiben als Bürogemeinschaft Jacob - Mathes - Petschow Thiel gemeinsame Büros. Parallel dazu entstand die Firma Erfurth Projektedesign, die weiterhin von Professor Erfurth geführt wird. Mit den Geschäftsführern sprach Katrin Hoffmann. Welche Gründe gab es für die Umfirmierung? Donald Mathes, Geschäftsführer der Mathes Beratende Ingenieure GmbH: Nachdem Professor Erfurth aus den drei neuen Firmen ausgeschieden war, haben wir seinem Namen noch einige Zeit weitergeführt. Dadurch haben wir jedoch den Eindruck erweckt, dass die Firmen zusammengehören. Speziell in unserem Fall war dies jedoch eher von Nachteil. Denn wenn in einem Bauprojekt eine unserer Gesellschaften für die Steuerung und die andere für die Ausführung verantwortlich war, dann ist es problematisch, wenn beide Leistungen scheinbar aus demselben Haus kommen. Es gab auch nach neun Jahren noch Bauherren, die mit den ähnlichen Unternehmensnamen Probleme hatten. Mit der Umfirmierung haben wir nun die Firmenwahrheit wieder hergestellt.

Uwe Jacob, Geschäftsführer der Ingenieurservice Jacob GmbH: Es hat sich zudem gezeigt, dass es durch die Namensähnlichkeit bei Bewerbungsverfahren und Ausschreibungen immer wieder Probleme gab. Zum Teil haben wir dadurch Aufträge nicht bekommen, was aus unserer Sicht verständlich war. Die Umfirmierung war deshalb die logische Konsequenz und der letzte Schritt im Prozess der Unternehmensnachfolge. Jetzt steht jeder auf eigenen Beinen. Werden  Sie auch in  Zukunft  zusammenarbeiten? Uwe Jacob: Wir haben in der Vergangenheit gelernt, dass wir besonders stark sind, wenn wir zusammenarbeiten und werden dies auch weiterhin – besonders bei größeren Projekten – tun. Im Bau bedarf es immer einer Statik, einer Baubegleitung, einer Kostenüberwachung etc. Damit besteht die Möglichkeit und auch die Absicht weiterhin zusammenzuarbeiten. Gibt es Konkurrenzsituationen? Frank Petschow, Geschäftsführer der Petschow + Thiel Projektmanagement GmbH: Nein, unser Leistungsangebot ist sehr unterschiedlich. Meine Firma begleitet zum Beispiel als Projektmanagement-Dienstleister Bauprojekte durch sämtliche Entwicklungsund Steuerungsphasen. Das Unternehmen von Herrn Matthes wiederum beschäftigt sich mit der Konstruktion und Statik. Herr Jacob bietet mit seiner Firma den Service und die Begleitung der wirtschaftlichen Prozesse, also das Controlling an, und die Forschungskompetenz bleibt bei Professor Erfurth. Die Schnittmengen sind also sehr gering.

Text und Bilder Industrieverein Sachsen 1828 e.V.


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Rückblick in das Sommersemester 2014

Impressum Herausgeber Technische Universität Chemnitz, Projekt „Unternehmenszukunft Sachsen“ Dr. Kerstin Klaus Telefon: 0371 / 531 35902 Email: kerstin.klaus@wirtschaft.tu-chemnitz.de

Internet: www.tu-chemnitz.de/ unternehmensnachfolge

Gestaltung: Christin Voigt

Besucheradresse: Dittesstraße 15 Pegasus Center, 4. Etage 09126 Chemnitz

Redaktion: Dr. Kerstin Klaus Manuela Zenk Jette Petzold

Aline Heinemann Jana Stein Thomas am Ende


Unsere Praxispartner im Sommersemester 2014

Für Unternehmer

Werden Sie unser Partner in der sächsischen Wirtschaft Wir wollen den sächsischen Mittelstand sehbar, hörbar und erlebbar machen. Dafür suchen wir Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihre Erfahrungen frühzeitig in die Ausbildung engagierter Studierender mit Potenzial einbringen möchten, die nachhaltig herausragende Studierende und/oder Doktoranden in ihr Unternehmen einbinden wollen oder die langfristig die Sicherung, das Wachstum und/oder die Nachfolge des Unternehmens mit hochqualifizierten Absolventen der Technischen Universität Chemnitz in Betracht ziehen.

Für Studierende und Doktoranden

Werde Teilnehmer und sammle wertvolle Einblicke in die Unternehmenspraxis

Projekt „Unternehmenszukunft Sachsen“ Projektgeschäftsführerin: Dr. Kerstin Klaus Telefon: +49 (0)371 531 359 02 Email: kerstin.klaus@wirtschaft.tu-chemnitz.de Internet: www.tu-chemnitz.de/unternehmensnachfolge

Gefördert aus Mitteln des ESF und des Freistaates Sachsen

Das Programm Unternehmenszukunft Sachsen bietet dir eine kostenfreie Zusatzqualifikation zum Thema Unternehmensnachfolge mit wöchentlichen Praxisvorträgen und regelmäßigen Stammtischen sowie einer individuellen Potenzialanalyse und Workshops. So erhältst du einerseits wichtige Grundlagen zum Thema Mittelstand und Unternehmensnachfolge. Andererseits lernst du regionale Unternehmer kennen und kannst dich regelmäßig mit Experten aus der Praxis austauschen. Durch die Potenzialanalyse und die Workshops erfährst du viel über dich und deine individuellen Stärken. Das Programm richtet sich an Master- und PromotionsstudentInnen aller Fachrichtungen, die gerne einen realistischen Einblick in die Situation eines Unternehmensnachfolgers im sächsischen Mittelstand bekommen möchten.


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