Die wehenden Portraits auf dem
Golzheimer Friedhof
Inge Sauer

Unsere Straßen – unsere Künstler e. V.

Der Golzheimer Friedhof
Der Golzheimer Friedhof ist eine zauberhafte, wie aus der Zeit gefallene Insel mit riesigen, alten Bäumen und teilweise etwas verfallenen, Jahrhunderte alten Grabsteinen. Umgeben von modernen Bürogebäuden, nahe einer mehrspurigen Hauptverkehrsstraße und inmitten der dicht bebauten Großstadt ist er eine Oase der Ruhe, aber auch ein Ort der Erinnerung und ein lebendes Denkmal der Stadtgeschichte.
Gerettet wurde diese von Maximilian Weyhe entworfene Anlage immer wieder durch das Engagement der Düsseldorfer Bürger, die sich gegen die übliche Überbauung innerhalb der wachsenden Stadt liegenden Friedhöfe wehrten. 1982 wurde er schließlich unter Denkmalschutz gestellt.
Der Golzheimer Friedhof ist der erste kommunale Begräbnisplatz Düsseldorfs. Nachdem die kirchlichen Begräbnisstätten nicht mehr genug Platz boten und Hygieneprobleme bekämpft werden mussten, beauftrage Kurfürst Maximilian Joseph seinen Düsseldorfer Hofbaumeister Kaspar Anton Huschberger mit der Suche nach einem neuen Gelände. Die Wahl zu einem für beide Konfessionen offenen Friedhof außerhalb der damaligen Stadtgrenzen fiel auf ein Grundstück nahe dem Dorf Golzheim. Von den acht Feldern waren die fünf rheinseitigen für die Katholiken vorgesehen, drei stadtseitige für die Protestanten.
1805 fand die erste Beisetzung auf dem Golzheimer Friedhof statt, damals noch ein nüchterner Gottesacker. 1816, nach der ersten Vergrößerung des Friedhofs, wurde Maximilian Friedrich Weyhe mit der gärtnerischen Gestaltung beauftragt und schuf einen der schönsten Friedhöfe Preußens.
Durch Zukäufe wurde der Friedhof schließlich auf das Dreifache seiner ursprünglichen Fläche vergrößert, bis er 1883 für Neubestattungen geschlossen wurde. Seit diesem Jahr fanden die Bestattungen auf dem „Friedhof hinter dem Tannenwäldchen“, dem heutigen Nordfriedhof, statt. 1897 wurde der Golzheimer Friedhof auch für Erbbegräbnisse geschlossen.
Eine neue Verbindungsstraße (die Klever Straße), die den Golzheimer Friedhof in der Mitte durchquerte, führte ab 1905 trotz Bürgerprotesten und langwierigen Enteignungsprozessen schließlich zu einer Einebnung dieses Friedhofsteils. Die Toten wurden auf den Nordfriedhof umgebettet, so dass die Grabmäler einiger bekannter Künstler wie Theodor Mintrop und Norbert Burgmüller jetzt dort zu finden sind.


Die wehenden Portraits
Das Ziel des Vereins „Unsere Straßen – unsere Künstler“ ist, die Künstler der Düsseldorfer Malerschule in den 30 Straßen und an den Orten der Stadt, die nach ihnen benannt oder mit ihnen verbunden sind, lebendig werden zu lassen. Portraits und Bilder im öffentlichen Raum zeigen die Künstler und ihre Werke als StreetArt-Projekt. Gleichzeitig werden die Anwohner und Institutionen vor Ort mit Aktionen wie Straßenfesten, Ausflügen, Museumsbesuchen, Vorträgen und Ausstellungen einbezogen. Im Mittelpunkt des Projektes stehen die Schulen und Projekte mit Kindern, die von Künstlerinnen und Künstlern mit unserem Verein durchgeführt werden.
Auf dem schönen Golzheimer Friedhof, auf dem berühmte Künstler wie der große Akademiedirektor Wilhelm von Schadow und seine Familie oder Alfred Rethel und seine Mutter begraben liegen, wehen ca 3m hohe, halbtransparente Fahnen mit Portraits zwischen den Bäumen, die sich leicht im Wind bewegen. Auf diese Weise werden die Künstler „lebendig“ und die Aufmerksamkeit der Besucher wird auf die großen Künstler des 19. Jahrhunderts gelenkt, die unsere Stadt zur „Stadt der Künstler“ machten. Gleichzeitig wird das Kulturdenkmal auf magische Weise belebt.
Um dieses ambitionierte Kunstprojekt zu realisieren, danken wir etlichen Förderern, die durch finanzielle oder organisatorische Hilfe das Projekt ermöglicht haben. Wir danken den Kooperationspartnern beim „Tag des Offenen Denkmals“ (s. u.), den Düsseldorfer
Jonges, die sich immer wieder für den Erhalt des Golzheimer Friedhofs eingesetzt haben, für die großzügige Geldspende sowie den anderen Spendern, die jeweils in den kurzen Texten auf den folgenden Seiten genannt werden. Die Leiterin des Garten-, Friedhofs- und Forstamts der Landeshauptstadt Düsseldorf, Doris Törkel und der Gartenhistoriker Tobias Lauterbach haben sich um die Genehmigungen gekümmert und uns geholfen. Den Akteuren, die sich für den Golzheimer Friedhof engagieren, gilt unser Dank: dem Verein „Der Golzheimer Friedhof soll leben“ mit Dr. Sawalies, der „Stiftung Deutsche Bestattungskultur“, Dr. Simon Walter. Weiterhin möchten wir das Engagement der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Graphiksammlung „Mensch und Tod“, erwähnen und Renate Reichmann-Schmidt von der Initiative Tabu Suizid e. V.. Regina Sakowitz hat ehrenamtlich die organisatorische Arbeit auf sich genommen. Meinem Grafikkollegen Dirk Hrdina ist maßgeblich die Idee mit den Fahnen zu verdanken, René Serong die technische Realisierung. Der Vorstand des Vereins „Unsere Straßen – unsere Künstler“ setzt sich für die Finanzierung ein. Unser Vereinsmitglied Christa Holtei, Rolf Dahlmann und Dr. Inge Zacher haben die Texte bearbeitet und teilweise erstellt, die Bürgerstiftung unterstützt mit Gabriele van Daele die Schulprojekte, die von Milena Kempkes koordiniert werden. Dr. Susanne Dickel, die das Projekt mit mir auf den Weg gebracht hat und immer noch begleitet, bin ich dankbar verbunden.
Dr. Inge Zacher und Wilhelm Zacher haben seit den 70er Jahren wissenschaftlich über den Golzheimer Friedhof gearbeitet und für seinen Erhalt gekämpft. Wir weisen auf die schöne Broschüre aus der Reihe „Rheinische Kunststätten“ vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz hin: „Der Golzheimer Friedhof in Düsseldorf“. Außer einem Text von Frau Dr. Zacher und Claus Lange ist dort eine Literaturliste zu finden. Wir empfehlen die regelmäßigen Führungen über den Golzheimer Friedhof von Dr. Dieter Sawalies und von Rolf Dahlmann von der Geschichtswerkstatt Düsseldorf.
Die Fotos, falls nicht anders angegeben, stammen von mir. Die Auswahl der „wehenden Portraits“ ist den Patenschaften unserer Förderer geschuldet.
Die beiden Bilder mit Fahnen in diesem Heft sind Bildmontagen. Ein neues, umfangreicheres Heft mit der Dokumentation der Aktionen, Hängung und des Gesamtprojektes wird Ende September verfügbar sein.
17.8.23 Inge Sauer


Friedrich Wilhelm Schadow (1788 –1862)
Als Sohn des berühmten Berliner Hofbildhauers und Direktors der Akademie der Künste, Johann Gottfried Schadow, erhält der junge Friedrich Wilhelm seinen ersten künstlerischen Unterricht durch seinen Vater, bevor er sich an der Akademie der Künste ausbilden lässt. Während des Aufenthalts in Italien, wo er sich der Gruppe der „Nazarener“ um Peter von Cornelius anschließt, schafft er vor allem religiöse Monumentalbilder im klassizistischen Stil. 1814 konvertiert Schadow zum katholischen Glauben.
1819 kehrt er nach Berlin zurück, heiratet die Tochter des Hofarztes von Groschke und gründet ein florierendes Atelier, das – vom König gefördert – sehr bald viele Schüler anzieht. Seit 1820 Professor an der Akademie der Künste wird Schadow 1826 als Nachfolger von Peter von Cornelius zum Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie berufen. Ein Jahr später folgen ihm einige seiner begabtesten Schüler, es entsteht die später weltberühmte Düsseldorfer Malerschule. Zu ihrem Erfolg trägt vor allem Schadows strategisches und administratives Geschick bei. Er verbessert das Kunststudium und die praktische Ausbildung und macht die Akademie zu einer Institution von internationalem Rang. Als einer der Mitbegründer des „Kunstvereins für die Rheinlande und Westphalen“ im Jahr 1829 schafft er eine neue Öffentlichkeit für die zeitgenössische Kunst. Schadow stirbt – hochgeehrt – im Alter von 73 Jahren in Düsseldorf und wird auf dem Golzheimer Friedhof beigesetzt.
Auf dem Golzheimer Friedhof sind auch die beiden Töchter Friedrich Wilhelm Schadows und seiner Frau begraben. Sophie Hasenclever, geb. Schadow (1823 – 1892) liegt mit ihrem Mann auf dem südlichen, Anna Maria (10. März 1828 – 27. Juli 1828) auf dem nördlichen Teil des Friedhofs.
Wir danken den Düsseldorfer Jonges für die großzügige Spende





Alfred Rethel 1816 –1859
Alfred Rethel gehört zu den bedeutendsten Historienmalern der Düsseldorfer Malerschule. In Aachen geboren, besucht der hochbegabte Alfred Rethel schon mit 13 Jahren die Kunstakademie, lernt unter Wilhelm von Schadow und wendet sich bald der Historienmalerei zu. 1836 übersiedelt er nach Frankfurt und erhält dort erste Freskoaufträge für den Frankfurter Römer. 1839 gewinnt er den Wettbewerb um die Ausmalung des Krönungssaales im Aachener Rathaus mit Themen aus dem Leben Karls des Großen. Viele Jahre widmet er sich dieser großen Aufgabe, die mehr und mehr an seiner psychischen Gesundheit zehrt. Große Resonanz finden seine Holzschnitzzyklen „Auch ein Todtentanz“ und „Der Tod als Würger“. 1851 heiratet Rethel Maria Elisabeth Henrietta Philippina Grahl, die bald schwer erkrankt. Zwei Jahre noch verbringt er mit der wieder genesenen Ehefrau und der 1853 geborenen Tochter, dann vertieft sich die Depression und Alfred Rethel wird in eine Nervenheilanstalt in Endenich eingewiesen. Die letzten sechs Jahre seines Lebens verbringt er in der liebevollen Obhut von Mutter und Geschwistern in der Duisburger Straße in Düsseldorf, wo er im Alter von 43 Jahren stirbt. Sein Grab befindet sich auf dem südlichen Teil des alten Golzheimer Friedhofs, neben dem seiner Mutter Johanna.
Wir danken unserer Sponsorin Silke Brümmer


Johann Peter Hasenclever (1810 –1853)
Hasenclever kommt mit 17 Jahren an die Kunstakademie Düsseldorf, verlässt sie aber zwei Jahre später wieder, weil Direktor Wilhelm Schadow Zweifel an seinem Maltalent geäußert hat. Erst 1836 probiert er es ein zweites Mal. Im Unterricht bei Theodor Hildebrandt lernt er auch die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts kennen. Besonders Szenen aus dem Alltag einfacher Menschen beeindrucken ihn und er beginnt als einer der ersten Düsseldorfer Maler, „Genre“ zu malen. 1838 geht er nach München und stellt hier zwanzig Gemälde zur „Jobsiade“ her, einer populären satirischen Heldengeschichte von Carl Arnold Kortum. 1840 kauft der bayrische König eines der Gemälde und als Hasenclever 1843 nach Düsseldorf zurückkehrt, ist er ein bekannter Maler. Seine Bilder sind sozialkritisch oder zeigen in humorvoller Weise die kleinen Schwächen und Eigenheiten der Menschen in der Biedermeierzeit. Mit Beginn der 1848er Revolution gehört Hasenclever zu der demokratisch gesinnten Bürgergarde und ist im gleichen Jahr einer der Mitbegründer des Künstlervereins „Malkasten“, dem Ort für die demokratischen Künstler Düsseldorfs. Als Hasenclever mit 43 Jahren in Düsseldorf an Typhus stirbt, hinterlässt er seine Frau und drei Kinder. Er wird auf dem Golzheimer Friedhof beerdigt.
Wir danken dem Verein „Der Golzheimer Friedhof soll leben e. V.“ für die Spende.


Theodor Mintrop (1814 –1870)
Mintrop wird in Essen-Heidhausen geboren und arbeitet bis zu seinem 30. Lebensjahr in der Landwirtschaft auf dem Gut seines Bruders, das er großflächig ausmalt.
Entdeckt wird der von Rafael inspirierte Autodidakt von dem Düsseldorfer Künstler Eduard Geselschap, der erreicht, dass Mintrop trotz seines Alters in die Kunstakademie aufgenommen wird. 1854 steigt er in die Meisterklasse auf. Seine Bilderfolge
„König Heinzelmann’s Liebe“, in der er der Blume der Romantik im beginnenden Industriezeitalter huldigt und gleichzeitig seiner unerfüllten Liebe zu Anna, der Schwägerin seines lebenslangen Freundes Geselschap humorvoll Ausdruck verleiht, ist weithin bekannt. Dagegen sind seine lebendigen, überraschend wilden Zeichnungen, denen er den Titel „Das Wunderkind der Romantik“(Richard Klapheck) verdankt, nicht für die Veröffentlichung bestimmt. Der uneitle, selbstlose und gesellige Künstler ist zeitlebens in der Wohngemeinschaft mit den Eheleuten Geselschap in der Jägerhofstrasse und im nahegelegenen Malkastenverein zu Hause, dessen Gründungsmitglied er ist.
Sein Grab und Grabmal wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vom Golzheimer Friedhof auf den Nordfriedhof verlegt.


Friedrich Heunert (1808 –1876)
Der in Soest geborene Friedrich Heunert besucht bereits in jungen Jahren (18291839) die Düsseldorfer Kunstakademie und wird von Wilhelm Schirmer zum Landschaftsmaler ausgebildet. 1848 gehört er zu den Gründungsmitgliedern des Künstlervereins Malkasten, bei Künstlerfesten wirkt er als Waldhornist mit.
Am Erwerb des Jacobi‘schen Gartens ist er als Mitbeauftragter beteiligt. Der weit bekannte Künstler und Professor für Landschaftsmalerei unterrichtet auch die zunächst in Schloss Jägerhof, später auf Schloss Eller lebende Prinzessin Wilhelmine Luise von Preußen, die seine Werke kopierte. Er gehörte zum Malzirkel der Prinzessin in Schloss Benrath.
Patenschaft und Sponsor: Stiftung Deutsche Bestattungskultur e. V.

Lorenz Clasen (1812 –1899)
Clasen wird in Düsseldorf als Sohn des Oberappellationsrats
Joseph Clasen und seiner Frau Anna Maria, geborene Cantador, geboren. Das Jurastudium in Bonn bricht er ab um an der Kunstakademie Düsseldorf bei Kolbe, Hildebrandt und Schadow zu studieren, wo er 1840 in die Meisterklasse aufgenommen wird.
Als Lehrer am Hof des Fürsten Maximilian zu Wied-Neuwied verdient er seinen ersten Lebensunterhalt, malt das Elberfelder Rathaus mit Fresken aus, arbeitet aber schon 1845 als Chefredakeur der Satirezeitschrift „Düsseldorfer Monatshefte“. 1848 tritt er als Stellvertreter seines Cousins Lorentz Cantador in die Bürgergarde ein, wo er kurzfristig Kommandeur ist.
1850 geht er nach Berlin, dann nach Leipzig und arbeitet mit am „Conversationslexikon für Bildende Kunst“. Sein Hauptwerk „Germania auf der Wacht am Rheinfelsen“ von 1860 (Kaiser Wilhelm Museum Krefeld) wird sehr populär und vielfach kopiert.
Clasen stirbt 1899 in Leipzig und ist dort auch beigesetzt.
Auf dem Golzheimer Friedhof erinnert eine Erbbegräbnisstätte seiner Familie an ihn.
Patenschaft und Sponsoren der Fahne: Geschichtswerkstatt Düsseldorf e.V .



August Weber (1817 –1873)
Weber erhält seine künstlerische Ausbildung zum Landschaftsmaler im Wesentlichen am Städelschen Institut in Frankfurt a. M. und beim Hofmaler Schilbach in Darmstadt, mit dem er eine erste Studienreise in die Schweiz unternimmt. Im Herbst 1838 zieht er nach Düsseldorf, wo er noch ein Jahr die Akademie besucht und später selbst viele Schüler ausbildet.
Seine Erfolge als Dozent bringen ihm den Professorentitel ein. Weber führt ein aktives Akademieleben, ist Mitbegründer des Vereins der Düsseldorfer Künstler, Mitglied des Künstlervereins Malkasten und Träger vieler Auszeichnungen in Düsseldorf und seiner Geburtsstadt Frankfurt. Künstlerisch folgt Weber nicht dem damals vorherrschenden Realismus in der Darstellung, sondern ordnet die Effekte und stilistischen Details der beabsichtigte Gesamtwirkung unter. Er gilt als Spätromantiker, der seine Inspiration auch aus der holländischen Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts schöpft. Weber stirbt 1873 an den Folgen einer Lungenentzündung und wird auf dem Golzheimer Friedhof beerdigt.


Maximilian Friedrich Weyhe (1775-1846)
Der Gartenarchitekt Friedrich Maximilian Weyhe wächst sozusagen in seinen Beruf hinein und wird von den Besten seines Fachs ausgebildet. Das hat gerade für Gartenarchitekten, die die Resultate ihrer Entwürfe zu Lebzeiten kaum zu Gesicht bekommen, einen besonderen Wert.
Sein Vater Joseph Clemens Weyhe (1749 – 1813) war kurfürstlicher Hofgärtner in Poppelsdorf bei Bonn, wo Maximilian Friedrich auch geboren wird. Mit 14 Jahren tritt er eine dreijährige
Lehre bei seinem Onkel Peter Joseph Lenné dem Älteren (1756 – 1821) an, ebenfalls kurfürstlicher Hofgärtner. Nach weiteren Studienaufenthalten in Wien und München und Bildungsreisen ins Ausland wird er 1801 als „Botanischer Gärtner und Lehrer für Botanik“ im Botanischen Garten in Köln angestellt. 1804 tritt er eine Stelle als Hofgärtner in Düsseldorf an, wo er in den folgenden Jahren zum Königlichen Garteninspektor und 1833 zum Königlichen Gartendirektor ernannt wird. In seiner 1804 geschlossenen Ehe mit Wilhelmine Sophie Esch werden sechs Töchter und drei Söhne geboren, von denen der älteste Sohn, Joseph Clemens Weyhe, sein Nachfolger wird.
Das erste Düsseldorfer Denkmal nach dem Reiterdenkmal des Kurfürsten Johann Wilhelm (Jan Wellem) auf dem Marktplatz ehrt Maximilian Weyhe. Es wird 1850 im von ihm gestalteten Hofgarten aufgestellt. Das Grabmal auf dem Golzheimer Friedhof stifteten „die dankbaren Mitbürger“.
Maximilian Weyhe und andere große Düsseldorfer, die wir auf den folgenden Seiten erwähnen, können leider nicht durch „wehende Portraits“, sondern nur durch Bildtafeln gewürdigt werden.





Karl Leberecht Immermann (1786 –1840)
Immermann durchläuft eine juristische Ausbildung, die ihn nach mehreren Stationen 1827 nach Düsseldorf führt, wo er bis zu seinem Tod als Landgerichtsrat tätig ist. Zu diesem Zeitpunkt hat er bereits mehrere Dramen geschrieben; deutschlandweit wird er bekannt durch die Modernisierung und Professionalisierung der Theaterarbeit („Immermannsche Musterbühne“). Ähnlich wie zu
Anfang des Jahrhunderts Goethes Theaterprojekt in Weimar ist Immermann in Düsseldorf wenig Erfolg beschieden. Die Stadt ist als Theaterort zu klein, die finanziellen Mittel werden nach der anfänglichen Euphorie immer spärlicher, und die Aufgabe der Schauspieltruppe, für eine abwechslungsreiche Theatersaison über hundert Stücke zu beherrschen, schier unüberwindlich. Immermann selbst greift die Doppelbelastung des Theaterleiters und Landgerichtsrats gesundheitlich stark an, denn die preußische Regierung hat ihm nur eine einjährige Beurlaubung von seinem juristische Beruf genehmigt. Nur zwei Wochen nach der Geburt seiner Tochter Caroline im Jahr 1840 stirbt er und wird auf dem Golzheimer Friedhof beigesetzt.
Friedrich August Burgmüller (1760 –1824)
Der in Magdeburg geborene Burgmüller führt ein bewegtes Leben im Umfeld von Theater und Musik. Nach seiner Ausbildung als Pianist schließt er sich einer Theatergruppe an, wo er als Schauspieler, Kapellmeister und Komponist mitwirkt. Nach Stationen in Köln und Bonn, wo in seinem Orchester der junge Ludwig van Beethoven Viola spielt, geht er 1792 nach Düsseldorf. Nach einigen Jahren als Kapellmeister in Regensburg, wo er seine Düsseldorfer Klavierschülerin Therese von Zandt gegen den Willen ihres Vaters heiratet, kehrt Burgmüller nach dessen Tod als Kapellmeister nach Düsseldorf zurück, wo er zum Städtischen Musikdirektor ernannt wird. Unter seiner Leitung findet das erste Niederrheinische Musikfest statt, das wegen seines großen Erfolges in den kommenden Jahren wiederholt wird und bis 1958 lebendig ist. Trotz seiner Erfolge wird er aus seinem Amt entlassen und stirbt knapp zwei Jahre später. Sein von Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann hoch geschätzter Sohn, der Komponist Norbert Burgmüller, wird nur 26 Jahre alt. Zu seinem Begräbnis 1836 komponiert Mendelssohn den Trauermarsch „In Gedenken an Norbert Burgmüller, a-Moll, op 103“.


Friedrich Geerst (Pastor
Jääsch,1805 –1867)
Ein Düsseldorfer Original und großer Reformer: Pastor Jääsch ist bei den Düsseldorfern auch nach 200 Jahren noch beliebt, vor allem durch die vielen Anekdoten über den originellen Gottesmann. Auf Düsseldorfer Platt sprach er nicht nur mit den Gefängnisinsassen, für deren würdige Unterbringung und Wiedereingliederung er sich mit Witz und Herzensgüte engagierte. Als „Spetzbove-Pastor an seinem Strofhotel“, dem damaligen Arresthaus an der Akademiestraße, verhalf er vielen nach ihrer Entlassung zu Arbeit und Brot. Es gelang ihm, die potenziellen Arbeitgeber für seine Herzensangelegenheit zu gewinnen und seine „Lieben in Christo dem Herrn, versammelten Räuber und Spitzbuben“ auf ihr Leben in Freiheit vorzubereiten. „Maat es wie Jott, weedet Mensch“.
Ludwig von Milewski (1825 –1849)
Über das persönliche Leben Milewskis ist wenig bekannt, außer, dass er 1844 und 1845 bei Carl Ferdinand Sohn an der Kunstakademie studiert hat. Dann scheint er sein Studium unterbrochen zu haben, um sich politisch zu engagieren. Während der Revolution 1848/49 gehört er zu den Düsseldorfer Malerschülern, die sich „Einigkeit und Recht und Freiheit“ für ein zukünftiges Deutschland zum Ziel gesetzt haben. Am 9. Mai 1849 kommt es zum letzten Mal zu Kämpfen mit den preußischen Soldaten in Düsseldorf. In der Altstadt bis zur Kunstakademie stehen die Barrikaden der Revolutionäre, zwei Kanonen des Militärs auf der Elberfelder Straße beschießen die Altstadt. In der Nacht zum 10. Mai springt Milewski auf eine Barrikade in der Grabenstraße, um die Soldaten dazu zu bewegen, nicht auf die Bürger zu schießen. Dabei wird er von einer Kugel getroffen. Der Maler wird zum Helden der demokratischen Bewegung. Ein Flugblatt mit einer Lithografie, die seine öffentliche Aufbahrung im Sarg zeigt verbunden mit einem Aufruf der Aufständigen zu neuen Kämpfen, findet große Verbreitung. Unter großer Anteilnahme nicht nur der Künstlerschaft trägt man ihn auf dem Golzheimer Friedhof zu Grabe.


Bei den Schulkindern erfreuen sich die „Lebenden Bilder“ großer Beliebtheit. Modern interpretiert oder in Kostümen der Zeit: Die Schülerinnen und Schüler jeden Alters lieben dieses Gesellschaftsspiel des 19. Jahrhunderts, das in letzter Zeit wieder entdeckt wurde. Unsere von unterschiedlichen Institutionen geförderten und von der Bürgerstiftung unterstützten Schulprojekte werden von Düsseldorfer Künstlerinnen und Künstlern geleitet und jedes Jahr im Stadtmuseum (Partner von „Unsere Straßen – unsere Künstler“) mit einer kleinen Ausstellung präsentiert. Fester Bestandteil dieser Projekte sind Besuche in den Museen, Ausflüge in der Stadt zu Orten, die mit den jeweiligen Künstlern verbunden sind und „Künstler-Tagebücher“, die von den leitenden Künstlern unterschiedlich gestaltet werden. Die dem Friedhof nahe gelegene Rolandschule beschäftigt sich mit der Künstlerin Gabi Luigs mit Themen, die die Natur, den Friedhof, seine Künstler und seine Geschichte betreffen.

Impressum
Gesamtkonzept, Gestaltung, Fotos: Inge Sauer
Idee, Grafik, Satz: Dirk Hrdina und Inge Sauer Druck: Wirmachendruck.de, August 2023

Geplante Aktion von „Unsere Straßen – unsere Künstler“ auf der Fischerstraße: Ein 18/1 Plakat soll auf den – durch den Bürobau von der Straße aus nicht mehr sichtbaren – Friedhof aufmerksam machen. Das Bild ist von Caspar Scheuren, 1830, Stadtmuseum Düsseldorf.
Bildnachweise:
Julius Hübner: Friedrich Wilhelm Schadow, um 1850, Kunsthandel
Alfred Rethel: Selbstbildnis, 1832, Privatbesitz
Johann Peter Hasenclever: Selbstbildnis mit erhobenem Römer, 1851, Stadtmuseum Düsseldorf
Theodor Mintrop: Foto, Archiv des Künstlervereins Malkasten, Düsseldorf
Friedrich Heunert, gemalt von Carl Wilhelm Hübner, Archiv des Künstlervereins Malkasten
Lorenz Clasen von Hermann Scherenberg (1826–1897), Illustrierte Zeitung, 1871
August Weber aus der „Freundschaftsgalerie“, gemalt von Carl Friedrich Adolf Boser (1809 –1881), Stadtmuseum Düsseldorf
Maximilian Friedrich Weyhe, Lithographie nach einem Porträt von Georg
Wilhelm Volkhart (1815 –1876), Stadtarchiv Düsseldorf
Friedrich August und Norbert Burgmüller: Heinrich Heine Institut (hier: aus Horn – Wilhardt „Rheinische Symphonie“, 1987)
Ludwig von Milewski im Sarge 1849, Lithografie von Wilhelm Kersten, Stadtmuseum Düsseldorf
S. 16: Eventuelle Rechteinhaber möchten sich bitte bei uns melden.
Die Künstlerbiografien beruhen weitgehend auf den Beiträgen im Lexikon der Düsseldorfer Malerschule, Düsseldorf 1988, mit weiterführenden Literaturangaben.

Dieser Lageplan des Golzheimer Friedhofs ist der auf S. 4 erwähnten Broschüre bzw. dem Buch von Inge Zacher: Düsseldorfer Friedhhöfe und Grabmäler, Düsseldorf 1982, entnommen.
Die Lage der Gräber: Friedrich Wilhelm und Charlotte Schadow: Feld II, Alfred Rethel: Feld I, Johann Peter Hasenclever: Feld VII, Theodor Mintrop: Nordfriedhof, Friedrich Heunert: Feld X, Lorenz Clasen: Feld V, August Weber: Feld IV, Maximilian Friedrich Weyhe: Feld II, Karl Leberecht Immermann: Feld VII, Friedrich August Burgmüller: Feld V, Ludwig von Milewski: Feld VIII







