31 Katalog zur „Ersten Ausstellung vom Grazer Künstler-Bund“, Entwurf von Paul Schad-Rossa, Herbst 1901, Graz, Neue Galerie Graz, UMJ, Bibliothek
130 Emil Ertl, Kunstausstellungen I, in: Grazer Tagblatt, 15.10.1901. 131 Die Werke Engelmanns wurden in dem zur gleichen Zeit erscheinenden Heft der Münchner Zeitschrift Kunst für alle reproduziert und günstig besprochen. Vgl. eine entsprechende Notiz im Grazer Volksblatt, 1.11.1901. Von ihm war unter anderem eine Böcklin-Büste in Graz zu sehen. 132 Kat. der ersten Ausstellung des Grazer Künstler-Bundes, Graz 1901, o. S. 133 Ebda. 134 „H.N.“, Grazer Künstlerbund I, in: Grazer Tagespost, 3.11.1901. 135 Emil Ertl, Kunstausstellungen II, in: Grazer Tagblatt, 23.10.1901. 136 Vgl. Anonym, Die Kunsthistorische Gesellschaft, in: Grazer Tagespost, 10.11.1901.
In der Ausstellung selbst, die wiederum als „künstlerische Einheit“ mit schwarzen Wanddrapierungen konzipiert war, in der sich „jede Einzelheit […] harmonisch zum Gesammtkunstwerk [sic!] der Raumgestaltung [fügt]“,130 präsentierten neben den Grazer Mitgliedern des Künstlerbundes und den Schülern Schad-Rossas der Bildhauer Richard Engelmann aus Berlin und der Maler Hermann Knottnerus-Meyer aus Hannover ihre Werke.131 Insgesamt fällt die Einbeziehung der „Gebrauchskunst“ auf, deren Entwürfe oft von den vorwiegend als Maler und Grafiker tätigen Künstlerinnen und Künstlern stammten, die aber teilweise auch an deren Ausführung beteiligt waren. So waren etwa Wandteppiche, „dekorative Stickereien“ und Paravents von Béla Konrad, Margarete Supprian und Paul Schad-Rossa selbst zu sehen. Laut dem Katalog zur Ausstellung (Abb. 31) hatte die Steirische Genossenschaft für Handweberei die Ausführung einiger der textilen Arbeiten übernommen.132 Als Textilkünstlerinnen scheinen Emilie André, Bettina Schad – die Frau Schad-Rossas – Marie und Luise Maichle und Fanny Koller auf. Schad-Rossa zeigte neben den Paravents, deren Holzschnitzereien er selbst ausgeführt hatte, und den Bildteppichen eine Reihe symbolischer Gemälde mit von ihm gefertigten Rahmen, kleinere Pastellzeichnungen, architektonische Entwürfe und eine Reihe von „Zeichnungen aus der grünen Steiermark“.133 Die Gemälde sind, mit Ausnahme der Verfluchten, (Abb. S. 138) von dem ein SchwarzWeiß-Foto erhalten ist, heute unbekannt, jedoch kann man aus anderen Bildern aus dieser Zeit auf die im Katalog genannten Arbeiten schließen. In ihnen hatte im Unterschied zu den oben genannten kunstgewerblichen Entwürfen der symbolische Inhalt Vorrang vor einer avancierten Formensprache, obwohl natürlich die Gestaltung von Bild und Rahmen als Einheit ebenfalls dem secessionistischen Gedankengut zuzuordnen ist. Auch ist zu vermuten, dass die von den Ausstellungsrezensenten durchwegs kritisierten Verzeichnungen der Figuren auf Schad-Rossas Versuche, diese zu stilisieren und dadurch zu ornamentalen Bildwirkungen zu gelangen, zurückzuführen sind. In der Grazer Presse wurde die Ausstellung wieder ausführlich besprochen und insbesondere die Gesamtgestaltung sowie die kunstgewerblichen Arbeiten bekamen positive Rezensionen. Schad-Rossa wurde nun auch von seinen dezidierten Gegnern in gewisser Weise anerkannt und sein „starkes Talent“ und seine „starke Künstlernatur“ hervorgehoben.134 Ansonsten wurde mit den bereits bekannten Argumenten heftig kritisiert, und zwar nun auch von Emil Ertl im Grazer Tagblatt,135 der einige Argumente der Gegner Schad-Rossas aufnahm und keine der Arbeiten ohne Einwand rezensierte. Am besten kamen in der Presse die Landschaftszeichnungen weg, die durchwegs eine positive Bewertung erfuhren. Dennoch war die Ausstellung gut besucht, ca. 2.500 Personen sahen sie, und Hermann Ubell musste seinen Vortrag „Über die Bestrebungen des jungen Künstlerbundes“ im Rahmen der Kunsthistorischen Gesellschaft mehrmals wiederholen.136 Die Zeitschrift Grazer Kunst
Als weitere Manifestation dieser „Bestrebungen“ hatten Schad-Rossa und sein Kreis bereits im Herbst 1900 mit der Planung für eine Kunstzeitschrift begonnen, die etwa nach dem Vorbild von Ver Sacrum, der Zeitschrift der Wiener Secession, des Berliner Pan (der im Jahr 1900 allerdings bereits wieder eingestellt wurde), oder der Münchner Jugend die neue Kunst auch über die Ausstellungsräume hinaus tragen sollte. Das erste – und einzige – Heft der Grazer Kunst erschien am 13. Mai 1901. Nach dem Vorbild von Ver Sacrum wurde auch die Grazer Kunstzeitschrift ausschließlich von Berufskünstlern geleitet. Im Gegensatz zu den genannten Zeitschriften übernahm