Aufbruch in die Moderne? Paul Schad-Rossa und die Kunst in Graz

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9 Antonín Andĕl, Lehrtafeln aus Der Moderne Zeichenunterricht an Volks- und Bürgerschulen, Mappe IV, Wien 1906, Privatbesitz

50 Vgl. ebda., S. 81. 51 Sie lösten Hermann von Königsbrun bzw. Ludwig Kainzbauer ab, der die Professur für das Historienfach Heinrich Schwachs nach dessen Tod 1902 provisorisch weitergeführt hatte. 52 Vgl. Klarner, Die Geschichte der ständischen ZeichnungsAkademie in Graz, S. 166. 53 Vgl. Alexander Klee, Formen der Landschaft – geformte Landschaft, in: Agnes HussleinArco, Alexander Klee (Hg.), Formalisierung der Landschaft, Kat. Belvedere, München 2013, S. 19. 54 Ver Sacrum, Heft 15, 1901, S. 243–255. 55 Weibel, Das verfälschte Fin de Siècle, S. 21. 56 Vgl. Klee, Formen der Landschaft – geformte Landschaft, S. 14–15; zur Bedeutung Adolf Hölzels für die Wiener Kunst der Jahrhundertwende siehe auch grundsätzlich: Alexander Klee, Adolf Hölzel und die Wiener Sezession, München u. a. 2006.

mit Grazer Künstlern, besetzt wissen. Statt einer Umstrukturierung der Schule mit Meisterateliers zuzustimmen, befürwortete die Vereinigung – erstaunlicherweise – die allmähliche Auflassung der Zeichenakademie unter vermehrter Vergabe von Stipendien. Diesen Gedanken wiederum hielt die andere Seite für gefährlich, da damit alle begabten Leute allmählich aus dem Land vertrieben würden.50 Mit der Berufung von Alfred von Schrötter-Kristelli im Jahr 1900 und Alfred Zoff im Jahr 190751 als Leiter von zwei künstlerisch voneinander unabhängigen Abteilungen der Schule52 wurde jedenfalls den Besetzungsvorschlägen des Kuratoriums des Landesmuseums von 1899 Folge geleistet. Mit Zoff wird auch die Vereinigung einverstanden gewesen sein, stellte er doch ab 1901 nicht mehr bei den Ausstellungen des Kunstvereins, sondern bei jenen der Vereinigung aus. Bemerkenswert ist, dass der ursprüngliche Wunschkandidat für die Besetzung von 1900 Adolf Hölzel war. Dieser lehnte zwar ab, empfahl aber seinen Mitarbeiter Schrötte­r.53 Hölzel war für die geometrisch-abstrakten und rationalen Tendenzen der Wiener Moderne um 1900 von größter Bedeutung. Peter Weibel bezeichnet seinen Aufsatz Über Formen und Massenvertheilung im Bilde, der am 1. August 1901 in der Zeitschrift der Wiener Secession Ver Sacrum erschien,54 sogar als „den vielleicht wichtigsten Aufsatz dieser Epoche“.55 Der aus Mähren stammende Österreicher Hölzel hatte sich in den 1880er-Jahren in Dachau niedergelassen – er gehörte dort der „NeuDachauer Künstlergruppe“ an – und eine bald sehr populäre Kunstschule gegründet, in der er seinen Schülern die von ihm entwickelten Grundsätze durch eine neue Methodik des Kunstunterrichts vermittelte. Hölzel verfolgte einen analytischen, naturwissenschaftlichen Ansatz, für ihn war Malerei in erster Linie Forschung an den künstlerischen Mitteln und an den mit ihnen verbundenen Gesetzen, Worte wie „Eingebung“ oder „Geniestreich“ finden sich für die Beschreibung der künstlerische Tätigkeit bei ihm nicht.56 Mit Schrötters Lehrtätigkeit wurde dieser rationale Zugang zur Kunst auch nach Graz vermittelt – und bildete quasi einen Gegenpol zu dem schwärmerischen, symbolistisch-neuromantischen Gedankengut, das Schad-Rossa aus München mitbrachte und hier vehement vertrat. In diesem Zusammenhang sei auch auf Antonín Anděl hingewiesen, (Abb. 9) der ebenfalls in Graz tätig war: Er unterrichtete an der Landesoberrealschule und lehrte


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