Graz Architektur. Rationalisten, Ästheten, Magengrubenarchitekten, Demokraten, Mediakraten

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andauerte. 1974 heirateten die beiden, 1978 gründeten sie das Architekturbüro Szyszkowit­z + Kowalski in Graz, das bis heute als Szyszkowit­z-Kowalski und Partner weiter­ geführt wird. Zu den wichtigsten Realisierungen des Teams gehören neben einer Reihe von Einfamilienhäusern umfangreiche Bauten in der Innenstadt von Graz, Wohnanlagen und Universitätsbauten in Deutschland und Österreich. Gemeinsam entwickelten Szyszkowitz + Kowalsk­i einen architektonischen Ansatz, der Bewohner/innen, Nutzer/innen sowie Passantinnen und Passanten emotional beteiligt und mit dem jeweiligen räumlichen Gefüge zu verbinden sucht. Dabei spielt innerhalb der Formgebung die Farbe eine wesentliche Rolle. Das Ineinanderfließen von Architektur, Natur und Umwelt ist ein weiterer bestimmender Aspekt ihrer Entwürfe: Architektur wird in ihrer Maßstäblichkeit auf den Menschen und seine Umgebung bezogen, schreibt sich nicht nur in die Landschaft ein, sondern wird selbst zur Landschaft und behält gleichzeitig ihren eigenständigen Charakter. Die Bauten werden vor allem über die Zeichnung vorbereitet, wobei das Zeichnen als Methode der Annäherung an die Bauaufgabe und als Mittel des Diskurses zwischen den beiden Architekten eingesetzt wird.

Design Bratislava. Plottegg ist Autor zahlreicher Aufsätze und Bücher wie Architecture beyond Inclusion and Identity is Exclusion and Difference from Art, 2015, Architecture...Scripting, 2011, Hybridarchitektur & Hyperfunktionen, 2007, Architekturalgorithmen, 1996, Das Binäre Haus, 1989. Er verbindet theoretisch erarbeitete Grundlagen mit baulichen Realisierungen in den Bereichen Revitalisierung historischer Bauten, sozialer Wohnbau, Interieur-, Objekt-, Ausstellungsdesign und Medienkunst. Von Anfang an verfolgt Plottegg eine Auffassung von Architektur, die tradierte Arbeitsweisen und jegliche Art von Determinismus dekonstruiert und durch offene, generierende Systeme ersetzt. Plottegg setzt Computer nicht als Hilfsmittel ein, um Analoges bzw. bereits Bekanntes zu imitieren; seine Entwürfe sind Folge von algorithmischen Manipulationen. Nicht eine Zielvorstellung, ein Produkt, ein Gebäude stehen im Vordergrund, sondern ein Planungsprozess, der prozesshafte Architektur entstehen lässt. Im Grunde genommen stellt Plottegg das auratische Objekt und den demiurgischen Architekten gleichermaßen infrage. Die Dekonstruktion bei Plottegg besteht in der Überwindung tradierter Architekturregeln.

Manfred Wolff-Plottegg Geboren 1946 in Schröder, Steiermark, studierte Architektur an der Technischen Universität Graz sowie an der Académie des Beaux-Arts in Paris und absolvierte auch die Postgraduate Management-Ausbildung an der Wirtschaftsuniversität Wien. Seit 1983 führt er sein Architekturbüro in Graz. Seit dieser Zeit unterrichtete Plottegg auch Grundlagen des Entwerfens, Planungsmethoden, Algorithmendesign unter anderem an der Hochschule für Gestaltung Linz, an der Technischen Universität Graz und an der Universität Innsbruck. 1994/95 war er Professor für CAAD an der TU München, von 2001 bis 2011 Professor für Gebäudelehre & Entwerfen und Vorstand des Instituts für Architektur und Entwerfen an der Technischen Universität Wien. Zwischen 2014 und 2017 lehrte er als Professor an der Academy of Fine Arts and 82


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