edition d ULM – wo Deutschland am schönsten ist

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6,80 Euro Ausgabe 03

WO DEUTSCHLAND AM SCHÖNSTEN IST

In Zusammenarbeit mit

WO DEUTSCHLAND AM SCHÖNSTEN IST

ULM UND NEU-ULM

ULM UND NEU-ULM

Stadtrundgang Das sollten Sie wirklich gesehen haben

„Das liebe ich an meiner Heimat“

Hans und Sophie Scholl Auf den Spuren der Widerstandskämpfer der „Weißen Rose“

Amelie Fried

Über ihre Kindheit und Jugend in Ulm

Ulmerinnen und Ulmer von sechs bis 66 erzählen

Kommt alles aus Ulm! Tolle Ideen und Erfindungen

Plus

Die Geschichte des Ulmer Münsters Die schönsten Ausflugsziele Tipps fürs Shoppen, Übernachten und Genießen Mit Stadtplan!


6,80 Euro Ausgabe 03

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ULM UND NEU-ULM

ULM UND NEU-ULM

Stadtrundgang

Hans und Sophie Scholl Auf den Spuren der Widerstandskämpfer der „Weißen Rose“

Das sollten Sie wirklich gesehen haben

„Das liebe ich an meiner Heimat“ Ulmerinnen und Ulmer von sechs bis 66 erzählen

Kommt alles aus Ulm!

Amelie Fried

Über ihre Kindheit und Jugend in Ulm

Tolle Ideen und Erfindungen

Plus

Die Geschichte des Ulmer Münsters Die schönsten Ausflugsziele Tipps fürs Shoppen, Übernachten und Genießen Mit Stadtplan!


EDITORIAL

Fotos: Sascha Leirich, ULrike Fischer, Günther Fischer

Mir ist so ulmig! Liebe Leserin, lieber Leser, was für eine Stadt! Wenn man aus dem Norden kommend, vielleicht mit ein bisschen zu viel „Hamburg, schönste Stadt der Welt“-Feeling in Ulm aus dem Zug steigt, mag der erste Gedanke sein: Das ist ja eine einzige Baustelle! Aber je länger wir uns mit der Stadt, ihren Gegensätzen, ihrer Vergangenheit und Gegenwart vertraut machten, je näher wir die Menschen hier kennen lernten, je intensiver wir schauten und recherchierten, desto interessanter und liebenswerter wurde Ulm (ja, und auch Neu-Ulm!). Mal abgesehen vom Ulmer Münster: Die Stadt hat ein tolles, engagiertes Theater, spannende Museen und eine Kunsthalle, die absolut auf der Höhe der Zeit agiert. Das Fischer- und Gerberviertel mit seinen butzeligen Fachwerkhäusern: „Nice!“ würde die jüngere Generation rufen. Inspirierend auch die Stadtgeschichte, besonders um die „Neue Mitte“ herum. Denn so radikal die autogerechte Stadt über den Haufen zu werfen und mit internationaler architektonischer Unterstützung die Jahrhunderte an einem so zentralen Ort zusammen zu führen – das ist ein Wagnis. Und wir, die wir von außen auf die Stadt schauen, können den Ulmerinnen und Ulmern nur ein großes Kompliment aussprechen! Komplimente gebühren an dieser Stelle auch Dirk Homburg, dem Kommunikationschef der Ulm/Neu-Ulm Touristik GmbH, der uns Das Team von „edition D“: Ulrike Fischer, Verlagsleiter mit seinem Wissen, aber auch seinen Kontakten weiter half, und Uwe Stefan Zastrutzki, Tanja Leirich Kampen vom Ebner Verlag, dem wir auch den Autor Stefan Löffler zu und Nina Carstens (v.l.) verdanken haben. Stefan Löffler war sozusagen unser „Ulmipedia“ und hat von der anrührenden Geschwister Scholl-Geschichte (S. 42) bis zum Service einen Löwenanteil des Heftes verfasst. Und jetzt: Tauchen Sie ein in diese wunderbare Stadt!

Ulm und Neu-Ulm von den besten Seiten: mit Dirk Homburg (o.), moderner Kunst, ganz vielen Einsteins und wunderbarer Übernachtung im Hotel Löwen gegenüber dem Kloster Wiblingen – wir kommen wieder!

Herzlich, Ihre

Ulrike Fischer (Chefredakteurin) edition_D 3


INHALT

Ulm und Neu-Ulm

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Lassen Sie sich von den Ulmer Gegensätzen anziehen – mit den schönsten Ansichten der Stadt

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Majestätisch und einzigartig: das Ulmer Münster in Wort und Bild

Ulmerinnen und Ulmer erzählen: zum Beispiel

Elena Flügel (27), 2. Vorstand des Vereins „Menschlichkeit e.V.“

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Fenster zur Kunst: Die kunsthalle weishaupt leuchtet in der Neuen Mitte

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Stadt, Mensch, Geschichte

Das Umland entdecken

Kunst & Kultur

Wissen & Wirtschaft

Entdecken & erleben

06 Kurz & gut Mit Löwenmensch, Fischerstechen und Einsteins Weisheit 08 Stimmt’s? Warum die Ulmer wirklich einen Vogel haben 10 Impressionen Entdecken Sie Ulms und Neu-Ulms schönste Seiten 22 Rundgang Zum ersten Mal in Ulm: Unser Autor wandert durch die Stadt 28 Ulmer Münster Wer hat’s erbaut? Und was geschah hier über die letzten Jahrhunderte? Ein Ausflug 34 Menschen Ulmer von sechs bis 60 erzählen, was sie an ihrer Heimat lieben 42 Hans und Sophie Scholl Auf den Spuren der mutigen Widerstands kämpfer der „Weißen Rose“

56 Unterwegs in Bayern und Baden-Württemberg Ob ins Kloster Roggenburg oder zum Steiff Museum, nach Blaubeuren oder unterwegs mit der Öchsle Museumsbahn: Um Ulm herum gibt es viel zu entdecken

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Am Anfang war das Quadrat Zehn Werke, die Sie in der kunsthalle weishaupt nicht verpasssen sollten Was für ein Haus! Mutiges Sprechtheater, große Oper und blendende Unterhaltung im denkmalgeschützten Sechseck des Theaters Ulm Amelie Fried Die Moderatorin und Schriftstellerin über ihre Kindheit in Ulm

46 Wer hat’s erfunden? Nützliche und überraschende Erfindungen aus der ehemaligen Reichsstadt 74 Die Schlauen vom Eselsberg Die Uni Ulm, wie gemacht für Medizin und Naturwissenschaften

80 Alle Jahre wieder Schwörmontag, Saumarkt und internationales Donau fest: Events, die niemand verpassen will

90 Restaurants 4-Gänge-Menü oder á la Carte: Ulm hat Geschmack! 92 Bars, Cafés, Kneipen, Bistros Leute kennenlernen – bei guten Drinks in netter Atmosphäre

Service

Rubriken

82 Sehenswürdigkeiten Alle Attraktionen auf einen Blick 86 Hotels & Unterkünfte Edles, aber auch Günstiges: Wir hätten da ein paar Ideen 88 Shopping Man kann sich ja nicht immer nur das Münster und die Donau angucken

03 Editorial 04 Inhalt 98 Danke und Impressum 96 Stadtplan

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Sport 78

Basketball vom Feinsten Wer richtig gute Korbleger und Dreier sehen will, sollte sich die Spiele von ratiopharm ulm ansehen

Fotos: Ulm/Neu-Ulm Touristik GmbH, Stadtarchiv Ulm, Vanessa Geiselhart, PR

Raus ins Umland! Zum Beispiel nach Blaubeuren, wo die Blau entspringt

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VERMISCHTES

KURZ

&GUT

Bauhaus verleiht Flügel An der Ulmer Hochschule für Gestaltung (HfG) trafen sich Menschen, die nach dem Faschismus etwas Neues beginnen wollten – und die sich gemeinsam ein Leben in Freiheit und mit demokratischer Grundordnung erträumten. Dieses Buch erzählt die Geschichte der Ulmer Hochschule erstmals aus dem Blickwinkel der Persönlichkeiten, die sie bevölkerten.

LÖWENMENSCH Na, ein bisschen sieht man ihm die 35.000 bis 41.000 Jahre doch an! Die Skulptur aus Mammut-Elfenbein, die einen Menschen mit dem Kopf und den Gliedmaßen eines Löwen darstellt, gehört zu den ältesten Kleinkunstwerken der Menschheit und ist im Museum Ulm zu bewundern. Dass man dort aktuell und zukünftig noch ganz andere Wunder erleben kann, dafür will die neue Museumsleiterin Dr. Stefanie Dahte sorgen. Wir wünschen gutes Gelingen!

„Vom Bauhaus beflügelt“ von Christiane Wachsmann, avedition, 29 Euro

AB INS WASSER!

Di-So 11-17 Uhr, Do 11-20 Uhr, Marktplatz 9, 89073 Ulm, Tel. 0731-161 43 30, www.museumulm.de

Nachhaltiger Glückwunsch Brauerei-Chefin Ulrike Freund (mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann) erhielt 2018 den Landesorden von Baden-Württemberg für ihre nachhaltige Unternehmensführung der Brauerei Gold Ochsen. Nicht Wachstum und Gewinnsteigerung stünden für Frau Freund im Mittelpunkt – vielmehr achte sie auf eine nachhaltige Investition in die Wertigkeit des Kulturgutes Bier, so die Begründung. Bei den vielfältigen hauseigenen Führungen kann man sich davon überzeugen. www.goldochsen.de/brauereifuehrung 6 edition_D

„Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig“ Der Tiefstapler und gebürtige Ulmer Albert Einstein (1879-1955) in einem Brief an seinen Biographen Carl Seelig. Dass Einstein bei dem nach ihm benannten Ulmer Einstein-Marathon mitgelaufen wäre, ist zu bezweifeln. Der Mann konnte nicht mal schwimmen, spielte lieber Geige und Klavier.

Fotos: Brauerei Gold Ochsen, Gmeiner, Museum Ulm, PR

Liebe und Intrigen Leichte Lektüre für zwischendurch: Der junge Steinmetz Wulf Steinhauer reist 1368 nach Ulm, um an einer der prächtigsten Kirchen der Welt mitzuarbeiten – dem Ulmer Münster. Der illegitime Sohn der Gräfin von Württemberg sucht zudem seine leiblichen Eltern. In Ulm angekommen, verliebt sich Wulf in Brigitta von Ensingen, die Tochter des Baumeisters, was unter keinem guten Stern steht... „Das Erbe der Gräfin“ von Silvia Stolzenburg Gmeiner, 12 Euro

Zu Beginn und Ende der Schwörwoche findet sonntags das historische Fischerstechen statt. U.a. der Ulmer Spatz, der Schneider von Ulm, der Bauer und die Bäuerin sowie die Weißfischer und der Großwesir treten dabei zum Zweikampf auf der Donau an. Wenn die Boote einander begegnen, heben die Kontrahenten ihre Speere und zielen mit dem Knauf an der Spitze auf die Brust des Gegners. Wer ins Wasser fällt, hat verloren. Das Spektakel lockt mehrere zehntausend Besucher an beide Ufer der Donau und auf die Donaubrücken. www.ulmer-schifferverein.de


GUT ZU WISSEN

tte Lüge? u-Ulm la g r e d o Wahrheit , die Ulm und Ne cken Licht rü atsachen Sieben T e Mal ins richtige ffler ein für all tefan Loe Text: S

Ulm liegt im wunderschönen Freistaat Bayern

Setzen! Sechs! Zumindest in Geografie. Was stimmt: Ulm war einmal bayerisch, doch nur von 1802 bis 1810. Seitdem gehört die Stadt zu Baden-Württemberg. Tatsache ist jedoch, dass Ulm nur ein paar Schrittchen vom bayerischen Neu-Ulm entfernt liegt, nämlich genau an der Grenze zum Freistaat, die mitten durch die Donau verläuft.

BESUCHER AUFGEPASST! WER IN DER ULMER ALTSTADT ÜBERNACHTET, LÄUFT MITUNTER GEFAHR, IM SCHLAF AUS DEM BETT ZU KIPPEN Schon möglich, aber das liegt dann auf keinen Fall an den Betten. Denn diese sind auch im Hotel „Schiefes Haus“ garantiert waagrecht aufgestellt. Die Wände und Böden des 1406 errichteten Fachwerkhauses sind in der Tat schräg. Ein Umstand, der dem ehemaligen Bürgerhaus im altehrwürdigen Fischerviertel im Jahr 1977 als „schiefstes Hotel der Welt“ sogar einen Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde bescherte. 8 edition_D

Obstanlagen und Weinberge bestimmen das Bild

Stimmt – und auch wieder nicht. Denn diese Aussage trifft allemal auf die kleine Gemeinde Ulm im Ortenaukreis zu. Sie ist ein Ortsteil der Stadt Renchen, die am Fuße des Schwarzwaldes liegt. Dieses Ulm zählt gerade einmal 1.950 Einwohner und kann schon allein deswegen nicht mit dem „großen“ Ulm mithalten, in dem über 120.000 Menschen leben.

In Ulm wird geklotzt und nicht gekleckert!

Alle Ulmer haben eine n Vogel!

Stimmt! Un d sie sind so gar mächtig Gemeint ist stolz darauf. n a tü rl ich das Wap der Ulmer S pentier, patz, der au f dem Dach Münsters th des U ro Geschenkart nt. Zudem ziert er unz lmer ählige ikel. Als Lau ge sogar in ihn hineinbeiße ngebäck kann man n. Der Sage die Ulmer b nach sollen eim B einen beson au des imposanten Ba uwerks ders großen Balken ang haben. Sie sc e k arrt hafften es a ihn durch d ber nicht, as Stadttor zu bringen. davor ware Als sie kurz n, das Tor e inzureißen, einen Spatz sahen sie en, der eine n Zweig län Schnabel tr gs im ug. Da ging Ulmern ein Licht auf, un dann wohl auch den d sie legten Länge nach den Balken auf ihren Ka der rren – und n icht quer.

Das ist wohl so. Und das weiß kein Geringerer, als der ehemalige Oberbürgermeisters Ivo Gönner, der die Stadt von 1992 bis 2016 „regierte“: „In Ulm wird man, wenn eine Aufgabe für die Zukunft zu lösen ist, immer die Ärmel hochkrempeln und das Thema im Zweifelsfall selbst anpacken, bevor man von Gott und der Welt Zuschüsse haben möchte. Das war schon beim Bau des Ulmer Münsters zu sehen, das wir in Eigenregie gebaut und nicht darauf gewartet haben, bis es andere tun, beziehungsweise bezahlen.“

Illustrationen: grafikdeerns.de

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IN ULM WURDE NOCH NIE EIN TATORT GEDREHT Da kann man nur sagen: schlecht ermittelt. Denn Ulm war bereits Drehort für die beliebte ARD-Krimireihe. Im Jahr 1975 klärte Kriminalhauptkommissar Eugen Lutz, gespielt von Werner Schumacher, in der 54. Folge unter dem Titel „Schöne Belinda“ den Mord an einem jungen Chauffeur auf – Verfolgungsjagd unter dem Dachgebälk des Ulmer Münsters natürlich inbegriffen.

Was für ein Schauspiel! In Ulm gibt es das älteste städtische Theater Deutschlands Wohl wahr! Das Theater Ulm wurde im Jahr 1641 gegründet und gilt so als ältestes städtisches Theater Deutschlands. Heute wird es als Dreispartenhaus betrieben, das eigene Ensembles für Oper/Operette, Schauspiel und Ballett besitzt. Bis 2006 hieß das Haus Ulmer Theater. Der heutige Theaterbau am Herbert-von-Karajan-Platz 1 wurde von 1966 bis 1969 nach Plänen des Architekten Fritz Schäfer errichtet und am 3. Oktober 1969 eröffnet.

SINCE 1848


IMPRESSIONEN

Ulm oder Neu-Ulm? Beides!

Miamifeeling mitten in der Stadt Wie mutig, die alterwürdige Kulisse am Münster­ platz so radikal zu brechen. Das Stadthaus, entworfen vom New Yorker Architekten Richard Meier, beherbergt seit 1993 TourismusInformation, Tagungsräume und Veranstaltungs­ säle. Ausstellungen, Konzerte, Vorträge finden hier ganzjährig statt. Licht sei sein „wichtigstes Baumaterial“, so Architekt Richard Meier. Und was das betrifft, haben das Ulmer Münster und das Stadthaus durchaus etwas gemeinsam.

Dass Gegensätze sich anziehen, beweisen die beiden Donaustädte eindrucksvoll. Denn hier mischen sich ganz selbstverständlich Altes und Neues, Experiment und Tradition, Karges wie Opulentes. Blättern Sie doch mal um

Foto: Ulm/Neu-Ulm Touristik GmbH / Stadtarchiv Ulm

Text: Ulrike Fischer

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IMPRESSIONEN

Nah am Wasser gebaut

Foto: Ulm/Neu-Ulm Touristik GmbH / Stadtarchiv Ulm

Bereits im Jahr 854 wurde das Fischerund Gerberviertel in Ulm erstmals urkundlich erwähnt. An den Kanälen der Blau, die in die Donau fließen, schmiegt sich Fachwerk an Fachwerk, Fischer, Gerber und Schiffsbauer gingen hier früher ihrer Arbeit nach. Aber auch Seife und Mehl wurde hier hergestellt. Prominenteste Gebäude: Das Schiefe Haus und der Metzger­ turm. In den engen Gassen kann man sich herrlich treiben lassen und die Zeit vergessen – und besonders im Sommer Touristen aus der ganzen Welt kennenlernen.

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IMPRESSIONEN

Statt Münster?

Foto: Ulm/Neu-Ulm Touristik GmbH / Stadtarchiv Ulm

Nein, die Sankt Johann Baptist Pfarrkirche ist nicht das neue Wahrzeichen der Stadt, aber der expressionistisch-neo­ romanische Bau in Neu-Ulm ist einen Besuch wert. Über­ raschen die Außenmauern mit römischer Streifenoptik – Architekt Dominikus Böhm (1880 -1955) war großer Italienfan – entpuppt sich das Innere als moderne Weiter­ entwicklung der Gotik. Denn nicht klassisches Mauerwerk, sondern Beton ist das Mittel der Wahl und verströmt hier eine erstaunliche Wärme. Zum Weiterlesen: Manuela Klauser: „Der betende Raum“, Kunstverlag Fink, 16,80 Euro

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IMPRESSIONEN

So geht Europa!

Foto: Ulm/Neu-Ulm Touristik GmbH / Stadtarchiv Ulm

Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, ­Serbien, Bulgarien, Rumänien, die Republik Moldau und die Ukraine – kein anderer Fluss auf der Erde fließt durch so ­viele Länder wie die Donau. Und das ist den Ulmern und Neu-Ulmern alle zwei Jahre ein riesiges Volksfest – das „Internationale Donaufest“ – wert, zu dem alle zehn Länder eingeladen sind! Zehn Tage lang feiert man rechts und links der Donau ein besseres Europa. Mit Konzerten, ­Theateraufführungen und Ausstellungen, beim Markt der Donauländer, wo Kunsthandwerk aus ganz Europa zu sehen ist. Und natürlich geht es auch an den Essensständen quer durch alle Nationen – vom schwäbischen Dünnele über Gegrilltes aus Kroatien bis zu bulgarischen Pommes mit Fisch aus dem schwarzen Meer. Eine weltoffene, fröhliche Veranstaltung, die leider erst wieder 2020 stattfindet.

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IMPRESSIONEN

Wo Geschichte sichtbar wird

Foto: Ulm/Neu-Ulm Touristik GmbH / Stadtarchiv Ulm

Dass die Stadtbibliothek mit ihrem 500-jährigen Bestehen eine der ältesten Deutschlands ist, sieht man dem Bau des Kölner Architekten Gottfried Böhm nicht an. 2004 fertig gestellt, leiht sie gemeinsam mit ihren ­Außenstellen jährlich über eine Million Bücher und andere Medien aus. Gleich gegenüber: das schmucke Ulmer Rathaus, unschwer an seiner Außen­bemalung zu erkennen. 647 Jahre liegen zwischen dem ersten Bau des Rathauses (anfangs ein Gewandhaus) und der Pyramide. As time goes by...

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IMPRESSIONEN

Wir leben Neu

Neu-Ulm nimmt Fahrt auf Der Maxplatz mit den orangefarbenen Bänken und Lampen des flämischen Künstlers Jozef Legrand wirkt wie ein offenes Wohnzimmer (o.), der Glacis-Park mit Spielplatz, Wasserspielen und Römer-Villa lädt zum Verweilen ein. Neu-Ulm kann sich wirklich sehen lassen.

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Fotos: Ulm/Neu-Ulm Touristik GmbH / Stadtarchiv Ulm

150 Jahre Stadt Neu-Ulm: Feiern Sie mit! Sehen Sie Neu-Ulm mit neuen Augen: Vom 7. April bis zum 29. September 2019 verwandelt sich unsere Stadt in eine große Bühne voller besonderer Events, Konzerte, Aufführungen, kleiner und großer Highlights! Lassen Sie sich verzaubern.

Mehr Informationen unter wir-leben-neu.de

Neu-Gierig?

facebook.com/150jahrestadtneuulm

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STADTRUNDGANG

Lassen Sie sich von der Absperrung am Herbert-von-Karajan-Platz (1) nicht irritieren, nur wenige Schritte weiter gibt es nicht mal Autos, sondern ein Brotmuseum (2). Auch die Grabenhäusle (3) können sich sehen lassen

Vom Mittelalter in die Neuzeit Zum ersten Mal in Ulm? Dann ignorieren Sie bitte die Baustellen und Umleitungen, die „Stuttgart 21“ und diverse Bauvorhaben gerade mit sich bringen. Denn die Stadt ist ein echtes Juwel Baden-Württembergs. Und wie das mit Juwelen so ist: Sie müssen hin und wieder geschliffen werden

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Text: Günther Fischer

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Fotos: Günther Fischer, S. Borchert, Nono vlf, Ulm/Neu-Ulm Touristik GmbH, Stadtarchiv Ulm

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lm fordert Geduld. Erst einmal und vor allem: beim ersten Mal. Ich lenke meinen Wagen durch autogerechte Außenbezirke und viele Staus, fahre über zahlreiche Brücken und durch Unterführungen und registriere eigentlich nur Baustellen und Baukräne. Macht die schwäbisch-bayerische Grenz- jetzt etwa auf Großstadt? Der Hauptbahnhof wird wegen Stuttgart 21 umgebaut, eine Straßenbahnlinie wird in Teilen neu angelegt und verlängert. Ulm, so viel wird schnell klar, ist momentan eine Stadt im Umbruch. Es ist ein halblegaler Parkplatz direkt hinter dem Theater Ulm (1), den ich dank eines netten Tipps letztlich ansteuere. Aber wie komme ich jetzt in die Stadt? „Einfach quer über den Platz rüber, am Italiener vorbei und dann immer geradeaus“, lautet die

freundlich Anweisung einer Theaterkassiererin. „Und dann mache sie einfach HansGuck-in-die Luft“, fährt sie in schönstem Schwäbisch fort. „Dasch Münster isch von überall her zu sehen. Verlaufe isch net möglich!“ Na dann. Aber einfach über den

„Dasch Münster isch von überall her zu sehen. Verlaufe isch net möglich!“, erklärt die Theaterkassiererin Platz? Das ist leichter gesagt als getan. Ich stehe schon wieder vor Bauzäunen, Straßengräben und Sperrtafeln. Immerhin besteht eine gute Chance, dass der Herbertvon-Karajan-Platz irgendwann tatsächlich

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Zeughaus und Einsteinbrunnen, Gänsturm und Kaufhaus Münstertor: Die Mischung macht das heutige Ulm so besonders (v.l.)

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wieder vorzeigbar ist und seinem stolzen Namen gerecht wird. Auf der anderen Seite der Straße bietet sich mir schlagartig ein anderes Bild. Die Stadt kommt zur Ruhe, ihre Proportionen werden menschlicher, die Autos bleiben, bis auf Anrainer- und Lieferverkehr, ausgesperrt. Ich schlendere die Sterngasse entlang, vorbei an „Fräulein Lecker“. Am Ende meiner Tour werde ich hier einkehren – und mich von den schwäbischen Dinnete begeistern lassen, eine Art französischer Quiche, nur dreimal so dick und mit unterschiedlichsten Belägen. Vorsicht: Eine Portion reicht locker für zwei... Nur ein paar Meter weiter blicke ich in die Salzstadelgasse. Am anderen Ende: ein prächtiger Renaissancebau, das 1592 erbaute Salzstadel (2). Ich habe mir vorher telefonisch ein paar Tipps bei der


STADTRUNDGANG

als etwas ebenso Einzigartiges an wie die Herkunft von der leiblichen Mutter. Auch der Geburtsstadt verdanken wir einen Teil unseres Wesens. So gedenke ich Ulm in Dankbarkeit, da es edle künstlerische Tradition mit schlichter und gesunder Wesensart verbindet.“ Über die Zeughausgasse gehe ich, den 37,5 Meter hohen Gänsturm (6) links liegend lassend, in Richtung Neue Straße. Schon wieder rauscht der Verkehr, diesmal die Neue Straße entlang, die sich selbst als eine Art Relikt entpuppt: Im zerbombten Ulm nutzte man im Modernisierungswahn der Nachkriegszeit die „Gelegenheit“, die prosperierende Stadt neu zu gestalten und baute eine Autobahn quer durch die Innenstadt, fast direkt am Münster vorbei. Gruselige Filmaufnahmen zeugen noch heute von diesem Missgriff, denn diese scheinbar unabdingbare Verkehrsader entwickelte sich bald zur scharfen Trennlinie mitten im Stadtkern. Bald besannen sich die Stadtväter eines Besseren und ließen bereits seit den 1970er-Jahren Lösungsvorschläge erarbeiten. Aber erst im Jahr 2000 beschloss der Ulmer Gemeinderat das Konzept der „Neuen Mitte“ – es entstand ein neues Stadtzentrum. Es ist eine eigentümliche Mischung, auf die ich da zusteuere, ein Ulm der zwei Gesichter. Hier Gebäude aus dem Mittelalter, da moderne, strahlend weiße und mit viel Glas versehene Großstadtarchitektur. Die neue Mitte der Stadt konzentriert sich rund um den Hans-und-SophieScholl-Platz (7) – eine Reminiszenz an das Ulmer Geschwisterpaar, das zu den berühmtesten Widerstandskämpfern gegen die Nazis zählte. Ich drehe mich im Kreis und erblicke die erst 2007 fertiggestellte kunsthalle weishaupt, das vom Architekten Stephan Braunfels

Nicht alle Ulmer sind von der „Neuen Mitte“ rund um den Hans-und-Sophie-Scholl-Platz begeistert, denn das Neue ist eben auch immer fremd. Die Skulptur „Red Dog“ von Keith Haring wacht vor der kunsthalle weishaupt

Im Seelengraben stehen die pittoresken Grabenhäusle Weiter geht’s in den Frauengraben, an Resten der alten Stadtmauer entlang, in den Seelengraben. Hier stehen die pittoresken „Grabenhäusle“ (3). In kriegsbewegten Zeiten warb auch die Reichsstadt Ulm zusätzliche Truppen an, und die mussten irgendwo unterbracht werden. Also baute die Stadt im Jahr 1610 die Grabenhäuschen auf dem Stadtmauerwall. Rund 200 Jahre später wurden die Häuser an Ulmer Bürger verkauft, 35 sind bis heute erhalten. 24 edition_D

Ich biege scharf rechts ab, in die Griesbadgasse. Das Münster liegt jetzt rechts von mir, wie versprochen ist es immer zu sehen, links weitet sich das Gelände zum Zeughaus (4). Damit ist kein einzelnes Gebäude gemeint, sondern ein relativ großzügig angelegtes Gebäudeensemble, das mal als städtisches 8 Waffenlager diente. Der geräumige Innenhof war früher ein wichtiger Versammlungsort der Ulmer Bürgerschaft, die mit Barock- und Renaissancemotiven verzierten Portale beeindrucken. Waffen sucht der Besucher heute vergeblich: Das einst reichhaltige Arsenal wurde im Verlauf der napoleonischen Kriege von durchziehenden französischen Truppen geplündert. Auf dem Gelände des Zeughauses steht auch der Einstein-Brunnen (5), als Erinnerung und Hommage an einen der berühmtesten Söhne der Stadt. Albert Einstein kommt am 14. März 1879 in Ulm zur Welt, wuchs aber in Mün-

chen auf. Doch zeitlebens hatte er nur Gutes über seine Geburtsstadt zu sagen, zum Beispiel kurz nach seinem 50. Geburtstag: „Die Stadt der Geburt hängt dem Leben

In der Nachkriegszeit nutzte man die „Gelegenheit“, Ulm neu zu gestalten und baute eine Autobahn quer durch die Innenstadt Aicher entworfen. Und wie gehabt: Über allem thront das Münster. Ich wechsle auf die andere Straßenseite zum Rathaus (8) und entdecke Ulms astromische Uhr (8a). Sie stammt aus dem Jahr 1530, misst drei Meter im Durchmesser und zeigt bis heute nicht nur zuverlässig die Uhrzeit an, sondern auch die Abfolge der Tierkreiszeichen und den Stand von Sonne, Erde und Mond zueinander. Diese frühen Wunderwerke der Technik wirken immer wieder erstaunlich. Wie der Louvre in Paris hat auch Ulm seine gläserne Pyramide, quasi direkt hinterm Rathaus: Sie beherbergt die 1516 gegründete Stadtbibliothek – eine der ältesten öffentlichen Buchsammlungen Deutschlands.

Weiter geht’s ins Metzgerviertel und durch den 36 Meter hohen Metzgerturm (9), der mit seinem bunten Walmdach ähnlich schräg dasteht wie der „Schiefe Turm“ von Pisa, dann über wenige Treppenstufen hoch auf die an dieser Stelle gut erhaltene Stadtmauer (10). Mein Blick fällt auf die erstaunlich schmale Donau, auf Neu-Ulm, das sich am anderen Ufer in Bayern ausbreitet, auf die einladenden Donau-Auen und das „Habsburger-Haus“ mit seinen markanten rotweißen Rauten. Damit in Ulm überhaupt so etwas wie Schifffahrt möglich ist, werden einmal jährlich mehr als 50 Tonnen Schlamm und Steine aus dem Fluss geholt. Ich steige wieder von der Stadtmauer runter, mitten rein ins Fischer- und Gerberviertel. Es liegt an der Mündung der Blau in die Donau und wirkt mit all den Brücken, Gassen und Wasserläufen ein bisschen wie Klein-Venedig. Hier stoße ich auf ein Fachwerkhaus aus dem 14. Jahrhundert, das sogenannte Schiefe Haus (11). Dank schiefer Verstrebungen ragen die oberen Stockwerke über den Fluss – damals ein Schutz für die schmalen Zillen, wie man die Fischerboote nannte. Heute wird das Haus als Hotel genutzt – mit Zimmern, die bis zu 40 Zentimeter Schieflage über die gesamte Breite aufweisen. Damit sich die Gäste trotzdem wohl und sicher fühlen, ist am Kopfende jeden Bettes eine Wasserwaage verbaut. Die zeigt an, dass man durchaus waagerecht liegt – auch wenn das Zimmer schief steht. Ich schlendere weiter durchs Viertel, auch durch den Henkersgraben, in dem die Stadt 1634 ebenfalls ein paar Grabenhäusle errichtete und später an ihre Bürger verkaufte. Eher zufällig stoße ich dann auf die Neue Synagoge (12), die 2012 eingeweiht

9 Fotos: Günther Fischer

Tourismuszentrale geholt. Irgendwie ist es folgerichtig, dass in diesem ehemaligen Lagerhaus für Getreide und Salz heute das „Museum der Brotkultur“ logiert. Ein Museum mit rund 18.000 Exponaten rund um eines der liebsten Nahrungsmittel der Deutschen – das hat was.

(entwarf auch die Münchner Pinakothek der Moderne) gestaltete Kaufhaus Münstertor und, auf einer Art Verkehrsinsel zwischen den zwei Fahrspuren der Neuen Straße, das eher nüchtern wirkende Dienstleistungsgebäude der Sparkasse. Immerhin: Das so einprägsame rote Logo der Bank hat der Ulmer Grafikdesigner Otl

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Und noch mehr erste Eindrücke: das Rathaus mit seiner astronomischen Uhr, der schiefe Metzgerturm und ein frischer Blick von der Stadtmauer über die Donau ins benachbarte Neu-Ulm (v.l.)

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11 Tour de Force durch alte und neue Zeiten: das schiefe Haus, erbaut 1443 im Fischer- und Gerberviertel, die 2012 eingeweihte jüdische Synagoge, das legendäre Schwörhaus von 1789 und das Stadthaus, 1993 fertig gestellt (v.l.)

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Die Moderne unter so viel Tradition zu mengen, und gleichzeitig die Fehler früherer Jahre zu korrigieren: eine gewaltige Aufgabe Nähe steht das Schwörhaus (13), auf dessen Balkon jeder Ulmer Bürgermeister seit dem 17. Jahrhundert am vorletzten Montag jeden Julis Rechenschaft ablegen und die Formel „Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein“ sprechen muss. Auf gut Deutsch heißt das, dass sich das Stadtoberhaupt für alle Bürger gleichermaßen einsetzen wird. An diesem „Schwörmontag“ wird natürlich auch kräftig gefeiert – zuerst auf der Donau, dann in der ganzen Stadt. Auf dem Weg zurück zum Münster und zum vom US-Architekten Richard Meier gebauten Stadthaus muss ich einmal mehr über die Neue Straße und marschiere an26 edition_D

schließend schnurstracks durch einen Riesenkasten namens „Neuer Bau“, der das Polizeipräsidium beherbergt. Wo kann man das sonst schon, der Polizei so auf die Pelle rücken? Das Stadthaus (14) kommt mir gerade recht – ein wenig Ruhe könnten meine Füße gebrauchen. Der weiße, lichtdurchflutete dreistöckige Pavillon ist ideal für eine Pause. Hier befindet sich nicht nur die Touristeninformation und ein Café-Restaurant, die vielen kleinen und großen Terrassen, Balkone und Arkaden sind zudem offen und kostenlos zugänglich und laden mit Hockern, Sonnenliegen und -schirmen zum Verweilen ein. Sogar Bienenstöcke finden sich hier. Eigentlich will ich so schnell nicht wieder weg. Irgendwann muss es aber doch sein. Ich steuere die Hirschgasse und damit den Teil der Fußgängerzone an, der sich hier wie in fast allen deutschen Innenstädten präsentiert. Also nichts wie ab in die kleinen Seitengässchen und, mit einem Energiestopp bei „Fräulein Lecker“, zurück zum Theater (1). Die Baustellen haben mich wieder. Ulm fordert. Ein bisschen. Ständig wirft mich die Stadt zwischen Mittelalter und Neuzeit hin und her. Das ist für manche anstrengend, aber für die meisten spannend. Die Moderne unter so viel Tradition zu mengen, und gleichzeitig die Fehler

früherer Jahrzehnte zu korrigieren: Das ist schon eine gewaltige Aufgabe. Ulm, so scheint es, arbeitet hart daran, zum schwäbischen Schmuckstück zu werden. Fest steht jedenfalls, dass ich wiederkomme. Und das nicht erst, wenn alles fertig ist.

Hier geht’s rund! Ein normale Stadtführung, die das Münster miteinschließt, dauert circa 90 Minuten. Außerdem empfehlenswert (Auswahl): - Der gemütliche „Abendbummel“ führt durch das beleuchtete Fischer- und Gerberviertel - Die „Nachtwächterführung“ erlaubt eine kleine Zeitreise in die letzten Jahrhunderte - Die „Gruselführung“ führt mit dem Totengräber Theophrast ins Stadtviertel „Auf dem Kreuz“ - Die „Lügentour“ stellt Ihr Wissen auf die Probe – mit einer resoluten Lügnerin im historischen Gewand Treffpunkt für alle Führungen ist die Tourismus-Information im Stadthaus. Infos: www.tourismus.ulm.de

Fotos: Tobias Maier, Günther Fischer

wurde. Der Neubau auf dem Weinhof entstand nur weniger Meter entfernt vom Standort der alten Synagoge, die im November 1938 zerstört wurde. Für die wieder wachsende jüdische Gemeinde Ulms eine wichtige Heimstatt. In unmittelbarer


WAHRZEICHEN

Der legendäre Ulmer Spatz auf dem Dach des Münsters zeugt auch vom Humor der Ulmer. Was es mit ihm auf sich hat? Siehe Seite 8

Zwischen Himmel und Erde... ... haben sich die Ulmer Bürgerinnen und Bürger ein einzigartiges Monument erbauen lassen: das Ulmer Münster, größte evangelische Kirche Deutschlands mit dem höchsten Kirchturm der Welt, 1890 vollendet. Unser Autor ließ sich durch Kirche und Geschichte treiben

Foto: Ulm/Neu-Ulm Touristik GmbH / Stadtarchiv Ulm Fotos: xxxx

Text: Harald Nicolas Stazol

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WAHRZEICHEN

Seneca ist einer der vielen Gelehrten des Altertums, die das Chorgestühl zieren, die Kanzel aus Lindenholz fertigte Jörg Syrlin d. J. 1510. Magisch: Bei Sonnenlicht erstrahlt die Kirche in den unzähligen Farben der bunten Fenster (v.l.)

Das Chorgestühl mit seinen hunderten aus Eichenholz geschnitzten Figuren ist eines der berühmtesten der deutschen Gotik die vom ehrbaren Volk und die Andächtigen vom gemeinen Volke; und so wurden große Geschenke an diesem Tag für den Bau zusammengebracht.“ So beschreibt der Chronist Felix Fabri die Grundsteinlegung am 30. Juni 1377 durch den Ulmer Bürgermeister. 250 Jahre lang steckten die reichen Patrizierfamilien ihr Geld in den Bau des Münsters, finanzierten kostbare Altäre und Kunstwerke. Die Welt sollte sehen, wie wohlhabend die Ulmer waren, das Münster wurde zum Symbol für den Reichtum und die Unabhängigkeit der Stadt. Wie viel das monumentale Gotteshaus insgesamt gekostet hat? Vermutlich das Bruttosozialprodukt eines Kleinstaates. Man ahnt, warum. Da sind allein die schieren Dimensionen: Der Hauptturm wuchtet sich mit den weltweit unübertroffenen 161,34 Metern dem Firmament entgegen und wiegt 51.500 Tonnen (so viel wie beispielsweise

271 Blauwale oder ca. 8.583 ausgewachsene Elefanten). Der Grundriss erstreckt sich über 123,56 Meter Länge zu einer Breite von 48,80 Meter. Das Mittelschiff hat eine Höhe von 41,6 Metern. Die Seitenschiffe wölben sich 20,55 Meter hoch. Ergibt ein Volumen von 190.000 Kubikmetern. Der Zeppelin Hindenburg umfasste 200.000 Kubikmeter, nur zum Vergleich. So mag einem denn auch beim Durchschreiten des Portals ein „Oh, mein Gott“ entfahren – und genau dies ist der höhere Sinn des Baus. Allein die Farbenpracht der Kirchenfenster muss den Menschen des Mittelalters, grau in grau gekleidet, als göttliches Wunder erscheinen. Dazu das Wunder der Gotik: Das Empor­ schwebend-Strebende, diese unbeschreib­ liche Leichtigkeit, man denke an die Kathedrale in Chartre – das Ulmer Münster steht ihr in nichts nach. Der a­ rchitekturästhetisch einmalige Übergang vom romanischen

Rundbogen in den Spitzbogen. Nun ja, in Schwaben bauen sie die Langseiten-Mauern aus Backstein, wohl aus Sparsamkeit, „Schaffe, schaffe, Münster baue“. Gotik – höchste Eleganz, Geniestreich der Dombaumeister: Die S­eitenbögen tragen in rhythmischen Abstand das immense Gewicht der Mauern. „Höher mit dem Dach!“ können die Baumeister nun fordern und

Fotos: Ulrike Fischer

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b man nun vier- oder 40-jährig vor dem gewaltig aufragenden Kirchturm des Ulmer Münsters steht, man fühlt sich winzig – und unvermittelt schleicht sich eine gewisse Ehrfurcht ein. „Wie kommt es“, fragte der renommierte Kunsthistoriker Erich Gombrich in seiner „Geschichte der Kunst“ – „dass die Menschen plötzlich in ganz Europa Kathedralen errichten?“ Der höheren Ehre Gottes wegen, erörtert er, „und der höchsten Unmittelbarkeit zum Paradies“. Erstaunlich: Keine zehntausend Einwohner der stolzen und reichen Stadt Ulm finanzierten den Bau ab 1377. „Als der Grundstein gelegt war, öffnete der angesehene Herr Ludwig Krafft (...) seine Börse, nahm Gold heraus und bedeckte (...) mit 100 funkelnden Gulden den Felsblock, nach ihm stiegen auch die übrigen Patrizier hinab und schmückten den Grundstein mit Gold und Silber, ebenso machten es auch

mehr als 50 (!) Altäre. Immerhin: Der Rat der Stadt informiert die Besitzer vor der Aktion und jene bringen ihre Kleinode in Sicherheit. Manche „wurden unter den Armen zu Feuerholze verteilet“ schreibt ein unbekannter Chronist. Die Übrigen kommen in ein Magazin oder werden in einige umliegende Dörfer gebracht, wie etwa nach Scharenstetten – was auf seltsam sinnige Weise der Forderung, wir kommen auf Erich Gombrich zurück, nichts weniger als einer „Demokratisierung der Kunst“ entspricht: Das Landvolk Scharen­ stettens kann nun ein Original betrachten. In der Gemeindegeschichte heißt es: „Ein Kleinod, das w ­ eithin ­seines­gleichen sucht, ist der Altar. 1760 bat der damalige Scharenstetter Amtmann das ­Ulmer Pfarrkirchenbaupflegeamt um Über­lassung eines (...) Altars, da der vorhandene (...) ‚einer der allerschlechtesten‘ sei.“ Hierauf wurde ein Altar nach Scharenstetten geschickt, der seit dem Abbau in ­einem Ulmer Magazin gelagert worden war. Sein Wert wurde erst viel später erkannt: Es handelt sich um das wichtigste intakt erhaltene Werk aus der Schule von Hans Multscher, entstanden um das Jahr 1450. Im Jahr 1543 kam es – aufgrund von innenpolitischen Spannungen, aber auch der Reformation sowie schlicht durch Geldknappheit – zum Baustillstand. Der Hauptturm hatte zu dieser Zeit eine Höhe von rund 100 Metern, die Chortürme waren jeweils etwa 32 Meter hoch. Von 1543 an ruhte der Bau für über 300 Jahre. Im Kupferstich von etwa 1650 in De Merians „Topographia

Hochzeits- und Familienfotografin www.vanessa-anna.de hello@vanessa-anna.de

Every picture tells a story. 30 edition_D

verwirklichen – und erhöhen nebenbei auch den Stolz der Bürger. Der erste Baumeister in einer Abfolge von zahllosen Genies der Architektur ist Meister Heinrich II. Parler. Er entwirft den Bauplan: eine Hallenkirche mit drei etwa gleich hohen Schiffen, einem Westturm und zwei Chortürmen. Den Chor und die unteren Teile der Chorflankentürme kann er noch errichten. In der Liste der Architekten der Dritte: 1392 leitet Ulrich Ensinger, auch Ulrich von Ensingen genannt, das mittelalterliche Mammutprojekt. Jener war schon in Prag und hat auch am Straßburger Münster gewirkt. Der Visionär träumt von einem 150 Meter aufragenden Hauptturm – an der Wegscheide vom 14. zum 15. Jahrhundert! Am 25. Juli 1405 wird das Münster geweiht, von einem provisorischen Notdach gedeckt und noch lange nicht fertig. 20.000 stolze Ulmer passen stehend zum frommen Gebet hinein, heute, mit Bestuhlung, können auch 2.000 wohl weniger Fromme dort Platz finden. Dann geschieht das Unfassbare: Im Zuge Martin Luthers Reformation wird Ulm per Bürgerentscheid evangelisch. Die Protestanten stören der Tand und die ­ Goldpracht des alten Glaubens. Und wie bei jeder Kulturrevolution kommt es zu sinnloser Zerstörung. Im Fränkischen wird man einst eine ganze Balthasar NeumannKathedrale niederreißen… Nicht bei den Schwaben. Warum etwas kaputt schlagen, wenn es einen Wert hat. Am 19. Juni 1531 entfernt man den Hauptaltar und weitere


WAHRZEICHEN

Icabo. Am, eius doluptatus eosam nonserest, et fugitasi cus sedigen diorum quunt est fuga. Feriatiis aut quaeritiur simus dolor

Ein Wasserspeier zeigt der Altstadt das Hinterteil – der Legende nach Gruß eines Handwerkers, der eine Tochter der Stadt nicht freien durfte

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Links: Alt und jung vertragen sich bestens! Die Turmspitze von innen (r.) zeigt eindrücklich, was gotische Baukunst vermag

Auf der Südseite des Ulmer Münsters befindet sich im vierten Joch von Westen das sogenannte große Marienportal, das vermutlich um 1380 bzw. 1400 mit szenischen Darstellungen des Marienlebens gestaltet wurde. Die Bilderzählung erstreckt sich über alle drei Register des sogenannten Tympanons, der Schmuckfläche, beginnend mit der Ausweisung des heiligen Joachims aus dem Tempel. Der Erzählchronologie entsprechend folgen Verkündigung der Geburt Mariens, Begegnung an der Goldenen Pforte, Geburt Mariens, Tempelgang Mariens, Maria als Tempeljungfrau, Erwählung Josephs, Vermählung und Verkündigung. Es folgen Heimsuchung, Bethlehemitischer Kindermord, Flucht nach Ägypten, zwölfjähriger Christus im Tempel, Tod Mariens, Grabtragung sowie Marienkrönung. In den unmittelbar über den drei Portalen befindlichen Reliefs ist eine ausführliche Schilderung der Geburt Christi gezeigt. Sie beginnt auf dem rechten Relief mit der eigentlichen Geburtsszene in Bethlehem. Thematisiert wird die Anreise und auch die Anbetung

Besuch macht klug! Ob allein, mit Familie oder als größere Gruppe, für Kunstinteresierte oder all jene, die den meditativen Ort Kirche entdecken wollen: Das Ulmer Münster bietet unzählige Führungen für jeden Geschmack und Geldbeutel. www.ulmer-Muenster.de

In Ulm, um Ulm und um Ulm herum. www.goldochsen.de

Fotos: Gary A. Baratta, Ulm/Neu-Ulm Touristik GmbH / Stadtarchiv Ulm

Sueviae“ ist der bauliche Zustand am Ende des ersten Bauabschnittes dargestellt. Der Dichter Eduard Mörike ist beim Anblick des Giganten nicht erfreut: „Schauerlicher Block. Dieser Koloss, der so tyrannisch alles um sich her verkleinert, (...).“ Punktum: Um 1830 erstarkt das Bürgertum wieder nach den gewonnen napoleonischen Kriegen, der Wohlstand kehrt zurück – und ein neues Nationalbewusstsein keimt auf: Man möchte Kulturdenkmäler. Den Ulmern ist der Kölner Dom mit seinen 157 Metern Vorbild, nun kratzt das Münster, vier Meter höher, bei 161 Metern die Wolken. Einer der damals geschaffenen Wasserspeier, alle in Form von Tieren, Menschen, Drachen, sticht heraus: Ein Strauß zeigt der Altstadt das Hinterteil – angeblich Gruß eines Handwerkers, der eine Tochter der Stadt nicht freien durfte.

der Heiligen Drei Könige. Das reich skulptierte südwestliche Portal ist aus feinkörnigem Kalkstein in mehreren Werkstücken gearbeitet. Über die Fläche verteilt wurden, insbesondere an vielen Köpfen der Figuren, während der Bearbeitung 19001901 zahlreiche Ergänzungen aus einem Steinersatzmaterial vorgenommen. Aus der Nähe betrachtet unterscheidet sich dieses Material gegenüber dem Originalmaterial durch eine wesentlich glattere Oberfläche. Man kann sich Tage im Ulmer Münster aufhalten und wird immer wieder neue Geschichten entdecken. Und wer sie hinaufschafft, die ewig endlosen Kreisel, die aus Stein gehauenen Spiralen der 768 Stufen, die zur Aussichtsplattform führen, der kann an guten Tagen von dort – ja, sie sind es! – die gewaltigen Alpen sehen. Und Gott ganz nah sein.


MENSCHEN

„Hier werden die Gedanken frei und haben keine Grenzen“

Wer wissen will, wie Ulm tickt, fragt am besten die Menschen, die hier leben. Hier erzählen Ulmerinnen und Ulmer zwischen 6 und 66 Jahren, was sie an ihrer Heimatstadt schätzen – und wo es besonders schön ist Fotos und Text: Vanessa Geisselhart

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Fotos: xxxx

Sonja Grau, Modeexpertin und Personal-Shopperin www.sonjagrau.de

Verliebt in eine Stadt

Fotos: xxxx

„Ich bin ein richtiger Ulmer Spatz“, lacht die Stilexpertin, die in Ulm geboren wurde: „Obwohl es mich geschäftlich in viele andere Städte geführt hat, ist Ulm immer mein Rückzugsort geblieben.“ Sonja Grau beschreibt das Einkaufsflair in Ulm als attraktiv, überschaubar und zugleich charmant: „Es ist alles da und schnell greifbar, um die Kleiderschränke meiner Kunden und Kundinnen individuell zu ergänzen. Alles ist kompakt beisammen und zu Fuß gut erreichbar“ „Ein Ort zum Kraft tanken“ ist für Sonja der Rosengarten, der für viele Besucherinnen und Besucher, die an der D ­ onau entlangspazieren, verborgen bleibt: „Dabei muss man nur einen kleinen Schlenker machen, die Treppen hochlaufen und schon hast Du deine kleine Oase.“ Eine ­besondere Verbindung hat Sonja Grau vor allem zu dem großen Baum im Zentrum des Gartens, der sie mit seinem Aussehen an den „Lebensbaum“ des Kinofilmes Avatar erinnert. „Dieser Baum war für mich immer die Energiequelle schlechthin. Man kommt ins Träumen und schwelgt in schönen Erinnerungen“


MENSCHEN

„Ulm bietet für Familien ein unglaublich tolles Freizeitangebot“ Lina und ihre Mama lieben vor allem das „Ulmer Zelt“ in der Friedrichsau, das in den Sommermonaten ein breites Angebot bietet und mit dem Fahrrad schnell erreichbar ist. Hier gibt es alles, was das Kinderherz begehrt: Kasperletheater, Kinderschminken, verschiedene Workshops und eine große Spielwiese „auf der man Balancieren, Sandeln oder Sackhüpfen kann“, erzählt Lina begeistert. Doch auch Erwachsene kommen nicht zu kurz: Neben einer guten Gastronomie mit Biergartencharakter finden hier abends zahlreiche Konzerte statt. Egal ob zum Ponyreiten nach Wiblingen, zum Schwimmen ins Westbad oder ein Besuch im Tierpark: „In Ulm gibt es als Familie so viele Möglichkeiten,“ schwärmt Carina. Toll findet die kleine Lina auch das Spielplatzangebot in Ulm. „In der Friedrichsau gibt es einen Wasserspielplatz. Da kann man sogar Leute nass spritzen“, lacht sie. Und bei schlechtem Wetter? Überhaupt kein Problem, denn das Blautalcenter bietet neben Shoppingmarathon auch einen tollen Drachen-Indoor-Spielplatz. Carina (42), Lehrerin, und ihre Tochter Lina (6)

„Ulm ist ein Wechselspiel zwischen Tradition und Moderne“ Insgesamt 24 Jahre lang war Ivo Gönner Oberbürgermeister von Ulm und hat das Stadtbild entscheidend geprägt: „Es war mir ­immer wichtig, dass Ulm eine einladende Stadt ist, in der auch junge Menschen ihren ersten Anker werfen können.“ Der ehemalige Oberbürgermeister liebt vor allem das Wechsel­ spiel der Stadtarchitektur zwischen alt und neu: „Da haben wir zum Beispiel diese wunderbare Bibliothek, eine Pyramide aus Glas – d­ irekt neben dem historischen Rathaus. Eine Architektursprache, die zum einen gewöhnungsbedürftig sein kann, aber auch gleich­zeitig einen interessanten Spannungsbogen bildet.“ Ulm bietet große Abwechslung, findet Ivo Gönner. So müsse man nur ein paar Schritte weiter gehen und es zeige sich p­ lötzlich

ein völlig neues Stadtensemble. „Das Altstadtviertel sieht ­beispielsweise aus wie Klein-Venedig“, schwärmt er: „Es lädt zum entdecken und herumtigern ein.“ Viele der ­alten ­Gebäude ­wurden aufwendig saniert, sodass sie weiterhin bewohnbar ­ bleiben. Gönner: „Ulm ist keine Puppenstube, sondern steckt v­oller ­ ­Leben!“ Bestes Beispiel hierfür sei das bekannte „Schiefe Haus“, das nun als Hotel genutzt wird. Wer Lust hat, einen Ausflug in die schwäbische ­Küche zu machen, dem empfiehlt er die Gaststätten „Zur Forelle“ oder das „Zunfthaus“ im Fischerviertel. „Nach dem Essen kann man dann einen wunderbaren Spaziergang an der Donau machen.“ Ivo Gönner (66), ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt Ulm

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MENSCHEN

„Bin ich mal nicht hier, bekomme ich nach spätestens nach zwei Tagen Heimweh“ Christian Wachter (44), oder auch der „Wurstwachter“, wie ihn viele Ulmer kennen, gehört zum Wochenmarkt, wie das Münster zu Ulm. „Ich bin quasi mit der Wurst aufgewachsen“, erzählt Christian. Schon seiner Großmutter gehörte der Wurststand, heute helfen die drei Töchter tatkräftig im Familien­ unternehmen mit. „99 Prozent meiner Besucher sind Stammkunden, ich kenne fast jeden persönlich mit Namen.“ Das wissen die Ulmer sehr zu schätzen, denn um die Mittagszeit bildet sich meist eine ­meterlange Schlange vor dem Stand – und eine Wurst nach der ­anderen geht über die Theke. Trotzdem hat der Wurstwachter immer Zeit für ein kleines Pläuschchen mit seinen Gästen. „Der Ulmer Wochenmarkt bietet eine hohe Vielfalt und es gibt eigentlich alles, von Obst und Gemüse, über den Metzger, bis hin zum Bäcker,“ berichtet er. Möchte sich der Wurstwachter eine kleine Auszeit vom turbulenten Marktgeschehen nehmen, so macht er einen Abstecher in das „Tonino Café“, in dem es „gscheiten Kaffee“ gibt. Christian Wachter (44), Unternehmer und Kultfigur des Ulmer Wochenmarktes

„Diese Stadt hat alles, was man braucht, um eine schöne Studienzeit zu verbringen“

„Ulm steht zu seiner sozialen Verantwortung, das finde ich toll!“ „Unserem Verein ist es wichtig, Orte zu schaffen, an denen sich Leute kennenlernen können.“ Gutes Beispiel hierfür ist das Café Jam direkt neben dem Münster, in dem regelmäßig Veranstaltungen stattfinden, an denen Menschen aller Altersgruppen ­zusammenfinden können. Das Café ist außerdem ein richtiger Geheimtipp, wenn man gut und günstig zu Mittag essen möchte. „Ich mag das Gebäude außerdem sehr gerne – die hohen Wände, und das helle Licht schaffen eine schöne Atmosphäre.“ Im Café arbeiten ausschließlich ehrenamtliche Mitarbeiter. „Das macht Ulm für mich zu einer ganz besonderen Stadt. Ulm steht zu seiner sozialen Verantwortung, es gibt viele engagierte Menschen und es herrscht eine gute Zusammenarbeit“. 38 edition_D

An Ulm mag Elena vor allem auch die Größe: „Es ist eine kleine Stadt – aber eben nicht zu klein! In der man sich heimelig fühlt, keine Anonymität herrscht – und man trotzdem immer wieder neue Leute kennenlernt. Mit ihren neu gewonnenen Kontakten geht Elena z.B. gerne ins „Kornhäusle“ zum Crêpes essen, oder in eines der vielen kleinen süßen Cafés in der Altstadt. „Am liebsten mag ich das ,Fräulein Berger‘, mit seiner Vintage-Einrichtung.“ Und das beste Eis in der Stadt? „Das gibt es im P3!“ Elena Flügel (27), 2. Vorstand des Vereins „Menschlichkeit e.V.“, der Flüchtlingshilfe und Integrationsarbeit leistet. www.menschlichkeit-ulm.de

Im Sommer ist das Studentenpärchen häufig in der Friedrichsau unterwegs: „Hier kann man relaxen, grillen, oder einen der vielen tollen Biergärten besuchen“, erzählt Laila. „Auch an einem der vielen Seen in der näheren Umgebung ist man schnell mit dem Fahrrad.“ Der wichtigste Tag in Ulm – da sind sich Laila und Matthias einig, ist natürlich der Schwörmontag. Laila lacht: „Eigentlich geht es an dem Tag ja darum, dass der Bürgermeister den Bürgern Rechenschaft über das vergangene Jahr ablegt und sich zur Treue verpflichtet. Aber in Wahrheit wollen alle nur beim traditionellen ,Nabada‘ (schwäbisch für Hinunterbaden, Anm. d. Red.) in die Donau springen, mit selbst­ gebauten Booten den Fluss herunterfahren und sich gegenseitig nass spritzen.“ Mit der höchsten Kneipendichte in Deutschland ist Ulm ein Paradies für alle, die abends gerne unterwegs sind. Favorit von Matthias und Laila ist eindeutig das „Rosebottel“, etwas abseits der Innenstadt gelegen. Mit seiner Retroeinrichtung

und den selbst hergestellten Essenzen, aus denen Limonade und Cocktails gemixt ­ werden, immer einen Besuch wert. „Zum Tanzen gehen wir gerne in das ,Cabaret Eden‘: ein toller Club, in dem auch etwas alternativere Musik aufgelegt wird und Konzerte stattfinden. Auch das

Ambiente ist einfach genial!“ So lässt die Einrichtung mit den schweren Samtvorhängen und den Pin-up-Girls an der Wand vermuten, was das Cabaret Eden einst war: ein Striplokal.

Laila Nockur (25) & Matthias Schirle (27), Studierende


MENSCHEN RUBRIK

„Ulm hat die optimale Größe für jemanden wie mich“ Ralf Milde bezeichnet sich selbst als einen „Allrounder“: Der ehemalige Theaterregisseur hat es sich zur Aufgabe gemacht, Ereignisse im öffentlichen Raum zu inszenieren und dadurch nachhaltig aufmerksam zu machen. „Es gibt kaum jemanden, der in den letzten 15 Jahren den öffentlichen Raum in Ulm so sehr bespielt hat, wie ich“, sagt er selbstbewusst. Dies sei für ihn vor allem in einer kleinen Stadt wie Ulm möglich, denn hier herrsche weniger Anonymität als in einer Großstadt. Bekannt wurde Ralf Milde vor allem mit seinem Projekt „Spatzeninvasion“. „Ich hatte unterschätzt, wie sehr die Ulmer ihren Spatzen lieben“, sagt der Künstler, der außerdem seit vielen Jahren im Stadtrat tätig ist. Mildes’ Büro befindet sich im Judenhof, der seiner Meinung nach einer der lebendigsten Ecken in Ulm ist. Hier gibt es viel außergewöhnliche Gastronomie, zum Beispiel den „Damn Burger“ oder „Die Bar“, in der guter Wein serviert wird. Milde: „Es herrscht dort einfach eine schöne Kommunikation untereinander.“ Etwas ruhiger mag es Ralf Milde in seinem Atelier am Fort am unteren Eselsberg: „Ein toller historischer Ort, an dem ich in Ruhe arbeiten kann.“ Auch den Kuhberg, auf dem er in einer ehemaligen Studentenwohnung der Hochschule für Gestaltung lebt, weiß Milde zu schätzen: „Ein wunderbarer und meditativer Ort, an dem man einen schön weiten Blick hat und bis auf die Alpen schauen kann. Das gehört für mich auch zu Ulm dazu.“ Ralf Milde (64), Kulturinszenierer, www.kulturconsulting.de

„Wenn ich alte Mauern sehe, denke ich oft, was die Steine alles erzählen könnten – das finde ich faszinierend!“

„Das Interesse an Musik ist hier groß!“ Gerade mal 14 Jahre alt war Hannes, als er seinen ersten Auftritt im „Roxy“ hatte – ein Kulturzentrum, das durch Veranstaltungen wie zum Beispiel dem Musikmarathon auch jungen Ulmer Bands eine Bühne bietet. Aber auch die großen Namen treten im Roxy gelegentlich auf: „Eine echte Bereicherung für die Musikszene. So kommen für eine kleine Stadt wie Ulm erstaunlich große Acts zustande.“ Vor allem im Sommer gibt es in und um Ulm herum viele Möglichkeiten, in den Genuss von Live-Musik zu kommen. Sei es im Ulmer Zelt in der Friedrichsau, beim Blaurockfestival 40 edition_D

in Söflingen oder bei der Kulturnacht, an der sich mehrere Bars beteiligen. „Hier leben viele Musiker“, sagt Gotschy. „Durch die Universität ist Ulm generell Multi-Kulti – das spiegelt sich auch in der Musik wieder.“ Gerne hält sich der Musiker mit seiner Gitarre am Donauufer auf: „Hier ist es einfach schön! Die Donau strahlt eine große Ruhe aus und ist ein wichtiger Erholungsort für mich.“ Hannes Gotschy , Musiker und Musiklehrer in der eigenen Gitarrenschule

Gabriele Fischer ist freie Rednerin, Schrei- bekannt, bei denen sie zum Beispiel in die Ulm, wo es etwas zu entdecken und erfahberin – und in Ulm durch ihre lebendigen Rolle ­einer Nachtwächterin schlüpft. ren gibt. Überall steckt Geschichte drin – und abwechslungsreichen Stadtführungen „Es gibt so viele tolle und reizvolle Ecken in schon angefangen bei den Straßennamen.“ Schade, dass der Ulmer Schwabe so verhalten sei und wenig protze, meint Gabriele Fischer – „dabei können wir wirklich stolz auf diese tolle Stadt sein!“ Gabriele Fischers Lieblingsecke ist das Kreuz: „Ein wunderbares Wohnviertel in der Altstadt, das vor einigen Jahren restauriert wurde.“ Wegen seiner urigen Atmosphäre empfiehlt sie die im Viertel gelegene Gaststätte „Auf dem Kreuz“. „Mein Lieblingsfest in Ulm ist das Donau­ fest! Ein Multi-Kulti-Festival, bei dem alle zehn Länder zusammenkommen, welche die Donau durchfließt. An beiden Flussufern gibt es dann Essen, Trinken, Tanz, Kultur. Herrlich!“ Gabriele Fischer (54), Rednerin, www.rederei-fischer.de

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HISTORISCHE PERSÖNLICHKEITEN

Hans und Sophie Scholl als Bronze-Büsten im Ulmer Stadthaus

Die Weiße Rose blüht noch immer Auch 75 Jahre nach ihrer Hinrichtung sind die Gesichter und die Geschichte von Hans und Sophie Scholl, die bekanntesten Mitglieder der Widerstandsbewegung „Die Weiße Rose“, in Ulm sichtbar. Eine Spurensuche Text und Fotos: Stefan Loeffler

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ie in Stein gemeißelte Adresse „Olgastraße 81“ irritiert kurz, denn schließlich soll die Familie Scholl in der Nr. 139 gewohnt haben. Und das müsste laut Plan hier sein. Eine Gedenktafel im gläsernen Vorbau des Hauses, das heute ein Gesundheitszentrum mit Ärzten und einer Praxis für traditionelle chinesische Medizin beherbergt, klärt auf. Von 1903 bis 1937 trug das Gebäude die Hausnummer 81, von 1937 bis 1945 lautete die Adresse AdolfHitler-Ring 139. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges ist es nun die Olgastraße 139. Trotz wechselnder Nummern und Straßen­ namen ist eines geblieben: das großbürgerliche Jugendstilhaus, in dem Robert und Magdalene „Lina“ Scholl mit ihren fünf Kindern wohnten. 1932 war der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer mit seiner Familie von Ludwigsburg hierher gezogen. Und damit sind wir auch schon bei dem 1918 geborenen Hans Scholl und seiner Schwester Sophie, die 1921 das Licht der Welt im schwäbischen Forchtenberg erblickte. Sie sind die bekanntesten Ver­ treter des studentischen Kreises „Die Weiße Rose“, der – 1942 in München ­gegründet – mit Flugblättern die Bevölkerung wachrütteln und sie dazu auffordern wollte, sich dem Regime der National­ sozialisten zu widersetzen. Dafür bezahlten sie mit ihrem Leben.

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Fotos: xxxx

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„Euer Gottvertrauen, ach, tät das gut“

In der Olgastraße in der Ulmer Oststadt wohnte die Familie Scholl bis zum Jahr 1939. Beim Aufstieg ins Treppenhaus beeindruckt das große mit Buntglas verzierte Fenster in der ersten Fluretage. Ob

es noch das Originalglas ist, durch das auch schon die beiden Geschwister in den Hof blicken konnten? Man kann sich gut vorstellen, wie Hans und Sophie Scholl gleich die Treppe heruntergerannt kommen. Als ­heranwachsende Jugendliche, so wie man sie von Bildern kennt. Für alle Ewigkeit. Hans, der sich schon immer für Philosophie interessierte und seine jüngere Schwester, die die Literatur liebte. Beide haben bereits in jungen Jahren einen grundlegenden Sinneswandel erlebt. Waren sie einst in der Hitlerjugend aktiv, so öffnete die Grausamkeit des Krieges später ihre ­Augen. Zurück blieb Abscheu für das totalitäre Regime, das sie fortan bekämpften. Würde man ihnen hier auf den steinernen Treppen begegnen, was würde man sie f­ragen? Woher Sie den fast übernatürlichen Mut genommen hatten, sich der ­grausamen Herrschaft entgegenzustellen? Weshalb Freiheit auch heute so enorm wichtig ist, und ob sie ihren Tod von Anfang an in Kauf nahmen? Der Sänger Konstantin Wecker widmete den Ulmer Mitgliedern der Widerstandsbewegung ein Lied. Darin heißt es: „Ich würd’ mal mit euch für mein Leben gern ein paar Stunden zusammensitzen, doch so nah ihr mir seid, dazu seid ihr zu fern, trotzdem werd’ ich die Ohren spitzen. Ihr wärt hier so wichtig, Sophie und Hans, Alexander und all die andern, eure Schlichtheit und euer Mut, euer Gottvertrauen – ach, tät das gut!“ Gut tun die Geschwister Scholl der Stadt Ulm auf jeden Fall noch heute, die mit großem Stolz und Ehrfurcht unter anderem einen zentralen Platz und ein ­ Gymnasium nach ihnen benannte. Im Jahr 1939 zog die Familie in das Haus edition_D 43


HISTORISCHE PERSÖNLICHKEITEN

Hans und Sophie Scholl sind in die Geschichte eingegangen. Und damit auch fest mit Vergangenheit und Gegenwart der Stadt Ulm verwoben

Die Stele am Münsterplatz erinnert an den Ort, an dem das Haus stand, in dem die Familie Scholl bis 1942 lebte

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wird mit zwei Bronze-Büsten den mutigen ­Geschwistern gedacht. Geschaffen wurden sie von dem Grafikdesigner Otl Aicher, dem Ehemann von Inge Aicher-Scholl, der ältesten Schwester von Sophie und Hans. Sie gründete ihnen zu Ehren im Jahr 1946 die nicht weit von hier gelegene Volkshochschule Ulm, Kornhausplatz 5. Bis heute befindet sich hier die Gedenkstätte und Dauerausstellung „Wir wollten das andere“, die im April 2009 öffnete. Neben Hans und Sophie Scholl porträtiert die Schau 22 Ulmer Jugendliche, die im Nationalsozialismus auf ihren gesunden Menschenverstand setzten und nicht in Reih und Glied mitmarschierten.

Enttäuscht von der Wirklichkeit des Nationalsozialismus

Die Dauerausstellung dokumentiert auch den Gesinnungswandel der Geschwister. Wurde dem anfangs begeisterten HitlerAnhänger Hans Scholl im Herbst 1935 die „Ehre“ zuteil, auf dem Nürnberger Reichsparteitag als einer von drei Fahnenträgern der Ulmer Hitlerjugend an Adolf Hitler vorbeimarschieren zu dürfen, kam er „jedoch nachdenklich zurück, war enttäuscht von der Wirklichkeit des National­

Fotos: Schlaier, Arthaus-Film, Pantheon Verlag

mit ihrem Tod gerechnet? Eine Antwort gab ihr Vater Robert im Jahr 1968 in der Abendschau des Süddeutschen Rundfunks. Die Eltern durften ihre Kinder, nichts von der drohenden Hinrichtung wissend, noch einmal in der Haft besuchen. Jahre später sagte er in die Fernsehkamera: „Sophie war bestimmt und nicht traurig. Sie hat sicher mit ihrem Tod g­ erechnet. Als ich Hans über das Gitter hinweg in den Arm nahm, sagte ich ihm, dass sie in die Geschichte eingehen würden.“ Der Mann, der nach der Hinrichtung ­seiner Kinder in Ulmer Sippenhaft genommen wurde, nach dem Krieg jedoch von den US-amerikanischen Besatzungsbehörden zum Ulmer Oberbürgermeister ernannt worden war, sollte recht behalten. Hans und Sophie Scholl und die weiteren Mitglieder der Weißen Rose sind in die Geschichte eingegangen. Und damit auch fest mit der Vergangenheit der Stadt Ulm verwoben, die heute an vielen Stellen ihr Vermächtnis wahrt. So sind die Geschwister Namensgeber des zentral in der City gelegenen Platzes „Neue Mitte“, der „Sophie war bestimmt als Bindeglied zwischen dem historischen und nicht traurig“ Wie mögen die letzten Stunden der bei- Rathaus und dem modernen Stadthaus den Geschwister verlaufen sein? Haben sie auf dem Münsterplatz dient. Auch hier „Münsterplatz 33“ und bewohnte dort bis 1942 sieben Zimmer. Von dem Gebäude ist heute nichts mehr zu sehen, im Zweiten Weltkrieg wurde es komplett zerstört. Heute erinnert hier eine pechschwarze Stele an die Studenten, die am 22. Februar 1943 im Vollstreckungsgefängnis München-Stadelheim zum Tode verurteilt wurden. Nur vier Tage zuvor waren sie an der Universität München verhaftet worden, als sie Flugblätter in die Aula flattern ließen. Die Nationalsozialisten machten damals kurzen Prozess mit ihnen. Die Anklage des Schnellverfahrens lautete: Vorbereitung zum Hochverrat. Auf der Gedenktafel, die im Schatten des mächtigen Münsterturms steht, ist zu lesen: „Aus den Flugblättern der Weißen Rose: Wir schweigen nicht. Wir sind Euer schlechtes Gewissen. Die Weiße Rose lässt Euch keine Ruhe.“ Sätze, die manche Ulmer und Besucher der Stadt am Rande des trubeligen Münsterplatzes kurz innehalten lassen. Doch viele gehen auch arglos vorbei.

sozialismus.“ Dies führte zu einem Umdenken des jungen Mannes, der ab dem Sommersemester 1939 in München Medizin studierte. Hier verfasste er im Juni und Juli 1942 gemeinsam mit seinem gleichgesinnten Freund Alexander Schmorell vier Flugblätter der „Weißen Rose“ und wählte damit einen Namen, der heute weltweit zu einem Symbol für Widerstand geworden ist. Das fünfte dieser Flugblätter führt zu der letzten Station unserer Spurensuche: in die evangelische Martin-Luther-Kirche, Zinglerstraße 66, in der Ulmer Weststadt. Hier greift eine Erinnerungsstätte das Wirken der beiden Geschwister mit mehreren Schautafeln auf. Denn in der Orgelstube machten die Freunde der Geschwister im Jahr 1943 das fünfte Flugblatt der Bewegung versandfertig. Der Tisch, auf dem eine Schreibmaschine stand, mit der sie die Briefe adressierten, ist heute noch zu sehen. Diesen Ulmer Freunden ist der Großteil der Ausstellung gewidmet. Hier kann man über Hans Hirzel und Franz Josef Müller nachlesen. Der Pfarrerssohn Hans war die treibende Kraft der Schülergruppe. Mit seinen Freunden diskutierte er oft und lange darüber, was man als Christ gegen Hitler tun kann und darf. Er machte das

Versteck hinter der Empore ausfindig, da er als Aushilfe immer wieder auf der Orgel spielte und so einen Schlüssel zur Kirche hatte. Hier findet man auch eine Info­tafel über Susanne „Suse“ Hirzel, die älteste Schwester von Hans. Die Jugendfreundin von Sophie Scholl war bei der Verteilung der Flugblätter 21 Jahre alt.

„Wir sind tot, tot. Aber das Flugblatt ist großartig.“

Sophie Scholl, die im März 1940 an der Ulmer Mädchen-Oberrealschule ihr Abitur gemacht hatte und seit Mai 1942 ebenfalls in München studierte, brachte 1943 über 2.000 Stück des fünften Flugblattes in einer Nacht- und Nebelaktion mit dem Zug nach Ulm. Als ihre Freundin Susanne Hirzel das Dokument zum ersten Mal sah, sagte sie spontan: „Die sind wahnsinnig. Alle werden geschnappt werden, wir sind tot, tot. Aber das Flugblatt ist großartig.“ Trotz ihrer Bedenken machte die mutige Studentin mit – und wurde nicht geschnappt. Weitere Tafeln informieren über die drei anderen Mitglieder, die damals mit der Verteilung der Briefe in Ulm ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatten. Dies waren Franz Josef Müller, der vom Volksgerichtshof zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde,

Gut versteckt: Hinter der Orgel der Martin-Luther-Kirche machten die Ulmer Freunde von Hans und Sophie Scholl das letzte Flugblatt versandfertig

Heinz Brenner, der von Freunden bis zum Kriegsende versteckt wurde, sowie Heiner Guter, der ins Gefängnis kam, nur weil er von der Flugblattaktion wusste und seine Freunde nicht anzeigte. Heute sind alle fünf tot, im Westflügel der Martin-LutherKirche werden sie für den Betrachter wieder lebendig. Für einen kurzen Augenblick. Und irgendwie doch auch für immer.

Vertiefen & Verstehen Film: „Die Weiße Rose“ Immer noch eine der besten Verfilmungen: Die Geschichte der Weißen Rose mit Lena Stolze als Sophie und Wulf Kessler als Hans Scholl von 1982. Drehbuch und Regie: Michael Verhoeven Buch: „Die Weiße Rose“ Wie werden aus „normalen“ Menschen Widerstandskämpfer? Die Historikerin und Journalistin Miriam Gebhardt liefert ebenso anrührende wie faktenbasierte Antworten. Pantheon Verlag, 13 Euro Dauerausstellung: „Wir wollten das andere“ Im EinsteinHaus der Ulmer VHS dokumentiert die Ausstellung den Widerstand der Ulmer Jugend zwischen 1933 und 1945. DenkStätte „Weiße Rose“, Kornhausplatz 5, 89073 Ulm, Tel. 0731-15 30-22

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INNOVATIONEN

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Wer hat´s erfunden?

an muss ehrlich sein. Der allererste Ulmer Sprung ging daneben, oder besser: er endete pfeilgerade im Wasser. Blicken wir zu Beginn auf das Jahr 1811, als Albrecht Ludwig Berblinger von der Adlerbastei aus mit seinem selbstkonstruierten Fluggerät über die Donau gleiten wollte. Monatelang hatte er hierfür den Flug von Eulen beobachtet. Es half nichts. Fallwinde und der Start mit Rückenwind bescherten dem Traum vom Fliegen ein jähes Ende. Bereitstehende Fischer retteten den „Schneider von Ulm“ unter dem Gejohle der vielen Zuschauer aus den Fluten. Der Spott war ihm gewiss. Heute gilt er als Flugpionier, der erstmals einen halbstarren Hängegleiter entwickelte. Zur Verbindung der beiden Schwingen benutzte er ein Streckgelenk, das er bereits bei der von ihm initiierten Herstellung künstlicher Gliedmaßen entwickelt hatte. Und so steht Albrecht Berblinger als bemerkenswerte Persönlichkeit am Anfang einer Reihe innovativer Ulmer Tüftler, Handwerksmeister und Unternehmer.

In Ulm wurde schon immer gerne getüftelt. Wenn es darum ging, Neues zu schaffen, wagten kluge Köpfe große Sprünge, kletterten steil in die Höhe und nahmen es mit morschen Knochen auf. Nicht selten entstanden dabei Dinge, die auf der ganzen Welt für immer und ewig mit den drei Buchstaben der Stadt verbunden sind. Das glauben Sie nicht? Wir haben die Beweise Text: Stefan Loeffler

Eine harte Sache

Zu ihnen gehörte auch der Apotheker Gustav Leube, der 1883 nachwies, dass der Kalkmergel des bei Ulm gelegenen Blautals zur Herstellung von hydraulischem Kalk dienen kann. Und der war nichts anderes als ein Bindemittel, das bei der Zugabe von Wasser erhärtete. Was zunächst mit kleinen Versuchsmengen aus der Apotheke begann, mach- Was mit kleinen te Gustav Leube rasch weit Mengen aus der über Ulm hinaus bekannt: die Fabrikation von Zement. Apotheke begann, Anfangs musste das neue machte Gustav Produkt erst in den Markt eingeführt werden, doch die Leube weltweit Vorteile dieses Baustoffes bekannt: überzeugten schnell. Bereits im Jahre 1843 lieferten die Fabrikation die „Gebrüder Leube“ den „Ulmer Zement“ bis nach von Zement Wien, später bis Prag. Auch der Unternehmer Eduard Schwenk stieg 1847 erfolgreich in die Zementproduktion ein. Gemeinsam mit anderen Baustoffunternehmen machte er in der Folgezeit Ulm auch zu einem Zentrum der deutschen Kunststeinindustrie. Heute ist das Familienunternehmen Schwenk-Zement weltweit tätig.

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Foto: Daimler AG

Fotos: xxxx

Das Bild, auf dem sechs Kässbohrer-Mitarbeiter das Gerippe des Prototyps hochheben, ging um die Welt, bevor dann die Busse ihren Siegeszug rund um den Globus antraten

Fotos: xxxx

Hoch hinaus mit der „Ulmer Leiter“

Lassen wir nun den Kaufmann Conrad Dietrich Magirus auf die Bühne treten, der von 1824 bis 1895 in Ulm lebte und wirkte. Er überließ den Verkauf von Ellenwaren lieber seiner Frau und widmete sich stattdessen ganz dem Feuerlöschwesen der Stadt, das er als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr stetig verbesserte. Und so entstand im Jahr 1872 die erste fahrbare, freistehende „Ulmer Leiter“ mit einer Steighöhe von bis zu 14 Metern. Sie ist eine echte Revolution. Denn erstmals kann eine Leiter im Freistand bestiegen und im ausgezogenen Zustand bewegt edition_D 47


INNOVATIONEN

werden. Diese technische Revolution wird auf der Weltausstel- Stuttgart endete nach über 102 Jahren die Geschichte des Ulmer lung in Wien mit der Goldmedaille ausgezeichnet und tritt ihren Traditionsunternehmens Kässbohrer. Mit dieser Neuordnung internationalen Siegeszug an. Als der Firmenvater Conrad Diet- wurde die wirtschaftliche Basis dafür geschaffen, dass der Prorich Magirus im Juni 1895 stirbt, übernehmen seine drei Söhne duktname Setra heute einer der renommiertesten europäischen die Leitung der Firma. Bereits zur Jahrhundertwende arbeiten Omnibusmarken ist. rund 300 Mitarbeiter für die Vereinigte Feuerwehrgerätefabrik Die Marke ist seit jeher Vorreiter bei Sicherheits- und Assistenz­GmbH. Im Jahre 1921 rollt das erste leichte Löschfahrzeug auf systemen. Als jüngstes Beispiel sei an dieser Stelle der Active einem 1,5-Tonnen-Fahrgestell, die sogenannte „Bayernspritze“, Brake Assist 4 (ABA 4) mit Fußgängererkennung genannt. Mit aus den Werkstätten in Söflingen. Bis zur Feier des 100-jährigen diesem System schlägt Daimler Buses ein weiteres Kapitel auf: Bestehens präsentierte Magirus den weltweit ersten geschweißten Weltweit erstmals reagiert ein Notbremsassistent in einem Reise­ Stahlleitersatz für eine fünfteilige Drehleiter mit einer Höhe von bus automatisch bei Fußgängern. In einer Gefahrensituation 34,8 Metern sowie die höchste Drehleiter der Welt mit 52 + 2 warnt er den Fahrer optisch sowie akustisch vor einer Kollision Metern Steighöhe und eingebautem Fahrund leitet gleichzeitig automatisch eine stuhl. Bis heute steht der Name Magirus Teilbremsung ein. Ob Zement oder weltweit für Brandschutz.

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Busse, die sich selbst tragen

1 (1) 1958 baute das Unternehmen Ulrich die erste deutsche Herz-Lungen-Maschine. (2) Macht auch in Valencia eine gute Figur: der Doppelstockbus S 531 DT, das neueste Produkt von Setra. (3) Leiterwagen von Magirus von 1904. (4) Der Nachbau des ersten Fluggeräts von Albrecht Berblinger ist im Ulmer Rathaus zu bewundern. (5) Die Büste des Zementerfinders Gustav Leube steht nahe des heutigen Firmensitzes in St. Leonhard, Österreich

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Fotos: Daimler AG, Eweht, Stefan Loeffler, C. D. Magirus, ulrich medical

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selbsttragende Busse, Feuerwehrleiter oder Herz-Lungen-Maschine – ohne die Ulmer Erfindungen sähe die Welt anders aus

In der Stadt ging es bei den Erfindungen jedoch nicht immer nur hoch hinaus. Wir schreiben das Jahr 1951, als die internationale Reisebus-Branche voller Erstaunen nach Ulm blickte. In diesem Jahr präsentierte der Ulmer Unternehmer Otto Kässbohrer mit einem Setra S 8 den ersten Reisebus mit selbsttragender Karosserie in Deutschland. Früher wurden die Aufsätze mit den Sitzen auf Lkw-Fahrgestelle montiert. Auch wenn der Tüftler dieses Bauprinzip nicht erfunden hat, so hat er es jedoch für den Omnibus zur Serienreife entwickelt. Der Name Setra leitet sich seit dieser Zeit von „selbsttragend“ ab. Firmenintern wurde hierfür das Entwicklungsprojekt „KKS“ gestartet. Die drei Buchstaben standen für „Karl Kässbohrer selbsttragender Omnibus“. Es wurde mit dem Satz begründet: „Um von der Anlieferung von Omnibusfahrgestellen unabhängig zu sein und gleichzeitig den Omnibus als Personenbeförderungsmittel technisch zu verbessern, wird die Entwicklung eines selbsttragenden, fahrgestelllosen Omnibusses in Angriff genommen.“ Wer es damals nicht glauben wollte, der konnte es sehen. Das Bild, auf dem sechs KässbohrerMitarbeiter das Gerippe des Prototyps hochheben, ging um die Welt, bevor dann die Busse ihren Siegeszug rund um den Globus antraten. Der Schritt vom Aufbau auf Lkw-Chassis zum eigenständigen Bus war damit vollzogen. Das Foto war der eindeutige Beweis dafür, dass diese Baustruktur sowohl gewichtsoptimiert war, als auch für mehr Stabilität sorgte. Nicht nur über dieses Bauprinzip wurde gestaunt, denn der Omnibus bekam eine neue Form, der fortan einen Heckmotor besaß und der das Gepäck in große Kofferräume aufnehmen konnte, die im Bodenbereich der Karosserie integriert waren. Zudem gab es in dem S 8 eine angemessene Stehhöhe und ausreichend Sitzabstand. Insgesamt 35 Sitzplätze offerierte das über neun Meter lange Fahrzeug. Die Modellbezeichnung ergab sich übrigens aus der Anzahl der Sitzreihen. Sechs Baureihen sind seither entstanden. Doch mit der Gründung der EvoBus GmbH am 23. Februar 1995 durch die damalige Mercedes-Benz AG in

In Ulm hat es schon oft gefunkt

Viele Deutsche können sich ganz bestimmt noch an den Namen Telefunken erinnern. Auch wenn es den Technologiekonzern schon lange nicht mehr gibt, so hat doch das Röhrenwerk in der Ulmer Weststadt sowie das Forschungsinstitut wegweisende Ergebnisse, etwa in der Glasfaser-Über­ tragung oder der Sprach- und Mustererkennung, einen fruchtbaren Boden für die heutige Wissenschaftsstadt auf dem Oberen Eselsberg bereitet. Und so gingen und gehen Anlagen und hochkomplexe Systeme der Kommunikations-, der Sicherheits- und auch der Verteidigungstechnik von Ulm aus in die weite Welt.

Kraft für Herz und Lunge

Ulmer Forscher hatten immer auch das Wohl der Menschen im Visier. Seit 1912 begleitet und initiiert die von Heiner Ulrich gegründete Firma Ulrich Entwicklungen auf dem Gebiet der Medizintechnik. 1934 wurde hier zum Beispiel erstmals ein Magen-Darm-Nähapparat mit auswechselbarem Klammermagazin konstruiert. Er wurde als der Ulrich´sche Apparat berühmt. 1952 entwickelte das Unternehmen das erste künstliche Fingergelenk der Welt aus Metall und baute 1958 die erste deutsche HerzLungen-Maschine. Meisterleistungen, die bei immer differenzierteren Anforderungen der High-Tech-Medizin bis heute ihre ­Fortsetzung finden und weltweit zur Anwendung kommen.

Innovativ auch im Verein Ulm und Neu-Ulm haben sogar einen „Verein zur Förderung der Innovationsregion Ulm – Spitze im Süden e.V.“ Erklärtes Ziel: Menschen begeistern, in der Region zu studieren, zu leben und zu arbeiten (und vielleicht Neues zu erfinden?). 1998 gegründet, feiert der Verein dieses Jahr sein 20. Jubiläum. www.innovationsregion-ulm.de

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Für zehn Millionen Euro ließ Siegfried Weishaupt die imposante Kunsthalle in der „Neuen Mitte“ Ulms bauen. Nach den Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg war das Gebiet am Stadtzentrum zur bloßen Durchgangsstraße verkommen. Das Gesamtprojekt „Neue Mitte Ulm“ war einer der Preisträger des Deutschen Städtebaupreises 2006

KUNST GUCKEN

Die Sache mit dem Quadrat

In der „kunsthalle weishaupt“ kann man buchstäblich unzählige Sehenswürdigkeiten entdecken: Moderne Kunst, die ebenso gefällt wie fordert und vor allem Lust macht, sich damit zu beschäftigen! Text: Ulrike Fischer, Bildauswahl und Erklärungen: Kathrin Weishaupt-Theopold

„Wir wollen das Haus beleben, schreiben aktiv Schulen an, bieten Familienführungen und Workshops, denn wir wollen die breite Masse bewegen und kein elitärer Kunsttempel sein“, so fasste Kathrin Weishaupt-Theopold den gesellschaftlichen Auftrag der Sammlung Weishaupt anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Kunsthalle Weishaupt 2017 zusammen. Sie ist die Tochter des Unternehmer- und Sammler-Ehepaars Siegfried und Jutta Weishaupt. Und was die Eltern da über fünf Jahrzehnte „eher aus dem Bauch he-

raus“ sammelten – vorwiegend abstrakte Kunst von Josef Albers, Mark Rothko, Lucio Fontana, Victor Vasarely, später Werke der ZERO-Gruppe um Otto Piene und Günther Uecker, Pop-Art von Keith ­Haring und aktuelle Positionen wie die großformatigen Kohlezeichnungen von Robert Longo – kuratiert die studierte Kunsthistorikerin zu immer neuen Ausstellungen, die der Sammlung (und der Stadt) zu internationaler Bekanntheit und Bedeutung verhalfen. Die Vorliebe zum Quadrat, jenem ikonografischen Urknall

der abstrakten Malerei (schnell mal den russischen Suprematisten Kasimir Male­ witsch und sein „Schwarzes Quadrat“ von 1915 googeln!) findet sich im Bau der Kunsthalle in Ulms „Neuer Mitte“ eindrücklich wieder: Denn abends erstrahlt der Bau des Architekten Wolfram Wöhr als riesiges Fenster und leuchtende Ein­ ladung zum Kunstgenuss. Die folgenden zehn Werke gehören zu den wichtigsten der Sammlung. Kathrin Weishaupt-Theopold und ihr Team er­ ­ zählen, warum. Hereinspaziert!

Josef Albers

Homage to the Square, „RIII a-5“, 1969, Öl auf Holzfaserplatte, 80 x 80 cm, © The Josef and Anni Albers Foundation/VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Am Anfang der Sammlung stand die Verbindung zur Hoch­schule für Gestaltung (HfG) in Ulm. Vor allem Werke von Josef Albers (1888 -1976), der zeitweilig auch in Ulm lehrte, prägten die Kunstauffassung von Siegfried Weishaupt. Eine Vielzahl an ­Arbeiten aus der berühmten Serie „Homage to the Square“ ­haben Eingang in die Sammlung gefunden – exemplarisch hier die rote „RIII a-5“. In seiner Huldigung an das Quadrat untersucht Albers­die Wechselwirkung unterschied­licher Farbtöne in einer nuancenreichen Hell-Dunkel-Abstufung und lässt damit ­mehrdeutige, rhythmisierte Lesarten mit alternierenden ­Raumeindrücken zu: Mal scheint das hellrote Quadrat in den Vordergrund zu ­treten, mal scheint es wie das Licht am Ende des Tunnels. 50 edition_D

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KUNST GUCKEN

Maurizio Nannucci

Never Move Far From Color, 2011, Neon, 245 x 204 x 6 cm, © beim Künstler Die Visualisierung von Sprache ist das zentrale Moment in der Kunst von Maurizio Nannucci (*1939 in Florenz). Ausgehend von seinen Anfängen in konkreter Poesie, können die Worte dabei ganz unterschiedliche Formen annehmen – als Flatterband von einem Flugzeug über den Himmel gezogen, mit dem Finger ins Wasser geschrieben oder in Interviewform von Passanten aufgenommen. Vor allem aber mittels Neoninstallationen bringt Nannucci seine Kunst seit den späten 1960er-Jahren zum Ausdruck. „Never Move Far From Color“ – das könnte auch als Leitspruch für die Sammlung dienen, die sich auf die Begeisterung für klare Formen und leuchtende Farben gründet.

Robert Longo

Untitled (Raft at Sea), 2016-2017, Kohle auf Papier, Triptychon, gesamt 355,6 x 713,7 cm © VG Bild-Kunst, Bonn 2018

Keith Haring

„Wir leben in einem unglaublichen Bildersturm. Ich will die Bilder wieder langsamer machen, damit man sie auch verstehen kann“, so Robert Longo, US-amerikanischer Multimediakünstler (*1953). In seinen fotorealistischen Kohlezeichnungen greift er bildgewaltig aktuelle politische und gesellschaftliche Themen auf und gilt damit als bedeutender Historienmaler unserer Zeit. In dem mit über sieben Meter Breite monumentalen Triptychon „Untitled (Raft at Sea)“ konfrontiert er den Betrachter mit einem Flüchtlingsboot, das auf den unruhigen Wellen des Mittelmeers treibt. Die kunsthalle weishaupt widmete dem Künstler, der mit einer Vielzahl von Arbeiten in der Sammlung vertreten ist, 2010 eine große Werkschau.

Ohne Titel, 1986, Acryl und Öl auf Leinwand, 234 x 488 cm, © Keith Haring Foundation, New York

Robert Rauschenberg Gerold Miller

total object 152, 2008, Aluminium lackiert, 298 x 298 x 16 cm, © beim Künstler Den ursprünglichen Vorlieben treu, sammeln Siegfried und Jutta Weishaupt auch heute noch geometrisch abstrakte Kunstwerke, meist umgesetzt in modernen Techniken. Verstärkt lösen Aluminium und Stahl die konventionelle Leinwand als Bildträger ab. Auch die hochglanzpolierte Oberflächenbearbeitung, wie beispielsweise in den „total objects“ von Gerold Miller (*1961), verleiht der Sammlung ein zeitgemäßes Gesicht. Sein Werk zeichnet sich durch radikale Reduktion und monochrome Farbigkeit aus. Mit minimalem Einsatz an Formen und Farben arbeitend, sind seine Objekte Bild und Skulptur zugleich. 52 edition_D

Summer Rental, 1960, 178 x 137 cm, Öl und Papier auf Leinwand, © Robert Rauschenberg Foundation/VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Mit dem Ankauf eines Combine-Paintings von Robert Rauschenberg (1925-2008) öffnete sich die Sammlung 1983 einer gewissen Gegenständlichkeit, ohne die die farbenfrohe Pop Art eines Andy Warhol, Roy Lichtenstein oder Tom Wesselmann ebenso wenig denkbar wäre wie die Ausdrucksweise der jüngeren Generation mit Keith Haring und Jean-Michel Basquiat. Von daher zählt die Arbeit „Summer Rental“ zu einem Schlüsselwerk, ohne das das Gesicht der Sammlung heute ein anderes wäre.

Keith Haring spielt in der Sammlung eine besondere Rolle, und das nicht nur, weil er mit mehreren großformatigen Arbeiten darin vertreten ist. Die Sammler Siegfried und Jutta Weishaupt lernten Keith Haring 1985 bei einem Besuch seiner New Yorker Atelierräume kennen. Bekannt geworden ist Haring mit seinen Strichmännchen, deren rhythmische Bewegungen Echo auf die New Yorker Musikszene waren. In seiner Lieblingsdiskothek „Paradise Garage“ kam Mitte der 1980er-Jahre ein neuer Tanzstil in Mode. Das „Vogueing“ – inspiriert von den Posen der Models in der „Vogue“ – war eine Parodie auf deren „coolen Look“. Beim Vogueing breiten die Tänzer ihre Arme weit aus, gestikulieren mit den Händen, die sich ständig nach innen drehen, während der Körper Schlangenbewegungen macht. Die Strichmarkierungen um die Figuren versinnbildlichen die Energieausstrahlung der Tänzer.


KUNST GUCKEN RUBRIK

Mark Rothko

Ohne Titel (No.14), 1963, Öl auf Leinwand, 175 x 127 cm, © Kate Rothko-Prizel & Christopher Rothko / VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Diese Arbeit Mark Rothkos (1903-1970) gehört zu den Herzstücken, die bei keiner der großen Sammlungspräsentationen der vergangenen Jahre fehlen durften. Bild No.14 hat die unverwechselbare Bildgestalt, die den Amerikaner russisch-jüdischer Herkunft als Protagonisten der Farbfeldmalerei berühmt gemacht hat: frei im Raum schwebende Rechtecke mit weich verwischten Rändern vor einem ortlosen Hintergrund. Die Formen scheinen – in der Gegenüberstellung von leuchtenden Rot- und erdigen Brauntönen – einerseits aus der Bildebene heraus-, andererseits zurückzutreten, sich in Schleier zu verwandeln. Die subtilen Farbmodulationen der dünn aufgetragenen Farbe schaffen eine überwältigende atmosphärische Illusion.

Liam Gillick

Complete Bin Development, 2013, Pulverbeschichtetes Aluminium, Plexiglas, sechsteilig, je 300 x 150 x 150 cm, © beim Künstler

Ben Willikens

Raum 1387: Salon Haus Tugendhat, Brünn, 2018, Acryl auf Leinwand, 200 x 300 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Menschenleere Räume und Raumansichten, perspektivisch perfekt konzipiert und häufig in Grisaille-Technik mittels einer umfassenden Palette von Graunuancen wiedergegeben – so entfaltet sich die Bildwelt des 1939 in Leipzig geborenen Künstlers Ben Willikens. In seinen jüngsten Arbeiten wie dem „Raum 1387“ halten Farben und malerische Elemente Einzug. Den Sammler Siegfried Weishaupt ­verbindet mit Ben Willikens eine enge Freundschaft, die über die Jahre gewachsen ist. 2014 stiftete Siegfried Weishaupt das „Leipziger Firmament“, ein monumentales Deckengemälde im Museum der bildenden Künste Leipzig. 2016/17 widmete die kunsthalle weishaupt dem deutschen Maler eine große Retrospektive.

Lucio Fontana

Concetto Spaziale. La Fine di Dio, 1963, Öl auf Leinwand, 178 x 123 cm, © Lucio Fontana by SIAE / VG Bild-Kunst, Bonn 2018 Der italienische Künstler Lucio Fontana (1899 -1968) wurde bekannt durch eine Geste, die radikaler nicht hätte sein können. Mit Entschiedenheit geführter Klinge versetzt der Künstler der Leinwand Schnitte. Fontana hinterfragte den klassischen Bildbegriff und forderte in seinem 1946 erschienen „Manifesto Bianco“ eine Erneuerung der Kunst. Die Zweidimensionalität der Leinwand soll aufgelöst werden. Die „Fine di Dio“-Gemälde erscheinen wie Sinnbilder für den ewigen Kreislauf von Schöpfung, Tod und Wiedergeburt. 54 edition_D

Ausgewählte Skulpturen ergänzen die Sammlung in allen stilistischen Bereichen. Im zeitgenössischen Bereich ist der britische Objektkünstler Liam Gillick (*1964) mit mehreren seiner minimalistischen Rauminstallationen vertreten. In „Complete Bin Development“ konzipiert er etwas Vollendetes, das zugleich in seiner modularen Form und dem seriellen Charakter prädestiniert ist für eine (Weiter-)Entwicklung. Hierbei bleibt die Form der Einzelobjekte aus industriell gefertigtem Aluminium mit quadratischer Grundfläche gleich, die Variation ergibt sich über das Farbschema der Plexiglaselemente. Über das Spektrum der RAL-Farben (seit 1925 normierte Farbcodes, weltweit einheitlich), mit denen Gillick arbeitet, eröffnet sich das Fortsetzungs­potential mit bis zu 213 Farben der RAL Classic Farbsammlung.


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Kloster Roggenburg

Hier geht’s um Ulm herum! Vielen Menschen fällt beim Namen der Stadt sofort der berühmt Zungenbrecher ein, der es sogar zu einem Eintrag bei Wikipedia geschafft hat. Tatsache ist, dass man nicht nur in Ulm, sondern auch um Ulm herum viel Kultur und die mitunter schönsten Orte in ganz Süddeutschland findet

Foto: Kloster Roggenburg

Text: Stefan Löffler

„Tu deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele gern in ihm wohnt.“ Nach diesem Leitsatz der heiligen Teresa von Ávila kann man es sich im Klostergasthof Roggenburg so richtig gut gehen lassen. In der liebevoll zusammen­ gestellten Speisekarte aus schwäbischen und internationalen Gerichten findet sich für alle Besucher der Klosteranlage das Passende. Das Kloster Roggenburg wurde 1126 gegründet. Bis zur Säkularisation erfüllte diesen Ort das geistliche Leben der Prämonstratenser, die die bis heute bestehende Barockanlage errichteten. Seit Sommer 2015 erstrahlt das Klostergebäude in neuem Glanz und die Gartenanlagen, der Meditationsgarten mit Efeu-Labyrinth und der Kräutergarten laden zum Verweilen ein. Bildung so bunt wie das Leben bietet das Bildungszentrum und weit über die Region hinaus strahlt der „Roggenburger Sommer“. Orgel-, Kirchen-, Kammer- und Open-Air-Konzerte stehen auf dem Programm, das durch regelmäßig wechselnde Kunstausstellungen im Haus für Kunst und Kultur ergänzt wird. www.kloster-roggenburg.de

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Blautopf Blaubeuren

Steiff Museum Der Durchbruch in der Unternehmensgeschichte der Margarete Steiff GmbH erfolgte 1903, als ein Amerikaner auf der Leipziger Frühjahrsmesse auf der Suche nach einem innovativen Spielzeug kurz vor Schluss noch 3.000 Teddybären bestellte. Im Jahr 2005, anlässlich des 125-jährigen Firmenjubiläums, öffnete das Steiff Museum in Giengen an der Brenz seine Tore und ist seitdem eine wunderbare Erlebniswelt für die ganze Familie. Hier haben Kinder, Erwachsene, Sammler und Kuscheltierfreunde die einmalige Möglichkeit, sich über die Geschichte und die Produkte der weltbekannten Teddybärmarke „Steiff-Knopf im Ohr“ zu informieren. Vor dem detailgetreuen Nachbau der Nähstube von Margarete Steiff kann man sich bildlich vorstellen, wie die Erfolgsgeschichte des Unternehmens begann, und in der Schaufertigung erleben Besucher, wie Schritt für Schritt ein original Steifftier entsteht. Ergänzt wird das Museum vom größten Steiff-Shop der Welt sowie dem Bistro Knopf. www.steiff.com 58 edition_D

Fotos: Margarete Steiff GmbH, Alb-Donau-Kreis Tourismus, Bernd Hasenfratz

Jahrhundertelang war Wasser neben Muskel- und Windkraft die einzige Kraftquelle für mechanische Geräte. Die historische Hammerschmiede am Blautopf in Blaubeuren, wo die Blau entspringt, verdeutlicht dies eindrucksvoll: Über ein Wasserrad werden zwei Schmiedehämmer, eine Schleifmaschine und der Blasebalg für die Esse betrieben. Die frühere Schleifmühle, die 1804 zu einer Hammerschmiede erweitert wurde und bis 1948

in Betrieb war, ist seit 1966 wieder funktionsfähig und als Museum in Betrieb. Besucher erfahren allerhand Wissenswertes über das Schmiedehandwerk, Werkzeuge und Produkte. Neben der historischen Hammerschmiede lohnt sich auf jeden Fall ein Rundgang um den Blautopf, dessen Farbe Besucher aus der ganzen Welt in den Bann zieht. Der Blautopf ist nach dem Aachtopf die größte Karstquelle Deutschlands. www.blautopf.de

Öchsle Museumsbahn In diesem Tipp steckt ordentlich Dampf. Die Öchsle Museumsbahn mit ihren kohlebefeuerten, historischen Loks fährt wie anno dazumal 19 Kilometer zwischen Warthausen und Ochsenhausen durch Oberschwaben. In Wagen aus der Zeit der Jahr­ hundertwende können sich Jung und Alt in die Pionierzeit der Eisenbahn versetzen lassen. Bei gemächlichen 30 Stundenkilometern bietet der offene Sommerwagen ein beson­ deres Erlebnis mit unmittelbarem Genuss von Natur und Landschaft. Fahrräder werden im Gepäckwa­ gen kostenlos mitgenommen. Das Schmuckstück der Museumsbahn ist die Ur-Öchsle-Lok 99 633 von 1899. www.oechsle-bahn.de edition_D 59


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Eiszeitpfade In nur wenigen Schritten ist man hier ganz tief in die Vergangenheit eingetaucht. Denn der Alb-Donau-Kreis steckt voller geologischer Besonderheiten. Hier hat Weltkultur ihr Zuhause. Wanderer erleben eine eiszeitliche Landschaft mit Höhlen, Felsen, blauen Quellen und treffen auf bedeutende archäologische Fundstellen. Denn hier haben bereits vor 40.000 Jahren Menschen gelebt und erste künstlerische Fähigkeiten entwickelt. Aus Mammutelfenbein schnitzten sie einzigartige Tier- und Menschenfiguren – die ältesten Kunstwerke der Welt. Auch Musik gehörte dazu, wie Funde von Flöten aus Tierknochen und Elfenbein beweisen. Ob Schlossherrenrunde, Donauschleife, Eiszeitjägerpfad oder Laichinger Höhlentour – Wer auf den Eiszeitpfaden durch den Alb-Donau-Kreis wandert, streift durch geschwungene Flusstäler, auf aussichtsreichen Höhenzügen und durch dichte Wälder. Die 20 Rundwege sind sechs bis 15 km lang und ideal für Tages- und Halbtageswanderungen für Jung und Alt. www.tourismus.alb-donau-kreis.de

Fotos: Alb-Donau-Kreis Tourismus, Ralf Gührer, Bayerisches Bienenmuseum Illertissen

Klosterkirche Oberelchingen Die ehemalige Abteikirche Oberelchingen befindet sich auf dem östlichen Ausläufer der Schwäbischen Alb, im Ulmer Winkel, gerade noch auf bayerischem Boden. Durch ihre Position auf einer Höhe von 530 Metern ü. d. M. bietet sie Besuchern ein traumhaftes Panorama. Bei guter Wetterlage kann man bis zu den Alpen blicken. Gegründet wurde das Kloster zunächst im Tal Anfang des 12. Jahrhunderts von Adalbert von Ravenstein

Bayerisches Bienenmuseum Keine Angst, die tut nichts. Die Rede ist von einer echten Bienenkönigin, die in den herrschaftlichen Räumen des Bayerischen Bienenmuseums des Landkreises Neu-Ulm zuhause ist. Dieses ist im Vöhlinschloss hoch über der Stadt Illertissen untergebracht. Zu sehen gibt’s 50 Millionen Jahre alte Ur-Bienen in Bernstein, Geräte der Imkerei und Grafiken aus sechs Jahr­ hunderten. Die Anfänge des Museums gehen auf den Pharma­ zeuten und Chemiker Karl August Forster (1899 bis 1984) zurück. Auch den Jüngsten wird es beim Rundgang nicht langweilig. Die berühmteste Biene der Welt, die Biene Maja, wird in einem kurzen Trickfilm gezeigt. www.landkreis.neu-ulm-tourismus.de

und seiner Gemahlin Berta, einer Schwester des Kaisers Konrad III. Nach einer Hochwasserkatastrophe wurde das Kloster auf dem Berg innerhalb der mittelalterlichen Burganlage neu gegründet. Im Oktober 1805 stürmten die Soldaten Napoleons die Pfarr- und Wallfahrtskirche bei der berühmten Schlacht von Elchingen. Sie hatten die Truppen Österreichs besiegt und pflegten in der Kirche ihre Verwundeten. www.pfarrgemeinde-oberelchingen.de


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Urgeschichtliches Museum Blaubeuren

Fotos: Urgeschichtliches Museum Blaubeuren, Kulturhof Erpfenhausen

Kennen Sie die Venus vom Hohlen Fels? Nein? Dann wird es höchste Zeit, denn die sechs Zentimeter große, aus Mammut-Elfenbein geschnitzte Figur zählt zu den weltweit ältesten Darstellungen des menschlichen Körpers. Zu sehen ist die ca. 35.000 Jahre alte Dame im Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren (urmu) – nicht weit von Ulm entfernt. Hier findet man ebenso alte Blasinstrumente aus Mammutelfenbein und Vogelknochen. Sie sind die ältesten Musikinstrumente der Menschheit. Zusammen mit vielen Schmuckfunden geben diese Objekte einen tiefen Einblick in das symbolische Denken der frühen modernen Menschen. Sie stammen aus Höhlen des Ach- und Lonetals, die seit drei Jahren UNESCO-Weltkulturerbe sind. Das vor über 50 Jahren gegründete und 2014 erweiterte und neu konzipierte Museum ist in einem der schönsten mittelalterlichen Fachwerkgebäude in Blaubeuren, im ehemaligen Heilig-Geist-Spital, untergebracht. Mit seinem umfangreichen Begleitprogramm ist das urmu für Kulturgäste, Familien, Schulklassen und Betriebsausflüge ein attraktives Ziel. Spannend: die Steinzeit­werkstatt, in der man zum Beispiel lernen kann, wie Steinzeitmenschen gekocht haben. www.urmu.de

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Kulturhof Erpfenhausen Etwas Gutes wirkt immer noch besser, wenn man es nicht erwartet hat. So kann es einem ergehen, wenn man auf dem Weg von Ulm nach Heidenheim kurz nach Gerstetten auf der Schwäbischen Alb rechts abbiegt. Die Straße – ein besserer Feldweg – führt in einen kleinen Weiler namens Erpfenhausen. Und hier wird seit nunmehr 20 Jahren der Kulturhof Erpfenhausen temporär als Kleinkunstbühne betrieben. Sonja Banzhaf und Benny Jäger veranstalten drei bis vier Mal im Jahr eine Kleinkunstreihe mit Kabarett, Comedy und Musik. Zwischendurch wird der Hof vermietet für Hochzeiten und andere Feiern oder dient als Kulisse für Fotoshootings oder Filmaufnahmen. Ist es die umgebende Landschaft aus Wiesen, Feldern und Wäldern, Schlehen und Wacholderbüschen? Oder sind es die Menschen, die hier schaffen und werkeln? Was das Besondere an diesem Ort ist, findet man am besten selbst heraus! www.erpfenhausen.de

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Schloss Mochental

Haupt- und Landgestüt Marbach Ein Traum für Pferdeliebhaber und -liebhaberinnen ist das weltbekannte Haupt- und Landgestüt Marbach. Edle Warmbluthengste, liebenswerte Schwarzwälder Füchse und stolze Vollblutaraber haben ihre Heimat im ältesten staatlichen Gestüt Deutschlands. Rund 600 Reit- und Fahrschüler besuchen jedes Jahr die Landesreit- und Landesfahrschule mit Kursen vom Anfänger bis zum Trainer. Auch Besucher können hier was erleben! Geschulte Gestütsführer geben bei einer Führung interessante Einblicke in die Arbeit und in die Geschichte des Gestüts. Bei einer Planwagenfahrt oder einer individuellen Kutschfahrt sehen Besucherinnen und Besucher mehr von der herrlichen Landschaft rund um die Gestütshöfe. Satteln Sie auf! www.gestuet-marbach.de

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Fotos: Stephan Kube, Alb-Donau-Kreis Tourismus

Hier erfahren Gäste, wie sie ihre Böden blitzblank halten können. Denn hier befindet sich das erste Besenmuseum der Welt. Klar, dass sich jedoch nicht nur deshalb ein Besuch im Schloss Mochental lohnt, das sich weithin sichtbar west­ lich von Ehingen über einem verlassenen Flussbett der Donau erhebt. Im Nordwest­ flügel liegt die Nikolauskapel­ le, in der ein Freskenzyklus über das Leben des Heiligen Nikolaus die Blicke auf sich zieht. Liebhaber moderner Kunst kommen in der Galerie Schrade auf ihre Kosten. Wer einfach bei einem herrlichen Ausblick entspannen möchte, dem sei die Schlossgaststätte mit Terrasse empfohlen. www.galerie-schrade.de


KULTUR

RUBRIK

Ob die Theatertage 2017, bei denen Bühnen aus ganz Baden-Württemberg ihre wichtigsten Produktionen zeigten, oder der vielfältige Spielplan: Das Theater Ulm ist Stadtgespräch, der Bau innen wie außen zeitlos cool

Anspruchsvolles Sprechtheater und mitreißende Musicals, politische Jugendstücke und Sinfoniekonzerte zum Dahinschmelzen: Im Theater Ulm kommt jeder auf seine Kosten – und das schon seit 376 Jahren Text: Bettina Koch

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as Senfgelb steht unter Denkmalschutz. Der Teppich, mit dem das Foyer, die Treppen, der große Theatersaal und seine Ränge des 1960erJahre-Baus ausgelegt sind, wirkt heimelig. Zugleich haftet dem Herbstton etwas Melancholisches an. Gerade jetzt passt die Farbe sehr gut, denn an diesem Stadttheater fühlen sich viele zuhause, doch es standen auch viele Abschiede an – der langjährige Intendant Andreas von Studnitz ist nach zwölf Jahren gegangen und

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in der Folge etliche Schauspieler des Ensembles sowie die komplette Ballettkompanie. Neue sind gekommen, es ist eine Zeit des Umbaus und da passt es, dass vor dem Theater gerade der Asphalt aufgerissen wird. Baustelle drinnen wie draußen. Der 50. Geburtstag des Theaterbaus von 1969 wirft seine Schatten voraus, auf dem Vorplatz wird gebaut und gewerkelt, die neue Straßenbahnlinie soll auch noch rechtzeitig fertig werden, der Theaterplatz neu gestaltet. Doch der Betrieb geht wei-

ter, Besucherinnen und Besucher strömen zur abendlichen Vorstellung. Noch ist ein bisschen Zeit bis zur Aufführung des dreieinhalb Stunden-Stücks „Die Krönung Richards III.“ von Hans Henny Jahnn. Einige Zuschauer haben das Outfit auf ihr Theater abgestimmt, ein curryfarbener Faltenrock wirbelt Richtung Bar, ein senfgelbes Jackett entführt die Farbe nach draußen auf die Panoramaterrasse im 1. Stock. Eine rote Taftrobe setzt sich wie eine Mohn­ blüte ins Kornfeld.

Fotos: Herrmann Posch, Bettina Koch, Kerstin Schomburg

Kultur im Sechseck

Selbstbewusst war das Ulmer Publikum schon immer. Das Theater Ulm war wie das Ulmer Münster eine Bürgerentscheidung. Kein Kurfürst ließ es für seinen Hof errichten, sondern die Ulmer selber beschlossen, dass sie eines wollten. 1641 war das und keine zehn Jahre später schon

Das Theater war eine Bürgerentscheidung. Die Ulmer selbst beschlossen, dass sie eines wollten der erste Umbau nötig. Tausend Plätze bot das Theater anschließend – mehr als heute. Der berühmte Ulmer Stadtbaumeister Joseph Furttenbach entwarf den Thea­ terbau, er hat Ulm auch mehrere Schulgebäude und ein Krankenhaus hinterlassen. Von Anfang an gab es gleich das

volle Programm: Schauspiel und Tanz, Oper und Orchestermusik. Herbert von Karajan begann hier in den 30er-Jahren seine Karriere als Kapellmeister. Er ging zwar im Streit, doch der heutige Theaterplatz ist längst nach ihm benannt. Hier steht jetzt seit 1969 der markante Neubau von Fritz Schäfer aus ineinandergreifenden Sechsecken. Eineinhalb Jahrzehnte hatte die Bürgerschaft für das neue Haus gespart – und ­gespendet. Die Hamburger Wochenzeitung „DIE ZEIT“ bemerkte 1966: „Aus dem kleinen Ulm kamen mehr als drei Millionen Mark an Spenden zusammen. Als das neue Dortmunder Opernhaus nach einem Kostenaufwand von mehr als 40 Millionen Mark eröffnet wurde, konnte sich der Oberbürgermeister der sechsmal größeren Industriestadt nur für Spenden in Höhe einer halben Million Mark bedanken.“ Die Ulmer lieben das Theater, ihr Theater.

Es schwärmt in die ganze Stadt aus, bespielt mal Wasserschloss oder das Gebäude der Stadtwerke Ulm, das Museum Ulm, demnächst mit einem Programm aus dem Jungen Forum den Club Cabaret Eden – und mit einer „Judas“-Inszenierung sogar das Ulmer Münster. Regelmäßig wird der Kostümfundus geleert und günstig an die Ulmer abgegeben. Die Theater-Begeisterung reicht weit über die Stadtgrenze hinaus. Aus hunderten Orten kommen die Besucher, es gibt regel­rechte Busrouten, die Neuer Intendant: Kay Metzger setzt auf Aktuelles und Uraufführungen

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KULTUR

Alles muss raus! Regelmäßig wird der Kostümfundus geleert und günstig an die Ulmer abgegeben

„Die Krönung Richard III.“ von Hans Henny Jahnn (l.) hätte ein Skandal werden können, aber das Publikum reagierte gelassen und diskutierte lieber die Leistung des Ensembles

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Fritz Schäfers brutalistischer Bau von 1969 (o.) ist als Modell im 1. Rang zu besichtigen. Das Senfgelb des Teppichbodens (l.) steht längst unter Denkmalschutz

die Orgel setzt? Doch es kommt ganz anders: Als Hauptdarsteller Fabian Grövers auf der Bühne zu Beginn ein Pausenbrot auspackt, lachen viele und kommentieren kichernd: „Er veschpert!“ Sie nehmen es gelassen, als der König einzelne Personen aus dem Publikum anspricht oder die Königin plötzlich in Reihe acht sitzt und sich

von dort ins Bühnengeschehen einschaltet. Das Drama, während des ersten Weltkriegs verfasst, gilt als unspielbar, schon wegen seiner Länge. Es birgt Szenen unsäglicher Grausamkeiten – von Folter über Kastration bis Inzest – neben gewitzten, aber überlangen Monologen. Doch Irritation beim Ulmer Publikum? Mitnichten. Das Pausengespräch ist die schiere Textmenge, die darstellerische Leistung beeindruckt. Vielleicht liegt es daran, dass hier nicht das andernorts übliche Abonnenten-Publikum sitzt, das mit fester Erwartungshaltung kommt und bitte nicht überrascht werden möchte. Der Bürger ist in Ulm

Fotos: Bettina Koch, Ulrike Fischer, Theater Ulm

ähnlich einem Schulbus Besucher einsammeln – selbst aus dem Allgäu, vom Bodensee oder der Schwäbischen Alb. „Manche nehmen eineinhalb Stunden Fahrtzeit auf sich, verlassen also gegen 17 Uhr das Haus, um gegen Mitternacht zurückzukehren“, erzählt ­ Andreas von Studnitz, der mit viel Anerkennung vom Publikum spricht. Auch für die Aufführung des MonumentalStücks „Die Krönung Richards III.“ rangieren zig Busse auf der Theaterbaustelle – aus Günzburg, Mindelheim, Göppingen. Ein professionell organisierter Besucherring aus lauter ehrenamtlichen Theaterenthusiasten vermittelt in fast 70 Orten Karten, Fahrten und Abos. Wer zum Eingang möchte, muss an Bauzäunen entlang den Weg finden und vorbei an Kiesbergen und Baggerschaufeln. Die Besucher der „Krönung Richards III.“ sind aufgeräumter Laune, voller Vorfreude. „Trinken wir ein Schöppchen“ verabreden sie sich in der Theaterbar. Was werden sie in der Pause zum literweise verspritzten Kunstblut sagen? Wie viele werden schon empört den Saal verlassen haben, wenn Richard III. sich in der Schlussszene nackt an

nicht Biedermann, sondern selbstbewusst, fühlt sich auf Augenhöhe – und sei es mit Königen im Zuschauersaal. 9.000 Abonnenten hat das Theater derzeit. Aus den 25 Abo-Varianten kann sich jeder eine passende heraussuchen. Dazu festigt viel zusätzliches Programm die Bindung ans Theater. Patenklassen können das Entstehen einer ganzen Produktion begleiten, in Tanzworkshops probieren Familien Modern Dance, Ensemblemitglieder kommen zu Lesungen ins private Wohnzimmer und Orchestermusiker besuchen Schulen. Im Foyer wird zu Live-Musik Walzer und Cha-Cha-Cha getanzt. Es gibt Matinéen und Soiréen, Opernworkshops und Gottesdienste, die Stücke aus dem aktuellen Theater­ programm in Predigten aufgreifen. 280 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten ständig daran, Musik, Tanz und Schauspiel auf die Bühne zu bringen. Eine eigene Schreinerei und Schlosserei baut die Bühnenbilder, die Polsterei näht die Vorhänge, die Kulissenmalerinnen fertigen ihre Riesenformate gleich nebenan – im Stehen übrigens, die Bilder liegen auf dem Boden. Konzerte, Musicals und Kinderprogramm, stemmt die Mannschaft, dazu kommen Einführungsveranstaltungen und Führungen durchs Haus. 50 Musiker beschäftigt das Philharmonische Orchester, zehn Tänzer bilden das Ballettensemble, es gibt eine theatereigene Ballettschule und einen Hauschor mit hauptberuflichen Sängern. Für das alles steht ein Budget von 17 Millionen Euro pro Jahr für Gehälter und Produktionen zur Verfügung, manche Projekte können nur mit Spenden von Unternehmen und aus der Bürgerschaft entstehen. „Das Theater Ulm wird auch in Zukunft ein äußerst vitaler Ort der Kultur sein“, verspricht der neue Intendant Kay Metzger. Der 58-Jährige hat soeben die Spielzeit 2018/19 übernommen. Sein Programm: Aktuelle Stücke wie Ferdinand von Schirachs Gerichtsdrama „Terror“ und Fatih Akins Komödie „Soul Kitchen“ und sogar eine Uraufführung, die das Leben des aus Ulm stammenden Fußballfunktionärs Uli H. zum Thema hat, stehen auf dem Spielplan. Auch vieles andere hat regionalen Bezug, etwa der Klassiker „Die

Icabo. Am, eius doluptatus eosam nonserest, et fugitasi cus sedigen diorum quunt est fuga. Feriatiis aut quaeritiur simus dolorGia

­ äuber“ – Friedrich Schiller stammt aus R dem württembergischen Marbach – oder das Ballett „Das kalte Herz“ des Schwaben Wilhelm Hauff. Als Thema schwebt über dem nächsten Theaterjahr Bürgerschaft und Bürgerlichkeit, denn auch für den neuen Intendanten war das Selbstbewusstsein der Ulmer Bürgerschaft etwas, das den Charakter der Stadt prägt. Zugleich sind die Fragen im ganzen Land aktuell: Was hält zusammen? Wie entsteht Gemeinschaft? Wie durchlässig ist sie? Was passiert, wenn sie sich verändert? „Die Räuber spielen in einer Übergangsgesellschaft“, erklärt Kay Metzger: „Es geht um Gedankenfreiheit, Überzeugung und Extremismus, alles sehr aktuell.“ Die Gesellschaft spiegelt sich auch in „My Fair Lady“ – wie offen zeigt sie sich für ein unge­bildetes Mädchen? Die Kammeroper „Die Weiße­ Rose“ von Udo Zimmermann widmet sich den Geschwistern Scholl (siehe S. 42). Dass die Ulmer das Theater als ihr Theater wahrnehmen und buchstäblich mitverfolgen, was dort gespielt wird, hat der neue Intendant gleich mitbekommen: „Das Theater hat in Ulm eine große Bedeutung, die Wahl war Stadtgespräch, mir schrieben anschließend Unternehmen und Abgeordnete.“ Selbstbewusst seien die Ulmer und mit Recht stolz auf ihr Theater. Das ja eben nicht nur Schauspiel ist. Das philharmonische Orchester mixt Filmmusik und „West Side Story“ mit Brahms, Haydn und Schumann und spielt im Sommer im

Neu-Ulmer Glacis auf der grünen Wiese. Selbst bei den Kindern ist der Bogen groß: Von „Cinderellas Schuhe“ (ab 4 Jahre) bis zu „Jihad Baby!“ (ab 14). Ein Kassenschlager wird sicherlich das Andrew Lloyd Webber-Musical „Evita“ im nächsten Sommer. Auch das letzte Großereignis, das Musical „Rock of Ages“ war ausverkauft. In dem Broadway-Erfolg, der erstmals auf einer deutschen Bühne zu sehen war, spielte auch der langjährige Intendant Andreas von Studnitz mit. Eine Theaterübergabe mit Groove.

Hätten Sie’s gewusst? Das Theater Ulm bietet nicht nur aktuelle Stoffe, sondern blickt auch auf eine bewegte Vergangenheit zurück: Kurt Hübner, Intendant und Wegbereiter des modernen Sprechtheaters, holte Anfang der 1960er-Jahre den jungen Peter Zadek an das Ulmer Theater und sorgte für den Durchbruch des Regisseurs. Auch Bühnenbildner Wilfried Minks wirkte hier, ebenso wie die Regisseure Johannes Schaaf, Peter Palitzsch und Bühnenbildner Jürgen Rose. Und Bertolt Brecht wurde in Ulm gespielt, als noch viele deutsche Theater abwinkten. www.theater-ulm.de

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ULMER KINDHEIT Seit ihrer Studienzeit lebt die Ulmerin Amelie Fried in München. Aber ihre Heimatstadt und auch ihre familiäre Vergangenheit hat sie stets beschäftigt. Nachzulesen im Bestseller „Schuhhaus Pallas – Wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte“

„Ulm hat wie Rom sieben Hügel“

Sympathisch, klug, unterhaltsam: Als Moderatorin begleitete Amelie Fried uns durch viele TV-Sendungen. Als Autorin schreibt sie Kinderbücher, Romane, Sachbücher von heiter bis ernst. Einige beschäftigen sich auch mit Ulm. Denn hier ist die soeben 60 gewordene Publizistin geboren und aufgewachsen – und kommt immer wieder gern zurück Interview: Bettina Koch

Was bedeutet es für Sie, aus Ulm zu stammen?

Ich sage immer, ich komme aus der Stadt, in der Albert Einstein und Hildegard Knef geboren sind. Das macht gleich klar, dass es nicht irgendeine Stadt ist, auch wenn sie vielleicht nicht so groß und bekannt ist.

War Kino wichtig?

Die Lichtburg! Ulms Filmkunstkino war immens wichtig für unsere ganze Familie. Da war ich ständig, auch manchmal noch, als ich schon in München studiert habe. Dort habe ich zum Beispiel Fassbinders „Querelle“ gesehen, diese Literaturverfilmung mit Seemännern – ein sehr intensiver Film, aus dem ich ganz ­benommen herauskam und ich erinnere mich noch, wie ich mich Wo genau wurden Sie geboren? Ich kam im Bethesda-Krankenhaus zur Welt, in der Nähe der wahnsinnig über eine abwertende Bemerkung ärgerte, die jemand ­Donau. Das war damals eine Entbindungsklinik, inzwischen ist direkt danach machte. Mir war klar: Da steckt viel Arbeit drin von ganz vielen Menschen, das darf man nicht so geringschätzig es eine Klinik für Geriatrie, also Alterskunde. niedermachen, auch wenn man nicht gleich alles verstanden hat. Kindheit in Ulm – woran erinnern Sie sich da?

Ich erinnere mich an eine Kindheit in den Gärten am Eselsberg, wo mein Elternhaus steht. Wir waren immer draußen. Ich habe das Gefühl, die ganze Kindheit war ein Sommer! Ich habe sie in unserem Garten und in den Nachbargärten verbracht, idyllisch und beschützt.

Fotos: Annette Hornischer/Random House

Fotos: xxxx

Was ist denn der Eselsberg für eine Gegend?

Ulm hat wie Rom sieben Hügel. Außer dem Eselsberg gibt es zum Beispiel noch… den Michelsberg, den Roten Berg…, na jedenfalls ist der Eselsberg eine besonders schöne Gegend, sehr grün, ich bin im Silvanerweg aufgewachsen und an die Adalbert-StifterGrundschule gegangen. Später war ich im Humboldt-Gymnasium, bevor ich aufs Internat kam. Ach ja, den Kienlesberg und den Galgenberg gibt es noch… und den Kuhberg natürlich! Habe ich jetzt alle zusammen? Safranberg! Jetzt habe ich alle. Welche Lieblingsplätze hatten Sie?

Wir waren viel Tanzen, ich habe Rock ’n’ Roll getanzt! Wir waren gern in der Tangente, einer Disco. Heute heißt sie Citrus. Und sehr viel war ich im Café Omar unten in der Oststadt. Das gibt es sogar immer noch! Ansonsten war es einfach schön in der Altstadt, die hat einen tollen Charme. Und die Donau natürlich – das Nabada habe ich sehr gemocht, das war immer ein großes Spektakel und ist wirklich eine schöne Kindheitserinnerung.

Was nehmen Sie aus Ihrer Ulmer Kindheit mit?

Ich war ja auf der normalen Sprengelschule und dort hatte ich auch eine Freundin, die aus deutlich einfacheren Verhältnissen stammte. Unterschiede sind ja immer anziehend. Ich habe da ­realisiert: Nicht alle Kinder wohnen in einem Haus mit Garten, aber ich fand es super, dass meine Freundin eine Katze haben durfte. Natürlich hat mich mein Elternhaus sehr geprägt. Bei uns gingen berühmte Leute aus Kunst und Kultur ein und aus. Die Eltern der anderen Kinder am Eselsberg hatten bürgerliche ­Berufe, bei uns ging es künstlerischer zu. Ich musste zum Beispiel immer erklären, warum bei uns im Garten eine alte rostige Setzmaschine steht, und dass das Kunst ist. Mein Vater hatte ja noch die Kunstsammlung und betrieb die Galerie „studio f “, und bei uns im Garten gab es öfter Performances. Da hat Franz Erhard Walther mit seinen Textilien gearbeitet oder Wilfrid Minks hat Theaterfigurinen vergraben. Diese Atmosphäre von Künstlertum habe ich dann in meinem Roman „Ich fühle was, was du nicht fühlst“ verarbeitet. Waren Sie denn dann auch viel im Theater Ulm?

Regelmäßig! Und auch in der Oper. Der Opernregisseur Giancarlo del Monaco war ein Freund meiner Eltern. Als er einmal in Ulm Fidelio inszenierte, durfte ich bei den Proben dabeisitzen. Später habe ich Theaterwissenschaften studiert. edition_D 71


ULMER KINDHEIT

Wandertouren hat sich einiges nochmal verändert. Heute stehe ich vor dem Rathauskeller und weiß: Hier haben sie deinen Großvater zusammengeschlagen. Robert Scholl war der Steuerberater meiner Großeltern und hat noch versucht, das Schuhhaus zu erhalten. Mit Pia Scholl, der Nichte von Hans und Sophie Scholl, war ich gemeinsam auf der Schule. Es gibt also viele Verbindungen. Wann fühlen Sie sich als Ulmerin?

Immer, wenn geschwäbelt wird! Wenn jemand aus Ulm stammt, wird sofort eruiert: Haben wir gemeinsame Bekannte - und meistens ist das so! Zumindest kennt man die Namen der Familien. Doch, das ist ein Gefühl von Heimat. Moment, wir haben sie in all den Talksendungen, die Sie moderiert haben, nie schwäbeln gehört…

Ja, ich kann auch Hochdeutsch. Aber wenn ich auf andere Schwaben treffe… das ist meine Muttersprache, damit bin ich aufgewachsen!

Geschafft: 2017 erfolgte nach vielen Jahren Warterei eine Gesamtschau der Kunstsammlung ihres Vaters im Museum Ulm. Beschult: Amelie Fried übersprang sogar zwei Klassen auf dem Ulmer HumboldtGymnasium. Verheiratet: Mit Ehemann Peter Probst schrieb Fried den Ehe-Ratgeber „Verliebt, verlobt … verrückt?“ und gibt Schreibworkshops auf Formentera (v.l.)

Als ich nach der Schule noch nicht gleich wusste, was ich machen will, habe ich auf die Idee meiner Mutter hin ein soziales Praktikum eingeschoben und im Ulmer Waisenhaus gearbeitet, um herauszufinden, ob Erzieherin oder Lehrerin etwas für mich sein könnte. Aber da wurde mir ganz schnell klar: auf keinen Fall! Ich wäre keine gute Erzieherin geworden, und auch mit den autoritären Strukturen einer solchen Institution wäre ich nicht zurechtgekommen. Warum, fragte ich mich zum Beispiel, gibt es ein Fernsehverbot als Strafe, wenn das gar nichts mit dem Vergehen zu tun hat? Hat außer mir niemand hinterfragt. Hatten Sie auch Schülerjobs?

Ich habe ein Sommerpraktikum bei der Zeitung meines Vaters gemacht und damit meine erste Stereoanlage verdient. Seitdem kenne ich das Wort „Trasse“ – es ging um ein Verkehrswegekonzept und ich hatte im gesamten Text das Wort in „Straße“ umredigiert. Das gab ein Donnerwetter! Warum haben Sie Ulm überhaupt verlassen?

Kommen Sie immer noch gern nach Ulm?

Beim Heiratsantrag sagte mein Vater angeblich zu meiner Mutter, die für ihn wieder nach Ulm zurückkehren sollte: „Und du weißt ja, das Beste an Ulm ist die Autobahn nach München.“ Das gilt auch umgekehrt! Meine Freundin aus der frühesten Kinderzeit lebt noch im Ulm, wir treffen uns regelmäßig. Auch den Freund mit dem ich damals Rock ’n’ Roll getanzt habe, sehe ich noch öfter. Ich fühle mich jedes Mal wohl, wenn ich dort bin. Gab es auch Phasen, in denen Ihr Verhältnis zu Ulm getrübt war?

Eine schwierige Phase war, als mein Vater der Stadt seine Kunstsammlung geschenkt hat und der Museumsanbau dafür jahrzehntelang nicht fertig wurde. Besonders für meine Mutter war das sehr kränkend. Dass ein Mann wie Kurt Fried, der nach den Rassegesetzen der Nazis „jüdischer Mischling“ war, dessen Familie in der Nazizeit in Ulm Übles erleiden musste, dann eine wirklich bedeutende Sammlung Avantgarde-Kunst dieser Stadt schenkt, war ja nicht selbstverständlich. Und dann packen die das Geschenk quasi nicht aus. Das war schon schwierig. Aber inzwischen gibt es ja den Anbau und spätestens seit der wirklich wunderbar kuratierten Gesamtschau von 2016/17 bin ich versöhnt.

Es war klar, dass ich etwas Geisteswissenschaftliches studieren möchte, es wurde dann neben der Theaterwissenschaft, Germanistik, Italienisch, Publizistik, Kunstgeschichte… in Ulm waren aber eher die Naturwissenschaften und die Medizin zuhause, nicht Ulm hat sie auch literarisch beschäftigt… so meins. Mir war immer klar, dass ich weg muss, und München Für mein Buch „Das Schuhhaus Pallas“ habe ich die Geschichte war da einfach das Nächste, da konnte ich auch immer nach Hause. des jüdischen Teils meiner Familie in Ulm recherchiert und da 72 edition_D

Immer wieder in die Altstadt, die hat wirklich Charme. Ich sitze gern an der Donau, mag die Gegend ums Kornhaus. Sehr gefreut habe ich mich, als ich anlässlich einer Lesung in Ulm im Schiefen Haus übernachten durfte. Das kannte ich bis dahin nur von außen. Das Bett hatte zwei kürzere und zwei längere Beine und stand trotzdem schräg. Man muss beim Gehen aufpassen. Es ist wirklich unglaublich schief !

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Zur Person

Fotos: Annette Hornischer/Random House , Studio Süd (www.studiosued.de), kereul (wikicommons.org)

Was haben Sie noch in Ulm fürs Leben gelernt?

Wo gehen Sie bei einem Besuch in Ihrer Heimatstadt auf jeden Fall hin?

Schwäbische Alb und Junge Donau 20 neue Rundwanderwege Höhlen, Felsen, blaue Quellen

Amelie Fried kam 1958 in Ulm zur Welt und wuchs mit zwei jüngeren Brüdern am Eselsberg auf. Vater Kurt Fried war Verleger und Chefredakteur der Schwäbischen DonauZeitung (heute Südwest Presse), Mutter Inge Buchhändlerin. Nach dem Abitur mit 16 (!) studierte sie Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte in München, arbeitete bei der Freien Volksbühne Berlin und besuchte die Münchner Filmhochschule. Sie moderierte in den 1980ern die legendäre Jugendsendung „Live aus dem Alabama“ im Bayerischen Fernsehen, wurde deutschlandweit bekannt mit ihren Moderationen bei „Live aus der Alten Oper“ und „3 nach 9“ und später der ZDF-Literatursendung „Die Vorleser“. Auch als Buchautorin ist sie erfolgreich. Ihre Ulmer Familiengeschichte verarbeitet sie in „Schuhhaus Pallas. Wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte“ (dtv, 7,95 Euro) und „Ich fühle was, was du nicht fühlst“ (Heyne, 17 Euro). Ihr neuer Roman „Paradies“ (Heyne, 17 Euro), in dem es um einen gar nicht so paradiesischen Wellness-Urlaub geht, erscheint am 1. Oktober. Amelie Fried lebt mit ihrem Mann, dem Drehbuchautor Peter Probst, in München, das Paar hat zwei erwachsene Kinder. www.ameliefried.de

Das Besondere erleben! Im Maritim Hotel Ulm mit 287 Zimmern und Suiten, Wellnessbereich, zwei Restaurants – darunter das Restaurant „Panorama“ in der 16. Etage – und einer Bar fällt das Entspannen leicht. Tipps für das gewisse Extra: Familienlunchbuffet am Sonnoder Feiertag, Besuch eines „Mörderspiels“ oder Soulnight in der Pianobar mit „MadChick of Soul”. Maritim Hotel Ulm · Basteistraße 40 · 89073 Ulm Telefon 0731 923-0 · Telefax 0731 923-2000 info.ulm@maritim.de · www.maritim.de Betriebsstätte der Maritim Hotelgesellschaft mbH · Herforder Straße 2 · 32105 Bad Salzuflen


STUDIEREN IN ULM Entspannen und Leute treffen auf der Terrasse am Südeingang, gemeinsam lernen in der Anatomischen Lehrsammlung (u.): Die Uni Ulm ist großzügig ausgestattet

Die Schlauen vom Eselsberg Seit ihrer Gründung vor 51 Jahren prägt die Universität Ulm mit ihrem Umfeld Stadt und Region. Auch, weil Wissenschaft und Wirtschaft außergewöhnlich gut vernetzt sind. Ein Porträt Text: Günther Fischer

Fotos: Universität Ulm

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ielleicht ist sie für Spitznamen einfach noch zu jung. Hier gibt es keinen „Schweinchenbau“ wie an der Universität München, keine „Kaffeemühle“ wie an der Martin-Luther-Universität in Halle-Witten­ berg und keine „Gebetsabschussrampe“ wie an der Universität Kiel. Gemeint sind damit jeweils die mit rosa Farbe angestrichene Fakultät für Psychologie und Pädagogik, das zentrale Universitätshaus, auch Löwengebäude genannt, und eine eigenartig geformte Universitätskirche. Einzig die Tatsache, dass die Universität Ulm auf dem Eselsberg etwas außerhalb der Stadt angesiedelt ist, könnte Anlass zum Spott bieten – wovon aber nichts zu hören ist. Letztes Jahr feierte die Uni Ulm ihren 50. Geburtstag – sie war 1967 quasi auf der grünen Wiese gegründet worden. Der damalige baden-württembergische Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger meinte noch 1961 „Ulm wird nie und nimmer Universitätsstadt“, weil er eine neue Universität lieber in Konstanz gesehen hätte. Er hatte allerdings nicht mit dem unbedingten Willen der Ulmer Bürger gerechnet, die sich, angeführt vom damaligen Oberbürgermeister Ernst Ludwig, mit einer Kampagne für die Neugründung einsetzten. 1967 wurde die MedizinischNaturwissenschaftliche Hochschule Ulm gegründet und bereits einige Monate später in den Stand einer Universität erhoben. Als Standort haben sich die Verantwortlichen den am Stadtrand gelegenen Oberen Eselsberg ausgeguckt, ein ehemaliges

Professor Michael Weber, Präsident der Uni Ulm, setzt auch auf interdisziplinäre Projekte. Physik­ professorin Ute Kaiser leitet das Projekt „Salve“

­ rmee-Gelände. Quasi als „Relikt“ befinA det sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Uni immer noch ein Bundeswehr­ krankenhaus. Seit damals wurde das Fächerspektrum deutlich erweitert. Zwar hat sich Ulm vor rund 20 Jahren vom Ziel verabschiedet, eine Volluniversität sein zu wollen – dafür setzt man auf hohe Spezialisierung. Den-

Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger meinte noch 1961 „Ulm wird nie und nimmer Universitätsstadt!“ noch gibt immer wieder Ideen, die Uni Ulm in Richtung Technikphilosophie o.Ä. zu erweitern. Die wichtigsten Forschungsschwerpunkte der heutigen vier Fakultäten „Medizin“ (die größte), „Naturwissenschaften“, „Mathematik und Wirtschaftswissenschaften“ sowie „Ingenieurwissenschaften, Informatik und Psychologie“ sind: die Traumaforschung, die sich um verletzte Seelen und Körper kümmert; die Altersforschung, die Mittel und Wege finden will, um altersbedingte Krankheiten wie Demenz zu verhindern; die Quantenwissenschaft und -technologie, die auf der Suche nach dem Morgen ist; der Bereich Energiespeicherung und -wandlung, der sich um die Entwicklung neuartiger und umweltfreundlicher Batterien und Brenn-

stoffzellen kümmert und die Wirtschaftswissenschaften, die mit mathematischen Methoden allerlei Finanzdienstleistungen hinterherspüren. Selbstverständlich ist das automatisierte Fahren in der Stadt ein wichtiger Bestandteil der Forschung, und die Bereiche Quantentechnologie und Energiewandlung sind aktuell sogar im Rennen um ein Exzellenzcluster. Eine eigene geisteswissenschaftliche Fakultät existiert nicht, nur ein sogenanntes ­Department, in dem Forschung und Lehre auf den Gebieten der Philosophie, der Philologie und der Kulturwissenschaften fakultätsübergreifend gebündelt werden. Trotzdem stellte man sich an der Universität nach ein paar Jahren schon die Frage, wie das viele Wissen genutzt und in der Stadt gehalten werden kann. Die Lösung lag auf der Hand: Wirtschaft und Wissen­ schaft müssen näher zusammenrücken und zusammenarbeiten. Als Ministerpräsident Lothar Späth am 7. Oktober 1987 den Ulmer Gemeinderat über die Pläne des damaligen Unirektors Prof. Theodor Fliedner informierte – die Unterstützung von Alt-OB Ernst Ludwig und AEG-Chef Heinz Dürr war ihm gewiss – eine Wissenschaftsstadt rund um die Uni Ulm zu etablieren, galt die Idee noch als experimentell. Heute weiß man längst, dass der Strukturwandel von der Industriegesellschaft zur Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft notwendig war, aber auch richtig gut gelungen ist: In den 1980er-Jahren litt gerade Ulm unter einem massiven Abbau von Industriearbeitsplätzen. Heute arbeiten edition_D 75


STUDIEREN IN ULM

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küle oder ultradünne Materialien elektronenmikroskopisch untersucht werden“, erklärte Projektleiterin Professorin Ute Kaiser bei der Aufstellung im September 2017. Die Physikerin leitet die Abteilung Materialwissenschaftliche Elektronenmikroskopie an der Universität Ulm. Eigens für dieses Gerät wurde auch das zweistöckige Mikroskopgebäude errichtet, über dessen Eingang nun in großen Buchstaben das Wort „Salve“ prangt. Kein Wunder, dass die Universität Ulm mit ihren 10.634 Studenten beim Einwerben von Drittmitteln sehr erfolgreich ist: 91 Millionen Euro waren es zuletzt. In den vier Fakultäten werden 62 Studien­ gänge angeboten, rund 13 Prozent der Studenten kommen aus dem Ausland, viele aus China und Ägypten. Die Uni bietet auch englischsprachige Master­ programme an und beschäftigt 3.766 Menschen (ohne Klinikum), davon sind 223 Professorinnen und Professoren. Mehr denn je versucht die Stadt Ulm deswegen, der Wissenschaftsstadt auch einen urbanen Charakter zu verleihen – neue Wohnungen sollen entstehen, das Dienstleistungsangebot weiter verbessert werden und die gerade neu entstehende Straßenbahnlinie soll die Anbindung ans Zen­trum der Stadt verbessern. Weil sie für einige Menschen doch eine Rolle spielen und Rankings in der Welt der Universitäten längst integraler Bestandteil mit einem gewissen Werbewert sind, seien sie hier erwähnt: In den Jahren 2014 und 2015 erhielt die Universität Ulm im

Fotos: Universität Ulm, Günther Fischer

Im zweistöckigen Betonbau wohnt „Salve“, das erste Niederspannungs-Transmissionselektronen­ mikroskop (TEM) mit zweifacher Bildfehlerkorrektur weltweit. Die neue Studentenwohnanlage bietet Platz für 300 Studierende, von denen man sicherlich einige im „Cafeteriaturm“ trifft (v.o.)

am Eselsberg wieder über 12.000 Menschen, die Studenten nicht mitgezählt. Ortsansässige Unternehmen wie DaimlerBenz und AEG (damals gab’s die Firma noch) machten den Anfang, viele andere folgten und siedelten sich im Laufe der Jahrzehnte an: Existenzgründer, Start-Ups, Entwicklungszentren namhafter Welt­ firmen wie Siemens, BMW oder Continental. Mit der Daimler TSS GmbH hat der konzerninterne IT-Dienstleister des Autoherstellers hier seinen Sitz, driveU wiederum heißt das Innovationszentrum, das die Daimler AG gemeinsam mit der Uni betreibt. Ebenso wie das Tech Center a-drive von der Uni Ulm, Karlsruher Institut für Technologie und FZI – finanziert von Daimler und vom Land. Die TSS GmbH ließ sich zudem – wie die Stadt Ulm auch das Stadthaus – ihre örtliche ­Firmenzentrale vom US-Architekten Richard Meier bauen. Das Helmholtz ­ ­Institut forscht in seinem eleganten Aluminium-Kubus an elektrochemischer Energiespeicherung und hält seine Forscher und Studenten mit netten Wandsprüchen wie „taumelglühend“, „fantasieeinhauchend“ oder „passionsbestimmt“ bei Laune. Mit dem 2002 eröffneten „Energon“ entstand hier auch eines der ersten Bürogebäude überhaupt, das nach den Kriterien des Passivhausstandards gebaut wurde. Die „Neue Chirurgie“ hat Einzug gehalten, neu ist auch der Forschungsbau Lebenswissenschaften. Die Kliniklandschaft mitten in der Universität garantiert seit langem Vollversorgung auf höchstem Niveau. Besonders stolz ist man momentan auf SALVE, ein neuartiges Elektronenmikros­ kop, die Abkürzung steht für „Sub-Ång­ ström Low Voltage Electron microscopy“. Sieben Jahre und 10,6 Millionen Euro hat es für die Entwicklung und Konstruktion des vier Meter hohen und tonnenschweren Gerätes gebraucht. Es ist das bislang einzige Niederspannungs-Transmissionselektronenmikroskop (TEM) mit zweifacher Bildfehlerkorrektur weltweit: „Diese Technologie macht es möglich, nicht nur einzelne Atome sichtbar zu machen, sondern auch deren Bewegungen und Interaktionen mit nie gekannter Präzision zu erfassen. Damit können auch strahlenempfindliche Materialien wie Biomole-

Wofür steht die Universität Ulm? „Herausragende Merkmale der Universität Ulm sind unser fokussiertes Fächer- und Fakultätsspektrum, die Forschungsstärke und zunehmend auch interdisziplinäre Projekte. Die unmittelbare Nachbarschaft von Universität und Unternehmen in der Wissenschaftsstadt schafft viele Synergien. Auf der einen Seite profitiert die Wissenschaftsstadt von der Universität, die ein starker Ausbilder für hochqualifizierte Nachwuchskräfte in der Region ist. Und auf der anderen Seite profitiert die Uni von Firmenkontakten und persönlichen Beziehungen auf engem Raum.“ Professor Michael Weber, Präsident der Uni Ulm

Ranking „THE 100 Under 50“ des britischen Magazins Times Higher Education den Titel als „beste junge Universität Deutschlands“. Auch 2017 wurde die Uni Ulm beste junge Uni Deutschlands. Mit ihren jungen 51 Jahren kann sie in dieser Auswertung in Zukunft nicht mehr auftauchen. Aber es gibt ja noch andere: Im World University Ranking, das 2016 unter der Federführung der University of Oxford veröffentlich wurde, erreichte die Universität Ulm weltweit den 135. Platz, unter den 108 deutschen Universitäten liegt sie auf Rang 13. Universität und Wissenschaftsstadt sind also beachtliche Erfolge. Der Obere Eselsberg, auf dem sich der Campus befindet, ist 620 Meter hoch – was die Universität Ulm zur höchstgelegenen Deutschlands macht. Auch fürs spirituelle Wohl ist gesorgt: Den Fränkisch-Schwäbischen Jakobs­ weg hat der Schwäbische Albverein in Kooperation mit der Deutschen St. JakobusGesellschaft mitten durch den Campus

geleitet und markiert. Ein Weg, der als Pilgerweg bis nach Santiago de Compostela in Spanien führt. Wem das zu viel Religion ist, der kann sich auf den „Kunstpfad“ ­begeben und Skulpturen bewundern, darunter „Der Dichter und seine Muse“ von Niki de Saint Phalle (1978 aufgestellt). Jetzt fehlt eigentlich wirklich nur noch ein Spitzname. Vielleicht sollte man den Eselsberg einfach umbenennen.

Weltoffen und familiär Als Mitglied der Hochschulrektorenkonferenz unterstützt die Uni Ulm die Aktion „Weltoffene Hochschulen – Gegen Fremdenfeindlichkeit“. Außerdem sind hier Familien willkommen. Von der Kita über Spielzeug bis zum Eltern-Kind-Lernraum für den Notfall: alles vor Ort. www.uni-ulm.de

Universität Ulm: Hochkarätige Forschung. Attraktive Studiengänge. Medizin, Natur- und Wirtschaftswissenschaften, Technik im Zentrum der Wissenschaftsstadt

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BASKETBALL

Zurück in die Spitze

gehörte Konrad Wysocki zum Ausftiegs­ team, der in Ulm zum deutschen National­ spieler reifte. Und nicht zu vergessen die Eigengewächse Chris Grosse und Florian Möbius. Josef Jahl kann sich an diese Spielzeit noch bestens erinnern: „In der Aufstiegssaison habe ich alle 34 Saisonspiele gesehen. Das habe ich davor und danach nicht mehr geschafft.“ Nach der Bundesliga-Rückkehr gründete er 2007 gemeinsam mit 15 an­ deren Mitstreitern den Fanclub „Fan At­ tack“. Als zehn Jahre später, alle mit Jahl als Club-Vorsitzendem, das Jubiläum an­ stand, war die Zahl auf 380 Mitglieder angestiegen. Zwei Jahre nach dem Aufstieg konnten die Mannschaft und ihre Fans erstmals wieder den Einzug in die Play-offs beju­ beln. Doch viel richtungsweisender wa­ ren zu dieser Zeit zwei andere Ereignisse: Zunächst die Ankunft von Per Günther, der 2008 als 20-Jähriger aus Hagen nach Ulm kam. ­Keiner konnte ahnen, dass der ­quirlige Aufbauspieler zu einem der treu­ esten ­Profis im schnelllebigen Bundesliga-­ Geschäft und über Jahre hinweg das ­Gesicht des Clubs werden sollte. Ebenso wenig ließ sich voraussehen, welche Aus­ wirkung der Beschluss der Ulmer und Neu-Ulmer Stadträte vom 11. November 2009 zum Bau einer neuen, 6.200 Zu­ schauer fassenden Halle haben würde. Knapp zwei Jahre später war es soweit: Am 10. Dezember 2011 zogen die Ulmer

2001 drohte dem Basketball in Ulm das Aus. Doch nach schwierigem Neuanfang hat sich der Club in der nationalen Spitze etabliert. Jedes Heimspiel ist ausverkauft. Und mit einem einzigartigen Projekt will der Verein auch in Zukunft erfolgreich sein Text: Sebastian Schmidt

Dass dieses Selbstverständnis Erfolg nicht ausschließt, haben die Ulmer eindrucksvoll bewiesen. Nach dem Abstieg des Vorgängers SSV ­ratiopharm Ulm 2001 mussten die Basket­ baller zwar Insolvenz anmelden, „aber aus einer spontanen Idee heraus“, wie Andreas Oettel Jahre später berichtete, entschlossen sich unter anderem er und Dr. Thomas Stoll dazu, die Lizenz der insolventen SSV-­ Basketballer zu übernehmen. Am 17. Au­ gust 2001 begann als „ratiopharm ulm“ ein Neustart in der zweiten Liga. Keine einfache Zeit, wie sich Stoll erinnert, der inzwischen gemeinsam mit Oettel Ge­

schäftsführer von ratiopharm ulm ist: „Zu­ vor war viel Vertrauen zerstört worden. Wir mussten dieses Vertrauen erst einmal neu aufbauen.“ Das Risiko zahlte sich aus. Nach schweren Anfangsjahren und ein paar vergeblichen Versuchen gelang 2006 unter Trainer Mike Taylor die Rückkehr in die höchste deut­ sche Spielklasse. Schon damals bestand die Mannschaft aus einem Spieler-Mix, der für den Verein typisch werden sollte. Da war Jeff Gibbs, der mit seiner spektakulären Spielweise beste Werbung für den Club betrieb und sich dann höheren (und luk­ rativeren) Aufgaben widmete. Außerdem

Voller Einsatz: Der Neuseeländer Isaac Fotu (l.) steht seit 2017 unter Vertrag bei ratiopharm ulm

Zwei Jahre nach dem Aufstieg konnten Mannschaft und Fans den Einzug in die Play-offs bejubeln

Foto: Harry Langer/ratiopharm ulm

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s klingt wie ein Versprechen: „Das war erst der Anfang.“ So lau­ tet der Titel der Clubchronik des Basketball-Bundesligisten ratio­ pharm ulm, die er 2016 anlässlich seines 15. Geburtstags herausgebracht hat. Das ist nicht als großkotzige Drohung an die Konkurrenz zu verstehen – so etwas wür­ de auch gar nicht zu dem schwäbischen Verein passen. Denn dieser pflegt trotz guter Leistung sein Image als Underdog, sieht sich als Ausbildungsverein für junge Talente und als Durchgangsstation für in­ ternationale Spieler auf dem Weg zu grö­ ßeren Aufgaben.

Basketballer in die Ratiopharm-Arena um und beendeten damit die Ära der altehr­ würdigen Kuhberghalle: „Kuhberg war Familie. Da waren bei jedem Spiel 3.000 Basketball-Verrückte“, erinnert sich Jahl. Der Umzug sowie die Ankunft von Trai­ ner Thorsten Leibenath, der Mike Taylor nach acht Jahren im Amt beerbte, waren trotz aller Nostalgie und Hallen-Roman­ tik die Initialzündungen zur Rückkehr un­ ter Deutschlands Top-Clubs. Auch für die Fans veränderte sich durch die neue Heim­

stätte einiges: „Wir haben einen MörderStehplatz-Block bekommen, der einmalig in der Liga ist. Gegenüber der Kuhberghalle ist das ein Quantensprung“, sagt Jahl. 1.700 Fans finden in der sogenannten „Orange­ Zone“ Platz und sorgen von hier aus für die bei den Gegnern berüchtigte lautstarke At­ mosphäre bei Heimspielen. Gleich in seiner ersten Saison führte Leibe­ nath das Team zur Vizemeisterschaft. Ein Kunststück, das 2016 wiederholt wurde – beide Male scheiterten die Ulmer an einem Bamberger Über-Team. Zwei Pokalfinale sowie die Rückkehr in den internationalen Wettbewerb folgten. Die Ulmer Basket­ baller sorgten deutschlandweit für Schlag­ zeilen, wie beispielsweise in der Saison 2016/17, als sie mit 27 Siegen in Serie den 47 Jahre alten Startrekord von Bayer Lever­ kusen brachen. Zum Titel reichte es aber auch in dieser Spielzeit nicht. Denn auch wenn sich der Club in der nationalen Spit­ zen etabliert hat, Serienmeister Bamberg und der FC Bayern München sind dem Verein etatmäßig um Welten voraus. Natürlich wünscht sich Josef Jahl, wie alle Fans, einen Titel. Doch davon hängt seine Begeisterung nicht ab: „Wir müssen nicht Deutscher Meister werden, damit ich mir im kommenden Jahr wieder eine Dauerkar­ te kaufe. Das mache ich sowieso. Auch nach einer Scheißsaison.“ Die Ulmer sind daran gewöhnt, dass ihre besten Spieler spätestens alle zwei Jahre zu anderen Vereinen wechseln. Der Begeiste­ rung tut das aber keinen Abbruch. Bis zum Ende der Spielzeit 2017/18, als zum ersten Mal sein sechs Jahren die Playoffs verpasst wurde, war die Arena für 141 Bundesliga­ spiele in Folge ausverkauft. Zu besonderen Anlässen wird sogar das Münster nachts in der Vereinsfarbe Orange angestrahlt. Der höchste Kirchturm der Welt war auch Kulisse eines spektakulären Testspiels, das der Verein im August 2015 austrug. 6.000 Fans versammelten sich bei strahlendem Sonnenschein auf dem Münsterplatz und waren Augenzeugen eines 129:127-Erfolgs gegen Bamberg. Dass sich beide Teams gut zehn Monate später im Meisterschafts­ finale erneut gegenüberstehen würden, war damals nicht absehbar. Der Münster­ platz ist auch Stolls Sehnsuchtsort. Sollte es irgendwann mit einem Titel klappen, dann soll dort die Siegerparty steigen. „Das bleibt der große Traum“, sagt Stoll.

Bis zur Saison 2017/18 blieb dem Club aber der ganz große Wurf verwehrt. Um das zu ändern und der finanzkräftigen Konkurrenz Paroli bieten zu können, soll ein im Basketball bislang einmaliges Nachwuchsleistungszentrum am NeuUlmer Donauufer entstehen, der „Orange

„Wir müssen in Steine statt Beine investieren, um langfristig erfolgreich zu sein“ Campus“. Das Projekt war angesichts der Dimensionen und geschätzten Kosten von knapp 23 Millionen Euro umstritten. Mittlerweile haben aber beide Städte ihr Okay gegeben. Für Stoll ist das richtungs­ weisend für die Zukunft des Clubs: „Wir müssen in Steine statt Beine investieren, um langfristig erfolgreich zu sein. Der Campus wird auf Jahre hinweg in Europa Maßstäbe für Nachwuchsleistungszentren setzen.“ So wollen die Basketballer eines Tages einen weiteren Meilenstein errei­ chen: Ein Spieler, der in Ulm ausgebildet wurde und den Sprung in die beste Liga der Welt, die NBA, schafft.

Noch mehr Sport aus Ulm Die Profi-Basketballer von ratiopharm ulm sind das sportliche Aushängeschild der Stadt. Danach folgen in der Gunst der Zuschauer die Fußballer des SSV Ulm 1846, die bis 1999/2000 erstklassig waren. Einst waren die Volleyballerinnen des SSV 46 in Deutschland das Maß der Dinge, 2003 gewannen sie sowohl die Meisterschaft als auch den Pokal. Doch dann folgte die Insolvenz. Mit Zehnkämpfer Arthur Abele (Peking 2008), Goldmedaillengewinner Maximilian Reinelt (RuderAchter/ London 2012, Rio 2016), Kerstin Hartmann (Rudern/London 2012, Rio 2016) und Turnerin Janine Berger (London 2012) haben Ulmer Vereine in den vergangenen Jahren einige Olympioniken hervorgebracht.

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ENTDECKEN UND ERLEBEN

dessen Ablauf die kommunalpolitische Sommerpause anbricht. Zu Scharen versammeln sich die Bürger jeweils am vorletzten ­Montag im Juli, um dem jährlichen Rechenschaftsbericht von Oberbürger­ meister Gunter Czisch zu lauschen. Das Stadt­oberhaupt erneuerte vor einem Jahr den Ulmer Eid mit den Worten: „Die Schwörglocke mahnt uns, bescheiden zu bleiben, Bodenhaftung zu wahren, das Beste für Ulm zu wollen und das Mögliche für Ulm zu tun. Sie macht uns bewusst, dass wir bei unserem Tun auf den Beistand Gottes ­angewiesen sind. Mit diesen Gedanken will ich den Schwur aus dem Schwörbrief von 1397 erneuern:

Neu-Ulm zum Internationalen Donaufest ein. Das Kulturprogramm bietet eine anspruchsvolle Mischung verschiedener künstlerischer Richtungen. Ob Musik, Tanz, Literatur oder Ausstellungen – die Donauländer präsentieren sich mit ihren kulturellen Botschaftern. Das Herzstück ist der Markt der Donauländer. Er spiegelt die Grundidee des Internationalen Donau­ festes ­ wider, die Vielfalt der Kulturen, Musik- und Tanzformen sowie Lebens­ stile entlang der Donau zu vermitteln. Ein ­buntes F ­ amilienprogramm begeistert Jung

und Alt. Doch das Fest spielt sich nicht nur auf den Bühnen oder dem Markt ab – in zahlreichen Begegnungsprojekten, zum Beispiel dem Internationalen Jugendcamp, werden neue Freundschaften geschlossen. Und das tut man in Ulm gerne, so dass man sich hier in der Stadt oftmals mit den Worten verabschiedet: „Schön war’s. Kommt gut nach Hause. Bis bald. Man sieht sich.“

Alle Events und Info finden Sie auf: www.tourismus-region-ulm.de unter Veranstaltungen

‚Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein in den gleichen, gemeinsamen und redlichen Dingen ohne allen Vorbehalt.‘

Man sieht sich

Die Ulmer haben durchaus auch eine romantische Seite. Diese kommt bei der jährlichen Lichterserenade zum Ausdruck, wenn mehrere tausend Kerzen die Donau hinunterschwimmen

Ein Blick in den städtischen Terminkalender zeigt: Die Ulmerinnen und Ulmer lieben das gesellige Zusammensein. Hier finden Sie die wichtigsten Festivitäten der Stadt – feiern Sie einfach mit!

„Man sieht sich immer zweimal im L ­ eben.“ In Ulm kann man über die bekannte Redensart nur schmunzeln. Von wegen zweimal! Was die Feste angeht, so trifft man sich in der Stadt Jahr für Jahr wieder. Und dies natürlich überwiegend im Sommer. Los geht es auf dem Saumarkt im ­Fischerviertel mit dem traditionellen Zunftschmaus der Ulmer Metzger-, Brauer- und Bäckerinnungen. Mit fetziger Rockmusik, schwäbischen Spezialitäten und einem kühlen Bier stoßen die Ulmer auf die beginnende Fest-Saison an. Und da 80 edition_D

darf das ebenso traditionelle Altstadtfest „elf bis elf “ nicht unerwähnt bleiben. Die zünftige Zusammenkunft auf dem Fischerplätzle gehört zur Stadt wie die blauen Bauerkittel zu den Mitgliedern des Lions Clubs Ulm/Neu-Ulm-Schwaben. Diese stellen die zwölfstündige Sause Jahr für Jahr auf die Beine und packen selbst mit an, wenn es darum geht, die Schupfnudeln anzubraten, den „Radi“ zu schneiden und frischen Gerstensaft zu zapfen. Übrigens: Der gesamte Erlös wird vom Lions Hilfswerk in gemeinnützige Projekte gesteckt.

„Ohne allen Vorbehalt“

Damit jedoch kein falsches Bild entsteht, darf man an dieser Stelle erwähnen, dass die Ulmer natürlich nicht nur auf Bierbänken sitzen und sich zuprosten – auch wenn dies wie beim „elf bis elf “-Fest einem guten Zweck dient. Denn der Höhepunkt eines jeden Jahres ist der Schwörmontag, Ulm „heiligster“ Feiertag, der – auch das ist seit vielen Jahrhunderten Tradition – mit der Schwörrede auf dem Weinhof beginnt. Sie kennzeichnet Beginn und Ende des politischen Jahres in Ulm, nach

Fotos: Ulm/Neu-Ulm Touristik GmbH/Stadtarchiv Ulm

Text: Stefan Loeffler

Was danach folgt, hat weniger mit Bescheidenheit zu tun. Denn den Rest des Schwörmontages feiern die Ulmer und ihre Gäste ausgelassen auf den Straßen und Plätzen der Stadt und lassen sich frohgelaunt beim „Nabada“, Deutschlands wohl größtem Wasserumzug, vor einer prächtigen Kulisse jubelnder Zuschauer die Donau hinuntertreiben. So mancher bekommt erst auf der Höhe der Friedrichsau, Ulms grünem Stadtpark im Osten der Stadt, wieder festen Boden unter den Füßen. Und damit sind wir bereits bei einer weiteren, fest etablierten Veranstaltung. Das Ulmer Zelt lockt Jahr für Jahr von Mai bis Anfang Juli Tausende von Besucher „in die Au“ zu Konzerten, Kabarettabenden oder Tanzveranstaltungen. Auch bei international bekannten Musikern ist das Zeltfestival beliebt. Gehen wir nun wieder ein Stück die Donau hinauf bis auf die Höhe des schiefen Metzgerturms. Wenn auch nicht jährlich, so bauen hier doch alle zwei Jahre Kunsthandwerker, Händler und Wirte aus den verschiedensten Donauländern ihre Stände auf.

Zehn Tage, ein Fest

Unter dem Motto „10 Länder, 10 Tage, ein Fest“ lädt das Donaubüro Ulm/

Da bleibt kein Auge trocken: Seit vielen Jahrzehnten fahren die Ulmerinnen und Ulmer voll auf ihr „Nabada“ (schwäbisch für „Hinunterbaden“) ab. Donaufest (u.): Alle zwei Jahre lädt das Donaubüro Ulm/Neu-Ulm zum Markt der Donauländer ein, auf dem es an Kunst, Krempel und Köstlichkeiten nicht mangelt

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SERVICE

ruhen. Von hier kann man die vorbeifließende Donau und das gegenüberliegende Neu-Ulmer Ufer einmal mit den Augen dieses mutigen und auch ein bisschen verrückten Mannes betrachten und feststellen: Das ist ganz schön hoch hier.

FISCHER- UND GERBERVIERTEL

Hausmannskost und Nachtwächter Idyllisch an der Mündung der Blau in die Donau gelegen, ist das Fischer- und Gerberviertel das bedeutendste Altstadtensemble Ulms. Den Besucher erwarten eine Fülle an Gassen, Brücklein und historischen Fachwerk-Häusern. War das Viertel einst Heimat der ­Handwerker, haben sich heute in dem malerisch restaurierten ­Quartier viele urgemütliche Restaurants etabliert, die typisch schwäbische Hausmannskost servieren. Dazu gibt es stilvolle Cafés, kleine Fachgeschäfte und Kunstgalerien. Gegen Abend kann man hier sogar die Stimme eines – zugegeben – nicht echten Nachtwächters vernehmen, der im ­historischen Gewand mit Hellebarde, Laterne und Horn Besuchern bei speziellen Stadtf­ührungen das mittelalterliche Ulm näherbringt.

Hast Du das gesehen?

Zwei Lichtgestalten Ulmer Architektur: Das Münster (l.) und das Stadthaus am Münsterplatz

MUSEUM DER BROTKULTUR

Sinnbild für das Leben Im Museum der Brotkultur wird die Bedeutung von Getreide und Brot für die kulturelle Entwicklung der Menschheit umfassend dargestellt. Dazu gehören natur-, technik- und sozialgeschichtliche Aspekte der Brotherstellung ebenso wie das Verständnis von Brot als Sinnbild für

ULMER MÜNSTER

Der höchste Kirchturm der Welt Es überragt alle Kirchen. Und dabei sprechen wir nicht nur von den Gotteshäusern in Ulm und Neu-Ulm. Nein, denn das Ulmer Münster besitzt mit insgesamt 161,53 Metern Höhe den höchsten Kirchturm der Welt. Und das wird er bis zur ­Fertigstellung der Dauerbaustelle Sagrada Familia in Barcelona auch noch ein gutes Weilchen bleiben. Der Grundstein zur größten ­evangelischen Kirche in Deutschland wurde bereits im Jahr 1377 gelegt. Die Vollendung des Turmes in seiner jetzigen Höhe

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feierte die Stadt erst am 31. Mai 1890. Ein halbes Jahrhundert später, am 17. Dezember 1944, legten alliierte Bomber Ulm in Schutt und Asche. Das Münster aber überstand den Feuersturm fast unbeschädigt. Die Stadt durfte ihr wichtigstes Identitätsmerkmal behalten. Und was bedeutet das Münster den Ulmern heute? Natürlich bildet es eine wesentliche Grundlage ihres Selbstbewusstseins. Eine Turmbesteigung kostet für Erwachsene 4,50 Euro, für Jugendliche drei Euro. Die Besichtigung der Kirche ist frei. www.ulmer-muenster.de

METZGERTURM

Ganz schön schräg Was hat Ulm mit Pisa gemein? Einen schiefen Turm! Der 1349 erbaute Metzgerturm war Teil der Ulmer Stadtbefestigung. Er hat eine Höhe von 36 Metern und neigt sich 2,05 Meter nach Nordwesten. Einer Anekdote nach hat der Turm seinen Namen von den Ulmer ­Metzgern, die zum Strecken der Wurst Sägespäne nutzten. Als die Bürger ihnen auf die Schliche ­kamen, sperrten Sie diese in den Turm, der dem Gewicht der gut­ genährten Fleischer jedoch nicht ganz standhielt. So sagt man.

Tatsächlich ist der Turm schief, da der Untergrund ehemaliges Sumpfgebiet ist.

ADLERBASTEI

Ganz schön hoch Er wollte hoch hinaus – und stürzte in die Donau. Albrecht Ludwig Berblinger, der „Schneider von Ulm“, versuchte im Mai 1811 mit einem selbstkonstruierten Flugapparat von der Adlerbastei aus über den Fluss zu fliegen. Jahrelang hatte der besessene Tüftler hierfür Eulen ­beobachtet. An der Stelle auf der Anhöhe befindet sich auch ein ­kleiner Park mit Bänken zum Aus­

Fotos: Ulm/Neu-Ulm Touristik GmbH, Stadtarchiv Ulm

Münsterturm und Löwenmensch: In Ulm liegen ganz große und ganz kleine Kostbarkeiten nahe beieinander. Doch dies sind nur zwei der Sehenswürdigkeiten, die sie hier im Überblick finden

Leben in der jüdisch-christlichen Vorstellungswelt. Besonderes ­Gewicht liegt im Museum der Brotkultur auf der Auseinandersetzung mit dem Mangel an Brot bzw. Nahrung in Geschichte und Gegenwart. Untergebracht ist das Museum inmitten der Ulmer Innenstadt im 1592 erbauten Salzstadel, einem ­Renaissancegebäude, das bis Anfang des 19. Jahrhunderts als Lagerhaus für Getreide, Salz und andere Güter diente. Täglich 10-17 Uhr geöffnet, Salzstadelgasse 10, Tel. 0731- 699 55, www.museum-brotkultur.de;

MUSEUM ULM

Heimat des Löwenmenschen Das Museum Ulm ist – mitten im Herzen der Stadt – in einem denkmalgeschützten Gebäudeensemble untergebracht. Es präsentiert 40.000 Jahre Kunst- und Kulturgeschichte. Höhepunkt der archäologischen Sammlung ist der weltweit einzigartige Löwenmensch, mit dem das Museum Ulm eines der ­ältesten figürlichen Schnitzwerke der Welt besitzt. Die Mensch-Tier-Skulptur aus Mammut-Elfenbein ist über 40.000 Jahre alt und wurde in der Stadel-Höhle im Lonetal entdeckt, die im Jahre 2017 zum UNESCOWeltkulturerbe erklärt ­wurde. Den Schwerpunkt des ­Museums bildet die herausragende Sammlung spätgotischer Malereien und Skulpturen. Mit der Sammlung des Publizisten und Verlegers Kurt Fried (1906 1981) präsentiert das Museum Ulm die wichtigsten modernen Strömungen künstlerischen ­Schaffens der USA und Europas

aus den 1950er- bis in die 1980erJahre. Zu sehen sind unter anderem Werke von Joseph Beuys, Roy Lichtenstein, Gerhard Richter, Mark Rothko und Andy Warhol. Di-So 11-17 Uhr, Do 11-20 Uhr, Marktplatz 9, Tel. 0731-161 43 30, www.museumulm.de

FLUGSIMULATOR BIRDLY

Himmelsritt über das alte Ulm Mit ihm kann man von ganz oben in das alte Ulm aus dem Jahr 1890 eintauchen. Auf dem in der Kramgasse 3 untergebrachten 3DFlugsimulator „Birdly“ werden die Arme der Besucher zu Flügelschwingen – und man kann beim dreiminütigen Himmelsritt den Flugwind an der Nase spüren. In Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv wurde anhand historischer Zeichnungen und Stadtkarten das Leben in der damaligen Donaustadt bis ins Detail umgesetzt. Visuell entstanden so 2.000 Häuser, 6.000 Bäume, unzählige Mauern, Straßenzüge und natürlich die Donau. Zwar gibt es ähnliche Simulatoren beispielsweise in Dubai, New York und Singapur, allerdings beruhen diese im Unterschied zum Ulmer Modell größtenteils auf Fotos. Für Ulm hat die Hamburger Firma „Demodern“ die Stadt maßstabsgetreu nachgebaut. Karten für den Flug, der ein atemraubendes und meditatives Erlebnis beschert, sind vor Ort und auch online über die Plattform Reservix erhältlich. Stichwort: der Traum vom Fliegen. Di-Sa 10-18 Uhr, Kosten: 5 Euro, Kramgasse 9, www.ulmstories.de

ULMER RATHAUS

Opulente Außenbemalung Früher war es ein Kaufhaus. Doch das ist sehr lange her. Im Jahr 1419 wird das Gebäude mit der opulenten Außenbemalung aus der Frührenaissance erstmals als Rathaus bezeichnet. Heute ist hier die Stadtverwaltung untergebracht. Im Laufe des 15. Jahrhunderts erhielt der Ratssaal in gotischer Architektur gerahmte Fenster. Die Fassadenbemalung zeigt Darstellungen von Tugenden, Geboten und Lastern. Die heute zu sehende Malerei stammt aus dem Jahre 1900, als die von der Witterung größtenteils zerstörte Bemalung wiederhergestellt oder im Geiste der verbürgten Teile neu erstellt wurde. Im Treppenhaus kann man den Nachbau des Fluggerätes von Albrecht Ludwig Berblinger, des „Schneiders von Ulm“, bewundern.

ASTRONOMISCHE UHR

Erkennen Sie die Tierkreise Sie ist ein Meisterwerk mittel­ alterlicher Uhrmacherkunst. Im Jahr 1581 vom seinerzeit bedeutendsten Großuhrmacher Isaak Habrecht aus Straßburg fertiggestellt, beeindruckt die astronomische Uhr an der Fassade des Ulmer Rathauses durch die prächtige und detail­genaue Gestaltung des Tierkreisrings, der Zeiger und des Ziffernblatts. Auf den zweiten Blick besticht sie durch ihre Funktionsweise und die Vielzahl an Informationen, die sie anzuzeigen vermag. Mindestens 15 verschiedene astronomische Daten und Ereignisse sind ablesbar – vorausgesetzt der Betrachter versteht es, die Stellung der Zeiger und des Tierkreisrings richtig zu deuten.

Hier passen Wurst und Stulle zusammen: der schiefe Metzgerturm und das einzigartige Museum für Brot­kultur (v.l.)

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SERVICE

Berühmt für seinen barocken Bibliothekssaal und die wunder­ bare Kirche: das einstige Benediktinerkloster Wiblingen

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BUNDESFESTUNG

Die größte Befestigungsanlage Europas Neben Landau, Luxemburg, Mainz und Rastatt umringt eine von fünf Bundesfestungen Ulm. Im 19. Jahrhundert stand hier mit neun Kilometern Länge die größte Wehranlage Europas. Die dazugehörigen Festungen wurden durch den Deutschen Bund finanziert. Entlang der Hauptumwallung lädt der Festungsweg zum Erkunden und Spazierengehen ein. Er verbindet mit einer Länge von ca. 12,5 Kilometern die e­ inzelnen noch erhaltenen ­Bauwerke des Festungsrings und führt zum Großteil durch die Ulmer und Neu-Ulmer Park- und Grünanlagen des Glacis. Der aus­geschilderte Weg informiert auf 32 Tafeln an den Festungswerken über deren Entstehung, ­Funktion und nachmilitärische Nutzung. Der Infopunkt an der Wilhelmsburg vermittelt grundlegende Daten. www.festung-ulm.de

BOTANISCHER GARTEN

Über 200 Heilpflanzen Hier kann man entspannen – und dabei auch noch etwas lernen. Der Botanische Garten der Universität

Ulm wurde 1981 gegründet und zählt mit einer F­ läche von 28 Hektar zu den größten Universitätsgärten in Deutschland. In der Nähe des Klinikbereichs am Oberen Eselsberg befindet sich die Gewächshausanlage. Dort können Besucher eine Vielzahl an tropischen Nutz-, Heilund Zierpflanzen kennenlernen. Auf dem Weg durch das idyllische Freigelände laden verschiedene Themengärten ein, darunter das künstlich bewässerte Farntal und der Apothekergarten, in dem über 200 Heilpflanzen wachsen. Auf 75 farbigen Informationstafeln gibt es zu jeder Heilpflanze ein Bild und Informationen zu den pharmazeutischen Anwendungsmöglichkeiten. Durch schattige Wälder und bunte Wiesen führt der Weg zum südlichen Teil des Gartens mit Rosarium, B­ auerngarten, biologischer Abteilung, Streuobstwiese und Dreifelderwirtschaft. Im Arboretum sind etwa 700 verschiedene Gehölze gepflanzt. Der Eintritt in die Gewächshäuser beträgt 2 Euro, bis Mitte Oktober 9-20 Uhr, in den Herbst- und Winter­monaten schließt der Garten um 16.30 Uhr, www.uni-ulm.de/einrichtungen/ garten

DER WASSERTURM VON NEU-ULM

Wahrzeichen im Park Wie wäre es mit einem kleinen Abstecher in Kollmannspark, der 1910 zu Ehren des damaligen Neu-Ulmer Bürgermeisters Josef Kollmann angelegt wurde? Hier steht das Wahrzeichen der Schwesterstadt Ulms. Leider kann man den Wasserturm, der bereits seit 1962 außer Betrieb ist, weder besteigen noch besichtigen, es sei denn, man gerät an eine „eingewiesene“ Person, wie einem Schild zu entnehmen ist. Die könnte man womöglich in der Ulmer Touristen-Information erfragen. Oder zumindest auf einen Tipp hoffen. Der 47 Meter hohe Turm, der einst 470 Bürgerinnen und Bürgern von Neu-Ulm fließendes Wasser brachte, bietet rundum einen fabelhaften Ausblick. Gedankenspiele, hier Ateliers anzusiedeln gab es, sie wurden aber nicht ernsthaft verfolgt. Was bleibt, ist ein mittlerweile hübsch saniertes Technikdenkmal im kleinen Naherholungsgebiet Kollmannspark. Seit 1997 findet im Schatten des Wasserturms ein jährliches Familienfest mit Bastelspaß und Spielen für Groß und Klein im Freien statt.

Fotos: Ulm/Neu-Ulm Touristik GmbH, Stadtarchiv Ulm

KLOSTER WIBLINGEN

Verspielte Rokokopracht Stars wie Ina Müller, Sarah Connor, oder Unheilig traten in seinem Schatten schon auf. Berühmt ist das einstige Benediktinerkloster Wiblingen für seinen barocken Bibliothekssaal und die wunderbare Kirche. Besonderes BesucherHighlight ist das „Museum im Konventbau“. Es stellt das Leben der Untertanen im Klosterstaat ins Blickfeld. Sie waren es, die mit ihren Diensten und Abgaben dafür sorgten, dass Wiblingen nicht nur Ort des Gebets, sondern zugleich ein florierender Wirtschaftsbetrieb war. Der ­prächtige Bibliothekssaal mit ­seinem reichen Schmuck aus ­Fresken und Skulpturen hat die Ausmaße und die verschwenderische Ausstattung eines Festsaals. Echte Hingucker sind die beschwingten Figuren des Bildhauers Dominikus Hermenegild Herberger, die er um 1750 schnitzte. Insgesamt wirkt die Rokokopracht mit ihrer hellen und heiteren ­Farbgebung und der Ornamentik herrlich verspielt. Der Eintritt in die Basilika ist frei, Schlossstraße 38, Tel. 0731-502 89 75, www.kloster-wiblingen.de.


SERVICE

Als Hotel zu buchen, aber auch für Tagestouristen geöffnet: Das „Schiefe Haus“ bietet sonntags Führungen an mauer, an und über der Blau, liegt das Schiefe Haus. Es ist das wohl meist fotografierte ehemalige Bürgerhaus in Ulm, das 1406 erbaut wurde. Seit 1995 wird das Schiefe Haus als Hotel genutzt. Doch auch wer hier nicht übernachtet, kann das einzigartige Flair des 600 Jahre alten Fachwerkhauses genießen. Nach telefonischer Absprache kann man sonntags ab 14 Uhr Führungen durch das Gebäude buchen. Schwörhausgasse 6, Tel. 0731-96 79 30, www.hotelschiefeshausulm.de

Komfortzimmer sind wahlweise mit „Französischem Bett“ oder klassischem Doppelbett ausgestattet. Besondere Genussmomente kann man mit fangfrischen Forellen aus der eigenen Fischfarm erleben. Danach kann man den Abend mit einem kleinen Absacker in der rustikalen Hotelbar ausklingen lassen oder in der Sauna eine Runde schwitzen. Loher Straße 35, Tel. 0731-14 04 00, www.hotel-engel-ulm.de

HOTEL GOLDENES RAD

In Ulm gibt es viel zu sehen. Es empfiehlt sich deshalb als Tourist ausgeschlafen zu sein. Hier kommt unsere Auswahl an Hotels und Landgasthöfen in und um Ulm und Neu-Ulm herum MARITIM HOTEL

Edles Anthrazit Was für eine Aussicht. Das Maritim Hotel Ulm liegt direkt an der Donau und eröffnet, insbesondere vom Restaurant in der 16. Etage, einen fantastischen Blick auf das Ulmer Münster sowie ganz Ulm und NeuUlm. Doch auch das Hotel selbst kann mit tollen Einblicken glänzen, denn es hat nach umfassender Renovierung einen neuen Look bekommen. Die 287 Zimmer präsentieren sich in edlem Anthrazit. Eine moderne Ausstattung mit Flachbildfernsehern und kostenfreiem WLAN findet sich in jedem Zimmer, die mit einer jeweiligen Größe von 30 Quadratmetern viel Raum bieten. Hier stiegen schon viele Stars ab, wie ein Blick in das Gästebuch an der Rezeption zeigt. Und so kann man in der Bar mit etwas Glück immer wieder bekannte Musiker oder Schauspieler treffen. Basteistraße 40, Tel. 0731-92 30, www.maritim.de

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HOTEL STERN

Das Theater in Sichtweite Das Hotel Stern gibt es irgendwie schon immer. Das privat geführte Haus hat schon viele Jahre auf dem Buckel, was man den Zimmern jedoch nicht ansieht. Es ist nur einen Katzensprung von der Fußgängerzone „Hirschgasse“ und dem Hauptbahnhof entfernt. Wer mit dem Auto anreist: kein Problem! Dafür gibt es eine eigene Tiefgarage. Auch das Theater Ulm ist übrigens in Sichtweite. Lärmschutzfenster sorgen dafür, dass man nach einem schönen Opernabend mit den verträumten Melodien im Ohr sanft in den Schlaf sinken kann. Sterngasse 17, Tel. 0731-155 20, www.hotelstern.de

B&B HOTEL

Fellnasen willkommen Im B&B Hotel weiß man, dass das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages ist. Deshalb verspricht die Geschäftsführung auch, dass man

bei einen Besuch des Frühstücksbuffets (8,50 Euro Erw./Kinder 3 Euro) zum Senkrechtstarter wird. Bei kleinerem Magenknurren helfen zudem Snackautomaten weiter. Das direkt an den Bahngleisen des Hauptbahnhofes gelegene Hotel (keine Sorge, es gibt schallisolierte Fenster) hat 124 Einzel-, Doppelund Familienzimmer für bis zu vier Personen zur Wahl. Haustiere sind gegen einen geringen Aufpreis auch willkommen. Ehinger Straße 11, Tel. 0731-17 63 30, www.hotelbb.de

HOTEL ENGEL

Fangfrische Forellen Zugegeben, das Hotel im Stadtteil Lehr liegt etwas außerhalb der Innenstadt, die man über die nahegelegene Bundestraße 10 jedoch schnell erreicht. Dafür ist es hier herrlich ruhig. Dusche oder ­Badewanne, WC, Telefon, Schreibtisch, Fernseher und freies WLAN gehören zum Standard. Die

BECKER‘S BOUTIQUE HOTEL

Regenwaldduschen in der City Kein, aber fein ist das noch junge Becker´s Boutique Hotel, das direkt am Münster liegt. Alle sieben Hotelzimmer, die auf vier Etagen verteilt liegen, sind verschieden eingerichtet und mit Regenwald­ duschen, beleuchteten Schminkspiegeln, Föhn, Pflegeserie einer kleinen Ulmer Seifenmanufaktur und hochwertigen Frottierhand­

HOTEL LÖWEN

Historisches Ambiente Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde das historische Gebäude, in dem der „Löwen“ untergebracht ist im Jahr 1722. Damals war es noch Bestandteil der ehemaligen Klosteranlage Söflingen. Nach einer gründlichen Sanierung entstand ein modernes 3-SterneHotel in absolut ruhiger Lage, das 18 stilvoll eingerichtete Zimmer, eine Suite, ein Apartment sowie ein Restaurant mit 50 Sitzplätzen beherbergt. Viele alte Stilelemente sind beibehalten worden. Schiefe Böden, stämmige Balken und Jahrhunderte altes Mauerwerk prägen jedes einzelne der Zimmer, den Gastraum und auch den Aufgang

zu den Hotelzimmern in der ersten und zweiten Etage. Klosterhof 41, Tel. 0731-388 58 80, www.hotel-loewen-ulm.de

GOLDEN TULIP PARKHOTEL NEU-ULM

Komfort mit Donaublick Frühstücken oder Abendessen im Wintergarten mit Blick auf die Ulmer Altstadt und das Ulmer Münster – dies kann man im Golden Tulip Parkhotel Neu-Ulm, das 132 Zimmer sowie drei Junior Suiten in verschiedenen Kategorien anbietet. Das Hotel auf der bayerischen Donau­ seite ist sowohl bei Touristen als auch bei Geschäftsleuten beliebt, die zudem gleich neben der Rezeption ein kleines Businesscenter nutzen können. Nach einem anstrengenden Tag ist ein Besuch in der gemütlichen Lobby Bar goldrichtig, in der leichte Snacks und Cocktails serviert werden. Silcherstraße 40, Tel. 0731-801 10, www.parkhotel-neu-ulm.com

LANDGASTHOF MEINL

Ländliches Idyll Wer im Landgasthof eincheckt, bucht einen – wenn auch vielleicht kurzen – Entspannungsurlaub in ländlichem Idyll und ist dennoch nicht weit von NeuUlm entfernt. Neben Einzel- und Doppelzimmern stehen hier im Stadtteil Reutti auch Zimmer mit Verbindungstüren zur Verfügung – ideal für Familien. Das Meinl ist ein Nichtraucherhotel, verfügt jedoch über eine schöne Raucherterrasse. Das Parken ist ebenso wie das Entspannungsprogramm im hauseigenen Wellnessbereich mit Finnischer Sauna, Bio-Kräuter-­ Sauna, Infrarotkabine, Frischluft­ bereich und Erfrischungstheke in den ­Zimmerpreisen enthalten. Zwei Räume sind als Allergiker­ zimmer ausgebaut – ohne Teppich­boden und mit den dement­sprechenden Betten. Marbacher Straße 4, Tel. 0731-705 20, www.hotel-meinl.de

LEONARDO ROYAL HOTEL

Schlafen im Dichterviertel Es wurde erst im April 2018 eröffnet. Das Leonardo Royal Hotel Ulm verfügt über 148 Zimmer und Suiten mit bodentiefer Verglasung sowie eine weitläufige Lobby mit Bar, ein Restaurant und sechs Konferenz- und Veranstaltungsräume. Das Gebäude mit Fitness- und Saunabereich und einer Dach­ terrasse mit imposantem Blick über die Stadt befindet sich im neuen Stadtquartier Dichterviertel und damit nur wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt. Mörikestraße 17, Tel. 0731-40 72 70, www.leonardo-hotels.de

HOTEL SCHIEFES HAUS

Schräge Sache Im Guinness Buch der Rekorde bekam es mit dem Titel „Schiefstes Hotel der Welt“ bereits einen Ehrenplatz. Am Fuß der Staufer­

Steak, Gyros oder Veggie-Schnitzel? Italiener, Griechen, Chinesen, Koreaner, Spanier. Die App von Das Telefonbuch kennt sie alle! Und natürlich auch das nächstgelegene vegetarische Restaurant. Mehr Infos: www.tb.de/mobil Fotos: Ulrike Fischer

Na dann, gute Nacht!

Betten wie eine Königin Marie Antoinette, König Otto von Griechenland und auch der Herzog von Marlborough waren schon hier. Doch das ist lange her. Das 1499 erbaute „Hotel zum Goldenen Rädle“ befand sich damals noch an einer anderen Stelle, jedoch keine 100 Meter vom heutigen Hotel entfernt. Damals noch Posthalterei von Thurn und Taxis, entwickelte es sich über die Jahrhunderte zum Hotel und beherbergte zahlreiche Berühmtheiten (siehe oben). Heute befindet sich das Ulmer Traditionshaus direkt am Münster­ platz. 2014 wurde es komplett umgebaut und neu gestaltet. Neue Straße 65, Tel. 0731- 80 01 84, www.goldenes-rad.com

tüchern ausgestattet. Richtig smart wird es für die Gäste, die von einem Express Check-in und einem mobilen Check-out via App profi­ tieren möchten. Münsterplatz 24, Tel. 0731-38 85 02 50, www.beckershotel.de

ENBER VERLAG ULM · Ihr lokaler Medienpartner.


SERVICE

Atmosphäre – großzügig urban in der Neuen Mitte oder verwinkelt und mittelalterlich wie im Fischer- und Gerberviertel. Die Kombination aus Fachgeschäften mit Sortimenten, die es in anderen Städten schon lange nicht mehr gibt, großen Kaufhäusern und Markengeschäften beschert den Kunden eine große Auswahl. Zusammen mit zahl­ reichen Restaurants, Cafés und Bars wird der Besuch zu einem kurzweiligen Erlebnis. Die Ulmer Innenstadt ist mit ihren kurzen ­Wegen ein Kundenmagnet: So gehört die Hirschstraße mit rund 9.000 Passanten pro Stunde zu den zehn besucherstärksten und beliebtesten Einkaufsstraßen Deutschlands. Das Parkleitsystem, die gute Erreichbarkeit per Bus und Bahn erleichtern Besuchern den Weg. www.ulmercity.de, www.wir-in-neu-ulm.de

HEIDI‘S LÄDLE

Bier, Wein, Marmelade, Spätzle aus Ulm? „Gutes von hier“

Hereinspaziert! Zwei große Einkaufs-Center, Fußgängerzonen und eine Vielzahl kleiner und größerer Läden beidseits der Donau lassen das Herz aller höherschlagen, deren Portemonnaie ganz bewusst locker sitzt BLAUTAL-CENTER

Shoppen und hanteln Vom Bikini bis zum gesunden Essen für die passende Figur – im Blautal-Center findet man auf 37.500 Quadratmetern und in 100 Läden, die auf zwei Etagen verteilt sind, alles was das Shoppingherz begehrt – oder zumindest fast alles. Hier gibt es Bäckereien, Cafés, Running-Sushi, Zeitschriften, Bücher, Klamotten in allen Farben und Formen, Fotoartikel, VideoSpiele, Smartphones, Bilderrahmen, Schuhe, Sportwaren und, und, und. Ja, sogar ein Fitness-Center hat hier vor einigen Monaten seine

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Pforten geöffnet. Wer Lust hat, sich in aller Ruhe umzusehen, der kann hier einen ganzen Tag verbringen. Locker! Und der öffentliche Bus hält auch genau vor dem Haupteingang in der Blaubeurer Straße. Wer mit dem Auto anreist, der macht bereits beim Parken ein Schnäppchen. Den Besuchern stehen im Blautal-Center nämlich über 2.300 Parkplätze zur Verfügung, deren Benutzung während der ersten drei Stunden kostenlos ist. Mo-Sa 9.30-20 Uhr, Blaubeurer Straße 95, Tel. 0731-932 54 30, www.blautal-center.de

GLACIS-GALERIE

19.000 Besucher am Tag Was die Ulmer können, das können wir auch. So dachte der Neu-Ulmer Stadtrat, der sich ebenfalls ein großes Einkaufszentrum wünschte. 2013 begannen die Bauarbeiten und im März 2015 wurde die GlacisGalerie in der Nähe des tiefergelegenen Hauptbahnhofes eröffnet. Laut einem Internet-Eintrag sollen täglich bis zu 19.000 Besucher in das Einkaufszentrum kommen, wo man auf insgesamt 4.500 Quadratmetern und auf zwei Etagen nach Herzenslust shoppen kann. Es gibt Supermärkte, Drogerien sowie jede

Menge Markenartikel wie Brillen, Schuhe, Kleidung und Kosmetika. Zahlreiche Restaurants bieten unter anderem italienische und asiatische Speisen, Sandwiches und Burger an. Ein Kinderbuggy-Verleih sorgt dafür, dass auch die Kleinen mit Mama und Papa locker mithalten können. Mo-Sa, 10-20 Uhr, Bahnhofstraße 1, Tel. 0731-409 86 90, www.glacis-galerie.de

FUSSGÄNGERZONE

Kurze Wege Die hohe Qualität der Stadtarchitektur erzeugt in Ulm eine besondere

Fotos: Ulm/Neu-Ulm Touristik GmbH / Stadtarchiv Ulm, Callas, Gutes von hier

macht’s möglich. Entweder auf Märkten, online oder im Laden in der Herrenkellergasse 9

Gute Ideen einer Powerfrau Egal, ob Geschenke für die Schwieger­mama, Schwester oder Frau: In Heidi‘s Lädle findet man die perfekte Überraschung und bekommt obendrein eine herz­ liche Beratung mit Einpackservice. Hier sucht man nicht lange und findet schnell. Und zwar schöne Dekoartikel für jede Jahreszeit. Vom Osterhasen über Vasen und Servietten bis hin zu süßen Verpackungsideen. Ruckzuck erstrahlen nach einem Einkauf Wohnzimmertisch, Regal oder Terrasse in ganz neuem Licht. In dem kleinen Geschäft im Zentrum der Stadt gibt es auch

eine große Auswahl an individuell beschrifteten, traditionellen oder modernen Gesichtstassen sowie eine Vielfalt an Schmuck und Uhren für die Wände, Arme und Tische in unterschiedlichen Designs und Formen. Hinter Heidi‘s Lädle steckt übriges eine Person: Heidi Schöbel. Seit fast 40 Jahren steckt die Powerfrau Kreativität und Herzblut in ihr „Lädle“. Und das merkt man an zufriedenen Stammkunden und einer beständigen Laufkundschaft. Di-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-17 Uhr, Walfischgasse 10, Tel. 0731-646 65, www.heidis-laedle.de

ULMSHOP

Souvenir, Souvenir Kein Frage, Ulm ist immer einen Besuch wert. Und all diejenigen, die aufbrechen müssen, möchten – neben den vielen Eindrücken – sehr gerne etwas Bleibendes mitnehmen. Kein Problem. Im Ulm-Shop in der Ulmer Tourist­ information im Stadthaus gibt es jede Menge nützliche und originelle Andenken wie EspressoSets mit Ulmer Silhouette, Henkelbecher mit Münster-Motiven, Ausstecher in der Form des Ulmer Wahrzeichens, Bierkrüge, verzierte Wandteller, Schneidebrettchen, T-Shirts, Briefbeschwerer „Einstein“ und fliegende Spatzen aus Ton oder Keramik. April-Dezember: Mo-Sa 9.30-18 Uhr, So und Feiertage 11-15 Uhr, Januar-März: Mo-Fr 9.30 -18 Uhr, Samstag 9.30 -16 Uhr,

Münsterplatz 50, Tel. 0731-161 28 30, www.tourismus.ulm.de,

FISCHERINS KLEID

Ökologisch korrekt Der Fair Fashion Store „Fischerins Kleid“ mit Schneiderei bietet in der Ulmer Altstadt unter anderem selbstentworfene Kollektionen, Accessoires und individuelle Nähkurse an. Für das Unternehmen ­gehört zu einem bewussten ­Lebensstil, dass man bei der Kleiderwahl auf ethisch und ökologisch korrekt hergestellte Mode achtet. Denn für Inhaberin Annemarie Brückner ist ein bewussterer Lebensstil auch bei der Kleiderwahl nicht nur ein Trend, sondern innere Überzeugung. Die Nachfrage nach schadstofffreier Kleidung, die unter umweltschonenden und Menschen achtenden Umständen produziert wurde, ist deshalb groß. Mo-Do 10-13, 14-18 Uhr, Fr 10-18 Uhr, Sa 10-15 Uhr, Fischergasse 6, Tel. 0157-58 07 40 98, www.fischerins-kleid.de

CALLAS

Blumen, die nie verblühen Ist die echt? Diese Frage hört Susanne Raffel oft. Aber auch gerne. Denn ihre Kunstblumen sehen ihren natürlichen Vorbildern zum Verwechseln ähnlich – und verblühen nicht. Denn die Qualität der textilen Blumen ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. Die ausgebildete Floristin, die an der Fachhochschule Augsburg GrafikDesign und Gestaltung studierte, ist seit 2010 stolze Inhaberin des

Ladengeschäfts „Callas“. Hier erfüllt sich die Naturliebhaberin, die auch Kunstpflanzen, individuell gestalteten Raumschmuck, ausgesuchte Gefäße und Wohnaccessoires anbietet, einen großen Traum. Denn im „Callas“ kann sie mit ihrem handwerklichen Geschick für Floristik und ihrem großen Gespür für Raum und Gestaltung blühende Akzente setzen. Di-Fr 10-18 Uhr, Sa 10-15 Uhr, Hafengasse 7, Tel. 0731-38 86 65 45, www.callas-ulm.de

GUTES VON HIER

Nervennahrung Regionales Obst in flüssiger und fester Form, leckere Knabbereien und ein kleiner Schuss Schoko liefert nachhaltige, gesunde Energie für den ganzen Tag. Mit dem Geschenkset „Nervennahrung“ des Geschäfts „Gutes von hier“, in dem Manufakturprodukte aus der Region angeboten werden, lässt sich jeder Stress bewältigen. Die gesunden Snacks, die man im praktischen Karton findet, enthalten wichtige Nährstoffe, Vitamine und liefern dank kom­plexer Kohlenhydrate und Ballaststoffe nachhaltige Energie. Oder wie wäre es mit dem Set „Grillgenuss“ oder „Feierabendfreunde“? Die Auswahl im dem 100 Quadratmeter großen Geschäft ist groß und umfasst unter anderem Linsen, Bier, Wein, Marmelade, Müsli, Spätzle oder Nüsse von 100 verschiedenen Herstellern. Mo-Sa 10-18 Uhr, Herrenkellergasse 9, Tel. 0731-49 39 19 71, www.gutesvonhier.de

Die Hirschstraße ist die meist besuchte Fußgängerzone in Ulm. Blumen, die ewig halten gibt’s im entzückenden „Callas“ von Susanne Raffel (v.l.)

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SERVICE

Der geräucherte Fisch im Gasthaus „Zur Forelle“ soll auch Albert Einstein relativ gut geschmeckt haben Huldigungen und Geschenke entgegen. Prunkstücke der Krone sind ein malerischer Innenhof und der historische Gewölbekeller – dieser eignet sich hervorragend für Familien- oder Betriebsfeiern. Prominente Gäste waren unter anderem Bryan Adams, Wim und Donata Wenders, der Jazz- und Klassik-Produzent Manfred Eicher sowie der Stuttgarter Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Mo-Fr ab 17 Uhr, Sa-So ab 11 Uhr, Kronengasse 4, Tel. 0731-140 08 74, www.krone-ulm.de

wohnen. Mo-Sa 6.30-24 Uhr, So und Feiertage nur Frühstück, Ulmer Gasse 8, Tel. 0731-14 08 90, www.wirtshaus-zur-brezel.de

ZUR FORELLE

Ob unter historischen Lauben, in rustikal ausgestatteten Gasträumen oder trendigen Lokalen mit Industrial Look: Ulm und Neu-Ulm bieten Köstlichkeiten für jeden Geschmack QMUH

Steaks und Craft Beer Direkt an der Blau und nur einen Steinwurf vom Ulmer Münster entfernt ist das QMUH angesiedelt. Wer Lust auf saftig gebratene Steaks oder Burger hat, ist hier richtig. Das Restaurant wurde zu Beginn des Jahres umgestaltet, der Gastraum im urbanen Vintage-Industrial-Look bietet nach dem umfangreichen Umbau einige Neuerungen. So sorgt ein Star Wars Flipperautomat für Unterhaltung, ein Craft Beer Container für Nachschub in Sachen Bier und die Wireless Charging Station in den Tischen für volle Akkus bei den Handys. Frühstück gibt‘s nach Lust und Laune von früh bis spät – für Frühaufsteher und für Langschläfer. So-Do 9 -1 Uhr, Fr 8-2.30 Uhr, Sa 8-2.30 Uhr, Lautengasse 4, Tel. 0731-602 88 66, www.qmuh.de

HERRENKELLER

Futtern in der Fußgängerzone Ob hausgemachte Spätzle, saftige

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Steaks, Zwiebelrostbraten oder Salat – im Herrenkeller ist für jeden Gast etwas dabei. In der Traditionsgaststätte bekommt man original schwäbische Speisen und deutsche Hausmannskost serviert. Das Restaurant befindet sich im Herzen der Innenstadt und bietet Platz für insgesamt 125 Gäste. Zusätzlich gibt es in der Fußgängerzone weitere 50 Sitzplätze. Mo-Sa 10-22.30 Uhr, So und Feiertage geschlossen, Herrenkellergasse 4, Tel. 0731-61 03 63, www.herrenkeller-ulm.de

DREI KANNEN

Idyllischer Innenhof mit Laube Das Gebäude des historischen Brauhauses wurde im Jahr 1550 errichtet und wegen seiner staatlichen Erscheinung in früheren Tagen auch „Schlössle“ genannt. Für die heutige Nutzung war das Jahr 1832 prägend, denn zu dieser Zeit wurden durch ein Dekret der Königlichen Regierung für den Donaukreis die „dingliche Gerechtigkeit“ zu einer Bierbrauerei erlassen. Heute kann

man es sich im idyllischen Innenhof mit historischer Laube sowie auf zwei Etagen im Haus schmecken lassen. Unter anderem in der Zirbelstube. Der an den Nachmittagen meist sonnendurchflutete Raum mit der aufwändig gedrechselten Holzdecke wird von vielen Gästen geschätzt. Täglich 11-23.30 Uhr, So 11-21.30 Uhr, Hafenbad 31/3, Tel. 0731-677 17, www.dreikannen.de

ZUR BREZEL

Bayerische Schmankerl Hier gibt es beileibe nicht nur das bekannte Laugengebäck. Das Paulaner-Wirtshaus „Zur Brezel“ ist rustikal und modern und bietet eine große Auswahl an schwäbischen und bayerischen Schmankerln wie Maultaschen und Schweinebraten sowie vegetarische Gerichte. Mit die knackigsten Salate der Stadt findet man am hier am Buffet. Mitunter mischen sich auch Hotelgäste unter die Besucher, die im hier angeschlossenen Hotel „Roter Löwen“

SCHLÖSSLE

Ausgezeichneter Biergarten Die Neu-Ulmer Brauerei-Gaststätte „Schlössle“ ist in einem denkmalgeschützten Haus zu finden. Dieser ehemalige, über 650 Jahre alte, Patriziersitz birgt heute ein urgemütliches Restaurant und Bierlokal für Jung und Alt. Die TavernenRechte wurden bereits 1673 verliehen. Besonders beliebt ist der große Biergarten, der im Jahr 2012 in der Kategorie bis 500 Sitzplätze sogar zum beliebtesten Biergarten Deutschlands gewählt wurde.

TAVERNE ZUM GRIECHEN

Gegrillte Meeresfrüchte Die „Taverne zum Griechen“ bietet täglich frisch zubereitete Speisen, mediterran und vor allem griechisch. Im Angebot sind zahlreiche Vorspeisen, bei den Hauptgerichten dominiert das Faible des Patrons: gegrillter Fisch und Meeresfrüchte in allerlei Varianten. Insgesamt bietet die Taverne 70 Gästen Platz. Man kann sie für Feiern ganz reservieren oder das Stübchen für 20 Personen. Im Sommer gibt es Tische auf dem Johannesplatz, etwas abseits vom Verkehrslärm. Die Taverne galt bis Mai 2012 noch als Geheimtipp – nun nicht mehr. Dazu haben sie jetzt schon zu viele Gäste entdeckt und empfohlen. So wie wir. Di-Fr 11.30-14.30 Uhr und 17.30-24, Sa 17.30-24 Uhr, So 11.30-14.30 Uhr und 17.30-24 Uhr, Johannesplatz 7, Tel. 0731-49 39 49 99, www.taverne-zum-griechen.de

STADTHAUS ULM

Über dem Münsterplatz Das Café „Stadthaus Ulm“ befindet sich auf dem Münsterplatz direkt vor dem höchsten Kirchturm der Welt, im berühmten Richard-Meier-Gebäude. Das Angebot umfasst eine große Frühstücksauswahl, den Mittagstisch sowie Kaffee und Kuchen bis zum Abendessen im Restaurant. Es gibt 110 Innenplätze im Café, 60 im Restaurant und 300 Außenplätze direkt auf dem Münsterplatz. Mo-Sa ab 8 Uhr, So und Feiertage ab 9 Uhr, Münsterplatz 50, Tel. 0731-600 93, www.cafe-restaurant-stadthaus.de

WIRTSHAUS IM BUTZENTAL

Beliebtes Ausflugslokal Wer hier einkehrt, kann Flammkuchen „herzhaft & deftig“ oder „vegetarisch“, Kässpätzle, geschmälzte Maultaschen und viele weitere Dinge aus der gutbürgerlichen schwäbischen Küche in aller Ruhe genießen. Denn das bei Hundebesitzern, Radfahrern und Wanderern beliebte Ausflugslokal liegt in herrlicher Abgeschieden-

heit – und ist zu Fuß vom Stadtteil Söflingen locker in etwas über einer Stunde zu erreichen. März -15. Oktober: Mo-Fr ab 14 Uhr, Sa/So ab 11 Uhr, 16. OktoberFebruar: Do ab 18 Uhr, Fr ab 14 Uhr, Sa/So/feiertags ab 11 Uhr, Butzental 1, Tel. 0731-379 92 99, www.wirtshaus-im-butzental.de

KLOSTERHOF

Sitzen wie die alten Mönche Für viele ist es der schönste Biergarten in der Stadt. Und wir möchten an dieser Stelle auch gar nicht widersprechen. Das Restaurant „Klosterhof“, idyllisch am gleichnamigen Ort im Stadtteil Söflingen gelegen, bietet schattige Plätzchen an Bänken und Tischen, die den Originalen des hier einst ansässigen alten Klosters nachempfunden sind. Es gibt Flammkuchen, Linsen mit Spätzle, bunte Salate und frisches Bier aus dem Steinkrug. Mo-Do,12-23 Uhr, Fr 12-24 Uhr, Sa 14-24 Uhr, So 12-23 Uhr, Klosterhof 46, Tel. 0731-38 85 79 78, www.klosterhofulm.de

BLAUFLESCH

Steak- und Schnitzeltag Das Restaurant liegt nicht in der Innenstadt, sondern in der Ulmer Weststadt. Ein Besuch im „Blau­ flesch“ lohnt auf jeden Fall. In der rustikal ausgestatteten Gaststätte werden gut bürgerliche Speisen serviert. Donnerstag ist Schnitzeltag und jeden Sonntag stehen elf SteakVariationen auf einer Extrakarte. Di-So 11.30-14 Uhr und 17-22 Uhr, So bis 21.30 Uhr, Lindenstraße 2, Tel. 0731-309 39, www.blauflesch.de

„Tolle Läden gefunden!“

KRONE

Historischer Gewölbekeller Die „Krone“ ist die älteste Gaststätte Ulms. Sie wurde erstmals im Jahr 1320 als Herberge erwähnt. Sie war eine Fürstenherberge für berühmte Männer wie Kaiser Ruprecht oder den Reformator Johannes Hus. Insgesamt 30 verschiedene Könige und Kaiser dinnierten in der Krone. Sie saßen meist an der heute unverputzten Wand – die älteste sichtbare Hauswand der Stadt – und nahmen

Fotos: Tripadvisor

Genießen wie einst Albert Einstein

Auch Albert Einstein war schon da Das Gasthaus „Zur Forelle“ wurde im 15. Jahrhundert errichtet und ist als Schildwirtschaft 1626 an der großen Blau nachgewiesen. Es wurde jahrhundertelang auch das „Häusle“ genannt und nach diesem heißt die Blaubrücke zwischen der Schwörhausgasse und dem Saumarkt heute noch die „Häusles Bruck“. Das Gasthaus mit den niederen Stuben und dem heimeligen Dachstock war „unter den Fischern“ allzeit Mittelpunkt und beliebte Einkehr. In den Sommermonaten stehen den Gästen Terrassentische an der Blau mit Blick zum Münster zur Verfügung. Auch berühmte Persönlichkeiten wie Albert Einstein, der Schneider von Ulm und Herbert von Karajan speisten hier. Sa 11.30-21.30 Uhr, So 11.30-21 Uhr, Fischergasse 25, Tel. 0731-639 24, www.ulmer-forelle.de

Mo-Mi ab 17 Uhr, Do-So ab 11 Uhr, Schlössleweg 3, Tel. 0731-773 90, www.schloessle.com

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SERVICE

alter Pâtisserie-Tradition von Hand hergestellt werden. Das Ulmer Traditionshaus hat seit dem Jahr 1811 seinen Stammsitz direkt am Münsterplatz. Und wem es im Sommer auf einem der Stühle im Außenbereich zu heiß wird, der kann gerne in die erste Etage fliehen, wo man bei Kaffee und Kuchen einen ebenso tollen Ausblick auf das Ulmer Münster hat. Geöffnet ab 9 Uhr, Münsterplatz 5, Tel. 0731-662 94, www.cafe-troeglen.de

CAFÉ KAMMERZELT

Coole Jungs, cooles Szenelokal: „Die Bar“ von Sanjit Singh und Manuel Gelormini

Na, Lust auf ein Päuschen mit Kaltgetränk oder frisch geschäumtem Cappuccino? Keine Problem: Die Auswahl an gemütlichen Cafés und trendigen Bars ist so groß, wie das Ulmer Münster hoch ist DIE BAR

Einfach. Klasse. Der eine versteht was von Zahlen, der andere von Cocktails. Klar, dass es mit diesen Fähigkeiten nicht ausgeschlossen bleibt, eine Bar zu betreiben. Sanjit Singh und sein Stiefbruder Manuel Gelormini setzen diese Idee mit einem Konzept um, das schlicht „Die Bar“ heißt und sich in wenigen Monaten zu einem wahren Szenelokal in der Ulmer Innenstadt entwickelt hat. Die Bar mit dem schlichten Namen ist ebenso minimalistisch eingerichtet. Unter anderem hängen nackte Glühbirnen von den Decken. Die Cocktailkarte ist jedoch alles andere als einseitig. Sie zieht bereits schon am frühen Abend die ersten Gäste

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an, die oftmals bis tief in die Nacht bleiben. Geöffnet ab 18 Uhr, Karpfengasse 5, Tel. 0731-386 54 53, www.diebar-ulm.de

BECKER’S

Betagte Whiskys Bei einem Bummel durch die Altstadt kommt man am „Becker´s“ fast nicht vorbei. Denn das Auge bleibt beim Einbiegen von der Kronen- in die Postgasse am Anblick der vielen Cocktail-Flaschen hängen, die weithin gut sichtbar hinter der breiten Theke aufgereiht stehen. Tagsüber lautet der Slogan des Teams „Wir setzen Sie an die Sonne“, da die Terrasse direkt auf der Südseite liegt

und der erste Kaffee oder der erste Wein hier schon an den ersten schönen Tagen im Jahr an der frischen Luft genossen werden können. Hier werden erlesene Weine, betagte Whiskys oder spannende Cocktail-Klassiker serviert. Neben den FrühstücksKreationen bietet das Becker’s eine kleine aber feine Speisekarte mit wöchentlich wechselnden Gerichten. Das Café liegt in der Altstadt direkt neben der Glaspyramide, in der die Ulmer Stadtbibliothek untergebracht ist. Mo-Do 9-1 Uhr, Fr-Sa 9-2 Uhr, So 10-1 Uhr, Postgasse 1, Tel. 0731-143 96 30, www.beckers-ulm.de

KONZERTSAAL

Eigene Pralinen Ob Espresso mit feiner Crema oder ganz klassisch einen Wiener Melange! Für was sich die Gäste des Neu-Ulmer Restaurants und Kaffeehauses „Konzertsaal“ auch entscheiden, eine handgefertigte Praline oder ein leckeres Stück Torte aus der traditionsreichen Konditorei dürfen dabei nicht fehlen. Auch wenn es das Café von Besitzerin Karin Eck schon viele Jahre gibt, so ist es seit einiger Zeit in einem schicken Neubau untergebracht. Das Flair des typischen Kaffeehauses ging dabei keineswegs verloren. Di-Sa 8-18 Uhr, So und Feiertage 9-18 Uhr, Silcherstraße 2, Tel. 0731-776 00, www.konzertsaal-neu-ulm.de

CONFISERIE TRÖGLEN

Leckere Souvenirs Versprochen: Hier gibt es mit die leckersten Souvenirs der Stadt. In der „Confiserie Tröglen“ kann man „Geistvolle Einsteinköpfle“ und „Ulmer Pralinenspätzle“ sowie Frischpralinen genießen, die nach

DOLCE COCKTAILBAR

Florentiner vom Bodensee Im Café Kammerzelt lässt es sich perfekt mit einem herzhaften Brezel- oder Cornettofrühstück oder einem paar Weißwürste einer nahegelegenen Metzgerei in den Tag starten. Weiter geht es dann mit einem Florentiner, der in liebevoller Handarbeit gebacken und direkt vom Bodensee „importiert“ wird. Das kleine und sehr gemütlich eingerichtete Café liegt etwas versteckt am Eingang der Kohlgasse. Doch vom Wintergarten aus, der über einem der wohl schönsten Höfe der Stadt thront, hat man einen fantastischen Blick auf das Ulmer Münster. Mo-Sa 9-19 Uhr, So 10-18 Uhr, Kohlgasse 4, Tel. 0731-80 26 95 18

Schräge Sache Die „Dolce Cocktailbar“ wurde im Jahr 1980 unter dem Namen La Dolce Vita gegründet. Schnell machte sich das Lokal mit seinem Kaffee- und Kuchensortiment einen Namen. 2002 erkannte der neue Geschäftsführer Markus Schmid jedoch, dass die Ulmer Nachtschwärmer so nach und nach ihren Geschmack an Cocktails und Longdrinks entdecken. Er sattelte um auf Bar-Betrieb und legte so den Grundstock für einen der heute beliebtesten Anlaufstellen in der Altstadt. Mi-Sa ab 19 Uhr, Kronengasse 8, Tel. 0731-697 40, www.dolce-cocktailbar.de

SWOBSTERS

Kunstort mit Bar „Die Stiege“ ist so beliebt, dass sich zu später Stunde etliche junge Leute auf der Stadtmauer treffen.

Jukebox und Billardtisch Diejenigen, die in den 1970er-Jahren auf erste Kneipentouren gingen, ist

Fotos: Ulm/Neu-Ulm Touristik GmbH, Becker’s

Heißer Kaffee & coole Konzepte

das Lokal in der Frauenstraße noch bestens als „113“ bekannt. Es wurde schlicht nach der Hausnummer benannt. Hier traf man sich auf zwei, drei Bierchen und zwei, drei Zigaretten an der langen Theke. Heute lebt im „Swobsters“ der Rock ´n´Roll neu auf. Denn der beliebte Szenetreffpunkt mit Außenterrasse, Jukebox und Billardtisch lädt regelmäßig zu Konzerten und DJ-Abenden ein. Mi-Sa ab 20 Uhr, Frauenstraße 113, Tel. 0731-40 36 14 92, www.swobsters.de

DIE STIEGE

Supernette Bedienung, leckere Speisen und Getränke: das Becker’s gleich bei der Stadtbibliothek

Und fast alle haben eine Bierflasche in der Hand. Mit dem Szenetreffpunkt wurde ein geschlossener Treppenabgang mit öffentlicher Toilette vor ein paar Jahren zum Kunstort mit Bar. Die Stiege ist ein Projekt zur Reaktivierung von öffentlichem Raum. Es wurden mehrere Künstler eingeladen, die den Ort mit einer Installation neu erfahrbar gemacht haben. Seit 2013 gab es in den ersten Jahren einen Springbrunnen, der mit 4,5 Meter hoher Fontäne aus dem einstigen Müllloch stieg, eine Straßenlampe, die direkt aus Athen nach Ulm verpflanzt wurde und in griechischer Zeit getaktet war und eine Spiegel­ pyramide, die Sichtkontakt vom Inneren der Siege bis an die Donau und umgekehrt herstellte. Inzwischen initiiert die Stiege Aktionen und Installationen direkt in der Stadt. Der Ort selber ist dabei die Zentrale, die dokumentiert, informiert und Lust macht, raus zu gehen. Saison: Mai bis September, geöffnet bei schönem Wetter ab 18 Uhr, Donaustraße/Ecke Rosengarten, www.stiege-ulm.de

OLDTIMERFABRIK CLASSIC

Tagesbistro mit Vintage Cars Im Juni 2010 öffnete die „Oldtimerfabrik Classic“ ihre Tore. Sie ist der Treffpunkt für Old- und YoungtimerBesitzer und solche, die es werden oder einfach nur in der Vergangenheit schwelgen wollen. Hinter dem Konzept stehen über 20 Oldtimer-

Begeisterte aus dem Raum Ulm und Neu-Ulm. Sie haben sich 2009 dazu entschlossen, ihre Idee mit dem gleichen Ziel umzusetzen, einen Traum zu verwirklichen: Erlebnisaus­fahrten mit historischen Automobilen ebenso wie thematische Events rund um das Thema Oldtimer anzubieten. Die Besichtigung der Oldtimerfabrik kann man mit einem Besuch der Tages- und Bistrobar abrunden. Di-So 10-16 Uhr, Lessingstraße 5, Tel. 0731-97 07 44, www.oldtimerfabrik-classic.de

FRÄULEIN BERGER

Zurück in die 1950er Nierentischchen und Clubsessel kombiniert mit ganz verschiedenen Stühlen, Kommoden und Accessoires aus Wohnzimmern und Küchen aller Art – so geschmack- und liebevoll eingerichtet kommt das Café in der Herrenkellergasse unweit des Ulmer Münsters daher. Und auf der Karte geht es ebenso geschmackvoll weiter. Vom abwechslungsreichen Frühstück über die kleine Mittagskarte mit hausgemachten Süppchen und Salaten bis hin zu frisch gebackenen Kuchen und Torten (auch für Veganer). Eigentlich kann man hier den ganzen Tag verbringen, Zeitung lesen, Leute gucken und es sich einfach gut gehen lassen. Darauf bestellen wir glatt wir noch einen „Affogato“ (Espresso mit Vanilleeis). Danke, Fräulein Berger! Di-Fr 9-20 Uhr, Sa/So 10-20 Uhr, Herrenkellergasse 14, Tel. 0731-60 28 89 33, www.fraeuleinberger.de

Die Gäste schwärmen vom hausgemachten Kuchen, frischer Limonade und dem freundlichen Service bei Fräulein Berger

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ADVERTORIAL

Wilhelmsburg, produziert vom Theater Ulm. Der Theatersommer erzählt die spannungsreiche Geschichte der Präsidentengattin Eva Perón aus Andrew Lloyd Webbers Erfolgsmusical in einer außergewöhnlichen Location. Doch nicht nur Musical-Freunde werden im Spielplan 2018/19 des Theaters fündig, auch Schauspiel, Kammerkonzerte und Ballet stehen auf dem Programm. Wer nach einer ausführlichen Stadtbesichtigung ein schönes Plätzchen an der Donau sucht, ist in der Stiege richtig. Die Stiege lädt im Sommer zum Verweilen ein, ein Glas Wein zu trinken und Kunstwerke im öffentlichen Raum anzusehen. Ein weiterer Geheimtipp im Sommer und Herbst 2018 ist der Pop up Space in der Wilhelmsburg. Auf dem Michelsberg, hoch über der Stadt, thront die Wilhelmsburg. Doch was passiert hinter den dicken Mauern? Wer nutzt sie? Wilhelm schon lange nicht mehr. Im Sommer und Herbst wird die Wilhelmsburg belebt. Kulturakteure nehmen sich des historischen Bauwerks-

Ein Streifzug durch die Ulmer Kulturszene

mit Kunst, Kultur und Aufbruchsgeist an und erproben die Nutzung der Räumlichkeiten. Dabei entstehen verschiedenste Kultur- und Kunstprojekte für die Öffentlichkeit, jedes mit seinem ganz eigenen besonderen Charme. Kunterbunt, aus verschiedensten Sparten ist auch das Kulturangebot des Kulturzentrums ROXY. Newcomer und internationale Größen sind hier auf der Bühne zu sehen. Als soziokulturelles Zentrum ist das ROXY vielmehr als nur eine Spielstätte: Es ist Treffpunkt, Plattform und Ermöglichungsort zugleich. Wer selbst auf Entdeckungsreise gehen und die kulturelle Vielfalt erleben möchte, ist herzlich zur Kulturnacht eingeladen. Die Kulturnacht Ulm/Neu-Ulm (15.09.2018) mit rund 500 Künstlerinnen und Künstlern, über 100 Veranstaltungen und Veranstaltungsorten in 2 Städten ist ein absolutes Highlight und aus dem Kulturprogramm nicht mehr wegzudenken. Aktuelle Veranstaltungstipps unter www. veranstaltungen.ulm.de

Tipps: Im Zeitraum vom 7. Juni bis 21. Juli 2018: Musical, Theater Ulm 14. Juli bis 4. November 2018: Ausstellung „WIR DEMONSTRIEREN!“, HfG Archiv 18. Juli bis 16. September 2018: Ausstellung „Das Stadthaus – Die Genese“, Stadthaus Ulm Im Zeitraum vom 26. Juli bis 25. November 2018: Pop up Space Wilhelmsburg, Kulturabteilung Ulm 15. September 2018: Kulturnacht Ulm / Neu-Ulm Mai bis Oktober 2019: Ausstellung „Bauhaus Ulm: Die Grundlehre“, HfG-Archiv Ulm Ab 7. Juni 2019: Musical Evita, Theater Ulm 23. November 2019 bis 1. März 2020: Ausstellung „Reclaim Context...“, Bauhaus Studio 100, Weimar in Zusammenarbeit mit dem HfG-Archiv Ulm

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In Ulm trifft Klassik auf Moderne und das nicht nur im Bereich der Architektur. Die Ulmer Kulturszene ist unglaublich vielseitig. Egal ob für Musikbegeisterte, Theaterverliebte, Kunstliebhaber, Tanzverrückte oder Off-Space-Freunde, Ulm bietet für jede und jeden das richtige Kulturprogramm. Die nächsten Zeilen nehmen die Leserinnen und Leser mit auf einen Streifzug durch die Ulmer Kunst- und Kulturszene. Eines ist dabei garantiert: Die Appetithäppchen machen hungrig nach mehr! Ulm ist bekannt für sein Münster mit dem höchsten Kirchturm der Welt. Doch nicht nur das Ulmer Münster strahlt in den Himmel und die Welt hinaus, auch ein viel kleineres Kunstwerk zählt zu den Hauptattraktionen Ulms: der Löwenmensch. Die mehrere tausend Jahre alte Skulptur aus Mammut-Elfenbein ist eines der ältesten Kleinkunstwerke der Menschheit. Die Figur stellt eine Mischung aus Mensch und Höhlenlöwen dar und wurde im vergangenen Jahr mit den Höhlen auf der Schwäbischen Alb und weiteren Fundstücken aus der Eiszeit zum UNESCOWeltkulturerbe ernannt. Zu bestaunen ist die einzigartige Mensch-Tier-Figur im Museum Ulm, welches neben stadtge94 edition_D

schichtlichen Ausstellungen auch wechselnde Kunstausstellung zeigt. Kunst und Kultur gibt es auch im Stadthaus Ulm zu sehen und erleben, welches dieses Jahr sein 25-jähriges Bestehen feiert. Der klassisch-moderne Bau von Richard Meier auf dem Münsterplatz ist ein Ort für Veranstaltungen und Ausstellungen zu aktuellen Themen und bietet zeitgenössischer Fotografie, Konzerten mit neuer Musik und zeitgenössischem Tanz Raum. Das Programm stellt oftmals einen Bezug zu aktuellen gesellschaftlichen Themen her und bietet Grundlage zu einem offenen Austausch und Gespräch. Das Stadthaus ist für alle geöffnet, an sieben Tagen in der Woche und bei freiem Eintritt.

Gefeiert wird auch in der ehemaligen Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm. Im Jahr 1953 wurde sie von Inge AicherScholl, Otl Aicher und Max Bill gegründet und bestand bis 1968. Sie galt als eine der bedeutendsten Design-Hochschulen ihrer Zeit und war Vorbild für künftige DesignStudiengänge sowie Schmiede des Berufsbilds der Designer. 2019 wird das HfGArchiv in Ulm mit zahlreichen anderen Akteuren deutschlandweit „100 Jahre Bauhaus“ feiern und ein besonderes Programm bieten. Die Wartezeit wird mit der Ausstellung „Wir demonstrieren“ (14.7.-4.11.18) zur Geschichte der HfG verkürzt. Leidenschaftlich wird es zum Musical „Evita“ (ab 7. Juni 2019) auf der Ulmer

Das Haus für zeitgenössische Themen direkt am Münsterplatz | Ausstellungen, Konzerte, Diskussionsveranstaltungen und mehr Stadthaus Ulm Münsterplatz 50 | 89073 Ulm Mo – Sa 10 –18 Uhr Do 10 – 20 Uhr So und Fei 11 –18 Uhr 24. / 25. Dez. geschlossen www.stadthaus.ulm.de Eintritt frei

Aus dem Programm Lichte Momente Fotografie, Installationen und Performances zum Thema Licht 11. November 2018 bis 10. März 2019 „Die Welt in echten Farben“ Hans Hildenbrand und die ersten Farbfotos von Ulm 31. März bis 26. Mai 2019 Unterirdisch! Was unter dem Münsterplatz verborgen lag Archäologische Dauerausstellung

Foto: Nik Schölzel


Ulm und Neu-Ulm

STADTPLAN

Wo Deutschland am schรถnsten ist

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DANKE

Sechs Richtige

Geschichten und Interviews, die man nicht in jedem Reiseführer findet, Adressen und Tipps für Freizeitaktivitäten aller Art. Diese Kolleginnen und Kollegen haben mit Leidenschaft und Wissen dazu beigetragen – es war eine großartige Zusammenarbeit, deshalb noch mal: vielen Dank! Stefan Löffler Der gebürtige Ulmer liefert auf über 30 Seiten den Beweis: Er kennt Ulm nicht nur in- und auswendig, er kann auch noch bestens darüber schreiben! 1986 absolvierte Löffler eine Ausbildung zum Verlagskaufmann. Hier schnupperte er erstmals Redaktionsluft, die ihn fortan nicht mehr losließ.

Günther Fischer Der Journalist und Buchautor aus München schreibt haupt­ beruflich über Autos und fuhr für „edition D“ zum ersten Mal nach Ulm. Den Stadtrundgang hat er natürlich zu Fuß absolviert! Bettina Koch New York, Rom, Südschweden – über diese und viele weitere Traumziele hat die Münchener Journalistin schon für „Hörzu“ und „Eltern“ geschrieben. Für uns interviewte sie die gebürtige Ulmerin und Moderatorin Amelie Fried – und besuchte erstmals das Theater Ulm.

Vanessa Geiselhart Über ihre Website entdeckten wir die Ulmer Fotografin. Und weil uns Bilder und Texte so gut gefielen, baten wir Vanessa, Ulms Bürgerinnen und Bürger zu porträtieren. Vanessa: „Toll, so viele unterschiedliche Menschen zu treffen, ich habe Ulm aus völlig neuen Blickwinkeln entdeckt – und mich glatt ein zweites Mal in meine Wahlheimat verliebt.“

Sebastian Schmidt Sport ist das Hauptthema des Journalisten, der für die Südwest Presse regelmäßig über die Basketballer von ratiopharm ulm berichtet. Wer könnten die Ulmer Erstligisten besser porträtieren?

Harald Nicolas Stazol Der Journalist verbrachte Kindheit und Jugend in Ingolstadt, bevor er ins selbst gewählte Hamburger Exil wechselte. Stazol schreibt u.a. für „konkret“ und an seinem vierten Buch. Für uns schaute er sich das Ulmer Münster an.

VED Verlag Edition Deutschland UG (haftungsbeschränkt) Eppendorfer Weg 207 20253 Hamburg Tel. 040/57 24 23 66 E-Mail: info@editiondeutschland.de

Artdirektion: Nina Carstens und Tanja Leirich (grafikdeerns.de)

Anzeigen & Vertrieb: Stefan Zastrutzki Tel. 040 - 57 24 23 66

Redaktion: Ulrike Fischer (artyfishial.de)

Geschäftsführung: Stefan Zastrutzki

Mitarbeiter dieser Ausgabe: Günther Fischer, Vanessa Geiselhart, Bettina Koch, Stefan Löffler, Sebastian Schmidt, Harald Nikolas Stazol

Anzeigen dieser Ausgabe: Lokale Medien Ebner Verlag GmbH & Co KG Karlstraße 3 89073 Ulm

Chefredaktion: Ulrike Fischer (artyfishial.de)

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Schlussredaktion: Sascha Leirich (kreativkombuese.de)

Druckerei: pva, Druck und Medien-Dienstleistungen GmbH Industriestraße 15 76829 Landau in der Pfalz

Fotos: privat

IMPRESSUM


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