Fuge News 2/2014

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Nachhaltig leben in Hamm – Schritte in die Postwachstumsgesellschaft

2/2014

Forum für Umwelt und gerechte Entwicklung e.V.

So schön ist veganes Leben – Alina Rüter

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Editorial Schmallippig und mit erhobenem Zeigefinger, besserwisserische Gutmenschen und Moralapostel oder aber Freaks und Aussteiger – so werden die Vertreter/-innen eines alternativen Lebensstils oft gesehen. Wie schön und entspannend es sein kann, dem Konsumterror zu entkommen, wollen verschiedene Lebensbeispiele aus Hamm in dieser Ausgabe der FUgE-news zeigen. Die Hammenserin Alina Rüter (Titelbild) – von PETA zur attraktivsten Veganerin Deutschlands gekürt – und Gabi Thamm gehören dazu.

Inhalt

gleich die „Grenzen des Wachstums“ immer deutlicher werden – nicht nur ökologisch! – wird uns immer stärker bewusst. Wir verbrauchen mehr als zwei Erden, die Klimaschutzziele rücken in immer weitere Ferne. Kann ein „grünes Wachstum“ uns retten? Paech widerspricht. Auch das sogenannte „grüne Wachstum“ braucht und verbraucht immer mehr Ressourcen und legitimiert letztlich einen Lebensstil, der nicht zukunftsfähig ist.

Dass unsere Wirtschaft auf Wachstum angelegt ist, aber zu-

Wo das schon in Hamm in Ansätzen gelingt, wollen wir aufspüren.

IMPRESSUM

Wie notwendig es ist, anders zu wirtschaften, zeigt Niko Paech auf: Einer der bekanntesten Vertreter einer „Postwachstumsökonomie“ referierte in Hamm. Seine Ideen wollen wir „testen“: weniger konsumieren, mehr reparieren, selber machen, selber anbauen. Dafür haben wir Hammer Mitbürger/ -innen befragt, positive Beispiele gesucht, aber auch kritisch diskutiert.

Regionales Wirtschaften, Verzicht auf lange Transport- und Reisewege, längere und gemeinschaftliche Nutzung von Gütern, kürzere Arbeitszeiten, dafür mehr Eigenarbeit – das ist das Lebensmodell, das Paech propagiert. Ob wir einmal dazu gezwungen sein werden („by desaster“) oder uns frei dafür entscheiden („by design“)? Wer es heute schon erprobt, könnte die Avantgarde eines veränderten Lebensstils sein – eines angepassten, nachhaltigen Lebens.

1 Editorial 2 Ein Lebensstil für Umweltschutz und Selbstschutz 3 Schön und genussvoll – vegan leben in Hamm 4 Warum ich Wachstumskritiker bin 5 Wege aus dem Konsum-Burn-out 8 Interview: „Nico Paech greift zu kurz“ 9 „Murks? Nein danke!“ 10 Gemeinsam nutzen 12 „Knöpfe statt Knete“ – Tauschringe 13 Weiternutzen – ein kritischer Einwand 13 Ein Lastenrad für Hamm 14 Aus Alt mach Neu 15 Wegwerfkleidung? 16 Kleiderfasten!? 17 Leben ohne (eigenes) Auto 18 Es grünt so grün … 19 Essbare Stadt 20 Regional – saisonal – konsequent ökologisch 22 Mehrgenerations-Wohnen 23 Erde + Sonne = Nulltarif 24 Stadtradeln 25 Welches Lebensmodell exportieren wir? 26 Hellwegregion 28 Den Fairen Handel in die Mitte bringen 29 Papier ist geduldig. Wir nicht! 31 Bildungsgemeinschaft SALZ 32 Exkursion Klimakommune Saerbeck 33 „Faire Weihnachten“ im FUgE-Weltladen 35 Ein Blick auf unseren Lebensstil 36 FUgE-Termine 2014-2015

FUgE-news · Eine-Welt- und Umweltmagazin für Hamm, 13. Jahrgang, Heft 21/2014 Herausgeber: FUgE e. V., Widumstraße 14, 59065 Hamm Redaktion: Karl A. Faulenbach, Marcos Antonio da Costa Melo, Matthias Eichel, Erhard Sudhaus, Michael Thon, Claudia Kasten RedaktionsWidumstraße 14, 59065 Hamm, Telefon (0 23 81) 4 15 11, Telefax 43 11 52, anschrift: E-Mail: fuge@fuge-hamm.de, www.fuge-hamm.de Layout: Matthias Eichel, Ulrich Schölermann Bildnachweis: Wir danken dem Lappan-Verlag für die Abdruckgenehmigung der Cartoons auf den Seiten 3, 6 und 14, die dem Buch „Coole Bilder. Cartoons mit Zeitgeist“ entnommen sind. Druckauflage: 3000 Exemplare, gedruckt auf 100 % Recyclingpapier Anzeigenleitung: Dorothee Borowski, Telefon (0 23 81) 4 15 11, Telefax 43 11 52 Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte, Bilder oder sonstige Unterlagen übernehmen wir keinerlei Gewähr. Unterlagen werden grundsätzlich nicht zurückgeschickt. Die Redaktion behält sich Kürzungen und journalistische Überarbeitungen aller Beiträge vor. Mit Verfassernamen gekennzeichnete Beiträge müssen nicht die Meinung der Herausgeber wiedergeben. Mit freundlicher Unterstützung von:

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Mein politisches Glück und Unglück! Oder: Ein Lebensstil für Umwelt- und Selbstschutz Gabi Thamm Geprägt durch die linke Studentenbewegung und die grüne Ökobewegung fand ich bereits ab dem zwanzigsten Lebensjahr zur Kritik an unserem Wirtschaftssystem: profitgierige Überproduktion, Verschwendung, Schädigung von Mensch und Natur! Der Leitsatz „das Private ist politisch“ führte mich zur persönlichen Verantwortung, zu ökologischen und sozialen Maßstäben der Lebensqualität. Mir der Macht der Konsumenten bewusst zu werden, bewirkte persönliche Konsequenzen und Ziele: 1. Energiesparen im Haushalt, Ökostrom beziehen, 2. Bio-Lebensmittel, Einkäufe im fairen Handel, nur hochwertige Produkte aus dem konventionellen Handel, bescheidenes Konsumverhalten, Konsumverzicht, Müllund Sperrmüllvermeidung, 3. Verzicht auf chemische Stoffe und chemische Produkte (Kunststoffe aller Art) im Haushalt, Bevorzugung natürlicher Materialien

(z.B. Holzmöbel, umweltschonende Putzmittel), Recyclingteilnahme, 4. Rad-Bus-Bahn-Mobilität, Reduzierung/Abschaffung der Autound Flugzeugnutzung, 5. Geringfügiger Besitz/Gebrauch der modernen Technik wie z. B. Fernseher, Computer, Handy, Haushaltsgeräte. Mein ökobewusster, menschenfreundlicher Lebensstil verschafft mir Freude, Genuss, Zufriedenheit, Glücksmomente und ein gutes Gewissen! Ich erleide keinen „Verzicht“, vermeide nur unnötigen, belastenden Überfluss, gönne mir wertvolle Produkte, die meiner Gesundheit und meiner Seele gut tun, der Umwelt und den Produzenten aber auch! Mein Konsumverhalten zielt darauf ab, ökologisch unschädliche Produktion, menschenwürdige und gerecht bezahlte Arbeitsplätze zu unterstützen – weil ich das privat beglückend und wirtschaftspolitisch notwendig fin-

de, wollen wir die Zukunft der Welt erhalten! Meine Wahl als Konsument/-in ist dabei eine zwar begrenzte, aber wichtige Einflussmöglichkeit. Trotz aller schmerzlichen Probleme in der Welt habe ich das Recht auf mein höchstmögliches subjektives Wohlergehen und schütze mit meinem Lebensstil neben der körperlichen auch meine geistige Gesundheit. Eingeschränkter Medienkonsum und Autoverzicht z. B. sorgen für erhebliche Stressfreiheit, Entspanntheit und Entschleunigung in meinem Leben – gegen Hetze, Hektik, Überlastung und Überforderung in der heutigen Zeit. So verschaffe ich mir Raum und Zeit für Ruhe, Individualität und Kreativität, echte spirituelle und zwischenmenschliche Werte (statt einer Scheinwelt in Fernsehen und Internet) und meine persönliche Weiterentwicklung. Meine authentische Persönlichkeit und Mitmenschlichkeit zu entfalten ist keineswegs egoistisch, führt zu einer Praxis des Mitgefühls und ist mir wesentlich wichtiger als den Zeitgeist des „immer mehr, immer schneller“ zu befriedigen und dabei doch nur im „immer zuviel von allem“ zu landen. Nun, meine persönliche Ökobilanz ist nicht nur toll, kennt auch Tribute an die so genante Wohlstandsgesellschaft und ihre Verführungen, kennt bessere und schlechtere Zeiten, Glanz- und Schwachstellen. (Ach, die modebewusste Frau in mir! ...) Ich pflege aber die regelmäßige Korrektur und Anpassung an meine guten Maßstäbe, die mir zuverlässig sinngebend sind und die schließlich das Gerüst meiner persönlichen gesellschaftlichen Macht darstellen. Die sehe ich hauptsächlich in der Gestaltung und Veränderung meines eigenen Lebens.

Zur Person: Studienrätin a.D.Kultur- und Politikinteressierte, FUgE-Mitglied, Hobbykünstlerin, Naturliebende, spirituelle Sucherin. FUgE-news Ausgabe 2/2014

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Und wenn das alle täten? Super wär’s!


Schön und genussvoll – vegan leben in Hamm Claudia Weskamp Dass man auch ohne tierische Produkte zufrieden und genussvoll leben kann, führt uns Alina Rüter vor: Die 29-Jährige hat vor Kurzem ein veganes Hotel mit Restaurant und Café in Hamm eröffnet. Als ich sie Ende August zwei Tage nach der inoffiziellen Eröffnung im „Hotel Breuer By Veganalina“ in der Ostenallee 95 besuche, ist sie sehr beschäftigt und hat eigentlich gar keine Zeit für ein Interview. Sie führt gerade ein Gespräch mit einer Kundin, die eine Tortenbestellung aufgibt und muss für eine andere Bestellung noch drei Kuchen zubereiten. Denn neben ihrem Hotel führt Alina Rüter auch noch einen Onlineversand, über den man vegane Kuchen, Torten, Pralinen und Cupcakes bestellen kann. Also bittet sie mich in ihre Hotelküche, wo sie parallel zu unserem Gespräch mehrere Kuchen fertigstellt, Telefonate entgegennimmt und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter koordiniert. Dies wirkt alles sehr stressig und auch Alinas Sprechgeschwindigkeit hat sich dem Zeitdruck angepasst. Kein Wunder, wie sie mir erklärt, denn die Übernahme des ehemaligen „Hotel Breuer“ ist aus einer spontanen Idee heraus entstanden. Da ihr Onlineshop für vegane Torten so gut läuft und es in der heimischen Küche nicht mehr möglich war, die vielen Süßspeisen herzustellen, hatte Alina ursprünglich nur eine größere Backstube gesucht und daran gedacht, ein kleines veganes Café zu eröffnen. Dass dazu nun noch ein Hotel und ein Restaurant gekommen sind, ist Alinas Mutter „schuld“. Diese hatte beim Surfen im Internet festgestellt, dass das „Hotel Breuer“ einen neuen Pächter suchte und ihre Tochter von der Idee begeistert, ein veganes Hotel zu gründen. Also begab sich Alina mit Feuereifer daran, dem doch sehr rustikalen „Hotel Breuer“ neues Leben einzuhauchen und steckt seitdem all ihre Zeit und Energie hinein. Nächte mit nur drei Stunden Schlaf sind Standard, und es ist bewunderns-

Ganz schön mutig: Alina Rüter lebt vegan – und bietet ihren Gästen veganen Genuss wert, wie sie es fast ohne Vorbereitungszeit geschafft hat, einen Hotel-, Restaurant- und Café-Betrieb zu starten. Es ist sicherlich noch viel zu tun, aber man merkt Alina an, dass sie dieses Projekt mit viel Leidenschaft und Spaß verfolgt. Sie hat vorher bereits lange in der Gastronomie gearbeitet und erzählt mir, dass sie sich mit dem, was sie gerade macht, einen Lebenstraum erfüllt. Das glaube ich ihr sofort, denn ohne so viel Herzblut wäre das Pensum, das sie sich selbst auferlegt, nicht zu schaffen.

Ein veganes Hotel ist etwas Besonderes, was es in dieser Form bisher kaum gibt. Es kommt ohne jegliche tierische Erzeugnisse aus – selbstverständlich, was Lebensmittel und Getränke angeht, aber auch in allen anderen Bereichen: z. B. schläft man bei Alina nicht unter Daunendecken oder sitzt auf Ledermöbeln. Vegan zu leben bedeutet Mensch, Tier und Umwelt gleichermaßen zu achten; was es nicht bedeutet ist Verzicht oder gar ein karges Leben. Jedenfalls nicht im „Hotel Breuer By Veganalina“, wo die Gäste veganes Früh-

Quelle: OLCosmoProlet197/aus dem Buch „COOLE BILDER Cartoons mit Zeitgeist“, www.lappan.de) 3

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Erstes vegetarisches Hotel und Restaurant in Hamm: „Veganalina“ an der Ostenallee. (Foto Alina Rüter) stück, Mittagessen, Torten und Abendessen genießen können, ohne irgendetwas zu vermissen. Und natürlich muss man nicht Veganerin oder Veganer sein, um bei Veganalina zu übernachten oder zu speisen. Es ist jeder willkommen, gerne auch mit Haustier. Die Betreiberin selbst lebt seit vier Jahren vegan. Vegetarisch hat sich Alina schon seit ihrer Kindheit

ernährt, doch nachdem sie die Dokumentation „Earthlings“ sah, stellte sie ihren Lebensstil von einem Tag auf den anderen auf vegan um. Es ist ein Film, der den Zuschauer ohne zu beschönigen die Hintergründe und Zusammenhänge über den Konsum von Fleisch und die Nutzhaltung von Tieren bewusst werden lässt. Ab diesem Punkt beschäftigte sie sich

eingehend mit dem Veganismus und kocht und backt seitdem auch gerne. Da sie feststellte, dass sie auf Familienfeiern nichts mehr essen konnte, kreierte sie eigene Rezepte. Alle Torten, Kuchen, Cupcakes etc. hat sie selbst entwickelt, was ich zunächst nicht glauben konnte, da sie fantastisch aussehen und schmecken. Dies zeigt aber auch, dass vegane Ernährung gar keine so große Hürde ist, wie man vermuten könnte. Es gibt für fast alle Zutaten eine vegane Variante und mit ein bisschen Experimentieren kann jeder Gerichte zubereiten, die nichtveganen Gerichten geschmacklich in nichts nachstehen. Bei Veganalina gibt es nicht nur vegane Süßspeisen, sondern auch Döner, Hotdogs und vieles mehr – eigentlich der Beweis dafür, dass der Verzehr von Fleisch und Milchprodukten entbehrlich ist. Doch Alina möchte niemanden bekehren oder den moralischen Zeigefinger heben, sondern ihre Gäste durch Geschmack überzeugen und Interesse wecken.

Warum ich ein Wachstumskritiker bin Frederik Grüneberg Angesichts der Tatsache, dass wir auf einer endlichen Welt leben mit begrenzten Ressourcen, mit begrenztem Raum, mit begrenztem Luftvorkommen usw., ist da die Behauptung, wirtschaftliches Wachstum führe zu Wohlstand für

alle, nicht eine unglaubliche Utopie? Aber dennoch ist dies die Utopie, nach der wir uns in unseren Staaten des Westens richten.

Welche Zielvorstellung (Vision) können wir ihr entgegenstellen?

Frederik Grüneberg

Für mich heißt diese Vision: Aufbau einer sozialen Infrastruktur für alle. Eine direkte und kostenlose, da gemeinschaftlich finanzierte Absicherung der Grundbedürfnisse aller. Darunter fallen die ausreichende kostenfreie Versorgung mit Nahrungsmitteln und sauberem Trinkwasser, die kostenfreien Zugänge zu Bildung, Gesundheit und regionaler Mobilität und ein angstfreier, kostenloser Wohnraum für jeden. Die Ausformung dieser sozialen Infrastruktur ist jeder lokalen und regionalen Einheit selbst über-

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lassen. Es gibt kein Richtig oder Falsch, es gibt nur das Machen oder Nichtmachen. Es ist nicht die Förderung einer mörderischen Infrastruktur der derzeitigen Ökonomie des Todes. Es ist die Förderung des Konzepts eines „Guten Zusammenlebens“ mit mehr Lebensqualität für alle und nicht falsch verstandenem Wohlstand für Einzelne. Gerade die Absicherung der Grundbedürfnisse würde zu einer Befreiung aus so vielen Zwängen führen. Wir können selber mit gutem Beispiel vorangehen durch Subsistenz (Eigenproduktion) und Suffizienz (Eigener Verbrauch). Wir brauchen ein Gesund-Schrumpfen der Industrie in den Ländern des globalen Nordens („Westen“) und wir brauchen ein gesundes lokales und regional vernetztes Wachsen der sozialen Infrastruktur.


Wege aus dem Konsum-Burn-Out Schritte zu einer Postwachstumsökonomie Prof. Niko Paech Bisherige Versuche, unser entgrenztes Konsum- und Mobilitätsmodell durch technischen Fortschritt ökologisch reinzuwaschen, sind nicht nur systematisch gescheitert, sondern haben sogar oft mehr neue Umweltschäden verursacht als bisherige beseitigt. Das zeigt eindrucksvoll die sog. „Energiewende“. Anstelle einer technologischen Aufblähung, die immer mehr Naturgüter planiert oder materiell nachverdichtet, hilft folglich nur jenes Prinzip, über das niemand gern redet: Reduktion! Aber würde uns ein Leben, durch das wir ökologisch nicht über unsere Verhältnisse leben, unglücklicher machen? Stress, Orientierungslosigkeit und Konsum-Burn-Out charakterisieren den Normalzustand moderner Bequemokratien, die längst zu einem Hort der Reizüberflutung mutiert sind. Während des letzten Jahrzehnts hat sich die Menge an Antidepressiva-Verschreibungen in Deutschland verdoppelt.

Zeit ist die knappste Ressource Unser Leben ist vollgepfropft mit Produkten, Dienstleistungen, Mobilität, Ereignissen und Kommunikationstechnologien. Es fehlt die Zeit, dies alles so „abzuarbeiten“,

dass es einen spürbaren Nutzen erzeugt. Damit nämlich Konsumaktivitäten überhaupt Glücksgefühle verursachen oder die Zufriedenheit steigern können, muss ihnen ein Minimum an Aufmerksamkeit gewidmet werden. Und das geht nicht, ohne eigene Zeit zu investieren, denn Empfindungen lassen sich weder automatisieren noch an jemanden delegieren. Zeit ist die knappste Ressource, über die wir verfügen. Trotz aller Fortschrittsorgien ist sie nicht vermehrbar, sondern nach jeder Verwendung unwiederbringlich verloren. Knappheit an individueller Zeit durch „menschliches Multitasking“ überlisten zu wollen – also verschiedene Dinge gleichzeitig zu verrichten –, ist eine Illusion. Neurologen haben längst herausgefunden, dass wir uns bestenfalls auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren können. Da der Tag nach wie vor nur 24 Stunden hat, die Menge an Dingen und Erlebnissen, die wir uns kaufen können, jedoch geradezu explodiert, konkurrieren sie um die knappe Aufmerksamkeit. Folglich wird jeder Sache und Handlung eine immer geringere Zeitdosis zuteil. Gleichzeitig sitzt uns die Angst im Nacken, etwas zu versäumen, wenn wir uns zu lange mit einem

Niko Paech, Professor am Lehrstuhl für Produktion und Umwelt („PUM“) an der Universität Oldenburg, lebt und lehrt die „Postwachstumsgesellschaft. Objekt aufhalten. So wird Konsumwohlstand zur Strapaze, erst recht wenn wir überall mit neuen Optionen konfrontiert werden, die wir zeitaufwändig zur Kenntnis nehmen und über die wir entscheiden müssen. Sogar die Entscheidung, etwas nicht in Anspruch zu nehmen, kostet schließlich Zeit.

Lebensqualität: Selber machen statt konsumieren Eine weitere Konsequenz überladener Lebensstile besteht im Ver-

Zeigt Wege aus dem Konsum-burn-out: Niko Paech bei der gut besuchten Veranstaltung in Hamm. 5

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453 Liter Kraftstoff hat jeder Deutsche 2008 durchschnittlich verbraucht (Quelle: destatis) lust von Selbstwirksamkeit. Um möglichst viele Dinge in unser Leben integrieren zu können, muss alles in bequemer, vorgefertigter und konsumbereiter Form abgerufen werden. Aber so bleibt kein Raum für eigene Gestaltung oder das Erfolgserlebnis, ein Konsumobjekt eigenhändig erschlossen zu haben und sei es nur durch den eingeübten Umgang, die mühsam erlangte Sachkenntnis oder die Mitwirkung am Zustandekommen eines Ergebnisses. Der Komfort, alles jederzeit mühelos serviert zu bekommen und umstandslos wieder fallen lassen zu können, um sich frei von jeglicher Verantwortung für Verbleib oder Nachsorge sofort dem Neuen zuwenden zu können, hat mehr als nur einen ökologischen Preis. Er unterminiert das Potenzial, angeeignete Dinge mit den materialisierten Symbolen eigener Identität zu versehen. Dazu zählen Spuren der Instandhaltung, eigenhändig vorgenommene Veränderungen sowie Reparaturen, sichtbarer Verschleiß, der auf Erlebnisse oder eine Geschichte des Besitzers verweist, Patina als Ausdruck von Reife und als Verweis auf Vornutzer, zu denen Assoziationen geweckt werden sollen.

Quelle: Schilling & Blum, „Vernetzt-1“ aus dem Buch „COOLE BILDER Cartoons mit Zeitgeist“, www.lappan.de

zu verwenden, um sich daran durch eigene Übung zu verwirklichen, ganz gleich ob auf Basis von manuellem Handwerkszeug, mechanischer Nähmaschine oder per Fahrrad, Angelrute, Segelboot oder Musikinstrument. Wenn Glück bedeutet, sich aktiv, nötigenfalls durch zeitintensives Üben, auf das Wesentliche einzulassen, statt in einem Ozean der vielen, aber nur flüchtigen Möglichkeiten zu ersaufen, verlören

Glück bedeutet, sich auf das Wesentliche einzulassen Verlernt wird insbesondere, die angeeigneten Objekte instrumentell

69 Millionen Mobiltelefone gab es 2013 in deutschen Haushalten (Quelle: destatis) FUgE-news Ausgabe 2/2014

Quelle: Wolfgang Sperzel, Dahinschmelzen, aus dem Buch „COOLE BILDER Cartoons mit Zeitgeist“, www.lappan.de 6

viele die nötigen Reduktionsschritte auf dem Weg in eine „Postwachstumsökonomie“ (Paech 2012) ihren Schrecken. Denn in einem nur halb so großen und teilweise regionalisierten Industriesystem, ergänzt um eine Subsistenzökonomie, wäre für jede erwachsene Person im Durchschnitt noch eine 20-Stunden-Beschäftigung verfügbar. Damit ließe sich nur eine bescheidene Konsumausstattung finanzieren. Aber die freige-


13 Paar Schuhe besitzt jeder Deutsche im Durchschnitt. Frauen 16 Paar, Männer 10 Paar. (Quelle: Deutsches Schuhinstitut)

stellten 20 Stunden böten Spielräume für handwerkliche Ergänzungsleistungen und kooperative Selbstversorgung.

Wege in die Zukunft: Selbstversorgung, längere und gemeinsame Nutzung Drei Kategorien entsprechender Subsistenzpraktiken lassen sich grob unterscheiden. a) Nutzungsintensivierung durch Gemeinschaftsnutzung: Wer die Nutzung von Gebrauchsgegenständen mit anderen Personen teilt trägt dazu bei, industrielle Herstellung durch soziale Beziehungen zu ersetzen. Doppelte Nutzung bedeutet halbierter Bedarf. Auch Verschenkemärkte, Tauschbörsen, -ringe und -partys können dazu beitragen. b) Nutzungsdauerverlängerung: Wer durch handwerkliche Fähigkeiten oder manuelles Improvisationsgeschick die Nutzungsdauer von Konsumobjekten erhöht – zuweilen reicht schon die achtsame Behandlung, um frühen Verschleiß

zu vermeiden –, substituiert materielle Produktion durch eigene produktive Leistungen, ohne auf Konsumfunktionen zu ver-zichten. Wo es gelingt, die Nutzungsdauer durch Instandhaltung, Reparatur, Umbau etc. durchschnittlich zu verdoppeln, könnte die Produktion neuer Objekte entsprechend halbiert werden. Offene Werkstätten, Reparatur-Cafés und Netzwerke des hierzu nötigen Leistungs- und Erfahrungstausches (www.ifixit. com) würden dazu beitragen, ein modernes Leben mit weniger Geld und Produktion zu ermöglichen. c) Eigenproduktion: Hausgärten, Dachgärten, Gemeinschaftsgärten und andere Formen der urbanen Landwirtschaft können zur De-Industrialisierung des neuralgischen Nahrungssektors beitragen. Künstlerische und handwerkliche Betätigungen reichen von der kreativen Wiederverwertung ausrangierter Gegenstände – z. B. zwei kaputte Computer ausschlachten, um daraus ein funktionsfähiges Gerät zu basteln – über selbst gefertigte Holz- oder Metallobjekte bis zur semi-professionellen Marke „Eigenbau“. Kommunale Verwaltungen könnten Anbauflächen, brach gefallene Immobilien und Werkstätten verfügbar machen. Bildung und Erziehung könnten sich stärker an geldlosen Versorgungspraktiken, vor allem an der Vermittlung handwerklicher Befähigungen orientieren. Unternehmen könnten Reparaturkurse anbieten und müssten über politische Maßnahmen von

67 Millionen Tonnen Lebensmittel wurden 2012 von deutschen Privathaushalten weggeworfen. Im Durchschnitt 81,6 kg je Bundesbürger. (Quelle: Bundesernährungsministerium) „geplanter Obsoleszenz“ abgehalten werden, damit aus hilflosen Konsumenten souveräne Co-Produzenten und Reparateure werden. Vor allem: Lauert hier nicht jenes Glück, das uns inmitten maßloser Konsum- und Mobilitätsorgien abhanden gekommen ist?

Literatur

Paech, Niko (2012): Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie, München, Ökom Verlag.

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„Nico Paech greift zu kurz“ Interview von Michael Thon mit Terry ter Horst, Mitglied bei VVN (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes), ehem. FUgE-Vorstand Michael Thon: Terry, während des Vortrages von Nico Paech ist mir aufgefallen, dass du anscheinend manchmal nicht mit seinen Ausführungen einverstanden warst. Was ist deine grundsätzliche Kritik an Nico Paechs Positionen? Terry ter Horst: Zuerst einmal muss ich sagen, dass Nico Paech natürlich eine sehr gute und detailreiche Analyse der derzeitigen gesellschaftlichen Verhältnisse und Konsumgewohnheiten geliefert hat. All die Gefahren, die er sieht, können sicher von den meisten Menschen aus eigener Erfahrung bestätigt werden. Doch wie so oft bei universitären Ansätzen fürchte ich, dass seine Lösungen an der Realität scheitern werden. Warum? Weil er die Kräfteverhältnisse, die den Markt bestimmen, nicht ausreichend berücksichtigt hat. Stellen wir uns doch einmal die Frage, warum wir überhaupt erst in diese gesamtgesellschaftliche Schieflage geraten sind. Oder warum wir – trotz früher Warnungen, z. B. des Club of Rome von 1972 –, es so schwer haben, die Situation zu verändern. Immer wieder stoßen wir dann auf das Prinzip des Gewinnstrebens und der Profitgier mächtiger Kräfte, die mittlerweile so mächtig sind, dass sie die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen vorgeben können. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir nur aufgrund individuellen Verhaltens sie von diesem Streben abbringen werden. Hier sind größere gesellschaftliche Kräfteverschiebungen oder ein entsprechender politischer Rahmen notwendig. Also keine Kritik an Nico Paechs Ideen, aber seine Lösungsansätze greifen zu kurz.

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Ist persönliche Verhaltensänderung generell falsch, um politische Veränderungen zu erreichen? Was bedeutet das für dein Leben? Ich denke, es ist nicht zielführend, die unterschiedlichen Ansätze in richtig oder falsch zu unterteilen, sondern danach, ob sie wirkungsvoll sind. Es geht sicher nicht ohne individuelle Verhaltensänderungen, aber nur wenn solche ursprünglich individuellen Verhaltensmuster zu Massenbewegungen führen, haben sie die Kraft, die politischen Rahmenbedingungen zu ändern. Andererseits benötigen wir grundlegend andere gesellschaftliche Strukturen, damit die Profitgier solche Entwicklungen nicht wieder zurückdrehen kann oder in ihrem Interesse umlenken, wie es z. B. zum Teil bei den Bio-Produkten geschieht. Für mich persönlich bedeutet dies, dass ich versuche, mich in beiden Feldern zu engagieren. In meinem Haushalt finden sich auch Bio- und Transfair-Produkte und das Auto steht meistens vor der Tür, weil gerade hier in Hamm fast alles mit dem Rad zu erreichen ist. Andererseits akzeptiere ich, dass jeder Mensch, je nach Einkommens- oder Lebenssituation, hier seine Grenzen anders ziehen wird. Geht wirtschaften ohne Wachstum? Aus meiner Sicht müsste die Frage eigentlich lauten, ob es eine Gesellschaft geben kann, die ihr Glück nicht in sinnlosem Konsum sieht. Dies würde ich klar bejahen und hier gilt es, das Bewusstsein weiter zu schärfen. Wirtschaft ohne Wachstum jedoch würde ich kritisch sehen, zumindest wenn wir über Wachstum in qualitativer Hinsicht reden. Unsere Mitverant8

Terry ter Horst wortung für die globalen Probleme auf der Welt erfordert die Bereitstellung umfassender und neuer Lösungen, die – neben politischen Veränderungen – nur durch qualitatives Wachstum zu gewährleisten sind. Und sich auf der Höhe unseres deutschen Wohlstandes für eine Beschränkung des quantitativen Wachstums auszusprechen, bekommt schnell einen bitteren Beigeschmack. Erst einmal haben alle Menschen auf der Welt einen gleichen Anspruch auf ein sorgenfreies Leben. Davon sind wir meilenweit entfernt. Sollte die Beschränkung des Wachstums hier bei uns dazu dienen, dieses hohe Ziel zu erreichen, dann ja. Sollte es nur dazu dienen, den „Gürtel enger zu schnallen“, dann nein. Kurz gesagt: Wachstumsbeschränkung nur unter dem Aspekt einer gleichzeitigen sozialen Umverteilung des Reichtums. Hältst du Nico Paechs Ansatz, in regionalen, überschaubaren Strukturen zu wirtschaften, für realistisch? Ich glaube schon, dass uns zukünftig regionales Wirtschaften große Vorteile bringen kann, sowohl was die Versorgung mit


guten Lebensmitteln betrifft – allgemein mit höherer Lebensqualität – als auch für die Entwicklung von sozialen und menschlicheren Strukturen. Dies kann durchaus eine Basis für neue gesellschaftliche Entwicklungen sein. Andererseits brauchen wir für die globalen Probleme und Aufgaben zentrale wirtschaftliche Strukturen. Also auch hier:

man darf nicht nur das eine tun und das andere lassen. Kann man Globalisierung rückgängig machen bzw. menschenfreundlich gestalten? Nein, Globalisierung im Sinne einer immer größeren Vernetztheit und Abhängigkeit der Staaten und Menschen ist nicht rückgängig zu machen oder zu be-

schränken. Also kommt es darauf an, diese Globalisierung menschlich zu gestalten. Hier kann dann z. B. die Ausprägung regionaler Strukturen eine wichtige Rolle spielen. Das heißt also, nicht Aldi und McDonald’s überall auf der Welt, sondern regional unterschiedliche, aber immer soziale und lebensfreundliche Inseln schaffen.

Rezension:

„Murks? Nein danke! Was wir tun können, damit die Dinge besser werden“ Edmund A. Spindler Jeder hat es schon einmal erlebt. Kaum ist die Garantie abgelaufen, funktioniert das Handy nicht mehr, Drucker stellen den Betrieb ein und die Waschmaschine macht Flecken, anstatt zu waschen. Für sein neues Buch „Murks? Nein danke! Was wir tun können, damit die Dinge besser werden“ (oekom verlag) hat Stefan Schridde eine Vielzahl derartiger Fälle gesammelt. Sein Fazit: Viele Produkte werden bereits „kaputt erfunden“, weil Hersteller und Händler Dinge produzieren bzw. verkaufen, deren Lebensdauer gezielt verkürzt wird. Was also ist dran am Vorwurf der „geplanten Obsoleszenz“, wie das Phänomen im Fachjargon genannt wird? Werden wir wirklich systematisch betrogen? „Ja!“ sagt Stefan Schridde, „Bauteile werden unterdimensioniert oder falsch eingebaut, minderwertiges Material kommt zum Einsatz, Reparaturen werden unmöglich gemacht. Dazu gehören auch so ärgerliche Dinge wie Updates, die den Computer langsamer machen, oder dass Smartphones eigene

Konsumenten mit zahlreichen praktischen Tipps für den murksbefreiten Einkauf.

Stecker brauchen und Akkus sich nicht austauschen lassen.“ Für den Autor steht fest: Derartige „Fehler“ sind allzu oft Teil des Geschäfts – eine geschickte Maßnahme, um schnelleres Nachkaufen auszulösen und höhere Umsätze zu erzielen. Eine Strategie, die Konsumenten und Umwelt nachhaltigen Schaden zufügt. Geschichten, Hintergründe, Ursachen – dieses Buch weist Murks an vielen Beispielen nach. Doch wie können wir als Gesellschaft aktiv werden? Was tut die Politik? Dieses Aufklärungsbuch hat konkrete Lösungen und ist nicht zuletzt eine Anleitung für aufgeklärte

Stefan Schridde gründete 2012 die Internetplattform www.murksnein-danke.de und trägt mit seinen mehr als 20.000 Followern wesentlich zur Debatte über die schadhaften Folgen von geplanter Obsoleszenz in ganz Europa bei. Im Auftrag der Bundestagsfraktion „Bündnis 90/Die Grünen“ erstellte er 2013 die viel beachtete Studie „Geplante Obsoleszenz – Entstehungsursachen, konkrete Beispiele, Schadensfolgen, Handlungsprogramm“ (Co-Autoren: Christian Kreiß und Janis Winzer). An der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin lehrt Schridde seit 2014 in den Fachbereichen Ingenieurwissenschaften und Gestaltung zu dem Themenfeld der geplanten Obsolenszenz. Literatur: Stefan Schridde „Murks? Nein Danke! Was wir tun können, damit die Dinge besser werden“, 256 Seiten, 19,95 Euro

Beispiele für eingebauten Verschleiß – z. B. das Kunststoff-Zahnrad im Handmixer. 9

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Gemeinsam nutzen Erhard Sudhaus Unser Leben wird immer technisierter, für viele Tätigkeiten gibt es Spezialgeräte, die uns von der Wirtschaft angedient werden, die oft aber nur für kurze Zeiträume eingesetzt werden oder schnell technisch überholt sind. Der Nutzen vieler Geräte ist unbestritten, aber muss man sie sich gleich kaufen? In der Vergangenheit führte die Knappheit der Güter zu Wieder- und Weiterverwendung. Die heutige Konsumgesellschaft stellt den Besitz vor den Nutzen, und billige Rohstoffe und große Produktkapazitäten ermöglichten die jetzige Wegwerfgesellschaft. Aber wenn man von jedem Gegenstand, den wir benutzen, auch Eigentümer ist, führt dies zu einem unverantwortlichen Umgang mit den Ressourcen unserer Erde. Das gemeinsame Nutzen einzelner Güter bedeutet Ressourcenschonung und somit natürlich auch Abfallvermeidung und einen nachhaltigeren Umgang mit der Natur.

Tauschen und Teilen im privaten Bereich Der sich in letzter Zeit stärker verbreitende Gedanke des Tauschens und Teilens statt Kaufen ist nicht neu. Menschen haben schon immer Dinge miteinander geteilt. Wer in Dörfern, Vororten oder Kleinstädten lebt, fragt eben beim Nachbarn nach, wenn er ein bestimmtes Gerät, ein gerade fehlendes Lebensmittel etc. benötigt. Da man sich kennt und sich gegenseitig vertraut, fördert dies gemeinsame Leben und Teilhaben auch die Kommunikation und den Zusammenhalt untereinander. Um die heute oft vorherrschende Anonymität zu überwinden und das gegenseitige Ausleihen von Dingen, die man nicht täglich braucht, zu fördern, kann man z. B. Piktogramm-Aufkleber einsetzen, die auf den eigenen Briefkasten geklebt werden. Darauf teilt man seinem Nachbarn mit, welche Dinge man ihnen leihen würde (KüchenHaushaltsutensilien etc.). FUgE-news Ausgabe 2/2014

Mehr als einmal zu lesen: Stadtbüchereien und offene Bücherregale regen zum Austausch an

Nutzungsformen im Geschäftsbereich Gemeinsames Nutzen gibt es in verschiedenen Formen wie: miteinander nutzen (z. B. Eigentümergemeinschaften von Maschinen oder die öffentlichen Verkehrsmittel), nacheinander nutzen (z. B. bei längerlebigen Gegenständen z. B. Bücher, Möbel) oder auch intensiver nutzen (seltener benötigte Gegenstände, wie bestimmte Baugeräte, spezielle Kleidung). Längst hat diese Nutzungsform den privaten Bereich verlassen und ist zu einem Geschäftsmodell geworden, und bei vielen Modellen steht nicht die Gewinnerzielungsabsicht im Vordergrund. Das gemeinsame Nutzen von Autos (Carsharing) gibt es in Hamm nicht nur als Mitgliedsgemeinschaft. Bei dieser konnte inzwischen die Anzahl der Fahrzeuge aufgrund der auch in Hamm gestiegenen Nachfrage ausgeweitet werden. Auch von Privatanbietern, die ihr Fahrzeug nur eingeschränkt benötigen, wird Carsharing praktiziert. Fahrräder stehen an verschiedenen Standorten zum Ausleihen bereit und können auch an anderen Standorten wieder abgegeben werden. Mit10

fahrzentralen vermitteln Reisenden Mitfahrgelegenheiten in Privatfahrzeugen. Auch das soziale Miteinander wird durch Einrichtungen wie das „Offene Bücherregal“ gefördert, wo jeder Bücher entnehmen und neue für weitere Nutzer einstellen kann (z. B. Oststraße und Bürgeramt Heessen). Eine große Palette an Bau- und Spezialgeräten ist auch für jeden Heimwerker bei Unternehmen ausleihbar. Teure Groß- und Saisongeräte, die einen hohen Kapitaleinsatz erfordern, werden entweder von Betrieben gemeinsam erworben oder deren Einsatz bei Lohnunternehmen als Dienstleistung abgefragt (z. B. in der Landwirtschaft). Betriebe bestimmter Branchen haben das gemeinsame Nutzen auch als Rationalisierungsmöglichkeit erkannt. Durch Outcourcing werden nicht dem ursächlichen Unternehmensziel dienende Zweige (z. B. Personalverwaltung) mit anderen Unternehmen zusammen ausgeführt oder als Dienstleistung eingekauft. Den bisher vorgestellten Modellen gemeinsam ist, dass sich die Partner vorher kannten und somit eine Vertrauensbasis aufbauen konnten.


Sharing Economy als knallhartes Geschäftsmodell Inzwischen wird das Tauschen und Teilen über das Internet immer attraktiver und ein neuer Trend verändert die Wirtschaft: Sharing Economy. Die Menschen wollen Dinge nicht mehr haben, sondern an ihnen teilhaben. Der Konsument kauft nicht, er leiht – und am liebsten von Menschen, nicht von anonymen Großkonzernen. Dies ist preiswerter und bereitet Spaß. Doch dieser Veränderungsprozess hat nicht nur positive Facetten, denn er schafft nicht nur neue Geschäftsmodelle, sondern zerstört auch bestehende Strukturen und dies bereitet Angst und viele alteingesessene Marken und Branchen fürchten um ihre Existenz. Die neue Form des Teilens statt Habens hat fast alle Lebensbereiche erfasst. Die wichtigsten Bereiche sind: ●

Mobilität (privater Taxidienst, Mitfahrgelegenheiten, privates Carsharing),

Unterkünfte (Buchung und Vermietung und auch Tausch von Privatunterkünften, Übernachtungsmöglichkeiten, Schlafplätzen und Feriendomizilen),

Geld (leihen, teilen, vorstrecken und sammeln von Geld),

Waren (Tauschbörse für Bücher, Filme, Spiele etc., Verleihen von Gegenständen, on-line-Flohmarkt),

2. Auch ein Geschäftsmodell, das der Umwelt gut tut: Car-Sharing als Alternative zum eigenen PKW. ●

Mode (Second-Hand-Kleiderverkauf, Kleidung tauschen, leihen, verschenken) und

Nahrung (Vermittlung überzähliger Lebensmittel, gemeinsames Essen oder Teilen von Essen, Vermietung von Gemüsegärten).

Wirtschaftsform ohne Regeln? Immer mehr Internetportale führen Menschen zueinander, die einander vorher nicht kannten. Das notwendige Vertrauen in den jeweiligen Partner wird ersetzt durch die Masse der Kommentatoren, die die Leistung bewerten. Man vertraut der Masse. Dieser Vertrauenswandel begründet den Erfolg

Das Ausleih-Fahrrad an jeder Ecke: klimafreundlich mobil. FUgE-news Ausgabe 1/2014

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der Portale, die längst zu Großkonzernen geworden sind, häufig mit Sitz im Ausland und sich damit den inländischen Gesetzen und Steuerverpflichtungen entziehen. Sie kassieren für ihre Vermittlung, die ins Ausland abfließt und dort versteuert wird, der eigentliche Geschäftsvorgang vor Ort vollzieht sich in der Regel ohne gesetzliche Grundlagen und Schutz von Anbietern und Verbrauchern. Bestehende Regeln sind darauf ausgelegt, Verbraucher und Arbeitnehmer vor Unternehmen zu beschützen. Nur stellt das Verbieten von z. B. Kurzzeit-Untermieten oder Taxi-Alternativen durch Kommunen im Sinne der Lobbyisten der alten Wirtschaftsformen keine Lösung dar. Hier sind Behörden und der Gesetzgeber gefragt, auf die neue Wirtschaftsform zu reagieren, um durch eine Aufsicht die Einhaltung von zu schaffenden Regulierungen und Steuervorschriften sicherzustellen. Es dürfen berechtigte Interessen bezüglich Arbeitsschutz, Bau- und Nachbarschutz-Vorschriften und Verbraucherschutzvorschriften nicht umgangen werden. Noch ist Share-Economy ein Nischenthema, von der Masse nicht wirklich wahrgenommen, aber es ist nicht mehr aufzuhalten.


„Knöpfe statt Knete“ – Tauschringe Barbara Bredel-Witt Tauschen statt mit Geld bezahlen – eine Möglichkeit nicht nur dort, wo Menschen knapp bei Kasse sind. Trotz der Grenzen bei Angebot und Nachfrage sind Tauschringe auch in Deutschland seit Langem auf dem Vormarsch. Die herkömmliche Nachbarschaftshilfe funktioniert immer weniger. Auf der anderen Seite hätten viele Menschen Zeit und würden sich gerne sinnvoll beschäftigen. Bei gegenseitigem Geben und Nehmen von Leistungen geht es nicht ums „Geldmachen“. Im Vordergrund stehen die Wertschätzung von Menschen und die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und das Zusammenleben aktiv zu gestalten. In Tauschringen werden Hilfeleistungen oder Güter über ein Punktesystem getauscht oder verliehen. Die Abrechnung erfolgt über Zeit statt Geld. Anders als auf dem ersten Arbeitsmarkt hat damit jede Tätigkeit den gleichen Wert. Dabei sind die Tauschringe nur Vermittler von Angebot und Nachfrage und nicht rechtlich verantwortlich für die Qualität der Einsätze. Auch ist es Sache der Teilnehmer/-innen darauf zu achten, dass nicht gegen standesrechtliche Bestimmungen einer Berufsgruppe gehandelt wird (z. B. Heilberufe, Steuerberatung, Handwerk ...)

Sommerfest des Tauschrings „Knöpfe statt Knete“ besitzt, die andere benötigen und schätzen. Ältere Menschen entdecken, dass sie noch gebraucht werden und ganz junge lernen, dass auch ihr Einsatz in der Gesellschaft der Großen gleichen Wert hat. Seit 1996 existiert in Hamm der Tauschring „Knöpfe statt Knete“ (192 Mitglieder im Jahr 2013, durchgehend aktiv ca. 70). Um hier tauschen zu können muss man Mitglied in diesem Tauschring

Der Austausch erfolgt oft über viele Umwege: die Pensionistin Maria betreut die Kinder von Eva. Eva hilft Otto im Haushalt. Otto repariert das Mofa von Peter und Dinge, die bei Maria kaputt gehen. Peter mäht bei Maria den Rasen, führt ihren Hund spazieren und hilft Otto am Computer ...

Ein persönliches Kennenlernen ist bei den monatlichen Treffen an jedem 15. von 19-21 Uhr im Mehrgenerationenhaus möglich und erwünscht. Das Informationsblatt für alle ist der jährliche erscheinende „Druckknopf“ und der monatliche „Druckknopf aktuell“. Weitere Informationen gibt es auf der internetseite www.tauschringhamm.de und natürlich persönlich am 15. eines Monats beim Treffen in der Feidikstraße.

Die Hilfe erfolgt immer auf freiwilliger Basis, kein Mitglied ist zu einer Hilfeleistung verpflichtet. Jede/r kann so Tätigkeiten in die Gemeinschaft einbringen, die er/sie besonders gut kann oder gerne tut, und erhält dafür Hilfe bei Aufgaben, mit denen er/sie überfordert ist. Dabei erkennt so manche/r, welche besonderen Talente sie/er FUgE-news Ausgabe 2/2014

werden. Mit einem einmaligen Beitrag von 10 Euro ist man dabei. Damit werden gleichzeitig die Teilnahmebedingungen des Tauschrings anerkannt. Es werden 20 Knöpfe für eine Stunde Hilfseinsatz verrechnet. Materialkosten sollten jeweils auch materiell erstattet werden, es sei denn, die Tauschpartner einigen sich vorher auf einen Ausgleich über „Knöpfe“.

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Weiternutzen – ein kritischer Einwand Sind Geschenkeläden und „Tafeln“ Stütze oder Veränderung der Verhältnisse? Michael Thon Mittlerweile bekommt man billig oder umsonst fast alles für den Lebensbedarf: Nahrung, Kleidung, Möbel, bis hin zum Tierfutter. Unter dem Aspekt „Weiternutzen statt Wegwerfen“ ist es ein wichtiger Beitrag zu einem geringeren Ressourcenverbrauch. Allerdings richtet sich dieses Angebot in der Regel an Menschen, die arbeitslos sind oder von ihrem Einkommen nicht leben können. Anbieter in Hamm sind: Humanitas, Hammer Tafel, Tiertafel, Kleiderkammer und viele Mittagstische für Erwachsene und Schüler. Politisch Interessierte diskutieren die Vor- und Nachteile dieses neu entstandenen „Marktes“.

Für mich gilt generell: Hier wird mit viel persönlichem Engagement Menschen geholfen, die in unserer heilen Gesellschaft in Not geraten sind. Dies ist dankenswert und darf nicht ersatzlos gestrichen werden! Auch im Sinne des vorliegenden FUgE-news-Themas „Ändert persönliches Verhalten gesellschaftliche Verhältnisse“ muss man sehen, dass Dinge zu Menschen kommen, die ansonsten im Müll gelandet wären. Ein wichtiges Argument ist die qualitativ bessere Ernährung durch Mittagstischangebote und die damit einhergehende Kommunikation der Essenden. Auch in den Läden gibt es viele soziale Kontakte und den

Versuch, die „Käufer“ einzubinden durch Mithilfe beim Sortieren, Lagern und Ausgeben. Trotzdem sehe ich in diesem neu entstandenen Versorgungsbereich eine Bankrotterklärung der Gesellschaft vor der ungerechten Aneignung und Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums. Vergleicht man die Jahreseinkommen der Vorsitzenden der großen Aktiengesellschaften mit den menschenverachtenden Hartz-IV-Sätzen, dann ist das Wort „Ungleichgewicht“ eine Untertreibung. Die Versorgung der Menschen in unserem Land muss so geregelt sein, dass niemand auf irgendwelche Almosen angewiesen ist!

Ein Lastenrad für Hamm Bei einer offenen Kaffee-Runde im Jugendgästehaus Sylverberg soll am 23. November von 9.00 bis 10.30 Uhr die Idee eines Lastenrades für Hamm diskutiert werden. Der Verein SALZ informiert dann auch über „ökosozialistische Jugend- und Erwachsenenbildungsprojekte“. Was hat deine Information über Jugend- und Erwachsenenbildungsprojekte von SALZ mit dem Fahrrad- und Lastenanhänger-Projekt zu tun? Bei der von uns angestrebten Jugend-und Erwachsenenbildung sollen Aktionsformen gewählt werden, die die Eigentätigkeit der Teilnehmenden begünstigen. Wir streben politische Bildungsarbeit im radikalen Dialog an. Antworten, zum Beispiel zum Lastenrad-Projekt, werden nicht vorgegeben, sondern sollen gemeinsam erarbeitet werden. Warum ein Lastenrad? Was bringt das? In einem Satz: Das Lastenrad ist ein umweltfreundliches, energie-

sparendes, leises und emissionssparendes Fahrzeug für eine begrenzte Welt.

Was für ein Lastenrad soll es sein und wer soll es nutzen können?

Wo kann ich mich über Lastenräder informieren?

Wer finanziert es, wer vermietet es und wie kann man es bewerben?

Wo steht es (Ausleihstation) und wie soll es reserviert werden können?

Der ADFC gibt auf seiner Webseite (http://www.adfc.de unter dem Titel „Ausprobiert: Lastenräder“ Auskunft über verschiedene Modelle. Ist ein Lastenrad auch für ältere Mitbürger eine geeignete Alternative?

Danke für das Gespräch. Wir von FUgE sind in jedem Fall dabei.

Eine gute Frage, denn unsere Gesellschaft überaltert zunehmend. Die Frage nach einem Lastenrad mit oder ohne Elektromobilität drängt sich auf, ebenso bei bergigen Gebrauchsbereichen. Was ist vor der Anschaffung eines Lastenrades für Hamm zu bedenken? Da gibt es eine Menge Fragen, die abzuarbeiten sind, wenn wir uns im Verbund dazu entscheiden sollten, ein Lastenrad für Hamm anzuschaffen, z. B.:

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Ein Beispiel für das Lastenrad: WESPA in Köln FUgE-news Ausgabe 2/2014


Aus Alt mach Neu Von Upcycling, Recyclingschmuck und einer ungewöhnlichen Modenschau Renate Brackelmann Klimaschutz geht uns alle an – so war das Motto der Projekttage im Juni 2014 in der Marienschule, und dazu gehört auch der nachhaltige und achtsame Umgang mit unseren Ressourcen. Wie viele Dinge werfen wir jeden Tag unachtsam in den Müll, weil sie kaputt sind oder einfach ihre Funktion erfüllt haben. Dass man aus vielen Dingen wieder neue, schöne und wertvolle Gebrauchsgegenstände machen kann, das haben vier Projektgruppen der Marienschule mit viel Kreativität und Einfallsreichtum gezeigt. Was in aller Welt ist das? Ganz einfach – die Aufwertung von Ge-

genständen, die man so nicht mehr gebrauchen kann oder möchte, weil sie nicht mehr schön sind oder der Mode entsprechen. Werke einer professionellen Designerin gaben die ersten Ideen für die Aufwertung verschiedenster Gegenstände, sodass die Schülerinnen und Schüler im Vorfeld der Projekttage fleißig nach gut zu bearbeitenden Dingen Ausschau halten konnten. So wurden schließlich kleine Kommoden verschönert, Übertöpfen zu neuem Ansehen verholfen, Aktenordner zu einmaligen Einzelstücken umgestaltet und vieles mehr. Von vielen Lieblingsstücken konnten und wollten

sich die Schülerinnen und Schüler hinterher nicht mehr trennen. So wurde nicht nur einiges an Material und Fingerfertigkeit in die gestalteten Objekte gelegt, sondern auch jede Menge Kreativität und Ideen. Und was ist der Klimaschutzeffekt? All diese neu gestalteten Werke mussten nicht mit neuen Materialien und unter dem Aufwand von viel Energie erzeugt werden, sondern sind aus alten, eigentlich ausgedienten Gegenständen erschaffen worden. So kann die Lebensdauer mancher Sachen enorm verlängert werden, und das ist sehr effektiver Klimaschutz.

Federmäppchen aus alten Jeanshosen Da ist die Jeans zu klein, sie hat zu viele Löcher oder ist unmodern geworden. Statt sie in den Altkleider-Container zu geben, hat eine Projektgruppe mit Schere, Nadel, Faden und einer Menge Fingerfertigkeit Etuis daraus genäht. Dabei beschränkten sich die Teilnehmer/-innen nicht nur auf das schlichte Zusammennähen der Stoffteile. Natürlich sollten die neuen Stücke auch schön aussehen. So wurden Borten, Schleifen, Knöpfe und Perlen genutzt, um jedes Federmäppchen zu einem Einzelstück werden zu lassen. Mit viel Tatendrang war die Gruppe bei der Arbeit, sodass beim Eine-Weltund Umwelttag etliche Exemplare verkauft werden konnten.

Recyclingschmuck

Quelle: Dorthe Landschulz, Analogcard, aus: „COOLE BILDER, Cartoons mit Zeitgeist“, www.lappan.de FUgE-news Ausgabe 2/2014

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Ein Armreif aus Schrauben und Muttern? Selbst gemachte Perlen aus Papierresten? Dies und vieles mehr wurde zu schönen neuen Accessoires zusammengefügt. Dabei war viel Einfallsreichtum und Kreativität gefragt, die sich erst im Laufe des Arbeitsprozesses nach und nach entwickelten. Eine besondere Herausforderung stellte dies für die jüngeren Schülerinnen und Schüler dar, die in diesem Projekt


besonders ihre Feinmotorik schulen konnten. Da war es besonders hilfreich, dass während der Projekttage jahrgangsübergreifend gearbeitet wurde, sodass immer eine erfahrene, hilfreiche Hand zur Stelle war, wenn es mal nicht so klappen wollte.

Mode aus Müll Wie eine Mülltüte zu einem Hochzeitskleid umfunktioniert werden kann und alte Fahrradschläuche zu einem Designer-Minirock, das zeigten die Jungen und Mädchen des Projekts „Modenschau“. Das beinhaltete zum einen den Ideenreichtum von Modedesignern und zum anderen das Talent eines Models, die neuen Kreationen wirkungsvoll auf dem Laufsteg vorzuführen. So wurde in dieser Gruppe in verschiedenen Teams gearbeitet, die sowohl die Mode entwarfen als auch die Show zur Präsentation der Werke vorbereiteten. Auf dem Eine-Welt- und Umwelttag konnten die entworfenen Modelle schließlich bei einer professionellen Musikshow bewundert werden.

Ausstellungsstücke der Projektgruppe „Pimp it up“

Ein Fazit Alles in allem zeigen alle diese Projekte, dass alte Dinge nicht sofort weggeworfen werden müssen, sondern dass mit etwas Einfallsreichtum oft etwas Schönes, Neues geschaffen werden kann, das einen einmaligen Charakter und damit einen besonderen Wert erhalten hat. Wenn man jeder Sache

einen entsprechenden Wert zumisst, dann geht man auch nachhaltig damit um, benutzt es vorsichtig, pflegt und hegt es, sodass es eine möglichst lange Lebensdauer hat. Allein dieses Bewusstsein würde viel Energie und somit auch CO2 für die Herstellung all dieser Gegenstände sparen, die wir jeden Tag achtlos entsorgen.

Was hältst du von „Wegwerfkleidung“?

Chantal:

Friederike:

Fabian:

Es ist ein Skandal, dass die Firmen den Menschen nicht genug Geld für ihre Arbeit geben und diese unter sehr schlechten Bedingungen arbeiten müssen! Sie verdienen im Schnitt nur rund 5 Euro im Monat und das, obwohl sie jeden Tag bis zu 20 Stunden arbeiten mussten! Die Kinder müssen sogar mitarbeiten, auch wenn sie grade mal 5-6 Jahre alt sind! Eins steht fest, wenn ich erwachsen bin und selber genug Geld verdiene, werde ich Fair Trade-Kleidung kaufen und nichts anderes.

Ich persönlich finde es nicht schlimm Wegwerfkleidung zu kaufen, weil ich als Schülerin erstmal nicht genug Geld habe, um mir jedes Mal „Markenklamotten“ zu kaufen. Außerdem kaufe ich das, was mir gefällt und es ist nicht unbedingt relevant für mich ob es jetzt von Primark, H&M oder Hollister ist.

Ich bin gegen Wegwerfkleidung, da sie in meinen Augen keine Vorteile zu herkömmlicher, mehrfach benutzbarer Kleidung bietet – sei es aus ökologischer oder ökonomischer Sicht.

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Kleiderfasten!? Stefanie Möllenhecker, Martina Schmidt und Renate Brackelmann „So viel du brauchst …“, so lautete das Motto des Evangelischen Kirchentags 2013, den wir drei langjährigen Freundinnen zusammen besucht haben. In der Kirchentagszeitung fiel uns ein Artikel über einen „Klimafreundlichen Stadtrundgang“ auf, in dem es hieß, dass jeder Bundesbürger im Durchschnitt 40-70 Bekleidungsteile pro Jahr kauft. „Das kann nicht sein! – Ich nicht! - Ich auch nicht!“ Das war unser allererster Gedanke. Aber bei näherem Betrachten, kamen uns doch Zweifel – könnte es doch sein, dass unser „Klamottenkonsum“ in solchen Bereichen liegt? Wir schlossen einen „Vertrag“ miteinander, für die Dauer von einem Jahr alle Kleidungsstücke (inklusive Wäsche, Socken und Tücher) zu zählen und aufzuschreiben.

Gelegenheiten zum Kaufen Im Wonnemonat Mai standen zwei Hochzeiten an – der erste Anlass, sich bewusst auf die Suche nach festlichem Outfit zu machen. Wie es der Zufall so wollte und mit ökologisch reinem Gewissen gab es ein Kleid aus dem Öko-Versandhandel. Der Urlaub und auch der Wochenendtrip bringt diverse Gelegenheiten, in Ruhe, in Kauflaune, netter Begleitung und entspannter At-

mosphäre schöne Dinge zu kaufen, auf die man mit einer „Nachtdrüber-schlafen“ wahrscheinlich verzichtet hätte. Die roten Preisetiketten – Rabatte, Sale, Rea, Ausverkauf, wie es auch immer heißen mag – bieten für uns Frauen immer gern Ausreden um zuzuschlagen. Wir konnten alle drei nicht widerstehen.

Notwendigkeit der Anschaffungen Was ist schon wirklich notwendig? Unterwäsche, Socken, die Trekkinghose für den Fahrradurlaub sowie eine Winterjacke oder neue Winterschuhe haben wir bewusst gesucht und auch gekauft. Aber vieles andere, wie ein schönes neues T-Shirt, neues Festtags-Outfit, das zwanzigste Tuch oder anderes waren nur notwendig fürs eigene Ego bzw. zum Wohlfühlen. Und auch wenn man nur auf der Suche nach einem Teil war, sind es am Ende doch schon mal mehrere geworden. Da kommt dann leicht die Jägerin und Sammlerin zum Vorschein, die gerne mit reicher Beute nach Hause geht.

Langlebigkeit Vorteil bei uns allen dreien ist, dass wir uns nicht schnell von Sachen trennen können. Sie werden

lange angezogen, vom ArbeitsOutfit zu Bequem-Klamotten für zu Hause degradiert, geflickt und gebügelt und so lange getragen, wie wir uns mit ihnen wohlfühlen und sie noch passen. Außerdem hilft das Schuheputzen ungemein, um die Einsatzzeit und Lebensdauer unserer Lieblinge zu verlängern. Was einerseits ein Vorteil ist, kann natürlich auch die Kapazität des Kleiderschranks erschöpfen. Dagegen hilft uns, dass wir noch immer attraktive Sachen an Freundinnen oder Kolleginnen weitergeben. Oder sehr beliebt: Abgeben bei Humanitas oder zur Bethel-Kleidersammlung. Außerdem werden unsere Fahrräder und Fenster mit ausgedienten Wäschestücken geputzt. So wird eigentlich vieles bis zum Ende seines meist langen Lebens genutzt. Das geht natürlich nur, wenn die Kleidungsstücke qualitativ hochwertiger sind. Gerade bei Schuhen sind wir uns einig, dass Investitionen sich lohnen. Wenn wir also relativ hochwertig einkaufen, bleiben wir im Rahmen, d. h. unter dem Durchschnitt der o. g. Stückzahl.

Eine Art Fazit Obwohl keine von uns auf 40 Teile gekommen ist und gefühlt viele Schnäppchen dabei sind, war es auch überraschend, wieviel Geld wir insgesamt ausgegeben haben. Von insgesamt allen 108 Teilen war nur ein Teil ökologisch produziert. Und zwei von uns dreien haben Teile gekauft und bisher noch nicht angezogen. Vielleicht hat allein die Pflicht zum Aufschreiben uns aber auch (unbewusst) davon abgehalten, das ein oder andere auch noch mitzunehmen ...

Drei Freundinnen machen den Selbstversuch: wieviel Kleidung brauchen wir wirklich? FUgE-news Ausgabe 2/2014

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Und was wir auch gemerkt haben: Wir haben mehr gekauft als wir „brauchen“, aber damit auch einen Teil unseres weiblichen Wohlgefühls ausgelebt.


Leben ohne (eigenes) Auto Interview von Michael Thon Hartmut Batzke ist 74 Jahre alt und lebt in Hamm. Er hat sich entschieden, ohne eigenes Auto zu leben. Das ist für viele Menschen undenkbar. Warum er das tut und wie er ohne eigenes Auto klar kommt, erzählt er in unserem Interview. Hast du jemals ein eigenes Auto besessen? Ja, sogar mehrere, und zwar von Mitte der 60er bis Ende der 90er Jahre. Heißt das, dass du grundsätzlich auf Autofahren verzichtest oder gibt es Situationen, in denen du Auto fährst? Nein, ich verzichte nicht grundsätzlich auf das Autofahren. In bestimmten Situationen, z. B. wenn schwere Sachen, wie Möbelstücke oder Ähnliches, zu transportieren sind, greife ich auf das Auto zurück. Für diese Fälle habe ich einen Vertrag mit einem CarSharing-Unternehmen in Münster abgeschlossen, der es mir ermöglicht, erforderlichenfalls ein Auto zu mieten. In Hamm gibt es übrigens seit Kurzem drei Autos dieser Art. Welche Alternativen zum eigenen Auto nutzt du? Ich bin fast immer mit dem Fahrrad unterwegs. Zusätzlich benutze ich meine Füße, die ich zu diesem Zweck ja habe und öffentliche Verkehrsmittel, wie Bus und Bahn. In diese nehme ich häufiger mein Faltrad mit. Der Transport ist übrigens kostenlos, um vor Ort mein angestrebtes Ziel besser und schneller erreichen zu können.

mich mit entsprechenden Fragen, um für sich selbst irgendwann vielleicht den Umstieg zu schaffen. Es gibt aber auch Menschen, die von vorneherein nicht auf ihr Auto verzichten wollen oder können. Was sind für dich Gründe, auf ein eigenes Auto zu verzichten? Welche Vor- und Nachteile hat diese Entscheidung für dich? Zunächst sind es ökologische Gründe. Unser Planet kann nicht warten, bis unsere Politiker „aus dem Quark“ kommen und ernsthaft etwas zu seiner Gesundung unternehmen. Also müssen wir selbst damit anfangen. Außerdem sind Autos teuer, m. E. zu teuer. Bei den anfallenden Kosten dürfen wir nicht nur Benzin, Steuern und Versicherung berücksichtigen, sondern u. a. auch Reparaturen, TÜV, ASU, Kontrolluntersuchungen. Nicht zuletzt ist es der Wertverlust (ca. 30 % im ersten Jahr der Neuanschaffung, dann jedes weitere Jahr ca. 10 %), der als Kostenfaktor erheblich zu Buche schlägt. Dabei sind die Kosten für Straßenbau- und Erneuerung, Unfallfolgekosten usw. noch gar nicht berücksichtigt. Außerdem fahre ich gerne Fahrrad. Es ist für mich die beste

Möglichkeit, mobil zu sein. Dabei bin ich schnell und flexibel, genieße meine Umgebung und tue noch etwas Gutes für meine Gesundheit. Nachteile sehe ich in erster Linie bei der Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Dies sind vor allem zu hohe Beförderungskosten, schlechte Taktzeiten und zum Teil erhebliche Verspätungen (DB). Hier besteht noch zum Teil erheblicher Verbesserungsbedarf. Schließlich sind auch unsere Radwege vor allem innerorts nicht immer das „gelbe vom Ei“. Stehen Wohnortwahl und „autoloses Dasein“ in einem Zusammenhang? Oder könntest du dir auch vorstellen irgendwo zu wohnen, wo es schwierig ist, mobil zu sein? Die Wohnortwahl ist ganz sicher ein wichtiger Faktor. Bei meinem Wohnortwechsel 1999 nach Hamm haben wir gezielt darauf geachtet, eine citynahe Wohnung zu beziehen, um nicht von vorneherein auf ein Auto angewiesen zu sein. Auf dem Land sind die Verkehrsmöglichkeiten oft erheblich schlechter, und die Leute sind dann zwangsläufig auf ein Auto angewiesen. Deshalb zieht es mich nicht aufs Land.

Wie reagieren andere Menschen auf dein „autoloses“ Dasein? Viele finden das gut, können sich das aber für sich selbst nicht vorstellen. Andere wiederum sind sehr daran interessiert, wie ich dies umsetze und löchern 17

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Es grünt so grün… Schrebergartenkultur – Auslaufmodell oder Modell für die Zukunft? Matthias Eichel Karl-Heinz Trappe hat seinen Schrebergarten seit über 30 Jahren. Neben Blumen und Obstbäumen wachsen dort Kohlrabi, Wirsing, Tomaten und vieles mehr. Ein schönes Stück Natur mitten im Hammer Westen. Gemeinsam mit seiner Frau steckt er viel Arbeit in die Parzelle, das sieht man dem Garten an. Karl-Heinz ist Rentner. Er und seine Generation haben die Gartenarbeit von klein auf kennengelernt. Sie produzieren für den eigenen Verbrauch. „Und alles bio, ohne Spritzmittel, im ganzen Verein!“, sagt Karl-Heinz stolz. Hier ist die Kleingartenbewegung, der Schrebergarten, tatsächlich das, was er früher mal war. Entstanden ist die Kleingartenbewegung aus den sogenannten „Armengärten“, die im 19. Jahrhundert Bedürftige in die Lage versetzen sollten, ihren Bedarf an Gartenfrüchten selbst zu decken. Der Leipziger Arzt Dr. Schreber stellte später die körperliche Ertüchtigung und den pädagogischen Wert für Kinder – vertraut zu werden mit der Natur – in den Vordergrund. In den wirtschaftlichen Krisenzeiten und den Kriegsjahren er-

wies sich die existenzsichernde Bedeutung der Kleingärten – nach dem 2. Weltkrieg sogar als Wohnort. Gerade in den Städten sind die Kleingärten heute grüne Oasen und Orte der Erholung: sie dienen zunehmend der Freizeitgestaltung. „Die meisten jungen Leute kommen heute zum Grillen in den Garten“, sagt Karl-Heinz. Während er und seine Frau rund 20 Stunden in der Woche mit Gartenarbeit zubringen, sehen viele andere vor allem den Erholungswert. Die Kultur der Kleingärten wandelt sich. Gemüseanbau wird vor allem durch Familien mit Migrationshintergrund betrieben, die hier wieder eine teilweise Selbstversorgung aus dem Garten erzielen. Schwierig ist hingegen der soziale Zusammenhalt der Kleingärtner im Verein: Zum Sommer- oder Erntefest würden viele der Gartenbesitzer nicht mehr erscheinen, klagt der ehemalige Vorsitzende der Kleingartenanlage „Neuland“. Über den Daumen kostet ein Schrebergarten heute (je nach Größe) mit allen Nebenkosten einen Euro am Tag. Derzeit stünden

Leidenschaftlicher Hobbygärnter: Karl-Heinz Trappe

drei Gärten leer, erzählt Karl-Heinz. Anders als in Großstädten bietet Hamm noch viele grüne Gärten, und der Bedarf an Kleingärten ist nicht so hoch wie anderswo. Immerhin eine Million Kleingärten gibt es heute in Deutschland! Ob die Kleingärten in Zukunft aussterben oder es zu einer Renaissance kommt, ist eine offene Frage. Rückbesinnung auf die Natur, Freude am Gärtnern, der Genuss selbsterzeugter, biologischer Lebensmittel – all das könnte dazu führen, auch für jüngere Menschen die Schrebergärten wieder attraktiv zu machen. Und wer keine Scheu hat, sich auch mal die Hände schmutzig zu machen, kann die Arbeit im Garten als Entspannung erleben. Ein Gegenmodell zum schnellen, sauberen Supermarkteinkauf: Säen, wachsen sehen, ernten.

Literatur:

Bundeskleingartengesetz, Praktiker-Kommentar, bearbeitet von Dr. L. Mainczyk, 8. Auflage 2002 FUgE-news Ausgabe 2/2014

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Essbare Stadt – nur eine Idee? Friedel Moor Lassen wir es uns schmecken! Aus der Stadt wird ein Gemeinschaftsgarten und jeder darf ernten: Himbeeren oder Stachelbeeren, Nüsse oder Äpfel … Je nach Eignung der Fläche werden fruchttragende Hecken und Bäume gepflanzt, Gemüse oder Kräuter angebaut. Eine utopische Vorstellung? Weltweit versuchen immer mehr Städte die Utopie in Realität zu verwandeln und Grünanlagen essbar zu machen. So entsteht zum Beispiel in Seattle, USA, gerade ein essbarer Wald mitten in der Stadt. Eine Fläche von 21.000 Quadratmetern wird mit Hunderten von Fruchtbäumen, Beerenbüschen, Gemüsesorten und Kräutern bepflanzt. Ernten können Spaziergänger und Anwohner. Todmorden war eine trostlose englische Industriestadt. Nun ist sie ein Vorzeigeort im Königreich. Hier setzte man auf Eigeninitiative. So haben die Bürger 70 private und öffentliche Grundstücke mit Obst und Gemüse bepflanzt. Statt Tagetes wachsen hier Kräuter in den Blumenkästen. In der Schule bringt man den Kindern bei, ihr „eigenes Essen“ anzubauen. Mittlerweile kann sich Todmorden durch den Eigenanbau von Lebensmitteln nahezu selbst versorgen. Nach der Idee der essbaren Stadt Todmorden machte sich in Deutschland besonders die Stadt Andernach auf den Weg. „In Andernach heißt es ,Pflücken erlaubt‘ und nicht ,Betreten verboten‘. Gemüsesorten wie Möhren und Bohnen, Obstsorten, Beerensorten, Spaliergehölze, Küchenkräuter oder Schnittpflanzen werden in den Grünanlagen gepflanzt und lassen völlig neue Wahrnehmungs-räume entstehen. Jedes Jahr steht eine Nutzpflanze besonders im Fokus. So wurden 2010 an der Mauer im Schlossgarten 101 Tomatensorten gepflanzt, 2011 100 Bohnensorten und 2012

Ein Walnussring zur gemeinsamen Nutzung in Heessen, Ernte kostenlos! 20 Zwiebelsorten; 2013 war das Jahr des Kohls.“ (Aus dem Flyer der Stadt Andernach.) Der Stadt gelingt ohne aufwändige Baumaßnahmen eine Aufwertung ihrer Grünanlagen. Gemeinschaftsgärten in der Stadt haben viele Namen und unterschiedliche Formen: Am bekanntesten sind die „Interkulturellen Gärten“, deren erstes Projekt in den 90er Jahren in Göttingen entstand. Hier ist das gemeinsame Gärtnern Ausgangspunkt für die Zusammenarbeit von Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern. Nach dem Göttinger Vorbild entstanden über 100 interkulturelle Gartenprojekte. Darüber hinaus gibt es Kiezgärten, Nachbarschaftsgärten, Selbsternteprojekte und Stadtteilgärten. In München hat man mit einem Pilotprojekt begonnen, das auf einer kleinen Fläche der städtischen Baumschule ausprobiert wird. Der Garten kann während der Öffnungszeiten von 8:00 bis 20:00 Uhr genutzt werden. Sicher lässt sich ein solcher Ansatz auch in Hamm umsetzen. Hierfür bietet sich das ungenutzte Freibadgelände in Heessen an, weil das Gelände eingezäunt und abschließbar 19

ist. So ist es einigermaßen geschützt. Für viele Anwohner in der sogenannten „Gartenstadt“ lässt sich der Wunsch nach einem eigenen Garten nicht verwirklichen. Deshalb sollte der öffentliche Raum diese Lücke schließen und die Möglichkeit zum Gärtnern in einem interkulturellen Garten anbieten. Bei der Planung der essbaren Stadt sollten Bürgerinnen und Bürger von Anfang an mit eingebunden werden. Außerdem bietet sich eine Kooperation mit sozialen Projekten an. Wenn der Versuch erfolgreich ist, könnten weitere Flächen in anderen Stadtbezirken folgen. Anfänge sind aber auch in der Stadt Hamm schon sichtbar. So hat man es sich zur Aufgabe gemacht, einzelne städtische Brachflächen in Streuobstwiesen umzuwandeln, die öffentlich zugänglich sind. Bürgerinnen und Bürger können dann die Früchte zur Erntezeit kostenlos pflücken. In den letzten Jahren wurden Obstwiesen u. a. an der Flurstraße und am Großen Sandweg in Hamm-Norden sowie an der Birkenallee in Uentrop angelegt. In Heessen entstand an der Uedinghoffstraße ein Walnussring. FUgE-news Ausgabe 2/2014


Regional – saisonal – konsequent ökologisch Der ökologische Landbau als Modell für die Zukunft. Ein Interview von Swantje und Karl Faulenbach mit Biolandbauer Harald Haun Wie unterscheidet sich dein Bauernhof von einem konventionellen? Der ökologische Landbau verzichtet auf Pestizide und synthetische Stickstoffdünger. Auch der Einsatz von Gentechnik ist auf unseren Betrieben untersagt. Durch eine schonende Bearbeitung versuchen wir den Boden und den Lebensraum von Wildpflanzen und Tieren zu schützen. Unser Betrieb hat eine Größe von 40 ha, davon sind 50 % Grünland, das von Rindern und Schafen beweidet wird, und 50 % Acker. Unsere 50 Rinder, 35 Schweine, sieben Schafe, 220 Hühner und drei Hähne werden artgerecht gehalten und weitgehend mit eigenem Futter versorgt. Die Tierzahl ist durch die Fläche begrenzt. Die Düngung der landwirtschaftlichen Flächen erfolgt mit eigenem Mist und durch den Anbau von Leguminosen (Klee, Ackerbohnen), die in der Lage sind, Stickstoff aus der Luft im Boden anzureichern. Durch unsere stadtnahe Lage können wir einen großen Teil unserer Produkte direkt ab Hof vermarkten. Die staatlichen Subventionen haben in den letzten Jahren eher

der konventionellen Landwirtschaft als dem ökologischen Landbau gedient. Sowohl die Anzahl der Betriebe als auch die Fläche des ökologischen Landbaus stagniert seit einigen Jahren. Die Absicht der EU, in diesem Bereich neue Anreize zu schaffen, wurde von der jetzigen Bundesregierung weitgehend torpediert. Nun plant der NRWLandwirtschaftsminister Remmel eine stärkere Förderung der ökologischen Landwirtschaft. Wie wird der ökologische Anbau kontrolliert? Es gibt einmal jährlich eine umfassende Kontrolle durch eine staatlich zugelassene Kontrollstelle, die neben der buchhalterischen Prüfung natürlich die Tierhaltung und den Anbau von Pflanzen nach den Richtlinien von Bioland und der EU überprüft und zertifiziert. Bei ca. 25 % der Bioland-Betriebe wird zusätzlich im Jahr eine unangemeldete Kontrolle durchgeführt. Da die Nachfrage nach Bioprodukten enorm zugenommen hat, muss inzwischen über 50 % des Angebots importiert werden. Durch die große Nachfrage und durch die zum Teil immer länge-

ren Wege, die diese Produkte zurücklegen, sind „schwarze Schafe“ unter den Anbietern nicht immer auszuschließen. Warum hast du dich dafür entschieden und seit wann? Für einen Landwirt habe ich eine völlig ungewöhnliche Karriere hinter mir. Nach meiner Ausbildung als Großhandelskaufmann habe ich einige Jahre als Kaufmann gearbeitet. 1979 habe ich Sozialarbeit studiert und war anschließend 1983 bis 1990 als Sozialarbeiter in der überbetrieblichen Ausbildung tätig. Parallel habe ich mich in den 80er Jahren in der Umweltbewegung engagiert, in der BI Umweltschutz gegen den THTR in Hamm-Uentrop gekämpft und dadurch den Kontakt auch zu Bioland-Bauern bekommen. 1990 habe ich mich selbstständig gemacht und dem damals relativ schnell wachsenden Bioland-Verband und seinen Mitgliedsbetrieben verschiedene Serviceleistungen anzubieten. Diesen Betrieb mit drei Angestellten und einem Auszubildenden führe ich auch heute noch. 1995 hat meine Lebenspartnerin Mechthild Damberg als ausgebildete Landwirtin und Dipl. Agrar-Ing. den landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern übernommen. Ich bin dann in den landwirtschaftlichen Betrieb mit eingestiegen und seitdem aus Überzeugung Bioland-Landwirt mit der Direktvermarktung durch unseren Hofladen. Wie nehmen deine Freunde/ Bekannten das wahr und wie reagieren sie darauf? Wie ist die Akzeptanz bei den Konsumenten? Da ich schon immer umweltpolitisch engagiert war, ist mein Weg zur Biolandwirtschaft nur konsequent und wird natürlich in meinem Freundes- und Bekannten-

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Zur Person

Alter: 59 Jahre Schule: Höhere Handelsschule Ausbildung und Beruf: Großhandelskaufmann, Dipl.-Sozialarbeiter, Landwirt Hobbys: Tischtennis, Radfahren

kreis längst positiv gesehen und nicht mehr als Öko-Spinnerei abgetan. Auch die erste Skepsis bei unseren Nachbarn und Berufskollegen, ob alles mit rechten Dingen zugehen würde, ist längst vorbei. Selbst aus der zuerst zurückhaltenden Dorfbevölkerung in Westünnen kauft inzwischen ein Teil bei uns gerne ein. Der ökologische Landbau ist inzwischen gesellschaftlich anerkannt, und selbst der Bauernverband hat uns inzwischen akzeptiert. Wie hoch ist der Anteil in Hamm am Biolandbau? Es gibt in Hamm sechs BiolandBetriebe und einen EU-Öko-Betrieb sowie zwei Bio-Imker. Darüber hinaus gibt es einige Biobetriebe in unmittelbarer Nachbarschaft in Dinker, Welver-Illin-

gen, Werl-Sönnern und WerneStockum. Die Bereitschaft, den eigenen Betrieb umzustellen, ist leider zuzeit nicht groß, weil die staatliche Unterstützung für die Umstellung sehr gering ist und die konventionellen Betriebe zurzeit relativ gute Einkommen erzielen. Welche Forderungen stellst du an die Politik in dem Zusammenhang der biologischen Landwirtschaft? Der Weltagrarbericht von Rom (2009) sagt aus, dass nur der ökologische Landbau zukünftig in der Lage sein wird, die neun

Mrd. Menschen, die es bald auf der Erde geben wird, auch mit einem besseren Klimaschutz satt zu bekommen. Die Stadt Hamm könnte diese Entwicklung fördern, in dem sie die eigenen landwirtschaftlichen Flächen vorrangig den Biolandbauern anbieten und verpachten würde. Darüber hinaus könnte die Stadt dafür sorgen, dass als Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe in die Natur und Landschaft landwirtschaftliche Flächen auf ökologischen Anbau umgestellt werden. So gingen diese Flächen nicht der landwirtschaftlichen Produktion verloren.

Schon früh für den Umweltschutz aktiv: Harald Haun (3.v.r.) bei einer Demo gegen den THTR. 21

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Mehrgenerationen-Wohnen

Edeltraud Tümmers Für das Vorhaben, in der Stadt Hamm „Mehrgenerationen-Wohnen“ möglich zu machen, haben sich alle Interessenten, die sich seit September 2012 regelmäßig zu Arbeitssitzungen treffen, zu einer Vereinsgründung entschlossen. Im Juni 2013 wurde der „Verein zur Förderung neuer Wohnformen in Hamm“ gegründet. Dieser Verein möchte nun allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern gerne die Konzeptidee für das Mehrgenerationen-Wohnprojekt vorstellen. Das Wohnprojekt soll in mehreren kleinen Anlagen an unterschiedlichen Standorten mit höchstens 15 Wohneinheiten generationsübergreifendes, gemeinschaftliches und stadtnahes Wohnen für Jung und Alt in individuell zugeschnittenen Wohnungen ermöglichen. Diese Wohnungen sollten entweder auf Mietbasis (evtl. sogar öffentlich gefördert), als Eigentum oder im Rahmen einer Wohnungsbaugenossenschaft entstehen. Es sollen entsprechende barrierefreie Freiflächen für die gemeinsame Nutzung mit Aktivitäts- und Ruhezonen (auch mit Spielgeräten für die Kinder) als täglicher Treffpunkt in Monaten mit Freisitzsaison geschaffen werden. Ein Gemeinschaftsraum mit Küche und Sanitäreinrichtungen im Erdgeschoss mit direktem Zugang in die Freifläche für geplante oder

spontane Zusammenkünfte oder Sport und Spiel ist ebenfalls Bestandteil der Wohnanlage. Ein Raum für kleine Werkstätten für Jung und Alt soll ebenso wie eine kleine Gartenfläche und ein kleines Cafe/kleiner Kiosk in das Projekt integriert werden. Mit der Entscheidung, in das Wohnprojekt einzuziehen, sollte jedem bewusst sein, dass er in einer generationsübergreifenden Gemeinschaft lebt, die dieses Zusammenleben als zukunftsweisendes Modell versteht. Auf der Basis von Vertrauen und freundschaftlicher Nähe sollen möglichst selbstbestimmt vielfältige zwischenmenschliche Beziehungen gefunden und anderen Menschen angeboten werden. Aufeinander zugehen, miteinander reden und dem anderen zuhören können, Kinderfreundlichkeit und Offenheit sollten die Bewohner als persönliche Eigenschaften mitbringen. Anfallende Probleme sollen bei turnusmäßigen Treffen gemeinsam besprochen und dann versucht werden, diese befriedigend zu bewältigen. Die Bewohner sollten gegenseitige Hilfe und Unterstützung in den kleinen und großen Dingen des Alltags freiwillig anbieten und annehmen können. Bei besonderen Krankheitsfällen oder Pflegebedürftigkeit sollen Angehörige oder

Victor Nachtigall und Edeltraud Tümmers wollen das Wohnprojekt „MehrgenerationenDorf“ umsetzen (Foto der Gründung des Mehrgenerationenprojektes – entnommen aus dem WA vom 24.07.2012, Best) FUgE-news Ausgabe 2/2014

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Ich finde dieses Projekt sehr gut und für Hamm einmalig. Wenn das Haus steht und bewohnt ist habe ich die Möglichkeit, mit ähnlich gesinnten Menschen zusammen zu leben, in Kontakt mit jung und älter zu sein, sich in den Dingen des Alltages zu unterstützen und der Anonymität des Wohnens nebeneinander zu entschwinden und in das Wohnen miteinander einzutauchen.“ Dirk Otte (FUgE-Vorstand und Mitglied des Mehrgenerationenprojektes, 42 Jahre jung)

Dienste von außen einbezogen werden. Es wäre wünschenswert, wenn Gemeinschaft(en) gebildet würde(n) unter Wahrung der Eigenständigkeit und der individuellen Lebensvorstellungen. Die Gemeinschaft soll intern und nach außen offen und tolerant sein und durch die neue Wohnform evtl. Aktivitäten im Stadtteil fördern. Durch das Einbringen unterschiedlicher Talente, Wünsche und Träume soll eine neue Qualität von Wohnen und Leben erreicht werden. Bei Neumietern oder Neukäufern soll vorab ein ausführliches Gespräch geführt werden, in dem den Personen das Prinzip des Wohnprojektes vorgestellt wird. Alle Vereinsmitglieder würden sehr gerne weitere junge Familien mit Kindern begrüßen, die sich vorstellen können, diese Konzeptgedanken mit zu leben. Kontaktadresse: Edeltraud Tümmers Mobil 01 72 - 8 46 04 54 E-Mail: tuemmers@hamcom.biz Mögliche Standorte: Hamm-Heessen: Herrenstraße Hamm-Osten: Alter Uentr. Weg Hamm-Mitte: Kentroper Weg


Erde + Sonne = Nulltarif Matthias Eichel Das ist die Formel, mit der das „EnergiePlus-Haus“ in Pelkum arbeitet. Eine Hammer Immobilienfirma hat es als Musterhaus gebaut – angeblich gibt es nur drei von der Sorte in Deutschland. Der kleine FUgE-Mitgliedsverein „Güldene Sonne“, der eine Photovoltaik-Anlage an der Friedenskirche in Wiescherhöfen betreibt, hat das Haus kürzlich besichtigt. Der Grundgedanke: Eine Wärmepumpe versorgt das Haus mit Erdwärme. Der dafür notwendige Strom wird regenerativ selbst erzeugt über eine Photovoltaik-Anlage mit 11 kWpeak. Das Ganze funktioniert freilich nur bei Dämmung auf höchstem aktuellen Standard inkl. Dreifachverglasung, unter Einsatz energiesparender Haushaltgeräte und durchgängiger LED-Beleuchtung im Haus. Zudem sorgt eine Reihe von Batterien (mit 14 kW Speicherkapazität) für eine Stromreserve, wenn die Sonne gerade nicht scheint. Ein besonderes Bonbon: Wer will, kann in der Garage ein ElektroAuto mit dem Strom vom Dach versorgen. So entsteht eine Energie-autarke Wohneinheit. Freilich gibt es auch im Musterhaus Schönheitsfehler: Der Einsatz von bleihaltigen Batterien ist

zwar kostengünstiger, als die leistungsstärkeren Lithium-Ionen-Batterien zu verwenden, aber eben auch umweltschädlicher. Und: Die Energie-Bilanz wird nur über den Einsatz von viel moderner Technik erzielt – ein Prinzip, das Niko Paech gerade grundsätzlich hinterfragt, weil es auf Ressourcenverbrauch basiert. „Wer kauft sich so ein Haus im Wert von 350.000 Euro?!“ wollten wir bei der Besichtigung wissen. Keiner, war die Antwort. Zumindest ist das Haus in allen seinen Elementen in dem einen Jahr seiner Musterhaftigkeit so nicht einmal verkauft worden. Hier gilt der Grundsatz, dass man sich ein gu-

tes Gewissen auch leisten können muss. Verkauft werden jedoch einige der „Bauelemente“ des Musterhauses: Gerade die Erdwärme ist für viele Häuslebauer heute die erste Wahl. Und der KfW-55 Standard ist ebenso erstrebenswert. Unterm Strich ist es wichtig zu zeigen: wir können uns regenerativ mit Strom und Wärme versorgen. Eine Abkehr von den fossilen Energieträgern ist notwendig und möglich. Aber über den teuren Technologie-Einsatz hinaus gibt es weitere Möglichkeiten – wie Passivbauweise, Einsatz natürlicher Materialien u. a. m. –, die in die Zukunft weisen.

Hammer Apfelsaft ist endlich da! Seit dem 18.10.2014 gibt es den diesjährigen Apfelsaft von Hammer Obst- und Streuobstwiesen in dem schon bekannten Gebinde (5-Liter-Boxen) zum Preis von 8,50 Euro im FUgE-Weltladen, in Getränke-Oasen, dem Hofladen Damberg, dem Bioladen Struwe und der Raiffeisengenossenschaft in Rhynern. Da deutlich weniger Äpfel eingegangen sind als im Vorjahr wird die diesjährige Saftproduktion jedoch wohl schnell vergriffen sein.

Den Überschuss aus dem Verkaufserlös werden die Hammer Umweltverbände FUgE, NABU und Naturfreunde wieder in Umwelt- oder soziale Projekte investieren.

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Stadtradeln – ein kommunaler Wettstreit für den Klimaschutz Claudia Kasten Als die Stadt Hamm verkündete, dass sie zum ersten Mal am kommunalen Wettbewerb „Stadtradeln“ teilnehmen wolle, rannte sie bei den Radfahrern in Hamm quasi offene Türen ein. Viele hatten noch die erfolgreiche Aktion „Autofasten“ im Kopf, bei der 145 Teilnehmer während der Fastenzeit möglichst häufig auf ihr Auto verzichtet und so über 90.000 Auto-Kilometer eingespart hatten – und dies fast gleichmäßig verteilt auf Fahrten mit Bus und Bahn sowie auf Rad und zu Fuß. Rund 13 Tonnen CO2 konnten so vermieden werden. Eine wirklich erfolgreiche Aktion, die da vom Evangelischen Kirchenkreis Hamm und FUgE organisiert wurde. So waren die Radler bereits gut auf die Stadtradel-Aktion im September vorbereitet. Und doch musste noch viel erklärt und viele Menschen angesprochen werden. Ein herzliches Dankeschön deshalb an alle, die so tatkräftig mitgeworben haben! Zwischen dem 30. August und dem 19. September 2014 erradelten dann über 560 Teilnehmer mehr als 114.000 Kilometer. Das entspricht einer Länge von 2,86 Mal um den Äquator. Eine gewaltige Strecke, bedenkt man, wie vie-

le Radler in Hamm gar nicht an der Aktion teilgenommen haben. Erneut wurden etwa so über 16 Tonnen CO2 eingespart. Gemessen an den Klimaschutzzielen der Stadt Hamm, bis 2025 den CO2-Ausstoß um 53.000 Tonnen pro Jahr zu reduzieren, wohl nur eine kleine Menge, doch wichtiger ist, dass die Themen Radfahren und Klimaschutz nun viel stärker in der Diskussion sind. Mit Platz 44 im bundesweiten Vergleich und Rang Vier bei den Gesamtkilometern in der Metropole Ruhr haben die Hammer Radler ein Zeichen gesetzt. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl haben die 560 Radler sogar über 640 Meter pro Einwohner erfahren – das ist innerhalb der Metropole Ruhr ein Spitzenwert. Anders als beim Autofasten geht es beim Stadtradeln nicht um den direkten Verzicht auf das Auto, sondern vielmehr darum, den Spaß am Radfahren zu wecken. Der Wettbewerbscharakter und die Bildung von Teams tragen dazu bei, dass bei der Aktion viel Öffentlichkeit geschaffen wird. Ziel

Auftakt zu einer zweieinhalbfachen Erdumrundung: 560 Stadtradler treten drei Wochen lang in die Pedale. FUgE-news Ausgabe 2/2014

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der bundesweiten Aktion ist dabei, auf den Klimaschutz aufmerksam zu machen und die Radweg-Infrastruktur zu stärken. Hier wird schnell deutlich: wenn viele Menschen mitmachen, bekommt das Thema Radfahren in der eigenen Kommune auch ein größeres Gewicht. Und so bleibt zu hoffen, dass die Hammer Ergebnisse dazu beitragen, den Radlern in Hamm eine größere Stimme zu verleihen.

Ein kurzer Rückblick Dank der zweijährigen Förderung unseres Mobilitätsprojekts durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW konnte FUgE maßgeblich dazu beitragen, einer klimafreundlichen Mobilität in Hamm eine lautere Stimme zu schenken. So soll auch zukünftig die Autoschau beim Frühlingsfest um eine Klimameile ergänzt werden. Auch die erfolgreichen Aktionen Autofasten und Stadtradeln werden 2015 in eine neue Runde gehen – sofern die Begeisterung der Menschen in Hamm für eine klimafreundliche Mobilität aufrechterhalten werden kann. Damit bei den Jüngsten anzufangen, könnte eine gute Lösung sein. Gut zu wissen, dass sich immer mehr Grundschulen dafür interessieren, das „Taxi Mama“ auf dem Schulweg zu reduzieren. Wie zu erwarten, konnte das Projekt nicht die Lösung anbieten, aber es hat meiner Einschätzung nach dazu beigetragen, wichtige Denkanstöße zu geben. Ich hoffe, dass alle Aktiven auch in Zukunft dabei bleiben und wir noch mehr Menschen für eine bewusste und damit klimafreundliche Mobilität gewinnen können.


Welches Lebensmodell exportiert deutsche Entwicklungshilfe? Dr. Dieter Faulenbach da Costa Exportieren wir durch die Entwicklungshilfe Lebensmodelle? Diese Frage wurde mir auch 1981 im Vorbereitungsseminar bei „Dienste in Übersee“ für meine Arbeit als Entwicklungshelfer (EH) auf den Kapverdischen Inseln gestellt. Mit 37 Jahren bin ich aus der Politik ausgestiegen, um als Stadtplaner in der Hauptstadt Praia das städtische Bauamt aufzubauen. Natürlich hielt ich unser Lebensmodell für exportwürdig. Nach dem Ende meiner Zeit als EH fragte mich ein Journalist bei einem Seminar über erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit im Kloster Loccum, wo ich denn den Erfolg meiner Arbeit sehen würde. Wer definiert den Erfolg? Weil mir durch meine erlebte Erfahrung der Unsinn dieser Frage deutlich wurde, habe ich als Erfolg bezeichnet, dass ich auf dem Weg nach Kapverden meine Frau in Lissabon kennengelernt hätte. Alleine die Fragestellung zeigt unsere begrenzte Wahrnehmung der Welt und unser begrenztes Verständnis für andere Kulturen. Ich bin auf Kapverden auf arme aber selbstbewusste, offene und kreative Menschen gestoßen. Menschen, die uns unseren finanziellen Reichtum nicht neideten, ihren ideellen und kulturellen Reichtum jedoch auf eine liebenswerte Art vermittelten, die mich beeindruckten. Ich habe Menschen kennengelernt, die bereit waren, Grenzen zu überschreiten, um Neues kennenzulernen. Die begierig Neues aufnahmen, um es kreativ und eigenständig zu verarbeiten. Cesaria Evora habe ich als Straßensängerin auf Kapverden kennengelernt, ihr späterer Welterfolg hat die schon als Straßensängerin stolze Frau nicht verändert. Aus der Mischung von afrikanischen, europäischen und südamerikanischen Stilelementen wurden sehr verschiedene kapverdische Musikrichtungen (Funana, Coldeira, Masurca, Morna) entwickelt. Nicht

ich habe ein Lebensmodell exportiert, ich lernte andere Lebensmodelle kennen, die schließlich meinen eigenen Lebensentwurf nachhaltig beeinflussten. Nach einem Jahr auf Kapverden galt ich dort als integriert, ohne jedoch meine Wurzeln zu verleugnen. Nach meiner Zeit als EH habe ich als Planer 62 Länder auf allen Kontinenten (außer Australien) bereist. Auch dort wurde ich mit dieser Frage des kulturellen Chauvinismus konfrontiert und gestehe, dass ich überzeugt bin, dass mich der interkulturelle Austausch mehr veränderte, als dass ich etwas verändern konnte. Ich habe EH und Experten erlebt, die gescheitert sind. Deshalb gescheitert sind, weil sie überzeugt waren, „Missionare“ einer „besseren“ Welt zu sein. Sie trafen aber in armen Ländern auf selbstbewusste Counterparts und verzweifelten selbst. Sie beschrieben ihr Scheitern aber als fehlende Bereitschaft Hilfe anzunehmen. Ich habe auch „Experten“ kennengelernt, die Rassisten waren und unfähig, in einen interkulturellen Austausch einzutreten. Bei meinen Reisen als Consultant hatte ich immer mit Regierungsstellen zu tun. Angetroffen habe ich immer Menschen, die stolz auf ihr Land waren und mir ihr Land von seiner besten Seite prä-

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Dieter Faulenbach da Costa sentierten. Es waren schöne Länder. Um zur Ausgangsfrage zurückzukehren: Sie stellt sich nur dann, wenn wir überzeugt sind, dass unser Modell einzigartig, vorbildlich und nachahmenswert ist. So wie wir überzeugt sind, dass ein deutscher Künstler weltbekannt ist, den aber schon in Österreich niemand mehr kennt. Es ist diese Hybris, die uns diese Frage stellen lässt. Wir glauben im „gelobten Land“ zu leben, dabei kennt die Mehrheit der Menschheit Deutschland nicht und kann sich darunter auch nichts vorstellen.

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Was bewegt uns in der Hellwegregion? Marcos Antonio da Costa Melo munales Beschaffungswesen, aufmerksam machen. Nach der Auszeichnung von Selm und Schwerte blickt man im Kreis Unna auf die neuesten Entwicklungen der Arbeit der Steuerungsgruppe in Bergkamen, die sich im Mai 2014 konstituiert hat. Es fehlen somit nur die Stadt Kamen und die Gemeinde Bönen, damit der gesamte Kreis den Titel FairtradeTown erhält. Die Hellwegregion ist in Bewegung und wird mehr und mehr zu einer Fairtrade-Region (siehe Karte). Auch eine verschärfte Kritik der deutschen Medien an verschiedenen Fairtrade-Siegelsystemen mit der Behauptung, sie seien ineffizient und der Faire Handel elitär, hat das Rennen um den Titel „Stadt/Kommune des Fairen Handels“ zumindest in der Hellwegregion im letzten Jahr nicht bremsen können. Trotz der Aussage von Studien, die undifferenziert behaupten, die Vergütung für die Produkte der bäuerlichen Familien sowie der Lohn der Fairtrade-Produzenten seien nicht wesentlich höher, ist die Kampagne Fairtrade Towns in der Region nicht ins Stocken geraten. Ganz im Gegenteil: viele Steuerungsgruppen setzten sich offen mit der Kritik ausein-

ander und erzeugten damit ein bewusstes Engagement für den Fairen Handel. Das Rezept des runden Tisches mit der Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft ist aus diesem Grund ausgezeichnet. Die Sitzungen halten die Akteure zusammen, die wiederum in ihrer Region immer mehr Konsumenten erreichen, die sich mit der Frage des ethischen Verhaltens beschäftigen. Sie können somit den Welthandel ein wenig gerechter gestalten und das ungleiche Nord-SüdVerhältnis bei ihrem Einkauf bewusst machen. Darüber hinaus entwickeln sie ständig neue Veranstaltungen und Handlungsoptionen, die über das Einkaufverhalten hinaus gehen, da sie politisch aktiv werden und in ihren Kommunen auf negative Auswirkungen der Globalisierung, etwa durch kom-

Ende August 2014 präsentiert die Steuerungsgruppe das lang erwartete Schild „Fair-Trade-Gemeinde Holzwickede“ FUgE-news Ausgabe 2/2014

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Nach den Auszeichnungen von Soest, Lippetal und Geseke sowie der Titelerneuerung von Lippstadt sind im Kreis Soest auch in Werl und Warstein Steuerungsgruppen aktiv.

FUgE-Aktivitäten Eine erfreuliche Entwicklung kennzeichnet auch Hamm. Dank einer aktiven Steuerungsgruppe realisierte man im Jahr 2014 zahlreiche Veranstaltungen und Presseartikel rund um das Thema Textilien. Ereignisreich war vor allem die Faire Woche mit der Titelerneuerung. Mehr dazu unter www.fairtradehamm.de

Die Postwachstumsgesellschaft und die Herkunft unserer Ressourcen Dank der Unterstützung u. a. von Engagement Global konnte FUgE eine Reihe von Veranstaltungen in Hamm zu Fairem Handel, zur Postwachstumsgesellschaft und zum Umgang mit den natürlichen Ressourcen organisieren. Im Juni 2014 berichtete z. B. Kirsten Clodius, Christliche Initiative Romero (CIR), im FUgE-Weltladen über die sozial- und gesundheitsschädigenden Arbeitsbedingungen für die Näherinnen in der Textiliindustrie sowie über die positiven Folgen der Kampagne für Saubere Kleidung. Zum Auftakt der Fußball-WM in Brasilien eröffnete FUgE im Cineplex Hamm die TrikotTausch-Ausstellung und rückte somit die Verlierer/-innen des Fußballfestes in den Vorder-


grund: Die Näherinnen und Näher aus Ländern wie China, Bangladesch und El Salvador. Mitte Juni war die Postwachstumsökonomie in der VHS Hamm Thema. Dr. Niko Paech, Prof. der Volkswirtschaft an der Uni Oldenburg, warb vor rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörern für einen genügsameren Lebensstil, der einen anderen Umgang mit den Produkten zum Kern hat: Tauschen und Teilen statt immer mehr Anhäufen; Gegenstände und Geräte reparieren statt wegzuwerfen, genügsamer leben, weniger reisen, das Fliegen möglichst reduzieren (siehe Artikel von N. Paech, S. 6-8). Viele Projekte von FUgE, die sich für Nachhaltigkeit, Fairen Handel und regionale Vermarktung einsetzen, kommen diesem Ziel einer Postwachstumsgesellschaft nahe. Ende Juni fand an der Marienschule Hamm der 18. Eine-Weltund Umwelttag statt, der unter dem Motto „Klimaschutz und Mobilität“ stand. Diese Thematik wurde besonders von Schülergruppen kreativ umgesetzt (siehe Artikel „Upcycling“). Ergänzt wurde das Programm durch Mitmach-Aktionen des Zirkus Pepperoni, des Eine-Welt-Mobils, eines FahrradParcours des ADFC und Kletteraktionen der Wipfelstürmer. Anfang Juli fand dann in der VHS Hamm der Empowerment Day statt, der sich mit der Produktion von eigenen Medien, Völkermord in Darfur und Ursachen von Flucht und Migration in Afrika befasste. Anfang September beschäftigte sich FUgE mit der deutschen Pharmaindustrie in Uganda. Denis Kibira aus Uganda und Dr. Christiane Fischer stellten die Studie der BUKO-Pharma-Kampagne zu Arzneimittelfirmen in Uganda vor: „Große Markenfirmen ziehen sich aus dem Land zurück, weil die Gewinnspanne zu niedrig ist. Forschung für Tropenkrankheiten gibt es kaum, obwohl Malaria oder Schlafkrankheit erschreckend viele Menschenleben kosten.“ Am selben Tag fand in Hamm das

Schülerinnen der Marienschule präsentieren Mode aus Müll beim 18. Eine-Welt-und-Umwelttag. Straßentheater „Schluck & weg“ statt, das mit schwarzem Humor auf die Missstände in der globalen Arzneimittelversorgung und die Gesundheitsversorgung in Uganda aufmerksam machte. Die Filmvorführung „The Teacher's Country“ informierte über 80 Schüler/innen im Cineplex Hamm über 50 Jahre Geschichte Tansanias nach seiner Unabhängigkeit. Der Film von Benjamin Leers folgt Madaraka Nyerere, Sohn des ersten tansanischen Präsidenten, bei der schwierigen Besteigung auf den „Gipfel der Freiheit“ sowie andere Protagonisten, die sehr sensibel von ihren Hoffnungen und Enttäuschungen ihrer Heimat erzählen.

Bei dem Forum „Was passiert bei uns auf dem Land…?“ berichtete Christoph Dahlmann (AbL) über die Folgen unserer industriellen Landwirtschaft und diskutierte mit konventionellen und Öko-Landwirten die Zukunft einer nachhaltigeren Lebensmittelproduktion. Ende September und Oktober fanden die Exkursionen nach Saerbeck und Warstein-Belecke statt. Die Klima-Kommune Saerbeck will bis zum Jahr 2020 ihre Energieversorgung auf regenerative Energien umstellen. Die alternative Biogasanlage von Biolandwirt Christian Kroll-Fiedler in Warstein wird überwiegend mit Gülle und Mist aus der eigenen Viehhaltung, Pflanzen sowie Futterresten aus der Biolandwirtschaft gespeist.

Straßentheater „Schluck & weg“ nimmt nimmt die Pharmaindustrie auf die Schüppe. 27

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Den Fairen Handel in die Mitte bringen Claudia Kasten Fairer Handel und FUgE sind seit 16 Jahren eine feste Einheit. Warum also ein neues Projekt rund um den Fairen Handel? Die einfachste Antwort ist vermutlich: Weil es noch viel Handlungsbedarf gibt. Zwar wurde in der Vergangenheit schon einiges in Hamm erreicht: Die zunehmende Anzahl an Privatpersonen und Gruppen, die faire Produkte nutzen, die Einzelhändler und Gastronomen, die faire Produkte vertreiben und nicht zuletzt die am 22. September erfolgte Rezertifizierung als Fairtrade Town gehören sicherlich dazu. Aber: Noch ist es nicht möglich in Hamm Faire Kleidung zu kaufen, der Ausschank von fair gehandelten Getränken ist noch nicht selbstverständlich, und noch immer haben faire Produkte mit dem Vorurteil „zu teuer“ zu kämpfen. Das neue Projekt richtet sich nun vor allem an Kinder und Jugendliche. Sie sind die zukünftigen Konsumenten und haben schon heute großen Einfluss auf das Konsumverhalten ihrer Familien. Das Angebot richtet sich vor allem an Schulklassen, Angebote im Offenen Ganztag und natürlich an Jugendgruppen. Hierbei soll das

Spektrum, dass der Pädagogische Arbeitskreis FUgE (PAF) schon jetzt so erfolgreich anbietet, erweitert und ausgedehnt werden. Bereits der Projektstart machte Mut, dass es uns gelingen kann, den Fairen Handel noch stärker in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. So besuchte uns schon am zweiten Projekttag eine Delegation der Jugendkirche Hamm mit ihren Gästen aus Indonesien. Gemeinsam genossen wir ein faires und biologisches Frühstück und Mittagessen, kauften auf dem Markt ein und erkundeten den Weltladen. Dabei erfuhren die jungen Gäste mehr über die Konzepte des Fairen Handels und wie sie zu einer gerechteren Welt beitragen können. Und auch eine Schulklasse und eine Eine-Welt-AG nutzten gleich zu Beginn die Möglichkeit den Weltladen zu erkunden. Weitere Termine für dieses Jahr sind schon gebucht. Im Rahmen der Fairen Woche vom 12. – 26. September hatte sich das Ladenteam in diesem Jahr besonders viel vorgenommen. So gab es von montags bis freitags jeweils einen Probiertag mit einer Pro-

Ausgezeichnet – Ulrike Wäsche und Wolfgang Langer (vorne rechts) erhalten die Urkunde für die erneute Auszeichnung von Hamm als Stadt des Fairen Handels. FUgE-news Ausgabe 2/2014

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duktgruppe, sodass die Kunden ganz unverbindlich Neues probieren konnten. Bei den Kurzfilmen zum Thema, die nachmittags gezeigt wurden, kam es dabei immer wieder zu einem interessanten Gedankenaustausch, und so mancher fühlte sich darin bestätigt, den Fairen Handel zu unterstützen. Zu den besonderen Höhepunkten gehörte dabei sicherlich die „Faire literarische Weinprobe“ mit Mario Siegesmund. In fröhlicher Runde präsentierte Siegesmund allerlei literarisch-musikalisches rund um den Wein, während Renate Brackelmann locker durch alles Wissenswerte des Fairen Handels und der jeweiligen Weinproduzenten erzählte. So mancher Gast entdeckte dabei ganz neue Favoriten im Sortiment. Ein anderer Höhepunkt war die Fairtrade-Kochshow mit Hendrik Meisel, bei der auch die Rezertifizierung als Fairtrade Town offiziell verkündet wurde. Vor rund 60 Besuchern am Beisenkamp-Gymnasium überreichte Fairtrade-Botschafter und Koch Hendrik Meisel die Urkunde an Bürgermeisterin Ulrike Wäsche und den Vorsitzenden der Steuerungsgruppe Wolfgang Langer. Musikalisch begleitet wurde der Abend von der Pianistin Anna Zumbusch, die der Verleihung ihren würdigen Rahmen verlieh. Bei der Zubereitung der Speisen tauschten sich Meisel und Bürgermeisterin Wäsche dann über den Fairen Handel ebenso aus wie über bio oder regionale Produkte. Mit Guacamole, Zucchini-Schnitten mit Schafskäse und Cashewnüssen und eine Quarkspeise mit Fruchttopping zeigten die beiden, dass sich bio, regional und fair gut verbinden lassen.


Papier ist geduldig. Wir nicht! Das neue FUgE-Bildungsprojekt rund um das Thema Papier Marcos Antonio da Costa Melo Im Rahmen des Projektes „Papierwende“ wird FUgE von November 2014 bis Januar 2015 Schulworkshops zum Thema Papier durchführen. Dabei sollen insbesondere der hohe Papierverbrauch in Deutschland und die Auswirkungen der Papierherstellung auf den globalen Süden mit Schwerpunkt Brasilien beleuchtet werden. Das Projekt richtet sich an Schüler/-innen der Klassen 5 bis 7 und kann wegen der finanziellen Unterstützung von Engagement Global kostenlos angeboten werden. Kooperationspartner ist die Bielefelder Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz (ARA e.V.). Wir möchten mit den Workshops auf unseren übermäßigen Papierkonsum aufmerksam machen, die katastrophalen Folgen unseres Lebensstils verdeutlichen und zum Handeln anregen. Beim Papierverbrauch ist Deutschland mit 244 kg pro Kopf im Jahr Spitzenreiter im weltweiten Vergleich. Zudem ist die Bundesrepublik seit 2007 der weltgrößte Exporteur von Papier, Karton und Pappe. In der Unterrichtseinheit erfahren die SchülerInnen, wie Papier hergestellt wird, welche Rohstoffe dafür benötigt werden und welche Konsequenzen die Papierproduk-

tion für Mensch und Natur hat. Wichtig ist dabei auch, mit den Teilnehmenden Handlungsoptionen zu entwickeln und der Frage nachzugehen, auf welche Papierprodukte wir verzichten oder wie Papier nachhaltiger genutzt werden könnten. Sie lernen den Unterschied zwischen Frischfaserpapier und dem ökologisch unbedenklicheren Recyclingpapier kennen und erfahren, an welchen Siegeln sie sich zur Unterscheidung orientieren können. Mögliche Lösungsansätze zur Verringerung der Papierverschwendung könnten zum Beispiel sein: ●

Stopp von Reklamesendungen,

Eintrag in die „Robinson-Liste“, um die Werbeflut einzudämmen,

Verzicht auf Einweg-Pappbecher, -Geschirr und –Tücher,

gemeinsame Nutzung von Zeitungen, Zeitschriften und Büchern,

Nutzung von Stofftaschen,

doppelseitiges Drucken und Kopieren.

Bei der Beschäftigung mit dem Prozess der Papierherstellung wird der Fokus auf Brasilien liegen, da knapp ein Drittel des deutschen

Zellstoffimports aus Brasilien kommt. Es soll der Frage nachgegangen werden, welche Auswirkungen der Anbau von Eukalyptus-Bäumen und die Herstellung von Zellulose für das Land haben. Dabei erfahren die Schüler/-innen, dass heute Eukalyptus- oder Akazienbäume auf riesigen Plantagen stehen, wo früher artenreiche Ökosysteme existierten. Da in ihnen kaum mehr Leben vorkommt, werden diese von der Bevölkerung „Grüne Wüsten“ genannt. Zudem hat der enorm hohe Wasserbedarf dieser Bäume eine Absenkung des Grundwasserspiegels zur Folge und führt zur Austrocknung ganzer Regionen. Durch den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden, die Schädlinge von den gepflanzten Bäumen fernhalten sollen, nehmen Wasser und Böden zusätzlichen Schaden und die giftigen Abwässer der Zellulosefabriken gelangen oft ungeklärt in die Flüsse. Wenn Sie Interesse an der Durchführung eines Workshops haben, wenden Sie sich bitte an das Büro von FUgE, Telefon 41511, oder fuge@fuge-hamm.de.

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Aktiv! Kompetent! Erfolgreich! ver.di – die Interessenvertretung aller Dienstleistungsberufe: Finanzdienstleitungen Banken, Sparkassen, Versicherungen Ver- und Entsorgung Energiewirtschaft und Bergbau, Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft Gesundheitswesen und soziale Dienste Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Wohlfahrtsverbände, Kirchen Sozialversicherungen Krankenkassen, Rentenversicherungsträger, Agentur für Arbeit Bildung, Wissenschaft, Forschung (Fach-) Hochschulen, Studierende, Bildungseinrichtungen Bund und Länder Bundes- und Landesverwaltungen, Justiz, Bundeswehr Gemeinden Kommunalverwaltungen, kommunale Betriebe Kunst, Kultur, Medien, Industrie Journalismus, Verlage, Rundfunk, KünstlerInnen, Druckindustrie, dienstleistungsnahe Industrie Telekommunikation Telekom, Festnetz- und Mobilfunkbranche, Informationstechnik und Datenverarbeitung Postdienste, Speditionen und Logistik Post und Postdienste, Kurier-, Express- und Paketdienste, Logistikbetriebe, Speditionen Verkehr Straßenpersonenverkehr, Luft- und Schifffahrt, Schienenverkehr Handel Einzelhandel, Großhandel Besondere Dienstleistungen Friseurhandwerk, Wach- und Sicherheitsdienste, Reisebüros, Verbände

Unser kompetentes Beratungsteam finden Sie hier: ver.di-Bezirk Hamm/Unna Bismarckstraße 17-19 59065 Hamm Telefon 02381-92052-0 Telefax: 02381-92052-21 bezirk.hamm-unna@verdi.de www.hamm-unna.verdi.de

Wir sind für Sie da: Montag bis Donnerstag 08.00 bis 16.00 Uhr, Mittwoch und Freitag 08.00 bis 13.00 Uhr

Beratungstermine sind selbstverständlich nach vorheriger Absprache auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich.

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Bildungsgemeinschaft SALZ e.V., neue Mitgliedsgruppe im FUgE Interview von Michael Thon (FUgE) mit Peter Schüren (Geschäftsführer Bildungsgemeinschaft SALZ e.V.)

Seit wann gibt es SALZ und wofür steht das Kürzel? SALZ ist die Abkürzung für Soziales, Arbeit, Leben & Zukunft. Der Verein wurde 2005 gegründet und versteht sich inzwischen als eine ökosozialistische, politische Bildungseinrichtung. Ökosozialismus? Was versteht Ihr darunter und zu welchen Schwerpunkten arbeitet SALZ? Ökosozialismus beinhaltet u. E. ein gutes Leben für alle Menschen nach der Richtschnur „Weniger ist besser“. Dazu gehört ebenso die entschleunigte Gelassenheit und Optimierung der frei verfügbaren Zeit sowie eine massive Reduzierung des Ressourcenverbrauchs. Schwerpunkte, zu denen wir arbeiten, sind zurzeit die Entwicklung eines Thesenpapier zum Ökosozialismus, wie wir ihn uns vorstellen sowie vier projektierte Bildungsbausteine für die Jugendund Erwachsenenbildungsarbeit. Kann das, was SALZ bisher gemacht hat, nachgelesen werden? Ja, das geht zum Beispiel für die SALZ-Konferenzen c für Ökologie & Sozialismus c für Ökologie & Arbeit c für Ökologie & Mobilität c für Ökologie, (Anti-)Militarismus, (Anti-)Imperialismus und Weltwirtschaft

Auf dem Weg zum Ökosozialismus – SALZ-Mitglieder in der Diskussion. über unsere Internetseite www.bil dungsgemeinschaft-salz.de. Was will SALZ damit bezwecken? Wir wollen politische Bildungsarbeit für eine ökologische Wende von unten durchführen. Dazu zählen wir solidarische Austauschverhältnisse mit der 3. Welt, die Verstärkung des Umweltschutzes durch die Beendigung des kapitalistischen Wachstumszwangs, die Wiederherstellung und den Ausbau dezentraler und genossenschaftlicher Selbstorganisationen der Agrarproduzenten, die Stadtund Raumgestaltung zur Verkehrsreduzierung und Entschleunigung und mehr …

FUgE unterstützt das SALZWochenende am 22.-3.11.2014 zum Thema „Brücken zu einer ökologisch verantwortlichen Wirtschaftsweise in einer humanen Gesellschaft“. Wer kann daran teilnehmen? Alle, die sich rechtzeitig anmelden, denn mit dem Jugendgästehaus Sylverberg in Hamm, Ostenallee 101, müssen wir planen, was alles für wen zur Verfügung gestellt werden muss. Anmeldungen sind online über www.bildungsgemein schaft-salz.de möglich. Vielen Dank für das Gespräch!

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FUgE-Exkursion in die KlimaschutzKommune Saerbeck Bei herrlichem Sonnenschein hat FUgE die Klimakommune Saerbeck im nördlichen Münsterland besucht. Die Führung durch Herrn RusselWells war höchst informativ und alle Exkursionsteilnehmer sind sich einig, dass man allen Menschen von diesem hoffnungsvollen Projekt berichten sollte.

Diät- und Reformhaus Stricker INH. JESSICA STRICKER Königstraße 12 59065 Hamm Telefon 0 23 81 / 2 81 37 Telefon 0 23 81 / 43 27 75

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„Faire Weihnachten“ im FUgE-Weltladen Claudia Kasten Der Advent – eine Zeit der Besinnlichkeit und der Freude. Mit den fair gehandelten Advents- und Weihnachtsprodukten kann seit vielen Jahren jeder gleich doppelt Freude schenken. Ob Adventskalender, Nikolaus, eine besondere Schokolade oder auch die würzige Trinkschokolade, Weihnachtsschmuck oder auch eine Krippe, die Produktvielfalt im FUgE-Weltladen ist riesig. Nicht zu vergessen die Lederwaren, Kerzen und Geschenkartikel, die nicht nur dem Beschenkten Freude bereiten, sondern auch fair zu den Produzenten sind. Der FUgE-Weltladen hat in der Vorweihnachtszeit übrigens extra lange für Sie geöffnet. Als Geschenk an Sie und um den vorweihnachtlichen Stress für unsere Kunden zu vermindern entfällt vom 1. bis zum 23. Dezember die Mittagspause, sodass sie jeden Tag zwei Stunden mehr Zeit zum Einkauf haben.

24 Türchen bis zum Weihnachtsfest Nicht nur Kinder lieben Adventskalender. Mit jedem neuen geöffneten Türchen erhöht sich die Vorfreude auf das Weihnachtsfest. Der bio-faire Adventskalender wurde in diesem Jahr von Ulli Wunsch mit Aquarell- und Acrylfarben, Zeichenkohle sowie Pastellkreide gemalt. Er zeigt eine Nachtszene aus Bethlehem, in deren Mittelpunkt natürlich die heili-

ge Familie steht. Eine wunderschöne Deko, die auch noch schmeckt. Zudem bringt der Gepa-Adventskalender auch wieder die Welt zusammen. Der Kakao stammt von einer Kooperative aus Sao Tomé, der Bio-Rohrzucker aus Paraguay und die faire Biomilch aus Deutschland.

Der „wahre Nikolaus“ zum Naschen Nikoläuse sind rar geworden, wurden sie doch vom Schoko-Weihnachtsmann fast vollständig verdrängt. Im FUgE-Weltladen gibt es ihn noch: mit Bischofsstab und Mitra kommt er gleich in drei Größen daher: im massiven 12,5Gramm-Format und als Hohlkörper im 28- und 65-Gramm-Format.

Dass die Schokolade fair ist, ist selbstverständlich. Und wer auf das bunte Alu als Verpackung verzichten möchte: es gibt auch Schoko-Nikoläuse in Natur.

Olivenholz für eine besinnliche Weihnacht Was wären Advent und Weihnachten ohne heilige Familie oder Krippe? Für viele Menschen wäre dies undenkbar. Der FUgE-Weltladen bietet Unikate der besonderen Art. Die Figuren aus Olivenholz wurden von christlichen Schnitzerfamilien in Palästina kunstvoll gefertigt. Der Weltladen Harsewinkel importiert die Schnitzereien direkt, und unser Weltladenteam hat ganz besondere Stücke für Sie nach Hamm geholt.

Öffnungszeiten im Advent (01.-23. Dezember 2014) Montag bis Freitag: 10.00-18.00 Uhr, Samstag: 9.30-18.00 Uhr

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Blick auf unseren Lebensstil Marcos Antonio da Costa Melo Die Wanderausstellung „KonsumWandel – Wir können auch anders“ wirft einen Blick auf unseren Lebensstil, zieht Bilanz und fordert zum Wandel durch Praxisbeispiele auf. Die Themen Wachstum, Fleisch und IT-Geräte sind Schwerpunkte der Ausstellung. Großflächige Grafiken und Multimediaelemente ermöglichen vielfältige Zugänge zu einem komplexen und drängenden Thema. Die Ausstellung stellt somit die Zusammenhänge zwischen dem Rohstoffabbau und unserem Lebensstil her. Sie geht in Stationen auf entscheidende Fragen einer Postwachstumsökonomie:

Wie können wir vorhandene Ressourcen global gerechter verteilen? Sollten wir Wachstum begrenzen? Was macht uns eigentlich glücklich? Besucher/-innen können dann ihren Eindruck in selbst gemachten Fotos hinterlassen oder ihre Botschaften und Erkenntnisse in einer Tablet-Galerie speichern. Darüber hinaus werden in der Ausstellung vier Persönlichkeiten vorgestellt, die aus ihrer Sicht etwas zu den Themen sagen: Der Präsident aus Uruguay, José Mujica, lässt uns an seiner Konsumkritik teilhaben und fordert Politiker/-innen zum Handeln auf. Die Aktivistin Vandana Shiva aus Indien

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schlägt dezentrale Strukturen als Alternative zu multinationalen Konzernen vor. Jasmin Geisler, eine Engagierte aus dem IZ3W in Dortmund, berichtet, warum sie das „Fairphone“ gekauft hat. Und der Visionär Belsol Bachmann, Mediensoziologe aus dem Jahr 2048, schwärmt vom Rotwein, der im milden ostwestfälischen Kontinentalklima wunderbar gedeihen wird. Die Wanderausstellung von Vamos e.V. wird durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung unterstützt und von Engagement Global im Auftrag des BMZ gefördert. Weitere Infos unter www.vamosmuenster.de

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FUgE-Termine 2014-2015 Schmutzige Kohle im Megakraftwerk? Donnerstag, 27.11.2014, 19.30 Uhr, VHS Hamm

Anlässlich der Fertigstellung des Hammer Kohlekraftwerks diskutiert Sebastian Rötters, Bergbaureferent von PowerShift e.V., mit Experten von RWE und Stadtwerke Hamm (angefragt) über die Herkunft der Hammer Kohle und die Folgen für Menschen und Natur in Kolumbien, Südafrika, Russland sowie in den USA.

Mit dem Fahrrad um die Welt Donnerstag, 11.12.2014, 19.30 Uhr, VHS Hamm

Anita Burgholzer und Andreas Hübl aus Österreich berichten in Bild und Ton über ihre Reise „Rückenwind mit dem Fahrrad um die Welt“ und beantworten Fragen, wie sie auf die Idee kamen, welche Hindernisse sie hatten, was sie aßen und erlebten. Eintritt: 8 Euro (5 Euro erm.).

Frieden schaffen ohne Waffen? Mittwoch, 21.01,2015, 19.30 Uhr, VHS Hamm

Dr. Janet Kursawe, Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e. V. (FEST), berichtet über das Friedensgutachten 2014 und die Welt mit den neuen Konflikten.

(Un)faire Kleidung aus Bönen? Donnerstag, 19.02.2015, VHS Bönen (Ort wird bekannt gegeben)

Ein Podiumsgespräch mit Kirsten Clodius von CIR Münster (Christlicher Initiative Romero) und Vertretern/-innen der Firma KiK (angefragt) zur Produktion unserer Textilien im Ausland.

Klimaschutz und Energiewende in NRW – Wunsch und Wirklichkeit Freitag, 06.03.2015, 19.30 Uhr, VHS Hamm

Eine kritische Bestandsaufnahme und Diskussion mit Prof. Dr. Dirk Messner, Direktor des Deutschen Institut für Entwicklungspolitik, und Norbert Römer, Vors. der SPD-Fraktion im Landtag-NRW (angefragt).

Den Fairen Handel in die Mitte bringen Donnerstag, 23.04.2015, 19.00 Uhr, Café Komma, Ostenwall 79, Hamm

Claudia Kasten, FUgE Hamm, berichtet über den Stand des Fairen Handels und das FUgE-Bildungsprojekt. Anschließend gibt es die FUgE-Mitgliederversammlung mit Wahlen.

Das Freihandelsabkommen (TTIP) zwischen EU und USA Donnerstag, 07.05.2015, 19.30 Uhr, VHS Hamm

Sven Giegold, MdEP Die Grünen und attac-Aktivist, stellt vor, wie durch TTIP die Demokratie gefährdet wird und Konsumenten in Europa und Menschen in den Ländern des Südens abgehängt werden.

Aktuelle Infos unter www.fuge-hamm.de FUgE-news Ausgabe 2/2014

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