Style in Progress 1.12 DE

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WINTER 12/13 # 1.2012

Tophändler im Salongespräch. Unverwechselbarkeit ist ein hervorragendes Businessmodell /// Problemzielgruppe Mann. Was wollt ihr eigentlich? /// Fachhandels-Comeback in den USA. Neuer Pioniergeist /// Die neue Landlust. Romantik oder Chance?

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„Ein ehrlicher Händler zu sein, ist das Schwierigste überhaupt.“ Hirofumi Kurino

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008 EDITORIAL

Kultur und Bekleidung

Hirofumi Kurino, kreatives Mastermind beim japanischen Ausnahmehändler United Arrows. Foto: Bernhard Musil

Liebe Leserinnen und Leser, um welche Gaben für die neue Saison würden wir die Drei Heiligen Könige, mal eben ins Hier und Heute gebeamt, für unsere Branche bitten? „Geschichten“, meint Nicoletta Schapers Gesprächspartner Hirofumi Kurino im Longview (ab Seite 064). Der Creative Director des Musterschülers im japanischen Einzelhandel, United Arrows, beeindruckte beim Interview in Paris mit feinsinnigen Erkenntnissen. Unterschiede zwischen der japanischen und europäischen Kultur im Einzelhandel lassen den Weltenbürger noch immer staunen – und sehr ernst werden. Eine Gabe ist also schon neu definiert. Die Zweite? „Modemut bei Männern“ würden die Gesprächspartner ergänzen, die auf die Frage „Was wollt ihr eigentlich?“ (ab Seite 074) träumen durften. Von Männern, die Bekleidung als Kultur entdecken und sich ihr mit genauso viel Liebe und Hingabe widmen wie ihren Elektronikspielzeugen oder Autos. Ein Ding der Unmöglichkeit? Ganz und gar nicht, wie herausragende Beispiele zeigen. Diesseits, aber zu unserem großen Erstaunen auch jenseits des Atlantiks. Dort, wo Department-Stores und Mega-Malls den unabhängigen, kleinen Laden beinahe erfolgreich von der Bildfläche verdrängt haben. Eine neue Generation – und das ist das wirklich Spannende – an Männerläden lebt vor, wie man Kunden heute aus Konsumverweigerung oder uniformen Vertikalen-Outfits holen kann: mit echter Passion, dem Plus an Recherche und einer neu entdeckten Lust an Expertise. Wie wäre es also, wenn wir den „Modemut bei Männern“ noch einmal zurücknehmen und sagen: Wir wünschen uns Händler, die jedes ihrer Produkte lieben, die oft monatelang nach der genau richtigen Krawatte gesucht haben, um ihre aufwändige Herstellung dann in langen Gesprächen ihren Kunden zu erklären? Was wünschen wir uns also konkret? Zustände wie im Paradies? Liebe Grüße von dort haben wir Ihnen mitgebracht: Tu Felix Austria (ab Seite 104) ist ein keinesfalls als übertriebener Patriotismus eines Verlages zu verstehen, der zufällig in Österreich zu Hause ist, sondern als würdiger Rahmen für Händler, deren Mut der ganzen Branche ein Beispiel sein kann. Um- oder Ausbauen im Angesicht der wirtschaftlichen Horrorszenarien, die täglich durch die Medien geistern? Klar, denn wann, wenn nicht jetzt? Und was wir uns alle ganz besonders wünschen, ist mehr Disziplin, Intelligenz und langfristiges Denken des Handels, wenn es um Abverkäufe und Reduzierungen geht. Nicht zuletzt darüber haben wir mit einer hochkarätigen Händlerrunde in Hamburg diskutiert (Seite 116). Und sehen Sie: Plötzlich brauchen wir keine dritte Gabe mehr von den Königen – weil wir alles in uns haben. Viel Vergnügen beim Lesen, Ihr Team von style in progress

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010 INHALT

064 Hirofumi Kurino, Creative Advisor von United Arrows, gilt als Trendguru.

074 Männer, eine Zielgruppe, die so oft von Einkäufern und Händlern unterschätzt wird.

THE LONGVIEW 064 Wir wollen Geschichten erzählen! style in progress im Gespräch mit Hirofumi Kurino CONCEPT 074 Was wollt ihr eigentlich? Männer, Mode und Trends – Wie sieht die Realität aus?

088 In den USA zeigen individuelle Männerläden, wie man Begeisterung entflammen kann.

094 Die Visionäre Vom Cashmere-Strick zum Total-Look – Witty Knitters 096 Fashion Engineering Noch eine Jacke? Ja, wenn sie anders ist – G-Lab 097 Wir müssen uns vor niemandem verstecken Luis Trenker erobert die Berge zurück

080 Eine Talkshow mit Verkauf Was Männer beim Modekauf glücklich macht, erzählt Herbert Möller

098 Landlust Die neue Sehnsucht

082 Hollywood auf Sylt Arqueonautas will hoch hinaus

104 Tu Felix Austria Mutig und unerschrocken – Österreichs Modehändler

087 Handwerk sticht Massenproduktion Tradition, Handwerk, Nachhaltigkeit – Handstich

112 Lass es Liebe sein! Next Step: Fashionkollektion von Liebeskind

088 Neuer Pioniergeist Das Fachgeschäft ist wieder da – in den USA

114 Das Produkt ist Testimonial unserer Werte Alle Zeichen auf Internationalisierung – Dundop

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012 INHALT

142 Eine fotografische Hommage an den Umsatzträger Jacke.

150 Magie, die der Schlichtheit entspringt: Reduktion, Gothic und Rock vertragen sich gut.

158 Die Vorhersage für den Winter: Es bleibt bunt. Denn dunkel wird es ganz von alleine.

OPINION 116 Unverwechselbarkeit ist ein hervorragendes Businessmodell Salongespräch – Was braucht der Fachhandel?

LOOK & FEEL 164 Der Szene näher gerückt Classico, Hamburg

126 Produkte statt Flächenproduktivität Reiner Pichler (Holy Fashion Group) über Männermode, Banken und Best Products

166 Neue Heimat Ela, Düsseldorf

130 Wir sind nur so gut wie unsere Mitarbeiter Warum Made in China ein Qualitätsbeweis ist – KTC 136 Jeans für die Weiblichkeit Mother Denim, Made in Heaven, Notify, Astrid Jane

168 Die schönen Dinge des Lebens Stulz, Waldshut 170 In sechster Generation August Pfüller, Frankfurt 172 Schatz der Einheimischen Stig P & Co, Kopenhagen

FASHION & INSPIRATION 142 Rebel Without a Cause Riding until Dawn – Menswear

174 Freibrief für Schönheit ANSH46, Rotterdam

150 Lord Darkness Magische Looks aus der Zwischenwelt

Standards

158 Winterbunt Farbe, Farbe, Farbe

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008 Editorial 018 Shortcuts 046 Selected 176 Editor’s Letter/Impressum




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018

SHORTCUTS

Friendly Hunting NEUE RICHTUNG Handgefertigte, nachhaltig produzierte Cashmere-Kollektionen – dafür war Friendly Hunting bisher international bekannt. Das Cashmere-Sortiment wird nun erweitert, womit Friendly Hunting eine neue Richtung einschlägt, seinen hohen Qualitätsansprüchen aber dennoch treu bleibt. Christian Goldmann, CEO: „Wie bei unseren CashmereKollektionen möchten wir unseren Kunden immer etwas Neues bieten. Da unsere bekannteste Illustration ‚Garten Eden‘ sich als Markenzeichen am Markt manifestiert hat, lag es nahe, genau diese nun auf anderen Produkten zu platzieren. So entstand die Idee, Porzellan – weißes Gold – mit der Illustration in Kobaltblau zu versehen. Bei dieser Porzellanserie, arbeiten wir mit zwei Formensprachen, einer barocken und einer modernen. Hierbei war es wichtig, dass die angebotenen Artikel zeitlos sind und als Einzelteile funktionieren. Sie werden in einer Manufaktur in Deutschland gefertigt.“ Verkauft wird das Porzellan unter anderem bereits bei Fidelio in Zürich, Ragazzi in Bielefeld und Ofelia in Berlin. Im deutschsprachigen Raum hat Friendly Hunting für die Textilkollektion bereits 128 Kunden. Aufgrund der positiven Resonanz werden unter Friendly Hunting Sense in Zukunft stets neue Produkte vorgestellt. In der kommenden Messesaison folgen handgeknüpfte Teppiche und Handtücher. www.friendly-hunting.com

Elegant steht Vitali Klitschko gut.

Superleichte Daunenjacke von Hetregó.

Hetregó LEICHTE JACKEN FÜR DIE ZUKUNFT Das im Jahr 1916 gegründete italienische Modelabel Hetregó setzt in der Kollektion Herbst/Winter 2012/13 auf superleichte Daunen und kräftige Farben. Bereits 2011 wurde ausgewählten Händlern die Warmup Capsule Collection 90/10 vorgestellt. Deren Erfolgskonzept, an dem die Preise zwischen 49 bis 99 Euro EK Anteil haben, wird für Winter 2012/13 ausgebaut. Ihren Namen hat 90/10 von der Zusammensetzung des Füllmaterials der Jacken: 90 Prozent Daunen und nur 10 Prozent Federn. Die Jacken – vier Damen- und vier Herrenmodelle – sind besonders leicht, halten aber dennoch warm. Perfekt für einen langen, milden Herbst, wie er den Jacken 2011 sensationelle Abverkäufe beschieden hat. Zu sehen ist 90/10 erstmals auf dem doppelt so großen Messestand am Pitti. www.hetrego.it

Die Cashmere-Marke erweitert ihr Sortiment um exklusives Porzellan, handgeknüpfte Teppiche und Handtücher.

Cinque WILLKOMMEN, TRISTAN BOLWIN! Seit September letzten Jahres ist Tristan Bolwin Mitglied der Geschäfts- und Vertriebsleitung von Cinque Uomo. „Ich wurde von dem Cinque-Team sehr nett und herzlich empfangen; ich habe ein gutes Gefühl in der Cinque-Familie“, sagt Tristan Bolwin, der zuletzt bei der Brinkmann Gruppe als Fashion Coordinator und Produktmanager Strick/Wirk für BuDer neue Mann bei Cinque: gatti verantwortlich war. „Zu meinen erTristan Bolwin. sten Zielen gehört der Ausbau der noch nicht so etablierten Produktgruppen wie Artikel und Hosen, außerdem die Weiterentwicklung vom Spezialanbieter zur Lifestylemarke.“ Die aktuelle Menswear-Kollektion setzt auf Leichtigkeit und die modisch schmale Silhouette. Zweireiher und ein leichtes Hemdsakko in gewaschener Wolle zählen zu den Key-Items, neben Chinos, sportivem Strick und Sweats. www.cinque.de

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Philippe Model AUSBAU: KOLLEKTION UND VERTRIEB Das international erfolgreiche Schuhlabel Philippe Model ist vor allem für seine sportlichen Sneaker-Kollektionen bekannt. Für 2012/13 sind Neuerungen in punkto Design und Materialien geplant. Das Label bringt nun auch Modelle mit Ledersohlen und neuen Details – unter anderem Stiefel mit Schnallen und Fütterung für den Winter – auf den Markt, bleibt dabei jedoch dem typisch lässigen Philippe-Model-Look treu. Die bestehenden Kunden wachsen mit der Marke: Dank guten Abverkaufserfolgen im hochwertigen Facheinzelhandel wächst das Vertriebsnetz stetig. Neue Distributoren konnten in Frankreich, Japan und den USA gewonnen werden. Die neuen Modelle sind auf den Messen Pitti Immagine, Premium, Tranoi, Micam und Moc zu sehen. Für seine Kunden veranstaltet die Marke im Januar in Amsterdam im Loods 6 ein Event. www.philippemodel.com

Die Sneakers aus dem Veneto bekommen Verstärkung.


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020 SHORTCUTS

Joop INTERNER WECHSEL Neuorientierung innerhalb der Strellson AG: Ab Januar 2012 übernimmt Matthias Rehbeck die Gesamtdesignverantwortung für Joop Men. Bis zum Jahreswechsel zeichnet Marc Briggemann noch für das gesamte Design verantwortlich. Matthias Rehbeck trug Matthias Rehbeck, ab Januar 2012 13 Jahre lang die Verantworverantwortlich für das gesamte Design tung für das Design von bei Joop Men. Tommy Hilfiger Tailored, wo er auch bis zu seinem Neustart bei Joop Men bleiben wird. Mit seinem Wechsel innerhalb der Strellson AG von Tommy Hilfiger Tailored zu Joop folgt er seinem langjährigen Kollegen Marcel Krug, der schon im September 2010 als Managing Brand Director bei Joop einstieg. www.joop.com

Moderatorin Sandra Ahrabia mit den Bomboogie-Models und PR-Fachmann Holger Petermann.

Bomboogie VORWEIHNACHTLICHES GET-TOGETHER IN MÜNCHNER FASHION-HOTSPOT Am 15. Dezember 2011 feierte die italienische Modemarke Bomboogie ein Get-Together mit ihren Fans im Münchner Fashion-Store Stierblut, der zu den wichtigsten Verkaufsstellen in Deutschland zählt. Über 100 geladene Gäste, darunter zahlreiche Promis, bewunderten die neueste Kollektion. Massimiliano Zeloni, Exportmanager von Bomboogie, freute sich über das rege Interesse: „Wenn ich nach Deutschland komme, entdecke ich viele Menschen, die Bomboogie tragen. Ich freue mich, dass Bomboogie auch hier ein so gutes Standing hat.“ Eine wichtige Neuerung der Marke: Für Damen gibt es ab sofort nicht nur Jacken, sondern auch verschiedene Kleidungsstücke zum Kombinieren zu kaufen, zum Beispiel Leinenkleider, Shorts oder Tuniken. www.bomboogie.it

Warm-Me MEHR PRÄSENZ FÜR MÜTZEN MIT CHARAKTER Das Mützenlabel Warm-Me veranstaltete im Jahr 2011 TrunkShows – bei Inked in Wien, Icons in München sowie Schönherr in Neustift im Tiroler Stubaital. Auffällige Fensterdekoration und ein großes Sortiment an Warm-Me-Hauben ließ die Kassen der Händler klingeln. Für seine Winterkollektion 2012 setzt das von Christian Obojes ins Leben gerufene Label erneut auf hohe Qualität und Exklusivität: Feine Wolle und reines Cashmere werden von Hand gestrickt. Von ausgewählten Exklusivmodellen der Kollektion wird es pro Farbe ausschließlich 50 Stück geben. Vertreten ist Warm-Me auf den Messen Pitti Immagine Uomo, Premium und Tranoi. www.warm-me.eu Neuer Name, altbewährter Qualitätsanspruch. Die beiden Labels CBY und CBY +white laufen nun unter dem Namen [c]studio.

Cinellistudio NEUER NAME BETONT TRADITION Cinellistudio, einer der ältesten und traditionsreichen Jackenhersteller mit Inhouse-Daunenproduktion, war bisher durch die drei Labels CBY, CBY +white und Crust bekannt. Zurück zu alten Traditionen lautet das Motto, unter dem nun eine neue Marke gelauncht wird, welche die Familie Cinelli verstärkt in den Mittelpunkt rückt. Ab Januar 2012 gibt es neben den drei bereits etablierten Labels die neue Marke [c]Studio, die mit jeweils einer Herren- und einer Damenkollektion pro Saison vertreten sein wird. Die neue Kollektion ist jung und typisch italienisch, aber auch ein Beweis für die Experimentierfreudigkeit der Cinellis. Vom Design bis hin zum Material ist jedes Kleidungsstück ein Unikat. Vorgestellt wird die neue Kollektion in bewährter Cinelli-Qualität auf den Messen in Florenz, Mailand und Berlin, ab September 2012 ist sie im Handel. Vertrieben wird [C]Studio in Deutschland und Österreich von der Agentur Gerster, in der Schweiz von der CC Trading AG. Kunden sind unter anderem Raspini in Florenz, Mass Bizz in New York und Takashimaya in Tokio. www.cinellistudio.it

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Der Gründer des Labels Warm-Me, Christian Obojes.


SINCE 1935. A TRUE STORY, AN ORIGINAL BRAND. Spring Summer 2012


022 SHORTCUTS

0039 Italy ITALIENISCHE LEBENSFREUDE PER MAUSKLICK Das 2001 gegründete Modelabel 0039 Italy nimmt sein zehnjähriges Jubiläum zum Anlass, um sich in den Kreis der E-Commercer einzureihen. Der Mix aus italienischem Lebensgefühl und Eleganz findet nicht nur im Kollektionskonzept Ausdruck, sondern seit Herbst 2011 auch im Webshop. Mit dem Launch der virtuellen Verkaufsplattform erweitert 0039 Italy – derzeit in 1.400 Geschäften in 50 Ländern präsent – sein Wirken um 26 zusätzliche Märkte in Europa. Auch im Onlinegeschäft setzt 0039 Italy auf hohe Standards in Bezug auf Service und Qualität. Das Highlight: Fashion- und Stilberatung, welche in Form von nützlichen Stylingtipps per Telefonhotline oder E-Mail abgerufen werden kann. Der Versand innerhalb Deutschlands ist kostenlos, in alle weiteren EU-Länder liefert 0039 Italy gegen 20 Euro Versandgebühr. www.0039italy.com Mediterraner Lifestyle to go: 0039 Italy launcht eigenen Onlineshop.

V.l.n.r. Henning Ziepke und Ansgar Schmidt (s1 architektur), F. C. Gundlach (Fotograf), Karl-Heinz Müller (Inhaber 14 oz.), Thomas Bscher (Eigentümer Haus Cumberland), Roland Mary (Inhaber Restaurant Borchardt).

14 oz. Berlin IM WESTEN WAS NEUES

Mabrun VON MAILAND HINAUS IN DIE WELT

Im September 2012 wird Karl-Heinz Müller, 14 oz. Inhaber und Geschäftsführer der Bread & Butter, einen zweiten Multilabel-Store eröffnen. Auf Westberlins prestigeträchtigster Einkaufsmeile, dem Kurfürstendamm, werden im historischen Haus Cumberland auf insgesamt 600 Quadratmeter Kollektionen für Damen und Herren von authentischen Marken mit starkem Profil angeboten. Karl-Heinz Müller will mit seinen Westplänen ein Zeichen setzen. Ihm traut man das zu: Trug sein Laden 14 oz. schon das seine zum Mitte-Hype bei, erwarten viele, dass 14 oz. auch den Kurfürstendamm als Einkaufsdestination attraktiv macht. Cumberland-Eigentümer Thomas Bscher: „Karl-Heinz Müller, 14 oz. und die Bread & Butter repräsentieren und stehen für die nächste Generation der Stadt Berlin. Wir, einschließlich aller Geschäfte in der direkten Nachbarschaft, sind sehr glücklich, dass sich Karl-Heinz Müller stark am Kurfürstendamm engagiert – er leistet damit einen wichtigen Beitrag für den Standort und insbesondere für diesen Abschnitt des Kurfürstendamms und für das Haus Cumberland.“ www. 14oz-berlin.com

Im Januar 2012 eröffnet der Jackenspezialist Mabrun einen neuen Showroom in Mailand. Dieser umfasst rund 120 Quadratmeter. Die zentrale Anlaufstelle in der italienischen Modehauptstadt ist ein wichtiger Schritt voran im Internationalisierungskonzept der Marke. Die Zahlen sprechen dafür: Laut Thorsten Stiebing, CEO von Mabrun, verzeichnete das Label 2011 einen Rekordumsatz von knapp 25 Millionen Euro, dies entspricht einer Umsatzsteigerung von 27 Prozent. Der Plan für die nahe Zukunft ist, Showrooms in Großbritannien, Frankreich und osteuropäischen Ländern zu eröffnen. www.mabrun.it

Beste Stimmung und Rekordumsätze bei der Shopping Night in Innsbruck.

Einwaller NIGHT SHOPPING IN INNSBRUCK

Mabrun eröffnet einen neuen Showroom in Mailand.

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Was es braucht, um in umsatzschwachen Zeiten wie diesen Menschen zum Kaufen zu bewegen? Engagement und gute Vorbereitung. Im Oktober 2011 veranstaltete die Stadt Innsbruck parallel zur Herbstmesse eine Shopping Night. Einwaller schickte hierfür vorab Einladungen an 15.000 Stammkunden aus. Im Einwaller-Shop Anna fand eine Modenschau mit Veni Creatrix, einem Designer aus Wien, und Pelzen von Liska statt. In den Shops Joseph, Sportsfrau und Sportsmann sorgten DJs in der Auslage für Unterhaltung. Im Outlet gab es 50 Prozent Preisnachlass und überall Fingerfood, Cocktails und gut gelaunte Kunden. Das Ergebnis: 300 ausgeschenkte Flaschen Champagner und Rekordumsatz seit Firmenbestehen. www.einwaller.com



024 SHORTCUTS

New Balance ZU EHREN FLIMBY Etiqueta Negra DIE DETAILS MACHEN ES Das Label Etiqueta Negra präsentiert in seiner Kollektion viele attraktive Details: Krägen und Ärmel der Poloshirts sind mit kontrastierenden Farben an Innen- und Außenseite versehen, das Material Garbadine wird nicht mehr nur für Hosen, sondern auch für Patches, Ärmel und Krägen verwendet, um so die Sportlichkeit der Marke mehr herauszustreichen. Zudem gibt es eine Sonderkollektion für Herren: Tazio Nuvolari. Namensgeber Attraktive Details: Etiqueta Negra. ist der italienische Motorradfahrer, Inspiration ist dessen Sieg in Donington, Großbritannien,1938. Die Serie besteht aus Sweatshirts mit dem Print Tazio Nuvolari, sowie Polohemden mit DoningtonPatches. Auch sonst weiß man bei Etiqueta Negra zu unterhalten: Zum Beispiel mit Piano-Live-Musik, wie am Stand auf dem Pitti Immagine Uomo. www.etiquetanegra.eu

Zum 30. Geburtstag der Produktionsstätte von New Balance sind zwei Spezialeditionen der englischen Sneaker-Marke geplant. Der M576 Flimby wurde zum 30-jährigen Jubiläum der 1982 erbauten Fabrik in Flimby kreiert. Der Sneaker ist vom Style britischer Farmer inspiriert und mit einer bedruckten Einlegesohle, auf der die Fabrik zu sehen ist, ausgestattet. Das zweite Modell ist der M577 Farmer’s Market, dessen Inspiration die englischen Bauernmärkte sind. Das Konzept hinter beiden Modellen: handgemacht und aus Premiummaterialien. Beide Modelle werden ab Herbst/Winter 2012 nur in selektiven Sneaker-Boutiquen in Europa erhältlich sein. Seit November 2011 ist eine speziell für dieses Projekt designte Website online, um auf die Modelle und die Story dahinter aufmerksam zu machen. www.visitflimby.com, www.newbalance.de

Zu Ehren ihrer Fabrik in Flimby wird der M576 Flimby von New Balance im Herbst 2012 in selektiven Sneaker-Läden erhältlich sein.

Neue Fits für den typischen Szen-Strick.

Aglini GUTE GEFÜHLE, GUTE ARBEIT

Swiss Chriss & Szen WAHLVERWANDTSCHAFT Optisch würde man die beiden Labels Swiss Chriss und Szen niemals in einen Topf werfen. Erstgenanntes wurde im Handel wohlwollend willkommen geheißen, weil es eine stilistisch spannende Alternative zu immer gleichen Nylon- oder Daunenjacken ist. In der aktuellen Verkaufssaison setzt das Label auf kräftige Farben wie Rot, Grün und Blau. Gewaschene Wolle bleibt bei Jackets weiterhin der Erfolgsgarant und sorgt für die typische Filzoptik. Die Damenjacken für Herbst/Winter 2012/13 werden dank schmalerer Taillierung femininer. Figur schmeichelnde Mäntel und neue, kurze Blazer sind Teil der Kollektion. Abwechslung bringen Kontrastfarben beim Innenfutter. Das Label Szen hingegen, bekannt für seine beidseitig bedruckten Strickteile, setzt in der aktuellen Saison zunehmend auf Cashmere und Cashmere-Wolle-Gemische. Die charakteristische Designhandschrift wird noch verfeinert, ebenso wie die Damenteile mit noch mehr Aufmerksamkeit gefittet werden. Weibliche Silhouetten und kräftige Farben – darauf darf man sich bei der Insidermarke freuen. Und wie passen Swiss Chriss und Szen nun zusammen? Beide Labels werden von der Blackboard S.r.l. in Mailand entworfen und produziert. www.swiss-chriss.ch, www.szen.com

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Mit einem Event im Spätherbst 2011 hinterließ Aglini bleibenden Eindruck bei Kunden und Partnern. 300 Gäste wurden in die Toskana eingeladen. Doch nicht, um die Firma zu besichtigen oder Business-Talk zu machen, sondern um bei Dinner und Winetasting die Familie Aglini und deren Wertschätzung für ihre Kunden kennen zu lerNeue Schnitte, feminine Silhouette: Aglini True verkörpert das neue Konzept nen. Vor allem Marco Aglini, für Herbst/Winter 2012/13. der gemeinsam mit Vater Marcello seit acht Jahren für die Produktion von Blusen und Hemden unter dem Familiennamen verantwortlich zeichnet, war das eine Herzensangelegenheit. News aus dem Hause Aglini: Neben der Hauptkollektion Aglini Shirtmaker gibt es ab der kommenden Saison auch Aglini True – 15 Blusenmodelle für Damen, die sich durch feminine Schnitte, neue Silhouetten und feinere Materialien auszeichnen, lieferbar ab Ende Juni. Ein weiterer Neuzugang: Etichetta Trentacinque – eine preisbewusste Kollektion mit je 25 Damen- und Herrenmodellen zum Einkaufspreis von 35 Euro und einer 3,0er-Kalkulation, lieferbar ab Ende April. Ein Plus an Service ist auch das Nachorderprogramm der Flashkollektion Sommer 2012 mit kurzfristigem Liefertermin. Zirka 40 Teile, ein Mix aus Aglini-Klassikern und Bestsellern, die neu umgesetzt werden, kann ab Ende März geordert werden. Aglini Klassiker in Popelin-Stretch und verschiedenen Farben können Händler zu besonders attraktiven Konditionen kaufen, wenn sie sich für die Abnahme von 80 Teilen entschließen – dann lässt sich ein VK-Preis von 149 Euro realisieren. www.aglini.com


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030 SHORTCUTSAGENTUREN

Agentur Bässler und Kappler DAUNE IN FUTUR Cool, frech, witzig. Die Kollektion von Ai Riders on the Storm, neu im Programm der Partneragenturen Kappler und Bässler, bietet wirklich etwas Besonderes, denn bei diesen futuristisch anmutenden Daunenjacken ist die Sonnenbrille gleich in die Kapuze mit integriert. Ein weiterer Neuzugang bei Kappler und Bässler heißt ChatCwin, mit intelligent designten Jacken für Männer und Frauen. „Dahinter steckt das italienische Unternehmen Pespow“, erklärt Constanze Kappler. „Die Jacken sind sehr lässig und sophisticated, ihre Herstellung sehr speziell und innovativ.“ Beide Agenturen haben sich einer Mischung aus Innovation und Nachhaltigkeit verschrieben, mit einem ausbalancierten Angebot von kommerziellen Kollektionen und handarbeitlich starken Produkten. Dazu gehören zum Beispiel die universell tragbaren Kleider von Liebig ebenso wie die Schuhe von Dolfie und darüber hinaus die Taschenmarke George Gina & Lucy, deren Portfolio mit neuen Serien und viel Kreativität weiter ausgebaut wurde. Labels: Ai Riders on the Storm, Blondes Make Better T-Shirts, ChatCwin, Claudio Cutuli, DAD Crown, Dolfie, Dirtee Hollywood, George Gina & Lucy, Giorgio Brato, Gwynedds, Hetregó, Liebig, Original Vintage Style, Szen, Swiss Chriss, Tkees, Violet, WLG Agentur Bässler, 40221 Düsseldorf/Deutschland, www.agentur-baessler.de Agentur Kappler, 80805 München/Deutschland, www.agentur-kappler.de Gesucht, gefunden und anregend präsentiert: Labels der Agentur Bässler und Kappler.

Verstärkung im Team der Ventrellas, dazu Labelneuzugänge wie Femme (im Bild), in den Showrooms in Düsseldorf und München.

Agentur Ventrella DAMEN VOR! Eine Agentur wie ein Feinkostladen – diesen Eindruck vermitteln Gaby und Michele Ventrella. Zur aktuellen Saison hat das Paar nicht nur sein Portfolio, sondern auch sein Team verstärkt: Mit Dominik Apostolopoulos, Sabine Fleißig, Anna Hammer, Julia Mehnert und Philippa Seifert unterstützen fünf vertriebserfahrene Mitarbeiter die Agenturspitze. Gaby Ventrella: „Wir wollen vororderlastig bleiben, das ist auch der Wunsch des Handels.“ Konsequent sind auch die Neuzugänge wie Femme des Designers Michele Rossi und Jejia so aufgestellt – zwei starke Kollektionen im Jahr, entdeckenswerte Details, nachvollziehbar in ihren Preislagen. News gibt es auch von etablierten Lieferanten wie Tagliatore. Die Ventrellas konnten sie überzeugen, eine zweite Passform einzuführen, die den Figuren deutscher Frauen schmeichelt. „Drop 9 ergänzt Drop 6 – aber natürlich bleibt die typische, modern taillierte Passform von Tagliatore erhalten“, erzählt Gaby Ventrella. Während die einzelnen Labels der Agentur auf den Messen von Pitti Uomo bis Tranoi glänzen, setzen die Ventrellas auf eine Präsentation in ihren Showrooms in München und Düsseldorf. Labels: 813, Altea, Avant Toi, Bark, Caliban, D’Amico flowers, DNL, Femme, Ghold, Happiness, Jejia, Kilt, Leather Crown, Le Sarte Pettegole, Le Sentier, Marcello, Meier Brücher, Monocrom, Move, Mr. & Mrs. Furs, Mr. Wolf, People, Rue de Mathieu, Shak Chic, Spike, Tagliatore, Tintoria Mattei, Toile Dixon Agentur Ventrella, 80807 München/Deutschland, T 0049.89.30905380; Studio Ventrella, 40474 Düsseldorf/Deutschland, www.agentur-ventrella.de

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032 SHORTCUTSAGENTUREN

Komet und Helden ZUWACHS AUS HOLLYWOOD UND IM TEAM

Neue und etablierte Marken – wie im Bild Lucky de Luca – bei der Hinterhofagentur.

Hinterhofagentur DER HANDEL SUCHT NEUES Davon ist Dominik Meuer von der Münchner Hinterhofagentur überzeugt. Gemeinsam mit Partner Lars Fischer hat er genau dafür gesorgt: Produkte, die mit ihrer Wertigkeit zu begeistern wissen und sich perfekt in das Markenportfolio der jungen Agentur fügen. Handstich, bislang bekannt für handgemachte Schuhe, punktet mit einer Outerwear-Kollektion für Damen und Herren. Der Schwerpunkt sind Materialien wie Wolle, Loden, Fell und Leder, innovativ kombiniert mit Daune und Nylon (VK-Preise 299 bis 699 Euro). Meatpacking D heißt eine Lederkollektion aus Padua, gewaschenes Leder mit besonderem Finish (VK-Preise 499 bis 1.299 Euro). Unter dem Namen Sotto Spirito firmieren Vintage-Gürtel, hinter dem Label steht ein erfahrener Produzent. Der vierte Neuzugang ist die Modal- und Cashmere-Schalkollektion Rossoforte aus Italien mit Preislagen von 35 bis 45 Euro EK. Auch in den bestehenden Kollektionen gibt es viel Neues: Lucky de Luca erweitert die Kollektion um neue Lieblingsteile wie Pullis, Chinos, Gilets und Jacken. Jey Coleman baut sein Damensortiment auf Anraten der Agenturinhaber aus: „Besonders die Damenblazer erweisen sich als der Renner“, so Dominik Meuer. Hip Hip Hooray ist ein junges Cashmere-Label, produziert in mItalien. Intarsien und Stitchings sind dessen Spezialität. Das positive Motto der Marke wird durch kräftige Farben unterstützt. Labels: Fratelli Rossetti, Handstich, Hip Hip Hooray, Jey Coleman, J Four, Lucky de Luca, Marlino, McAlson, Meatpacking D, Modfitters, Molo 11, Rossoforte, Silent People, So Nice, Soho, Sotto Spirito, Wool & Co Die Hinterhofagentur, 80802 München/Deutschland, www.diehinterhofagentur.de

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Von 24 auf 30 Mitarbeiter aufgestockt, davon gleich drei allein im Superdry-Team und drei weitere für die Marken AG Adriano Goldschmied, Blauer USA und Hartford, als auch für die WP-Lavori-Marken Woolrich und B.D. Baggies. Nicht nur in Sachen Team verstärkt sich Komet und Helden: „Wir haben unsere Accessoires-Kompetenz mit dem amerikanischen Label Dr. Collectors ausgebaut. Schals aus Vintage-Bandanas aus dem Herzen Hollywoods“, so Henrik Soller, Geschäftsführer von Komet und Helden. Des Weiteren ist die 1933 gegründete Winter-Boot-Marke Muks neu im Sortiment, als auch die 1979 geründete Traditionsmarke Chevignon Togs Unlimited mit vintage Leder-Bomberjacken. Auch Marketing und Service werden weiter ausgebaut: „Wir haben für Herbst/Winter 2011/12 zum ersten Mal eine Verkäuferschulung für Woolrich in unseren Showrooms in München und Düsseldorf durchgeführt. Das Feedback hat unsere Erwartungen übertroffen, wir werden in diese Richtung weitergehen“, so Soller. Außerdem möchte man sich verstärkt auf Sofortprogramme, wie es sie bereits bei AG und Superdry gibt fokussieren, sowie auf den Bereich Merchandising „Wenn Läden ein professionelles Konzept für Fenster-Merchandising mit einfacher Handhabung geboten wird, ist das eine echte Abverkaufsmaßnahme.“ Das Credo der Saison: „Denim, Daunenjacken und Accessoires. Wir sind uns sicher – die ehrliche Sportswear bleibt.“ Labels: AG Adriano Goldschmied, B.D. Baggies, Blauer USA, Chevignon Togs Unlimited, Dr. Collectors, Gilded Age, Hartford, MUKs, Preventi, Riccardo Forconi, Superdry, Volta, Woolrich, WornFree Komet und Helden GmbH, 80805 München/Deutschland; 40221 Düsseldorf/Deutschland, www.kometundhelden.de

Die französische Traditionsmarke Chevignon ist neu bei Komet und Helden.



034 SHORTCUTSAGENTUREN

welcome to my room with a view DER WANDEL ALS KONSTANTE Bei klar getrennter Ausrichtung der beiden Markenportfolios präsentieren sich die Schauräume der Agenturen room with a view und welcome to my room in Salzburg seit August 2011 unter einem neuen gemeinsamen Dach. Dem Charakter des umtriebigen Agenturinhabers Christian Obojes entspricht es nur allzu gut, dass einzelne Wände bereits nach wenigen Monaten einen neuen Farbanstrich erhalten. Dem Bedürfnis nach ständiger Veränderung steht die Zufriedenheit mit bewährten Marken, wie Peuterey, Aglini oder 7 For All Mankind gegenüber. Letztere wanderte kürzlich von den urbanen Kollektionen von welcome to my room zu dem auf Premium-Sportswear ausgerichteten Showroom von room with a view. „Ein Label, mit dem unser Mitarbeiter Martin Klösch eng verbunden ist. Es lag daher nahe, dass 7 For All Mankind mit seiner Übernahme der Schauraumleitung von room with a view weiterhin von ihm betreut wird“, begründet Obojes den Wechsel. Nicht nur Inhaber und Mitarbeiter sind in Bewegung, auch Markenneuzugänge – unter anderem Zoe Karssen, Ai Riders on the Storm, Alternative Apparel, Masha & Kate – bilden die dynamische Ergänzung zu Bewährtem. Ebenfalls neu im Portfolio ist Tylips Sisters. Das Taschenlabel zählt zu den mit Spannung erwarteten Messehighlights auf der Premium. Neues auch bei den Schauräumen selbst: Vintage-Möbel, die Christian Obojes auf Antiquitätenmärkten in ganz Europa aufspürt, dienen als Dekoobjekte auf Zeit und können von Händlern und Interessierten käuflich erworben werden. Labels room with a view: 7 for all mankind, 81hours, BA..D, Blondes Make Better T-Shirts, Claudio Cutuli, Dear Cashmere, George Gina & Lucy, Geospirit, Liebig, New Balance, Original Vintage Style, Peuterey, Pomandère, R95th, S.en Soie, Sucre, Szen, True NYC Labels welcome to my room: Aglini, Ai Riders on the Storm, Alternative Apparel, Astrid Jane, Denham the Jeanmaker, E-Last-Fit, Giorgio Brato, House of the Gods, HTC, Just Yummie, Mu, Roque Ilaria Nistri, Simeon Farrar, Swiss Chriss, T-Kees, Warm-Me, White Valentine, Zoe Karssen welcome to my room & room with a view, 5020 Salzburg/Österreich; room with a view, 8045 Zürich/Schweiz, www.roomwithaview.at

Auch das innenarchitektonische Konzept unterliegt dem stetigen Wandel: Schauräume room with a view und welcome to my room in Salzburg.

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ACO KONZENTRATION AUF DIE KERNKOMPETENZ Spezialisten im Handel werden immer wichtiger, hier knüpft die Agentur Aco mit Standorten in Wien, Salzburg und Düsseldorf ganz klar an. „Wir setzen auf die Intensivierung von Partnerschaften im etablierten Sportswear-Bereich. Bei Trussardi Jeans findet gerade ein sehr positiver Trend statt. Im Segment Young Casual ruht die Hoffnung auf der neuen Marke von Rob Schalker: A Fish Named Fred – erstmals zu sehen auf der Premium in Berlin“, sagt Reinhard Haas, von Aco Wien. Neu im Portfolio sind die Marken Phil Petter für modischen Strick sowie Gimos, die bewährten Italiener mit Leder-, Lammfell und Stoffjacken, im Damensegment ist die italienische SneakerMarke Diadora Heritage. Ice Iceberg bereichert das Sortiment im Fashionbereich. „Bei fast allen Designerkollektionen nehmen die Accessoires mit Taschen, Schuhen und Kleinlederwaren einen immer größeren Anteil ein“, so Haas. Im Gegensatz zum österreichischen großen Bruder setzt die Düsseldorfer Agentur Aco wieder voll auf Contemporary Fashion. „Wir haben gemerkt, dass es genau das ist, was der Kunde bei uns sucht“, sagt Michael Schulz, Leiter von Aco Düsseldorf. Hier sind die Marken DKNY Menswear, die komplette Richmond Gruppe, Husky, Ice Iceberg und Mademoiselle Tara by Tara Jarmon neu im Portfolio. Napapijri wird von der Firma Aco Handels GmbH aus Salzburg vertreten, deren Fokus klar auf einer Intensivierung von Partnerschaften in Österreich und Osteuropa liegt. Zudem wird das gesamte Programm in Zukunft noch stärker diversifiziert, um allen Ansprüchen des wachsenden Marktes gerecht zu werden. Credo der Saison: „The Market is Changing so We Are.“ – „Wir müssen einen neuen Blick bekommen, offen sein für Neues und uns trauen eine neue Richtung einzuschlagen. Denn es gibt nichts mehr, was im Moment sicher ist.“ Labels Wien/Salzburg: A Fish Named Fred, C’N’C Costume National, Cappopera, Cinque, Cycle, Daughters of Eve, Day Birger et Mikkelsen, Diadora Heritage, DKNY Menswear, Ermanno by Ermanno Scervino, Etiqueta Negra, Etoile du Monde, Faith Connexion, Galliano, GF Ferré, Gimos, Husky, Ice Iceberg, Just Cavalli, LBM 1911, Love Moschino, Maliparmi, Nurage, Phil Petter, Pianura Studio, Pierre Balmain, Riani, Richmond Denim, Richmond X, Sand, Sundek, Trapper Queens, Trussardi Jeans, Versace Collection, Versace Jeans, Who’s Who Aco Modeagentur GmbH, 5020 Salzburg/Österreich, 1010 Wien/Österreich, www.acomode.at Labels Düsseldorf: 2nd Day, Day Birger et Mikkelsen, Designers Remix, DKNY Menswear, Diadora Heritage, Faith Connexion, Frankie Morello, Geospirit, Husky, Ice Iceberg, Just Cavalli, Kyboe, Love Moschino, Mademoiselle Tara by Tara Jarmon, Pianura Studio, Richmond Denim, Richmond X, Sand, Versace Collection, Who’s Who Aco Modeagentur GmbH, 40474 Düsseldorf/Deutschland, www.acomode.de


Masao Yamamoto for

WOOLRICH JOHN RICH & BROS FW 12 collection presentation PITTI IMMAGINE UOMO, Florence January 10TH -13TH MILANO MODA UOMO, WP Showroom - via Lombardini 20, January 16TH PROJECT VEGAS , February 13TH -15TH www.woolrich.it


036 SHORTCUTSAGENTUREN

Aimo Richley bietet innovativen Strick zu adäquaten Lieferzeiten.

I.G. Ideageneration VOLLE FAHRT VORAUS Für seine Vertriebsagentur I.G. Ideageneration hat Inhaber Noro Hoferer viel vor: Neue Liebeskind-Showrooms in Hamburg und Düsseldorf, dezidierte Flächen für die italienische Marke Dondup, Neuzugänge in den Kollektionen von etablierten Lieferanten wie Aglini. Besonders in der neuen Bekleidungslinie von Liebeskind, vorgestellt im Winter 2011 in Berlin, sieht Agenturinhaber Noro Hoferer großes Potenzial: „Sowohl die Schuh- als auch die Bekleidungskollektion von Liebeskind sind für uns ein wichtiger Wachstumsmotor.“ Dondup, eine der ersten Marken, die die Agentur führte, traut Hoferer großes zu: „Die Italiener haben die Ruhe, auf qualitatives und strategisches Wachstum zu setzen. Sie vertrauen uns, dass wir die richtigen Partner unter den Bestands- und Neukunden finden, die gemeinsam mit Dondup groß werden wollen.“ Für dieses „groß werden“ schafft der Unternehmer auch die Infrastruktur: Mit einem erweiterten Team, das jeder Marke feste Ansprechpartner sichert, der gewohnt stilsicheren Präsentation in den Showrooms und einer neu geschaffenen eigenen Presseabteilung, die gemeinsam mit der Verwaltung am Standort München eigene Büros beziehen wird.“ Labels: Aglini, Blaumax, Brodgen, Dondup, Liebeskind, MU München: I.G. Ideageneration, 80807 München/Deutschland; Düsseldorf: 40474 Düsseldorf/Deutschland, www.ideageneration.de

Agentur Toepfer LABELS MÜSSEN BEGEISTERN „... und positive Emotionen wecken“, sagt Agenturinhaber Udo Toepfer. „Der Kunde muss sofort überzeugt sein.“ Zum Beispiel von Aimo Richley, einer innovativen Strickkollektion für Männer und Frauen aus Italien, neu bei Toepfer. „Dahinter steckt ein sehr seriöses Unternehmen, das adäquate Lieferzeiten für unseren Markt bietet“, so Toepfer. Ebenfalls neu ist die Womenswear-Kollektion Semi Couture, ein Mix aus Vintage und Luxury. Bewährtes wie Faliero Sarti, C.P. Company, Samantha Sung und HTC gehören ebenso zum Programm der Agentur, die sich besonderen Nischenlabels mit hohem Anspruch verschrieben hat. „Wir bereisen die Messen in Paris, Mailand, Florenz, New York und Las Vegas und besuchen weltweit die Fabrikanten“, erklärt Udo Toepfer. „So können wir in unseren Showrooms in Düsseldorf und München einen schnellen professionellen Überblick über die einzelnen Kollektionen bieten.“ Darüber hinaus präsentiert sich die Agentur zur Premium in Berlin sowie auf der Tranoi. Labels: Aimo Richly, Barena, Blockindustrie, Blum, BP Studio, C.P. Company, Department 5, Faliero Sarti, Fine Collection, GMS 75, Goldbunny, HTC, Kristensen du Nord, Leigh & Luca, Mario Mattheo, Masnada, Novemb3r, Pagano, Riviera Club, Samantha Sung, Semi Couture, VSP, Zoe Karssen Agentur Toepfer, 40476 Düsseldorf/Deutschland, www.agentur-toepfer.com

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Große Bedeutung im Sortiment von I.G. Ideageneration: die Marke Dondup.


Š Copyright and Design Rights Pentland Chaussures Ltd. 2011. www.lacoste.com

AREA | SPORT & STREET HANGAR 1 BOOTH No. S 2

DELEVAN | A sophisticated outdoor-inspired work boot in premium Keman pull-up leather, with waxed canvas panel detailing.


038 SHORTCUTSAGENTUREN

CP Fashion BORN IN CANADA, RAISED IN L. A. Hochwertigster Denim, viel Liebe zum Detail: Die Jeans-Brand 1921 besticht mit edlem, deutlich cleanerem Style. Dahinter steckt die neu gegründete Firma 1921 True Indigo Apparel LLC in Los Angeles mit Sven Oberstein als CEO, die eng mit dem alten Designteam der Firma Western Glove zusammenarbeitet. Der Fokus liegt auf ausschließlich europäischen und japanischen Waren. Außerdem wird nur in den USA und Europa produziert. Vertrieben wird 1921 weiterhin über die Agentur von Reinhart Oberstein und seinem Sohn Eric, die die Vertriebsleitung der Agentur Ricardo Meyer unterstellt haben, um die Kundenstruktur noch gezielter auszubauen. Neu im Programm von CP Fashion ist neben der Jeanskollektion 3x1 das Label Brooklyn Motors mit Herrenshirts, als Ergänzung zum denimstarken Portfolio der Agentur. „Interessante neue Marken sind das Salz in der Suppe und ermöglichen dem Einzelhandel, sich abzuheben“, so Reinhart Oberstein, der sein gesamtes Programm nicht nur im Düsseldorfer Showroom zeigt, sondern auch im Showroom auf dem Lodenfrey-Gelände in München. Labels: 3x1 Denim, 1921, Blood & Glitter, Brooklyn Motors, Custoline, Joe’s Jeans, Liam, Michael Stars, Mohn, Notify, Rising Sun, Robin’s Jean, Silver Jeans Co., Yummie CP Fashion, 40211 Düsseldorf/Deutschland, www.cpfashion.de

Spektakulär und funktional: Hell is for Heroes ist zurück.

Agentur Schwarte MAN MUSS AUFSEHEN ERREGEN

Ruhiger, cleaner und schicker: Das Label 1921 beschreitet neue Wege.

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Die Münchner Agentur Schwarte bekommt Zuwachs aus den USA: Die 2003 gegründete Marke Erin Snow ist bekannt für High-End-Sportswear, Wintersport- und Lifestyleprodukte, insbesondere für Steghosen in innovativen Stretchmaterialien oder beschichtete Jacken. „Dieses Produkt passt nicht nur zu unserer Kernkompetzenz Sportswear, sondern auch zu unserer Philosophie, den Kunden neben starken und etablierten Marken, stets etwas Neues zu bieten“, sagt Agenturinhaber Matthias Schwarte. Des Weiteren ist die italienische Sportswear- und Skimarke Hell is for Heroes zurück. Während einer Pause in der Sommersaison wurde die Produktion von Fernost nach Italien verlagert und wird dadurch flexibler. „Die Kollektion ist jetzt absolut innovativ. Spektakuläre Modelle in funktionellen Materialien. Mit solchen Styles liegen wir auch bei unseren Imagekunden in den österreichischen und Schweizer Skigebieten goldrichtig“, erklärt Schwarte. Credo der Saison: „Der Verkauf geht heute fast nur noch über die Emotion. Das Beispiel Parajumpers, was mit drei Jacken vor sieben Jahren begann, bestätigt mich: Man muss Aufsehen erregen, um Begehrlichkeit zu wecken, und nur Begehrlichkeit relativiert den Preis.“ Labels: Alp-n-Rock, Armani Jeans, Benson N.Y., Citizens of Humanity, Erin Snow, Hell is for Heroes, Kieselstein Cord, Parajumpers, Sundek, Sundek by Neil Barrett, Vintage55 Matthias Schwarte Modeagentur, MS GmbH, 80807 München/Deutschland, www.agentur-schwarte.de


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040 SHORTCUTSAGENTUREN

Raab & Prues STIMULATION UND EMOTION

Fred Bschadens (re.) Unterstüztung in der Agentur Treibstoff: Andy Lösch (unten).

Konzentration auf die Kernkompetenzen lautet das Motto in der Vertriebsagentur Raab & Prues. Mit ihrem etablierten Portfolio gehen Michael Prues und Wolfgang Raab in die Orderrunde Herbst/Winter 2012/13, nachdem sie die Pre-Kollektionen im Winter 2011 erfolgreich abgeschlossen haben. Für die anlaufende Saison ist Michael Prues überzeugt, dass selbst erfolgreiche Händler ihre Budgets nicht erhöhen werden. Umso wichtiger sei es, die Aufgabe als „Sprachrohr gegenüber den Lieferanten“ wahrzunehmen. „Zuhören und die Bedürfnisse des Handels erkennen, das ist der Wert, der heute zählt“, so Prues. Im Showroom in München will das Duo gemeinsam mit seinen Mitarbeitern „Stimulation und Emotion“ bieten und eine hochwertige Inszenierung für das bewusst straff gehaltene Angebot schaffen: „Wir verlangen ja auch von unseren Partnern im Handel, dass sie sich innovativ und exklusiv zu präsentieren wissen, also sind auch wir in der Bringschuld.“ Labels: Boglioli (Agentur Raab), Capobianco, Club des Sports, Cristiano Fissore, Mackintosh, Mastai Ferretti, Meindl Leder, Roda, Truzzi Raab & Prues, 80805 München/Deutschland, w.raab@rp-mode.de, www.rp-mode.de

Klassiker, aber mit frischem Wind wie Roda.

Agentur Treibstoff ONE-MAN-SHOW VORBEI Seit Sommer 2001 hat die Agentur in Andy Lösch Verstärkung gefunden. „Die One-Man-Show ist vorbei. Andy ist eine sehr gute Ergänzung“, freut sich Fred Bschaden. „Keep the Best, Leave the Rest“, lautet ein wichtiger Leitsatz der Agentur Treibstoff, mit der Fred Bschaden auf beständige Liebhaberprodukte setzt. „Ich nenne es Slow Wear“, sagt Fred Bschaden. „Wir punkten mit Nachhaltigkeit und Erklärbarkeit der Produkte und bieten ein perfekt abgestimmtes Sortiment, in dem kein Produkt doppelt besetzt ist.“ Johnson Motors ist mit T-Shirts made in USA wieder aufgenommen. Zu den Longsellern zählen Taschen von Filson, Red Wing Boots und ausgefeilte Menswear von Nigel Cabourn; Marken, mit denen Fred Bschaden ein solides Fundament in Läden bilden möchte. Die Pläne sind Serviceleistungen wie Produktschulungen zu verstärken und weiterhin aktiv auf seinem Blog zu sein. Wer sich live vom Angebot überzeugen lassen möchte, hat auf dem Pitti Uomo oder auf der Bread & Butter ausführlich Gelegenheit. Labels: Buttero, Filson, Gitman Vintage, GRP, Johnson Motors, Nigel Cabourn, Red Wing, Spiewak Agentur Treibstoff, 80796 München/Deutschland, www.agenturtreibstoff.com

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042 SHORTCUTSMESSEN

Bread & Butter BERLINER FEINKOST Mit einer neuen Area und zwei Erweiterungen geht die Bread & Butter in die neue Messerunde. Treasury heißt die aktuelle Area, die das Angebot um hochwertige Accessoires erweitert. Direkt am Eingang zur Denim-Hall finden sich auf der oberen Ebene individuelle Accessoires vom Schmuck über Taschen bis hin zu Uhren oder Kopfhörern. Neue Labels wie Luise Keller, Pantone oder Wool and the Gang finden auf 800 Quadratmetern Platz – im Sommer soll noch mehr Raum für die wichtigen Umsatzbringer geschaffen werden. Mehr Platz gibt es auch in der L.O.C.K. Halle: Im Fire Department, einer neuen Fläche in der alten Feuerwache von Tempelhof trifft man auf individuelles Design aus aller Herren Länder. Labels wie Dehen1920, Tellason oder Sportswear Reg. stellen hier in ihrer eigenen Welt aus, Carhartt findet sich als Neuzugang ebenfalls in der authentischen Halle. Auch die Sport & Street Halle bekommt Zuwachs: Unter D.O.C.K. (Department of Contemporary Keynotes) sollen erwachsen gewordene Streetwear-Labels limitierte Kollektionen und sportive Designerlinien präsentiert werden. Die markante Containerarchitektur dockt direkt an die Halle an. An allen Abenden heizt das spektakuläre Theaterevent Fuerzabruta mit Musik und visuellen Effekten den Bread & Butter Gästen im Sin Saloon ein. Am Eröffnungsabend sind zudem die elektronischen Sounds von 2 Many DJs zu Gast. 18. bis 20. Januar 2012, www.breadandbutter.com

Premium FOKUSSIERT Rund 1.200 Kollektionen aus den gehobenen Segmenten Womenswear, Menswear, Schuhe und Accessoires stehen auf der kommenden Premium und Premium Men im Mittelpunkt. Die Seek zieht in ein benachbartes Gebäude um. Anders als in den vergangenen Saisons wird die Premium Men nicht vorab geAufs Kerngeschäft konzentriert: Premium und Premium Men. öffnet, sondern läuft parallel zu den regulären Zeiten. Am Dienstag werden die aktuellen Gewinner des Young Designers Award gekürt, deren Entwürfe später bei den Galeries Lafayette zu sehen sein werden. Auch die Kooperation mit den japanischen Jungdesignern läuft weiter: Im ersten Obergeschoss präsentieren sie auf 300 Quadratmetern ihre Kollektionen. Premium Berlin: 18. bis 20. Januar 2012 Premium Order Düsseldorf: 4. bis 7. Februar 2012 Premium Order München: 18. bis 21. Februar 2012 www.premiumexhibitions.com

MBFW DESIGNERS UP AND COMING Zu den festen Größen der Mercedes-Benz Fashion Week in Berlin am Brandenburger Tor gehören auch in dieser Saison wieder Designgrößen wie Hugo Boss, Escada, Schumacher, Kaviar Gauche, Lala Berlin, Lena Hoschek, Kilian Kerner sowie Patrick Mohr. Zum ersten Mal präsentiert Alexandra Kiesel, die Gewinnerin des Awards Designer for Tomorrow von Peek & Cloppenburg DfT, ihre eigene komplette Kollektion. Neu ist auch der chinesische Designer Wang Yutao, der von Elle und Mercedes-Benz gefördert wird, Rebekka Ruétz und Issever Bahri machen ihre erste große Catwalk-Show. Es werden erneut um die 50 Shows und Präsentationen erwartet. 18. bis 21. Januar 2012, www.mercedes-benzfashionweek.com

Noch mehr Vielfalt im Portfolio: die Bread & Butter mit neuen Segmenten.

Green Showroom GREEN TRADE Im Hotel Adlon findet zwischen dem 18. und 20. Januar 2012 der Green Showroom statt. Die Messe für High-End-Green-Fashion rechnet mit zirka 35 Ausstellern aus den Segmenten DOB, HAKA, KOB, Accessoires und Kosmetik. Als neuer Aussteller wird Stewart+Brown präsentieren. Die Partnerveranstaltung Ethical Fashion Show Berlin, die insbesondere für nachhaltig produzierte Streetfashion und Casualwear steht, wird zeitgleich im Ewerk stattfinden. Außerdem wird es einen Shop in Kooperation mit der Esmod Berlin geben, wo sich junge nachhaltige Designermarken präsentieren. 18. bis 20. Januar 2012, www.green-showroom.net, www.ethicalfashionshowberlin.com

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044 SHORTCUTSMESSEN

Capsule VERGRÖSSERUNG Die New Yorker Messe für New Menswear und Streetfashion findet zum zweiten Mal zwischen 19. und 20. Januar 2012 in der Alten Münze in Berlin statt. Neu ist ein weiterer Gebäudeabschnitt, der Ausstellern 300 Quadratmeter mehr Platz bietet. Neben hochwertigen Designkollektionen aus dem Segment Menswear wird verstärkt der Fokus auf Womenswear gelegt. Außerdem besteht für Aussteller die Möglichkeit, am Abend des letzten Messetages ein Flugzeugshuttle von Berlin nach Paris zur Folgeveranstaltung, der Capsule in Paris, zu nutzen. Veranstalter ist die BPMW Agency mit Sitz in Los Angeles und New York. In Deutschland sind Nina und Steven Vogel von der Hamburger Agentur Blacklodges Ansprechpartner. New York (Men): 16. bis 17. Januar, Berlin: 19. bis 20. Januar, Paris (Men): 21. bis 23. Januar, Las Vegas: 12. bis 13. Februar, New York (Women): 20. bis 22. Februar, Paris (Women): 3. bis 5. März 2012 Die Igedo geht neue Wege und ist im Februar zum ersten Mal im Café Moskau in Berlin zu Gast.

CPD Signatures ZUM ABSCHIED EIN LEISES SERVUS Im Februar 2012 geht die Ära auf dem Düsseldorfer Messegelände zu Ende. Die Igedo Company verlässt nach der Winterveranstaltung der CPD Signatures die klassischen Hallen. Ab Sommer 2012 geht es dann unter dem Namen The Gallery Düsseldorf in die Böhlerwerke nach Düsseldorf-Oberkassel auf eine Ausstellerfläche von mehr als 11.000 Quadratmeter. Die neue Veranstaltung soll deutlich hochwertiger positioniert werden. Als Preview startet bereits im Januar The Gallery Berlin im Café Moskau in Berlin-Mitte. Rund 80 Kollektionen werden dort gezeigt, darunter Aussteller wie Annett Röstel, Annette Görtz oder Rundholz. Die Veranstaltung soll als Impulsgeber für die Order in Düsseldorf dienen. „Der Modemarkt hat sich in den vergangenen Jahren völlig verändert“, so Mirjam Dietz, Executive Director Fashion, dem müsse man Rechnung tragen. „Mit den beiden Veranstaltungsformaten in Deutschland bieten wir eine hervorragende Plattform für klar definierte Zielgruppen“, so Philipp Kronen, geschäftsführender Gesellschafter der Igedo Company. The Gallery Berlin: 18. bis 20. Januar 2012, 4. bis 6. Juli 2012; CPD Signatures Düsseldorf: 4. bis 6. Februar 2012; The Gallery Düsseldorf: 21. bis 23. Juli 2012, www.igedo.com, www.cpd-signatures.com

Munich Fabric Start BEREITS AUSGEBUCHT Flirt ist das Motto der kommenden Munich Fabric Start im Januar 2012. Es soll Freude, Klarheit, Leichtigkeit und Optimismus ausdrücken – die Schlagwörter für die neue Stoffsaison. Die Veranstaltung ist bereits ausgebucht. Die Organisatoren rechnen mit 800 Ausstellern aus über 35 Ländern, die ihre neuesten Stoff- und Zutatenkollektionen für Frühjahr/Sommer 2013 im M,O,C in München vorstellen. Ein weiteres Thema sind nachhaltig produzierte Textilien. Neue Aussteller und die räumliche Nähe der Bereiche Eco Village und Organic Selection stellen das Thema deutlich in den Vordergrund. Die neue Plattform Shirtings bündelt die Anbieter hochwertiger Hemdenstoffe in Halle 4. Zudem fällt der Startschuss für den Bereich „R.M.S. – Ready Made Solutions“ in der Blue Zone, wo rund 80 Denimhersteller und Ausrüster ihre Entwicklungen zeigen. Das gebündelte Angebot von Vollkaufprodukten folgt der Nachfrage der Einkäufer nach Schnelligkeit und Flexibilität. 31. Januar bis 2. Februar 2012, www.munichfabricstart.com

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GDS NEUES STYLING Im März wird sich die GDS in neuem Look präsentieren. Unter dem Leitsatz „Inspiration to go“ wurde die Werbelinie von der Kölner Werbeagentur Feuerland neu gestaltet und zeigt sich in der Gesamtkommunikation der Messe, auf Plakaten, Broschüren und Bannern. „Die Messe ist zentraler Treffpunkt für Entscheider aus aller Welt und liefert als Trendsetter und Wegweiser immer neue Anregungen“, so GDS Messechefin Kirstin Deutelmoser. „Gleichzeitig sind Inspirationen für alle einfach abrufbar, während der Messe und darüber hinaus.“ Auch visuell spiegelt sich das Thema Inspiration wider. So wurden verschiedene Künstler beauftragt, für die Kampagne Schuhe aus Knete, Eis, Papier und Federn zu kreieren. 14. bis 16. März 2012, www.gds-online.com



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SELECTED A Fish Named Fred JEDER KANN FRED SEIN Dieser Fisch kann sowohl Goldfisch, Makrele, Hering als auch Hai sein. „Jeder Fisch könnte Fred sein, wie auch jeder mit der Marke seinen eigenen Stil unterstreichen kann“, erklärt Rob Schalker seine Marke A Fish Named Fred. Schalker vertreibt unter anderem die Marken MAC und NZA New Zealand Auckland. Launch von AFNF ist 2012, die Marke ist Schalkers eigenes Baby – jung, bunt und humorvoll. „Eine Kollektion, die Spaß macht“, beschreibt er die Menswear. Die Kollektion startete mit bunten T-Shirts und Hemden in Beach- und Surfwear-Optik und wurde für Winter um Daunenjacken in kräftigen Farben, Jacketts, Sweatshirts aus Neopren mit Teddyfellfütterung und Cargo-Hosen ausgeweitet. Styles für Frauen sind in Planung. Hemden liegen zwischen 25 und 35 Euro im Einkauf, Hoodies zwischen 45 und 60 Euro und Jacketts zwischen 70 und 107 Euro bei einer 2,8er-Kalkulation. Eine Kinderkollektion soll folgen. ACO Modeagentur, 5020 Salzburg/ Österreich, T 0043.662.442442, info@acomode.at, www.acomode.at

Chevignon DIE ENTE FLIEGT WIEDER Chevignon, eine der bekanntesten Marken aus Frankreich, wurde 1979 von Guy Azoulay in Paris gegründet und machte sich in den 1980er- und 1990er-Jahren einen Namen mit dem kultigen Pilot Jacket und der Daunenlinie Togs Unlimited. 40 eigene Stores und zirka 950 Verkaufspunkte im Einzelhandel gibt es noch immer. Viele Versuche, die einst so erfolgreiche Brand als Ganzes wieder auf das Popularitätsniveau vergangener Zeiten zu heben, waren wenig erfolgreich. Nun kommt aber „das“ Chevignon-Produkt zurück, die Daunenkollektion. Markenzeichen wie die auszippbaren Ärmel, der Lederbesatz an den Schultern und das Chevignon-Entenlogo am Rücken bleiben und werden sanft überarbeitet. Von dieser auf die echten Klassiker limitierten Linie wird es zwei Kollektionen pro Jahr geben, deren VK-Preise zwischen 499 und 599 Euro liegen, bei einer Kalkulation mit dem Faktor 2,6. Der Vertrieb über renommierte Agenturen soll dem Produkt den nötigen Push bringen. Komet und Helden GmbH, Dennya Fleckenstein, 80805 München/Deutschland, T 0049.89.9705280. info@kometundhelden.de, www.kometundhelden.de, www.chevignon.com

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Erin Snow FASHION UND FUNKTION „Es spielt keine Rolle, wie gut man Ski fahren kann. Wenn man gut aussieht, dann fühlt man sich gut, der Rest kommt von alleine“, behauptet Erin Isakov, Gründerin der Performance-Marke Erin Snow. Skibekleidung, die auch abseits der Piste verdammt gut aussieht, ist die Philosophie der 2003 gegründeten kanadischen Marke. Kernkompetenz sind Jacken und Mäntel aus wasser-, wind- und schmutzabweisendem Material und Steghosen aus Stretchmaterial mit technischen Details. Jedes Teil verfügt über Wärmespeicher und ist schnelltrocknend. „Wir arbeiten ausschließlich mit Spezialisten für Performance-Bekleidung zusammen. Die meisten Artikel sind maschinenwaschbar und besonders komfortabel durch die elastischen Stoffe“, so die Designerin. Stars wie Sienna Miller, Regina King und Melonie Diaz lieben die Marke bereits. Hosen liegen im Einkauf zwischen 135 und 173 Euro, Jacken zwischen 230 und 300 Euro bei einer 2,6er-Kalkulation. Seit Herbst/Winter 2011 ist die Marke in Deutschland über die Agentur Schwarte in München erhältlich. Agentur Schwarte, 80807 München/Deutschand, T 0049.89.3580576, m.schwarte@agentur-schwarte.de, www.agentur-schwarte.de, www.erinsnow.com


fratellirossetti.com // diehinterhofagentur.de


048 SELECTED

Gloverall TRADITION UND MODERNE

Stills IN DER RUHE LIEGT DIE KRAFT

Erste Fotos vom Duffle Coat findet man bei Marinesoldaten im Ersten Weltkrieg. Konzipiert, um Wind und Regen standzuhalten sowie mit dicken Handschuhen problemlos die Verschlüsse zu öffnen, hat dieser es zum nahezu unveränderten Designklassiker geschafft. Benannt ist der dichtgewebte Kapuzenwollmantel mit den signifikanten Knebelverschlüssen nach der belgischen Stadt Duffle, wird aber im Volksmund auch gerne als Monty bezeichnet. Im Jahr 1951 bat das britische Verteidigungsministerium Freda und Harold Morris um Hilfe bei der Vermarktung von überschüssigen Mantelbeständen, woraufhin sie das Label Gloverall schufen. Seit nunmehr 60 Jahren bietet Gloverall komprimierte Jackenkollektionen aus englischer Produktion, die heutzutage die Balance aus Tradition und Moderne reflektieren. Die VK-Preise reichen von 199 bis 399 Euro bei Kalkulationen zwischen 2,6 und 2,8. APFN Office, 48159 Münster/ Deutschland, 0049.251.13326437, office@ap-fn.com, www.gloverall.com

Nomen est omen: Das Label der Veldhoven Group mit Sitz in Amsterdam hat die Ruhe zu seiner Maxime erklärt: Weich fallende Jumpsuits in Petrol oder Kirschrot, fließende und von Kimonos inspirierte Tops sowie bodenlange Kleider mit Flügelärmel sind der Ausdruck für die zeitlose, feminine Mode von Stills. 2012 zeigt die Kollektion unter anderem asymmetrische Details, großzügige Cutouts und Muster, die an Blatt- und Wurzelstrukturen erinnern. Umsetzung findet die Philosophie der Stille aber nicht nur in den Kollektionen: Unter dem Titel „Forever Now“ präsentiert Stills ein Lookbook mit Fotografien von Annemarieke van Drimmelen und Yvonne Brandwijk. Zudem wurde mit dem im Herbst 2011 eröffneten Store in Amsterdam eine Shopping- und Ruheoase zugleich geschaffen. Das 1994 gegründete Label bietet vier Order- und sechs Liefertermine jährlich und wird in insgesamt elf Ländern mit Schwerpunkt Westeuropa und Kanada vertrieben. Jede Kollektion wird um eine kleine Accessoirelinie ergänzt. Die Einkaufspreise bewegen sich zwischen 76 und 130 Euro für Kleider, 45 und 72 Euro für Hosen sowie zwischen 145 und 184 Euro für Jacken. Für Jersey und Strick rangieren die Preise zwischen 25 und 72 Euro. Kalkuliert wird mit dem Faktor 2,7. A, D: Stills/Veldhoven Deutschland, Oliver Fischer, 40474 Düsseldorf/ Deutschland, T 0049.172.2822078, oliver.fischer@veldhovengroup.com, www.stills.eu

Peng Caesar PUNK IN SAMT Eine Symbiose aus Rock-’n’-Roll-Exzentrik und Understatement, so konzipiert Ansgar Dorenkamp sein Label Peng Caesar, das er 2005 in Berlin gegründet hat. Die Jackets und Blazer werden aus Samt, Wolle oder Leder gefertigt und lassen im Detail Dorenkamps Leidenschaft für Punk erahnen, zum Beispiel mit einem metallenen Totenkopf als Ärmelknopf. Zu den Fans des Labels gehört kein geringerer als Iggy Pop, seitdem ihm Ansgar Dorenkamp zwei Blazer ins Hotel geschickt hat. „Keiner könnte die Philosophie besser verkörpern als der Godfather of Punk“, sagt Ansgar Dorenkamp. Zusätzlich gibt es Gürtel, Krawatten und Einstecktücher – und jetzt auch eine Damenlinie, zu sehen im Showroom in Berlin und in Düsseldorf über www.sales-affairs.de. Blazer für Männer und Frauen kosten 139 bis 164 Euro im EK, ein Lederjackett 490 Euro. D, A, CH: Sales-Affairs, 50672 Köln/Deutschland, T 0049.221.29931488, info@sales-affairs.de, www.pengcaesar.com

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info@ig-liebeskind.de


050 SELECTED

Lolly’s Laundry FUNKTIONELLER LUXUS Seine dänische Herkunft kann das 2007 von Kamilla Byril gegründete Label nicht verbergen: Lolly’s Laundry lässt nostalgische Elemente und verspielte Details zu femininer Mode verschmelzen. Unprätentiöse Kleider und Tops mit detailreichen Schnitten aus Materialien wie Seide, Baumwolle und Cashmere sollen die Garderobe ergänzen und den Outfits entweder ein Up- oder Downgrade verleihen. Kleidungsstücke, die schon bald im Wäschekorb landen und damit dem Namen des Labels alle Ehre machen. Mit Lolly’s Laundry möchte die Designerin elegante und funktionelle Elemente verbinden, den Stil beschreibt sie als ebenso zeitlos wie zeitgemäß. Leistbarer Luxus – ein Schlagwort, mit dem Kamilla Byril ihre Kollektionen – pro Jahr sind es zwei – auf den Punkt bringt. Die Einkaufspreise starten bei 25 Euro für Shirts und reichen bis 100 Euro für Cashmere-Cardigans. Lolly’s Laundry ist auf der Gallery in Kopenhagen sowie der Premium in Berlin vertreten. Der Vertrieb erfolgt unter anderem auch über den eigenen Onlineshop. Lolly’s Laundry, Erik Sloth, 20149 Hamburg/Deutschland, T 0049.173.2151142, erik@agentursloth.de, www.agentursloth.de, www.lollyslaundry.com

The Style is Yeah HÜFTTASCHEN MAL GANZ NEU Praktisch, aber nicht stylisch: Herkömmliche Hüfttaschen waren laut der Münchner Designerin Sani Gulic bisher wenig ansehnlich. So entstand die Idee zum Label The Style is Yeah und seinem Modell The Bowhipbag. Die Hüfttaschen sind auf den ersten Blick bunte Schleifen, die Designerin interpretierte ihr Werk als „Weiterentwicklung des Zeichens für Unendlichkeit“. Im Jahr 2011 kamen die Taschen auf den Markt, die in small, medium und large sowohl ready-made erhältlich sind, als auch nach individuellen Wünschen als Unikat angefertigt werden können. Dabei kann aus verschiedenen Materialien und Designs gewählt werden. Das verwendete hochwertige Leder stammt ausschließlich aus Europa, die Fertigung erfolgt in München. Die Verkaufspreise liegen zwischen 198 und 360 Euro, es gibt zwei Kollektionen pro Jahr. Derzeit vertreibt Sani Gulic ihre Taschen im Großhandel selbst, ein Online-Store bedient das wachsende Interesse von Konsumenten. The Style is Yeah, Sani Gulic, 80337 München/Deutschland, T 0049.163.5674657, welcome@thestyleisyeah.com, www.thestyleisyeah.com

Customer Lovers GELIEBTER STRICK Das Stricklabel Customer Lovers ging als neue Kollektion der Fashion Consulting S.r.l. aus der Vereinigung zweier etablierter Modeunternehmen hervor: Pozzi Confezioni S.r.l., die unter anderem die Marke Private Lives vertreibt, und Brain Management S.r.l., ein bekanntes Sales- und Marketingunternehmen aus Italien. Der Gedanke hinter Customer Lovers ist, kultige Fashionstatements zu entwerfen, die sich vor allem durch Originalität und Kreativität auszeichnen. Das erklärte Ziel der Kollektion ist es, von Zeit zu Zeit ein Item hervorzuheben und es neu zu erfinden. Den Anfang macht eine handgefertigte Jacke, die vom japanischen Stil beeinflusst wird. Diese wird in zwölf einzigartigen Versionen für Männer und Frauen erhältlich sein. Außerdem gibt es eine Schakollektion. Die zwei mal zwei Meter großen Schals zeigen sorgfältig ausgewählte Details berühmter Fotomotive. Der Einkaufspreis liegt zwischen 110 und 130 Euro. Agentur Kappler, 80805 München/Deutschland, 0049.89.32989280, office@agentur-kappler.de, www.agentur-kappler.de Agentur Bässler, 40221 Düsseldorf/Deutschland, 0049.211.3854640, office@agentur-baessler.de, www.agentur-baessler.de

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Floris van Bommel Shoemaker since 1734

Daniel Br端hl Actor

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Tigha ZWEITE HAUT Seit 2009 spezialisiert sich die Marke Tigha auf Lederjacken mit dem Anspruch Stil, Qualität und einen fairen Preis miteinander zu verbinden. „Wir von Tigha designen und produzieren, was wir lieben und jeden Tag selbst an uns sehen möchten“, sagt Markengründer Asem Chaudhary von der Mutterfirma ACTC. Stars wie The Hives, Jan Delay, Two Door Cinema Club, Skin von Skunk Anansie, Bastian Schweinsteiger und Sebastian Vettel sind bereits Fans von den aus Lammleder gefertigten Lederjacken, die es für Männer und Frauen gibt. Die Kollektion besteht aus Lederjacken mit Details wie eingearbeiteten Drähten, aber auch in engen Formen im Bikerstil in gedeckten Tönen. Attraktiv: Die Einkaufspreislagen von rund 110 bis 170 Euro bei einer Kalkulation von 2,7. Im Sommer 2012 feiert die Sortimentsausweitung um Jacken, Shirts, Hosen, Röcke und Kleider Premiere. Der Kurs auf Komplettkollektion wird im Winter mit Hosen aus Twill und Jerseyteilen fortgesetzt. Tigha ist im deutschen Einzelhandel unter anderem bei Jades in Düsseldorf, Stierblut in München oder Greta & Luis in Berlin vertreten. ACTC GmbH, Asem Chaudhary, 40221 Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.56693780, asem@actc-group.com, www.tigha.com

Died EKLEKTISCHES HANDWERK Während einer Weltreise im Jahr 2010 beschloss das niederländische Paar Diederik Verbakel und Marieke Holthuis, ihre eigene Modelinie und das eigene Schmucklabel für Frauen zu starten. Um das beste Ergebnis für ihr Konzept und Design zu bekommen, arbeiten sie mit Nähereien und Schmuckmanufakturen vor Ort zusammen. Durch die intensive Zusammenarbeit mit den Kunsthandwerkexperten finden die Designer heraus, welcher Ort oder welche Region sich für bestimmte Techniken wie Stickerei, Textilfärbung und -druck empfiehlt. Die Frühjahr-/Sommer-Kollektion besteht aus Färbungen und Drucken, die in Sprühtechnik entstanden sind. Dieds Stil ist kreativ, exklusiv und sehr extravagant, nicht für die Massen, aber auf jeden Fall für Konsumenten, die Handarbeit auf eine nicht folkloristische und moderne Art mit zarten und natürlichen Materialien lieben. Die Einkaufspreise variieren zwischen 48 und 100 Euro für T-Shirts und 100 bis 300 Euro für Schmuck, Kleider und Jacken. Died ist bislang bei SPRMRKT in Amsterdam, bei Pelikan in Osaka und in einem Pop-up-Showroom in Venedig vertreten. Died, 7121 CR Aalten/Niederlande, T 0031.543.472027, info@diedworld.com, www.diedworld.com

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Marlino PARKAS MIT CHARAKTER Von Wind und Wetter abgewetzt, von der Sonne gebleicht und von Meerwasser verwaschen – die Parkas und Fieldjacken des Münchner Labels Marlino erzählen Geschichte. Auch wenn die typische VintageOptik nicht durch die Jahre entsteht, sondern mit Hilfe spezieller Färbetechniken und Waschungen. Im Kontrast dazu stehen Materialien wie Fell, Leder und Wolle. Ausgehend von Parkas und Fieldjacken im Boyfriend-Look mit eher voluminöser Silhouette entwickelte Marlino ein Unisex-Konzept in den Größen XXS bis XL, das von körperbetont bis lässig getragen werden kann. Herausknöpfbare Innenjacken aus Kaninchenfell oder Merinostrick sowie Kapuzen mit Echtfellsaum zählen zu den Merkmalen der Outdoor-Jacken. Die Farbpalette reicht von Oliv über Dark-Navy bis Schlamm und Schwarz im Oildyed-Look. Die Einkaufspreise liegen im Durchschnitt bei 335 Euro bei einer Kalkulation von 2,6. Das Label bietet zwei Kollektionen jährlich, welche über den gehobenen Einzelhandel sowie seit Dezember 2011 auch über den eigenen Onlineshop vertrieben werden. D, A: Die Hinterhofagentur, Dominik Meuer und Lars Fischer, 80802 München/Deutschland, T 0049.89.38887747, info@diehinterhofagentur.de, www.marlino.de CH: Phantom SA, Ueli Broger und Stefanie Beckers, 8152 Glattbrugg-Zürich/Schweiz, T 0041.44.3113377, info@phantomsa.ch, www.marlino.de


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054 SELECTED

Clip & Rope SCHUHE FÜR DIE EWIGKEIT Die Geschichte von Clip & Rope reicht bis in das Jahr 1932 zurück. Den Stoff dazu liefert John Harvey, ein Einsiedler aus Smokey Mountain, Wisconsin. Der Legende nach wurde Harvey einst von einer gewaltigen Schlammlawine erfasst. Sein eiserner Überlebenswille führte ihn barfuß zu seinem Blockhaus zurück und inspirierte ihn, robuste Wanderschuhe anzufertigen. Harveys Tod Ende der 1970er-Jahre war auch das vorläufige Ende der Boots von Clip & Rope, bis diese 2003 wieder auf den Markt kamen. Mit der Frühjahr-/ Sommer-Kollektion 2012 wird das Outdoor-Thema mit Variationen aus gewachstem Canvas und Leder umgesetzt. Highlight: eine Kooperation mit dem Kopenhagener Trendstore Pede & Stoffer. Die Schuhe werden in limitierten Stückzahlen in Portugal hergestellt. Vertrieben wird Clip & Rope in Japan, Großbritannien, Schweden, Italien, Norwegen und den USA sowie seit der Herbst-/WinterSaison 2011 auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Einkaufspreise der Boots liegen zwischen 79 und 108 Euro, wobei der Kalkulationsfaktor bei 2,5 liegt. Jährlich werden zwei Kollektionen lanciert. Clip & Rope, 2100 Kopenhagen/Dänemark, T 0045.39161740, ks@vernon.dk, www.vernon.dk, www.clipandrope.com

Allesausliebe by Milla K LIEBE AUF DEN ERSTEN UND ZWEITEN BLICK Designs, die sich elegant zurückhalten und erst auf den zweiten Blick ihre Raffinessen offenbaren – so präsentiert sich die Kollektion Allesausliebe der Schmuckdesignerin Milla Kluch. Die Ketten, Armbänder und Ohrringe der Hamburgerin werden von Hand gefertigt. Verwendet werden nur reines 925er Silber – teilweise vergoldet –, Korallenäste, Perlmutt sowie ausgewählte Halbedelsteine. Leuchtende Farben, geschwungene Formen und nuancenreiche Schliffe sind die Konstante der Schmuckkreationen. Das Herz der Schmuckkollektion sind die liebevoll gearbeiteten, dezenten Anhänger: Anker, Blätter, Sterne und Herzen. Die leuchtenden Farben liefern den visuellen Kontrast. Pläne für die Zukunft schmiedet Milla Kluch bereits eifrig: Exklusive Einzelstücke aus echtem Gold sind der nächste Schritt. Schmuck von Allesausliebe kostet im EK zwischen 22,70 und 88 Euro, bei einem Kalkulationsfaktor von 2,6. Allesausliebe, Milla Kluch, Hamburg/Deutschland, T 0049.176.76244596, milla@allesausliebe.net, www.allesausliebe.net

Radicalfash PROVOKANTE NIEDERLÄNDER Mutig, anders, sophisticated und ein bisschen düster. Das niederländische Shirtlabel Radicalfash wurde im Jahr 2011 gegründet und will sich nicht in den Modemainstream einreihen. Auf die Frage nach einer Firmengeschichte antwortet Creative Director Mike van’t Velt schlicht: „Wir haben keine glatte Story, wir machen einfach coole Klamotten!“ So muss man das Label, das mit sechs Kollektionen pro Jahr am Markt ist und ein NOS-System verfolgt, auch nehmen: Mode für Männer und Frauen – ohne großes Drumherum. Ein provokanter Look, der mit den Logos großer Marken spielt. Die Verkaufspreise bewegen sich zwischen 49,95 und 79,95 Euro und werden mit 2,7 kalkuliert. In Amsterdam sind die Shirts bereits bei Cosmic Cowboys sowie bei Velvet Magna Plaza erhältlich. Bisher gibt es noch keinen Vertriebspartner in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Radical Showroom, 1391 XG Abcoude/Niederlande, T 0031.294.750950, info@radicalfash.com, www.radicalfash.com

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AI Riders on the Storm SO KLEIDEN SICH SUPERHELDEN Mountain Force HIGH-END-SKIWEAR Know-how und Erfahrung, darauf fußt die Entwicklung der Skibekleidung von Mountain Force. Das Schweizer Entwicklungsteam weiß, was hochwertige Skiausrüstung braucht – die Skisportler leben den Spirit ihrer Marke. Ein eigenentwickeltes Hightech-Gewebe macht die Skibekleidung federleicht und angenehm zu tragen. Hohe Elastizität und Bewegungsfreiheit sind dank Fullflex-System gegeben. Die Keramikmembran ist atmungsaktiv, wasserdicht und wetterfest. Das Design der High-End-Skiwear ist schlicht und doch elegant. Besonderes Augenmerk gilt Details wie asymmetrische Zip-Garagen. Die Marke bringt pro Jahr eine Winterkollektion auf den Markt – Skijacken kosten zwischen 599 und 999 Euro EK, Skihosen zwischen 399 und 549 EK. Verkauft wird Mountain Force unter anderem bei Sport Strolz in Lech am Arlberg, Sport Jennewein in St. Anton sowie Cole Sport und Brass Ranch in den USA. Mountain Force Austria, Roland Stepek, 4651 Stadl-Paura/Österreich, T 0043.664.3085192, roland.stepek@mountainforce.com, www.mountainforce.com

Muks OH CANADA Mukluk Boots: Vor allem in Kanada sind diese warmen und bequemen Schuhe seit Jahrhunderten präsent. Ursprünglich für die Jagd in Schnee und Eis gedacht, hauchte ihnen Jaime Cooke im Jahr 2003 mit dem Londoner Label Muks neues Leben ein. Das Vorhaben: Einen warmen Schuh zu kreieren, der auch modischen Ansprüchen gerecht wird. Er orientierte sich am traditionellen Mukluk Boot und entwarf eine Schuhlinie, die für hohe Qualität steht und das Vermächtnis der kanadischen Ureinwohner aufgreift. Die Perlenmuster und Farben repräsentieren verschiedene Volksstämme Nordamerikas – von Cree über Sioux bis Dene. Verarbeitet werden Leder, Hasen- und Kaninchenfelle. Die robuste Kreppsohle besteht zu 100 Prozent aus Naturkautschuk, das Innenfutter aus High Grade Fleece oder Schafsfell. Jeder Muks-Boot ist handgefertigt. Auch Kunstpelzmodelle sind erhältlich. Die EK-Preise liegen zwischen 150 und 185 Euro und werden mit 2,5 kalkuliert. Pro Jahr erscheinen zwei Kollektionen, die beispielsweise bei Abseits in Stuttgart, Apropos in Köln und Maendler in München verkauft werden. Komet und Helden GmbH, Dennya Fleckenstein, 80805 München/Deutschland, T 0049.89.9705280, info@kometundhelden.de, www.kometundhelden.de, www.muklukstore.com

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Legenden von Superhelden beeinflussen nicht nur Film und Literatur, sondern auch die Modeszene. Giovanni Chicco ist Designer und Inhaber von AI Riders on the Storm, einer Marke mit zwei angemeldeten Patenten in Design und Nützlichkeit. Das Markenzeichen der innovativen Jacken, die mit und ohne Fütterung erhältlich sind, ist die Kapuze mit All-Over-Zip-Verschluss, die das Gesicht gänzlich verdeckt und sich den Bewegungen perfekt anpasst. Futuristisch und praktisch: In die Kapuze sind zwei Linsen eingepasst, die peripheres Sehen ermöglichen. Sie sind austauschbar und in mehreren Varianten, entspiegelt oder klar, erhältlich. Die Jacken sind besonders leicht und aus hochwertigen Materialien gefertigt. Giovanni Chicco: „Ich wollte eine Jacke kreieren, die die Sprache der heutigen Jugend spricht.“ Die Kollektionen Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter 2011/12 wurden nur in Italien vertrieben, ab Frühjahr/Sommer 2012/13 kommt das Jackenlabel auch auf den internationalen Markt. Die Einkaufspreise liegen bei 130 Euro, Verkaufspreise bei 339 Euro. A: welcome to my room, Theresa Steinbacher, 5020 Salzburg/Österreich, T 0043.662.24320432, office@welcometomyroom.at, www.welcometomyroom.at D: Agentur Kappler, 80805 München/ Deutschland, T 0049.89.32989280, office@agentur-kappler.de, www.agentur-kappler.de, D: Agentur Bässler, 40221 Düsseldorf/ Deutschland, T 0049.211.3854640, office@agentur-baessler.de, www.agentur-baessler.de, www.ai-storm.com


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Kikoyland KENIAS TRADITION WIRD MODE Farbenfroh, wandelbar und vielseitig – mit diesen Attributen haben es Kikoy Baumwolltücher vom ostafrikanischen Kenia bis in die Modemetropolen geschafft. Bereits vor Jahrhunderten wurden Kikoys von Seeleuten und Küstenbewohnern getragen, um sich vor Wind zu schützen. Mittlerweile steht allerdings der modische und ein Charity-Aspekt im Vordergrund. Kikoy fördert die Produktion in Kenia, denn die Tücher werden ausschließlich dort hergestellt, aus feinster, gekämmter Baumwolle gewebt, die Fransen werden per Hand zu den charakteristischen Zöpfchen gedreht. Die Tücher sind in verschiedensten Streifenund Farbkombinationen in unterschiedlichen Größen erhältlich. So gibt es Classic und Soft Kikoys, die mit 150 bzw. 160 mal 92 Zentimeter großzügig bemessen sind und auch als Badetuch oder Wohnaccessoires Verwendung finden. Auch kleinere Tücher und Accessoires wie Gürtel und Schlüsselbänder werden von Kikoy hergestellt. Der EK-Preis der Tücher beträgt 22 Euro, Gürtel kosten elf Euro, bei einer Kalkulation von 2,7. Der Vertrieb läuft über Roemer & Péus. Kikoy, Roemer & Péus, 10115 Berlin/Deutschland, T 0049.30.99296936, info@kikoyland.de

Hip Hip Hooray FREUDE MACHEN Hinter der kleinen, feinen Strickkollektion unter dem Namen Hip Hip Hooray steht die in München ansässige Hinterhofagentur von Lars Fischer und Dominik Meurer. Das Design der Cashmere- und Wollteile verantwortet Meurers Ehefrau Julia. Die Intention: „Dem Handel eine anspruchsvolle Selektion aus FunTeilen zu geben, die witzig sind, aber sehr anspruchsvoll gemacht. Selbst ein Basic hat bei Hip Hip Hooray immer einen Mehrwert, immer ein Detail, das es besonders macht“, so Dominik Meurer. Viel Mut beweist die Kollektion in Sachen Farbe, eine Lektion, die das Team der Hinterhofagentur gelernt hat. „Man muss dem Kunden Farbe nur zutrauen, dann verkauft sie sich auch“, ist Dominik Meurer überzeugt. Dass die gesamte Kollektion in Italien gefertigt wird, ist nicht nur wegen aufwändiger Details wie Intarsien Bedingung: Dass Porduktion in Italien dennoch in marktfähigen Preislagen resultiert, beweisen VK-Preise von 169 bis 399 Euro, kalkuliert wird mit 2,9 bis 3,0. Die Hinterhofagentur, 80802 München/Deutschland, 0049.89.3888774748, info@diehinterhofagentur.de, www.diehinterhofagentur.de

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Awareness & Consciousness ZEITLOS UND SAISONÜBERGREIFEND Die Designerin Christiane Gruber studierte bei Viktor & Rolf, Raf Simons und JeanCharles de Castelbajac an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Weitere Erfahrungen sammelte sie bei Haider Ackermann und A.F. Vandevorst bevor sie 2005 mit Awareness & Consciousness startete. Im Jahr 2008 wurde ihr Label mit dem Vienna Fashion Award ausgezeichnet. Nach einer Babypause ist Gruber wieder eingestiegen und konzentriert sich auf saisonübergreifende Kollektionen mit 20 Prototypen, die nachbestellt werden können. Die EK-Preise reichen von 38 Euro für Schals, über 60 Euro für Tops bis hin zu 160 Euro für aufwändige Kleider, entweder aus hochwertigem und weich zu tragendem reinem Viskose-Jersey oder 95-prozentiger Baumwolle mit fünf Prozent Elasthan-Jersey. Produziert wird in Ungarn und Deutschland, die Stoffbearbeitung erfolgt in Österreich. Zu den Kunden zählen unter anderem Park und Wubet in Wien sowie Das Neue Schwarz in Berlin. Arne Eberle, 10407 Berlin/Deutschland, 0049.30.78087858, hi@arneeberle.de, www.awarenessandconsciousness.com


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Die ARQUEONAUTAS Men und Women Kollektion wird in Zusammenarbeit mit den weltweit erfolgreichen marinearchäologischen Tauchern der „Arqueonautas, Arqueologia Subaquática S.A., Portugal“ entwickelt. Mit dem Kauf eines Produktes von ARQUEONAUTAS unterstützt der Käufer mit 1,- Euro die Erhaltung des weltmaritimen Kulturguts.


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Kurino eilt der Ruf voraus, Fashionguru und Modekoryph채e zu sein. Aber er ist auch ein guter Beobachter der europ채ischen Modeszene.

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LONGVIEW 065

„Wir wollen Geschichten erzählen!“ Hirofumi Kurino, Mitbegründer und Creative Adviser der japanischen Einzelhandelskette United Arrows, eilt der Ruf voraus, Fashionguru, Modeorakel und Koryphäe in punkto Männermode zu sein. Seine viel beachteten Empfehlungen adeln jedes Produkt und selbst namhafte Designer hören auf seinen Rat. Aber Kurino, wie er genannt wird, ist auch ein guter Beobachter der europäischen Modeszene. Im Interview enthüllt er Schwächen, aber auch Stärken und Möglichkeiten des Einzelhandels. Interview: Nicoletta Schaper. Fotos: Bernhard Musil

I

n Japan wird die große Tradition des Geschichtenerzählens kultiviert. Eine Tradition, die sich Ihrer Meinung nach auch der Einzelhandel zunutze machen kann. Müssen wir Geschichten erzählen, um Mode zu verkaufen? Hirofumi Kurino: Es geht um die Kommuni-

kation zwischen Verkäufer und Kunde. Beide gehen in dem Moment, wo sie miteinander ins Gespräch kommen, auch eine gewisse Beziehung ein. Diese Kommunikation ist das Wichtigste an der ganzen Verkaufssituation, sie entscheidet alles. Und wenn der Verkäufer dem Kunden eine sehr gute und sinnvolle Geschichte über das Produkt erzählen kann, entsteht gleich zu Beginn ein starkes Band. Manchmal sind japanische Konsumenten geradezu verrückt nach gut gemachten Dingen. Sie lieben es, mehr De-

tails darüber zu erfahren, über technische Features einer Kamera oder handgemachte Schuhe.

der soziale Aspekt der Kleidung weg. Wenn Japaner westliche Mode tragen, tun sie das nicht aufgrund ihrer sexuellen Bedeutung.

Ist dieses Interesse bei Männern und Frauen gleich?

Sexappeal ist für Japaner bei Kleidung also nicht wichtig?

Männer brauchen mehr Beratung. Männerkleidung ist ziemlich simpel: Jackett, Hemd, Hose, Mantel. Ein modeinteressierter Mann will einen Look mit präziser Passform, da können drei Millimeter zu kurz oder zu lang bei einer Hose schon ein Desaster sein. Frauen interessieren sich dagegen mehr für Farben, Stoffe, das Design.

Jedenfalls nicht in der Weise. Bei einem Kimono, dem japanischen traditionellen Kleidungsstück, spielt Sexappeal eine Rolle. Kimonos gibt es nur in einem Schnitt, aber Größe, Dessin und Stickerei unterscheiden sich. Diese kleinen Details können allerdings sehr bedeutend sein. Frauen in der Unterhaltungsbranche tragen den Kimono so, dass sie ihren Hals und Nacken zeigen. Oder sie platzieren ihre Füße in bestimmter Art und Weise, wenn sie auf dem Boden, auf dem Tatami sitzen. Die Sexiness kommt bei uns nicht über die Kleidung, nicht so sehr darüber, den Körper zu zeigen. Wir Japaner

Vermutlich geht es Frauen aber auch mehr darum, ob das Teil sitzt und sie darin sexy aussehen.

Genau darin liegt ein großer kultureller Unterschied. In Japan gibt es kein Klassensystem, keine Hierarchie. Dadurch fällt auch

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„Wenn ein Verkäufer dem Kunden eine gute und sinnvolle Geschichte über das Produkt erzählen kann, entsteht gleich zu Beginn ein starkes Band.“ Kurino Hirofumi

adaptieren zwar westliche Mode, nicht aber ihren Sexappeal. Historisch betrachtet haben die Japaner erst ab den 1920er-Jahren die Eleganz westlicher Kleidung für sich entdeckt, ohne dass die Sexiness für sie ein wesentlicher Aspekt gewesen wäre. Zwar wurde unsere Kultur in den 1950er-Jahren stark von der westlichen Nachkriegskultur mit Elvis Presley und Marilyn Monroe beeinflusst, aber wir haben lediglich die Mode adaptiert, ohne dass die Sexikonen wirklich unsere Ikonen waren. Ich glaube nicht, dass wir die gleiche Art haben, das andere Geschlecht anzuziehen und zu verführen. Wie verführen die Verkaufsberater bei United Arrows ihre Kunden zum Kauf und wie werden sie dazu von der Unternehmensleitung motiviert?

Wir haben in all unseren Stores teure und gut gemachte Produkte im Programm. Jedes davon bringt seine Geschichte mit, über die sich die Verkäufer genau informiert haben. Sie wissen alles über das Produkt und seine Heritage und wollen dieses Wissen auch mitteilen. 112 style in progress

Ist ein japanischer Verkäufer begeisterter von seinen Produkten als ein europäischer Verkäufer?

Das glaube ich sogar sicher. Verkaufsberater in Japan arbeiten nicht auf Provisionsbasis, wie das in Europa und den Vereinigten Staaten üblich ist. Diese Strategie erhöht nur den Druck, verkaufen zu müssen. Aber meiner Ansicht nach ist Freundlichkeit und der Aufbau von Beziehungen ein viel besserer Weg. Macht das den größten Unterschied zwischen der europäischen und japanischen Art des Verkaufens aus? In europäischen High-Fashion-Läden scheint oft die Arroganz der Mitarbeiter zur Verkaufsstrategie zu gehören.

Ich glaube, ja. Aber natürlich gibt es auch in Europa positive Beispiele für den Aufbau von Beziehungen zwischen Händler und Kunden. Nehmen wir einen Laden in einer italienischen Kleinstadt, den es schon seit Jahrzehnten gibt. Generationen von Kunden kommen, um hier einzukaufen, die Oma wie die Mutter, Tochter, Nichte. Alle kennen

sich. So ist auch hier eine besondere Kundenbindung entstanden. Beziehungen sind der Anfang. Worum geht es dabei noch?

Um Service. Vielleicht kennen Sie die Hotelgruppe Aman Resorts mit Hotels zum Beispiel im thailändischen Phuket oder in Indonesien. In den 1980er- und 1990er-Jahren gehörten sie zu den teuersten und luxuriösesten Häusern mit vielen Mitarbeitern, die allein für den Service zuständig waren. Sie waren Meister der Diskretion, gleichzeitig lasen sie den Gästen jeden Wunsch von den Augen ab. Die Serviceidee hinter Aman stammt aus Japan: Der Inhaber der Hotelkette hatte sich von einem Besuch in Kyoto dazu inspirieren lassen, Aman Resorts zu gründen. Mit riesigem Erfolg. Bei United Arrows geht der Servicegedanke so weit, dass die Senior-Direktoren manche Kunden besuchen, um sich für mangelnden Service zu entschuldigen.

Nach unserer Philosophie ist jeder im Unternehmen Verkäufer. Jeder dient dem Kunden, bis hin zum Vice President. Gibt es ein Pro-


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United Arrows setzt in Japan Maßstäbe, mit exklusiven Stores und mit Mode. Hier zwei Motive aus dem Kundenmagazin. Fotograf: Wataru, Art Direction: Nagakura Tomohiko.

blem zwischen Kunden und Verkäufer, das dieser nicht selbst aus dem Weg schaffen kann, versucht es der Manager. Ist der Kunde immer noch verärgert, kommt unser Chef zu ihm nach Hause, um sich zu entschuldigen. Das kommt sehr selten vor. Aber manchmal passiert es eben doch. Eine nette Geste!

Seit zehn Jahren bieten wir auch einen Telefonservice, bei dem wir Wünsche, Fragen und Beschwerden entgegennehmen. Vielleicht braucht es eine ganze Woche, um einen Kunden zufriedenzustellen. Aber wenn wir das geschafft haben, war es die Mühe wert. United Arrows hat viele exklusive Multilabel-Stores in Japan. Was macht sie so erfolgreich?

Wir versuchen, für unsere Kunden interessant und attraktiv zu bleiben. Zum Beispiel haben wir mit dem sehr angesehenen japanischen Magazin Brutus für eine Modeausgabe zusammengearbeitet. Darin geht es nur um United Arrows, mit Geschichten über die Mitarbeiter und ihren Style und einer Fotostory über mich, wo ich einen Tag lang bei 112 style in progress

der Pariser Fashion Week begleitet wurde. Diese Geschichten zeigen unseren Kunden auch, wie hart wir arbeiten. Mein Leben besteht nicht aus täglichen Fashionpartys. Ich bin ein Mensch wie jeder andere, benutze die Metro und den Bus. Natürlich ist es mein Job, zu reisen und für die Geschäfte einzukaufen, andere Leute zu treffen. Aber das macht mir einfach Spaß. Und die meisten Leute, mit denen wir arbeiten, fühlen denselben Spirit. Wir Japaner nehmen unsere Arbeit persönlich. Es ist nicht nur ein Job, sondern ein Lifestyle. Also leben Sie Ihre Arbeit mehr als die meisten Europäer?

Ich würde sagen, ja. Wenn wir an einem Projekt arbeiten, das um sieben Uhr abends noch nicht fertig ist, würde dennoch niemand gehen. Wir arbeiten so lange, bis der Job getan ist. Was braucht ein Produkt, um verkäuflich zu sein? Was macht es unwiderstehlich?

Seit Fukushima und dem großen Tsunami ist uns Japanern bewusst geworden, dass unser Leben morgen zu Ende sein könnte.

Deshalb müssen wir uns wirklich fragen, warum wir Geld für schlechte Qualität ausgeben sollten. Wenn wir etwas kaufen, wollen wir etwas Wahrhaftes haben, etwas Interessantes von wirklich guter Qualität. Dieses Gefühl ist jetzt nach den Katastrophen in Japan sehr stark geworden. Deshalb haben auch die Verkäufe von Fast Fashion so nachgelassen. Doch selbst die Luxusmarken haben Verluste erlitten, weil sich ihre Preise in unrealistische Höhen geschraubt hatten. Auch in Europa hatten wir in den letzten Jahren das Phänomen, dass es mit den Luxusmarken und ihren Preisen übertrieben wurde. Die wirtschaftliche Krise hat die Leute dann wieder zurück auf den Boden gebracht.

Wir wollen ganz einfach kein Geld von unseren Kunden stehlen. Ein ehrlicher Händler zu sein, ist das Schwierigste überhaupt. Wären wir nicht ehrlich und würden unsere Kunden uns nicht lieben, könnten wir nicht überleben. In Japan haben wir so viele Naturkatastrophen. Erdbeben, Taifune. Wir fühlen uns zerbrech-


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„Europa ist nicht mehr das große Vorbild. Der japanische Modemarkt macht riesige Fortschritte. Wir sind in der Lage, die besten Produkte zu produzieren. Wir sind Perfektionisten.“ Kurino Hirofumi

lich und dass wir vielleicht kein Morgen haben werden. Andererseits wollen wir uns stark fühlen. Ein Stück Ewigkeit kaufen mit guten Produkten?

Das trifft es. Dazu kommt die Originalität. Die Schuhe, die ich trage, stammen zum Beispiel von Rosa Mosa aus Österreich. Die Machart ist traditionell, aber oben ist ein Stück Ponyfell mit Leopardenprint eingesetzt, eine sehr witzige Idee. Wir versuchen immer, etwas Interessantes und gut Gemachtes für unsere Kunden zu finden. Dasselbe mit Florian, einem österreichischen Hersteller von besonderen Schmuckaccessoires, ohne jede Sissy-Attitüde. Im letzten Sommer haben wir davon mehr als 300 Stück an Männer verkauft. Das zeigt uns, dass die Kunden originelle Produkte wie diese wollen, ohne das für sie dabei ein großer Name eine Rolle spielt. Was ist mit großen Marken und mit dem Klischee der markenbesessenen Japaner? Stichwort Louis Vuitton…

Das war einmal, bis in die 1990ern. Wodurch hat sich das geändert?

Im Fall Louis Vuitton an der Strategie, jünger und leistbarer zu werden. Die Marke hatte versucht, ihr Image zu verjüngen, in dem sie in Kooperation mit dem Avantgarde-Künstler Takashi Murakami Taschen in street-orientiertem Style herausbrachte. 112 style in progress

Das hat die Marke vielleicht neu belebt, aber gleichzeitig bei der Stammklientel für Verwirrung gesorgt und möglicherweise das Markenimage beschädigt. Aber darüber hinaus hat sich auch das Interesse der Japaner verschoben: weg vom Markenkonsum und hin zu einem gesünderen Leben. Ein ganz neues Bewusstsein also?

Ja. Ich habe einem japanischen Journalisten unmittelbar nach dem Tsunami gesagt, dass sich unsere Welt ändern wird, dass sich die Menschen wieder mehr für Philosophie, Literatur und Kultur interessieren werden. Es ist interessant, zu sehen, wie die jungen Leute jetzt sogar Demonstrationen gegen Atomkraft organisieren. Was bedeutet das für die Mode und United Arrows?

Für uns ist diese Entwicklung sehr gut, weil wir ernsthaft sind in dem, was wir tun. Wir finden es großartig, dass die Leute beginnen, die Qualität der Produkte ernster zu nehmen und sich bewusst die Frage stellen, warum sie etwas kaufen sollten. Heute geben die Konsumenten ihr Geld auch für etwas aus, dessen Namen sie nicht kennen oder das teuer ist, einfach weil sie den wahren Wert dieser Produkte erkannt haben.

Charakter haben. Offen gesagt, scheint es mir für deutsche Marken nicht leicht zu sein, ins Ausland zu verkaufen. In Deutschland stehen Namen wie Escada und Hugo Boss für Qualität und Prestige, aber für einen Italiener könnte ihr Look genauso gut französisch oder amerikanisch sein. Weil er keine eigene Identität offenbart. Was ist aus dem modischen Vorbild Europas für Japan geworden?

Meiner Meinung nach ist Europa nicht mehr das große Vorbild. Der japanische Modemarkt macht riesige Fortschritte, wir sind in der Lage, die besten Produkte zu produzieren. Wir sind Perfektionisten. Mittlerweile verkaufen Sie auch das Männermodelabel Camoshita von United Arrows, für das Sie das Design verantworten, ins Ausland.

Das ist unsere Topbrand im Männersortiment, klassisch, mit einem neuen Feeling. Gerade im letzten Jahr war sie extrem erfolgreich, weil made in Japan in manchen Ländern wie zum Beispiel Italien und Korea gerade einen Boom erlebt. Aber auch in unseren eigenen Stores verkaufen wir Camoshita sehr gut, wo wir die Marke mit den anderen Produkten gemeinsam anbieten.

Ist made in Europe in Japan immer noch ein ausschlaggebendes Gütesiegel?

Was ist wichtig für den Mix in einem Multibrand-Store, um überlebensfähig zu sein?

Ich glaube nicht. Aber wir bevorzugen Produkte, die von ihrer Herkunft zeugen, die

Viele Händler sind nur auf der Jagd nach neuen Labels und Celebrity-Fashion. Dieser


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„Europa sollte noch mehr auf seine Intuition, seine eigene Identität vertrauen und weniger auf Marketing und Massenproduktion setzen.“ Kurino Hirofumi

Hype wird stark überschätzt. Wenn ein Star ein bestimmtes Outfit trägt oder ein Blogger irgendetwas postet, geht es doch nur um die Neuigkeit. Das hat nichts mit dem Produkt zu tun. Letztlich zeigen solche Sortimente, nur den Mangel an wahrem Verständnis für die Konsumenten und ihre Wünsche. Wir sollten ehrlicher zu unseren Kunden sein. Ihr Leben besteht nicht zu hundert Prozent aus Fashion, und es geht eben nicht nur um die Olsen-Sisters oder Kate Moss. Viel interessanter ist das vielzitierte Mädchen nebenan. Es geht um die wahren Bedürfnisse der Kunden…

… was für einen Lifestyle sie haben, wie sie ihr Geld ausgeben, welchen Tendenzen sie folgen. Dafür interessieren wir uns, und es ist wichtig, aus den Informationen, die die Kunden uns geben, zu lernen. Also ist Japan heute das Vorbild für den europäischen Handel?

Zuerst haben wir von Europa gelernt! Wir kamen mit unserem United-Arrows-Team vor 26 Jahren zum ersten Mal hierher und besuchte einen Paul-Smith-Laden in London. Die Verkäufer waren stylisch, freundlich und zuvorkommend. Genau so wollten wir sein! 20 Jahre später kamen wir wieder in dieses Geschäft. Dieses Mal haben die Verkäufer nur miteinander geschwatzt und sich nicht um die Kunden gekümmert. Da112 style in progress

mals, vor 26 Jahren, haben wir von diesen Stores und Verkäufern gelernt. Aber ich habe das Gefühl, dass die heutige Generation diese einstige Revolution gestoppt hat. Meiner Meinung nach muss Europa seine wahre Schönheit und Anziehungskraft wiederentdecken. Sie kommen oft nach Europa. Was zieht Sie an?

Europa hat Kultur und Geschichte, deshalb komme ich immer wieder auch für längere Zeit her. Mich interessieren Produkte, die von dieser Kultur beeinflusst sind. Europa sollte noch mehr auf seine Intuition, seine eigene Identität vertrauen und weniger auf Marketing und Massenproduktion setzen. Heute gibt es die gleichen Läden in jeder Stadt.

Das ist purer Selbstmord! Selbst mit einer Handelskette kann man interessantere Stores machen, die mehr auf Besonderheiten der jeweiligen Stadt eingehen. Wussten Sie, dass Tokio die beste Stadt ist, um Vinylplatten und CDs zu kaufen? Dort gibt es immer noch unabhängige Platten- und CD-Läden, die in Europa weitgehend verschwunden sind. Auch Tower Records existiert noch, die für ein breites Publikum zwei gut gemachte Zeitungen namens Bounce und Tower mit Musiktipps herausbringen. Diese kleinen Anstrengungen machen den Unterschied. Würde Tower Records nur den Top 100 fol-

gen, wäre das Unternehmen längst gestorben. Vielleicht passiert das Gleiche in der Mode. Der Modehandel muss lernen und sich den Konsumenten in ihren Bedürfnissen und Wünschen annähern. Das kann selbst eine große Handelskette wie in diesem Fall Tower Records schaffen, die ihr weiteres Überleben durch ihre Bemühungen um Kundennähe sichert. Und die Kette United Arrows?

Wir versuchen, einfallsreich und innovativ zu bleiben. Selbst bei großen Labels sagen wir stopp, wenn die Mode nicht interessant ist. Braucht es denn keine großen Labels, um Kunden anzuziehen?

Nur wenn sie gut performen und ihre Qualität stimmt. Es geht immer wieder nur ums Produkt. Vielen Dank für das Gespräch!

United Arrows wurde im Jahr 1989 gegründet und hat heute 163 Verkaufspunkte, die sich auf den japanischen Markt verteilen. Unter dem Namen United Arrows gibt es etwa 57 Verkaufspunkte, die den Premiummarkt bedienen. Zu den bekannten Marken im Sortiment zählen Comme des Garçons, Lanvin, Yves Saint Laurent, Martin Margiela und Dries van Noten. Das Verhältnis zwischen Eigenmarken und Marken ist 60:40. Bekleidung nimmt 90 Prozent des Sortiments ein, dazu kommen Schmuck und Lifestyleprodukte.


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M채nner m체ssen sich heute nicht verbiegen, um modisch zu sein. Denn der aktuelle Look kommt ihrem m채nnlichen Selbstverst채ndnis sehr entgegen.

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CONCEPT 075

Männer + Mode

Was wollt Ihr eigentlich? Der derzeitige Trend dürfte Männern so richtig aus dem Herzen sprechen: kernig, männlich, mit einem Hauch von Abenteuer. Wie sieht aber die Realität aus – sind Männer deshalb heute modischer? Wie kaufen sie ein und was wollen sie wirklich? Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Marken

chluss mit knabenhaft androgyn, mit blassen Bubis in pseudointellektuellen Fashion-Outfits. Stattdessen: echte Kerle, Vollbart, Fishing- and HuntingLooks. Auf den Modemessen haben wir diesen Typ Mann immer vor uns gesehen und auch die Marken bewerben das neue Männerimage lustvoll und gern stilecht vor rauer Naturkulisse. Freiheit, Einfachheit, zurück zu den Wurzeln in einer immer komplexer werdenden Welt. „Die kernige Mode spricht den Mann im Bauch an, sie trifft seine Urbedürfnisse“, erklärt Thomas Wartner, Geschäftsführer des Männer-Stores Stulz. „Gerade in wackligen Zeiten tut das Urige und das Klassische gut.“

S

Kerle statt Knaben. Der aktuelle Look ist

ein klares Statement zur Männlichkeit, klar zumindest für uns Modeleute. Die Realität im Straßenbild sieht anders aus: Männer mit uncoolen Jeans, Sneakers und praktischen

Funktionsjacken überm Anzug. „Statt Sinn für Mode siegt der Pragmatismus“, so Susanne Bielen, Country Manager Deutschland der belgischen Marke R95th. „Die meisten Männer wollen sich keine großen Gedanken über Kleidung machen und wählen das, was sie zu möglichst vielen Gelegenheiten tragen können.“ Dabei haben die Marken viel Innovation zu bieten. Neu interpretierte Dessins und Styles, lebhafte Strukturen mit besonderer Haptik, kräftige Farben und Looks, die Spannung bringen und dabei durchaus tragbar sind. Doch viele dieser Innovationen bleiben in den Showrooms. „Unser Stand auf der Bread & Butter wird immer viel bewundert von den Einkäufern, dort sehen sie, dass unser Style vom Total-Look lebt“, sagt Susanne Bielen. „Im Showroom werden dennoch nur zehn Hemden und drei Hosen geschrieben, statt des Komplettlooks, der sie auf der Messe so begeistert hat.“ So kann die

Begeisterung auch nur schwer an den Endverbraucher weitergegeben werden. Es stellt sich die Frage, ob der Mann die Mode nicht kauft, weil er sie nicht möchte – oder weil ihm einfach zu wenig Mode angeboten wird. „Einen gewissen Messageverlust hat man immer“, so Til Nadler, Closed-Geschäftsführer und verantwortlich für Vertrieb und „Immer mehr Händler haben erkannt, dass man bei Marken, die einen präzisen Look bieten, diesen auch einkaufen sollte. Wir sind da noch mittendrin im Lernprozess.“ Til Nadler von Closed, geschäftsführender Gesellschafter und verantwortlich für Marketing und Vertrieb

Marketing. „Aber auch wenn nicht jedes Komplettoutfit an jeden Händler verkauft wird, merken wir, dass der Handel für eine klare Idee und Aussage zum Zusammenspiel von Farben und Materialien sehr dankbar ist. Außerdem haben immer mehr Händler erkannt, dass man einen Look bei Marken, style in progress 112


076 CONCEPT

bei denen es überhaupt einen präzisen Look gibt, auch einkaufen sollte. Wir sind da noch mittendrin im Lernprozess.“ Der Einzelhandel ist heute in einer schwierigen Situation. „Wir haben einen verunsicherten Endverbraucher, der nicht weiß, wohin es geht. Kommt die Inflation oder nicht?“, so Andreas Baumgärtner, Vorstand von Marc O’Polo, verantwortlich für Design, Produktion und Lizenzen. „Die positive Stimmung fehlt. Nicht nur deshalb ist es jetzt extrem „Der Mann um die 40 ist damit beschäftigt, das Geld nach Hause zu bringen. Er hat weniger Interesse für Mode; Qualität wird ihm wichtiger. Marken sollen ihm etwas abnehmen und verlässlich sein.“ Marc O’Polo Vorstand Andreas Baumgärtner, verantwortlich für Design, Produktion und Lizenzen

wichtig, dass die Kollektionen spannend sind, um die Kunden mehr anzusprechen, zum Beispiel mit einem knallgrünen Sakko, das am PoS Lebensfreude signalisiert.“ Herrenclub. Wer an Männer verkaufen will, muss sie und ihre Bedürfnisse verstehen und dem Standort des Ladens Rechnung tragen. Das Roughe und Toughe funktioniert beispielsweise in Berlin-Mitte, aber nicht unbedingt in Berlin-Charlottenburg. Dort zählen zur Klientel des Menswear-Stores Amorph hauptsächlich Geschäftsleute, Unternehmer und Banker. „Ein männlicher Look ist gut, aber nur bis zu einem gewissen Punkt“, sagt Inhaber Christian Brennenstuhl. „Die Männer mögen das rotkarierte Flanellhemd, die Used Jeans auch, aber die Kombination empfinden sie als overdone. Tankwart oder Holzfäller wollten meine Kunden niemals sein. Oft sind es aber auch ganz banale Probleme, die sie bewegen: Die Dark Denim kommt nicht in Frage, weil der Ferrari helle Ledersitze hat. Die Red Wing Boots sind zwar cool, aber weil der Kunde sie heute Abend braucht, kann er nicht 14 Tage warten, bis sie eingelaufen sind und die richtige Patina haben.“ Frauen, so lautet das Klischee, kaufen viermal im Monat. Männer dagegen nur viermal im Jahr. „Männer sind überhaupt nicht modisch“, bestätigt Christian Brennenstuhl. „Seinen Bedarf deckt der Mann bei P&C, vom Anzug über die Hemden bis zum Schlips. Damit er auch zu mir kommt, muss ich das Spezielle bieten.“ Das fängt bei der Ansprache im Schaufenster an. Zum Beispiel bei Amorph mit einem alten Motorrad als Eyecatcher, laut Brennenstuhl ein echter Halsverdreher. Oder bei Möller & Möller in Hannover die Neue Zürcher Zeitung mit einer Headline, die ins Auge springt – oder der Hustler. „Es muss die Emotionen anregen, muss provokant sein“, erklärt Ladeninhaber Herbert Möller. „Für Männer ist es wichtig, dass in den Fenstern eine Story entsteht.“ Der Modeladen selbst sollte ein Ort sein, 112 style in progress

an dem Männer sich aus ihrem Hamsterrad ausklinken können. stulz-mode:genuss: leben in Waldshut ist ein neuer ConceptStore für Männer, der ursprünglich ins Damengeschäft integriert war. Aber für Thomas Wartner war es der richtige Schritt, den Store zu separieren und das Sortiment noch mehr zuzuspitzen, mit Marken wie Boglioli, Hackett London, Henry Cotton’s und Maßkonfektion von Dressler. „Wir haben den Laden gemütlich wie ein englisches Wohnzimmer eingerichtet“, so Wartner. „Der Mann ist froh, hier seinen Rückzugsort zu haben, ohne Internet und iPad.“ Auch Gespräche über Allgemeines gehören dazu, zum Beispiel über Grappa und Feinkost, die es ebenso bei Stulz zu kaufen gibt. „Stimmt die Atmosphäre, ist es leicht, den Mann zur Anprobe zu bewegen“, sagt Thomas Wartner. „Aber ausschlaggebend ist die Fachkompetenz in Ware und Produkt, Es schafft Vertrauen, wenn sich der Verkäufer darin auskennt.“ Probiert der Kunde an, hat er schon zu 80 Prozent gekauft, so Christian Brennenstuhl. „Aber dafür müssen vorher viele Faktoren stimmen: Brauche ich das Produkt? Kann ich es mir auch leisten? Stimmt die Qualität? Auch die Passform ist sehr wichtig, da lässt sich nicht herummauscheln. Gibt es damit Probleme, zieht der Kunde auch mehrere Hosen an. Anders, wenn die Frau dabei ist. Dann sagt er schneller: So, jetzt ist Schluss.“ Männer und Marken. Wie ausschlaggebend

sind bekannte Brands bei der Kaufentscheidung? Wie wichtig sind sie als Statussymbol? „Der Mann mit 20 ist auf Partnersuche und achtet mehr auf seine modische Erscheinung. Der Mann um die 40 ist damit beschäftigt, das Geld nach Hause zu bringen“, erklärt Andreas Baumgärtner „Er hat weniger Interesse für Mode; Qualität wird ihm wichtiger. Die Mode soll seinen Status darstellen, Marken sollen ihm etwas abnehmen und verlässlich sein.“ So gehören auch in den Herrengeschäften der Schweizer PKZ Gruppe derzeit Namen wie Moncler, Woolrich und Canada Goose zu den Bestsellern. „Mode und Funktionalität, das hat derzeit viel Erfolg, vor allem bei „Der Total-Look unserer Marke ist in Deutschland schwierig, hier verkaufen wir eher die Einzelteile gut. Aber wenn die Händler mutiger wären, würde die Mode auch eher bei den Konsumenten ankommen!“ R95th, Susanne Bielen Country Manager Deutschland

Männern“, sagt PKZ-Inhaber Olivier Burger. „Aber gerade im Casualbereich sind Männer jetzt sehr offen für neue Marken, die vor kurzer Zeit noch keiner kannte. Da spricht die Ware einfach für sich.“ „Im Idealfall trifft alles zusammen“, so Christian Brennenstuhl, „die Marke, die man kennt, plus Qualität plus Geschichte. Ich stelle öfter fest, dass der Mann erst die

Geschichte kauft und dann das Produkt. Aber letzten Endes muss das Produkt auch wirklich etwas können.“ Das gilt ebenso für gutes Schuhwerk, zum Beispiel von Ludwig Reiter. Schick und rahmengenäht, aus hochwertigem Leder und solide verarbeitet. Weil der Kunde darüber hinaus den Namen kennt, zahlt er dafür auch 500 Euro. „Männer kaufen Schuhe gern als Klassiker und mit Tradition“, bestätigt Thomas Wartner, der sich auf Maßschuhe mit holzgenagelten Sohlen nach alter Schuhmacherart aus Österreich konzentriert hat. „Oft auch spontan, wenn es der Richtige ist und der Schuh sie begeistert. Einen Klassiker mit Geschichte und Qualität probiert jeder zweite Kunde und kauft dann mit 95-prozentiger Sicherheit.“ Dass bekannte Marken für viele Männer „Frauen gehen viermal im Monat einkaufen, Männer viermal im Jahr. Frauen gehen gern schauen, vergleichen viel. Männer, wenn sie einmal im Laden sind, sind dankbare Kunden.“ Olivier Burger, Inhaber der PKZ Gruppe Schweiz

eine sichere Bank sind, beweist im kommerziellen Markt das Phänomen Jack Wolfskin. „Der Typ in der Werbung ist ein cooler Abenteurer, der die Funktionsjacke für die Straße bringt“, so Thomas Wartner. „Dahinter steckt ein Wahnsinnsmarketing. Die Masse findet es toll, das Produkt ist erschwinglich und verkauft sich fast von selbst, braucht so gut wie keine Bedienung. Das ist sicher ein wesentlicher Erfolgsfaktor.“ Aber die Mode hat gute Alternativen zur reinen Funktionsjacke zu bieten – bei Stulz zum Beispiel leichte Wolldaunenjacken von Mabrun oder Henry Cotton’s oder eine Wolljacke von Dressler als Mantelersatz. „Das sind neue Typen, die natürlich auch beratungsintensiv sind“, so Thomas Wartner. Beratung, bei der es sehr darauf ankommt, dass Kunde und Verkäufer die gleiche Sprache sprechen, denn Begriffe wie Slim Look sagen vielen Männern erst einmal wenig. „Besser ist es, mit einem jungen Look zu argumentieren, jung tut jedem gut“, sagt Thomas Wartner. Denn wie auch bei Frauen gelten die Zielgruppen nach Alter nicht mehr. „Ältere Männer sind heute fitter und sportlicher als früher, sie sehen zu, dass sie keinen dicken Bauch bekommen“, sagt Olivier Burger. „Heute kommt es vor, dass mein Sohn und ich uns am Wochenende treffen und die gleiche True-Religion-Jeans anhaben. Das wäre vor ein paar Jahren nicht möglich gewesen.“ So hat die PKZ Gruppe im Jahr 2008 ihre ursprünglich eigenständigen Blue-Dog-Läden mit einem jungen Casualsortiment in die PKZ-Geschäfte integriert. „Die Altersgruppen wachsen heute zusammen“, so Olivier Burger, „und die Männer sind froh, dass sie nicht mehr in ein Extrageschäft gehen müssen.“ Lernprozess. In London tragen Werber die


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078 CONCEPT

So sehen zeitgemäße Looks aus. Closed (li.) hat die Umsätze seiner modischen Menswear vervielfachen können. Marc O’Polo (Mitte) bringt modernisierte Klassiker. Paul Kehl (re.) heißt die erfolgreiche Eigenmarke der PKZ Gruppe, die Bodenständigkeit mit trendbewussten Looks zu vereinen weiß.

Barbour-Jacke zur Carhartt-Hose als coolen Mix. Auch in Mailand ist die gekrempelte Chino zum gepflegten Hemd mit Flanellsakko kein seltenes Bild. Hier scheint die Modebotschaft verstanden worden zu sein. „In Italien und England gibt es mehr Männer als in Deutschland, für die Mode mehr zur Lebensfreude zählt“, sagt Andreas Baumgärtner von Marc O’Polo. „Tolle Kleidung ist ein Genuss, aber es gehört auch Training dazu, man muss sich damit beschäftigen. Deshalb ist es auch unsere Aufgabe seitens der Industrie, so viel wie möglich zu kommunizieren, über unseren Lifestyle, die Passformen und unserem Sinn für Qualität. Es ist wichtig, dass wir uns erklären.“ Dafür hat Marc O’Polo jetzt erstmalig zur aktuellen Thomas Wartner, Geschäftsführer stulz-mode:genuss:leben: „Männer sind froh, einen Rückzugsort zu haben. Extrem wichtig ist aber die Fachkompetenz im Produkt. Dass ich mich da auskenne, schafft Vertrauen.“

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Herbst-/Winter-Saison ein Journal herausgebracht, um den Konsumenten die Welt der Marke näher zu bringen. Auch R95th kommuniziert seinen Style über eine Modezeitung, mit lifestyligen Bildern auf Zeitungspapier gedruckt. Hilfreich für Händler und Endverbraucher, denn wer die Mode nicht zeigt, kann sie auch nicht an den Mann bringen. „Die Kette beginnt bei unseren internen Präsentationen und endet bei dem Verkaufsgespräch im Laden“, erklärt Til Nadler von Closed. „Natürlich bleibt dazwischen immer etwas liegen und zwar bei allen. Aber wir arbeiten zunehmend an allen Schnittstellen; mit Schulungen intern und vor Ort, was sensationell ankommt. Es geht darum, die Verkäufer zu begeistern, und das Interesse daran ist sehr groß.“ Was kommt letztendlich bei den Männern als Modekunden an? „Männer unter 30 legen heute mehr Wert auf Kleidung; die Jungen öffnen sich der Mode mehr“, sagt Susanne Bielen. „Die junge Generation in-

Christian Brennenstuhl, Inhaber Amorph: „Der Mann kauft zuerst die Geschichte und dann das Produkt. Aber am Ende muss das Produkt auch etwas können.“

formiert sich im Internet und Magazinen wie GQ über Mode und ist deutlich stilbewusster“, erklärt Thomas Wartner, „ich merke das an ihrer Entscheidungsfreudigkeit, die jungen Männer kaufen schnell, wenn es passt.“ „Es hat auch deutlich abgenommen, dass Männer mit ihren Frauen einkaufen gehen“, resümiert Olivier Burger. „Die Männer sind erwachsener geworden und wissen genau, was sie wollen.“ Es gibt also Hoffnung fürs Straßenbild.

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080 CONCEPT

Männer + Mode

Eine Talkshow mit Verkauf Herbert Möller ist Modehändler mit Leib und Seele. Anfang der 1980er-Jahre führte er Designermarken wie Comme des Garçons und Jean-Paul Gaultier, bis er 1983 einen bewussten Schnitt machte und sein neues Geschäft Möller & Möller in Hannover wie einen exklusiven Herrenclub konzipierte. Heute mit Marken wie Kiton und Alden, Etro, Loro Piana und Moncler. Im Interview erläutert Herbert Möller, was nötig ist, um Männer beim Modekauf glücklich zu machen. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Möller & Möller

Qualitätsbewusstsein, Handwerkskunst und Service sind die Säulen, auf die Herbert Möller sein Geschäft baut.

H

err Möller, was braucht ein Mann, um sich im Geschäft wohlzufühlen?

Dem Mann von heute fehlt es an Herz und Wärme, die Welt ist ihm zu nüchtern geworden. Er hat vielfältige Probleme, die er mit Verständnis behandelt wissen will, und braucht einen Rückzugsmoment. Im Geschäft will er jemanden zum Reden haben – der sportliche Typ möchte sich über Fußball austauschen, der politisch Interessierte über das Tagesgeschehen. Männer wollen auch gern für sich sein beim Kauf. Jeder braucht seinen Bau. Wie bekommt man ihn dazu, anzuprobieren?

Vor der Anprobe müssen wir die Auswahl auf den Punkt bringen, ein Mann will das Thema erst verstehen! Probiert er an, muss das Schulterteil im ersten Moment sitzen. Vielleicht noch eine Größe nach oben oder unten, das wars, sonst steigt der Kunde aus. Die nötigen Änderungen müssen wir klipp 112 style in progress

Die aktuelle Mode kommt dem männlichen Selbstverständnis entgegen. Dennoch sehen wir viele betont unmodische Männer im Straßenbild oder auf dem Flughafen die Jack-Wolfskin-Jacke über dem Anzug.

demonstriert der Mann seinen stillen Protest, wie eine späte Pubertät. Damit stellt er sich aber ein schlechtes Zeugnis aus. Wenn er sagt, für Mode will ich kein Geld ausgeben, bin ich absolut seiner Meinung. Der Wert von Kleidung sollte nachvollziehbar sein: Ist es angemessen, mein Geld so anzulegen? Genau das möchte ich als Fachhändler den Kunden vermitteln. Würde der Mann einen hochwertigen Anzug kaufen, könnte er den Unterschied merken. Ein Kiton-Anzug sieht mit Sicherheit zehn Jahre lang top aus. Im Grunde kann man das Verkaufen mit der Moderation einer Talkshow vergleichen. Den Modeanteil gering lassen, die Qualitäten hervorheben, ehrlich sein und mit Freude bedienen. Viele Kunden kommen herein und gucken erst mal knickerig, brummeln: Nur mal schauen. Und es ist schön, wenn sie später den Laden verlassen und ein Lachen im Gesicht haben.

Mit der Freizeitjacke über dem Billiganzug, die eigentlich für das Gebirge gemacht ist,

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und klar benennen. Nicht vorsichtig fragen: Darf ich vorschlagen, hier hinten noch was wegzunehmen? Das würde nur Unsicherheit suggerieren. Dann kann man aufbauen. Das Hemd dazu, die Hose. Mit neuen Farbnuancen, kleinen Accessoires. Wie wichtig ist Kleidung als Statussymbol?

Unser Mann um die 35 will im Beruf gefestigt sein und Geld auf der Kante haben. Das zeigt er mit seinem Auto oder mit seiner Uhr. Dazu kommt die Kleidung, die seinen trainierten Körper erahnen lässt. Seine Auswahl demonstriert Überlegenheit, subtile Sexiness. Er ist die Falle, das Wild muss ihm zulaufen.


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Hollywood auf Sylt Arqueonautas | Die Macher von Arqueonautas wollen mit ihrer Marke hoch hinaus. Das haben sie mit einer großen Feier zum Launch des Onlineshops eindrucksvoll unter Beweis gestellt – ebenso wie mit Ehrengast Kevin Costner. Text: Nicoletta Schaper. Foto: Arqueonautas

Der Mann und die (Sylter) Düne: Kevin Costner ist der neue Botschafter von Arqueonautas. Der Schauspieler und Sänger passt aber auch als Umweltschützer zum Markenimage. Seit Ende der 1990er-Jahre investiert er große Summen in eine Technologie, die Öl von Wasser trennen soll, für den Einsatz bei Schiffskatastrophen wie der Ölpest 2010 im Golf von Mexiko, bei der 32 der Maschinen eingesetzt wurden.

s war ein Event mit Glanz und Glamour, den die Marke Arqueonautas im vergangenen September initiierte. Zum Startschuss des Onlineshops kam Special Guest Kevin Costner nach Sylt, dazu rund 300 Gäste, die den Weltstar in Sylts In-Location Sturmhaube bei einem Konzert mit seiner Band Modern West begeistert feierten. Der Hollywoodstar Costner und Arqueonautas, das passt überaus gut. „Kevin Costner liebt die Natur, ist sportlich, sympathisch und geht seinen eigenen Weg“, so Kai Wilhelm, Geschäftsführer der Kitaro Fashion Group. „Wir wollen die Strahlkraft von Kevin Costner nutzen, um Arqueonautas international bekannter zu machen und um neue Märkte wie zum Beispiel Asien und Nordamerika erschließen zu können.“ So ist Kevin Costner nicht nur Testimonial der Marke, die mit jedem verkauften Kollektionsteil einen Euro an die Rettung des weltmaritimen Kulturguts spendet, sondern auch Mitgesellschafter, der sich darüber hinaus ins Design einbringt. „Ich mag die Ge-

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schichte hinter der Marke“, erklärt Kevin Costner. „Das Team von Arqueonautas Worldwide birgt weltweit das Inventar gefährdeter Schiffswracks. Und weil ich früher selbst einmal als Fischer gearbeitet habe und sehr gern tauche, weiß ich, was man braucht, wenn man auf dem Wasser unterwegs ist.“ Tauchgang in der Javasee. Der neue Onlineshop markiert einen weiteren Meilenstein in der jungen Erfolgsgeschichte von Arqueonautas. Man liege bereits 50 bis 60 Prozent über Plan, so Kai Wilhelm, und dazu tut die breite Präsenz in der Tagespresse und den Lifestylemedien wie Instyle oder Brigitte online ihr übriges, ebenso wie diverse Social-Media-Aktivitäten. Derzeit ist die maritime Sportswear-Marke mit rund 700 Verkaufspunkten am Markt präsent, im deutschsprachigen Markt als auch beispielsweise in Frankreich, Kanada sowie in den GUS- und Benelux-Staaten. Zusätzlich wird das Markenimage mit vier eigenen Stores gestärkt: in Düsseldorf, Hamburg, Berlin,

Hannover sowie einem Partnerstore in Dresden, dem Mitte Februar ein weiterer auf Sylt folgen soll. Darüber hinaus seien weitere Stores an internationalen Holiday-In-Spots geplant, so Wilhelm. Kevin Costner wird der Marke verbunden bleiben, neben seinen Aktivitäten als Sänger, Umweltschützer und natürlich Schauspieler. In diesem Jahr ist er im neuen SupermanFilm als Ziehvater des Titelhelden zu sehen. Und er plant, in diesem Frühjahr mit Arqueonautas Worldwide in der Javasee vor Indonesien zu tauchen, wo das Team von Graf Sandizell große Mengen Porzellan aus der Ming-Dynastie (um 1580) gefunden hat.

Arqueonautas. 2008 gegründet, gehört zur Kitaro Fashion Group in Düsseldorf. Die Otto Group hält 74,5 Prozent Anteile am Unternehmen, während Kai Wilhelm mit 25,5 Prozent Beteiligung neben Klaus Jochums Geschäftsführer des 60 Mitarbeiter großen Unternehmens ist. Weitere Modemarken neben Arqueonautas sind Kitaro sowie Jette Joop DOB. www.arqueonautas.de


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Handwerk sticht Massenproduktion Handstich | Die deutsche Marke Handstich konzentriert sich auf Tradition, Handwerk, Nachhaltigkeit und bringt zusätzlich zur Schuhlinie zum Herbst eine neue Jackenserie heraus. Text: Sonja Ragaller. Fotos: Handstich

Höchste Qualität und ein Schuss Lässigkeit – die Philosophie steckt auch in der neuen Jackenkollektion.

„Handstich ist handwerklich, nachhaltig und zeitlos, nicht trendorientiert. Wir wollen Produkte entwickeln, die man auch morgen noch gut findet.“ André Berger

n einem klaren Wintertag kommt einem Schloss Seefeld am Pilsensee im oberbayerischen Fünfseen-Land noch märchenhafter und prächtiger vor. Es strahlt auch Zeitlosigkeit und Tradition aus und insofern ist die Zentrale des neuen Schuhlabels Handstich perfekt gewählt. Tradition und handwerkliche Perfektion sind nämlich die Leitlinien für Gründer und Geschäftsführer André Berger, der mit Handstich einen lang gehegten Traum verwirklichen will: eine hochwertige Schuhkollektion für anspruchsvolle Kunden, wie sie ihm in der Branche tagtäglich begegnen und wie er selbst einer ist. Das Know-how muss er nicht zukaufen, ist er doch mit seiner Firma United Fashion Service seit Jahren als Kreativdienstleister am Markt und entwickelt mit seinem 25-köpfigen Team Kollektionspakete und Marketingkonzepte für die Textilindustrie. Die Vision für Handstich ist in dem kreativen Umfeld in den alten Gemäuern wie ein guter Wein langsam gereift. „Unsere persönlichen Ansprüche haben uns inspiriert, die Suche nach dem geilsten Schuh, der geilsten Jacke“, sagt Berger. „Der perfekte Schuh sollte handwerklich auf dem höchsten Niveau sein, nachhaltig und zeitlos.“

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Handcrafted Stuff. Diese Attribute packt Berger jetzt bereits in die dritte Kollektion.

17 Modelle für Männer und fünf für Frauen beinhaltet die Linie, vom klassischen Budapester über lässige Boyfriend-Styles und Desert-Boots bis hin zum Lammfellstiefel. Die VK-Preise bewegen sich ab 269 Euro aufwärts. Ein großer Teil ist rahmengenäht und somit stabiler, komfortabler, haltbarer. Alles ausschließlich handgemacht, allerdings nicht im Schloss, sondern in kleinen, weltweit verstreuten Manufakturen. „Es sind qualitativ hochwertige Fabriken, die am Tag vielleicht 120 Paar Schuhe fertigen. Wir wollten ein intelligentes Produkt mit einem gesunden Preis-Leistungs-Verhältnis schaffen. Das wäre hier in Deutschland nicht zu schaffen“, meint Berger. Nur so könne er immer einen Tick mehr in Verarbeitung, Qualität, Finishing und Polishing stecken. Modern umgesetzt. Handwerk wird hier

modern umgesetzt, auch was die Herstellungstechniken betrifft. Modern bedeutet bei Handstich nicht der spitzeste Leisten und die ausgefallenste Qualität, sondern hochwertige, bequeme Schuhe, die man im Business wie in der Freizeit tragen kann und die auch morgen noch ihre Berechtigung haben – wie eine Barbour-Jacke. So ist es naheliegend, dass Handstich zum Herbst/Winter 2012/13 mit einer eigenen Jackenlinie startet. „Wir wollen kein Komplettausstatter

sein. Aber die Warengruppe passt perfekt. Beides ist für Menschen gedacht, die stilsicher sind und gut kombinieren können“, so Berger. Der Fokus ist derselbe: qualitativ hochwertige Klassiker, die nicht bieder, sondern zeitgemäß sind. Die Hinterhofagentur in München übernimmt den Vertrieb für die Jackenlinie, die insgesamt 18 Modelle für Männer und Frauen umfasst und bei einem VK-Preis von etwa 499 Euro startet. Daunenjacken sind dabei die kommerziellsten Produkte. Ansonsten wird Flanell mit Leder kombiniert und mit echten Hornknöpfen versehen. Die Spitze bilden gewaschene Lammfellmäntel, die dann im vierstelligen Bereich liegen. Die Jacken sind nicht plakativ gebrandet. Das Produkt soll für sich sprechen und erzählen: von Qualität, Handwerk, Nachhaltigkeit, von modern umgesetzter Tradition und ein bisschen auch von Schloss Seefeld.

Handstich wurde von André Berger, Inhaber von United Fashion Service, gegründet. Die Marke umfasst handgemachte Schuhe für Frauen und Männer. Zum Herbst/Winter 2012/13 startet Handstich mit einer Jackenkollektion, die von der Münchner Hinterhofagentur vertrieben wird. www.handstich.de

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Sie sind speziell, anders und sprechen männliche Bedürfnisse geradezu perfekt an: In nordamerikanischen Groß- und Kleinstädten beleben inhabergeführte Läden das Einzelhandelsbild. Endlich wieder.

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CONCEPT 089

Das Fachgeschäft ist wieder da – in den USA

Neuer Pioniergeist In Nordamerika verändert sich der Handel mit Herrenmode. Die neuen inhabergeführten Läden passen zum aktuellen Hang zur Americana-Nostalgie. Doch Blattgoldschriftzüge auf der Schaufensterscheibe und absichtlich abgewetzte Regale sind nur die Oberfläche. Darunter liegt ein neues Verhältnis zum Kunden, das der Schlüssel zum Erfolg im 21. Jahrhundert sein könnte. Text: Petrina Engelke. Fotos: Stores

achhandel ist ein Anachronismus. Dieses Dogma schallt seit Jahren durch Europa. Dort liegt der Blick auf Amerika: Riesige Multilabel-Kauflandschaften und beeindruckende Flagship-Stores beherrschen den Markt, das Produkt steht hinter der Marke zurück, wenn Mode an den Mann gebracht werden soll. Schließlich geht es um Dinge, die die Welt nicht braucht – in Industrienationen diesseits und jenseits des Atlantiks geht niemand barfuß, die Kleiderschränke sind mit genug wärmender Hülle für ein Jahr ohne Waschmaschine gefüllt. Also braucht es Magneten, die die Kundschaft in die Modeläden ziehen. Auf dem Kontinent, der der Welt Elvis, Barbie und Lady Gaga beschert hat, weiß man eben, wie man Begehrlichkeiten weckt. Größer, schneller, weiter, selbst wenn eine ganze Branche dabei über ihr Ziel hinausschießt – dann schnell raus aus der Krise und alles wieder von vorn. Doch klammheimlich hat sich etwas verändert. Stilbewusste Männer setzen plötzlich nicht mehr einen Besuch bei Bergdorf Goodman und Ralph Lauren in New York oder bei Tom Ford in Los Angeles ganz oben auf ihren Einkaufszettel, sondern sie schwärmen von kleinen, inhabergeführten Boutiquen in Seattle, Austin oder Madison – ganz recht, Madison in Wisconsin, dem Zentrum der Milchwirtschaft der USA. Dort eröffnete 2005 ein Laden namens Context. „Wir konzentrierten uns von Beginn an auf Denim, das auf alten Maschinen und mit alten Her-

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stellungstechniken produziert wird“, sagt Besitzer Ryan Huber. „Wir führen einige der besten Denims der Welt.“ Drei Archetypen spreche er mit seiner Kollektion an: den klassischen Gentleman, den rauen Outdoor-Fan und den kreativen Geist. Eine klar definierte Zielgruppe kann freilich auch der Marketingchef einer Kaufhauskette benennen. Aber bei Context geht das Verhältnis zum Kunden viel weiter: „Wer den Laden besucht, bekommt einen individuell zugeschnittenen Gürtel. Dafür verwenden wir erstklassiges Leder und wir sorgen dafür, dass er perfekt passt.“ Ja, es sieht so aus, als sei das Fachgeschäft wieder da. Ein Comeback mit besonderem Dreh.

Die neuen nordamerikanischen Läden paaren einen altmodischen Geist mit der zeitgenössischen Freude am Besonderen. Sie führen traditionelle Marken wie Barbour, Woolrich, Levi’s und Canada Goose neben Newcomern wie Wings+Horns, The HillSide und Band of Outsiders, und Männer finden nicht nur rare Jeans, Gürtel und Schuhe, sondern auch Magazine, VinylSchallplatten, schrullige Antiquitäten, Rasierzeug oder Taschenmesser. Dass diese Art von Geschäften sich nicht auf Mode beschränkt, ist an sich keine bahnbrechende Erfindung. Die liegt auch hier im Detail: Die Besitzer schauen auf Dinge, die anderswo übersehen werden oder hinter dem Verkaufskalkül zurückstehen müssen. Das schlägt sich darin nieder, dass diese neuen

Läden extrem auf die Qualität ihrer Produkte achten und ihre Besitzer als wandelnde Lexika gern ihr Wissen teilen – ob es nun um die Webart einer Jeans geht oder um die Frage, wie ein echter Gentleman sein Hemd trägt. „Als Kunden haben wir immer nach Service, Qualität und Persönlichkeit gesucht“, sagt Otto Zoell. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf eröffnete er zusammen mit Stephen Chen den Laden Maas & Stacks in San Francisco. Sie konzentrierten sich darauf, ihren eigenen Geschmack und ihre Vorlieben zum Charakter des Ladens zu machen. Das hat durchaus auch Eigennutz: „Bevor wir unseren eigenen Laden aufmachten, hatten wir keine Stammboutique zum Einkaufen in der Nähe.“ Liebe zum Detail kurbelt das Geschäft an. Diese neuen Läden erweisen sich als de-

tailverliebte Fundgrube. Schiere Freude am Entdecken treibt nicht nur Kunden in die Läden, sie macht auch deren Besitzer zu Gleichgesinnten. So finden sich unter den Produkten ein Wasserbehälter für Hunde aus Leder (Unionmade), Astronauten-Eiscreme (Hickoree’s Hard Goods) und ein Medizinball nach dem Vorbild des Boxtrainingsgeräts vom Großvater des Ladenbesitzers (Context). Dieser Geist reicht bis hin zur Benennung der Abteilungen. Kosmetikprodukte etwa heißen sowohl bei Blackbird Ballard in Seattle als auch bei Unionmade in San Franstyle in progress 112


090 CONCEPT

Wings+Horns, Kanada Leichte Sommershorts, schwere OutdoorJacken, coole Sneaker: Diese Produkte gehen auf das Konto von Craig Atkinson. Bevor er Wings+Horns in Vancouver gründete, hat er jahrelang in Japan gearbeitet. Dennoch wird der Stil von Wings+ Horns oft als Canadiana beschrieben. Was macht den Kern von Wings+Horns aus? Es mag wie ein Klischee klingen, aber Qualität, Passform, Stoff und Design sind der Kern unserer Arbeit. Ich bezweifle, dass das eine ohne das andere leben kann. Und weil wir unsere eigene Nähwerkstatt hier in Vancouver haben, können wir ein höherwertiges Produkt schaffen. Wir arbeiten zudem sehr eng mit Garnspinnereien und Webereien zusammen, um unsere eigenen Stoffe herzustellen. Welche Art Läden bestellen so etwas? Wir haben den Eindruck, dass unsere Verkaufspartner sich sehr mit der Kultur unserer Marke beschäftigen. Sie verstehen Qualität auf vielen Ebenen und es ist ihnen ein Anliegen, unseren Kunden die bestmögliche Erfahrung zu bieten. Wie sehen Sie klassische Flagship-Stores und große Multilabel-Stores im Vergleich zu Boutiquen wie Blackbird, Haven oder Context? Ich glaube, dass für Läden wie Blackbird, Haven und Context immer Platz auf dem Markt sein wird, weil sie viel tiefer in der Kultur verankert sind, als es ein FlagshipStore oder ein großer Multilabel-Store je sein kann. Wie unterscheiden sich die japanischen und nordamerikanischen Modekulturen – und wo treffen sie sich? Ich würde das noch weiter auf Tokio versus New York herunterbrechen. Außerhalb von Tokio nimmt die Modekultur exponentiell ab, und dasselbe kann man über Nordamerika sagen. Als größten Unterschied würde ich sehen, dass es in Tokio weniger Regeln gibt. New York ist doch etwas konservativer bei der Herrenmode. Was die Ähnlichkeiten betrifft: Die Japaner haben schon immer eine große Neigung zur amerikanischen Kultur und Mode – und so seltsam es klingt, ich glaube, die Amerikaner beginnen gerade, durch den Einfluss der Japaner die amerikanische Modekultur zu würdigen. Für seine Stoffqualität arbeitet Wings+Horns eng mit Spinnereien und Webereien zusammen.

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Spielereien wie eine alte Zwille bieten bei Hickoree’s Hard Goods nicht nur Gesprächsstoff – man kann sie dort auch kaufen.

Nostalgie, Americana und Lokalkolorit prägen die Atmosphäre bei Stag.

Bei Sid Mashburn spielt Maßschneiderei eine große Rolle.

cisco Apothecary. Dazu sagt Unionmade-Ladeninhaber Todd Barket: „Personal Care oder Body Care schien etwas feminin für das, was wir tun. Apothecary dagegen ist klassisch maskulin mit einem nützlichen Mehrwert.“ Unionmade zeigt auch, dass das Konzept nicht zwanghaft ein Einzelunternehmen bleiben muss. Es gibt inzwischen drei Läden plus Online-Store. Allerdings sehen die Läden alle unterschiedlich aus. „Sie variieren je nach Stadt“, sagt Barket. „Der rote Faden dabei sind ehrliche, warme Materialien. Die Inneneinrichtungen lassen das Produkt den Helden spielen.“

jedem Kunden zu vermitteln, dass wir ihm dabei helfen können, besser aus dem Laden herauszugehen, als er hereinkam – selbst wenn wir es ihnen nur ein paar Minuten mit einem Gespräch und einer Cola nett machen, während wir eine Platte hören“, sagt Sid Mashburn. Im gleichnamigen Laden in Atlanta verkauft er etwa zur Hälfte seine eigene Linie, zur Hälfte andere Marken. Bei Sid Mashburn spielt die Maßschneiderei eine große Rolle. „Wir nähen nicht nur, was die Leute im Laden kaufen, sondern wir helfen ihnen auch dabei, das Beste aus dem zu machen, in das sie bereits investiert haben. Es gehört zu unserer Rolle, den Männern dabei zu helfen, durch die Ungewissheiten der heutigen Kleidungsansprüche zu navigieren.“ Eine solche persönliche Vorstellung von Service findet sich im ganzen Land. Bei Confederacy in Los Angeles etwa fungieren alte Telefonzellen als Umkleidekabinen – und die Telefone darin verbinden die Kunden direkt mit dem Personal. Bei Stag in Austin kommt der Kontakt direkt zustande. In die Räume mit der noch fühlbaren Patina einer 1950er-Jahre-Reinigung möchten viele Kunden direkt einziehen – das mag auch daran

Der Gentleman-Faktor: Service über alles. Apropos Helden: Stilikonen inspirie-

ren fast jeden dieser Läden. Steve McQueen, Cary Grant, James Dean stehen Pate – und die Helden der Arbeit. Klassische Workwear-Stoffe finden sich überall, wenn auch nicht immer da, wo man sie erwartet – zum Beispiel in der Krawatte. Die Haltung dahinter folgt einer tief verwurzelten Arbeitsmoral: Die Ladenbesitzer sind so selbstsicher, dass sie – ganz Gentlemen – gern zu Diensten sind. „Wir bemühen uns sehr,



092 CONCEPT

The Hill-Side, USA Krawatten aus Workwear-Stoffen sind derzeit ihr Verkaufsschlager: Die Brüder Emil und Sandy Corsillo gründeten The Hill-Side im Juni 2009 – parallel zum Start ihres Multilabel-Onlineshops Hickoree’s Hard Goods. Was ist der Kern der Hill-Side-Kollektion? Emil Corsillo: Wir haben fünf verschiedene einfarbige Chambray-Stoffe, die wir jede Saison benutzen. Die erste Kollektion bestand aus Chambray, Denim, gestreiftem einfärbigem Twill. All diese Stoffe waren in Selvedge-Qualität und direkt von klassischen Arbeitskleidungsstoffen hergeleitet. Inzwischen sind wir weniger dogmatisch in punkto Arbeitskleidung, es gibt jetzt auch florale Drucke und so weiter. Aber diese fünf Chambrays kommen in jeder Saison wieder vor, sie bilden die Verbindung zu den Wurzeln der Kollektion. Sie sind ja geradezu verliebt in Ihre Stoffe. Sandy Corsillo: Die unterschiedlichen Styles sind letztlich nur Rahmen, in denen wir unsere Stoffe präsentieren. E.C.: Diese hinreißenden Stoffe anzufassen, von nahem zu betrachten, sogar zu riechen, das ist etwas Besonderes. Der Zugriff auf besondere Stoffe ist unser Wettbewerbsvorteil. Viele der traumhaften Stoffe, die wir benutzen, stammen aus sehr speziellen Quellen, zu denen andere entweder keinen Zugang haben, oder sie können mit diesen Webereien nicht zu den Bedingungen arbeiten, die wir bieten. Das Look and Feel hat etwas Nostalgisches. Americana, traditionelle Arbeitskleidung und so fort: Wohin kann das führen? E.C.: Visuell betrachtet gibt es derzeit einen Kulturerbe-, Nostalgie-, Americana-, Workwear-Trend. Aber wir sehen darunter äußerst positive Eigenschaften, die überhaupt nicht an einen Trend gebunden sind. Und wenn die Gegenreaktion gegen die Workwear-Ästhetik kommt, wenn Americana die Leute visuell nicht mehr anspricht, wird die darunterliegende Ebene bleiben, auf der es einem einfach wichtig ist, woher die Sachen kommen und wie sie hergestellt wurden. Das ist jedenfalls unsere Hoffnung.

The Hill-Side wurde mit Krawatten aus WorkwearStoffen bekannt.

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Die Abteilung mit Rasierzeug und Duftkerzen für Männer bei Unionmade heißt Apothecary.

Die Besitzer von Maas & Stacks fanden keine Stammboutique in der Nähe – also gründeten sie eine.

liegen, dass ein Kühlschrank stets mit Bier einer lokalen Brauerei gefüllt und auch Whiskey zur Hand ist. „Es ist ja keine Überraschung, dass viele Männer nicht gern Klamotten kaufen gehen – oder überhaupt einkaufen“, sagt Steve Shuck, einer der fünf Besitzer von Stag. „Bei uns fühlen sie sich wohl und wir geben ihnen Souveränität mit dem, was sie tragen.“ Unterm Strich zählt das Wissen. Diese

Souveränität kommt nicht von ungefähr. Wissen, das früher nur Brancheninsidern zugänglich war, kann man heute mit ein paar Mausklicks im Netz finden. „Und wenn man Zugang zu Informationen hat, will man mehr davon“, sagt Emil Corsillo, der mit seinem Bruder Sandy Hickoree’s Hard Goods zunächst als Online-Store gründete und inzwischen einen Laden in Brooklyn eröffnet hat. „Der nächste Schritt ist, dass man sich von Dingen angezogen fühlt, die eine gute, authentische, tiefer gehende Geschichte erzählen.“ So fragen Kunden heute: Woher kommt der Stoff? Wie wurde er gewebt? In welche Webrichtung läuft der Stoff? Womit wurde er gefärbt? Wie alltäglich oder selten ist er? Wer

hat die Jeans genäht und wo? Dass die Ladenbesitzer nicht reinem Marketingkalkül folgen, sondern lieber auf ihren Instinkt hören, gibt ihnen am Ende den entscheidenden Vorteil vor Multilabel-Giganten und Flagship-Stores: Männer wollen heute nicht nur gut aussehen, sie genießen es auch, ModeNerds zu sein und sich am Tresen ihres Lieblingsladens darüber zu unterhalten. DIE BESTEN HERRENFACHGESCHÄFTE NORDAMERIKAS Blackbird Ballard, Seattle www.blackbirdballard.com Confederacy, Los Angeles www.shopconfederacy.com Context, Madison www.contextclothing.com Haven, Edmonton (Kanada) www.havenshop.ca Hickoree’s Hard Goods, New York www.hickorees.com Maas & Stacks, San Francisco www.maasandstacks.com Sid Mashburn, Atlanta www.sidmashburn.com Stag, Austin www.stagaustin.com Unionmade, San Francisco www.unionmadegoods.com



094 CONCEPT

Der erste Witty-KnittersStore außerhalb Deutschlands eröffnete im Dezember 2011 in Kitzbühel.

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CONCEPT 095

Die Visionäre Witty Knitters | Am Anfang standen ein überschaubares Sortiment aus Cashmere-Strick und zwei goldene Hasen als Maskottchen. Nur ein halbes Jahr später ist Witty Knitters zur Total-Look-Kollektion avanciert und bietet dem Fachhandel ein attraktives Sofortprogramm mit extrem kurzen Lieferzeiten. Text: Nicolette Scharpenberg. Fotos: Witty Knitters

as Schweizer Label Witty Knitters unter der Führung von Alexandra von Schöning und Manuel Rivera feiert erst Anfang 2012 sein Debüt im Fachhandel. Gegründet wurde die Marke bereits im April 2011. Fast zeitgleich eröffneten bereits die ersten zwei Witty-Knitters-Stores in Keitum und Westerland auf Sylt. Im September folgte der erste Flagship-Store in der Hamburger Hafencity und im Dezember 2011 feierte der erste Store in Kitzbühel in Österreich Premiere. Ein schnelles Tempo, das Witty Knitters einschlägt. „Wir haben ganz Europa im Visier“, sagt Sales- und Marketingdirektor Matthias Lemcke. Ziel der Gesellschafter ist, die Marke mit eigenen Stores zu positionieren – auch international. „Timmendorf ist im März 2012 geplant und bereits Breuninger hat Shop in Shops in seinen Filialen.“ Der Vertrieb läuft über die Münchner Adventure Agentur mit Showrooms in Düsseldorf und München. Bis 2014 sollen nach Unternehmensangaben weitere zehn bis 15 Stores entstehen, unter anderem in Bergen aan Zee in den Niederlanden und Chourchevel in Frankreich sowie in St. Moritz und Genf in der Schweiz und Knokke in Belgien.

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Ein Resort verlangt mehr. Im Fokus des Unternehmens standen von Beginn an Urlaubsresorts. „Der Kunde in Urlaubsemotion ist ganz anders zu kaufen motiviert als im Alltag. Danach richten wir unsere Kollektion aus“, erklärt Lemcke. Was mit einem sportiven und eleganten Cashmere-Sortiment angefangen hat, wurde zum Vollsortiment ausgebaut. „Wir haben gesehen, dass wir mit reinen Cashmere-Pullovern zwar erfolgreich sein können, aber nicht in den Flä-

Ein Resort verlangt mehr, deshalb setzt Witty Knitters in Zukunft auf einen Total-Look.

chen und in den Standorten, wo wir planen, uns zu positionieren“, sagt Lemcke. Heute bietet Witty Knitters einen Total-Look aus Sommerkleidern, Blusen, Handtaschen, Lederjacken, Sneakers, Stiefeln, Lammfellund Daunenwesten, kuscheligen Pullovern, Parkas, Schals und Winterboots, je nach Lage des Resorts. Internationalisierung. Um auch international am Markt reüssiern zu können, war eine Verlagerung des Designteams und des Bereichs Sourcing der logische Schritt. „In London wird ein Design- und Development Center entstehen“, sagt Lemcke. Jetzt arbeiten dort unter Führung von Kate Sheryn verschiedene Designer an den Bereichen Strick, Outerwear oder Leder. Peter Ripper betreut den Bereich Sourcing und Development von Hongkong aus. „Er ist ein Mann mit langjähriger Erfahrung im Bereich Sourcing. Durch sein Know-how und seine Kontakte wurden uns Möglichkeiten eröffnet, die wir uns zu Anfang nie erträumt hätten“, erzählt Lemcke. „Heute sind wir in der Lage, dem Fachhandel ein Sofortprogramm bieten zu können, mit einer Lieferfrist von zirka zwei Wochen. Denn durch die eigenen Stores, die Kollektionspriorität haben und

immer das gesamte Sortiment anbieten müssen, können wir bereits frühzeitig Stoffe blocken. Dadurch verkürzen sich Lieferzeiträume auch für die Einzelhändler“, erklärt Lemcke. Geplant sind vier Kollektionen im Jahr. Herbst/Winter beginnt bereits Anfang Juni, Frühjahr/Sommer bereits im Dezember. „Weil wir das in unseren Resorts so früh brauchen“, begründet Lemcke. „Der Einzelhändler hat die Möglichkeit, zwischen den Kollektionen zu switchen.“ Neben den eigenen Stores wird es auch Partner-Store-Konzepte geben, die es Dritten möglich machen, die Firmen-CI und das Interieur zu nützen, ihnen aber gleichzeitig die Freiheit lassen, selbst zu entscheiden, was sie einkaufen. Eine fruchtbare Basis: „Wir arbeiten ausschließlich mit Kooperationsvereinbarungen“, so Lemcke abschließend.

Witty Knitters wurde im April 2011 in Münchenstein in der Schweiz gegründet. Inhaber der Marke sind Manuel Rivera und Alexandra von Schöning. Mitte 2011 wurde aus einem Sortiment aus Cashmere-Pullovern ein Vollsortiment. Das Designbüro wurde nach London verlegt, Sourcing und Development nach Hongkong. Bis 2014 sollen weitere zehn bis 15 Stores in Urlaubsresorts eröffnen. www.wittyknitters.com

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096 CONCEPT

Fashion Engineering G-Lab | Braucht die Welt tatsächlich noch eine neue Jacke? Ja, meint Björn Gericke, wenn sie anders ist. Er tritt mit G-Lab den Beweis an. Text: Stephan Huber. Fotos: G-Lab

G-Lab vereint Technologie und Mode zu einem toughen und kompromisslosen Produkt.

ie neugierige Frage seinen Familiennamen betreffend ist Björn Gericke offensichtlich schon lange gewöhnt. Ja, er ist der Sohn der motorradverrückten Legende Hein Gericke. Obwohl er eigentlich lange eine völlig andere Richtung eingeschlagen und sich Ende der 1990er-Jahre in London erfolgreich als Investmentbanker etabliert hatte, war er doch irgendwie vom Virus infiziert. So machte er sich 2003 nach Lehr- und Wanderjahren zurück in Düsseldorf mit der Designagentur G-Lab selbstständig. Der Name war von Anfang an Programm. Ein Laboratorium, um eingetretene Wege zu verlassen und neues zu versuchen. Zunächst als Partner für Marken wie Harley Davidson oder Scorpion. Schon bald jedoch regte sich intensiv der Wunsch, etwas wirklich Eigenes zu machen. „Aber definitiv keine Motorradbekleidung!“, so Björn Gericke und liefert mit leichtem Augenzwinkern die Begründung. „Gesetzte, ältere Herren auf den dicken Maschinen sind keine wirklich design- und modeaffine Zielgruppe.“

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Technologie inside. Genau diese Zielgruppe will Gericke mit G-Lab aber ansprechen. „Es gibt in Bezug auf den funktionellen Anspruch kein komplexeres Produkt als die Motorradjacke“, fasst Gericke Inspiration und Anspruch der bewusst sehr klein gehaltenen Kollektion zusammen. Diesen Anspruch in Haptik, Visualisierung und tatsächlicher Funktion in eine zeitgemäße urbane Jacke zu übersetzen, ist Gerickes Mission. Er nennt das Fashion Engineering. Zwei Jahre gab er sich und seinem Team für die Entwicklung eines kompromisslosen, toughen Produkts Zeit. Im Winter 2010 präsentierte sich G-Lab dann erstmals auf der Premium Berlin. Sechs Jacken, ein Material, nur für Männer. Seit 2011 gibt es das Pendant für Damen in einer softeren, aber nicht minder funktionellen Qualität. Technologie und Funktion sind weitgehend innen verpackt, um einen cleanen Look zu garantieren. Was die schmal geschnittenen Jacken, gefertigt aus einem eigens entwickelten Drei-Lagen-Laminat, können, wird außen nur angedeutet: massives Nahtbild,

2003 machte sich Björn Gericke, Sohn der Motorradlegende Hein Gericke, in Düsseldorf mit der Designagentur G-Lab selbstständig.

noch massivere japanische Zipper von YKK, charakteristische Zippergarage. Björn Gericke: „G-Lab soll nicht laut sein. Das ist keine Angeberjacke.“ Der Einstieg in den Markt ist gelungen. Die Unterstützung des über alte Connections gewonnenen Produzenten ermöglicht behutsames Wachstum und Internationalisierung (Kanada, USA, Japan), ohne dabei auf die Banken angewiesen zu sein. Überpacen will Gericke ohnehin nicht. „G-Lab ist kein Produkt für den schnellen Euro. Wir wollen die Kollektion langfristig im hochwertigen Fachhandel etablieren. Und da sehe ich uns auf gutem Weg.“ G-Lab Design wurde 2003 von Björn Gericke gegründet und ist eine der führenden Designagenturen für modische Performance-Wear mit Sitz in Düsseldorf. Die G-Lab Jackenkollektion wurde im Januar 2010 im Rahmen der Premium Berlin gelauncht. Für den Deutschlandvertrieb ist die Unifa-Tochter Blue Brain aus Düsseldorf zuständig, in München die Agentur Tradingpool, in Österreich wird die Marke von Unifa Austria betreut, in der Schweiz von der Cagol Fashion Company. www.g-lab.com




CONCEPT 097

„Wir müssen uns vor niemandem verstecken“ Luis Trenker | Mit neuem Designteam, neuer Firmenzentrale und internen Umstrukturierungen besinnt sich das alpine Mode- und Lifestylelabel auf seine Südtiroler Wurzeln. Inhaber Michi Klemera über Ironie, eine neue Ernsthaftigkeit und den Weg zurück in die Berge. Text: Jeanette Fuchs. Bilder: Marke

Moderne Sportswear-Elemente treffen auf alpine Bodenständigkeit: Ein neues Designteam verantwortet die Herbst-/WinterKollektion 2012 von Luis Trenker.

ir haben unser Zeltlager abgebaut“, so beschreibt Firmengründer Michi Klemera eine der Veränderungen, die im Hause Trenker eine neue Ernsthaftigkeit ankündigen: Mit dem Umzug in die neue Firmenzentrale – beheimatet in einem der imageträchtigsten Gebäuden Südtirols – zeigt man sich erwachsener, seriöser und zielorientierter. „Der neue Standort stärkt unser Selbstvertrauen. Damit zeigen wir: Wir sind ein ernstzunehmender Fisch im Haifischbecken der Branche und brauchen uns vor niemandem zu verstecken“, so Klemera.

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Rückbesinnung. Mit seiner frechen und unbeschwerten Philosophie konnte Luis Trenker insbesondere in den Jahren 2005 und 2006 beachtliche Erfolge verbuchen. „Wir wollten die Welt erobern, alles zerreißen und haben dabei vielleicht auch etwas zu weit über den Tellerrand geblickt.“ Das alpine Konzept von den Bergen in die Städte übertragen – ein kühner Plan, der letztendlich Zeit, Kraft und Geld kostete. Michi Klemera: „Wir haben unsere Lektion gelernt

und wissen heute mehr denn je, dass die Marke Luis Trenker von der Motivation und Leidenschaft unserer Stammkunden getragen wird.“ Dieser Tatsache bewusst, scheint das Besinnen auf die eigenen Stärken mit der Herbst-/Winter-Kollektion 2012 geglückt. Sportswear à la Luis Trenker. Mit verantwortlich für den Richtungswechsel sind Luisa de Santi und Gionata Malagodi. Von den Erfahrungen bei Napapijri, Marina Yachting und Fay, auf die das in der Sportswear-Szene etablierte Designteam zurückgreift, profitiert ab sofort auch das Südtiroler Label. „Mit der kommenden Wintersaison machen wir einen großen Schritt in Richtung hochwertiger Sportswear. Basierend auf dem soliden Fundament unserer zehnjährigen Firmengeschichte schaffen wir alpine Casualmode, die mit Werten aufgeladen ist und sich dennoch am Puls der Zeit bewegt“, fasst Michi Klemera zusammen. Trotz angestrebter Ernsthaftigkeit sieht der Unternehmer auch Ironie und Lebenslust untrennbar in der Marke verankert. Intensive Briefings waren notwendig, um das neue Designteam

auf die Pfade des Südtiroler Labels einzustimmen. Das Ergebnis: Eine Herbst-/WinterKollektion, die Elemente moderner Sportswear neu interpretiert und den Respekt vor der alpinen Kleidungskultur bewahrt. Italienische Lebensfreude bei der Kollektion, Geradlinigkeit beim obersten Unternehmensziel – Michi Klemera: „Ziel ist es, weiterhin am Markt zu bestehen und dort eine klare Rolle einzunehmen. Und damit die Erwartungen jener Menschen zu erfüllen, die seit vielen Jahren an die Marke Luis Trenker glauben.“

Luis Trenker. Gründungsjahr: 2001 Inhaber und Geschäftsführer: Michi Klemera Neuer Firmensitz seit Januar 2012: Waltraud-Gebert-Deeg-Straße 4, 9100 Bozen/Italien, T 0039.0471.633022 Showroom: Gusswerk, Söllheimer Straße 16, 5020 Salzburg/Österreich, Leitung: Michaela Schaubschläger Vertrieb über rund 300 Shops in Italien, Österreich, Deutschland, der Schweiz und Großbritannien sowie über den eigenen Onlineshop www.luistrenkerstore.com. www.luistrenker.com

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098 CONCEPT

LAND LUST

die neue Sehnsucht Der neue Trend zu Heimat, Tradition und Natur ist auf dem Land noch nicht wirklich angekommen. Ehrliche Handarbeit wird hÜchstens in den Medien romantisiert. Aber es liegt eine Sehnsucht in der Luft, die die Zukunft prägen wird. Text: Sonja Ragaller. Fotos: Marken

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CONCEPT 099

n einem Samstag im November in einer typischen niederbayerischen Kleinstadt: gähnende Leere in den Straßen der Innenstadt. Leerstände mitten im Ortskern. Nur am Kreisverkehr im hässlichen Gewerbegebiet vor den Toren des 15.000 Einwohner zählenden Ortes hat sich ein kleiner Stau gebildet. Die Autos biegen zu Lidl, Kik, Obi und Co ab. Tristesse nicht nur wegen der Nebelschleier, die alles in trostloses Grau hüllen. Die Berge sieht man ohnehin nur bei extremer Fönwetterlage. Neue Liebe zu Heimat, Natur und Tradition, über die nicht nur Magazine wie Landlust immer wieder schreiben? Hier spürt man sie jedenfalls nicht. Auch die ortsansässigen Einzelhändler berichten nicht gerade vom neuen Run auf ihre Region und ihre Geschäfte und auch nicht von Horden von Ausflüglern und Städtern, die ihre Liebe zum Land entdeckt haben.

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Szenenwechsel. Derselbe Samstag im bayerischen Oberland. Stop and Go Richtung Tegernsee. Stundenlang müssen landlustige Münchner auf verstopften Landstraßen zu Almhütten und Bergrestaurants kriechen. Die langwierige Anfahrt scheint nicht sonderlich abzuschrecken, wenn der Lohn dafür idyllische Wanderwege, urige Lokale und Natur pur sind, die einen schönen Kontrast zum stressigen Stadtleben bieten. Dass Bergwandern gerade auch bei jungen Leuten eine Renaissance erlebt, ist unbestritten. Outdoor-Anbieter profitieren

seit geraumer Zeit von der neuen Wanderlust und Naturliebe der Großstädter. Aber wirkt sich der Trend auch positiv auf Einwohnerzahl und Einzelhandelsstruktur in der Kleinstadt aus? Erblühen das Leben und der Handel fernab vom hektischen Großstadttrubel? Allein die nackten Zahlen sprechen dagegen. Hat 1994 knapp 19 Prozent der

deutschen Gesamtbevölkerung in ländlicher Umgebung gewohnt, so waren es 2010 nur noch 14. „Wenn die prozentualen Veränderungen auch gering ausfallen, so kann man immer noch von Landflucht sprechen, da die Bevölkerung im ländlichen Bereich konstant rückläufig ist und die städtische jährlich ansteigt“, sagt Susanne Becker vom Statistischen Bundesamt. Die überwiegende Mehrheit der gut ausgebildeten Jugend zieht es noch immer in die Metropolen. Insbesondere auch durch den demografischen Wandel sind die ländlichen Einwohnerzahlen vielerorts rückläufig. Viele Kleinstädte und Dörfer nicht nur in Ostdeutschland klagen über fehlende Arztpraxen, Dorfschulen, Banken, Gasthäuser, Poststellen, Banken und sogar Kirchen. Es ist fraglich, ob die Verödung der Kleinstädte zumindest außerhalb von Ferienregionen durch eine neue Gesinnung, die das Zukunftsinstitut in Kelkheim 2008 schon mit dem Begriff Neo Nature versehen hat, aufgehalten werden kann. „Den Städten und Gemeinden ist es ein wichtiges Anliegen, der Verödung von

Innenstadtbereichen wirksam entgegenzutreten. Regelmäßig werden Konzepte in Zusammenarbeit von Handel und Kommune entwickelt, die die Chance bieten, gerade regionale Besonderheiten zu etablieren und sich mit dem Themenfeld Natur, Ökologie und Tradition zu befassen“, sagt Dr. Gerd Landsberg vom Deutschen Städte- und Gemeindebund. Soweit die Theorie. Die Praxis sieht vielerorts anders aus, weiß auch Barbara Gruber vom Gewandhaus Gruber in Erding, 35 Kilometer von München entfernt. Dennoch ist ihr das Phänomen Landlust in letzter Zeit häufiger begegnet, nicht nur weil sie immer mehr Lederhosen und Dirndl verkauft, sondern sogar von einem wahren Trachtenboom sprechen kann. „Zunächst war das auf bestimmte Anlässe wie auf Volksfeste beschränkt. Aber mittlerweile hat das Echte, Traditionelle auch im normalen Alltag eine Berechtigung. Wir verkaufen jetzt auch vermehrt urige Janker, Strickjacken und Trachtenblusen zu Jeans und Chino.“ Gruber spricht auch von der Sehnsucht nach Wertbeständigkeit, die sie bei ihren Kunden ausmacht. Nur dass sich der Wertewandel extrem auf den Handel in den ländlichen Regionen auswirkt, kann sie nicht bestätigen: „In den 1970er und 1980er-Jahren war es extrem schick, in die Stadt zu fahren. Das machen heute natürlich auch noch viele. Aber es nimmt nicht mehr zu.“ Das liegt wahrscheinlich aber eher daran, dass Gruber

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100 CONCEPT

„Produkte, die in Österreich produziert werden, schätzen die Leute wieder mehr, wenn Design und Preis stimmen. Die Endverbraucher sind sensibler und kaufen intelligenter ein.“ Anja Grabherr-Petter, Phil Petter

mittlerweile auf 5.000 Quadratmetern Mode verkauft und von Esprit über Boss bis Gerry Weber alles bietet, was der Kunde braucht. Darüber hinaus versucht das Familienunternehmen, sich über guten Service und individuellen Markenmix von der breiten Masse abzuheben. Ein paar Kilometer weiter in Freising sieht es schon anders aus. Dort hat Gruber vor kurzem einen neuen Laden eröffnet und kämpft mit den üblichen Problemen, mit Einkaufszentren auf der grünen Wiese, mit veralteten Strukturen und der fehlenden Attraktivität des Stadtkerns. Kleine interessante Läden findet man hier kaum. Das Sterben des individuellen Einzelhandels ist laut BTE nicht gestoppt, der Konzentrationsprozess nimmt weiter zu. Betroffen sind vor allem kleinere Modegeschäfte mit Nettoumsätzen unter fünf Millionen Euro. Waren im Jahr 2000 noch 34.823 Unternehmen am Markt vertreten, so ist die Zahl im Jahr 2009 auf nur noch 23.771 gefallen. So mancher beobachtet jedoch einen langsamen Gegentrend. „Diejenigen Händler, die es heute noch auf dem Land gibt, bleiben auch. Sie haben sich auf den Mikromarkt und auf den Bedarf vor Ort eingestellt“, sagt Michael Prues von der Vertriebsagentur Raab & Prues in München. „Es gibt interessante neue Geschäfte am

„Was stark zu kommen scheint, sind Wellnesskonstrukte rund um das Thema Alpendorf. Es ist also eher eine virtuelle Landliebe der Städter und wirkt sich noch nicht auf die Einzelhandelslandschaft aus.“ Till Reiter, Ludwig Reiter

Land, die neue Wege gehen. Aber man kann nicht sagen, dass jetzt überall neue Shops aufpoppen.“ Davon kann auch Markus Kuttenreich ein Lied singen. Er betreibt in Ingolstadt auf 120 Quadratmetern den Männermodeladen Kuttenreich mit Marken wie Boss Black, Barbour, Polo Ralph Lauren und Better Rich. Große Einkaufs- und Outletcenter schwächen die Frequenz in der Innenstadt. „Natürlich fahren viele zum Einkaufen weg, weil es hier keine große Auswahl mehr gibt. Es fehlen die Magneten“, so Kuttenreich. Über die Jahre ist sein Sortiment immer hochwertiger und spezieller geworden, „das Andere bekommen die Leute doch überall“. Globale Konkurrenz. Diese findet nicht

nur mit dem Outletcenter in Ingolstadt oder in München statt, sondern auch im World Wide Web. Mytheresa, Jades24, Myclassico und Co. sind zu unmittelbaren Konkurrenten geworden, die allesamt über wachsende Verkäufe in ländliche Gebiete berichten können. „Mittlerweile bekommt man alles im Internet, auch sehr hochwertige Bekleidung. Das stellt natürlich die Exklusivität in Frage“, sagt Michael Prues. „Die stationären Händler sind gefordert, dass sie richtig Lust machen auf Einkaufen und gut beraten.

„Auffallend ist, dass es mehr hochwertige Läden in Süddeutschland und Österreich gibt als im Norden, wo eine höhere Preissensibilität auf dem Land zu spüren ist.“ Florian Ranft, Komet und Helden

Denn es wird immer schwierig sein, einen Brioni-Anzug im Internet zu kaufen.“ Brioni ist vielleicht die Ausnahme. Dennoch konnte der auf Textilien und Bekleidung spezialisierte Internet- und Versandhandel laut Statistischem Bundesamt im ersten Halbjahr 2011 ein Umsatzwachstum von 4,6 Prozent verzeichnen und wird zu einem immer stärkeren Mitbewerber des stationären Modefachhandels. „Traditionell haben wir viele Kunden aus dem ländlichen Raum und die Zuwachsraten entwickeln sich weiterhin sehr positiv“, sagt Stefan Puriss, CEO von frontlineshop. „Da sich die realen Angebotsstrukturen in den Vorstädten und ländlichen Gebieten tendenziell zurückentwickeln, besteht automatisch eine noch größere Nachfrage nach Versandhandelsangeboten. Das merken wir unmittelbar.“ Die Ausnahme bestätigt die Regel. In der Ferienregion Chiemsee und speziell im 10.000 Einwohner zählenden Ort Prien gibt es eine Markendichte, die ihresgleichen sucht. Im April hat zum Beispiel das männliche Pedant zum DOB-Laden Scala aufgemacht und bietet auf 70 Quadratmetern hochwertige Marken wie Jil Sander, Dries van Noten, Marc by Marc Jacobs, Frauenschuh, Acne und Golden Goose an. „Wir

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Heimatgefühle und Landlust – davon träumt der Stadtmensch heute. Der Handel am Land profitiert noch nicht von der neuen Sehnsucht.

spüren die neue Lust am Landleben und an den Bergen ganz klar. Viele Städter haben sich in der letzten Zeit Zweitwohnungen hier gekauft“, sagt Inhaber Georg Eder. „Der Chiemsee ist sehr attraktiv und insbesondere die Preise im Vergleich zu München. Außerdem schätzen unsere Kunden die ruhige Einkaufssituation und den Kontakt zu den Inhabern.“ Auch der Laden Lin & Co von Norbert Reipert, der zusammen mit seiner Frau das Cashmere-Label Villa Gaia führt, entwickelt sich positiv. Zu 70 Prozent besteht das Sortiment aus Villa Gaia, abgerundet mit der Marke Drykorn, Schuhen und Accessoires. 3.000 Teile werden dort jährlich gekauft, nicht nur von Touristen, sondern auch von Einheimischen. „Ich glaube, im ländlichen Bereich findet der Wertewandel schneller statt, weil die Menschen näher an der Natur sind“, sagt Reipert. „Der ökologische und soziale Aspekt der Produktion gehört auch zum Thema Landlust. Der Endverbraucher ist vermehrt geneigt, nachhaltige, in Europa produzierte Ware zu kaufen, wenn sie mit anderen Produkten auf dem gleichen Niveau ist, was Preis, Design und Funktion betrifft.“

Konsumlust mit gutem Gewissen verbunden. Das sei die Zukunft und zwar

nicht nur am Land. Das ist auch das Credo von Till Reiter, Inhaber der Marke Ludwig Reiter, die für hochwertige, rahmengenähte Schuhe steht, gefertigt vor den Toren Wiens. Dorthin ist Reiter mit seiner Firma gezogen. Bewusste Stadtflucht kann man das wohl nicht nennen, aber Reiter genießt die klassische Dorfstruktur mit Gutshof, Kapelle, Wäldern und Landwirtschaft. Genauso wie Kreative, die bewusst auf Vogelgezwitscher statt Verkehrslärm setzen. Das Fachmagazin Computer Woche hat groß über die neue Landlust der IT-Kreativen als Gegentrend zur Virtualisierung berichtet. „Das ist aber immer noch ein Minderheitenprogramm für Leute, die die Milch vom Bauern und das Brot vom Bäcker kaufen wollen und gerne im Garten arbeiten“, sagt Reiter. Zumindest bekommt er die Romantisierung der Natur und der ehrlichen Handarbeit in seinem Betrieb kaum zu spüren. „Es ist schwierig, Leute zu finden. Handwerkliche Berufe will keiner lernen. Deshalb müssen wir selbst ausbilden.“ Ähnliches berichtet Anja Grabherr-Petter vom Stricklabel

Phil Petter in Vorarlberg: „Hier gibt es eine lange Strickertradition. Aber leider gibt es heute nur noch uns. Insofern gibt es auch die entsprechenden Schulen nicht mehr, das Berufsbild ist verloren gegangen.“ Der Endverbraucher jedoch schätze das ehrliche Handwerk vermehrt. „Die Leute sind sensibler geworden und kaufen intelligenter ein. Da ist made in Österreich wieder ein Argument.“ Die Landlust, sie hat viele Facetten. Sie

ist eine leise Revolution, die alle Lebensbereiche umfasst. Am unmittelbarsten profitiert derzeit noch der Tourismus. Urige Alpendörfer in Österreich und Südtirol florieren. „All diese alpinen Wellness-Konstrukte scheinen hervorragend zu funktionieren. Es ist sozusagen eine virtuelle Landliebe der Städter“, sagt Till Reiter. Florian Ranft ist da ganz seiner Meinung: „Das Thema Landlust bezieht sich momentan mehr auf Wohnen und Freizeit als auf Einkaufen.“ Den Langzeittrend leugnen kann indes keiner mehr. Er wird das Kaufverhalten, den Einzelhandel, die Zukunft prägen. In der Stadt wie auf dem Land.

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CONCEPT 105

Tu Felix Austria Während anderswo den Launen des Marktes mit der Rückstellung von Investitionen begegnet wird, scheinen Österreichs hochwertige Modehändler nach dem Motto „Jetzt erst recht“ zu agieren. Ob Frauenschuh und Eder in Kitzbühel, Knilli in Graz oder Wunderl in Sollenau: Trotzig und unerschrocken stemmen sich die Leitfiguren des österreichischen Modehandels gegen das Krisengerede. Text: Martina Müllner. Fotos: Eder, Frauenschuh, Knilli, Wunderl

ut Ding braucht Weile. Weil er mit der Kurzlebigkeit der Modebranche ohnehin seit Jahren abgeschlossen hat, ließ sich Kaspar Frauenschuh auch alle Zeit der Welt, seinen Laden zu vergrößern. Zur Eröffnung im Herbst 2011 kam gefühlt die ganze Branche zum Staunen. Jedes noch so kleine Detail wurde gelobt und so mancher ärgerte sich stellvertretend für die Unternehmerfamilie Fauenschuh über das

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achtlose Verhalten der Kitzbüheler Vertreter von Reich und Schön, die beim Abstellen ihrer Champagnergläser auf den Verkaufstresen unschöne Flecken auf dem sorgsam ausgewählten Leder riskierten. Denn wer Kaspar Frauenschuh schon einmal in einem Orderprozess – ein an dieser Stelle mehr als bewusst gewähltes Wort – erlebt hat, weiß, dass dieser Mann keinem Detail erlaubt, zufällig zu sein. So wundert es auch

nicht, dass sich an dem Abend bald herumgesprochen hatte, dass Kaspar Frauenschuh drei Jahre an der Umsetzung des Ladens gearbeitet habe. Dazu der vierfache Familienvater: „Genau genommen waren es sogar mehr als drei Jahre, denn das Projekt hat sich in letzter Minute noch einmal verändert und so mussten wir vieles neu planen. Die drei Jahre waren aber gut gewählt, so konnten wir nicht nur an allen Details arbeiten,

Andrea und Franz Wunderl, Inhaber von Österreichs meistbewundertem Schuhgeschäft, haben es geschafft, dass es auf die Frage „Wo um Himmels Willen ist Sollenau?“ nur mehr eine Antwort gibt: „Dort, wo Wunderl ist.“

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Kitzbühel-Style – und zwar die moderne Variante davon – zeichnet nun auch den dritten und jüngsten Laden von Helmut Eder in Kitzbühel aus.

sondern uns auch die Zeit nehmen, das für den Umbau nötige Eigenkapital anzuhäufen.“ Gemeinsam mit seiner Frau und einem Architektenteam aus Kitzbühel wurde also ohne Zeitdruck getüftelt. „Das wichtigste war mir, dass wir endlich das richtige Klima im Shop schaffen können, dass es nie perfekt war, hat mich vorher sehr belastet. Mit Kühl- und Heizdecken und Umluft haben wir jetzt Wohnraumklima.“ Dass die Materialität eine große Rolle spielte, verwundert nicht: Alte Eiche, Lederdetails, all das gibt dem Laden Wärme. Zur Inszenierung der Ware trägt auch ein modernes LED-Lichtsystem bei. „Wichtig war mir allerdings, dass alles einfach veränderbar ist – denn in zwei Jahren will ich es sowieso wieder ganz anders.“ Die erweiterte Fläche bespielt Frauenschuh nicht nur mit seiner kuratierten Auswahl an Marken, die mehr zu bieten haben als den Glanz eines großen Namens. Auch die stetig wachsende Kollektion unter dem eigenen Namen bekommt in diesem Laden ihren großen Auftritt. Als Private Label kann man die Linie, die heute rund 100 Einzelhändler weltweit beliefert, längst nicht mehr bezeichnen. Eigene Strukturen sorgen dafür, dass Frauenschuh seinen Anspruch von Saison zu Saison noch vertieft. Was dem Unternehmer eine Selbstverständlichkeit ist – wie der hohe 112 style in progress

Qualitätsanspruch und die Fertigung in Österreich –, wird von den Kunden der Marke geschätzt. Kitzbühel, wo Konkurrenz belebt und dennoch genug für alle da ist. Jeder

Agent oder Vertreter, der einmal zwischen die Fronten der Kitzbüheler Einzelhändler geraten ist, weiß: Dieses goldene Pflaster am Hahnenkamm ist heiß umkämpft. In ihrem Anspruch, nicht hinter die Mitbewerber zurückzufallen, stacheln sich Kitzbühels Alphahändler in gesunder Konkurrenz gegenseitig an. Es ist also kein Zufall, dass auch Helmut Eder im Sommer 2011 einen Umbau angesetzt hatte – und mit einem großen Event eröffnete. Helmut Eder: „Ja, das ist absoluter Zufall. Klar ist Kitzbühel ein heißes Pflaster, aber gerade auf unserem Niveau macht jeder sein Ding und geht seinen Weg.“ Dass der junge Laden der Eders umgebaut werden sollte, stand eigentlich schon im Jahr 2010 auf dem Plan, „aber da haben wir auch privat umgebaut und hatten dann einfach keine Lust mehr auf eine weitere Baustelle“, erzählt Helmut Eder. Es ist der sportswearige der Eder-Läden, der auf 145 Quadratmetern ein Make-over erhielt. Das Portfolio mit Marken wie Etoile, HTC, Seven For All Mankind, Current Elliot, Woolrich, Closed, Parajumpers oder

Jagger & Evans ist die ideale Ergänzung zu den Damen- und Herrenläden, die von A wie Alexander Wang bis Z wie Zanone alle Designerbrands führen, die das Fashionherz begehrt. Im Einrichtungskonzept spielen alte Eiche, Schwarzstahl und Leder die Hauptrolle. Gemeinsam sorgen sie für einen „authentischen, typisch Kitzbüheler Look“, wie Helmut Eder es beschreibt. Und jetzt heißt es: Achtung, nicht in die Klischeefalle treten. Denn hinter Gibeldächern und alpenländischer Holzbauweise verbergen sich im mondänen Alpenstädtchen keinesfalls mehr urige Bauernstuben. Österreichs exklusivste Interieurdesigner geben sich in dem gerade mal 8.000 Einwohner zählenden Lieblingsspot der Snowsociety die Klinke in die Hand. Über Bling-Bling und demonstrativ zur Schau gestellten Protz lachen wahrscheinlich sogar schon die russischen Geldadeligen, die Kitzbühel genau wie ihresgleichen aus dem Rest Europas für sich entdeckt haben. Diese weltgereiste, informierte Kundschaft weiß man bei Helmut Eder genauso mit offensivprofessioneller Servicepolitik zu begeistern, wie bei Frauenschuh, den zahlreichen Monolabel-Stores von Marken wie Sportalm, Louis Vuitton, Moncler oder Luis Trenker. Eine erfrischende Abwechslung zu den Servicewüsten, die Kitzbühels Zweitwohnsitzge-


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Drei Jahre hat er geplant, um in allen Details zu überzeugen: Kaspar Frauenschuh, respektierter Händler und Visionär seiner eigenen Marke.

meinde erwartet, wenn sie wochentags wieder an die Orte zurückreisen, an denen sie das Geld verdienen, das in Kitzbühel gerne ausgegeben wird. Dass dieses lustvolle Einkaufserlebnis viel zur Attraktivität des Wintersportortes beiträgt, ist unbestritten. Irgendwo im Nirgendwo: Wunderl. Ein Privileg, das Andrea und Franz Wunderl nicht im Ansatz genießen. An der Wiener 112 style in progress

Neustädter Straße im niederösterreichischen Sollenau flaniert niemand. Zufällig schon gar nicht. Gründe, nach Sollenau zu fahren, gibt es wenige – mit der Ausnahme des Schuhgeschäftes Wunderl. Über das Wunder(l) dieser 4.700 Einwohner Gemeinde im Nirgendwo südlich von Wien wurde schon viel geschrieben. Franz Wunderl hat die Geschichte, wie sich hier Österreichs wahrscheinlich hochwertigster Schuhladen halten

kann, „bestimmt schon tausendmal“ erzählen müssen. Fakt ist: Wunderl ist etwas, was in den USA den hübschen Namen Destination Store tragen würde. Ein Ausnahmeladen, für den sich kundige Schuhliebhaber ins Auto setzen und auch mal eine mehrere Stunden dauernde Anreise in Kauf nehmen. So verkaufen die Wunderls Gianvito Rossi, Santoni, Prada, Tod’s und viele Luxusmarken mehr. 1856 legte Franz Wunderl, der


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Stephan Lanzer, mit Knilli der modische Protagonist in der Einzelhandelslandschaft von Graz. Dem Knilli-Herrenladen schließt sich seit kurzem ein moderner, jüngerer Trend-Store an.

Erste, mit einer Maßschuherzeugung und Werkstatt den Grundstein, erst in der vierten Generation wurde der Import italienischer Schuhe lohnender als die eigene Produktion. Mit der Übergabe an den fünften Franz Wunderl und seine Ehefrau Andrea hat sich der Vater Zeit gelassen, bis er wusste, dass die beiden ihre Ziele, Filialen in Wien erfolgreich zu betreiben, wieder begraben hatten und eines besseren belehrt die Substanz in Sollenau schätzen würden. Behutsam daher auch die Schritte, dem mehr als 500 Quadratmeter großen Verkaufsraum einen durchgehend modernen, weltstädtischen Look zu geben. Doch jetzt, nachdem auch der Mittelteil des Stores umgebaut ist, zweifelt niemand mehr daran, dass die ästhetische Vision „der Jungen“ hier in allen Details Raum greift. Gemeinsam mit dem österreichischen Ladenbauer Umdasch wurde ein ebenso intelligentes wie zurückhaltendes Einrichtungskonzept geschaffen, das den in Schuhläden seltenen Luxus hat, keine Stauräume beherbergen zu müssen. Schließlich ist Beratung an diesem Standort oberstes Prinzip, diese Kunden kommen nicht, um sich selbst zu bedienen. „Schuhkartons in einem Laden finde ich ästhetisch einfach nicht vertretbar – das hat und wird es bei uns nie geben.“ Umso mehr Verantwortung kommt dem Verkaufspersonal zu. „Unter den ersten drei Paaren, die probiert werden, muss eines sein, das passt – sonst beginnt der Einkauf mit Frust und das ist nicht mehr wettzuma112 style in progress

chen.“ Informieren, nicht missionieren, das soll das Personal bei Wunderl. „Ich würde einem Kunden niemals die Entscheidung zwischen zwei Paar Schuhen abnehmen – aber ich gebe alles an Information, das er braucht, um eine gute Wahl zu treffen“, erzählt Franz Wunderl. Eine gute Wahl, diesen Anspruch stellen die Wunderls bereits an ihre Order. „Wir kaufen keine Schuhe nur wegen des Namens oder weil irgendjemand glaubt, das wäre ein Must-Have. Am Ende des Tages müssen Schuhe immer noch passen, sonst werden anspruchsvolle Kunden wie unsere damit nicht glücklich.“ Da kann es schon mal vorkommen, dass Franz Wunderl gegen die Politik seiner Lieferanten arbeitet: „Gerade die großen Marken muss man heute sehr bewusst einkaufen, weil immer wieder Modelle in der Kollektion sind, die zu wenig Qualität für den empfohlenen Verkaufspreis bieten. Solche Schuhe kaufen wir dann einfach nicht.“ Der große Durchbruch: Knilli in Graz.

Unter den Grazer Modeläden galt Knilli schon bisher als eine der Topadressen, an der kaum ein Weg vorbeiführt. Umso mehr gilt das seit der letzten Erweiterung, die dem Herrenladen nun ein drittes Entree beschert. Ein überraschend anderes Entree, denn hier grüßen plötzlich nicht mehr Etro, Santoni und Boglioli, sondern Marken wie Closed, Mu, Philippe Model oder George Gina & Lucy. Im Gegensatz zum seriös-eleganten Herrenladen, wo Beratung das oberste Prin-

zip ist, ist der Young Fashion Store, wie Knilli ihn selbst betitelt, eine Einladung zum Spontankauf. Auf 150 Quadratmetern finden Frauen, die ihre Männer beim Einkauf begleiten, eine willkommene Zerstreuung. Knilli-Inhaber Stephan Lanzer: „Das Konzept funktioniert und bereichert den Herrenladen ungemein.“ Große, bodentiefe Schaufenster lassen Schwellenangst vergessen sein, die lockere Präsentation der Ware passt perfekt zum easy Shoppingerlebnis, für das der Laden stehen möchte. Beim Markenmix setzt Stephan Lanzer auf Labels, die in Graz Exklusivstatus genießen. So zum Beispiel die Mützen von Warm-Me oder Boots von Fiorentini & Baker. Und weil schon mal gebaut wurde, hat sich Knilli auch gleich ein neues Outlet am Joanneumring, direkt neben dem Hauptgeschäft, gegönnt. Eine Maßnahme, den Damen-, Herren und Young Fashion Store Rotsift-frei zu halten. Denn frühe Reduzierungen hält der Geschäftsmann für eine ernste Bedrohung. „Es kann einfach nicht sein, dass Ende Oktober schon alles rot ist. Da sehnt man sich in Zeiten des regulierten Abverkaufes zurück.“ Um dann nachzusetzten: „Aber wenigstens haben wir in Österreich noch mehr Durchhaltevermögen als in Deutschland.“ Man bekennt sich als Patriot, wenn man gedanklich ergänzt: Nicht nur im Fall der Reduzierungen, liebe Lanzers, Frauenschuhs, Eders und Wunderls. Kompliment für so viel Unerschrockenheit! www.frauenschuh.com, www.helmuteder.com www.knilli.at, www.wunderl.com


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Liebeskind zeigt seine erste DOB-Kollektion f端r Herbst/Winter 2012/13 in Berlin.

Die drei Liebeskind-Gr端nder: Johannes und Julian Rellecke mit Semih Simsek (v.l.n.r.).

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CONCEPT 113

Lass es Liebe sein! Liebeskind Berlin | Nach Taschen, Accessoires und Schuhen geht Liebeskind nun einen Schritt weiter: Im Januar wird in Berlin die Premiere der ersten Liebeskind Fashionkollektion gefeiert. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Liebeskind Berlin

m letzten November stellen die Liebeskind-Macher unter dem Motto „Style meets Soul“ ihre Zusammenarbeit mit Joy Denalane vor. Gemeinsam mit Katharina Wulf, Head of Design von Liebeskind, hatte Deutschlands erfolgreichste Soulsängerin eine Tasche entworfen, von deren Erlös ein Teil dem Aufbau eines Jugendzentrums in Äthiopien gespendet wird. „Das ist ein gutes Projekt, ich glaube, dass wir mittlerweile als Marke das Standing haben, solche Dinge zu tun“, sagt der kaufmännische Geschäftsführer Johannes Rellecke. Rund 250 Kunden und Gäste kamen anlässlich des Charity Bag-Launch in Berlin in den Genuss eines exklusiven Auftritts von Joy Denalane. Auf den nächsten Auftritt von Joy Denalane und Liebeskind muss scheinbar auch nicht mehr lange gewartet werden. Im Januar wird zur Berlin Fashion Week auf der Premium die erste Textilkollektion für Frauen präsentiert. „Das ist ein großes Projekt für uns, an dem wir mit Hochdruck arbeiten, um Liebeskind als Fashion-Brand im gesamten Paket anbieten zu können. Im ersten Schritt werden wir für Herbst/Winter 2012/13 eine Capsule-Kollektion mit sehr markanten Teilen aus bis zu sieben verschiedenen Materialien zeigen. Die DOB-Kollektion werden wir Schritt für Schritt mit der gleichen Designphilosophie entwickeln wie die Taschenund Schuhkollektion. Wichtig ist uns die Herausforderung, einen lässigen, coolen und Berlin-typischen Style mit einem starken Preis-Leistungs-Verhältnis umzusetzen“, erklärt Geschäftsführer und Creative Director Julian Rellecke. Im nächsten Schritt soll die Damenkollektion Kleider, Jacken, Tops und Hosen beinhalten und mit einer inhaltstiefen Farbbreite ein Maximum von 60 Teilen erreichen.

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Eine grundsolide Erfolgsgeschichte. Als Inhaber von Multibrand-Stores für Damenschuhe, Taschen und Accessoires suchten die Brüder Julian und Johannes Rellecke nach qualitativ hochwertigen und modisch anspruchsvollen Damentaschen. Volllederta-

schen mit einer Zielpreislage von 200 Euro fanden sie nicht und starteten deshalb im Jahr 2003 gemeinsam mit Semih Simsek ihre eigene Taschenmarke mit Namen Liebeskind in Berlin. „Zu Beginn haben wir in unseren eigenen Läden verkauft, um festzustellen, was wie funktionieren kann. Als wir die Kollektion ausgearbeitet hatten, haben wir sie dem Handel zum ersten Mal 2004 auf der GDS in Düsseldorf angeboten. Dort haben wir Noro Hoferer kennen gelernt, der daraufhin mit seiner Agentur I.G. Ideageneration den Vertrieb für die DACH-Region übernommen hat“, erzählt Johannes Rellecke. Liebeskind landet mit Philosophie, Produkt und Preis einen Volltreffer. Es folgen Portemonaies, Schlüsselanhänger, Armbänder und Gürtel, die mit der Taschenlinie bis heute noch über 80 Prozent des Umsatzes ausmachen. Es gibt sieben Kollektionen im Jahr, jedes Mal mit neuen Styles, Materialien und Farben. Zu den Kunden zählen u. a. Ludwig Beck, Breuninger, Daniels, Bailly Diehl, Ensmann und Reyer. Aufgrund der Erfahrung aus dem Schuhhandel wurde 2009 das Liebeskind-Portfolio durch Schuhe ergänzt. Neben Stiefeletten, Boots und Halbschuhen, die zum größten Teil in Italien gefertigt werden, gibt es für den Sommer auch Sandalen und Ballerinas. „Als ehemalige Händler haben wir ein gutes Gespür dafür, was Farben, Materialien und Formen angeht. Da sind wir Spezialisten und trauen uns einiges zu. Über die Ausweitung der Schuhkollektion, die wir für Januar in Modell-, Material- und Farbtiefe verdreifachen, wachsen wir gerade sehr aggressiv.“

jetzt auf der Messe in Tokio. Das dynamischste Wachstum verzeichnen wir in Südeuropa. Ein neuer starker Markt ist Spanien“, sagt Johannes Rellecke und fügt hinzu: „In Italien sind wir momentan in 130 Läden vertreten, wie u. a. bei Luisa Via Roma. Generell sind wir in Südeuropa und den USA in einem sehr hochpreisigen Umfeld platziert.“ Auch der nordeuropäische Markt entwickelt sich gut, da sind sich beide einig: „Skandinavien und Benelux sind für uns wichtige Regionen. Kopenhagen und Amsterdam fungieren mit den beiden Messen für uns als wichtige Drehscheiben. In beiden Ländern sind wir gut aufgestellt und in jeder relevanten Stadt mindestens in einem der wichtigsten Läden vertreten.“ Im November 2010 kaufte Bernd Freier, Inhaber der S.Oliver Group, 50 Prozent der Anteile von Liebeskind. Johannes Rellecke sagt: „Er ist ein sehr guter Partner, mit dem wir uns intensiv austauschen. Operative Synergien oder eine strategische Vertriebsallianz zwischen den Unternehmen gibt es nicht. Es ist für ihn ein Investment. Natürlich profitieren wir von der S.Oliver Infrastruktur, vorwiegend im Bereich Finanzen bei Themen rund um den Kapitalmarkt. Um einen Markt wie die USA weiter zu erschließen, muss man ernsthaft investieren. Über 150 Kunden bestehen bereits. Jetzt legen wir nach und zeigen richtig Flagge, so etwas kann man nicht halbherzig machen. Natürlich hilft es dann ungemein, wenn man nicht bankenfinanziert ist, sondern mit eigenen Mitteln agieren kann.“

Gesichertes Wachstum. In der DACHRegion werden derzeit keine neuen Kunden für Taschen aufgenommen, hier will man über strategische Allianzen wachsen. Zukünftige Wachstumsmärkte sind neben Europa vor allem die USA und Asien. „In Japan haben wir schon einige Kunden und sehen dort ein riesiges Potenzial, weil das Produkt und die Kategorisierung dort überall funktionieren. Deswegen investieren wir

Liebeskind wird 2003 als Taschenmarke gegründet. Im Berliner Designzentrum sind heute 17 Mitarbeiter beschäftigt, 23 weitere Angestellte arbeiten in der Verwaltung und im Zentrallager an zwei Standorten in Nordrhein-Westfalen. Liebeskind wird in 20 Ländern in rund 1.500 Läden verkauft. Im deutschsprachigen Raum gibt es 750 Kunden. Franchise-Monolabel-Stores in Düsseldorf, Wien und München bilden noch die Ausnahme unter den Retail-Aktivitäten. Weitere Stores eröffnen Ende Januar in Paris-St. Germain und im Laufe des Jahres in Münster.

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114 CONCEPT

Massimo Berloni und Manuela Mariotti, das Duo hinter Dondup.

Dondups Talent ist, Klassikern mit edgy Silhouetten und coolem Styling neue Begehrlichkeit zu verleihen.


CONCEPT 115

„Das Produkt ist Testimonial unserer Werte“ Dondup | Manuela Mariotti und Massimo Berloni haben mit Dondup eine Marke geschaffen, die in vielerlei Hinsicht „outstanding“ ist. Gestärkt durch eine Beteiligung von LVMH stehen die Zeichen auf Internationalisierung. Text: Martina Müllner. Fotos: Dondup

ange Zeit galt sie als italienisches Phänomen: die Marke Dondup, bekannt nicht nur für ihre nachhaltig produzierten Premiumjeans. Komplimente verdient Dondup für seinen untrüglich eigenständigen Stil. Die Dondup-Silhouette sorgt bei Denim für Wiedererkennungswert, auch Damen-, Herren- und Kinderkollektion atmen diesen speziellen Geist, der selbst vermeintliche Klassiker immer ein bisschen cooler aussehen lässt. Ein Stil, den Dondups Inhaber, das Ehepaar Massimo Berloni und Manuela Mariotti, prägen. Fragt man die Designerin Manuela Mariotti nach ihrem Ideal der Dondup-Frau, müsste sie eigentlich nur antworten: „Eine Frau wie ich.“ Schön, selbstbewusst, feminin, ohne billige Sexyness und genauso hundertprozentig ihrer Arbeit wie ihrer Familie verschrieben. Die Herrenkollektion designt der gebürtige Engländer Kevin J. Morley. Seine Leidenschaft für Research, Materialien und Schnitte resultiert in einem Produkt, das seine vordergründig klassische Anmutung ganz ohne Effekthascherei zu brechen weiß. Ausnahmslos in Italien gefertigt, überzeugen die Linien mit ihrer Entschlossenheit.

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Stärke, Vision und Klarheit. Ein Charak-

terzug, der Inhaber Massimo Berloni aus der

Seele spricht. Ein Leitwolf, dessen Stärke beeindruckt. Es ist die Kraft seiner Vision, die Dondup auch nach der Beteiligung von LVMH unumstritten eigenständig sein lässt. Wenn er mit rauchiger, lauter Stimme spricht, wird klar, warum der Investor so freie Hand lässt: Er analysiert messerscharf, beobachtet, akkumuliert – und in stürmischen Zeiten hält er unbeirrt an Werten und Zielen fest. Er erklärt, warum er trotz der Eröffnung einer Casa Dondup in Mailand, der weitere folgen sollen, Dondup immer in Multibrand-Stores sehen will. „Ich schätze Händler, die zu hundert Prozent Unternehmer sind, sich dieser Arbeit verschrieben haben. Sie werden gestärkt aus der Krise hervorgehen.“ Auch seinen Vertriebsagenturen hält Berloni die Treue. Einem intelligenten Ordersystems zum Trotz, das in den Augen Noro Hoferers, der Deutschland und Österreich verantwortet, „uns Vertriebler jederzeit ersetzen könnte.“ Berloni hingegen meint: „Wir brauchen Agenten nicht, um unsere Ware zu verkaufen. Wir brauchen sie, um Kunden die Kultur der Bekleidung und der Marke Dondup zu lehren.“ Bekleidung, eine Kultur. Wie sehr Manuela Mariotti und Massimo Berloni ihre Arbeit als Kultur verstehen, wird deutlich, wenn man

die Orte ihres Schaffens kennen lernt. Das kürzlich erweiterte Firmengebäude in Fossombrone erfreut das Auge des Besuchers mit seinem Interieur „zwischen Country, Shabby Chic, Bohemian und Vintage – so genau kann ich den Stil nicht definieren. Wahrscheinlich bin das einfach ich“, erklärt Manuela Mariotti. Attribute, die auch für ihre Kollektion gelten. Dass die Damen- und Herrenkollektion heute auf dem besten Weg sind, den Umsatzbringer Jeans zu überholen, ist diesem eklektischen und doch reduzierten Stil zu verdanken. Eine Entwicklung, die nicht nur den Investor freut, der sich, ganz untypisch für einen Konzern wie LVMH, im Hintergrund hält. Und doch: Märkte wie China, die USA, die Benelux-Staaten, Skandinavien oder die D-A-CH Region sollen Dondups Wachstum weiter anfeuern. „Deutschland ist ein Schlüsselmarkt“, so Massimo Berloni, „weil wir uns ähnlicher sind, als man das vermuten würde.“ Dondup wurde vor elf Jahren in Fossombrone, Italien gegründet. Seit 2010 hält L Capital, eine LVMH-Tochter, eine 40-prozentige Beteiligung am Unternehmen. Ziel: Die Etablierung der Marke außerhalb des starken Heimatmarktes Italien. Dondup wird in Italien gefertigt, die Denimproduktion ist ökozertifiziert. Der Umsatz lag 2010 bei 70 Millionen Euro. www.dondup.com

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„Unverwechselbarkeit ist ein hervorragendes Businessmodell“ Wie geht es dem Fachhandel, was braucht der Fachhandel und was will er eigentlich? Nur scheinbar einfache Fragen in komplexen Zeiten. Gespräch: Stephan Huber. Fotos: Anna Rabbow

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tephan Huber (Chefredaktion style in progress): Wir haben Jahre hinter

uns, in denen der Fachhandel, und zwar nicht nur der Modefachhandel, in der öffentlichen Meinung marginalisiert worden ist. In Zeiten der großen Globalisierungsgläubigkeit und der damit möglich erscheinenden Rationalisierung und Gleichschaltung aller Prozesse erschien das Konzept des Individualismus fast anachronistisch. Konzepte mussten multiplikationsfähig sein. Jetzt sehe ich einen Gegentrend. Im Zuge der Re-Regionalisierung, der Globalisierungsskepsis und der Sehnsucht nach Identität gewinnt der Fachhandel beziehungsweise das, wofür Fachhandel steht, wieder an Bedeutung. Wie sehen Sie die Rolle des Fachhandels? Und was ist für Sie der Reiz, Fachhändler zu sein?

Andreas Feldenkirchen (Eigentümer Feldenkirchen KG, Hamburg): Ich habe ganz

einfach enormen Spaß daran, ein Trüffelschwein zu sein, neue Produkte zu entdecken, zu überlegen, ob und wie sie in das Sortiment passen. Jede Saison die Spannung, ob man richtig gelegen hat. Das ist ein Spiel, dass sich erstaunlicherweise nicht abnützt. Auch wenn es immer komplexer wird. Stephan Huber: Inwiefern komplexer? Harm Hesterberg (Geschäftsführer Herm. Stiesing KG, Bremen): Die Wettbewerbssi-

tuation für den Modefachhandel hat sich in 112 style in progress

den letzten zehn, 20 Jahren massiv verändert, genauer gesagt, verschärft. Vertikale Konzepte, die zunehmende Vertikalisierung vieler Marken, in den letzten Jahren die Explosion der Onlineangebote. Das alles zwingt den Fachhandel geradezu, ein eigenständiges Profil zu entwickeln beziehungsweise beständig zu schärfen. Genau das, nämlich innerhalb dieses enormen Wettbewerbsdrucks mit Innovation und Identität erfolgreich zu bestehen, sehe ich allerdings auch als spannende und positive Herausforderung. Für mich gilt gegenwärtig beispielsweise das Ziel, Stiesing von Marken, die massiv ihre Vertikalisierung vorantreiben, möglichst freizuspielen. Andreas Feldenkirchen: Es ist die originäre Aufgabe des Fachhandels, Marken und Produkte aufzubauen. Dass manche dieser Marken dann irgendwann in die Breite gehen, ist fast ein natürlicher Kreislauf. Kay Knipschild (Mitbegründer Burg & Schild, Berlin): Als Shane Brandenburg und

ich vor fünf Jahren mit Burg & Schild angetreten sind, wollten wir ganz bewusst vieles anders machen. Das wichtigste Prinzip war und ist, nur Kollektionen und Produkte im Sortiment aufzunehmen, hinter denen wir wirklich mit ganzem Herzen stehen. Nicht nur, weil das wesentlich mehr Spaß macht, sondern auch, weil wir nur so gegenüber unseren Kunden wirklich glaubwürdig sind.

Wir wenden uns an eine sehr informierte Zielgruppe. Und die spürt sofort, wenn wir etwas verkaufen wollen, was wir selbst gar nicht gut finden. Stephan Huber: Dieser Ausnahmeherbst hat eines der größten Probleme des Modehandels und der Bekleidungsbranche insgesamt gnadenlos vorgeführt. Dicke Jacken und Pullover in den Schaufenstern, wenn sich alle darüber freuen, dass endlich mal der Sommer da ist. Reduzierte Winterware bevor es überhaupt den ersten Frost gibt. Das kann doch nicht gesund sein. Ist der Rhythmus mittlerweile nicht völlig verkehrt? Lars Braun (Geschäftsführer Herrenausstatter Braun, Hamburg): Ich bin eigentlich

recht zufrieden mit dem Rhythmus. Das Problem ist nicht der frühe Saisonstart. Der verlängert nämlich den Verkaufszeitraum. Und wir machen zu diesem frühen Zeitpunkt gute Umsätze. Was uns alle in Schwierigkeiten bringt, ist die völlige Anarchie bei Reduzierungen und Schlussverkauf. Michael Klein (Linette, Hamburg): Aber der Zusammenhang liegt doch auf der Hand. Je früher die Verkaufssaison startet, desto früher werden auch die Preise rot. Lars Braun: Nicht unbedingt. Den Zeitpunkt der Reduktion kann ja jedes Unternehmen für sich selbst bestimmen. Wir versuchen immer, so spät wie möglich zu reduzieren. Mit der Betonung auf möglich.


OPINION 117

„Wer nur noch über den Preis verkaufen kann, nimmt sich mittelfristig selbst aus dem Spiel.“ Lars Braun, Herrenausstatter Braun

Der Herbst 2011 war sicher für alle eine außergewöhnliche Situation und Herausforderung. Michael Klein: Das geht aber nur aus einer Position der Stärke. Für die meisten ist es fast unmöglich, sich dem Druck durch Mitbewerber zu entziehen. Gerade an Standorten, an denen große Handelshäuser letztlich diese Termine bestimmen. Stephan Huber: Ist das wie eine Stampede? Einer fängt an und alle laufen mit? Lars Braun: Dieser Automatismus ist leider weit verbreitet. Aber es geht anders. Wir haben das immer bewiesen. Kay Knipschild: Je unverwechselbarer das Sortiment und je langlebiger die Produkte, desto weniger ist man diesem Druck ausgesetzt. Bei uns bestimmt den Zeitpunkt der Reduzierungen nicht der Mitbewerber. Und vieles wird gar nicht reduziert, weil es kein Ablaufdatum hat. Andreas Feldenkirchen: Das muss letztlich auch das Ziel sein. Wenn ich eingangs von der Lust gesprochen habe, das Trüffelschwein zu sein, dann hat diese Lust natürlich auch einen sehr wirtschaftlichen Aspekt.

Unverwechselbarkeit ist ein hervorragendes Businessmodell. Harm Hesterberg: Das ist zugegeben nicht so einfach, wie sich das in der Theorie anhört. Aber die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass man dem Kunden mehr zutrauen sollte. Der sucht nämlich das Besondere. Und wer könnte das glaubwürdiger bieten als der Fachhandel? Wenn mein Kunde bei mir aber weitgehend nur das findet, was er überall sonst auch bekommt, dann bin ich überflüssig oder muss die Preiskarte spielen. Stephan Huber: Ich muss da jetzt noch einmal nachbohren. Spätsommer im September ist nämlich nicht wirklich außergewöhnlich. Und hätte man dann zumindest bis Mitte Januar Zeit, Winterware zum regulären Preis zu verkaufen, dann hätte es eigentlich keinen Anlass für die große Panik gegeben. Andreas Feldenkirchen: Das ist richtig. Heute ist die reguläre Saison fast vorbei, wenn sich bei der Mehrheit der Konsumenten gerade mal der emotionale Bedarf regt. Stephan Huber: Seltsamerweise stimmen da immer alle zu. Warum hat sich das dann so entwickelt? Warum muss Ware, die eigent-

lich erst ab Dezember wirklich getragen werden kann, schon im August geliefert werden? Und warum ist der potenzielle Sommermonat September so essenziell für die Herbst/Winter-Umsätze? Lars Braun: Also, ich stimme da nicht zu. Zumindest nicht uneingeschränkt. Ich kann mit dem frühen Saisonstart sehr gut leben. Und gerade in unserem Segment wird wohl jeder bestätigen, dass der anspruchsvolle, modische Kunde auch so früh kaufen will. Das widerspricht sich auch nicht mit dem Kunden, der eben erst aktiv wird, wenn ihn das Wetter daran erinnert, dass der Winter kommt. Noch einmal: Das Problem ist der frühe Start der Reduzierungen. Und das Problem sind Mitbewerber, die das zum System oder gar Kult erklärt haben. Um das auch mal klar zu benennen! Harm Hesterberg: Würden die Produzenten ihre Liefertermine klüger staffeln oder teilweise überhaupt staffeln, wäre die Situation schon ein wenig entschärft. Jeder kennt wohl die Spezialisten, die Pelz und Daune im Juli schicken, weil sie die teure Ware auch als erstes bezahlt haben wollen. style in progress 112


118 OPINION

„Das Ziel, Umsätze möglichst früh und möglichst vor dem Mitbewerber zu sichern, hat die Beschleunigungsspirale in Gang gesetzt.“ Michael Klein, Linette

Stephan Huber: Die Industrie zeigt bei diesem Thema immer auf den Handel. „Wir liefern zu dem Zeitpunkt, zu dem der Handel das von uns verlangt!“ Michael Klein: Eine klassische Henne-EiDiskussion. Letztlich folgt diese Beschleunigungsspirale dem Wunsch, Umsätze möglichst früh und möglichst vor dem Mitbewerber zu sichern. Das ist die Motivation hinter frühen Lieferterminen, das ist die Motivation hinter frühen Orderterminen. Da können nicht die einen mit dem Finger auf die anderen zeigen. Stephan Huber: Ich habe in vielen Gesprächen zuletzt immer häufiger den Wunsch nach einer gesetzlichen Regelung des Abverkaufs gehört. Lars Braun: Muss sich da tatsächlich unbedingt der Staat einmischen? Das wäre doch ein Armutszeichen. Da würde doch nur die Zahl der Wasserschäden und Jubiläen sprunghaft ansteigen. Wer nur noch über den Preis verkaufen kann, nimmt sich mittelfristig doch ohnehin selbst aus dem Spiel. Harm Hesterberg: Es ist völlig unrealistisch, 112 style in progress

dass es zu einem Comeback einer Schlussverkaufsregelung kommt. Aber für so verkehrt würde ich es nicht halten. Winteroder Sommerschlussverkauf waren mal etwas wirklich Besonderes. Das hatte Volksfestcharakter. Wenn eine Sonderaktion die andere jagt, geht der Reiz doch völlig verloren. Stephan Huber: Preismarketing funktioniert also nicht mehr? Andreas Feldenkirchen: Die Konsumenten werden ganzjährig mit preisaggressiver Werbung zugemüllt, nicht nur in der Mode. Das stumpft ab. Merkt man ja auch an sich selbst. Stephan Huber: Der Gesetzgeber wird also nicht eingreifen, weil staatlicher Regulierung immer noch planwirtschaftlicher Geruch anhaftet. Aber wäre es nicht eigentlich im Sinne der Marken, zu verhindern, dass ihre Produkte durch wahl- und konzeptlose Reduzierungen entwertet werden? Andreas Feldenkirchen: Der Hersteller hat nicht die geringste Handhabe, sich in die Preisgebahrung des Handels einzumischen. Das ist ebenfalls liberalisiert, also dereguliert.

Michael Klein: Auch der durchaus noch übliche Vermerk auf der Order, ab wann eine Ware frühestens reduziert werden darf, hat rechtlich keinerlei Relevanz. Die einzige Option für den Lieferanten ist, die Zusammenarbeit mit Händlern zu beenden, die in ihrer Preisgestaltung oder in ihrer Geschäftspolitik insgesamt nicht zur Strategie der Marke passen. Stephan Huber: Die Ordersaison beginnt früher denn je und dauert länger denn je. Teilweise treffen sich Händler und Vertrieb drei- oder viermal, bevor man sich gemeinsam an den Ordertisch setzt. Das kann ja durchaus nett sein, aber ist es nicht für beide Seiten wahnsinnig anstrengend? Warum braucht der Handel heute oft so lange, um eine Entscheidung zu treffen? Harm Hesterberg: Weil die Dichte des Angebots deutlich größer ist als früher. Und weil es mehr internationale Termine gibt. Ich bin grundsätzlich ein Freund von schnellen Bauchentscheidungen. Aber insgesamt ist die Order heute anspruchsvoller und zeitintensiver als früher. Dennoch ließe sich der



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„Der Kunde sucht das Besondere. Und wer könnte das glaubwürdiger bieten als der Fachhandel?“ Harm Hesterberg, Stiesing

Orderzeitraum mit Sicherheit verkürzen. Und das würde ich mir auch wünschen. Michael Klein: Durch die wachsende Bedeutung der Pre-Collections verlagern sich die Orderperioden zusätzlich, vor allem in der DOB. Da wird man mittelfristig insgesamt umdenken müssen. Stephan Huber: Vier Saisons? Finally? Michael Klein: Ich glaube, dass es so kommen wird. Es sind ja schon heute nur noch im Sprachgebrauch zwei Saisons. Stephan Huber: Ein Phänomen vor allem in den deutschsprachigen Märkten ist der von Handelsseite immer wieder massiv vorgebrachte Wunsch nach Exklusivität und Gebietsschutz. Warum ist das so wichtig? Manchmal beschleicht einen schon das Gefühl, dass da ein ausgeprägter Futterneid vorherrscht. Lars Braun: Wird dieser Wunsch tatsächlich so massiv vorgebracht oder ist das nicht eher eine Behauptung von Seiten des Vertriebs? Stephan Huber: Das wäre dann aber eine unter den Vertrieben sehr gut abgesprochene Behauptung. 112 style in progress

Lars Braun: Grundsätzlich habe ich kein Problem damit, wenn eine Marke auch an Mitbewerber vergeben wird, die auf Augenhöhe sind. Diese Sensibilität seitens des Vertriebs muss ich allerdings einfordern. Andreas Feldenkirchen: Das ist vor allem in Ballungszentren und Metropolen ein Thema. Aber es geht nicht darum, Wettbewerb zu verhindern. Das wäre in meinen Augen sogar schädlich, weil Wettbewerb ein wichtiger Motor ist. Aber die von Lars Braun angesprochene Augenhöhe ist entscheidend. Und seitens eines Händlers, der das Risiko eingeht, eine neue Marke aufzubauen auch berechtigter Anspruch. Stephan Huber: Wäre ich jetzt in dieser Runde die Stimme des Vertriebs, würde ich sagen: „Das Ordervolumen entscheidet über die Exklusivität.“ Harm Hesterberg: Und dem würde wohl jeder zustimmen. Ich glaube das ist eine Frage der Kommunikation. Als bestehender Kunde, vor allem als Kunde der ersten Stunde, erwarte ich einfach, dass ich zu Beginn der Saison darüber informiert werde,

wenn ein Lieferant an meinem Standort weitere Kunden aufnehmen will. Kay Knipschild: Ich habe lange im Vertrieb für G-Star gearbeitet, also für eine Marke, die vor allem in Deutschland einen wirklich breiten Vertrieb aufbauen konnte. Und dort sind wir genau diesem Prinzip gefolgt. Wenn wir in einer Stadt neue Kunden aufnehmen wollten, haben wir die bestehenden Kunden vor der Order darüber informiert. Stephan Huber: Ich darf mal folgende These zur Diskussion stellen: Die überzogenen Wünsche nach Exklusivität und die nicht seltene Bereitschaft der Vertriebe, bestimmten Händlern diese Wünsche auch zu erfüllen, führen regelmäßig dazu, dass ein Produkt oder eine Marke ihr eigentliches Potenzial gar nicht ausschöpfen kann, weil sie vom Endkonsumenten zu wenig wahrgenommen wird. Kay Knipschild: Dazu eine Antwort aus eigener Erfahrung. Vor der Eröffnung von Karl-Heinz Müllers 14 oz., letztlich ja direkt bei uns um die Ecke, hatten wir schon ein wenig Bauchweh. Denn konzeptionell und


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„Ich habe enormen Spaß daran, ein Trüffelschwein zu sein.“ Andreas Feldenkirchen, Feldenkirchen

im Sortiment bestehen doch deutliche Überschneidungen. In der Praxis hat uns das dann nicht geschadet. Weil gute Multibrand-Stores in Berlin-Mitte den Standort insgesamt aufwerten. Das Problem mit unzureichender Information seitens der Vertriebe, wenn direkte Mitbewerber neu aufgenommen werden, erleben wir allerdings zu oft. Leider. Stephan Huber: Ist Exklusivität angesichts einer Myriade von Onlineshops nicht ohnehin ein Anachronismus? Lars Braun: Nein! Weil es eben nicht darum geht, eine Marke für sich allein zu beanspruchen, sondern darum, dass eine Marke ihr Niveau hält. Das mag jetzt vielleicht arrogant klingen, ist aber für einen Händler in unserer Preisklasse unerlässlich. Genau diese Diskussion wird übrigens auch den Onlinehandel erfassen, wenn der mal die Phase des Sturm und Drangs überwunden hat. Stephan Huber: Die komplizierte Beziehung zwischen Händlern und Vertrieb. Ist das auf beiden Seiten ausgeprägte Jammern über den jeweils anderen eigentlich Branchenfolklore? 112 style in progress

Lars Braun: Könnten wir mal kurz das Aufnahmegerät abschalten? Nein, im Ernst: Was ich feststellen muss, ist, dass es seitens der Agenturen und Vertriebe oft an der notwendigen Professionalität fehlt. Das ist kein Pauschalurteil, aber in vielen Fragen der Zusammenarbeit doch alltägliche Erfahrung. Stephan Huber: Das höre ich von der anderen Seite aber regelmäßig fast wortgleich. Lars Braun: Das mag auch stimmen. Aber meine Erfahrung als Fachhändler und Einkäufer ist eben, daß sich das Niveau im Vertrieb, von den leuchtenden Ausnahmen mal abgesehen, eher verschlechtert hat. Das ist vor allem ein Personalproblem. Harm Hesterberg: Es behauptet ja auch niemand, dass fehlende Professionalität ein einseitiges Problem ist. Aber was man klar feststellen muss, ist, dass der Anteil der kompetenten Ansprechpartner in den Vertrieben mit der ständig steigenden Zahl der vertretenen Kollektionen nicht Schritt halten kann. Und wenn ich bei einem Ordertermin das Gefühl habe, deutlich mehr über die Marke zu wissen als mein Gegenüber, dann hinter-

lässt das schon einen seltsamen Eindruck. Andreas Feldenkirchen: Ich kenne ja beide

Seiten aus persönlicher Erfahrung und es gibt zwei Dinge, die wirklich nerven. Zum einen, wie von Harm Hesterberg geschildert, wenn jemand gar nicht wirklich weiß, was er dir da gerade verkaufen will, vor allem aber, wenn er offensichtlich nicht weiß, wem er es verkauft. Also, wenn mir jemand eine Kollektion unter die Nase hält, die völlig an meiner Positionierung vorbeizielt. Lars Braun: Da hat eine Vertriebsagentur doch die selbe Verpflichtung wie ich als Händler. Meine Mitarbeiter müssen auch wissen, worüber sie reden. Und sie müssen auch in der Lage sein, einen Kunden seinem Typ entsprechend zu beraten. Das verlangt natürlich nach Schulung und die findet im Vertrieb leider oft nicht statt. Stephan Huber: Was stört aus Sicht des Handels außerdem in der alltäglichen Zusammenarbeit? Kay Knipschild: Klassiker aus der Mottenkiste des Vertriebsvokabulars. Also mehr oder weniger deutliche Hinweise, wer von den


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„Bei uns bestimmt den Zeitpunkt der Reduzierungen nicht der Mitbewerber. Und vieles wird gar nicht reduziert, weil es kein Ablaufdatum hat.“ Kay Knipschild, Burg & Schild

Kollegen nicht schon alles eine Order platziert hätte. Andreas Feldenkirchen: Und massiver Druck betreffend des Ordervolumens. Man sollte dem Händler schon zutrauen, dass er selbst weiß, was er verkaufen kann und was nicht. Stephan Huber: Können Sie sich eigentlich vorstellen, wie ungemein nervig der Handel für die Industrie sein kann? Michael Klein: Dass es in einer geschäftlichen Zusammenarbeit Konfliktpotenzial gibt, liegt in der Natur der Sache. Ich glaube die meisten dieser Konflikte haben ihre Ursache in mangelnder Kommunikation. Stephan Huber: Die aktuelle Ordersaison wird nicht zuletzt aufgrund des zähen Verlaufs des Wintergeschäfts im Handel als richtungweisend eingestuft, euphemistisch formuliert. Mit welchen Erwartungen sind Sie in das Jahr 2012 gegangen? Lars Braun: Ich will wirklich nichts schönreden. Aber dennoch muss man sich die letzten Monate auch mal aus einem anderen Blickwinkel ansehen. Ja, das war aus ver112 style in progress

schiedenen Gründen für den Bekleidungshandel ein sehr schwieriger Herbst. Wetter, allgemeine Konsumstimmung, fast alle hatten zu viel Ware. Aber war im konkreten Fall nicht für viele ein extrem erfolgreiches Jahr 2010 die anspruchsvolle Vorlage? Und ist ein etwas schwächeres Geschäftsergebnis oder auch ein Umsatzminus nicht Teil einer normalen, langjährigen Unternehmensentwicklung? Ein Unternehmen, das so eine Situation nicht verkraftet, hat ein wesentlich tiefer gehendes Problem als einen Jahrhundertherbst. Harm Hesterberg: Wir werden sicher mit einer gewissen Vorsicht in die Ordergespräche gehen, aber gleichzeitig nicht ohne Mut. Denn mehr denn je wird es in Zukunft darum gehen, den Kunden zu überraschen und zu verführen, und das kann nur mit besonderen Produkten gelingen. Die Vorsicht darf also nicht den Blick für Neues vernebeln. Für die netten kleinen Schweinereien, die letztlich doch den größten Spaß machen. Andreas Feldenkirchen: Man wird in vielen Fällen schon das Ordervolumen hinterfragen

müssen. Was passiert bei den Jacken? Was passiert bei Denim? Wie entwickeln sich die Preise? Wie entwickeln sich die einzelnen Kollektionen? Das ist mit Sicherheit eine Saison, in der viele vieles hinterfragen. Aber das ist ja eigentlich sogar positiv. Kay Knipschild: Wir sehen unseren Weg der Unverwechselbarkeit voll und ganz bestätigt. Und den werden wir auch so weitergehen. Stephan Huber: Wo findet man heute eigentlich die netten kleinen Schweinereien? Kay Knipschild: Nicht zuletzt über ein gutes Netzwerk und Mundpropaganda. Michael Klein: Das läuft heute auf sehr vielen Ebenen. Reisen, Medien, Empfehlungen ... Lars Braun: Ich darf eine Lanze für die Messen brechen. Zumindest ich halte beispielsweise den Pitti Uomo, aber auch Berlin für unverzichtbar in der Meinungsbildung. Ich gehe mit enormer Lust und Freude in die kommende Saison. Und es wird eine gute Saison. Stephan Huber: Ein schöneres Schlusswort kann ich nicht mehr erwarten. Ich danke herzlich für das Gespräch.


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Reiner Pichler: „Wenn wieder das Produkt im Mittelpunkt steht, dann steht auch wieder der Fachhandel im Mittelpunkt.“

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Produkte statt Flächenproduktivität Holy Fashion Group | Im Gespräch mit style in progress freut sich Reiner Pichler, CEO der Holy Fashion Group, über geschmacksichere, junge Männer, wundert sich über die Rolle der Banken und verrät sein Motto für 2012: Best Product! Interview: Stephan Huber. Fotos: Holy Fashion Group

S

ie haben vor einigen Jahren festgestellt, dass der iPod Ihr Mitbewerber ist. Gilt das heute noch? Reiner Pichler: Grundsätzlich ja. Wir wen-

den uns an einen Konsumenten, der sich jeden Tag überlegt, was er sich mit seinem frei verfügbaren Einkommen kaufen will oder auch nicht. Da steht Mode und Bekleidung in direkter Konkurrenz mit anderen Produkten des emotionalen Bedarfs. Allerdings habe ich zumindest den Eindruck, dass Mode heute einen höheren Stellenwert genießt als noch vor ein paar Jahren. Gerade bei Männern, weil sich im Look viel geändert hat. Das öffentliche Bild und damit auch das modische Bild des Mannes hat sich tatsächlich sehr verändert. Nicht zuletzt innerhalb der Modebranche selbst wird „echte Männlichkeit“ zelebriert.

Es gibt sehr viele unterschiedliche Strömungen. Die Zeiten der Uniformität sind vorbei. Diese neue Männlichkeit entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als ein Mosaik vieler Mikrotrends, weil die Einflüsse in einer vernetzten Welt anders als früher und auch die Konsummöglichkeiten differenzierter sind. Wenn man frühmorgens in ein Flugzeug oder in eine Bahn einsteigt, hat man dennoch das Gefühl, dass ein Großteil der Männer nach wie vor auf die AllzweckFunktionsjacke vertraut. Beim Spaziergang mit dem Hund ebenso wie über dem Anzug auf dem Weg zum Termin.

Nun, vielleicht sagen sich viele Männer eben: „Ich kauf mir ein iPad, meine gute alte Allzweckjacke tut’s ja noch eine ganze Weile.“ Funktionalität ist gerade bei Männern ein wichtiges Argument. Und es liegt

an uns, Funktionalität und Design anspruchsvoll so zu verbinden, dass wir das iPad in seiner persönlichen Wunschliste überholen. Und gerade bei der jüngeren Zielgruppe, sehe ich da wirklich eine sehr schöne Entwicklung. Das merken wir nicht zuletzt an unseren Verkaufszahlen. Schmale Mäntel und Jacken, knackig geschnittene Anzüge mit tiefer Leibhöhe, das verkaufen wir in wirklich großen Mengen. Ist der Übergang vom Zeitalter des Businesslooks zum Zeitalter des Freizeitlooks kommunikativ eigentlich gelungen? Das verfestigte Bild vom Mann im scharfen Anzug, entspricht ja schon lange nicht mehr der (Umsatz-)Realität?

Das sehe ich anders. Unbestritten ist der Casual- und Sportswear-Markt massiv gewachsen. Aber allen Voraussagen zum Trotz hat auch der Anzugmarkt in den letzten beiden Jahren wieder zugelegt, und zwar deutlich, weil es eben gelungen ist, im Anzug bzw. der Konfektion insgesamt einen neuen modernen Look zu etablieren. An Strellson sollte sich diese Entwicklung doch anschaulich festmachen lassen?

Die Sportswear ist für Strellson ja noch ein relativ neues Segment und konnte durch die Stärke der Marke und des Produktes in vergleichsweise kurzer Zeit einen Anteil von 40 Prozent am Gesamtumsatz erreichen. Das ist beeindruckend und unterstreicht natürlich den Stellenwert, den Sportswear heute insgesamt hat. Gleichzeitig sind wir aber auch in der Konfektion weiter gewachsen, und zwar zweistellig. Ist das eine Markenkonjunktur?

Nicht nur. Der junge Anzug wächst insgesamt und davon profitieren wir, weil wir das

wirklich gut können. Innerhalb der Holy Fashion Group sehen wir das bei Joop und, auch wenn wir uns da natürlich in einem anderen Marktsegment bewegen, bei Windsor. Die tolle Entwicklung von Windsor ist nicht zuletzt Ergebnis einer Veränderung des Looks in der gesamten Konfektion, die unsere Designer sehr gut übersetzt haben. Ich will eine zweite, für mich gegenwärtig wichtige Veränderung ansprechen. In der Branche wurde lange fast ausschließlich über Flächen, Konzepte und Systeme diskutiert. Heute wird wieder über Produkte diskutiert. Warum?

Der Endverbraucher kauft keine Flächenproduktivität, sondern Produkte! Und der Endverbraucher muss im Mittelpunkt unseres Denkens stehen und nicht Kalkulationen, Lagerumschlag oder Lead Times. Natürlich sind das alles Werte, die stimmen müssen, wir wollen ja auch Geld verdienen. Aber entscheidend ist einfach das Produkt. Heute mehr denn je. Es tut uns allen gut, dass sich der Fokus wieder auf das Wesentliche gerichtet hat. Das Motto der Holy Fashion Group für 2012 ist denkbar einfach: Best Product! Das bedeutet konkret?

Was will der Konsument? Und wie können wir ihm das auf höchstem Niveau bieten? Das sind für jede unserer Marken die wesentlichen Fragen. Wir haben in den letzten Jahren einen guten Job gemacht. Strellson steht so klar und perfekt positioniert im Markt wie noch nie. Bei Windsor ist uns eine Neuausrichtung gelungen, ohne den Markenkern zu verändern, und wir werden dafür mit tollen Zuwächsen belohnt. Die Zusammenarbeit mit Tommy Hilfiger über style in progress 112


128 OPINION

Ein neuer, moderner Look, wie zum Beispiel in der Traveller Collection von Windsor, sorgt auch in der Konfektion wieder für Wachstum.

zwölf Jahre hinweg war ohnehin außergewöhnlich. Und jetzt müssen wir noch mit Joop diesen Weg gehen. Die Positionierung steht und vor uns liegt viel Arbeit. Aber wir wissen ja Gott sei Dank, wie es geht.

Sportswear aussehen? Darüber denken wir beispielsweise nach. Mit dem Launch des dritten Duftes steigen wir mit Strellson auch in die Fernsehwerbung ein, um nur zwei aktuelle Projekte zu nennen.

Warum wurde die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Tommy Hilfiger eigentlich beendet?

Wie wichtig ist für die Wachstumsstrategie der Holy Fashion Group der Fachhandel?

Weil beide Unternehmen heute an einem völlig anderen Punkt stehen als vor zwölf Jahren, als diese Zusammenarbeit begonnen hat. Und an dem Punkt haben beide Seiten festgestellt, dass diese Zusammenarbeit nicht mehr in die jeweilige Unternehmensstrategie passt. Rückblickend können wir stolz sein, was wir da gemeinsam aufgebaut haben. Tommy Hilfiger ist die einzige SportswearMarke, die ein substanzielles Konfektionsbusiness aufbauen konnte. Wir haben wechselseitig viel voneinander gelernt und profitiert. Konzentriert sich die Holy Fashion Group auf das bestehende Portfolio oder ist eine vergleichbare Kooperation geplant?

Wir haben noch so viel Potenzial. Bei jeder unserer drei Marken, in allen Produktgruppen, in den bestehenden und in neuen Märkten, im Lizenzgeschäft. Es wird unsere ganze Energie benötigen, das nachhaltig auszuschöpfen. Wie könnte beispielsweise eine Windsor 112 style in progress

Von zentraler Bedeutung! Denn wenn wieder das Produkt im Mittelpunkt steht, dann ist auch wieder der Fachhandel im Mittelpunkt als Kommunikator des Produkts. Man kann ja international beobachten, dass spannende neue Fachhandelskonzepte entstehen. Konzepte, bei denen es um Sehnsucht geht, um Emotion und Innovation und nicht um Bedarfsdeckung. Stehen wir als Bekleidungsbranche nicht vor dem Problem, dass zu wenige dieser neuen, innovativen Fachhandelskonzepte überhaupt die Chance bekommen, sich auf dem Markt zu beweisen, weil es niemanden gibt, der das finanziert?

Das ist sogar ein Riesenproblem, und zwar nicht nur für unsere Branche. Der Start-up im Handel ist ganz schwierig geworden. Zum einen, weil die Kosten so enorm gestiegen sind. Alleine die Mieten sind in vielen Städten für einen jungen Unternehmer kaum zu stemmen. Vor allem aber, weil die Banken ihrem Auftrag nicht mehr nachkommen. Ich hatte neulich ein Gespräch mit

dem Vorstand einer großen Schweizer Bank. Der hat mir und anderen Unternehmern präsentiert, nach welchen Kriterien künftig Kredite vergeben werden. Kurz zusammengefasst: Geld bekommt, wer schon Geld hat. Ich habe ihn dann gefragt, wozu wir denn dann die Banken eigentlich noch brauchen, und ihm das Beispiel eines Jungdesigners genannt, der eine Start-up-Finanzierung braucht, aber nach diesen Kriterien gar keine Chance hat, sie zu erhalten. Wissen Sie, was die Antwort war? Die Bank könne doch gar nicht beurteilen, ob das ein gutes Geschäft werde. Das sollten doch besser Unternehmen wie die Holy Fashion Group finanzieren. Wir würden ja die Branche kennen. Erstaunlicher unternehmerischer Zugang...

Wir haben doch auch keine Garantie auf ein gutes Geschäft. Wenn wir neue Kunden aufnehmen, stehen wir vor derselben Frage. Ein Neukunde in Frankreich beispielsweise, bekommt von keiner Gesellschaft Limit. Das müssen wir nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden. In gewisser Hinsicht ist es ja tatsächlich so, dass wir da in die Vorleistung gehen und Start-ups finanzieren. Und das sehe ich auch als Teil unserer unternehmerischen Verantwortung, vor der wir uns gar nicht drücken wollen und können. Vielen Dank für das Gespräch.



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Wir sind nur so gut wie unsere Mitarbeiter KTC Limited | Made in China hat in Europa einen schlechten Ruf. Aber stimmen die Klischees noch? Gerhard Flatz, Managing Director von KTC Limited, dem führenden Spezialisten für hochwertige Performancewear mit Sitz in Hongkong zeigt ein ganz anderes Bild. Im Gespräch mit style in progress erklärt er, warum Made in China für ihn ein Qualitätsbeweis ist, wie wichtig soziale und Umweltstandards für die langfristige Unternehmensstrategie sind und warum man auch mal nein sagen muss. Interview: Stephan Huber. Fotos: KTC

Gerhard Flatz, Managing Director KTC Limited: „Es geht nicht um die Frage, ob in China produziert wird, sondern darum, wie in China produziert wird.“

K

geber. Die Unternehmensgründer haben früh erkannt, daß langfristiger Erfolg nur möglich ist, wenn das Wohl der Mitarbeiter als wesentlicher Teil der Unternehmenspolitik begriffen wird.

TC geht mit der Herkunftsbezeichnung Made in China sehr offen und selbstbewusst um. Gleichzeitig gibt es gerade in Mitteleuropa im Premium- und Luxussegment eine fast reflexartige Abwehrhaltung seitens des Konsumenten. Wie geht KTC mit dieser Entwicklung um? Gerhard Flatz: Wir sind ein chinesisches

Die Vorstellung, dass der Mensch und damit der Arbeiter im industrialisierten China nur wenig zählt, ist aber im Westen beinahe Common Sense.

Unternehmen und wir sind völlig zu Recht stolz auf die Leistung unseres Unternehmens und unserer Mitarbeiter. KTC ist nicht nur für die Qualität der Produkte bekannt, sondern gerade auch für die Qualität als Arbeit-

Eine Entwicklung, die in Europa über Jahrhunderte gegangen ist, durchläuft China im Zeitraffer. Kinderarbeit, Ausbeutung, Umweltverschmutzung, all das gab und gibt es natürlich. Aber es gibt heute ein Bewusstsein

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für diese Themen und spürbare Fortschritte. Wie gesagt, KTC hat früh begonnen, das Unternehmen ganzheitlich auszurichten. Und zwar durchaus im eigenen Interesse. Ein wirklich öffentliches Thema ist das mit Beginn dieses Jahrtausends geworden. Damals haben wir noch eng mit Adidas gearbeitet und es war schon auch ein Verdienst der Medien, dass gerade so große Planer immer stärker darauf achten mussten, wie es bei ihren Produktionsbetrieben weltweit aussieht. Für uns war diese Welle des öffentlichen Interesses Ansporn, als Produzent wirklich aktiv zu werden. Also nicht mehr


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„Art of Performance Manufacture.“ Hochwertige Handarbeit spielt bei KTC eine entscheidende Rolle.

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Die Multistretch-Philosophie der Schweizer Edelmarke Mountain Force verlangt von KTC Innovation auf höchstem Niveau.

einfach auf das öffentliche Interesse und die sogenannten Codes of Conduct der Marken zu reagieren, sondern als Unternehmen KTC schrittweise den höchstmöglichen Standard zu erreichen, und zwar in allen Bereichen. Unser Ziel war es, im Sinne des Wortes, ein Vorzeigeunternehmen zu werden, und zwar im internationalen Vergleich. Welche Schritte sind konkret gesetzt worden?

Das waren und sind viele kleine Schritte. Um uns selbst zu beweisen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, aber auch, um nach außen zu zeigen, dass dieser Weg möglich ist, haben wir uns 2010 um eine Mitgliedschaft bei der Fair Wear Foundation beworben. Die waren zunächst skeptisch, weil sie eigentlich auf Marken ausgerichtet sind. Aber wir konnten sie überzeugen und sind seit Mai 2011 als einer der ersten Produzenten aufgenommen worden. Parallel sind wir auch über die Medien und im Internet aktiv an die Öffentlichkeit gegangen, weil es darum geht, insgesamt ein Umdenken einzuleiten. Einerseits bei der Industrie, indem immer mehr Unternehmen unter Beweis stellen, dass hohe Sozial- und Umweltstandards mit Wirtschaftlichkeit vereinbar sind, andererseits bei den Konsumenten, um die bestehenden Vorurteile gegenüber Made in China abzubauen. China ist ein wichtiger, unverzichtbarer Bestandteil der Produktionskette. Ohne China gäbe es keine wasserdich112 style in progress

ten Jacken mehr. Oder zumindest bei weitem nicht in dem Volumen, das der Weltmarkt benötigt. Es geht also nicht um die Frage, ob in China produziert wird, sondern darum, wie in China produziert wird. Unbestritten. Aber wie kann es gelingen, das Image der billigen Werkbank für den Westen abzuschütteln?

Hinter diesem Image steckt ein hohes Maß an Überheblichkeit. Im China von heute ist Know-how und Innovationskraft in einem Ausmaß gegeben, das all diese Klischees weitgehend Lügen straft. KTC ist ein Akronym und steht für Knowledge, Technology and Craft. Das sind keine leeren Worte. Genau dafür stehen wir, genau dafür schätzen uns unsere Kunden und genau das beschreibt auch punktgenau unsere Strategie. Wir konzentrieren uns heute ganz gezielt auf ein Kundenportfolio, für das es um höchste Ansprüche in der Verbindung von Funktion und Design geht. Unsere langjährige Arbeit mit Odlo war da ohne Frage richtungsweisend. Oder aktuell ein Kunde wie Mountain Force, dessen Multistretch-Philosophie uns vor große Herausforderungen gestellt hat. Dass wir derartige Herausforderungen meistern können und dass wir genau deshalb ein gesuchter Partner sind, unterstreicht die Richtigkeit unseres Weges. Wir wollen im Bereich „Art of Performance Manufacture“ führend sein. Als chinesisches Unternehmen, nicht einfach nur in China, sondern welt-

weit. Und da zeigen wir auch entsprechendes Selbstbewusstsein. Wir gehen aktiv auf Medien zu, laden sie ein, sich vor Ort davon zu überzeugen, wie ernst wir das meinen. Ich spüre da schon ein wachsendes Interesse. Die Financial Times haben uns besucht, die ARD, der Norddeutsche Rundfunk. Auch dass wir diese Saison sämtliche Hostessen der ispo ausstatten, ist ein Signal. Ist der Weg von KTC beispielhaft für die Zukunft des Produktionsstandortes China?

Mit Sicherheit. Es gibt aktuell noch so einige, die uns für verrückt halten. Wir haben im Sommer 2011 einen für China geradezu revolutionären Schritt gesetzt, indem wir für unsere Gebäude, die ja bislang im Rahmen eines Joint Ventures im Eigentum der lokalen chinesischen Regierung gestanden haben, ein Angebot vorgelegt und sie letztlich übernommen haben. Nicht zuletzt als Signal, dass wir an unserem Standort bei Hongkong bleiben wollen. Auch wenn die Kosten an diesem Standort deutlich gestiegen sind und weiter deutlich steigen werden. Nach Nordchina weiterzuziehen löst ja kein Problem. Auch dort werden die Löhne steigen. Wir sind ja kein Wanderzirkus. Der Billigbereich ist ohnehin schon abgewandert. Nach Bangladesch, nach Burma. Irgendwann wird auch noch Nordkorea aufgehen. Dann ist das Ende der Wanderschaft erreicht. Das hat also, wenn man als Unter-



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Gerhard Flatz: „Wer in China Fachkräfte will, muss ihnen etwas bieten, und zwar nicht einfach nur ein gutes Gehalt, sondern ein Zuhause.“

nehmen langfristig und nachhaltig denkt, keine Zukunft. Wir sind nur so gut, wie die Menschen, die für uns arbeiten. Hier an unserem Standort haben wir uns ein Personal von so hohem Niveau aufgebaut, dass es völlig illusorisch ist, sich plötzlich in der Provinz ohne Qualitätsverlust neu anzusiedeln. Daher gehen wir einen anderen Weg, indem wir bewusst hier investieren. In unsere Mitarbeiter, in unseren Maschinenpark, aber auch in die Infrastruktur. Wir haben beispielsweise eine Sportanlage für alle Mitarbeiter errichtet. Wirklich hochwertigst ausgestattet. Wer in China Fachkräfte will, muss ihnen etwas bieten, und zwar nicht einfach nur ein gutes Gehalt, sondern ein Zuhause. Gibt es in China einen Fachkräftemangel?

Dieses Problem nimmt zu. In unserem Bereich sogar ganz massiv. Wer vor zehn Jahren eine Nähmaschine bedienen konnte, sitzt heute im Büro. Es wird immer schwieriger, neues Personal zu finden. Die allgemeine Vorstellung, China würde über eine schier unerschöpfliche Quelle an Arbeitskräften verfügen, ist auch eines dieser Klischees, die der Realität nicht mehr standhalten. Weil zum einen die Anforderungen gestiegen sind, zum anderen aber der Job einer Näherin nach wie vor ein sehr schlechtes Image hat und im Vergleich zu anderen Industriejobs wie beispielsweise der Mobiltelefonfertigung auch mehr abverlangt. Der aus der Einkindpolitik resultierende Männerüberschuss verschärft die Situation. 112 style in progress

Wie geht KTC damit um?

Zum einen bemühen wir uns, die Fluktuation so gering wie möglich zu halten. Waren wir 2005 noch bei 50 Prozent, so haben wir heute eine Fluktuation von 22 Prozent erreicht. Mein Ziel ist, sie unter 15 Prozent zu drücken. Zum anderen bemühen wir uns intensiv, ein gesuchter Arbeitgeber zu sein. Beides ist nur möglich, wenn wir als Unternehmen KTC unseren Mitarbeitern wirklich etwas bieten. Noch einmal: Die Komponente Gehalt ist sehr wichtig, der Familiengedanke aber noch wichtiger. Junge Näherinnen sind oft zum ersten Mal weg von zuhause. Die brauchen ein soziales Umfeld, die brauchen Geborgenheit. Wir haben beispielsweise damit begonnen, die Familien unserer Näherinnen zu besuchen. Mit einer kleinen Aufmerksamkeit, aber vor allem mit dem Signal, dass ihre Kinder bei uns nicht ausgebeutet werden, sondern geschätzte und wichtige Mitarbeiter sind. Das hat uns sehr viel gebracht. Denn die persönliche Empfehlung ist in China das wichtigste Tool bei der Personalsuche. Können Sie sich eigentlich vorstellen, dass der Fluss mittelfristig seine Richtung ändert? Dass also China bzw. chinesische Produzenten mit ihrem Know-how beispielsweise nach Europa gehen und dort Standorte eröffnen?

Die teilweise Umkehr des Know-how-Transfers ist heute schon Realität. Ich sehe KTC als perfektes Beispiel dafür. Wir entwickeln unser Know-how in Zusammenarbeit mit

unseren Kunden beständig weiter. Die Produkte, die wir auf höchstem Niveau fertigen, bringen dieses Know-how nach Europa. Know-how made in China! Reizt dieses bei KTC über vier Jahrzehnte gesammelte Wissen in den Bereichen Funktion, Outdoor und Produktion nicht zu einem ganz anderen Schritt? Nämlich eine eigene Marke zu entwickeln?

Das wäre auf den ersten Blick naheliegend. Tatsächlich sind die meisten Marken ja auch aus Produktionsbetrieben entstanden. Aber warum sollen wir uns in einen Bereich vorwagen, von dem wir zu wenig Ahnung haben, wenn es in dem Bereich, den wir besser können als die meisten anderen, noch so viel Potenzial gibt? Wir wollen für unsere Marken ein verlässlicher Partner sein. Unser Teil dieser Partnerschaft ist die Produktion. Man sollte also auch mal nein sagen können?

Das ist eine unterschätzte Tugend. Letztlich gibt es ohnehin von allem zu viel. Vielen Dank für das Gespräch.

KTC LIMITED (Knowledge, Technology and Craft) wurde 1971 von den beiden Österreichern Hans Kremmel und Dieter Waibel in Hing Kongo gegründet und gehört heute zu den führenden Spezialisten für hochwertige Funktions- und Outdoor-Bekleidung. Standorte: Hing Kongo, China, Laos Kunden (Auswahl): Arcteryx, Gore Bike & Running Wear, Mammut, Mountain Force, Musto, Odilo, Rapha, Toni Sailer ktcquality.com



Denim, viel Wert Made in Heaven Astrid Jane

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Unzen, Waschungen, Treatments – oder doch Fit, Komfort, Shape? Nach US-Authentics und Celebrity-getriebenen Premiumjeans kommt ein neuer Trend, um zu bleiben: Jeans, die die Weiblichkeit feiern und Kundinnen mit Wertigkeit überzeugen wollen. Oder sollte man Jeans durch das Wort Hose ersetzen? Denn dieser machen die neuen Denims nämlich harte Konkurrenz. Aus den neuen – und teilweise auch alten – Playern der Premiumdenim-Szene hat style in progress vier Marken herausgepickt. Exemplarisch und doch wieder auf einen Nenner gebracht, der da lautet: Verkaufe nur mehr teuer, was du auch mit bestem Gewissen argumentieren kannst.

Notify Mother Denim


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Etwas Billiges kann sich niemand mehr leisten Mother Denim | Tim Kaeding und Lela Tillem gründeten Mother Denim 2008, zwei Jahre nachdem die L. A.-Premiumdenim-Welle angerauscht war. Mother Denim verführt Frauen mit Luxusjeans, die ein besonderes taktiles Erlebnis versprechen. Interview: Miranda Hoogervorst. Fotos: Mother Denim

Tim Kaeding, Gründer der in Los Angeles ansässigen Marke Mother Denim.

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ie L.-A.-Welle war irgendwie verrückt. Wie sehen Sie sie im Rückblick? Tim Kaeding: Irgendwann in dieser L.-A.-

Welle begann auf einmal, alles gleich auszusehen. Jeder benützte den gleichen Denim und ähnliche Waschungen. Und mit PromiMarketing hat man es so übertrieben, dass es inzwischen bedeutungslos ist. Diese Art von L.-A.-Label will ich nicht führen, Mother soll etwas Besonderes sein, viel nobler. Warum haben Sie mitten in der Krise eine Luxusdenimmarke gegründet?

High-End-Denimmarken sind eben unser Spezialgebiet. Sicher: Wir stecken in einer Rezession, niemand gründet neue Unternehmen. Doch wir sind eines der Unternehmen, die im Denimbereich tatsächlich etwas Neues und Aufregendes begonnen haben. Ein Freund sagte neulich: Etwas Billiges kann sich keiner mehr leisten. Das stimmt: Wenn man Geld für etwas Schönes ausgibt, muss es eine Weile halten. Womit tut sich Mother Denim auf dem Damenjeansmarkt hervor?

Ich wollte dieser Marke ein weiches Element verleihen. Üblicherweise achtet man auf Ausrüstung, Stoff und Schnitt, aber niemanden interessiert recht, wie sich das anfühlt. Unsere Jeans sehen wie eine aus, aber sie fühlen sich anders an, sie sind extrem weich. Warum haben Sie sich auf die Hochpreisstrategie verlegt?

Nach 2008 wurden Jeggins populär. Die gab es bei Gap und J. Crew für 50 Dollar, und zwar ohne einen offensichtlichen Unterschied zu Luxusdenim. Mit Mother wollten wir wieder echten High-End-Denim verwenden. Wir sind überzeugt: Wenn Frauen für eine unserer Jeans 200 Dollar hinblättern sollen, dann muss diese auch phänomenal sein. Aktuell sind Ihre Flared im 1970er-JahreStil beliebt. Wie hält Mother Denim das Interesse aufrecht, wenn das Seventies Revival vorbei ist?

Ich baue hier nicht nur eine Denimmarke auf, sondern eine Modemarke. Wir sind aus den 1970er-Jahren bereits raus und bewegen uns jetzt auf die Proportionen der 1920erund 1950er-Jahren zu. Proportionen können

Jeans in etwas ganz Neues verwandeln. Solange ich diese schönen, weichen Stoffe mit neuen Proportionen kombiniere, bleibt es interessant. Welche Vertriebsstrategie hat Mother Denim in Europa?

Wir nehmen uns ein Land nach dem anderen vor, weil unsere Kapazitäten begrenzt sind. Wir wollen nicht zu schnell wachsen. Deshalb haben wir mit Großbritannien und Deutschland begonnen, dazu Österreich und Schweiz. Letzte Saison kam Italien dazu. Das sind unsere derzeitigen Ziele. Auch in vielen anderen Ländern sind wir schon mindestens in einem Topladen vertreten, weil die Einkäufer auf den Messen in New York schreiben.

Mother Denim wurde 2010 von Tim Kaeding, dem Mitbegründer von 7 For All Mankind, und von Lela Tillem, ehemalige Verkaufsleiterin bei Citizens of Humanity, gegründet. Die Marke wird in Los Angeles produziert und in den USA und Europa verkauft. www.motherdenim.com

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138 OPINION

Alles dreht sich ums Produkt Made in Heaven | Chloe Lonsdale liegt Denim im Blut – die Mutter der Besitzerin von MiH (Made in Heaven) ist das legendäre 1970er-Jahre-Denimmodel Chekkie Maskell, ihr Vater gründete die Denimkette Jean Machine und ihr Patenonkel ist der Gründer von Made in Heaven. Während sie die familiären Denimwurzeln zu ihrem Vorteil nutzt, folgt sie einem Schlagwort: Integrität. Interview: Alana Wallace. Fotos: MiH

Indigoblaues Blut: Chloe Londsdale, Inhaberin von Made in Heaven Jeans.

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as hat Sie zum Relaunch bewegt? Chloe Lonsdale: Vor sechs Jahren

dominierten Marken aus L. A. wie 7 For All Mankind und True Religion den Luxusdenimmarkt und eine Million Nachahmer kamen und gingen. Ich bin mit den Ansichten meiner Eltern groß geworden, wie man Jeans tragen und stylen soll und was an ihnen wichtig ist. Da ging es definitiv nicht darum, schnellen, modischen Denim zu produzieren. Ich hatte viele schöne Bilder von Mama im Kopf, in den 1970er-Jahren barfuß in Jeans und T-Shirt. Sie strahlen diesen natürlichen Stil und die Weichheit aus, mit der sie Denim trug. So etwas sah man bei keiner dieser amerikanischen Marken – da sah ich eine Chance.

Wie haben Sie sich im gesättigten heutigen Denimmarkt eine Nische geschaffen?

Mein Vater war ein Revolutionär, als er in den frühen 1970er-Jahren dem britischen Publikum Jeans als ein Produkt nahebrachte, an das jeder glauben konnte – es war greif112 style in progress

bar, modern, knackig, clean. Diese Schlüsselbegriffe wenden wir auf heutige Verhältnisse an. Das Produkt sieht aber bestimmt nicht aus, als sei es in den 1970er-Jahren entstanden. Ich denke, ihm haftet bloß das Selbstvertrauen eines Jeansmachers an, der schon lange im Geschäft ist.

Mama in Jeans, aber das haben wir zurückgefahren, weil wir das Produkt nicht mit so viel Information belasten wollen, dass die Leute den Eindruck bekommen, sie sei wichtiger als das Produkt.

Wie wichtig ist das Erbe der Marke?

Der amerikanische Markt lässt sich von Masse und Trends leiten, aber als Jeansmarke muss man bedenken, wer seine Kunden sind. Viele aktuelle Marken bemühen sich, ein gutes Produkt herzustellen, aber sie ändern ständig ihre Ästhetik. Dabei ist es wichtig, sich stärker zu konzentrieren, damit die Frauen wissen, warum sie zu einem kommen.

In den ersten drei Jahren sprachen wir eine extrem kleine Kundenbasis an, die sich von der Freude am Erbe zum Kauf verleiten ließ. Inzwischen liegt der Anteil der Leute, die beim Kauf unserer Jeans gar nichts über unsere Vergangenheit wissen, über 50 Prozent. Das ist gut zu wissen, denn es heißt: Von der schönen Geschichte haben wir uns dahin bewegt, dass die Leute einfach das Produkt lieben. Es ist im Moment deshalb so erfolgreich, weil wir das Wissen und die Erfahrung im Jeansgeschäft aus 30, 40 Jahren mitbringen. Das ist so deutlich in unser Produkt eingeflossen, dass wir darüber nicht viel reden müssen. Früher hatten wir HangTags mit alten Schwarz-Weiß-Fotos von

Wie unterscheidet sich MiH von US-Denimmarken?

Made in Heaven, die britische Denimmarke aus den 1970er-Jahren, wurde als MiH 2005 relauncht. Die in der Türkei und in Italien produzierte Kollektion steht für Qualität und schmeichelhafte Schnitte. 1970er-Jahre-Promi-Fans Jane Birkin und Farrah Fawcett sind inzwischen von Stars wie Claudia Schiffer und Gwyneth Paltrow abgelöst worden. www.mih-jeans.com


31.01.- 02.02.2012


140 OPINION

Kompromisse machen unglücklich Notify | Notify ist als der Couturier unter den Premiumdenim-Brands bekannt. Gründer und Inhaber Maurice Ohayon hat gemeinsam mit der Import- und Vertriebsagentur CP Fashion ein klares Ziel vor Augen: Den deutschsprachigen Markt für seine Kollektion zu begeistern. Interview: Martina Müllner. Foto: Bernhard Musil, Notify

Ein Gentlemen in Jeans: Maurice Ohayon, Gründer von Notify.

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as sind Ihre Pläne für die D-A-CH Länder? Maurice Ohayon: Die deutsch-

sprachigen Länder sind ein Schlüsselmarkt, daher will ich sie gemeinsam mit Reinhart Oberstein besser kennen lernen. Ich erlebe Kunden und Konsumenten als sehr treu, aber skeptisch gegenüber Veränderungen. Erstaunlich sind die vielen Ähnlichkeiten mit dem UK- und US-Markt. Um in Deutschland stark zu sein, muss man zunächst in den USA punkten. Wie beurteilen Sie den US-Markt aktuell?

In den USA sucht man nach Neuem. Die zehn Premiumdenim-Marken haben alle ähnliche Materialien und Waschungen verwendet, wie eine einzige Kopiermaschine. Sogar im Marketing sind sie kaum unterscheidbar: Alle greifen auf dieselben Celebritys zu und führen so das System ad absurdurm. Wo ist Innovation jetzt gefragt?

Vor zehn Jahren war das Premiumjeans-Angebot uniform, wer seine Marke erfolgrei112 style in progress

cher machen wollte, brauchte nur Marketing zu machen. Jetzt, wo alle Marketing- und Instore-Maßnahmen ausgereizt sind, braucht es Fantasie im Design. Birgt Fantasie die Gefahr, sich selbst zu überholen?

Exakt. Beim Wechsel von Bootcut auf Skinny waren wir zum Beispiel viel zu früh und als Lieferant sehr Anti-Marketing: Kein Lager, kein Warenaustausch, erfolgreiche Modelle flogen von einer auf die andere Saison aus der Kollektion, wenn ich sie für modisch irrelevant hielt. Kein einfacher Weg, aber er hat uns auf heute 20 Millionen Euro Umsatz gebracht. Was unterscheidet Notify von Mitbewerbern?

Ich halte nichts von Mindestorders oder verpflichtenden Teilen. So wie mir niemand befehlen kann, ich müsse vier Sandwiches essen, wenn ich keinen Hunger habe. Ich sage: Nehmt am Buffet, was ihr wollt. In seiner Selektion bieten wir dem Kunden Exklusivität – einzelne Farben reservieren wir

nur für ihn, sogar mit der Möglichkeit, Jeans individuell zu branden. Das passt zu unserem Couture-Gedanken. Ich will Handwerker bleiben. Dass Gewinn- und Umsatzmaximierung nicht meines ist, habe ich mit dem Verkauf von Seven Seven bewiesen. Resultiert diese Individualität in einer großen Kollektion?

Ja, es kommen pro Saison zwölf bis 15 neue Styles hinzu – allein bei den Slim-Fits! Manchmal ist es ein ganz schönes Bordell hier, aber es passt zu unseren Kunden, von denen zum Beispiel 80 Prozent niemals nachbestellen, weil es ihrem AvantgardeCharakter widerspricht, immer das Gleiche zu kaufen.

Notify wurde 2003 von Maurice Ohayon gegründet und ist in Europa, den USA und Japan vertreten. Die Marke produziert in Italien und kooperiert mit Designern wie Karl Lagerfeld, Stella McCartney oder Manish Arora. Neu: Die Kids Collection, die Ohayons Tochter verantwortet. www.notify.fr


OPINION 141

Substanz geben Astrid Jane | Mit seiner Marke Astrid Jane will der gebürtige Belgier Bart Van de Woestyne Premiumdenim neuen Sinn einhauchen: Seine kleine, exklusive Damenkollektion überzeugt mit gelebter Hochwertigkeit. Interview: Martina Müllner. Foto: Bernhard Musil, Astrid Jane

25 Jahre Denimerfahrung, verpackt in eine minimalistische und qualitätsorientierte Damenjeanskollektion: Bart Van de Woestyne, der Mann hinter Astrid Jane.

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eboren in Nashville, Tennessee, entwickelt in Europa – so die Eigendefinition Ihrer Kollektion. Was hat es mit dem Namen auf sich? Bart Van de Woestyne: Astrid ist der Vor-

name einer schwedischen Prinzessin, die durch ihre Heirat mit König Ludwig III. zur Königin Belgiens wurde. Mit nur 30 Jahren verunglückte sie bei einem Autounfall in Küssnacht. Sie war eine ausnehmend schöne Frau, durch ihren tragischen Tod wurde sie zur Lady Di der damaligen Zeit. Astrid steht also für die royale Note, Jane – man könnte jetzt noch Birkin ergänzen – für die Rock-’n’Roll-Attitüde. Die Astrid-Jane-Trägerin vereint also beide Welten in sich?

Ja, ihre Denims mögen luxuriös und chic sein, sind aber niemals flach und inhaltsleer. In Ihrer Heimat Belgien und den BeneluxLändern sind sie vielversprechend gestartet, wie aufgeschlossen zeigen sich die anderen Märkte?

In den Heimatmärkten hat uns die Tatsache, dass ein Belgier eine Denim-Brand gründet, viel Aufmerksamkeit und Presse beschert. Aber außerhalb Belgiens bin ich ein Niemand. Es war also schwieriger, aber wir haben wichtige Kunden überzeugen können, wie zum Beispiel Frauenschuh in Kitzbühel, ein Händler, der ja als unglaublich qualitätsbewusst bekannt ist. Ich habe keine Eile: Lieber die guten überzeugen und es langsam mehr werden lassen, als nur die nächste Hypemarke ohne Nachhaltigkeit zu sein.

Händler, wie perfekt die Jeans sitzen. Jedes kleine Detail dieser auf den ersten Blick so cleanen und sophisticated Jeans ist durchdacht – und gibt den Verkaufsmitarbeitern damit die Chance, ihre Kundinnen mit echten Werten zu überzeugen. Sie produzieren in Italien – welche Gründe sprechen dafür?

Welche Werte überzeugen die Konsumentinnen?

In Italien gibt es noch echte Handwerker und ich brauche ihre kunstvollen Fähigkeiten, um meine Vision umsetzen zu können. Die Nähe zu meinen Produktionsstätten ist wichtig – so kann ich in jeder Phase der Entwicklung vor Ort sein.

Wir starten unseren hochwertigen Anspruch schon bei den Stoffen. So verwenden wir beispielsweise eine innovative Stretchfaser, die Dehnung in alle Richtungen möglich macht und nicht ermüdet, sodass die Jeans nicht ausbeulen. Der Griff ist angenehm, der Stil elegant und Details wie Perlmuttknöpfe zeugen von Substanz. Der wahre Wow-Effekt ist dann aber, das bestätigen mir alle

Astrid Jane präsentiert in der Saison Herbst/ Winter 2012 seine dritte Kollektion. Die Marke präsentiert eine konzentrierte, aus wenigen Styles und Finishes bestehende Linie. Vertrieben wird Astrid Jane aktuell in den Benelux-Ländern, dem D-A-CH-Raum, Großbritannien und den USA. www.astridjane.com

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REBEL WITHOUT A CAUSE Fotos: Stefan Milev/Kombinatrotweiss Styling & Production: Sabine Berlipp/www.adhocbooking.com H/M: Heiko Palach/www.sternen-faenger.com Model: Timon/www.talents-models.com Location: Wir danken der Firma Deisl sowie dem K端nstler Xandi Steinwender f端r die Gastfreundschaft.

Jacke Stone Island Pullover C.P. Company Hemd Harbour Hose Closed Schuhe Floris van Bommel

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FASHION&INSPIRATION 143 Jacke Peuterey Pullover Closed Hemd A.T.P.&Co

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Lederjacke Mabrun Camouflagejacke Gold Bunny Hemd Tortuga Hose AG Adriano Goldschmied Schuhe Fly London

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Jacke HTC Pullover Burlington Hemd Aglini Hose Brax

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146 FASHION&INSPIRATION

Jacke Napapijri Hemd Victorinox

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FASHION&INSPIRATION 147 Lederjacke Strellson Hemd R95th Jeans Hilfiger Stiefel Red Wing

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FASHION&INSPIRATION 149 Mantel Meindl Tuch Habsburg Sakko La Martina Hose Guess Schuhe La Martina

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LORD DARKNESS Fotos: Stefan Milev/Kombinatrotweiss Styling & Production: Sabine Berlipp/www.sabineberlipp.de H/M: David Lee Grenda/www.blossommanagement.de Model: Boris Schlichting/Tiad Model: Lea/www.megamodelagency.com Location: www.nibelungenhalle.de Wir bedanken uns bei Frau Blumenthal f端r ihre Gastfreundschaft.

Jacke: Barbour Shirt: Original Vintage Style Hose: 7 For All Mankind

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Jacke: Etiqueta Negra T-Shirt: Pagano Hose: Stone Island

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W채sche: Yummie Tummie

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Sie W채sche: Hanro Er Jacke: CBY Hemd: Kilian Kerner

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Er Jacke: Cinque Shirt: House of the Gods Hose: J.Lindeberg Sie Lederjacke: HTC Hose: Hanro Str端mpfe: Falke

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Hemd: Arrow Jacke: Victorinox

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Weste : Closed Hemd: Riviera Club

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Jacke: Firma Shirt: Drakewood

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WINTERBUNT Fotos: Ben Wolf/www.benwolf.de Styling & Production: Sabine Berlipp/www.sabineberlipp.de H/M: Sacha Schuette/Tune management using Pantene Model: Mia/www.devamodels.es

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V.l.n.r.: Jacke WLG . Bikinitop Firma . Hot Pants Zacharia Angel . Socken Happy Socks . Schuhe Mascar贸 Weste Habsburg Jeansjacke Sens Soie . Shirt Fine Collection . G眉rtel Celiaczerlinski . Jeans Mac . Schuhe Models Own Pullover Clarissa Labin . Ohrringe Vanessa Baroni . Jeans Current Elliot . Schleifentasche A Bow Hip Bag . Schuhe Emma Go Strickjacke Clarissa Labin . Body Wolford . Jeans MIH Jeans . Schuhe Paco Gil

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V.l.n.r.: Jacke CBY . Bluse Closed . Kette Las Dalias . Hose Elastfit . Kopfhörer Urbanears . Schuhe Models Own Mantel Schneiders . Shirt Fine Collection . Hot Pants Sens Soie . Gürtel Celiaczerlinski . Schuhe Mascaró Strickjacke Dear Cashmere . Pullover Dear Cashmere . Jeans Brax . Gürtel HTC . Schuhe Emma Go Top Steffen Schraut . Kette Shookai . Jeans Adriano Goldschmied . Schuhe Buffalo

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V.l.n.r.: Bluse René Lezard . Blüte Ibiza World Family . Armband Freigeist . Gürtel HTC . Hose Astrid Jane . Schuhe Emma Go Hose True NYC . Weste 0039 Italy . Bluse Samantha Sung . Kette Ubu . Tasche Steffen Schraut . Schuhe Emma Go Jacke Soaked in Luxury . Shirt Bloom . Hose Seven For All Mankind . Schuhe Buffalo . Hose Silver Jeans Bluse Mu . Brosche Hoss . Gürtel HTC . Schuhe Stylist’s own .

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Eine kleine Shoppingoase f체r Frauen. Der Store liegt etwas abseits des Touristentrubels und vermittelt angenehme Ruhe und Intimit채t.

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LOOK&FEEL 165

Der Szene näher gerückt Classico / Hamburg. Zehn Multibrand-Stores, ein eigener Onlineshop und das eigene Label Bloom. Harald Heldmann ist in aller hanseatischer Stille zu einer Größe, nicht nur auf lokaler Ebene aufgestiegen. Zusammen mit seiner Frau Christine betreibt er seit über 20 Jahren die unter dem Namen Classico bekannten Einzelhandelsgeschäfte. Jüngst eröffnete er eine neue Filiale im Hamburger Stadtteil St. Georg. Text: Nicolette Scharpenberg. Fotos: Anna Rabbow

Sympathischer Empfang: Gina Sobek ist Filialleiterin des neuen Classico-Stores in der Langen Reihe.

ls „Geschäft für sportliche Oberbekleidung“ – so bezeichnete man diese Art von Stores noch 1986, als Harald Heldmann zusammen mit seiner Frau Christine die Firma Classico gründete und seine erste Filiale eröffnete. Christine Heldmann leitet heute die Multibrand-Stores und betreut insgesamt acht ClassicoFilialen in Hamburg, eine in Lübeck und eine Filiale namens Paula am Eppendorfer Baum. 1993 wurde die Classico Textilhandels GmbH von Harald Heldmann gegründet. Er leitet außerdem den Vertrieb für das Cashmere-Label Bloom, welches vor fünf Jahren von Heldmann in Bloom umbenannt wurde und heute in über 300 Boutiquen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Skandinavien vertreten ist. Classico ist jedoch von allen immer noch sein bester Kunde.

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Hamburger SoHo. Im März 2011 eröffnete Classico den zehnten Laden in der Langen Reihe im Hamburger Stadtteil St. Georg. Eine pulsierende kleine Straße, mit vielen Boutiquen und Cafés, die gerne auch als SoHo von Hamburg bezeichnet wird. „Die Lange Reihe, ein guter alternativer Standort in Hamburg, wird sich mittelfristig weiterentwickeln“, so Heldmann. Die Filiale an der Langen Reihe ersetzt den Store im Quarree Wandsbek. „Der Hamburger Osten verändert sich von der Zielgruppe momentan sehr stark“, erkärt Heldmann, „hochwertige Wohngebiete wurden von Neubauten eingekesselt. Das hat dazu geführt, dass das Niveau abgesackt ist.“ Der Store in der Langen Reihe bietet auf 112 Quadratmetern Marken wie Woolrich, Peuterey, Boss Orange, Seven for All Mankind, Liebeskind und natürlich Bloom. „Mit diesem Store sind wir mehr in die Szene gekommen. Die Lange Reihe entwickelt sich gerade rasant, insbesondere der hintere Teil hat eine modisch vielversprechende Zukunft“, erklärt Heldmann.

Augen auf alles. Auch der Onlineshop myclassico ist mittlerweile

zu mehr als einem eigenständigen Geschäft herangewachsen. Zehn feste Mitarbeiter arbeiten stetig an der Optimierung und kümmern sich ausschließlich um den Webshop. „Ob online oder offline, wir sind permanent damit beschäftigt, uns zu verbessern“, sagt Heldmann. Der Umzug der Lübecker Filiale in größere Geschaftsräume ist bereits in Planung, im Frühjahr bekommt der Store in den Colonnaden ein neues Outfit, für den ehemals noch unter Heldmann firmierenden Store in der Poststraße gab es bereits ein Refreshment und den Namen Classico. Stillstand gibt es für den Hamburger Geschäftsmann nicht und die Frage nach der Anzahl der Mitarbeiter beantwortet er mit diesem für Harald Heldmann so typischen Schmunzeln: „Zu unseren Weihnachtsfeiern kommen rund 100 Leute.“

Classico. Lange Reihe 104, 20099 Hamburg/Deutschland www.myclassico.com Eröffnung: 31. März 2011. Verkausfläche: 112 qm. Inhaber: Harald Heldmann. Filialleitung: Gina Sobek. Mitarbeiter: 2 Festangestellte, 3 Aushilfen Damenmode: 0039 Italy, 1921, Alberotanza, Alexia London, Ana Alcazar, Arma, B. Belts, Beck Söndergaard, Belstaff, Bloom, Boss Orange, Braez, by Second Female, Camouflage Deluxe by Frank Stork, CB, Cimarron, Dante6, Day Birger et Mikkelsen, Denham, Derbe, Dorothy Blue, Flowers for Friends, Fidelity, H. Eich, Hemisphere, Henry Christ, IQ, Jagger & Evans, Joana Danciu, Kennel und Schmenger, Kiki’s Bijoux, Kudibal, Liebeskind, Loopielove, Lua, Martinica, Mason’s, Mauritius, Mel & Davis NY, Monocrom, Nakamol, Nolita, Oakwood, Palomitas by Paloma Barceló, Parola, Peuterey, Post & Co, Pretty Ballerinas, Primabase, Pyaar, Reptile’s House, Sack’s, Sete di Jaipur, 7 For All Mankind, Style Butler, Superdry, Taschen Verlag, Ted Baker, True Religion, WET, Woolrich.

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Neue Heimat Ela Selected / Düsseldorf. Nach einer Zwischenstation in Düsseldorfs Innenstadt hat Ela Selected eine neue Bleibe im kreativen Düsseldorfer Süden gefunden. Eine gute Entscheidung, findet Inhaberin Gabriela Holscher – ihre Kunden sehen das auch so. Text: Ina Köhler. Fotos: Ela Selected

Eingang über die Rampe: Loftflair empfängt die Besucher des neuen Ela-Ladens in Düsseldorfer Stadtteil Bilk.

as passt hier super zu dir“, lautet der spontane Kommentar einer Kölner Dramaturgin, die gerade zur Tür hereinkommt. In den ehemaligen Produktionsstätten der Liesegang-Projektorenfabrik steht Holschers neue Heimat; in direkter Nachbarschaft zu anderen Kreativen. Der Eingang zum neuen StoreLoft liegt über einer Rampe, drinnen atmet man unter hohen Decken Industrieflair – mit Betonboden, Holzbalkendecke und flexiblen Container-Rollständern. Überall sind kleine Blickfänger aufgebaut, wie die Devotionalienecke aus Mexiko, russische Wodkaflaschen, ein gedeckter Tisch mit Geschirr aus Papier oder Charity-Objekte von Minimal Artist Imi Knoebel. Ela, wie alle Inhaberin Gabriela Holscher nennen, ist in Düsseldorf mehr als eine Institution, sie ist Botschafterin für Avantgardemode. Seit über 35 Jahren führt sie ein ausgewähltes Sortiment, immer experimentierfreudig und im engen Kontakt zu Künstlern und Designern. Unterbilk, was sich gerade zu einem Kreativzentrum wandelt, scheint nach einer Zwischenstation in der innerstädtischen Hohen Straße der richtige Ort für sie zu sein. Wer ihren Weg verfolgt hat, weiß, dass sie an ihrem vorherigen Standort nie ganz heimisch wurde. Sowohl im Privatleben als auch geschäftlich ist die blonde Powerfrau mit dem tollen Lippenrot mit Partner Antonio di Marco verbunden. Doch sie ist die Seele des Unternehmens, mit dem sie sich gegen den Mainstream stemmt. Das Bibelzitat „Fürchtet euch nicht“ ist zum Lebensmotto geworden. „Ich bin jetzt so lange im Geschäft,

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dass ich selbst entscheiden möchte, welche Labels mir Spaß machen“, sagt sie. Hannes Roether aus München beispielsweise gehört dazu, ebenso Butterfly Soulfire aus Berlin oder Barbara í Gongini aus Kopenhagen. Ihre eigene Kollektion, die auf geometrischen Elementen wie dem Kreis aufbaut, lässt sie in Düsseldorf fertigen. Sie hat zahlreiche Avantgardedesigner mit aufgebaut und sich damit einen treuen Kundenstamm erarbeitet. „Viele Kunden wussten noch gar nichts von meinem Umzug, finden mich aber trotzdem“, lächelt sie. Diese schätzen die ehrliche Beratung und die Tatsache, dass sie bei Ela Selected Labels und Looks finden, die weder den neuesten Saisontrends hinterherlaufen, sondern für individuelle Mode mit Charakter stehen. Ein seltener Lichtblick in einer immer uniformeren Einzelhandelswelt.

Ela Selected. Volmerswerther Straße 21, Liesegang Projektion, Haus 3, 40221 Düsseldorf/Deutschland, www.ela-selected.com Eröffnung: September 2011 Inhaber: Gabriela Holscher, Antonio di Marco Verkaufsfläche: 105 qm plus Büro und Lager Marken: 10 sei 0 otto, A2, Airbag Craftworks, Barbara í Gongini, Butterfly Soulfire, ellen:truijen, Hannes Roether, Henriette Steffensen, Moritz Wenz Floez, fppo, Werkstatt:münchen, Henrik Vibskov, Format berlin, Odeur, Reinhard Plank, The Girl and the Gorilla, Zeitlos by Luana.


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Klare Linien, Avantgardemode, besondere Accessoires. Ela bleibt sich ihrem Konzept seit Jahren treu.

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Im Stil eines Old English Commercial Rooms ist der neue M채nnerladen von Stulz eingerichtet. Ein Gesamtkonzept aus Mode, Wohnaccessoires und Delikatessen f체r den Mann.

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LOOK&FEEL 169

Die schönen Dinge des Lebens stulz – mode:genuss:leben / Waldshut-Tiengen. Seit mehr als 80 Jahren gibt es den Modehändler Stulz in WaldshutTiengen, anfangs als Spezialist für Wäsche, Damen- und Herrenkonfektion. Heute wollen Anette und Thomas Wartner Spezialist für Dinge sein, die das Leben schöner und stilsicherer machen. Text: Nicolette Scharpenberg. Fotos: Stulz

„Wir wollen unseren Kunden eine Erlebniswelt bieten, die alle schönen Dinge des Lebens miteinander verbindet.“ Thomas Wartner, stulz – mode: genuss:leben

ls Anette Wartner, geborene Stulz, 2008 gemeinsam mit Ehemann Thomas den Betrieb ihrer Eltern übernahm, war Stulz ein typisches Modehaus mit entsprechend klassischen Marken. Nach der Übernahme standen alle Zeichen auf Modernisierung. „Es war klar, dass wir weg vom Kaufhausstil, hin zu hochwertigen und zeitgemäßen Sortimenten wollten. Manche Marken, wie zum Beispiel Basler, führen wir zwar heute noch, jedoch kaufen wir die Kollektionen ganz anders ein. Individueller, eben nicht wie ein klassisches Modehaus“, erklärt Thomas Wartner. Nicht nur das Sortiment ist moderner, auch das Konzept. „Wir haben den Laden in stulz – mode:genuss:leben umbenannt. Heute ist er eine Erlebniswelt, die alle schönen Dinge des Lebens miteinander verbindet“, erklärt Wartner.

Klassisch mit einem gewissen Twist. 2011 wurde die Trennung

Vom Familienbetrieb zum Gesamtkonzept. Und doch war der Ausbau des Modesortiments nur ein Beweggrund, den zweiten Standort zu eröffnen. „Seit 2008 führen wir neben Mode auch Bücher, Feinkost und Wohnaccessoires. Durch die Expansion können wir uns heute damit richtig austoben und das Angebot für Damen und Herren spezifizieren“, sagt Wartner. Zweimal pro Jahr publiziert Stulz ein Kundenmagazin, in dem das Ehepaar nicht nur mit Hintergründen zum Sortiment aufwartet, sondern auch Goodies wie die Verlosung von Hotelgutscheinen bereithält. Auch Kundenevents wie beispielsweise ein Barista, der für gepflegte Shoppinguntermalung mit fachgerecht zubereitetem Kaffee sorgt, sind ein Muss. „Angesichts des zunehmenden Mitbewerbs durch Onlineshops wollen und müssen wir unseren Kunden einen Grund bieten, die klassische Shoppingtour nicht in Vergessenheit geraten zu lassen“, sagt Thomas Wartner.

zwischen Damen- und Herrengeschäft vollzogen: Aus dem Bestand wurde der Damenladen. Eine neue Location, ein paar Häuser weiter, beherbergt seit September 2011 den Herren-Store. Eine Aufteilung, die neue Breite im Sortiment ermöglicht: „Im Damenbereich sind Henry Cotton’s, Deha Italy, The Swiss Label, Boglioli Donna und Hauber neue Marken, die sehr gut laufen. Auch bei den Herren sind wir hochwertiger geworden und haben das Sortiment um modischere Styles von Marken wie Hackett London, Henry Cotton’s oder Luca Roda ergänzt“, so Anette Wartner. Als Vorbild für die Ladeneinrichtung diente ein Old English Commercial Room. Braune Ledercouches, gedimmtes Licht, Holzkisten mit englischen Flaggen. Dunkle Holztische dienen als Dekopulte für klassische Herrenhemden und fungieren als optische Fixpunkte im 120 Quadratmeter großen Store. Thomas Wartner: „Unsere Klientel ist zwischen 30 und 50 Jahren alt. Besonders bei den Älteren spürt man momentan starken Wandel. Sie suchen heute modischere Outfits, mit einem gewissen Twist. Diese finden sie bei uns.“

stulz – mode:genuss:leben. Damen: Kaiserstraße 64, 79761 Waldshut-Tiengen/Deutschland, T 0049.7751.3513 Herren: Kaiserstraße 46, 79761 Waldshut-Tiengen/Deutschland, T 0049.7751.8962470, info@stulz-mode.de, www.stulz-mode.de Eröffnung Herrenshop: 8. September 2011 Inhaberin: Anette Wartner. Geschäftsführer: Anette und Thomas Wartner Mitarbeiter: 7. Verkaufsfläche Stulz Damen: 150 Quadratmeter auf 2 Etagen Verkaufsfläche Stulz Herren: 120 Quadratmeter Marken Damen: Agho Donna, Basler, Boglioli Donna, Creenstone, Deha, Eterna, Flowers for Friends, Gardeur, Gran Sasso Donna, Hauber, Henry Cotton’s, Michele, MYBC, Nadine H., Polo Sylt, The Swiss Label, Van Laack Marken Herren: Baldessarini, Boglioli, Cellini, Dressler, Eterna, Hackett London, Henry Cotton’s, Hiltl, Ign. Joseph, Jockey, Lodenfrey, Mabrun, Mastai Ferretti, Roda, Truzzi, Van Laack Schuhe: Handmacher Accessoires: Civello Cesare, Ellen Paulssen, Enrico Vernizzi, Falke, Laco, Passigatti, Roda, S&F, Seeberger, Shingora Genuss und Leben: Broste Copenhagen, Bücher, Grüneberger, Market Grounds, Unterthurner Italien, Viani Feinkost, Wieser Wachau, WILK Gourmetgroup.

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In sechster Generation August Pfüller / Frankfurt. Das Handelsunternehmen August Pfüller, über 130 Jahre in Familienbesitz, baut auf seine langjährige Tradition. Einzige Ausnahme: die Mode. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: August Pfüller

Geschäftsführer Benjamin Pfüller: „Wir ordern ungern Basics, dafür sind wir nicht bekannt.“

it der neuen Generation kam das Trading-up. Um die Jahrtausendwende übernahmen die Brüder Felix August und Benjamin August Pfüller das Unternehmen ihrer Eltern. Felix Pfüller nahm sich des Kindermodegeschäfts an, während Benjamin Pfüller das Damenmodehaus, ebenfalls in der Goethestraße Frankfurts, verantwortete. Doch sie entschieden sich für einen neuen Weg, weg vom mittelmodischen Genre, und begannen, das Sortiment nach oben hin auszubauen.

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Progressives Denken. Heute gehört August Pfüller vor allem in Sachen Kindermode zu den großen Namen im deutschen Einzelhandel. Das Damengeschäft steht kaum zurück. Man will Maßstäbe setzen, das zeigt die moderne Einrichtung ebenso wie die innovative Deko im Store und im Schaufenster. Früher war Strenesse exklusivste Marke im Sortiment, heute sind es Lanvin, Chloé, Céline, Alexander Wang und Proenza Schouler, die das neue Image als innovatives Haus prägen. „Wir fühlen uns in allem der Tradition verpflichtet“, sagt Benjamin Pfüller. „Nur nicht in der Mode!“ Dafür reist er viel, um das Besondere zu entdecken. Etwa femininen Retrochic von Lena Hoschek, opulente Abendkleider von Alexandra Rich aus Italien, modisch Erfrischendes von Jay Ahr aus Frankreich oder paillettenbestickte Tüllstretchkleider von Farah Khan aus Malaysia. „Wir ordern ungern Basics“, erklärt Benjamin Pfüller. „Dafür sind wir nicht bekannt.“ Auch online soll August Pfüller nicht zurückstehen und ver112 style in progress

kauft seit gut einem Jahr über fashionhub.de, ein Portal mehrerer Einzelhändler. Das bringt zusätzliches Renommee: „Wir können heute auch Marken führen, die wir vorher nicht hatten, weil wir auf unseren Onlineshop verweisen können“, so Benjamin Pfüller. Progressives Denken prägt auch das Kindergeschäft seines Bruders, ebenso wie die neue Dependance für Kinder am Frankfurter Flughafen. Beide Brüder arbeiten eigenständig, doch sie teilen sich ein Büro. Die Chemie stimmt, gemeinsam findet man die richtige Balance zwischen Tradition und Moderne. „Die Ansprüche an uns sind enorm gestiegen“, sagt Benjamin Pfüller. „Aber gerade diese Herausforderung macht uns am meisten Spaß.“

August Pfüller. Goethestraße 15-17, 60313 Frankfurt am Main/Deutschland, T 0049.69.13378060, www.august-pfueller.de Eröffnung: November 1878, Wiedereröffnung nach Renovierung: 1. März 2003 Inhaber und Geschäftsführer: Benjamin August und Felix August Pfüller Mitarbeiter: 7 Vollzeit, 7 Teilzeitkräfte Verkaufsfläche: 750 qm auf 3 Etagen Womenswear: u. a. Alexander Wang, Badgley Mischka, Céline, Chloé, Diane von Fürstenberg, Isabel Marant, Jay Ahr, Lanvin, Marc by Marc Jacobs, Marchesa, Michael Kors, Moncler, Proenza Schouler, Roberto Cavalli, Stella McCartney, Strenesse, Talbot Runhof, Thomas Wylde, Valentino Red Accessoires: u. a. Chloé, Codello, Faliero Sarti, Lanvin, Marc by Marc Jacobs, Michael Kors, Mischa Lambert, Proenza Schouler, Regina, Reptile’s House, Roeckl, Sportmax.


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August PfĂźller gehĂśrt zu den Topadressen im deutschen Modehandel, in punkto Kinderbekleidung ebenso wie bei Damenmode.

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Stig P & Co wurde k端rzlich renoviert, seither geben Licht und offener Raum den Ton an.

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Schatz der Einheimischen Stig P & Co / Kopenhagen. Über diesen im Kopenhagener Stadtteil Nørrebro versteckten Laden stolpert man nicht einfach so. Aber wer ihn kennt, kommt immer wieder. Text: Pernille Formsgaard. Fotos: Stig P

Die Couch, die der inzwischen pensionierte Gründer Stig Pedersen gefertigt hat, lädt zum Ausruhen ein.

as Mutterschiff Stig P ankert im Epizentrum der Kopenhagener Einkaufsmeile. Der Nachkömmling Stig P & Co hingegen versteckt sich in Kopenhagens entspanntem Multikulti-Viertel Nørrebro in der Ravnsborggade. Die Straße war früher vor allem unter Antiquitätenjägern bekannt. Seit Stig P & Co 2001 eröffnete, haben sich dort weitere Läden zur Modeparade aufgereiht. Inzwischen kann sich die Straße als tolle Mischung aus Cafés und Boutiquen rühmen. Mit Fundstücken aus der Nachbarschaft macht sich Stig P & Co die Straßengeschichte zu eigen, wie man in dem hellen, einladenden Laden sofort sieht: Ein alter Filmscheinwerfer, eine chinesische Porzellanpuppe, zwei orangefarbene Stühle aus den 1970er-Jahren und andere schrullige Details ziehen Blicke an und sorgen für eine einzigartige, warme Atmosphäre. Das schätzen die vielen Stammkunden – vor allem Einheimische kehren hier beim Bummel durch ihren Kiez ein.

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Familiensinn. Der Laden präsentiert eine Mischung aus Edelmarken

wie Sonia by Sonia Rykiel und Geldbeutel schonenden Marken wie der Hausmarke Stig P, die mit Basics trumpft. Das Sortiment ist breit: etwa klobigen Schmuck der Dänin Maria Black, französische Eleganz von Vanessa Bruno, von den 1950er-Jahren inspirierte Wäsche von Underprotection und australische Cowboyhüte. Neben Mode kann man sich hier auch erotische Comics, Streetart-, Mode-

und DIY-Bücher, Nagellack und Kosmetik oder Kissen und Decken aus eigener Produktion gönnen. Wie das Muttergeschäft, das 1969 startete, wurde Stig P & Co nach dem Gründer Stig Pedersen benannt. Er ist inzwischen in Pension, schaut aber immer noch im Laden vorbei, meist mit Schokolade für die Mitarbeiter im Gepäck. Die Verantwortung für die Läden trägt indes heute seine Tochter Signe Kjer; auch der Sohn ist nicht weit. Er hat gegenüber von Stig P & Co seine Marke Dico, den benachbarten Laden Stuff We Love führt Signes Ehemann. Mode liegt wohl in der Familie. Stig P & Co. Ravnsborggade 18, 2200 Kopenhagen/Dänemark www.stigp.dk, blok14.dk Eröffnung: 2001. Besitzerin: Signe Kjer. Geschäftsführerin: Melissa Azari Mitarbeiter: 10 (meist in Teilzeit). Verkaufsfläche: 130 qm Damen: 5 Preview, Acne, By Zoé, Calvin Klein, Carhartt, Coatpeople, Emu, Fifth Avenue Shoe Repair, Filippa K, Michael Kors, Munderingskompagniet, Muubaa, Rock ’n’ Blue, See by Chloé, Sonia by Sonia Rykiel, Stig P, Storm & Marie, Underprotection, Vanessa Bruno Athé Accessoires: 5 Preview, Aussie Bush, Carhartt, Coatpeople, Fashinology, Lommé, Maria Black, Sakdidet, See by Chloé, Sonia by Sonia Rykiel, Stetson, Vanessa Bruno Athé, Yvonne Konné Schuhe: Eagle, Noé, Spring Court, Wolverine Kosmetik: Malin + Goetz, O.P.I. Nagellack Sonstiges: Bücher, Stig P Decken und Kissen.

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Freibrief für Schönheit ANSH46 / Rotterdam. Der Rotterdamer Modeladen ANSH46 ist eine Kombination aus lässigem Stil und kreativem Denken. Das Schicksal wollte es, dass die Modeunternehmer Wouter Leenders und Kelly Erentreich in den jetzigen Laden umziehen mussten. Ein großer Wurf. In einem Raum mit mehreren Ebenen zeigen sie Damenluxusmode und in einem Garten können die Kunden entspannt über die Kunst der Mode nachsinnen. Text: Miranda Hoogervorst. Fotos: ANSH46

Wo einst ein Friseur Haare schnitt, heißt es jetzt: Cutting Edge Fashion.

NSH steht für another shop, die 46 bezieht sich auf die Vorwahl für Schweden. ANSH46 führt schließlich so einige skandinavische Marken. Leenders liebt den nordischen Stil: „Die Skandinavier achten so sehr aufs Detail. Selbst etwas so einfaches wie eine Tasse Kaffee hat dort Stil. Und es wirkt alles so mühelos!“

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Schicksalhafte Wendung. Alles begann an der Kunstakademie

Rotterdam: Dort lernten sich Erentreich und Leenders kennen und entwickelten die Idee ihres eigenen Ladens. Ende 2009 waren sie so weit, ANSH46 zu eröffnen, aber plötzlich war das avisierte Ladenlokal nicht mehr verfügbar. Am Mauritsweg, gleich um die Ecke der beliebten Witte de Withstraat, entpuppte sich ein ehemaliger Friseurladen als noch besserer Standort. Die beiden verliebten sich in die aufgeteilten Ebenen und den großen Garten. Zwei befreundete Interieurdesigner bekamen freie Hand bei der Gestaltung. „Wir haben nicht einmal Entwürfe gesehen, wir haben nur den Grundstil besprochen und sie dann machen lassen“, sagt Leenders. „Sie haben alles gemacht und es wurde toll.“ Der Keller und die zweite Ladenebene sind hell, minimalistisch und weiß, raues Holz setzt Akzente. Die dritte Ebene hat mehr dunkle und kräftige Materialien und Farben. Eine Kasse aus Holz, originelle Lampen und Regale tragen zur heiteren, einladenden Atmosphäre bei. Liebe, Seele und Charakter. Leenders und Erentreich mischen be-

kannte Luxusmodelabels mit kleineren, zuweilen sogar unbekannten Marken. „Wir entdecken gern neue Designer“, fügt Leenders hinzu, 112 style in progress

„aber es ist unmöglich, ein gesundes Geschäft auf ausschließlich kleinen Labels zu gründen, die sind nicht unbedingt beständig. Man braucht auch kommerziellere Labels.“ Zur Kollektionspräsentation von Alexander Wang haben sie zum High Tea in den Garten gebeten. „Wir haben einen großen Tisch mit schönen Stühlen und Platz für ein Lagerfeuer. Es ist sehr ruhig, ohne Stadtlärm“, sagt Leenders. Trotzdem haben die beiden keine Angst, unbekannte Labels zu kaufen. „Keine Ahnung, ob das nun klug ist oder nicht, sicher ist: Wir wollen uns einfach in ein Design verlieben. Mit 100.000 Euro Budget kann ja jeder in Paris schöne Marken kaufen. Aber wir wollen eine Kollektion mit Seele und Charakter.“

ANSH46. Mauritsweg 51, 3012 JW Rotterdam/Niederlande T 0031.10.2339182, www.ansh46.com Eröffnung: 26. März 2010. Besitzer: Kelly Erentreich, Wouter Leenders Verkaufsfläche: 150 qm Labels: 3.1 Phillip Lim, Alexander Wang, Anne Louise Landelius, Anne Valerie Hash, Butterflysoulfire, Camilla Skovgaard, Husam el Odeh, Minimarket, MM6 x Opening Ceremony, Rad Hourani, Ready to Fish, Rick Owens Lilies, T by Alexander Wang


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Architektonisch genauso spannend wie die Markenauswahl: ANSH46.

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176 EDITOR’S LETTER /// IMPRESSUM

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Eigentümer, Verleger, Redaktion & Anzeigen UCM-Verlag B2B Media GmbH & Co KG Salzweg 17 5081 Salzburg-Anif Österreich T 0043.6246.89 79 99 F 0043.6246.89 79 89 office@ucm-verlag.at www.ucm-verlag.at Geschäftsführer Stephan Huber Nicolaus Zott

Chefredakteure Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at Martina Müllner martina.muellner@ucm-verlag.at Chefin vom Dienst Nicolette Scharpenberg nicolette.scharpenberg@ucm-verlag.at

Wer hat euch verraten? Von Stephan Huber, Herausgeber style in progress

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ch habe in den letzten Wochen und Monaten einen erstaunlichen Satz ziemlich oft gehört – eigentlich einen erschreckenden: „Ich will von den Banken unabhängig werden!“ Und zwar nicht von kleinen Sparbuchbesitzern, die keine Zinsen mehr bekommen und von der Angst vor der Hyperinflation infiziert sind. Auch nicht von ATTAC-Aktivisten als Teil einer prinzipiellen Systemkritik, sondern von kleinen und mittleren Unternehmern, von überzeugten Marktwirtschaftlern, für die Banken heute keine verlässlichen Partner zur Finanzierung ihres laufenden Geschäftes mehr sind. Selbes Lied, andere Strophe: Welche Chancen hat heute ein engagierter, junger oder auch nicht mehr junger Unternehmer, sich als Modefachhändler selbstständig zu machen bzw. die für diesen Schritt notwendige Finanzierung zu bekommen? Von der Bank? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine. Auch nicht mit einem tollen Konzept, einem seriösen Businessplan und nachweislich langjähriger Erfahrung und entsprechendem Know-how und Kontakten in dieser Branche, selbst wenn er Eigenmittel mitbringt. Denn ihm sitzt kein entscheidungsbefugter oder auch -gewillter Berater und Partner gegenüber, der sich ein Bild macht und davon ausgehend entscheidet, ob die Bank bereit ist ins Risiko zu gehen, weil er als Entscheider an den mutigen Menschen 112 style in progress

und sein Konzept glaubt. Das standardisierte Programm, das letztlich entscheidet, glaubt nämlich nicht und es bildet sich keine eigene Meinung. Der mutige Mensch mit dem Willen das Risiko des freien Unternehmertums zu wagen, inklusive dem Risiko dabei zu scheitern, bekommt gar nicht die Möglichkeit, zu scheitern, weil das standardisierte System nein sagt. Geld bekommt nur, wer Geld hat. Das ist heute die Realität. Das bedeutet nichts anderes als eine Verweigerung der Banken, Innovation und Wachstum zu ermöglichen. Ich will mir gar nicht vorstellen, wieviel Talent, Mut und potenzieller gesamtwirtschaftlich wertvoller Erfolg durch dieses System der Verweigerung vertrocknet. Private Investoren sind eine Alternative – punktuell und sogar öfter, als man glaubt. Aber sie können nicht Ersatz sein. Ich wiederhole mich gerne: Städte ohne lebendige, abwechslungsreiche, von Unternehmern im Sinne des Wortes geprägte Fachhandelskultur (quer durch alle Branchen) sind sterbende Städte. Ein System, das Unternehmernachwuchs nicht nur nicht fördert, sondern tendenziell sogar verhindert, weil es selbst nicht mehr unternehmerisch denkt und handelt, tötet Städte. Das ist aus marktwirtschaftlicher und aus gesellschaftlicher Sicht ein Skandal. stephan.huber@ucm-verlag.at

Art Directrice/Produktion Elisabeth Prock-Huber elisabeth@ucm-verlag.at Autoren Elisabeth Bärnthaler Sabine Berlipp Petra Engelke Pernille Formsgaard Jeanette Fuchs Miranda Hoogervorst Claudia Janka Ina Köhler Kay-Alexander Plonka Maria Prock Sonja Ragaller Nicoletta Schaper Alana Wallace Fotografen+Illustratoren Yorick Carroux Sabine Liewald Stefan Milev Bernhard Musil Anna Rabbow Ben Wolf Bildbearbeitung Anouk Schönemann anouk.schoenemann@ucm-verlag.at Anzeigenleitung Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at Verlagsassistenz, Vertrieb Sigrid Staber sigrid.staber@ucm-verlag.at Christina Hörbiger christina.hoerbiger@ucm-verlag.at Lektorat Johannes Seymann Übersetzung Petra Engelke, David Luther Druck Laber Druck, Salzburg Druckkoordination Manfred Reitenbach Bankverbindung Volksbank Salzburg 105 627 BLZ 45010


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