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winter 14/15

# 1.2014

Der Mensch entscheidet! Das Personal ist die wichtigste Ressource des Fachhandels. Das Kaufkraftphänomen. Warum alle in München Geschäfte machen wollen. Die Bread & Butter bleibt eine Fachmesse. Karl-Heinz Müller erklärt sein neues Konzept.

style in progress „Es hat keinen SpaSS mehr gemacht!“ Albert Eickhoff

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008 editorial

Kö und die Welt

Liebe Leserinnen und Leser, „Sag zum Abschied ganz laut Servus“ – unter dieses Motto könnte man das Interview mit Albert Eickhoff zweifelsohne stellen. Der König der Kö nimmt seinen Hut und die Branche zieht den Hut. Seine Gedanken sind gleichsam brennend aktuell wie aus der Zeit. Auf jeden Fall aber lesenswert! (The Longview, ab Seite 076). Uns bleibt, dem Bürgermeister von Capri einen angenehmen Ruhestand zu wünschen. Zwei Themen, die in diesem Interview ebenso Platz finden, widmen wir in dieser Ausgabe von style in progress einen Schwerpunkt: Personal (ab Seite 084) und Standorte (ab Seite 174). Nie war das eine oder andere umkämpfter, wichtiger, substanzieller. Im besten Sinne: Sind doch Menschen und Orte die wichtigsten Eckpfeiler des gehobenen Modeeinzelhandels.

In dieser Aufzählung fehlen Ihnen die Marken? Haben wir! Ob Deyk („Die Hose ist ein Knowhow-Produkt“, Seite 126), Grace („Perfektes Entree“, Seite 127), Marc O’Polo („Der Name ist Programm“, ab Seite 128), Gardeur („Fair geht vor“, ab Seite 130) oder Dual-ism („Coolness mit Mehrwert“ ab Seite 124). Dazu ein großes Portfolio neuer und aufstrebender Labels, die wir Ihnen wärmstens ans Herz legen wollen. Wie immer in der Rubrik „Finden wir gut“ ab Seite 054. Und wunderschön inszeniert – in drei Modestrecken (ab Seite 150), die Mody al Khufash gemeinsam mit seinem Team in Paris und Berlin realisiert hat. Die heißeste Modeaktie des kommenden Winters ist zweifellos der Parka. Ob luxuriös reduziert oder opulent mit Fell oder Pelz – der Liebling des Handels ist er schon vor der Saison gewesen. Warum? Das hat Autorin Nicoletta Schaper gemeinsam mit Größen aus der heimischen Retailszene auf den Punkt gebracht („Parka-Mania!“, ab Seite 138). Wo Sie die besten Parkas, Daunen oder auch Mäntel der Wintersaison 2014 finden werden, wissen wir schon genau: In den Läden, Stores, Shops und Maisons unserer geschätzten Leserschaft – und den herausragenden neuen Beispielen, die diese ab sofort ergänzen. Besonders viele mit dem Prädikat „empfehlenswert“ haben wir in der bayerischen Landeshauptstadt München gefunden und ihr deshalb auch gleich einen Schwerpunkt gewidmet („Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“, ab Seite 174). Doch auch in Frankfurt, Stuttgart, Wien, New York, Schanghai, Zürich oder Eppan gibt es neue RetailAdressen, die einen Besuch Wert sind. Weil jeder von ihnen beweist, woran wir so unablässig glauben: Der Modefacheinzelhandel hat eine Zukunft. Eine spannende! Viel Vergnügen beim Lesen, Das style in progress Team

Coverfoto: Peter Schaffrath

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010 inhalt

The Longview 076 „Wir haben immer getan, was der Kunde wollte“ style in progress im Gespräch mit Modeunternehmer a. D. Albert Eickhoff

So Läuft’s People Business 084 Nur schlechte Verkäufer sind teuer! Stephan Huber über kluge Menschen und dumme Klischees 086 Was – du bist Verkäuferin??? Dichtung und Wahrheit über einen anspruchsvollen Job 076

096 Best Practice Echte Menschen – echte Karrieren 102 Ein rares Gut Wo das Verkaufspersonal von morgen ausgebildet wird 108 Wer suchet, der findet Headhunter werben um die wichtigste Ressource des Handels: Menschen 114 Anzug 2.0 Kür statt Pflicht 124 Coolness mit Mehrwert Funktion mit urbanem Designanspruch: Dual-ism im Porträt 126 „Die Hose ist ein Know-how-Produkt“ Deyk: Erfolg mit Ansage 127 Perfektes Entree Grace, das kleine schwäbische Wunder 128 Der Name ist Programm Marc O’Polo Pure will die Premiumkundin

086

130 Fair geht vor Gardeurs Engagement in Nordafrika trägt Früchte 132 Quo vadis Denim? Die Jeans sucht nach einer neuen gesellschaftlichen Rolle 136 Kollateral Stephan Huber über Strafzölle und Willkür

Im Gespräch 138 Parka-Mania Highflyer oder Zenit erreicht? Das meint der Handel 142 Der Frischmacher Alberto Raengo bringt Holubar auf Modekurs 144 „Storytelling ist so wichtig!“ Søren Sand glaubt an den deutschen Markt 146 „Die Bread & Butter bleibt eine Fachmesse!“ Karl-Heinz Müller revolutioniert die Modemesse. Einmal mehr 114

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148 „Ein früher Termin alleine macht keinen Sinn“ Die neue GDS, erklärt von Kirstin Deutelmoser


Precision Apparel

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012 inhalt

Mode 150 Suit up 158 The Knit 166 Camoblue

Vor Ort

150

174 München – (Kaufkraft)Stern des Südens Es brummt an der Isar 179 Hirmer, München 180 Off & Co, München 182 Daniels, München 184 Apropos, München und Hamburg 186 Shoppingdestination mit Überraschungsfaktor N°2, Zürich 188 Die perfekte Bühne Podium, Stuttgart 190 Momentan ist richtig, momentan ist gut! Lux Plus, Zürich 192 Ein Store der nächsten Generation Lieblings, Frankfurt 194 „Das hier ist knallehrlich“ BSTN, München 195 Was man mit Bio alles anfangen kann! Nubuc, Zürich 196 Mode für Freunde Personell of New York, New York

158

198 Very British Springer’s Sporting Club, Wien 200 Zuhörer und Erzähler The Listener, Frankfurt 202 Im Sammelparadies Rare Pair, New York 204 Der Heimat treu Glücklich, Eppan 205 Nummer vier 10 Corso Como, Schanghai 206 Savile Row meets Hamburg Rooks & Rocks, Hamburg

166

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STANDARDS 008 EDITORIAL 018 JETZT 054 FINDEN WIR GUT 208 EDITORS’S LETTER/IMPRESSUM


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Der berg ruft!

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Messetermine: 14. - 16.01.2014 PREMIUM Berlin Halle 3 Stand H3-E 15

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FALL WINTER 2014


jetzt

018 jetzt

Uniformen, Workwear und langlebige Materialien: Spiewak feiert 2014 sein 110-jähriges Bestehen.

Spiewak

Relaunch des Klassikers

Die amerikanische Brand wird 2014 relauncht. Das neue Kreativteam unter der Leitung von Maurizio Donadi (ehemals Leiter von Levi’s XX) ist in New York angesiedelt. Spiewak, eine der ältesten amerikanischen Marken, wurde 1904 von dem polnischen Einwanderer Isaac Spiewak gegründet. Schon früh fährt das Unternehmen zweigleisig: Einerseits produziert Spiewak Uniformen für Militär, Polizei, Feuerwehr und Mitarbeiter des US Postal Service. Seit 1919 existiert auch eine ConsumerKollektion unter dem Namen Golden Fleece. Für den Relaunch wurde die Kollektion in eine Main-Line und in die hochwertige Golden Fleece Line aufgesplittet. Die Hauptlinie für Männer und Frauen besteht aus 40 Teilen: Modernisierte Outerwear wie von Uniformen inspirierte Parkas, Sherpa Coats und US Navy Deck Jackets prägen das Bild. Die Preise reichen von 200 bis 600 Euro im VK. Ein besonderes Highlight ist die neunteilige Kollektion Golden Fleece, die auf traditionelle Formen setzt. Ikonen wie der N3-B-Snorkel Parka oder die MA-1 Flight Jacket werden anlässlich des 110-jährigen Bestehens in aufwändigen Materialien wieder aufgelegt. Hier liegen die VKPreise zwischen 450 Euro für die Bomberjacken bis hin zu 850 Euro für Daunenjacken. Erstmals wird die Marke im Januar zum Pitti Uomo in Florenz und zur Bread & Butter vorgestellt, parallel dazu ist der Jubiläumsparka im 14oz. zu sehen. Mit der hochwertigen Linie Golden Fleece zielt Spiewak auf exklusive Stores wie Nitty Gritty in Stockholm, VMC in Zürich, Present in London. Bei Ron Herman in Los Angeles wurden limitierte Modelle der Linie präsentiert. Geplant ist der Launch in Ländern wie USA und Kanada, Deutschland, Skandinavien, UK, Schweiz, Italien und Russland. Die Distribution läuft für Deutschland und Österreich über die Agentur Aschauer, verantwortlich für die Schweiz ist Warehouse. www.spiewak.com

Luis Trenker in Davos: ein neuer Mono-Store der Marke.

Luis Trenker

Gruezi, Enzo!

Es ist ein Weg der stetigen Professionalisierung: Dazu gehören neue Partner, die das Modelabel aus Bozen begleiten. Bereits im Sommer dieses Jahres freute sich Luis Trenker über seinen neuen Vertriebspartner im Raum Norddeutschland, der Agentur MS GmbH von Matthias Schwarte. „Wir sehen viel Potenzial für Luis Trenker in Norddeutschland und werden das Label tatkräftig dabei unterstützen, seine Stellung in diesem Gebiet weiter auszubauen“, so Matthias Schwarte. Auch in der Schweiz gab es Veränderungen: Seit Dezember 2013 ist die Marke unter den Fittichen der Agentur Enzo Cagol. Cagol sieht das Südtiroler Label als spannende Ergänzung zu seinem bisherigen Markenportfolio und unterstützt mit seinem erfahrenen Team und langjährigen Know-how die konstante Erweiterung des bestehenden Händlernetzes durch neue, kundige Fachhändler, welche die Aussage des Labels zu transportieren wissen. Ohnehin ist die Schweiz ein wichtiger Zielmarkt für Luis Trenker. Im November eröffnete ein kleiner, aber feiner Mono-Store in Davos seine Türen. Neben Zug ist der Shop in Davos der zweite Markenshop in der Schweiz. www.luistrenker.com

„Wir sehen viel Potenzial für Luis Trenker in Norddeutschland.“ Matthias Schwarte, MS Modeagetur 114 style in progress


jetzt 019

Twin-Set

Store-Offensive

Femininer Style mit Stickereien und Spitzenapplikationen – dafür steht die Marke Twin-Set, die 1990 in Italien gegründet wurde. Im Juli 2012 wurde die Firma mehrheitlich von der amerikanischen Carlyle Group, eines der weltweit führenden Private-Equity-Unternehmen, übernommen. Nun steht der Ausbau eigener Stores auf dem Programm, gemeinsam mit den Unternehmensgründern und Mitinhabern, der Kreativdirektorin Simona Barbieri und CEO Tiziano Sgarbi. Auf zwei Neueröffnungen im Sommer 2013 in Verona und Padua folgte im September ein Twin-Set Simona Barbieri Store in Mailand, zusätzlich wurde der Mailänder Flagship-Store aufwändig umgebaut. Auch in Rom gab es drei Neueröffnungen, ebenso wie in Bologona einen Monobrand-Shop für die jüngere Linie Twin-Set Simona Barbieri Girls. Mit Antwerpen und Brüssel sind im Oktober 2013 die ersten beiden internationalen Flagship-Stores entstanden. Große LED-Wände, Lüster in Form eines auf dem Kopf stehenden Rosenbouquets und mit Stuck geschmückte Wände schaffen eine angemessene Kulisse für die Mode von Twin-Set. Mit mehr als 300 Mitarbeitern zählt die Twin-Set Simona Barbieri Srl mit Sitz in Carpi zu den Unternehmen mit der höchsten Wachstumsrate im kommerziellen DOB-Luxusbereich. Derzeit gibt es etwa 26 Monobrand-Boutiquen, weitere sollen folgen. www.twin-set.it Sehr weiblich: die Mode von Twin-Set.

Altbekannte auf neuen Posten: Fred Gehring ist ab Mitte 2014 sowohl Chairman von Tommy Hilfiger als auch Vice Chairman der PVH Corp. und Daniel Grieder, der ihm als CEO der Tommy Hilfiger Gruppe folgt.

Peuterey

Gelungene Kooperation

Klare Formen, leichte Materialien, raffinierte Schnitte. Das italienische Label Peuterey ist seit der Gründung im Jahr 2002 für die gekonnte Kombination von Qualität, Stil und Funktion bekannt und passt damit perfekt ins Portfolio des traditionsreichen Premium-Retailers Lodenfrey in München. Aus dieser Kooperation ist nun ein exklusives Highlight entstanden: die LimitedEdition-Jacke aus der beliebten Linie Rumor Fur. Dieses marineblaue Wolljackett mit MurmanskyFell und Daunenfutter wurde eigens für den Münchener Handelspartner entworfen und ist ausschließlich dort erhältlich. Neben diesem Highlight wurden weitere Modelle bei einem Fashion-Get-Together in ausgewähltem Rahmen vorgestellt. Die Botschaft des Abends: Exklusivität, beständige Innovation und Vielseitigkeit – Werte, die von der Marke und dem Premium-Retailer gleichermaßen gelebt werden und in dieser gelungenen Kooperation zum Ausdruck kommen. www.peuterey.it Peuterey Limited Edition bei Lodenfrey: eine gelungene Kooperation zwischen einer Marke und einem Premium-Retailer.

Tommy Hilfiger Group

Neu sortiert

PVH hat den neuen Erfolgsplan der Tommy Hilfiger Gruppe präsentiert. Darin inbegriffen sind zwei personelle Veränderungen. Fred Gehring wird in den kommenden Jahren an seine Rolle als Chairman von Tommy Hilfiger und Vice Chairman von PVH herangeführt – sein Nachfolger ist ein alter Bekannter: Daniel Grieder. Beide haben bereits seit 2003 eng zusammengearbeitet, weshalb Grieders Beförderung zum globalen CEO der Tommy Hilfiger Gruppe als natürliche Entwicklung bezeichnet werden kann. Gehring war 1997 an der Einführung der Marke in Europa beteiligt und wurde sieben Jahre später weltweiter CEO. Nachdem die Tommy Hilfiger Group in den Besitz der PVH Corp. überging, kam der Posten als CEO von PVH dazu. Auch Grieder ist seit 1997 im Unternehmen – zunächst als Managing Director in der Schweiz und Österreich, dann als CEO von Tommy Hilfiger Europe. Diese Tätigkeit wird nun um die des globalen CEOs erweitert. Das Ziel dieser Umstrukturierung ist die kontinuierliche Entwicklung und stetiges Wachstum der Marke. www.tommy.com, www.pvh.com

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020 jetzt

Diesel

Bogliolo wird neuer CEO

Am 1. Oktober 2013 hat Alessandro Bogliolo sein Amt als neuer CEO der italienischen Jeansmarke Diesel angetreten. Nach verschiedenen Stationen bei Bain und Co. in Paris sowie Piaggio in Spanien und China war Bogliolo 16 Jahre lang als Chief Operating Officer beim Luxusjuwelier Bulgari in Singapur und Italien tätig. 2012 wechselte er dann zum US-amerikanischen Schmuckhersteller Sephora nach San Francisco, ebenfalls in der Position des COO. Der gebürtige Italiener kann auf viele Jahre internationaler Führungserfahrung zurückgreifen und freut sich darauf, die internationale Zukunft von Diesel mitzugestalten. Renzo Rosso bezeichnet Bogliolos Einstellung als perfekten nächsten Schritt – nach der Ernennung von Nicola Formichetti zum Artistic Director und dem Launch neuer Marketinginitiativen. www.diesel.com

Ein Mann, der in der Luxuswelt zu Hause ist: Alessandro Bogliolo, neuer CEO der italienischen Denim-Brand Diesel.

Die Chinokollektion Barb’one bekommt im Sommer 2014 Zuwachs: Barboncino soll die neue Kinderhosenkollektion aus dem Hause Lucky de Luca heißen.

Lucky de Luca

Eine Welt, wie sie uns gefällt

Valentino de Luca hat eine Vision, die ihn von Anfang an begleitet hat: Den Lifestyle seiner Hemden- und Blusenkollektion Lucky de Luca konsequent auf weitere Produktgruppen auszuweiten und damit dem Handel ein spannendes Gesamtbild anzubieten, das den unbeschwerten, lebensfrohen Lifestyle von Lucky de Luca als gemeinsamen Nenner hat, aber aus einzelnen Marken besteht. „Ich finde es einfach langweilig, wenn eine Marke sämtliche Produktgruppen aus einem Guss anbietet. Das ist auch für den Handel ein wirklich langweiliges Bild. Viel spannender ist doch die Idee, zu jeder Produktgruppe eine eigene Marke mit einer eigenen Geschichte vorstellen zu können, die in ihrer Gesamtheit alle zusammen einen gewissen Lifestyle verkörpern“, erklärt er. Neben der Kollektion von Lucky de Luca, die im Sommer 2014 erstmals um einige fließende Kleider im 1950er- und 1960er-Jahre-Stil erweitert wird, gehören bereits die Marken Barb’one mit einer charismatischen italienischen Chinokollektion und die Kinderkollektion Born Lucky zur Welt von Valentino de Luca. Diese wird im Sommer 2014 wieder ein Stück runder: Nach dem großen Erfolg von Born Lucky in Deutschland, Österreich und der Schweiz soll es auch für Barb’one einige Kindermodelle unter dem Namen Barboncino geben. Zusätzlich wird auf der Premium im Juli 2014 die neue Marke American Latino mit T-Shirts, Sweatshirts und Poloshirts präsentiert. In der lässig designten Kollektion spielt neben spannenden Waschungen vor allem das Lebensgefühl kubanischer Auswanderer und der Flair ihrer Heimat in Form von Prints mit typischen Schriftzügen der Zigarren-Bars, den charismatischen Graffitis der Hauptstadt Havanna, Blumenprints oder den Silhouetten alter amerikanischer Straßenkreuzer eine zentrale Rolle. Vertreten wird die Kollektion, die im Januar 2015 in den Handel kommen wird, wie auch die anderen Marken über Moderaumfischer in München. www.luckydeluca.com Paul Smith fungiert als neuer Markenbotschafter des australischen Wollkonglomerats und der Marke Woolmark.

Paul Smith/Woolmark

Paul Smith setzt auf Schafe

Wenn zwei große Marken aufeinandertreffen, entstehen manchmal wirklich sinnvolle Kooperationen: Paul Smith ist seit Herbst vergangenen Jahres offizieller Markenbotschafter des australischen Wollkonglomerats The Woolmark Company, das 1964 als Label der Australian Wool Innovation geschaffen wurde – eine Non-Profit-Organisation, der über 29.000 australische Wollfarmer angeschlossen sind. Nach der Zusammenarbeit mit einigen namhaften Partnern in der Modeindustrie hat sich The Woolmark Company diesmal für den sympathischen Briten entschieden, weil er für seine Produktphilosophie bekannt ist, die überwiegend auf Naturfasern setzt. Seine Menswear-Kollektion Frühjahr/Sommer 2014 stattete Paul Smith bereits ausschließlich mit Merinowolle mit dem Woolmark-Siegel aus, um als Markenbotschafter die positiven Eigenschaften australischer Merinowolle zu promoten und um das Gütesiegel zu kommunizieren. Daher trägt jedes Kollektionsteil, das beispielsweise die für den Sommer sehr gefragten Cool-Wool-Garne enthält, auch das Woolmark-Label. Begleitend zu den Kollektionen wird es auch eine Werbekampagne mit Paul Smith geben, die für die nächsten zwei Saisons angelegt ist. www.woolmark.com

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Bread & Butter tradeshow 14. – 16.01.2014 | Berlin-tempelhof urBan Base, a1 ordertage düsseldorf 31. 01. – 03.02.2014 | strellson showroom speditionstrasse 7a | medienhafen

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022 jetzt

Blonde No.8

Bin mit dem Hund raus

Als Weiterentwicklung der Parkas von Blonde No.8 stellt Labelgründer Michael Boveleth jetzt fünf Jacken mit besonderer Funktion vor. „Wir reagieren auf besondere Nachfrage unserer Kunden“, so der Inhaber von Blonde No.8. „Wir sind die einzigen im Fashionbereich, die Thermojacken einsetzen.“ So ist das Innenfutter der Parkas aus besonders hochwertigem Vlies der Firma Thermore aus Italien, eine atmungsaktive Membranbeschichtung wie in der Sportswear. Darüber hinaus sind die neuen Parkas wasserdicht durch entsprechend verschweißte Nähte, haben Reflektionsstreifen für den Gang mit dem Hund in der Dunkelheit, LED-Leuchtstreifen in der Manschette sowie eine LEDTaschenlampe in der Innentasche. Zusätzlich ist die Powerbank zum Aufladen des Mobiltelefons erhältlich. Die Preise für die Jacken liegen zwischen 399 und 549 Euro VK. Die Jackenrange ist Bestandteil der Gesamtkollektion Blonde No.8 mit 850 Verkaufspunkten, darunter Eder in Kitzbühel, Lodenfrey, Konen, Classico, Breuninger und Bailly Diehl. www.blondeno8.com

Hightech-Parka aus der Kollektion Blonde No.8, atmungsaktiv und wasserdicht.

Eines der beiden neuen Gesichter bei Marc O’Polo International: Torsten Widarzik, neuer Geschäftsführer von Campus.

Marc O’Polo

Frischer Wind

Die Marc O’Polo International GmbH hat gleich zwei Personalveränderungen bekannt gegeben. So ist Marc Biggemann seit November 2013 neuer Head of Design der Marc O’Polo Menswear und damit für den Ausbau und die Weiterentwicklung der Kollektion verantwortlich. Zuvor war Biggemann in gleicher Position bereits für die Betreuung der Menswear-Kollektionen von Joop, s.Oliver und Cinque zuständig. Einen Wechsel in der Führungsetage meldet das Tochterunternehmen Campus, das 2012 zu einer eigenständigen Gesellschaft der Marc O’Polo Gruppe wurde. Hier löst Torsten Widarzik Marianne Glaser als Geschäftsführer ab. Seine Aufgaben sind, die Marke weiterzuentwickeln und die Expansion voranzutreiben. Unterstützung erhält er dabei von Alexander Gehle, Head of Sales und Mitglied der Geschäftsleitung. Widarzik war zuletzt General Manager der Levi Strauss Germany GmbH. www.marc-o-polo.com, www.campus72.com

Kleidermanufaktur Habsburg

Feudaler Onlineshop

Online wie offline: erlesenes Umfeld für erlesene Produkte.

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Wie bringt man das luxuriöse Kauferlebnis ins Internet? Der neue Onlineshop der Kleidermanufaktur Habsburg schafft ein adäquates Umfeld für die feudale Mode des Salzburger Labels. Als neue Internetpräsenz tritt der Shop seit August 2013 mit den Qualitäten an, die man von einem guten Butler erwarten würde: maximaler Service bei eleganter Unaufdringlichkeit. Mit kurzen Wegen, wenigen Klicks, Scrollover-Funktionen und einer intuitiven Führung navigiert man durch das übersichtlich gegliederte Sortiment. Logistik und Abwicklung übernimmt der Kooperationspartner Lodenfrey München. Bestellungen werden derzeit nur für Deutschland und die EU angenommen, wobei für Deutschland und Österreich Versandkosten von 5,90 Euro erhoben werden, für das EU-Ausland 25 Euro. Kostenlose Retouren sind innerhalb von 14 Tagen möglich. http://shop.habsburg.co.at


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024 jetzt

FTC

Ein Film über „Das weiSSe Gold“

Wie werden die kostbaren Produkte vom Schweizer Cashmere-Label FTC hergestellt? Diese Frage wird im Film „FTC Cashmere – Das weiße Gold“ vom Unternehmen selbst beantwortet. Artgerechte Haltung der Cashmere-Ziegen, faire Zusammenarbeit mit den mongolischen Bauern und nachhaltige Nutzung von Ressourcen zeichnen seit jeher die Herangehensweise der Firmengründer Andreas und Jutta Knezovic aus. Permanente Warenkontrolle, strenge Rohwarenauslese und unternehmenseigene Produktionsstätten garantieren dabei beste Qualität. Der nun entstandene Film ist Beweis dafür, dass der Name „Fair Trade Cashmere“ hält, was er verspricht. Produziert wurde für verschiedene Zwecke: Information von Kunden und Händlern, um das Fair-Trade-Konzept glaubwürdiger und besser erlebbar zu machen. Aber auch für PR-Zwecke, um die so wichtigen Themen wie Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein, Ethik und Fair Trade einer größeren Öffentlichkeit präsentieren und möglichst viele Menschen sensibilisieren zu können. www.cashmereworld.com

„Mit dünnen CashmereBeanies haben wir bewiesen, dass Mützen ganzjährig Saison haben können.“ Warm-me-gründer Christian Obojes.

FTCs nach­haltige Produkt­ philosophie gibt es jetzt auch als Film.

Vito Santoro

In eigener Sache

Warm-Me loves Mountain Force.

Warm-Me x Mountain Force

Liebe mit Köpfchen

Mountain Force, das ist High-Performance-Skiwear mit höchstem Qualitätsanspruch von Kopf bis Fuß. Von Kopf? Ja, ab der Saison Winter 2014, denn ab dann kooperiert die Marke mit dem Mützenlabel Warm-Me. Gemeinsam stellt man zur Münchner ispo im Showroom aus, das Co-Branding „Warm-Me loves Mountain Force“ wird von beiden Teams unterstützt: Ob Produktschulungen durch Warm-Me-Mitarbeiterin Theresa Steinbacher oder gegenseitige Unterstützung beim Finden der Händler. „Mountain Force ist die erste Skimarke, die ihren hohen Anspruch auch bei den Mützen zum Ausdruck bringt. Keine billige Acrylmütze made in China, sondern ein hochwertiges Produkt, das Roman Stepeks Linie entspricht – das war der Anspruch“, erzählt Theresa Steinbacher. Warm-Me selbst treibt seine Internationalisierung weiter voran. Kunden wie Isetan in Tokio, H. Lorenzo in Los Angeles, Penelope in Brescia oder Blake in Chicago beweisen den höchst erfolgreichen Kurs der Marke, nicht nur im Winter. „Mit dünnen Cashmere-Beanies haben wir bewiesen, dass Mützen ganzjährig Saison haben können“, so Markengründer Christian Obojes. www.welovewarm-me.com

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Bis zur Kollektion Sommer 2013 war Vito Santoro für die Menswear von Closed verantwortlich. Nun hat er sich zwei neuen Projekten zugewandt, die er in der L.O.C.K. Area der Bread & Butter präsentieren wird. Parts heißt seine neue Kollektion mit etwa acht essenziellen Black-Denim-Styles für Männer, mit Hosen, Parka, Blazer und Hemd. „Ich mache da weiter, wo ich bei Closed aufgehört habe“, sagt Vito Santoro. „Meine Stärke ist meine Marktkenntnis, zum einen durch die zwei Identità Italiana Stores, die ich mit meiner Partnerin Isabel Brodt führe, und zum anderen durch meine achtjährige Vertriebserfahrung und die Produktentwicklung für Drykorn und Closed.“ Die Styles werden in Italien produziert und können, weil kostenintensive Strukturen fehlen, Verkaufspreise von 129 bis 179 Euro und eine Kalkulation von 2,8 generieren. Dazu kommt die lässige Männerlinie A.S.A.P. mit Jeans und 25 Strickteilen, die Vito Santoro gemeinsam mit dem Produzenten Paolo Ragazzini verwirklicht. „Wir wollen es dem Einzelhandel so leicht wie möglich machen und mit einer komprimierten Auswahl den Nagel auf den Kopf treffen“, so Santoro. Die Preise für Strick liegen zwischen 149 bis 189 Euro VK bei einer Kalkulation von 2,8. www.parts-denim.com, www.asap-knit.com

Kreativer Kopf: Vito Santoro.


1 8 4 2

I n 1 8 4 2, t h e c l o t h i e r J o h a n n G e o r g F r e y opened his manufactory in Munich. Thirteen years later, he had spun the first water repellent loden. His mill became the official purveyor to Bavaria’s royalty. This loden fabric, which artificer Johann Georg Frey delivered to the world’s nobility, was the cornerstone of one of the most well known fashion labels.

via sant’andrea 14/16 36061 bassano del grappa (vi) italia fon ++39 (0424) 88 73 11 mail@lodenfrey-1842.com www.lodenfrey-1842.com deutschland/ matthias schwarte modeagentur heinrich-kley-str. 6 80807 münchen fon (089) 35 80 576 office@agentur-schwarte.de www.agentur-schwarte.de

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026 jetzt

Scabal

Verstärkung im Management

Langfristige Ziele systematisch verfolgen und neue Geschäftsmöglichkeiten entdecken – um diese Aufgaben zu erfüllen, wurde das Managementteam der Traditionsmarke Scabal verstärkt und reformiert. Peter Thissen ist nun als Ehrenvorsitzender für kreative Aspekte verantwortlich. Und der Italiener Stefano Rivera hat im September 2013 Gregor Thissen als CEO abgelöst, der sich seitdem als Executive Chairman auf strategische Fragen und das Image der Marke konzentriert. Rivera bringt seine Leidenschaft für hochwertige Stoffe und Kleidungsstücke mit. Aber noch viel wichtiger sind die umfangreiche Managementerfahrungen in Marketing, Produktion und Vertrieb. So kann er bereits auf ein eigenes Unternehmen und leitende Positionen in kleinen und großen internationalen Unternehmen zurückblicken. Diese Erfahrung gepaart mit der Kompetenz des bestehenden Teams – Kunden und Geschäftspartner von Scabal sollen von dieser Verstärkung profitieren. www.scabal.com

Gemeinsam in die Zukunft: CEO Stefano Rivera und Executive Chairman Gregor Thissen.

Sportalm Kitzbühel

Kick-off im Jubiläumsjahr

Im Zuge des 60-Jahr-Firmenjubiläums gab es bei Sportalm Kitzbühel einiges zu feiern. Gleichzeitig nahm das sympathische Familienunternehmen rund um Ulrike Ehrlich und Roland Reinmüller dieses Jubiläum aber auch zum Anlass, einige nächste Schritte zu tun. Dazu zählte neben dem inhaltlichen Relaunch der Herrenskikollektion, die bereits für die Saison Herbst/Winter 2013/14 vorgestellt wurde, auch die Erweiterung des Gesamtsortiments um eine Kinderskikollektion. Für Ulrike Ehrlich, die selbst Mutter von fünf Kindern ist, eine konsequente inhaltliche Weiterentwicklung der Marke. Wie bereits in der Damenkollektion steht dabei die Fusion von High Fashion und funktionaler Sportswear im Vordergrund – und der charakteristische Kitzbüheler Lifestyle, der Sportalm seit jeher begleitet. Fast zeitgleich mit dem Verkaufsstart der neuen Herren- und Kinderskikollektion gab es auch einen personellen Wechsel, denn Stefanie Gruber übernahm im November die Vertriebsleitung für alle Produktionslinien in allen Ländern, außer in Österreich. Nach ihrer langjährigen Erfahrungen bei Unternehmen wie Strenesse, René Lezard, Cerruti, Escada und zuletzt Basler hat sich die Vertriebsexpertin zum Ziel gesetzt, die Internationalisierung der Marke Sportalm und auch den Ausbau von Shop-in-ShopKonzepten und Franchise-Partnerschaften voranzutreiben. www.sportalm.at

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Die neue Publikation „StreetArt in Germany“ stellt eine Sammlung der besten Kunstwerke vor.

Streetart in Germany

Von wegen Betonwüste

Für die Herbst-/Winter-Saison 2013/14 stellte Sportalm Kitzbühel den Relaunch der Herrenskikollektion und eine neue Kinderskikollektion vor.

Sie sprayen, kleben, stricken, bauen und kacheln. Ihre Kunstwerke begegnen uns überall in den Großstädten und entlocken uns mit ihrem oft ironischen bis zynischen Augenzwinkern ein Lächeln. Streetartists nutzen jede Vorlage, die ihnen der urbane Raum bietet. Die besten Werke aus deutschen Großstädten verewigte der freischaffende Künstler Timo Schaal nun in einem umfangreichen Bildband. Dabei konnte er aus dem Vollen schöpfen: 2011 gründete er das Onlinenetzwerk „StreetArt in Germany“, das mit inzwischen 900.000 Fans weltweit zu den größten seiner Art zählt. Täglich sendet die Community rund 400 neue Fotos ein. Eine erlesene Auswahl davon erschien im Herbst im Riva Verlag für 14,99 Euro. www.m-vg.de


blondeno8.com


028 jetzt

Schlichte Eleganz und edle Materialien stehen bei der neuen DOB-Kollektion von Lodenfrey im Mittelpunkt. Sie wird erstmalig auf der Premium in Berlin präsentiert.

Lodenfrey

Tradition und Moderne

Stefan Reiter und Marco Huter teilen sich künftig die Geschäftsführung von Q1.

Gloriette/Q1

Hochzeit feiern

Es mag sich anfühlen, als führte man seine Tochter zum Altar: Stefan Reiter, Gründer und Inhaber der Hemdenmarke Q1 hat im Oktober 2013 seine kleine, feine Premiummarke an Gloriette verkauft. Eine Entscheidung, die überraschen mag, ist Stefan Reiter doch Sohn des Hauses Hatico im bayerischen Tirschenreuth. Aber Töchter haben ja bekanntlich ihren eigenen Kopf und Zwangsehen gibt es auch nicht mehr. Bräutigam Gloriette, Teil der Rudigier-Gruppe, zu der auch Mabrun und Rena Lange gehören, wurde für sein Werben belohnt: Mit Stefan Reiter kommt langjährige Marktkenntnis und Expertise ins Unternehmen mit Sitz im burgenländischen Stegersbach. Wenngleich die Braut ihr eigenes Zuhause haben wird: Im Rena-Lange-Gebäude in München beheimatet, arbeiten Stefan Reiter und sein Team weiterhin selbstständig. Ein Verschmelzen der Marken schließen alle Beteiligten aus, lieber will man voneinander lernen. Und Ehegattensplitting ist selbstverständlich: Denn was wäre eine Hochzeit ohne wirtschaftliche Synergien? www.q1-shop.com, www.gloriette.at

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Im Dezember gaben die beiden Inhaberfamilien Nagel und Frey bekannt, dass sie die Marke Lodenfrey zukünftig unter einer gemeinsamen Holding vermarkten möchten, um das starke Profil und das damit verbundene Potenzial des Namens und der Marke noch effektiver ausschöpfen zu können. Die Loden-Frey Verkaufshaus GmbH & Co. KG erhielt die Markenführung und die Lizenzrechte für die Sportswear- und Mantelkollektion für Damen und Herren, die unter der Federführung des geschäftsführenden Gesellschafters Markus Höhn in der Saison Herbst/Winter 2014 erstmals mit der modernen, modischen Damen-Outdoorkollektion Lodenfrey 1842 präsentiert wird. Damit verkörpert die Mode der Marke gleichzeitig auch den aktuellen Zeitgeist des Stammhauses in München, das sich nach seiner Renovierung in einem modisch progressiven und sehr hochwertigen Ambiente zeigt. In der darauf folgenden Saison Frühjahr/Sommer 2015 soll eine entsprechende Outerwear-Kollektion für Herren folgen. Den Vertrieb für die DOB-Linie übernimmt die Münchner Agentur Schwarte und stellt diese erstmals auf der Premium im Januar dem Handel vor. Die Verkaufspreise werden sich voraussichtlich zwischen 400 und 700 Euro bewegen. Als Kooperationspartner für die Mode, die einen klaren Fokus auf hochwertigste Woll- und Lodenqualitäten legt, beauftragte Markus Höhn die italienische Marke Mabrun, die ebenfalls für ihren hohen Qualitätsanspruch und ihr handwerkliches Know-how bekannt ist. Ausgeliefert werden ca. 30 Kollektionsteile im Juni und Juli 2014. „Wir richten uns mit der neuen Marke gezielt an Kunden, die dem Image und dem Anspruch des Hauses Lodenfrey in München ähnlich sind. Es gibt kaum einen so bekannten Namen, der so positiv besetzt ist. Davon profitiert natürlich auch das Produkt“, erklärt Matthias Schwarte. www.lodenfrey.com


WWW.LUCKYDELUCA.COM MESSE BERLIN PREMIUM HALLE 3 STAND F14 14.01.-16.01.2014 DISTRIBUTION D/A MODERAUMFISCHER I MÜNCHEN/DEUTSCHLAND I 80805 MÜNCHEN OSTERWALDSTRASSE 10 I +49 179 5231505 I LARS@MODERAUMFISCHER.DE WWW.MODERAUMFISCHER.DE


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Alberto

Zurück in Berlin

Die Mönchengladbacher Hosenmarke Alberto zeigt im Januar wieder Messepräsenz in Berlin – und zwar auf der Panorama. Für den teilhabenden Geschäftsführer Marco Lanowy ein bewusstes Statement zum Wirtschaftsstandort Deutschland, nachdem Alberto im letzten Jahr dort nur in den Showrooms gezeigt wurde. „Dass wir ein deutsches Familienunternehmen mit über 90 Jahren Erfahrung sind, ist nicht nur Qualitätssiegel, sondern auch ein Garant für moderne HosenJeanskultur“, so Lanowy. „Headquarter, Einkauf, Musternäherei, Qualitätsmanagement, die Logistik sowie die Kreativteams befinden sich in Mönchengladbach, und somit prägt das Bekenntnis zu Deutschland auch ganz direkt unsere Kernkompetenz.“ Alberto ist in 56 Ländern präsent, der Exportanteil beträgt 56 Prozent. Neben den deutschsprachigen Ländern zählen die Benelux-Länder, Skandinavien, Nordamerika und Russland zu den wichtigsten Märkten. www.alberto-pants.com Kernkompetenz Männerhosen: Alberto.

Auf gutem Weg vom Produkt zur Marke: Handstich.

Handstich

Feinschliff

Eine kleine Auswahl rahmengenähter Schuhe markierte den Anfang der Erfolgsgeschichte von Handstich, deren Machart auch Namensgeber des Labels wurde. Für Herbst/Winter 2012 kamen Herren- und Damenjacken hinzu, mit besonderen Details und mit demselben Fokus auf handwerklicher Feinarbeit. Jetzt geht das Unternehmen hinter Handstich erneut einen Schritt weiter und präsentiert die Damenlinie deutlich eigenständiger: So erhielten insbesondere die Silhouetten der Damenkollektion einen Feinschliff und heben sich jetzt auch in punkto Farben und Materialien stärker von dem maskulinen Style der Herrenjacken ab. Ebenso wird die Kollektion insgesamt weiter ausgebaut, mit Sweats und Indoorjacken, zum Beispiel in Strick und Cut-&-Sew-Machart. Typisch wie bei den Outdoorjacken sind auch hier die Details wie Ärmelpatches, Lederapplikationen und besondere Kragenlösungen. Für Männer und Frauen gibt es pro Saison etwa zehn Schuhmodelle und jeweils bis zu 18 Styles, darunter Jacken aus Nylon mit Steiner-Loden sowie aus Wolle mit Leder kombiniert. Für Design und Produktion von Handstich ist die United Fashion Service André Berger GmbH verantwortlich, für Vertrieb und Marketing die Tradeworkers GmbH, beide mit Sitz in Schloss Seefeld am bayerischen Pilsensee. Aktuell zählt Handstich 160 Verkaufspunkte, darunter Different auf Sylt, Eckerle in München, Schnitzler in Münster, Helmut Eder in Kitzbühel, Louis Copeland in Dublin und Piere Thonon in Lüttich. Außer im deutschsprachigen Markt ist Handstich auch in den Benelux-Ländern, Norwegen, Schweden und Großbritannien sowie Irland erhältlich. Nun möchte man gemeinsam mit den passenden Handelspartnern international wachsen; auch der Export nach Übersee soll zügig vorangetrieben werden. www.handstich.de

WP Store

Zum ersten Mal international

WP Lavori in Corso – ein bekannter Player im Modebusiness mit Sitz im italienischen Bologna, der für Import, Vertrieb und Design verschiedener Heritage-Brands national und international verantwortlich ist. Seit kurzem kann das vielfältige Portfolio des Unternehmens einen ersten internationalen Store in Seoul aufweisen. Dieser ist das Ergebnis der gelungenen Kooperation zwischen WP Lavori und dem japanischen Distributor von Woolrich und Baracuta. Ein beeindruckendes Glasgebäude und drei jeweils 110 Quadratmeter große Etagen bieten neben diesen beiden Labels weitere WP-LavoriBrands wie B.D. Baggies oder Avoncelli, aber auch Fremdmarken und Eigenmarken wie WP Denim Platz. Café und Feinkost sind im Erdgeschoss des Stores angesiedelt und exportieren italienisches Kulinarikverständnis. Nach WP Seoul stehen in den kommenden Monaten weitere Store-Eröffnungen in Tokio und New York auf dem Programm. www.wplavori.com

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Der Anfang ist gemacht – mit dem ersten internationalen WP-Lavori-Store in Seoul



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P&C

Am Start im Skyline Plaza

In Frankfurt eröffnete im August die vierte P&C-Filiale der Mainstadt im neu errichteten Shoppingcenter Skyline Plaza im Europaviertel an der Messe. Das Düsseldorfer Unternehmen ist Ankermieter mit einer Fläche von 4.300 Quadratmetern auf drei Etagen. Im Erdgeschoss finden sich Marken wie Marc O’Polo oder Tommy Hilfiger. In der ersten Etage sind Premium- und Casual Fashion für Damen mit Brands wie Marc Cain, Hugo, Pepe Jeans und G-Star untergebracht. Die zweite Etage fokussiert sich auf Herrenmode mit einem Angebot von Boss Black, Hugo über Polo Ralph Lauren bis hin zu Diesel. Das vom Hamburger Unternehmen ECE Projektmanagement geplante Shoppingcenter hat eine Verkaufsfläche von 38.000 Quadratmetern auf zwei Ebenen. 170 Stores, darunter Mieter wie Esprit, Zara, H&M, Brax, Olymp, Benetton, Desigual, Colin’s, Camp David und Mango Kids sind unter einem Dach zu finden. Zusätzlich gibt es gastronomische Angebote, einen öffentlichen Dachgarten und ab Februar das Fitness- und Wellnesscenter Meridien Spa. www.peek-cloppenburg.de, www.skylineplaza.de Hoch hinaus: P&C ist Ankermieter im 2013 eröffneten Skyline Plaza in Frankfurt.

Sölden und St. Anton – in Österreichs Skimekkas eröffnete Napapijri pünktlich zum Wintersaisonstart.

Napapijri

Store-Offensive

Die Sportswear-Marke Napapijri, in Österreich und Osteuropa als eigenständige Gesellschaft unter dem Dach der ACO Modeagentur, setzt auf eine Store-Offensive. Zum Start der Wintersaison wurden die Standorte Sölden und St. Anton eröffnet, Innsbruck und Wien folgen im Frühjahr. Die Monomarken-Stores stärken den Gesamtauftritt der Marke, ist Reinhard Haas überzeugt: „Wir eröffnen dort, wo wir mit guten Partnern in guten Lagen einen Imagegewinn für die Marke schaffen können.“ Die erhöhte Sichtbarkeit fördert auch den Abverkauf im MultibrandHandel, weiß Reinhard Haas aus Erfahrung. In den osteuropäischen Ländern – ACO kümmert sich um die Geschäfte vom Baltikum bis nach Bulgarien – gibt es zudem kaum Alternativen zur Expansion über eigene Stores. Reinhard Haas: „Eine gewachsene Einzelhandelsstruktur mit hochwertigen Multibrand-Shops gibt es dort meist nicht, daher sind eigene Stores das Mittel der Wahl.“ Ganze 25 an der Zahl wurden im Jahr 2013 in Ländern wie Tschechien, Slowakei, Polen und Ungarn eröffnet – und weitere sind geplant. www.napapijri.com

Eine Alte, eine Neue: Taschen gibt es im Onlineshop MyStylecatch nicht nur fabriksneu.

MyStylecatch

Fangfrisch im Netz

The Latest, Last Season und Vintage. So heißen die drei Kategorien der Onlineshoppingplattform MyStylecatch.com, die ausschließlich Accessoires mit dem gewissen Etwas anbietet. Ob Geheimtipplabels wie Angel Jackson, Kim & Zozi oder Tanah Rhea, Vorjahreskollektionen von Givenchy, Prada und Belstaff, oder aber Kultobjekte großer Namen wie Chanel, Chloe oder Fendi – Gründer Joshi Gerstmair folgt bewusst nicht dem Mainstream, sondern stöbert tagtäglich nach ungewöhnlichen Dingen mit hoher Stilrendite. Seine Philosophie lautet, kleinen Betrieben weltweit mit hohem Qualitätsanspruch und großem handwerklichem Können eine Präsentationsplattform zu bieten. www.mystylecatch.com

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jetzt 033

Replay

Einzug in die Profiliga

Als Sponsor für die formelle Kleidung und die Schuhe des FC Barcelona schloss Replay Ende letzten Jahres einen Vertrag, der dem Unternehmen für die nächsten vier Jahre den direkten Kontakt zu Weltstars wie Lionel Messi, Xavier Hernández oder Andrés Iniesta ermöglicht. Replay stellt dabei die offiziellen Outfits und setzt dafür in erster Linie auf Maßanfertigung, was für die Kollektion gleichzeitig eine spannende inhaltliche Weiterentwicklung darstellt. Zu offiziellen Veranstaltungen werden die Spieler und das Team zukünftig zwei Total Looks von Replay in Indigoblau tragen, die durch ihre modischen, schlanken Passformen und innovativen Materialien Denim von einer ganz neuen Seite zeigen. Das erste Outfit besteht dabei aus einem Anzug aus blaugrau changierendem Comfort Denim, der zweite aus einem maßgeschneiderten Anzug aus reiner Schurwolle mit dunkelblauem Fischgrätmuster. Ergänzend gibt es zwei Mantelmodelle, Schuhe im klassischen Oxford-Stil und eine exklusiv für den FC Barça kreierte Smart-Casual-Kollektion, die Jacken, Jeans und Schuhe enthält. Begleitend präsentiert Replay für Herbst/Winter 2013/14 eine Capsule Collection für alle FC-Barça-Fans mit der Replay Denim Zero-Jeans und einem passenden Jeanshemd. www.replay.it/fcbarcelona Für die formelle Kleidung der Fußballstars des FC Barcelona stellte Replay neu interpretierte Maßkonfektion vor. Die Krägen und Innenfutter der MarlinoParkas zieren in Zukunft nur noch Felle aus der Lebensmittelindustrie.

dfrost

Auszeichnung beim German Design Award 2014 Nach dem Red Dot Award und dem iF Award wird das „Swarovski X-Mas 2011“ Visual-Communication-Konzept der Stuttgarter Agentur dfrost nun auch beim prestigeträchtigen German Design Award des Rats für Formgebung in der Kategorie „Architecture and Interior Design“ mit dem SpecialMention-Preis für besondere Designqualität ausgezeichnet. Zum Weihnachtsgeschäft 2011 entwickelte die Agentur für visuelles Marketing und Retail Design ein Iconic Pattern für den österreichischen Schmuckhersteller Swarovski in Form eines Eiskristalls, der die internationalen Points of Sale prägte. Von der Schaufensterkampagne über Fassadenilluminationen und Leuchtinstallationen bis hin zur Instore-Kommunikation – dfrost bewies einmal mehr sein Händchen für innovative Lösungen und maßgeschneiderte Konzepte, die bereits Top-Brands wie Tommy Hilfiger, Hugo Boss, Victorinox oder Porsche Design überzeugten. www.dfrost.com

Marlino

Eine Frage der Ethik

Erneut ausgezeichnet: das „Swarovski X-Mas 2011“ VisualCommunication-Konzept von dfrost.

Pelz und Fell gehören zur Mode wie Stoff und Garn, aber kein anderes Material ist so umstritten und polarisiert seit Jahrzehnten die Kunden. Diese Dissonanz bringt die Marke Marlino ab 2014 zu einem Konsens und hat sich selbst dazu verpflichtet, nur noch Felle zu verwenden, die als Nebenprodukt aus der Lebensmittelindustrie abfallen, überwiegend von Kaninchen und Lamm. Vor allem, um den bekannten Bedingungen in der Tierhaltung für die Pelzgewinnung eine klare Absage zu erteilen, die unter anderem durch den schnell wachsenden Luxusmarkt in China kaum noch zu kontrollieren seien, so Dirk Nienaber, Managing Director von Marlino in seinem Statement. Diese Firmenethik hat vor allem für den Kunden einen enormen Vorteil, denn die Lammfelle für die Kapuzen der Marlino-Parkas und die Kaninchenfelle für das Futter stammen damit garantiert aus Europa und sind frei von Chrom, Formaldehyd und Azofarbstoffen. www.marlino.de

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agen turen

Komet und Helden

Eines der Zugpferde der Agentur: die Marke J Brand.

Männerladen

Mehr in die Tiefe, schärfer und auf den Punkt konzentriert lautet das Credo von Komet und Helden in dieser Saison. „Wir bleiben auf Kurs“, sagt Michael Prues, Vertriebsleiter der Agentur. „Wir spüren, dass es in allen Kollektionen eine gewisse Konzentration gibt, sie sind komprimierter und daher in ihrer Aussage auch selbstbewusster.“ Der vergangene Winter lief für die Münchner Agentur gut. „Woolrich war phantastisch im Abverkauf, wir waren in den Topsellers in kürzester Zeit ausverkauft“, so Michael Prues. „Auch Blauer USA war sehr erfolgreich, die Händler haben stark nachgezogen.“ Für letztere Kollektion sind seit zwei Saisons wieder die Designer Paul Harvey und Alessandro Pungetti, ehemals Stone Island und C.P. Company, zuständig. „Wir spüren, Mit dem Ergebnis, dass der Look der Kollektion dass es in allen wieder kerniger und USA-typischer wird. ZusätzKollektionen lich lohnt ein Blick auf die kleineren Labels im eine gewisse Portfolio, etwa Gilded Age, Pence und die SchalKonzentration kollektion This Way To Heaven, die seit Oktober gibt, sie sind das Angebot von Komet und Helden bereichert. komprimierter Dahinter stehen die zwei Londoner Altpunks Treund daher in ihrer Aussage vor Myles und Christopher Coleman, die über ein auch selbstgroßes Künstlernetzwerk verfügen und mit ihnen bewusster.“ ausdrucksstarke Designs verwirklicht haben. Michael Prues, Vertriebs­leiter Mit Spannung wird die Neueröffnung des eigenen Menswear-Multibrand-Stores der Agenturinhaber komet und Florian Ranft und Henrik Soller in der Residenzhelden straße Münchens erwartet, die für März geplant ist. Dabei soll 50 Prozent des Sortiments mit den Marken der Agentur bestückt werden, darunter AG, Jean Shop, Gilded Age, C.P. Company, Hartford und Bowery. Hinzu kommen beispielsweise Church’s, Trickers, Red Wing, Mauro Grifoni, Harris Wharf, Barena, Giorgio Brato und Vans. Labels: Alain, AG Adriano Goldschmied, Baracuta, B.D. Baggies, B.P.D, Blauer USA, Bowery, C.P. Company, Diemme Footwear, JeanShop, Gilded Age, Gino-B, Hartford, Kindlein, Pence, Superdry Premium, The Artistylist, This Way To Heaven, Woolrich Agentur Komet und Helden GmbH, München/Deutschland, www.kometundhelden.de

Unifa

Unter neuem Dach

Für die neue Saison hat die Unifa den ehemaligen Showroom des Möbelherstellers Vitra im Erdgeschoss der Plange Mühle bezogen: Nach dem Umbau werden ab Januar 2014 die Labels und Marken auf einer neuen Präsentationsfläche gezeigt. Für die US-Marke True Religion wurde das Joint Venture mit dem US-Mutterunternehmen um weitere vier Jahre verlängert. Sie ist nach wie vor im Backsteinhaus beheimatet. Bei Unifa gibt es eine Reihe neuer Labels zu finden: Das T-Shirt-Label Capture gehört ebenso dazu wie Viper Room, die Apparel-Linie des legendären Nachtclubs am Sunset Strip in Hollywood. Die bedruckten Tees werden in den USA produziert und für musikaffine in LP-Verpackung ausgeliefert. Ebenfalls neu im Portfolio ist die Kollektion des New Yorkers David Lerner: Mit seinen sophisticated Basics wie Leggings, Kleidern und Shirts hat er sich schnell einen festen Platz in den Kleiderschränken der US-Celebritys erobert. Labels: 75 Faubourg, A. Hutching, Amor & Psyche, Capture, David Lerner, Dr. Denim, Ella Moss, Equipment Femme, Genetic, I love my Moment, J Brand, Juicy Couture, Les Benjamins, Les Eclaires, LNA, Mother, Plant with 2 Moons, Prey of London, Splendid, True Religion, Viper Room, Wildfox, Wildfox Jewelry Unifa Fashion GmbH, Düsseldorf/Deutschland, office@unifa-fashion.com, www.unifa-fashion.com

Nordisches Design: Mette Mickleit entwirft die kultigen Armbänder mit dem charakteristischen Knopf als Verschluss. Die neue Saison kann kommen: Showroom der Agentur Komet und Helden.

CCT Collectionen Christian Teufl

Sich schmücken mit neuem Label!

In der Modeszene ist es längst kein Geheimnis mehr: Kleine feine Mode- und Accessoirelabels aus den skandinavischen Ländern sind enorm im Vormarsch. Gut, wer früh dran ist und sich den Vertrieb sichert, so wie jetzt die Agentur von Christian Teufl mit dem dänischen Accessoirelabel by Mickleit aus Odense. Hinter den bunten Bändern stecken Jesper und Mette Mickleit (beide 50), die mit den in Nordchina in einer sozial verträglichen Produktionsstätte hergestellten Armbändern neu durchstarten (Jesper war früher Flight Attendant). Christian Teufl ist mit seiner Agentur letzten Juni erst in neue Räumlichkeiten in München gezogen, in Salzburg wurde der neue Showroom fertig gestellt. by Mickleit hat er für Deutschland und Österreich ins Programm genommen. Die Kollektion umfasst Armbänder für Damen, Herren und Kinder. EK-Preise von 9,50 bis 21,50 Euro bei einer 3er-Kalkulation. Labels Österreich: 0039 Italy, 120% Lino, Allessandra Chamonix, by Mickleit, FTC, Furla, Grace, Hunter, iBlues, K-Way, Lauren Moshi, Lua Accessoires, Michael Lauren, Schella Kann, Soisire Soiebleu, St.Emile, Twin-Set by Simona Barbieri Labels Deutschland: by Mickleit, Furla, Schella Kann Collectionen Christian Teufl, Salzburg/Österreich, München/Deutschland, teufl@teufl.cc, www.teufl.cc

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PREMIUM BERLIN HALLE 3 – STAND E04 www.deyk. com


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Agentur Kappler/Agentur Baessler

Integer sein

Lässiger Strick aus Italien: Alpha by Massimo Rebecchi.

„Wir sind integer, das Wort bringt unsere Grundhaltung auf den Punkt“, sagt Marcus Baessler, der die gleichnamige Agentur in Düsseldorf betreibt. „Wir streben eine gesunde Balance von Innovation und Berechenbarkeit an, um unseren Partnern Neues zu bieten, aber auch Sicherheit zu vermitteln.“ Neu sind drei designorientierte Labels im Portfolio von Baessler und der Partneragentur Kappler in München: Isabel Benenato aus Italien mit hochwertigen Nappas und Strick im Komplettlook, The Textile Rebels mit streetstyligem Strick und Sweats sowie die rockig-edle Kollektion RtA Denim aus Los Angeles. Dazu kommen die bestehenden Kollektionen, mit denen beide Agenturen bereits länger erfolgreich sind. „Kalkulierbarkeit zählt, zum Beispiel bei Hetrego, Original Vintage Style, Giorgio Brato sowie der Zweitlinie WLG by Giorgio Brato“, so Marcus Baessler. „Sie sind berechenbar und zuverlässig in Qualität und Logistik, das Produkt passt und stimmt.“ Weiterhin arbeiten Constanze Kappler und Marcus Baessler daran, die Kooperation mit Kunden und Lieferanten zu intensivieren, mit Produktschulungen und auch Schaufenstergestaltungen. So initiierten sie die Gestaltung von Fenstern für George Gina & Lucy bei Breuninger Stuttgart. Labels: Ecoalf, George Gina & Lucy, Giorgio Brato, Gwynedds, Hetrego, Isabel Benenato, Liebig, Original Vintage Style, RtA Denim, Sawa, Swiss Chriss, The Textile Rebels, Tkees, Tyoulip Sisters, WLG by Giorgio Brato Agentur Baessler, Düsseldorf/Deutschland, www.agentur-baessler.de Agentur Kappler, München/Deutschland, www.agentur-kappler.de

D-tails Coppolecchia Reinartz

Zuwachs aus Italien und GroSSbritannien

Italienische Brands sind die Spezialität der Agentur von Patrick Coppolecchia-Reinartz. Für die Saison Herbst/Winter 2014/15 bringt das Team wieder einige spannende Kollektionen nach Deutschland. Neu mit dabei ist die toskanische Kollektion Alpha by Massimo Rebecchi. Spannend für den Händler: Es gilt keine hohe Mindestabnahmemenge, zudem können Kunden auf einen Lagerservice zugreifen. Ein weiterer Neuzugang ist der neapolitanische HAKA-Spezialist Luigi Borrelli. Feinste italienische Hemden und Sakkos made in Italy werden mit viel Liebe zum Detail und zu handwerklicher Perfektion verarbeitet. Traditionsreichen britischen Chic verkörpert dagegen die Marke Daks; die Damenlinie wird für die kommende Saison auf dem deutschen Markt relaunched. Die federleichten Daunenjacken und -westen von Duvetica aus Italien gibt es in der kommenden Saison auch für Kids in vielen Farben – damit auch kleine Fashionistas warm durch den Winter kommen. Labels: 2 Me Style, Alpha by Massimo Rebecchi, Anna F., Daks, Duvetica, Happiness-Brand, Luigi Borrelli, Massimo Alba, Mosaique, Pollini, Route des Garden, Siviglia White, Spektre Sunglasses, Stokton, Veeshoo Agentur D-tails, München/Deutschland, info@d-tails.de, www.d-tails.de

Das Schaufenster für George Gina & Lucy bei Breuninger Stuttgart, initiiert von den Agenturen Kappler und Baessler.

agen turen

Lässiger Luxus für moderne Frauen: Dante6 aus Holland.

Rolf Griesinger Internationale Mode

Umgezogen

Die Münchener Agentur von Rolf Griesinger hat seit Oktober 2013 eine neue Bleibe. Rechtzeitig vor der Saison ist sie in ihren neuen Showroom an den Standort am Kosttor 1 gezogen. Dort betreibt das Team bereits seit September 2012 den Laden Meindl Authentic Luxury. Showroom und Office liegen nun direkt über dem Store – das schafft Synergieeffekte. Das Markensortiment der Agentur verändert sich nicht wesentlich für die neue Saison: „Wir haben uns auf das Bewährte konzentriert“, so General Manager Martin Steckel. Dazu gehört insbesondere das Rotterdamer Label Dante6 der Designerin Evelyne Brekelmans, das die Agentur seit Frühjahr 2013 betreut. Die Kollektion wird im Januar erstmals auf der Premium in Berlin zu sehen sein. Dort werden zusätzlich Labels wie IQ+ Berlin, Bloom sowie Flowers For Friends präsentiert. Labels (Süddeutschland): Bloom, Dante6, FFC, Flowers For Friends, IQ+ Berlin Agentur Griesinger, München/Deutschland, office@griesinger-mode.de, www.griesinger-mode.de

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BARDENAS REALES SPAIN


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room with a view

Deutschland!

Leicht hat er sich die Entscheidung nicht gemacht. „Doch wenn alle Faktoren stimmen, dann muss man zugreifen“, sagt Christian Obojes. Und so eröffnet die Agentur mit Start der neuen Saison eine Niederlassung in Düsseldorf. Zwei erfahrene Mitarbeiterinnen – Sophie Frohmader und Sabine Lischka – und mindestens fünf Marken zum Start. Da ist zum einen Canada Goose, für die Marke übernimmt room with a view den Norden Deutschlands, dann Zoe Karssen sowie Essentiel Antwerp, Vita Fede Schmuck und die New Yorker Denimbrand R13. Das Feedback der Kunden, denen die Agentur aus ihrer Tätigkeit in Österreich und der Schweiz ein Begriff ist: ein herzliches Willkommen. Angst, von seinen Wegbegleitern und Freunden in deutschen Agenturen als Konkurrent wahrgenommen zu werden, hat Christian Obojes nicht: „Ich denke, es ist genug Platz für alle da.“ In der Schweiz feiert room with a view große Erfolge mit der Marke Essentiel Antwerp – eine belgische DOB-Kollektion, die im mittleren Preissegment modische Updates für Topläden bringt. In Österreich bleibt das Team unter Showroomleiter Martin Klösch auf bewährtem Kurs. Die bis Redaktionsschluss einzigen neuen Marken, die room with a view hier zur Saison Herbst/Winter 2014/15 aufgenommen hat, sind R13 und Moon Boot. Die Markeninhaber, die italienische Tecnica-Gruppe, haben sich auch in Deutschland dafür entschieden, den Vertrieb in die Hände modeaffiner Agenturen zu geben. Ein großes Marktpotenzial für den Klassiker sieht Christian Obojes: „Der Schuh ist eine Designikone, bislang war er fast ausschließlich im Schuh- und Sportfachhandel erhältlich.“ Dass sich das jetzt ändern wird, daran zweifelt niemand. Labels Österreich: 7 for all Mankind, Aglini, Canada Goose, George Gina & Lucy, Giorgio Brato, HTC, Moon Boot, New Balance, Peuterey, Pomandere, R13, Roque Ilaria Nistri, Swiss Chris, TKees, Textile Rebels, Tyoulip Sisters, Warm-Me, WLG by Giorgio Brato, Zoe Karssen Labels Schweiz: 7 for all Mankind, Aglini, Blonde No.8, Frogbox, Giorgio Brato, HTC, Essentiel Antwerp, Pence, R13, Swiss Chriss, Textile Rebels, Warm-Me, WLG, Zoe Karssen Labels Deutschland: Canada Goose ((PLZ 10000 – 59999), Essentiel Antwerp, Vita Fede, R13, Zoe Karssen room with a view, Salzburg/Österreich, office@roomwithaview.at, www.roomwithaview.at

Die Kultboots von Moon Boot sind neu bei room with a view Österreich.

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Select Trading

Neue Division: Franchise und Retail

Bernard Waage, CEO der Münchner Agentur Select Trading, die seit Juli 2013 auch einen Showroom in Düsseldorf hat, unterteilt sein Sortiment inhaltlich nach den Departments DOB, HAKA und Schuhe, um seinen Kunden und Marken einen kategoriespezifischen Ansatz bieten zu können. „Seit kurzem haben wir unsere Departments auch um die neue Division Franchise und Retail erweitert“, erklärt Bernard Waage. Als Franchise-Nehmer für Tiger of Sweden – neben John Varvatos und By Malene Birger eine der wichtigsten Säulen der Agentur – ist Select Trading momentan für die ersten zwei Stores in München und Berlin, deren Eröffnung für 2014 geplant ist, auf Location-Suche. Gleichzeitig vermittelt sie für die Marke By Malene Birger als Agentur auch mögliche Franchise-Partner. „Wir bieten unseren Marken auch in diesem Themenfeld eine gewisse Expertise und unsere Hilfe an, weil das Nebeneinander von Wholesale und eigenem Retail eine zukunftsorientierte Lösung bietet.“ Im Januar wird Select Trading mit By Malene Birger auf der Premium in Berlin und mit Tiger of Sweden auf der Bread & Butter vertreten sein. Die Marke John Varvatos wird weiterhin über den Showroom in Mailand verkauft. Labels: By Malene Birger, John Varvatos, Preventi, Serafini, Tiger Jeans, Tiger of Sweden Select Trading, München/Deutschland, T 0049.89.125969550, info@select-trading.com, www.select-trading.com

CP Fashion

Neue Denims aus L. A.

Für die Saison Herbst/Winter 2014 hat das Team von CP Fashion die Premiumdenim-Kollektion des italienischen Designers Jimmy Taverniti unter dem Namen D-ID neu ins Portfolio aufgenommen. D-ID steht für Denim Identity und wurde in Los Angeles auf den Markt gebracht und ist in den USA bereits beim „Who is Who“ des amerikanischen Jeanshandels platziert. „D-ID ist inspiriert vom zeitlosen Freiheitsgedanken des amerikanischen Westens und der Poesie kultiger Hollywoodfilme. Wir sind sicher, dass die Kollektion auch hier in Deutschland erfolgreich sein wird“, sagt Agenturchef Reinhard Oberstein. Die kompakte Jeanslinie mit Skinny und Boyfriend-Silhouetten aus italienischen D-ID steht für Luxus in Denim inspiriert vom und japanischen Stoffen wird durch eine Leben in Paris, New York und Los Angeles. Reihe traditioneller Jeans- und BikerJacken sowie Shirts abgerundet. Die VK-Preise der rund 70-teiligen Kollektion liegen zwischen 189 und 249 Euro bei Kalkulationen von 2,8 bis 3,0. Gezeigt wird D-ID erstmals in Berlin auf der Premium. Außerdem freut sich das Team von CP Fashion über das Fünf-Jahr-Jubiläum der Zusammenarbeit mit Silver Jeans Co. Labels: 1921, Des Artistes, D-ID, Jaggy, Joe’s Jeans, Michael Stars, Pajar, Robin’s Jeans, Silver Jeans Co. CP Fashion, Bad Säckingen, Düsseldorf und München/Deutschland, www.cpfashion.de


MABRUN.IT

Pitti Uomo | Florence Premium | Berlin Premium | Munich

07/10 January 2014 14/16 January 2014 15/18 February 2014

F I N E I TA L I A N J A C K E T S S I N C E 1 9 3 6


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Eine andere Liga: Namen aus Mode, Sport und Musik spielen im Team der Hero’s Shirts eine eindrückliche Rolle. Dabei sein ist alles.

agen turen

Stand by Fashion Agency

Die jungen Wilden

Im Mai 2013 haben Celine Klauser und Elvis Giglione ihre Agentur Stand by in München gegründet. Ihr Portfolio wächst, wie es sich für ein anständiges Baby gehört. Und weil viele verschiedene Einflüsse fruchtbar sind, setzen die zwei Münchner auf ein möglichst abwechlsungsreiches Portfolio. Die Neuzugänge, mit denen Stand by auf der Show & Order in Berlin, der Supreme in Düsseldorf und natürlich in ihrem Showroom in München punkten will, sind cool. Allen voran das ausgeflippte T-ShirtLabel Hero’s Heroine. Die Macher stammen aus Beirut und sind eigentlich Künstler und Musiker, die sich einen Namen als „different league“ gemacht haben, also die, die in einer anderen Liga spielen. Ihre T-Shirt-Idee: Berühmte Namen mit Rückennummern versehen, als wären sie ein weltweites Sportteam. Die Shirts kosten 10,50 Euro im EK (3er-Kalkulation). Außerdem freuen sich Celine Klauser und Elvis Giglione über die Neuzugänge Gold Spider, Blusen aus Italien (VK ab 159 Euro) und können es kaum erwarten, die neue, etwas günstigere Linie von Barbed, der Marke mit den charakterstarken Vintage-Parkas endlich zu Gesicht zu bekommen. Labels: Ananda, Annie P., Barbed, Behind the Scene, Gold Spider, Good Works, Hero’s Heroines, Made in Heaven, Miss Goodlife, Mono and Me, My T-Shirt, Officina 36, Orciani, Saint Noir, San Francisco 976, Sartoria Tramarossa, Very Simple Stand by Fashion, München/Deutschland, info@standby-fashion.com, www.standby-fashion.com

Mit The Will Leathergoods präsentiert die Agentur Hoferer einen Taschenspezialisten aus den USA neu im Portfolio.

Agentur Hoferer

Spezialist mit den richtigen Tendenzen Tu Gutes und sprich darüber: agentur. wagner, in der Modeszene als zuverlässiger Partner etabliert, öffnet sich jetzt den modernen Kommunikationsmitteln.

Agentur Wagner

Erdrutsch in die Moderne

Seit über 25 Jahren vertreibt Reinhold Wagner, Agenturchef der nach ihm benannten Agentur Wagner nun schon die Marke Cinque, eine fast beispiellos lange Partnerschaft. Vor zwölf Jahren hat die bodenständige Agentur begonnen, neue Labels wie den Schweizer Hemdenspezialisten Artigiano aufzunehmen. Das Pflegen der guten Kundenbeziehungen und Wachstum hatte all die Jahre Priorität. So weit so gut. Was aber komplett in Vergessenheit geriet: Die Agentur Wagner hatte bisher noch keinen Internetauftritt. „Wir wollen ab sofort mehr kommunizieren“, erklärt die Agentur und verrät, dass seit einigen Wochen mit Kreativen mit voller Kraft am Internetauftritt gearbeitet wird. Man will schließlich den Anschluss an die Moderne nicht verpassen. Labels: Amorph Berlin, Artigiano, Cinque, MMX Germany, Phil Petter, Q1, Toupy Paris Agentur Wagner, Düsseldorf/Deutschland, r.wagner@agenturrw.de

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Für die kommende Saison kündigt Agentur­ inhaberin Marion Hoferer, deren Münchner Agentur auch einen Showroom in Düsseldorf führt, keine großen Expansionspläne an. Klein, aber konzentriert und fein, lautet ihr Motto, denn generell möchte sie ihre Agentur nicht maßgeblich vergrößern. „Ich konzentriere mich auf echte Spezialisten mit genau den richtigen Tendenzen für die nächste Saison. Das ist meine Spezialität und das soll auch so bleiben. Große Komplettkollektionen überlasse ich gerne anderen Agenturen. Da aber jeder Lieferant zum kommenden Winter seine Kollektion auch etwas ausgebaut hat, habe ich mich für einen größeren Showroom entschieden“, sagt Marion Hoferer. Als Neuzugänge freut sich das Team über das brandneue Blusenlabel Candice aus dem Hause Aglini, The Will Leathergoods aus den USA und eine Line Extension um Schals und Tücher innerhalb der Kollektion von B.Belt. Labels: Another Bag, B.Belt, Candice, Marlino, Montgomery, SassiCara, The Will Agentur Hoferer, München/Deutschland, T 0049.89.15985591, info@b-kleidung.com, www.modeist.com


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042 jetzt Farbenfroher Cashmerestrick von Aprés – neu bei Modefraumfischer.

Free Mountain

Eine andere Perspektive

„Ich kann nichts, aber ich weiß, wer es kann!“ Mit diesem im ersten Augenblick ungewöhnlichen Motto starten Andreas Schmied und sein Team in die neue Saison. „Wir wollen sagen: Wir nehmen uns selbst nicht so wichtig. Ja, wir sind Beobachter, Markenfilterer, Trend-Checker. Aber am Ende des Tages zählt das Produkt.“ Auswahlkriterium Nummer eins ist daher eine hohe Abverkaufsquote. „Als Handelsagentur verstehen wir uns als Wissens-Broker in der Fashionwelt.“ Das Talent: Hersteller ausfindig machen, die Brands mit hoher Relevanz kreieren, in deren Designs die beste Wertschöpfung steckt, maßgeschneidert für eine modische Klientel mit Kaufkraft. Den Beweis für die These, dass dieses Talent Erfolg bringt, liefern die Marken der Agentur – ob Deyk, Mason’s, Inverni oder Handstich, die österreichischen Kunden von Free Mountain freuen sich über Topseller, die in der regulären Saison schon meist ausverkauft sind. Neu im Portfolio ist Ilse Jacobsen. Labels: Add, Bloom, Barradago, Deyk, Georg Maier, Gwynedds, Handstich, Icke Berlin, Ilse Jacobsen, Inverni, Ivi Collection, Luisa Brini, Mason’s, Nurage, Sophie Free Mountain, Salzburg/Österreich, office@freemountain.at, www.freemountain.at

Moderaumfischer

Auf die Piste

Andreas Schmied von Free Mountain.

agen turen

Fashion Factory by Mark Grütters/Panorama Europe

Ein Bombenportfolio

Das Düsseldorfer Agenturenkollektiv Fashion Factory by Mark Grütters und Panorama Europe GmbH ist auf der Suche nach neuen Bestsellermarken fündig geworden. Ab sofort ergänzen das französische Trendlabel American College und der schwedische Regenbekleidungsspezialist Grundéns das Portfolio. American College gelang in Kooperation mit Schott NYC der extrem erfolgreiche Relaunch der New Bomber Jackets MA I. Die Kultjacke ist in 18 Farben erhältlich und hat Bombig: Die Bomberjacke MA I ist in kürzester Zeit sich schon in der Herbstsaison 2013 zum Topseller zum Must-Have der jungen entwickelt. In der neuen Saison kommt der Gesamtlook Fashionistas geworden. mit bedruckten Ledersneakern, hochwertigen Sweatern und einigen neuen Jackenstyles dazu. Die schwedische Regenbekleidungsmarke Grundéns wurde 1911 mit Arbeitskleidung für Fischer gegründet und präsentiert 2014 erstmals eine Heritage-Kollektion namens Grundéns Originals im Workwear-Stil. Beide Marken werden vom Agenturkollektiv auf der Premium Tradeshow und der L.O.C.K Area der Bread & Butter in Berlin vorgestellt. Labels: American College, Bailey of Hollywood, Espadrij l’Originale, Grundéns, La Botte Gardiane, Menil, Orcival, Rivieras, Schott NYC Fashion Factory by Mark Grütters, Düsseldorf/Deutschland, contact@ffbymg.com, www.ffbymg.com Panorama Europe GmbH, Düsseldorf/Deutschland, mail@panorama-europe.eu, www.panorama-europe.eu

114 style in progress

Feinstes Cashmere und ein bisschen Retro: Der Strick von Aprés ist Lars Fischers Neuzugang für die Saison Herbst/Winter 2014. Produziert wird die kompakte Kollektion von Philip Bennecke, der auch hinter dem Cashmere-Janker-Erfolg My Herzallerliebst steht. Topkunden wie Frauenschuh oder Reyer hatten die Kollektion bereits zum Winter 2013/14 im Sortiment, jetzt startet der Vertrieb voll durch. „Ich freue mich, die Kollektion für ganz Deutschland zu verantworten“, sagt Lars Fischer. Bei seinen Fixstartern – Fratelli Rossetti, Lucky de Luca und Barb’one – gibt es zur neuen Saison viel kleine Neuigkeiten im Sortiment. So hat Lucky de Luca zum Beispiel neue Damenschnitte im Programm und für beide Geschlechter gibt es fantasievolle Liberty-Prints. Für all seine Marken hält Lars Fischer an der selektiven Vertriebspolitik fest, die den inhabergeführten Händlern Vorrang einräumt. „Wir sind Feinkost – und kein Feinkostsupermarkt“, bringt es Lars Fischer auf den Punkt. Labels: Aprés, Barb’one, Fratelli Rossetti, Lucky de Luca Moderaumfischer, München/Deutschland, lars@moderaumfischer.de, www.moderaumfischer.de



044 jetzt

Agentur Schwarte

Weniger ist manchmal mehr

„Wir konzentrieren uns auf das Wesentliche und möchten mit unseren bestehenden Labels weiterwachsen“, sagt Matthias Schwarte, Inhaber der gleichnamigen Agentur. „Zudem vertreten wir ausschließlich Labels, mit denen wir uns identifizieren können, um auch neue Kollektionen fest am Markt zu etablieren.“ Darunter ist die neue Linie Lodenfrey für Frauen, die in Lizenz der Firma Mabrun herausgegeben wird und die DNA von Lodenfrey zu einer cool-modernen Kollektion aufbereitet, etwa mit Parkas und Biker Jackets aus Loden. Ebenfalls neu ist Daniele Fiesoli, die Schwarte für Süddeutschland im Portfolio hat. Handcraft Knitwear steht im Fokus der Kollektion für Männer und Frauen, die ausschließlich in Italien produziert wird. Dahinter steht die Woolgroup Srl, die in den 1990er-Jahren von Daniele Fiesoli gegründet wurde. Zu den Stammkollektionen der Agentur zählt Parajumpers. „Die Marke bringt viele Innovationen in der Kollektion, so hat Creative Director Massimo Rossetti eine neue Generation an Masterpieces von Parajumpers geschaffen“, so Matthias Schwarte. Zusätzlich wird die Rubrik Strick weiter ausgebaut – und ab dieser Saison werden nur noch zertifizierte Pelze aus Norwegen eingesetzt. Labels: Armani Jeans, Daniele Fiesoli, Felted, Fil Noir, Just Blue, Lodenfrey, Luis Trenker, Parajumpers, Praio, Sundek, Vintage 55 Matthias Schwarte, München/Deutschland, office@agentur-schwarte.de, www.agentur-schwarte.de Daniele Fiesoli setzt auf coolen Strick-Style made in Italy.

agen turen

Die neue Website von Deluxe Distribution bietet viele Hintergrundinfos zu den Marken aus dem Portfolio.

Deluxe Distribution

360-Grad-Service Aco Deutschland

Raum für Neues

„Wir wollen unseren Kunden ein klares Markenportfolio bieten und gleichzeitig Raum für Neuigkeiten lassen“, sagt Michael Schulz von der Düsseldorfer Agentur Aco. Dazu zählen die Womenswear von Ki6 – How are you ebenso wie Ego, die Zweitlinie von Manila Grace mit lässiger Damenmode, die im Heimatmarkt Italien bereits sehr erfolgreich ist. Im Kern konzentriert sich Aco auf Marken, darunter die Erstlinien von Roberto Cavalli, Parosh, Frankie Morello und Iceberg. Neuer Creative Director für die Womenswear von Iceberg ist der Designer Alexis Martial, der bereits Erfahrungen bei Alexander McQueen, Givenchy und Paco Rabanne sammelte, und für Iceberg ab der Frühjahr-/SommerKollektion 2014 verantwortlich ist. Ebenfalls im Programm von Aco ist Contemporay Fashion von Just Cavalli, Versace Collection, Day Birger et Mikkelsen und Pinko sowie Strick von Anne Claire, Pelz von Yves Salomon und Jacken von Geospirit. Labels: Anne Claire, Day Birger et Mikkelsen, Dsquared Underwear, Ego, Frankie Morello, Geospirit, Iceberg, Just Cavalli, Ki6 – How are you, Manila Grace, Moschino Underwear, Parosh Mailand, Pinko, Pirelli P Zero, Roberto Cavalli Mailand, Rossoforte, Versace Collection, Who*s Who, Yves Salomon Aco Deutschland, Düsseldorf/Deutschland, info@acomode.de, www.acomode.de

114 style in progress

Innovativ und feminin: Die Kollektion Ki6 – How are you von der Agentur Aco Deutschland.

Pünktlich zur kommenden Orderrunde hat die Berliner Agentur Deluxe Distribution seinen Service erweitert. Über die neue Website können Kunden alle Neuigkeiten und Presseclippings der Marken aus dem Portfolio mitverfolgen, zudem wurden Retourenmanagement, Customer Service und die Finanzabteilung weiter ausgebaut. Neben der Marketing- und PR-Abteilung im Haus sind auch Lager und Logistik weiter optimiert worden. „Um den Handel ein starker und moderner Partner zu sein, sehen wir uns als vollstufiger Dienstleister – eben eine 360-Grad-Agentur, die das gesamte Country Management für unsere Marken übernimmt“, erklärt Geschäftsführer Ilya Morgan. Neue Marken werden trotz einiger Gespräche, die in Stockholm, Paris und Mailand geführt wurden, zu dieser Saison nicht aufgenommen. „Wir sind offen für hochwertig positionierte Spezialisten aus dem Premiumsegment für den Jacken- und Denimbereich“, sagt Morgan, der sich auf neue Themen aus den genannten Segmenten in der Zukunft freut. Labels: Eucalyptus, Friday on my Mind, Junk de Luxe, Minimum, Minus, Moods of Norway, Schutz, Skunkfunk, United Nude Deluxe Distribution GmbH & Co.KG, Berlin/ Deutschland, info@deluxe-distribution.de, www.deluxe-distribution.de


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mes sen

046 jetzt

GDS

Jubiläum

zur aktuellen Ausgabe

Im Sommer ein Thema für Endverbraucher: Die Bread & Butter will sich den Konsumenten öffnen.

Bread & Butter

Berlin Open

Ab Juli 2014 will sich die Bread & Butter dem Endverbraucher öffnen und die Veranstaltung verlängern: Geplant sind zwei Consumer-Days, die auf einen Pressetag und zwei reguläre Fachbesuchertage, die wie bisher Industrie und Handel vorbehalten sind, folgen. „Die Branche wird stärker mit den Endverbrauchern kommunizieren müssen“, so Karl-Heinz Müller. „Eine Entwicklung, die wir schon lange beobachten. Für die Marken ergibt sich dadurch die Möglichkeit, ihre neuen Produkte direkt dem Kunden zu präsentieren.“ An einen Verkauf der Kollektionen sei nicht gedacht, Events der Marken oder spezielle Aktionen könnten die Consumer-Days begleiten. Bereits seit November hatte die Bread & Butter ihr Kommunikationskonzept um ein eigenständiges Onlinemagazin erweitert, in dem Produktnews und Insiderstorys aus der Branche zu finden sind. Auch ein neuer Ort ist im Visier der Messemacher: Für Herbst 2014 ist eine Bread & Butter in Seoul, Südkorea geplant. Die Bestseller-Gruppe wird im Januar nicht mehr zu den Ausstellern gehören. Im Sommer hatte das dänische Unternehmen noch den kompletten Hangar 1 auf rund 6.000 Quadratmetern belegt. Nun kehrt das Unternehmen in den früheren Veranstaltungsort Treptow Arena Halle zurück. Dadurch ergeben sich auch innerhalb der Hallen Veränderungen: Hangar 1 und 2 (vormals Upper Street) werden nicht belegt, dafür sind viele Street-Aussteller in die Urban Base gezogen. Die Struktur der übrigen Hallen bleibt mit Urban Base, Urban Superior und Urban Fashion erhalten. Neu- bzw. Wiederaussteller zur Messe sind beispielsweise Bench, PME Legend, Molly Bracken oder Puffa. Nicht dabei sind Marken wie G-Star oder Adidas. In der L.O.C.K und im Fire Department stellen wieder authentische Brands ihre Produkte aus. Zu den Neuausstellern gehören hier Blundstone, Closed, Brixtol, Hestra, Museum, Shinola oder Spiewak. Geplant ist auch ein eigener Bereich für japanische Brands. 14. bis 16. Januar 2014, www.breadandbutter.com, www.bbb-mag.com

Zur kommenden GDS im März bleibt vieles im gewohnten Rahmen, bevor ab Juli 2014 die konzeptionellen Änderungen wirksam werden. Im Frühjahr bleibt die GDS in elf Welten gegliedert. Im Rahmenprogramm sind eine Vielzahl von Themen rund um Schuhe und Trends verankert: Seminare von internationalen Gastrednern wie Nicoline van Enter (Designakademie Slem) informieren über die wichtigsten Tendenzen im Footwear-Markt. In Halle 2 gibt es die Modenschauen Upper Style Show und GDS Trend Show zu sehen. Und ein Jubiläum kommt noch zum guten Schluss: Die junge Designerplattform „Design-Attack“ feiert 2014 ihr zehnjähriges Jubiläum. Unter der Regie von Eddi Mackowiak ist in den vergangenen 20 Ausgaben zur Messe ein kreatives Forum für Szenelabels, Nachwuchsdesigner, Mode, Kunst und Musik entstanden. Im März dreht sich alles rund um das Thema Alpen Rockers Stadl – eine Mischung aus kreativem Landidyll und kernigem Rockersound. 12. bis 14. März 2014, www.gds-online.de

Im Frühjahr behält die GDS noch ihr traditionelles Gesicht – ab Juli kommt das neue Konzept zum Tragen.

What about Shoes

Neue Schuhmesse in Berlin

Berlin ist um eine weitere Messe reicher. Allerdings findet die What about Shoes nicht zur Berliner Fashion Week, sondern vom 21. bis 23. Februar 2013 im Postbahnhof am Ostbahnhof statt. „Erstmalig wird mit der What about Shoes eine durchdachte, selektierte und einzigartige Auswahl der interessantesten, wichtigsten und wegweisenden Marken im Schuhbereich vorgestellt. Dabei steht eine konzentrierte und klar strukturierte Präsentation im Vordergrund“, erklären die Veranstalter Ben Hering und Miro Neumann. „Wir wollen damit eine Fachmesse speziell für die Bedürfnisse der Einkäufer des Fashion-Einzelhandels anbieten, die die wichtigsten Strömungen der Branche auf eine Blick erkennen lässt.“ Über 150 Marken und Vertriebsagenturen sollen Interesse bekundet haben, erste Zusagen im November kamen von Marken wie Fred da la Bretonier, Fretons, Shabbis Amsterdam, Rokin, Ludvig Berlin, Shoestar, Greenboots, Nobrand, ShuShu, Floris van Bommel und Fitware. Zeitgleich mit der Fachmesse sollen erstmals die Berlin Shoe Days stattfinden, bei denen Aussteller und Newcomer-Labels bei Workshops, einem Blogger-Treffen und Kunstausstellungen, unter anderem in Kooperation mit dem Virtual shoeMuseum, sowie zahlreichen Events mit dem Endverbraucher miteinander in Kontakt kommen. 21. bis 23. Februar 2014, www.whataboutshoes.de

114 style in progress



048 jetzt

Premium

Match-MakingSystem

Die Premium arbeitet verstärkt an ihrem Service und hat dafür ein Match-Making-System entwickelt, das Einkäufer und Brands gezielt zusammenbringen soll. So werden bei der Registrierung relevante Informationen im System verwertet, um den Einkäufern Brands vorzuschlagen, die zu ihnen passen. Ein neu entwickeltes visuelles Wegeleitsystem und neues Hallendesign dienen der besseren Orientierung, ebenso wie das VIB – Very Important Buyers – Starterpaket für neue Besucher inklusive Premiumtour in Englisch, Deutsch, Japanisch, Russisch und Französisch, die das Messekonzept erklärt und die Premium in einem Rundgang präsentiert. Für die aktuelle Veranstaltung im Januar ist die Dissonance Area für internationale Avantgarde-Kollektionen umgezogen und präsentiert sich ebenso wie das Showroomkonzept Essence of Premium jetzt im Vorderhaus der Premium. Die frei gewordene Fläche in der Halle 7 dient als Forum für neue kuratierte Premiumbrands in punkto Sophisticated Womenswear. Zudem wird die Halle 4 mit Schuhen und Taschen erweitert. 14. bis 16. Januar 2014, www.premiumexhibitions.com

Hochwertig und selektiv: die Show & Order im Kraftwerk Berlin-Mitte.

Show & Order

Verstärkung

Ingo Noack ist der neue Marketing- und Business Development Manager der Berliner Show & Order, mit der das Führungsteam rund um Initiatorin Verena Malta Verstärkung bekommt. Ingo Noack war unter anderem als Produkt-Marketing-Manager in den letzten Jahren auch für die Vermarktung von Künstlern wie zum Beispiel Wir sind Helden, Mando Diao und Robbie Williams tätig. So sollen zur Show & Order auch musikalische Liveperformances und Livepaintings von lokalen wie internationalen Künstlern die Atmosphäre bereichern. „Neue kreative und frische Ideen entwickeln die strategische Ausrichtung der Messe in andere mögliche Richtungen, sie sorgen für noch mehr frischen Wind“, sagt Verena Malta. Auch die konzeptionelle Ausrichtung der Show & Order werde durch einen Flächenausbau erweitert, so Verena Malta. „Besonderes Augenmerk liegt hier auf den Accessoires, die erstmalig in der mittleren Ebene des Kraftwerks positioniert werden.“ 14. bis 16. Januar 2014, www.showandorder.com

Die Premium will ihren Besuchern Orientierung und Service bieten.

mes sen

Panorama

Hotel-Lobby

Marktplatz für Marken: die Panorama Berlin.

114 style in progress

Als „Marktplatz für führende Marken“ möchte sich die Panorama auch zur neuen Saison präsentieren und hat jetzt eine neue Area im Stil einer Fünf-Sterne-Hotel-Lobby kreiert, die auf 3.500 Quadratmetern spezialisierte DOB- und HAKA-Kollektionen sowie Schuhe, Schmuck und Accessoires zeigt. Darüber hinaus schaffen Suiten eine showroomähnliche Arbeitsatmosphäre, während in der Panorama Bar den Ausstellern des Bereichs L’Hotel in Kooperation mit dem Steigenberger Hotel Berlin ein Rundumservice geboten wird. Ebenfalls neu ist The Mall im Stil einer exklusiven Shopping-Mall, mit Fokus auf markeneigenen Retailkonzepten vom Flagship bis zum Shop-in-Shop, für Aussteller wie Marc Cain, Liu Jo, Stefanel, Oui und Laurèl. Die Messe zeigt wie gewohnt in den drei Hallen A, B und C, wobei A für das Universum der jungen urbanen Frau steht, B für Best of Contemporary und C für Casual Creativity. 14. bis 16. Januar 2014, www.panorama-berlin.com


The Denim that

KEEPS YOU WARM Thermolite® is a registered trademark of INVISTA

Wrangler Denim Performance launches true winter jeans for FW14. By weaving denim with Thermolite®, Wrangler has created real jeans and jackets that provide warmth without weight.

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050 jetzt

Munichfashion Company

Neue Dachmarke

Das Kräftemessen der Sportbranche: die ispo in München.

ISPO

Im Zeichen der Gesundheit

Health & Fitness – ein Thema, das in Zeiten von Burn-out und Spielkonsolen eine immer größere Rolle spielt und auch auf der ispo München 2014 im Fokus steht. Zum ersten Mal wird der Bereich Gesundheit in einer eigenen Halle untergebracht und kann so neu strukturiert und klar segmentiert werden. Kraft- und Gerätetraining, Running, Functional Training, Indoor Cycling, Ernährung und Prävention – verschiedenste Disziplinen werden vorgestellt und können an mehreren Action-Points oder in unterschiedlichen Kursen ausprobiert werden. Um nicht nur Aufmerksamkeit, sondern auch Aufklärung zu schaffen, gehören zum ganztägigen Rahmenprogramm außerdem Fachvorträge und Expertengespräche. Die Kernthemen dabei: Sportschuh und Spielkonsole sowie Gesundheit am Arbeitsplatz. Auch bei Meet & Greets mit Athleten oder Branchen-Get-Togethers bietet sich die Gelegenheit, Erfahrungen auszutauschen und neue Kontakte zu knüpfen. Die ispo München 2014: Gesundheit, Sport und Lifestyle unter einem Dach. 26. bis 29. Januar 2014, www.ispo.com

Ende November gab die munichfashion.company GmbH, seit 2007 als Veranstalter für zahlreiche Modemessen wie die munichfashion.WoMeN in München oder die Supreme in Düsseldorf, bekannt, dass sie sich neu aufstellt. Unter der Dachmarke The Supreme Group werden ab sofort die jährlich elf Informations- und Orderplattformen organisiert – davon neun in München im MTC World of Fashion und zwei in Düsseldorf im B1. Zeitgleich wurden auch die Messen umbenannt: in Supreme Women & Men Düsseldorf (vormals Supreme), Supreme Women & Men München (vormals munichfashion. WoMeN), Supreme Kids und Supreme Body & Beach. Hinzu kommen die Veranstaltungen Supreme Kids Celebration und Supreme Tracht & Country. Die Firmierung Munichfashion Company GmbH mit Hauptsitz in München bleibt von der neuen Dachmarke unberührt. „Die Formierung der Messen unter einer Dachmarke ist die logische Konsequenz, um allen erfolgreichen Messen einen gemeinsamen, stimmigen Auftritt zu geben“, so Sales Director Aline Schade, die auch weiterhin alle Messen verantwortet. Unter der bisherigen Internetadresse www.munichfashioncompany.de präsentiert sich die Gruppe bereits jetzt im neuen Erscheinungsbild und macht Stimmung für die beiden Kick-off-Termine, der Supreme Women & Men in Düsseldorf vom 1. bis 4. Februar und in München vom 15. bis 18. Februar 2014. www.munichfashioncompany.de

Die neue Webpräsenz von The Supreme Group zeigt farblich einheitlich markiert die einzelnen Veranstaltungen auf und bietet Orientierung auf einen Blick.

Retail Future Home – eine Kooperation von Modefabriek und Studio by Judith ter Haar.

mes sen

Gallery’s Int. Press and Buyers Preview: ein Fashion-Event in kleinem Rahmen, exklusiv für internationale Presse und Einkäufer.

Modefabriek

Blick in die Zukunft

Gallery’s Int. Press and Buyers Preview

Kick-off zur Copenhagen Fashion Week Zum Start der Copenhagen Fashion Week ist die Gallery’s Int. Press and Buyers Preview am 28. Januar 2014 im Hotel d’Angleterre die perfekte Gelegenheit, ausgewählte Stücke 50 skandinavischer Designer genauer unter die Lupe zu nehmen. Neben etablierten Namen wie Wood Wood, Hope, Carin Wester oder Ann-Sofie Back werden dieses Jahr Our Legacy, Common Affairs und Rasmus Wingaard als Newcomer präsentiert – alles in Verbindung mit überregionalen Designern wie Kitsuné Tee, Max. Tan, Damir Doma Silent oder WLG by Giorgio Brato. Das macht die Gallery’s Preview zur weltweit bedeutendsten Orderplattform für skandinavische Mode und zu einer der gefragtesten Shows neben dem Pitti in Florenz und Magic in Las Vegas, wofür die Besuche namhafter Stores wie Barneys, Luisa Via Roma, Harrods oder Galleries Lafayette sprechen. 28. Januar bis 2. Februar 2014, www.gallery.dk, www.cfw.dk

114 style in progress

Am 26. und 27. Januar 2014 findet die diesjährige Winterausgabe der Modefabriek im Amsterdam RAI statt. Zwei Projekte werden dabei erstmals präsentiert: Retail Future Home und der Food Market. Bei Retail Future Home handelt es sich um eine interaktive Installation, eine experimentelle Umgebung, in der Messebesucher neue Entwicklungen und Visionen in verschiedensten Bereichen des Einzelhandels selbst testen und erleben können. Umgesetzt wird dieses Projekt mit Hilfe von Judith ter Haar und ihrer 2013 gegründeten Agentur Studio by Judith ter Haar. Das zweite Projekt, Food Market, greift einen aktuellen Trend auf: die Leidenschaft und Aufmerksamkeit für Lebensmittel. Innovation, Qualität, Kreativität – alles, was bisher für Fashion und Lifestyle galt, gewinnt im Zusammenhang mit Essen und kulinarischem Genuss zunehmend Bedeutung. Inspiriert von Märkten wie Eataly in Barcelona macht der Food Market die Modefabriek nun auch zu einem kulinarischen Hotspot. 26. bis 27. Januar 2014, www.modefabriek.nl





054

finden wir gut E.vil

E.vil

Persönliche Entfaltung

Vingetorix

Vingetorix

Natürlich geht da nichts durch! Kann man wasserdichte Jacken produzieren, ohne sich total auf Laminate zu verlassen? Eine Challenge, der sich in den 1930er-Jahren Hersteller von Feuerwehrschläuchen und Wasserbehältern annahmen. Das Gewebe wurde im Zweiten Weltkrieg für Overalls britischer Fallschirmpiloten weiterentwickelt, entsprach aber dann nicht mehr den hohen Anforderungen. Das traditionsreiche Zürcher Textilhaus Stotz Textilien beliefert schon seit den 1960er-Jahren weltweit Armeen mit ähnlichem Gewebe und entwickelte 1990 mit EtaProof® ein funktionelles und das weltweit dichteste Gewebe aus biologischer Baumwolle auf Anfrage für das Vereinigte Königreich. Stotz ist heute der einzige Hersteller dieses natürlichen Gewebes, Produktionsort ist Zürich. 2011 lancierte man die erste eigene Kollektion mit dem erstaunlich weichen Stoff unter dem Namen Vingetorix: Jacken für Damen und Herren, die auf Anhieb Preise für Produktdesign einheimsten. Es gibt eine Basic Collection, die

114 style in progress

E.vil als Tochterlabel von Queen of e.vil will mehr als nur eine Marke sein, es versteht sich als revolutionäre Fashion-Bewegung. Denn die Shirts und Oversize-Pullover der New Yorker Designerin Aimee Zarabi wollen das Besondere schaffen: verschiedenste Persönlichkeiten zum Ausdruck bringen und sie zu kommunizieren. Ob klassisch oder rockig, farbenfroh oder dramatisch, humorvoll oder intelligent – E.vil brüstet sich mit seinem eigenen und unverwechselbaren Look, dem auch Stars wie Madonna oder Giselle Bündchen nicht widerstehen können und der sich in den USA bereits größter Beliebtheit erfreut. Auffällige Totenkopf-Prints, ausgefallene Schriftzüge oder aufwändige Strass-Applikationen schaffen Kaufanreize. Die EK-Preise liegen je nach Modell bei durchschnittlich 71 Euro mit einer Kalkulation von 2,6. Jährlich entstehen vier Kollektionen, die auf der Premium in Berlin präsentiert werden, um künftig auch die Absatzmärkte Deutschland, Österreich und Schweiz zu erobern. Meta Pesch, Salzburg/Österreich, T 0043.664.4360828, meta@metapesch.com, www.metapesch.com Omnitrade Fashion, Vich/Schweiz, T 0041.22.3000094, sales@omnitrade-fashion.com, www.omnitrade-fashion.com

En Soie

Und der Hase läuft Das niedliche Logo mit den tanzenden Hasen bekam das Label En Soie tatsächlich erst, als Monique Meier, die bis dahin zehn Jahre die Geschäftsführung inne hatte, mit ihrem Mann Dieter Meier die Firma übernahm und begann, Foulards, Mode und Accessoires zu kreieren. Bis dahin war die

1894 geründete Firma vornehmlich im Seidenhandel tätig. Hasen sind für die ehemalige Werkstudentin Monique Meier das Sinnbild von Erneuerung und darum prächtigst geeignet, das kreative Herz der Marke, wo alles per Hand hergestellt wird, zu repräsentieren. Sukzessive übernehmen jetzt die drei Töchter: Die Älteste, Eleonore lebt in Los Angeles und zeichnet für die neue Sparte Film verantwortlich. Sophie hat in Los Angeles den bis jetzt einzigen Laden außerhalb Zürichs eröffnet und kümmert sich auch um die fotografische Umsetzung der Marke. Die Jüngste, Anna ist Creative Director, entwirft den neuen Look und wird den einzigen weiteren Laden im Ausland in Kalkutta, Indien aufbauen. VK-Preise: Von ca. 41 Euro für eine Totebag bis ca. 1.041 Euro für einen Mantel. En Soie, Zürich/Schweiz, T 0041.44.212 4740, info@ensoie.ch, www.ensoie.chl ©Linda Suter, Palacio Illingworth

immer produziert wird, und ein paar neue Stile pro Saison. Preise: von 478 Euro für die Basic Collection bis 718 Euro für einen wattierten Style. Vingetorix, Zürich/Schweiz, T 0041.44.3665124, info@vingetorix.ch, www.vingetorix.ch

En Soie


W W W. D U A L I S M . D E S C E N T E . C O M

FA L L W I N T E R 2 0 14 PREMIUM BERLIN / HALL 3


056 finden wir gut

Erfolg

Bobi Black

Nach drei Jahren Modefachklasse in Bern hatten Sandrine Voegelin und ihre damalige Gründungspartnerin „genug vom flimmrigen Modegehabe. Auch noch irgendwas zu entwerfen, das keiner brauchte“ machte in den Augen der Jungdesignerinnen null Sinn. Also begannen sie, die Werte des Vorhandenen neu zu definieren und fertige Textilien neu zu dekorieren. Ihre Ideen fanden Anklang, sie mussten nachproduzieren und dann eben doch neue Ware herstellen. Die ersten Teile waren Unterwäsche für Männer und Frauen, womit die beiden sofort Erfolg hatten. Heute ist die Kollektion rund. Zu Sandrine Voegelin stieß Walter Reinhard als Marketingexperte. Es gibt Oberteile, Hosen und Röcke für Damen und Herren, alles in der Schweiz hergestellt und so gefertigt, dass es – wenn es nach den erfolgreichen Machern geht – auch noch Generationen überdauert. 20 Jahre existiert das Label jetzt, sie sind an fünf eigenen Standorten in Zürich (2), Bern, Luzern und Basel und ein Ende der – nur noch einmal, sorry – Erfolgs-Story ist noch nicht abzusehen. VK-Preise: von 54 Euro für ein Shirt bis 332 Euro für einen Pulli. Erfolg, Basel/Schweiz, T 0041.61.2622400, mail@erfolg-label.ch, www.erfolg-label.ch

Bobi Los Angeles hat sich seit der Gründung im Jahr 2006 zu einer erfolgreichen Marke entwickelt. Deshalb fasste die Muttergesellschaft Genexus International den Entschluss, mit einem Premiumlabel zu expandieren. Bobi Black steht für hohe Qualität zu angemessenen Preisen. Neue Produktionsarten und aufwändige Details im Design zeichnen das Label aus. Darüber hinaus überzeugen die Kleider der Designerin Kate Stanley mit einem cleanen und eleganten Look, der trotzdem sexy ist und Spaß macht, und somit die Marke Bobi Los Angeles perfekt ergänzt. Im EK rangieren die Preise der Kleider zwischen 50 und 100 Euro, wobei mit 2,7 kalkuliert wird. Resort/Spring 2014 wurde als erste von vier jährlichen Kollektionen auf der Premium Berlin, der Modefabriek Amsterdam und der Pure London präsentiert. Verschiedene Stores in Deutschland und Italien haben Bobi Black bereits im Sortiment. Gute Aussichten also, dass die junge Premiummarke an den Erfolg von Bobi Los Angeles anknüpfen wird. Bobi Europe c/o EFSN Ltd., Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.5445145, mail@bobieurope.com, www.bobieurope.com

Die richtige Masche

Premiere

Tersoni

Sartorial aufgewertet Wenn Götz Saeuberlich über seine Idee vom Shirtpolo spricht, ist die Begeisterung ansteckend. Nach seinem Wirtschaftsstudium absolvierte er ein Traineeprogramm bei Peek & Cloppenburg, wechselte daraufhin in eine Unternehmensberatung und machte sich schließlich 2014 mit der Präsentation

Erfolg

Tersoni

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Bobi Black

der ersten Frühjahr-/Sommer-Kollektion Tersoni auf der Premium in Berlin selbstständig. „Tersoni ist sozusagen angetreten, um das Themenfeld Polohemd sartorial aufzuwerten, indem wir das Gute vom Polo mit dem Besseren des Shirts zu einem einzigartigen Produkt verbinden“, beschreibt es Saeuberlich. Alle Modelle haben einen Hemdkragen, ein Oberteil aus Piqué-Stoff und aufknöpfbare Ärmel. Einige Modelle haben auch ein Einstecktuch im gleichen Look wie der Kragen. Seine Marke richtet sich mit einem sehr selektiven Vertrieb an hochwertige Herrenausstatter und Boutiquen, wie beispielsweise Michael Jandral und Schlösser in Hannover, Diehl & Diehl in Frankfurt oder Franz Sauer in Köln. Nach der ersten Vertriebstour, die Götz Saeuberlich selbst vornahm, ist die Marke jetzt auf der Suche nach Partnern, auch auf internationaler Ebene. In der ersten Kollektion präsentiert Tersoni 40 verschiedene Shirtpolos mit Verkaufspreisen zwischen 149 und 219 Euro und einer Kalkulation von 2,8 bis 3,0. Produziert wird übrigens ausschließlich in Italien bei alteingesessenen Handwerksunternehmen, was sich an der handschriftlichen Widmung der jeweiligen Schneiderin auf dem Hangtag jedes einzelnen Shirtpolos ablesen lässt. Tersoni, Berlin/Deutschland, T 0049.30.43727556, info@tersoni.com, www.tersoni.coml


STEAL MORE MOMENTS. ©2014 New Balance Athletic Shoe, Inc.


058 finden wir gut

La Contri

La Contri

Paris in einer Tasche

Münchner Manufaktur

Münchner Manufaktur

Sehr exklusiv

Authentisch, wertebewusst und innovativ – die Münchner Manufaktur steht für exklusive Mode, die alpenländische Tradition und Moderne vereint. Das 2013 von Birgit Oberbigler gegründete Label präsentiert im Frühjahr/ Sommer 2014 bereits die zweite Kollektion. Was zeichnet die Blazer, Jacken und Gehröcke der jungen Marke aus? Außergewöhnliche Materialien, individuelle Details und handwerklich perfekte Verarbeitung. Daneben überzeugen die Modelle durch ausdrucksstarke Farben und komplementäre Futterstoffe. Von der Gestaltung durch erfahrene Designer bis hin zur kompromisslosen Qualitätskontrolle, jede Produktion erfüllt den hohen Manufakturanspruch. Zwei Kollektionen pro Jahr werden auf der Tracht & Country in Salzburg präsentiert, wobei die VK-Preise zwischen 299 und 429 Euro rangieren. Die Produktionszahl wird dabei bewusst gering gehalten, um die Exklusivität des Labels zu wahren. Münchner Manufaktur ist unter anderem bei Exclusive Tracht in München und Trachten Wenger in Salzburg vertreten. Trachtenagentur Oberbigler & Scholz GbR, Prutting/Deutschland, T 0049.89.416148562, birgit.oberbigler@trachtenagentur.de, www.muenchner-manufaktur.de

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Der stimmungsvolle Kurzfilm auf der Website der Pariser Lederaccessoire-Manufaktur La Contrie reißt mit. Er stellt die sympathische Designerin und Gründerin der Marke, Edwina de Charette vor, ihre Leidenschaft für schöne Handtaschen und ihren eleganten Laden, der nur einen Steinwurf von Colette entfernt im ersten Arrondissement liegt. In traditioneller Handarbeit entstehen hier Taschen- und Accessoirekollektionen, die klassische Formen des charismatischen Pariser Luxus-Chics in neuen Farbkombinationen modern interpretieren. Die Einkaufspreise liegen entsprechend der verwendeten Leder zwischen 690 und 3.250 Euro, Accessoires wie Armbänder, Gürtel und Etuis zwischen 43 und 970 Euro. Maßanfertigung nach Kundenwunsch steht für Edwina de Charette im Vordergrund, daher spielte die Expansion der Marke bisher keine große Rolle und beschränkte sich auf die Zusammenarbeit mit einem Store in Seoul und Osaka – sie soll zukünftig europaweit ausgebaut werden. La Contrie, Paris/Frankreich, T 0033.1.49270644, edwina@lacontrie.com, www.lacontrie.com

Vain

in Handarbeit gefertigt werden. Jährlich entstehen so drei Kollektionen, die von ethno-inspirierten Armreifen bis hin zu massiven Panzerarmbändern alles enthalten und auf der Premium in Berlin und München präsentiert werden. Die VK-Preise liegen je nach Modell zwischen 30 und 300 Euro, wobei mit einem Faktor von 2,6 kalkuliert wird. Nachbestellungen haben in der Regel eine Lieferzeit von zwei bis vier Wochen. Auf Anfrage sind auch kurzfristige Anfertigungen möglich. Seit Sommer 2013 ist Vain Luxuries im eigenen Store House of Capulet am Münchner Gärtnerplatz erhältlich. Darüber hinaus ist das Label bei Jelmoli in Zürich, Lodenfrey in München und vielen weiteren namhaften Läden in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreten. House of Capulet, München/Deutschland, contact@vain-luxuries.com, www.vain-luxuries.coml

Unverwechselbarer Charakter Vain Luxuries wurde 2011 als Tochter des High-End-Schmucklabels Capulet von Designerin Nina Heyd ins Leben gerufen. Auffällig, unkonventionell und glamourös – so lassen sich die extravaganten Schmuckstücke beschreiben, welche mit viel Liebe zum Detail und von der Gründerin selbst

Vain


www.marlino. de Tim is wearing parka rEX


060 finden wir gut

Loup Noir

Von Wölfen und Seide Im Dezember 2010 tauchte Loup Noir, die Marke der beiden Stuttgarter Jens Heimerdinger und Sascha Freyberg, erstmals im Handel auf – von Anfang an begleitet von Referenz-Stores wie Le Bon Marché in Paris. Die erste Kollektion für Frühjahr/ Sommer 2011 bestand noch überwiegend aus Seidenschals und wurde inzwischen um weitere Produktgruppen wie hochwertige Taschenmodelle, Lederaccessoires und Armreifen erweitert. Essenz aller Produkte sind die selbst gestalteten, detailreichen Druckmotive, die von historischen Kupferstichen inspiriert sind und in brillanten Farbkombinationen modern interpretiert werden. Produziert werden die beidseitig bedruckten Schals aus Saglia-Seide, Seiden-Wolle-Jacquards mit gechintzten Finishes, Mikromodal-Cashmere-Mischungen, handrolliertem Chiffon oder crepiger Seiden-Gaze ausschließlich in Italien. Die Taschen bestehen entweder aus beschichtetem Canvas oder toskanischem Rindsleder und können vom Kunden nach Wunsch gestaltet werden. Die Einkaufspreise liegen zwischen 66 und 92 Euro bei einer empfohlenen Kalkulation von 2,7. Loup Noir ist bereits in über 20 Ländern vertreten. Bis auf eine Agentur in den Niederlanden läuft der Vertrieb noch über die Firmengründer selbst. Ab der Frühjahr-/Sommer-Saison 2014 zählt in Deutschland auch Apropos zu den Kunden. Loup Noir, Stuttgart/Deutschland, T 0049.711.9455465, welcome@loup-noir.com, www.loup-noir.com

Wewood

Wewood

Uhren aus edlen Holzresten Wer braucht in Handyzeiten noch eine Uhr, um die Zeit abzulesen? Mit einer Uhr setzt man stattdessen ein modisches Zeichen – oder ein Zeichen für die Harmonie von Stil und Nachhaltigkeit. Der italienische Designer Allessandro Rossano unterstrich mit seiner Schuhlinie Dude schon einmal, dass er versteht, wie die Modewelt tickt. Ebenso unkonventionelle Attraktivität gibt er mit den Holzuhren von Wewood der größten Aufgabe des jungen Jahrhunderts: der Ressourcenschonung. Wewood-Uhren werden aus den Resten industrieller Holzproduktion hergestellt – aber nur den edelsten Resten. Mahagoni, Ebenholz oder Guajak sorgen für die Farbpalette von elegantem Braun bis zu Army-Grün. 2010 begann Rossano, mit den Holzgehäusen zu experimentieren, zwei US-amerikanische Investoren sorgen für das finanzielle Fundament. Die Markteinführung in Deutschland übernimmt die Vertriebsgesellschaft Avatar Merchandising. Für jede verkaufte Uhr wird vom Kooperationspartner American Forests ein Baum gepflanzt. So verhindert man mit einer Wewood-Uhr nicht nur das Abholzen, sondern unterstützt sogar das Aufforsten. Natürlich kann man dank der renommierten Laufwerke von Miyota auf den Wewood-Uhren auch die Zeit ablesen. Avatar Merchandising GmbH, Hamburg/ Deutschland, T 0049.40.853790-0, wewood@avatar-merchandising.com, www.wewood.de

Kinder & Tank Loup Noir

114 style in progress

Tankilewitsch – deren jüdische Großeltern in den frühen 1920er-Jahren in der Textilindustrie tätig waren und ihren Enkeln eine Affinität für Stoffe vererbt hatten – ihre erste Kollektion mit T-Shirts, Hemden, Tanktops, Sweatshirts und Boxershorts vor, in der jedes Design auf 100 Stück limitiert war. Anstatt Baumwolle verwendeten sie dafür Biomodal aus Österreich, das durch ein spezielles Herstellungsverfahren federweich veredelt werden kann und dank dem symbiotischen „Edelweißverfahren“ der Firma Lenzing CO2-neutral produziert wird. Der hohe Tragekomfort des Stoffs steht bei Kinder & Tank im Vordergrund, keine lauten Designs. Damit konnte die Marke in der ersten Saison bereits angesagte Streetwear-Stores wie Superconscious und The Shit Shop in Berlin oder Pigeonhole in Perth/ Australien gewinnen. Für die zweite Kollektion kam nun australische Baumwolle hinzu, um auch die Formbeständigkeit der Teile zu erhöhen. Im Verkauf liegen die Preise zwischen 13 und 37 Euro, die Kalkulation zwischen 2,5 und 2,6. Kinderman und Tankilewitsch GbR, Berlin/ Deutschland, T 0049.176.23897107, boris@kinderandtank.com, www.kinderandtank.coml

Weil Modal weicher ist Die Berliner Newcomer-Brand Kinder & Tank hat drei gute Argumente: eine neue Stoffidee als Alternative zur Baumwolle, ein gemeinsames kulturelles Erbe und einen ziemlich coolen Namen. Im September 2013 stellten die beiden Berliner Ezra Kindermann und Boris

Kinder & Tank


Floris van Bommel 9th generation shoemaker since 1734

• 60 SAISONABHÄNGIGE MODELLE AUF VORRAT (SO LANG DER VORRAT REICHT) • KOSTENLOSER VERSAND AB ZWEI PAAREN • 30 STANDARD MODELLE AUF VORRAT (DURCHGEHEND) • LIEFERUNG INNERHALB VON ZWEI TAGEN Berlin: Bread & Butter, What about shoes, Düsseldorf: GDS, Hamburg: Hamburger Orderpremiere (SOC) , Hannover: Shoes and More, Mainhausen: ANWR First, ANWR Fashion Day’s, München: Essenz - Contact: Sales Support (deutschsprachig), T. +31 13 51 36 930, E. vertrieb@florisvanbommel.de


062 finden wir gut

Gabs

Mono & Me aufgetreten. Deutschland bleibt allerdings mit nur drei Stores Entwicklungsland. Zum Jahresende 2013 erweitert Brindfors ihre Palette um Espadrillos und eine T-Shirt-Linie. Die T-Shirt-Aktion „I am mono“ richtet sich mit ihrer „Non Size“-Politik gegen Schlankheitswahn und Magersucht. Die Espadrillos greifen die unbekümmert fröhliche Ästhetik des Schmuckes mit den kontrastierenden Memento-Mori-Motiven auf. Der VK der Wildleder-Espadrillos liegt bei 90 Euro, der für den Schmuck zwischen 8 und 70 Euro. Mono & Me, Barcelona/Spanien, T 0034.699.445234, info@monoandme.com, www.monoandme.com

Ajoofa

Gabs

Die Tasche muss leben! Ein durch die Castingshow Germany’s Next Topmodel legendär gewordener Satz, der auf die Modelle von Gabs tatsächlich zutrifft. Sie sind wahre Raum- und Formwunder. Mit Hilfe von Druckknöpfen lassen sie sich nach Belieben verändern. Transformation findet schon im Namen statt, denn aus dem Wort Bags wurde einfach Gabs. Daneben gibt es eine Linie mit klassischen Shopper-Modellen, die in ihrer Form zwar unveränderlich sind, sich aber oft im Design verändern lassen. Insgesamt gibt es Gabs in über 3.000 verschiedenen Farbkombinationen und Prints. Produziert werden sie ausschließlich in Italien aus italienischem Leder, einige Shopper auch aus PVC. Hinter der Marke steht Franco Gabbrielli, der die Marke 2000 in Florenz gründete. Als Sohn von Vittorio Gabbrielli, Gründer der Luxusmarke Beghè, wurde ihm das Knowhow der Lederverarbeitung sozusagen in die Wiege gelegt. 2005 fusionierte er mit den italienischen Traditionsmanufakturen Campomaggi und Caterina Lucchi zur Gruppo Emergenti Italiani. Seit 2008 ist Gabs im deutschen Markt in Stores

wie Corvus Wohnitäten in Regensburg, Horstmann und Sander in Hannover und Karstadt vertreten und seit 2009 auch in Ländern wie Russland, China, Südafrika und Kanada. Die Einkaufspreise der Taschen liegen zwischen 70 und 80 Euro bei einer Kalkulation von 2,6. Fashion Account, München/Deutschland, T 0049.89.35099994, andreas.bazata@fashion-account.com, www.gabs.it

Mono & Me

Von Hals bis FuSS Protestantische Klarheit trifft auf katholische Verspieltheit. Die schwedische Designerin Camilla Brindfors gründete ihr Schmucklabel Mono & Me 2010 in Barcelona. Mono & Me setzt offensiv auf die Leichtigkeit der Modeschmuckästhetik. Ketten und Armbänder aus bunten Baumwollfäden werden durch Anhänger mit religiösen Motiven wie Kreuzen, Totenköpfen oder mit romantischen Motiven wie Sternen und Herzen aus Silber, Gold und dem Mineral Howlith ergänzt. Mit der Schmucklinie ist Camilla Brindfors mittlerweile weltweit aufgestellt, zum Beispiel bei Bloomingdale’s in New York und Colette in Paris. Kanye West und Shakira sind mit Schmuck von

T-Shirts vom Affen designt Der Orang-Utan Barito ist der erste „T-Shirt Künstler“ beim Label Ajoofa und lebt im Krefelder Zoo. Seine gemalten Bilder, die im Rahmen von Tierbeschäftigungsmaßnahmen entstehen, dienen als Grundlage für die Gestaltung der T-Shirt-Prints. Zur Auswahl stehen acht Motive in bis zu drei Farben für Erwachsene (VK 39,95 Euro) und Kinder (VK 24,95 Euro). Bei der Produktion der GOTS-zertifizierten Textilien legen die Ajoofa-Gründer Yvonne Kaltenecker und Marcus Handvest Wert auf ethische und ökologische Faktoren. Dazu gehört die Auswahl biozertifizierter Baumwolle, gerechte Löhne für Produzenten und Biobaumwollbauern und menschenwürdige Arbeitsbedingungen. Das Label unterstützt mit fünf Prozent des Umsatzes Hilfsprojekte aus dem Tier-, Natur- und Artenschutz und gibt zwei Prozent seiner Nettoerlöse der auf diesen Designs basierenden Produkte an den Zoo, der das Tier beherbergt, welches das Motiv gemalt hat, um weiterhin eine finanzielle Grundlage für die Tierbeschäftigung zu geben. Ajoofa GmbH, Ulm/Deutschland, T 0049.731.14397440, hallo@ajoofa.com, www.ajoofa.coml

Mono & Me

Ajoofa

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www.iqplusberlin.com


064 finden wir gut

ByDanie

Der Sprössling eines It-Girls Ihre Kollektion sieht aus wie die kunstvolle Requisite einer New Yorker Starstylistin. Die Holländerin Danie Bles ist Hollands It-Girl Nummer eins und eine der bekanntesten Celebrity-Stylistinnen. In ihrer ersten Kollektion für Herbst/Winter 2013 hat sie nicht nur Must Haves aus den weltweiten Modemetropolen vereint, sondern eine Kollektion mit jeder Menge Spaßfaktor geschaffen. Roter Faden ist ihr grundlegendes Know-how, wie man einen Look kreiert und

aussagekräftige Teile kombiniert. Wer ByDanie kauft, bekommt Service, denn zu jedem Kollektionsteil findet man auf auf der Website Stylingtipps. Mit zwei Kollektionen zu je zwei Auslieferterminen und zwei Flashprogrammen mit je einem Ausliefertermin im Jahr sorgt die Designerin für frischen Wind in den Regalen – unter anderem in Läden wie Oscar und Paul oder Mohrmann Basics in München, Raak in Amsterdam oder ByMarie in Paris und St. Tropez. Nach dem Launch der Kollektion in Deutschland mit der Frühjahr-/Sommer-Kollektion 2014 steht nun die Expansion in England auf dem Plan. Mit VK-Preislagen zwischen 49 und 549 Euro und einer Kalkulation von 2,7 hat ByDanie bereits 75 Premiumboutiquen überwiegend in den Niederlanden und Belgien für sich gewonnen. Und die quirlige Holländerin fängt gerade erst an ... Adventure GmbH, München/Deutschland, T 0049.89.99816232, info@adventure-gmbh.de, www.bydanie.com

Wood’d

Schönes schöner machen Ein mutiges Unterfangen: Die italienischen Brüder Andrea und Stefano Aschieri nehmen eine Stilikone und verschönern sie. Mit Wood’d bieten sie seit 2012 Accessoires aus Holz und Leder für iPad und iPhone an. Von der Handyschale über das Klappetui bis zur Hifi-Station schaffen sie eine neue Rahmenästhetik für die Apple-Produkte, die die Eleganz des originalen Designs noch überhöht. Wood’d setzt die Naturmaterialien nicht ein, um die Technik durch Rustikalität zu kontern. Die geometrischen Muster des Holzdesigns orientieren sich viel mehr an der mondänen Sachlichkeit der Arts-and-Crafts-Bewegung. Die klaren Formen werden per Laser ins Holz geschnitten. Jedes Stück wird danach

ByDanie

Wood’d

114 style in progress

Maison Mollerus

per Hand poliert, um eine individuelle Belebung der Oberfläche zu erreichen. Neben den AppleAccessoires erweitern die Brüder ihr Angebot um Handy-Ständer, Stift-Boxen, Zeitschriftenablagen bis hin zu einer Schirmmütze aus Holz und Tweed (in Zusammenarbeit mit dem Atelier Carlotta Sadino). Der VK für eine einfache iPhone-Holzschale liegt bei 25 Euro, der für eine Hifi-Station inklusive Boxen bei 120 Euro. Wood’d, Arconate/Italien, T 0039.0331.461902, andrea@woodd.it, www.woodd.it

Maison Mollerus

Von Hand zu Hand Wenn die Tochter ohne den Vater... Ganz so weit ist es bei Maison Mollerus nicht. Noch ist der Firmengründer des Taschenlabels mit dem signifikanten Phönix im Logo, Ernst Mollerus, regelmässig im Office und schaut „dem Töchterchen“, wie er sie nennt, über die ziemlich hochgewachsenen Schultern. Immerhin hat es Mirijam Mollerus aber geschafft, ihren Vater dazu zu überreden, aus dem – sagen wir – eher zweckmässigen Zürcher TMC (Textil und Mode Center), wo die Firma seit ihrer Gründung im Jahre 1984 einen Showroom unterhielt, auszuziehen. Eine schicke Location in Erlenbach an Zürichs Goldküste entsprach eher den Vorstellungen der 40-jährigen Juniorchefin vom Ambiente einer eleganten und aufgeschlossenen Marke. Hier gibt es jetzt auf 100 Quadratmetern den ersten Flagship-Store plus Lager und Büroräume. Die Kundinnen sind entzückt, das hell eingerichtete und großzügige Maison Mollerus ist zum neuen Hotspot am See avanciert, für Händler und Endkunden gleichermaßen. VK-Preise: Accessoires wie Kreditkartenetui ab 69 Euro, Taschen ab 99 Euro, Koffer ab 399 Euro. Maison Mollerus, Erlenbach/Schweiz, T 0041.44.8292867, info@mollerus.com, www.mollerus.coml


www.bluefireco.com


066 finden wir gut

enunternehmen in zweiter Generation führt, verschiedene Naturfasern, die in einem speziellen Tauchverfahren für vier Stunden bei 95 Grad gefärbt werden. Good News Agency, München/ Deutschland, T 0049.89.3517546, info@good-news-agency.de, www.european-culture.it

Fritzi aus Preußen

Lederfrei

European Culture

Witziger Name, cooles Produkt. Mit ihrem 2008 gegründeten Label hat sich Franziska Adler vegan gefertigten Taschen und Accessoires verschrieben, für die sie im Oktober 2012 von der Tierschutzorganisation PETA Deutschland e.V. mit dem Vegan Fashion Award ausgezeichnet wurde. Modisch gesehen hat Fritzi aus Preußen urbanes und zeitloses Design zu bieten, mit lässig-eleganten Shoppern, Handbags und Portemonnaies aus Polyurethan in Lederoptik. Das gefällt bislang 650 Kunden in Deutschland und weiteren 150, die sich auf die Märkte Österreich, Schweiz, die Benelux-Länder, Norwegen, Dänemark, Frankreich, Italien und Spanien verteilen. Jährlich entstehen im Designatelier in Berlin-Mitte fünf Kollektionen sowie ein bis zwei Sonderserien mit bis zu 13 Taschen, die im VK zwischen 14,80 und 29,60 Euro bei einer Kalkulation von 2,7 liegen. Die Schuhe, die das Angebot seit der Kollektion für Frühjahr/Sommer 2014 vervollständigen, kosten zwischen 11,95 und 21,95 Euro VK bei einer Kalkulation von 2,5. Der Labelname ist zum einen der Spitzname der jungen Designerin, aber auch eine Hommage an den Alten Fritz von Preußen. Fritzi GmbH, Hannover/Deutschland, T 0049.511.56957501, office@fritziauspreussen.de, www.fritziauspreussen.de

European Culture

Il by Saori Komatsu

Hinter der progressiven, modisch-jungen Männer- und Frauenkollektion von European Culture stehen alte Bekannte mit viel Know-how. Die Eigenmarke des italienischen Stoffproduzenten DFP International ist seit knapp 15 Jahren im internationalen Markt in über 20 Ländern vertreten, seit rund zehn Jahren auch in Deutschland unter anderem in Stores wie Daniels in Köln, Comme & Siggel in Berlin oder Lunatic in Düsseldorf. Die Teile der Kollektion zeichnen sich durch ihr spezielles Herstellungsverfahren aus. Mit zwei Hauptkollektionen im Jahr und einem umfangreichen NOS-Programm bietet DFP seinen Kunden hohe Flexibilität, denn produziert wird ausschließlich in Italien. Die EK-Preise rangieren zwischen 21 und 120 Euro bei einer Kalkulation von ca. 2,8. Für den charakteristischen Look der Linie – neben Fashionproof und Ecu e Avantgardenim die dritte Eigenmarke von DFP International – verwendet Kreativdirektor David Peppicelli, der das Famili-

Die japanische Strickmarke Il by Saori Komatsu verwendet eine Technologie namens Wholegarment, um hochwertige, nahtlose Kleidungsstücke herzustellen. Dabei wird das gesamte Teil mit nur einem Faden dreidimensional gestrickt, die übliche weitere Konstruktion entfällt. Erlesene Mode entsteht dabei auch deshalb, weil sich Il by Saori Komatsu einer Mischung aus hochwertigen Naturfasern wie Seiden, Leinen und Baumwolle verschrieben hat, die den Strickteilen eine weiche, zarte Textur und ein schmales Volumen verleiht. So bietet die Kollektion einen nonchalanten Look mit Teilen, die sich am Körper sehr leicht und sanft anfühlen. Il by Saori Komatsu ist online im Elle Shop und bei Zozotown erhältlich, zudem in einigen internationalen Multibrand-Stores wie etwa 4 Jahreszeiten in Wien, AB33 in Paris, Legacy in New York und Satine Boutique in Los Angeles. Die Verkaufspreise reichen von 150 bis 450 Euro.

Direkt aus dem Topf

114 style in progress

Fritzi aus Preußen

Stricken in 3D Il by Saori Komatsu

Il by Saori Komatsu, Mailand/Italien, T 0039.02.36564045, info@jksmilano.com, www.iliannloeb.coml


Foto: Irene Schaur


068 finden wir gut

Exportmärkte sind Skandinavien, Frankreich, UK und Deutschland. Für die kommende Saison erweitert BLK DNM das Farbspektrum mit neuen Farben, Materialien und Drucken. MAB Modeagentur Benabou, Regis Benabou, Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.43714949 regisbenabou@mab-fashion.com, www.mab-fashion.com

B.Belt

B.Belt

Eins mit Stern Die deutsche Gürtelkollektion von B.Belt hat sozusagen Familienzuwachs bekommen, denn ab der Saison Frühjahr/Sommer 2014 präsentiert die Marke, die ausschließlich in Deutschland produziert, neben Gürteln und Taschen auch eine Tuch- und Schalkollektion. Das gemeinsame Erkennungsmerkmal aller Schals, die in Italien gefertigt werden, sind die auffälligen Prints, die sich alle an das Design der Gürtel anlehnen. Als besonderes Highlight kommen bei jedem Schal Sterne oder Nieten zum Einsatz, die neben den filigranen Mustern für aufregende Effekte sorgen. Dafür sind zwei Kollektionen mit EK-Preisen von 60 bis 90 Euro bei einer Kalkulation von 2,7 und ein kleines NOS-Programm mit ein paar ausgesuchten Prints geplant. Marion Hoferer, die B.Belt vertritt, richtet sich mit dieser Erweiterung in erster Linie an den Modefachhandel im mittleren Preissegment und an High-Fashion-Stores. Agentur Hoferer, München/Deutschland, T 0049.89.15985591, info@b-kleidung.com, www.bbelt.de

BLK DNM

In eigener Sache 1990 bis 1996 arbeitete Johan Lindeberg mit Renzo Rosso für Diesel, später war er Creative Director für die Marke J.Lindeberg und 2007 für William Rast, der Modelinie von Justin Timberlake. Die 2011 gegründete Linie BLK DNM, als Kürzel für Black Denim, ist wieder eine Kollektion in ganz eigener Sache, cool und leicht rockig, mit dem Spirit New Yorks. „Ich wollte etwas ganz Persönliches kreieren“, so Johan Lindeberg, „eine Brand mit Tiefgang, mit einer Kultur und Ästhetik, die von meinem Leben inspiriert ist.“ Die Kollektion für Männer und Frauen hat die drei Schwerpunkte Jeans, Lederjacken und Tailoring. Lederjacken etwa liegen zwischen 600 bis 800 Euro VK, bei einer Kalkulation von 2,8. Es gibt je einen Store in New York und in Stockholm sowie insgesamt zirka 400 Verkaufspunkte weltweit, darunter Net-a-porter, Colette in London, Selfridges, The Corner, Bungalow und Jades. Die stärksten

Itgirl Berlin

Perfekt angezogen Das Lieblingsstück für die trendbewusste Frau von heute schaffen – so lautet das Ziel des Labels Itgirl Berlin. Ein Name, der Inspiration, Lifestyle und Internationalität vereint. Drei unterschiedliche Leibhöhen, formoptimierte Schnitte, softe Texturen – in kleinen italienischen Handwerksbetrieben aus hochwertigen und erprobten Materialien gefertigt, ist jede Itgirl-Berlin-Jeans ein maßgeschneidertes Unikat. Preislich liegen die Basismodelle im VK zwischen 169 und 199 Euro, aufwändigere Bearbeitungen zwischen 219 und 269 Euro, wobei mit 2,7 kalkuliert wird. Lieferzeiten können individuell gesteuert und NOS-Artikel nach Absprache bereitgestellt werden. Flexibilität in Sortimentsgestaltung und Ordervolumen sowie Produktschulungen und unbürokratische Reklamationen sind weitere Services. Itgirl Berlin ist mit zwei Kollektionen pro Jahr unter anderem bei Kaiser in Freiburg, Sieben in Nürnberg und Lin & Co. in Rosenheim vertreten. Künftig werden Oberteile und Accessoires die Jeanskollektion ergänzen. Michaelis Fashion Agency, München/ Deutschland, T 0049.89.36035156, michaelis-fashion-agency@gmx.com, www.itgirlberlin.com Econ Commercial Company GmbH, Zug/ Schweiz, T 0041.41.7232482, contact@itgirlberlin.com, www.itgirlberlin.coml

Itgirl Berlin

BLK DNM

114 style in progress


three-2-one.com

14 – 16 January 2014 Stand B-10.05

Meet us at fairs: Panorama Berlin Modefabriek Amsterdam CIFF Copenhagen New York MRket Dallas Market Chicago Collective West Coast Trend Show Los Angeles Charlotte, Southern Men´s Market Las Vegas Market CPM Moscow Hot 1 Salzburg Hot 2 Salzburg Fashion Salzburg ÖSFA Salzburg Next Season Poznan Showrooms: Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Mönchengladbach, Eschborn, Sindelfingen, München Worldwide: FR, CND, USA, NL, DK, SE, CH,NO, BE, AT, PL, RUS, IT, GR, IRL, J

www.alberto-pants.com/collectionreport


070 finden wir gut

Mackage

Taillierte Daune Es gibt zwei namhafte Jackenkollektionen aus Kanada – und eine davon heißt Mackage mit einem modisch-urbanen Angebot für Männer und Frauen. Coolness und Liebe zum Detail wie zum Beispiel Lederpaspel an Taschen und Zippernaht sind ebenso typisch für die exklusive Outerwear wie die taillierten Daunenstyles. „Die Fittings sind perfekt – und die Jacken halten warm“, lobt Regis Benabou, der mit seiner Agentur MAB den Vertrieb für Deutschland übernommen hat, wo Mackage bereits bei Jades und Stierblut verkauft wird. Mackage wurde 1999 in Montreal, Quebec, Kanada gegründet und hat neben der Outerwear für Damen, Herren und Kinder auch Lederhandtaschen im Programm. Im Sommer kommen Blousons und Trenchcoats, etwa aus Ziegenleder, hinzu. 300 Stores zählt Mackage im Heimatmarkt Kanada; darüber hinaus gibt es die Linie in über 20 Ländern, allen voran in den USA. Im deutschsprachigen Markt gehören Jades und Stierblut sowie Fidelio in Zürich zu den Kunden. Die Daunenjacken kosten zwischen 800 und 1.200 Euro im VK bei einer Kalkulation von 2,6. MAB Modeagentur Benabou, Regis Benabou, Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.43714949 regisbenabou@mab-fashion.com

BooRoo

BooRoo

Qualität, Komfort, Verantwortlichkeit Ein globales Team rief 2001 mit BooRoo Shoes ein Label ins Leben, das Spaß macht und gleichzeitig ehrlich und sozial verträglich ist. Das Besondere der Boots: Auf die übliche Verwendung der Schafshaut-Schafsfell-Kombination wird verzichtet. Stattdessen werden hochwertiges Rindsleder – ein Beiprodukt der Fleischindustrie – und zertifizierte Merinowolle verwendet. Das sorgt nicht nur für hohen Tragekomfort und natürliche Klimaregulation, sondern schützt darüber hinaus Tiere und Umwelt. BooRoo sucht sein Vertriebsgebiet dort, wo es kalt wird und vertreibt die jährliche Winterkollektion in England, Skandinavien, Deutschland, Österreich, Frankreich, Russland und den baltischen Staaten. Die EK-Preise rangieren zwischen 40 und 64 Euro und werden mit 2,5 kalkuliert. NOS und Nachorder sind bestehenden Kunden vorbehalten, um volle Läger zu vermeiden. Boots von BooRoo können auf der Premium und der GDS unter die Lupe genommen werden und sind in Deutschland unter anderem bei Zeitzeichen in Würzburg, Peoples Place in Mainz oder Bartu in München erhältlich. Freemark Enterprises GmbH, Erlenbach/Schweiz, T 0041.44.5429070, info@freemark.net, www.freemark.net

Nation LTD

Made in America Die Geschichte des Labels Nation LTD begann im Jahr 2005, als Jen Menchaca im Kleiderschrank ihres Vaters das perfekte weiße T-Shirt fand. Seitdem hat sie sich zur Aufgabe gemacht, unverzichtbare und super-softe Basics zu designen, die durch cleanen, unkomplizierten und zugleich modernen Vintage-Look überzeugen. Feinste Baumwolle und Baumwollmischgewebe garantieren dabei höchste Qualität. Klassische Modelle in Schwarz oder Weiß werden jede Saison um Stücke in angesagten Farben oder mit besonderen Details wie Zippern oder Ledereinsätzen ergänzt. Pro Jahr entstehen vier Kollektionen, wobei der EK-Preis bei durchschnittlich 53 Euro liegt und mit 2,6 kalkuliert wird. Die Shirts, Kleider und Hosen der aktuellen Kollektion können auf der Premium in Berlin unter die Lupe genommen werden und da alle Artikel auf Lager vorrätig sind, ist die Verfügbarkeit jederzeit gewährleistet. Der Vertrieb in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist erst im Aufbau, zu den ersten Händlern zählen Namen wie Ennsmann in Salzburg. Meta Pesch, Salzburg/Österreich, T 0043.664.4360828, meta@metapesch.com, www.metapesch.com Omnitrade Fashion, Vich/Schweiz, T 0041.22.3000094, sales@omnitrade-fashion.com, www.omnitrade-fashion.coml

Mackage

Nation LTD

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072 finden wir gut

deutschsprachigen Märkte mit einer selektiv ausgerichteten Vertriebsstruktur auf dem Plan. MS GmbH Matthias Schwarte, München/Deutschland, T 0049.89.3580576, m.schwarte@agentur-schwarte.de Radolfzell/Deutschland, T 0049.7732.820778, info@swiss-hest.de, www.fil-noir.com

Bonobos

Für Männer passend gemacht

Fil Noir

Fil Noir

Quality First Dieses Motto hat sich die Swiss Hest GmbH aus Radolfzell von Anfang an als oberstes Ziel gesetzt, als sie 2012 die Lizenz für die Hemden des italienischen Traditionshauses Manzini unter dem Markennamen Fil Noir übernahm. Auf der Bread & Butter wird nun bereits die zweite Herrenhemdenkollektion präsentiert. Die Hemden bestehen überwiegend aus klassischen Vollzwirnen, die von namhaften italienischen Webern wie Albini, Canclini und Monti stammen. Übersetzt werden die Designs in unaufdringlichen Mustern, diskreten Details und Finishes und modischen, figurbetonten Silhouetten. Alle Hemden sind im VintageStil gewaschen und tragen als Erkennungsmerkmal an der linken Seite eine schwarze Seitennaht. Die Marke ist bereits in Stores wie Bazar Royal in Leipzig oder White Cube in Gütersloh, Goldener und Appenzell vertreten. Mit einer Kalkulation von 2,7 bewegen sich die EK-Preise der Hemden zwischen 29 und 58 Euro mit einer Schwerpunktpreislage bei 33 bis 40 Euro, womit sich Fil Noir im Umfeld von Marken wie Aglini, Salvatore Piccolo und B.D. Baggies positioniert sieht. Für die Saison Herbst/Winter 2014 steht nun der Aufbau der

114 style in progress

Die Idee hinter Bonobos braucht im Grunde nur zwei Worte: Das passt! Amerikanische Chinos machten den Firmengründern Andy Dunn und Brian Spaly einen zu dicken Po, europäische Slim-Cuts zwackten an Fitnessgestählten Muskeln. Aus der Not – und ihrer Uni-WG heraus – entwickelten sie eigene, auf den Schnitt optimierte Herrenhosen, die binnen eines Jahrs nach der Firmengründung bereits den Preis „Best Men’s Pants“ des New York Magazine einheimsten. Hemden, Anzüge, Schuhe und Taschen ergänzen die Kollektionen heute mit demselben Anspruch: Passen muss alles bestens. Und es darf gern wenig Arbeit machen – bügelfreie und dennoch schicke Hemden finden sich in jeder Kollektion. Augenzwinkernd greift Bonobos die männliche Unlust am Aufbrezeln zuweilen mit Modellnamen und -farben auf: Die Weekday Warriors liegen stilistisch zwischen Chino und Anzughose und kommen in fünf Farben von Monday Blues bis Friday Greys. Für die begehrten Hosen müssen Männer nicht einmal Schlange stehen: Bonobos begann 2007 als reine Onlinemarke und ist seit 2012 auch bei Nordstrom zu haben. www.bonobos.com

Alpha Studio

Zeitgeist erkannt Alpha Massimo Rebecchi heißt ab der Saison Frühjahr/Sommer 2014 Alpha Studio. Von dem verdienten italienischen Stilisten hat man sich getrennt, um ganz neue Wege einzuschlagen. Die aus Italiens Strickcluster Prato stammende Firma hinter der Kollektion, Franco Rossi, ist unter der Führung der drei Kinder des Firmengründers auf Internationalisierungskurs. Den aktuellen Marktanteil von 70 Prozent Inlandsgeschäft wolle man mit „einer Reihe von Maßnahmen auf 50 Prozent oder darunter“ senken, so Paolo Rossi. Das wohl schlagendste Argument, dass die Strickexperten bieten, ist Service. Bestehende Kunden können online nachbestellen und Warenaustausche vornehmen. Damit wolle man dem Handel in Zeiten wie diesen einen „persönlichen und finanziellen Vorteil“ zu­ kommen lassen – und sich als verständnisvoller Partner beweisen. Hohe Kalkulationsfaktoren zwischen 2,8 und 3,0 resultieren noch immer in einem nachvollziehbaren Preis-Leistungs-Verhältnis, quer durch alle Bereiche des breiten Spektrums der Marke. Damen- und Herrenstrick, dazu im Sommer ein spannendes Jersey- und T-Shirt-Sortiment, diese Faktoren haben auch die Agentur D-Tails von Patrick Coppolecchia-Reinartz überzeugt, der die Marke in den deutschsprachigen Ländern vertritt. Messeteilnahmen in Florenz, Berlin und Mailand stehen außerdem auf dem Programm, um die Erfolge im Export zu beschleunigen. Der Stil? Modern, sophisticated, elegant, ohne aufgeregt zu sein. Alpha Studio, Agentur D-Tails, München/Deutschland, info@d-tails.de, www.d-tails.de Alpha Studio, Franco Rossi Srl, Comeana/Italy, info@francorossi.it, www.francorossi.itl

Bonobos

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BERLIN · MÜNCHEN · DÜSSELDORF · HAMBURG · STUTTGART


076 THE LONGVIEW

„Wir haben immer getan, was der Kunde wollte“

Die Meldung, dass Eickhoff auf der Kö seine Pforten schließt, hat keinen in der Branche unberührt gelassen. Seit jeher hat Albert Eickhoff eine führende Rolle im deutschen Modehandel für sich beansprucht, er hat Luxusbrands groß gemacht und ist mit ihnen groß geworden. Im Longview spricht der 78-Jährige über seine Leistungen, die Veränderung des Marktes und die Zukunft im Luxus­ modehandel. Interview: Stephan Huber. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Peter Schaffrath und Archiv Eickhoff

style in progress: Herr Eickhoff, hinter Ihnen liegt eine turbulente Zeit, nachdem Sie bekannt gegeben haben, dass Sie Ihren Store auf der Kö schließen. So ganz spontan war dieser Entschluss mit Sicherheit nicht, eher das Ergebnis eines wahrscheinlich langen Gedankenganges.

Albert Eickhoff: Natürlich trifft man eine solche Entscheidung nicht von heute auf morgen. Wir haben uns lange damit auseinandergesetzt; im Sommer führten wir die ersten Gespräche. Anfang November bekamen wir die Freigabe von Dior, um bekannt zu geben, dass wir schließen und mit Dior einen zehnjährigen Mietvertrag abgeschlossen haben. Zunächst haben wir es unseren engsten Freunden mitgeteilt, die wir zu diesem Anlass zu einem Dinner eingeladen hatten. Aber dann ist es merkwürdigerweise doch schon bis zur Presse durchgesickert, es stand zwischen den Zeilen in der Rheinischen Post, dann in der Bildzeitung und später auch in der WAMS, in der FAZ und in der Süddeutschen. Alle haben berichtet und keiner hat etwas Negatives geschrieben. Denkt man im Laufe so einer langen Karriere auch mal darüber nach, wie sie einmal enden wird?

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Nein. Wir waren uns auch nicht darüber im Klaren, was das nach sich zieht. Es war, so darf ich sagen, ein Schock für die Modebranche. Auch für Düsseldorf und die Umgebung. Fast jeder hat uns angesprochen, gestern an der Theaterkasse, der Mann hinter dem Tresen im Schauspielhaus, der mir sagte, dass er so geschockt sei. Ich nannte ihm mein Alter, und darf man da nicht abtreten, man muss doch auch abtreten dürfen. Ich wollte, dass es in Würde geschieht. Gibt es nicht irgendwann einmal einen Punkt, an dem Angebote kommen, die man gar nicht ablehnen kann?

In der Tat. Wir fühlen uns mit dem Hause Dior sehr verbunden, mit dem wir seit 18 Jahren zusammenarbeiten und sehen in der Marke einen absolut vertrauensvollen Partner. Im Sommer trafen wir Sidney Toledano, Direktor des Unternehmens Dior, zum Lunch, wo er zu uns sagte: Sind Sie sich über eins bitte im Klaren, in fünf bis zehn Jahren gibt es überhaupt keinen Multibrand-Store mehr, dann gibt es nur noch Kaufhäuser und Mono-Stores. Das hat uns nachdenklich gemacht. Gerade einen Store in dieser dünnen Luft zu führen, bedeutet ja immer auch Kampf. Um

Konditionen, um Kollektionen, um Exklusivität und gegen Mitbewerber und gegen den ständigen Druck von Seiten der Lieferanten. Eickhoff wird ja heute von Ihrer Tochter gemeinsam mit Ihrem Schwiegersohn geführt. Vielleicht will sie diesen Kampf gar nicht mehr ständig führen, weil er immer noch härter wird.

Genau das waren die Beweggründe für meine Tochter. Ich möchte das anhand des Beispiels bei einer sehr erfolgreichen Luxusmarke erklären. Wenn wir dort einkaufen, klären wir zuerst, welches Mindestbudget gilt und was wir kaufen müssen. In dem Fall lag das Mindestbudget bei 45.000 Euro für Taschen. Dann fragen wir, wie viele wir von der besten Tasche kaufen dürfen. In dem Fall waren es sechs, wobei wir natürlich gern von der besten Tasche 20 Stück gehabt hätten. Auch für die zweit- und drittbeste Tasche ist die Stückzahl genau festgelegt. So geht das weiter, bis wir bei gerade mal 50 Prozent des Budgets sind und von da ab müssen wir fast nur noch unverkäufliche Taschen abnehmen. Als ich mit 21 Jahren in den Einkauf kam, hat mein damaliger Chef zu mir gesagt: „Eickhoff, denken Sie sich bei den Modenschauen immer Kopf und Beine der


Albert Eickhoff wollte immer Herr seiner eigenen Entscheidungen sein, doch die Distributionspolitik vieler Marken schr채nkte seine unternehmerische Freiheit zunehmend ein. Daraus zog Eickhoff die Konsequenz.

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078 THE LONGVIEW

Mädchen weg. Schauen Sie nur auf diese Klamotte, man will Sie nur betrügen.“ Sprichwörtlich gesprochen: Was nützt mir die Kuh, die einen Eimer Milch gibt, wenn sie ihn mit dem Schwanz wieder umwirft? Im Grunde haben die Luxus­ marken das Verhältnis zwischen Kunde und Verkäufer umgedreht. Nach meinem bescheidenen Weltbild ist immer noch der Kunde derjenige, der bestimmen darf.

Wir konnten uns lebenslang unser Sortiment selbst zusammenstellen. Früher ging ich mit meiner Frau nach Florenz. Und wenn wir etwas Tolles gefunden hatten, schickten wir auch alle mit uns befreundeten Händler hin. Ich habe zum Beispiel vor 35 Jahren Iris von Arnim entdeckt, die auf einem ganz kleinen Stand auf der Düsseldorfer Igedo ein paar Angora­pullover mit eingestrickten Häuschen zeigte. Sie gefielen mir, wir kauften für 7.000 D-Mark, damals war das viel Geld. Nach drei Wochen habe ich Iris angerufen, wo unsere Pullover bleiben, aber sie hatte sie gar nicht in Auftrag gegeben, weil ihr das Geld für das Garn fehlte. Ich habe ihr sofort die 7.000 Mark im Voraus geschickt. Das war der Beginn unserer besonderen Freundschaft. Wir haben für alles immer eine un­ glaublich gute Hand gehabt. Unsere Abverkaufsquoten waren sehr hoch, auch mit Iris von Arnim. Im Sommer hatte sie uns mitgeteilt, dass sie eine Fläche bei Breuninger Düsseldorf haben wird. Das war einer der Momente, der für uns mit den Ausschlag für unsere Entscheidung gegeben hat. Es gibt ja weltweit nur sehr wenige Menschen, die sich wie Sie in der Welt der Luxusmode so lange im innersten Kreis bewegt haben. In den letzten Jahren hat sich diese Welt radikal verändert.

Diese Veränderung hat sich in all den Jahren schleichend vollzogen. Wir waren so unbeschwert. Früher nannten wir uns „First in Fashion“ und davor „Avantgardisten der Mode“, eine Gemeinschaft von 24 Handelspartnern aus Deutschland, der Schweiz und Holland, es war unglaublich sympathisch. Lange Jahre durfte ich der Präsident sein, ich habe 114 style in progress

große Vorträge gehalten, das war ein Hobby von mir. Diese Kollegen insbesondere in Deutschland mit aufzubauen, ihnen Strategien vorzuschlagen, das war meine Welt.

Es klingt, als wäre diese Welt früher von einem großen Miteinander geprägt gewesen. Heute ist die Welt der Luxusmode ja so ziemlich das brutal kapitalistischste System, das man sich nur vorstellen kann.

Die erste Luxusmarke, die sich mit eigenen Retailstrategien intensiv hervortat, war Dolce & Gabbana. Wir haben sehr lange phantastisch mit Dolce & Gabbana gearbeitet. Aber die Marke sucht auch an allen großen Plätzen der Welt Immobilien für eigene Stores. Die zweite große Marke war Gucci, damals mit Tom Ford ein Ereignis. Mein Schwiegersohn und ich sind Mitte der 1990er-Jahre sofort nach Florenz geflogen und haben für 40.000 D-Mark gekauft. Wir zählten mit Linette und Theresa zu den drei ersten Kunden Deutschlands. Als Tom Ford die zweite Kollektion für Yves Saint Laurent machte, war diese für uns nur eine Saison lang wirklich gut. Eine bestimmte Jacke haben wir 30 Mal gekauft, und das war schon eine ganz große Nummer, eine Jacke 30 Mal zu disponieren! Unsere Strategie lautete, immer die richtige Ware in der richtigen Menge. Wir haben gekauft, wie wir wollten. Doch heute bekommen Sie nur Auflagen, in den letzten Saisons wurde uns schriftlich exakt vorgelegt, was wir zu kaufen haben.

„Ich würde heute ein gröSSeres Kaufhaus befürworten. Kundenfreundlich, wenn auch nicht für die Masse, sondern um einen exklusiven Bereich darzustellen. Das wäre heute mein Geschäft.“

Mode künftig ohne Facheinzelhandel auskommt? Ich teile sie nämlich in keiner Weise.

Ich teile diese Meinung auch nicht. Aber im absoluten Luxusgenre hat sich die Marktsituation stark geändert. Wir kannten in Düsseldorf lange keine wirkliche Konkurrenz. Durch das Aufkommen der ersten Monolabel-Stores haben wir aber gesehen, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Und man hat sich dieser Entwicklung anzupassen, man hat sich ihr zu unterwerfen. Wir treten gerne überzeugt ab, aber als Nummer eins. Unsere Umsätze sind hier bis zum letzten Tag hervorragend, wir machen jeden Tag Pluszahlen. Minuszahlen kennen wir nicht. Eickhoff war immer ein sehr exklusives Konzept, das schon bewusst auch ausschließend war. Auf der anderen Seite gibt es das geflügelte Wort vom demokratischen Luxus. Können Sie mit diesem Begriff etwas anfangen?

Für mich bedeutet dieser Begriff, dass wir heute ein ganz breites Angebot haben müssten. Und dass wir vergleichbar sein müssten mit zum Beispiel Zara

Das heißt, dass auch der Spaß verloren gegangen ist …

Mehr und mehr. Es ist natürlich auch eine persönliche Enttäuschung, dass Unternehmen eigene Stores eröffnen, mit denen man über Jahrzehnte so eng gearbeitet hat, für die man ja auch über Jahrzehnte im Sinne des Wortes, viel erwirtschaftet hat. Für uns sind Dior, Gucci und Dolce & Gabbana die drei großen Marken. Auch Gucci hatte sich übrigens um dieses Lokal beworben; unsere Immobilie ist die beste auf der Kö. Wir haben uns für Dior entschieden. Ich kann mir keine bessere Marke als Nachfolger von uns vorstellen. Teilen Sie als langjähriger Fachhändler diese Meinung der Markenseite, dass die

Schaufenster und Schokokuss: Die Familie und das Unternehmen Eickhoff hat sich immer mit viel Stilbewusstsein in Szene gesetzt.


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oder H&M. Aber das können wir nicht. Mit unseren 900 Quadratmetern haben wir einen exzellenten Umsatz erzielt. Dennoch konnten wir nicht preiswert bringen, nicht auf dem hohen Standard, den wir immer verteidigt haben.

„Unsere Strategie lautete, immer die richtige Ware in der richtigen Menge. “

Gibt es noch die klassische Kundin, die Eickhoff mit groß gemacht hat?

Unter den älteren Herrschaften ja. Und diese Kundin ist sehr, sehr treu.

Ist die Vorstellung, dass künftig in allen Städten dieser Welt in etwa dieselben Markengeschäfte aneinandergereiht sind, eigentlich spannend? Ist es das, was wir künftig wollen?

Ich weiß es nicht wirklich. Aber wir für uns haben einfach die Reißleine gezogen. Wenn wir eine gute Miete bekommen, die uns finanziell gut ausstattet, warum lässt meine Tochter dann auch nicht im gleichen Atemzug los? Dazu hat sie sich letztendlich ja auch entschieden.

Ich möchte auf eine ganz wichtige Kernkompetenz des Fachhandels kommen. Liege ich völlig falsch, wenn ich die Verkäuferin oder den Verkäufer als das am meisten unter-

Brigitte und Albert Eickhoff in der Vogue, fotografiert von Ralph Mecke.

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schätzte Wesen in unserem Modebusiness bezeichne?

Ich würde sagen, nicht wirklich. Heute gute Mitarbeiter für sich tätig zu wissen, ist schon Gold in den Händen zu halten. Wir haben sehr viele davon und ihnen sind wir auch behilflich, dass sie wieder in gute Positionen gelangen, nachdem Eickhoff im Mai schließt. Was macht eine gute Verkäuferin zu einer sehr guten?

Eine gute Verkäuferin ist dann eine sehr gute, wenn sie auch durchbedient, also der Kundin ganze Outfits verkauft und diese auch toll an ihr aussehen. Aber für uns ist eine sehr gute Verkäuferin auch eine, die uneingeschränkt loyal ist und immer im Sinne von Eickhoff arbeitet. Als durch die Presse herauskam, dass wir schließen, noch bevor wir es selbst bestätigen konnten, haben unsere Mitarbeiter unter dieser Schockstarre weiterhin gut verkauft. Wie wichtig war Ihr Personal für den Erfolg des Unternehmens Eickhoff?

Unbezahlbar! Aber ich darf Ihnen sagen, die guten und die sehr guten haben auch entsprechend verdient.

Warum wird der Job des Modeverkaufens in der Öffentlichkeit so gering angesehen? Offenbar war das auch früher schon so. Ich habe über Sie gelesen, dass Ihr Vater von Ihrer Berufswahl nicht unbedingt begeistert war.

Ich stamme aus einer akademischen Familie und alle Brüder meines Vaters sind etwas Besonderes geworden. Der eine war Chefarzt in Münster am Krankenhaus, der andere Städtischer Baudirektor in Münster und der dritte Schuldirektor. Mein Vater dagegen musste auf dem Dorf das Handelsgeschäft Eickhoff mit Lebensmitteln, Drogerie, Holz und Eisen übernehmen und wollte mich am liebsten unter den akademischen Verwandten sehen. Doch das war nicht mein Weg. Also hat mir mein Vater vorgeschlagen, dass ich Uhrmacher werde. Aber ich habe ihm gesagt: Ich bin das nicht, ich will das nicht. Er hat sich wahnsinnig gewundert, weil es damals ganz unüblich war, zu widersprechen. Als ich meinen Eltern sagte, dass ich in die Modebranche möchte, waren sie fassungslos. Mein Vater fragte den Bürgermeister der benachbarten


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„Wenn man das System der Modebranche verstehen und Umsätze machen will, muss man früh dabei sein.“

Stadt Lippstadt um Rat, welches Modegeschäft für meine Ausbildung in Frage käme. Da gäbe es nur ein Geschäft in Lippstadt, das ist Giesecke und Brandt, und wenn ich da ankäme, hätte ich gewonnen. Nach einer Probezeit bekam ich die Stelle. Ein Thema, das anhand von Eickhoff immer ganz groß diskutiert wurde, war das Thema Termine und Rhythmus in unserer Branche. Sie haben für Ihr Unternehmen Ihre eigenen Maßstäbe gesetzt, indem Sie Ihren Saisonrhythmus so gestaltet haben, wie er zu Ihnen passt. Verstehen Sie, dass das vielen anderen nicht gepasst hat?

Ich war ein sehr New-York-orientierter Einzelhändler. Ich habe immer mehr mitbekommen, dass Amerika in den Saisons sehr weit vorne war. Ich wollte mithalten. Anfang, Mitte November hatten wir bereits für 80.000 Euro Ware von Dior im Haus. Es ist wie in der Geschichte mit dem Hasen und dem Igel: Ich bin schon da. Und dann müssen wir die Ersten sein. Und wir sollten früh ausverkaufen, spätestens zum

1. November, wenn wir uns dem Lieferrhythmus unserer größten Firmen angleichen wollen. Da können wir nicht warten oder nur einen Teil ins Geschäft geben. Weil aber meine Tochter vor dem 3. November keine neue Ware im Geschäft haben wollte, wurden unsere Kunden von unserem Büro in der siebten Etage aus bedient, wo wir die neue Ware zwischenzeitlich untergebracht hatten. Wir müssen die Ware zeigen, wann unsere Kunden es wollen. Wir haben immer das getan, was der Kunde wollte.

Corso Como von Carla Sozzani ein faszinierendes Konzept ist. Eher begeistern mich die ganz Großen wie Bergdorf Goodman und Neiman Marcus.

Ob er es versteht oder nicht verstehen will, er ist in jedem Falle von uns dazu angeregt, sich möglicherweise das anzusehen, was wir im Fenster zeigen. Die großen Zeitungen schreiben ja jetzt auch über Eickhoff: „Er zeigte zuerst, was Trend war.“ Und den Trend habe ich auch bestimmt. Wenn man das System der Modebranche verstehen und Umsätze machen will, muss man früh dabei sein.

Mit welcher Marke konnte man am besten Geld verdienen?

Aber versteht der normale Kunde ein Herbst-/WinterFenster im Mai?

Aus allem, was ich über Sie gelesen habe, schließe ich: Am Ende des Tages ist Albert Eickhoff Händler mit Leib und Seele, einer, der das Verkaufen im Blut hat. Wenn Sie heute in der Lebensphase wären, in der man sich zur Selbstständigkeit entschließt – und das in diesem völlig geänderten Markt­ umfeld –, was für ein Geschäft würden Sie machen? Ich bin ja überzeugt, Sie würden wieder Modehändler werden.

Mutig war ich immer. Zu jeder Phase meines Lebens. Vielleicht wäre ich auch so mutig, wieder ein Geschäft anzufangen, aber heute fühle ich mich müde. Und ich glaube, das darf man mit 78 Jahren auch mit Recht sagen. Sie haben damals auf eine Lücke gezielt. Wo ist heute die Lücke?

Ich würde heute ein größeres Kaufhaus befürworten. Kundenfreundlich, wenn auch nicht für die Masse, sondern um einen exklusiven Bereich darzustellen. Das wäre heute mein Geschäft. Gibt es aktuell ein Handelskonzept, das Sie begeistert, irgendwo auf der Welt? Eine sichtbar glückliche Zeit: Das Paar Albert und Brigitte Eickhoff auf Capri.

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Ganz sicher wäre das keine Boutique mehr, wenn auch 10

Wenn das bei der Fülle von Anekdoten und Erlebnissen überhaupt möglich ist – gibt es für Sie eine einzigartige Begegnung, eine Lieblingskollektion oder einen Lieblingsdesigner?

Ja, Raf Simons. Ich hatte das Gefühl, bei Jil Sander konnte er sich nicht ganz entfalten. In Dior hat er den richtigen Partner gefunden, beide passen zusammen. Dort hat er die künstlerische Freiheit mit einer dennoch leicht spürbaren Bremse. An erster Stelle mit Brunello Cucinelli, weil wir Kunde der ersten Stunde waren und Brunello Cucinelli genau zu deuten wussten und wissen. Was werden Sie tun, wenn Eickhoff geschlossen hat?

Ich werde mein Office hier mit Vorzimmer und meiner Sekretärin behalten und meine Privatpost beantworten. Sie sind die große Bühne gewohnt. Werden Sie das Rampenlicht vermissen?

Ich habe mich lange mit dem Gedanken auseinandergesetzt und ich glaube, ich werde mich daran gewöhnen. Auch, weil meine Frau es will, ich habe eine sehr besondere Frau. Mit ihr möchte ich viel reisen, nach Salzburg, Florenz, Capri. Ich bin ja Bürgermeister in Capri, dort bin ich auch zuhause. Ich habe so viel vor und ich hoffe, das kann ich alles erfüllen. Herzlichen Dank für das Gespräch!

1961 eröffnete Albert Eickhoff mit seiner Frau Brigitte Eickhoff das erste eigene Modegeschäft in Lippstadt. 1974 folgte eine Filiale in Bielefeld und 1981 der erste Schritt auf die Kö, Königsalle 56. 1995 wurden die Geschäfte in Bielefeld und Lippstadt verkauft, um sich ab 1996 ganz auf die Eickhoff-Immobilie Königsallee 30 zu konzentrieren, die nach und nach auf 900 Quadratmeter erweitert wurde. 2006 übergab Albert Eickhoff die Geschäftsleitung an seine Tochter Susanne AsbrandEickhoff und seinen Schwiegersohn Stefan Asbrand-Eickhoff. Am 31. Mai 2014 soll der Eickhoff Store geschlossen werden.


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Nur schlechte Verkäufer sind teuer Ein Kommentar von Stephan Huber, Chefredakteur style in progress

B

reuninger-Chef Willy Oergel hat bei seiner Rede anlässlich der Eröffnung des spektakulären Flaggschiffes an den Düsseldorfer Kö-Bögen nicht zufällig die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Mittelpunkt gerückt. Die Rekrutierung der über 300 Menschen glich einem generalstabsmäßig geplanten Feldzug. Der Grund für diese enormen Anstrengungen, die kaum einen Mitbewerber verschonten, liegt auf der Hand. Das Personal entscheidet über die Zukunft des Fachhandels. Das mag etwas pathetisch klingen, ist aber eine simple Tatsachenfeststellung. Die Gründe dafür habe ich an dieser Stelle schon des öfteren ausgeführt. Gerne, in aller Kürze, noch einmal: Wer etwas kauft, was er gar nicht braucht, will nicht einfach nur das Produkt selbst. Das ist keine wahnsinnig neue Erkenntnis. Das Schlagwort vom Erlebniskauf ist älter als ich und mich gibt es nun ja auch schon ein paar Jahrzehnte. Die Frage ist also, welches Erlebnis der Kunde sucht und wer es ihm auf welchem Niveau bieten kann. Und weil der Mensch letztlich ein kommunikatives Wesen ist, also gerne gute Geschichten hört und ebenso gerne solche erzählt, gerne

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persönlich und auf Augenhöhe angesprochen wird, kurz, echten Human Touch liebt, hat der Fachhandel auch oder gerade in einer Konkurrenzsituation, in der nicht wenige an seiner Zukunftsfähigkeit zweifeln, einen Wettbewerbsvorteil zu bieten, der seine Existenz rechtfertigen und sichern kann: nämlich richtig gute Verkäuferinnen und Verkäufer. Soweit die Theorie. In der Praxis sind sich nicht nur viele Einzelhändler selbst der tatsächlichen Bedeutung dieser Ressource zu wenig bewusst, vielmehr begegnet die Gesellschaft insgesamt diesem Beruf mit mangelndem Respekt und einer ganzen Reihe von dünkelhaften Vorurteilen. Dafür ist der Handel, das muss einmal in aller Deutlichkeit gesagt werden, selbst in hohem Mass mitverantwortlich. Über Einsparungen bei den Lohnkosten haben nicht nur große Kaufhäuser oder preisaggressive Anbieter versucht, an der Renditeschraube zu drehen. Qualifiziertes Personal mit ordentlich vergüteten Vollzeitjobs wurden eher als Luxus betrachtet. Pullover falten geht auch in Teilzeit. ine bildungspolitische Debatte, die jungen Menschen seit Jahrzehnten suggeriert, Erwerbs- und Bildungs-

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biografien jenseits akademischer Ehren oder zumindest des Abiturs wären die Sackgasse für den B-Zug, tat ihr Übriges, um die öffentliche Wahrnehmung von Menschen im Verkaufsberuf einzuzementieren. „Verkäufer sind...doo...naja... limitiert!“ un weiß aber jeder, der seinen Lebensunterhalt damit verdient, anderen Menschen etwas zu verkaufen, dass dieser Beruf nicht nur ein angeborenes Talent voraussetzt, sondern vor allem auch Intelligenz. Gute Verkäufer müssen Menschen nicht nur mögen, sondern auch lesen können, sie müssen Psychologen sein, selbstbewusst sein und gleichzeitig dienen können. Sie müssen ständig zu lernen bereit sein, sich ehrlich für andere interessieren, gerne kommunizieren und auch Enttäuschungen mit einem Lächeln wegstecken können. Gute Verkäufer müssen also hochqualifiziert sein, dieser Qualifikation entsprechend gefördert werden und nicht zuletzt auch verdienen. Weil sie es wert sind. Teuer sind nämlich nur schlechte Verkäufer. „Woher nehmen und nicht stehlen????“, werden nun viele einwenden, die meine Überzeugung vielleicht grundsätzlich teilen. Um junge, ehrgeizige und

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intelligente Menschen davon zu überzeugen, dass die Entscheidung für eine Ausbildung im Modehandel keine Verlegenheitslösung, sondern eine Karrierechance mit vielen spannenden Optionen bis hin zur Selbstständigkeit ist, bedarf es enormer Anstrengungen. Zwingend notwendig ist gezielte Lobbyarbeit der Standesvertretung, um das Ansehen dieses Berufs zu verbessern. Wir brauchen veränderte Ausbildungsschwerpunkte und -module und natürlich strukturierte Qualifizierungsund Weiterbildungsangebote. Der Fachhandel sollte nämlich in Zukunft in der Lage sein, auch um die besten eines Jahrganges zu fighten. Und er sollte schon heute alle Anstrengungen unternehmen, das zweifellos vorhandene große Talent vieler seiner Mitarbeiter angemessen zu fördern. Er wird es im künftigen Wettbewerb um die Kunden dringend benötigen.

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„Müssen wir mal gucken…“: Entgegen aller Klischees ist die Aufgabe des Modeverkaufens alles andere als trivial – und oft eine Frage empathischen Gespürs.

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Was

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People Business

– du bist Verkäuferin??? Sie falten nur Pullover, verdienen kein Geld und haben obendrein kaum Karrierechancen. Schlechte Klischees vom Job des Modeverkäufers gibt es viele. Dabei sind die Kunden anspruchsvoller denn je, ebenso wie die Aufgabe, sie zu bedienen. Zeit also, die Vorurteile genauer unter die Lupe zu nehmen. Text: Nicoletta Schaper. Illustrationen: Katjana Lacatena/ CarolineSeidler.com. Fotos: Gesprächspartner

23 Filialen hat Dollinger im Südostbayern, ein etabliertes mittelständisches Handelsunternehmen mit einer Markenbandbreite von Brax über Napapijri bis Luisa Cerano. Und mit 150 Verkaufsmitarbeitern, viele davon mit langjähriger Firmenzugehörigkeit, und mit entsprechend gewachsener Stammkundschaft. „Unsere Verkäufer haben den Draht zu den Kunden, wir setzen stark auf sie“, so Geschäftsführer Sebastian Proft. Als er den Familienbetrieb mit seiner Frau im November 2012 übernahm, hatte er sich ganz bewusst entschieden, weiterhin an dem klassischen Fachhandelskonzept festzuhalten. „Sicher, das ist kostenintensiv, aber es differenziert uns auch im Wettbewerb. Unsere Verkäufer sind und bleiben unser wichtigster Erfolgsfaktor.“ Knochenjob

So wichtig der Job ist, so schlecht ist sein Image. Zwar hat man in der Mode mit schönen Dingen zu tun. Aber Verkaufen ist anstrengend und bedeutet den ganzen Tag im Laden stehen, immer in direktem Kontakt zum Kunden. Dazu kommt das gesellschaftliche Bild des dummen Verkäufers. „Auf gar keinen Fall sind Verkäufer dumm, schon allein, weil der Anspruch im hochwertigen Bereich ein zu hoher ist“, sagt Uwe Maier, Geschäftsführer von Bungalow in Stuttgart. „Ich bevorzuge ohnehin das Wort Berater. Wir wollen ja nicht nur dieses: Kunde sucht blauen Blazer, da bitte, Kasse

und weg. Wir möchten viel mehr über das reine Verkaufen hinaus kommunizieren, genau das ist unsere Stärke.“ Doch zu oft wird über einen Kamm geschoren. „Wer über Verkäufer urteilen will, muss unterscheiden zwischen reiner Warenbestückung bei Discountern und Vertikalen im Vergleich zu echten Dienstleistern mit Know-how“, sagt Harm Hesterberg, der gemeinsam mit seinem Bruder Cord das 1.600 Quadratmeter große Haus Stiesing in Bremen leitet, mit 54 Verkäufern. „Wir arbeiten neben Marken wie Stone Island, Brioni und Kiton viel mit unbekannten Labels. Dafür braucht es qualifizierte und gut unterrichtete Mitarbeiter.“ Auch die Aufgabe des Verkaufens ist anspruchsvoller geworden, weil die Konsumenten informierter sind und die Konkurrenz groß ist. Dafür sind außer Knowhow in punkto Qualitäten, Marken und Passformen vor allem empathische Fähigkeiten gefragt. Wie gute Gastgeber sollen die Verkäufer bei Stiesing sein, beschreibt Harm Hesterberg: „Nach der höflichen Begrüßung bleibt der Verkäufer in der Nähe, ohne zu bedrängen. Signalisiert der Kunde Interesse, ist er da, um eine kleine Information zu geben und sich wieder zurückzuziehen. Diese auch mal nonverbale Kommunikation zwischen Kunde und Verkäufer ist fast das Allerwichtigste. Sie bedarf allerdings einiger Erfahrung und besonderen Feingespürs.“ style in progress 114


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das in den USA oft eintrainiert wird. Wir wollen den netten Smalltalk, der gehört bei uns umso mehr dazu. Und er ist Sache empathischen Gespürs.“

Extrovertierte Persönlichkeiten

Sebastian Proft, Geschäftsführer Dollinger Moden: „Verkaufen ist ein Knochenjob, neun Stunden auf der Fläche stehen macht man nicht nebenbei.“

Harm Hesterberg, Geschäftsführer von Stiesing: „Wir versuchen, unsere Leidenschaft für das Geschäft auf unsere Mitarbeiter zu übertragen. Wir möchten, dass sie mitgestalten und dass es sie mit Stolz erfüllt, für Stiesing zu arbeiten.“ 114 style in progress

Wie schwer ist es überhaupt, für diese anspruchsvolle Aufgabe neue und talentierte Leute zu finden? Unheimlich schwer, sagt Andreas Weitkamp, der das Modehaus Schnitzler in Münster führt. „Ich glaube, die Ursache ist ein gesellschaftliches Problem. Zum einen, weil die Umgangsformen heute deutlich nachgelassen haben, aber auch, weil dem Beruf Verkäufer zu wenig Anerkennung in der Gesellschaft geschenkt wird.“ Zwar sind Andreas Weitkamp Zeugnisnoten weitgehend egal, viel wichtiger ist ihm, dass die Mitarbeiter Persönlichkeit haben. Darin wird investiert. „Wir tun viel für die Persönlichkeitsentwicklung, dazu gehören Theaterbesuche, Museumsführungen und Stadtführungen“, so Andreas Weitkamp, dessen Unternehmen zurzeit 15 Auszubildende zum Kaufmann im Einzelhandel hat. Persönlichkeit steht auch für Harm Hesterberg an erster Stelle, was seine Verkaufsberater betrifft. Die stellt er – wie übrigens auch Schnitzler – in dem hervoragenden Kundenmagazin von Stiesing, in dem es um die Menschen geht, die die Stadt Bremen prägen, heraus. Diese Extrovertiertheit wünscht er sich auch von seinen Mitarbeitern. „Wenn wir im ersten Gespräch feststellen können, dass der Bewerber auch uns gefangen nimmt, dass er auf Menschen zugeht und es ihnen leicht macht, sich wohlzufühlen, dann ist er der Richtige.“ Die Problematik, gute Mitarbeiter auch langfristig zu binden, findet sich noch einmal verschärft bei Strolz im österreichischen Lech. Ein großes Stammhaus mit zwölf Abteilungen gibt es in dem Winterskiort, dazu kommen eine Filiale, ein Snowboardshop und drei Skiverleihstationen. Das Hauptbusiness von Strolz konzentriert sich auf die Wintersaison, in der das 40-köpfige Stammpersonal auf 140 Mitarbeiter aufgestockt wird, in der Regel mit jungen Leuten zwischen 18 und 30 Jahren. „Viele junge Leute nutzen die längeren Ferienzeiten, um im Sommer ein paar Monate etwa nach Australien zu gehen, oder sie arbeiten in der übrigen Zeit

Null Karrierechancen?

Andreas Weitkamp, Geschäftsführer Modehaus Schnitzler: „Eigentlich hat ein guter Verkäufer drei Jobs: Er ist Betriebswirt, Psychologe und Improvisationskünstler in einem.“

in den Sommerferienorten oder in Deutschland“, so Geschäftsführer Ambros Strolz. „Wir bekommen das Team immer wieder zusammen, aber es ist nicht so einfach, die Mitarbeiter für mehrere Saisons zu halten, weil viele eine Festanstellung suchen.“ Die nächste Stadt ist zudem 40 Kilometer entfernt; mitunter schwierig für die jungen Leute, deren Familie und Freunde oft woanders wohnen. Deshalb ist es Teil des Konzepts, für eine ansprechende Unterkunft und Verpflegung zu sorgen, was den Job noch mal attraktiver macht. 14 Tage vor Saisonbeginn wird die Belegschaft geschult, Warenkenntnisse und das richtige Verhalten im Verkauf vermittelt. „Strolz ist Teil des Winterurlaubs für die Kunden, deshalb ist es uns wichtiger, mehr die Haltung zu trainieren als das Verhalten“, betont Ambros Strolz. „Es darf nicht übertrainiert wirken, wir wollen keine Standardsätze, wie

Ist Modeverkaufen ein Job ohne Perspektive? Kleine Händler haben in der Regel flache Hierarchien, so sind die Aufstiegschancen entsprechend gering. Doch nicht nur in kleinen Betrieben basiert die Weiterbildung hauptsächlich auf der Schulung des Händlers und seiner Fähigkeit, das Personal zu motivieren. Etwas, was im Tagesgeschehen sicher auch schnell ins Hintertreffen geraten kann. Ab einer bestimmten Betriebsgröße gibt es allerdings schon Aufstiegsmöglichkeiten, sagt Ambros Strolz. „Bei uns kann man relativ schnell Karriere machen; der Verkäufer kann Abteilungsleiter oder Sortimentsbetreuer werden, dem Bindeglied zwischen Einkauf und Verkauf, der auch mit im Einkauf entscheidet, für Präsentation, Nachbestellung und Absortieren verantwortlich ist.“ Zwar geht es nicht um allgemeingültige Titel wie bei einer akademischen Laufbahn, die erworben werden können. Doch engagierte Händler wie Schnitzler nutzen viele Möglichkeiten, um ihr Verkäuferteam zu entwickeln. Zum Beispiel mit Lieferantenschulungen und Personal Training von einem bewährten Coach für bis zu 15 Mitarbeiter im Jahr, speziell abgestimmt auf das Haus Schnitzler. „Wir wollen, dass es bei uns anders ist als in anderen Geschäften“, so Weitkamp. Auch Harm Hesterberg arbeitet stetig daran, das Profil von Stiesing immer weiter zu schärfen. Dass das Haus derzeit kein Ausbildungsbetrieb ist, möchte er mittelfristig ändern. „Wenn wir es machen, dann auch richtig, sodass wir uns den Ruf erarbeiten: Wer zu Stiesing geht, bekommt eine fantastische Ausbildung“, so Harm Hesterberg. „Am liebsten mit einem Jahr Auslandsaustausch inklusive für mehr Internationalität, sodass Verkäufer und Stiesing gleichermaßen profitieren.“ Vieles lässt sich beibringen, aber manches eben auch nicht.


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Kein Aufstieg drin? Je nach Betriebsgröße lässt sich der Job des Modeverkäufers durchaus weiterentwickeln.

Der Verkaufsabschluss etwa, die Fähigkeit, es auf den Bon zu bringen. Auch die Fähigkeit, hochpreisig zu verkaufen, ist noch mal eine ganz spezielle, sagt Harm Hesterberg. „Dazu braucht es extremes Feingefühl, im richtigen Moment den 2.000 Euro oder 3.000 Euro teuren Anzug von Brioni vorzuschlagen. Die Verkäufer mit diesem besonderen Instinkt für die Kunden, die bereit sind, viel Geld auszugeben, sind ganz rar gesät.“ Ambros Strolz, Geschäftsführer Strolz: „Die beste Ware nützt nichts, wenn man keine engagierten Verkäufer hat.“ 114 style in progress

Schlecht bezahlt?

Service ist das wesentliche Alleinstellungsmerkmal des stationären Einzelhandels, und damit die

Menschen, die diesen Service an den Kunden bringen. Werden sie auch entsprechend bezahlt? Was die Mehrheit im Modehandel betrifft, nein. Wohl deshalb verliert die Branche viele Verkaufstalente an andere Bereiche, wo ihre Leistung deutlich besser honoriert wird. „In der Auto­ branche gibt es hohe Spannen, die dem Händler ermöglichen, seine Mitarbeiter besser zu bezahlen, den haben wir in der Mode nicht“, erklärt Hesterberg. Zwar erreichen Topmodeverkäufer Löhne zwischen 3.000 und 4.000 Euro, in Ausnahmefällen sogar 5.000 Euro monatlich. Dennoch müsse mittel- bis

langfristig etwas geschehen, wenn der stationäre Premiumhandel weiterbestehen wolle, sagt Harm Hesterberg. Kann der Multibrand-Modehandel mehr bezahlen? „Bei den zurzeit üblichen Kalkulationen kaum“, so Hesterberg. Deshalb möchte er verstärkt auf einen besonderen Sortimentsmix setzen, mit Manufakturmarken, die eine besondere Partnerschaft mit Stiesing eingehen und nicht überall erhältlich sind, begehrlich also und mit den besten Qualitäten. „Mit Manufakturmarken könnten wir aber die Kalkulation auf 3,5 bis 4,0 erhöhen, um stärker in die bestverfügbare Verkäu-


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Das Gros im Modehandel verdient in der Tat nicht viel. Engagierte Topverkäufer erreichen im Premiumgenre allerdings Löhne von 3.000 bis 5.000 Euro.

fermannschaft zu investieren. Einfach teurer machen funktioniert nicht; nur maximal zehn Prozent Vernunftsmenschen sind geneigt, teurer zu kaufen, nur weil sie dort so tollen Service bekommen.“ Eine Frage des Prinzips: Provision

Für engagierte Verkäufer bieten Provisionen die Möglichkeit, das Gehalt aufzubessern. „Monetäre Anreize funktionieren, auch weil sie sicherstellen, dass die Verkäufer sich für ihren Umsatz interessieren“, weiß Sebastian Proft. „Sie müssen verstehen, woran ihre Leistung gemessen 114 style in progress

wird, sie müssen ein Gefühl für das Thema bekommen und jeden Tag daran arbeiten.“ Seit August 2013 gibt es deshalb bei Dollinger ein besonderes Prämienmodell. Die Mitarbeiter können auf einen kleinen Teil ihres Grundgehalts verzichten und dafür je nach Filiale zwischen Einzel- oder Gruppenprämie wählen – und sich damit deutlich besser stellen. Sebastian Proft: „Wenn das Team homogen ist, bietet die Gruppenprämie das Potenzial für eine harmonische Zusammenarbeit. Aber wenn ein engagierter Verkäufer nicht so engagierte mitziehen muss, kann sie allerdings auch

frustrieren.“ Für Ambros Strolz hingegen ist das Thema Provision für den Einzelnen ganz bewusst keines; stattdessen gibt es eine Gruppenprämie am Ende der Saison. „Wenn man Umsatzhaie im Team hat, kriegt man die lockere Atmosphäre nicht hin, für die wir stehen“, sagt er. Faktor Mensch

Schlechten Service zu bieten, kann sich heute kaum noch ein Modefachhändler leisten, ebenso wenig wie nicht in die eigene Mannschaft zu investieren. Persönliche Beratung ist schließlich auch das, was online nicht geboten werden kann. „Dass man als

Laden vielleicht kaum Werbung macht, halte ich für weniger entscheidend, auch der Aufbau des Ladens ist im Vergleich nicht so wichtig“, sagt Sebastian Proft. „Aber der Kunde merkt sofort, wenn die Stimmung im Geschäft gut oder schlecht ist. Und ob das Team miteinander funktioniert.“ Denn letztendlich kommt es auf die Menschen an.


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„Wir sind Dienstleister“ Uwe Maier arbeitete 15 Jahre – zunächst als Einkäufer und später als Geschäftsführer – im Stuttgarter Haus Holy’s, bevor er sich mit dem Premiumstore Bungalow selbstständig machte. Was einen guten Verkäufer ausmacht, erklärt er im Gespräch mit style in progress. Text: Nicoletta Schaper. Foto: Bungalow

Herr Maier, was ist die erste Voraussetzung, um Mode bei Bungalow gut zu verkaufen?

Wir verkaufen nicht nur, sondern es gehört zu unseren Stärken, dass wir über das normale Maß hinaus kommunizieren. Dafür sollte der Verkäufer mit dem Kunden auf einer Ebene sein; er braucht Persönlichkeit und Lifestyle. Ob ein Bewerber geeignet ist, hat auch wenig mit Schulbildung zu tun, sondern viel mehr damit, was er daraus macht. Hat er sich in der Schule als Klassensprecher hervorgetan oder war er in Vereinen engagiert, zeigt das, dass er sich etwas traut und sich nicht hinter anderen versteckt. Ist Verkaufen heute schwieriger geworden?

Der Kunde hat auf jeden Fall einen höheren Anspruch. Er hat ja alle Möglichkeiten, er könnte auch im Netz bestellen. Wenn ich mir aber als Kunde einen Cashmere-Pullover für 700 Euro leiste, würde ich schon mal kurz hineingreifen wollen. Online habe ich kein Einkaufserlebnis, keine Beratung und keine Idee, wie man es kombinieren kann. Haben Sie den Eindruck, dass der stationäre Handel den persönlichen Service als Chance erkannt hat?

Mindestens so wichtig ist die soziale Kompetenz. Komme ich als Kunde herein und der Verkäufer begrüßt mich mit einem Lächeln, ist das viel besser als jemand, der arrogant herüberkommt und einfach nur sein Wissen loswerden will. Auch ob der Kunde gesiezt oder geduzt werden will, muss der Berater einschätzen können. Ein lässiger Typ traut sich, Du zu einem älteren Kunden zu sagen, der das vielleicht ganz cool findet. Ein Jüngerer möchte unter Umständen gesiezt werden, weil er sich so respektiert fühlt. Der Job verlangt viel, aber das große Geld lässt sich nicht damit verdienen.

Ich habe früher auch lange überlegt, ob Modehandel das Richtige für mich ist. Mach das nicht, viel Arbeit und wenig Verdienst, hat mir mein Vater gesagt, der auch im Handel tätig war. Aber ich habe gemerkt, dass das einfach mein Ding ist. Bin ich allerdings nur auf Geld aus, ist der Verkäuferjob nicht zu empfehlen.

Wie steht es mit den Aufstiegschancen?

Es gibt auch in kleinen Unternehmen wie unserem Bereiche, für die man sich stark machen kann, ob Personalplanung, Reorderbusiness oder Visual Merchandising. Ich habe oft erlebt, wie jemand aufblüht, der eine Aufgabe bekommt.

Verkäufer sollen auf gleichem Niveau wie ihre Kunden sein. Nur können sie sich die schöne Ware eben nicht leisten.

Das Problem kenne ich absolut! Wir sehen alle aus wie Superstars, tragen Prada und werden von unserem Bottega Veneta Geldbeutel fast erschlagen… Aber so ist es eben nicht. Wir sind Dienstleister; wir stehen auf der einen Seite und der Kunde auf der anderen. Das versuchen wir, unseren Mitarbeitern auch vorzuleben. Aber es ist immer wieder toll, zu sehen, dass der Kunde die Ware wertschätzt. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man drei oder vier Stunden den Kunden bedient, er verabschiedet sich mit Handschlag und geht glücklich aus dem Laden. Dann denke ich, wir haben wirklich einen guten Job gemacht.

Ich weiß nicht, ob der Handel es erkannt hat, aber ich habe es erkannt. Ich habe immer schon den Schwerpunkt im Personal gesehen, auch in meiner Zeit bei Holy’s. Wer in diesem Segment verkauft, muss top geschult sein. Fachwissen ist aber nicht das einzige, was zählt.

Uwe Maier hat mit Michaela Bohl, Pit Reichert und Lars Presche im Jahr 2006 den Store Bungalow in Stuttgart eröffnet, der für ein Sortiment mit modischen Spitzen von Marken wie Céline, Lanvin, Acne, Tom Ford und Saint Laurent steht. www.bungalow-stuttgart.de

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People Business

Mode ist das Richtige für mich! Nino Stricker hat im September seine dreijährige Lehre zum Einzelhandelskaufmann bei Dantendorfer in Salzburg angetreten. Im Interview erklärt er, was ihn an dem Job gereizt hat – und was ihm gefällt und wie seine Zukunft aussehen könnte. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Bryan Reinhart

Wie kam es, dass du dich für den Job entschieden hast?

Ich habe auf dem Gymnasium die fünfte Klasse (neunte Schulstufe) wiederholt, aber die Schule hat mir nicht mehr so richtig Spaß gemacht. Also habe ich mich mit meinen Eltern zusammengesetzt und überlegt, wie es weitergehen soll. Das Ergebnis war die Lehre zum Einzelhandelskaufmann. Mode hat mich schon immer interessiert, ich ziehe mich gern gut an und gehe ziemlich oft einkaufen. Nach zwei Probetagen bei Dantendorfer stand die Entscheidung fest. Hast du ein klares Berufsziel?

Im zweiten Lehrjahr möchte ich erst einmal das Abitur in der Abendschule nachmachen. Genau weiß ich noch nicht, wie es weitergeht, aber die Mode ist auf jeden Fall das Richtige für mich.

Im September hat deine Lehre begonnen. Ist die Arbeit anders, als du dir sie vorgestellt hast?

Nein. Ich muss Ware ins Lager bringen, anprobierte Teile wieder ordentlich falten und den Kolleginnen beim Verkauf assistieren, zum Beispiel andere Größen aus dem Lager holen. Es kann auch mal sein, dass wir die Fenster putzen müssen, aber all das gehört zum Job, das ist okay für mich. Bedienst du auch selbst?

Ja, aber dafür muss ich mich mit der Ware gut auskennen. Meist hilft mir dann eine Kollegin. Am Anfang war es schon ungewohnt, die Leute anzusprechen, aber es geht immer besser mit der Zeit. Welche Erfahrungen machst du, wenn du einkaufen gehst?

Bei Zara oder H&M ist das eine ganz andere Sache als bei Dantendorfer. Die Verkäufer bei H&M kennen sich nicht aus mit Ware und der Qualität. Bei Dantendorfer kennen sich die Mitarbeiter dagegen sehr gut aus, woher die Ware stammt, welche Qualität sie hat und wie es zu dem Preis kommt. 114 style in progress

Wer vermittelt dir was?

Das Technische erfahre ich in der Berufsschule, etwa wie Cashmere entsteht und Baumwolle. Im Geschäft, wo ich in der Herrenabteilung bin, lerne ich viel über Passformen, welche Marke eng tailliert schneidet oder ob die Passform eher gerade ist. Gab es ein besonderes Verkaufserlebnis, das dir gezeigt hat, wie wichtig es ist, gut zu bedienen?

Unsere Kunden bleiben gern auch mal länger, sie mögen den Service und fühlen sich nicht bedrängt. Und sie kommen wieder, das zeigt, dass es ihnen gefallen hat. Was gefällt dir besonders?

Einfach die Mode. Das Sortiment ist eher klassisch, mit

Marken wie Boglioli, Truzzi Hemden, Tagliatore. Das würde ich schon gern tragen, wenn ich älter wäre. Aber ein paar Sachen gefallen mir jetzt schon, vor allem die Sportswear.

Die drei Geschäfte von Dantendorfer in der Salzburger Getreidegasse stehen für hochwertige Sportswear, Menswear und Womenswear, mit Marken wie Incotex, Herno, Tonello, Stone Island. Dazu kommen drei weitere Geschäfte in Linz, Innsbruck und Wien. www.dantendorfer.at



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People Business

Der Kunde ist der wichtigste Mensch im Haus Daniel Six ist seit 2007 Substitut bei Garhammer und verkauft Mode aus Leidenschaft. Hier erklärt er, was einen guten Verkäufer ausmacht und was ihn an der Herausforderung, guten Service zu bieten, reizt. Text: Nicoletta Schaper. Foto: Garhammer

Haben Sie immer schon gewusst, dass Mode für Sie das Richtige ist – und das Haus Garhammer?

Ja, schon in der Schule. Es gibt kein besseres Haus als Garhammer. Nach meinem Schulabschluss habe ich dort meine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel absolviert. Nach weiteren fünf Jahren als Verkäufer durfte ich auch die Einkäufer begleiten. Seit 2007 bin ich Substitut in der jungen Herrenabteilung, mit einer Markenbandbreite von s.Oliver bis Burberry. Haben Sie ein erklärtes Ziel?

Ja, eine Abteilung zu leiten und den Einkauf selbstständig zu gestalten. Was gefällt Ihnen besonders beim Verkaufen?

Dass jeder Kunde anders ist. Es ist eine Herausforderung, mit jedem zurechtzukommen. Manche muss man erst aus der Reserve locken, etwas Neues auszuprobieren. Ich mag es besonders, wenn sich jemand für einen Anlass komplett neu einkleiden lässt. Toll, wenn das Feedback zurückkommt, dass das Outfit super angekommen ist. So etwas macht richtig Spaß. Muss man ehrgeizig sein?

Ja, schon. Aber vor allem muss man offen sein und gern Kontakt zu Menschen haben. Ist man eher verschlossen, wird es schwierig. Es ist wichtig, dass man als Verkäufer aus sich herausgeht, und dass das, was man dem Kunden sagt, Hand und Fuß hat. Wie wichtig sind die Fachkenntnisse?

Manche wollen schon wissen, wie die Materialzusammensetzung ist. Das ist vor allem im hochwertigen Bereich wichtig, um den Kunden zu überzeugen, dass das Teil sein Geld wert ist. Die Meisten aber lassen sich von der Mode begeistern und wenn 114 style in progress

etwas cool ist, ist die Warenkenntnis zweitrangig.

Verursacht es Ihnen Bauchschmerzen, ganz teuer zu verkaufen?

Man darf sich vor hohen Preisen nicht scheuen und nicht vom eigenen Gehalt ausgehen. Manche Kunden sind Topverdiener und haben mit 1.000 Euro für eine Jacke überhaupt kein Problem. Was ist wichtig, wenn man als Verkäufer weiterkommen will?

Fleiß und kontinuierlich das eigene Wissen erweitern, über den Job hinaus. Auch sehen, was draußen los ist. Wenn man im Job alles gibt, achtet auch die Geschäftsführung darauf, dass man nach vorn kommt. Welche Erfahrungen machen Sie, wenn Sie einkaufen gehen?

Die meisten Verkäufer sind nur genervt, es macht keinen Spaß,

jemanden heranzuholen, lieber suche ich meine Sachen selbst. Am liebsten wäre ich normaler Kunde im Haus Garhammer, hier ist der Kunde der wichtigste Mensch im Haus. Viele kommen von weiter her, um diesen besonderen Service zu erleben. Sie wollen Spaß haben und genießen, dass der Verkäufer für sie Zeit hat, so lange sie brauchen. Ohne Zeitdruck.

Garhammer im bayerischen Waldkirchen ist ein 9.000 Quadratmeter großes Haus mit sechs Abteilungen. In den letzten Jahren wurde kontinuierlich ins Upgrading investiert sowie erweitert und aufwändig neugestaltet, Restaurant, Bistro und Dachterrasse inklusive. www.garhammer.de


www.airfield.at

Walter Moser GmbH 4863 Seewalchen am Attersee, Industriegebiet 2, T + 43 / 7662 / 31 75-0, E office@airfield.at, www.airfield.at


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People Business

Ich habe immer gern verkauft! Susanne Benter hat ihren Job von der Pike auf gelernt und war lange bei Engelhorn und Sturm sowie Ludwig Beck tätig, bevor sie sich mit einem eigenen Geschäft in München selbstständig gemacht hat. Im Interview berichtet sie, inwieweit ihre Erfahrungen wichtig waren und welche neuen Erkenntnisse sie in der Selbstständigkeit gewonnen hat. Interview: Nicoletta Schaper. Foto: Nicole Wawrzinek

Frau Benter, war die Selbstständigkeit schon immer Ihr Ziel?

Ja, einen eigenen Modeladen hatte ich tatsächlich immer schon im Visier. Deshalb habe ich nach der Schneiderlehre auch Betriebswirtschaft in Nagold studiert, anstatt die kreative Richtung weiterzuverfolgen. Wie kam es zum eigenen Geschäft?

Nach meiner Substitutenlaufbahn bei Engelhorn und Sturm war ich dort auch im Einkauf tätig und habe nach acht Jahren in den Einkauf bei Ludwig Beck gewechselt. Nach zehn Jahren wurde es Zeit, meinen Traum zu verwirklichen. Ich habe immer gern verkauft, auch in der Ausbildung und neben dem Studium habe ich im Einzelhandel gearbeitet. Was ist Ihre größte Erkenntnis heute?

Dass ich früher die Kraft der Marke überschätzt habe. Als Einkäufer hat man natürlich ein entsprechendes Insiderwissen, man sieht eine Kollektion ganz anders, weiß zum Beispiel, dass eine tolle Designerin dahintersteckt. Aber für die Kunden hier im Geschäft ist das meist gar nicht interessant.

Was ist stattdessen ausschlaggebend?

Die Kundin möchte Hilfe bei der Findung ihres eigenen Stils bekommen, sie braucht Unterstützung. Nicht jede hat ihren Stil gefunden. Als Einkäuferin habe ich ganz vergessen, dass es natürlich Leute gibt, die sich überhaupt nicht mit Mode beschäftigen, die ganz anderen Berufen nachgehen und denen es viel wichtiger ist, dass die Kleidung an ihnen toll aussieht. Erst wenn sie für das, was sie bei uns gekauft haben, auch Komplimente bekommen, fühlen sie sich gut beraten und bauen Vertrauen zum Geschäft auf. Wie viele Verkäufer beschäftigen Sie?

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Drei, eine davon arbeitet Vollzeit. Ich selbst bin sechs Tage die Woche im Geschäft, das hat für mich oberste Priorität. Wenn ich dem Geschäft meinen Namen gebe, wird auch erwartet, dass ich drin stehe. Und was erwarten Sie von Ihren Mitarbeitern?

Eine Kundenbindung aufbauen ist ganz wichtig. Dabei hat jeder seinen eigenen Stil, eine eigene Persönlichkeit, denn nicht jeder findet den perfekten Zugang zu jedem Kunden. Was kann man dabei lernen und was nicht?

Je hochwertiger das Sortiment, desto wichtiger sind die Warenkenntnisse. Es wird einfach vorausgesetzt, dass sich der Verkäufer etwa mit Lederqualitäten

oder der Pflege von Cashmere auskennt. Ganz wichtig aber ist eine positive Einstellung zu Menschen, und die ist nicht erlernbar. Wenn mein Glas immer halb leer ist, habe ich im Verkauf nichts zu suchen. Dann kann ich niemanden begeistern.

Das Geschäft Susanne Benter wurde im August 2012 eröffnet, zwischen den Fünf Höfen und dem Bayerischen Hof Münchens. Das Sortiment ist feminin mit Marken wie M Missoni, Paul & Joe, Tara Jarmon. www.susanne-benter.de


BREAD & BUT T ER - L.O.C.K.

H7.33.2

BAILLY DIEHL Frankfurth DANIELS Köln DIFFERENT FASHION Sylt ENGELHORN Mannheim LODENFREY München SCHNIT ZLER Münster


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Schulische Bestnoten sind für angehende Verkäufer gar nicht so entscheidend – auf die individuelle Leistung kommt es an.

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gut Ein rares

Mit dem Image des Verkäufers steht es eigentlich nicht zum Besten: Mäßige Bezahlung, lange Arbeitszeiten am Wochenende, Überstunden inklusive. Eigentlich sind das Faktoren, die den Nachwuchs nicht gerade in Scharen in die Stores treiben dürften. Text: Ina Köhler. Illustration: Katjana Lacatena/ CarolineSeidler.com. Fotos: Unternehmen

Dennoch ist der Job im Einzelhandel bei Jugendlichen beliebt. Nach einer aktuellen Schülerbefragung, dem Trendence Schülerbarometer, sind Berufe in der Einzelhandelsbranche begehrt: Marken wie H&M, New Yorker, Hugo Boss, Douglas, Adidas, Peek & Cloppenburg, Esprit oder C&A sind unter den beliebtesten 100 Arbeitgebern Deutschlands gelistet. Das statistische Bundesamt nannte 2012 den Beruf des Kaufmanns/ -frau im Einzelhandel mit über 31.000 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen als Spitzenreiter, auf Platz zwei folgte die Ausbildung als Verkäufer mit rund 27.500 Verträgen. Nachwuchs wird knapp

Alles paletti, könnte man meinen; im Einzelfall sieht die Situation im Handel nicht immer so rosig aus. Nicht jede freie Stelle wird besetzt. „In Ballungsgebieten ist es für die meisten Modehändler kein Problem, geeignete Auszubildende zu finden“, glaubt Anja Rößler vom BTE in Köln. Sie ist Autorin der Fachdokumentation „Aus- und Weiterbildung im Modeeinzelhandel“. Schwieriger sei es dagegen auf dem Land. „Die Mobilität der jungen Leute ist dort einfach eingeschränkt. Leichter in der Akquise haben es große bekannte Unternehmen. Kleine und mittelständische Unternehmen müssen sich dagegen bekannt machen.“ Das Unternehmen Wöhrl hat schon länger den demografischen Faktor in der Ausbildung

eingeplant: Jährlich erreichen das Unternehmen zwar noch immer rund 8.500 Bewerbungen. Dennoch sei es schwieriger geworden, geeignete Nachwuchskräfte zu rekrutieren. „Das Gros davon sind Bewerbungen auf Ausbildungsplätze. Die Demografie ist an dieser Stelle deutlich spürbar: Die Zahl der Abiturienten nimmt in absoluten Zahlen ab. Und diese Wenigen zieht es auch immer seltener in den Handel“, so Kathrin Roy, Ressortleiterin Personalsysteme bei der Rudolf Wöhrl AG. „Viele streben zudem den weiteren Bildungsweg an. Und immer mehr Arbeitgeber buhlen daher um immer weniger gute Kräfte.“ Auch im Modehaus Zur Blauen Hand in Trier sieht man die Zukunft nicht nur optimistisch: „Zurzeit haben wir vier Auszubildende, wir würden aber gerne sechs nehmen, wenn wir sie bekommen würden“, so Geschäftsführer Michael Müller. „Schon jetzt möchten wir überproportional ausbilden, damit wir dem demografischen Faktor entgegenwirken.“ Die Festangestellten des traditionsreichen Herrenausstatters haben alle eine Ausbildung als Verkäufer oder Einzelhandelskaufmann. Mit Aushilfen arbeite man zum Beispiel an Samstagen nur zusammen, wenn sie „einschlägige Erfahrungen im Modehandel“ mitbrächten, so Müller. Wie bildet die Branche aus?

Der reguläre Einstieg in die Modebranche läuft immer noch über die klassische du-

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Margit Hutner, Hutner Training AG: „Mit der Generation Y ziehen neue Bedürfnisse und Werte in die Unternehmen ein. Wissen wird nicht mehr vertieft, sondern gegoogelt. Das beste Wissen sind jedoch unsere Erfahrungen, die wir gemacht haben.“

ale Ausbildung entweder als Einzelhandelskaufmann/-frau (zwei oder drei Jahre, je nach schulischer Vorbildung mit Abitur, Real- oder Hauptschule) oder über die verkürzte Ausbildung als Verkäufer. Im ersten Lehrjahr verdienen die Azubis, unter denen überdurchschnittlich viele Frauen sind, laut Bundesinstitut für Berufsbildung in Westdeutschland 665 Euro, im zweiten 742 Euro, im dritten 850 Euro. Gerade in Ballungsgebieten zahlen Unternehmen oft mehr: Peek & Cloppenburg lobt für das erste Lehrjahr seiner Nachwuchsverkäufer beispielsweise 750 Euro aus, danach gibt es 850 Euro, im dritten Jahr 1.000 Euro. Umzugskosten und Mietkostenzuschuss kommen nach Absprache hinzu. Viele Häuser legen Verkaufsprovisionen drauf und stellen später gerne die Kräfte ein, die sie maßgeschneidert ausgebildet haben. „Wir übernehmen 90 Prozent unserer Auszubildenden, das ist eine Investition in die Zukunft“,

Michael Müller, Zur Blauen Hand: „Früher mussten wir über Sozialkompetenz nicht nachdenken, das war eine Selbstverständlichkeit.“ 114 style in progress

meint Michael Müller von Zur Blauen Hand in Trier. Auch das Ansehen der Azubis innerhalb der Betriebe wächst: „Es wird immer schwieriger, gute Leute zu finden. Von Beginn an die Leute qualifiziert aufzubauen, ist einfacher, als sie später aufwändig zu rekrutieren“, so Anja Rößler vom BTE. Auch Breuninger setzt sehr stark auf eigenen Nachwuchs: „Gute Mitarbeiter sind unser Plus“, so Christian Witt, Director Corporate Communications. „Sie können sich heute über drei Dinge differenzieren: Service, Sortiment und die Atmosphäre eines Ladens. Gute Beratung unterscheidet uns von den Mitbewerbern und auch von den Monolabel-Stores.“ Aufstiegschancen

Die Aufstiegschancen nach der Ausbildung sind vielfältig, auch ohne Studium: Entweder als Erstverkäufer, als Substitut oder als Abteilungsleiter. Wenn Abiturienten in den Handel einsteigen, gehen sie oft den Weg einer dreijährigen Ausbildung zur Handelsassistent/in oder auch zur Handelsfachwirt/in. Diese Möglichkeit verbindet verschiedene Elemente: Phasen mit betrieblicher Ausbildung wechseln sich mit Studienphasen, z. B. an einer Akademie für Handel, ab. Auch gelernte Einzelhandelskaufleute oder Verkäufer können durch eine Fortbildung den Abschluss zum Handelsassistent/ in bzw. zur Handelsfachwirt/ in erreichen. Danach stehen ihnen Wege als Führungskräfte der mittleren Ebene in unterschiedlichen Positionen offen. „Aus- und Weiterbildungsinhalte werden sich noch stärker an ihrer beruflichen Verwertbarkeit orientieren“, prognostiziert Manfred Mroz, Geschäftsführer der LDT Nagold, Fachakademie für Textil & Schuhe, die traditionell für den Einzelhandel ausbildet. Wie wichtig es ist, als Unternehmen gute Aufstiegschancen zu bieten, bestätigt Margit Hutner von Hutner Training AG, einem Schulungsunternehmen für Einzelhändler: „Wir sehen es als ganz wichtig an, Schlüsselpositionen im Unternehmen richtig zu besetzen und gut zu entwickeln. Das ist nicht immer nur eine Führungskraft, ein Abteilungsleiter oder Einkäufer. Neue Rollen zu schaffen, um

auch gute Nachwuchskräfte im Verkauf zu halten, ist wichtig.“ Nicht jeder nutzt die Möglichkeit des Aufstiegs, wie Andreas Teiml von Garhammer beobachtet hat: „Gerne würden wir mehr junge Leute fördern und ihnen Verantwortung geben, aber das Interesse und die Bereitschaft sind leider nicht immer da.“ Der Run auf gute Bewerber

Die allermeisten Unternehmen präsentieren sich auf ihren ei­ genen Internetseiten oder auf überregionalen Websites. Jobbörsen, Schul- und Karrieremessen veranstaltet von privaten Anbietern oder der Industrie- und Handelskammer sind ebenso wichtige Recruiting-Tools wie die Schulen: „Über Praktikanten generieren wir recht viele Auszubildende“, so Andreas Teiml von Garhammer in Waldkirchen. „Rund 30 bis 40 Prozent sehen wir später als Azubis wieder.“ Pro Jahr werden sechs bis acht neue Azubis bei dem mittel­

Manfred Mroz, LDT Nagold: „Aus- und Weiterbildungsinhalte werden sich noch stärker an ihrer beruflichen Verwertbarkeit orientieren.“

Christian Witt, Breuninger: „Sie können sich heute über drei Dinge differenzieren: Service, Sortiment und die Atmosphäre eines Ladens. Gute Beratung unterscheidet uns von den Mitbewerbern und auch von den Monolabel-Stores.“

ständischen Familienunternehmen in Bayern eingestellt, das rund 400 Mitarbeiter beschäftigt. „Wenn es passt, dann übernehmen wir auch alle“, so Teiml. Wenn neue Filialen eröffnen, ist die Konkurrenz groß. Zur Breuninger-Eröffnung in Düsseldorf beispielsweise wurden auf einen Schlag über 350 Mitarbeiter eingestellt. „Unser HR-Team hat mehr als 2.000 Einzelgespräche geführt“, erzählt Christian Witt, Director Corporate Communications. „Das Recruiting haben wir auf zwei Ebenen durchgeführt – unseren neuen Düsseldorfer Geschäftsführer Andreas Rebbelmund hatten wir bereits im Januar 2013 der Presse vorgestellt. Darüber hinaus haben wir kommuniziert, dass wir neue Mitarbeiter brauchen und dies von einer Anzeigenkampagne begleitet.“ Da das süddeutsche Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber gilt, kamen viele neue Teammitglieder von der lokalen Düsseldorfer Einzelhandelskonkurrenz: Verkäufer von Stores wie Aigner, Louis Vuitton, Eickhoff oder Karen Millen wechselten zum DepartmentStore im Kö-Bogen. Sozialkompetenz statt Satz des Pythagoras

Was muss ein junger Mensch mitbringen, um erfolgreich als Verkäufer zu arbeiten? Trotz aller PISA-Hysterie der vergangenen Jahre hat Angela Rößler vom BTE bei ihren Mitgliedern die Erfahrung gemacht, dass Schulnoten für den Verkauf nicht so relevant seien: „Viele Mitglieder unterstützen sogar mit Nachhilfe ihre Azubis, damit


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sie die Berufsschule schaffen.“ In der Bewertung der schulischen Leistungen sind sich viele einig: „Wichtiger als die formale Qualifikation sind Leidenschaft für Mode, Empathie, Mitdenken können und Begeisterung für das Produkt“, so Christian Witt von Breuninger. Das bestätigt auch Andreas Teiml von Garhammer: „Schulnoten sagen oft gar nichts über den Menschen aus. Freundlichkeit ist wichtig, Spaß am Beruf, Sprachgewandtheit und Aufgeschlossenheit sind entscheidend. Unsere Auszubildenden sind viel auf der Fläche, da muss jemand schnell fit sein.“ „Azubis sollten modisches Gespür und ein smartes Auftreten mitbringen“, meint auch Kathrin

Andreas Teiml, Garhammer: „Schulnoten sagen oft gar nichts über den Menschen aus. Freundlichkeit ist wichtig, Spaß am Beruf, Sprachgewandtheit und Aufgeschlossenheit sind entscheidend.“

Roy von Wöhrl. „Sie müssen kommunikativ und extrovertiert sein. Das beginnt bei der Wahrnehmung des Kunden, seiner Begrüßung beim Betreten des Hauses bis hin zum Angebot der Beratung – dafür braucht man ein gewisses Fingerspitzengefühl und natürlich viel Übung.“ Sie findet auch kritische Worte: „Wir stellen zunehmend fest, dass klassische Werte wie Fleiß, Respekt und Disziplin an Stellenwert verloren haben. Daher bieten wir unseren Auszubildenden im Rahmen einer internen Weiterbildung auch das Seminar ‚Wöhrl Knigge‘ an, um gezielt da Kompetenz aufzubauen, wo sie für uns besonders wichtig ist. Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit, Engagement, modisches Gespür und gutes Teamwork sind uns dabei eigentlich noch wichtiger als brillante Schulnoten – im Kundengespräch ist soziale Kompetenz entscheidend, nicht der Satz des Pythagoras.“ In eine ähnliche Richtung gehen die Überlegungen von Michael Müller, Zur Blauen Hand: „Früher mussten wir über Sozialkompetenz nicht nachdenken, das war eine Selbstverständlichkeit“, so Müller. „Das ist heute anders. Elternhäuser haben die Erziehung nicht mehr an Nummer eins stehen. Sozialkompetenz kann man nicht lernen, das bringt jemand mit oder nicht.

Für uns ist dieses Thema, neben der Extrovertiertheit, Einstellungskriterium Nummer eins.“ Interne und externe Schulungen

Wie wird man nun zum richtig guten Verkäufer? Neben der Berufsschule ist für die angehenden Verkäufer natürlich die Arbeit im Geschäft wichtig: „Unsere Verkäufer durchlaufen unterschiedliche Abteilungen. Zusätzlich schulen wir sie intern – alle vier bis fünf Wochen gibt es beispielsweise eine Einheit in Warenkunde, hinzu kommen Themen wie Verkaufsstrategie“, so Andreas Teiml von Garhammer. Ab einer gewissen Größe unterhalten Bekleidungshäuser eigene Schulungsteams. Unternehmen wie das norddeutsche Handelshaus Ramelow oder der österreichische Händler Bründl haben jeweils eigene Akademien, die mit Azubis, Mitarbeitern und Führungskräften praxisorientierte Themen von Motivations- bis hin zum Teamtraining umsetzen. Bei der Wöhrl-Akademie, die es seit 25 Jahren gibt, wird der angemessene Umgang mit Kunden vermittelt. Alle Azubis des Hauses gehen zum KniggeSeminar nach Reichenschwand, wo sie Business-Etikette erlernen. Für viele Unternehmen bieten auch externe Schulungspartner wichtige Ausbildungsbausteine. Ein in der Modebranche erfolg-

Unternehmen müssen Aufstiegschancen bieten - zum Beispiel als Einkäufer. Studierende der LDT Nagold beim Praxistest im Marc O‘Polo Showroom.

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Kathrin Roy, Rudolf Wöhrl AG: „Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit, Engagement, modisches Gespür und gutes Teamwork sind uns noch wichtiger als brillante Schulnoten – im Kundengespräch ist soziale Kompetenz entscheidend, nicht der Satz des Pythagoras.“

reiches Unternehmen ist die Hutner Training AG, die Einzelhändler wie Leffers, Engelhorn, Fischer in Taucha, Reischmann, Ludwig Beck, Lodenfrey oder Peek & Cloppenburg als Kunden nennt. „Azubis brauchen eine gute Betreuung“, sagt Margit Hutner, „mit der Generation Y ziehen neue Bedürfnisse und Werte in die Unternehmen ein. Wissen wird nicht mehr vertieft, sondern gegoogelt. Das beste Wissen sind jedoch unsere Erfahrungen, die wir gemacht haben. Deshalb gilt es, die angehenden Verkaufsprofis in gelebte Erfahrungen zu bringen. Die Chance mit den jungen Menschen liegt darin, dass sie es gewohnt sind, Feedback zu geben und zu bekommen. Das erleben sie täglich auf Facebook und Co. Die Offenheit für eine klare Kritik und eine Entwicklungsmöglichkeit ist bei dieser Generation groß. Deshalb gilt es das Thema regelmäßige Feedbackgespräche zur Leistung und zum Verhalten in den Unternehmen zu fördern.“

Buchtipp: Aus- und Weiterbildung im Modehandel, Fachdokumentation BTE, 2013


www.marlino. de Alda is wearing pArkA LU


Suchen, kontaktieren, loseisen: Das Geschäft für Headhunter läuft in einer wechselfreudigen Branche wie der Mode gut – Potenzial nach oben offen.

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Wer suchet, der ...

findet Sie sind die Matchmaker der Modebranche: Headhunter und Recruiter sind zur Stelle, wenn Talent auf Angebot trifft. Ihre Werkzeuge: ein intensiv gepflegtes persönliches Netzwerk – und dessen digitale Verästelungen. Text: Martina Müllner. Illustration: Katjana Lacatena/ CarolineSeidler.com. Fotos: Gesprächspartner

Wenn Linda Evangelista in den 1990er-Jahren für weniger als 10.000 Dollar am Tag erst gar nicht aufstehen wollte, dann ist die Schnittmenge mit der landläufigen Meinung über die Dotierung von Headhuntern relativ groß. Und darin liegt die Krux: Dem Einsatz des durchaus smarten Werkzeugs der Personalbeschaffung über Agenturen und spezialisierte Dienstleister stehen oft unbegründete Vorurteile entgegen. Allen voran, dass Headhunter ihre Auftraggeber ordentlich zur Kasse bitten würden. Dass einer wie Jürgen Müller, ehemals Chefredakteur des Branchenmediums TextilWirtschaft und heute Partner von Hartmann Consultants, sich nicht tief in die Karten blicken lässt, ab wie viel tausend Euro Jahresgehalt einer Vakanz er morgens aufsteht, ist klar. „Das kann man so nicht sagen. Als Executive Search Agentur besetzen wir Topmanager und Topspezialisten.“ Aber freilich, irgendwann sprechen sie dann alle übers Geld. Müssen sie ja auch, schließlich ist das Mehr an Geld und Status,

das sie Kandidaten versprechen können, einer der wirksamsten Reize. Gerade in der Modebranche, wo die Egos groß und die Dotierung (gefühlt) klein sind. Andreas Fleischmann, Managing Director bei Axento, dem HRSpezialisten innerhalb des weltweiten Netzwerkes der BBDO, kennt allerdings Benchmarks. „Im Modevertrieb verdient man das Doppelte bis Dreifache im Vergleich zu anderen Branchen.“ Florian Weingärtner, einer von vier Partnern des Executive Search Anbieters Invest Service, stimmt dem zu: „Die Mode liegt im guten Mittelfeld, was Gehälter angeht.“ Der Superkandidat

Wer sind sie nun, die Gesuchten, die Umworbenen, die, die ein Unternehmen besser nicht nach außen kehrt, wenn es nicht riskieren will, dass der Headhunter zwei Mal klingelt. „Spezialwissen ist begehrt wie nie“, konstatiert Oliver Schneider, der als Partner von Heiner Tennies HFT Consulting den österreichischen Markt bearbeitet. „Gute Produktionsleute, gute Techniker, style in progress 114


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„Die Anforderungen im Einzelhandel sind deutlich gestiegen.“ Jürgen Müller, Partner Hartmann Consultants

„Im Modevertrieb verdient man das Doppelte bis Dreifache im Vergleich zu anderen Branchen.“ Andreas Fleischmann, CEO Axento

die sind rar – das in Europa abgebaute Personal ist jetzt wieder gesucht, nicht zuletzt, weil viele ihre Produktion zurückverlagern.“ Irgendwie grotesk – und doch so typisch für einen Markt, der wie jeder andere seine Zyklen kennt. Generelle Entwicklungen in der Branche zeichnen sich im Personalmarkt deutlich ab – so hat es zum Beispiel eine einst umschwärmte Schar heute deutlich schwieriger. Jürgen Müller: „Weniger gesucht ist der klassische Einkäufer, da greift die Konzentration im Handel, die wir in den letzten Jahren beobachtet haben. Weniger Player bedeuten auch weniger Stellen für Einkäufer.“ Ähnlich schwer hat es das Meer von Kandidaten, die „was mit Marketing und Social Media“ machen. „Marketing, PR, E-Commerce – das wollen alle und alle behaupten, es zu können. Aber gerade im Onlinehandel gibt es ganz wenig Spezialisten“, so Oliver Schneider. In die nächste Runde

Gibt es die Bewerber, die fordern können? Branchenkenner vermuten sie sofort im Vertrieb. Dort, wo alles andere in den Hintergrund rückt, wenn nur die Zahlen stimmen. „Wer schreibt, der bleibt – ganz so einfach ist es im Vertrieb auch nicht mehr. Die strategischen Anforderungen sind höher geworden“, berichtet 114 style in progress

Florian Weingärtner und weiß: „In Zeiten, in denen Verkäufer sich nicht nur durch ihre Steigerungsraten profilieren können, sind andere Typen gefragt. Menschen, die Vertriebssysteme und -konzepte erfolgreich implementieren können, die die strategische Komponente des Verkaufens fest im Blick haben. Man muss das moderne System können, wissen, dass Flächen heute anders bewirtschaftet werden, dass sich Strukturen verändert haben.“ Die Quereinsteigerrate ist dennoch hoch, Ecken und Kanten sowie Lücken im Lebenslauf werden immer dann nicht zum Thema, wenn die High-Potentials auch High-Performer sind. „Generell stellt man den Bildungsgrad hintan, wenn die Fähigkeiten passen“, ist Andreas Fleischmann überzeugt. Studienabbrecher in Managementpositionen – da hat die Mode immer schon einen lockeren Zugang gehabt und Schule gemacht. Was früher in Konzernen anderer Branchen undenkbar gewesen wäre, ist heute fast so von gestern wie Krawattenzwang. Der Wandel im Handel

Personalvermittler im Einzelhandel? Schnell denkt man an Zeitarbeit, Personalleasing, Mitarbeiterüberlassung. Kein Wunder, rekrutieren auch viele Händler

ihren hohen Bedarf an Teilzeitund Aushilfskräften über solche Dienstleister. Wenn es um Masse geht, sind die Perlentaucher schnell außen vor. Ein Kostenfaktor. Jürgen Müller: „Ich kann bei aller Problematik, die das mit sich bringt, den Handel verstehen, wenn er beim Personal auf der Fläche kostenbewusst agiert. Es bleibt ihm gar nichts anderes übrig, wenn er wettbewerbsfähig sein will. Umso besser muss das Mittelmanagement im Einzelhandel sein.“ Florian Weingärtner beobachtet: „In vielen Bereichen im Handel ist die gelebte Begeisterung Grundbedingung – immer dort, wo Marken stark sind oder die emotionale Bindung zum Segment hoch. Wie zum Beispiel bei Premiumdenim oder im Boardsportbereich. Die Quereinsteigerrate ist hoch, besonders wenn ein neuer Trend aufgegriffen wird – dann lässt man im Handel auch viel zu und hinterfragt die Kandidaten weniger, denn Authentizität und Produktkenntnisse spielen eine besonders große Rolle.“ Und doch: An der Spitze des Eisbergs, da finden auch die hochwertigen Headhunter ihr Betätigungsfeld bei Besetzungen. Jürgen Müller: „Die Anforderungen im Einzelhandel sind deutlich gestiegen, in den großen Strukturen werden heute weniger Mitarbeiter mit generalistischer

Ausbildung gebraucht, sondern Spezialisten, die innerhalb der Organisation einen genau definierten Platz haben. Sie sind dann zum Beispiel für Expansion oder Logistik zuständig. Das hat mit dem, was man in einem kleinen Fachgeschäft an Skills braucht, nur noch ganz wenig gemein.“ Weiter führt er aus: „Diese Spezialisierung macht den Handel auch für Akademiker interessant.“ Wichtig sei, so sind sich alle Experten einig, den Handelsberufen ein hochwertiges Image zu verpassen. Florian Weingärtner: „Die Aufgabenbereiche im Handel haben eine Spezialisierung hinter sich – was für Kandidaten auch mehr Perspektive und mehr Karrieresteps bedeutet.“ Aufstiegschancen, die man nicht nur für neue Mitarbeiter transparent machen müsse. „Die großen Häuser im Handel wie P&C oder Wöhrl beschäftigen sich natürlich schon lange mit Personalentwicklung. Für Mitarbeiter gilt dieselbe Regel wie für Kunden: Es ist leichter und billiger, einen bestehenden zu halten, als einen neuen zu werben“, ist Florian Weingärtner überzeugt. Bleib bei mir!

Talente schlummern heute nicht mehr im Verborgenen. Jeder gute Mitarbeiter exponiert sich – ob nur im eigenen Netzwerk oder


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„Wer schreibt, der bleibt – ganz so einfach ist es im Vertrieb auch nicht mehr.“ Florian Weingärtner, Invest Service

„Das in Europa abgebaute Personal ist jetzt wieder gesucht.“ Oliver Schneider, Partner HFT Consulting

in digitalen, sozialen. Weiden, auf denen selbstverständlich auch jene grasen, die mit ihren Anrufen, E-Mails oder Nachrichten über Xing und LinkedIn zum Wechseln verleiten. Jürgen Müller: „Es ist eine durchaus wechselfreudige Branche und die Geschwindigkeit nimmt zu, die Bindung hingegen ab.“ Gibt sich die Branche ein Stelldichein, sind auch die Headhunter nicht weit. „Rund um die Messen ist die meiste Bewegung im Markt und selbstverständlich sind wir da auch präsent“, erklärt Oliver Schneider. Ist der geeignete Kandidat ausgemacht, ist die Jagd eröffnet: „Den Anruf am Arbeitsplatz gibt es eigentlich ganz selten. Man weiß immer einen anderen Weg, um mit dem Kandidaten in Kontakt zu kommen. Ich sage immer, wir sind wie die gute Mafia der Branche. Wir kennen immer einen, der einen kennt, der einen kennt“, meint Oliver Schneider mit Augenzwinkern. Die Versprechen an ihre Auftraggeber sind dabei unterschiedlich. Während es sich Andreas Fleischmann zum Erfolgsrezept gemacht hat, „immer nur einen Kandidaten, nämlich den Besten“, zu präsentieren, nehmen Jürgen Müllers Hartmann Consultants die ganze Branche unter die Lupe. „Unsere Stärke ist der Research: Wenn jemand einen 114 style in progress

Retail-Geschäftsführer sucht, bekommt er einen fundierten Marktüberblick, alle relevanten Kandidaten werden gescreent.“ Unter Federführung des Personalberaters finden dann beide Seiten zusammen – und ist die Tinte unter dem Arbeitsvertrag erst trocken, sind die Kuppler immer noch zur Stelle. Schließlich ist das Interesse, dass es dem Bewerber im neuen Job gefällt, durchaus Eigennutz. Ist doch selbstverständlich, dass innerhalb eines halben Jahres kostenfrei nachbesetzt würde, trennten sich die Wege. „Nachhaltigkeit ist eine unserer Grundleistungen als Personalberater. Wenn wir zwei Seiten erfolgreich zusammenführen, erreichen wir Nachhaltigkeit“, konstatiert Florian Weingärtner. Beim Nehmen dieser letzten Hürde, dem Onboarding des neuen Mitarbeiters in die Unternehmensstruktur, heißt es für die Berater Nerven beweisen. Denn nicht selten fühlt sich die interne Human Ressources Abteilung unterlegen, wenn die Stelle von außen und per Personalberater besetzt wird. Kein Wunder also, dass die Mittler nicht müde werden, zu betonen, dass sie in keine Konkurrenz zur Mitarbeiterentwicklung treten wollen – und können. Oliver Schneider: „Headhunter können niemals die interne HR

ersetzen, denn da geht es um Personalentwicklung. Wie halte ich meine Leute, wie unterhalte ich meine Leute? Wer diese Fragen heute nicht beantworten kann, hat ein Problem.“ Auch dass man einen Kandidaten von einem Unternehmen loseisen konnte, sei nicht Fehler der HR, so Florian Weingärtner. „Wenn das Personalmanagement gut ist, kann sich das Unternehmen nichts vorwerfen lassen, wenn ein Mitarbeiter zieht.“ Zumal gerade die neue Generation an Arbeitnehmern auch ein anderes Denken aufweise: „Die End20er können von Unternehmen auch etwas erwarten: Sie haben häufig eine sehr gute Ausbildung genossen, sind international und auch so erzogen, dass sie oft sehr selbstbewusst auftreten. Sie sehen die Unternehmen, die um sie werben, als Verhandlungspartner und Lebensabschnitts-Aktionsraum, nicht mehr als berufliche Heimat fürs Leben.“

Sachen Exklusivität. Weil man mit A arbeitet, darf man mit B nicht arbeiten – manchmal ist das absurd. Die Hürden, die hier zu nehmen sind, sind zweifellos höher als in andern Branchen.“ Ein bestehender Kunde genießt demnach besonderen Schutz, aus seinen Reihen zu rekrutieren, würde Verträge und Ehrenkodizes brechen. Jürgen Müller: „In Sachen Exklusivität kann ich keine Zahlen nennen – die ergeben sich von selbst: Man kann nicht für alle Filialisten im Volumen-Segment gleichzeitig arbeiten, sondern muss sich konzentrieren.“ Und wieder: keine Zahlen. Diskretion ist schließlich Teil des Jobs.

Außer Konkurrenz

Während es den Bewerbern offen steht, für welches Unternehmen sie sich entscheiden, sind die Wirkungskreise der Personalvermittler deutlich enger gesteckt. Andreas Fleischmann: „Im Vergleich zu anderen Branchen, wo wir mit allen großen Playern arbeiten, verlangen Modeunternehmen große Zugeständnisse in

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Anzug 2.0

Die Casualwelle schien ihn zu überrollen. Aber gerade der formale Bedeutungsverlust hat dem Anzug erst neue Türen zu einer jungen Zielgruppe, für die er nicht mehr gesellschaftlichen Zwang, sondern stilistisches Statement bedeutet, eröffnet. Eine Bestandsaufnahme. Text: Isabel Faiss. Fotos: Marken

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Egal, ob aktuell voll im Trend oder aus dem allgemeinen Blickfeld verschwunden, der Anzug ist und bleibt entscheidender Umsatzbringer der Männermode. Auf seinen Schultern trägt er immer noch eine enorme Symbolkraft und ist Sinnbild eines sich ständig im Wandel befindenden Wertesystems, das vor allem von der jungen Zielgruppe herausgefordert wird. Eine neue, vom reinen Zweck der Businessuniform befreite Stilistik begünstigt eine Entwicklung, die dem Image des Anzugs sehr gut tut. Die modischen Passformen auf der einen Seite und der hohe Grad an Innovation im Design auf der anderen haben das Genre endgültig entstaubt und gleichzeitig für neue Kundengenerationen attraktiv gemacht. Da wären beispielsweise die Abiturienten und Studenten, die den Anzug gerade wieder für sich entdeckt haben – fast schon als mysteriöses modisches Neuland, denn die Post-68er-Generation,

die Väter der heute 20 bis 25-Jährigen hat überwiegend keinen Anzug mehr getragen. Da geht es um Selbstfindung, das Experimentieren mit alten Werten und die eigene Interpretation von Klassikern und wie immer um einen Gegenentwurf. Sie wollen und müssen sich nicht mehr damit begnügen, ein angestaubtes Image abzulehnen, denn auf sie warten neue Silhouetten, neue Materialien und neue Detaillösungen. Sie müssen den Anzug nicht mehr über einen Sneaker brechen, weil er kulturell heute meilenweit von dem entfernt ist, wofür er noch vor 20 Jahren stand. Es ist so ruhig um das Thema geworden, dass gerade die jungen Zielgruppen völlig ungezwungen an das Genre herangehen. Spielerisch werden die ersten modischen Gehversuche in Kragen und Revers in neuen Kombinationen durchdekliniert. In einer aktuellen Marketingaktion hat die Marke CG – Club of Gents diese Dynamik und


Mit ihren schmalen, schlanken Silhouetten hat die Marke Drykorn als eine der Ersten auf die Nachfrage vor allem der j체ngeren Kundschaft im Handel reagiert. Bis heute z채hlt Drykorn zu den Key-Playern in progressiven, jungen Sortimenten.

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neue Selbstverständlichkeit von jungen Anzugträgern in einem Fotoshooting mit Abiturienten eingefangen. Das Ergebnis spricht für sich. Slim Fit und Skinny Fit

„Beim Anzug besteht nicht die Notwendigkeit der permanenten Neuerfindung. Die Innovation findet auf subtileren Ebenen statt.“ Marco Götz, Drykorn

Eine Marke, die als eine der Ersten wie selbstverständlich schmale modische Silhouetten umgesetzt und vor allem durch ihre ironisch überstilisierte Kommunikationsstrategie die Schwellenangst für jüngere Kunden auf ein Minimum reduziert hat, ist Drykorn. „Unsere Strategie war immer, qualitativ hochwertige Anzüge mit einer sehr modischen Passform zu einem erreichbaren Preis anzubieten. Das war das Erfolgsrezept unseres Einstiegs. Und wir haben damit nicht zuletzt eine völlig neue, hinsichtlich ihrer Sozialisation gar nicht wirklich Anzug-affine Zielgruppe gewonnen“, erklärt Drykorn-Chef Marco Götz. Seit Jahren behauptet sich die Marke als eine der umsatzstärksten im deutschen Handel und ist neben Hugo zur Benchmark des Genres geworden. „Wir haben für uns eine Passform gefunden, die in der Zielgruppe sehr gut funktioniert. Wir könnten das Anzuggeschäft noch deutlich ausbauen, wenn wir mehrere Passformen anbieten würden, aber dann würden wir uns unserer eigenen Glaubwürdigkeit berauben. Mit dieser straighten Aussage sehen wir genügend Umsatzpotenzial in den nächsten Jahren.“ Obwohl Marco Götz beobachtet, dass das Anzuggeschäft an sich deutlich kleiner geworden ist, entwickelt sich das Thema innerhalb der DrykornKollektion in den Umsätzen stetig weiter, gerade der Marktanteil an schmalen Silhouetten vergrößert sich von Saison zu Saison. „Der Anzug ist ein absoluter Umsatzbringer. Das ist ein sehr unaufgeregtes Geschäft mit solidem Wachstum, wenn man keine Fehler macht. Wenn man als Marke einmal eine gute Platzierung und eine Grundstrategie gefunden hat, dann ist der Einzelhändler und auch der Konsument sehr dankbar und vor allem markentreu. Wenn du pro Saison ein paar Innovationen mit einfließen lässt, wenn du die Passformen im Griff hast und die Preislagen realistisch sind, hat man zwar keine Zuwachsraten von 50 oder 100 Prozent, aber dafür ruhige Nächte.“ Bedarf vs. Statement

„Klassische Attitüden werden heute bewusst überzeichnet und modisch affine Männer tragen eine Neuinterpretation des Anzugs.“ Torsten Poschardt, René Lezard

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Apropos ruhige Nächte. Durch die berühmt-berüchtigten Baukastensysteme hat sich das Umsatzpotenzial für den Handel stark erhöht und das Risiko durch die Vororder deutlich verringert, weil sie keine Abschriften verursachen. Marco Götz sieht die zunehmende Verlagerung der Kollektionsthemen in die NOS-Programme durchaus kritisch. Innerhalb der Drykorn-Kollektion hält sich der Anteil daher in Grenzen. „Das Baukastensystem ist natürlich ein Zuckerl für den Handel, weil er von jedem Anbieter die Hosen und Sakkos zusammenstellen kann, in den Größen, die er braucht. Aber es macht das Angebot langweiliger. Ein Großteil der Anzüge wird inzwischen über Baukästen bestritten. Durch den Umsatz, der damit gemacht wird, nimmt man sich selbst die Möglichkeit, neue Dinge zu platzieren. An sich profitieren wir davon, dass unsere Mitbewerber so viele Baukastensysteme anbieten, weil bei uns viele Modethemen gekauft werden.“ Auch Reto Senti, Einkaufsleiter der Schweizer PKZGruppe betont trotz der klaren Umsatzverteilung den hohen Stellenwert der modischen, saisonalen Kollektionen neben den Basic-Programmen – vor allem, um neue Kunden anzusprechen: „Der Anzug ist für uns nach wie vor eine der wichtigsten Produktgruppen. Was momentan sehr gut funktioniert, sind einerseits die Baukasten-


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systeme für den bedarfsorientierten Kunden und auf der anderen Seite sehr modische und spezielle Designs. Der Kunde sucht entweder Nummer sicher oder ein sehr modisches Statement, wobei die Gewichtung noch bei ca. 70 zu 30 liegt. Aber wir spüren, dass die Jungen Anzüge wieder gut und spannend finden, eben weil es diese neuen Passformen gibt. Dafür brauchen wir die sehr modischen Schnitte im Sortiment. Obwohl sie umsatzmäßig noch schwächer sind als die klassischen Passformen. Ihnen gehört die Zukunft.“ „Wir spüren, dass junge Kunden das Thema Anzug wieder gut und spannend finden.“ Reto Senti, PKZ

„Der Anzug als Arbeitsuniform ist ein sehr altes Klischee. Der Kunde denkt heute in ganzen Looks.“ Guido Ostländer, Cinque

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Innovation braucht Kommunikation

Diese Zukunft wurde nicht erst gestern eingeläutet. „Die Innovation in der Anzugmode ist ein fließender Prozess“, sagt Guido Ostländer, Head of Design bei Cinque. „Als in den 1990ern zum ersten Mal die Slim Fits auftauchten, was damals ein schmales Oberteil und eine relativ weite Hose bedeutete, war das eine Revolution. Bis heute hat sich das zu einer extremen Silhouette entwickelt. Wir sprechen mittlerweile in der Spitze von einem Sakko mit einer Rückenlänge von 71 Zentimeter und einer Fußweite von teilweise 34 Zentimeter, das ist Super Slim. Es ist aber nicht damit getan, in die berühmten deutschen Stammabteilungen einen schwarzen schmalen Anzug ohne Extras zu liefern. Damit holst du niemanden mehr ab. Es geht um Details wie das Futter, die Unterkrägen und interessante Knöpfe, die den Anzug spannend machen. Wir haben schon vor Jahren mit KontrastStitchings oder andersfarbigen Knopflöchern begonnen. Das ist heute Standard. Der moderne Kunde erwartet das einfach.“ Das Thema Mann plus Farbe war in der letzten Frühjahr/Sommersaison für viele eine Bauchlandung – wieder einmal. Da kam es einer Sensation gleich, dass nach so vielen Saisons, in denen alle darüber sprachen und nie etwas passierte, endlich die neuen Blautöne kamen. „Das war schon eine kleine Revolution, dass sich diese unheimlich starken Blautöne von Royal bis Tinte so massiv durchgesetzt haben. Früher waren Anzüge Anthrazit, Schwarz, bestenfalls Marine“, sagt Guido Ostländer. Veränderung muss immer klug kommuniziert werden. Wenige Produkte sind so beratungsintensiv wie der Anzug und bei wenigen Produkten stecken in der Beratung so viele Chancen. Die meisten Konsumenten wollen durchaus gefordert werden. Oft reicht es, einen neuen Look glaubwürdig zu visualisieren. Torsten Poschardt, René Lezard Managing Director Sales und Design: „Gerade der Anzug soll doch heute ein Lustkauf sein. Wir würden uns wünschen, dass Anzüge viel stärker als Look mit Hemd, Strick und Krawatte gezeigt werden und so das Bild auf den Flächen emotionaler und lebendiger ist.“ Viel von dieser Lebendigkeit hat letztlich dann doch die von manchen zum Sterbebegleiter der klassischen Konfektion erklärte Casualisierung eingebracht. Hochkaräter wie Etro oder Boglioli haben vorgezeigt, wie natürlich sich das komfortable Tragegefühl der Sportswear und die formale Eleganz der Konfektion verbinden lassen und dem Anzug damit viel von seinem Image als unbequeme Notwendigkeit genommen. Die Entwicklung zeigt nicht zuletzt, wie heterogen die Zielgruppe Mann heute ist. Das Motto „Einer für alle“ funktioniert für den Anzug schon lange nicht mehr. Aber genau diese Differenzierung und die neue gesellschaftliche Rolle, losgelöst von sturer Etikette und dennoch ungebrochenem Sinnbild einer neuen Männlichkeit, führt den Anzug in die Zukunft. Und zwar in eine erfolgreiche.


BREAD & BUTTER BERLIN 14.01. – 16.01.2014 | FASHION WEEK DÜSSELDORF 01.02. – 04.02.2014 | Cinque Showroom | Speditionstraße 17 | Düsseldorf COLLECTION PRÈMIERE MOSCOW 25.02. – 28.02.2014 | ILM 08.03. – 10.03.2014 | GDS 12.03. – 14.03.2014 | Cinque Showroom | Speditionstraße 17 | Düsseldorf CINQUE MODA GMBH | +49 (0)2161 9653 | info@cinque.de | cinque.de | CINQUE SHOES | pluslinks GmbH | +49 (0)2161 308510 | info@pluslinks.de CINQUE BAGS | Roberto Design International GmbH | +49 (0)6751 93500 | info@roberto-design.com


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Ehrlich statt unerreichbar Als Pioniere auf dem Gebiet der Baukastenprogramme für Anzüge hat sich das Unternehmen Creation Gross am Markt fest etabliert. Geschäftsführer Ralph Böhm verantwortet die beiden Marken Carl Gross und CG – Club of Gents. Vor allem bei CG – Club of Gents setzt er auf ein authentisches Gespür für die jüngere Zielgruppe, um den Anzug authentisch zu präsentieren und ihn endlich von seinem hohen Sockel der Unerreichbarkeit herunterzuholen.

Herr Böhm, Mit Carl Gross und CG – Club of Gents haben Sie rechtzeitig die Weichen dafür gestellt, in der HAKA zwei grundverschiedene Zielgruppen anzusprechen. Welche Rolle spielt dabei der Anzug?

Der Anzug hat in den letzten Jahren gerade im jungen Segment einen extremen Zulauf erlebt, daher hat er für uns in beiden Modesegmenten die gleiche starke Bedeutung. Mit Carl Gross positionieren wir uns im Bereich Modern Men Classic neben Marken wie Boss Black Line oder Strellson und setzen vor allem auf sehr hochwertige Materialien. Wir beziehen unsere Stoffe ausschließlich von den besten italienischen Webern wie Cerruti, Guabello, Reda oder Marzotto. In der Kollektion CG – Club of Gents, die sich im Segment Modern Men Premium neben Cinque oder Hugo Red positioniert, legen wir den Fokus auf neue Schnitte und Passformen. Wenn wir den saisonalen Teil der Kollektionen und die NOS-Programme zusammenrechnen, entfallen ca. 60 Prozent unseres Gesamtumsatzes auf das Produkt Anzug. Sind umfangreiche NOS-Systeme, wie sie Ihr Unternehmen anbietet, nicht gleichzeitig ein

Risiko für den Grad an Innovation innerhalb der Kollektion?

Die saisonalen Kollektionen, die über die klassische Vororder laufen, haben in ihrer Bedeutung leider mehr und mehr abgenommen. Über 50 Prozent unseres Gesamtumsatzes tätigen wir heute über NOS-Programme, wenn wir die Umsätze aus beiden Kollektionen zusammenrechnen. Sie dürfen Baukastensysteme nicht mit Monotonie gleichsetzen, Innovation spielt dabei eine große Rolle. Bei CG – Club of Gents kommen z. B. unsere neuesten Fits und die neuen Blautöne in den NOS-Programmen sehr gut an. Wir bieten über 50 verschiedene Dessins baukastenfähig an. Als einer der Ersten, der das Thema in Europa konsequent und nachhaltig etabliert hat, sind wir heute Marktführer für Baukastensysteme, gerade im hochwertigen Bereich. Nichtsdestotrotz bieten wir in jeder saisonalen Kollektion Designs, die alle Trends abbilden, die im Anzug stattfinden. Daraus ziehen wir – sozusagen als Testlabor – auch unsere Bestseller für die Baukastensysteme.

Sicherlich das Zweite. Wir haben für unsere aktuelle Kampagne ein Marketingevent aufgezogen, dass meiner Meinung nach sehr schön zeigt, wie man den Anzug der jungen Zielgruppe glaubwürdig näher bringt. Wir haben ein paar Schüler eingeladen, mit uns ein Shooting zu machen. Nach kürzester Zeit hat sich dabei so eine Eigendynamik entwickelt, dass der Spaß am Anzug, den wir zeigen wollten, einfach echt war. Das war eines der authentischsten Kampagnenshootings, das je für den jungen Anzug gemacht wurde. Die Schüler, die da stehen, präsentieren das Produkt mit einer ganz natürlichen Selbstverständlichkeit. Genau das empfehle ich dem Handel. Eine gezielte Bildsprache kann vor allem junge Kunden wesentlich früher abholen. Das ist eines unserer zentralen Handlungsmotive, auch für die nächsten Jahre.

Wird Anzugmode momentan im Handel richtig transportiert oder sehen Sie da noch Luft nach oben?

Für eine Marketingaktion unter dem Titel „Suits for the next generation“ lud CG – Club of Gents junge Abiturienten zu einem Shooting in Anzügen. Das Event war ein voller Erfolg.

Als Geschäftsführer von Creation Gross verantwortet Ralph Böhm im Headquarter des Unternehmens im fränkischen Hersbruck die beiden Marken Carl Gross und CG – Club of Gents.

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ICH BIN EIN BERLINER. —DANIEL, Berlin

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„Wir verkaufen heute fast nur noch Slim Fits“ Wormland steht mit seinen acht Filialen in Deutschland sinnbildlich für den Wechsel zur jungen Generation, der sich in der Anzugsmode vollzogen hat. Mit einem progressiv gestalteten Sortiment richtet sich das Unternehmen an eine tendenziell junge, modische Zielgruppe. Jochen Vöcker (Einkaufsleitung) definiert seine Kunden allerdings nicht über ihr Alter, sondern über ihr Stilempfinden.

Herr Vöcker, räumen Sie für uns doch mal mit einem Klischee auf: Kauft der deutsche Mann tatsächlich immer noch nur den Boss-Anzug?

Seien wir einmal ehrlich. Das Anzuggeschäft in Deutschland wird seit über 30 Jahren von der Firma Boss bestimmt. Das ist eine Tatsache. Dann kam Hugo mit dazu. Beide Marken haben den Markt all die Jahre ausgemacht. Ich glaube, dass die Zeit reif ist, dass neue Namen nachkommen und sich ihren Marktanteil erarbeiten, aber das ist sehr schwer. Man muss schon den Hut davor ziehen, was Boss in den letzten Jahren geleistet hat. Bisher hat es keiner geschafft, diesem Erfolg Marktanteile abzugraben. Für uns gibt es nur wenige Lieferanten, die

wirklich dagegenhalten können. Zwei gute Beispiele sind zum einen Tiger of Sweden, bei der wir für die Marke viel Aufbauarbeit im deutschen Markt geleistet haben, und zum anderen Drykorn. Das repräsentiert auch unsere wichtigsten Preislagen: Drykorn im Preissegment unter 400 Euro, in der Mitte Boss und Hugo und etwas darüber Tiger of Sweden. Mit diesen Säulen machen wir sehr gute Umsätze. Sie haben vor allem bei jüngeren Zielgruppen viel Erfolg. Welchen Grad an modischer Innovation fragt dieser Kunde nach?

Das Thema Anzug ist mehr eine Frage der modischen Einstellung als eine Frage des Alters. Unser Kunde ist der moderne Mann, obwohl wir schon merken, dass

wir deutlich mehr Anzüge in Größe 44 und 46 verkaufen als in 54 und 56. Innovation wird stark nachgefragt. Sie funktioniert am besten über neue Materialien wie beispielsweise Jacquardmuster, Baumwoll-Polyester-Elastan-Mischungen und Stretch-Stoffe, die man bisher nur aus der DOB kannte und die gerade bei den besonders schmalen Silhouetten sehr angenehm zu tragen sind. Wir verkaufen ja heute fast nur noch Slim Fits. Ein Regular von Boss ist unser weitester Rumpf und selbst der ist schon schmal. Gerade im Silhouetten-Bereich hat sich unheimlich viel getan in den letzten Jahren. Und es kam ja fast schon einer Revolution gleich, wie gut die neuen Blautöne ankamen. Wir reden hier von einem sehr kräftigen Blau, kein Marine. Basics sind gerade der Segen des Handels – oder auch ein bisschen Fluch?

Als Einkaufsleiter bei Wormland differenziert Jochen Vöcker seine Zielgruppe nicht nach deren Alter, sondern nach modischen Stilrichtungen. Ein guter Anzug ist für ihn zeitlos.

Basics haben eine sehr gute Lagerdrehung und dadurch eine hohe Wirtschaftlichkeit, weil sie keine Abschriften verursachen. Bis Samstag wird verkauft, am Montag wird gerechnet und dann gehen die Aufträge zum Lieferanten und der stockt aus seinem NOS-Programm wieder auf. Für uns ist das essenziell, weil wir auch die freien Warengruppen, also den sehr modischen Bereich stark bespielen. Unser Anteil an Basics ist mit rund 45 Prozent nicht vergleichbar mit anderen Mitbewerbern, wo er teilweise bei 70 oder 80 Prozent liegt.

Authentisch und unendlich lässig präsentiert Wormland in seiner aktuellen Kampagne den Anzug als aussagekräftiges, modisches Statement.

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Coolness mit Mehrwert Dual-ism. Mode und Funktion können sich durchaus ästhetisch und zukunftsweisend miteinander verbinden. Das beweist die kleine High-End-Kollektion Dual-ism, die in Kooperation des japanischen Skibekleidungsherstellers Descente mit dem Designer Yono jetzt in die vierte Saison geht. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Dual-ism

Cool, stark, futuristisch. Mit modischem Stilbewusstsein und technischen Innovationen präsentiert sich Dual-ism als Kollektion urbaner Sportswear für Männer. Hinter Dual-ism steht das japanische Unternehmen Descente, das 1935 gegründet wurde und sich im Kern auf Skibekleidung, ferner auf Running- und Bikerwear spezialisiert hat. „Für Descente stehen Innovation und Produktentwicklung im Vordergrund, damit hat sich das Unternehmen eine Marktführungsposition für Activewear erarbeitet“, so Massimiliano Tosi, General Manager Dual-ism Project Europe, Middle East and Africa. Der zweite Protagonist ist der japanische Designer Yono, der bereits für Kollektionen wie Benetton, Brema und die Capsule-Kollektion 66°33 für Napapijri entworfen hat. „Ein echter Pionierdesigner, der Funktion und Tradition perfekt miteinander verbindet“, erklärt Tosi. Technologie vom Feinsten

„From Street to Extreme“, heißt der Slogan von Dual-ism Project. So soll ein Kleidungsstück in vielen Situationen tragbar sein, auf dem Weg zur Arbeit ebenso wie Outdoor. Als Inspiration dienen Militär- und Arbeitsbekleidung der 1940er- bis 1970er-Jahre, um die historischen Schnitte und traditionellen Verarbeitungstechniken mit modernster Technologie zu verbinden. Das Ergebnis ist ein überraschend modernes wie zeitloses Produkt: lässige

Sportswear, die Handwerklichkeit und Schneiderkunst nicht außer acht lässt. Das Modell Mizusawa Down Jacket etwa besteht aus einem Vier-WegeStretch. Statt mit Steppnähten werden die einzelnen Daunenkammern durch Verschweißen geschlossen, für weniger Wärmeverlust und extreme Wasserdichte. Die Jacke kostet 950 Euro im VK bei einer generellen Kalkulation ab 2,6 und höher, je nach Eckpreislage. Eine andere Innovation heißt Trailblazer Jackett aus Kevlargewebe, das mit der Zeit eine Patina erhält. Die drei Layerings lassen sich auch einzeln verwenden: die äußere Jacke bei Regen über dem Blazer getragen oder die abknöpfbare leichte Daunenjacke solo, die darüber hinaus auch einzeln für 250 Euro/VK erhältlich ist. Neu kommen für die aktuelle Saison jetzt Strick und Sweats ergänzend hinzu. Erfolgreiche Versuchsreihe

Der Vertrieb ist dem anspruchsvollen Produkt entsprechend selektiv. Als Importeur für Deutschland und Österreich ist seit Mai letzten Jahres Uwe Lehmann verantwortlich, ehemals Country Manager der Marke Napapijri für Deutschland, Österreich, Schweiz und Osteuropa, der somit entsprechende Marktkenntnisse mitbringt. „Das Ziel sind 80 Premiumkunden in Deutschland“, so Uwe Lehmann. „Die partnerschaftliche und nachhaltige Zusammenarbeit ist uns wichtig. Deshalb gibt es auch keine Outlets und

General Manager Massimiliano Tosi (li.), Designer Yono und Uwe Lehmann, Importeur für Deutschland und Öster­reich, haben mit Dual-ism ein gemeinsames Projekt.

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keine selbst initiierten Onlineverkäufe, um den Händlern zu ermöglichen, sauber und ruhig zu arbeiten.“ Weltweit gibt es bislang 100 Verkaufspunkte im Modemarkt. So ist Dual-ism außer im Heimatmarkt Japan, wo im vergangenen Oktober ein Flagship-Store in Tokio eröffnet wurde, bereits in Italien, UK, Deutschland, Österreich und Spanien erhältlich. „Nun sollen Belgien, Holland, die USA und Kanada hinzukommen“, sagt Massimiliano Tosi. „Wir sind sehr gespannt, wie sich unsere neuen Märkte entwickeln werden.“

Descente LTD • 2 Headquarter in Tokio und in Osaka • 4 eigene Produktions­ stätten in Japan • Dual-ism Project • Jährlich 2 Kollektionen mit 30 bis 40 Teilen • Weltweit 100 Verkaufspunkte, die stärksten Märkte in Europa: UK, Italien und Deutschland www.dualism.descente.com Vertrieb Europa: Matopo Project, Mailand/Italien, T 0039.02.5692491, ufficio@matopo.it Vertrieb Deutschland/Österreich: Target Tech Style GmbH, Uwe Lehmann, Eggstätt/Deutschland, T 0049.8056.902044, uwe.lehmann@tts-dualism.com


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Dual-ism setzt auf urbane Outerwear in zukunftsweisendem Design.

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Innovationen und hoher Modegrad bleiben Markenkern von Deyk.

„Die Hose ist ein Know-how-Produkt“ DEYK. Reality Check bei Deyk. Fachhandel schlägt Stammabteilung. Text: Stephan Huber. Fotos: Deyk

Bei einem Unternehmen, das strategisch so langfristig wie die Herforder Leineweber GmbH denkt, war immer klar, dass es beim vielbeachteten Comeback der Marke Deyk, einst eine der Speerspitzen der New Womensund Menswear, um wesentlich mehr geht, als einfach nur darum, ein paar oder auch sehr viele Damenhosen im Premiumsegment zu verkaufen. Dass dies gelingen würde, war angesichts des Backgrounds ohnehin klar. Und dafür hätte es nicht des akribischen Aufwandes bedurft, mit dem die Markteinführung von Deyk vorbereitet worden ist. Anstoß war vielmehr ein Bewusstsein, für einen sich verändernden Markt und vor allem für eine sich verändernde Konsumentin. Deyk funktioniert also, vergleichbar mit der Formel 1 für Automobilmarken, als Future Lab des Unternehmens. Um so spannender war für die Verantwortlichen der Start unter Echtbedingungen – also die erste Auslieferung im Winter 2013. Deyk-Geschäftsführer Kai Timpe: „Die Erwartungshaltung, vor allem an die Abverkäufe, war sowohl von unserer Seite als auch von Seiten der Handelspartner extrem hoch. Und wir waren sehr erleichtert, dass wir diese Erwartungen erfüllen konnten.“ Wichtige Feedbacks

Herausforderung war nun, die zahlreichen Feedbacks aus dem 114 style in progress

Markt aufzunehmen und in die Weiterentwicklung von Deyk einfließen zu lassen. Timpe: „Die Testkollektionen waren ja modisch bewusst sehr spitz. Wir wollten zeigen, was wir können, und vom Start weg die modische Spitze besetzen. Die Erfahrung, dass die Kundin dies auch annimmt, ist für uns von hoher Bedeutung. Mit den Feedbacks unserer Kunden haben wir nach den beiden Testkollektionen den Modegrad, den Preislagenaufbau und – ganz wichtig – den Passformbereich marktgerecht weiterentwickelt.“ Innovation und ein hoher Modegrad bleiben daher auch Markenkern. Ebenso das Qualitätsprinzip, basierend auf überwiegend japanischen und italienischen Qualitäten mit europäischer Fertigung. Mit zwei neu entwickelten kommerzielleren Passformen wurde aktiv auf Bedarf seitens der Handelspartner reagiert. Die Denimkompetenz, die sich schon in den aktuellen Ordervolumen herausgestellt hat, wird behutsam und produktorientiert ausgebaut. Im Winter 2014 stellt Deyk erstmals auf der Premium in Berlin aus. Nicht zuletzt aufgrund der gewonnenen Erfahrungen, bei welchen Handelstypen Deyk ganz besonders gut funktioniert, für Timpe ein logischer Schritt: „Die besten Ergebnisse erzielen wir im hochwertigen Fachhandel mit hoher Beratungs- und Servicekompetenz. Also in Häusern

wie K&Ö in Graz, Petera in Innsbruck oder Garhammer in Waldkirchen, Reischmann in Ulm, L&T in Osnabrück. Deyk ist kein Produkt für die Stammabteilung. Bei Hosen auf diesem Level geht es um Know-how. Und zwar nicht nur um das Know-how des Produzenten, sondern vor allem auch um das Know-how am POS.“ Über 60 persönliche Produktschulungen wurden deshalb im Jahr 2013 absolviert. Eine Schlagzahl, die man in der Zusammenarbeit mit den Handelspartnern beibehalten will. Nicht zuletzt, weil auch diese Schulungen für die Weiterentwicklung von Deyk wichtige Erkenntnisse liefern. Erkenntnisse, die mit Sicherheit auch bei der Etablierung einer Männerkollektion helfen. Kai Timpe: „Selbstverständlich steht diese Erweiterung bei uns groß auf dem Zettel. Aber wir haben keinen Druck. Frühestens 2015 wird das ein konkretes Thema.“ Ganz der langfristigen Unternehmensstrategie folgend.

www.deyk.com


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Perfektes Entrée grace. Martina und Dietmar Zinnecker haben mit ihrer Kollektion Grace einen rasanten Start hingelegt. Kein Zufall, denn hinter Grace stecken viel Know-how und langjährige Erfahrung. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Grace

Der Stand von Grace war zur Show & Order sehr gut besucht, bei der ersten Präsentation zum Herbst/Winter 2013 ebenso wie im letzten Sommer. „Begeisterte Kunden haben tolle Aufträge geschrieben“, freut sich Dietmar Zinnecker. „Das Produkt kam zur richtigen Zeit, die Kollektion hat gestimmt. Das war das perfekte Entrée.“ Kein Zufallsprodukt

Der Background von Grace ist durchaus professionell. Dietmar Zinnecker hat Stricktechnik studiert, seine Frau Martina Zinnecker Strickdesign. Mit ihrem seit 1990 gegründeten Designbüro Ide Textildesign haben sie viele Jahre erfolgreich Kollektionen im Strick- und Shirtbereich für namhafte Unternehmen entwickelt. Für viele davon haben sie mit ihrer innovativen Designsprache maßgeblich zum Erfolg beigetragen. Grace ist nun ihr erstes eigenes Produkt. Dafür haben die Zinneckers nichts dem Zufall überlassen. Sie feilten an den Teilen bis zur Perfektion, produzierten mit ihren langjährigen Partnern in Hongkong und Istanbul und kooperierten mit ausgesuchten Agenturen für den Vertrieb. Mit dem Ergebnis, dass ihre Ziele für die erste Saison weit übertroffen wurden. Das Design für Grace ist innovativ und eigenständig, aber gleichzeitig auch breit verkäuflich. So teilte sich die erste Kollektion für Herbst/Winter 2013 in die zwei Themen wilde Herzen mit alpenländisch inspiriertem Design und Glamrock, cooler und modern interpretiert. Hochwertige Woll-Cashmere-Qualitäten sind typisch für Grace, ebenso wie besondere Drucktechnologien und liebevolle Details. Das Angebot von Strick, Shirts und Sweats wird mit Mützen und Modeschmuck für ein stimmiges Gesamtbild ergänzt. „Unglaublich, dass schon im August bei 35 Grad alle Wintermützen ausverkauft waren“, so Zinnecker. Klares Konzept

Mit einem konzentrierten Vororder-Angebot von nur 70 Teilen und möglichst großen Produktionsstückzahlen pro

Die Kollektion Grace trifft den Nerv einer breiten Kundschaft.

Modell, pünktlicher Auslieferung und mit nur wenig Lagerware für Nachbestellungen – um Lagerkosten vorzubeugen und um das Produkt begehrlich zu halten. Auch der Vertrieb der bisher nur vier Mitarbeiter starken Firma in Kempten soll selektiv bleiben. Das heißt für Zinnecker, mit den bestehenden Kunden weiterzuwachsen und den deutschsprachigen Kernmarkt um die Benelux-Länder und Skandinavien zu erweitern. „Der Markt war offen für uns und er ist weiter offen“, sagt Dietmar Zinnecker. „Wir freuen uns darauf, dass wir uns bewähren können und bedanken uns bei allen Kunden für diesen unglaublichen Zuspruch.“

Grace Fashion GmbH 500 Verkaufspunkte in Deutschland, Österreich, Schweiz 2 Kollektionen jährlich Preise: Jersey 59 bis 89 Euro im VK Strick: 149 bis 259 Euro im VK, Kalkulation 2,7 bis 2,8 Kundenbeispiele: Breuninger in Stuttgart, Stierblut in München, Wunderhaus in Köln, Different Fashion auf Sylt, Englhaus in Kitzbühel, Strolz in Lech, Feldpausch in Zürich www.grace-fashion.com

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Der Name ist Programm Marc O’Polo. Mit der neuen Damenlinie Pure wirbt Marc O’Polo um die Premiumkundin. Text: Stephan Huber. Fotos: Marc O’Polo

Marc O’Polo ist ein leises Unternehmen. Große Ankündigungen mit dem Megafon sind nicht Sache der Stephanskirchner. Über das seit Jahren stetige gesunde Wachstum freut man sich im Stillen, das verdiente Geld wird strategisch in die Internationalisierung und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens investiert. Die viel beachtete Kampagne mit Jeff Bridges und Amber Valletta war schon fast ein Bruch mit dieser Unternehmensphilosophie, allerdings ein sehr bewusster. „Das ist eine positive Provokation“, bringt es Marketing & Design-Vorstand Andreas Baumgärtner auf den Punkt. Nicht zuletzt mit dem klaren Ziel, die Premiumpositionierung der Marke international zu stärken. Glaubwürdigkeit

Direkt auf die Premiumkundin zielt Marc O’Polo mit der neuen

Andreas Baumgärtner, Marc O’Polos Mann für Marketing und Design.

Linie Pure. Im November 2013 ging mit der Pre-Collection die erste Orderrunde über die Bühne. Der offizielle Startschuss erfolgt diesen Januar mit einer Präsentation auf der Bread & Butter in Berlin. Für diese Weiterentwicklung des Portfolios hat man sich bei Marc O’Polo vor allem eines gegönnt, nämlich Zeit. Denn auch Schnellschüsse gehören nicht zum Repertoire des erfolgreichen Casual-Spezialisten. Andreas Baumgärtner erklärt: „Die Idee gab es ja schon lange. Nachdem wir mit Campus eigenständig und präzise den jungen Markt besetzt hatten, war die Erweiterung unseres Portfolios Richtung Modern Premium nur logisch. Entscheidend war dabei die Frage, wie weit wir stilistisch gehen können, um glaubwürdig, also Marc O’Polo zu bleiben.“ Die Capsule-Collection 10 Pieces war so etwas wie ein Versuchslabor. Damit

konnten Erfahrungen gewonnen werden. Marc O’Polo Pure soll ja kein abgehobenes l’art pour l’art werden, sondern klug das Portfolio erweitern. Denn mit dem angezogenen und cleanen Look von Pure will man einerseits bestehende Kundinnen ansprechen, vor allem aber auch Frauen überzeugen, deren Stil weniger casual und dennoch entspannt und lässig ist. Leise Eleganz

Diese Doppelstrategie erklärt auch, warum Marc O’Polo Pure zwar in Design, Produktion und Vertrieb eigenständig geführt wird, die Linie aber dennoch bei Marc O’Polo integriert ist. Andreas Baumgärtner: „Bei der Entwicklung von Pure haben wir intensiv über die Bedürfnisse der modernen urbanen Frau nachgedacht. Für sie haben wir diese leise Eleganz entwickelt. Feminin, aber reduziert auf das Wesentliche.“ Der Name ist also Programm. In der ersten Saison wird Pure nur in Deutschland angeboten. Mit einer Mischung aus eigenen Stores, bestehenden Premiumpartnern und gezielt ausgewählten Neukunden will man mit rund 100 Partnern starten. Mit je zwei Pre- und Hauptkollektionen pro Jahr, auch diese bewusst auf 60 Teile begrenzt, soll Marc O’Polo Pure in weiterer Folge international gezielt aufgebaut werden. Ohne Eile, still und leise.

www.marc-o-polo.com

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Feminin und sehr essenziell in seiner Designsprache: Die neue Premiumlinie Pure.

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Fair Trade in Tunis: Gardeur garantiert absolute Passformsicherheit und hohe handwerkliche Qualität.

Fair geht vor gardeur. Der Hosenspezialist Gardeur hat sich in den letzten drei Jahren selbst neu erfunden. Neben der Neuausrichtung von Strategie und Markenführung wurde der gesamte Produktionsprozess optimiert. Als vollstufiges Hosenatelier will Gardeur der schnellste vertikale Partner für den Handel werden. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Gardeur

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Über 30 Jahre hatte Gerhard Kränzle im deutschen Textilhandel unter anderem bei Hirmer, Hetlage und Wöhrl gearbeitete, bevor er im Dezember 2010 die Geschäftsführung der Mönchengladbacher Gardeur-Gruppe übernahm. Seit dem Jahr 2000 war Gardeur vom Marktführer ins Mittelfeld abgerutscht, das Markenbild war diffus, die Organisationsstruktur veraltet, der Umgang mit der 1969 ins Leben gerufenen Marke lieblos. Kränzle erkannte das Potenzial des Unternehmens und handelte entsprechend. Eine Markt- und Zielgruppenanalyse der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) brachte wichtige Erkenntnisse für den einzuleitenden Veränderungsprozess. Gemeinsam mit den Mitarbeitern begann Kränzle, Gardeur

von innen heraus auf den Kopf zu stellen, um das Hosenatelier fit für die Zukunft zu machen. Sämtliche Oberteilkollektionen wurden eingestellt und man verabschiedetet sich von allen Produzenten in China. Schwerpunkte der Restrukturierung waren eine ausgeprägte Vertikalisierung, eine Verbesserung der Zulieferkette, Optimierung der Produktionsabläufe sowie die Stärkung des Markenauftritts. Außerdem wurde das Portfolio im Jahr 2012 um die Marken G-Design und Thomas Rath Trousers erweitert. „Heute sind wir in der Lage, im Minimum innerhalb von vier Wochen eine Hose zu entwerfen, zu fertigen und auszuliefern. Früher hat es fünfmal so lange gedauert“, erzählt Kränzle voller Stolz auf sein Team. Damit sind

die Weichen für nachhaltiges Wachstum gestellt. „Wir wollen als Marke über den Fachhandel funktionieren. Unser Ziel ist es, der schnellste vertikale Hosenspezialist zu werden, der dem Handel den höchsten Ertrag bringt“, erklärt er. Eigene Designer, Modellmacher, Laboranten, Schneider und Waschingenieure in Deutschland und Tunesien, die jeden Entwicklungsschritt begleiten, machen das möglich. Dem Markt so nah

Keine drei Stunden Flugzeit von Deutschland entfernt, werden die Damen- und Herrenhosen sozial und ökologisch verantwortlich in zwei eigenen FairTrade-zertifizierten Werken in Tunis hergestellt. Seit 2011 wurden hier mehrere Millionen Euro in qualitätsorientierte Produkti-


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Atelier Gardeur hat sich auf modische Hosen für Damen und Herren spezialisiert.

onsabläufe sowie Schulungsprogramme investiert. „Nachhaltig gefertigte Hosen erfreuen sich immer größerer Nachfrage. Immer mehr Verbraucher sind bereit, mehr für eine Hose zu bezahlen, wenn sie wissen, dass sie fair hergestellt wurde“, sagt Gerhard Kränzle. Alle Fair-Trade-Artikel nehmen am Track-&-Trace-System teil, bei dem mittels einer Kennzahl sämtliche Fertigungsstationen der Ware – vom Baumwollbauern über die Spinnerei, die Weberei und die Produktion bis hin zur Logistik – unter www. fairtrade-deutschland.de nachverfolgt werden können. „Nah am Markt zu produzieren, bring viele Vorteile“, findet Kränzle. „Dank der verbesserten Lieferkette ist es möglich, die Ware in unter einer Woche auf die Fläche zu bringen. Wenn die LKWs samstags im Hafen von Tunis auf die Fähre fahren, sind die Hosen dienstags bei uns im Zentrallager.“ Gardeur beliefert ca. 3.000 Kunden in über 50 Ländern und hat sich neben der Umsatzkonsolidierung in Europa auf die Festigung der Abverkäufe

im deutschsprachigen Raum konzentriert. Zuletzt wurde Dänemark als neuer Markt erschlossen und die Linien Thomas Rath Trousers in Österreich und G-Design in den Niederlanden und der Schweiz eingeführt. Die Kollektion von Atelier Gardeur umfasst ca. 140 Teile zu VKPreisen von 79 bis 119 Euro, rund ein Drittel davon sind NOS verfügbar. Das progressive Label G-Design bietet 45 bis 50 Teile mit VK-Preisen, die im Schnitt bei 149 Euro liegen. Hochpreisiger sind die Hosen von Designer Thomas Rath. Die Linie hält bei durchschnittlich 189 Euro rund 100 Modelle aus Denim, Wolle oder Flachgewebe für Damen bereit. Auf zu neuen Ufern

Seine Kollektionen entwickelt der Hosenspezialist heute anhand eines marktforschungsgestützten Rahmenplans und betreibt intensives Flächenmanagement. „Der Handel hat mit von uns gesteuerten Flächen 2012 rund zwölf Prozent Umsatzwachstum erzielt, im ersten Halbjahr 2013 waren es weitere elf Prozent“, freut sich Kränzle

Gardeur CEO Gerhard Kränzle hat die Weichen für nachhaltiges Wachstum gestellt: „Die hervorragenden wirtschaftlichen Ergebnisse der vergangenen Monate bestätigen unseren Kurs und wir haben noch viel Potenzial.“

über den Erfolg. Seit Dezember leitet Rainer Schnetgöke den nationalen Vertrieb und ist gleichzeitig Geschäftsführer der Gardeur Service GmbH. Schnetgöke, der zuletzt als Sales Director und Mitglied der Geschäftsleitung für MAC tätig war und vorher den Vertrieb für Roy Robson und Brax verantwortete, soll neben der Steuerung der Shop-in-Shop-Systeme und dem Flächenmanagement auch der Marke Atelier Gardeur in Deutschland eine stärkere Präsenz im Handel verschaffen. Unterdessen hat Gerhard Kränzle auch die unternehmerische Verantwortung übernommen und sagt: „Die Mitarbeiter haben viel Leistung und Herzblut in den Veränderungsprozess von Gardeur investiert und ich freue mich, unsere Wachstumsstrategie langfristig mit allen Beteiligten ausbauen zu können. Die Vergrößerung des Logistikzentrums in Tunis, eine eigene Stromproduktion mittels Solaranlage und eine eigene Färberei sind für die Zukunft geplant.“

Die Firma Gardeur wurde im Jahr 1920 gegründet. 2008 hatten die Gründerfamilien Janssen und Roesner das Unternehmen an die Hamburger Capcellence-Gruppe verkauft, die damit begann, eine strategische Neuausrichtung mit Eigenmitteln zu finanzieren. Im vierten Quartal 2013 erwarb die Kränzle Beteiligungs GmbH (51 Prozent) zusammen mit den Beteiligungsfonds der NRW.BANK (49 Prozent) die Anteile der Gardeur-Gruppe vom bisherigen Gesellschafter. Bei einem Jahresumsatz von ca. 90 Millionen Euro beschäftigt Gardeur heute rund 2.000 Mitarbeiter, über 1.500 davon in den zwei eigenen Produktionsstätten in der tunesischen Hauptstadt Tunis.

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Quo vadis Denim?

Schon im Herbst sprachen viele Experten von einem neuen Denim-Boom, an dem in der nächsten Saison nicht alle gleichmäßig partizipieren werden. Wo einst amerikanische oder italienische Brands Denimkultur dominierten, spielen längst viele Player mit. Text: Ina Köhler. Fotos: Hersteller

Zunächst einmal die frohe Botschaft – Denim geht es gut: Viele Händler haben für die Frühjahr-/ Sommer-Saison 2014 mehr blaue Ware geordert als noch vor einem Jahr. Das bestätigt beispielsweise Marco Stein von 7 for all Mankind. „Auf einen bestimmten Style würde ich mich nicht festlegen, Denim läuft generell sehr gut“, sagt er. Auch für

Ihren Ruf als Revoluzzer hat die Jeans schon lange verloren: Dennoch setzen viel Brands in der Kommunikation auf die Macht der Rebellion. Foto: Diesel Store Frankfurt

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die Agentur Unifa gehört Denim zu den Aufsteigern: „Für das erste Halbjahr 2014 können wir das durchaus bestätigen“, sagt Reinhard Haase. „Wobei wir zu Denim auch immer Farbe sowie Black Denim dazurechnen. Im Allgemeinen ist aber zu sagen, dass wir zum Frühjahr/Sommer 2014 mehr Blue Denim verkauft haben als Prints.“

Wer partizipiert am Geschäft? Für das obere Marktsegment scheinen die Claims klar abge­ steckt: „Ich würde den Denim­ markt im Premiumsegment in drei Kategorien einteilen“, sagt unifa-Chef Reinhard Haase. „Im kommerziellen Segment ist nach wie vor 7 for all Mankind stark. Das Fashionsegment teilen sich J Brand, Current Elliott und Dsquared. Im Authentic-Segment sehe ich hingegen True Religion und AG stark dominieren.“ Doch wer kauft in diesem Premiumsegment ein? Ist es vergleichbar mit der Denimmarktmacht von früher? Mitnichten – es ist ein Nischenmarkt. „Jeans dieser Kategorie werden hauptsächlich von sehr erwachsenen Kunden gekauft“, meint Karl-Heinz Müller, der in seinen beiden 14 oz. Stores in Berlin eine riesige Markenauswahl führt: von AG Adriano Goldschmied über Current Elliott bis hin zu spezialisierten Brands wie Momotaro, Tellason oder Gilded Age. „Bei mir im Laden trägt das eher der Kunde oder die Kundin ab 40, ich sehe es definitiv nicht als junges Thema.“ Denim rockt nicht mehr – oder schläft Rock ’n’ Roll?

Jeans als Jugendkultur, Jeans als Rebellion – das war einmal untrennbar miteinander verbunden. Doch wenn Jugendliche

nicht mehr rebellieren, wozu taugt dann noch das ehemalige Statussymbol für Berufsrebellen? Es wird zum Mainstream. Genau das ist der Jeans passiert. Eigentlich kein Grund zur Wehmut, denn das demokratische Produkt verkauft sich prima, nur nicht mehr so stark von den ehemals so gehypten Marken. Warum jedoch immer noch so viele Jeansmarken in ihrer Kommunikation auf dem Rebellionstrip sind, während Jugendliche längst nicht mehr rebellieren? In Deutschland steuern Teenies und Twens auf Kuschelkurs: Eine Generation, die in weitgehender Übereinstimmung mit den Werten ihrer liberalen Eltern lebt und diese als beste Freunde betrachtet, hat kein Interesse an Revolte: Wer gemeinsam mit Papa vor dem Fernseher abhängt, ist kein Rebell. Zur Abgrenzung taugt die blaue Ware nicht mehr. Der Soziologe Klaus Farin bringt es auf den Punkt: „Selbstverständlich verläuft der Prozess der Kommerzialisierung einer Jugendkultur nicht, ohne Spuren zu hinterlassen oder sie gar gravierend zu verändern. Die Verwandlung einer kleinen Subkultur in eine massenkompatible Mode bedingt eine Entpolitisierung dieser Kultur, eine Verallgemeinerung und damit Verdünnung ihrer zentralen Botschaften.“ Verminderte Chancen

also für rebellische Kultmarken, sie bringen sich durch ihre fast nostalgischen Botschaften nur in Erinnerung, wie schön es früher einmal war. Mehr Auswahl

In den guten alten Denimzeiten taugte eine Marke noch zur Identifikation und Abgrenzung. Und es war viel übersichtlicher – amerikanische und italienische Jeansmarken dominierten die Szene. Mit der Marke konnte man das gewünschte Image bestimmen: Das Gros griff zur Levi’s 501, authentische Cowboys zu Wrangler, Lee oder Mustang, Individualisten zu Edwin oder Pepe, modisch inspirierte zu Diesel oder G-Star – und wer etwas mehr ausgeben wollte, kam an Replay nicht vorbei. Heute ist das anders: Eine Vielzahl neuer Anbieter – von Kuyichi bis Nudie – bevölkert mit Authentizitätsversprechen zusätzlich den Markt, internationale Premiumbrands haben ihr eigenes Segment von True Religion bis PRPS aufgemacht. Lifestylemarken wie Marc O’Polo, Tommy Hilfiger oder Ralph Lauren kommen ohne umfangreiches Jeanssortiment nicht aus – und sorgen für Konkurrenz. Und noch etwas hat sich verändert. In den 1990er-Jahren war die Zahl der vertikalen Anbieter überschaubar. Wer zwischen

Vertikalisierung bei Marken: Jeansbrands wie G-Star, Diesel, Levi’s oder Replay errichten eigene repräsentative Stores.

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durch entsprechend höherwertige Produkte gerechtfertigt ist. „Machen wir eine einfache Rechnung auf“, so ein Branchenexperte: „Wenn eine ordentliche Jeans für 20 Euro produziert werden kann, dann schlägt ein vertikales Unternehmen eine 3erKalkulation auf und sie liegt für 59,90 im Laden. Verkauft eine Marke sie über den Einzelhandel oder eigene Stores, dann kostet die gleiche Hose mindestens das Doppelte.“ Als Ergebnis dieser Entwicklung ist das Mittelpreissegment in den vergangenen Jahren schleichend an vertikale Unternehmen übergegangen, zumal diese auch erfolgreich die 1a-Lagen belegen. Marken lernen dazu

Made in USA: AG Adriano Goldschmied setzt nicht nur auf Image, sondern auch auf Produktion in Kalifornien.

15 und 35 eine Jeans suchte und modisch auf sich hielt, der griff zur Markenjeans. Jeans von Vertikalen galten als Ware für Underdogs. Vertikal ist die neue Marke

Das ist heute anders: Zusehends machen Konsumenten keinen Unterschied mehr zwischen vertikalen und originären Brands, das beweisen Untersuchungen. Eine H&M-Jeans ist für sie beinahe so imageträchtig wie eine teurere von der Markenkonkurrenz „Ein Student sieht G-Star als Premiummarke an“, sagt Karl-Heinz Müller. „Im Alltag kauft er sich eher etwas Günstigeres, was er aber auch für eine Marke hält.“ Die Vertikalen haben dazu gelernt, produzieren ähnliche Produkte in den gleichen Fabriken wie die Konkurrenz und bedienen sich darüber hinaus ähnlicher Marketingmechanismen wie die ehemals überdominanten Marken. Jack & Jones hat für seine Premiumkollektion Academy-Award Gewinner Christopher Walken für die Kampagne „Made from 114 style in progress

Cool“ gewonnen. Die Preiskonzepte von Weekday, H&M oder Monki lehren etablierte Brands ohnehin das Fürchten. Der Endverbraucher goutiert, dass er das hochmodische Produkt für die Hälfte bekommt, denn er hat ein feines Gespür dafür, dass nicht jeder Preis

Die Marken setzen als Antidot auf eigene Vertikalisierung – das lässt sich an den vielen Monostores ablesen. Kaum eine der etablierten Brands kommt ohne eigene Shopflächen aus. Die Gründe dafür sind vielfältig: Höhere Margen, größere Auswahl, weniger Ärger mit Wholesale-Kunden, mehr Kontrolle bei der Imagebildung – und die Möglichkeit, die Kunden in eine eigene Imagewelt eintauchen zu lassen. G-Star eröffnete im April 2013 seinen weltweit größten Store in Köln, Diesel machte im Herbst in Frankfurt einen 383 Quadratmeter großen Laden auf. Kaum eine Marke, die nicht gerne Innenstadtlagen besetzen möchte, aus dem sich viele Multibrand-Stores schon sehr lange verabschiedet haben.

Diejenigen, die noch in 1a-Lagen stehen, haben repräsentative Flächen: Bekleidungshäuser wie P&C, Breuninger oder Wöhrl bringen eine breite Markenauswahl. Auch Kaufhäuser wollen schiere Größe: Selfridges hat seine Fläche auf der Londoner Oxford Street im letzten Jahr verzehnfacht. Im 2.400 Quadratmeter großen Denim Studio, von Selfridges großspurig als „größtes Denimdepartment der Welt“ beschrieben, finden sich mehr als 11.000 Styles ganz unterschiedlicher Anbieter und Preislagen, die die Vielfältigkeit und Widersprüchlichkeit des Markts spiegeln – vom Billiganbieter Primark über American Apparel und Levi’s bis hin zu Shop-Konzepten von J Brand oder Designerjeans von Stella McCartney, Alexander McQueen oder Victoria Beckham. Messen entbehrlich?

Wenn der Markt von wenigen Playern besetzt wird und die Marken ohnehin zunehmend über die eigenen Stores verkaufen, wozu benötigt man dann noch den Treffpunkt Messe? „Gerade Multilabel-Stores haben hier die Möglichkeit, Entdeckungen zu machen, damit sie sich mit ihrem Sortiment von der Konkurrenz unterscheiden können“, sagt Karl-Heinz Müller von der Bread & Butter. Gerade die L.O.C.K Halle mit ihren vielen authentischen Anbietern ist ein Beispiel dafür. Doch unübersehbar ist, dass in der Haupthalle im Tempelhof – als

Lifestylemarken wie Tommy Hilfiger, Marc O’Polo oder Ralph Lauren kommen ohne ein eigenes großes Jeanssegment nicht aus – und sorgen für zusätzliche Konkurrenz. Foto: Tommy Hilfiger Store


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Selfridges hat in London mit Denim Studio eine 2.400 Quadratmeter große Fläche geschaffen: Von Primark bis Stella McCartney findet sich ein bunter Querschnitt des Markts.

Folge der Marktentwicklung, nicht mehr überwiegend die großen Denim-Brands, sondern andere Anbieter stehen, die auch Jeans anbieten. „Je weiter eine Marke in ihrem Lebenszyklus ist, umso mehr glaubt sie, auf Messen verzichten zu können“, so Müller. Das bestätigt auch Reinhard Haase für das Premiumsegment: „Für neue Marken ist eine Präsenz auf der Messe sehr wichtig! Für die sich bereits im Markt befindenden Marken ist dies weniger signifikant.“ Terrain wiedergewinnen

Vergleichbare Produkte, höhere Preislagen – wie können Marken verloren gegangenes Terrain wiedergewinnen? Beispielsweise versuchen, transparenter als die anderen zu sein. Gerade im Premiumsegment spielt die Herkunft der Marke beim Konsumenten zunehmend eine Rolle. Doch bedauerlicherweise gehören die Produktionsstätten noch zu den am stärksten gehüteten Geheimnissen der Branche, wenn nicht gerade eine Fabrik in Asien zusammenstürzt. Von jedem Hühnerei ist mittlerweile bekannt, wo es gelegt wurde. Das ist bei Textilerzeugnissen anders. Klar, keiner lässt sich gerne in die Karten schauen – und keine Premiummarke möchte gerne Konsumenten erklären müssen, warum die Jeans, die in der gleichen Fabrik wie die vertikale Konkurrenz produziert wird, im Handel das drei- bis fünffache kostet. Doch manche Hersteller sammeln

mit Transparenz Bonuspunkte. AG Adriano Goldschmied kommuniziert deutlich, dass die Jeans der Marke in Kalifornien produziert werden. „Ein ganz klarer Wettbewerbsvorteil“, sagt Henrik Soller, der die Marke über seine Agentur Komet & Helden in München vertreibt. „Die Jeans hat dadurch eine höhere Wertigkeit. Als uramerikanisches Produkt transportiert sie so ein ganz anderes Image.“ Einen ähnlichen Weg geht Nudie, indem die Marke ihre Produktionsstätten mit dem Slogan: „The Naked Truth about Denim“ offenlegt: Die schwedischen Marke zeigt auf ihrer Website eine Landkarte, auf der die jeweilige Produktgruppe den unterschiedlichen Ländern und Fabriken zugeordnet sind. Ein ausführlicher Audit-Bericht ergänzt die Information zu jeder Fabrik. „Ich glaube, dass es für Konsumenten wichtig ist, zu wissen, wo ihre Produkte herkommen, die sie kaufen“, sagt Sandya Lang, CSR Managerin von Nudie. „Sie können so aktiv darüber entscheiden, wenn sie einkaufen – für uns ein Grund, den Production Guide zu entwickeln.“ Ein Großteil der Jeans kommt aus Europa, 70 Prozent der Gesamtware aus Italien: „Wir haben eine Menge Produkte, die in Europa hergestellt werden“, so Sandya Lang. „Und wir glauben, dass unsere Kunden dies wertschätzen. Das Interesse der Konsumenten ist in den letzten Jahren gestiegen.“ Darüber hinaus produziert Nudie einen

Teil seiner Produkte nach GOTS Standard, arbeitet mit zertifizierter Biobaumwolle – das macht die Marke für Konsumenten, die dafür sensibel sind, glaubwürdig – und darin könnte ein möglicher Mehrwert liegen. Jeanspreise im freien (Preisver-)Fall:

Denn Konsumenten haben ein gutes Gespür für Wertigkeit und Wertverfall. Bedauerlicherweise

wurden sie in den vergangenen Jahren dazu erzogen, dass das Billigste in Bezug auf Markenprodukte gerade gut genug sei. Bestes Beispiel sind die Outlets, ohne die Warenabfluss nicht mehr zu funktionieren scheint. Anlässlich der „Denim Wochen“ im holländischen Outlet Roermond beispielsweise – gerade mal eine gute halbe Fahrstunde von den Innenstädten Kölns und Düsseldorfs entfernt – kosten die vermeintlichen Denimkultobjekte nur einen Bruchteil des Ladenpreises. 20 Prozent und mehr auf den ohnehin günstigen Outlet-Preis bieten die Marken. Preisbrecher an einem beliebigen Oktoberwochenende sind Filippa K mit 29 Euro und Mustang mit 20 Euro pro Hose. Wer damit argumentiert, dass hier ja nur die alte Kollektion verkauft werde, unterschätzt die Intelligenz der Verbraucher. Zumal so richtig bahnbrechende neue Silhouetten für die neue Saison nicht in Sicht sind. „Boyfriend Styles sind sehr beliebt und auch die Röhre oder Leggings verkaufen sich sehr gut“, so Reinhard Haase, er räumt aber ein: „Neue Styles erhoffen wir uns alle, es zeichnet sich momentan aber noch nichts Neues ab.“

Klar in der Kommunikation: Vertikale wie H&M erscheinen beim Verbraucher als Marken – das Image ist hoch.

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Kollateral Ein Kommentar von Stephan Huber, Chefredakteur style in progress

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s war nur eine kleine Randnotiz in der Wirtschaftspresse im Mai letzten Jahres: „Im Zuge der jährlichen Anpassung des Strafzolls hat die EU diesen zum 1. Mai 2013 von sechs Prozent auf 26 Prozent erhöht. Außerdem wurde die Liste der mit Strafzöllen belegten Waren um eine Position (lange Hosen aus Denim für Frauen und Mädchen, Zolltarifnummer 6204 62 31) erweitert. Grundlage ist die VO (EU) 349/2013.“ Effektiv bedeutet das eine Preiserhöhung von 41 Prozent für den Importeur. ür EU-Beamte Alltag im andauernden Wirtschaftskleinkrieg mit den USA, den man sich in etwa so wie eine schleichende Eskalation im Sandkasten vorstellen muss. „Trampelst du meine Burg kaputt, dann trample ich deine auch kaputt und schmeiß dir noch Sand in die Augen.“ Nun kann man auch als überzeugter Marktwirtschaftler triftige Gründe aufzählen, die Einschränkungen des freien Warenverkehrs, also regulierende Maßnahmen wie Strafzölle absolut rechtfertigen. Wenn beispielsweise Produkte unter Bedingungen produziert werden, die arbeitsrechtlich oder umweltpolitisch auch bei nachsichtiger Be-

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trachtungsweise nicht akzeptabel sind, oder wenn Staaten bzw. Volkswirtschaften bestimmte Exportwaren in einem für andere gefährlichen, weil marktverzerrenden Ausmaß subventionieren. So wie das beispielsweise die EU mit ihrer weitgehend fehlgesteuerten Landwirtschaft macht und damit kleinbäuerliche Strukturen in Afrika vernichtet. erlei nachvollziehbare Motive, die eigentlich streng marktwirtschaftlichen Prinzipien folgen würden, spielen aber im munteren transatlantischen Strafzoll-Ping-Pong nicht die geringste Rolle. Ganz im Gegenteil, wie dieses bemerkenswerte Zitat aus einem Bericht des Gesamtverbandes der deutschen Maschenindustrie e.V. – Gesamtmasche beweist: „Die EU erhebt bereits seit acht Jahren Strafzölle auf US-amerikanische Waren im Zusammenhang mit WTO-widrigen Antidumpingpraktiken der USA. Dabei bestraft sie bewusst Akteure, die mit dem Bruch der Handelsregeln gar nichts zu tun haben. Dadurch erhofft man sich Druck auf die US-Regierung durch die betroffenen Branchen.“ eit acht Jahren also. Offensichtlich eine sagenhaft erfolgreiche Strategie. Völlig unbeteiligte

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Branchen und Unternehmen werden willkürlich ausgesucht, wahrscheinlich mittels Flaschendrehen oder Auszählreim. Und da es ja um eine höhere und in jedem Fall die richtige Sache geht, wird der entstehende Kollateralschaden bestenfalls bei einem exzellenten Abendessen auf Spesen ein klein wenig bedauernd zur Kenntnis genommen. Die betroffenen Branchen sind nämlich so ausgesucht, dass meistens eben nicht mehr als eine Randnotiz in den Wirtschaftsnachrichten zu befürchten ist. Dass mit solchen Maßnahmen Unternehmen und ihren Mitarbeitern schnell mal der existenzielle Boden unter den Füßen weggezogen wird, denn nichts anderes bedeutet eine derart groteske Preiserhöhung, die selbstverständlich nicht an den Kunden weitergegeben werden kann, spielt keine Rolle. Mancher mag sich denken: „Naja, geht ja nur um ein paar Jeans.“ Die offensichtliche Willkür und die noch offensichtlichere Macht der Behörden, mit derartiger Willkür zu agieren, sollte aber allen ein wenig Angst einflößen.

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Er läuft und läuft ... Auch zur Herbst-/ Winter-Saison 2014 zeigt der Parka viele Innovationen in punkto Materialien, Farben und Details.

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IM GESPRÄCH 139 HÄNDLERDISKURS

parka-mania

Der Parka hat sich zum absoluten Verkaufshit entwickelt, ein Ende scheint nicht absehbar. Im Gegenteil, das Modethema nimmt zur Herbst-/Winter-Saison 2014 noch mal Fahrt auf. Vier Einkaufsprofis erklären im Handelsdiskurs von style in progress, wie sich der Trend entwickelt und welches Zukunftspotenzial er hat. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Marlino

Patchwork

Clemens Sagmeister / Sagmeister

„Der Parka hat durchaus seine Berechtigung, ist aber nicht alldominierend im Outdoorbereich. Für Herbst/Winter 2014 sehe ich ihn jung und modisch interpretiert, zum Beispiel als kernige Baumwollvariante wie von Closed. Auch neue Farben sind wichtig, etwa ein schönes Tannengrün. Von DSquared2 gab es bereits im Winter 2013 Parkas mit Patchwork, zum Beispiel mit Nylon, Cord und Veloursleder zum VK-Preis von 1.400 Euro, ein Thema, das sich im Herbst/Winter 2014 fortsetzen wird. Daune bleibt wichtig, aber mit weniger Nylon und dafür mehr mit Wolle oder im Materialkombination Nylon-Velours, wie das Etro bereits für die neue Saison gezeigt hat, als kurze knackige Daunenjacke mit abnehmbarer Kapuze. Funktionsfasern wie Thermore sorgen dafür, dass die Jacken warm halten, aber eine knackigere Silhouette haben. Gut verkauft haben sich in diesem Winter Canada-Goose-Parkas. Nachhaltigkeit ist hier ein gutes Verkaufsargument. Die Jacken werden in Kanada produziert und haben eine gute Geschichte.“ Clemens Sagmeister ist Geschäftsführer von Sagmeister Herrenmode. Das 1844 gegründete österreichische Familienunternehmen wird heute in sechster Generation geführt und hat fünf Filialen; in Dornbirn, Bregenz, Feldkirch sowie zwei in Lech. In den letzten Jahren hat sich das Sortiment mit Marken wie Prada, Brunello Cucinelli und Burberry hochmodisch positioniert. www.sagmeister.at

Ein Klassiker im Programm Guido Wallek / Die Jungs

„Parkas laufen bei uns sehr stark, natürlich gerade in Herbst und Winter. Unsere Bestseller sind die Parkas von Parajumpers, für Männer etwas weiter geschnitten, während die Silhouette für Frauen figurbetonter ist. Das Material, eine Polyestermischung, ist sehr robust und unempfindlich bei Regen. Trotz des hohen Preises zwischen 700 und 850 Euro im VK zeigen unsere Verkaufszahlen eine ungebrochene Nachfrage. Manche kaufen sich auch noch den zweiten, dritten oder vierten Parka in einer anderen Farbe dazu. Am gängigsten ist Schwarz, dazu kommt in diesem Winter ein warmes Rot oder Navy. Dass sich der Style aus der MasterpieceKollektion von Parajumpers nur wenig verändert, tut dem Erfolg keinen Abbruch, der Parka ist einfach ein Klassiker im Programm. Vereinzelt werden auch Modelle von Napapijri verkauft und wer es ganz warm haben möchte, greift zum Canada-Goose-Parka mit dicker Daune. Ich denke, der Erfolg des Parkas lässt sich damit erklären, dass er universell einsetzbar ist und einige Funktion bietet, der Parka heute lässt sich nicht vergleichen mit den früher typischen Bundeswehrparkas aus Baumwolle aus den 1980er-Jahren. Heute sind die Parkas deutlich pfiffiger und vielseitiger mit ihren Details und in den Silhouetten. Frauen tragen ihn gern zur Leggings, Männer finden es oft wichtig, dass er über das Sakko passt. So schützt er auch bei Wind und Wetter auf dem Weg zum Konzert oder ins Theater, wo man früher nur den Wollmantel getragen hat.“ Unter den Stammkunden ist es ein geflügeltes Wort, „Ich geh zu den Jungs“ zu sagen, wenn man den Bochumer Store mit dem ursprünglichen Namen In + Out besuchen will, den Guido Wallek, Fikret Özdogan und Burkhard Koch 1998 gegründet haben. Das Sortiment umfasst hochwertige Sportswear für Frauen und Männer mit Marken wie Stone Island, Napapijri, Parajumpers und Canada Goose, ergänzt von Schuhen, zum Beispiel von Timberland und Ludwig Reiter. www.diejungs.eu

Fashionstatement Simone Jörend / Classico

„Der Parka ist eindeutig ein Fashionstatement. Bevor er aufkam, gab es lange nichts Neues im Outdoorbereich. Was ihn so erfolgreich macht? Er sieht lässig und cool aus, besonders zu anderen aktuellen Trends wie zur Skinny Jeans, Lederleggings und Bikerboots. Mal ist er tailliert, dann wieder oversized, mit Fell oder ohne, so spricht er eine breite Zielgruppe und Frauen jeden Alters an. Den Anfang haben bei uns vor zwei Jahren die Parkas von IQ Berlin gemacht, die mit einem VK-Preis von 499 Euro auch heute unsere Bestseller sind. Sie sind mäßig weit geschnitten, mit Tunnelzug in der Taille und allen Details, die ein Parka haben muss. Ein modisches Highlight ist der Oversized Parka von Barbed im Vintage-Look zu 1.600 Euro im VK, der besonders bei großen Frauen toll aussieht. Das Parkathema entwickelt sich zur nächsten Saison weiter, mit gewachsten und gemusterten Oberflächen wie zum Beispiel Camouflage, mit Materialmix wie mit Leder und mit Details wie glanzbeschichteten Strickärmelbündchen. Die Innovation des Innenlebens der Parkas, z. B. mit Sternen-, Leo- und Camouprint auf Kaninchenfellfutter von Labels wie Marlino und IQ Berlin, wird sich weiter fortsetzen. Farblich geht nichts über den Klassiker Olivgrün, allerdings kommen Bordeaux, Navy und vor allem verstärkt Schwarz hinzu.“ Simone Jörend ist Einkäuferin für die neun Classico-Geschäfte in Hamburg und Lübeck sowie das Geschäft Paula und den Onlineshop myclassico.com, die von Christine und Harald Heldmann geführt werden. Der Fokus der Läden liegt auf hochwertiger Womenswear. www.myclassico.com

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Neue Formen Frauke Ortner / Ortner

„Der Parka löst zwar die Daune nicht komplett ab, ist aber eine wohltuende Abwechslung im Outdoorbereich. Die wichtigsten Marken hier sind Woolrich und Moncler als sportive Variante, sowie Bogner für die Kundin mit dem Anspruch einer nachhaltigen, zeitlosen Interpretation. Eine schöne neue Form ist zum Beispiel der Eskimo-Parka von Woolrich mit herausnehmbarem Futter, ein bisschen Military interpretiert und als O-Shape, womit er eine feminine Note bekommt. Generell wird es femininer und luxuriöser, etwa mit Aufnähern, besonderen Knöpfen und – ganz wichtig – mit hochwertigem Fell. Neben Oliv und Schlammtönen spielen weiterhin Schwarz und Beige eine Rolle. Für die neue Saison sind wir offen für weitere Entwicklungen, nach denen wir in dieser Messerunde schauen werden: für Parkas, die sich auffälliger unterscheiden, aber auch für Neues in punkto Daune.“

Die Kombinationsmöglichkeiten eines Parkas geben Endkonsumenten das sichere Gefühl, ihr (teures) Geld gut investiert zu haben. Fotos: Woolrich (l.) und G-Lab

Frauke Ortner ist gemeinsam mit ihrem Mann Jan Ortner Geschäftsführerin von Ortner Dortmund. Das Unternehmen wurde 1864 gegründet. Zum Dortmunder Stammhaus mit einem Sortiment von Design bis Sportswear und Marken wie Stella McCartney, Céline, Reed Krakoff, Brunello Cucinelli ist 2009 der Laden 1864 Ortner mit progressiver Contemporary und 2011 der Store Gipfelstürmer für Outerwear hinzugekommen. www.ortner-dortmund.de

Nächste Saison muss was passieren Silvia Kromer / Elfi

„Wir haben ein sehr multipliziertes Straßenbild; alle sehen seit langem gleich aus. Sicher ist ein Woolrich-Arctic-Parka ein echtes Kultobjekt und wenn es richtig kalt wird, hält ein Parka auch besonders warm, da können gekochte Wolle oder Leder einfach nicht mithalten. Aber ein Modetrend ist der Parka nicht mehr. Für die kommende Saison muss definitiv etwas passieren, auch um die Daune modisch neu zu beleben. Zurzeit und auch im nächsten Winter sind Oversized Strickpullis und Jacken angesagt, für die man ein entsprechend voluminöses Darüber braucht, damit man in Ärmeln keinen Blutstau bekommt. Außerdem halten Daunenjacken umso weniger warm, je enger sie sitzen. In punkto Silhouette gäbe es sicher noch viele Möglichkeiten, ob als Egg­ shape oder als Oversized Variante. Hier könnte sich das Moderad ruhig deutlich schneller drehen.“ Silvia Kromer, die das 1.000 Quadratmeter große Modehaus Elfi in Münster seit 1998 gemeinsam mit ihrem Mann Christian Kromer führt, liebt Brüche und kombiniert gern Gegensätzliches. Das Sortiment des 1952 gegründeten Geschäfts umfasst hochwertige DOB und HAKA mit Marken wie Schumacher, Dondup, + People, Tagliatore und Aglini. www.elfi.de

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Der Parka spielt die Nebenrolle Fritz Rogger / Phänomen, Laube und Gsell

„Sicher ist der Parka ein Dauerbrenner, weil er nützlich ist und warm hält, aber die Daune läuft ihm nach wie vor den Rang ab. Hier sehe ich einfach noch mehr Innovation und Entwicklungsspielraum. So gibt es zum Beispiel Daunenstretch von Montecore für figurbetonte Jacken in verschiedenen Längen. Auch Wolle wird stärker werden, auch gern im Mix als Wendejacke mit Nylon und Daune, ebenfalls von Montecore. Neben der Daune spielt der Parka nur eine Nebenrolle, zumal er in seiner Silhouette wenig feminin ist und sich wesentlich nur in seinen Ausschmückungen wie zum Beispiel dem Labeling unterscheidet.“ Im vergangenen Jahr feierte Fritz Rogger gemeinsam mit seiner Frau Sonja Rogger das 25-jährige Bestehen ihres Familienunternehmens. Das Stammhaus Phänomen in Luzern führt auf 470 Quadratmetern hochwertige Womenswear mit Marken wie Moncler, Boglioli, Tagliatore, Dsquared2, Brunello Cucinelli, Jil Sander und Lareida. Dazu kommt eine 650 Quadratmeter große Filiale namens Laube und Gsell in Baden. www.phaenomen.ch


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142 IM GESPRÄCH

Der Frischmacher Mit seinem Gespür für US-Marken, die wiederbelebt besser als je zuvor performen, hat sich Alberto Raengo einen Namen gemacht. Holubar, die Marke, deren Produkte oft ikonografisch für ein ganzes Segment stehen, ist das Dornröschen, das sich aktuell über Raengos Küsse freuen darf. style in progress im Gespräch mit dem italienischen Unternehmer. Interview: Martina Müllner. Fotos: Holubar

Eingedenk Ihrer Erfahrung mit Refrigiwear und Blauer USA kennen Sie die Herausforderung, kein One-Hit-Wonder zu werden. Speziell der italienische und deutschsprachige Markt tendieren dazu, eine Marke als „die Jacke“ abzufeiern, und sobald die nächste It-Jacke auftaucht, sind die informierten Händler verloren. Wie wollen Sie diesen Effekt bei Holubar vermeiden?

Geld und Zeit investieren, um von Anfang an die Geschichte der Marke zu erzählen, ist essenziell, um einer Marke ein langes Leben zu schenken. Wissen lassen, warum die Marke bedeutsam wurde, eine Führungsrolle einnahm und andere inspirierte. Dann kann die Marke nicht an einem einzigen Produkt festgemacht werden. In die Marketingstrategie übersetzt, heißt das, dass man jedes Jahr eine Kollektion voller Weiterentwicklungen verschiedener Styles präsentieren muss, statt nur die eine Jacke in zwölf Farben. In meiner Vergangenheit haben wir immer, wenn wir gemerkt

haben, dass sich das Interesse des Marktes auf einen bestimmten Style konzentriert, hart gearbeitet, die Aufmerksamkeit auf andere Styles zu lenken, manchmal sogar, indem wir den Topseller limitiert haben. Heute, mit Holubar verstehen die Kunden die Wichtigkeit, mit einer größeren Auswahl in ihrem Store die Marke erlebbar zu machen.

US-amerikanische Jackenmarken scheinen den europäischen, ja, den italienischen Sinn für Stil zu brauchen. Woolrich, Blauer, Refrigiwear, es gibt so viele Beispiele, die beweisen, dass es Italiener besser können. Warum?

Viele US-Heritage-Brands waren in einem Dornröschenschlaf, bis jemand aus Europa oder Japan sie wachgeküsst hat. Die Eigentümer haben häufig das Potenzial ihrer klassischen, traditionsreichen Marken so lange unterschätzt, dass europäische Markenjäger zum Zug kamen.

ihnen vermitteln, sie könnten eine Nacht in der Antarktis überstehen?

Männer sind einfach weniger an den modischen Spielereien interessiert und mehr an der Substanz der Jacke, eine Herangehensweise, als würden sie ein Auto oder Motorrad kaufen. Daher ist eine Jacke mit Wurzeln in der Workwear ganz besonders vertrauensbildend. Geschichte ist ein wichtiges Argumente für Holubar. Was macht sie so wichtig für den Konsumenten?

Geschichte ist ein weiteres Element, das Sicherheit gibt. Darüber hinaus gehen Geschichte und Originalität Hand in Hand und für viele Menschen ist es wichtig, das Original zu tragen.

Funktionalität ist besonders bei Herrenjacken ein wichtiges Verkaufsargument. Warum lieben Männer Marken, die

Holubar wurde von Alice und Le Roy Holubar 1947 als Bergsport- und Workwear-Kollektion eingeführt. Die Marke war stets von Eigenentwicklungen wie dem Mountain Parka geprägt. Die Marke wurde 2010 von der Fritz Srl von Alberto Raengo übernommen. Zwei jährliche Kollektionen für Damen und Herren werden unter anderem auf dem Pitti Immagine Uomo in Florenz präsentiert. Ab 349 Euro VK sind die Jacken, die mit 2,6 kalkuliert werden, zu haben. Sie werden in Europa produziert. In den deutschsprachigen Ländern zeichnet unter Tomislav Grajzar (International Head of Sales) Fabian Weiss für den Vertrieb der Marke verantwortlich. Namhafte Häuser wie Bungalow, Daniels, Different, Engelhorn oder Lodenfrey sind Kunde der Marke.

Heritage modern interpretiert: Holubar.

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Holubar, Fritz Srl, 33170 Pordenone/Italien, sales@holubar.it, www.holubar.it


IM GESPRĂ„CH 143

Alberto Raengo hat eine Liebe zu US-amerikanischen Heritage-Brands. Mit einer Portion ItalianitĂ werden diese zum Fashionobjekt.

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144 IM GESPRĂ„CH

Erst Manhattan, dann Berlin? 2013 weihte Sand seinen In-Store bei Saks Fifth Avenue in New York ein.

Amerikanische Kunden stehen auf die italienischen Stoffe der dänischen Marke Sand. Ob die Strategie auch in Deutschland aufgeht?

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IM GESPRÄCH 145

„Storytelling ist so wichtig!“ Søren Sand über Erfolg in den USA, seine Liebe zu italienischen Stoffen und die Erwartungen nach dem Neustart auf dem deutschen Markt. Interview: Anke K. Pegel. Fotos: Sand

von italienischen Stoffen. Jüngere Generationen schätzen es zudem, wie wir bei Stoffen und Herstellern als Unternehmen soziale Verantwortung übernehmen. Beides muss hohen ethischen Maßstäben gerecht werden. Deshalb möchten wir genau wissen, wie unsere Produkte hergestellt werden. Dann ist Ihr Erfolg in den USA vom Produkt bestimmt?

Das Produkt ist sicherlich wesentlich. Aber man braucht auch die perfekte Organisation. In Ländern wie den USA, wo wir erfolgreich sind, sind die Agenten oder Vertriebe proaktiv. Sie besuchen Kunden, veranstalten Clinics, Roadshows und so fort – all die Kleinigkeiten, die für eine Marke lebenswichtig sind. Wie sieht eine „Sand Clinic“ aus?

Eine Clinic ist eine Art Sand-Universität, wo man sich mit seinen Einzelhandelskunden nach Geschäftsschluss trifft. Man erzählt ihnen alles über die Marke, die Stoffe, die Herstellung, die Geschichte. Diese Art Storytelling ist wichtig für die Verkäufer im Laden: Sie können ihren Kunden etwas über die Marke erzählen, und wenn sie anprobieren und unsere Geschichte hören, sind sie begeistert. Und das ist in den USA passiert?

Genau – unser Eintritt in den nordamerikanischen Markt war extrem erfolgreich und der Abverkauf war und ist sehr hoch. Wir haben heute 185 Premiumkunden, inklusive unserer Präsenz in allen 39 Kaufhäusern von Saks Fifth Avenue neben Michael Kors, John Varvatos, Paul Smith, Dolce & Gabbana, Armani und Burberry. Sand macht sich dort extrem gut, und letzten Monat hat Saks uns mitgeteilt, dass sie im Frühjahr mit uns vier weitere In-Stores in Los Angeles, Washington, Atlanta und Houston eröffnen möchten. Herr Sand, Sie arbeiten eng mit italienischen Webern zusammen. Was hielten die zu Beginn von diesen Dänen?

(Søren Sand lacht) Sie konnten sich eine Hochzeit zwischen italienischen Stoffen und skandinavischem Design vorstellen. Stoffe waren schon immer unser Kernmotiv, so entwerfen wir. Unser Atelier ist in Como, da klopfen Weber an und sagen: Schauen Sie, das hier wollten wir Ihnen zuerst zeigen. Wollen Ihre Kunden wissen, woher die Stoffe stammen – und wenn, ändert sich das mit der Zeit oder von Land zu Land?

Design und Qualität sind für uns beide wichtig. Unsere Kunden lieben Qualität – besonders amerikanische Kunden halten viel

Letzte Saison haben Sie den Neustart auf dem deutschsprachigen Markt begonnen. Was macht Deutschland als Modemarkt so attraktiv?

Wir sind dort schon seit zehn, zwölf Jahren. Aber Deutschland lag bei uns nicht im Fokus. Zudem neigten deutsche Einkäufer zur Stammabteilung und nicht dazu, auf Kollektion zu kaufen. Zum Glück hat sich das geändert und sie kaufen inzwischen mehr Lifestylemarken als früher. Wir sehen in Deutschland großes Potenzial und wir glauben, wir können dort ein bekannter Name werden. Die Deutschen sind offener geworden, was skandinavisches Design angeht, und in den letzten Jahren haben sich unsere Kollektionen stark weiterentwickelt.

Søren Sand beweist, dass sich italienische Stoffe, dänisches Design und internationale Verkäuflichkeit auf einen Nenner bringen lassen.

Deshalb ist es jetzt – nach enormem Erfolg am nordamerikanischen Markt – Zeit, wieder nach Deutschland zu gehen.

Für die Eröffnung Ihres ersten US-Flagship-Stores letztes Jahr haben Sie sich mit bekannten Ladenbesitzern in Los Angeles zusammengetan. Wie hat das geklappt?

Bevor wir unseren spektakulären Sand Concept-Store in Beverly Hills eröffneten, hatten wir schon eine erfolgreiche, lange Kooperation mit Traffic im Beverly Hills Centre. Sie waren mit der Kooperation zufrieden und sahen Potenzial darin, einen Concept-Store allein mit Sand zu eröffnen. Sie fanden auch den perfekten Ort: einen schönen, 230 Quadratmeter großen Laden am Sunset Plaza. Unter den Kunden finden sich Musiker, Schauspieler und andere weltbekannte Promis.

Wird das auch Teil der Strategie für die deutschsprachigen Märkte? Sind für 2014 Shop-in-Shops, Flagship-Stores, Kooperationen oder Veranstaltungen geplant?

Wir haben recht viel Erfahrung mit ConceptStores und Shop-in-Shops. Derzeit haben wir ungefähr 95 In-Stores und Concept-Stores und im Schnitt eröffnen wir ein bis zwei im Monat. Da erscheint es uns ganz natürlich, dasselbe auch in Deutschland zu tun. Es wird die Marke stärken und unsere Einzelhandelspartner unterstützen. style in progress 114


146 IM GESPRÄCH

„Die Bread & Butter bleibt eine Fachmesse!“ Mit seiner Ankündigung, die Bread & Butter für den Endverbraucher zu öffnen, hat Karl-Heinz Müller wieder das Gesetz des Handelns übernommen und in einer zunächst einmal völlig überraschten Branche jede Menge Fragen ausgelöst. style in progress hat die Wichtigsten gestellt. Interview: Stephan Huber. Text: Isabel Faiss. Foto: Bread & Butter

Karl-Heinz, die Bread & Butter will sich ab Sommer 2014 für Endverbraucher öffnen. Aber jeder soll dann ja doch nicht kommen, oder?

Wenn man die letzten Kampagnen, die wir mit der Bread & Butter gemacht haben mal verfolgt, dann fällt einem auf, dass wir schon immer alle Marktteilnehmer wie Marken, Händler und Konsumenten miteinander verbunden haben. Unsere Kampagne im letzten Sommer hieß nicht umsonst Connect. Unsere jetzige Kampagne heißt „Ich bin ein Berliner“, womit wir uns ganz bewusst zu Berlin bekennen. Seit November haben wir eine neue Homepage, auf der es einen Business Part und ein Lifestylemagazin gibt, die Zahl unserer Follower in den SocialMedia-Foren wächst seitdem rasant. Damit wollen wir den an Streetwear und Urban Wear interessierten, Lifestyle affinen Konsumenten ansprechen – und das nicht nur hier in Berlin, sondern international. Wir wollen das schaffen, indem wir uns verstärkt auch mit den Marken und Händlern connecten, denn jeder arbeitet ja gerade auch massiv im Bereich Social Media und mit interaktiven Websites. Wichtig ist – wie bei einer normalen Messe auch –, dass möglichst viele passende Konsumenten erreicht werden und wir über dieses System auch die richtigen Zielgruppen ansprechen können. Was bedeutet das für die Bread & Butter als Fachmesse?

Die Bread & Butter bleibt eine Fachmesse für Profis! Daran werden wir auch in Zukunft nichts ändern. Darum werden wir das selbstverständlich splitten. Es soll ja nicht so sein, dass der Endverbraucher und der professionelle Einkäufer gemeinsam auf die Messe kommen, denn der Profi braucht seine Ruhe, um zu arbeiten. Er wird nach wie vor über unser Guest Management mit einem kostenlosen Ticket 114 style in progress

eingeladen, während sich der Endverbraucher über unsere interaktive Website ein kostenpflichtiges Ticket buchen kann. Es wird künftig zu Beginn einen Pressetag, dann zwei Profitage und anschließend zwei Publikumstage geben. Wir werben hauptsächlich über Social Media, weil wir dadurch auch die richtigen Leute bekommen. Das Ticket wird einen kleinen Betrag kosten. Wir rechnen auch mit dem Support der Marken und sogar der Händler, denn am Ende des Tages werden alle etwas davon haben, wenn der interessierte Kunde auf die Messe geht und sich quasi Appetit holt.

Die Bread & Butter wird also künftig fünf Tage dauern. Steigen dann die Kosten für die Aussteller?

Wir haben im Moment einen Quadratmeterpreis von 380 Euro und werden diesen auf 400 Euro anheben. Das ist eine geringe Erhöhung für zwei weitere Tage und es reicht kaum, um die weiteren Kosten zu decken. Man kennt dieses gemischte Konzept von Messen wie der IAA in Frankfurt oder der Baselworld. Aber für eine Modemesse ist das Neuland. Ab dem vierten Tag wartet eine völlig andere Zielgruppe auf die Marken. Was sollen die Aussteller den Endverbrauchern denn genau zeigen?

Das Prinzip bleibt ja das gleiche: Jeder stellt das Neueste und Beste vor, das er hat. Man will den Endverbraucher doch begeistern und überzeugen. Natürlich ist die Frage gerechtfertigt, wie wir das auf den Modemarkt umlegen wollen und klar kann sich eine Marke auch denken, die Sommersaison ist zu diesem Termin ja noch nicht gelaufen, es gibt Sonderprogramme der auslaufenden Saison und man könnte die Messe als Sale-Plattform nutzen. Aber das würde ich niemandem raten, weil es dem eigenen Image nicht weiterhilft. Die zweite

Möglichkeit wäre, bereits die Herbst-/Winter-Kollektion zu zeigen.

... die zu diesem Zeitpunkt ja schon in den Läden ist.

Und es würde bedeuten, dass man über Nacht aus dem Messestand einen Store machen müsste. Auch das ist nicht unbedingt interessant für den Endverbraucher, denn das gleiche Angebot findet er bereits in den Stores. Außerdem wollen wir nicht den größten Lifestyle DepartmentStore der Welt aufbauen – was wir dann wären. Wir wollen dem Händler ja keine übermächtige Konkurrenz aufbauen, indem wir Direktgeschäfte abwickeln. Es wird definitiv nicht verkauft! Ich würde dem Endverbraucher daher genau die gleiche Kollektion zeigen wie dem Händler, nur mit VK-Preisen. Wenn man den Luxusbereich beobachtet, mit den Schauen in Paris oder Mailand, auch da sind die Looks kurz danach im Netz und in den Modemagazinen. Man spricht über die neue Saison und zeigt die Entwürfe. Das interessiert den modischen Kunden einfach und das gleiche sollten wir auch auf der Messe tun, um ihn zu animieren und zu motivieren, in die entsprechenden Läden zu gehen. Endverbraucher kommen nicht zum Arbeiten, sondern um unterhalten zu werden. Wie wird das Rahmenprogramm?

Wir haben immer ein großes Rahmenprogramm gehabt und das werden wir noch verstärken. Neben der Opening Party werden wir jeden Abend etwas bieten und wir gehen auch davon aus, dass die Marken die Gelegenheit zur Promotion nutzen werden, beispielsweise durch Catwalks. Ich selbst war immer wieder platt von den G-Star-Shows auf der Messe. Hätte der Endverbraucher das sehen können, glaube ich, dass das einen sehr positiven Effekt auf die Marke gehabt hätte. Wir


IM GESPRÄCH 147

„Wenn man eine Revolution startet, muss man immer mutig sein!“ Karl-Heinz Müller

haben durch die Eintrittsgelder, die die Endverbraucher zahlen – und wir rechnen mit mehreren zehntausend Besuchern – ein ordentliches Budget zur Verfügung, mit dem man tolle Bands einladen kann. Am Ende soll das ein gigantisches Lifestyle Festival werden.

Welche Marken und Unternehmen möchtest du mit diesem Konzept ansprechen? Denn es geht ja in Bereiche hinein, die über das bisherige Portfolio der Bread & Butter hinaus reichen. Diese Plattform wäre doch hoch interessant für vertikale Anbieter und große Onlinehandelsunternehmen, die dort die direkte Face-toFace-Kommunikation mit ihren Kunden herstellen könnten. Wird sich die BB auch für solche Aussteller öffnen?

Das Aussteller-Portfolio wird sich natürlich verändern. Ich glaube, dass ein vertikaler Anbieter wie H&M sein neuestes Konzept sicherlich gerne dem Endverbraucher präsentieren würde. Ich glaube aber auch, dass es für Marken im erweiterten Lifestylebereich interessant

ist. Wir sprechen hier alle Marktteilnehmer an und nicht nur Fashionmarken, die ausschließlich an Händler verkaufen. Leider hat die Zahl der Independent Retailer in den letzten Jahren abgenommen, denn viele machen ja auch eigenen Umsatz über Onlinestores und eigene Läden. Es wird also sehr viel breiter gefächert sein und es wird spannend, was sich daraus entwickelt. Letztendlich buhlen alle um den Endverbraucher, denn er ist der ultimative Kunde für die Aussteller und die Händler, der über Erfolg oder Misserfolg bestimmt. Die Marken werden sich sehr anstrengen und es wird auch neue Aussteller geben.

Das ist ein wesentlich radikalerer Schritt als damals die Entscheidung für Barcelona. Wird die Branche das verstehen?

Wenn man eine Revolution startet, muss man immer mutig sein. Nicht nur ich, sondern auch die Marken, die mitmachen. Ich wurde ständig gefragt, what’s next? Dann tauchte das Gerücht mit Istanbul auf. Aber ich glaube nicht, dass unsere Branche aktuell einen Standortwechsel

braucht. Berlin ist hundertprozentig richtig für das, was wir tun. Und trotzdem müssen wir mit der Zeit gehen. Die Etablierung der großen Vertikalen als ernst zu nehmende Konkurrenten im Bereich Lifestyle ist ein Phänomen der letzten Jahre, wie auch die aktuelle Entwicklung, dass sich die Vertikalen jetzt diversifizieren – alleine H&M hat inzwischen sechs verschiedene Konzepte. Der klassische Multibrand-Retailer muss sich etwas einfallen lassen, er muss eine Nische besetzen. Und es ist ganz wichtig, dass er diese Nische auch findet. Diesem Anspruch müssen wir mit unserer Messe gerecht werden und uns überlegen, wie wir dem Händler und der Marke helfen können. Wir können nicht einfach so tun, als ob alles noch wie früher sei. Hast du dich mit Schlüsselpartnern abgestimmt?

skeptisch. Aber in den Wochen danach sind dann die Meisten auf mich zugekommen und haben gemeint: „Wow! Ich finde die Idee sehr visionär und richtig! Das kann der Schlüssel sein, die Marken wieder stärker in den Markt gegenüber den vertikalen Konzepten zu bringen.“ Ich glaube, dass so eine Veranstaltung den Marken hilft, wieder in den Fokus der Endverbraucher zu gelangen. Das ist mein großes Ziel und ich gehe davon aus, dass die Meisten dabei sein werden. Aber natürlich ist es auch ein Risiko. Eine Messe in der Größe der Bread & Butter wird auf Dauer nur Bestand haben und wichtig bleiben, wenn wir uns ständig neu erfinden. Und dafür müssen wir die Endverbraucher mit einbeziehen, denn nur so kommen wir am Ende des Tages ein Stück weiter.

Im August letzten Jahres habe ich einigen engen Vertrauten dieses Konzept vorgestellt. Das Feedback war sehr unterschiedlich. Ehrlich gesagt, waren die Meisten im ersten Moment style in progress 114


148 IM GESPRÄCH

„Ein früher Termin alleine macht keinen Sinn“

Sie will die Düsseldorfer Schuhmesse künftig stärker als Plattform für Marken positionieren: GDS-Director Kirstin Deutelmoser.

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IM GESPRÄCH 149

Die GDS rückt ab Sommer 2014 nicht nur zeitlich nach vorne, sondern gestaltet auch ihr bisheriges Hallenkonzept neu.

Nicht nur terminlich ist die Schuhmesse GDS nach vorne gerückt, auch konzeptionell geht die GDS in Düsseldorf neue Wege. style in progress sprach mit GDS-Director Kirstin Deutelmoser über die Veränderungen. Text: Ina Köhler. Fotos: GDS

Was waren die wichtigsten Beweggründe für die konzeptionelle Veränderung der GDS?

Ein früherer Termin alleine macht für uns als Messeveranstalter keinen Sinn. Wir haben viel versucht in den vergangenen Jahren und vieles davon ist vom Markt angenommen worden; der große Sprung ist uns nicht gelungen. Für uns ein Grund, uns den Gesamtmarkt anzuschauen und zu entscheiden, wie sich die Messe künftig innerhalb der Branche positionieren will. Wichtigstes Ergebnis: Dem Handel fehlen zu Beginn der Saison orderauslösende Informationen, um Schuh- und Accessoiresortimente besser planen zu können. Bieten das nicht schon die Messen in Berlin?

Diese fokussieren sich auf Bekleidung und bieten immer nur eine Teilinformation. Zudem sehen wir dort nicht den gesamten Schuhmarkt repräsentiert, nur ein gewisser Prozentsatz des Schuhhandels geht nach Berlin, auch aus dem Ausland fehlen wichtige Einkäufer. Sowohl Händler als auch Hersteller sagen, dass es dort eher um den Total Look geht, aber nicht um Detailinformationen für Schuhe und Accessoires. Welche Veränderungen wird die neue GDS im internationalen Messekalender auslösen?

Immer mehr Schuhe kommen aus dem Lifestyle- und Modebereich, das hat in den letzten Jahren auch zu einem vorgezogenen Orderprozess geführt. Die Terminverlegung der GDS ist eine Reaktion auf diese Entwicklung. Sowohl die Micam als auch die Lineapelle haben die Zeichen ebenfalls erkannt und ihre Termine nach vorne verlegt. Grundsätzlich wird dies auch eine Veränderung für andere Messen und Orderveranstaltungen bedeuten. Der Orderprozess wird sich insgesamt terminlich nach vorne bewegen.

High Street, Pop Up und Studio abgedeckt.

Welche Entwicklungen prognostizieren Sie den Messen – bei einer schrumpfenden Zahl von Marktteilnehmern. Werden sie kleiner?

Zumindest gehen wir nicht davon aus, dass wir uns massiv vergrößern. Es geht darum, einen Marktüberblick zu schaffen. Wofür stehen Marken – und wie will man sich künftig inszenieren? Dafür kann die Messe einen passenden Rahmen schaffen.

Welche Reaktionen gab es auf Seiten der Hersteller und Händler?

Sehr unterschiedlich – einige fanden es gigantisch, andere hatten Zweifel wegen der Terminierung. Unsere Aufgabe ist es, auch kleineren Herstellern zu zeigen, dass es der richtige Weg ist. Was wollen Sie beim Konzept verbessern?

Wir waren in Bezug auf das Thema Information immer schon ganz gut – durch die Schauen oder durch Trendinformation. Das führen wir weiter. Zum anderen wollen wir die Hersteller bei ihrem Markenauftritt unterstützen. Den Gesamtmarkt muss man durch verschiedene Shoppingwelten abbilden – das wird durch die neuen Segmente

Die neue GDS Ein früherer Termin ab Sommer 2014, neue Segmente und die Erweiterung des Sortiments um Accessoires soll künftig die GDS stärken und internationalisieren. Im Mittelpunkt stehen künftig die Markenpräsentationen. Drei Segmente kennzeichnen die kommende GDS: High Street steht für die Haupteinkaufsstraße mit wichtigen kommerziellen Marken, Pop Up greift urbane Trends auf und Studio richtet sich an individuelle Premiumbrands. 30. Juli bis 1. August 2014 www.gds-juli-2014.de www.gds-online.de

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SUIT UP

Fotos: Sascha Heintze Artdirektion & Produktion: Mody Al Khufash Models: Josue (Banana’s models), Kevin (Major models)

Links Sakko: Windsor Pullover: Windsor Hemd: Eton Krawatte: Windsor Hose: Closed Rechts Jacke: Etiqueta Negra Anzug: Joop Hemd: Eton Krawatte: Joop style in progress 114


152 MODE

Hut: Stetson Trenchcoat: Schneiders Anzug: Habsburg Pullover: Joop Hemd: RenĂŠ Lezard Krawatte: Cinque Socken: COS Schuhe: Floris van Bommel 114 style in progress


Hut: Stetson MODE 153 Mantel: G-Lab Blazer: Dr. Denim Hemd, Fliege: Herr von Eden Hose: Alberto

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154 MODE

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MODE 155

Links Mantel: Anthony Morato Blazer: Dondup Hemd: Gloriette Krawatte: Herr von Eden Hose: Windsor Socken: COS Schuhe: Floris van Bommel Rechts Anzug: Drykorn Hemd: Closed Fliege: Herr von Eden Schuhe: Scarosso style in progress 114


Hinten 156 MODE Anzug: RenĂŠ Lezard Schuhe: Wolverine Vorne Hut: Stetson Jacke: Handstich Anzug: Strellson Hemd: Dockers

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MODE 157

Links Kappe: Herr von Eden Blazer: Swiss Chriss Weste: Denham Hemd: Aglini Krawatte: Eton Hose: Marc O’Polo Schuhe: Floris van Bommel Rechts Blazer: Georg Maier Weste: Joop Hemd: Strellson Einstecktuch, Krawatte: Cinque Hose: Alberto Schuhe: Red Wing style in progress 114


the knit Fotos: Stefan Milev Artdirektion & Produktion: Mody Al Khufash Haare/Make-up: Ute Hildenbeutel Foto-Assistent: Dunja Antic Fashion-Assistent: Tanya Min Jee Ellis In Zusammenarbeit mit Bananas Models Paris: WaĂŤl, Stephan Wiesinger, Josue Michael, Corentin Renault, Martin Rocchia, Hadrian Mazelier, Benoit Heraud, Ricardo Merini Shot at Studio Light Kitchen Paris Spezieller Dank an Alex Sossaha

Pullover: Bomboogie

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Pullover: Tommy Hilfiger

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160 MODE Pullover: Drykorn M端tze: Mountain Force loves Warm-Me

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MODE 161 Pullover: Jet Set

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162 MODE Pullover: 1913 Berlin

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MODE 163 Pullover: Blauer USA M端tze: Warm-Me

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164 MODE Pullover: 5 Preview

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MODE 165 Pullover: Strellson

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Camoblue Fotos: Harling & Darsell Art Direktion & Produktion: Mody Al Khufash Haare/Make-up: Julie Skok Model: Lila @ Izaio models Fashion-Assistenz: Tanya minjee Ellis

Sonnenbrille: Lozza Jacke: Giorgio Brato Bluse: Aglini Top: Blaumax Jeans: Bleulab 114 style in progress


Jeansjacke: Replay Jacke: Edwin Bluse: AG Adriano Goldschmied Shorts: Replay Leggings: My T-Shirt

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168 MODE

Links

Cape: G-Star Raw Bluse: Mother Jeans: Deyk Schuhe: Dr. Martens Rechts

Dauenjacke: Handstich Jackett: Tribeca Bluse: Hilfiger Tasche: George Gina & Lucy Jeans: J Brand Schuhe: Dr. Martens 114 style in progress


MODE 169

Jackett: Blaumax Weste: Airfield Bluse: AG Adriano Goldschmied Jeans: Mavi Schuhe: Ndc Made by Hand style in progress 114


Kappe: Stetson 170 MODE Jacke: Blauer USA Hemd: Replay Rock: LTB

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Lederjacke: Replay MODE 171 Jacke: Duvetica Hemd: Aglini

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172 MODE

Links

Jacke: Gas Bluse: No Ego, Yes Eco! Kleid: Closed Schuhe: Converse Rechts

Jackett: AG Adriano Goldschmied Weste: AG Adriano Goldschmied Jeans: True Religion Schuhe: Dr. Martens 114 style in progress


MODE 173

Jacke: Vintage Blazer: Giorgio Brato Bluse: Replay Hose: Blaumax style in progress 114


174 VOR ORT

München und seine Traditionen. Im Hofbräuhaus inmitten der Innenstadt bekommt man einen Eindruck davon, wie viel Wert die Münchner auf ihren angestammten Platz legen. Über jedem Stammtisch hängt das Wappen mit den Namen der jeweiligen Gründer. Wer hier mit am Tisch sitzen möchte, muss sich dafür erst qualifizieren.

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VOR ORT 175

München – (Kaufkraft)Stern des Südens

Off & Co zog im August vom einst so gehypten Stadtteil Schwabing in die Innenstadt Münchens. Das Ende einer Ära? Der Beginn einer neuen. Ein einzelnes Bekenntnis dieser Größenordung hätte an sich ausgereicht, um das große Potenzial des Standorts Münchner Innenstadt zu unterstreichen. Text: Isabel Faiss. Fotos: Nicole Wawrzinek, Julian Henzler, Eugen Gebhardt

Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen Münchens Innenstadt hat in den letzten zwei, drei Jahren eine Schlagkraft entwickelt, die alleine wegen ihrer konträren Entwicklung zu den meisten deutschen Innenstädten verblüfft. Die Bayernmetropole war zwar immer schon für ihre überdurchschnittlich kaufkräftige Kundschaft ein attraktives Einzugsgebiet und ihre großen, krisenfesten Flaggschiffe in Form von inhabergeführten Unternehmen inmitten der Altstadt bekannt, doch die neu entfaltete Eigendynamik deutet klar auf einen Tempowechsel hin – mit noch höheren Drehzahlen. Ein paar Momentaufnahmen aus dem vergangenen Jahr: Im April wird das neue Großprojekt Hofstatt auf dem ehemaligen Gelände der Süddeutschen Zeitung im Südwesten der Innenstadt mit rund 18.000 Quadratmeter neue Bürofläche und 15.500 Quadratmeter für den Einzelhandel eröffnet. Unter anderem Abercrombie & Fitch, Hollister, Adidas, J. Lindeberg und Codello ziehen ein. Gleichzeitig wird ein Teil der angrenzenden Sendlinger Straße zur Fußgängerzone. Beide Maßnahmen beleben auch das dahinterliegende Hackenviertel, das in den letzten Jahren durch die Sogkraft der Hauptschlagader Kaufingerstraße an mäßiger Frequenz litt. Zeitgleich eröffnet die Maison Louis Vuitton in der ehemaligen Residenzpost in der Maximilianstraße. Das nächste Schwergewicht folgt im Oktober: Auf 19.000 Quadratmeter Fläche zieht Sport Scheck in das neu gebaute Pschorr-Haus auf der Neuhauser Straße ein. Über 100 Millionen Euro investierte die Bayerische Hausbau in das

Projekt, das schon zwei Jahre vor Fertigstellung komplett vermietet war. Lodenfrey und Hirmer präsentierten sich nach Umbauten und Restrukturierungen teilweise oder ganz in neuem Look. Zahlreiche neue MonolabelStores wie Stone Island, Gant, Red Wing und Karl Lagerfeld kamen hinzu. Off & Co zog an den Promenadeplatz und damit in die direkte Nachbarschaft zu Lodenfrey, Theresa und den Fünf Höfen. Dank der Revitalisierung des Brienner Quartiers und vor allem seit 2003 die Fünf Höfe eröffneten und der Laufkundschaft damit eine riesige neue Fläche zur Verfügung stellten – ehemals war das gesamte Terrain Hochsicherheitstrakt der Hypo Bank –, wurden auch auf der Nord-Süd-Achse parallel zur Theatinerstraße neue Laufwege erschlossen. Daniels eröffnete im August im Palais an der Oper, im Dezember zog Apropos an den Promenadeplatz gegenüber des Bayerischen Hofs, was Klaus Ritzenhöfer als „Off-Lage, wie wir sie lieben“ bezeichnet, die er bewusst gewählt hatte, weil „man in Frequenzlagen keine Beratung, wie wir sie uns wünschen, bieten kann und der inhabergeführte Modeeinzelhandel die Mieten in 1A-Lagen gar nicht bezahlen kann. Das geht nur mehr für große Marken, die ihre Flaggschiffe aus Marketingbudgets bezuschussen.“ Fußläufig und klar gegliedert

Solvente Mieter sind in München schnell gefunden, denn in der Innenstadt ist die Nachfrage gegenüber dem Angebot seit Jah-

ren in eine ungesunde Schieflage geraten. Es werden Mietpreise mit Spitzenwerten von bis zu 400 Euro pro Quadratmeter aufgerufen und die Stadtverwaltung muss mehr oder weniger machtlos dabei zusehen, wenn frei werdende Flächen an internationale Filialisten vergeben werden – rund 90 Prozent der Immobilien in der Innenstadt sind in Privatbesitz. „München ist die einzige Metropole in Deutschland, die ihre 1A-Lagen stetig erweitert. Die Innenstadt ist das absolute Flaggschiff der Stadt. Von 1,7 Millionen Quadratmeter Verkaufsfläche im Einzelhandel entfallen alleine 450.000 auf die Innenstadt. Das ist quantitativ ein Spitzenwert. Von insgesamt rund zwölf Milliarden Euro Umsatz im letzten Jahr machte die Innenstadt mit fast vier Milliarden ein Viertel aus. Im Durchschnitt erwirtschaftet der deutsche Einzelhandel etwa 3.600 Euro pro Quadratmeter Flächenleistung. In München liegt sie bei 6.700 Euro, in der Innenstadt sogar um die 10.000 Euro“, erklärt Angelus Bernreuther von der BBE Handelsberatung. In seinem Handelsatlas 2013 erhob er die wichtigsten Parameter für den Einzelhandel in München. Positiv wirke sich neben der höheren Kaufkraft der Einwohner (durchschnittlich 123 Euro Einzelhandelskaufkraft statt durchschnittlich 100 Euro im Rest Deutschlands) vor allem die geografische Lage der Innenstadt als fußläufiges, klar gegliedertes und komprimiertes Zentrum aus. Auch ein Verdienst der Stadt, sagt Bernreuther: „München hat ein Zentrenstyle in progress 114


176 VOR ORT München – (Kaufkraft)Stern des Südens

„In Deutschland ist München gerade der interessanteste Standort.“ Markus Höhn, Lodenfrey

„In weniger als fünf Jahren wird München meiner Meinung nach die erfolgversprechendste Stadt in Europa sein.“ Carlo Rivetti, Stone Island

konzept und achtet peinlichst genau darauf, wo sich Einzelhandel ansiedelt. Im Vergleich zur Einwohnerzahl haben wir sehr wenige Shoppingzentren außerhalb der Innenstadt, was zur Konzentration auf das Zentrum beigetragen hat. Daneben existieren jedoch auch sehr vitale Stadtteilzentren sowie auch einige Trendlagen mit kleinteiligem, individuellem Handel, was zur Attraktivität der Gesamtstadt im Einzelhandel natürlich sehr viel beiträgt.“ Ein Platz an der Sonne?

Die Münchner Innenstadt ist momentan ein Musterbeispiel für spannenden Einzelhandel und einen gesunden Branchenmix. Die großen Säulen sind lokale Player wie Lodenfrey, Ludwig Beck, Hirmer, Konen, Sport Schuster, Sport Scheck oder Dallmayer, der Bayerische Hof und Kustermann. Sie sind die stabilen Marken mit internationalem Renommee. Verdiente Lorbeeren, auf denen 114 style in progress

sich die Stadt gerne ausruht. Diese Säulen stehen, stabil, aber in einem zunehmend unruhiger werdenden Umfeld. Ständig eröffnen neue Flagship-Stores von Marken, die die Stadt als Schaufenster nutzen und das große Potenzial des Standorts erkannt haben. Prominente Beispiele im letzten Jahr haben gezeigt, dass in der Innenstadt der einen Platz bekommt, der am meisten zahlt, unabhängig davon, ob das dann den fünften H&M auf 100 Metern bedeutet. Das Traditionshaus Maendler wich aus seiner Adresse in der Theatinerstraße für den neuen Mieter Mango, der Münchner Kindermodeanbieter Schlichting zog auf die Maximilianstraße, weil das alte Ladengeschäft in der Theatinerstraße nach dem Umbau des Hauses an H&M vermietet wird. „Gerade ein attraktiver Standort wie München wird von internationalen Marken und Ketten ins Visier genommen. Jeder möchte hier einen eigenen Store eröffnen und das treibt die Preise für Mie-

ten natürlich stark in die Höhe. Irgendwann kommt dann der Punkt, an dem lokale Händler einfach nicht mehr mithalten können oder wollen. Aktuell ist München mit seiner Mischung aus lokalen Department-Stores, Boutiquen und Monobrands noch sehr vielschichtig. Aber mit jedem Neubau in der Stadt verschiebt sich die Gewichtung mehr und mehr“, sagt Christian Greiner von Ludwig Beck. Markus Höhn von Lodenfrey sieht die Verantwortung vor allem bei den Unternehmern selbst, ihren Standort durch viel Engagement hochwertig zu halten. „Ich glaube, dass wir in München stark genug sind, zu zeigen, dass das eine neben dem anderen existieren kann. Die Vermengung von vertikalen Konzepten neben High End Brands ist gelernt, das ist der momentane Zeitgeist. In Deutschland ist München gerade der interessanteste Standort, auch getrieben dadurch, dass wir eine andere Struktur haben als beispielsweise Düsseldorf oder

Hamburg, weil wir noch so viele Individualisten am Standort haben. Die Anstrengungen der Stadtverwaltung zielen darauf ab, dieses Niveau zu halten und diese Entwicklung zu fördern, zumindest bremst sie sie nicht – sonst hätten wir einen solchen Durchbruch nicht erlebt. Wir haben genügend gesunde Mittelstandsunternehmen. Und durch die Konkurrenz ist der Druck für alle hoch, sich immer wieder zu erneuern und interessant zu gestalten. Das ist meiner Meinung nach der Motor, der München so attraktiv macht und das hohe Niveau halten lässt.“ Auch den Zuzug von Kollegen wie Daniels und Apropos nehmen die Münchner Platzhirsche unisono sportlich, obwohl das den Grad an inhaltlichen und konzeptionellen Überschneidungen erhöht. Frank Troch, Geschäftsführer von Hirmer sieht den Zuwachs entspannt: „Jeder Händler, der sich in München darstellt, hat einen gewissen Anteil an Ware, die er präsentiert.


VOR ORT 177 München – (Kaufkraft)Stern des Südens

„München wird gerade erst richtig hochwertig. Die Stadt wird von vielen immer noch völlig falsch eingeschätzt.“ Henrik Soller (rechts) und Florian Ranft, Komet und Helden

„In München tut sich enorm viel. Es eröffnen ständig neue Konzepte. Wichtig ist, dass die Handschrift und der Charme einer Stadt erhalten bleiben. Das geschieht aber meist nur durch lokale Player.“ Christian Greiner, Ludwig Beck

Ich halte es für antiquiert, dass man Marken wegsperren muss, damit sie ein anderer nicht bekommt. Denn letztlich leben alle Häuser von ihrem Ambiente und ihrer Beratungsintensität, vom Charme, den sie versprühen, und dem Serviceangebot. Das ist unser Wettbewerb untereinander.“ In diesen Wettbewerb mischen sich vermehrt internationale Firmen, wie seit Oktober letzten Jahres auch Stone Island mit einem Store auf der Maximilianstraße. Für Inhaber Carlo Rivetti war die Standortwahl lange im Voraus klar, er erklärt sie am eindrücklichsten anhand einer kleinen Anekdote: „Wir hatten gerade erst ein paar Tage geöffnet, als ein Kunde aus Usbekistan zu uns in den Laden kam, der die Marke davor nicht kannte, aber im großen Stil einkaufte. Er begründete seine Entscheidung mit einem Satz, der für mich das beste Beispiel dafür ist, warum diese Location in dieser Stadt ein Muss für uns war: ‚Ihr seid auf der Maximilianstraße

vertreten, das heißt, dass ihr eine wichtige Marke seid!‘ Die Maximilianstraße ist eine der bedeutendsten Einkaufsstraßen der Welt mit einer unglaublichen Zukunft. Luciano Benetton sagte einmal zu mir: ‚Wenn du mit einem Store erfolgreich sein möchtest, brauchst du drei Dinge: Location, Location, Location.‘“ Im Gegensatz zu Berlin, das gerade als Modemetropole gehypt wird, sieht Carlo Rivetti in München mehr Potenzial für das Premiumgenre. „In weniger als fünf Jahren wird München meiner Meinung nach die erfolgversprechendste Stadt in Europa sein. Was sich nicht nur über den attraktiven Kunden entscheidet. Ich bin sehr stolz, Teil davon zu sein. Wahrscheinlich ist es das erste Mal für uns, dass wir an einer so strategischen und wertvollen Adresse eröffnen konnten.“ Der Einzelhandel handelt einzeln

In München scheint es an

starken Unternehmern und Durchsetzungsvermögen nicht zu mangeln, wohl aber an Unterstützung von öffentlicher Seite. „Wir bringen in gewissen Gremien wie dem Stadtrat unsere Meinung ein und haben auch den Eindruck, dass man gehört wird. Die Stadtverwaltung hat es natürlich nicht einfach. Aber, wie wir alle, darf sich auch die Stadt nicht auf den Lorbeeren ausruhen, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten verdient wurden. Insofern wünscht man sich natürlich immer Initiative von der Stadt. Als Institution in München ist es unser eigenes Interesse, die Qualität am Standort hoch zu halten. Und wir wären keine Unternehmer, wenn wir dies nicht auch mit viel Eigeninitiative verfolgen würden“, sagt Frank Troch von Hirmer. Auch sein Kollege Oliver Commentz, Leiter Marketing bei Hirmer sieht die Verantwortung für die Qualität des Standorts nicht nur bei den Unternehmen selbst: „Die Marke München liegt

in der Hand von vielen, aber insbesondere auch in der Politik. Auf der Qualität, die in dieser Marke steckt, kann man sich nicht blind verlassen. Ich spüre ein deutlich gestiegenes Bewusstsein, dass die Marke München im Miteinander weiterentwickelt werden muss. Wir alle können nicht nur darauf bauen, dass zwei Wochen im Jahr das Oktoberfest stattfindet.“ Konzepte, die sich zum Ziel gesetzt haben, solche Eigeninitiativen zu bündeln und damit eine kritische Stimme in der Lokalpolitik zu erhalten, gibt es in München viele. Prominentestes Beispiel ist der Verein City Partner, der seit 2004 die Interessen, Engagements und Initiativen von Unternehmern aus allen Branchen in der Münchner Innenstatt vertritt. Der Vorstand des Vereins setzt sich aus dem Who-is-Who der lokalen Unternehmerprominenz zusammen. Darunter Peter Inselkammer (Platzl-Hotel, Sprecher der Innenstadtwirte), Jannik Inselkammer (Augustiner style in progress 114


178 VOR ORT München – (Kaufkraft)Stern des Südens

„Ich mag die Stadt. Sie hat etwas südliches, zumindest für uns Rheinländer.“ Markus Daniels, Daniels

auch eine gewisse Strahlkraft nach außen hat, die neue Laufwege erschließt und neue Lagen gerade auch für kleinere Geschäfte attraktiver werden lässt“, sagt Wolfgang Fischer. Der Kuchen war nicht so groß!

Bräu), Peter Eberle (Konen), Innegrit Volkhardt (Bayerischer Hof ) und Undine Weidener (Galeria Kaufhof ). Organisiert werden gemeinsame Aktivitäten wie die verlängerte Einkaufsnacht „Nachtschwärmer“ und man setzt sich aktiv in Fragen der Verkehrs- und Straßenplanung ein, ist aber vor allem auch ein Sprachrohr der Unternehmen und dient als Netzwerk. Hauptziel ist, die enormen Potenziale der Innenstadt als Schaufenster und Motor klar und positiv zu profilieren und erfolgreich zu vermarkten. Wäre das nicht Aufgabe der Stadt? „Es war sicherlich ein Defizit in der Außenvermarktung der Stadt, auf das die Wirtschaft mit der Gründung von City Partner reagiert hat. Die beste Lösung ist immer, alle an einen Tisch zu bringen, damit alle an einem Strang ziehen, aber das ist in München etwas speziell aufgrund von Traditionen und gewissen Strukturen“, erklärt Wolfgang Fischer von City Partner. Er ist auch Mitglied im Vorstand des 114 style in progress

Brienner Quartierts, ebenfalls eine Eigeninitiative findiger Hausbesitzer, die sich rund um die Brienner Straße zusammengeschlossen haben, um ihren Teil der Innenstadt mit einem entsprechenden Branchenmix hochwertig zu halten und als Marke zu etablieren. Neben der Hofstatt und den Fünf Höfen ist das Brienner Quartier eines der großen Prestigeprojekte, das als Antwort auf die manchmal fragwürdige Mieterwahl in der Innenstadt einen Mikrokosmos nach eigenen Vorstellungen schafft. Ist das die Richtung für die Zukunft? „Es geht in diese Richtung, auch unterstützt durch die Stadtplanung. Wir haben strukturell gesehen eine sehr kompakte, runde Innenstadt mit einer Kreuzförmigen Fußgängerzone, wo das Angebot an Flächen viel geringer ist als die Nachfrage. Gerade die Fünf Höfe sind ein gutes Beispiel dafür, wie man einen interessanten Branchenmix schafft, dessen Wirkung nicht nur die Ergänzung des Angebots untereinander ist, sondern der

Henrik Soller und Florian Ranft, Inhaber des Woolrich-Stores im Brienner Quartier sind aktiv an so einem Mikrokosmos beteiligt. Henrik Soller bewertet dieses Modell zwar als sehr attraktiv, sieht darin aber keine realistische Lösung für die Zukunft der Innenstadt. „Realistisch ist dieser Ansatz auch für München nicht. In den Innenstädten bestimmt ausschließlich die Wirtschaftlichkeit. Auch ein Konzept wie das Brienner Quartier war nur in einer 1B-Lage am Rande der Innenstadt und abseits der großen Einkaufsstraßen möglich. Wenn sich ein Vermieter in einer 1A-Lage für einen Filialisten entscheiden kann, der ihm Höchstpreise anbietet, dann wird er auch in Zukunft kaum die Mühe auf sich nehmen, statt dessen ein individuelles Einzelhandelskonzept mit lokalen Unternehmen anzustreben.“ Gemeinsam planen die beiden Inhaber der Agentur Komet und Helden auch einen eigenen MultibrandStore für 2014. Der Laden soll zwar in der Innenstadt liegen, jedoch abseits der Fußgängerzone und der touristischen Shoppingmeilen. „Selbst wenn es auf einer der Haupteinkaufsstraßen dafür bezahlbare Lagen gäbe, würde es uns nicht dorthin ziehen. Dort sind nicht die Kunden, die wir ansprechen“, sagt Florian Ranft, der damit in erster Linie auf den Status quo des Münchner Tourismus anspielt, der sich gerade erst von einer bisher auf Quantität angelegten Strategie hin zu mehr Qualität entwickelt. Auch Henrik Soller

sieht die Entwicklungen in den letzten Jahren in Münchens Zentrum nicht ganz so rosig, wie es die Akteure der Innenstadt gerne darstellen: „München wird gerade erst richtig hochwertig. Die Stadt wird von vielen immer noch völlig falsch eingeschätzt. Der von der Stadt München geförderte Tourismus war lange Zeit ein ganz grauenhafter Billigtourismus. In den letzten Jahren hat sich das Niveau endlich verbessert, was auf das Engagement von Unternehmern zurückzuführen ist, die hochwertige Gastronomie, Galerien und Einzelhandelskonzepte etabliert haben und sehr viel dafür getan haben, dass die Stadt eine gewisse Hochwertigkeit bekommt. Davor war es nicht so, dass jeder vom fetten Münchner Kuchen etwas abhaben wollte, sondern der Kuchen war einfach nicht so groß. München hatte zwar immer die Maximilianstraße als Luxusmeile. Aber um ehrlich zu sein, die Maximilianstraße als sensationelle Shoppingmeile zu bezeichnen, ist lächerlich, weil Städte wie Mailand diese Klasse an Läden in einer Seitenstraße abbilden. München entwickelt sich gerade erst.“ Den aktuellen Wettlauf sehen die einen als große Chance und Antriebsmotor für München, die anderen als Zerreißprobe für eine Innenstadt, die gerade zum großen Sprung angesetzt hat. Der Anteil kaufkräftiger arabischer, asiatischer und russischer Touristen ist in den letzten Jahren überproportional gestiegen, die Mieten allerdings auch – ein direktes Risiko für den Einzelhandel in der Innenstadt und ein indirektes für die ganze Region. Während der Tourismus qualitativ und quantitativ wächst, wandern immer mehr Firmen und Privatpersonen aus der Altstadt ab. Spitzenpreise mit bis zu 18,30 Euro pro Quadratmeter für eine Mietwohnung und rund 5.000 Euro pro Quadratmeter Kaufpreis für eine Eigentumswohnung (160 Prozent über dem Bundesdurchschnitt) sind ein langfristiges Problem, das alle auf dem Schirm haben sollten. Denn die Essenz des Erfolgs sind in München noch immer die Münchner.


VOR ORT 179 München – (Kaufkraft)Stern des Südens

Wer vorne mit dabei bleiben will, ... ... muss was dafür tun. Frank Troch, Geschäftsführer von Hirmer in München weiß, wovon er spricht. Das Stammhaus des Familien­unternehmens gilt als eine der großen Säulen des Erfolgs, auf dem man sich in München aber nicht ausruht. Nur wenige Meter vom geografischen Mittelpunkt der Stadt entfernt, steht diese Säule – stabil und in sich niemals still. Text: Isabel Faiss. Fotos: Hirmer

Das Traditionshaus Hirmer liegt mit seiner prädestinierten Location inmitten der Münchner Innenstadt direkt an einer der Hauptschlagadern des Einzelhandels, der Kaufingerstraße. Ein turbulentes Umfeld, das in den letzten Jahren zunehmend von internationalen Handelsketten besetzt wurde. Warum es gerade deshalb so essenziell ist, sich immer wieder neu zu erfinden, um das hohe Niveau zu halten, zeigt Hirmer durch stetige Weiterentwicklung im Sortiment, dem aktuellen Flächenausbau und auch der inhaltlichen Expansion in neue Genres. Herr Troch, München ist ein attraktiver Standort für viele internationale Marken, aber auch für die unmittelbare Konkurrenz. Wie ist das mit dem Platz an der Sonne, wird es langsam eng?

Es wird zumindest enger. Das hat aber vor allem einen positiven Nebeneffekt. War der Leistungsdruck unter den großen Platzhirschen in der Stadt bisher ohnehin schon groß in der Bemühung, sich durch Besonderheit, Persönlichkeit und Service vom anderen abzugrenzen und weiterzuentwickeln, so wird er jetzt auf ein neues Level gehoben. Konfektion internationaler Marken wie Ermenegildo Zegna oder Canali sind sozusagen das Herzstück des neuen Hirmer Studios. Ergänzt wird das Angebot durch hochwertige Lifestylekollektionen von Marken wie Armani Collezioni, Paul Smith, Mastai Ferretti oder Belstaff.

Seit August letzten Jahres präsentieren Sie auf über 9.000 Quadratmeter Gesamtfläche neue Stilwelten wie Landlust, Loft und vor allem auch das neue Schmuckstück Hirmer Studio. Wie genau sieht der neue Hirmer heute aus?

Hirmer-Geschäftsführer Frank Troch sorgt im Münchner Stammhaus des Unternehmens für stetige Innovation.

Wir sind ein Haus, das seine Philosophie in der Stammabteilung begründet. Sie ist als Rückgrat unseres Hauses geblieben und wird auch für die Zukunft unsere Basis sein. Aufgrund des veränderten Kaufverhaltens unserer Kernzielgruppe – es gibt nicht mehr nur den Mann, der bedarfsorientiert einkauft, sondern auch den, der das Erlebnis sucht – haben wir seit 2007 im Haus sehr intensiv diskutiert, wie wir uns darauf vorbereiten. Daraus resultierten einige grundlegende Entscheidungen. Zum einen, dass wir mehr Fläche brauchen, damit wir uns besser darstellen können und der Ware mehr Luft und Raum lassen können. Um den Ansprüchen unserer Zielgruppe gerecht zu werden, haben wir unser Markenportfolio entsprechend aufgestellt und erweitert und auch das Ladendesign weiterentwickelt. So entstanden neue Stilwelten wie Landlust, unser Studio, die neue Schuhwelt mit einem einmaligen, sehr attraktiven Mix im Bereich der Business-Schuhe oder die neue Abteilung Loft für die etwas jüngeren Kunden. Damit ummanteln wir quasi unser Rückgrat, die Stammabteilungen mit zusätzlichen Erlebnis- und Lifestylewelten. Das Studio stellt ein inhaltliches Upgrade dar. Ist die Mitte, für die Hirmer lange Zeit stand, in München zunehmend unattraktiver geworden?

Ganz im Gegenteil. Wir haben zwar ein gewisses Upgrade voll-

zogen, indem wir neue hochkarätige Marken wie z. B. John Lobb exklusiv mit hinzugenommen haben oder sie auf einer deutlich größeren Fläche präsentieren, wie u. a. Ermenegildo Zegna, Burberry oder Stone Island. Aber unsere Einstiegspreislagen haben wir dabei nicht verlassen und unsere mittleren Preislagen haben wir eher noch ausgebaut. Durch die Erweiterung im hochwertigen Sortiment des Hirmer Studios ist das Haus insgesamt ein Stück teurer geworden, aber der Kunde, der bei uns im Stammhaus ein Hemd für 40 Euro sucht, findet das in der gleichen großen Auswahl wie früher auch. Dies ist uns ganz wichtig, wie auch die großzügigere Nutzung der Fläche zur Steigerung der Atmosphäre und des Einkaufserlebnisses. Wir haben in den letzten sieben Jahren rund 3.000 Quadratmeter Gesamtfläche hinzubekommen, das sind 37 Prozent mehr Fläche. Davon wurden rund 2.200 mit Ware gefüllt und 800 als Freiraum gelassen, wo wir Platz für Erlebnispräsentationen und Aktivitäten geschaffen haben.

Hirmer Kaufingerstraße 28 80331 München/Deutschland www.hirmer-muenchen.de Eröffnung neue Flächen: September 2013 Inhaber: Hirmer GmbH & Co KG Verkaufsfläche: 9.000 qm

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180 VOR ORT München – (Kaufkraft)Stern des Südens

Das neue Off & Co lässt der Ware deutlich mehr Fläche und Platz, um zu wirken, vor allem im Eingangsbereich im Erdgeschoss.

Das Besondere zieht ein Off & Co/München. Die Adresse an der Belgradstraße in Schwabing hatte Uli Off damals völlig zurecht gewählt. Und völlig zurecht hob die Geschäftsführung von Lodenfrey diese Entscheidung jetzt wieder auf. Off & Co zog letzten September in die Münchner Innenstadt, dorthin, wo dieses besondere Konzept bislang fehlte und einen sehr fruchtbaren Nährboden fand. Text: Isabel Faiss. Fotos: Nicole Wawrzinek, Off & Co

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Fast Tür an Tür schmiegt sich Off & Co in seiner neuen Adresse am Promenadeplatz 1 an die ehrwürdigen Gemäuer des Lodenfrey-Hauses an. Direkte Synergieeffekte schließt der Inhaber und neue Nachbar Markus Höhn, Geschäftsführer der Lodenfrey GmbH allerdings von vorne herein aus. Seit der Übernahme von Off & Co 2008 war es erst einmal ziemlich ruhig um den weit über die Stadtgrenzen Münchens hinaus bekannten Concept-Store, der für sein außergewöhnliches Konzept aus hochwertiger Designermode kombiniert mit jungen, neuen Marken berühmt war, geworden. Ebenso ruhig, wie um den ehemaligen Standort in der Belgradstraße in Schwabing. Der Umzug war obligatorisch. „Wir sind mit der generellen Ent-

wicklung bei Off & Co seit der Übernahme sehr zufrieden, haben aber auch gemerkt, dass sich dieses hochwertige Konzept am Standort Schwabing nicht mehr aufrecht erhalten ließ“, sagt Markus Höhn. „Wir brauchen eine gewisse Grundfrequenz und auch ein gewisses Umfeld, das es dort in diesem Segment nicht mehr gab. Deswegen sind wir in die Innenstadt gezogen. Gleichzeitig ist es für uns ein weiteres Bekenntnis für das direkte Umfeld von Lodenfrey, für die Fashionkompetenz rund um den Promenadeplatz, wo sich durch Unternehmen wie Theresa, Lodenfrey, Off & Co und auch Apropos ein so anspruchsvolles Umfeld entwickelt hat, dass man für das Thema Fashion an dieser Ecke hier kaum noch vorbeikommt. Das ist unser Statement,

dass High-Fashion-Konzepte in diesem Umfeld Bestand haben.“ Mit der neuen Adresse in der Innenstadt, wo sich Off & Co künftig nur noch auf Damenmode konzentriert und diese auf 300 Quadratmetern Fläche präsentiert, erhöhte sich allerdings nicht nur der Mietpreis immens, sondern gleichzeitig auch die wirtschaftliche Erwartungshaltung, die an diese Toplage gebunden ist. „So ein Konzept hat in der Innenstadt bislang aus unserer Sicht gefehlt. Die besondere Atmosphäre, der spezielle Markenmix, die ungewöhnliche Zusammenstellung verschiedener Kollektionen, wie es Off & Co immer schon konnte, gab es nicht in der Innenstadt“, sagt Markus Höhn. Um das Besondere und den Charme des ursprünglichen Konzepts von


VOR ORT 181 München – (Kaufkraft)Stern des Südens

Das schlichte, reduzierte Design mit Wohlfühlatmosphäre entstand wieder unter Federführung der gleichen Architektin wie an der ehemaligen Adresse.

Uli Off zu erhalten, engagierte man dieselbe Architektin, die auch den Store in der Belgradstraße eingerichtet hatte. Mit verschiedenen Holzarten an den Wänden und auf dem Fußboden, Elementen aus patiniertem Messing und dezenter Beleuchtung schaffte die österreichische Architektin Monika Gogl noch einmal diese sympathische Wohlfühlatmosphäre, die vor allem für die zahlreichen Stammkunden am neuen Standort ein eindeutiges Wiedererkennungsmerkmal ist.

Auch inhaltlich bleibt man sich treu. „Off & Co ist und bleibt das progressive Konzept, das aufgefordert ist, immer wieder neue kleine Labels und Mode zu finden, die es eben nicht überall gibt. Und das dann gepaart mit ein paar Markensäulen wie Dries van Noten oder Maison Martin Margiela, Moncler oder Odeeh entsprechend zu präsentieren“, beschreibt Markus Höhn. Parallel zum neuen Store fand auch ein umfassender Relaunch des Internetauftritts und des Onlineshops statt, der den Umzug als

Anstoß nahm, das Profil von Off & Co noch einmal deutlich zu schärfen. Das sorgsam geschnürte Gesamtpaket lässt die großen Erwartungen an den neuen Store erkennen – und gleichzeitig auch die Richtung, aus der in Zukunft am schönen Promenadeplatz in München der Wind wehen wird.

Off & Co Promenadeplatz 1 80333 München/Deutschland www.offandco.com Eröffnung: September 2013 Inhaber: Lodenfrey GmbH Verkaufsfläche: 300 qm Marken Frauen: Allude, Avelon, Closed, Current Elliot, Dries van Noten, Etro, Friendly Hunting, Giorgio Brato, Harris Wharf, Issa, J Brand, Lala Berlin, Liebig, Maison Martin Margiela, Marjana von Berlepsch, Moncler, NDC, Odeeh, Roberto Collina, Sarti, Schumacher, Zilla

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182 VOR ORT München – (Kaufkraft)Stern des Südens

Von einem, der auszog, um anzuziehen Daniels/München. In Köln und Bonn, da kennt man Daniels. Dass der Multibrand-Händler jetzt auch in München Fuß fasst, ist Markus Daniels Liebe zu dieser Stadt geschuldet. Text: Martina Müllner. Fotos: Daniels

„Ich mag die Stadt“, sagt Markus Daniels mit größtem Selbstverständnis. Als wäre das Argument genug, sein großes, 2013 eröffnetes Wagnis zu begründen. Wer ihn in seiner Rolle als hochprofessionellen, akribischen Einkäufer kennt, mag zunächst nicht so recht glauben, dass es nur Sympathie für die Stadt war, die ihn diesen großen Schritt gehen ließ. Selbstverständlich, das einst von seinem Vater übernommene Geschäft, nein vielmehr Unternehmen mit heute 120 Mitarbeitern, erlaubt diese Lässigkeit. In Köln und Bonn hat es sich seinen

Das aufgeräumte Erscheinungsbild ist Inhaber Markus Daniels wichtig.

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Platz verdient und verteidigt, als „angenehmer Kontrast zu all den Monolabels“, die heute die Innenstädte dominieren. Bauch und Ratio

Bauchgefühl und Rationalität weiß Markus Daniels hervorragend auf einen Nenner zu bringen. So erlaubte er sich die Standortentscheidung, weil „sich die Lage gut anfühlte, nicht weil wir eine Frequenzmessung durchgeführt haben“. Schließlich ist das Einkaufserlebnis, das Daniels bieten will, keines, das man im Vorbeigehen konsumiert. Wo es um Beratung und um Stil geht, da findet man seine Kunden ohnehin nicht unter jenen, die an Schaufenstern vorbeihasten. „Diese Aufgeräumtheit und Harmonie im Warenbild, die wir durch unseren Einkauf im Sortiment schaffen, spricht die für uns richtige Zielgruppe an.“ Daher rangiert schon in der Orderphase Qualität weit vor dem Modegrad. „Wir kaufen gerne bei Spezialisten, es macht Freude, zu sehen, wie viel Feingeist ein Familienbetrieb wie Goti in seinen Schmuck steckt oder, um ein anderes Beispiel zu nennen, Officine Creative“, schwärmt Markus Daniels. Diese Begeisterung für gutes Handwerk entspringt nicht nur der Erfahrung im Modehandel: In seinen Jahren außerhalb des Unternehmens hat Markus Daniels sich als Produktmanager verdingt – eine Leidenschaft, die bis heute sichtbar ist. Nicht nur in der Private-Label-Kollektion, die „eine gute Mischung aus Marge und Kreativität ist“, sondern vor allem in der Sortimentszusammensetzung. Komplettkollektionen, die vom Scheitel bis zur Sohle anziehen wollen, meidet der Modeunternehmer. Die mühevolle Kleinstarbeit, sich alle Bestandteile des DanielsLooks bei echten Spezialisten zu suchen, ist gut investiert. Denn so überdauern die Produkte bei Daniels auch mal länger als eine Saison. Für den Kunden sowieso, aber auch für den Laden. „Weniger Abschriften, mehr Rentabili-

tät“, ist die nüchterne Rechnung dazu. Und das Bauchgefühl? Das stimmt bei allem, das ohne Hypegebrüll und Trendgeschrei auskommt, sowieso.

Daniels München Palais an der Oper, Hofgraben 7 80539 München/Deutschland www.daniels-mode.de Eröffnung: August 2013 Inhaber: Markus Daniels Mitarbeiter: 120 (gesamt) Verkaufsfläche: 550 qm Marken Frauen: 813, Aglini, Allude, Anne Claire, Avant Toi, Belstaff, Boglioli, Circolo, Citizen of Humanity, Current Elliott, Dear, Dondup, Faliero Sarti, Felder & Felder, Frauenschuh, Giorgio Brato, GMS 75, Golden Goose, Grifoni, Hale Bob, Herno, Her Shirt, IQ Berlin, Jan Mayen, Jil Sander Navy, Mabrun, Majestic, Marlino, Monocrom, Mother, My Herzallerliebst, Parajumpers, People, Peserico, Reptile’s House, Saloni, Schyia, Tagliatore, Tonello, True Religion, V.SP, Woolrich Marken Männer: Aglini, Avant Toi, Better Rich, Boglioli, Cantarelli, Care Label, Citizen of Humanity, Crossley, Cruciani, Dondup, Gimos, Giorgio Brato, Harris Wharf London, Herno, Incotex, Jacob Cohen, Jan Mayen, Mabrun, Malo, Mastai Ferretti, Monocrom, Parajumpers, Roberto Collina, Stone Island, Tagliatore, Tonello, Windsor, Woolrich, Zanieri Marken Accessoires: 3rd Floor, Campomaggi, Giorgio Brato, Goti, Laboratorio Olfattivo, Mad et Len, Majo, Meo Fusciuni, Nu_Be, Numero 10, Orciani, Philippe Audibert, Sassi Cara, Silent People, Zanellato Marken Schuhe: Florenti + Baker, JFK, Moma, Mr. Wolf, Officine Creative, Pantanetti, Philippe Model, Pura Lopez, Silvano Sassetti, Vic Matié


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Eleganz in den Materialien, aber nicht auf Hochglanz poliert: Daniels in München.

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184 VOR ORT

Mut zur L端cke: In M端nchen bedient Apropos The Concept Store nur Herren.

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VOR ORT 185 München – (Kaufkraft)Stern des Südens

Moin miteinand! Apropos – The Concept Store/München & Hamburg. Erst Hamburgs Neuer Jungfernstieg, dann Münchens Promenadeplatz. Klaus Ritzenhöfer und Daniel Riedo exportieren ihren Apropos – The Concept Store erfolgreich. In Hamburg Damen, in München Herren – zwei Facetten des Kosmos, der Apropos ausmacht. Text: Martina Müllner. Fotos: Apropos – The Concept Store

„Es waren die Locations, die uns gereizt haben – in beiden Fällen“, stellt Klaus Ritzenhöfer klar. Schließlich liege Apropos’ Ausdehnung in den hohen Norden und den tiefen Süden kein ehrgeiziger Expansionsplan zu Grunde. Mit den spektakulären Eröffnungen im Juli (Hamburg) und Dezember (München) 2013 haben die beiden ihrem in Köln, Düsseldorf und online erfolgreichen Konzept neue Säulen gegeben. Das ist vorerst auch genug. „Ich glaube nicht daran, dass man ein individuelles Konzept wie unseres beliebig filialisieren kann“, so Klaus Ritzenhöfer. Schließlich brauche es – trotz intensiver Reisetätigkeit der beiden Inhaber an die Standorte – ein entsprechend starkes Team. „Hamburg hat uns in dieser Hinsicht angenehm überrascht. Das gesamte Team, das wir verpflichten konnten, ist herausragend gut“, freut sich Klaus Ritzenhöfer. Man sei in der angenehmen Position, auf Inititativbewerbungen zurückgreifen zu können, Menschen zu verpflichten, die sich von dem Konzept angesprochen fühlen. Ein Training in der Urzelle in Köln, dazu intensive wöchentliche und monatliche Besprechungen mit den jeweiligen Führungsteams sind Ritzenhöfers und Riedos Rezept, um auch in den weiter entfernten Standorten den Geist von Apropos spürbar zu machen.

Ardi Goldman und Hakan Temür setzen auf große Auswahl und guten Service in modernem Ambiente.

Partnerschaften machen sich bezahlt

Für Hamburg hatten die beiden Zeit, ihre architektonische und modische Vision reifen zu lassen. Alle Brands, die man führen wollte, wurden rechtzeitig informiert – und so deckten sich Wunsch- und Markenliste schließlich auch fast zu 100 Prozent. „Wir sind gute, faire Partner, wir zahlen pünktlich, die Marken schätzen uns – das macht sich bezahlt.“ Hektischer war die Gangart in München. „Als wir die endgültige Zusage hatten, waren wir schon mitten in der Herren-Einkaufssaison.“ Auch hier halfen die sorgfältig gepflegten Branchenkontakte, um ein stimmiges Bild zu präsentieren. Warum die Beschränkung auf jeweils ein Geschlecht in den beiden Städten? „Wir denken, dass wir auf den Flächen – jeweils rund 500 Quadratmeter – nur ein Segment kompetent abbilden können. Und selbstverständlich haben wir uns gefragt, welche Lücke in den Städten noch zu schließen sei“, so Ritzenhöfer. In München Damen? Ausgeschlossen. „Von uns hoch geschätzte Kollegen besetzen das mehr als kompetent“, stellt der Modeunternehmer klar. Willkommen sein

Dass an beiden Standorten „Off-Lagen, wie wir sie lieben“ gewählt wurden, ist „zum einen der Tatsache geschuldet, dass Sie in Frequenzlagen keine Beratung, wie wir sie uns wünschen, bieten können“, zum anderen „kann doch der inhabergeführte Modeeinzelhandel die Mieten in 1A-Lagen gar nicht bezahlen. Das geht nur mehr für große Marken, die ihre Flaggschiffe aus Marketingbudgets bezuschussen.“ Doch Ritzenhöfer will darüber nicht klagen – lieber beweist er, wo und wie das Apropos-Konzept Erfolg haben kann. Das Glas Sekt zum Schuhkauf auf der spektakulären Empore am Hamburger Jungfernstieg, das kompetente Gespräch beim Outfit-Zusammenstellen in München. Und dann natürlich die von Daniel Riedo konzipierte Welt aus Beauty, Interieur und schickem Nippes, die geradezu

zum Bleiben einlädt. Wer will, der kann nach Ladenschluss weiter stöbern – schließlich macht der Onlinestore einen großen Teil des Sortiments rund um die Uhr verfügbar. Von den neuen Außenstellen profitiert dieser merklich. „Steigt die Bekanntheit der Marke Apropos, steigen auch die Zugriffe auf den Onlinestore“, so Klaus Ritzenhöfer.

Apropos – The Concept Store Promenadeplatz 12, 80333 München/Deutschland Neuer Jungfernstieg 16, 20354 Hamburg/Deutschland Eröffnung: Juli 2013 (Hamburg), Dezember 2013 (München) Inhaber: Klaus Ritzenhöfer, Daniel Riedo Mitarbeiter: 98 Mitarbeiter insgesamt Verkaufsfläche: 500 qm (München), 500 qm (Hamburg), Marken Damen (Hamburg): u. a. Azzedine Alaia, Céline, Isabel Marant, Saint Laurent, The Row, Tom Ford, Valentino Accessoires: u. a. Céline, Colleen B. Rosenblat, Isabel Marant, Nancy Gonzalez, Saint Laurent, Sevigne, Smythson, Valentino Schuhe: u. a. Azzedine Alaia, Céline, Isabel Marant, Manolo Blahnik, Saint Laurent, Valentino Kosmetik: Humiecki & Graef, Keiko Mecheri, Ligne St. Barth, Montale Interieur: u. a. Baobab Collection, Fornasetti, John Derian Marken Herren (München): u. a. Balmain, Band of Outsiders, Dsquared, Giorgio Armani, Haider Ackermann, Kenzo, Michael Bastian, Missoni, Salvatore Ferragamo, Tom Ford, Valentino Accessoires: u. a. Illesteva, Luis Morais, Santiago Gonzalez, Smythson, Uboat, Uniform Wares, Yuvi Schuhe: u. a. Ancient Greek Sandals, Balmain, Dsquared, Raparo, Salvatore Ferragamo, Tom Ford, Valentino Kosmetik: u. a. B.O.I.S., Bond No. 9, Heeley, Montale, Niance Interieur: u. a. Baobab Collection, Cire Trudon, Culti, Fornasetti, John Derian, Linari, L’Objet

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Hoher Besuch: Ropero (by Hierve), was auf Spanisch so viel wie Schrank heißt, wurde von N°2 eine Zeit lang mitten im Verkaufsraum im Erdgeschoss als Installation gezeigt. Platz ist für solche Aktionen vorhanden.

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Shoppingdestination mit Überraschungsfaktor N°2/Zürich. Wo eine N°2 ist, muss logischerweise auch eine N°1 sein. Im Fall von Dominique von Albertinis Shoppingdestination ist es Tiger-Fink, der Kinderladen seiner Mutter. Sie hat ihn dazu inspiriert, sein eigenes Geschäft aufzumachen. Text: Dörte Welti. Fotos: N°2, Nicolas Duc

Es ist jetzt 20 Jahre her, dass Susanne von Albertini mit Tiger-Fink eine Revolution in der Schweizer Kindermode schuf. Finken, also Hausschuhe, brauchten alle Kids, spätestens dann, wenn sie in den Kindergarten, den Kindsgi kamen. Aber so richtig kinderfreundliche Modelle, die gab es damals nicht. Susanne von Albertini stieß auf einen 1938 von Schuhmacher Edi Glogg erfundenen Kinderschuh aus getigertem Stoff, die Schühchen gaben dem jungen Business seinen Namen – eben Tiger-Fink – und fanden stante

pede reißenden Absatz. Der Rest ist Geschichte: Aus dem Tiger-Finken-Stoff wurden irgendwann auch Mode und andere Accessoires gefertigt, Mütter fragten nach Finken in ihrer Größe, ein Trend war geboren. Dominique von Albertini wuchs mit und in dem Laden auf, erlebte, wie die Mutter, die damals schlauerweise große Teile der Liegenschaft angemietet und erst nur den vorderen Teil für ihren Shop nutzte, businessmässig wuchs und immer mehr Räume für immer mehr Ware dazunahm. Erst aber orientierte sich der Youngster nach der Schule im Marketing und Verlagswesen. Im Kopf wuchs aber bald der Traum vom eigenen Laden. Als nach und nach die Untermieter des Hauses, dass sich zwischen einer Hauptstraße und einem Nebengässchen mit Zugang von beiden Seiten befindet, rausgingen, griff der Nachwuchs zu. Dominique hatte von Anfang an sein Hauptinteresse auf die Möbel im Laden gelegt. Seine Mutter nutzte schon immer antike Wickelkommoden und Regale für die Warenpräsentation, die ihr die Kundinnen dann aber praktisch aus der Auslage heraus wegkauften. Diesen anfänglichen Zufall münzte Dominique in einen eigenen Geschäftszweig um, mietete noch im Neben-

Aufgeräumt: Unterm Dach hat die Männerwelt Platz gefunden, es herrscht eine klare und doch gemütliche Atmosphäre.

haus eine Werkstatt dazu und verkauft dort Woodlove-Möbel, die zu 90 Prozent antik aus der Schweiz sind. Sie werden nach Kundenwünschen aufgearbeitet oder von Dominiques Handwerkern liebevoll in Eigenregie restauriert. Die Räumlichkeiten im ursprünglichen Haupthaus füllten sich mit Mode und Accessoires. N°2 heißt der Teil, der, wie er ganz klar betont, betriebswirtschaftlich von dem der Mutter getrennt ist. Das Gesamtkonzept jedoch sieht vor, dass beide, Tiger-Fink und N°2 den Käufern gegenüber als Einheit auftreten. Man kann nahtlos von einem Shop in den anderen laufen. Ein Umstand, der Stamm- wie neue Kunden immer wieder fasziniert. N°2 ist auf drei Ebenen etabliert: Im Erdgeschoss und im ersten Stock gibt es Damenmode, unterm Dach ist Herrenmode eingezogen, alles Marken, die man gerne exclusiv hat oder zumindest darauf achtet, dass sie nicht so breit gestreut sind. Inzwischen ist auch die Partnerin von Dominique mit im Boot. Adrienne Purkert ist für sämtliche Mode und Accessoires im N°2 zuständig. Irgendwie haben sie alles zusammen aufgebaut, Mutter, Sohn und Freundin, und doch ist jeder eigenständig. Ein Zustand, der nicht immer reibungslos funktioniert. „Es gibt kreative Auseinandersetzungen“, erzählt der 35-jährige Dominique, „aber wir reden uns gegenseitig nicht rein.“ Im Sommer wird die ungewöhnliche verschachtelte Shoppingdestination vom Kafi Höfli gekrönt, das zu Ladenöffnungszeiten Kunden und Gäste bewirtet. Natürlich mit frischer Ware, die teils auf dem Dach des Hauses selbst gezüchtet wird. Ein gemütlicher Mikrokosmos, in dem alle Bereiche irgendwie ineinandergreifen. Kein Wunder, die Kundschaft, die so bunt wie das Angebot ist und alle Altersgruppen vom Teenie bis zur Großmutter umfasst, verlässt den Laden oft erst nach Stunden. Ein Traumzustand für jeden Shopbesitzer.

Paarweise: Adrienne Purkert und Dominique von Albertini haben N°2 aufgebaut. Sie ist zuständig für die Mode, er hat mit Woodlove die Möbel im quirligen Shopkonzept etabliert.

N°2 Brotgasse 3, 8008 Zürich/Schweiz www.numbertwo.ch Eröffnung: September 2010 Inhaber: Dominique von Albertini, Adrienne Purkert Mitarbeiter: 1 (und 1 saisonal im Gastrobereich) Verkaufsfläche: ca. 500 qm (inkl. Tiger-Fink) Marken Fashion: Athena Procopiou, Avelon, Carlo Contrada, Coite, Demy Lee, Francis Leon, Hardy Amies, Karen Walker, Markus Lupfer, MSGM, Steven Alan, Twisty Parallel Universe, Ultimo Nomade, Use unused Budapest, We are Handsome Marken Accessoires: Alexa­ nder Olch, Alexander Wang x Linda Farrow, Bagllerina, Claire Vivier, Fiona Paxton, Givenchy, Hard Graft, Hydes, IGWT, Karen Walker, Maison Boinet, Maslin & Co, Mc Alson, Pamela Love, Sabrina Dehoff, Venessa Arizaga, Want Les Essentielles De La Vie Marken Beauty: Cousu De Fil Blanc, Land by Land, Less is More, Moroccanoil, Neom, Tocca Lifestyle: Vintage-Teile, Kunstbücher, Musik

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Die perfekte Bühne Podium/Stuttgart. Aysen Bitzer-Bourak hat sich mit ihrem neuen Store einen lang gehegten Traum erfüllt – und darüber hinaus das perfekte Forum für ihre Kollektion 0039 Italy geschaffen. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Podium

Wie könnte Barock heute aussehen? Vielleicht so wie das Podium: Mit goldener Tapete, die in ihrer Textur der Haut eines Reptils nachempfunden ist. Dazu Lounge-Areas mit Samtsofas und Samtvorhängen für die großzügigen Umkleiden im Boudoir-Stil, alles in stimmigen, satten Farben. Moderner Luxus, als Kulisse für die Mode von 0039 Italy. Paradebeispiel

Der neue Store Podium in Stuttgart ist für Aysen BitzerBourak das Flaggschiff ihrer Marke. „Hier können wir zeigen, wie unsere Kollektion optimal präsentiert wird – und wie gut sie sich kombinieren lässt“, sagt sie. So wird die blusenstarke Kollektion mit Jeans von J Brand und Citizens of Humanity, zu Cashmere-Strick von Antonia Zander, Velvet Shirts sowie verspielten Kleidern und Röcken von Rebecca Taylor, die BitzerBourak in New York geordert hat, ergänzt. Für Männer sind die Herrenhemden von 0039 Italy dabei, Hosen von Mason’s, Polos von Lacoste, die in der Färberei ein spezielles Finish erhalten haben, und Lederjacken von Sword. Ergänzend gibt es ein Day Spa, ein Kino für die Kleinen und die Cafélounge für die Shoppingpause, alles auf einer Fläche von über 400 Quadratmetern. Vor nunmehr zwölf Jahren gründete Aysen Bitzer-Bourak gemeinsam mit ihrem Mann Rachid Bourak das Label 0039 Italy. Die zugrunde liegende Idee war, das Thema Bluse zu revolutionieren und mit neuen Farben, Drucken, Schnitten modisch neu zu beleben. Das Konzept ist aufgegangen: Heute hat das Unternehmen mit Firmensitz in Stuttgart rund 1.000 Kunden in etwa 40 Ländern. Dabei ist die Bluse Kerngeschäft von 0039 Italy geblieben, ergänzt durch Hosen und Strickjacken. Derzeit geht das Unternehmen den nächsten Schritt in Richtung Marke, mit eigenen Stores sowie Partner-Stores. Seit letztem März gibt es einen Store in Berlin, seit August in München und seit Dezember in Florenz und Paris. In 114 style in progress

diesem Frühjahr werden weitere Eröffnungen in Hamburg, Düsseldorf, London, auf Mallorca und in Los Angeles folgen. „Alle Läden haben den gleichen Look, die gleiche CI“, betont BitzerBourak. Doch Stuttgart ist das erklärte Paradebeispiel für die Marke. „Nach einem Ladenlokal wie diesem habe ich lange gesucht“, so Bitzer-Bourak, die sich selbst als sehr emotionalen Typ beschreibt. „Als ich es sah, war es auch gleich Liebe auf den ersten Blick.“ Die Lage ist zentral, im Stilwerk am kleinen Schlossplatz, einem der Lieblingsplätze von Bitzer-Bourak in Stuttgart, den man von der Cafélounge gut im Blick hat.

Aysen Bitzer-Bourak ist das Gesicht der Marke und stolze Besitzerin von Podium, dem Flaggschiff der Kollektion.

Rundumpaket

Die Designerin selbst steht zweimal in der Woche im Geschäft, wenn sie nicht gerade auf Reisen ist oder an der Kollektion arbeitet. Ebenso samstags, wo ein DJ auflegt und es frische Croissants und Obst gibt. Meistens hat Aysen Bitzer-Bourak dann feste Termine, um eine Kundin rundum einzukleiden. „Wer ein Geschäft führt, muss wissen, was die Kunden wollen“, ist sie überzeugt. „Ich möchte ihnen das Gefühl geben, dass sie das beste Produkt gekauft haben. Und wenn sie dann wiederkommen, weiß ich, ich habe alles richtig gemacht.“

Podium Königstraße 26, Stuttgart/Deutschland www.podium-shop.de Eröffnung: Juli 2013 Inhaberin: Aysen Bitzer-Bourak Verkaufsfläche: 400 qm Marken Frauen: 0039 Italy, 7 for all Mankind, Antonia Zander, Citizens of Humanity, J Brand, Museum, Rebecca Taylor, Velvet Marken Männer: 0039 Italy, Lacoste, Mason’s, Sword


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Der Store Podium ist ein Paradebeispiel daf端r, wie man die Mode von 0039 Italy inszenieren kann.

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190 VOR ORT Im Lux Plus findet man Lieblingsstücke, manche auch saisonunabhängig das ganze Jahr.

Momentan ist richtig, momentan ist gut! Lux Plus/Zürich. Beat Krenger ist in Zürichs hippem Kreis 4 angekommen. Der Berner Journalist bündelt in seinem Vintage- and New-Shop Lust an der Mode, Liebe zu Stil und ganz viel Spaß an den schönen Dingen des Lebens. Text: Dörte Welti. Fotos: Helve Leal, Pascale Krippendorf/Christian Beutler, Lux Plus

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Eigentlich ist Beat Krenger Journalist. Über Reisen, Lifestyle und Mode hat er geschrieben, die Ringier Journalistenschule absolviert und jahrelang für Schweizer Magazine gearbeitet. Kopenhagen, Paris, London, New York – überall auf der Welt fielen dem heute 42-Jährigen vor allem die Vintage-Läden auf. So etwas gab es vor über zehn Jahren in Zürich noch nicht. Beat Krenger wagte einen Versuch, mit einem kleinen Shop, erst noch als Nebenerwerb. Schon nach einem Jahr war klar: Lux, so der Name des ersten Ladens, abgeleitet von Luxus und Licht, brauchte mehr Raum. Den fand der Berner, der schon als 19-Jähriger in seiner Heimatstadt in einem Punkladen jobbte, in

dem just erwachenden Kreis 4, eigentlich ein verruchtes Viertel, ein Stückchen um die Ecke befindet sich die legendäre Langstraße, der Rotlichtbezirk. Aber wie in vielen Städten fanden sich gerade hier die kreativsten Leute ein, die Mieten waren noch erschwinglich, Krenger teilte sich einen Laden mit einer Galerie. Inzwischen wimmelt es von Szeneläden, überall wird renoviert, es entstehen Straßencafés und viele Shops, die sich mit Vintage schmücken. Fast zehn Jahre ist das jetzt her, inzwischen kommt nicht nur das typische Szenevolk zum Shoppen hierher. „Meine Kunden sind zwischen 20 und 70“, freut sich der Ladenbesitzer. Sie kommen, weil Lux Plus, also der zweite Laden, den ersten gibt

es nicht mehr, auf Qualität setzt. Die neuen Labels im VintageStyle sind qualitativ hochwertig, vieles ist in Kleinserie von Hand gemacht. Fündig wird Krenger auf Märkten, hat früher die Ware selbst aus Paris mit dem Auto geholt, stöbert heute noch gerne in den großen Vintage-Hallen in der Normandie. „Das ist wie eine Schatzsuche“, schwärmt er, „du weißt nie, was du findest.“ Aber sein Klientel weiß, dass er immer etwas entdeckt und dass es gut ist. Die Stylisten der großen Lifestyle-Magazine in Zürich kommen zu ihm, um sich Outfits auszuleihen, das spricht sich herum. Mundpropaganda ist sowieso die wichtigste Art, von sich reden zu machen, findet der Journalist, der immer noch


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gerne mal schreibt, wenn es sich anbietet. Kreativ eben. So kreativ, dass er im letzten Jahr für sein Lookbook zehn junge Schweizer Musiker fragte, ob sie Modell stünden. Aus der Fotoproduktion entstand die Idee eines „Lux Plus Longstreet Festival“, angelehnt an das nahe Vergnügungsviertel. Musik unplugged, kostenlos. Einfach Spaß und gute Laune, coole Leute zusammenbringen und das Miteinander genießen. Miteinander ist momentan richtig und richtig gut im Viertel. Man ist eine Familie, hilft sich, schickt Kunden von A nach B, baut Nähe auf. Krenger, der mindestens einmal pro Woche selbst im Laden steht, im Viertel auch wohnt und ansonsten Projekte anschiebt und verfolgt, schätzt langfristige Verbindungen. Sie haben ihm im Business geholfen, wie z. B. die Brüder, die in Wien Polyklamott machen, Taschen

aus recycelten Markisen. Die zwei haben dem Businessneuling die wertvollsten Tipps gegeben. „Kauf nie nach Kilos“, war zum Beispiel einer, und auch ihr Wissen über das Handling und die ganze Logistik gaben sie bereitwillig weiter. „Das hat mir imponiert“, erinnert sich Krenger und er erzählt von neuen Plänen, die noch nicht spruchreif sind. Man wird sich überraschen lassen müssen. „Global denken, lokal agieren“, ist die Devise und der Kosmopolit zeigt stolz seine erste eigene Kollektion: Lux. Concept. Entstanden aus einer Freundschaft in Bangkok, mit viel Liebe zum Detail und in ganz individuellem Stil hergestellt. Sachen, die das Zeug zum Klassiker haben. Klassik und Vintage. Das passt.

Die Wandtapete im Lux Plus hat der Berner Illustrator Sasa Kohler gestaltet. Ursprünglich nur temporär gedacht, gehören die Pläsierchen-Tierchen jetzt zum Inventar.

Lux-Plus-Besitzer Beat Krenger versteht etwas von Styling.

LUX PLUS Ankerstraße 24, Zürich/ Schweiz, www.luxplus.ch Eröffnung: April 2003 Inhaber: Beat Krenger Verkaufsfläche: 80 qm Marken Fashion: Country of Milan, December No.5, Lux. Concept, Marada, Second Manufacturer, Shake Appeal, Subconcious, Tsumori Chisato Marken Accessoires und Schuhe: 15 Hours, Joséphine Handmade Knitwear, Karen Walker, La Nomada Fairtrade, The Sleeveless Garden Schmuck: Adorable, Back­ yard, Les Bijoux de Paris, Wild at Heart Magazine: A/SH, Dash Vintage: Akris, Alexander McQueen, Bally, Barbour, Cacharel, Givenchy, Kenzo, Lancel, MCM, Ralph Lauren

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Ein Store der nächsten Generation Lieblings/Frankfurt. Eigentlich ist Lars-Oliver Hergeth Profi in Sachen Styling und Make-up, doch dann entschied er sich für den Modehandel. Im vergangenen August hat er seinen dritten und größten Store, der in Frankfurt Maßstäbe setzt, eröffnet.

Eine Cafébar im Erdgeschoss, daneben Floristik und Parfümerie. Die kleine Modepräsentation zeigt, dass das Lieblings aber noch weit mehr zu bieten hat. Nämlich oben, wo sich das weitere Sortiment präsentiert, mit ineinanderfließenden Themenwelten.

Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Lieblings

Entdeckungsreise

Lieblings in Frankfurt bringt frischen Wind in das Modegeschehen der Stadt.

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Lars-Oliver Hergeth, neben Ellen Grundheber der kreative Kopf von Lieblings, setzt auf Marken, die es nicht an jeder Ecke gibt. Da sind handgemachte Gürtel von Felisi aus Florenz und Taschen von Philipp Bree, brandneu und stylisch aus dem Traditionshause Bree. Dazu verständliche Avantgarde von Azizi für Männer und Frauen und Mode von Firma Berlin, klar und geradlinig, aber mit Twist. Ergänzt von coolen Seidenblusen und Pelz von Larenz aus Zürich oder feminin Verspieltem von Semi Couture. Für Männer ist derber Strick von Daniele Fisoli im Programm, Lederjacken von GMS-75 und gestrickte Teddyfutter-Parkas von Essemplare aus Italien. Alles wird klar verständlich gezeigt; die Taschen und Schuhe für Männer konzentriert präsentiert, für Frauen etwas verstreuter. Auf solche Details achten die Macher von Lieblings genau, denn sie wollen die Kunden nicht mit angestrengtem Crossover von

Männer- und Frauenmode, Interieur, Blumen und Kosmetik verwirren, sondern vielmehr inspirieren. „Ich stehe oft selbst im Laden, es ist sehr wichtig für mich, mitzubekommen, wie etwas ankommt und wie sich die Kunden im Laden bewegen“, so Hergeth. „Ebenso wichtig ist es, mit neuer Ware wieder andere Themen aufzubauen, anstatt sie einfach dazuzusortieren.“

„Ehrliche Beratung in toller Atmosphäre, dahin geht die Zukunft.“ Lars-Oliver Hergeth, Geschäftsführer von Lieblings.

Superlative

20 Jahre war Lars-Oliver Hergeth als Stylist und Makeup-Profi ständig auf Reisen. Doch als er bei der Landung am Flughafen plötzlich nicht mehr wusste, woher er gerade gekommen war und an welchem Gepäckband er sich anstellen sollte, war der Zeitpunkt für Veränderung da. Zunächst wollte Hergeth einen Modeladen in Frankfurt eröffnen, wo er aufgewachsen ist. Aber weil sich kein passendes Ladenlokal fand, verschlug es ihn nach Fulda, wo sein Lebensgefährte Joachim Kleinert arbeitete. Dort entstand 2005 das erste Lieblings, mit Mode, Interieur, Blumen und Kosmetik unter einem Dach. „Für mich wie eine Art Laborküche, um das Konzept auszufeilen“, beschreibt der Frankfurter. Das zweite Lieblings folgte in Port de Sóller auf Mallorca, mit ähnlichem Konzept wie in Fulda. Frankfurt schließlich ist die Superlative – an die sich die Frankfurter bestimmt erst gewöhnen müssen. „Hier sind die Leute erst mal zurückhaltender, bestimmt auch, weil sie das neue Konzept noch nicht so einschätzen können“, sagt Lars-Oliver Hergeth. „Aber ich bin sehr zuversichtlich. Wir haben großen Spaß bei dem, was wir tun und unsere positive Energie überträgt sich auch auf die Kunden.“

Lieblings Stephanstraße 1–5, 60313 Frankfurt/Deutschland www.lieblings.de Eröffnung: August 2013 Geschäftsführer: Ellen Grundheber, Joachim Kleinert und Lars-Oliver Hergeth Mitarbeiter: 13 Vollzeit, 3 Teilzeit Verkaufsfläche: 1.100 qm Marken Frauen: u. a. Anett Röstel, Avelon, Brogden, Circolo, Diega, Ego, Fairly, Firma Berlin, Kilian Kerner, Larenz, Nigel Preston & Knight, Nude, Semi Couture, True Royal, V.S.P., Wellness Cashmere Taschen und Schuhe Frauen: u. a. Drome, Eva Turner, Felisi, Jerôme Dreyfuss, La Bottega, Nina Ricci, Pantanetti, Pedro Garcia, Premiata, Preventi, See by Chloé Marken Männer: u. a. Alter Ego, Avelon, Bellwood, Circolo, Crossley, Essemplare, Falke Fashion, Firma Berlin, Gabriele Pasini, Good Genes, Paolo Pecora Marken Schuhe und Taschen Männer: Drome, Felisi, Pantanetti, Premiata White Marken Accessoires: u. a. ACS, Chaingang, Gabriele Frantzen, Ina Beissner, Lala Berlin, Lucas Jack, Loupe Noire Marken Interieur und Lifestyle: u. a. Amaris, Baobab, Cavallini, Cire Trudon, Guaxs, Kawesko, Le Typographe, Nicolai, RPL, Taschen Verlag Marken Parfüms/Kosmetik, Make-up: u. a. E. Laszlo, Face Stockholm, Francis Kurkjan, Humienski & Graef, John Masters, Montale, Revive, Serge Lutens


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Die modischen Themenwelten flieĂ&#x;en ineinander, aber auf anstrengendes Crossover wird dabei verzichtet. So kĂśnnen sich die Kunden besser orientieren.

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Klare Formen, klare Wege. Das Design im neuen BSTN Store in München schafft eine relaxte Atmosphäre in der das Produkt im Vordergrund steht.

„Das hier ist knallehrlich“ BSTN/München. Der neue BSTN Store in der Münchner Maxvorstadt präsentiert ein Konzept, das herrlich unkompliziert und leichtfüßig feinste, internationale Streetwear-Marken neben etablierten Sportswear-Kollektionen präsentiert. Text: Isabel Faiss. Fotos: Julian Henzler

Mit dem BSTN Store haben sich Christian Boszczyk und Dusan Cvetkovic einen Traum erfüllt, den viele Markeninhaber träumen: selbst den perfekten Multibrand-Store für die eigene Marke kreieren. „Für uns war das die Chance, endlich einen Store umzusetzen, den die Stadt unserer Meinung nach dringend benötigt und der gleichzeitig die perfekte Lifestylewelt für unsere

eigene Marke Beastin darstellt, die darin mit einem Anteil von 20 bis 30 Prozent vertreten ist“, erklärt Christian Boszczyk. Als drittes Teammitglied kam Phili­pp Stolte mit an Board, der als Inhaber der beiden nahe gelegenen Concept-Stores Harvest und Sprout langjährige Erfahrung aus dem Einzelhandel mitbringt und das Sortiment durch sein Einkaufs-Know-how und sein Fingerspitzengefühl für modische Menswear und erlesene Casualwear bereichert. Der entsprechende Markenmix

„Wir haben uns bewusst für die Maxvorstadt entschieden, weil das unserer Meinung nach der einzige Stadtteil ist, wo man die Münchner Streetwear-Kultur tatsächlich erlebt. Das hier ist knallehrlich“, beschreibt Christian Boszczyk. Entsprechend hoch

war der Anspruch an das eigene Sortiment, das sich bewusst nicht aus gehypten Szenemarken zusammensetzt, sondern einen eklektischen Mix aus etablierten und neueren Streetwear-Kollektionen präsentiert, die oft ihren Ursprung im Sport haben und sowohl die Themen Fashion als auch Performance abdecken. Daher spielen Themen wie RetroBasketball und Retro-Skateboarding eine zentrale Rolle, werden aber durch einige PerformanceLinien wie die von Nike oder The North Face gekonnt aus der Nostalgieecke herausgeholt und mit Fashion Brands wie Norse Project kombiniert. Eine leise Hommage an die Hip-Hop-Kultur der 1990er-Jahre schwingt im Unterton immer mit – sie war und ist der Nährboden für alle Projekte rund um die Markenwelt von Beastin.

ehrlichen, familiären Atmosphäre erwartet und kein StreetwearTempel, der nur die absolut informierten Kunden abholt und den Rest an der Schwelle zurücklässt. „Bei einigen Marken müssen wir noch etwas Aufbauarbeit leisten, aber es war uns von Anfang an wichtig, im Einkauf nicht zu spitz zu werden. Wir wollen nicht polarisieren. Unser Twist ist es, für alle unsere Kunden, die sportlich und modisch gut gekleidet sein wollen, einen authentischen Look anzubieten, der sich aus den unterschiedlichsten Marken zusammensetzt. Wir haben in München vielleicht keine besonders große, dafür aber eine gut informierte und kaufstarke Zielgruppe für dieses Segment, die versteht, was wir hier machen.“

Feed Fam. Fuck Fame

Gemeinsam gründeten Christian Boszczyk (links) und Dusan Cvetkovic bereits 2008 die Marke Beastin, um die herum sich eine internationale Community entwickelte. Mit dem BSTN Store haben sie dieser Welt ein Zuhause gegeben.

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Mit wenigen Akzenten ausgestattet, verzichtet der Store bewusst auf überdekoriertes Design und setzt dafür auf klare Formen. Markanteste Elemente sind die verspiegelte Decke im vorderen Verkaufsraum, die Möbelelemente aus Mahagoniholz und die Sneakerwall aus italienischem Muschelkalk. „Feed Fam. Fuck Fame.“ Der von den Ladeninhabern initiierte Slogan, der auch in den Teppich eingewebt ist, drückt in vier Worten das zentrale Anliegen aller Beteiligten aus, dass den Kunden im BSTN Store Bodenständigkeit in einer

BSTN Amalienstraße 44, 80799 München/Deutschland www.bstnstore.com Eröffnung: September 2013 Inhaber: Philipp Stolte, Christian Boszczyk, Dusan Cvetkovic Verkaufsfläche: 85 qm Marken Frauen: New Balance, Nike Marken Männer: Acapulco Gold, Anything, Beastin, Bwgh, Cazal, Daily Paper, Drifter, Herschel, Huf, Lemar and Dauley, New Balance, Nike, Norse Projects, Palace, Pigalle, Raised by Wolves, Retrosuperfuture, The North Face, Wood Wood


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Was man mit Bio alles anfangen kann! Nubuc/Zürich. Biologie hat er studiert, nebenbei gejobbt und Fotos für ein kleines Schweizer Modelabel, das um einen Platz am Markt kämpfte, gemacht: Alister Latter. Und dann kam irgendwie eines zum anderen ... Text: Dörte Welti. Fotos: Nubuc, Dörte Welti

Studiosus Alister Latter fand: Das muss doch gehen, dass man kleine Schweizer Marken an Mann und Frau bringt. Schließlich bürgen sie für Qualität, sind oft handgemacht und exklusiv. Immer noch Student, mietete er einen Teil einer Ladengemeinschaft in Zürichs Altstadt und fing einfach mal an, in seiner Freizeit die T-Shirts von einem klitzekleinen Label namens Balua zu verkaufen. Zehn T-Shirts waren es vor sieben Jahren, inzwischen ist ein florierender Laden entstanden. Balua gibt es nicht mehr, Latters Geschäft schon. Zweimal ist er umgezogen, immer, weil er vergrößern musste. Als das Biologiestudium abgeschlossen war, konnte sich der SelfmadeShopbesitzer zu hundert Prozent auf das Modebusiness konzen-

Jungunternehmer: Alister Latter, vom Biologen zum Modefan.

trieren. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, strahlt der 31-Jährige heute. „Schon im Studium wusste ich, dass ich nie als Biologe arbeiten werden würde.“ Aber das Wissen um die Materie hilft natürlich. Alister Latter hat in seinem Laden zu 60 Prozent Labels, die entweder nachhaltig produziert, fair gehandelt oder am besten beides sind. Wie kontrolliert er das? „Es gibt Zertifizierungen“, erklärt der Fachmann, „im Internet verfolge ich, wie diese Zertifizierungen verfahren, welches Image sie haben.“ Wenn eines zu oft in negative Schlagzeilen gerät, schmeißt Latter die Waren mit dem Zertifikat raus. Konsequent. Genau so konsequent ist er dabei geblieben, nur kleine Labels zu verkaufen. Es soll etwas Besonderes sein, in den Laden Nubuc (Das kommt übrigens ganz einfach vom Begriff Nubuk für Wildleder. „Sieht gut aus und klingt gut“, sagt der Chef.) einzutauchen und dort Sachen zu finden, die man sonst vielleicht nicht entdeckt. Kernzielgruppe sind junge Leute, Männer wie Frauen, der Laden liegt sozusagen auf der Rennmeile von und zur Uni in Zürichs Altstadt, Studenten (Schüler und Studenten bekommen 15 Prozent Rabatt), eine Laufkundschaft voll cooler Menschen eben. 16 bis 35 sind sie, registriert Latter. Für sie hat er ein Urbanears-Sortiment oder Nixon-Uhren als Lockvögel im Laden. Damit jene, die vielleicht denken, das könnte so ein „siidewulle-bast-lädeli“ sein (übersetzt: Seide-Wolle-Bast-Laden, das Schweizer Synonym für einen Ökoladen) sich auch trauen, reinzuschauen. Latter weiß, dass er mit seinem Angebot nicht unbedingt eine neue Ladenspezies erfunden hat. Der Trend geht klar zu Öko und Bio, neue Läden schießen wie Eierschwämmli aus den Kopfsteinpflastern. Aber er glaubt an sich, auch an seine Art, Labels zu finden. Messen? Okay, vielleicht mal auf die Bread & Butter. Aber viel lieber stöbert der Sachensucher im Internet unbekannte Marken auf, recherchiert oder

Aus der Übergangslösung, Paletten für die Warenpräsentation zu verwenden, wurde eine fixe Größe.

geht einem Hinweis von Kunden nach, die ein bestimmtes Label suchen. Damit bleibt er sicher einsame Klasse. So wie seine Einrichtung. Als die erste Innendeko aus Pappe einer Überschwemmung zum Opfer fiel und Latter ohne Versicherung und großes Budget dastand, organisierte er mit einem Freund Holzpaletten als Präsentationsmöbel. Eine Übergangslösung sollte es sein. Sollte. Typisch Alister Latter.

Nubuc Mühlegasse 12 8001 Zürich/Schweiz www.nubuc.ch Inhaber: Alister Latter Gegründet: Februar 2006 Mitarbeiter: 2 Verkaufsfläche: 50 qm Marken Fashion: Anori, Armedangels, Artist, Ben Sherman, Bleed, Element, Hakuin, Kleika, Loreak, Luva, Marshall, Mendian, Mesimu, Minimum, Primecut, Rules by Mary, RVLT, Safari Clothing, Stustyle, Stylesucks, Thinking MU, Tiger & Elephant Marken Schuhe: Onitsuka Marken Accessoires: 360°, Alessandro Magnani, Anori, Aunts & Uncles, Einstoffen, Kerbholz, Kollegg, Last Identity, Le Tom, Lost & Found, Marshall Artist, Nixon, Unit Portables, Snug, Tube, WeWood, Marken Lifestyle: Gummi­love, Marshall Headphones, Urban­ears, Wooden Radio

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Helle, offene Räume strahlen ein Willkommen aus – bei Personnel of New York soll man sich wie bei Freunden fühlen.

Mode für Freunde Personnel of New York/New York. Eigentlich sollte es ein Laden in Los Angeles werden, doch das Schicksal hatte andere Pläne – und brachte Inspiration fürs Sortiment. Text: Petrina Engelke. Fotos: Sydney Bensimon, William Chan

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Manchmal kommt es richtig dick. Kristi Paras war der Liebe wegen von New York nach Los Angeles gezogen und hatte dort mit Emilio Ramirez einen Laden gefunden. Doch noch vor der Eröffnung flatterte ein Brief ins Haus: In 30 Tagen müsse alles raus, das Haus werde abgerissen. „Wir standen vor dem Nichts“, erinnert sich Paras. Sie war zu dieser Zeit noch Mitbesitzerin von Zachary’s Smile in New York, den sie zuvor geleitet hatte. Das brachte das Paar auf die Idee, den anderen Teilhaber auszuzahlen und in New York von vorn zu beginnen. Im September 2013 knallten

dann die Sektkorken. Soeben ist ihr Laden von mehr als 1.000 Lesern der einflussreichen Shopping-Site Racked NY zum besten neuen Laden New Yorks gekürt worden. „Gestern haben wir einander angeschaut und gesagt: Wir haben es geschafft!“, sagt Paras. Einfach war es indessen nicht. Eigentlich sollte Personnel of New York bereits im Februar 2013 eröffnen. Doch tolle Ideen für die Gestaltung erfordern mehr Zeit – und das Budget bestand aus dem, was der Abverkauf aus dem Vorgängerladen brachte. Dann entdeckten Paras und Ramirez, dass im neuen

Ladenlokal nicht einfach nur ein Fußboden herausgenommen werden muss: Unter den Fliesen kommt die nächste Schicht, und noch eine und noch eine. Am Ende schauen beide auf einen arg zugerichteten Estrich und bemerken: Das sieht einzigartig aus. Der raue Look passt bestens zu den weit geöffneten, lichtdurchfluteten Räumlichkeiten mit Regalen und Kleiderstangen aus hellem Holz und verschiedenen Metallen. „Praktischerweise ist Emilio handwerklich geschickt“, sagt Kristi Paras. Auch ihre Modevision ist eine persönliche Angelegenheit. Der Vorgängerladen führte eine Mi-


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Kristi Paras und Emilio Ramirez freuen sich über die Auszeichnung als bester neuer Laden New Yorks.

schung aus Vintage und Kleidern für ein sehr junges Publikum. „Da war ich herausgewachsen“, lacht Paras. Als Inspiration für das neue Sortiment dienen ihr die vielen New Yorker Freunde. „Sie sollen hier Sachen finden, von denen ich sagen kann: Du siehst toll aus, jetzt geh los und erobere die Stadt!“ Deshalb gibt es bei Personnel of New York sowohl „Sachen zum Mitnehmen“ mit einem kleineren zweistelligen Betrag auf dem Preisschild als auch Kleider für besondere Anlässe oder die neuen Lieblingsschuhe, die dann eben ein paar hundert Dollar kosten. Labels wie Mary Meyer und Thvm Jeans kommen aus New York oder Los Angeles und spiegeln die Ladengeschichte wider – Paras hat aber etwa auch

Skandinavien im Visier. „Ich bin ein Fan von Rodobjer“, sagt sie und arbeitet noch an der korrekten Aussprache. Der große Freundeskreis, der als Inspiration für das Sortiment dient, hat indessen sogar Licht in den Laden gebracht. Die maßgebauten Leuchten sind von Apparatus Studio – alten Bekannten, deren Lichtobjekte inzwischen international gefragt sind.

Personnel of New York 9 Greenwich Avenue, New York 10014/USA www.personnelofnewyork.com Eröffnung: Mai 2013 Inhaber: Kristi Paras, Emilio Ramirez Mitarbeiter: 5 Verkaufsfläche: 91 qm Marken Frauen: Anzevino + Susan Sontag, Base Range, Closed, Dusen Dusen, Dream Collective, Hope, Mary Meyer, PS Kaufman, Objects Without Meaning, Reinhard Plank, Rodobjer, Swedish Hasbeens, Thvm Jeans, UZI, Wwake u. a. Marken Männer: Anzevino + Bob Mizer, Closed, Grenson, HW Carters and Sons, La Paz, Oliver Clark, Objects Without Meaning, Thvm Jeans, Tellason u. a. Marken Accessoires: Alice Park, Belloq Tea, NIHO Candles, Makr, Tanner Goods u. a.

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Mit dem Springer’s Sporting Club hält englischer Country-Lifestyle in Wien Einzug.

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Very british Springer’s Sporting Club/Wien. Mit dem Multilabel-Store Springer’s Sporting Club in der Wiener Innenstadt schafft Inhaber Christian Johann Springer die Wandlung vom traditionellen Jagdausstatter zum CountryLifestyle-Store. Text: Katharina Wohlfahrt. Fotos: Bruno Klomfar, Georg Schenk

Das Wiener Traditionsunternehmen Joh. Springer’s Erben ist seit über 150 Jahren als kompetenter Ausstatter rund um das Thema Jagd bekannt und seit Juni 2013 mit einem neuen Store – dem Springer’s Sporting Club – am Hohen Markt in der Wiener Innenstadt vertreten. An den sportlichen Ursprüngen des Unternehmens orientiert, will Inhaber Christian Johann Springer einen neuen Weg in Richtung Country-Lifestyle einschlagen: „Ralph Lauren oder Lacoste – viele Hersteller, die ursprünglich im Sport- und Outdoor-Bereich tätig waren, haben sich zu Lifestyle-Marken weiterentwickelt. Das versuchen wir auch mit unserem Store. Gehoben, sportlich und landverwurzelt zugleich – das ist der Lifestyle, den wir verkörpern wollen.“ Dass die Konzepte anglo-amerikanischer Sporting Clubs als Inspiration für den Laden dienten, verrät der Name. (Ur-)Sprung

Christian Johann Springer bleibt den Wurzeln des Unternehmens im Jagdsport treu. „Egal ob Jagen, Reiten, Rudern oder Polo – wir bieten unseren Kunden Elegantes vor, während und nach einem sportlichen Ereignis in der Natur. Die sportliche Herkunft wird dabei jedoch bewusst nur angedeutet, um möglich zu machen, dass man diesen Stil auch in der Stadt trägt“, erklärt

Überzeugt vom neuen Konzept: Geschäftsinhaber Christian Johann Springer.

Springer. So bedient man sich zwar des Farbportfolios und Stoffen aus dem Jagdbereich, zeigt sich insgesamt aber bunter und offener. „Es geht darum, die Lebenswelt unserer Kunden abzubilden“, so Springer. Zum Produktportfolio zählen daher neben entsprechender Bekleidung und Accessoires auch Silberware, Optik und Reise­ utensilien. Vom Begriff Tracht grenzt sich der Geschäftsinhaber ganz klar ab: „Wir spiegeln den gehobenen ländlichen Lebensstil wieder. Das Sortiment beinhaltet hochwertige Country-Mode, keine Tracht. Labels wie Habsburg oder Meindl haben durchaus Ursprünge in der Tracht, passen aber durch ihre Eleganz zu unserem englischlastigen Sortiment.“

Clubatmosphäre. Der Gast soll sich wohl fühlen und möglichst lange bei uns bleiben.“ Dafür sorgen neben vielen Bildern und der Dekoration auch ein BarBereich und der sogenannte Tank-Raum. Dieser kann auf Wunsch für Private Dining gemietet werden und soll in Zukunft verschiedene Fotoausstellungen beherbergen. Britishness im Sortiment ist bewusst gewählt: So sind englische Marken wie James Purdey & Sons und Holland & Holland österreichweit exklusiv im Springer’s Sporting Club erhältlich.

Anglo-amerikanische Vorbilder

Der Store bietet alles, was Damen und Herren vor, während und nach distinguiertem Sport in der freien Natur brauchen.

Liebhaber des Landlebens oder der Jagd nennt Christian Johann Springer als Hauptzielgruppen, wobei auch Touristen in der Wiener Innenstadt eine entscheidende Rolle spielen. Diese spricht der Laden an – weil er den einen so unbekannt und den anderen so bekannt ist. Schließlich können Touristen aus den USA, England und seinen ehemaligen Kronländern durchaus etwas mit Sporting Clubs anfangen. „Unser Name drückt auch ein Selbstverständnis aus. Sporting Clubs beschrieben genau, wonach wir gesucht hatten. Wir wollten keinen normalen Store, sondern eine gemütliche

Springer’s Sporting Club Hoher Markt 8–9, 1010 Wien/Österreich www.springerssportingclub.at Eröffnung: Juni 2013 Inhaber: Christian Johann Springer Mitarbeiter: 3 Verkaufsfläche: 250 qm Marken: Habsburg, Holland & Holland, Meindl, Purdey, Schneiders Bekleidung Marken Accessoires: Alexandre Mareuil, Filson, Luninox, Patrick Mavros, Swarovski Optik, Victorinox

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Das Shopdesign mit modern-rustikalem und zeitlosem Interieur verf端gt 端ber viel Holz, gemusterte Zementfliesen und Stahlelemente, die f端r ein klares und gleichzeitig warmes Ambiente sorgen.

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Zuhörer und Erzähler The Listener/Frankfurt. Parallel zur Einkaufsmeile Zeil in der Stephanstraße gelegen, ist mit dem MA* ein neues Quartier für zehn selektiv ausgewählte Einzelhandelskonzepte entstanden. Die Denimboutique The Listener realisierte Investor Ardi Goldman, unter anderem auch Entwickler der Designhotelkette 25hours, gemeinsam mit Hakan Temür, dem Inhaber der Handelsagentur Brandpool. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: The Listener

Mit dem Store wollen die beiden Macher die Lücke zwischen fashionorientierten Shops und jungen Jeans-Stores schließen, der ihrer Vorstellung von Produktauswahl und Service gerecht wird und gleichzeitig über eine individuelle Note und internationales Niveau verfügt. Im Sortiment werden über 110 Marken geführt, 20 davon allein aus dem Portfolio der Agentur Brandpool aus Offenbach.

Begeisterung wecken“, erklärt Temür und führt aus: „Der Markt ist überflutet mit Produkten und dennoch findet niemand mehr, was er wirklich braucht. Wir setzen auf Produkte von Traditionsunternehmen und jungen Marken, deren Produkte wir unseren Kunden erklären wollen und wo wir die Geschichten der Menschen erzählen können, die hinter diesen Marken und ihren Produkten stehen.“

Erzählen und zuhören

Wechsel der Perspektive

Die Philosophie von The Listener beschreiben Goldman und Temür wie folgt: „Ein angenehmer Zuhörer zu sein, ist eine Kunst: zurückhaltend, dabei immer aufmerksam, bereit, nachzufragen und zu lernen, fähig, zu filtern und zu interpretieren.“ Mit The Listener wollen sich die beiden der Herausforderung stellen, mehr als nur ein Shop zu sein, in dem man seine Garderobe erneuert. „Wir wollen eine neue Art des Einkaufens kultivieren und der ständig wachsenden Anonymität entgegenwirken. Wir wollen nicht nur Grundbedürfnisse befriedigen, sondern

Das Konzept von The Listener sieht vor, die Kunst- und Gastronomieszene mit in die Inszenierung der Fläche einzubeziehen. So gibt es z. B. bereits eine Kaffeebar im Store. Künftig soll die Location als Auditorium für Workshops, Diskussionsrunden und Produktpräsentationen dienen, um neben neuen Denkansätzen auch gegenseitigen Austausch zu bieten – mal als Erzähler, mal als Zuhörer.

Ardi Goldman und Hakan Temür setzen auf große Auswahl und guten Service in modernem Ambiente.

The Listener GmbH Stephanstraße 1–3, 60313 Frankfurt am Main/ Deutschland www.thelistener.de Eröffnung: August 2013 Inhaber: Hakan Temür, Ardi Goldman, Anna Pflaum Store Manager: Michael Munz Anzahl der Mitarbeiter: 9 Verkaufsfläche: 440 qm Marken: 7 for all Mankind, AG Adriano Goldschmied, Aesop, Aglini, Ally Capellino, Alternative Apparel, American Retro, Andersons, A.P.C., Aqua di Stresa, Art Youth Society, Atelier Heschung, ATF, Avantoi, Baracuta, Barbed, Barbour, Barena, B.D. Baggies, Bleu de Chauffe, Bleu de Paname, Blood Concept, BLK DNM, Brooks, Burlington, Buttero, By Boe, Camo, Campomaggi, Canada Goose, Chaser, Chup by Glen Clyde Company, Citizens of Humanity, Common People, Current & Elliot, Delicate Love, Denham the Jeanmaker, Destin, Deus Ex Machina, Dondup, Dr. Martens, Edwin, Equipment, Faliero Sarti, Fauzian Jeunesse, Fifteen & Half, Filson, Folk, Fred Perry by Raf Simons, Giorgio Brato, Gitman Vintage, Grenson, Hancock, Happy Socks, Harris Warf, Haversack, Heschung, Homecore, Hope, Howlin, HTC, Il Bussetto, INK, Joseph, Kuro, Levi’s Made & Crafted, Levi’s Vintage Clothing, Mackintosh, Mad et Len, Majestic, Mark McNairy, Mauro Grifoni, Masons, Mexicana, Mother, Move, Nanamica, Natural Selection Denim, n.d.c., Norse Projects, Nudie Jeans, Officine Creative, Oscar Jacobson, Our Legacy, Paige, Patagonia, Paul & Joe Sister, Pendleton, PRPS, Puro, Riding High, Roberto Collina, Rude Riders, Schott NYC, Sunspel, Stone Island, Tagliatore, The Hill Side, The Last Conspiracy, The Textile Rebel, U Aviu, Uniforms for the Dedicated, Vic Matie, Victoria Beckham, Voluspa, VSP, Want Les Essentiels De La Vie, Wild Fox, Wolverine 1000 Mile, Woolrich, Yuketen

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Von Sammlern für Sammler: Julian Vera und Erick Duran haben ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht.

Im Sammlerparadies Rare Pair/New York. Beste Kunden bei sich selbst? Zwei Sneakersammler eröffnen einen Laden voller seltener Sneaker. Text: Petrina Engelke. Fotos: Jordan Cortese

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Kaum jemand kann die Wünsche seiner Kundschaft so auf einen einzigen Punkt bringen wie Julian Vera: „Alle wollen die seltensten, am strengsten limitierten Sneaker. Keiner will, was andere schon haben.“ Vera und sein Kompagnon Erick Duran haben ihr Geschäftsprinzip gleich zum Namen des Ladens gemacht: Rare Pair verkauft ausschließlich seltene Schuhe und wirkt entsprechend alles andere als vollgestopft. Das klingt zunächst einmal nach wenigen Umsatzmöglichkeiten, doch die Gemeinde der Sneakersammler ist groß und Vera und Duran wissen, wie sie sie erreichen. Das liegt an ihrer Vergangenheit. Mit zwölf Jahren hatte Vera genug: Ständig sah er die anderen Jungs die coolsten Air Jordans und Nikes tragen, da wollte er endlich mithalten – und schon hatte er ein teures Hobby an

den Hacken. Um das Geld für ausgefallene Sneaker zusammenzubekommen, tat Vera fortan so gut wie alles. Kein Wunder, dass er später zum Manager eines kleinen, aber fachkundigen Sneakerladens aufstieg. Als dessen Besitzer dichtmachen wollte, sprach Vera sofort mit seinem guten Freund Duran – und die beiden entschlossen sich, ihr eigenes Ding zu machen. „Da kamen wir auf Rare Pair“, sagt Vera. Instagram zur Kundenpflege

Auf der Jagd nach ultraseltenen Sneakern gehört er schon lange zu einer ganzen Sammlergemeinde, die Gerüchte über neue Modelle weiterträgt, stolz ihre besten Stücke herzeigt und von ihren Traumschuhen schwärmt. So haben Vera und Duran ihren Laden als einen Ort gestaltet, wo Sneakerfans verweilen und sich austauschen. Zwei große rote

Sofas halten sie leicht davon ab, die Treppen aus dem SouterrainStore wieder hinaufzusteigen. „Wir denken auch über Events nach“, sagt Vera. Seine neuesten Errungenschaften zeigt der Laden genauso begeistert her wie die Privatsammler. „Wir nutzen Instagramm sehr stark, auch Twitter und Facebook. Da treffen wir Kunden und Sammler in aller Welt“, sagt Vera. „Das ist toll. Und es ist gratis! Da können wir jedem zeigen, was wir gerade im Laden haben.“ Das zieht weite Kreise: Neulich sei ein Kunden hereingeschneit, der extra aus Italien hergekommen sei, staunt der Ladenbesitzer. Der Reiz des Seltenen

Auch Ankäufe bahnen sich so schon mal an. Doch selbst wenn die Ladenatmosphäre von augenzwinkerndem Humor geprägt


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Die Sammlerstücke präsentiert Rare Pair wie in einer Ausstellung – sie sind aber zu kaufen.

ist – das Logo ist eine Birne, weil „pair“ wie „pear“ klingt – an das Sortiment legt Vera strenge Maßstäbe an: Die Sneaker müssen absolut ungetragen sein, Ankäufe stammen meist aus aufgelösten Lagerbeständen. Die Schuhe brauchen den Reiz des Seltenen. Was bei Footlocker im Regal stehe, könne ihn nicht hinter dem Ofen hervorlocken, sagt er. Wie zum Beweis stehen neben dem Verkaufstresen wahre Sneakerschätze – in einem verschlossenen Schrank. Diese Maxime hat allerdings auch ihre Tücken. Schließlich

sammeln beide Besitzer nach wie vor selbst mit einer Leidenschaft, die dem Geschäftssinn schon einmal in die Quere kommen kann. Duran liebt zum Beispiel ein Paar Nike Dunk SB Low Paris aus dem Laden, für die er bereits einige verrückt hohe Angebote bekam. „Aber er hat Angst, sie zu verkaufen“, sagt Vera. „Denn diese Schuhe zu finden, ist praktisch unmöglich.“

Rare Pair 288 Mulberry Street, New York 10012/USA thatrarepair.com Eröffnung: Juni 2013 Inhaber: Julian Vera, Erick Duran Mitarbeiter: keine Verkaufsfläche: 93 qm Marken: vorwiegend Air Jordan, Asics, New Balance, Nike

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Der Heimat treu Glücklich/Eppan. Bodenständigkeit und Heimatverbundenheit zeichnen nicht nur das Label Glücklich, sondern auch den gleichnamigen Store im südtirolerischen Eppan aus. Text: Katharina Wohlfahrt. Fotos: Christoph Steiner

Gutes bewahren und Schönes entdecken – so lautet die Philosophie von Christoph Steiner und Claudia Heiß. Seit August 2013 setzen sie diese Mischung aus altbewährten Klassikern und alpinem Zeitgeist im Geschäft Glücklich in Eppan/Südtirol um. Auf rund 50 Quadratmetern wird das Eigenlabel Glücklich + Heiss im Mix mit ausgewählten alpinen Marken liebevoll präsentiert. Schritt für Schritt

Das Team, das Kunden glücklich macht: Christina Pichler, Christoph Steiner und Claudia Heiß.

Die Geschichte der Marke Glücklich begann 2004, als Christoph Steiner eine Vertriebs­ agentur für Mode, Schuhe und Accessoires gründete. Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Labels fiel ihm auf, was fehlte: leistbare Bekleidung von und für Menschen aus dem Alpenraum. Mit dieser Idee wurde 2008 das Label ins Leben gerufen, die Agentur erhielt Unterstützung von Claudia Heiß. Ein Geschäft war jetzt der nächste logische Schritt. Der Firmensitz wurde von Bozen nach Eppan verlegt und ist heute Schnittpunkt für Design und Produkt­ entstehung, Showroom für Vertriebskunden und Boutique in einem. Doch warum gerade Eppan? „Touristen sind wichtig für uns und in Eppan ist lange Saison. Trotzdem verkaufen wir nicht den typischen Trachtenkitsch“, erklärt Steiner.

So bodenständig wie das Konzept präsentiert sich auch der Store Glücklich im südtirolerischen Eppan.

Regionalität als Grundsatz

Christoph Steiner und Claudia Heiß war klar, dass sie nicht nur Glücklich + Heiss oder die Marken ihrer Agentur zeigen wollen. Im Sortiment finden sich also weitere Labels, die der Unternehmensphilosophie entsprechen. Für Christoph Steiner ist es wichtig, „dass alles einen Kreis bildet. Regionale Kreisläufe in Herstellung und Materialbeschaffung sind uns ein besonderes Anliegen.“ So ist im beschaulichen Eppan ein kleiner Concept-Store mit Produkten aus dem Alpenraum entstanden: „Das Geschäft ist die Essenz unserer Arbeit mit nettem Drumherum. Regional oder leicht überregional agierende Marken, dazu Kosmetik aus den Alpen, aber auch Holzschnitzereien und temporäre Ausstellungen regionaler Künstler.“ Bodenständiges mit speziellen Geschichten

Zum Sortiment des Eigenlabels gehören Strickjanker, Taschen und Rucksäcke sowie Blusen und Hemden. „Wir möchten Neues schaffen, mit Geschichte 114 style in progress

auf dem Rücken“, so Christoph Steiner. „Deshalb wollen wir nicht schwer trachtig sein. Farbe ist uns wichtig, oder das italienische Fitting.“ Das traditionelle Handwerk sieht er als Kultur dahinter. So werden die klassischen Wanderrucksäcke in einer kleinen Manufaktur in den Dolomiten von Hand genäht. „Hinter jedem Stück steht eine besondere Geschichte von besonderen Menschen“, sagt Claudia Heiß und ist überzeugt: „Das macht glücklich.“

Glücklich Rathausplatz 11, Eppan/Italien, www.gluecklich.it Eröffnung: August 2013 Inhaber: Christoph Steiner, Claudia Heiß Mitarbeiter: 4 Verkaufsfläche: 50 qm Marken: Attic & Barn, Cervolante, E-Gò, Glücklich + Heiss, Luis Trenker, Momonì, Mosaique, Of Handmade, Phil Petter, Pomandère, Swamp Kosmetik: Glacisse, Pure Attitude


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Nummer vier 10 Corso Como/ Schanghai. Der erste Concept-Store überhaupt und einer der bedeutendsten Modeläden weltweit – das ist 10 Corso Como. Neben Mailand, Tokio und Seoul kommt Carla Sozzani ihrer Fangemeinde nun auch in Schanghai näher. Text: Katharina Wohlfahrt. Fotos: 10 Corso Como

10 Corso Como ist kein ge­ wöhnlicher Store, denn schon zur Gründung war dieser angetreten, eine ganze Stilwelt abzubilden. Eine Lebenseinstellung, ein Treffpunkt für Kultur und Kommerz mit seiner ganz eigenen Philosophie und einmaligem Einkaufserlebnis zu sein. Mode, Kunst, Literatur, Fotografie, Genuss – alles unter einem Dach. 10 Corso Como

beschreibt etwas Einzigartiges – und sollte weltweit viele Nach­ahmer finden. Nach Italien, Korea und Japan wagte Inhaberin Carla Sozzani im September 2013 den nächsten Schritt: mit der Eröffnung des ersten Concept-Stores in China. Einfach beeindruckend

Carla und Franca Sozzani sind Italiens bekannteste Modeschwestern und gehören sicherlich zu den einflussreichsten Frauen der internationalen Modebranche. Nachdem Carla Sozzani über zehn Jahre als Chefredakteurin der italienischen Vogue tätig war – diese Position übernahm ihre Schwester Franca – eröffnete sie 1990 zunächst eine Galerie, die dann um eine Buchhandlung, Mode, Design und ein Café erweitert wurde. Sie rief damit den allerersten Concept-Store ins Leben, der sich bis heute zu einer der bedeutendsten Modeläden der Welt entwickelt hat. Als Name wurde, ganz simpel und unspektakulär, die Adresse gewählt: 10 Corso Como. In ihrem vielbeachteten Laden gelangte nicht nur Mode zu höheren Weihen – sie trug auch maßgeblich dazu bei, (Mode-)Fotografie in Italien als Kunstform zu etablieren, und prägte außerdem die Philosophie des Slow Shopping, eine Idee, die selbstverständlich auch in den drei Concept-Stores im asiatischen Raum gelebt wird. Sich Zeit zu nehmen, um Überraschungen und Schätze zu entdecken. Sich etwas Schönes zu gönnen, aber auch anderen eine Freude zu bereiten – so will die Modeunternehmerin ihr Wirken verstanden wissen.

Jede der vier Etagen wurde vom Künstler Kris Ruhs individuell inszeniert. Restaurant und Bar im obersten Stock unterstreichen die Philosophie des Slow Shopping.

Welcome to China

Wie auch seine Vorgänger wurde 10 Corso Como Schanghai vom Partner der Inhaberin, dem amerikanischen Künstler Kris Ruhs, gestaltet. Das freistehende, vierstöckige und 2.500 Quadratmeter große Glasgebäude im Viertel Jing’An besticht durch die für 10 Corso Como typische Extravaganz. Auf jeder der vier Etagen des Concept-Stores ist eine eigene Welt inszeniert. Multifunktionalität beschreibt die erste Ebene wohl am besten. Sie beherbergt die Buchhandlung, das Café mit Außenterrasse sowie Design- und Kosmetikartikel. Der zweite Stock ist der Männerund der dritte Stock der Damenmode gewidmet, wobei neben etablierten Designern stets nach neuen und aufstrebenden Talenten Ausschau gehalten wird. Ihrer Rolle als Trendscout ist sich die Shopinhaberin dabei absolut bewusst – genau wie ihrer Rolle als Gastgeberin. So lockt schließlich im obersten Stockwerk ein italienisches Restaurant, mit Blick auf den Jing’An Tempel.

10 Corso Como 1717 Nanjing West Road, Schanghai/China www.10corsocomo.com Eröffnung: September 2013 Inhaberin: Carla Sozzani Verkaufsfläche: 2.500 qm Marken: Alaia, Borsalino, Christopher Kane, Carven, Chloé, Comme des Garçons, Courreges, Delfina Delettrez, Delvaux, Ferragamo Creations, Jil Sander, Junya Watanabe, JW Anderson, KTZ, Lanvin, Maison Martin Margiela, Mykita, Nicholas Kirkwood, Raf Simons, Repossi, Simone Rocha, Stella McCartney, Thierry Lasry, Tom Binns, Valentino Design: Alessi, Artemide, Bosa, Christofle, Eclectic by Tom Dixon, Flos, Fontana Arte, Fornasetti, Georg Jensen, Hay, Ittala, Martin Margiela Ligne 13, Menphis, Sottsass, Verner Panton Kosmetik: Acqua di Parma, Astier de Villatte, Atelier Cologne, Biologique Recherche, Christian Tortu, Claus Porto, Dr. Vranjes, Dyptique, Laduree, Odin

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Savile Row meets Hamburg Rooks & Rocks/Hamburg. Auf Läden dieser Sorte stößt man nur durch wirklich gute Tipps. Im November 2012 eröffneten fünf Hamburger Jungs Rooks & Rocks in Winterhude. Sie traten an, um mit dem antiquierten Image des Maßanzuges aufzuräumen, den alten Frack zu entstauben – und es ist ihnen gelungen. Text: Isabel Faiss. Fotos: Rooks & Rocks

Inzwischen sind es schon zwei Stores, oder besser Showrooms. Der zweite eröffnete im August letzten Jahres in HamburgEppendorf. Rooks & Rocks expandiert. Das Konzept bietet sich dafür auch an, denn Maßanfertigung erlebt gerade einen zwar langsamen, dafür umso konstanteren Aufwind – vor allem auch beim jungen Publikum und auch im Internet. Wie viel Potenzial in dem Thema wirklich steckt, zeigt der Erfolg des Hamburger Unternehmens, das mit Einstiegspreisen ab 450

Euro für Anzüge vom Abiturienten, Studenten und Designer bis hin zum Vorstandsvorsitzenden jeden anspricht – und aus diesen Zielgruppen auch jeden erreicht. „Das wirklich spannende an unserem Konzept ist, dass wir ein sehr breit gefächertes Publikum haben. Bei uns bekommt der Kunde einen nach individuellen Wünschen gefertigten Maßanzug für das gleiche Geld wie für einen von der Stange. Natürlich gab es schon viele Online- und Offlineanbieter für Maßanzüge, aber uns ist es einfach gelungen,

diesen neuen Twist in das Thema reinzubringen“, erklärt Viktor Lis, der das Unternehmen gemeinsam mit Simon Schmidt, Rico Albert, Sebastian Schieren­berg und Billy Thiemann gegründet hat. Entstaubt, rockiger

Auf den ersten Blick wirkt der Showroom in der Sierichstraße wie eine ziemlich konsequent durchdachte Mischung aus der Essenz der Londoner Savile Row und der so typischen Unbeschwertheit Hamburgs. Dass das

Im persönlichen Ambiente des Showrooms finden die Beratungsgespräche, die Anproben und Fittings statt. Rooks & Rocks übersetzt traditionelle Maßanfertigung in ein cooles, zeitloses Umfeld.

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traditionelle Schneiderhandwerk und die guten alten Werte hier die Basis allen Schaffens sind, daraus macht Viktor Lis kein Geheimnis. Vielmehr ergänzen sich bei Rooks & Rocks Tradition und Moderne zu einem neuen Bild, das ziemlich sexy ist. Im Prozess der Maßanfertigung und der Produktion selbst läuft nicht alles konventionell, sondern wurde für die Ansprüche des Hier und Jetzt neu aufpoliert: Termine gibt es nach Vereinbarung, es wird Maß genommen, gemeinsam der gewünschte Stil des Anzugs besprochen, der Stoff ausgewählt, Sonderwünsche wie Signaturen oder Muster festgehalten und dann geht dieser

Katalog nach China, wo innerhalb von drei bis vier Wochen produziert wird. Anschließend findet ein zweites Fitting statt, bei dem die Hausschneiderin das Finetuning vornimmt. Ergänzend zu den Hemden, Westen und Anzügen nach Maß gibt es noch Krawatten von Blick und Schuhe von Scarosso. „Wir bieten kein Vollmaß an, da wir den Kunden nicht zu zahlreichen Fittings einladen. Das ist einfach nicht mehr zeitgemäß und für den Kunden unattraktiv. Aber auf ein Abnahmefitting kann nicht verzichtet werden. Unsere Maßanzüge werden auf Basis von Schnittmustern erstellt, allerdings haben wir davon 11.000“,

so Viktor Lis, der eigentlich studierter Jurist ist. „Um uns alle mit dem nötigen Know-how zu Maßanfertigung auszustatten, hat sich unser Textilexperte Herr Schmidt viel Zeit genommen und uns detailreich an das Thema herangeführt. Die Beratung findet bei uns immer in sehr persönlichem Rahmen und auf Augenhöhe statt, darauf legen wir besonders großen Wert.“ Von modernen Dandys

Dass sie sich untereinander beim Nachnamen nennen, wirkt bei den Jungunternehmern etwas aufgesetzt. Wie ein Puzzelteil macht es erst im Kontext Sinn: Mit ihrer Idee, modernes Dandy­

Die fünf Firmengründer von Rooks & Rocks sind selbst die besten Role Models für die Stilwelt, die sie neu beleben wollen.

tum und die Liebe zu alten Handwerkstechniken mit einer kleinen Hommage an Stilikonen wie Frank Sinatra oder Marlon Brando zu vermischen und damit auch den jungen Kunden wieder für Maßanfertigung zu begeistern, schlagen sie eine Brücke zwischen dem Gestern und dem Heute. Von gestern sind die Werte und das Know-how, von heute die Designs und der Spaßfaktor.

Rooks & Rocks Sierichstraße 40, 22301 Hamburg/Deutschland Curschmannstraße 13, 20251 Hamburg/Deutschland www.rooks-rocks.com Eröffnung: Sierichstraße November 2012, Curschmannstraße August 2013 Inhaber: Viktor Lis, Simon Schmidt, Rico Albert, Sebastian Schierenberg, Billy Thiemann Verkaufsfläche: 60 qm Marken Männer: Blick, Rooks & Rocks, Scarosso

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208 editor’S Letter /// Impressum

To boldly go where no man has gone before...

Eigentümer, Verleger, Redaktion & Anzeigen UCM-Verlag B2B Media GmbH & Co KG Salzweg 17, 5081 Salzburg-Anif Österreich T 0043.6246.89 79 99 F 0043.6246.89 79 89 office@ucm-verlag.at www.ucm-verlag.at Geschäftsführer Stephan Huber Nicolaus Zott

Chefredakteure Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at Martina Müllner martina.muellner@ucm-verlag.at

A

b Sommer 2014 wird sich die Bread & Butter also für den Endkonsumenten öffnen. Nach einem Pressetag und zwei Tagen „Business as usual“ für das Fachpublikum, soll zwei Tage lang König Kunde regieren, analog zu Messen wie der IAA in Frankfurt oder der Baselworld (Schmuck und Uhren). Ein radikaler Schritt, mit dem die Bread & Butter auf die nicht minder radikalen Marktveränderungen in der Modebranche innerhalb der letzten Jahre reagiert. Denn die Veranstaltung, die beginnend mit der Premiere im Juli 2001 im legendären eckigen Rundbau in Köln die Modebranche geprägt und beeinflusst hat wie weltweit keine andere, ist nicht zuletzt aufgrund ihrer Dimensionen und ihrer Positionierung als internationale Leitmesse von diesen Veränderungen inhaltlich wie wirtschaftlich herausgefordert. Zwei Faktoren fallen besonders ins Gewicht: Zum einen nimmt die Zahl der Fachhändler, also der potenziellen Fachbesucher und somit die Frequenz auf der Messe ab. Zwar geht es bei einer Messe nicht um Masse, sondern um Klasse (5 Euro für das Phrasenschwein) und diese Klasse ist nach wie vor exzellent. Aber so sind wir nun einmal in dieser Branche. Kaum ist etwas mehr Luft in den Gängen, geht das Gemaule schon los. Sind die Gänge zu voll (das hatten wir ja auch) wird natürlich auch gemault. Zum anderen ist das langjährige Rückgrat der Bread & Butter, 114 style in progress

nämlich die Denimbase, innerhalb weniger Saisons implodiert. Das der Messe in die Schuhe zu schieben, ist zwar populär, weil einfache Schuldzuweisungen immer populär sind, geht aber völlig an der Marktrealität vorbei. Auslöser dieser Entwicklung war vielmehr die Tatsache, dass dieses Marktsegment, das über Jahrzehnte den Takt vorgegeben hat, seine Deutungshoheit gegenüber den neuen, jungen, mobilen Endverbrauchern mit ihrem völlig veränderten Konsumverhalten verloren hat. Das hat manche einfach aus dem Markt gespült, andere begegnen dem Druck den Vertikale und Online ausüben, indem sie sich selbst vertikalisieren und parallel ihr Umsatzheil im E-Commerce suchen und damit den Fachhandel aus dem Fokus nehmen. Ob das für alle eine sinnvolle Antwort ist, will ich hier gar nicht bewerten. Aber die Konsequenz ist eben, dass sich viele dieser Marken vom Konzept einer Fachmesse verabschiedet haben – und zwar Marken, die noch vor wenigen Saisons mit (zu ?) großen Ständen in Tempelhof Stärke demonstriert haben. Da es aber bei einer Messe ganz pragmatisch und unromantisch am Ende des Tages AUCH darum geht, dass Flächen vermietet werden, musste die Bread & Butter reagieren. Karl-Heinz Müller war immer ein Visionär. Und er war immer mutig. Darum hat er sich dafür entschieden, zu agieren, statt zu reagieren. Viele hatten in den letzten Monaten über einen erneuten Standortwechsel

spekuliert. Aber das wäre nur alter Wein in neuen Schläuchen gewesen. Für Müller ist klar, dass der Weg in die Zukunft ein völlig neuer sein muss. Einer, der noch nicht beschritten worden ist. Ihm ist auch klar, dass dieser Weg kein leichter wird (5 Euro für das Phrasenschwein), dass er viele Fragen beantworten und anstrengende Überzeugungsarbeit leisten muss. Manche werden auf diesem Weg nur zu gern anderen den Vortritt lassen. Andere wiederum werden erst über diesen Weg zur Bread & Butter oder zur Idee einer Multichannel-Lifestylemesse finden. Und ALLE, Begeisterte wie Skeptiker, werden der Premiere dieser radikalen Idee entgegenfiebern. Und entscheiden wird das am Ende des Tages ... der Markt (5 Euro für das Phrasenschwein). Herzlichst Ihr Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at

Art Directrice/Produktion Elisabeth Prock-Huber elisabeth@ucm-verlag.at Chefin vom Dienst Stefanie Spreitzer stefanie.spreitzer@ucm-verlag.at Autoren Petrina Engelke Isabel Faiss Jan Joswig Mody Al Khufash Thesy Kness-Bastaroli Ina Köhler Kay Alexander Plonka Nicoletta Schaper Dörte Welti Katharina Wohlfahrt Fotografen/Illustratoren Eugen Gebhardt Harling & Darsell Sascha Heintze Julian Henzler Katjana Lacatena Bryan Reinhart Peter Schaffrath Nicole Wawrzinek Bildbearbeitung Anouk Schönemann anouk.schoenemann@ucm-verlag.at Anzeigenleitung Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at Verlagsassistenz, Vertrieb Sigrid Staber sigrid.staber@ucm-verlag.at Christina Hörbiger christina.hoerbiger@ucm-verlag.at Lektorat Johannes Seymann Übersetzung Manfred Thurner Druck Print&Smile Druckgesellschaft m.b.H. Oberndorf/Salzburg Druckkoordination Manfred Reitenbach Bankverbindung Volksbank Salzburg 105 627 BLZ 45010 Nächste Ausgabe 27. Jänner 2014


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ICH BIN EIN BERLINER. —LARY, Berlin

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