turi2 edition #15 – Menschen, Medien und Marken in Bewegung

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Auf eine Tasse Tee: Tina Müller spricht in ihrem Büro in Düsseldorf mit Heike Turi

da mein Abitur gemacht, viele meiner Schulfreundinnen leben noch dort mit ihren Familien. Diese Katastrophe hat uns alle wieder enger zusammengeführt. Ich habe gemerkt, wie wichtig Heimat für mich ist. Was bedeutet Heimat für Sie? Heimat ist der Ort, zu dem ich eine starke ursprüngliche Bindung habe. Auch wenn ich eigentlich die wenigste Zeit meines Lebens dort verbracht habe. Ich bin nach dem Abi mit 19 nach Frankreich gegangen und nicht mehr dauerhaft nach Bad Neuenahr zurückgekehrt. Trotzdem steht Heimat für das Behütete, das Geborgene. Und ich habe das Gefühl: Je älter ich werde, desto wichtiger werden für mich meine Wurzeln.

»Heimat steht für mich für das Behütete, das Geborgene. Je älter ich werde, desto wichtiger werden für mich meine Wurzeln«

Was hat Sie nach dem Abitur in die weite Welt getrieben? Als sich mir nach dem Abi die Chance bot, an das französische Partnergymnasium zu gehen und dort etwas Geld zu verdienen und gleichzeitig anzufangen zu studieren, sagte meine Mutter: „Du machst das. Au revoir.“ Für mich war das gar

nicht so selbstverständlich, aber im Nachhinein der entscheidende Schritt, unabhängig zu werden. Hatten Sie für Ihren Lebensweg Vorbilder? Ja, während eines Praktikums bei Apollinaris habe ich für die Marketingleiterin gearbeitet. Ich habe gesehen, wie sie die Marke führt und mir gedacht: So einen interessanten Job möchte ich auch mal machen. Wer inspiriert Sie? Unternehmenslenker, die es geschafft haben, ihr Unternehmen in die Zukunft zu führen und auf Wachstumskurs zu bringen. Dazu gehört der Mut, mit alten Gewohnheiten zu brechen. Ein Transformationsprozess bedeutet auch Schmerz – das darf man nicht vergessen. Seit

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ein, zwei Jahren hole ich mir auch viel Inspiration bei Startups. Ich schätze deren Mentalität, das Motto: Just do it and fail fast. Jetzt, da Sie Boss im Laden sind: Trauen sich die anderen noch, Ihnen offen die Meinung zu sagen? Ich dachte zunächst, da ändert sich gar nichts, denn ich bin ja dieselbe geblieben. Aber so einfach ist es nicht: Der Titel CEO flößt vielen Menschen Respekt ein. Ich bin als CEO also gefordert, aktiv gegenzusteuern – ich mache die Tür weit auf, um keine Barrieren aufzubauen und damit insgesamt eine Kultur des Vertrauens im Unternehmen entsteht. Sie haben mit dem Spruch „Umparken im Kopf“ Marketing-


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