

Edi Ramas Wiederwahl im Jahr 2021 sicherte ihm die dritte Amtszeit als Ministerpräsident und erneuerte seinen Auftrag, die albanische Vision von einem EU-Beitritt umzusetzen. Nachdem Abgeordnete des Europaparlaments den Europäischen Rat um Aufnahme von Beitrittsgesprächen ersucht haben, stehen Rama und seine Regierung nun vor der Herausforderung, in turbulentem geopolitischem Fahrwasser Kurs zu halten.
ei ihrem Besuch in Albanien im September 2021 sicherte die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel die Fortsetzung der bilateralen Beziehungen zwischen beiden Ländern zu. „Unabhängig vom Ausgang der Wahlen in Deutschland wird auch ein neuer Bundeskanzler ein Herz für die Region haben“, sagte sie auf einer Pressekonferenz mit dem albanischen Ministerpräsidenten Edi Rama. Auch angesichts des Abschieds einer wesentlichen Verbündeten der albanischen EU-Bestrebungen hätte keine Führungsfigur die erdbebenhaften Verwerfungen der geopolitischen Landschaft bei Ramas Besuch in Berlin sieben Monate später vorhersehen können. Sein Treffen mit dem neu ernannten Kanzler Olaf Scholz fand vor dem Hintergrund der ersten Wochen der russischen Invasion in der Ukraine und der dadurch entfachten Krise statt.
Während Rama um weitere deutsche Unterstützung für Albaniens Ziel warb, sagte Scholz zur Begrüßung ermutigende Worte. „Der Westbalkan und seine Integration in die EU sind mir sehr wichtig,“ so Scholz auf der gemeinsamen Pressekonferenz, und er betonte, Deutschland werde sich für schnellstmögliche Beitrittsverhandlungen einsetzen.
Da die Ukraine-Krise in Teilen der EU den Wunsch nach Erweiterung neu belebt, empfahlen europäische Abgeordnete im Mai dem Europäischen Rat offiziell, dringend Beitrittsgespräche mit Albanien aufzunehmen – ein von Ramas Regierung als für die Zukunft maßgeblich erachteter Schritt. „Wir haben demokratische Prozesse konsolidiert und dies würde das Sicherheitsgefühl in der Region stärken“, erläuterte der Stellvertretende Ministerpräsident Arben Ahmetaj. „Die EU-Mitgliedschaft würde die fortschreitenden Reformen festigen.“
Jüngste Ereignisse haben Albaniens Position nur bestärkt. Als proeuropäisches NATO-Mitglied mit einer offenen, widerstandsfähigen Wirtschaft – 7,6 % Wachstum 2021 und 4 % Wachstumserwartung für 2022 – würde die Aufnahme Albaniens den Anspruch des Blocks als natürliches Heim liberaler Demokratien unterstreichen und seinen Einfluss in der Region erhöhen. Zudem bietet das Land, dessen nationale Energieerzeugung zu 100 % aus Wasserkraft kommt und das an etlichen Projekten zur Diversifizierung und Erweiterung seiner erneuerbaren Energieinfrastruktur arbeitet, das Potenzial, die Problematik der europäischen Energieversorgung zu lindern.
Die Aufnahme von Gesprächen würde drohender Frustration entgegenwirken in einer Nation, die seit 2014 offiziellen Kandidatenstatus genießt und aus ihrer Sicht alle Forderungen der EU erfüllt hat. „Wir haben unsere Hausaufgaben sehr gut gemacht“, so Energieministerin Belinda Balluku zu den von Albanien zur Vorbereitung unternommenen Reformen. „Albanien ist dem Ziel jetzt sehr nah.“
Innenpolitisch liegt eine wichtige Priorität darauf, Ertrag und Effizienz des Agrarsektors zu verbessern. Mit einer mittleren Betriebsgröße von gerade 1,3 Hektar ist Zersplitterung ein Problem in einem Land, wo die Erinnerung an kommunistische Genossenschaften die Zusammenarbeit behindert. „Wir können das erforderliche Produktionsniveau nur erreichen, wenn wir alle zusammenarbeiten“, erklärt Agrarministerin Frida Krifca. Angesichts des Ziels, die Exporte bis 2030 auf 1 Mrd. US$ zu steigern, ist für Krifca die Förderung sektorweiter Lebensmittelsicherheit entscheidend. Mit EU-Unterstützung beaufsichtigt Krifcas Ministerium die Erneuerung von Kontrollverfahren, mit dem Fokus auf Digitalisierung und Nachvollziehbarkeit, sowie des zugehörigen rechtlichen Rahmens. Darüber hinaus werden vier neue offene Märkte Agrarbetrieben landesweite Zusammenarbeit und neue Zugänge zum Markt ermöglichen. Dank Investitionen in Schulung und Agrartourismus nimmt ein robusterer, diversifizierter Agrarsektor Gestalt an.
banien deutlich spürbar, aber die Regierung wird das Land sicher durch diese Zeit bringen.
Was hat diese Regierung unternommen, um ausländische Direktinvestitionen (ADI) anzulocken?
Um ADI erfolgreich anzuziehen, haben wir –auf den Gebieten Verwaltung, Recht, Finanzen, Steuern – viel getan und bieten in Energie, Landwirtschaft und Tourismus eine ganze Palette von Anreizen.
Wie bewerten Sie die EU-Beitrittsgespräche? Wir sind Europäer und die EU ist unser natürliches Zuhause. Wir stehen fest zu unserem Bestreben, EU-Mitglied zu werden. Tatsächlich bedeutet die EU-Mitgliedschaft den grundlegenden Wandel, der das Leben der Albaner verbessern wird.
”
Albanien war mit einem verheerenden Erdbeben, der Covid-Pandemie und nun dem Krieg in Europa konfrontiert. Wie geht das Land mit diesen Krisen um?
Das Erdbeben von 2019 war das schlimmste seit 45 Jahren und betraf unmittelbar über 200.000 Menschen. Die Regierung war vom ersten Tag an mit einem einzigartigen Wiederaufbau- und Sozialprogramm vor Ort. Die meisten Familien sind wieder zu Hause und wir lassen 167 Schulen sowie öffentliche Gebäude errichten.
Dann kam die Pandemie und auch hier hat die Regierung durch medizinische und finanzielle Maßnahmen Abhilfe geschaffen.
Die Folgen der Invasion in der Ukraine sind in Al-
In Kürze werden wir für IT-Nomaden, Startups und Technologieparks interessante Gesetze verabschieden – die Entwürfe liegen bereits vor.
Welche Sektoren bringen aus Ihrer Sicht Albaniens stetige wirtschaftliche Erholung voran? Unsere Wirtschaft erholt sich rasch, da sie auf einem dynamischen Modell basiert. Unsere Hoffnungen liegen auf den Bereichen Energie, Tourismus und exportorientiertes produzierendes Gewerbe. Derzeit boomen die Geschäftsprozesse, besonders in der IT. In Kürze werden wir für IT-Nomaden, Start-ups und Technologieparks interessante Gesetze verabschieden – die Entwürfe liegen bereits vor –, ohne jeglichen Engpass bei Steuer- und Verwaltungsformalitäten. So könnte sich Albanien in den kommenden sieben bis zehn Jahren zum IT-Standort entwickeln.
Wo sieht Albanien Chancen für die Zusammenarbeit mit der neuen deutschen Regierung?
In den Beziehungen hat sich nichts verändert: Sie sind und bleiben sehr eng. Ich hatte einige sehr gute Zusammenkünfte mit Mitgliedern der jetzigen Regierung und spüre dieselbe Haltung gegenüber unseren bilateralen Beziehungen.
Albanische Ministerin für Infrastruktur und Energie
Infrastruktur und Energie waren für die Entwicklung Albaniens stets entscheidend, aber die jüngsten geopolitischen Ereignisse haben ihnen noch mehr Gewicht verliehen. Nun ist Belinda Balluku mit der Überwachung von Projekten betraut, die nicht nur für Albaniens Wachstum eine überragende Rolle spielen, sondern auch die Sicherheit der europaweiten Energieversorgung und Lieferkette stärken werden.
Wie wirkt sich der Krieg in der Ukraine auf Albaniens Energiesektor aus?
Ich denke, dieser Krieg wird lange dauern und die wirtschaftlichen Auswirkungen auf Europa sogar noch länger. Wir sind vorbereitet und arbeiten an Strategien, um Energiesicherheit zu gewährleisten. Seit über drei Jahren arbeiten wir an der Diversifizierung unserer Energiequellen, stets in dem Bewusstsein, dass wir wie eine Insel mitten in Europa sind. Unsere gesamte Energieproduktion ist erneuerbar, beruht jedoch auf Wasserkraft, die von Wasserressourcen abhängig ist. In trockenen Jahren importieren wir rund 30 % unserer Energie. Dennoch wollen wir weiter auf erneuerbare Energien setzen und haben konkrete Pläne für mehr Windparks und Fotovoltaikanlagen.
Allerdings ist dies eine einmalige Chance, da viele Länder versuchen, sich aus der Abhängigkeit von russischem Gas zu lösen. Abgesehen von erneuerbaren Energien ist die Umwandlung eines zurzeit stillgelegten großen Wärmekraftwerks in Vlorë, um mit LNG zu arbeiten, weit fortgeschritten. Außerdem planen wir die Errichtung ei-
ner Pipeline vom schwimmenden Hafen von Vlorë nach Fier und freuen uns auf den Start dieses Bauabschnitts, denn wir möchten Albanien an Montenegro, Bosnien-Herzegowina und Kroatien anbinden.
Welche Prioritäten setzen Sie aktuell in der Infrastruktur? 2021 haben wir zwei der größten Projekte in Albanien begonnen. Eines ist der Flughafen von Vlorë, nach Tirana und Kukës der drittgrößte internationale Flughafen des Landes. Es ist eine wunderschöne Küstenregion, die erstmalig über die Möglichkeit zur Direktverbindung von Überseezielen wie Kanada und den USA nach Albanien verfügen wird. Beim anderen Vorhaben handelt es sich um den fast 6 Kilometer langen Llogara-Tunnel, ein Schlüsselprojekt, da es die Adria mit dem Ionischen Meer verbindet. Das Gebirge bildet dort eine natürliche Barriere und die Zeit zu seiner Durchquerung wird von 60 auf sieben Minuten reduziert. Der Tourismus ist für Albaniens Wirtschaftswachstum aus-
Was können Sie uns zum Korridor sagen, der den albanischen Hafen von Durrës über Nordmazedonien mit dem Hafen von Varna in Bulgarien verbinden soll? Die EU sollte dieses Schlüsselvorhaben unterstützen, denn der Korridor verbindet drei Länder und zwei Meere. Aufgrund geopolitischer Interessen wurden wir bisher nicht unterstützt. Aber angesichts der neuen geopolitischen Lage glauben wir, dass es nicht mehr um Mobilität oder Transport geht, sondern um Sicherheit. Die Verbindung vom Schwarzen Meer zum Mittelmeer in direkter Linie mittels Korridor VIII ist eines der wichtigsten Vorhaben, in das die EU für die Zukunft des Balkans investieren sollte. Wir arbeiten hart daran, und für den Fall, dass wir uns die europäische Unterstützung nicht sichern können, haben wir bereits ein Abkommen zwischen den drei Ländern unterzeichnet, um in die Eisenbahnstrecken und Autobahnen des Korridors zu investieren.
Albanien ist ein kleines Land, aber proeuropäisch sowie NATOMitglied.
”
Albaniens Infrastruktur- und Energieunternehmen legen das Fundament für das Wachstum des Landes und bieten damit auch europäischen Partnern strategische Chancen. Geschäftszweige wie Energieexporte bis hin zu touristischer Infrastruktur halten den Schlüssel für
nachhaltigere Zukunft in Händen.
Das Familienunternehmen Kika Construction betrat den Bausektor kurz nach dem Fall des kommunistischen Regimes in den 1990ern. Seitdem setzt es auf externe Zusammenarbeit bei der Errichtung einiger der emblematischsten Gebäude Albaniens. Im Jahr 2012 schuf das Team mit deutschem Stahl, italienischen Architekten und albanischen Ingenieuren das landesweit erste freitragende Gebäude. Auch beim Bau von Wohngebäuden mit deutschen Wohnstandards im Stadtzentrum von Tirana hat Kika mit deutschen Firmen kooperiert. Man könnte den Eigentümer Avenir Kika, der als regionaler Partner deutscher Firmen in der Bauindustrie auftritt und zudem seine Ingenieure alljährlich nach Deutschland schickt, um sie in neuesten Technologien zu schulen, als deutschfreundlich bezeichnen. Er ist stolz
darauf, in all seinen Projekten deutsche und österreichische Baustandards anzuwenden. Für die Zukunft plant Herr Kika die Errichtung einer neuen Sportarena in Tirana und ist beratend für neue Infrastrukturen an einem von Europas letzten geheimen Strandjuwelen an der albanischen Küste tätig. Für beides hofft er auf die Zusammenarbeit mit deutschen Partnern.
Albanian Post mag eine der ältesten Institutionen des Landes sein, dennoch blickt sie in die Zukunft. Weit über die Auslieferung der Post hinaus konzentriert sich der albanische Postdienst auf langfristige Lösungen für nachhaltiges Wachstum. Die vergangenen Jahre haben seine gesellschaftliche Bedeutung nur noch mehr herausgestellt, da ihm die Zustellung der Pensionschecks während der Covid-19-Ausgangssperren sowie lebensrettender Güter im Zuge des Erdbebens von 2019 oblag. Die Unternehmensleitung bereitet sich mit Plänen für E-Commerce und landesweite Bankdienstleistungen auf die Zukunft vor.
eine
„In Albanien gibt es die Redensart ‚So korrekt wie ein Deutscher sein‘ und das ist unser Ziel“
Avenir Kika, Eigentümer, Kika Construction
„Wir möchten den E-Commerce in Albanien transformieren, nicht durch die üblichen Postfilialen, sondern mit nachhaltigen digitalen Lösungen“
Anisa Kaltanji, CEO, Posta Shqiptare (Albanian Post)POST OFFICE Freitragende Konstruktion bei Tag
Der Hafen von Durrës ist der größte in Albanien. Dort werden 90 % des albanischen Seetransports umgeschlagen und nahezu 60 % der Zolleinnahmen erzielt. De facto handelt es sich ebenfalls um den Hafen des Kosovo und auch die Geschäftstätigkeit mit Nordmazedonien wächst. Im Rahmen der ehrgeizigen Infrastrukturplanungen der Regierung sollen hier gleich zwei Vorhaben umgesetzt werden: Zum einen wird der Frachtbereich 10 Kilometer vom aktuellen Hafen entfernt verlagert; zum anderen soll der Hafen von Durrës zur Luxusmarina für Kreuzfahrtschiffe und hochwertigen Tourismus werden. Richtungsweisend für die neue Hafenanlage ist die Vision eines technologisch fortschrittlichen, nachhaltigen Tiefwasserhafens mit Weltniveau, über den die Seefracht für Albani-
en und Nachbarländer erfolgt. Dank neuer Zug-, Straßen- und Flugverbindungen sowie eines eigens geschaffenen Gewerbegebiets wird hier ein Logistik-Hub entstehen. Der Baubeginn ist für 2023 angesetzt. „Was in Barcelona vor Jahrzehnten begann oder in Tallinn derzeit geschieht, das stellen wir uns nun für Durrës und Vlorë vor“, sagt der CEO der Hafengesellschaft, Pirro Vengu.
KESH ist Albaniens führender Energiehersteller, der rund 75 % des Strombedarfs durch erneuerbare Energien deckt. Der Hauptanteil stammt dabei aus Wasserkraft, bei der KESH zum Beispiel mit dem geplanten Skavica-Wasserkraftwerk die Kapazitäten weiter ausbaut. Da sich Albanien jedoch zunehmend mit Dürre konfrontiert sieht, verbessert es die Effizienz der vorhandenen Kraftwerke und diversifiziert in Wind- und Sonnenkraft. Seine Staudämme und Wasserspeicher werden in steigendem Maße für Fotovoltaik genutzt, darunter die erste schwimmende Fotovoltaikanlage des Westbalkans.
Der albanische Übertragungsnetzbetreiber (OST) erzeugt, überträgt und verteilt den Strom des Landes. Ein wichtiger Meilenstein war die Schaffung eines gemeinsamen Energiemarktes mit Kosovo, Albanian Power Exchange, der seine Tätigkeit zum Jahresende aufnehmen wird und Wettbewerb sowie Investitionen in erneuerbare Energien fördern soll. Im Falle des EU-Beitritts sieht das Unternehmen für Albanien eine strahlende Zukunft voraus, denn dadurch könnte das Land Energie exportieren, insbesondere Solarstrom in den Sommermonaten, da Sonnentage günstige Energie im Überfluss bedeuten.
2018 in Partnerschaft mit der preisgekrönten Turkish Airlines gegründet, ging Air Albania 2019 mit einer einzigen Flugverbindung nach Istanbul an den Start und erweiterte sein Streckennetz rasch um die führenden europäischen Städte einschließlich Düsseldorf.
Vor der Covid-19-Pandemie begrüßte Air Albania pro Quartal rund 75.000 Fluggäste, aber Lockdowns brachten die normale Tätigkeit zum Erliegen. Dennoch wurde die Fluggesellschaft während der Pandemie durch Rückführungsflüge und lebensrettende Gütertransporte inklusive Impfstoffe zu viel mehr als einem Vorzeigeobjekt. Es geht darum, höchste Standards zu erreichen, der Landesjugend sowie Auslandsalbanern ein Stück Nationalstolz zurückzugeben und zugleich Besuchern unvergleichliche Gastfreundschaft zu bieten. Mit einer jungen internationalen Belegschaft als Stärke setzt die Fluggesellschaft auf mehr Wachstum denn je, angesichts steigender Touristenzahlen und immer zahlreicherer Geschäftsreisender, die Albaniens boomende Investitionsmöglichkeiten erkunden wollen. Der EU-Beitritt würde die Fluggesellschaft durch die europaweite Erschließung neuer Flugziele und stark wachsende Nachfrage weiter nach vorne bringen.
„Nachhaltige Entwicklung ist für die globale Energiewirtschaft der einzige Weg in die Zukunft“
Ergys Verdho, CEO, KESH
„Durch den Sprung hin zu hochmodernen Systemen und Netzwerken können wir entwickelte Länder überholen“
Skerdi Drenova, CEO, OST
„Seit diesem Frühjahr verbindet Air Albania Düsseldorf dreimal pro Woche mit Tirana“
Sinan Dilek , CEO, Air AlbaniaQyrsaq-Staudamm Naimi Flugzeug
„Der integrierte Hafen von Durrës - Porto Romano wird zum Mittelpunkt Albaniens für Logistik und hafenbezogene Handelstätigkeit. Er besitzt das Potenzial, sich zum Tor zum West Balkan zu entwickeln.“
Gjoka Konstruksion, 1994 gegründet, gehört zu Albaniens führenden Bauunternehmen.
Seine rund 600-köpfige Belegschaft ist heute an einigen der landesweit bedeutsamsten Infrastrukturprojekte beteiligt, vom Straßenund Tunnelbau über Tourismus bis hin zu Wasserinfrastrukturen. Erind Gjoka erläutert die Bedeutung dieser Projekte sowohl für Albanien als auch für ausländische Investoren.
Wo lag der Schwerpunkt Ihrer Infrastrukturbauten?
Wir haben uns hauptsächlich auf öffentliche Bauvorhaben konzentriert, besonders auf den Straßenbau. Wo es ein Straßenbauprojekt gibt, möchten wir dabei sein. Auch im Tunnelbau sind wir seit 2014 führend. Albanien verfügt nicht über viele Tunnel, aber wir haben ein Expertenteam aufgebaut und stark in Maschinen investiert. Ich kenne auf dem Balkan sonst niemanden mit mehr Tunnelbaumaschinen als wir. Für die Arbër-Autobahn haben wir mehrere kurze Tunnel sowie einen von 3,8 km Länge ge-
baut. Laut meinen Ingenieuren war das wegen des harten Terrains und und des vielen Wassers schwieriger, als einen Unterwassertunnel zu bauen. Eine echte Herausforderung, aber wir sind fast fertig. Die Straße steht Reisenden bereits offen und hat eine fünfstündige Fahrt auf zwei Stunden reduziert. Außerdem haben wir an 37 Megawatt Kapazität für Wasserkraftwerke gearbeitet und ein Auge auf ein Fotovoltaikprojekt mit 20 Megawatt geworfen. Wir waren in Projekte wie die Wasserversorgung in Tirana involviert und entwickeln derzeit einen 15.000 m2 großen Wohnkomplex sowie ein 200-Zimmer-Hotel in Strandnähe. In der Tourismusbranche möchten wir uns stärker engagieren, denn hier bietet Albanien so viel Potenzial.
Was sind ansonsten einige der wichtigsten aktuellen Infrastrukturprojekte in Albanien?
Früher hatten wir nur den Flughafen von Tirana, daher ist die kürzliche Eröffnung des Flughafens von Kukës im Norden bedeutsam. Der Flughafen von Vlorë, der die gesamte Südküste des Landes versorgen wird, befindet sich im Bau.
Der Süden Albaniens bietet sehr sehr schöne Strände. Auch die Umgehung von Vlorë, die vom Flughafen zur Stadt mit zahlreichen Hotels führen wird, ist nahezu fertiggestellt. Neben Vlorë haben wir Dhërmi und Himarë, mit noch schöneren Stränden. Dhërmi gilt als das Ibiza Albaniens und hat sich in den letzten Jahren vollständig gewandelt. Um von Vlorë
nach Dhërmi zu gelangen, durchquert man den Nationalpark des Llogara-Gebirges mit fantastischen Ausblicken, aber für ungeübte Fahrer anspruchsvoll. Seit November haben wir als Subunternehmer am Llogara-Tunnel mitgewirkt, einem für den Tourismus äußerst wichtigen Vorhaben. Nach nur vier Monaten konnten wir 1,9 Kilometer eröffnen, zumindest in Albanien ein Rekord. Wenn es sich so weiterentwickelt, werden wir ein Jahr früher fertig sein.
„Was auch immer in Europa schon getan wurde, in Albanien können Sie es tun“Llogara-Tunnel Saranda-Tunnel Arberi-Straße
Wir haben die Menschen, die Maschinen und die Ortskenntnis. Im Verbund mit deutscher Expertise könnten wir noch größer und besser agieren.
”
Albaniens von Importen beherrschte Pharmabranche setzt auf Allianzen globaler Marken mit lokalen Vertriebshändlern. Der Branchenführer Rejsi Farma, der früh EU-Standards übernahm, ist bevorzugter Partner auf einem postpandemischen Markt mit steigender Nachfrage nach Pharmaerzeugnissen.
Als die Covid-19-Pandemie zuschlug, begann Albanien als eine der ersten Nationen auf dem Westbalkan mit Massenimmunisierungen. Um dem Coronavirus den „Krieg“ zu erklären, bemühte sich die Regierung von Edi Rama frühzeitig um die Sicherung von Impfstoffen, zunächst mithilfe der COVAX-Initiative und später über Hersteller wie Pfizer.
Zudem hat die Nachfrage nach Pharmaerzeugnissen in dem rund 2,9 Mio. Einwohner zählenden Land durch die Pandemie zugenommen. Der stark gestiegene Bedarf an frei verkäuflichen Medikamenten, Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln bedeutet neue Chancen für eine Branche, in der der Anteil heimischer Produkte wächst, Importe jedoch nach wie vor dominieren. 2020 erreichten die albanischen Importe allein aus den USA 232 Mio. US$. Handelsexperten sehen Potenzial bei Medikamenten gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Diabetes sowie bei Vitaminen, Mineralien und Nahrungsergänzungsmitteln, einem als unterentwickelt eingestuften Markt.
Die Branche wird vom Gesundheitsministerium überwacht und sämtliche Medikamente müssen bei der Nationalen Behörde für Medikamente und Medizinausrüstung, zuständig für die Gewährleistung der Qualität und Sicherheit von Arzneimitteln,
registriert werden. In einer so sehr auf die Zusammenarbeit mit globalen Marken angewiesenen Branche gibt die Einhaltung internationaler Standards den Ausschlag, zumal Albanien zur Aufnahme von EU-Beitrittsgesprächen bereit ist.
„Sollte Albanien der EU in naher Zukunft beitreten, wird es deutschen Firmen mehr Türen für den Markteintritt öffnen“, so Merita Sheqi, Mitbegründerin und CEO des Branchenführers Rejsi Farma. 1998 gegründet, übernahm die Firma früh EU-Regulierungsstandards und wurde dank dieser Vision zu einem bevorzugten Partner globaler Unternehmen wie Fresenius Kabi und Denk Pharma aus Deutschland.
„Seit der Unternehmensgründung haben uns westliche Firmen Modell gestanden“, merkt Sheqi an, deren Unternehmen 35 Mio. € Umsatz verzeichnet, nach 31 Mio. € 2018. „Wir vertreten im Unternehmensmanagement denselben Ansatz. Rejsi Farma ist bereit und befähigt, den Anforderungen und Standards globaler Marken für den albanischen Markt zu genügen.“
Angesichts Albaniens umfassender Wachstumsimpulse verfolgt Rejsi Farma ehrgeizige Pläne einschließlich der regionalen Expansion nach Kosovo, Nordmazedonien und Montenegro; einer Apothekenkette sowie einer modernisierten E-Commerce-Plattform. Sheqi zufolge können Partner auch in Sachen Vertrieb, Regulatory Affairs, Logistik und Arzneimittelüberwachung EU-konforme Dienstleistungen erwarten. „Noch wichtiger: Rejsi Farma bietet seinen Partnern Stabilität, eine langfristige erfolgreiche Zusammenarbeit und Treue.“
Die Nachfrage nach Pharmaerzeugnissen hat durch die Pandemie zugenommen
Merita Sheqi, Mitbegründerin und CEO, Rejsi Farma
Gestützt auf über 20 Jahre Know-how hat dieser Branchenführer – sowohl in puncto Umsatz als auch Gewinn – die Pandemie erfolgreich überstanden und ist mit großen Plänen daraus hervorgegangen.
lbanien ist bereit zur Aufnahme von EU-Beitrittsgesprächen und Rejsi Farm ist für einen reibungslosen Übergang besser als irgendjemand sonst positioniert, da es schon jetzt europäischen Qualitätsund Regulierungsstandards entspricht und mit bekannten internationalen Marken zusammenarbeitet.Unser Ziel ist, in den kommenden Jahren mindestens 100 Apotheken einzurichten.
Dies ist eine Chance, Beziehungen mit europäischen Unternehmen aufzubauen, um Erfahrungen zu teilen und potenzielle Partnerschaften einzugehen.
Wie sind Sie auf dem albanischen Markt beim Vertrieb von Markenmedikamenten positioniert?
Seit über einem Jahrzehnt erfreuen wir uns in Albanien der Spitzenposition als Vertriebsfirma. Der IQVIA Report von 2021 bestätigt Rejsi Farm offiziell als Marktführer. Unser Ziel lautet aber, nicht nur bezogen auf den Umsatz die Nummer Eins zu sein, sondern auch bei der Erfüllung aller Anforderungen für die Einhaltung europäischer Regulierungs- und Qualitätsstandards. Auch wenn Ertragszahlen wichtig sind, ist es aus meiner Sicht am allerwichtigsten, dass unsere Produkte internationalen Standards entsprechen.
Welche Wachstumspläne haben Sie unter anderem?
Wir kooperieren mit sehr bekannten Firmen und konzentrieren uns zunehmend auf die Patienten. Wir planen die Eröffnung einer Apothekenkette mit den Werten und dem Erscheinungsbild unseres Unternehmens, also basierend auf Qualität und Ethik.
Sie arbeiten seit über 20 Jahren mit internationalen Marken zusammen, auch mit deutschen Unternehmen. Inwiefern hat das Ihre Arbeit beeinflusst?
Von Beginn an bestand die Vision von Rejsi Farm darin, globale Marken westlicher PharmaUnternehmen hierher zu bringen und unseren Markt für sie attraktiv zu machen, damit auch Albaner genau wie westliche Bürger Zugang zu Qualitätsprodukten haben. Im Laufe der vergangenen 20 Jahre haben wir viel gelernt und ich würde sagen, dass unsere Partner uns darin ‚ausgebildet und geschult‘ haben, ein Geschäft integer und ethisch zu führen.
Werden Sie Ihre Geschäftserweiterung selbst finanzieren oder sind Sie offen für Investitionen?
Wir sind ein Familienunternehmen, das wir Schritt für Schritt aufgebaut haben, worauf wir sehr stolz sind, aber natürlich stehen wir Vorschlägen für die Zusammenarbeit mit internationalen Firmen, die unsere Vision und Strategie teilen, offen gegenüber.
Wir würden uns aufrichtig freuen, solche Unternehmen mittels eines Joint VentureModells in unsere Firma zu integrieren.
„Albanien war immer schon europäisch“Elva Margariti , Ministerin für Kultur
Worin besteht der Hauptnutzen einer EU-Mitgliedschaft auf kulturellem Gebiet?
Historisch, kulturell, geografisch, sprachlich und geistig war Albanien immer schon europäisch. Eine solche Zusammenarbeit würde uns einander näher bringen. Im Rahmen des EU4Culture-Programms konnten wir die europäischen Standards unserer Fachteams und -prozesse unter Beweis stellen.
Warum ist es so wichtig, Albaniens Jugend in die kulturelle Entwicklung einzubeziehen?
Eine unserer Säulen besteht darin, Tourismus und Erhaltung zusammenzubringen. Unsere jungen Generationen sollen an diesem Prozess teilhaben, indem wir mittels Technologie und Digitalisierung für unser Kulturerbe werben.
Inwiefern helfen Technologie und Innovation, ein breiteres Publikum zu erreichen?
Als Schlüsselelement unterstützte die EU-Delegation unsere Idee, Digitalisierung und deren Förderung zu vereinen, nicht nur ausländischen Touristen, sondern auch der einheimischen Bevölkerung und besonders Kindern gegenüber, um sie allen zugänglich zu machen. Diese Projekte werden jungen Talenten in der Digitalisierung unseres Kulturerbes viele Türen öffnen und unsere Jugend ihrem eigenen Erbe näher bringen. Tourismus, Kunst, Digitalisierung, Jugend und Kinder werden ein ganzes Mosaik aus Kunst und Kultur schaffen.
”
A„Business ist meine Leidenschaft“
Einweihungszeremonie des wieder aufgebauten Nationaltheaters für Oper und Ballett, 15. November 2021
Wer Albanien besucht, wird immer zurückkommen wollen. Neben der wunderbaren Natur und gastfreundlichen Menschen lädt die einzigartige fröhliche Atmosphäre den Besucher ein, darin einzutauchen.
In jedem Winkel Albaniens geschieht etwas, ein Konzert, ein Event, eine Kindershow.
Vor einigen Monaten hat die albanische Regierung ihre jüngste Initiative auf den Weg gebracht, die Ausländische Kulturwoche, die den Kulturaustausch zwischen verschiedenen Ländern und Kulturen fördern, neue Brücken der Zusammenarbeit besonders für die junge Generation
der albanischen Regierung in Kultur und Kunst seit Jahrzehnten. Einer bedeutsamen Landesinstitution lyrischer Musik konnten Ruhm sowie verlorene Würde zurückgegeben werden und die Eröffnung fand am 65. Jahrestag ihrer Gründung statt.
Im Anschluss daran begannen die Arbeiten an weiteren Kulturinstitutionen mit veralteter, seit 30 Jahren nicht erneuerter Infrastruktur. Derzeit wird das Nationalmuseum der Schönen Künste renoviert. Bei Fertigstellung wird es doppelt so viel Raum für Ausstellungen, Restaurierung und andere Aktivitäten für die junge Generation bieten. Im Zuge der Wiederaufbauarbeiten bleibt das derzeitige Gebäude, ein Kulturdenkmal, erhalten. Zeitgleich wird auch der Musiksaal an der Universität der Künste restauriert, einer der bedeutendsten Konzertsäle Albaniens, in den 1940ern erbaut und vom italienischen Architekten Gherardo Bosio entworfen. Dieses großartige Monument wird sowohl Künstlern als auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Zudem wird das Nationaltheater, ebenfalls eine symbolträchtige Institution, ein vollkommen neues, von Bjarke Ingels entworfenes Gebäude im Herzen von Tirana erhalten.
erlitten. Rund 55 Kulturerbestätten wurden beschädigt, darunter Schlösser, Türme, Kirchen, Moscheen, Brücken und Kulturinstitutionen. Neben dem sofortigen Eingreifen durch die albanische Regierung spendete die EU im Rahmen ihres EU4Culture-Programms 40 Mio. €, um 27 Kulturobjekte mit besonderer Bedeutung und Wertigkeit für die Albaner zu neuem Leben zu erwecken. Dank der Beteiligung der Vereinigten Staaten über den Ambassadors Fund for Cultural Preservation konnten die Arbeiten zum Wiederaufbau zweier bedeutender Schlösser des Landes, Kruja und Preza, abgeschlossen werden.
bauen und in diesen schwierigen Zeiten Frieden stiften soll. 17 Staaten (Frankreich, USA, Griechenland, Italien, Israel, Spanien, Deutschland, Japan, VAE, Schweden, Ägypten, Österreich, Ungarn, China, Großbritannien, Türkei, Kosovo) sowie die EU-Vertretung in Albanien beteiligen sich mit zahlreichen, über das Jahr verteilten Aktivitäten, um albanische und ausländische Künstler zusammenzubringen.
Die ausländische Kulturwoche wird zudem die Lücken schließen, die durch Restaurierungs- und Wiederaufbauarbeiten an Kulturdenkmälern entstanden sind.
Beim Wiederaufbau des Nationaltheaters für Oper und Ballett handelte es sich um die größte Einzelinvestition
Ein weiteres wichtiges, ehrgeiziges Projekt ist der Wiederaufbau des 1988 zu Ehren des Diktators Enver Hoxha gebauten Museums, genannt „Die Pyramide“. Dieser Platz soll bald zu einem bedeutsamen Technologieund Innovationszentrum für die Jugend namens TUMO werden. Ganz in der Nähe der Universität der Künste ist außerdem ein Nationales Kulturzentrum für Kinder geplant. Dieses komplett neue, 8250 m² umfassende Gebäude wird Kindern alles Erforderliche bieten, um zu spielen, zu lernen und ihre Talente zu entwickeln.
Viele Kulturdenkmäler mehr werden derzeit restauriert, neu belebt und wieder aufgebaut, besonders jene, die durch das Erdbeben im November 2019 Schäden
Albanien befindet sich in einem Prozess der Neubelebung und Wiederherstellung, der uns die Vergangenheit zurückbringt und die Gegenwart für zukünftige Generationen bewahrt. Kommen Sie mit uns auf die Reise!
Im Westen der Balkanhalbinsel liegt mit Albanien einer der verborgenen Schätze Europas: 450 Kilometer Küste voller Sandstrände, Felsenhöhlen und faszinierender Lagunen vor dem Hintergrund der aufragenden Gipfel und märchenhaften Täler der albanischen Alpen. Jetzt ist der Moment, dieses Land der wunderschönen Gegensätze zu entdecken.
Gegründet im Jahr 2006, hat sich die Europäische Universität Tirana (UET) als eine von Albaniens führenden Hochschuleinrichtungen etabliert. Von internationalen Institutionen – darunter das deutsche CHE – anerkannt, hat die Universität ihren ursprünglichen, auf Recht und Wirtschaft liegenden Schwerpunkt ausgedehnt und Studiengänge in Ingenieurswissenschaften, Informatik und Medizintechnik eingeführt. „Unser Studienangebot basiert auf dem neuesten Stand der Wissenschaft, zudem arbeiten wir eng mit der Wirtschaft zusammen“, erläutert Prof. Assoc. Dr. Selami Xhepa, Präsident der UET. „Die Abschlüsse der UET bereiten die Studenten optimal auf die Anforderungen am Arbeitsmarkt vor.“
Unser Studienangebot basiert auf dem neuesten Stand der Wissenschaft
Die UET ist stolz auf ihre Internationalität und ein umfassendes Austauschprogramm mit anderen europäischen Universitäten, sowohl für Angehörige der Fakultät als auch für Studenten. „Der Großteil unserer Mitarbeiter kommt aus der jungen Generation, die an europäischen Universitäten promoviert hat“, so Xhepa. „Ihr internationales Fachwissen ist ein echter Zugewinn.“
Mit ihrem breiten und wachsenden Studienangebot sowie engen Beziehungen in die Wirtschaft möchte die Europäische Universität Tirana den internationalen Markt ansprechen. www.uet.edu.al