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Kindergarten. Vom Kneten und Backen

Im Waldorfkindergarten hat jeder Wochentag seine eigene geführte Tätigkeit. Der Donnerstag ist unser Backtag.

Brotbacken ist eine Urtätigkeit. Da im Kindergarten auch Körner gedroschen und gemahlen werden, können die Kinder durch das Brotbacken einen ganzen Werdegang miterleben. Während dem Brotbacken sind mehrere Sinne angesprochen, z. B. der Tastsinn, der Geruchssinn, der Geschmacksinn und viele weitere. Gestaltungs und Formkräfte werden geweckt und ausgebildet beim Kneten und Formen des Teiges, und die Grob und Feinmotorik werden geschult. Es braucht Geduld und Geschicklichkeit, bis ein Zopf, eine Schnecke, ein Kringel etc. schön geformt sind. Während des Teigknetens und Formens, umgeben von dem feinen Duft, leuchten die Kinderaugen, und sie haben jedes Mal aufs Neue ihr Freude daran. Dabei spielt es keine Rolle, wie oft es wieder gemacht wird, die Freude geht nie verloren.

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Das Lied: Backe Backe Kuchen, der Bäcker hat gerufen, wer will guten Kuchen backen, der muss haben sieben Sachen: Eier und Schmalz Zucker und Salz Milch und Mehl Safran macht den Kuchen gelb. Schieb ihn in den Ofen ein … zeigt uns an, dass heute Backtag ist und begleitet uns an den Tisch, wo die Bäckerschürze schon auf uns warten. Sind alle Schürzen gebunden und die starken Bäckersarme hervorgeholt, wärmen wir die Finger mit einem Fingervers. Das isch de Beckersmaa mit sim runde Büchli da, das si sini Gselle vo denne wott ig euch verzelle. Dä sött de Brotteig mache u duet debi nume giggele u lache. Dä sött s’Brot go verträge u drollet um uf jedere Stäge. Dä bachet Guezli zchli u tuet i Teig viel, viel Zucker dri. U dä sött Turte schön garniere u duet debi nume z’Gsicht verschmiere, da chunt de Beckersmaa dehär u schimpft gar mächtig mit jedem Gsell u schickt se furt grad uf de Stell.

Nun darf ein Kind jedem Kind etwas Mehl bringen, und zwei Kinder verteilen in die wartenden Schüsselchen ein Bällchen Teig. I dis chline Schüsseli leg ig dir es Teigli dri.

Haben alle Kinder einen Teig, dann können wir loslegen. Das isch ke tüchtige Beckersmaa, wo nid tüchtig chnäte cha, chnäte, chnäte immerzue bis de Teig nüm chläbe tuet.

Jetzt ist der Teig bereit zum Formen. Jedes Kind ist frei, was es aus seinem Teigstück formt. Es entstehen ganz bewusste Kunststücke. Manche teilen den Teig in mehrere Teile, um kleine Brötchen, Schnecken etc. zu Hause verteilen zu können. Wiederum andere teilen den Teig mit ihrem Magen und bringen nur etwas Kleines bis zum Backblech. Andere formen immer wieder neu, bis sie zufrieden sind. Manche möchten lernen, kleine Zöpfe zu flechten und bekommen Hilfe von Kindern, die es schon können.

Der Duft vom Backen begleitet uns während des ganzen Morgens, und die Kinder freuen sich jeden Donnerstagmittag, ihr Brötchen stolz nach Hause tragen zu können.

Ann-Sophie Schramm

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