Transa 4-Seasons.ch

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Das Outdoor-Magazin von Transa

Ausgabe 23

HERBST 2016


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Fotos: Ingo Wilhelm/4-Seasons.ch

Editorial

Reto Bieler auf der Outdoor-Messe mit Michael Wyser, dem Schweizer Arc’teryxImporteur.

«Wir laufen nicht jedem Trend nach» 2016 war bislang ein feuchtes Vergnügen. Damit du für alle Regenfälle gerüstet bist, findest du in diesem 4-Seasons.ch eine Kaufberatung (s. Seite 56) – und dieses Interview mit Reto Bieler: Der Textileinkäufer plaudert aus dem Nähkästchen. Seit 40 Jahren gibt es Gore-Tex. Ist damit nicht alles gesagt zum Thema Regenschutz? Gore-Tex ist der Platzhirsch bei wasserdichter Bekleidung. Die Firma bringt regelmässig neue Varianten ihrer Membrane, also Laminate für unterschiedliche Einsatzbereiche. Die Qualität ist enorm hoch, und wir wissen, dass wir ein sehr gutes Produkt haben. Aber es lohnt sich auch einen Blick auf Alternativen zu werfen. Viele Marken bieten sehr funktionelle und innovative Eigenmembranen, die ebenfalls gute Qualitäten aufweisen. Wie bleibst du auf dem Laufenden über Entwicklungen auf dem Textilmarkt? Wir Einkäufer stehen im ständigen Kontakt mit den Herstellern – sowohl mit den Aussendienst-Mitarbeitern als auch mit Entwicklern. Sehr wertvoll ist für mich auch der regelmässige Austausch mit den Partnern der Euro Family. Das ist ein Verbund von Outdoor-Händlern aus dem europäischen Raum. Und natürlich gehe ich auf Fachmessen wie die Outdoor in Friedrichshafen. Wie kritisch beäugst du Innovationen der Industrie? Innovation ist wichtig. Transa steht für Produkte, die State of the Art sind oder eine hohe Innovation aufweisen. Aber schlussendlich muss die Innovation den

Kunden einen greifbaren Vorteil bringen. Nur dann ist sie für uns relevant. Wir laufen also nicht blind jedem Trend nach. Manchmal warten wir lieber etwas ab, ehe wir neue Produkte ins Sortiment nehmen. Zum Beispiel? Wasserdichte Membranen aus 100 Prozent RecyclingPolyester sind aus Nachhaltigkeitsgründen begrüssenswert. Sie müssen sich aber als genauso haltbar erweisen wie Membranen aus gemischtem Polyester, oder zumindest zumutbar in diese Region kommen. Woher hast du dein Textil-Know-how? Als gelernter Polymechaniker kam ich über meine eigene Snowboardschule/Snowboardgeschäft in die Outdoorbranche. Dann habe ich den Fashion Assistant an der STF gemacht, was dazumal einer Schneiderlehre entsprach, und die Schweizerische Textilfachschule als Produktmanager abgeschlossen. Wie viele Einkäufer hat Transa eigentlich? Unser Einkaufsteam besteht aus acht Experten für die verschiedenen Produktbereiche. Extrem wichtig ist es uns aber auch, den Verkauf miteinzubeziehen. Die Mitarbeiter aus den Filialen bekommen das direkte Feedback und die Impulse der Kunden. < Einkauf ist also keine One-man-Show.

Reto Bieler ist seit 2006 Einkäufer für Herrenbekleidung bei Transa.

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Inhalt

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IMPRESSUM 4-SEASONS.CH ist die Kundenzeitschrift der Transa Backpacking AG. 4-SEASONS.CH wird kostenlos an die aktiven TransaCard-Kunden verschickt und ist in den Transa Filialen in Basel, Bern, Luzern, St. Gallen, Winterthur und Zürich kostenlos erhältlich (solange der Vorrat reicht). HERAUSGEBER Transa Backpacking AG Josefstr. 53, CH-8005 Zürich www.transa.ch info@transa.ch VERANTWORTLICH Transa Backpacking AG DRUCKAUFLAGE: 95 000, davon 88 000 Direktversand. LESERSERVICE Service-Center Transa Backpacking AG services@transa.ch www.transa.ch/kontakt REDAKTION & KONZEPT red-gun.com Redaktionsbüro Provinostr. 52, D-86153 Augsburg Tel. 00 49 / 821 / 42 07 84 0 E-Mail: 4-seasons@red-gun.com

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Inhalt Herbst 2016

GRAFIK & PRODUKTION B612 GmbH, Werner Bauer, Daniel Bognar, Florian Baumgartner, Tübinger Str. 77-1, D-70178 Stuttgart E-Mail: info@b612-design.de

Das Outdoor-Magazin von Transa

Innehalten auf dem Salar de Uyuni. Mehr davon ab Seite 26. Foto: Mateusz Waligóra

Ausgabe 23

HERBST 2016

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Interview: Spurensuche Klimawandel Eine Familie schaut vor Ort nach.

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State of the Art: Optimus Polaris Gas oder Sprit – der Polaris verbrennt alles.

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Aktuell News und Infos aus der Welt von Transa.

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Kaufberatung: Regenschutz Alles über Hardshells und Co.

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Projekte: Salar de Uyuni Solo durch die bolivianische Salzwüste.

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Produkte Spezial: Reisegepäck Einen kleinen Helfer gibt’s gratis dazu.

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Outdoor-Gourmetküche Regenbogenforelle im Appenzellerland.

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Hersteller: Prana Lässige Klamotten aus Kalifornien.

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Traumziele: Südostasien Mit Bus und Bahn dem Mekong entlang.

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Mitarbeiter: Andreas Pohland Manche mögen’s leicht.

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Reise: Albanien Das Abenteuerland vor der Haustür.

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Transa on Tour: Fjällräven Classic Beim grössten Trekkingevent der Welt.

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Klettererlebnisse: Mallorca Steile Felsen über türkisem Meer.

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Hin und weg Transa bringt dich raus. Und zwar richtig.

MITARBEIT AN DIESER AUSGABE Nicole Schenker, Ruedi Thomi, Saskia Stock, Reto Biehler, Moïra Scheidegger, Martin Hänni, Dan Patitucci, Iris Lemanczyk, Susanne Kern, Jens Steingässer, Joachim Chwaszcza, David Abgottspon, Mateusz Waligóra, Mia Hofmann, Thorsten Kaletsch, Guy Perrenoud, Bernadette Lisibach, Andreas Pohland, Sandra Büchel, Dilara Adir, Jürg Haltmeier, Flo Orley ANZEIGEN OUTDOOR-BRANCHE, TOURISMUS-KOOPERATIONEN 4-Seasons Marketing Sarah Jentsch Provinostr. 52, D-86153 Augsburg Tel. 00 49 / 821 / 42 07 84 0 Fax 00 49 / 821 / 42 07 84 20 E-Mail: marketing@red-gun.com DRUCK Vogt-Schild Druck AG 4552 Derendingen PERFOR MANCE

neutral Drucksache No. 01-16-504128 – www.myclimate.org © myclimate – The Climate Protection Partnership

Fotos: Jens Steingässer, Joachim Chwaszcza, Julian Rohn/4-Seasons.ch

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REDAKTIONSTEAM Stephan Glocker (Chefredaktor), Michael Neumann, Ingo Wilhelm, Julian Rohn, Ingo Hübner, Philip Baues, Sebastian Lüke, Moritz Schäfer, Manuel Arnu, Lars Dammann, Claudia Meyer, Gotlind Blechschmidt, Andrea Bistrich


erdmannpeisker / Robert Bösch

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Interview

Familienferien mit Mission


Interview

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Jens und Jana Steingässer mit ihren Kindern (v. l.) Mio (heute 9), Paula (16), Frieda (5) und Hannah (8) in Grönland.

Sie tourten auf Hundeschlitten durch Grönland, fuhren per Oldtimer nach Lappland, wanderten mit Kinderwagen über die Alpen … Jana und Jens Steingässer nehmen ihre vier Kids aber nicht nur zum Spass mit auf Expedition. Denn die Hessen haben eine Botschaft – als «Familie auf den Spuren des Klimawandels». Interview: Iris Lemanczyk | Fotos: Jens Steingässer


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Interview

Die deutsche Familie reist zu Brennpunkten des Klimawandels. Ob nach Grönland zum Hundeschlittenfahren … … oder zu den Pinguinen am Boulders Beach in der südafrikanischen Kapregion.


Interview

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Hallo Jana und Jens, gibt es eigentlich das Zwerghuhn Emma noch? Jana: Nein, die gute Emma hat leider der Fuchs geholt.

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Steckbriefe

In eurem Buch erzählt ihr nämlich, wie Emma euch auf euer Familien-Thema und zum Reisen gebracht hat … Jana: Ja, unser Zwerghuhn Emma war der Anstoss. Eines Tages im Dezember – es waren sonnige und milde Tage – fing sie an zu brüten. «Verrücktes Huhn, es ist doch Winter!», dachte ich. Wir begannen zu re­ cherchieren und stellten fest, dass der Kli­ mawandel Tiere im Verhalten beeinflusst. Wie würdet ihr euer Thema benennen? Jens: Das Metathema ist der Klimawan­ del. Klimawandel kann man aber nicht betrachten, ohne über Artenvielfalt, Ernährung, Landraub, Armut und Wasser­ ressourcen zu sprechen. Wir wollen nicht über die grossen Katastrophen reden, wir wollen die Leute für Zusammenhänge sensibilisieren. Klimawandel ist ein abstraktes Thema. Was ist euer Ansatz? Jens: Wir sammeln Geschichten, Anek­ doten und Zitate von Menschen fernab der grossen Berichterstattung. Die Geschich­ ten sollen das abstrakte Thema Klima­ wandel greifbarer machen. Ihr habt euch Grönland, Island, Lappland, Marokko, Australien, Südafrika, die Alpen und den hessischen Odenwald ausgesucht. Warum gerade diese Landstriche? Jana: Wir hätten jedes Land der Erde wäh­ len können, denn Symptome gibt es über­ all. Grönland, und überhaupt die Arktis, ist zum Sinnbild des Klimawandels geworden. Deshalb wollten wir unbedingt dorthin. Ausserdem war es mein Kindheitstraum. Jens: Ich hatte Bedenken bei Grönland im Winter. Frieda, unsere Jüngste, war damals ja erst zwei Jahre alt. Zum Glück haben wir Robert Peroni gefunden. Der Südtiroler be­ treibt in Ostgrönland eine Lodge für Expe­ ditionsteams und Reisegruppen. Nachdem Robert gesagt hatte, das geht mit Kindern im Winter, fühlte ich mich sicher. >

Name: Jana Steingässer Jahrgang: 1976 Beruf: Ethnologin, Journalistin, Autorin Leidenschaft: die Natur, Islandpferde Lieblingsort: Odenwald, trotz vieler toller Orte auf der Welt Leckerei: Paulas veganer Kürbiskuchen Geht gar nicht: Leute, die nur an sich selbst denken Spleen: Ordnungsfmmel Motto: Es geht alles, wenn man nur will.

Name: Jens Steingässer Jahrgang: 1975 Beruf: Kommunikationsdesigner, Fotograf Leidenschaft: draussen sein, in Bewegung sein Lieblingsort: Tiniteqilaaq, Grönland Leckerei: Falafel Geht gar nicht: Zeitdruck Spleen: Sammler mit Faible für Upcycling Motto: Nichts ist unmöglich (stand schon über ihn in der Abizeitung).


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Interview

Fussball versteht man auf der ganzen Welt. Und so fand Mio (hinten) auch in Grönland schnell Spielkameraden.

Sprecht ihr die Reiseziele zuvor mit euren Kindern ab? Jens: Nein. Wir sagen ihnen, wo wir hinfah­ ren, und warten die Reaktion ab. Ohne es zu wissen, haben sie ein Vetorecht. Empfindet ihr eure Reisen als Ferien oder als Arbeit? Jens: Die Kunst besteht darin, es für unsere Vorträge und unser Buch wie Urlaub ausse­ hen zu lassen. Denn vor Ort haben wir volles Programm: Interviews führen, Informationen sammeln, fotografieren … Die logistische Meisterleistung beginnt schon bei der Vorbe­ reitung. Beim Check­in nach Grönland hiess es: «Das ist doch nicht normal! Die Gruppen­ reisen sind da hinten.» Wir mussten mit un­ serer Ausrüstung zum Gruppen­Check­in. Im grönländischen Winter sind minus 15 Grad keine Seltenheit. Wie habt ihr eure Kinder warm gehalten? Jana: Mit mehreren Lagen Klamotten. Das war überhaupt kein Problem. Auch nicht bei langen Hundeschlittentouren. Wir hatten die Veloanhänger unserer Kinder auf Schlitten gespannt, so hatten sie ihr vertrautes Nest. Und bei Tageswande­ rungen haben wir sie in Schlafsäcken in grosse, wasserdichte Taschen gesetzt und mit Pulkas hinter uns hergezogen. Jens: Ansonsten waren sie immer in Bewe­ gung. Überall vor den Häusern spielen Kinder, sie fanden sofort Anschluss.

«Wir sammeln Geschichten, die das abstrakte Thema Klimawandel greifbar machen.»

Zwischen Tradition und Smartphone: eine Grönländerin in vollem Ornat.

Wie erging es euch als Vegetariern bei den traditionell fleischhungrigen Grönländern? Jana: Wir hatten Kichererbsenmehl mit­ genommen. Vor einer Hundeschlitten­ tour habe ich frühmorgens Falafeln gebraten. In der Pause boten wir sie allen Jägern an. Sie haben sich total ge­ freut – bis zum ersten Bissen. Danach hielten sie die angebissene Falafel in der Hand. In einem unbeobachteten Mo­ ment warfen sie sie den Hunden zu. Die haben sich freudig daraufgestürzt – und liegen gelassen. (lacht) Jens: Dazu muss man wissen, die Schlit­ tenhunde essen in den Dörfern alles, Essensreste und so, aber unsere Falafeln haben sie verweigert. Ihr habt zwei Wochen lang in einer Hütte im 100-Seelen-Dorf Tiniteqilaaq gelebt. Wie habt ihr dort die Tage verbracht? Jana: Die Hütte hatte vielleicht 20 Qua­ dratmeter. Tagsüber mussten wir die Matratzen stapeln, um dort laufen zu können. Ein Blecheimer diente als Toilet­ te. Wir mussten also raus und waren viel in der Siedlung unterwegs. Wir haben am Alltagsleben teilgenommen. Jens hat die Jäger begleitet. Wir schauten zu, wie sie mit der Beute nach Hause kamen und sie zerlegten. Wir waren beim Eisfischen. Und Mio spielte mit den Inuit­Kindern Fussball auf einem zugefrorenen Fjord. >


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Interview

Mit einem alten Feuerwehrauto fuhren die Steingässers nach Lappland.


PRODUZIERT VON DER NATUR

Bei den Islandpferden stiessen die Kinder auf Gegenliebe.

Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf das Leben der Grönländer? Jana: In den Dörfern ist die Armut gross. Ein Motorboot können sich nur wenige leisten. Der Rest braucht eine stabile Eisdecke, um mit den Hundeschlitten auf Jagd gehen zu können. Die Alten haben uns berichtet, dass sie früher fünf Monate im Jahre mit den Schlitten zum Jagen unterwegs waren – heute vielleicht noch zwei. Also war das Leben für die Grönländer früher besser? Jens: So simpel ist es auch wieder

Hat der Klimawandel vielleicht auch Vorteile? Jana: Natürlich. Bergbaugesellschaften gelangen leichter an die Bodenschätze. Alles eine Frage der Perspektive. Jens: Die Grönländer wollen Entwicklung, bessere Infrastruktur, ein besseres Bil­ dungssystem. Sie wollen nicht am Tropf von Dänemark hängen. Die Bodenschätze sind für sie eine Chance. Natürlich wissen alle um die Probleme des Klimawandels. Aber die alltäglichen Sorgen sind dort an­ dere. Das Überleben – wie bekomme ich meine Familie satt? – liegt näher. Die nächste Reise führte euch nach Island. Schaut man Fotos in eurem

PHOTO Hansi Heckmair

«Natürlich wissen alle um den Klimawandel. Aber die alltäglichen Sorgen sind andere.»

nicht. Natürlich sind alle froh, heute im Haus Elektrizität zu haben. Jana: Das Leben in Grönland ist auf den Winter aufgebaut. Die Grönländer fiebern darauf, mit den Hundeschlitten jagen zu gehen, denn das bringt ihnen Anerkennung und soziale Bestätigung. Durch den Klimawandel wird die Jagd­ zeit immer kürzer. Im Sommer schnellt die Selbstmordrate in die Höhe.

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Interview

Wer hat hier den grössten Spass? Ein Rentierschlitten-Rennen in Lappland.

Buch an, kommt der Verdacht auf, dass die Islandpferde der eigentliche Grund dafür waren … Jana: Ja klar, Islandpferde sind unsere Leidenschaft. Aber Island ist auch die Wetterküche Europas. Dort haben wir mehr gefroren als in Grönland. Beim Aufbauen der Zelte hat uns der Wind die Planen fast aus den Händen gerissen. Wir schafften es nur zu fünft, mit den Heringen schneller zu sein als der Wind. Jens: Aber Island hat uns in seinen Bann gezogen. Der momentane Island­Hype ist absolut nachvollziehbar. Sind eure Kinder allwettertauglich oder wie haltet ihr sie dann bei Laune? Jana: Kälte und Regen sind kein Problem. Unsere Kinder mögen keine Hitze. Sie motzen eher bei 40 Grad und Mücken, de­ nen man nicht entkommen kann. Nach Lappland seid ihr mit einem umgebauten Feuerwehrbus gereist. War das ein Kindheitstraum von euch?

«Kälte und Regen sind kein Problem. Unsere Kinder motzen eher bei 40 Grad Hitze und Mücken.» Jana: Wir brauchten ein Auto, in dem wir sitzen konnten und das Equipment Platz hatte. Es gab sonst nichts Bezahlbares. Jens: Es war schon ein Kindheitstraum von mir. Und dank des Busses mussten wir nicht den Kontakt zu Menschen suchen, denn die Leute kamen auf uns zu. Ihr habt dann samische Rentierhirten in ihre Sommerdörfer begleitet. Wie habt ihr deren Vertrauen gewonnen? Jens: Es hat verschiedene Zutaten ge­ braucht, um in den Genuss der Gespräche

zu kommen: Zeit, Geduld, behutsame Kontaktaufnahme. Die Kinder sind auch ein tolles Mittel, denn wir kommen erst mal als Familie und nicht als Journalisten. Die Kinder sind unsere Türöffner. Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Samen und ihre Rentiere aus? Jens: Die Jahreszeiten und die Vegetati­ onszonen verschieben sich. Im Winter kommt der Schnee später. Immer häufiger gibt es Wärmeeinbrüche, danach wird es wieder kalt. Aber wenn es taut und wieder gefriert, entsteht eine Eisschicht, die die Nahrung für die Tiere versiegelt. Dann müssen die Samen zufüttern. Jana: Ein schlechter Sommer macht noch keinen Klimawandel. Die Samen mussten sich schon immer anpassen. Aber früher konnten sie ausweichen. Jetzt gibt es klar definierte Regionen, in denen sie sich aufhalten dürfen. Manchmal sind das schmale Korridore. Wenn nun die Seen, über die sie rüberdürfen, nicht mehr zu­ frieren, wohin sollen sie gehen?


Interview

Ist es schwierig, am Leben fremder Menschen teilzunehmen, auf sie einzugehen und gleichzeitig vier Kinder in Stimmung zu halten? Jana: Unsere Kinder sind ein eingespieltes Team. Natürlich gibt’s auch mal Stress. Aber wir versuchen immer, ihnen Frei­ räume zu gewähren. Sie auch mal selbst entscheiden zu lassen, was sie machen.

«Wir versuchen immer, den Kindern Freiräume zu gewähren. Sie auch mal selbst entscheiden zu lassen.»

Eure nächste Reise führte nach Südafrika. Da denkt man an Safaris in Nationalparks. Nehmt ihr euch für solche touristischen Ausflüge auch Zeit? Jana: Na klar. Das ist so ein Freiraum, den die Kinder haben wollen. Aber es geht nicht nur um Löwen oder Elefanten. Mio und Hannah können sich stundenlang da­ mit vergnügen, den Erdmännchen vor dem Haus nahe zu sein. Oder wir mieten uns Kanadier und paddeln auf dem Touw River. Der Köcherbaum, eines der Wahrzeichen Südafrikas, ist zum dortigen Sinnbild des Klimawandels geworden.

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Jana: Am Köcherbaum kann man das Thema bildlich beschreiben. Eigentlich ist der Köcherbaum an Hitze und Trockenheit gut angepasst. Trotzdem stirbt die Popula­ tion ab. Es ist ihm jetzt einfach ein biss­ chen zu heiss und zu trocken geworden. Darum wachsen keine neuen Bäume nach. Die Grenze ihrer Belastbarkeit ist erreicht. Der Köcherbaum reagiert mit Selbstam­ putation. Er stösst seine Äste ab, um den Stamm am Leben zu halten. Nun kann man sich auch die Frage stellen: Ist das schlimm, wenn eine Spezies stirbt? Ist es schlimm? Jana: Ja, weil jede Spezies in einem System eine bestimmte Aufgabe in der Kette übernimmt. Wenn die Spezies fehlt, hält die Kette nicht mehr. Dann werden viele Dominosteine, die man gar nicht wahrnimmt, angestossen.

Bedrohte Köcherbäume in Südafrika.

In eurem Buch lasst ihr den australischen Farmer Russel zu Wort kommen. Er sagt, in seiner Kindheit zwang die Regierung >

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Interview

Der Fimberpass – die härteste Prüfung beim Fussmarsch über die Alpen.

Oft war das Gelände zu verblockt für die Kinderanhänger.

die Farmer, einheimische Pflanzen zu entfernen. Was hatte das für einen Grund? Jana: Dadurch sollte der australische Wei­ zengürtel aufgebaut werden. Leider wurde nicht bedacht, dass einheimische Pflan­ zen bestimmte Aufgaben übernehmen, die Agrarpflanzen gar nicht erfüllen können. Dadurch sind heute die Böden versalzen, und riesige Salzpfannen sind entstanden. Jens: Das Klima hat sich immer gewandelt, aber jetzt geschieht es im Turbogang. Lernt der Mensch nichts aus Fehlern? Jana: Wenn man einmal in so ein System investiert hat, gehört viel Mut dazu, sich einen Fehler einzugestehen.

«Wir haben uns mit viel zu viel Gepäck auf den Weg über die Alpen gemacht.»

Jens: Russel sagte, wenn er an den Klima­ wandel glaubte, müsste er sich eingeste­ hen, dass er eine Mitschuld daran hat. Schmelzende Gletscher, Dürre, Artensterben – das sind alles traurige oder besorgniserregende Themen. Wie gehen denn eure Kinder damit um? Jana: Mit den Kleinen haben wir das nicht intellektuell thematisiert. Aber sie haben natürlich vor Ort Sachen gesehen, die sie sehr bewegt haben. In Grönland war es der Müll, in Südafrika sind sie mit Armut konfrontiert worden. Paula haben wir von Anfang an miteinbezogen. Zwischendrin hatte sie einen krassen Durchhänger, weil

sie das Gefühl hatte, sie sei machtlos. Uns ging es teilweise auch so. Aber zum Glück gibt es auch motivierte, engagierte Leute, die an den richtigen Stellschrauben dre­ hen. Jeder kann in seinem Rahmen etwas bewegen. Müllvermeidung ist in unserer Familie ein grosses Thema geworden. Das sind Kleinigkeiten. Aber die Kinder brau­ chen das Gefühl, etwas tun zu können.

Zu Fuss zum Italiener – so überschreibt ihr euren Weg über die Alpen von St. Anton nach Mals im Vinschgau. Das tönt erst mal nach einer gemütlichen Wanderung … Jens: Wir haben uns mit viel zu viel Gepäck auf den Weg gemacht, rund 100 Kilo. Schon am ersten Pass mussten wir die Kin­ deranhänger tragen, weil die Strecke ver­ blockt war. Einige Passagen, die mehrere Stunden dauerten, mussten wir zwei­ bis dreimal laufen: erst mit den Kindern, dann zurück, dann wieder mit dem Gepäck … Jana: Ich habe sehr gelitten unter der An­ strengung. Die Kinder hatten wenigstens >


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1974

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Reiseziel unbekannt.


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Interview

bergab ihre Freude: Sie konnten sich auf Longboards stellen, die wir hinten an die Kinderanhänger gebaut hatten.

Jens, du bist einen Grossteil der Strecke barfuss gegangen. War das dein Büssergang, weil Jana sich so schinden musste? Jens: Indirekt fühlte ich mich schon für die Strapazen verantwortlich. Ich wusste, dass der Tag über den Fimberpass der härteste werden würde. Darum brachte ich schon nach dem Abendessen einen Kinderwagen zum Pass und parkte ihn dort. Es gab hef­ tige Unwetter. Ich hatte aber keine Lust, die Regenhose anzuziehen. So war alles nass, und ich hab mir grosse Blasen zuge­ zogen. Ich konnte nicht mehr in den Schu­ hen gehen. Daher barfuss. Es dauert ein paar Stunden, bis man nicht mehr «autsch» sagt. Aber dann wurde die Trans­ alp richtig sinnlich. Ich fühle heute noch, wie es ist, auf heissem Schotter zu laufen. Oder die Wonne, wenn es durch einen Bach geht.

Buchtipp

Über ihre Reiseerlebnisse haben Jens und Jana Steingässer ein Buch geschrieben und mit wunderschönen Fotos versehen: «Die Welt von morgen. Eine Familie auf den Spuren des Klimawandels», National Geographic, ISBN 978-3-86690-457-6, CHF 42.90. Erhältlich bei Transa Books. Es beinhaltet auch einige Grussworte von Wissenschaftlern wie dem Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif.

Drei Tage führte euch die Alpenüberquerung auch durch die Schweiz. Wie zeigt sich denn hier der Klimawandel? Jens: Natürlich am deutlichsten an den Gletschern. Im Sommer ist es zu heiss, im Winter fällt zu wenig Schnee, um die Gletscher wiederaufzubauen. Mit dem Gletscherschwund nimmt auch die Wasserverfügbarkeit ab. Das letzte Kapitel im Buch beginnt und endet vor eurer Haustür: im hessischen Odenwald. Warum habt ihr die Heimat gewählt? Jana: Auch vor der Haustür findet man Dinge, die sich verändern. Krankheiten, die sich durch den Klimawandel im Wald ausbreiten. Oder es kommen Insekten­ arten, die hier keine natürlichen Feinde haben. Und durch die Hitzewelle im ver­ gangenen Jahr sind die Futterpreise für die Landwirte stark gestiegen. Sind eure Kinder für die Reisen eigentlich vom Unterricht befreit?

NOTHING BUT PACKS SINCE 1977 ! JADE & ZULU Seit 1977 stellen wir bei Gregory Rucksäcke her. Und nichts anderes. Gregory-Packs gibt es deshalb nicht nur in verschiedenen Größen, sondern auch in unterschiedlichen Rückenlängen. Individuell für Männer und für Frauen und für jeden Rücken. Denn ein Rucksack muss passen wie ein paar Schuhe.

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Interview

Jens: Unsere längste Reise dauerte drei Monate. Australien. Da war Paula schon schulpflichtig und ging dort in eine Waldorfschule. Sonst nutzen wir die Ferien und beantragen, diese zu verlängern. Das geht meistens, weil wir die Reisen ja beruf­ lich machen. Hannah und Mio kommen gerade aus der Schule und setzen sich zu uns. Was fällt euch als Erstes ein, wenn ihr an die Reisen denkt? Mio: Als wir den Löwen ganz nah gesehen haben. Aber vom Auto aus. Hattest du Angst? Mio: Nö, die Fenster waren ja zu. Und was fällt dir ein, Hannah? Hannah: Als wir in Grönland mit den Schlittenhunden gefahren sind.

«Das Umstellen aufs Reisen ist weniger schwierig als später die Umstellung auf den Alltag.»

Was hat dir denn nicht gefallen? Mio: Immer das Gleiche zu essen. Wie findet ihr das Buch über eure Reisen? Hannah: Da sind so schöne Bilder drin. Mio: Ist schon komisch, dass wir da drin sind. Ist auch komisch, dass ich auf der Titelseite bin. Da sehen mich alle Leute.

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Glaubt ihr, dass auch Kinder etwas machen können, damit es der Erde nicht schlechter oder vielleicht besser geht? Mio: Ja, nicht so viel Müll wegwerfen. In Grönland war überall Müll. Die hatten so Hügel voller Müll. Schrecklich. Man soll auch nicht so viel Verpackung kaufen. Was – ausser Tausenden von Fotos – nehmt ihr von den Reisen mit? Jens: Wie wenig man eigentlich braucht. Wir haben einen Überfluss, der erschlägt. Das Umstellen aufs Reisen ist weniger schwierig als später die Umstellung auf den Alltag. Wir erkennen, dass wir auf diesem Planeten nur Gäste sind. Wie beim Reisen. Und was ich jedes Mal mitbringe, ist die Gewissheit: Ziele sind realisierbar. Jana: Wir dürfen sehen, wie wahnsinnig schön die Erde ist. Und wie erhaltenswert. Die Begegnungen, die man auf Reisen hat, < sind von unschätzbarem Wert.

Mehr über Familie Steingässer und ihre Reisen: www.reiselabor.de

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von Ihnen, eine grosse Wirkung für alle.

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Aktuell

Aktuell Herbst 2016

EVENT

Reparieren statt wegwerfen Seine Kleidung möglichst lange zu nutzen, ist das Beste, was man für die Natur tun kann. Deshalb kommt Patagonia mit der Worn Wear Tour zu Transa und hilft dir, deine kaputten Sachen zu reparieren – übrigens egal von welcher Marke.

D

iesen Sommer steuern zwei weisse Vans mit eine r Mission durch Europa, der Mission zu re­ parieren. An Bord befinden sich jeweils eine Industrie­ nähmaschine, divers e Reissverschlüsse, Ersatz­ knöpfe, Flicken, Garn in nahezu allen Farb en und ganz wichtig: eine erfahrene Schneiderin, die genau weiss, wie man das alles benutzt. Die mobilen Reparaturwerkstätten sind im Rahmen der Worn Wear Tour unter­ wegs, einer Initiative der kalifornischen Kultmarke Patagoni a. Das Motto: Repa­ riere deine Kleidung lieber noch mal, ehe du etwas wegwirfst und neu kaufst. Denn

je länger du warten kannst, bevor du wirklich neue Kleidung be­ nötigst, desto mehr neue CO 2 ­Emissionen, Abfälle und Abwässer kannst du vermeiden. Und ist es nicht auch cool, eine Jacke zu tragen, mit der du schon eine eigene Geschichte er­ lebt hast? Mit der Worn Wear Tour führt Patagonia die eigene Philoso­ phie konsequent weiter: «Halt­ bare Produkte zu fertigen, die man reparieren kann, das ist der erste und wich­ tigste Schritt, um unsere Umweltbelastung zu reduzieren», sagt Firmenchefin Rose Marcario. «Wir wollen unseren Kunden die Chance bieten, wirklich Verantwortliche zu

sein und nicht nur Konsumenten. Es ist eine einfache, aber wichtige Botschaft: Wer seine Kleidung länger trägt, entlastet die Natur.» Nach 55 Stopps hält die Tour im September nun in Basel und Zürich. Neben dem Patago­ nia Van, in dem hauptsächlich Kleidung re­ pariert wird, helfen die Ausrüstungsprofis von Transa bei der Reparatur von Hartware. Egal ob Löcher in der Daunenjacke oder defekte Schnallen am Rucksack – alles wird wenn möglich vor Ort repariert. Nebenbei gibt’s gratis Pflegetipps, Snacks und Ge­ tränke. Und repariert wird natürlich alles – ganz egal von welcher Marke! <

Patagonia Worn Wear Tour bei Transa 20. / 21. September, vor der Filiale in Basel 22. – 24. September, vor der Filiale in Zürich


Aktuell

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Jede Reparatur erzählt eine Geschichte – und spart Ressourcen.

Im September bei Transa: eine Nähmaschine, Flickmaterial und Reparaturexperten.


Aktuell

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LESERSERVICE

Druckfrisch bei Transa Books

Foto: Fabian Emmenegger

Tran sa Books

Mit rund 5000 Titeln auf 170 Quadratmetern ist Transa Books in der Zürcher Europaallee der grösste Reisebuchladen der Schweiz. Auf dieser Seite in 4­Seasons.ch stellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die wichtigsten Neuerscheinungen vor. Diesmal die gelernte Buchhändlerin Dilara Adir.

In diesem neuen Buch werden 40 tolle Wanderungen zu Alp­ und Bergseen be­ schrieben. Von Schmelzwassertümpeln am Rande der Gletscher über Staubecken bis zu wunderschönen türkisblauen Seen inmitten der Natur. Die Touren sind für An­ fänger wie auch geübte Wanderinnen und Wanderer gemacht. Natürlich mit ausführ­ lichem Beschrieb. Wenn das Wetter mit­ spielt, kann man vielleicht noch dieses Jahr in einen See eintauchen. Franz Auf der Maur, Alp & Badeseen Schweiz, Werd Verlag, CHF 42.90, ISBN 978-3-85932-814-3.

Im vorletzten 4­Seasons.ch gab es eine Reportage über eine Reise von Tom Per­ kins. Nun, im September 2016, erscheint sein Buch auch auf Deutsch. Tom fuhr per Velo mit einem Freund von London bis nach Kapstadt. Seine Leidenschaft gilt nicht nur dem Reisen, sondern auch dem Kochen. So fand er in der Sinai­Wüste das beste Mandel­Chilli­Hühnchen. Ein tolles Koch­Reisebuch mit spannenden Ge­ schichten und exotischen Rezepten. Tom Perkins, Cook & Bike, National Geographic, CHF 42.90, ISBN 978-3-86690-475-0.

Warst du im Sommer in Italien? Dann kannst du mit diesem wunderschönen Buch nostal­ gisch die beste Küche der Welt nachkochen. Die apulische Küche galt früher als die Küche der Armen, bäuerlich und naturbelas­ sen. Mittlerweile ist die Regionalküche je­ doch auf dem Vormarsch. In diesem Koch­ buch findest du tolle Rezepte von Rotwein­ Orecchiette bis Olivenöleis. Begleitet wird das von wunderschönen Fotos und anspre­ chender Gestaltung. Ein Genuss! Luca Lorusso / Vivienne Polak, Apulien, Christian Verlag, CHF 42.90, ISBN 978-3-86244-951-4.

Diesen Herbst reise ich nach Kolumbien. Um mich vorab mit dem Land, seiner Ge­ schichte und Kultur bekannt zu machen, hab ich den Kulturkompass vom Unions­ verlag gelesen. Er beinhaltet 19 Essays und Geschichten von verschiedenen Autorinnen und Autoren. Ramón Chao ist auf den Spu­ ren des Nobelpreisträgers García Márquez, und William S. Burroughs schreibt über sei­ nen Aufenthalt in Bogotá. Tolle Geschichten für die Reise oder zum Einstimmen. Kolumbien fürs Handgepäck, Unionsverlag, CHF 19.90, ISBN 978-3-29320-718-9.

Anfang des 20. Jahrhunderts reist eine Gruppe japanischer Frauen nach Amerika, um dort japanische Einwanderer zu hei­ raten. Voller Hoffnung kommen sie in den Staaten an. Jedoch ist alles anders als ge­ dacht. Die Männer sehen nicht so aus wie auf den Fotos, und die Amerikaner sind behaart wie Tiere. Julie Otsuka erzählt in aussergewöhnlicher Wir­Perspektive. Eine sanfte, einfühlsam geschriebene Geschich­ te über das Leben in einem fremden Land. Julie Otsuka, Wovon wir träumten, Goldmann, < CHF 13.90, ISBN 978-3-44247-968-9.

Dilara Adir von Transa Books.

Alle hier vorgestellten Bücher führt Transa ausschliesslich bei Transa Books in der Filiale Zürich Europaallee.


Aktuell

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Von führenden Bergführern empfohlen Die Höhenfieber­Guides werden von Marmot ausgerüstet. Ein Erfahrungsbericht.

ie sind ständig draussen unterwegs, meist in alpinem Gelände beim Bergsteigen oder Klettern – und sie tragen das englische Wort für Murmeli auf der Brust. Seit 2012 rüstet die kalifornische Marke Marmot, genauer gesagt: der Schweizer Marmot­Impor­ teur die in Root (LU) ansässige Alpinschule Höhenfieber mit Bergsportbekleidung aus. «Von der Mütze bis zur Skitourenhose und vom T­Shirt bis zur Hardshelljacke sind wir das ganze Jahr über in Marmot­Ausrüstung am Berg in Aktion», sagt Höhenfieber­Chef Jürg Haltmeier. 20 freiberufliche Bergfüh­ rer sind regelmässig für die Alpinschule im Einsatz. Allesamt männlich. «Ich kann sagen, dass wir mit der Ausrüs­ tung sehr zufrieden sind. Nicht nur, was ihre Funktionalität, sondern auch, was ihre Haltbarkeit betrifft. Wir mussten noch kein einziges Teil umtauschen, etwa weil es Die Höhenfieber-Bergführer kaputt war.» Alle drei Jahre werden die Bergführer neu ein­ tragen zum Beispiel das gekleidet. Jeder von ihnen hat sein Lieblingsteil Marmot Vapor Trail Hoody aus der Marmot­Kollektion. Der schlanke Jürg (Transa Nr. 083352, CHF 219.90).

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Jürg Haltmeier (vorne) auf Skitour in Island.

– «eins achtzig gross und nichts dran» – ist ein echter Fan der Hosen: «Sie passen mir einfach perfekt.» Bei Transa gibt es einige Marmot­Hosen sogar mit unterschiedlichen Beinlängen. Auch seinen Kunden kann Jürg die Marke Marmot nur ans Herz legen: «So ein gutes Preis­Leistungs­ Verhältnis habe ich noch bei keiner anderen Marke erlebt. Eine so funktionelle Hochtourenhose wie die Marmot Limantour Pant für 149 Franken – das < ist tipptopp.»

RailAway: Mit der SBB in die Freizeit Spannende Museen, Wandern im Gotthardmassiv oder die Gletscher des Berner Oberlands – die nächste ÖV-Haltestelle ist nie weit entfernt. Bei Buchung von Eintrittskarte, Übernachtung und Ticket für Bahn und Bus als RailAway-Kombi locken bis zu 30 Prozent Ermässigung.

Unterwegs auf dem VierQuellen-Weg.

ie SBB kennt die schönsten, interessantesten und spannendsten Ecken der Schweiz. Gut, dass diese durch den öffentlichen Verkehr so gut erschlossen sind, dass man das eigene Auto da­ heim stehen lassen kann, um in die Freizeit zu starten. Zum Beispiel für eine Mehrtagestour zu den Quellen von Rhein, Reuss, Ticino und Rhone auf dem Vier­Quellen­Weg. Dieser alpine Wan­ derweg ist in fünf Tagesetappen aufgeteilt. Jede Etappe ist auch als Tageswanderung möglich. Die Etappen können mit Zug oder Bus abgekürzt werden. Der Abschnitt von Oberwald nach Gletsch als Highlight mit der Furka­Dampfbahn. Viele weitere Freizeitideen – auch für schlechtes Wetter – und Buchung mit Ermässigung unter www.railaway.ch <

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Aktuell

Kind und Karriere: So macht’s der Freerider Noch mit 40 Jahren wurde Flo Orley Vizeweltmeister. Hier erklärt der Snowboard­Routinier, wie seine Kinder ihm sogar beim Training helfen.

Foto: Julia Türtscher

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inder als Karrierekiller? Nicht bei Flo Orley. Für den Tiroler sind Keano (5) und Momo (3) eher ein Karrierekick. «Ich fahr im Sommer viel Velo, um fit zu bleiben», erzählt der 40­Jährige. «Und gibt es ein schöneres Training, als mit meinen Kindern im Fahrradanhänger die Berge hochzustrampeln?» Als praktisch erweist sich dabei, dass Flo von Thule gesponsert wird. Die schwedische Firma hat ihm einen Chariot­Doppelsitzer zur Verfügung gestellt. Die Winter verbringt Flo mit seiner Frau Nina und den Kindern in Innsbruck. Dann ist sein Terminkalender prall gefüllt: Sponsoren­ Termine, Filmdrehs, Messebesuche und natürlich die Freeride­Con­ tests … Da bleibt ihm für die Kinder nicht so viel Zeit, wie er sich wünschen würde. «Aber zum Glück ermöglicht es mir der Beruf, im Sommer eine Auszeit zu nehmen und nur einen Tag pro Woche Büro zu machen. Die restliche Zeit verbringe ich mit den Kindern.» Flos Grossmutter hat einen Bauernhof im oberösterreichischen Salzkammergut. Den ehemaligen Stall haben sie zum Wohnhaus umgebaut. «Das ist ein Kinderparadies», erzählt Flo. «Wir baden und paddeln auf dem Wolfgangsee. Oder wir radeln in die Berge. Dann fährt Nina vorweg, und ich ziehe die Kinder. Wenn der Forst­ weg endet, sperren wir den Chariot an einen Baum und gehen zu Fuss weiter zum Gipfel.» Allerdings entwächst Keano allmählich dem Kinderanhänger und steigt selbst aufs Velo. An der Freeride World Tour 2017 wird Flo nicht mehr teilnehmen. «Vielmehr möchte ich das Snowboarden im nächsten Winter noch mal richtig geniessen.» Und dann gehen die Orleys ihr ganz grosses Familienabenteuer an: eine mehrjährige Segeltour in die Südsee, nach Neuseeland und wer weiss, wohin noch. «Nina und

Für die einen ist Flo Orley der «Freeride-Opa» – für seine Kinder der unangefochtene Weltmeister-Papa. ich waren vor der Geburt der Kinder schon einmal 15 Monate lang mit einem Boot auf dem Pazifik», sagt Flo. «Wir haben damals viele segelnde Familien getroffen. Das waren derart starke Teams – nicht so wie hier, wo Eltern und Kinder ihre eigene Agenda haben.» Schon damals fassten Flo und Nina den Plan, nach der Geburt ihres zweiten Kindes auf grossen Familientörn zu gehen. < Fit bleiben sie dabei wohl von selbst.

Seit 80 Jahren: Hilfe zu jeder Jahreszeit Jubiläum der Winterhilfe Schweiz. Auch Transa leistet einen Beitrag. inderreiche Familien, ältere Menschen, Geringverdiener, die ihre berufliche Exis­ tenz verlieren: Auch in der Schweiz leben viele Menschen in Armut. Unterstützt werden sie von der Winterhilfe Schweiz – und das nun schon seit 80 Jahren. «Während zu jener Zeit die Not offensichtlich war, versteckt sie sich heute. Armut ist beklemmend und zieht oft

K Damals wie heute kümmert sich die Winterhilfe nicht zuletzt um bedürftige Kinder.

soziale Isolation nach sich», erklärt Winterhilfe­Sprecherin Esther Güdel. Nach wie vor sind Sachspenden eine wertvolle Hilfe. Transa spendet un­ verkäufliche, aber einwandfreie Pro­ dukte: allein in diesem Jahr schon je 200 Softshelljacken und Baum­ wollshirts. Auch retournierte intakte Bekleidung geht an die Winterhilfe. Infos zur Winterhilfe und Spenden­ < möglichkeit: www.winterhilfe.ch


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Die Keb Kollektion hat die Funktionalität von Outdoor-Bekleidung mit ihrem strapazierfähigen Material aus G- Eco und Stretch revolutioniert. Mit Keb Eco-Shell haben wir unsere Vision von Nachhaltigkeit noch weiter vorangetrieben und technisch anspruchsvolle, 3-lagige Hardshell-Produkte ohne schädliche PFC-Imprägnierung aus recyceltem und recycelbarem Polyester entwickelt. Without nature, we’re nothing – www.fallraven.de/eco-shell


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Projekte

Das Salz


Projekte

der Erde Der Pole Mateusz Waligóra hat den Salar de Uyuni in Bolivien zu Fuss überquert. Ein siebentägiger Alleingang über den grössten Salzsee der Welt. Ebenso erstaunlich sind die Fotos und Selbstporträts, die er von seiner Tour mitgebracht hat.

Fotos: Mateusz Waligóra | Text: Ingo Wilhelm

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Projekte

Mit 10 500 Quadratkilometern ist der Salar de Uyuni doppelt so gross wie das Wallis. Er liegt auf rund 3600 Metern über dem Meeresspiegel.

Mit Fatbike-Laufrädern und -Reifen läuft Mateusz dem Horizont entgegen.


Ein Daunenschlafsack und ein sturmstabiles Zelt sind Pflicht.

Traumhafte Zeltnächte unterm Sternenzelt.


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Projekte

Die bis zu 30 Meter dicke Salzkruste entstand vor Tausenden Jahren durch das Austrocknen eines Sees. In der Regenzeit steht sie oft unter Wasser.


Im See liegt die Insel Incahuasi. Auf ihr recken sich teils 1200 Jahre alte Säulenkakteen in den Abendhimmel.


3232 Projekte Projekte

Von einem Ende zum anderen sind es 170 Kilometer, aber nur 41 Zentimeter HĂśhendifferenz.

Jeeptouren sind eine beliebte (und unfallträchtige) Touristen-Attraktion.

Guten Morgen, Sonnenschein! Hast du auch so gut geschlafen?


Fotoworkshops

Reiseberichte

21.–23.OKT.

Explora-Vorträge

World Street Food

Tickets unter www.fernwehfestival.ch

#fernwehfestival


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Projekte

Ein Fotokunstwerk mit Selbstauslöser: Mateusz geniesst die galaktische Lightshow in seinem Schlafsack.

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auch in Zeiten der Selfie-Manie bleiben gute Fotos bis zu minus 40 Grad fallen. Mateusz machte die Tour im Winter, von Solotrips eine Rarität. Es ist eben nicht so weil das Wetter dann meist trocken und stabiler ist. Im Sommer einfach, die perfekte Bildkomposition und maximale steht nach Regenfällen oft das Wasser auf dem Salar. Ein sturmSchärfe zu erreichen, wenn der Fotograf nicht hinter, festes Zelt ist ebenfalls Pflicht. «Es gibt keine Fluchtmöglichkeit», sondern vor der Kamera steht. Umso bemerkens- erklärt Mateusz. «Ein Schneesturm wäre der absolute Killer. Wie werter sind die Bilder, die Mateusz Waligóra von 2002, als ein paar Velofahrer tot auf dem Salar seiner siebentägigen Wanderung über den Salar gefunden wurden.» de Uyuni mitgebracht hat. Vor allem, wenn man Den Wüstenvirus hat sich Mateusz auf den subbedenkt, dass schon in der zweiten Nacht bei antarktischen Antipoden-Inseln eingefangen. minus 14 Grad sein Fernauslöser kaputtging … «Dort erwachte meine Sehnsucht nach ewiger «Als ich im Dörfchen Llica losmarschierte, stanStille, dem absoluten Frieden. Genau das ist der den die Einheimischen auf den Schwellen ihrer Salar de Uyuni, wenn nicht gerade der Wind Steinhütten und schauten mir verwundert bläst.» Oder wenn nicht gerade Jeeps mit Tounach», blickt Mateusz auf den Start der Tour risten über den Salzsee brettern. Meist aber war zurück. «Für sie war es unvorstellbar, wie ein das einzige Geräusch das Knacken des Salzes Gringo den Salar zu Fuss überqueren konnte, unter Mateusz’ Füssen. sein ganzes Gepäck auf einer Karre hinter sich In der zweiten Nacht brach also das Kabel herziehend.» Mateusz selbst hat sich der Frage in Mateusz’ Fernauslöser. «Wenn man eine nach dem Sinn seiner Tour komplett verweigert. Mateusz Waligóra (29) aus 11 000-fränkige Kamera-Ausrüstung dabeihat, «Ich fragte nicht, ob sich der Aufwand lohnen Breslau ist Profi-Abenteurer. sollte man vielleicht auch 160 Franken in wird. Mich trieb lediglich die Vision einer endden Originalfernauslöser investieren – und nicht losen weissen Fläche mit blauem Himmel an.» wie ich ein billiges Alternativteil für 28 Stutz Die Karre wurde vor allem von 60 Litern Wasser belastet. «Es gibt mitnehmen», bereut er nun. «Nach dieser Panne musste ich auf dem Salzsee keinerlei Möglichkeit, an Wasser zu gelangen», so den eingebauten Zehn-Sekunden-Zeitauslöser der Kamera Mateusz. Auch ein dicker Daunenschlafsack durfte nicht fehlen. verwenden. Das machte die Sache schwieriger, hat aber letztlich < Nachts können die Temperaturen im bolivianischen Hochland auf auch funktioniert.» Mateusz’ Website www.nakrancach.pl gibt’s nur auf Polnisch. Die Fotos seiner Expeditionen aber versteht jeder.



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Outdoor-Küche

Surf & Turf auf Appenzellerisch Im Transa Test kochen Spitzenköche auf dem Berg mit OutdoorEquipment ein Dreigangmenü. Diesmal zauberte Bernadette Lisibach, Schweizer Köchin des Jahres 2015, im Appenzellerland eine Regenbogenforelle und ein Alpschwein-Steak auf den Teller. Text: Mia Hofmann, Thorsten Kaletsch | Fotos: Guy Perrenoud

Bernadette Lisibach (li.) mit dem Reporter-Team im Aufstieg zum Gäbris.


Outdoor-Küche

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Outdoor-Küche

Normalerweise bin ich ja ohne Rucksack unterwegs.» Bernadette Lisibach taucht in Joggingschuhen und einer leichten Sportjacke am Treffpunkt auf. Am Bahnhof Gais packen wir Equipment und Esswaren in die Rucksäcke. Während des kurzen Aufstiegs auf den Gäbris gerät die 42-jährige Spitzenköchin nie ausser Atem. Der Grund dafür ist schnell gefunden. Mit TV-Koch Daniel Bumann, in dessen Gourmettempel Chesa Pirani in La Punt sie elf Jahre als Souschef engagiert war, hat sie das Joggen für sich entdeckt. «Den Alpine Marathon hab ich viermal gemacht!» Notabene die lange Strecke: 78 Kilometer mit fast 2600 Höhenmetern. Seitdem sie sich in der «Neuen Blumenau» im sankt-gallischen Lömmenschwil selbstständig gemacht habe, komme dieses Hobby aber zu kurz.

Bernadette ist fit. Sie hat viermal den Alpine Marathon absolviert. Die Hügel und Berge in der Region St. Gallen kennt sie deshalb noch nicht so gut wie das Bündnerland. Für unseren Vorschlag, das Dreigangmenü im Appenzellerland auf dem knapp 1250 Meter hohen Gäbris zu kochen, lässt sie sich schnell gewinnen. Dass sie dabei lokale Produkte verwendet, ist für die erfahrene Köchin klar. Als Vorspeise hat sie eine Regenbogenforelle aus dem Bodensee

mit Tomaten und Fenchel gewählt. Zum Hauptgang will sie ein doppeltes Appenzeller Alpschwein-Steak braten und fürs Dessert Lömmenschwiler Zwetschgen überbacken. Wir sind gespannt. Draussen immer auf dem Feuer Beim Aufstieg überholen uns Trailrunner, Kuhglocken bimmeln, Milane kreisen am Himmel. Immer wieder überziehen Wolken den Alpstein zu unserer Rechten, es geht ein fieser Wind. Deshalb suchen wir eine Feuerstelle am schützenden Waldrand. Für den frühen Nachmittag kündigt sich Regen an. «Wenn ich draussen koche, dann immer über dem Feuer», sagt Bernadette, die auf einem Bauernhof im Kanton Luzern aufgewachsen ist. Dem Gas- und dem Spirituskocher nähert sie sich nur mit Vorsicht. «Vor Gas habe ich einigen Respekt.» Jetzt schnippelt sie Fenchel und Frühlingszwiebeln aus dem eigenen Garten. Rispentomaten, grüner Chili und Zitrone ergänzen diese farblich perfekt. «Dieser Mini-Sparschäler ist genial», staunt sie und betont, den würde sie sogar in ihrer Gastroküche einsetzen. «Ich arbeite schon lange mit Victorinox-Produkten.» Die Forelle vom Uttwiler Berufsfischer Ueli Imhof hat die Köchin für den Transport eingefroren, jetzt legt sie diese zum Auftauen auf ein Scheit mit Glut. «Das könnte ich in mein nächstes Gericht im Restaurant einbauen – am besten mit Lärchenholz!» Alufolie, Backpapier ausbreiten, darauf Gemüse, Fisch und das hauseigene Fischgewürz, oben zusammenrollen – fertig ist die Papillote.

Hier entsteht die Vorspeise: Regenbogenforelle aus dem Bodensee.

Grünzeug vorbereiten mitten im Grünen.

In der Alufolie bleiben die Aromen von Fisch und Gemüse erhalten.


Forelle (in Alu) und Schweinssteak garen über dem Feuer.

Gelungen: der Hauptgang vom Appenzeller Alpschwein.

Perfekter Begleiter: ein Pinot noir aus dem Thurgau. Gipfel der Genüsse auf dem 1251 Meter hohen Gäbris.

Zackig geht’s zum Hauptgang: «Mamma mia, das Keramikmesser schneidet ja sogar Schwarte!» Das Schweinssteak mit Schwarte, das sie von ihrem Appenzeller Metzger bezogen hat, kommt an einem Stück auf den Grillrost. «Hier im Appenzell ist es noch Brauch, dass die Schweine im Frühling auf die Alp ziehen – das will ich unterstützen.» Das Wichtigste am Fleisch ist für Bernadette die Schwarte. Sie versteht nicht, wie man diese entfernen kann. «Das Fett ist ja für das Aroma so wichtig.» Ihre Küche sei inspiriert von alten Kochbüchern, sagt die erfolgreiche Unternehmerin, die vom Gastroführer Gault-Millau 2015 als Schweizer Köchin des Jahres ausgezeichnet wurde. Ihre Betrieb in Lömmenschwil wird mit 16 Punkten geführt. Auf aktuelle Trends in der Gastronomie wolle sie nicht immer einsteigen, erzählt Bernadette beim Schälen der Peperoni und Schneiden der kleinen Gurken. Mit etwas Minze kommt das Gemüse auf den Gaskocher, auf dem Trangia-Sturmkocher ist das heisse Wasser

bereit für das Couscous. «Der Spirituskocher eignet sich gut für Speisen, die bei kleiner Hitze eine Zeit lang köcheln müssen. Der Gaskocher dagegen ist perfekt, um schnell eine grosse Hitze zu erzeugen.» Beim Händewaschen am Ortlieb-Wassersack inspiziert

«Mamma mia, das Keramikmesser schneidet ja sogar Schwarte!» sie die Umgebung: «Leider sind die Heidelbeeren noch nicht reif.» Die Brombeersprossen schmecken zu bitter, der weisse Klee hingegen süsslich, also sammelt sie einige Köpfchen, zupft die Blüten und mischt sie mit hauchdünn geschnittenem Fenchel zur Dekoration. Der erste Moment der Wahrheit

So sind wir gewandert Hin- und Rückfahrt: Mit dem Zug nach/ab Gais. Route: Wanderweg über Gerstern und Obergais auf den Gäbris. Beim Abstieg

vorbei am Unteren Gäbris und dem Gäbrisseeli über die Untere Waldstatt zurück nach Gais. Wanderzeit: Hinauf 1:15, hinunter 1:15 Stunden.

Schon bald nähert sich der erste Moment der Wahrheit: der Blick in die Papillote, die während des Garens nicht geöffnet werden sollte. Wir haben Glück: Das Gemüse ist gar, ein aromatischer Sud ist entstanden. Die Forelle ist noch knapp glasig, auf der Zunge ist sie extrem zart, leicht zitronig. Die Aromenvielfalt begeistert uns. Der Pinot noir No. 3 vom thurgauischen Schlossgut Bachtobel ist ein perfekter Begleiter. Lange hält es Bernadette aber nicht auf der Picknickdecke aus. Die Wolken >


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Outdoor-Küche

Gar nicht so einfach: Zwetschgenauflauf auf dem Gaskocher.

Der aufziehende Regen drängt beim Essen zur Eile.

In der Mitte etwas zu dunkel – trotzdem ein Genuss.

werden dichter, und die Köchin ist im Arbeitsmodus. In der Neuen Blumenau wird sie in der Küche von einem zweiten Koch, einer Lernenden und einer Casserolière unterstützt. Dass dort immer ein Sieben-Gang-Menü auf der Karte steht, merkt man jetzt: Der Hauptgang ist auch gleich bereit, vieles hat Bernadette parallel zubereitet. Dann der zweite Moment der

Mehl, Zucker, raspelt Limettenschalen hinein – ein Bild wie aus dem Kochbuch. Halbierte Zwetschgen kommen auf den Pfannenboden, das Teigli wird darübergegossen, Deckel drauf. «Das muss heute als Ofen reichen.» In der zweiten Pfanne schmilzt sie Zucker, rührt permanent und karamellisiert so die restlichen Zwetschgen. Mia vom Journalistenteam mahlt unterdessen die Kaffeebohnen zu Pulver, die Fotograf Guy in seiner Kaffeemanufaktur Kafoj in Biel geröstet hat.

Picknick mit den Wanderern? «Ich bin halt nicht so der Sandwich-Typ.» Wahrheit: Das Steak vom Nierstück hat die perfekte Garstufe, ist aussen knusprig und schmeckt fein nach Rauch. Das Gemüse bekommt durch die Minze ebenfalls eine spezielle Note, dazu gibt es Couscous mit frischem Schnittlauch. Das Fleisch ist so exzellent, dass es die selbst gemachte Lorbeerbutter gar nicht gebraucht hätte. Eine Wandergruppe aus dem Bernbiet lässt sich unweit von uns nieder. Bernadette kostet gerade ein Stück Fleisch. «Ich bin halt nicht so der Sandwich-Typ», flachst sie mit den Wanderern, die sich dann neugierig nähern und wissen wollen, wen sie da vor sich haben. Dann wendet sich die Luzernerin, die um keinen Spruch verlegen ist, schnell wieder den Kochtöpfen zu. Denn der aufziehende Nebel und die Regenwolken machen Druck. Erste Tropfen fallen. Sie schlägt Eiweiss steif, mischt in der Pfanne Ei,

Traumhafter Abschluss

Dann der dritte Moment der Wahrheit: Bernadette wendet den Zwetschgenauflauf mithilfe eines Tellers. «Mit dem Gaskocher die optimale Backzeit zu finden, war schwierig, in der Mitte ist der Teig jetzt etwas dunkel, an den Rändern aber perfekt.» Dafür gibt’s zum Glück Puderzucker: Leicht bestäubt und garniert mit den karamellisierten Zwetschgen und etwas Saft macht das Dessert die fehlende Sonne mehr als wett. Der Teig ist luftig und nicht zu süss, die Früchte sind lauwarm und unglaublich geschmacksintensiv. Ein traumhafter Abschluss des GourmetDinners auf dem Gäbris. Da der Regen stärker wird, packen wir das Material anschliessend schnell zusammen und brechen auf. Bernadette, die Tag für Tag in einer Gastroküche arbeitet, lobt noch einmal das Equipment, das zum Einsatz gekommen ist. «Es ist schon erstaunlich, wie sich eine komplette Küche aus dem Rucksack zaubern lässt. Es < gibt wirklich alles – und in so kompakter Form.»


Outdoor-Küche mit Stil – Das Equipment von Bernadette Lisibach Prima für offenes Feuer: der tragbare Grill von Coghlans.

Kochen Coghlans Grill-Dreibein mit Rost (025461, CHF 59.90) Trangia Sturmkocher gross (092359, CHF 119.90) Trangia Kochereinsatz/Espressostern (092361, CHF 12.90) Trangia Sicherheitsfasche für Spiritus 500 ml (071798, CHF 17.90) Gaskocher Primus EasyFuel Duo (051188, CHF 129.90)

Zuverlässiger Begleiter: der Trangia- Sturmkocher. Zubehör Kaffeemühle GSI Outdoors (084534, CHF 44.90) Mokkakanne Bialetti Moka Express Grösse 4 (064507, CHF 33.90) Bratpfanne GSI Outdoors Tefon 10’’ (054321, CHF 49.90) Pfannenset GSI Outdoors Pfannenset Bugaboo

Grösse L (070178, CHF 129.90) Salz- und Pfefferstreuer Swiss Advance Classic (061295, CHF 24.90) Liegt gut in der Hand: Sparschäler von Victorinox.

Sparschäler Victorinox (065882, CHF 12.90) Schwamm Optimus BOB (083981, CHF 4.90) Wasserbeutel Ortlieb 10 l (011660, CHF 38.90) Outdoormesser Fällkniven S1 Black (069654, CHF 299.90) Sturmfeuerzeug Soto Pocket Torch XT (080659, CHF 29.90) Keramikmesser Rubytec Ceram Utility Knife Länge 8 cm (091512, CHF 12.90) Keramikmesser von Rubytec.

Geschirr Teller Rubytec Panda Bamboo Deep Plate (109293, CHF 7.50) Espressotassen Emaille GSI Outdoors (070969, CHF 3.90) Kunststoff-Rotweingläser GSI Outdoors (070869, CHF 13.90) Besteckset Sea to Summit Alphalight Cutlery (060998, CHF 24.90) Besteckset Primus (040574, CHF 14.90) Besteckset GSI Outdoors Acetal (070911, CHF 4.90)

Das Sturmfeuerzeug von Soto.

Alle Rezepte für das Menü in dieser Reportage auf www.transa.ch/gourmet


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Traumziele

Immer dem Mekong entlang


Traumziele

Vang Vieng, Laos Hier gefallt es mir sehr. Nicht etwa wegen der Partys im BackpackerMekka. Vielmehr wegen der wunderschonen Umgebung. Ich miete ein Velo und fahre auf staubigen Strassen durch ursprungliche Dorfer.

Luang Prabang, Laos Luang Prabang ist ein schoner und ubersichtlicher Ort – ein perfekter Start fur diese Reise. In der alten Konigsstadt – seit 1995 Unesco-Weltkulturerbe – wird der Buddhismus gelebt, und es konnen unzahlige Tempel besucht werden.

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Nationalpark Phou Hin Boun, Laos Mein nachster Stopp liegt abseits der ublichen Route: Das Trekking im Nationalpark Phou Hin Boun ist anstrengend, aber lohnenswert. Der Besuch und die Ubernachtung in einem abgeschiedenen Selbstversorger-Dorf bleiben nachhaltig in Erinnerung.

Luang Prabang

Vang Vieng

Vientiane

Nationalpark Phou Hin Boun Mekong

Siem Reap, Kambodscha Das Tor zu Angkor Wat. Diese Tempelanlagen sind wirklich eindrucklich und faszinierend. Es lohnt sich, fur mindestens einen Tag einen Fuhrer zu nehmen, der einem das eine oder andere erklaren kann.

Si Phan Don Si Phan Don ist das Gebiet der 4000 Inseln im Suden von Laos. Nahe an der Grenze zu Kambodscha erreicht der Mekong seine grosste Ausdehnung und gibt Hunderte kleiner Inseln frei.

Si Phan Don Siem Reap

Ho-Chi-Minh-Stadt Phou Quoc

Phou Quoc, Vietnam Ein wurdiger Ort, um die lange Reise zu beenden. In der schonsten, bestgelegenen Bungalowanlage der Insel geniessen wir das susse Nichtstun, den langen Strand und das Meer.

Mekong-Delta

Mekong-Delta, Vietnam Dem Treiben auf dem schwimmenden Markt zuzuschauen, ist spannend! Bei einer Fahrt durch schmale Kanale kommen wir an kleinen Siedlungen vorbei und erhalten einen Einblick, wie die Menschen hier am und auf dem Mekong leben.

Mit Globetrotter nach Südostasien – ein paar Reisebeispiele: • Laos und Kambodscha entdecken: Grossartige Landschaften, Kulturschätze und Begegnungen mit Menschen gehören bei dieser englisch geführten Kleingruppenreise dazu. 13 Tage ab Siem Reap bis Luang Prabang, inkl. Flug von Phnom Penh nach Vientiane und Unterkunft in einfachen Hotels. Ab 1730.– p.P., gültig bis 31.12.2017. • Flusskreuzfahrt zu den 4000 Inseln: 3 Tage ab/bis Pakse (im Süden von Laos). Inkl. Unterkunft in Kabine mit VP. Ab 730.– p.P. (bei 2 Personen), gültig bis 31.03.2017. • Aktiv im Mekong-Delta: zu Fuss, per Velo oder vom Fluss aus. 3 Tage ab/bis Saigon, Mittelklassehotel mit VP. Ab 570.– p.P. (bei 2 Personen), gültig bis 31.03.2017. Mehr Details und weitere Reiseberichte von Globetrotter-Beratern auf www.globetrotter.ch

Alle Preisangaben sind Richtpreise in CHF. Tagesaktuelle Preise erhältst du in deiner Globetrotter-Filiale.


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Reise


Reise

Das Abenteuerland vor der Haust체r Keine drei Flugstunden entfernt, liegt ein unbekanntes Paradies. Das jahrzehntelang verschlossene Albanien wird allm채hlich zum Traumziel f체r Traveler und Outdoorer. Unser Autor hat das Land der Skipetaren in den vergangenen Jahren mehrmals besucht. Hier zeigt er seine Lieblingsseiten dieses (Noch-)Geheimtipps. Text und Fotos: Joachim Chwaszcza

Zenel Gjoleka k채mpfte gegen die Osmanen. Ob er auch dunkle Wolken verscheuchen kann?

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Reise

Foto: Ingo Wilhelm/4-Seasons.ch

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Im Prokletije («Verwunschene Berge»): Übergang vom Thethi- ins Valbona-Tal.

Die Bevölkerung ist mehrheitlich muslimisch. Aber im Norden dominiert der Katholizismus.


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Wandern im Norden Die bis zu 2700 Meter hohen Berge im Norden Albaniens ziehen immer mehr Wanderer und Bergsteiger an. Besonders beliebt sind die Täler von Thethi und Valbona. Beide Orte liegen in Nationalparks. Markierte Wanderwege, Gaststätten und Pensionen bilden eine praktikable Infrastruktur und hauchen der entlegenen Region wieder Leben ein: Vor gut zehn Jahren lebten in Thethi nur noch fünf Familien. Heute hat sich die Einwohnerzahl dank des Wandertourismus verzehnfacht.

Die bis zu 2700 Meter hohen Berge im Norden ziehen immer mehr Wanderer und Bergsteiger an.

Was nach angehendem Massentourismus tönt, ist ein gelungenes Beispiel für nachhaltige Entwicklungsarbeit. Sie wird unter anderem von der GIZ, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit gefördert. Infos: www.thethi-guide.com Neben Tageswanderungen, botanischen Erkundungstouren und teils anspruchsvollen Klettereien bietet der «Peaks of the Balkans Trail» die grösste Herausforderung in den Albanischen Alpen. Der Weitwanderweg führt durch die «Verwunschenen Berge» im Dreiländereck von Albanien, Montenegro und Kosovo. Man benötigt etwa zehn Tagesetappen. Gepäcktransport ist möglich. Infos: www.peaksofthebalkans.com Gipfelbuch auf Albanisch.

Archaische Dörfer

Foto: Ingo Wilhelm/4-Seasons.ch

Wem es in Thethi und Valbona schon zu umtriebig ist, für den gibt es noch weissere Flecken auf der weissen Landkarte: zum Beispiel Lekbibaj und den Regionalpark Nikaj-Mërtur. Wir sind auf unserer Entdeckertour im Nikaj-Mërtur die ersten Gäste im Weiler Brisë. Der Weg dorthin ist abenteuerlich und beginnt mit der legendären Bootsfahrt über den Koman-Stausee. Kurz nach der grossen Schlucht legt das Boot auf besonderen Wunsch an. Es folgen, zum Teil ausgesetzt, zwei Stunden Aufstieg ins albanische BergNirvana. Schon ist man in Brisë – vier Häuser, eine Zeitreise. Es ist wie in den Alpen vor 200 Jahren.

Essen beim Schäfer auf dem «Peaks of the Balkans Trail».

Hier gilt noch der urtümliche Kanun, das mündlich überlieferte, archaische Stammes- und Gewohnheitsrecht des Nordens. Der Kanun ist das Gesetz, die Gäste sind heilig, Gastfreundschaft ist das höchste Gut. Man hat uns angekündigt, wir werden vom ganzen Dorf erwartet, wir sind Gäste. Auch wenn wir nicht Albanisch und die Gastgeber nicht Englisch sprechen: Raki im Wasserglas hilft bei der Verständigung. Bergwandern in Brisë, Vran und Lekbibaj ist > echtes Abenteuer. Infos: www.nikaj-merturi.com


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Reise

Ja, das ist wirklich die Adria. An einem der vielen Traumstrände Albaniens.

Badefreuden im Süden Im unbekannten Süden zwischen Llogara-Pass und Saranda kann man definitiv entspannt entspannen. Erst im August rollt die grosse Welle der Familien aus Albanien und dem Kosovo heran. Beliebt sind da vor allem die adriatischen Badeorte rund um Durrës mit ihren Sandstränden. Macht man sich die kurvige Mühe und überquert den Pass, locken bis Saranda kleine Inseln, stille Buchten mit fast karibisch glitzernden Kiesstränden, mit dem Drymades Beach in Dhërmi ein wirklich ansprechendes Ressort, und der mediterrane Charme, der vor 40 Jahren Griechenland oder Süditalien prägte. Die Halbinsel Karaburun, Dhërmi, Drymades, Grama Bay – sie alle haben eines gemeinsam: glasklares Wasser und einen überschaubaren Trubel. Strände, urtümliche Kneipen, viel lokales Ambiente. Wer nicht auf Ballermann steht, findet hier stressfreien Urlaub pur.

Kein Vergleich zu Spanien oder Italien: Die Küsten sind wenig verbaut – zumindest noch.

Zeit, der grosse Erholungsfaktor, ist im Süden sowieso im Überfluss vorhanden. So kann man geniessen, versteckte Kirchen und Dörfer entdecken, in der einfachen Bar Veranda bei Pano und Mariella in Qeparo einkehren, auf den neu markierten Trails wandern oder im Weltkulturerbe Butrint die klassische Bildung auffrischen. Infos: www.south.al

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Einfach gut Von all unseren Tagen in Albanien gab es keinen einzigen mit schlechter Küche. Nicht im Norden und schon gar nicht im Süden. Immer war alles frisch, aus dem eigenen Garten, viel Gemüse, viel frisches Obst, reichlich Joghurt, Schafskäse, in den Bergen Lamm und Forellen, an der Küste natürlich Fisch. Albanien ist auch eine kulinarische Entdeckungsreise. Unterwegs ist die Kost traditionell, in grösseren Orten verbindet die neue albanische Küche regionale Tradition mit italienischer, türkischer und griechischer Kost. Null-Kilometer-Menü, Slow Food und nachhaltige Küche sind im Trend. Besucht man bei der sehr überschaubaren finanziellen Belastung in Tirana, Durrës, Shkodra oder Gjirokaster ein «feines» Lokal, mag man gar nicht mehr aufstehen.

Leidenschaftliche Menschen und frische Produkte: Von Bauernkost bis Haute Cuisine findet man alles.

Zitronen mit unverwechselbarem Geschmack und Muscheln aus sauberem Wasser. Lämmer, die noch nie in einem Stall, sondern nur auf Bergwiesen waren. Oliven, mild und prall, Schafskäse in bester Qualität. Und natürlich der Raki: ob aus Pflaumen, Trau> ben oder Maulbeeren – Hauptsache hausgebrannt.

Und immer wieder Raki. Ob aus Pflaumen, Trauben oder Maulbeeren – Hauptsache hausgebrannt.

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Reise

Grenzenlose Gastfreundschaft Manches, was gerade in Albanien geschieht, mag in die gesichtslose Zukunft vieler Schwellenländer führen. Aber vieles machen die Skipetaren richtig: Ihre Gastfreundschaft, ihre Liebe zur Natur, zu Traditionen und zur Familie sind berührend. Wir waren zu Gast in einem sehr entlegenen Dorf in den Höhen von Shishtavec, direkt an der Grenze zum Kosovo. Die meisten der Einwohner waren nach Deutschland oder in die Schweiz aufgebrochen – um nach wenigen Wochen wieder zurückgeschickt zu werden. Ob all der Herzlichkeit bei unserem Empfang war ich beschämt. Deswegen «faleminderit» – Danke für all diese schö< nen Erlebnisse.

Ein Bauer am Ochridsee (oben), mystische Klänge eines PolyphonieChors.

Das Land der Adlersöhne 0 15 30 45 km

MONTENEGRO

KOSOVO

Valbona Thethi

Lekbibaj

KomanStausee

Shkodra

MAZEDONIEN

Tirana

Durrës

Ohridsee

Devoll

Im Süden Albaniens gibt es viele Griechisch-Orthodoxe. Unten: Selbsthilfe im Armenhaus Europas.

Osum

Vlorë

Korçë Vjosa

Dhermes

Drino

Saranda GRIECHENLAND

Das Land der Adlersöhne – so nennen sich die Skipetaren gerne selbst. Albanien hat rund 2,8 Millionen Einwohner, Tendenz abnehmend. Zum Vergleich: Etwas mehr als ein Viertel der Schweizer Bevölkerung ist verteilt auf gut die Hälfte der Schweizer Fläche. Apropos: Die meisten der geschätzt rund 200 000 Albanischstämmigen in der Schweiz kommen nicht aus Albanien selbst, sondern aus dem Kosovo und aus Mazedonien.


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Klettererlebnisse

Einige Kletterfelsen befinden sich direkt am Wasser.

JENSEITS DES BALLERMANNS B HöhenfieberBergführer David Abgottspon.

ei Mallorca denken wohl die meisten erst mal an Ballermann. An Sauftouristen am Strand von El Arenal mit gigantischen Sangria-Eimern. Doch jeder, der die Partystrände der Inselhauptstadt Palma hinter sich lässt, entdeckt eine ebenso reizvolle wie authentische Insel. De facto ist Mallorca ein Landschaftsjuwel im Mittelmeer. Im Westen ragt das zerklüftete TramuntanaGebirge bis zu 1445 Meter hoch aus dem Wasser. Im Norden und Osten laden einsame Buchten zum Baden und auch zum Klettern an den umgebenden Felsen ein. Mittendrin liegt das historischen Städtchen Sineu – der Ausgangspunkt unserer Klettererlebnisse im goldenen Oktober. «Von unserem Hotel in Sineu aus erreichen wir innert 30 bis 60 Minuten Autofahrt verschiedene Klettergebiete», erzählt Höhenfieber-Bergführer David Abgottspon. Der Oberländer hat diese MallorcaKletterreise bereits geführt. «Ich war begeistert von der Ursprünglichkeit der Insel. Die waldreichen Tramuntana-Berge bieten sehr gut erschlossene Kletterrouten in

sehr abwechslungsreichem Kalkgestein. Von Plattenüber Wand- bis Sinterklettereien ist alles dabei.» Typisch für Mallorca sind auch die genussvollen Routen an Küstenfelsen direkt am Meer. «Dort kletterst du in schön strukturiertem Kalk, während unter dir die Wellen rauschen», erzählt David. «Anschliessend erfrischst du dich im Meer, das bis weit in den Herbst hinein Badetemperaturen hat. Oder du lässt dich gleich vom Fels ins Wasser fallen. Auf Mallorca gibt es Möglichkeiten für Deep Water Soloing, also Bouldern direkt über dem Wasser.» Und wem das Meer nicht mehr warm genug ist: «Unser Hotel hat einen Pool.» Sehr genossen hat David auch die mallorquinische Lebensart. «Die Menschen sind extrem freundlich. In den Dörfern und auf den Märkten tauchen wir tief ein in das Südländische.» Dazu gehört auch, den Tag in aller Ruhe anzugehen: «Meist frühstücken wir eher spät und ausgiebig, ehe wir zum Klettern aufbrechen. In den umliegenden Dörfern findet sich dann immer ein schönes Lokal, um den Klettertag mit einem köst< lichen Essen ausklingen zu lassen.»

Fotos: Hans-Peter Brehm, Fabian Bietenhader

Mit 3600 Quadratkilometern ist Mallorca immerhin halb so gross wie Graubünden. Da ist nicht nur Raum für ein paar Partystrände, sondern auch für jede Menge Natur mit grandiosen Klettereien.


Klettererlebnisse

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In der Gruppe macht Mallorca vielfachen Spass.

Gut strukturierter Sinter im Tramuntana-Gebirge.

Und nach dem Klettern: fangfrisches Seafood.

KLETTER-PARADIES MALLORCA (WEBCODE 826) 2PLUS – DURCHFÜHRUNGSGARANTIE AB ZWEI TEILNEHMERN Termine (jeweils Samstag bis Samstag): 01.10.16 – 08.10.16 08.10.16 – 15.10.16 25.03.17 – 01.04.17 29.04.17 – 06.05.17 30.09.17 – 07.10.17 07.10.17 – 14.10.17 Preis pro Person: CHF 1580.– Idylle im Inselinneren. Teilnehmer: 2 – 8 Gäste pro Bergführer.

Anforderungen: Klettererfahrung Halle: 5c Klettererfahrung Fels: 5b Erfahrung im Vorstieg: ja Zustieg: bis zu 30 Min. Beratung und Buchung: Alpinschule Höhenfieber AG Telefon 032 / 361 18 18 www.hoehenfieber.ch info@hoehenfieber.ch Webcode 826 führt direkt zum Angebot.

Leistungen: Von einem Kletterlehrer/Bergführer von Höhenfieber geführte Kletterwoche, 7 Nächte im DZ mit DU/WC, 7 × Frühstück, Fahrten im Gebiet, Gruppenmaterial. Die Flugkosten sind nicht im Preis inbegriffen.

Mit der TransaCard profitierst du von einem Rabatt von CHF 30.– auf jede Buchung bei Höhenfieber.


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State of the Art

Text: Ingo Wilhelm Produktklasse

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Gibt es das perfekte Equipment? Durchaus. In State of the Art zeigt 4-Seasons.ch Ausrüstung, die in ihrer Klasse Standards setzt.

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Optimus Polaris Optifuel Referenzprodukt

Kocher für Gas und Flüssigbrennstoffe auf Mineralölbasis.

Einsatzbereich Camping, Trekking und Expeditionen auch bei kaltem/feuchtem Klima. Durch die Variabilität beim Brennstoff auch für Regionen geeignet, in denen Gaskartuschen schwer erhältlich sind. Status

Der erste Multifuel-Kocher ohne lästigen Düsenwechsel.

Hersteller

Optimus, eine Marke der Schweizer Katadyn Group, Kemptthal (ZH).

Konzept/Idee

Die Idee köchelte schon vor sich hin, als Optimus noch schwedisch war. Im Sommer 2013 setzte das in Kemptthal ansässige Entwicklungsteam das Projekt Nr. 13’017 dann in die Realität um.

Technische Daten

Gewicht: 475 g. Brennstoffe: Butan, Propan, Isobutan bzw. Reinbenzin, Petroleum, Diesel, Kerosin. Brenndauer: bis zu 100 Minuten bei voller Leistung mit 400 ml Brennstoff, Brenndauer Gas: bis zu 105 Minuten bei voller Leistung mit 220 gKartusche. Leistung Gas: 3300 Watt. Leistung Brennstoff: 4200 Watt. Masse: 140 x 80 x ø 65 cm. Transa Artikelnummer: 092507. Preis: CHF 249.90.

Historie

1899 in Stockholm gegründet, machte sich die Firma Optimus schnell auch über die Grenzen Schwedens hinweg einen Namen mit Kochern wie dem Messingmodell Svea. 2007 übernahm Katadyn die Marke. Wieder sechs Jahre später gingen die Schweizer daran, den beliebten Flüssigbrennstoffkocher Optimus Nova auch für den Gasbetrieb aufzurüsten. Der Nova bot die perfekte Plattform für einen Multifuel-Kocher. Optimus konnte also zahlreiche bereits vorhandene Bauteile für den Polaris verwenden. Entsprechend ausgereift kam er 2015 auf den Markt.

Eines war von Anfang an klar: Wenn Optimus einen Multifuel-Kocher macht, dann soll er nur eine Düse haben. Die Devise lautete «One Jet – Any Fuel». Trix Ammann, Executive Director der Katadyn Group

Die Möglichkeiten, auch Gaskartuschen zu verwenden, erlaubt sogar die gefahrlose Nutzung in Hütten. Also kein reiner Expeditionskocher, sondern super Martin Hänni, vielseitig einsetzbar. Transa Einkäufer Hartwaren

Herbst 2 0 16

Stabilität Im Vergleich zum Nova ist der Polaris um 5 mm tiefer gelegt. Auch die drei Füsse mit grosser Standfläche und fester Arretierung tragen zum stabilen Stand bei.

Brennstoff-Tipp Sofern Kartuschen erhältlich sind und bei nicht allzu eisigen Temperaturen, ist Gas der Brennstoff der Wahl: leicht zu handhaben (kein Pumpen, kein Vorheizen), nahezu rückstandsund russfrei. Wenn Flüssigbrennstoff, dann möglichst Reinbenzin (gibt’s bei Transa). Fahrzeugbenzin, Diesel und Kerosin enthalten Zusatzstoffe, die im Kocher Rückstände hinterlassen und gesundheitsschädlich sind.

«Flipstop»-Aluminiumpumpe Selbstdrosselnde und selbstentlüftende Brennstoffpumpe aus stabilem Aluminium. Dreht man die Flasche in die Off-Position, zieht der noch laufende Kocher den restlichen Brennstoff aus der Leitung. Das verhindert Ablagerungen.


State of the Art

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Lieferumfang Der Kocher kommt mit einer leeren Brennstoffflasche (400 ml, max. Füllmenge 250 ml). Ausserdem mit Multitool, Windschutz, Hitzereflektor, Transporttasche, Silikonschmierfett für das Pumpenleder sowie O-Ringen. Gesamtgewicht 475 g.

Gehäuse Optimales Design des Gehäuses ermöglicht hohe Kocherleistung bei kurzer Vorheizzeit (für Flüssigbrennstoffe). Trotz seiner enormen Vielseitigkeit ist der Kocher sehr klein verpackbar und leicht zu transportieren.

Regelventil Für den Transport einklappbare und fein dosierbare Reglerspindel. Damit lässt sich auch beim Brennstoffbetrieb die Kocherleistung sehr fein anpassen. Gaskartuschen Alle Schraubgewinde-Kartuschen (EN417) können verwendet werden. Mit optionalem Adapter passen auch Stechkartuschen oder Ventilkartuschen von Campingaz. 4-Saison-Modus Durch das Auf-den-Kopf-Stellen der Kartusche fliesst Gas in flüssigem Zustand ein. Das ermöglicht den Gasbetrieb selbst bei Minusgraden (bis zu -20°C) bzw. verkürzt die Kochzeit um 20 %, allerdings bei erhöhtem Verbrauch. Zwei ausklappbare Abstützer am Ventilgehäuse sorgen für sicheren Stand.

One Jet – Any Fuel Die Düse eignet sich sowohl für flüssige Brennstoffe als auch für Gas. Kein Austauschen bei Brennstoffwechsel nötig.

«Magic»-Reinigungsnadel In der Düse befindet sich eine frei bewegliche, magnetische Reinigungsnadel. Sie löst mögliche Brennstoffrückstände, wenn man den am Multitool angebrachten Magneten unterm Kocher hin und her bewegt (auch während des Betriebs) – oder wenn man gegen das Gehäuse klopft.

Docht Das weisse Polster ganz unten im Gehäuse ist der Docht für Flüssigbrennstoff. Durch drei seitliche Öffnungen ist er leicht zu entzünden.


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Kaufberatung

In trockenen Tüchern Öffnet der Himmel seine Schleusen, müssen sich wasserdichte Jacken und Hosen bewähren. In der Kaufberatung Regenschutz erklärt Transa Mitarbeiterin Moïra Scheidegger den aktuellen Stand bei den Hardshells. Interview: Julian Rohn Fotos: PatitucciPhoto, Julian Rohn


Kaufberatung

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Moïra Scheidegger (31) arbeitet seit fünf Jahren bei Transa, anfänglich als «Stündlerin» und nebenbei als selbständige Animatorin und Illustratorin. Seit einem Jahr ist sie fest mit einer 60-Prozent-Stelle in der Filiale Basel angestellt. Draussen macht sie von allem ein bisschen, nur nicht zu extrem: Tourenvelo und Snowboard fahren, joggen, schwimmen und wandern.

Moïra, gibt es inzwischen die Regenjacke, unter der man nicht mehr schwitzt? Leider nicht. Wenn du dich bewegst, wirst du schwitzen. Das tust du auch ohne Jacke. Gute Regenjacken aber – wir sprechen auch von Hardshells – leiten die Feuchtigkeit so nach aussen, dass du trotzdem ein angenehmes Klima hast. Bei den Materialien hat sich einiges getan. Besonders die 3-Lagen-Jacken sind atmungsaktiver und leichter geworden.

Gerne. Mit den Lagen wird beschrieben, wie eine wasser-, winddichte und atmungsaktive Membran verarbeitet ist – zum Beispiel Gore-Tex. Von drei Lagen spricht man, wenn der Aussenstoff, die Membran und ein innerer Futterstoff fest aufeinanderlaminiert sind. Auch da gibt es noch Unterschiede, aber grundsätzlich sind das erst mal die robustesten Jacken, die alles mitmachen, dafür aber etwas mehr kosten.

3 Lagen, 2 Lagen, 2,5 Lagen – das fand ich schon früher kompliziert. Hilfst du mir noch mal bei den Grundlagen?

Gore-Tex ist ja ein Synonym für wasserdicht und atmungsaktiv, gibt es Alternativen? Die gibt es. Viele Hersteller verarbeiten in

ihren preisgünstigeren Jacken auch eigene Membranen. Eco-Shell bei Fjällräven. Texapore bei Jack Wolfskin oder NanoPro bei Marmot. Die funktionieren auch gut, bieten aber meist nicht ganz die Performance wie eine Gore-Tex-Membran. Gehen wir noch weiter die Konstruktionen durch – was sind dann 2,5 Lagen? Gore-Tex fertigt ein Material mit dem Namen Paclite. Da schützt die Membran von innen nur ein dünner Carbonfilm. Sehr leicht, sehr klein zu verpacken und sehr atmungsaktiv. Die Carbonschicht zählt >


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Kaufberatung

als halbe Lage und ist nicht ganz so robust. Gut für Tagestouren und im Alltag auf dem Velo, aber nichts für schwere Rucksäcke. Und 2-Lagen-Jacken haben dann gar keine Schutzschicht? Doch. Hier sind Aussenstoff und Membran zusammenlaminiert, als Schutz ist auf der Innenseite ein Netzfutter lose eingehängt. Diese Konstruktion wiegt mehr, ist dafür günstiger und meist auch weicher im Griff. 2-Lagen-Konstruktionen findet man vor allem in Travel- und Alltagsjacken. Was muss ich noch zu Membranen wissen? Wie gesagt, bei den 3-Lagen-Jacken gibt es noch feinere Unterschiede in Sachen Atmungsaktivität und Robustheit. Zum einen ist das vom verwendeten Oberstoff abhängig. Zum anderen unterscheidet Gore-Tex noch mal drei verschiedene Versionen. Normales Gore-Tex gibt es seit etwa einem Jahr mit einen gestrickten Futterstoff (C-Knit) und ist dadurch weicher und leichter als die gewöhnliche 3-Lagen-Membran. Am robustesten ist Gore-Tex Pro – perfekt für extreme Beanspruchung durch schwere Rucksäcke, alpinen Einsatz oder Expeditionen. Und dann gibt es noch das 3-lagige Gore-Tex Active. Die Membran wird hier gedehnt und ist dadurch dünner, transportiert mehr Feuchtigkeit nach aussen und trägt sich auch direkt auf der Haut angenehm. Gut für intensive Sportarten wie Trailrunning, hält aber von den drei Varianten am wenigsten mechanische Belastung aus.

Auf Durchzug: Unterarmreissverschlüsse lassen schnell viel Frischluft rein.

hier etwas Feuchtigkeit durchkriechen. Das gilt auch für die Aussentaschen. Das Smartphone oder wichtige Dokumente also lieber in der Innentasche transportieren. Jetzt gibt es bei Jacken mit den besten Membranen noch preisliche Unterschiede, woran liegt das?

Für den Preis ist nicht nur das Material verantwortlich, sondern auch Schnitt und Ausstattung. Nehmen wir Arc’teryx als Beispiel. Die Sachen sind am oberen Ende der Preisspanne angesiedelt. Warum? Arc’teryx arbeitet lange an Schnitten und Details. Ärmel und Hosenbeine sind ergonomisch geformt, so dass sie beim Klettern nicht stören. Die Kapuze ist so geschnitten, dass sie mit und ohne Helm funktioniert. Kordelzüge lassen sich mit Handschuhen bedienen. Nähte sind mit extraschmalen Tapes versiegelt, um Gewicht zu sparen und die Atmungsaktivität möglichst wenig zu blockieren. Der Entwurf dauert länger, aber auch die Fertigung ist komplizierter und erfordert mehr Arbeit. Daher der Preis.

Neben der Membran, worauf sollte man noch achten? Ich finde Unterarmbelüftungen sehr wichtig. Die werden teilweise weggelassen, um Gewicht zu sparen. Aber damit lässt sich sehr effektiv die Frischluftzufuhr regulieren und Körperwärme schnell nach aussen bringen. Das schafft so keine Membran. Haben inzwischen eigentlich alle Jacken wasserdichte Reissverschlüsse? Bei 2-Lagen-Jacken sind die Reissverschlüsse oft noch mit einer Stoffleiste überdeckt. Bei 3-Lagen-Jacken sind verschweisst e Zipper ohne Abdeckung Standard. Ganz wasserdicht sind die aber auch nicht. An intensiven Regentagen kann

«Für den Preis ist nicht nur das Material verantwortlich, sondern auch, wie aufwendig Schnitt und Ausstattung sind.»

Wasserdichte PU-Beschichtung und durchgehender Reissverschluss: die PreCip Full Zip Pant von Marmot.*

Da sind viele Dinge zu bedenken, wie finde ich die perfekte Jacke für mich? Das hängt wirklich vom Einsatzbereich ab. Komm zu uns in die Filiale, da zeigen wir * Transa Artikelnummer 062872, CHF 129.90.


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«Früher hat man gesagt, man soll Regenjacken selten waschen, um die Membran zu schonen. Das ist völlig überholt.»

Auf Durchmarsch: Dank guter Membranen gibt’s keinen Hitzestau.

dir alle Varianten. Am Anfang fragen wir immer sehr genau, was der Kunde machen will, wo er hingeht, welche Temperaturen er erwartet. Selbst wenn man das teuerste 3-Lagen-Modell nimmt: Bei 30 Grad funktioniert die Jacke rein physikalisch schon nicht. Damit die Membran atmet, muss ein Temperaturgefälle nach aussen bestehen. Also ein Problem in den Tropen? Genau, in Thailand wäre so eine Hardshelljacke kontraproduktiv. Da empfehlen wir günstige Ponchos oder sogar Regenschirme, die genügen für die kurzen, aber heftigen Regenfälle und bieten die beste Luftzufuhr überhaupt. Wer Jacken bevorzugt, dem genügt dort eine günstige mit PU-Beschichtung statt Membran. Sind Beschichtungen auch atmungsaktiv? Die sind wasserdicht und bis zu einem gewissen Grad atmungsaktiv, aber nicht so langlebig wie Membranen. Sie bieten dafür ein prima Preis-Leistungs-Verhältnis. Wer nur eine Notfall-Regenjacke sucht oder wenig Budget hat, findet bei den Modellen mit Beschichtung sicher was.

Bei 2-Lagen-Jacken ist das Netzfutter locker eingehängt. Unten: Imprägnierungen muss man regelmässig auffrischen.

Was sollte man unter der Hardshell tragen? Die unteren Schichten entscheiden, wie gut die Jacke überhaupt atmen kann. Im Alltag ist Baumwolle okay, aber wenn man mehrere Stunden unterwegs ist, saugt sich Baum-

Ein Schirm bietet immer noch die beste Atmungsaktivität: der Trekking Umbrella von Mont-Bell.*

wolle voll, blockiert die Atmungsaktivität und wird kalt. Besser sind synthetische Gewebe oder Merinowolle. Die leiten die Feuchtigkeit ab und wärmen auch im feuchten Zustand. Wenn meine Regensachen durchgeschwitzt und dreckig sind, wie soll ich sie pflegen? Früher hat man gesagt: wenig waschen, um die Membran zu schonen. Das ist völlig überholt. Schmutz, Fett und Salze schaden auf Dauer der Membran und den Tapes. Lieber häufiger waschen oder imprägnieren, als man denkt. Einfach in die Waschmaschine und los? Fast. Es gibt extra Waschmittel für Membranen, die schön fettlösend sind und auch schon bei 30 Grad gute Ergebnisse erzielen. Die Membran übersteht eine Wäsche ohne Probleme – sogar im Gegenteil: Fettund Schweissrückstände, die die Poren > * Transa Artikelnummer 042677, CHF 89.90.


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Kaufberatung

«Regenhosen fürs Velo haben eine verstärkte Gesässpartie, damit sie dem Abrieb durch den Sattel widerstehen.»

Eine gut geschnittene Kapuze ist sturmtauglich ...

verstopfen, werden ausgespült, und die Atmungsaktivität wird verbessert. Klingt ziemlich unproblematisch … Ist es auch. Nach der Wäsche solltest du prüfen, ob die Imprägnierung noch stark genug ist, indem du auf die trockene Jacke ein paar Wassertropfen spritzt. Perlen sie ab, ist alles gut. Ziehen sie ein, solltest du die Imprägnierung mit einem Spray auffrischen und die Jacke zur Aktivierung auf tiefster Stufe in den Tumbler geben. Sonst saugt sich der Oberstoff beim nächsten Regen voll, wird schwer, fühlt sich klamm an und lässt auch keinen Wasserdampf von innen durch. Nur mit Imprägnierung funktioniert die Membran richtig. Ich habe gehört, dass die Imprägnierungen nicht gut für die Umwelt sind? Du meinst die per- und polyfluorierten Kohlenstoffe, die dafür sorgen, dass Wasser und Schmutz abperlen. Beim Nachimprägnieren kann man als Kunde entscheiden: Entweder ein klassisches Spray, das ist nicht so umweltfreundlich, hält dafür länger. Oder eine ökologischere Variante wie das Green Guard Spray-On von Fibertec. Die Imprägnierung ist dafür weniger stark, man muss also häufiger nachbehandeln.

Wasserdichte Socken und Gamaschen halten die Füsse trocken. Unten: die robuste Matschkombi für Kinder.

An einem richtigen Regentag braucht man auch eine Regenhose. Hast du Tipps? Das ist ähnlich wie bei den Jacken. Man kann aus derselben Palette von Materialien, Beschichtungen und Membranen wählen.

Leichte, klein verpackbare AllroundWetterschutzjacke aus Gore-Tex: Zeta AR Jacket von Arc’teryx.*

Bei Hosen ist meine erste Frage immer: zum Wandern oder fürs Velo? Wieso? Veloregenhosen haben einen verstärkten Gesässbereich, der dem Abrieb durch den Sattel standhält. Ausserdem sind sie spezieller auf die Bewegung zugeschnitten, und die Weite der Hosenbeine lässt sich regulieren, damit sie nicht in die Kette geraten. Es gibt übrigens auch spezielle Veloregen*Transa Artikelnummer 101350, CHF 629.90.


LEICHT TRAGEN

... und der Regenhut bietet mehr Rundumsicht.

jacken, aber die Hosen finde ich fast wichtiger, weil normale Wanderregenhosen durch die Reibung auf dem Sattel schneller kaputtgehen. Und was ist bei den Hosen für die fussläufigen Abenteurer anders? Die haben am besten einen langen seitlichen Reissverschluss, so lässt sich die Hose an- und ablegen, ohne dass man die Schuhe ausziehen muss. Je nach Budget und Einsatzbereich gibt es einfache Notfall-Regenhosen bis zu robusten Tourenversionen, die im Fussbereich noch gegen Abrieb und Steigeisenspitzen verstärkt sind. Lieber mit Hosenträger oder Gürtel? Das ist abhängig von der Aktivität. Beim Wandern reicht oft ein Gummizug im Bund, bei Hochtouren ist etwas mehr Halt von Vorteil. Tourenhosen haben eigentlich alle Hosenträger, die man abnehmen kann. Praktisch ist auch, wenn am Beinabschluss vorne ein kleiner Haken ist, den man in die Schuhbändel einhängt, damit die Hosenbeine nicht hochrutschen. Innengamaschen braucht es nur, wenn man auch Touren im Schnee macht. Die schränken nämlich die Belüftung ein. Ich sehe hier auch Regenhüte, sind die besser als Kapuzen? Es ist die beste Lösung, wenn man einen guten Rundumblick benötigt, beliebt bei

Hundespaziergängern oder Reitern. Bei grossen Krempen ist der Vorteil, dass auch Schultern und Nacken teilweise geschützt sind. Modelle mit kleinen Krempen lassen sich besser in die Jackentasche stecken. Wir haben Kopf, Oberkörper und Beine besprochen. Was ist mit den Füssen? Wasserdichte Schuhe gibt es natürlich auch, aber das ist ein eigenes Thema und würde hier den Rahmen sprengen. Mit wasserdichten Socken oder Gamaschen kann man aber seine normalen Schuhe aufwerten oder den Übergang zu den Wanderhosen dicht halten. Die Socken verkaufen wir eher im Velobereich. Und für Kinder gibt es die gleichen Jacken und Hosen, nur in kleineren Grössen und anderen Farben? Nicht ganz. Bei den Kindern verkaufen wir keine Jacken mit Gore-Membran, das wäre zu teuer, und den Kindern passen die Sachen dann nach ein, zwei Jahren schon nicht mehr. Ein paar Hersteller wie Marmot oder Jack Wolfskin nutzen ihre Eigenmembranen, ansonsten wird im Kinderbereich viel mit Beschichtungen gearbeitet. Viel gefragt ist auch die klassische Ölzeug-Matschkombi aus hochgeschnittener Latzhose und Regenjacke. Perfekt zum In-die-Pfütze-Springen. Generell legt man bei den Kindersachen mehr Wert auf Robustheit als auf < Atmungsaktivität.

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Gutes Gepäck, gute Reise Du kaufst dir einen starken Lastenträger – und den kleinen Helfer für unterwegs gibt’s bei Transa kostenlos dazu. Die grosse Gratis-Aktion fndet im Rahmen der Reisegepäck-Tage (19.9. – 8.10.2016) in den Filialen statt. PACSAFE

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Hersteller

Der berßhmte US-Kletterer Chris Sharma ist Mitglied der Prana-Familie – und das seit mehr als 20 Jahren.


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We Give a Damn

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Wofür steht Prana? Im Sanskrit für «Lebensenergie». Bei Transa für lässige und funktionelle Kletter- und Yoga-Klamotten. Und im Grossen und Ganzen für eine konsequent nachhaltige Bekleidungsmarke. Denn diese Amis kümmern sich wirklich. Text: Susanne Kern | Fotos: Archiv Prana

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alifornien, Anfang der 1990er-Jahre: Pam und Beaver Theodosakis sind Yogis und Kletterer. In einer Garage in der Surfer-Stadt Carlsbad nähen sie erste Klamotten aus Öko-Materialien, hängen selbst gemachte Etiketten aus RecyclingPapier dran und verschicken sie in gebrauchten Obstkisten an ihre ersten Kunden: andere Kletterer, Outdoorfans und Freigeister. Die Marke Prana ist geboren. Heute, 24 Jahre später, ist das Unternehmen immer noch in Carlsbad ansässig. Prana gehört seit 2014 zu Columbia, doch Beaver hat nach wie vor ein Büro in «seiner» Firma. Nichts geändert hat sich an vielen Prana-Ritualen: Jeden Tag um 15 Uhr ertönt ein Gong und lädt die Mitarbeiter dazu ein, eine Minute lang in sich zu gehen. Meditation ist tief verwurzelt im Unternehmensgeist. Aus gutem Grund haben Pam und Beaver das Sanskrit-Wort «Prana» als Markennamen gewählt. Es bedeutet so viel wie «Atmung» und «Lebensenergie». Besinnung aufs Wesentliche Mit der Besinnung aufs Wesentliche hat auch die Firmenphilosophie zu tun. «We Give a Damn» steht als Überschrift ganz oben. «Man sollte hinter jeder Entscheidung, die man als Mensch oder

Angestellter trifft, auch langfristig stehen können», sagt Sasha Dietschi-Cooper, Vice President Sales bei Prana. Alle Mitarbeiter praktizieren das hinduistische Prinzip «Seva» – einen selbstlosen Dienst an den Mitmenschen, ähnlich der guten Tat der Pfadfinder. Zwei Tage Extraurlaub pro Jahr widmen sie einem gemeinnützigen oder sozialen Zweck, meist an ihrem Wohnort. Sogar bei den Athleten wirkt Prana nachhaltig: Die Firma unterstützt den US-Kletterer Chris Sharma, seitdem er 14 war, also seit über 20 Jahren. «Ich fühle mich so sehr als Teil der Prana-Familie, dass ich mir einen anderen Bekleidungssponsor gar nicht mehr vorstellen kann», sagt Chris. Im Kern ist selbstverständlich auch Prana ein profitorientiertes Unternehmen. Aber mit dem nachhaltigen Ansatz hat es nicht den einfachsten Weg gewählt. Vor allem mit der wachsenden Anzahl der produzierten Teile ergeben sich neue Fragen: Wo beschafft man grössere Mengen recycelte oder nachhaltig produzierte Materialien? Wie kann man die Arbeitsbedingungen in Drittländern stringent kontrollieren? Wie weniger Verpackungsmüll produzieren? 2017 wird der Anteil der Produkte mit nachhaltiger Komponente in der Kollektion auf 60 Prozent steigen. Dahinter steckt viel Arbeit – und auch die Bereitschaft zu verzichten. «Unser Nachhaltigkeitsziel ist Grundlage für jede einzelne Entscheidung», erklärt >


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Der jugendliche Chris Sharma.

Entspannte Typen: die Firmengründer Pam und Beaver Theodosakis.

Ein wichtiges Standbein von Prana ist Yoga-Bekleidung.

Brianna Kilcullen, die Sustainability-Managerin. «Es gibt einen langfristigen Plan, unseren ökologischen Fussabdruck kleinzuhalten. Das ist uns wichtiger als schneller Profit.» Ein entscheidender Faktor ist die Materialwahl. Hier ist das Designteam stets auf der Suche nach der nachhaltigsten Lösung. So werden nächstes Jahr schon 79 Prozent der Baumwollprodukte aus Biofasern gefertigt sein. Prana ist einer der Hauptabnehmer der indischen Bauernkooperative Chetna Organic. Sie unterstützt den profitablen Anbau und Vertrieb von ökologisch angebauter Baumwolle in mehreren indischen Bundesstaaten. Rund 35 000 Kleinbauern lernen bei dem Projekt zum Beispiel, wie sie die Felder mit Regenwasser bewässern. Sie können Geräte günstig ausleihen, was vor allem die auf den Feldern schuftenden Frauen entlastet. Besonders der Bioanbau ist hart und mühsam, die wenigsten indischen Bauern können sich Arbeitstiere oder Maschinen leisten. Des Weiteren hilft Chetna Organic dabei, die Baumwolle zu angemessenen Preisen zu verkaufen. Längst besteht die Prana-Kollektion nicht mehr nur aus Baumwollbekleidung. Ohne synthetische Materialien wären Bademode oder viele Yogateile nicht möglich. Prana verwendet in der Regel Recycling-Polyester aus wiederverwerteten PET-Flaschen und Polyamid

«Den ökologischen Fussabdruck kleinzuhalten – das ist uns wichtiger als schneller Profit.» Sustainability-Managerin Brianna Kilcullen

aus Industrieresten. Aber auch bei Wolle nimmt der Recyclinganteil zu. In Norditalien werden hierfür alte Bekleidung und Schnittreste zu Fasern rückverarbeitet, um dann in neuen Produkten zum Einsatz zu kommen. Zertifizierte Fairness Umweltfreundlichkeit – ja. Und was ist mit den Arbeitsbedingungen/Löhnen? Der Anteil der Fair-Trade-zertifizierten Teile steigt immer weiter: um satte 50 Prozent von 2016 auf 2017. Seit 2010 ist Prana auch Mitglied der Fair Labor Association (FLA). Und der Anteil der Bluesign-zertifizierten Teile wird 2017 abermals steigen, um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das nur als Schnelldurchlauf durch den Label-Dschungel.


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So kommt Prana in die Schweiz

Das erste Sales Meeting 1996 mit Michi Wyser (vorne re.), neben ihm Jibé Tribout.

Prana ist einer der Hauptabnehmer von Chetna Organic, einer indischen Kooperative für Biobaumwolle.

«Distributor No. 1» ist der Titel, den sich Michael Wyser an die Brust heften darf. Das Urgestein der Zürcher Kletterszene betrieb 1994 seine kleine Firma Gecko Supply mit der Besohlung und dem Vertrieb von Kletterschuhen, als ein gemeinsamer Freund ihm den Kontakt zu Beaver Theodosakis vermittelte. Zu dem Zeitpunkt war Prana in den USA in gerade mal neun Geschäften zu haben. «Pam war noch in Teilzeit als Stewardess tätig, und

Beaver schnitt selbst die Etiketten aus Hirschleder aus und brannte das Prana-Logo ein», erzählt Michi. Damals beschränkte sich das Angebot auf Männer-Kletterbekleidung. Das erste Sales Meeting überhaupt fand in der WG von Gecko-Mitgründer Reto Tischhauser in Zürich statt. Anwesend damals auch der zweite Prana-Distributor, die französische Kletterlegende Jean-Baptiste (Jibé) Tribout. Transa war der erste Prana-Kunde für Gecko Supply und überhaupt der erste Kunde in Europa. Michi erinnert sich: «Die erste Vororder habe ich mit dem Skateboard an den Laden in der Josefstrasse ausgeliefert – unter jedem Arm eine Kiste. Ich hatte das Privileg, mitzuerleben, wie aus der Garagenfirma Prana ein grosses Unternehmen geworden ist, das aber seine Werte nie verloren hat. Das ist schon etwas Besonderes.»

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G Die Kraft der Kleinigkeiten

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«Die Entscheidung für eine nachhaltige Firmenphilosophie umfasst jeden Aspekt unserer Arbeit», sagt Brianna. «Für unsere Kostenrechnung ist es zum Beispiel relevant, dass unsere Baumwollbauern kein Geld für Insektizide und Pestizide ausgeben. Eine weniger nachhaltig wirtschaftende Firma würde diese eingesparten Gelder wohl kaum in die eigene Bilanz einrechnen», erklärt sie.

Bei einem Einkauf von Prana-Produkten ab CHF 60.– gibt es einen Schal für Frauen oder ein Sonnencap für Herren im Wert ab CHF 49.– mit dazu.*

Wenn Brianna vom Energiesparen am Standort berichtet oder vom Komposthaufen im firmeneigenen Garten, dann mag mancher diese Massnahmen belächeln. Aber meist sind es eben Kleinigkeiten, die den grossen Unterschied machen. So verzichtet Prana seit 2011 darauf, Produkte in Plastiktüten zu verschicken. Stattdessen kommt die Ware fein säuberlich gerollt und mit einer Raphia-Kordel verschnürt zu den Händlern, auch zu Transa. Auf diese Weise konnten die Kalifornier schon mehr als 4800 Tonnen Plastiktüten einsparen – das Gewicht von < 25 ausgewachsenen Blauwalen. *Nur solange Vorrat reicht. Aktionszeitraum 01.09.2016 – 30.09.2016.


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Künstler des Verzichts Wenn Andreas Pohland wandern geht, achtet er auf jedes Gramm. Der Teamleiter von Transa Zürich ist ein Leichtgewichts-Freak – nein, ein Ultraleichtgewichts-Freak.

Text: Manuel Arnu | Fotos: Manuel Arnu, Archiv Andreas Pohland

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ndreas Pohland ist Teamleiter der Schuh- und Bergsportabteilung in der Transa Filiale Zürich Europaallee. Und er ist ein Grammjäger und Künstler des Verzichts. Das Erscheinungsbild des 33-Jährigen wirkt ebenfalls puristisch: Jeans, schwarzes T-Shirt, an den Füssen 200 Gramm leichte Schuhe der Schweizer Laufschuhmarke On. Andis Schwäche für ultraleichte Ausrüstung fusst auf einer kurzen, aber folgenschweren Leidensgeschichte vor zehn Jahren. Damals startete er an einem verregneten Sommermorgen in seiner Heimatstadt Augsburg, sein Ziel: der Montblanc. 600 Kilometer wollte er zu Fuss gehen und die Tour mit Aufstieg auf den höchsten Gipfel der Alpen krönen. Den Rucksack hatte er für alle Eventualitäten vollgestopft, mit mehr als 20 Kilo Gepäck. Jeder kleine Anstieg wurde zur Qual, die Schultern schmerzten, die Beine brannten. Nach drei Tagen gab er auf. Im Zug nach Hause überdachte er sein Ausrüstungskonzept und fasste den Entschluss, sein Reisegepäck auf Diät zu setzen. Ultraleichtwandern bedeutet: Der Rucksack darf abzüglich Verbrauchsmaterialien wie Essen und Brennstoff nicht mehr als fünf Kilo wiegen. UL-Trekkies erreichen dieses Grenzgewicht mit extrem leichten Produkten, durch Verzicht und Optimieren ihrer Ausrüstung.

«Bei meinen Touren benutze ich zum Schlafen entweder ein Tarp oder bei schlechtem Wetter nur das Überzelt meines MSR-Zelts.» Der Schlafsack, ein Yeti Passion One, fällt mit 300 Gramm kaum ins Gewicht. Andis Isomatte ist die Dreiviertel-Version einer Evazotematte. «Mit den grossen Vier – also Zelt, Rucksack, Schlafsack und Isomatte – kann man problemlos bis zu vier Kilo einsparen.» Herantasten ans Idealgewicht Andi tastete sich an sein Idealtragegewicht heran. 2007 wanderte er den GR 51 an der südfranzösischen Küste, 450 Kilometer von Menton nach Marseille. «Man muss sich selbst und die eigenen Ansprüche gut kennen, wenn man überflüssige Pfunde aufgeben möchte.» Ein gemütliches Lager mit Luxus-Isomatte, Weinflasche, Handpressomaschine und Faltsessel ist nicht Andis Definition von Komfort. «Ich fühle mich wohl, wenn ich mir abends ein Bett aus Tannennadeln und ein Dach aus Ästen und Blättern bauen kann.» Immer mehr Hersteller setzen auf leichte Produkte. Und Transa hat eine grosse Auswahl davon im Sortiment. Doch vor knapp zehn Jahren gab es nur wenige dieser Nischenprodukte zu kaufen. «Nachdem ich den GR 51 gewandert war, habe ich mir von meiner Oma die Nähmaschine ausgeliehen», erzählt Andi. MYOG – >


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«Mit jedem eingesparten Kilo kommt ein Wanderer ohne konditionellen Mehraufwand einen Kilometer weiter.»

Leicht und schnell: Andi auf dem Colorado Trail.

Mehr Komfort braucht Andi zum Nächtigen nicht.

Make Your Own Gear – lautet eine Devise der Ultraleicht-Fangemeinde. Andi nähte sich zunächst ein Primaloft-Gilet, später einen Rucksack und danach ein Tarp aus Cuben Fiber, dem Lieblingsstoff der MYOG-Freaks. Das Segeltuchlaminat ist hauchdünn und nah am Nichts. Zwölf Gramm pro Quadratmeter leicht und sündteuer. Mit drei Kilo auf dem Colorado Trail 2008 auf dem Grönland Arctic Circle Trail. Mit dieser Ausrüstung wanderte Andi 2008 den Grönland Arctic Circle Trail vom Inlandeis bis zum Polarmeer. Ein Jahr später, auf dem Colorado Trail, hatte er seine Ausrüstung bereits auf drei Kilo abgespeckt. Dank des geringen Gewichts schaffte er die 750 Kilometer von Denver nach Durango ohne Probleme in weniger als drei Wochen. Bis heute hat Andi 15 Jacken selbst genäht, mehrere Kocher gebastelt, Tarps und Rucksäcke entworfen sowie ein Primaloft-Duvet geschneidert. Leicht muss aber nicht teuer sein. Denn das Ultraleicht-Konzept basiert vor allem auf Verzicht und Optimierung der Ausrüstung. Dazu sollte die Tour genau geplant werden: «Ich beobachte die Wettervorhersage, studiere den Streckenverlauf, berechne die Vorräte und streiche alles weg, was ich nicht brauche.» Am Ende bleiben bei Andi höchstens drei Kilo Gepäck übrig. Die Zahnbürste ist nicht abgesägt – Andi benutzt nur den Bürstenkopf. Sein Löffel hingegen ist angebohrt. Bei einer Sommertour reichen eine kurze Hose und zwei Merinoshirts, dazu eine lange Unterhose und eine Primaloft-Jacke. «Unterhosen sind überflüssig», sagt Andi lachend. Statt einer Regenhose benutzt er einen Miniregenschirm, alle überflüssigen Bänder hat Andreas abgeschnitten. Die restliche Ausrüstung muss multifunktionell sein.

Wanderstöcke dienen als Zeltstangen fürs Tarp. Eine leichte Metalltasse ist gleichzeitig Topf und Teller. Die Isomatte wird in den Rucksack als Tragesystem eingepasst, der Rucksack selbst in der Nacht zum Kopfkissen umfunktioniert. Romantische Gedichte als Gewichtsluxus Dermassen erleichtert lief Andi 2010 den Trans Swiss Trail. Er startete in Porrentruy an der französischen Grenze, erwanderte den Jura und das Mittelland, die Zentralschweiz und das Tessin. Andi marschierte von Sonnenaufgang bis -untergang, im Schnitt 50 Kilometer und 2000 Höhenmeter pro Tag. Eigentlich ist der 512 Kilometer lange Trans Swiss Trail in 31 Tagesetappen eingeteilt, doch Andi erreichte Chiasso bereits nach zehn Tagen. Der einzige Luxus, den er sich gönnte, waren drei Tafeln Schokolade pro Tag und ein Reclam-Bändchen mit Gedichten von Novalis. Ist Ultraleichtwandern nur ein Konzept für Asketen? «Viele Wanderer glauben, sie bräuchten extrem viel Gepäck, um für alle Fälle


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gewappnet zu sein», sagt Andi. Dabei bedeute auch für sie der Verzicht einen Gewinn. Denn mit jedem eingesparten Kilo komme ein Wanderer ohne konditionellen Mehraufwand einen Kilometer weiter. Ausserdem sinke mit dem Ballast die Verletzungsgefahr. Das Leben entrümpeln Das Weitwandern hat Andis Lebenseinstellung geprägt: «Stehen bleiben oder aufgeben ist in der Wildnis unmöglich.» Diese Formel gilt nicht nur auf Andis Touren. Er studierte in Augsburg Kunstgeschichte und Soziologie, sein Berufsziel war Museumsdirektor. Am Ende des Studiums stellte er fest: «Kunsthistoriker verbringen ihre Zeit mit Diskussionen. Das ist nicht mein Weg.» Andi liebt weiterhin die Malerei und fertigt auch selbst Intarsien an. Beruflich wechselte er aber in die Outdoorbranche. Nebenher studierte er Betriebswirtschaft und ergänzte das mit einer Weiterbildung in Betriebs- und Arbeitspsychologie. 2012 bekam Andi bei Transa die Stelle als Teamleiter. Heute ist er verantwortlich für 22 Mitarbeiter. Vor einem halben Jahr entschloss sich Andi, sein Hab und Gut zu reduzieren. Bücher aus dem Studium, alte Ausrüstung, alles kam weg. Übrig blieb nur das Wichtigste – und ein paar wenige Sachen mit emotionalem Wert wie sein erstes selbst genähtes Gilet. «Ohne grossen Besitz zu horten, kann ich mich viel mehr meinen Interessen und Freundschaften widmen», sagt Andi. «Auch im Leben kommt man besser voran, wenn man sich von Lasten trennt. Das < war mir lange nicht bewusst.»

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Transa on Tour

Festival im Fjäll


Transa on Tour

Der Fjällräven Classic ist eine mehrtägige Trekkingtour durchs einsame Lappland – und ebenso ein mobiles Outdoor-Festival mit 2000 Teilnehmern. Wie das funktioniert? Zehn Transa Kunden haben es probiert.

Text: Stephan Glocker | Fotos: Stephan Glocker, Olle Nordell/Fjällräven

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obias fühlt sich im falschen Naturraum geboren und verlangt seine Rückführung nach Schwedisch-Lappland. Bei Volker sind es Frau und Töchter, welche die Ausschaffung des Vaters fordern – weil sie dessen WildnisSimulationen im heimischen Garten nicht mehr ertragen. Flugbegleiterin Ilona verkündet in 10 000 Meter Höhe per Bordansage, dass sie eigentlich lieber zu Fuss gehen würde. Und Joely lässt sich von Mr. Spock persönlich ins Fjäll beamen. Alle vier Methoden haben funktioniert, mit ihren witzigen Bewerbungs-Videos haben es Tobias, Volker, Ilona und Joely in das Trans a Team für den Fjällräven Classic geschafft. Ebenso wie Benjamin, Kevin, Leoni, Marius, Marina und Robert. Zehn Transa Kunden, 23- bis 48-jährig und aus allen Ecken der Deutschschweiz. Dazu stossen noch Roli und Alex vom Schweizer Fjäll räven-Importeur Bus Sport, Judith und Nicole von Transa und der Reporter von 4-Seasons.ch. Jetzt sitzen wir alle 15 auf einem Campingplatz bei Kiruna, sortieren Ausrüstung und studieren Karten. Auf den Primus-Kochern blubbert ein standesgemässes Käsefondue. Noch einmal die Bäuche vollschlagen, bevor es morgen auf den Trail geht.

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«The Minions and the Ladies: eine Zeit mit tollen Menschen, die Spuren hinterlassen hat, nicht nur an Füssen und Rücken!» Leoni Kool (25), Producerin aus Zürich

Der bekannteste Trekking-Anlass der Welt Der Fjällräven Classic ist der bekannteste Trekking-Anlass der Welt, jedes Jahr begeben sich 2000 Wanderer auf einen 110 Kilometer langen Abschnitt des legendären Kungsleden in SchwedischLappland. Das tönt zunächst nach einem Widerspruch in sich, denn ist das Wesen des Trekkings nicht der stille Genuss der unberührten Natur? «Das finden wir Schweden auch», sagt Andreas Karlsson vom Fjällräven-Organisationsteam, «aber der Classic ist die Ausnahme von der Regel. Hier geht es ums gemeinsame Erleben, und die Teilnehmer

«Wot öpper Brot?» Vor dem Start gibt’s noch ein Fondue.

kommen aus aller Herren Länder. Für viele ist es die erste Trekkingtour überhaupt, und diese Einsteiger profitieren vom Classic-Konzept besonders.» In der Tat ist rund ums Camp grosser Bahnhof: Busse transportieren Trekker an und ab, aufgeregte Asiaten folgen in Grossgruppen ihren skandinavischen Guides, dazwischen Kanadier, Australier, Mitteleuropäer, aber auch viele Einheimische, die den Classic regelmässig mitgehen. Es wird viel gelacht – und viel gesucht. Die Anmeldung? Dort in der Gemeindehalle. Gaskartuschen? Da drüben, da kannst du auch die Trekking-Menüs testessen. Überschüssiges Gepäck? Einfach dort vorne am Container abgeben. Gelb wie die «Minions» Auch am Start in Nikkaluokta herrscht buntes Treiben. Die 2000 Teilnehmer laufen allerdings nicht gleichzeitig los, sondern werden in acht Startgruppen und über drei Tage verteilt. Das befürchtete >


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Nach dem Massenstart (oben) lÜst sich das Teilnehmerfeld bald auf, und man kann das Fjäll geniessen. Die Stimmung im Team Transa ist jedenfalls tipptopp.

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Gewaltige Weiten. Und nach einer 30-KilometerEtappe schmeckt das Trekking-Menü doppelt gut.

Gedränge hat sich nach den ersten Kilometern aufgelöst. Jeder kann hier selbst entscheiden, wie schnell und weit er wandert, wo er zeltet und wie viele Tagesetappen er veranschlagt. 2005 als ein Wildnis-Wettrennen konzipiert, hat sich der Classic im Lauf der Jahre zu einem Trekking-Happening gewandelt, bei dem das Marschieren gegen die Uhr keine Rolle mehr spielt. Stattdessen geniesst man die Natur und lernt ständig nette Leute kennen, die alle ihre eigene Version des Classic zelebrieren. Zum Beispiel eine Gruppe UltralightFreaks aus Stockholm, die mit allerlei Tricks ihr Gepäck reduziert haben: «Statt normaler Rucksack-Regenhüllen benutzen wir eine Art Kondom, selbst genäht, das spart 174 Gramm!» Auch das Transa Team, von Roli und Alex liebevoll in gelbe (Männer) und rote (Frauen) Fjällräven-Monturen eingekleidet, hat im Starterfeld bereits Spitznamen weg, wahlweise «die Minions» oder «The Swiss Army». Zwischenstopp bei Lap Donald’s Der erste halbe Tag auf dem Trail ist zum Einlaufen gedacht, das logische Etappenziel, die 19 Kilometer entfernte Kebnekaise-Fjällstation, am Fuss von Schwedens höchstem Berg gelegen. Unterwegs dorthin wartet der Classic bereits mit dem ersten Highlight auf, dem berühmten «Lap Donald’s»: eine Imbissbude mitten im Nichts, die Rentier-Burger serviert. Wir lassen uns nicht lange bitten, zumal die am Start noch bedrohlichen Wolken etwas auflockern. Angekündigt war für die kommenden Tage typisches Lappland-Wetter mit mehr Regen als Sonne. «Der Wetterbericht wird immer besser», weiss Joely, der «Mr. Gadget» im Team. Keine App, kein Tool, das er nicht dabeihat. Blutige Anfänger sind im Transa Team nicht vertreten, alle haben Erfahrung, doch für die meisten ist es das erste Mal


im arktischen Fjäll, nördlich des Polarkreises. Und da ist schon einiges anders als bei einer Schweizer Bergwanderung: Die Täler lang gezogen, die wuchtigen Bergzüge eher gerundet als steil aufragend. Und dazu jede Menge Wasser: Wasserfälle, Flüsse, grosse Seen. In der Tierwelt dominieren die Rentiere und die Mücken. Die Blutsauger lassen uns aber bislang in Ruhe. Obwohl sich die Höhenmeter in Grenzen halten, spüren einige an der Fjällhütte das Gewicht der Rucksäcke. Hier gibt es den ersten Stempel in den Wanderpass, übernachtet werden darf in den Hütten am Trail aber nicht. Jeder Wanderer beim Classic ist autark, trägt sein Equipment selbst und nimmt seinen Müll wieder mit. Also Zeit, sich nach einem Zeltplatz umzusehen. Tobias, Benjamin und Kevin – allesamt jung, stark und bergerfahren – haben allerdings andere Pläne: Sie entscheiden sich für die Hardcore-Variante über den Kebnekaise-Gipfel, was einen Umweg mit 1800 Höhenmetern und ein Biwak am Berg bedeutet. Chapeau! Wir anderen laufen noch eine Stunde weiter und verzehren am Lagerfeuer unsere gefriergetrockneten Menüs, die den Classic-Wanderern ebenso wie Gas, Karte, Müllbeutel und Signalflagge zur Verfügung gestellt werden. Zwar ist es dank Mitternachtssonne immer noch hell, aber die müden Muskeln belegen, dass wir in Wirklichkeit späten Abend haben und der Schlafsack ruft. In der XXL-Landschaft dauert alles länger

In der Nacht hat es geregnet, jetzt klart es auf. Die erste volle Etappe mit rund 30 Kilometern steht an. Ursprünglich hat das Transa Team mit vier Übernachtungen halbwegs gemütlich geplant, doch dann überrascht uns Alex mit einer Einladung zum VIP-Dinner, das Fjällräven am vierten Abend am Zielort Abisko gibt. Schaffen wir die 110 Kilometer auch in dreieinhalb Tagen? Aber klar, bei so einer Belohnung. Nur Robert macht sich etwas Sorgen, er hat unerwartete Probleme mit seiner Hüfte, will aber durchziehen. Ohne viel Diskussion verteilt die Gruppe Gepäck, um Robert zu entlasten. Marschieren muss er trotzdem selbst.

«110 Kilometer traumhafte Natur, top Ausrüstung und unser Zieleinlauf als Freunde. Dieses Abenteuer werde ich nie vergessen.» Volker Meyer (48), Wirtschaftsinformatiker aus Fislisbach

Tagesziel ist die Sälka-Hütte, dort lockt sogar eine Sauna. Zwischen den höchsten Gipfeln der Skanden hindurch führt der Trail stetig bergauf. Auch andere Wanderer sind früh unterwegs, mittlerweile kennt man schon einige Gesichter. Das deutsche Paar auf Hochzeitsreise, die Japaner mit ihren riesigen Rucksäcken. Ich laufe ein Stück mit Greta, schwedische Tanker-Kapitänin und offensichtlich schwanger. «Ja, ich bin im fünften Monat, und den Classic mach e ich zur Entspannung nur für mich alleine, bevor das Kind kommt und es anstrengend wird.» Das mit der Entspannung kann man auch anders sehen, denn der Classic hat seine Tücken. Zwar fehlen steile Aufstiege wie in den Alpen, doch in der XXL-Landschaft sind die Distanzen viel weiter, als sie auf den ersten Blick erscheinen. Die Singi-Hütte da unten im Tal zum Beispiel, das müsste doch in 30 Minuten machbar sein. Tatsächlich dauert der Abstieg fast zwei Stunden. Das Zmittag dort ist wohlverdient. Ab der Singi-Hütte verläuft der Fjällräven Classic auf dem Kungsleden, der über 440 Kilometer von Hemavan >

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Über Planken wanken: Die Latten lassen die Sohlen glühen.

Tagesziel geschafft – und die Sauna ist auch schon angeheizt.


Hinterlassen Sie Spuren, wo Geschichte geschrieben wurde. «Was mit Video und heruntergelassener Hose begann, wurde zum unvergesslichen Abenteuer, begleitet von neu gewonnenen Freunden.» Joely Tafanalo (39), selbstständiger Interaction Designer und Trainer aus Luzern

nach Abisko führt. Der «Königsweg» ist ein echter Trekking-Klassiker und durchaus anspruchsvoll. Der Classic folgt deshalb der Idee, die epische Natur auch Einsteigern zugänglich zu machen, die sich den ganzen Kungsleden (noch) nicht zutrauen. Das Classic-Konzept erleichtert die Tour Natürlich muss man selbst wandern, zelten, kochen und dem wechselhaften Wetter trotzen. Aber Fjällräven unterstützt die Hiker mit einem durchdachten Konzept, das die Tour immens erleichtert. Zum einen sorgen Streckenposten für einfache Orientierung und leisten bei Bedarf Hilfe, zum anderen wird der Rucksack merklich entlastet: Überzähliges Gepäck, etwa die Jeans von der Anreise, wird vor dem Start aufgegeben und zum Ziel speditiert. Zudem lassen sich unterwegs Essen und Gas nachfassen. Und: Sollte man bis zur nächsten Wasserstelle mehr als einen Liter Reserve benötigen, weist ein Schild darauf hin. Übergepäck und Notvorräte sind also unnötig, und so kommt man mit komfortablen 12 bis 15 Kilo aus. >

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wir bis 17 Uhr im Ziel sein. Unterwegs treffen wir die Ultralight-Freaks, sie legen einen Pausentag ein, um in Ruhe Wetter und Landschaft zu geniessen. Ein wenig neidisch marschieren wir weiter. Besonders ein langer Abstieg im hängenden Gelände kostet Kraft. Aber dann taucht wieder eine dieser «Überraschungen» auf, die Fjällräven auf dem Classic verteilt hat: Omelette mit Moltebeer-Marmelade für alle!

Ilona Meili (23), GeographieStudentin aus Winterthur

Nachdem die Kebnekaise-Helden am Nachtlager wieder zum Minions-Tross gestosse n sind, steht am Tag drei der Tjäktja-Pass an, mit 1140 Metern höchster Punkt des Trails. Dieser erweist sich als erstaunlich harmlos, doch danach zermürbt uns der Kungsleden mit einem stundenlangen Hatsch, mal auf steinig-erdigem Pfad, mal auf federnden Planken, die moorige Passagen überbrücken. Die Holzlatten fordern die Muskulatur auf ungewohnte Weise, die Fusssohlen glühen. Auch Roberts Hüfte ist schlimmer geworden, aber er steckt nicht zurück. Am Tagesziel, der AlesjaureHütte, erwägt er den Abbruch, entscheidet sich aber doch fürs Weitergehen: «Wir sind ein Team, da will ich mit ankommen!»

Omelette mit Moltebeeren für alle! Der finale Tag, bestes Wetter und einer der schönsten Abschnitte des Trails: über eine Hochebene entlang einer glitzernden Seenkette, dann hinunter in den Abisko-Nationalpark auf die Zielgerade. Aber eben auch 35 Kilometer, und fürs VIP-Dinner sollten

Mitwandern beim Fjällräven Classic

Anmeldung Die Plätze sind meist wenige Tage (oder Stunden!) nach Anmelde-Öffnung vergeben. Die Online-Anmeldung für 2017 öffnet voraussichtlich im Oktober 2016 – also regelmässig die Website checken. Die (faire) Teilnahmegebühr: ca. CHF 250 (Kinder vergünstigt) Anreise Die Anreise bis Kiruna organisiert man selbst. Auto lohnt

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Fjällräven Classic

Torneträsk

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Abisko

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Wer wandert mit? Teilnehmen kann, wer sich 110 Kilometer mit TrekkingRucksack zutraut. Kaum technische Schwierigkeiten, aber Kondition ist gefordert. Die «Netto-Wanderzeit» von 25 bis 30 Stunden verteilt man nach Gusto auf 3 bis 6 Tage. Es können sich Einzelpersonen, Familien und Gruppen anmelden. Wer sich erstmals an echtem Nordland-Trekking versuchen will, ist hier richtig.

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Der Fjällräven Classic steigt jährlich im August. Die rund 2000 Startplätze sind schnell ausgebucht, deshalb ist die Anmeldung die Haupthürde – danach muss man nur noch anreisen und wandern.

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«Aus einer zusammengewürfelten Truppe wurde ein fantastisches Team, das gemeinsam an die Grenzen ging – und darüber hinaus!»

Auf den letzten zähen Kilometern geht jeder sein Tempo. Doch ein Stück vor dem Ziel versammeln sich die Schweizer Minions und laufen geschlossen in Abisko ein. Alle strahlen, besonders Robert. Bier, Dusche, VIP-Dinner, dann Party im Trekkers Inn. Was, auch noch tanzen? Aber der Schmerz in den Füssen wird bald verschwunden sein – die Erinnerung an diese grandiose Transa Tour jedoch niemals. <

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Kebnekaise Nikkaluokta 2114 m Sarek 2089m

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nur, wenn man weitere Touren in Lappland plant. Besser: Zug oder Flug, SAS hat meist Spezialangebote zum Classic. Ablauf Der Fjällräven Classic ist bestens organisiert. Ab Kiruna wird man durchgeschleust: Transporte, Campingplatz, Briefng, Wanderpass, Gas, Proviant, ein improvisierter Outdoor-Shop für letzte Besorgungen – alles tipptopp. Ausrüstung Trekking-Equipment (für Temperaturen von 0 bis 25 Grad und Regenphasen) komplett mitbringen: Bekleidung, Zelt, Schlafsack, Isomatte, Gaskocher, Geschirr. Bei den Hosen auf Moskito-Dichtheit achten

Arvidsjaur

Lulea

(Fjällrävens G1000 geniesst nicht umsonst einen guten Ruf). Stabile Trekkingschuhe, am besten mit Gore-Tex, denn es wird auch mal nass und sumpfg. Trekkingstöcke empfohlen. Sonnenschutz und Insektenmittel. Proviant Trekking-Menüs, Müsli und Brot werden gestellt. Riegel, Schokolade, Tee, Instantkaffee etc. selbst mitbringen. In den Hütten am Weg gibt es Snacks und Etappenziel-Bier. Fjällräven Classic Website Detaillierte Infos (Anreise, Regeln, Streckenprofl, FAQ etc.), aktuelle Updates und natürlich die Anmeldung auf www.fjallraven.de/classic

Die Bewerbungsvideos von Joely, Ilona & Co. sind noch online: www.transa.ch/erleben/raus-aber-richtig/fjaellraeven-classic/videos


David Lama, Photo: © Martin Hanslmayr/Red Bull

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ww om 21. bis 23. Oka tiv w.fer nwehfes tober werden im Kursaal in Bern Reiseberichte und bildgewaltige Vorträge das Fernweh wecken. Bereits legendär sind die Livereportagen unter der Schirmherrschaft von Explora: angefangen bei Tauchgängen in geheimnisvollen Meerestiefen über Aussteigerabenteuer in Kanadas Wildnis bis zum Extrembergsteigen in eisigen Höhen. Mit einem Stand zu den Themen Reisegepäck und digitale Navigation bietet Transa zusätzliches Reise-Know-how und führt am Samstagnachmittag einen Crashkurs zur GPS-Navigation durch. Zudem vermitteln zahlreiche kostenlose Kurzvorträge und Workshops kreative Reiseideen und trainieren den Umgang mit Kamera und Bildbearbeitung. Kulinarisch begleitet wird das Festival von verlockenden Gerichten aus aller Welt: World Street Food verspricht kulinarische Experimente für den Gaumen. Alle weiteren Informationen sowie Tickets: < www.fernwehfestival.ch

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Das Globetrotter Fernwehfestival 2016 in Bern geht in die vierte Runde mit einer Vielzahl von Vorträgen und Workshops. Auch Transa ist vor Ort.

Volle Säle bei den Vorträgen.

Wissen weitergeben, Bewusstsein schaffen

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Infos

Am 23. September findet in 17 Schweizer Städten synchron das Festival Filme für die Erde statt. Auch Transa ist als Partnerin dabei.

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echs Filme zeigen beim Festival «Filme für die Erde» am 23. September, was wir unserem Planeten antun und wie wir ganz persönlich nachhaltiger handeln können. So legt der Film «Bike vs Cars» Lösungen dar, wie Raum für Autos und Fahrräder sowie den öffentlichen Verkehr und Fussgänger in Städten kreiert werden kann. Alle Filme werden synchron in den 17 Festivalstädten gezeigt. Von der Hauptveranstaltung in Winterthur werden Live-Interviews in die anderen Kinosäle gestreamt. Als Partnerin wird Transa in Zürich und St. Gallen mit Mitarbeitern der örtlichen Filiale und mit der Nachhaltigkeitssäule zu Gast sein. Thema hier: Wie kann ich an der Ladentheke nachhaltigere Entscheidungen fällen? Der Eintritt zu den Filmen ist kostenlos, um Kollekte wird gebeten. Zur Lunchvorstellung wird ein nachhaltiges Mittagessen gereicht (CHF 22.–). Mehr Informationen und das Programm für alle Städte: < www.filmefuerdieerde.org

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Die Nachhaltigkeitssäule klärt unter anderem über Labels auf.


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