Tracks 5 17 (September/Oktober)

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LIVE 21.10. Genf, L›Usine 30.10. Pratteln, Z7

bs. Wie es sich für einen richtigen Engländer gehört, besitzt auch Nick Holmes die exakt richtige Mischung aus schwarzem Humor, staubtrockenem Zynismus und Understatement. Vor einigen Jahren erzählte mir der Paradise-Lost-Fronter, er sei immer dann besonders glücklich, wenn er unglückliche Musik mache. Jetzt liefert er einen dröhnenden, lichtlosen Doom-MetalBrocken wie das 15. Album „Medusa“ ab – und müsste dann ja eigentlich verdammt zufrieden mit sich und der Welt sein. „Wahrscheinlich muss man das genau so sehen“, sagt er und lacht herzlich. „Ich meine, es ist ohne jeden Zweifel ein wirklich grimmiges, finsteres Album geworden. Dazu ist es selbst für uns ungewöhnlich hart und heavy, auch meine Growls sind irgendwie noch fieser geraten als sonst. Die gab es zwar schon auf dem letzten Album, aber im Vergleich zu „Medusa“ habe ich mich da noch regelrecht zurückgehalten, wie ich jetzt feststelle.“ Der Band geht es eben gut dort, wo sie gerade stehen. „Und“, fügt Holmes an, „wir alle sind fürchterlich zufrieden mit dem Album.“ Nicht, dass die Band schon mal ein Album bereut hätte; es waren eher Nuancen, die ihnen rückblickend

auch, aber nicht nur mit der Musik zu tun. „Die Brutalität des Albums steckt auch in der Produktion“, so der Sänger. „Das Drumkit wurde beispielsweise spezifisch auf die Aufnahmen zugeschnitten und eigens angefertigt.“ Sehr viel Zeit ging Holmes zufolge diesmal auch für das Finden des perfekten Gitarrensounds drauf. „Das war uns wichtig, denn so sehr wir Doom lieben, so viele flache, langweilig produzierte Alben gibt es da draußen. Doom Metal ist ein schmaler Grat“, findet er. „Wenn man ihn nicht richtig spielt, klingt man gesichtslos, schlaff und öde. Deswegen ist die Produktion so wichtig.“ Alles richtig gemacht also. Dass man schon wieder um einiges düsterer, doomiger und morbider klingt und die Abwärtsspirale auf denkbar positive Weise in Richtung Unterwelt fortsetzt, beruhte mehr oder weniger auf einer kleinen Unpässlichkeit. Holmes: „Auf unserem letzten Album „The Plague Within“ mussten wir einige Songs unter ziemlichem Zeitdruck schreiben, weil wir kurz vor dem Studioaufenthalt einfach noch nicht genug Material beisammen hatten. Eine doomige Nummer wie „Beneath Broken Earth“ entstand deswegen verdammt

«Wir sind immer noch dieselben schrägen Typen, die die Band in den Achtzigern gegründet haben.» übel aufstoßen. „Der eine oder andere finale Mix war etwas zu flach für unseren Geschmack. „Believe In Nothing“ ist zum Beispiel so ein Fall.“ Diesmal kann davon keine Rede sein, wie Nick treffend umschreibt: „Das Album brüllt dir regelrecht ins Gesicht.“ Das hat

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schnell, doch wir waren unglaublich zufrieden damit. Irgendwie klangen wir wieder so wie in unseren Anfangstagen – und merkten, wie sehr uns das gefehlt hatte.“ Dennoch ist dem Briten wichtig, dass hier nicht von back to the roots geredet wird. „Im Grunde sagen


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