TRACKS Magazin 5 12 (September/Oktober 2012)

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CD Mainstream/Indie/Alternative BETH HART Bang Bang Boom Boom Mascot/MV

hh. Da ist es also, das mit Spannung erwartete neue Album. Und die leise „Befürchtung“ aufgrund von Beth's eigener Aussage, dass das Album einen deutlichen Jazz-Einschlag hat, trifft nur teilweise zu. Nichts gegen Jazz, aber die Stärken der Sangesgöttin liegen eben auch in kräftigen, rockigen und souligen Variationen. Leider kamen ihre heftigen Seiten, die bei ihren Live-Konzerten das Publikum regelmässig aus den Socken hauen, auf ihren vergangenen Platten nur ansatzweise zur Geltung. Und da macht zwar ihr neues Album keine Ausnahme, aber mit dem Produzentengott Kevin Shirley (Bonamassa, Aerosmith, Iron Maiden, The Black Crowes) an ihrer Seite lodert das Feuer auch in ruhigen Momenten. Shirley versteht es, Beth Hart auch im Studio zu Höchstleistungen anzutreiben ohne ihre Persönlichkeit zu verbiegen. Im Gegenteil, erst durch Shirley

kommen Hart's einzigartigen Qualitäten zum Tragen, wie schon auf dem gemeinsamen Album mit Joe Bonamassa „Don't Explain“ nachzuhören. Und natürlich lässt sich der dritte Gott im Bunde, Joe Bonamassa nicht lumpen und steuert ein bewegendes Solo im Song „Caught Out In The Rain“ bei. „Bang Bang Boom Boom“ ist in der Gesamtheit ein wunderschönes Album geworden, dass alle Facetten der Ausnahmekünstlerin zum Strahlen bringt. Egal ob jazzige, bluesige oder rockige Tracks, jeder Song hat Klasse, grossen Tiefgang und Beth Hart gibt immer 100%. Sicher wird dieses Album ein entscheidender Schritt in Hart's Karriere sein und sie hoffentlich dahin bringen, wohin sie schon seit Längerem hingehört: Ganz nach oben!

APPALOOSA Never Gone EMI

rp. Zuerst wurde 2005, lange überfällig, das Debütwerk von Appaloosa aus dem Jahr 1969 wiederveröffentlicht und jetzt

THE CRANBERRIES

LIVE 7. November 2012 Zürich, Hallenstadion

überrascht die Band um Sänger und Songschreiber John Parker Compton gar mit einem neuen Album. Auf «Never Gone» wird er nicht von der Band von damals - dazu gehörten auch die legendären Gebrüder David und Robin Batteau - begleitet, seine Tochter Vanessa (Piano, Cello) und Bob McCarthy (Gitarre, Mandoline) stehen im dafür zur Seite. Fast könnte man sagen, dass «Never Gone» dort weitermacht, wo das Debüt von Appaloosa 1969 aufgehört hatte. Die Stimmung ist eine ähnliche: Behutsamer Folk mit viel Tiefe, Intimität, Ruhe, einer Spur Melancholie und Zerbrechlichkeit. Musik, die berührt und bewegt und zu der man gut in sich gehen kann,. Auch an der Instrumentierung hat sich nicht viel geändert. Appaloosa erzeugen mit Reduktion ein Maximum an Eindringlichkeit und Atmosphäre. Bloss klingt die Stimme von Compton heute reifer, tiefer, hat an Charakter gewonnen. 1969 war er schliesslich gerade mal 19-jährig. Zwei der zwölf Songs auf «Never Gone» sind übrigens Tim Hardin (u.a. «If I Were A Carpenter», «Reason To Believe») gewidmet, dem grossen Vorbild von John Parker Compton. Seinen Qualitäten als Songschreiber und Interpret nähert sich Compton immer mehr an.

THE CORNER LAUGHERS Poppy Seeds Mystery Lawn Music rp Was würden Sie von einem

Album mit dem Titel «Poppy Seeds» erwarten? Richtig. Pop, Pop und noch einmal Pop. Die amerikanischen The Corner Laughers servieren auf ihrem zweiten Album nach «Tomb Of Leopards» (2006) luftig leichte

und erfrischende IndiepopSongs, gerade recht für den Sommer. Der Auftakt «Grasshopper Clock» klingt wie das beschwingte Hüpfen über eine bunte Blumenwiese an einem Sommertag. Ahhh..... (Entspannungsseufzer). «Twice The Luck» sorgt für Ferienstimmung, nicht nur wegen der Ukulele-Einlage von Sängerin Karla Kane. In solch einem Setting dürfen Beach-Boys-Chöre natürlich nicht fehlen. «Transamerica Pyramid» bietet reichlich davon (Höre ich Wellen rauschen?). Ein Sommer ohne den Sound der Beach Boys ist kein richtiger Sommer. Und in «Laughing Stars» ist es einfach die helle, klare und wohlige Stimme von Karla Kane, die ein sonniges Lächeln auf das Gesicht zaubert. Wer Kirsty MacColl, Altered Images, die Bluebells (auch wenn die keine Sängerin hatten), Mary Wilson oder Tracey Ullmann mag, wird auch an den Corner Laughers Gefallen finden. Garantiert.

Dass die irischen Chartsstürmer nach ihrer Auflösung vor knapp zehn Jahren noch einmal von sich hören lassen würden, durfte bezweifelt werden. Umso grösser die Überraschung, als Anfang dieses Jahres ein neues Album das Licht der Welt erblickte und die Band gleichzeitig neue Live Aktivitäten in Aussicht stellte. Nun ist es soweit, im November kommen die Cranberries nach Zürich. Bereits mit ihrem Debütalbum „Everybody Else Is Doing It, So Why Can't We?“ setzten sich die Iren um Frontfrau Dolores O'Riordan prächtig in Szene. Platz 1 im Vereinigten Königreich und Top 20 Platzierungen in den USA und Deutschland, und die Singles „Linger“ und „Zombie“ führten die internationalen Charts und Radioplaylists an. Mit dem Folgealbum „No Need to Argue“ bauten sie ihren Erfolg aus und gehörten zu den erfolgreichsten Acts dies- und jenseits des Atlantiks. Obwohl musikalisch im Indie-Bereich zuhause, haben die Iren ihre Fans weitgestreut. So überzeugten sie sogar Hardrock-Fans als Gäste von AC/DC und traten auch zusammen mit den Rolling Stones auf. Nach über 38 Millionen verkaufter Platten kam 2003 dann das Aus, obwohl für 2004 bereits ein neues Album angekündigt wurde. O'Riordan's Schwiegermutter verstarb unerwartet und für die Sängerin war es daraufhin unmöglich, weiterhin musikalisch aktiv zu sein. Sechs Jahre später gab die Band ihr Comeback bekannt und im Februar 2012 erschien mit „Roses“ das erste Studioalbum nach über zehn Jahren. Im November beehren uns die irischen „Früchte“ nun auch live wieder. Ein Freudenfest für die vielen Cranberries-Fans, die viel zu lange auf ihre Lieblinge warten mussten.


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