Tracks 4 13 (Juli/August 2013)

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CD Mainstream/Indie/Alternative IGGY POP & THE STOOGES Ready To Die Fat Possum/Musikvertrieb

BETH HART & JOE BONAMASSA Seesaw Mascot/Musikvertrieb hh. Nach dem unter die Haut gehenden Debüt-Album des Duos und der Ankündigung eines Nachfolgewerks warteten wir gespannt auf den neuen Output. Wie nicht anders zu erwarten, hat Bonamassa-Intimus und inzwischen auch Beth Hart Spezi Kevin Shirley wieder auf dem Produzentensessel Platz genommen und sorgt einmal mehr für ein herausragendes Klangerlebnis. Überaus warm, transparent und mit dem nötigen Gefühl für die optimale Platzierung von Hart's Stimme im gesamten Klangbild kommen die Songs aus den Boxen. Zudem hat er mal wieder gesangliche Höchstleistungen aus Beth Hart herausgekitzelt. Gleiches kann man hinsichtlich Sound von Bonmassa sagen, auch glänzt Shirley mit perfekter Produzentenarbeit. Er lässt das (auch hier) geniale Spiel des Gitarrenmeisters jeweils passend zu den Songs im richtigen Sound erstrahlen. Man kann zweifellos sagen, dass Kevin Shirley, Joe Bonamassa und Beth Hart ein perfekt harmonierendes und funktionierendes Dreigestirn sind, das in diesem Verbund zu echten Höchstleistungen aufläuft. Im Vergleich zum Debütalbum „Don't Explain“ kommt „Seesaw“ wesentlich souliger daher. Mit dem intensiven Einsatz von Bläsern und dem Gemisch aus Soul, Funk und Blues erinnert das Album streckenweise an die 60er Jahre Grosstaten der Ike & Tina Turner Revue. Dass mit „Nutbush City Limits“ ein Tina Turner Remake dabei ist, ist somit wohl nur eine logische Konsequenz. Beth Hart macht in diesem Song deutlich, dass sie gesanglich auf einer Stufe mit der jungen Tina steht, sowohl von Ausdruck, Power wie auch von der gesanglichen Klasse her gesehen. 11 Coversongs aus verschiedenen musikalischen Äras von Originalkünstlern wie Aretha Franklin, Etta

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James, Billie Holiday, Donnie Hathaway, Lucinda Williams, Buddy Miles, Tina Turner, Slackwax, Melody Gardot und Nina Simone haben es auf das Album geschafft, wobei jeder aus dem Dreigestirn seine Favoriten eingebracht hat. Das bunte Gemisch aus Big Band Sound, Blues, Rock, Funk und LouisinaCajun bis hin zu einem französischen Chanson mit authentischer AkkordeonUntermalung erhält durch Hart's Stimme den roten Faden, der durch das ganze Album leitet. Die beteiligten Musiker sind identisch mit der Besetzung des DebütAlbums, also ausser Bonamassa und der Bläsersection sind das Anton Fig (drums, percussion), Carmine Rojas (bass), Blondie Chaplin (rhythm guitar, backing vocals and percussion) und Arlan Schierbaum (organ, piano). Und diese Jungs liefern einmal mehr ganz grosse Klasse, belegen in der Kategorie “GrooveWeltmeister”TopPlatzierungen. Über Joe Bonamassa's Fähigkeiten als Gitarrist kann ohnehin nicht mehr diskutiert werden, er ist der Chef schlechthin und stellt hier wieder eindrücklich unter Beweis, dass er in allen Stilarten versiert ist. Bei aller Routine und Abgeklärtheit, die sich in seinem Spiel inzwischen bei den vielen Produktionen, an denen er beteiligt war/ist bemerkbar macht, bringt er doch immer seine eigene Persönlichkeit, sein ungeheuer grosses Gefühl für jeden Song (gleich

welcher musikalische Couleur) ein – das Geheimnis seines Erfolgs und seiner Einzigartigkeit. Hart und Bonamassa fühlen sich in diesem Sound zuhause, lassen grosse Emotionen zu und bilden das perfekte musikaische Paar. Die Vorstellung, dass die beiden mit der hier agierenden Band und dem Repertoire aus den beiden gemeinsamen Alben eine feste, auf Tour gehende Einheit bzw. Band wäre, die nicht nur einige wenige Promo-Gigs abliefert, käme dem Paradies sehr nahe. Aber dazu wird es auf Grund der eigenen, erfolgreichen Solokarrieren und den dichtgedrängten Terminplänen der beiden Protagonisten nicht kommen. So bleibt uns also nur die Tonkonserve, aber die hat es in sich und entschädigt voll aber nicht ganz für solches Wunschdenken. “Seesaw” ist ein Klassealbum von A-Z ohne Ausfälle, gehört definitive in jede Sammlung und hat immense Nachhaltigkeit. Die beiliegende “Making Of”-DVD mit Kommentaren der beteiligten Musiker zu jedem Song + 3 Studio Musikvideos macht das Paket komplett.

hug. Was genau macht eine Ikone aus? Dass sie, richtig, nicht respektiert, sondern verehrt wird. Aber warum? Nicht, weil sie etwas Bahnbrechendes geschaffen hat – dafür gibt's Respekt. Sondern weil sie ihr Ding durchzieht, und zwar konsequent. Iggy hat immer gemacht, was er wollte, auch wenn er daran fast zugrunde gegangen wäre. Er hat auf der Bühne rumgepoltert, als die Hippies noch an ihren Joints zogen. Er hat seinen Rock gespielt, als die Punks ihn entdeckten. Er sang französische Chansons, bloss weil er Lust darauf hatte. Ganz nebenbei schuf er auf seinem Weg respektiert Bahnbrechendes. Und jetzt spielt er wieder mit den Stooges beziehungsweise mit den überlebenden Stooges-Mitgliedern und gibt wieder Vollgas, weils dem Herrn so gefällt. Uns gefällt das ebenfalls: Vierzig Jahre nach «Raw Power» ist von dieser rohen Kraft nichts verlorengegangen – aber viel Lebensweisheit dazugekommen, die Iggys Fatalismus zumindest angenehm auffängt. Das macht Freude.

JAMIE CULLUM Momentum Universal

hug. Bisher hat Jamie Cullum so ziemlich alle Preise abgesahnt dafür, dass er dem Jazz die Leichtigkeit und Massenverträglichkeit zurückgegeben hat, ohne den Jazz zu verleugnen – und für seine entsprechend eingejazzten Coverversionen von Pop-Songs. Nun macht er selber Pop, zum ersten Mal auch ohne Mitautoren. Was,


Mainstream/Indie/Alternative CD wie er selber sagt, vor allem damit zu tun habe, dass er im vergangenen März zum zweiten Mal Vater geworden sei. Und wenn sich einer wie er nach fünf tollen JazzAlben an den Pop wagt, kann man sich darauf verlassen, dass dieser Pop Stil und Tiefe hat. Weit weg vom üblichen Pop-Mainstream der Marke Will.i.am und um Klassen besser als zum Beispiel Bruno Mars, dessen Songs eher beliebig den bedacht sind. Vielleicht würde Elton John heute so klingen, wenn er vierzig Jahre jünger wäre. Wir empfehlen «When I Get Famous» allen Radios für deren Playlists. Besonders cool: «Love For $ale» mit Roots Manuva als Gastrapper.

gewesen, aber weil es so spontan entstanden und gut ist, wollte er es seinen Fans nicht vorenthalten. Recht hat er.

THIRTY SECONDS TO MARS Love Lust Faith + Dreams Universal

phon. Die vorwärtstreibende Dynamik hält den Spannungsbogen über die ganzen zwölf Songs aufrecht, und am Ende klingt alles Muse-kompatibel wie eine logische und gelungene Weiterentwicklung des Vorgängeralbums «This Is War» (okay: Leto selber spricht von einem kompletten Neuanfang, aber das ist nun definitiv zu hoch gegriffen).

kalische Einflüsse, mehr Tiefgang und gleichzeitig mehr Heiterkeit – alles verpackt in 14 tolle Songs. Haben wir ihre grossartige Stimme schon erwähnt?

EVA & MANU Eva & Manu Warner

ZAZ Recto Verso Sony

XAVIER NAIDOO Bei meiner Seele Naid/Warner

hug. Der gute Xavier. Gibt sich mit seinem neuen Album offener denn je, was hauptsächlich mit dessen Entstehung zu tun hat: Er war mit seinen Jungs im Studio, als ihm lange nach Feierabend der Produzent ein paar Beats vorspielte, zu denen aus Xavier spontan Melodien und Texte heraussprudelten. So ist «Bei meiner Seele» im Vergleich zu früheren Alben wesentlich dichter und treibender, hin und wieder regelrecht groovig. Und Xavier erzählt dazu meist von sich, zum Beispiel, dass er gerne Auto fährt (er ist nebenbei auch oft auf Schweizer Autobahnen unterwegs). Dieses Album, sagt Xavier, sei eigentlich nicht geplant

hug. Jared Leto mag es ja nicht so, wenn man mit seinem Renommee als Schauspieler für seine Band wirbt – er hat deswegen auch schon Konzerte abgesagt. Leto versteht sich mehr als Musiker denn als Schauspieler, und Thirty Seconds To Mars möchte sich im Trio als Kunstprojekt verstanden wissen. Entsprechend ziert ein Bild von Damien Hirst das Cover der inzwischen vierten CD, ausgerechnet einer der zurzeit am höchsten bezahlten und umstrittensten Künstler. Entsprechend kann der Umstand, dass die weltweite Erstausstrahlung des Albums von der Nasa-Weltraumstation ISS aus einer Höhe von 230 Meilen erfolgte, wohl als Aktionskunst gedeutet werden. Und der Albumtitel symbolisiert die vier Elemente, sagt Leto, beziehungsweise die vier Elemente des Gefühlslebens oder so ähnlich. Nun gut: Musikalisch wird das neue Werk den hohen Ansprüchen mühelos gerecht. Das sind breite Klangwände, hymnischer Stadionrock und grosse Gesten, die dank intelligenter Drehs und Wendungen nie zur blossen Fassade verkommen, Leto wie immer souverän am Mikro-

hug. Ihr selbstbetiteltes Debüt vor zwei Jahren machte ZAZ auf einen Schlag sehr weit über Frankreich hinaus bekannt: Endlich war da wieder mal eine Chansonière, die nicht auf Femme Fatal und geheimnisvoll-verraucht machte, sondern frisch und fröhlich und mit ein bisschen Riot-Grrrl-Attitüde von ihrem Leben erzählte. Sie hat damit nicht nur das Chanson und sogar das Nouvelle Chanson aufgefrischt, sondern umgekehrt dem Jugendlich-(T)Rotzigen eine neue Tiefe gegeben (okay – ZAZ war damals 31 Jahre alt, aber trotzdem). Dass nach dem DebütErfolg erstmal ein Live-Album nachgeschoben wurde, roch zwar ein bisschen nach dem üblichen Big Business, hatte aber bei ZAZ immerhin eine gute Logik. Mit ihrem zweiten Album ist sie nun nicht nur «auf beide Seiten» gewachsen, sondern gleich in alle Richtungen: Mehr Pep, mehr Professionalität, mehr musi-

Inserat BLACK SABBATH Universal

hug. Hach, die Liebe! Und dann auch noch zwischen zwei Musikern, die gerne reisen. Eva Louhivouri stammt aus einer finnischen Musikerfamilie, Manu Laudic ist der Sohn eines französischen Bauern: Die beiden sind ein Paar. Ein halbes Jahr sind sie mit einem VW-Bus durch Europa gereist, haben auf ihrem Travel-inMusic-Blog die Welt daran teilhaben lassen und ihre Erlebnisse in Songs erzählt. Das daraus resultierende Debüt-Album erschien bereits im letzten Herbst mit grossem Erfolg in Finnland, jetzt macht es uns Warner auch für die Schweiz zugänglich. Eine gute Idee, denn das Album pulsiert in einer berührenden Herzenswärme und Hingabe, das Paar ergänzt sich im Singen und Musizieren wunderbar. Die Musik ist zwar sehr klassischer Singer/Songwriter in DuoForm, aber das Feuer, das dahinter in den Herzen der Musiker brennt, macht die Lieder einzigartig.


CD Mainstream/Indie/Alternative DIRTY YORK Feed The Fiction Just For Kicks

hh. Musikalisch hört man den Australiern ihre Herkunft nicht an und mit dem üblichen AussieRock der Marke AC/DC haben sie schon gar nichts zu tun, sie pendeln zwischen US- und Britenrock der frühen 70er. Um es genauer einzugrenzen: hier gibt's es jede Menge Einflüsse von den Black Crowes und den Faces zu Rod Stewarts Zeiten bzw. fast jeder Song würde vorgenannten Bands bestens zu Gesicht stehen. Fette Gitarrenbreitseiten, wummernde Hammond, rocknrolliges Honky Tonk Piano und ein Gesang der gleichfalls an Krähen-Reibeisen Chris Robinson erinnert. Also generell nichts Neues, muss aber in diesem Genre auch nicht sein. Hier kommts auf Groove, Gefühl, Ecken, Kanten und gute Songs an – und die liefern Dirty York praktisch über die gesamte Spiellänge des Albums. Macht sehr viel Spass und nährt die Freude, die Truppe einmal live zu erleben. Für Fans erwähnter Acts (nicht zu vergessen The Quireboys) ist „Feed The Fiction“ ein tolles Album, das blind erworben werden kann.

MUDHONEY Vanishing Point Sup Pop/Irascible

hug. Mudhoney stand damals immer im Schatten des Triumvirats Nirvana/Alice in Chains/Pearl Jam und somit an zweiter beziehungsweise vierter Stelle der Grunge-Bewegung, obwohl sie hart und rotzig rockten und mit dem selbstbetitelten dritten Album 1989 mindestens ein Werk ablieferten, das in jede

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Grunge-Galerie gehört. So weit so gut. Fünf Jahre nach ihrem letzten Album «The Lucky Ones» spielen Mudhoney noch immer Grunge. Oder besser: Etwas, das klingt wie Grunge. Denn über 20 Jahre nach dieser Bewegung, die damals förmlich explodierte, kann man irgendwie nicht mehr glaubhaft so tun, als wäre die Zeit stehengeblieben. Genau diesen Eindruck aber weckt «Vanishing Point». Die Jungs rocken ordentlich, aber es tönt, als würden sie sich einem jungen College-Publikum anbiedern. Das ist ihrer schlicht nicht würdig.

geniessen für ihre unvoreingenommene, geradezu naive Herangehensweise an den Pop und an die Elektronik einen Ikonen-Status bei den Freunden minimalistischer Puzzle-Musik, und das schon vier Alben lang. Mit ihrem fünften Werk machen

VANESSA PARADIS Love Songs Barclay/Universal Coco Rosie einen heftigen Schlenker in die Esoterik, einige Tracks könnten problemlos auch auf einem Shastro- oder Karunesh-Album erscheinen. Ergänzend dazu pflegen sie im Trio mit Antony Hegarty die schöne Melancholie. Der Rest bleibt Coco Rosie: nett und liebenswürdig verspielt.

DIRT RIVER RADIO hug. Vielleicht ist das irgend so eine Art Gegenreaktion bei Frauen von öffentlichem Interesse, dass sie unverzagt Liebeslieder singen, nachdem sie von ihren Typen verlassen worden sind. Bei uns hatten wir den Fall Francine Jordi mit «Verliebt Geliebt», Frankreich hat nun «Love Songs» von Vanessa Paradis. Und wie schon bei Francine keine Rede war vom bösen bösen Florian Ast, erwähnt auch Vanessa den Namen Johnny Depp nicht mal ansatzweise. Stattdessen hat sie sich für ihr sechstes Album vor allem mit Benjamin Biolay zusammengetan, in Frankreich eine recht grosse Chanson-Nummer, und einigen anderen Schreibern und Komponisten, und, naja, trällert von der Liebe. Dabei sollte man bei Vanessa keinen Tiefgang erwarten: Wie immer verkörpert die zierliche Madame das Leichtfüssig-Heitere, sie haucht lieber als dass sie analysiert, und deshalb sind die Chansons auch keine wirklichen Meilensteine, sondern Franzosenpop mit systemimmanenter geringer Halbwertszeit. Dafür gibt's als Doppel-CD gleich zwanzig davon. Ein paar Songs hat sie sogar selber geschrieben.

COCO ROSIE Tales Of A Grass Widow City Slang/TBA hug. Die beiden singendsongwritenden Schwestern Sierra und Bianca Casady

Come Back Romance, All Is Forgiven Bad Reputation/Nonstop

HUGH LAURIE Didn't It Rain Warner

hug. Wir machen ein TC (Track Control) des zweiten Werks von Dr. House: Hielt sich der Engländer mit seinem ersten Album noch ziemlich strikte (und sehr souverän) an den New-Orleans-eingefärbten Blues, gönnt er sich mit dem zweiten Album sehr viel mehr Freiheiten. Er bleibt zwar dem Blues als Fundament treu, lässt aber hörbar Einflüsse von Billie Holiday bis Randy Newman einfliessen und schafft daraus etwas Eigenständiges, das nichts mit dem Zynismus seiner Rolle als Dr. House zu tun hat und auch nur entfernt mit seinen Büchern als Satiriker. Diagnose: Wir sind vom Alltags-Stress-Syndrom befreit und fühlen uns gut dabei.

KEITH TOP OF THE POPS & HIS MINOR UK INDIE CELEBRITY ALLSTAR BACKING BAND Fuck You, I'm Keith Top Of The Pops Corporate/SnoWhite

hh. Lässigen laid-back CountryRock'n'Roll bringen die Australier hier an den Start. Zwar hat ihr Sound mächtige USASchlagseite, kein Wunder bei den Country- und Blues Einflüssen, Dirt River Radio bewahren sich jedoch ausnahmslos ihre australischen (oder soll man besser sagen: ihre irischen bzw. britischen) Wurzeln, die besonders in den Gesangsmelodien auftauchen. Paradebeispiel dafür ist „All My Friends“, diese Trinkerballade entführt einen direkt in eine schottische oder irische Kneipe. Und so ist „Come Back Romance…“ der perfekte Soundtrack für irische Cowboys, die mit der Gitarre und ein paar Flaschen Bier im amerikanischen Wilden Westen am Lagerfeuer sitzen. Also, Freunde guter, handgemachter Rocksounds mit Vorliebe für Bier, Western und Fussball – hier muss unbedingt einmal reingehört werden.

hug. Herrje, dieser Bandname! Aber was für eine Geschichte dahinter: Da war dieses Konzert von Art Brut in der New Yorker Knitting Factory, wo in letzter Minute die Vorband ausfiel und jemand den Gitarristen und Sänger Keith Top fragte, ob er einspringen wolle. Kurzentschlossen betrat er mit ein paar Freunden die Bühne und rockte drauflos. Seither kann eigentlich in der Band mitspielen, wer will, zeitweise sind das mehr als 20 Musiker. Und es gibt nur zwei Regeln: keine Proben und keinen Soundcheck. Der Rest ist Rockfeeling pur, alles


Mainstream/Indie/Alternative CD

LIVE 16. August 2013 Zürich, Plaza Das anfängliche Staunen und die dann einsetzende Begeisterung war gross und anhaltend, als eine bis dato in unseren Breitengraden nahezu unbekannte Truppe im Rahmen der Crossroads-Serie im deutschen Rockpalast gastierte und wir im TV zu sonntagnächtlicher Zeit in den Genuss von Delta Saints Live kamen. Welch ein grandioser Auftritt, da geriet man schon allein beim Zuschauen ins Schwitzen! hh. Die junge Truppe aus Nashville um Sänger und Dobro-Spieler Ben Ringel überzeugt mit einem dampfendem, druckvoll rockenden Mix aus Blues, Americana, Swamprock, New Orleans-Groove und CajunElementen, dem in jeder Note die Vorbilder der Saints anzuhören sind. Angefangen bei den Granden des Delta-Blues, über Acts wie Black Crowes oder Joe Bonamassa bis hin zu alternativen Country Musikern wie Steve Earle oder Shooter Jennings. Ausserdem muss man sich nicht besonders anstrengen, um satte Einflüsse

von Led Zeppelin herauszuhören. All das kocht das Quintett zu einer eigenständigen und faszinierenden Suppe zusammen, versehen mit einer grossen Portion Hot-Chili. Die Band setzt sich aus Ben Ringel, Bassist David Supica, Gitarrist Dylan Fitch, Drummer Ben Azzi und dem überragenden Mundharmonikanisten Greg Hommert zusammen. Die Boys trafen sich am College von Nashville und gründeten 2007 die Delta Saints. Nach zwei EPs, die nur im Internet vertrieben wurden, kam nun Anfang des Jahres das erste reguläre Album „Death Letter Jubilee“ heraus. Ein wahrlich starkes Stück mit dreizehn umwerfend guten Songs (musikalisch wie auch textlich), die Fans vorgenannter Musikgattungen in helles Entzücken versetzten. Und live setzen die Boys dem Ganzen noch die Krone auf, die Spielfreude und die Energie, erworben durch unzählige Gigs in verschwitzten Clubs des amerikanischen Südens, übertragen sich schnell auf das Publikum und werden für ein echtes musikalisches Feuerwerk sorgen, wenn die Delta Saints im August im Zürcher Plaza Station machen werden.

frisch und spontan, ganz im Geiste von Iggy Pop, der ja eben erst die Stooges wiederbelebt hat – umständehalber aber nicht mit derselben Wucht und Präzision. Aber immerhin: Wem das Stooges-Revival-Album gefällt, der wird auch das Debüt von Keith mögen, quasi als lustiges Schmankerl zwischendurch.

Crystal Fighters merklich konziser und kompakter, hin und wieder erinnern sie gar an Of Monsters And Men, hin und wieder schrammeln sie knapp am belanglosen Gehüpfe vorbei. Die Stilvielfalt ist zwar nicht mehr dominierend, aber immer noch präsent und tragend. Dafür ist die ungebremste Fröhlichkeit geblieben.

CRYSTAL FIGHTERS

PLANKTON WAVES

Cave Rave Diferent/Musikvertrieb hug. Das spanisch-englische Quartett wurde mit seinem Debüt «Star Of Love» 2010 schlagartig beliebt wegen seines ungenierten, quirlig-bunten Mixes aus allerlei

Songs Of Endings Musikstilen und der grundlosen und deshalb umso freudigeren Fröhlichkeit, die dieses Durcheinander trug. Nach dem komplettRemix des Debüts zeigen sich die

SnoWhite/CD Baby

Mann-Frau-Duo aus Luxemburg, das unvoreingenommen den Depro-Sound der Achtziger (so hiess das damals) rezykliert und mit allerlei «VintageBeats» (so sagt das Duo selber), Trommeln und entrücktem Gesang zwar nach Depro klingt, aber im Grunde ganz fröhlich daherkommt, irgendwie. Man könnte sagen: Gothic für Anti-Emos, ha ha. Fünf Tracks für zwischendurch.

hug. Hin und wieder muss man sich ja auch ein kleines Schmankerl gönnen. Hier ein Vorschlag: Plankton Waves, ein

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«Man kann nie alles sofort erreichen»

JAMIE CULLUM Trotz seines noch jungen Alters von 34 Jahren hat der englische Multiinstrumentalist Jamie Cullum schon beinahe alles erreicht. Bereits im jungen Alter begann er Klavier zu spielen, später Gitarre und nahm Gesangsunterricht. Er spielte sich durch Bars und Clubs und finanzierte somit sein Studium in Literatur und Film, sowie sein erstes Album in Kleinstauflage „Heard It All Before“.

rk. Richtig los ging es dann aber im 2003, als er einen Vertrag bei Universal Jazz unterzeichnen durfte. Es folgten Auszeichnungen, grosse Konzerte, Kooperationen mit namhaften Künstlern und sogar Auftritte für die Queen. Als spezielles Highlight beschreibt der Musiker jedoch die Arbeit für den Clint Eastwood Film „Gran Torino“, zu dem er den Titeltrack schreiben durfte. Seine Musik wird aufgrund des Stilmix gerne als Crossover bezeichnet. Der Künstler selber beschreibet es als eine Person: „Ich denke, die Knochen sind Jazz und Improvisation, aber die Haut, Nasen, Haare, Augen sind Pop, Funk, Rock, HipHop und elektronische Musik, alles was ich mag“. Als Beispiel und Inspiration nennt er Eric Clapton, welcher in der Basis ein Bluesmusiker ist aber ebenfalls mit vielen Stilen experimentiert. Aufgewachsen ist Jamie mit viel Metal, durchlebte HipHop und war fasziniert von Samples. Alles was seine Musik in irgendeiner Form heute mitprägt. Mit „Momentum“ veröffentlicht der Engländer bereits sein sechstes Album. Im Vergleich zu den anderen unterscheidet sich dieses vor allem auch in der Produktion. Was auch mit seinem veränderten Lebensstil zusammenhängt. Der junge Musiker ist Vater von zwei Kindern und so beansprucht das Familienleben auch mehr Zeit. Er nutzte DIY Heimdemos, machte Vorproduktionen zu Hause, setzte iPhone Aufnahmen ein und produzierte teilweise auch daheim. Das Studio bezeichnet Jamie als kreatives Tool, um Musik auch authentisch wirken zu lassen. Dazu beigetragen hat bestimmt auch die Tatsache, dass zum ersten Mal mit der Band zusammen produziert wurde. Worin der Engländer klare Vorteile sieht: „Es lässt das Album mehr wie ein Konzert klingen, man kann drauflos spielen und improvisieren. Es ist nicht schön, wenn eine Band live einfach Backingtracks laufen lässt nur um wie auf dem Album zu tönen.“ Und so überrascht er mit einem PopAlbum, das man so wohl nicht von Cullum erwartet hätte. Der Musiker erklärt, dass sein Ziel damit eigentlich erreicht ist. Er liebt es zu überraschen und obwohl er seinen Wurzeln treu ist, etwas zu kreieren, das man so nicht erwartet hätte. „Es ist vielleicht nicht der klügste Schritt aber es macht ganz klar viel mehr Spass.“ Ideen für seine Lieder holt er sich überall, ob nach einem Interview, vor einem Konzert, in der Bahn, unterwegs oder zuhause. Zu jeder Zeit kann eine Idee entstehen, daher trägt er immer ein Notizbuch und sein iPhone bei sich, damit er zu jeder Zeit alles aufschreiben und aufnehmen kann. Als erste Single wurde „Everything You Didn't Do“ ausgekoppelt. Sie erzählt davon sich nicht darum zu kümmern, was man alles nicht getan hat, denn das Leben bietet noch genug Möglichkeiten dies alles zu tun. Dinge passieren einfach, man kann nie alles sofort erreichen. Bestimmt wird er nicht mehr denselben Verkaufserfolg haben, wie mit den ersten Alben, aber es kommen andere, neue Möglichkeiten die er nun auf diesem Level machen kann und die damals so noch gar nicht möglich waren. Seine Konzerte folgen keiner Setliste, was ihm die Möglichkeit gibt, jeweils nach Gefühl und Stimmung seine Songauswahl zu gestalten. Davon kann man sich auch selber überzeugen wenn er am 07. August am Das Festival in Schaffhausen seinen Auftritt haben wird. Was man von seiner Show erwarten kann bezeichnet er als „energy, excitement and a group of five fantastic musicians“.

LIVE 7. August 2013 Schaffhausen, Das Festival



CD Mainstream/Indie/Alternative

Kolumne Hugs Wegweiser durch die Populär-Galaxie von Christian Hug

Wir danken dir auf Knien, grosse, weise Loreen! Nicht, weil du den Eurovision Song Contest nach Malmö geholt hast. Den finden wir zwar jedes Jahr nicht lustig, schauen ihn aber trotzdem immer wieder in der Hoffnung, dass die Türken endlich mal was ordentlich Bauchtanziges darbieten. Wir danken dir auch nicht für deinen neuen Song «We Got The Power», der nur so tut, als wäre er ein Lied. Und schon gar nicht danken wir dir für die digitale Re-Edition deines Debüt-Albums, weil wir sehr gut ohne marktgerecht aufs Zielpublikum zusammengeschusterte Klänge zurechtkommen. Wir danken dir, liebe Loreen, für die Weisheit, mit der du aus diesem Jammertal eine bessere Welt machst. Beziehungsweise für deine Durchschaubarkeit. Du sagst: «Musik besitzt eine wahnsinnige Kraft und einen enormen Einfluss auf die Menschen.» Aha. Und jetzt kommts: «Sie kann dich traurig machen, sie kann dich glücklich machen und dir Kraft geben. Sie kann dein Denken komplett verändern!» Wer hätte das gedacht! Musik kann dein Denken komplett verändern! Ob sie damit die gefangenen Bartträger in Guantanamo meint, die mit Eminem und Metallica gefoltert werden? Oder «Psychonaut» von Brainticket? Wohl kaum. Weil Loreen erst 20 Jahre alt ist und sich ihrer Jugend entsprechend wahrscheinlich weder für Politik noch für LSD interessiert (okay, LSD vielleicht). Natürlich, wo sie recht hat, hat sie recht: Bob Dylans «Blowin' In The Wind» hat nicht nur das Denken, sondern die ganze Welt verändert. Beziehungsweise einer anstehenden Veränderung den nötigen Schupf gegeben. England wäre heute ein anderes Land ohne «God Save The Queen» von den Sex Pistols. Und wären die Schweden je ein so fröhliches Volk geworden, hätten ihm nicht ABBA jahrelang die gnadenlose Unbeschwertheit eingetrichtert? Eben. Vielleicht weiss das Loreen bereits. Vielleicht auch nicht. Aber was der ganze Rest der Welt mit Bestimmtheit weiss: Loreens Erkenntnis ist kalter Kaffee. Jedes Kind versteht instinktiv die Beats von DJ Bobo. Dass Loreen zu ihrem neuen Lied, das nur so tut, als wäre es ein Lied, nichts Gescheiteres einfällt als eine Weisheit, die nur so tut, als wäre sie eine Weisheit, ist betrüblich. Insofern hat Loreen mehr als recht, wenn sie sagt, dass Musik die Menschen traurig machen kann. Jedenfalls ihre Musik. Und das wiederum erfüllt uns mit Dankbarkeit, liebe Loreen, denn wir erkennen durch dich, was Weizen und was Spreu ist, was Rat und was Unrat. Denn wo es nichts zu sagen gibt, steckt auch nichts dahinter. Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass Bono Vox verboten werden sollte.

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SIGUR RÓS Kveikur Beggars/XL/Musikvertrieb em. Die Postrockband Sigur Rós aus Island ist längst kein Geheimtipp mehr. Was früher sphärischer, düsterer und schwermütiger Underground war und einen gespenstischen Hauch in den Klängen hatte, ist in den letzten Jahren zunehmend dem fast radiotauglichen Pop gewichen. Die mit dem Geigenbogen gespielte Gitarre gehört schon lange der Vergangenheit an. „Kveikur“ heisst der neuste Output und der Opener „Brennisteinn“ zeigt eine neue frische Seite an Sigur Rós. Es klingt lauter und brachialer als sonst und steht den Nordländern gut zu Gesicht. Es folgt das Stück „Hrafntinna“, welches den Hörer unweigerlich dazu verleitet es mit früheren Kompositionen zu vergleichen. Grundsätzlich funktionieren Sigur Rós leider immer gleich. Unglaublich kühle Sounds, welche auf melancholischen und bittersüssen Melodien getragen werden, um dann fast in einem majestätischen Moment zu gipfeln. Das Tempo wird wieder reduziert, und Sänger Jónsis feine, zierliche und hohe Stimme verstummt zum Ende hin, das in diesem Falle mit Trompetenklängen ziemlich eigenständig gestaltet wird. „Ísjaki“ ist der dritte Track und lässt dem Unerwarteten leider keinen Raum. „Yfirborð“ weist für einen Atemzug dann wieder diese beklemmenden und düsteren Momente auf, die Sigur Rós eigentlich einmal ausgemacht haben. Der schnelle (aber wenigstens sehr dezente) Beat im Hintergrund gehört da aber definitiv nicht hin und stört die Stimmung. „Stormur“ und „Kveikur“ sind wieder laute Songs, die wirklich ziemlich gut sind, aber der Wermutstropfen der nicht vorhandenen Überraschungsmomente bleibt. So auch bei „Rafstraumur“, das irgendwie so dahinplätschert. Mal leise, mal recht kraftvoll. „Bláþráður“ tanzt da auch nicht weiter aus der Reihe. Das instrumentale Schlusslicht „Var“ gestattet dem Hörer eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit. Ein wunderschöner, aber leider zu seltener Augenblick! Man kann es drehen wie man will: Sigur Rós haben sich verändert. Zur Freunde der einen, die es befürworten, dass die Musik nun nicht mehr so schaurig und dunkel klingt wie noch vor einigen Jahren. Zum Leidwesen der anderen, die es bedauern, dass die Isländer nun fast schon beschwingt musizieren. Fakt ist aber, dass Sigur Rós mit „Kveikur“ ein solides Album abliefern, das vor

allem neueren Fans gefallen wird. Diese neun Lieder wirken trotz zunehmendem Mainstream-Charakter noch immer eigenständig, unterkühlt und speziell, so wie die Isländer im Allgemeinen eben sind.

SNOOP LION Reincarnated Sony hug. Snoop Dogg, der geschmeidigste Rapper dieses Erdballs, macht jetzt Reggae. Das ist erwähnenswert. Aber es ist nicht nötig, dass Rap-Freunde nun «Verrat» rufen und Reggae-Fans die Nase rümpfen. Denn beide Stilrichtungen haben sich aus der afrikanischen Tradition des Wortduells entwickelt und sind deshalb nicht nur verwandt, sondern auch kompatibel. Oder gibt es einen anderen Grund, weshalb Raggamuffin, die Symbiose aus Reggae und Rap, schon entstand, als Rap noch in den Kinderschuhen steckte? Eben. Also: Snoop macht jetzt schweren, langsamen, mit digitalen Beats unterlegten Reggae. Oder wie es auf dem Sticker CD-Sticker etwas präziser formuliert ist: Reggaeinspired. Das ist cool und gewohnt souverän und auch mit einer kräftigen Portion Selbstironie durchsetzt, was dem Album einerseits gut tut und anderseits immer schon ein Teil von Snoop Dogg war. Die vielen Gäste von Busta Rhymes bis Mr. Vegas setzen zusätzliche Glanzpunkte.

JETMAN JET TEAM We Will Live The Space Age Saint Marie Records rp Mysteriös und geheimnisvoll eröffnen Jetman Jet Team ihr Debüt «We Will Live The Space Age». Gitarrenwände à la My Bloody Valentine oder Jesus And Mary Chain türmen sich auf und verschwinden wieder im Nichts. Kein Gesang. Der zweite Song folgt einem ähnlichen Muster, bloss mit Gesang. Genre typisch ist dieser aber in den Hintergrund gemischt. Die aus Seattle stammende Band wandelt offenkundig auf den Pfaden der grossen Shoegaze-Helden. Soweit so unoriginell. Zum Glück integriert das Quintett da und dort andere Stilelemente «Deep Space» wartet mit einer Spur Spacerock, Psych und Krautrock auf. Der darauffolgende Song «Color Coding» bedient sich folkiger Elemente. Im atmosphärischen «Red Wind» dominiert ein stoischer Bass. Und «Corrosive» wartet erneut mit Krautrock-Elementen auf. Diese Einschübe heben Jetman Jet Team ein wenig aus Epigonen-Status heraus und verleihen der Band eine eigene Note. Das nächste Mal mehr davon.


Mainstream/Indie/Alternative CD TOMMIGUN Pretenders Excelsior Recordings/V2 rp «Pretenders» beginnt mit einem Ton, der ausgehalten wird und dann dezent vibriert. Ein trocken gespielter Bass und klare Gitarrenläufe gesellen sich dazu, wie auch eine lässig distanzierte klingende Stimme. Diese Kombination entwickelt sich weiter und kreiert eine spezielle Stimmung voller feiner Dynamik und Dramatik. Die belgische Band um Thomas Devos, dem ehemaligen Frontmann von Rumplestitchkin hat ein feines Gespür für solche atmosphärischen dichten und vielschichten Songs. Auf ihrem Zweitwerk gibt es davon gleich eine Menge. Songs wie das schleppende «Lost Dear», «Moonshine Moon», «Crazy Darling», «Sun On My Face», und der Titeltrack erinnern an Bands wie die Walkabouts, Nick Cave, Deus, Sort Sol oder Sigur Ros und laden zu einem intensiven Hören ein. Tommigun loten dabei die eher dunklen Seiten des Lebens aus. Einmal hellt dieser Mello-Indiepop aber auf. «Harvey Balloon» mahnt an den genialen

Indiepop des Norwegers Thom Hell. Vielschichtig, bewegend und gut.

VINTAGE QUIXOTIC Hollywood Babylon Eigenvertrieb rp Die 5-SongEP «Hollywood Babylon» der aus Los Angeles stammenden Band Vintage Quixotic versteht sich als Hommage an Hollywood. Dass dabei auch kritische Untertöne nicht fehlen, ist nicht zwingend, aber doch erwünscht. Im Titeltrack, der auf dem gleichnamigen Buch von Kenneth Anger basiert, stellt die Band um Brook D. Ellis fest: «Hollywood Babylon. Not For The Good But For The strong.» Der nachdenklich, düstere Indiefolk tut sein Übriges, um diese Worte zu unterstreichen. In Hollywood ging und geht oftmals Ruhm und Tragik Hand in Hand. «A Song For Helen» ist dem frühen Hollywood-Star Helen Chandler gewidmet, die in den Dreissigerjahren des letzten Jahrhunderts an der Seite von Bela Lugosi (Dracula), Katherine Hepburn u.a. Erfolge feierte und später dem Alkohol verfiel. Dieser Schattenseite von Hollywood tragen Vintage Quixotic mit

Inserat Universal Enderlin

einer nachdenklichen Stimmung Rechnung.

!!! (CHK CHK CHK) Thr!!!er Warp/Musikvertrieb hug. Zuerst mal: Das ist eines der schönsten Cover der letzten Monate. So adäquat hat bisher wohl kaum eine Band ihren (eigenartigen) Namen ins Bild gesetzt. Und dann: !!! sind die kleinen Brüder von LCD Sound System: Beide kommen aus New York, beide sind im Geiste mit den frühen Talking Heads verwandt, und beide setzen diese existenzialistische Attitüde in «contemporary dancefloor» um (beziehungsweise setzten, weil LCD Soundsystem sich ja inzwischen verabschiedet haben). Auf ihrem neuen, mittlerweile fünften Album reduzieren !!! schon fast als logische Folge der letzten Werke ihren Sound weiter auf die Tanzmusik-Essenz der Achtziger Jahre. Eine Art Discobeat bildet die Basis, ein magerer Bass unterstützt, und hin und wieder gibt's Handclaps zu niedrig gehaltenem Gesang. Diese recht beherrschten Arrangements

gipfeln im Song «Except Death», das klingt wie das «Saturday Night Fever» unserer Tage inklusive FalsettGesang. Wer also New Order und die frühen Pet Shop Boys mochte, kriegt hier eine Vorstellung davon, wie die heute klingen würden. Fans der alten !!!-Alben vermissen derweil ein bisschen das Abgründige das einst !!! und das LCD Soundsystem zu engen Verwandten machte.

NAAM Vow TeePee hug. «Disgusted by the lack of heavy, psychedelic rock and roll, we deliver our deafening sermon to bring a new dawn for all civilization» sagen Naam aus New York und kamen damit nach zwei EPs beim Label TeePee unter, wo sie mit Labelkollegen wie Graveyard, Karma to Burn und Kadavar in bester Gesellschaft sind. Das korrekte Debüt von Naam ist aber im Vergleich zu den beiden genannten Labelfreunden recht zahm und ohne Biss, bleibt aber voll retro mit Orgel und schweren Gitarren. Klingt wie Doors auf Ritalin (ha ha, kleiner Scherz).


CD Mainstream/Indie/Alternative HUG’s Shorties

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FEMI KUTI - No Place For My Dream Beim Jungen bleibt alles beim Alten: Das Elend muss ein Ende nehmen, und Africa must endlich unite. Und das wie gewohnt in druckvollem Afrobeat/Afrojazz der Marke Kuti. ANIKA - Anika Ach neee... Ein bisschen auf dem Synthie rumdrücken und einen auf Depro machen? Diese 6 Songs wären schon in den Achtzigern durchgefallen. SNØFFELTØFFS - Female Dreams Köstliches 4-Track-Schmankerl mit herrlichem Rumpelrock. Würde ideal ins Labelprogramm von Beatmans Voodoo Rhythm passen. SIR COLIN - PLAY Mtz Mtz Mtz Mtz Mtz Mtz Mtz Mtz Mtz Mtz Mtz. Aber immerhin: Sir Colin ist einer der wenigen, die im massentauglichen Anspruchslos-Techno hin und wieder ganz knackige Tracks hinkriegen. ALANIS MORISSETTE - Live In Montreux 2012 Auch auf der Bühne so souverän wie im Studio: AmiPoprock, der ganz okay ist, aber nicht gerade eine Innovationsrakete – und ergo auch live keine Überraschungen bietet. Könnte auch auf der AVO-Bühne aufgenommen worden sein. ALBANELLO - Back To The Start Pop geht anders, Freunde. Pop braucht mehr Gefühl als «Back To The Start». Mehr Kernschmelze. Und besseres Englisch. KID CUDI - Indicud Da hat sich der einst als neue Rap-Hoffnung gefeierte Cudi wohl etwas überschätzt. Verquasteter Querkopf-Rap geht anders. Zum Beispiel so wie Tyler, The Creator, A$ap Rocky oder Dope D.O.D. Aber nicht so lasch wie «Indicud». Das nächste Mal bitte nicht mehr selber produzieren, das hilft. SAMPLER - Brazilian Beat, Brazilian Lounge, Women Of Brazil Das Qualitäts-Weltmusik-Label Putumayo kommt gleich mit einem Dreierpack für Brazil-Freunde, wobei bereits zum zweiten Mal eine «Brazil Beat» und «Brazil Lounge». Also, liebe Brazil-Freunde: kaufen. MICHAEL WESPI - Everybody Else Knows Drittes Album des Mundart-Liederschreibers, der vor zwei Jahren Talent des Monats im Radio wurde. Naja: Aus dem Talent ist noch kein Profi geworden, die Songs sind nett und gut gemeint, aber nicht sehr ausdrucksstark. MARCO BALZLI - Marlene Debüt des Berner Singer/Songwriters, produziert von Slädu. Gut gemeinter Beeindruckungs-Pop mit wackligem Englisch, aber davon bleibt kaum was hängen. PET SHOP BOYS - Electric Letztes Jahr schwelgten Neil Tennant und Chris Lowe noch kitschverträumt im «Elysium», jetzt werden sie mit «Electric» vergleichsweise handfest und nehmen damit den Trend auf, Tanzmusik auch wieder auf Disco der alten Schule zu trimmen, und legen mit Tracks wie «Shouting In The Evening» noch einen Power-Bonus drauf. KAKKMADDAFAKKA-Six Months Is A Long Time Das Debüt der ehemaligen Schulfreunde aus Norwegen wurde von der Presse zerrissen, das Volk aber liebt diese heitere Pop-Band mit dem lustigen Namen, den afrikanischen Highlife-Gitarren und dem holprigen Englisch. «Six Months Is A Long Time» ist bereits ihr drittes Album, und noch immer ist ihre Unbedarftheit charmant. GUAIA GUAIA - Eine Revolution ist viel zu wenig Seit der Kinodoku «Unplugged: Guaia Guaia» sind die beiden obdachlosen deutschen Strassenmusiker von grossem Publikumsinteresse: Nach drei Alben im Eigenverlag folgt nun ihr Label-Debüt. Witziger, durchgeknallter Alles-ist-möglich-Pop zwischen Wahn-, Tief- und Blödsinn. Das macht Spass.

JOHN FOGERTY Wrote A Song For Everyone Sony hh. Einer der besten US-Songschreiber und gleichzeitig eine der markantesten Stimmen meldet sich mit neuem Album zurück. John Fogerty, ehemals Creedence Clearwater Revival Chef, hat für diese Scheibe vierzehn Songs aus seinem eigenen Songbook ausgewählt und die mit diversen Gästen neu aufgenommen. Dabei sind natürlich einige der wichtigsten CCR-Knaller wie „Fortunate Son“, „Bad Moon Rising“, „Lodi“, „Born On The Bayou“, „Who'll Stop The Rain“ und/oder „Proud Mary“, wie auch ein paar Songs aus seinen Solo-Alben. Die Neuinterpretationen machen ausnahmslos grossen Spass, denn 1.) wird eindrücklichst klar, wie unglaublich stark die Kompositionen sind und wie perfekt sie auch in neuem Soundgewand funktionieren und 2.) machen die Gäste (u.a. Foo Fighters, Kid Rock, Keith Urban, Alan Jackson, My Morning Jacket, Zac Brown Band, Bob Seger) jeweils einen verdammt guten Job und hauchen diesen zeitlos grossen Songs neues Feuer ein. Speziell „Fortunate Son“ mit den Foo Fighters gerät zu einem satten Rocker und auch „Proud Mary“ in einer Cajun-Version sorgt für Begeisterung. „Wrote A Song For Everyone“ ist ein perfekter Titel für die Songauswahl dieses klasse Albums, das zudem mit glasklarer, druckvoller und warmer Produktion vom Chef selbst überzeugt. Für Fans vom US-Heartlandrock ist dieses Album per sofort die Bibel.

STATUS QUO Bula Quo EarMusic/Phonag hug. Jetzt werden die beiden verbliebenen Urmitglieder Rick Parfitt und Francis Rossi auch noch Filmstars: In «Bula Quo» werden die beiden Ferientechniker auf Fiji in allerlei missliche Umstände verwickelt, wobei sie Hollywood-stilecht ordentlich geliftet und auf jugendlich getrimmt sind und diese Jugendlichkeit in allerlei Stunts vermeintlich unter Beweis stellen – die ActionDoubles haben auf alle Fälle mehr zu tun als unsere Lachmuskeln. Als Soundtrack erscheint ein Doppelalbum mit neun neuen und zehn wiederverwerteten bzw. live mitgeschnittenen Songs. Und die sind wie immer in den letzten rund 20 Jahren nur dann einigermassen lustig, wenn der Produzent «macht mal laut» befohlen hat, und auch dann sind sie nicht ansatzweise so ungeschlagen grossartig wie bei den ersten sechs, sieben Alben. Der Rest, also wenn sich Status Quo als Bierzelt-MitschaukelTruppe einem unbedarften Publikum anbiedern, ist so überflüssig wie die

ganze zweite CD. Aber hey, das macht nichts: Das geht jetzt schon fast zwanzig Jahre so. Einerseits, weil sich irgendwie auf jedem neuen Album ein, zwei coole Songs befinden. Diesmal sind es der Opener «Looking Out For Caroline» und «Never Leave A Friend Behind». Andererseits, weil Status Quo aufgrund ihrer ersten sechs, sieben Alben auf ewig cool sind. Und ihre Konzerte noch immer extrem hoch im Kurs stehen, sie sind auf jeden Fall immer ausgebucht.

JIMMY EAT WORLD Damage RCA / Sony rk. Passend zum 20jährigen Bandbestehen veröffentlichen Jimmy Eat World ihr siebtes Album. Die Band ist inzwischen etwas ruhiger geworden, das neue Werk poppiger ausgefallen als erwartet. Bereits der Opener „Appreciation“ ist melodiös und poppig gehalten, alleine die gezähmte Gitarre erinnert noch an einen Rocksong. Trotzdem macht der Song Spass und Lust auf Sommer. Der Titelsong „Damage“ hingegen mag sich nicht so durchsetzen und bleibt nicht hängen. Als erste Single wird „I Will Steal You Back“ ausgekoppelt, mit ruhiger Stimme startend und steigerndem, eingängigem Refrain eine durchaus gute Wahl. Mit „Please Say No“ folgt ein Song für die romantischen Picknickstunden am See, weit entfernt von dem, was die Band früher ausmachte. Jedoch knüpft es bestens an den Vorgänger an und bietet gute, solide Musik. Die zehn Songs zeigen die erwachsenen, bodenständigeren Jimmy Eat World - anders, aber nicht unbedingt schlechter. Für den gemütlichen afterhangover Sonntag, während die Wurst auf dem Grill brutzelt.

BEADY EYE BE Sony Auch Album No.2 nach Oasis zeigt, dass Liam Gallagher im Vergleich zu seinem Bruder Noel der wesentlich kreativere Kopf ist. Schon mit seinem High Flying Birds Debüt wurde klar, dass Noel's Vögel höchstens in Bierglashöhe flattern, während Liam mit dem Beady Eye Erstling einen überaus beachtlichen Einstand ablieferte. Und so dürfte Noel ob des neuen Beady Eye Albums „Be“ einmal mehr richtig angepisst sein, denn sein „innig geliebter“ Bruder überzeugt wieder mit Qualität und guten Songs. Beady Eye bewegen sich mit „Be“ etwas weiter weg vom Britpop als mit dem Debüt und loten neue musikalische Grenzen aus. Bläser werden eingesetzt und 60s Soulroots bereichern das Klangbild. Mit der Singleauskopplung „Flick Of The Finger“ schaut Liam über den grossen Teich und bedient sich bei Velvet Undergrounds Hit „Waiting For My Man“. Frühere Oasis-Grosserfolge werden sich aber trotz vorhandener Qualitäten ausserhalb des Inselreichs damit nicht wiederholen lassen.



GOV´T MULE Gov't Mule starteten als Sideproject der Allman Brothers Band, das Warren Haynes und Allen Woody 1994 ins Leben gerufen haben. Die Allman Brothers hatten sich 1989 wieder formiert, Haynes als Leadgitarristen und Woody als Bassisten engagiert und die beiden merkten bald, dass sie eine gemeinsame Vorliebe für Powertrios wie Cream, Mountain oder die Jimi Hendrix Experience besassen. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis Haynes und Woody beschlossen, ebenfalls ein Trio zu formieren.

Southern Jam

LIVE 9. Juli 2013 Zürich, Kaufleuten ip. Drummer Matt Abts, der mit Haynes auch in der Dickey Betts' Band spielte, war der Dritte im Bunde und 1995 konnte mit „Gov't Mule“ bereits das Debut veröffentlicht werden. Ein überragendes Debut übrigens, das die Band hauptsächlich live einspielte und das dadurch ein sehr organisches Jam-Feeling besitzt. Diese natürliche, erdige Spielweise ist ein Charakteristikum, dass Gov't Mule auszeichnet und die Fans wissen das zu schätzen. Aber die Band verarbeitet nicht nur Southern Blues und Rock im Sinne der Allman Brothers oder Lynyrd Skynyrd, obwohl das mit Sicherheit die am stärksten vorhandenen Einflüsse sind, sondern lassen auch sparsam eingesetzte Funkrhythmen, klassischen Soul oder sogar Jazzanleihen hineinfliessen. Dass sie ein Faible gerade für Jazz haben, konnte man bereits auf ihrem zweiten Album „Dose“ hören, auf dem die beiden Tracks „Thelonious Beck“ und „Birth Of The Mule“ den beiden Jazzern Thelonious Monk und Miles Davis gewidmet sind. Besonders auf dem eindringlichen „John The Revelator“ kommt Haynes' markante Stimme zur Geltung, die ein weiteres Trademark von Gov't Mules Stil ist. Auf „Dose“ gaben sich Gastmusiker aus Bands wie den Black Crowes oder Parliament/Funkadelic die Klinke in die Hand, aber auch Mitglieder der Derek Trucks Band liessen sich einen Besuch im Studio nicht nehmen. Das lag vermutlich auch nahe, denn Derek Trucks ist der Neffe von Butch Trucks, dem Drummer der Allman Brothers, und wenn gejammt wird, dann bitte mit der ganzen Familie. Bis 2010 veröffentlichten Gov't Mule jedes Jahr ein sagenhaftes Album nach dem anderen. Als sogenannte Jam Band bekommen sie zwar keinen grossen Radio-Support, aber ihre Qualität und ihre konstante Livepräsenz haben trotzdem dazu geführt, dass sie eine feste Grösse in der Szene mit einer ausgedehnten Fanbasis geworden sind, die sie inzwischen zu einer der erfolgreichsten US-Bands machten. 2009

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veröffentlichten sie ihr bisher erfolgreichstes Album „By A Thread“, das auf Platz 34 der US Albumcharts landete und mit Billy Gibbons von ZZ Top einen Hochkaräter einladen konnten, der auf dem Song „Broke Down On The Brazos“ mitspielt. Im Jahr 2000 mussten Haynes und Abts den Verlust von Woody verarbeiten, der in einem Hotelzimmer an einem Herzinfarkt gestorben war. In der Folgezeit halfen verschiedene Bassisten, die Woody zu seinen Favoriten gezählt hatte, als Gäste aus. Unter anderem waren das John Entwhistle (The Who), Les Claypool von Primus, Jason Newsted (ex Metallica) und auch Andy Hess, der kurzzeitig bei den Black Crowes eingestiegen war und der danach eine Zeit lang als festes Mitglied bei Gov't Mule eingestellt wurde. Seit 2008 ist Jorgen Carlsson der Mann an den vier Saiten. Eine Besonderheit ist der Annual Christmas Jam, den Haynes seit 1989 jährlich in seiner Heimatstadt Asheville (North Carolina) veranstaltet. Die Einnahmen gehen an eine wohltätige Einrichtung und jedes Jahr warten Gov't Mule mit besonderen Gastmusikern auf. Mittlerweile legendär sind auch ihre Neujahrsauftritte, bei denen sie jeweils ein komplettes Album einer anderen Band covern, so unter anderem bereits von Pink Floyd, Led Zeppelin oder The Who. Eine gute Sache ist übrigens auch ihre Webpräsenz unter Mule Tracks, auf der vergangene Konzerte gekauft werden können. Wenn also Gov't Mule im September im Kaufleuten auf der Bühne stehen, sollte man sich die grossartige Band nicht entgehen lassen und sich feinsten Southern Bluesrock auf allerhöchstem Niveau zu Gemüte führen. Denn wann hat man schon die Gelegenheit, eine Band, die in ihrer Heimat Stadien und Arenen ausverkaufen, in intimer Club-Atmosphäre zu erleben. Und das gilt nicht als Hinweis, sondern als dringende Empfehlung!


präsentiert

Härte mit Gefühl ip. Was anderen Bands normalerweise das Genick bricht, nämlich der Austausch des Frontmannes, löste Mastermind Mark Tremonti (guit) mit der Umbenennung in Alter Bridge und der Verpflichtung eines noch besseren Sängers. Myles Kennedy, der ebenfalls in der aktuellen Band von Slash am Mikrophon steht, war einige Zeit lang auch mit Jimmy Page, John Paul Jones und Jason Bonham verbandelt. Leider ist dieses Projekt nie veröffentlicht worden, aber glücklicherweise bleibt seine Stimme der Öffentlichkeit dank Alter Bridge und Slash's Soloprojekt erhalten. Mit One Day Remains landeten Alter Bridge 2004 einen ersten Coup und die Singles „Open Your Eyes“, „Find The Real“ und „Broken Wings“ rotierten in allen Radiostationen, die sich auf Classic oder Hard Rock spezialisiert hatten. Dank Tremontis Songwriting mit Ohrwurm-Garantie und Kennedys emotionalem Gesang wurde Alter Bridge nicht nur rasend schnell eine feste Grösse im Rockbereich, sondern baute den Ruf als grossartige Band mit dem Nachfolgealbum Blackbird sogar noch aus. „Rise Today“ wurde als erste Single ausgekoppelt, aber die Ballade „Watch Over You“ untermauerte Kennedys Leistung als Sänger mit Tiefgang. Mit ihrem

LIVE 9. November 2013 Zürich, Hallenstadion Nach dem Split von Scott Stapp benannten sich Creed in Alter Bridge um und holten sich Ausnahmesänger Myles Kennedy an Bord. Das war ein schlauer Schachzug, denn Creed waren vor allem in den USA eine extrem erfolgreiche Band und es stand in den Sternen, ob es die Band ohne Stapp überhaupt schaffen würde. Stapp, ein zwar äusserst charismatischer und begnadeter Sänger und Frontmann, wurde aufgrund seines Drogen- und Medikamentemissbrauchs untragbar für die Band und durfte verständlicherweise seinen Hut nehmen.

dritten Album AB III verliessen Alter Bridge dann die konstant weniger gewordenen Alternativ-Pfade endgültig und veröffentlichten ein Album, das noch mehr im härteren Hardrock zuhause war, gleichzeitig aber auch etwas sperriger wurde. Man musste hier schon zweibis dreimal hinhören, bis sich das Gehör dem neuen Stil angepasst hatte. Dann aber erschloss sich einem ein grossartig arrangiertes und produziertes Album. Wer Alter Bridge schon einmal auf der Bühne erlebt hat, der kennt die Qualität der Band und vor allem staunt man über die Sicherheit, mit der sich Kennedy in seinen nicht einfachen Melodien bewegt. Tremonti ist daneben ein einzigartiger Gitarrist und Songwriter, der weiss, wie man einen guten Song schreibt, der einen berührt. Das regelmässige Touren hat Alter Brigde zu einer der besten Livebands gemacht, die es in ihrer Sparte gibt. Davon kann man sich im November in Zürich überzeugen. Wer Alter Bridge bisher nicht kannte, dem ist dieses Konzert wärmstens zu empfehlen. Man schliesst sich einfach der langen Schlange an, die Richtung Hallenstadion marschiert und geniesst dann ein Konzert erster Güte, das nicht nur Hardrock in Metalnähe, sondern auch etwas fürs Gemüt bietet.

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Zurück in die Zukunft

Wo Popmusiker in den meisten Fällen die Halbwertszeit eines Plastikbechers haben, sind es die Rock- und Metalmusiker, die einerseits die treueste Fangemeinde haben, aber andererseits auch unter strengster musikpolizeilicher Kontrolle stehen. Ein Metalund Rockfan ist in seinen Erwartungen oft genug äusserst konservativ. Was wiederum ein Paradoxon in sich ist, denn Rebellion sollte sich ja genau genommen gegen eben diesen Konservatismus richten. Von welcher Seite betrachtet man nun „13“, das neue Album der Begründer des Metal?



ip. Black Sabbath waren nicht das erste musikalische Beispiel für Rebellion gegen die Gesellschaft. Aber sie waren die Band, die mit tonnenschweren Riffs und schauerlichen Texten soviel Düsternis in ihre Songs packten, dass den hippieverwöhnten Zuhörern der Angstschweiss vom blümchenumrandeten Gesicht tropfte. Man muss Tony Iommi unter anderem dafür Anerkennung aussprechen, dass er derjenige war, der den Grusel aus Horrorfilmen in seine Musik adaptiert hat. Das ist einer der grundlegenden Einflüsse, die den Heavy Metal geprägt hat und ihn zu einem, für Normalverbraucher, furchteinflössenden Ungeheuer hat werden lassen. Dieser Einfluss hat in diversen Subgenres unbestritten auch äusserst bizarre Ausmasse angenommen, aber im Grunde handelte es sich letztendlich um nichts anderes als einen Kinderspass; dem „Buh!“, dem ein „Huch!“ folgt. Jemanden zu erschrecken funktioniert nun mal immer dann gut, wenn man es schlau anstellt, und am Ende lachen alle darüber, die den Spass verstanden haben. Dass der Rest zähneklappernd in der Ecke sitzen bleibt, liegt in der Natur der Sache. Iommi, der Gitarrist und Vater aller Gitarristen, die sich an ihm orientierten, hat bis heute die wohl schwersten und markantesten Riffs geschrieben, die es je gab und vielleicht sogar geben wird. Und das, obwohl (oder vielleicht gerade weil) er durch einen unglücklichen Unfall mit einer Maschinenpresse zwei seiner Fingerkuppen der Griffhand verlor. Als Ersatz bastelte er sich zwei neue Kuppen und stimmte seine Saiten um drei Halbtöne herunter, um beim Spielen weniger Druck ausüben zu müssen. Damit erschuf er nicht nur seinen persönlichen Sound, sondern lieferte zahlreichen Bands, denen es auch damals schon nicht hart genug war, ein neues Level, um sich auszutoben. Zwischen 1970 und 1976 veröffentlichten Black Sabbath einen Klassiker nach dem anderen. „Black Sabbath“, der Opener ihres Debuts, sorgte mit Gewitter und Kirchenglocken im Intro während knapp sechseinhalb Minuten für gesträubte Nackenhaare und eigentlich kann sich bis heute nichts Vergleichbares mit diesem Meisterwerk an Unheimlichkeit messen. Das ebenfalls 1970 veröffentlichte zweite Album Paranoid lieferte mit „Iron Man“ eine Nummer 1-Single und gilt musikhistorisch als das erste und einflussreichste Heavy Metal-Album. Einen exzentrischen Abstecher leistete sich übrigens das Schlagerduo Cindy & Bert, das diese Nummer unter dem Titel „Der Hund von Baskerville“ herausbrachte, einen Pekinesen als mordlüsterne Bestie für den Auftritt bei Hits à Gogo, einer deutschen Musiksendung aus den 60er/70er Jahren, anheuerte und das ganze mit einer beispiellosen Lethargie darbot. Auch diese Version hat in den letzten 40 Jahren nichts von ihrem Schrecken eingebüsst, siehe youtube. Nach „Paranoid“ erschienen „Master Of Reality“ und „Vol. 4“, das ursprünglich in Anspielung auf den Drogenkonsum des Quartetts „Snowblind“ hätte heissen sollen. Diesen Humor teilte die Plattenfirma allerdings nicht und so wurden Klassiker wie „Tomorrow's Dream“,

«Sie hatten die Band vergessen, die sie mal waren» -RICK RUBIN „Changes“ oder „Supernaut“ unter dem bekannten, sparsamen Sammelnamen veröffentlicht. „Sabbath Bloody Sabbath“ folgte 1973 und lieferte mit „Fluff“ einen der wohl abwegigsten Songs der Bandgeschichte, der eher nach einem Schmetterling auf einer Frühlingswiese als nach Tod und Teufel klingt. Teuer wurde es mit „Sabotage“, da die Band mit dem London Philharmonic Orchestra zusammenarbeitete, und der Titel des Albums sollte daraufhin deuten, dass die Band sich von ihrer Plattenfirma nicht genügend unterstützt fühlte. Zusätzlich nahmen die Spannungen zwischen Iommi und Osbourne zu. „Technical Ecstasy“ markierte 1976 den Vorboten zu Osbournes Ausstieg, denn er verliess hier bereits die Band kurzzeitig, da sein Vater im Sterben lag. Das Album war nicht sonderlich erfolgreich, was gemäss Osbourne auch daran lag, dass man sich, statt sich auf die Musik zu konzentrieren, in technischen Details verlor und damit auch der Spass und die Intuition auf der Strecke blieb. Verheerend waren dann die Kritiken zu „Never Say Die!“, dem bisher letzten Album der ursprünglichen Black Sabbath Formation. Letztendlich war das aber kein Wunder, denn die Aufnahmen zogen sich aufgrund des massiv gewordenen Drogenkonsums unnötig in die Länge und Osbourne wollte keinen der Songs einsingen, die die Band mit Dave Walker, der für Ozzy zwischenzeitlich eingesprungen war, ausgearbeitet hatte. Kurz danach war die Band Black Sabbath am Ende. Alles, was darauf folgte, kann man im Grunde als Soloarbeit von Tony Iommi bezeichnen. Die Auswechselbank wurde in den folgenden Jahren lang und länger und musikalisch hatten sich die verbliebenen Musiker

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meilenweit davon entfernt, wofür Black Sabbath zu Beginn stand. Denn obwohl einige der Alben, die zwischen 1980 und 1995 unter anderem mit Legende Ronnie James Dio aufgenommen wurden, für sich betrachtet von grosser Qualität waren, vermisste man doch sehr die magische Einzigartigkeit der Anfangszeit. Iommis majestätischreduziertes Riffing wich teilweise einer etwas beliebig gewordenen Suche nach dem nächsten Hit und den Fans mochten die neuen Rezepturen nicht so recht schmecken. Damit teilte das Iommi-Projekt sein Schicksal mit fast allen anderen Bands, die ein wichtiges Mitglied verlieren. Das stetige Hin und Her mit Reunion, aber dann doch anderweitigen Soloprojekten machten der Fangemeinde lange auch lediglich nur Hoffnung auf neues Material und einen traurigen Höhepunkt erlitt das Ganze vor einem Jahr, als Bill Ward nach längerem Hickhack seine endgültige Absage zur Mitarbeit an einem neuen Album bekannt gab. Und doch hat es einer geschafft, zumindest drei Viertel der

„Meine grösste Sorge war, dass die Platte nicht klingen sollte, wie ein Nachfolger von Never Say Die!“ - Ozzy Osbourne Originalbesetzung gleichzeitig (!) unter ein Studiodach zu beordern. Vermutlich ist er sogar der Einzige, der diesen Kunstgriff genau so hinbekam, dass er in jeder Beziehung Sinn machte. Rick Rubin, der Guru der angeknacksten Existenzen, dessen Buddha-Bauch immer die richtige Intuition hat, um dahinsiechenden Karrieren noch einmal neuen Elan zu verleihen. Die Red Hot Chili Peppers hat er auf Vordermann gebracht, und auch Johnny Cash konnte von Rubins Eingebung profitieren, indem er mit seiner American Recordings-Reihe Songs von berührender Tiefe aufnahm und enorm erfolgreich veröffentlichte. Was Rubin sich vorgenommen hatte, war die Erfüllung seines Jugendtraums: Black Sabbath aufzunehmen, die Band, die ihn als kleinen Jungen über alle Massen beeindruckt hatte. Er wollte Black Sabbath wieder so hören, wie sie damals Eindruck hinterlassen hatten; roh und simpel. Mit dem dicken Paket, dass Black Sabbath nach der Quasi-Auflösung geschnürt hatten, war das kein leichtes Unterfangen, doch Rubin verfügte über das nötige Mass an Geduld. Aber er ist auch bekannt dafür, dass er Songmaterial von Bands rigoros auseinandernimmt und neu sortiert. Dabei ist es ihm egal, welchen Status die Band innehat. Auch Tony Iommi hat sich dem untrüglichen Rubin-Riecher gebeugt und seine für das neue Album komponierten Songs sezieren lassen. Was für Iommi, den Perfektionisten, mit Sicherheit kein einfacher Schritt war. Wer jedoch mit Rubin arbeitet, der weiss, dass er über seinen Schatten springen muss und dafür auch belohnt wird. Den Anfang für das Ausbeinen des alten Schlachtrosses begann für Rubin in den Köpfen von Osbourne, Iommi und Butler, wie er in einem Interview beschreibt: „Sie hatten die Band vergessen, die sie mal waren. Ein häufiges Phänomen. 40 Jahre Rockstartum überschreibt die Erinnerung an den Ursprung. Was haften bleibt im Gedächtnis, sind die eigenen Klischees. Die Band denkt, sie sei das, was Öffentlichkeit und Nachahmer aus ihr gemacht haben.“ Rubin ging es einzig und allein darum, Black Sabbath wieder zum Ursprung zurückzuführen und die Musiker, die die letzten Jahrzehnte weitab von ihren Wurzeln verbracht hatten, wieder an diese zu erinnern. Das ist nach gefühlten 100 Jahren Bandgeschichte und haufenweise angesammelten Erfahrungen, seien sie gut oder schlecht, nicht leicht. Im verschärften Masse gilt das für eine Band wie Black Sabbath, deren Mitglieder sich grösstenteils noch nicht mal ans letzte Abendessen erinnern können. Rick Rubin hat jedoch genau das nicht nur geplant, sondern verlangt. Und „13“ gibt ihm Recht. „Ich wollte etwas machen, was man sich für immer anhören kann. Die Vorstellung, dass 13 neben den anderen, besten Black Sabbath-Alben bestehen kann, war aufregend. Das war das Ziel“, sagt der Guru. „Die alten Dinger sind ja mittlerweile etwas abgetragen“, fügt er augenzwinkernd hinzu. Dass bei dieser Zielsetzung auch die Bedenken und Ängste gross waren, erklärt sich von selbst. „Meine grösste Sorge war, dass die Platte nicht klingen sollte, wie ein Nachfolger von Never Say Die!“, kommentiert Ozzy dies. Und auch Geezer Butler fühlte sich vor den gemeinsamen Aufnahmen nicht besonders wohl: „Erst hatten wir Bammel, wieder miteinander zu arbeiten. Aber als wir angefangen hatten, fühlte es sich erleichternd an, allem seinen Lauf zu lassen.“ Das

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bestätigt Rubin: „Erst waren alle etwas zurückhaltend und beklommen, weil sie seit 33 Jahren nicht mehr zusammen gespielt hatten. Aber als sie im Studio sassen und loslegten, waren sie auf einmal wieder eine Band.“ Ob dieses Bandgefühl an Rubins vorwärtsgerichteter Arbeitsweise, oder aber an tatsächlich wiedergefundenem Zusammenhalt liegt, wird sich zeigen. Ein wesentlicher Faktor ist dabei auch der Drummer. Nach dem Ausstieg von Bill Ward kursierten Gerüchte darüber, ob Ex-Black Sabbath-Trommler Vinny Appice den Posten übernehmen würde. Allerdings machte er seinen Standpunkt relativ klar mit der Aussage, dass für Black Sabbath nur Bill Ward in Frage käme, das sei man den Fans schuldig. Für Rubin selbst war sogar Altmeister Ginger Baker ein Thema: „Ich wollte einen Drummer, der zur selben Zeit Musik gemacht hatte, wie Black Sabbath. Die Musiker damals hatten einfach ein ganz anderes Feeling.“ Mit Brad Wilk, der sonst bei Rage Against The Machine spielt, ist nun allerdings ein vergleichsweise junger Drummer an Bord, der diesen Anspruch zwar altersgemäss nicht erfüllen kann, der aber definitiv über das nötige Feeling verfügt. Mit seinen Jugendhelden eine Platte aufzunehmen, hat ihm zusätzlichen Ansporn verschafft: „Mit ihnen zu arbeiten, den Grössten ihres Fachs, führt dazu, dass du selbst grossartig sein willst.“ Das ist ihm auf „13“ gelungen. Und trotzdem behält er ein kleines bisschen jugendlichen Charme, wenn er staunt: „ Da sind diese drei Typen in ihren 60ern, die härtere und bessere Musik machen, als mancher 30jährige. Ausserdem gehen ihnen nie die Riffs aus!“ Das ist genau die Absolution, die jeder Black Sabbath-Fan hören möchte. Nein: Will und muss! Nach 33 Jahren, mit gutgemeinten Überbrückungen, braucht die Musikwelt die Erinnerung und die Bestätigung dafür, dass aus Black Sabbath eben doch nicht die Tattergreise geworden sind, die einem die Medien in skurrilen Formaten vorsetzen. Dass diverse Gebrechen und Krankheiten

zum Zahn der Zeit gehören, der an der -auch freiwillig geschundenen- Substanz nagt, ist eine Sache. Man stellt sich auch der Tatsache, dass grosse Teile der musikalischen Rebellion mittlerweile massenkompatibel geworden sind und keine Randgruppen mehr bedient. Zumindest nicht in der schockierenden Form, in der sie damals noch gewirkt hat. Dass aber der musikalische Inhalt nicht altert, und die Wegbereiter des Hardrock und Heavy Metal aller Varianten auch heute noch die gleiche Magie heraufbeschwören wie damals, ist alles, was zählt. Black Sabbath haben es geschafft, ein Monument auszubauen und blank zu wienern und damit sämtlichen musikpolizeilichen Konservatisten soviel Recht zu geben, dass sie BRAD WILK keinen Grund finden werden, daran herumzumeckern. Gleichzeitig aber ist der neue Anstrich so subtil modern geworden, dass auf der anderen Seite auch nicht behauptet werden kann, Black Sabbath seien mittlerweile altbackene Brötchen. Rick Rubin hat es geschafft, die Protagonisten in ihrem PostSabbath-Heiligtum zu demontieren, neu zusammenzusetzen und dabei den Ikonen selbst das Erstaunen darüber zurückzugeben, dass unter der Staubschicht immer noch das ist, womit sie angefangen haben: Schlichte, aber Welten umdrehende Musik. Das Schlusswort gehört Geezer Butler, der die Wichtigkeit von „13“ in Anspielung auf den Zustand ihres strapazierten Erinnerungsvermögens mit britischem Humor und ansteckendem Lachen herunterdämpft: „Die ganze Sache war wirklich von grossem Erinnerungswert. Wahrscheinlich habe ich es nächsten Monat schon wieder vergessen.“

„Mit ihnen zu arbeiten, den Grössten ihres Fachs, führt dazu, dass du selbst grossartig sein willst.“ -

iNSERAT nonstop


Hard/Heavy/Metal CD QUEENS OF THE STONE AGE

Chefsache

BLACK SABBATH 13 Universal ip. Es ist da. Rick Rubin bringt es auf den Punkt: „It scratches the Black Sabbath itch.“ Dieses Black Sabbath-Jucken war bis jetzt eine Krankheit, die unheilbar schien. Mit 13 gibt es jetzt aber endlich ein Heilmittel. Und es wirkt. Eigentlich gilt es hier nur die Frage zu beantworten: Welche Band ist mutig genug, nach 13 dieses Jahr noch ein Album zu veröffentlichen? Denn an sich ist es ein Ding der Unmöglichkeit, an Black Sabbath vorbeizukommen. Mit 13 sind Black Sabbath wieder da, wo sie die Musikwelt vor über 30 Jahren verlassen haben. Roh, mit erhabener Iommi-Wucht, rollendem Butler-Bass und einem Ozzy, den man singend wesentlich besser versteht, als sprechend. Und natürlich einem Brad Wilk (Rage Against The Machine) an den Drums, der einen fantastischen Job hinlegt. Man fragt sich blutenden Herzens, was gewesen wäre, wenn die Herren sich nicht zerstritten hätten, sondern die verlorene Black Sabbath-Zeit mit der

Musik gefüllt hätten, die nur sie zu schreiben in der Lage sind. Da jede Medaille aber zwei Seiten hat, hätte 13 wahrscheinlich nicht den Stellenwert, den es als Reunion-Album heute besitzen darf. Darum tippt man seinen Hut respektvoll in Richtung Rick Rubin an, der mit seinem untrüglichen Gespür aus Black Sabbath wieder die Band geknetet hat, die von sämtlichen Rock- und Metalmusikern seit 40 Jahren verehrt wird. Mit 13 zeigen Black Sabbath, dass sie dieser Verehrung immer noch gerecht werden. „End Of The Beginning“, der achtminütige Opener des Albums, klingt, als ob Ozzy jeden Moment wieder mit „What is this that stands before me“ einsetzt; der legendären ersten Zeile ihres ersten Songs auf dem selbstbenannten Debüt von 1970. „God Is Dead?“, die erste Single, lebt vom Wechsel aus Iommis hypnotischem Gitarrenlauf und einem seiner tonnenschweren Riffs, die einen in ihrer Schlichtheit immer wieder umhauen. „Loner“ zieht im Tempo etwas

...Like Clockwork Matador Records

an, ist dafür mit knapp fünf Minuten aber auch einer der drei kürzesten Songs. „Zeitgeist“ klingt wie eine Fortsetzung von „Planet Caravan“, mit ruhigen Percussions und dickem Basslauf. „Age Of Reason“ swingt in Drums und Gitarre und besitzt einen bis zum Schluss ausgereizten Drive, der sich stetig steigert und unmissverständlich klarmacht, woher der Doom-Metal kommt. „Live Forever“ fängt vergleichsweise progressiv an, mündet in einen Güterzug von Strophenriff und im Refrain erklärt Osbourne: „I don't want to live forever, but I don't want to die“, was angesichts seiner (leider erneuten) Suchtprobleme einen leicht ironischen Unterton bekommt. „Damaged Soul“ fällt mit einem lupenreinen Bluesriff und Harmonica aus der Reihe und ist genau deshalb das versteckte Highlight, das 13 auf ein anderes Level hebt. Die Soli sind so gut, dass man aufhört zu atmen, um jeden Ton mitzubekommen. Grossartig! Den Abschluss macht „Dear Father“ mit einem Grundriff, das von Slayer (die aber auch wieder bei Black Sabbath geliehen haben – Kreis geschlossen) stammen könnte und das im Refrain ein wenig nach Ozzys Soloalben klingt. 13 in Worte zu fassen ist lediglich der Versuch einer Beschreibung. Black Sabbath muss man eigentlich sowieso nicht beschreiben, denn sie erklären sich von selbst. Rick Rubin hat die ursprünglichen, rohen Black Sabbath gesucht. Er hat sie gefunden, Iommi davon überzeugt, wieder nur eine Gitarrenspur aufzunehmen und Ozzy an den, nein, über den Rand des Wahnsinns hinausgetrieben und ihm so eine respektable Gesangsleistung entlockt. Auch hier soll Geezer Butler zum Schluss zitiert werden: „Es ist ein Erbe, das wir selbst antreten.“ Aber an sich ist es kein Erbe. Es ist eine Weiterführung dessen, was logisch erscheint, eine beispiellose Besinnung auf sich selbst und eine Erinnerung für alle Rock- und Metalmusiker daran, wo sie ihre Inspiration herbekommen. Amen.

ip. Vor rund einem dreiviertel Jahr hat Josh Homme sich wieder ins Studio begeben. Das freut die Fans der kruden Stoner /Alternativ-Band, deren einziges festes Mitglied mittlerweile nur noch Homme ist. „...Like Clockwork“ ist das sechste Studioalbum, das sechs Jahre nach dem Vorgänger „Era Vulgaris“ erscheint. Als besonderes Schmankerl hat Homme eine Reihe von Kollegen eingeladen, die ihm tatkräftig zur Seite standen. Unter anderem sind das Trent Reznor von Nine Inch Nails oder Alex Turner von den Arctic Monkeys, aber auch sage und schreibe Dave Grohl und Nick Oliveri durften wieder dabei sein. Das an sich ist schon eine kleine Sensation, aber um das noch zu toppen, hat auch Elton John einen Beitrag geleistet. „...Like Clockwork“ fängt ruhig mit „Keep Your Eyes Peeled“ an, swingt sich dann mit „I Sat By The Ocean“ ein, und wird dann mit „The Vampyre Of Time And Memory“ wieder sehr düster und leise. Richtig zur Sache geht es erstmals mit einem der besten Tracks „My God Is The Sun“, der wirklich gut arrangiert ist und keinen Moment langweilig wird. „Kalopsia“ schwebt mit steinbruchartigen Zwischensequenzen und gewohnt fiesen Gitarrenziepsern luftig durch die Gegend, „Fairweather Friends“ punktet mit mächtigem 60er Jahre-Charm, „Smooth Sailing“ mit QOTSA typischer Verschrobenheit und „I Appear Missing“ schleppt sich mit reduziertem Tempo, aber grossartiger Melodie zäh Richtung Ende. Der Titeltrack darf als Schlusslicht ran, lässt Homme neben dem Klavier eine sehnsüchtig-leidende Geschichte erzählen und wird dann psychedelisch-treibender. „...Like Clockwork“ ist ein Album, das zwar nicht den Rockfaktor älterer Veröffentlichungen mitbringt, aber dafür mit guten Arrangements und ausgefeilten Melodien überzeugt und den ganz schweren Schuss Sixties und Seventies enthält, den man von Homme kennt. Man muss evetuell zweioder dreimal Anlauf nehmen, was man bei vielen QOTSAAlben sollte, aber dann zündet die Platte. Wer auf die härteren

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CD Hard/Heavy/Metal Sachen von QOTSA steht, sollte das Album vielleicht erst einmal probehören. Wer sowieso alles gut findet, was Homme schreibt, der kann auch „...Like Clockwork“ bedenkenlos mit nach Hause nehmen.

PHILIP H. ANSELMO AND THE ILLEGALS Walk Through Exits Only Season Of Mist/Irascible

Seit ihrem Debüt-Album „Return In Bloodred“ (2005) zeigt die Erfolgskurve der Powermetal-Truppe steil nach oben. Mit ihrem einzigartigen Mix aus spirituellen Texten und bombastischen Metalsounds hat sich Powerwolf den Ruf erarbeitet, eine der spektakulärsten Live-Acts zu sein. Im Juli erscheint das neue Album „Preachers Of The Night“. hh. Vor zehn Jahren wurde die Band von den Brüdern Matthew und Charles Greywolf gegründet. Bei einem Aufenthalt in Rumänien trafen sie auf den klassisch geschulten Sänger Attila Dorn, der mit seinem aussergewöhnlichen Gesang, der neben hauptsächlich englischen Texten auch lateinische und deutsche Sprache verwendet, und seinen spektakulären LiveShows das Bild der Band massgeblich prägt. PowerwolfLive-Shows sind hervorragendes Entertainment, praktisch jeder Auftritt gerät zu einer riesigen Metal-Party, in die die Fans voll und ganz eingebunden werden. Powerwolf verlassen sich nicht nur auf ihre Songs, sie halten eine wahre Metal-Messe ab und spielen gekonnt mit religiösen/spiritistischen Elementen. Die stimmige Lichtshow sorgt ebenso wie die sakral gestalteten Bühnenbilder für die angemessen feierliche Stimmung, und ohne die obligatorische Segnung durch Frontpriester Attila lässt die Band keinen ihrer Metal-Jünger nach Hause. Powerwolf vereinen einfach alle Aspekte zu einem mitreißenden, Gänsehaut evozierenden Gesamterlebnis, das ihnen den Ruf als eine der besten Live-Bands überhaupt eingebracht hat. Das Bandkonzept ist stimmig und bis ins letzte Detail durchdacht. Das beginnt bei den mit Wortspielen gespickten Texten und geht über die liebevoll und plakativ designten Artworks bis zu der aufwändigen, opulent ausgestatteten Bühnenshow inklusive stimmiger Requisiten und natürlich der passend düsteren Aufmachung aller Bandmitglieder. Ein weiterer Punkt für die Erfolgsgeschichte ist die Fähigkeit, grosse Metal-Hymnen zu verfassen, das bereits für diverse Charts-Platzierungen gesorgt hat. Nach dem für Powerwolf-Verhältnisse relativ straightem letzten Album „Blood Of The Saints“ ist für das neue Album „Preachers Of The Night“, welches für den 19. Juli angesagt ist, wieder das grosse Pathos-Kino mit all den bekannten bombastischen, sakralen und atmosphärischen Zutaten zu erwarten. Die neuen Songs werden Attila und seine Jünger diesen Sommer bereits auf den grossen Metal-Festivals vorstellen, bevor es dann im Herbst auf ausgedehnte Tour gehen wird. Dazu hat die Band bereits die bislang grösste, aufwändigste und spektakulärste Live-Show angekündigt.

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lg. Phil Anselmo, der mit Pantera in den 90er Jahren zu den ganz Grossen des Metals gehörte und mit seinem aggressiven Gesangsstil und der entsprechenden Bühnenperformance als Szeneikone gilt, war neben Pantera auch in weiteren Projekten/Bands aktiv und legte so den Grundstein für seine Musikerkarriere im Leben nach Pantera. Zumindest Down oder mit Abstrichen Superjoint Ritual dürften den meisten Metalheads bekannt sein. Der Sound der neuesten Band von Phil, nämlich er persönlich plus "The Illegals" kann auch als Mischung zwischen der Thrash-Metal-lastigen Energie von Pantera sowie dem Sludge Metal eingeordnet werden. Ultra Heavy, teilweise sehr schnell aber wiederum sehr doomig/ sludgig und triefend von Einflüs-sen aus den Sümpfen von Louisiana. Diese Mischung ist nicht ganz einfach zu verdauen, zündet aber fast bei allen Songs nach einigen Hördurchläufen. Anspieltipps: der Groovemonster "Usurper Bastard's Rant" sowie der coole Titelsong.

ANVIL Hope In Hell Steamhammer/SPV lg. Die kanadischen Proto-Speedmetaller um Sympathiebolzen Steve "Lips" Kudlow und Urdrummer Robb Reiner sind durch die kultige Filmdokumentation "The Story Of Anvil" (2009) wieder mehr in den Fokus der Metalgemeinde gerückt und auf den letzten Touren wie verlorene Söhne empfangen worden. Ihre Meilensteine wie "Metal On Metal" oder "Forged In Fire" liegen allerdings drei Jahrzehnte und mehr zurück. Trotz vieler mal besserer und mal schlechterer Veröffentlichungen seit dieser Zeit konnten Anvil nie an ihre beste Zeit anfangs der 80er Jahre

anknüpfen und versanken teilweise im totalen Underground. Einige Alben waren da etwas gar rumpelig und schwierig anzuhören. Mit "Hope In Hell" kehr da zwar etwas Hoffnung zurück: Die Produktion ist gelungen und der Sound etwas filigraner, was auch am Einstieg des neuen Bassisten Sal Italiano (ex-Cities) liegen könnte. Allerdings sind einige Songs etwas gar durchschnittlich ausgefallen: "Through With You" ist etwas gar offensichtlich bei Deep Purple's "Smoke On The Water" geklaut. während "Bad Ass Rock'n'Roll" sogar ein echter Stinker geworden ist. Live sind Anvil nach wie vor sehenswert und die Dildo-Show von Lips sorgt immer noch für Lacher.

MEGADETH Super Collider Tradecraft Records / Universal mv. Die gesamte heutige Metal-Szene ist von der politischen Korrektheit eingenommen worden. Die gesamte Metal-Szene ? Nein, ein kleines Dorf in Gallien widersetzt sich mit aller Kraft... resp. einige wenige widerspenstige Musiker, die Rebellen geblieben sind seit den 80ern. Heavy Metal, das war ja früher mal Rebellion und "sich nicht der Masse anpassen sondern machen was man will egal was andere denken". Dave Mustaine ist so ein Typ, der sich nicht hat verbiegen lassen und immer lautstark sagt was er denkt, egal was andere über ihn sagen oder schreiben. Das braucht Mut, da genau solche Leute in unserer heutigen Gesellschaft immer mehr an den Pranger gestellt werden und sich auch anpassen sollen. Da ist es einfach erfrischend zu sehen, dass sich Mega-Dave einmal mehr nicht den Mund verbieten lässt und macht was er will, sagt was er will und dem Spott der naiven Bürger mit einem wuchtigen neuen Album entgegen tritt. "Super Collider" ist dabei eine Rückbesinnung an die 90er Phase der Band, als die Platinalben "Countdown To Extinction" und "Youthanasia" mit recht melodischen Songs die Charts knackten. Und neue Songs wie der coole Titelstrack „Super Collider“ oder das hochmelodische, sehr geile "Forget To Remember" hätten locker auch auf diesen Alben bestehen können. Es sind aber nicht alle Songs in diesem Schema, einige Nummern sind recht düster geraten (zum Beispiel "The Beginning Of Sorrow" oder "The Blackest Crow" mit seinen SlideGitarren, welche gar nicht etwa fröhliche Stimmung verbreiten wie auch das grandiose gegen Schluss


Hard/Heavy/Metal CD brettharte "Dance In The Rain"). So richtig Speed/ Thrash-lastig wie auf den genialen Vorgängeralben der letzten Jahre wird es zwar leider nur selten (höre die sehr geilen Brecher "Kingmaker" und „Don't Turn Your Back"), was aber auch schon der einzige Kritikpunkt ist. Das Album ist wirklich gelungen und wer die melodischeren Alben der Band liebte wird auch "Super Collider" mit Freude in die Sammlung stellen. Hervorzuheben wären noch die grossartige Produktion von von Disturbed- und Machine Head-Produzent Johnny K. sowie die mal wieder genialen Soli von Chris Broderick und Meister Mustaine. Ach ja, das Artwork wirkt etwas mager und wer da das Maskottchen Vic Rattlehead vermisst kann beruhigt werden, da dieser im tollen Booklet und auf der Rückseite der CD mehrfach kongenial platziert wurde.

POWERWOLF

ne "Kreuzfeuer", welches et-was an In Extremo erinnert sowie der Uptempo-Kracher "Secrets Of The Sacristy", welcher aufgrund der schnel-len, fröhlichen Melodien gar etwas an alte Helloween erinnert. Alles in allem ein tol-les Euro-Power Metal Album, welches auch Fans von Sabaton, Hammerfall oder Edguy zu Freudensprüngen animieren wird.

(Grunge) verhinderten allerdings ein richtiges Durchstarten, so dass Flotsam & Jetsam zeitweise vor einem Scherbenhaufen standen. Nach dem guten Album "The Cold" (2010) legen Flotsam & Jetsam, derzeit zu vier Fünfteln im Original-Line-Up, mit "My Noise" ihr elftes Sutdioalbum nach. Gleich ganz zu Anfang steht mit "Ugly Noise" ein Hammersong, der

Jeff Hanneman R.I.P. Der legendäre Slayer-Gitarrist ist am 2. Mai verstorben lg. Am 2. Mai 2013 verstarb das Slayer-Gründungsmitglied Jeff Hanneman im Alter von 49 Jahren an einer alkoholbedingten Leberzirrhose (und nicht wie anfänglich vermeldet an den Spätfolgen eines im Januar 2011 erlittenen Spin-

Preachers Of The Night

nenbisses). Jeff Hanneman

Napalm Records

gründete 1981 zusammen mit

mv. Powerwolf sind zusammen mit Sabaton wohl die grössten Aufsteiger der letzten Jahre im melodiösen Power Metal. Mit dem Vorgängeralbum „Blood Of The Saints“ von 2011 gelang ein beachtlicher ChartErfolg, welcher natürlich mit dem neuen Album "Preachers Of The Night" noch getoppt werden will. Und die Chancen dafür stehen gut, denn die Band hält zu 100 Prozent an ihrer Erfolgsformel fest und bietet auch auf dem neuen Album wieder ein fettes Bündel voller bombastischer, catchy Hymnen, wie die Fans der Band sie so lieben. Durch den Einsatz unendlich vieler Chöre und sakralen Orgelklängen sowie der unverkennbaren Stimme von Attila in Englisch, Deutsch und Latein hat die Band ihren eigenen Stil gefunden und etabliert. Und mit "Sacred and Wild", "Amen and Attack" und "Lust For Blood" sind auch diesmal wieder einige absolut zwingende Mitsing-Hymnen an Bord, welche auf der kommenden Tour einfach live gespielt werden müssen und wohl auch nicht mehr aus zukünftigen Setlists verschwinden werden. Abwechslung bieten das auf deutsch gesungene, getrage-

Kerry King in einem Vorort

Foto: Ian Keates

von Los Angeles die Thrash-Metal Könige von Slayer und prägte den extremen Metal wie kaum ein anderer Gitarrist. Jeff brachte mit seinen Punk- und Hardcore-Wurzeln eine unbändige Aggressivität in den Thrash-Metal von Slayer, doch war er auch für langsamere Songs besorgt. Klassiker wie „Angel Of Death“, „Postmortem“, „Raining Blood“, „South Of Heaven“ oder auch „War Ensemble“, „Dead Skin Mask“ und „Seasons In The Abyss“ stammen alleine von ihm. Aufgrund des genannten Spinnenbisses ist Jeff seit gut 2 Jahren nicht mehr mit Slayer live aufgetreten und von Gary Holt (Exodus) ersetzt worden. Thanks for years of total shredding, Jeff!!! Und danke für viele geniale Konzerte. Am 4. August 2013 treten Slayer im Komplex 257 in Zürich auf und zwar in diesem Line-Up: Tom Araya, Kerry King, Gary Holt, Paul Bostaph. Im kommenden TRACKS folgt eine längere Story sowie ein Konzertbericht.

FLOTSAM & JETSAM My Noise Metal Blade / Sony lg. Der Arizona-Fünfer um den charismatischen Sänger Erik A.K. gilt als eine der ganz grossen US-Metal Legenden und stand nach den beiden Alben "Doomsday For The Deceiver" (1986; noch mit Jason Newsted am Bass) und "No Place For Disgrace" (1988) kurz vor dem ganz grossen Durchbruch. Schwache Alben, einige Besetzungswechsel und die Änderung der Musikgeschmäcker der Masse

sicher bald zum Live-Set gehören wird. Auch die weiteren Songs (Highlights: das melodiöse "Rabbit's Foot", "Carry On") wissen zu gefallen, insbesondere der Hammergesang von Erik macht einfach Freude und lässt Erinnerung an selige Metalzeiten (80er Jahre) aufkommen! Allerdings gehen Flotsam & Jetsam mit angezogener Handbremse durch das Album und lassen die Thrash-Metal Wurzeln der Band mehrheitlich aussen vor, was aber der Klasse keinen Abbruch tut. Zudem enthält "My Noise" gegen Ende auch ein paar Durchhänger. Würden Metallica heute ein Album wie "My Noise" veröffentlichen, würde die Scheibe als Sensation abgefeiert. Guter Stoff!

U.D.O. Steelhammer AFM Records mv. Udo Dirkschnei der, die exAccept Reibeisens timme, ist zurück mit einem komplett neuen Line-Up für seine Band U.D.O.. Im Vorfeld zum neuen Album drehte sich das Besetzungskarussell gar heftig, die beiden Gitarristen Igor Gianola und Stefan Kaufmann verliessen die Band und wurden durch den Finnen Kasperi Heikkinen sowie den Russen Andrey Smirnov ersetzt. Gleich beide Gitarristen auszuwechseln hat meistens einen sehr grossen Einfluss auf das Songwriting einer Band. Bei U.D.O. ist dies aber ganz klar nicht der Fall. "Steelhammer", der neue U.D.O. Brecher, klingt definitiv nicht viel anders als die vorherigen Alben der Band und ist im Gegenteil sogar ein sehr traditionelles U.D.O. Album geworden. Nach wie vor herrscht der stampfende Teutonen-Stahl verbunden mit der beissenden Reibeisenstimme des in Würde gealterten Frontmanns. Was sich stark verbessert hat zu den letzten Album ist die Produktion. Endlich klingt der gebotene Edelstahl wieder wuchtig und authentisch ohne moderne Anbiederungen. Metal-Kracher wie der Titelsong, "Metal Machine", "Death Ride", "Stay True" und "King Of Mean" und melodiösere Sachen wie "A Cry Of A Nation", "Never Cross My Way" und "When Love Becomes A Lie" bieten alles was das Fanherz begehrt und sich von Udo wünscht. Mit "Basta Ya" gesungen in spanisch und dem Pianostück "Heavy Rain" gibt es auch zwei Überraschungen, wobei die Ballade leider ein Totalausfall markiert. Udo goes Beatles funktioniert einfach nicht. Zudem sind 14 Songs leider einfach zu viel um ein konstant hohes Niveau zu halten und es haben sich doch einige sehr unspektakuläre Songs auf das Album geschlichen. Da fehlen teils die zündenden, packenden Ideen oder Hooks. Trotzdem, alles in allem ein gewohnt gutes U.D.O. Album, welches zwar nicht an die alten Heldentaten wie "Animal House" oder "Faceless World" herankommt, die von den letzten Alben enttäuschten Fans aber wieder versöhnen sollte.

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CD Hard/Heavy/Metal QUEENSRYCHE Queensrÿche Century Media/Universal lg. Mit dem Album "Queensrÿche" ist der 1981 gegründete Fünfer aus Seattle, der gegen Ende der 80er und anfangs der 90er Jahre zu den ganz grossen Acts in der Heavy Metal Branche gehörte (man denke da an Klassiker-Alben wie "Operation: Mindcrime" und "Empire" sowie alle vorherigen Scheiben), bei Album Nummer 12 angelangt. Dies ist nicht einfach ein weiteres Album, sondern ist als regelrechter Neustart einer der beiden derzeitigen Inkarnationen von Queensrÿche zu betrachten. Die Originalmitglieder Michael Wilton (git.), Eddie Jackson (bs.) und Scott Rockenfield (dr.) präsentieren mit Todd La Torre (ex-Crimson Glory) einen neuen Sänger als Ersatz des mit einem All-Star Line-Up ebenfalls unter dem Banner Queensrÿche firmierenden Geoff Tate. Komplettiert wird das Line-Up durch den zweiten Gitarristen Parker Lundgren. Beim Hören des mit 35 Minuten inklusive Intro etwas gar kurz geratenen Albums kommt einem unweigerlich das Gefühl auf, dass die Band im Vergleich zu den letzten Studioalben ("Dedicated To Chaos", "American Soldier") konsequenter, motivierter und auch etwas metallischer agiert. Zumindest auf dem Album kann Todd La Torre den alten Sänger Geoff Tate, vom dem sich Wilton, Jackson und Rockenfield nach heftigen und öffentlich ausgetragenen Streitereien getrennt haben, vergessen machen – er tönt ja auch fast genau gleich. Der gute Opener "Where Dreams Go To Die" hätte ebenfalls auf dem unterschätzten 94-er Album "Promised Land" stehen können. Mit "Spore" geht es ähnlich weiter. ein schleppender, düsterer und ziemlich progressiver Hardrock-Song .Das kurze "In This Light" ist etwas seichter, hat aber echte Ohrwurmqualitäten. Das bereits bekannte "Redemption" könnte sogar vom Meilenstein "Empire" sein, und ist eines der Highlights. Mit der Zeit plätschert das Album teilweise leider etwas vor sich hin (Ausnahmen: das etwas schnellere und sehr gute "Don't Look Back" sowie der balladeske Rausschmeisser "Open Road") und es bleibt nicht allzu viel hängen. Allerdings sind alle beteiligten Musiker nach wie vor über jeglichen Zweifel erhaben (insbesondere die gigantische Gitarrenarbeit) und die Arbeit von Starproduzent James "Jimbo" Barton ist sehr gelungen. Es ist schwierig zu sagen, was Queensrÿche mit diesem Album erreichen werden. Allerdings kann man wieder sagen, dass

WARLORD The Holy Empire Sons Of A Dream Music lg. Nach 11 Jahren und dem ersten Comeback mit HammerfallSänger Joacim Cans mit dem Album "Rising Out Of The Ashes" kehren Bill Tsamis (Destroyer; g.) und Mark Zonder (Thunder Child; dr.) mit dem neuen Sänger Richard Anderson (Damien King III, schon von 1984 bis 1986 bei Warlord aber ohne Aufnahme geblieben) abermals zurück. Warlord aus L.A., welche mit Keyboards angereicherten epischen Heavy Metal zelebrieren, geniessen aufgrund ihrer Unverwechselbarkeit bei vielen Fans Kultstatus. Ihre Debüt-EP "Deliver Us" (1983) sowie das Video und der gleichnamige Soundtrack "…And The Cannons of Destruction Have Begun"

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(1984) sind unvergessen und gelten als Klassiker. Für das neue Album "The Holy Empire" sind die gleichen Zutaten gewählt worden: epischer Metal mit Keyboards, das spektakuläre Gitarrenspiel von Bill Tsamis sowie glasklarer Gesang mit sehr gut verständlichen Texten. Die Songs sind etwas weniger eingängig als alte Warlord und erinnern teilweise an eine heavy Version des Bill Tsamis Projekts Lordian Guard. Das Opener "70'000 Sorrows" geht eher in die langsame und düstere Ecke, während das flotte "Glory" die alten Warlord aufleben lässt und in Richtung alter Perlen wie "Lost And Lonely Days" geht (diese sagenhafte Gitarrenarbeit!). "Thy Kingdom Come" – der sehr verspätet nachgereichte Titelsong der gleichnamigen Compilation aus dem Jahre 1986 und ein alter Warlord-Song – ist wieder etwas langsamer, teilweise ruhig und sehr episch. Das kurze "City Walls Of Troy" ist nicht minder ge-

zumindest bei diesen Queensrÿche mehr Licht als Schatten vorhanden ist und "Queensrÿche" im Vergleich zu den paar letzten Alben als Steigerung betrachtet werden kann. Wir haben es mit zeitlosem, anspruchsvollem und technischem Hard Rock zu tun. Live spielen diese Queensrÿche im Moonwalker in Aarburg/AG am 29. Oktober 2013. Dann wird sich dieses Line-Up beweisen müssen.

QUEENSRYCHE (GEOFF TATE) Frequency Unknown H'Art/Musikvertrieb lg. Auch Geoff Tate, der charismatische Sänger von Queensrÿche, macht wieder Musik unter dem Namen seiner (früheren) Band. Zwar ist er nicht mehr mit seinen ehemaligen Kollegen unterwegs (nur Kelly Gray, der zeitweise bei Queensrÿche als De Garmo Ersatz aktiv war und ein alter Kumpel von Geoff aus seligen MythZeiten ist, bedient hier die Gitarre), sondern hat ein All-Star Line-Up um sich geschart: Rudy Sarzo (bs, ex-Quiet Riot, Ozzy, Whitesnake etc.), Simon Wright (dr., ex-AC/DC, Dio) sowie Robert Sarzo (git., exHurricane). Auch sind illustre Gäste auf der Scheibe vertreten wie Paul Bostaph (dr., Slayer, ex-Testament und Forbidden) oder Chris Poland (ex-Megadeth) und K.K. Downing (ex-Judas Priest). Obwohl sich die Band recht metallisch gibt und Geoff motivierter als auf dem Vorgänger "Dedicated To Chaos" singt, tönen die Songs mehrheitlich nach Hard Rock Songs ohne besonderen Wiedererkennungswert (ausser der nach wie vor herausragenden Stimme von Geoff Tate). Produktionstechnisch und handwerklich ist alles im grünen Bereich, doch bleiben auch nach mehreren Durchläufen einige Fragezeichnen. Einzig der Song "Everything" mag begeistern und könnte auch auf einem Queensrÿche-Album stehen. Symptomatisch ist schon, dass die vier besten Songs von "Frequency Unknown" die vier Neueinspielungen der alten Hits "I Don't Believe In Love", "Empire", Jet City Woman" sowie "Silent Lucidity" sind. Weshalb Geoff entschieden hat, die in den Originalversionen besser tönenden Songs nochmals einzuspielen, bleibt schleierhaft. Fazit: "Frequency Unknown" wird bald vergessen sein, das Album der anderen Queensrÿche ist wesentlich besser und eine Reunion der alten Queensrÿche-Recken mit Geoff dürfte eine Frage der Zeit (und des Geldes) sein.

nial. "Kill Zone" (mit Giles Lavery am Gesang, der LiveSänger von Warlord), der härteste Song von "The Holy Empire", lockert diese ganze Epik auf, bevor das Album über die nicht weniger guten "Night Of The Fury" und "Father" (auch ein alter Warlord Song) ins monumentale Titellied und mit Chören angereicherte "The Holy Empire" seinen unbestrittenen Höhepunkt findet. "The Holy Empire" ist schlicht und einfach ergreifend, bedingungslos zu empfehlen und ist ein weiterer Beweis der totalen Eigenständigkeit und Genialität von Warlord. Auch live funktionieren sie in der neuen Besetzung: Am Keep It True 2013 haben sie einen grandiosen Auftritt hingelegt. Für den Rezensenten eines der bisherigen Jahreshighlights in Sachen Metal.

BLOOD CEREMONY The Eldritch Dark Rise Above / Irascible lg. Die kanadische Band um Frontfrau Alia O'Brien ist mit

ihrem bereits dritten Album "The Eldritch Dark" unterwegs und setzt im Vergleich zum sehr erfolgreichen Vorgänger "Living With The Ancients" einen Zacken mehr auf Folk-Einflüsse. Es dominiert nach wie vor Siebziger-Hardrock mit Frauengesang – allerdings angereichert mit Flöte und Hammond-Orgel, was eine ziemlich einzigartige Mischung darstellt. In diesem Sinne kann hier nicht von Heavy Metal gesprochen werden, denn Blood Ceremony gehören ganz klar in die derzeit sehr angesagte RetroKiste. Doch sie machen ihre Sache ausgezeichnet: die Songs bleiben trotz teilweiser Überlänge gut im Ohr hängen, der Gesang ist absolut solid und die Instrumentierung originell und abwechslungsreich. Für MetalHippies genau das Richtige – sozusagen Jethro Tull goes Doom Hard Rock goes Witchcraft. Anspieltipps: die Single "Goodbye Gemini", das sehr ruhige folkige "Lord Summerisle", der coole und doomige Titelsong sowie das abschliessende "The Magician". Hoffentlich sind Blood Ceremony bald in hiesigen Gefilden unterwegs.


ATTACKER Giants Of Canaan Metal On Metal lg. Was für ein Brett! Attacker legen mit ihrem insgesamt fünften Album und dem ersten mit Sänger Bobby Lucas (exSeven Witches, Overlorde), der den Originalshouter Bob Mitchell nach dessen Rauswurf ersetzt hat, ihr bis dato bestes Werk der Karriere vor. Die beiden Originalmitglieder Pat Marinelli (g.) und Mike Sabatini (dr.) geben mächtig Gas und präsentieren reinrassigen US-Speed Metal, wie er in diesen Tagen leider viel zu wenig fabriziert wird. Der Titelsong ist der Knaller: höhere Geschwindigkeit, teilweise extrem hohe Vocals von Bobby Lucas, ein genialer Refrain, super Gitarrensoli und auch einen akkustischen Part – genau so muss USMetal tönen.

GIUNTINI PROJECT IV Escape Music mv. Der italienische Gitarrenhexer Aldo Giuntini haut zum vierten Mal ein Album raus, einmal mehr mit ex-Black Sabbath Sänger Tony Martin. Als Produzent konnte Dario Mollo (Mollo / Martin) gewonnen werden, welcher der Scheibe einen optimalen Sound verpasste. Aldo Giuntini ist ganz klar von 80er Guitar Heroes wie Randy Rhoads, Akira Takasaki (Loudness), Yngwie Malmsteen oder Vivian Campbell beeinflusst. In Kombination mit dem sehr Dio-lastigen Gesang von Tony Martin ergibt das für die neue Scheibe "IV" erneut viele tolle Songs in der Schnittmenge von Dio, Ozzy, Black Sabbath, Rainbow und Yngwie Malmsteen. Die Qualität der grossen Klassiker vorgenannter Bands wird natürlich nie ganz erreicht, mit den Album-Highlights "Born In The Underground", "Bring On The Night" und vor allem "Truth Never Lie" können aber die entsprechenden Fans sicher sofort begeistert werden. Bei 13 Songs gibt es leider auch ein paar zu sehr nach Standard

gestrickte Stücke, aber der hervorragende Gesang von Tony bringt auch die unspektakulären Songs noch auf ein gutes Niveau.

ROB ZOMBIE Venomous Rat Regeneration Vendor Zodiac Swan Records lg.Tausendsassa Rob Zombie bringt wieder ein Album unter die devoten Schock-Rock Fans – sein siebtes reguläres Solo-Album (ohne Live-Zeux, Remix-Alben, Compilations etc. dazuzuzählen). "Teenage Nosferatu Pussy" ist ein schleppendes Groovemonster und könnte auch von Marilyn Manson sein (die beiden sind ja stilistisch nicht so weit voneinander entfernt). Das zweite Stück "Dead City Radio And The New Gods Of Supertown" ist ein cooler Song mit Hitpotential (coole Hammond-Orgel). Teilweise wirken die Songs leider etwas zu elektronisch und gar platt ("Revelation Revolution", "Rock And Roll (In A Black Hole)", "White Trash Freaks"), ja sogar wie Soundcollagen. Es hat zum Glück neben den beiden ersten Songs auch weiter hinten auf dem Album tolles Material ("Behold, The Pretty Filthy Creatures!", "Lucifer Rising", "Trade In Your Guns For A Coffin"). Die Musik wirkt teilweise Soundtrack-mässig und würde sich in einem TarantinoFilm mit Sicherheit gut machen. "Venomous Rat Regeneration Vendor" kann sicher nicht mit den besten Alben von Rob Zombie mithalten, ist aber auch kein Rohrkrepierer geworden.

IMMOLATION Kingdom Of Conspiracy Nuclear Blast / Warner lg. Seit nunmehr 25 Jahren am Start haben die New Yorker DeathMetaller von Immolation nichts von ihrer düsteren Durchschlagskraft verloren. Hyperschnelle, sehr technische Parts wechseln sich mit schleppenden Teilen, was den Songs die notwendige Tiefe verleiht. Die wahnwitzigen Riffs sowie spannende Soli verfeinern die einzelnen Nummern. Der Opener und Titel-

Inserat NAPALM


Glenn Danzig gehört zu den kontroversen Typen in der Rockszene. Mit ihm ist nicht gut Kirschen essen, was bereits mehrere Kollegen erfahren mussten. Seine Eigenwilligkeiten, sein ausgeprägter Egoismus und sein latenter Grössenwahn waren die Gründe, weshalb der Muskelprotz mit dem ausgeprägten Hang zum Satanismus den Sprung in die Topliga nicht geschafft hat, denn musikalisch brachte er alles mit, was dafür nötig ist.

song "Kingdom Of Conspiracy" geht locker als eine der besten Nummer von Immolation überhaupt durch. Alle weiteren Tracks schlagen in die gleiche Kerbe: noch konsequenter, noch mehr Abwechslung und noch mehr Brutalität als auf den vorhergehenden Alben. "Kingdom Of Conspiracy" ist ein sehr gelungenes Death Metal Album, das alle relevanten Ingredienzen dieses Genres wie anfangs der 90er Jahre verarbeitet, beeinhaltet. Zudem drückt die Produktion ohne Ende. Super und very old school! So oder ähnlich würden Morbid Angel auch klingen, wären sie doch konsequent.

HOGJAW If It Ain't Broke…

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www.justforkicks.de hh. Der Albumtitel « If it ain't broke don't fix it » ist Programm und bedeutet im übertragenden Sinn etwa „verän-

hh. Bevor sich Glenn Danzig aufmachte, die Welt in eigener Regie zu erobern, war er in bereits in zwei legendären Bands aktiv, Misfits und Samhain. Starproduzent Rick Rubin holte den Sänger 1987 zu seinem Def American Label und produzierte das Album „Danzig“, ein roher Mix aus bluesigem Hardrock und Metal-Essenzen, das den Kult-Hit „Mother“ (der erst 1994 richtig abheben sollte) enthielt. Glenn Danzigs origineller, streckenweise an Jim Morrison erinnernde Gesang hob ihn schnell von der Konkurrenz ab und schon das zweite, ebenfalls von Rubin produzierte Album „Danzig II: Lucifuge“ erreichte eine immer grösser werdende Anhängerschaft. Mit dem dritten Werk „Danzig III: How The Gods Kill“ (1992), ein fantastisches Album zwischen Metal, Doom und Hardrock inkl. Blueseinflüssen gelang Danzig der Durchbruch. Songs wie „Dirty Black Summer“ und der Titeltrack sorgten für internationale Chartsplatzierungen. Am Erstverkaufstag des Albums standen die Fans im legendären Basler Plattenshop „Roxy“ Schlange, die CD wurde direkt aus den Versandkartons verkauft. Mit zunehmendem Erfolg steigerte der schon immer als schwierig bekannte Glenn Danzig allerdings auch seine Arroganz bis auf ein unerträgliches Mass. Rücksichtslos, unkollegial und grössenwahnsinnig verprellte er nicht nur seine Mitmusiker, sondern er legte sich auch gleich mit dem ganzen Business an. Auch andere Bands und Musiker bekamen ihr Fett ab, Danzig kannte kaum Respekt, seine Interviews waren berüchtigt. Das führte beispielsweise dazu, dass er zu seiner erfolgreichsten Zeit zu Beginn der 90er kurz vor dem Rauswurf beim Rock Am Ring Festival stand (1993), da er sich mit Def Leppard anlegte. In der Folge wurde es zunehmend schwieriger, die Erfolgskurve weiter auszubauen, niemand wollte so recht mit dem Exzentriker zusammenarbeiten. Zumal auch seine Platten nicht mehr die grossen Verkäufe erzielten, denn Danzig scherte sich ebenfalls nicht darum, was seine Fans von ihm erwarteten. Seine Experimente mit Industrial-Rock schlugen fehl und langsam aber sicher ging es abwärts auf der Erfolgsleiter, das BandLine-Up war von ständigen Wechseln geprägt. Erst zu Beginn des neuen Jahrtausend besann sich Glenn Danzig auf alte musikalischen Tugenden. Mit den Alben „Danzig 777:I Luciferi“ (2002) und „Circle Of Snakes“ (2004) knüpfte er wieder an die Zeiten an, als er zu Beginn seiner Karriere mit bluesige Metal/Hardrock die Szene nachhaltig beeindruckte. Diesen Weg setzte er mit dem 2010 veröffentlichten Album „Deth Red Sabaoth“ fort und glänzt wieder mit guten Songs, die seine Fans über lange Jahre vermissten. Live hat sich der Düstermann in unseren Regionen über die Jahre äusserst rar gemacht. Leider, muss man sagen, denn seine Konzerte gehören zu den Ereignissen im harten Rock, die man gesehen haben muss. Der düstere, massiv druckvolle Rock zielt geradewegs voll auf die Zwölf und verbreitet eine ganz eigene Faszination, der man sich nur schwer entziehen kann – was man in gleichem Mass auch von der dunklen Aura des Meisters behaupten muss. Zum 25. Jubiläum des bahnbrechenden Debüts „Danzig“, das bis heute nichts von seiner einzigartigen Faszination verloren hat, kommt Glenn Danzig am 2. August 2013 ins Komplex 457 Zürich. Dabei hat er seinen alten Weggefährten, den Misfits Gitarristen Doyle Von Frankenstein, mit dem er neben seinen eigenen Klassikern auch ein exklusives Misfits-Set spielen wird. Für alle Fans dieser ehemals wegweisenden Punkband dürfte dieser gemeinsame Auftritt ein denkwürdiges und wahrscheinlich nicht wiederholbares Ereignis sein.

dere nichts was sich bewährt hat“. Und so kommen die Amerikaner auch auf ihrem vierten Album mit den gewohnten Zutaten, die da heissen: Southernrock, Rock'n'Roll und Blues an den Start. Und wieder einmal dampft und rockt das Werk aus jeder Rille, die Gitarren brennen ein mächtiges Feuerwerk ab, es gibt tolle Saitenduelle und Twin-Lead-Passagen, die jeden Southernrock-Fan in Verzückung versetzen. Dazu echter Männergesang und geile Songs. Das alles verpackt in eine direkte und livehaftige Produktion, da bleiben kaum Wünsche offen. Wer das Quartett bis jetzt noch nicht kannte, für den ist „If It Ain't Broke…“ der perfekte

Einstieg, auch um sich im Anschluss schleunigst die drei Vorgänger-Alben zu besorgen. Absolutes Hammeralbum – besonders für Fans von Molly Hatchet, Skinny Molly & Co. Hell Yeah!!!

LITTLE CAESAR American Dream Dirty Deeds hh. Little Caesar gehört zu den unterbewerte ten Bands schlechthin. Bereits das Debütalbum aus dem Jahr 1990 zeigte ein sehr eigenes Gemisch aus R'n'B, Sleaze, Rock'n'Roll und klassischem Hardrock und eine ganze Reihe herausragende Songs. Speziell das Aretha Franklin Remake „Chain Of Fools“ geriet zu einem kleinen Hit. Das zweite Album „Influence“ wurde mangels Unterstützung durch die Platten-

firma zu einem Verkaufsflop, die Band löste sich 19993 auf. 2001 reformierte Sänger Ron Young die Truppe und mit „Redemption“ erschien 2009 ein neues Album, das die Band in allerbester Form zeigte. Jetzt liegt mit „American Dream“ die neue Langrille vor und wenn man den Begriff „handgemachter, ehrlicher Rock“ auf irgendeine Band anwenden will, dann in erster Linie auf Little Caesar. 11 geile Songs gespickt mit Ohrwurm-Hooklines, fetten Gitarren im typischen Caesar-Sound. Das drückt mächtig aus den Boxen, Ron Young ist immer prächtig bei Stimme und die Band spielt unaufgeregt, solide groovend mit viel Tiefgang und Gefühl für die wahre Essenz des harten Rock'n'Rolls. Das macht mächtig Spass, vor allem zu erleben, dass diese Band nichts von ihrem Skill verloren hat, im Gegenteil Ron Young und seine Jungs haben auch heute noch dickere


Hard/Heavy/Metal CD Eier als so manche hochgejubelte neue Rockhoffnung. So muss bluesiger Hardrock klingen, zeitlos gut. Hingehen und kaufen!

TRUCKER DIABLO Songs Of Iron Bad Reputation/Nonstop Music hh. Das kleine Nordirland ist ein unglaublicher Fundus für hammergeile Hardrock-Bands, was The Answer, Million$Reload, Jaded Sun etc. bereits eindrücklich unter Beweis gestellt haben. Trucker Diablo sind da keine Ausnahme. Nach dem letztjährigen Debüt „The Devil Rhythm“ kommen die Boys jetzt mit dem Nachfolger „Songs Of Iron“ und setzen ihren eingeschlagenen Weg konsequent fort, der da heisst: treibender, hämmernder und vor allem dreckiger Hardrock auf hohem Energielevel. Die Band lässt nichts anbrennen da werden keinen Gefangenen gemacht. Massive Gitarrenwände, pumpender Bass, harte Drums und mit Tom Harte ein perfekt passender Shouter, der auch mal seine melancholische Seite hören lässt

(„Maybe You're The One“) und dezent seine irischen Wurzeln offenbart. Trucker Diablo ist das passende Ohrfutter für Fans des lauten, direkten partytauglichen Hardrocks ohne Firlefanz – immer mitten in die Fresse rein! Kommt gut.

OLIVA Raise The Curtain AFM Records mv. Jon Oliva, Mastermind der leider schon viel zu lange inaktiven Savatage, ist normalerweise mit seiner Band Jon Oliva's Pain sowie den in den USA extrem erfolgreichen Trans-Siberian Orchestra aktiv. Jetzt hat Jon wie bereits angekündigt auch noch Zeit für ein Soloalbum gefunden. Das Album wurde in den berühmten Morrisound Studios in Florida aufgenommen und Jon hat dabei fast alle Instrumente selbst eingespielt, darunter sogar die Drums für einige Songs. Und man merkt schnell, dass Jon hier viele seiner Einflüsse verbraten hat, welche nichts mit Metal zu tun haben und somit bei Savatage

Inserat Maurer

oder Jon Oliva's Pain einfach nicht gepasst hätten. "Ten Years" zum Beispiel strotzt nur so vor Bläsern, "Father Time" zeigt Jon von einer sehr relaxten, funky Seite, "Soul Chaser" fährt grosse Hammond-Sounds auf, während "I Know" und "Soldier" die ruhige, balladeske Seite von Jon zur Vorschau bringen. "Can't Get Away" klingt dann sogar fast wie ein Musical-Soundtrack. Einige Songs sind leider auch etwas anstrengend und eher weniger gelungen wie zum Beispiel das nervöse "Armageddon", das schräge "Stalker" oder das auf modern getrimmte "Big Brother". An seine Vergangenheit erinnert eigentlich nur der Opener und Titeltrack "Raise The Curtain". Alles in allem lebt Jon Oliva hier einmal mehr seine schier unendliche Kreativität aus und pfeift auf alle Grenzen. Ob ihm die Savatage-, JOP- und TSO-Fans folgen werden wird sich zeigen. Heavy Metal Fans, welche aufgrund des Namens Jon Oliva sowie des total an Savatage angelehnten Artworks bereits gewisse Erwartungen haben, sollten auf jeden Fall vor dem Kauf erst mal reinhören.

WARBEAST Destroy Season Of Mist/Irascible lg. Die texanische Band um den ehemaligen Rigor Mortis Sänger Bruce Corbitt schlägt mit ihrem zweiten Album "Destroy" ziemlich heftig zurück. Die Nähe zum ehemaligen Pantera-Frontmann und jetzigen Down-Sänger Phil Anselmo hat Warbeast mit Sicherheit einiges an Aufmerksamkeit verschafft – man denke da nur an den Slot als Toursupport für Down im letzten Herbst. Doch nun zum Album: "Destroy" thrasht sich meist in ziemlich hoher Geschwindigkeit durch die Songs und erinnert and die schnelleren US-Thrash-Bands von Ende 80er oder Anfangs 90er, welche diesen Stil pflegten. Man denke da nur an Demolition Hammer, Exhorder (die erste), Morbid Saint, Evil Dead, Gammacide oder wie sie alle hiessen. "Destroy" ist viel variabler als das Debüt "Krush The Enemy" und zeigt den ThrashMetal Jungspunden, wo der Hammer hängt. So muss Thrash Metal tönen. Und jetzt auf in den Mosh-Pit.


Einmal mit Erdung, bitte!

ip. Der Schwedenfünfer hat mit „Earth Blues“ ein neues Album draussen, das kräftig zurück zu den Wurzeln wächst und einem Retro Rock-Liebhaber die eine oder andere Träne der Freude in die Augen treibt. Michael Amott, der hauptberuflich und erfolgreich die Death Metal Band Arch Enemy betreibt und mit deren Sängerin Angela Gossow in Köln lebt, ist nicht nur verantwortlich für die Ansammlung von Songperlen auf „Earth Blues“, sondern auch einer der besten Gitarristen, die Rock und Metal zu bieten haben. Kurz nach der letzten Europatour und ihrem Auftritt im Pratteler Galery sprach TRACKS mit dem sympathischen Saitenkünstler.

ip. Wie war eure letzte Tour? Ihr habt seit langer Zeit auch wieder in der Schweiz gespielt. Die Show in Pratteln war cool! Es ist tatsächlich ziemlich lange her, seit wir in der Schweiz aufgetreten sind. Die Tour an sich war intensiv und hat viel Spass gemacht. Wir haben zwölf Shows in vierzehn Tagen absolviert, was ziemlich kurz und auch teilweise zermürbend war, mit all der Fahrerei und wenig Schlaf. Wir hatten davor zwei Jahre lang nicht mehr live gespielt, aber diese Tour war klasse und die Band wird mit jedem Gig besser. Würdest du Spiritual Beggars als eine eigenständige Vollzeit-Band beschreiben, oder handelt es sich eher um ein Nebenprojekt? Ihr spielt ja alle auch noch in anderen Bands. Für mich war Spiritual Beggars schon immer eine eigenständige Band. Es gibt uns seit 20 Jahren, wir haben acht Alben veröffentlicht und oft in Europa und Japan getourt. Ich glaube, das ist eigenständig genug. Auf der anderen Seite versuche ich, keine Erwartungen zu haben. Ich arbeite, so gut und viel ich kann und schaue dann, was dabei herauskommt. Ehrlich gesagt ist die Musik, die wir machen, für mich schon ein Erfolg in sich – die Tatsache, dass wir sie zusammen geschrieben haben und dabei eine gute Zeit hatten. Das reicht mir vollkommen, auf jeder Ebene. Worin besteht für dich der Unterschied, bei Spiritual Beggars oder Arch Enemy zu spielen? Arch Enemy ist ja wahrscheinlich die erfolgreichere Band, wenn es um die Menge an Fans, die Plattenverkäufe oder die Grösse der Konzerte geht. Spiritual Beggars läuft tatsächlich auf einem sehr viel tieferen Level ab und das spürt man an all den Dingen, die du gerade aufgezählt hast. Aber trotzdem geniessen wir alles sehr, was wir mit den Beggars

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zustande bringen, die Musik macht Spass und die Fans sind grossartig. Steckt vielleicht auch ein wenig der Gedanke dahinter, etwas zu hinterlassen, was länger Spuren hinterlässt? Nicht, dass Death Metal generell ein Trend wäre. Aber wenn man sich die offensichtlichen Einflüsse von Spiritual Beggars anschaut, dann haben Black Sabbath oder Deep Purple Songs geschrieben, die auch heute noch relevant sind. Bands wie Celtic Frost oder Death sind natürlich auch Klassiker, gelten aber für ein ungleich kleineres Publikum. Über diesen Aspekt habe ich ehrlich gesagt noch nie nachgedacht. Wer weiss schon, was die Klassiker von morgen sind! Spiritual Beggars hatten immer das Glück, über exzellente Sänger zu verfügen. Aber dieser Posten hat auch die meisten Wechsel erfahren. Wie kommt's? Nun, das war nie gewollt. Unsere Sängerwechsel kamen immer aus Situationen zustande, die wir nicht steuern konnten. Die Band wollte jeweils immer mit dem aktuellen Frontmann weitermachen, aber er musste die Band aus verschiedenen Gründen verlassen. Spice (jetzt Spice and the RJ Band), unser erste Sänger, hat die Band freiwillig verlassen. Und JB (jetzt Grand Magus) konnte 2010 nicht mehr mit uns weitermachen, als wir „Return To Zero“ aufnehmen wollten. Und dann fanden wir Apollo. Stehst du immer noch in Kontakt mit euren ehemaligen Mitgliedern? Ja, natürlich. Ich bin froh, sagen zu können, dass ich immer noch sehr gut mit unseren Ex-Musikern auskomme.


Apollo kam vor drei Jahren zu euch, richtig? Er ist auch ein fantastischer Sänger, der hier und da grossartige, frühe Ian Gillan-Vibes einstreut. Wie kam er zu euch und wie haben seine Fähigkeiten dein Songwriting beeinflusst? Ja, er ist seit fast drei Jahren dabei. Er kommt aus der gleichen Gegend wie Ludwig (Witt, drums) und ich. Ich kannte Apollo schon einige Jahre und wir hatten bereits 2005 zusammengearbeitet, als er mit uns für das „Doomsday Machine“ Album von Arch Enemy ein paar Backing Vocals aufnahm. Ludwig hatte mit Apollo auch schon lange zusammen in einer Coverband gespielt und er war es, der ihn dann 2010 für Spiritual Beggars empfahl. Meiner Meinung nach hatten wir drei fantastische Sänger in dieser Band und ich habe wahnsinnig gerne mit ihnen allen gearbeitet. JB verfügte über eine grossartige Bariton-Stimme und Apollo ist mehr im Tenor zuhause, ähnlich wie unser erster Sänger Spice. Ich schreibe extrem gerne für Apollos Stimme, denn er besitzt ein grosses Spektrum an Emotionen und das öffnet viele Türen, um neue Dinge auszuprobieren. „Earth Blues“ ist etwas weniger heavy, dafür aber bluesier und mehr in Richtung Classic Rock ausgefallen als „Return To Zero“. Kannst du eure musikalische Entwicklung der letzten drei Jahre beschreiben? Mit „Earth Blues“ sind wir rauer und direkter geworden. Wir haben im Studio live aufgenommen, was den Songs eine frühe 70er-Jahre Atmosphäre verleiht. Das ist cool, weil das ähnlich wie in unserer Anfangszeit klingt – roh und organisch. Ich bin aber trotzdem auch immer noch sehr stolz auf „Return To Zero“, es ist eins meiner Lieblingsalben in unserer Diskografie. Es war etwas epischer und hatte sogar einige 80er-Jahre Metal-Vibes. Ich denke, wir gehen einfach durch verschiedene kreative Phasen mit der Band, das lässt es interessant bleiben. Ich mag es nicht, immer wieder das gleiche Album aufzunehmen. Hast du je daran gedacht, Angela (Gossow, Sängerin bei Arch Enemy und Amotts Lebensgefährtin) als Gastsängerin bei Spiritual Beggars einzuladen? Hätte sie da überhaupt Lust drauf? Sie mag einige unserer Songs, aber wir haben noch nie darüber gesprochen, dass sie auf einem Album mitsingt. Sie hat uns allerdings ihr Talent zur Verfügung gestellt, als sie die Lyrics zu „The Chaos Of Rebirth“, einem Song auf „Return To Zero“, geschrieben hat. Das war sehr cool! Du bist ein grosser Michael Schenker Fan, was man auch an deinem Gitarrenspiel hören kann. Was genau fesselt dich an seinem Stil? Aus meiner Sicht hat er mit die besten Riffs in der gesamten Rock'n'Roll-Geschichte geschrieben und auch einige der mörderischsten Soli aller Zeiten gespielt. Er hat einen unglaublichen Sound und kann ‚shredden', ohne den gefühlvollen, melodischen Touch zu verlieren. Ich muss sagen, dass mich alles, was dieser Mann zwischen 1974 und 1982 geschrieben hat, immer noch total umhaut. Das ist die Guitar Master Class, von der ich mich immer wieder inspirieren lasse. Du hast mit ihm und Leslie West (Mountain) auf Schenkers Soloalbum „Temple Of Rock“ den Song "How Long (3 Generations Guitar Battle Version)" eingespielt. Wie ist es zu dieser Kollaboration gekommen? Ich habe Michael und Leslie zum ersten Mal bei der NAMM 09 (jährliche Musikmesse in Anaheim, Kalifornien) getroffen. Ich wurde von Elliott Rubinson, dem CEO von Dean Guitars, zusammen mit ihnen zum Abendessen eingeladen. Ich war immer schon ein Riesenfan von Schenker; seine Arbeit mit UFO oder die frühen Alben von MSG (Michael Schenker Group) sind unglaublich und waren eine meiner grössten Inspirationen. Leslie West und seinen wunderbaren Sound auf den frühen Mountain-Alben habe ich auch immer bewundert. Es war also ein ziemlich surrealer Abend für mich, am gleichen Tisch wie diese Legenden zu sitzen und mit ihnen über einen Haufen interessanter Dinge zu sprechen. Eine tolle Erfahrung und schöne Erinnerung. Mehr hatte ich auch gar nicht erwartet, ich war zufrieden damit. Aber ein paar Monate später erhielt ich eine Email von Schenkers Manager, der mich fragte, ob ich Lust hätte, auf seiner neuen Platte zu spielen! Ich war total aufgeregt und habe mich geehrt gefühlt, aber gleichzeitig war ich auch ziemlich besorgt, weil ich wirklich hohe Qualität abliefern und neben diesen Gitarrenhelden nicht wie ein Idiot dastehen wollte. Es gab eine strikte Deadline und ich war gleichzeitig mit Arch Enemy auf Festivaltour. Das musste alles so schnell gehen, dass ich in der Zeit

kein Studio buchen konnte, um meinen Part aufzunehmen. Es endete damit, dass ich meinen Teil im Arch Enemy Proberaum einspielte, die Files dem Produzenten schickte und er damit glücklich war. Leider war das halt keine Gelegenheit, bei der wir alle drei im gleichen Studio aufnehmen konnten. Das wäre eine sehr interessante Möglichkeit für mich gewesen, aus erster Hand etwas von den Jungs zu lernen. Vielleicht ein anderes Mal. Du bist selbst ein sehr vielseitiger Gitarrist und hast einen ganz eigenen Stil mit diesem speziellen „flow“, der zu deinem Trademark geworden ist. Was fordert dich beim Spielen heraus? Gibt es Dinge, die du noch lernen möchtes? Danke für das Kompliment! Meine Herausforderung ist, dass ich noch eine Menge mit meiner Gitarre erreichen möchte und ich lerne natürlich immer noch dazu – technisch, aber auch vor allem beim Songwriting. Ich glaube, dass Musik eine lebenslange Reise für alle von uns ist. Ihr spielt in ein paar Tagen in Mexiko, das ist ganz schön weit für ein einziges Konzert! Warst du mit Spiritual Beggars schon mal da? Ich weiss, dass du mit Arch Enemy bereits dort gespielt hast. Ja, wir sind schon ziemlich aufgeregt! Ich bin oft in Mexiko und ganz Lateinamerika mit Arch Enemy aufgetreten, aber es ist tatsächlich das erste Mal für die Beggars. Die Schweiz ist zwar ein ziemlich kleines Land um zu touren, aber ihr habt jetzt auch „nur“ in Pratteln gespielt. Stehen die Chancen gut, dass ihr bald wieder zu uns kommt? Das hoffen wir doch sehr! Wir planen eine weitere Europatour im Herbst und es wäre klasse, wenn die Schweiz auch dabei ist. Anm.: Der WDR hat im Rahmen der Rockpalast-Serie den Auftritt der Spiritual Beggars am 16. April 2013 im Kölner Underground gefilmt, der hiermit wärmstens empfohlen wird: http://www.wdr.de/tv/rockpalast/extra/videos/2013/0416/spiritual_beg gars.jsp


CD Hard/Heavy/Metal

KLASSIKER

HUNTRESS Starbound Beast Napalm Records mv. Huntress, die kalifornische OkkultHeavy Metal Band um die sexy Sängerin Jill Janus,

CRIMSON GLORY Transcendence MCA/Roadracer lg. Praktisch auf jeder ernstzunehmenden MetalKutte ist das Logo von Angel Witch zusammen mit dem Baphomet aufgenäht, was die Bedeutung dieser New Wave Of British Heavy Metal Legende unterzeichnet. Trotz nur eines Albums, das als Meilenstein betrachtet werden kann (nämlich das hier rezensierte Erstlingswerk Angel Witch aus dem Jahre 1980), meist schwierigen Jahren sowie teilweise ein vollständiges Verschwinden von der Bildfläche, ist die Band um Frontmann und einzig konstantes Mitglied Kevin Heybourne (v./git) nach wie vor aktiv und hat im letzten Jahr ihr mittlerweile viertes Album "As Above, So Below" veröffentlicht, das locker nach dem Debüt als das zweitbeste Album der Bandgeschichte betrachtet werden kann. In diesem Jahr haben Angel Witch zudem ihre konzertmässige SchweizPremiere gefeiert (15. Februar im Kiff in Aarau/s. Review im letzten TRACKS) und touren fleissig. Und nun zum Album, welches tausende Metal-Fans rauf und runter gehört haben und nach der bescheidenen Meinung des Autors als eines der besten und einflussreichsten Heavy Metal Alben aller Zeiten gilt. Schon der Opener "Angel Witch", die Bandhymne schlechthin, zieht den Hörer in den Bann der sensationellen Musik. Weiter geht es mit dem eher schnellen "Atlantis" und dem genialen "White Witch", eines der ganz grossen Angel Withc-

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Klassiker. Das kurze "Confused" leitet dann ins doomige "Sorcerers" - ein Wahnsinnssong der erkennen lässt, woher Bands wie Mercyful Fate, Candlemass und Konsorten sich auch einen Teil ihrer Einflüsse haben. Das coole "Gorgon" (geiles Intro) rockt wieder ordentlich und wird von der ohrwurmartigen Single "Sweet Danger" gefolgt (wieso Kevin den Song nicht live mehr spielt, wird wohl für immer und ewig sein Geheimnis bleiben). Dem gemässigten und sehr schönen "Free Man" folgt mit "Angel Of Death" der wohl beste Track des Albums – so muss böser und ursprünglicher Metal klingen. "Devil's Tower" schliesst das Album als Outro. Angel Witch haben mit ihrem Debüt Geschichte geschrieben!!! Das sehr atmosphärische Artwork rundet dieses geniale Album ab. Besorgt euch unbedingt die 30th Anniversary Edition (2 CD), welche auch die genialen Non-Album Tracks wie "Baphomet" (einer der ganz grossen Bandklassiker), "Hades Paradise", "Loser", "Dr. Phibes", "Flight 19" und "Suffer" sowie DemosTracks (u.a. "Extermination Day") und Live-Sachen beinhaltet.

haben Vollgas gegeben und präsentieren bereits ein Jahr nach dem Release des Debut-Knallers "Spell Eater" ihr zweites Langeisen "Starbound Beast". War das Debut-Album noch überraschend brachialer, purer Stahl gespickt mit extrem variablen Vocals von Jill, so ist der Nachfolger nun doch einiges melodischer und gemässigter ausgefallen. Das mit Produzent Zeuss (Shadows Fall, Hatebreed) im Hobby Shop Studio in Los Angeles aufgenommene Album bietet melodischen Heavy Metal, welcher teilweise neu auch an Retro-Bands wie The Devils Blood, Graveyard oder Orchid erinnert. Dafür sind die Anleihen an King Diamond oder US Metal Bands wie Cage diesmal ausgeblieben. Auch der Gesang bleibt meist im kräftigen, melodischen Bereich, die Ausflüge in Death- oder Black Metal Bereiche sind weitgehend verschwunden. Highlights sind das schnelle "Zenith" und das sehr eingängige "I Want To Fuck You To Death" (was für ein Titel…). Viele Songs sind aber leider weniger zwingend als beim Debüt ausgefallen und man hätte doch bei einigen Refrains noch etwas mehr Zeit investieren sollen. Kein schlechtes Metal-Album, aber im Vergleich zum Debut doch eine kleine Enttäuschung. Fans von Female Fronted Metal und Okkult Metal können natürlich trotzdem bedenkenlos zuschlagen.

GHOST (B.C.) Infestissumam Rise Above Records/Universal lg. Papa Emeritus II und seine "Group of Nameless Ghouls" (alle aus Schweden, aber nach wie vor mit unbekannter Identität), legen mit "Infestissuman" den Nachfolger zum abgefeierten Debüt "Opus Eponymous" (2010) vor. War das Debüt noch geprägt von Hits wie "Elizabeth" und "Ritual", beinhaltet Infestissuman keine solchen Knaller, überzeugt aber als sehr kompaktes, theatralisch-okkultes Hard-Rock Album mit sowohl Einflüssen aus den Bereichen des Pops sowie des psychedelischen

Rocks. Schon das Intro packt den Hörer und geht dann nahtlos in das am Ehesten hitverdächtige "Per Aspera Ad Inferi" über. Das bereits vorab live gespielte "Secular Haze" betört durch die sehr prägende Orgel. Ein wahres und originelles Highlight ist "Guleh/Zombie Queen", das als Song fast mit einem Kurz-Horrorfilm gleichgesetzt werden kann, so viele Stimmungen sind im Track enthalten. "Year Zero" ist wohl der beste Song des Albums und packt durch seine Melodien und Chöre – die Stimmung wirkt fast (un)sakral. Sehr gut gefällt auch der Rausschmeisser "Monstrance Clock", der in ein Orgelfinale mündet "Infesstissumam" ist grosses Theater, das mit einer gewaltigen Prise sehr dunklen und kranken Humors versehen ist, aber im Vergleich zum übermächtigen Vorgänger ganz leicht den Kürzeren zieht!

SATAN Life Sentence Listenable/Irascible lg. "Life Sentence" könnte eines der besten Metal-Alben des Jahres werden! Die New Wave Of Britisch Heavy Metal Legende Satan war von je her auf der komplexeren Seite dieser Musikrichtung anzusiedeln. Dies liegt vor allem an den genialen und doppelten Gitarrenläufen des Duos Steve Ramsey und Russ Tippins, welche Satan mit Iron Maiden zu einer der progressiveren NWOBHM-Bands machen. Die über jeden Zweifel erhabene Rhythmussektion mit Graeme English (bs.) und Sean Taylor (dr.) legt zudem das Fundament für den perfekten und mit einer unverkennbaren Klangfarbe versehenen Gesang von Brian Ross. Einzelne Songs hevorzuheben macht hier gar keinen Sinn, denn "Life Sentence" ist auf gleichbleibendem hohem Niveau: schnelle und vor Energie sprühende Songs, reine Spielfreude aller Musiker und phantastische Gitarrenduelle sowie der famose Gesang von Brian Ross, der darüber thront. Zu nennen ist bloss, dass mit "Another Universe" eine Halbballlade das Album beschliesst. Somit ist "Life Sentence" das zweitbeste Satan Album nach dem Überklassiker "Court In The Act" (1983) – dies auch unter Berücksichtigung aller unter anderen Bandnamen (Blind Fury, Pariah) veröffentlichten Scheiben. Super Scheibe. für welche eine unbedingte Kaufempfehlung auszusprechen ist, und sicher eine Zeit lang, wenn nicht lebenslänglich süchtig machen wird.


METAL-X

Der Garant für laute und harte Musik - in Basel via UKW und generell via Internet

Inserat FRONTIERS

Seit 14 Jahren rockt Laurent Giovanoli einmal pro Woche den Äther mit hartmetallischen Klängen. Seit 2004 Jahren mischt auch Sami Abdel Aziz gehörig mit. Jeden Dienstagabend ist Heavy Metal in all seinen Variationen der stählerne Trumpf auf Radio X, dem Jugend- und Kultursender für die Region Basel. Metal-X, so der Name der Sendung, setzt auf einen Mix zwischen Klassikerstoff, Aktualitäten und Obskuritäten sowie mehr oder weniger allen Spielarten des Heavy Metal und der umliegenden Genrelandschaft. Die beiden Moderatoren konzentrieren sich schwerpunktmässig auf ihre bevorzugten Musikstile: Laurent auf Doom Metal, Thrash Metal, traditioneller Heavy Metal sowie generell 80er Jahre Metal und Sami auf Death Metal, Grindcore, Hardcore und Jazz. Das Duo von Metal-X legt einen speziellen Fokus auf lokale Bands und bietet ihnen eine Plattform. Highlights sind neben der exklusiven Musikauswahl auch die zahlreichen Interviews, sowohl mit lokalen als auch internationalen Bands, sowie die wöchentlichen Verlosungen, sei es Tickets, CDs,Shirts, oder alles zusammen Auf den Punkt gebracht: dr totali waahnsinn, slow deep and hard, jede Zischtig ab de nüne… Metal-X, jeden Dienstag Abend von 21 bis 22 Uhr. Frequenzen sowie Webstream auf www.radiox.ch. Weitere Infos sowie Playlists auf http://metal-x.radiox.ch/


FESTIVAL TIPPS

Sursee

www.summersound.ch 3.+ 4.8.2013

ZELL (LU) www.openquer.ch 5.-6.7.2013

BAD RAGAZ www.quellrock.ch 21.-22.6.2013 www.voicesontop.ch 10. - 13.10.2013

LIVE WIRE

Programm: Samstag, 3.8.2013

GOTTHARD, BLIGG, STRESS PATENT OCHSNER, DADA ANTE PORTAS Programm: STEFANIE HEINZMANN, SLAM&HOWIE, MAXXWELL,THE VIBES, CHANNELSIX, ERICA ARNOLD, ROLLING TONGUES, PILEDRIVER, LIVE WIRE Preise: Tages-Tickets: CHF Festival-Pass: CHF 44.Camping: Ja, im Preis inbegriffen Parkplatz: Ja, im Preis inbegriffen

Preise: Sitzplatz: CHF 145.-, Stehplatz 95.Kinder: CHF 49.Sonntag, 4.8.2013

SUMMER SOUND COMEDY KAYA YANAR, MARCO RIMA, VERI MÜSLÜM & BAND, PEACH WEBER Preise: Kat.1 99.-, Kat.2 77.-, Kat.3 55.Kinder: 50% Ermässigung

Camping: nein Parkplatz: ja, kostenpflichtig

Programm: Sinéad O’Connor, Francesco De Gregori, 77 Bombay Street, Toploader, Seven, Caroline Chevin, ZiBBZ, Redwood, Luk von Bergen, Madison Violet, Bündnerflaisch & Guests uvm

Preise: viele Konzerte sind kostenlos / Hauptkonzerte ab CHF 75.Parkplatz: Ja, Parkhaus Rondo

SCHAFFHAUSEN WINTERTHURER MUSIKFESTWOCHEN

www.starsintown.ch 7.8.-10.8.2013

www.musikfestwochen.ch 14.-25.8.2013 Programm: TRAVIS, GLEN HANSARD, SEA+AIR, SPORTFREUNDE STILLER, CASPER, ROYAL REPUBLIC, KASHMIR, KNACKEBOUL, HATHORS, MY NAME IS GEORGE, THE DOODES, HECHT, EFTERKLANG, MIN KING, DOTA, STILLER HAS, SCHTÄRNEFÖIFI, TURBOSTAAT, BUDZILLOS, VELVET TWO STRIPES u.v.m

Preise: unterschiedlich, auch viele kostenlose Konzerte Camping: Nein Parkplatz: Nur wenige öffentl. Parkplätze, ÖV benutzen

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ARBON www.summerdays.ch 23.-24.8.2013

Programm: JAMIE CULLUM, KATIE MELUA, MIKE & THE MECHANICS, SILBERMOND, 77 BOMBAY STREET, ALOE BLACC, PATENT OCHSNER, SEVEN, THE STRAITS uvm Preise: 1-Tagespass zwischen 78.- und 82.2-Tagespass 139.- (Tage frei wählbar) 4-Tagespass 259.Camping: Nein Parkplatz: Gratisplätze signalisiert + öffentliche/Parkhaus

Programm: JOE COCKER, KROKUS, EARTH WIND & FIRE EXPERIENCE, DIE FANTASTISCHEN VIER, NAZARETH, SUNRISE AVENUE, 77 BOMBAY STREET, CANDY DULFER, SEVEN, LES SAUTERELLES, ADRIAN STERN, LINA BUTTON Preise: 1 Tagespass: 94.- (Freitag ausverkauft) 2 Tagespass: 94.Camping: Ja, 14.50 Parkplatz: Ja. 10.- pro Tag


Aarau

Bellinzona

Leckerbissen unterm Sternenhimmel Über die letzten Jahre lockten die verschiedenen Open Air Kinos der Schweiz eine immer grössere Publikumszahl in die „Kinosäle“ unter freiem Himmel. Die willkommene Alternative zum herkömmlichen Kinobesuch erfreut damit speziell Cineasten, die warme Sommerabende ungern in vollbesetzten Räumen verbringen, aber deshalb in dieser Jahreszeit ebenso ungern auf ausgewählte FilmHighlights verzichten.

Murten

St. Gallen

Brig

Uster

Delémont

Vevey Arbon

Fribourg

Hallwyl

Heidegg

Kreuzlingen

Lugano

Unter den zahlreichen Open Air Kino Angeboten sticht besonders das Luna Open Cinema heraus. An zwanzig Orten der Schweiz in allen Landesteilen, von Arbon bis Lugano, von St. Gallen bis Vevey, präsentieren die Coop-Kinos die neuen Blockbuster, preisgekrönte Sternstunden des Filmschaffens und herausragende Dokumentationen in traumhafter Kulisse. Sei es am Ufer eines Sees, in einer grünen Parklandschaft oder in mittelalterlicher Kulisse, die Ambience der Spielorte trägt zu einem aussergewöhnlichen Erlebnis bei. Da diese Events auch viele ältere Besucher anlocken, die den Trubel geschlossene Kinosäle eher meiden, sind die Luna Open Air Cinemas ein generationsübergreifender Spass für die ganze Familie. Dass zudem auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommt, dafür sorgt je nach Spielort ein unterschiedliches kulinarisches Angebot – alles in allem eine perfekte und entspannte Art, einen unterhaltsamen Sommerabend in freier Natur zu verbringen. Unter den filmischen Highlights befinden sich in diesem Jahr neben aktuellen internationalen Bestsellern wie u.a. „James Bond – Skyfall“, Quentin Taratino's „Django Unchained“, „Hitchcock“, „The Great Gatsby“ oder „The Hangover 3“, cineastische Leckerbissen wie „Life Of Pi“, „The Sapphires“ als Vorpremiere, „KonTiki“, Pedro Almodovars „Los Amantes Pasajeros“ oder Carlos Sauras „Carmen“, auch hoch unterhaltsame heimischen Produktionen wie u.a. Victor Giacobbos „Der grosse Kanton“ und faszinierende Dokumentationen wie „More Than Honey“ oder „Alpsummer“. Ausführliche Informationen zu den einzelnen Spielorten und dem jeweils wechselnden Filmangebot inkl. Trailer sind unter www.open-air-kino.ch zu finden, wie auch Eintrittspreise, Öffnungszeiten und sonstige spezielle Angebote.

Luzern

Martigny

Weinfelden

Wohlen

Zofingen

Zug

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Bereits zum fünften Mal in Folge findet das Stars Of Sounds Festival in wunderschöner Kulisse am zweiten Juli-Wochenende auf dem Aarberger Stadtplatz statt.

hh. Den Auftakt besorgen am Freitag, 12.7. internationale Acts. Wie vom Stars Of Sounds gewohnt, werden auch dieses Jahr hinsichtlich Qualität keine Kompromisse gemacht. Den Abend eröffnen wird die holländische Saxophonistin CANDY DULFER mit funkigen Sounds. Die Ausnahmemusikerin gehört weltweit zu den respektiertesten Musikerinnen, ihre Mitarbeit an Plattenaufnahmen und Live-Shows sicherten sich bislang solche Acts wie Pink Floyd, Prince, Maceo Parker, Van Morrison (um nur einige zu nennen). Ihr Album „Saxuality“ wurde als „Bestes Instrumentale Popalbum“ für die Grammy Awards nominiert. Mit einer der langjährig erfolgreichsten deutschen Formationen DIE SÖHNE MANNHEIMS geht es weiter. Mitgründer Xavier Naidoo hat die Truppe zwar inzwischen verlassen, ein Qualitätsverlust bedeutet das aber nicht. Mit Hits am Laufmeter und dem einzigartigen Mix aus Pop, Soul, Rock, R'n'B und HipHop sind die Mannheimer Garanten für musikalischen Hochgenuss. Der Ausklang des Freitags steht im Zeichen des Rock'n'Roll. Für ein Höchstmass an guter Laune und Spass werden THE BASEBALLS besorgt sein, die mit ihrem in 50s-Style Rockabilly verpackten Coverversionen aktueller Hits zu europaweiten Chartsstürmern avancierten. Besonders ihr Rihanna-Cover „Umbrella“, mit dem sie den Durchbruch schafften, dürfte jedem Popfan immer noch in den Ohren klingeln. Die Bühnenshows des Trios sind legendär, die bisherigen Schweizer Konzerte waren durchweg ausverkauft.

CANDY DULFER

THE BASEBALLS

DIE SÖHNE MANNHEIMS

77 BOMBAY STREET

LUK VAN BERGEN

Der Samstag, 13.7., steht im Zeichen heimischen Musikschaffens. Und der berner Mundart-Pop ist gleich zwei Mal vertreten. Beginnen wird LUK VAN BERGEN, der im März sein zweites Album „Planet“ in die Läden brachte. Textlich wird der Melonenträger gern mit Büne Huber verglichen, gerechterweise muss man allerdings sagen, dass Van Bergen durchaus seinen eigenen Stil entwickelt hat. Mit seinem Sound ist er der perfekte Appetizer für besagten Büne Huber und seine PATENT OCHSNER. Zweifellos wird ein tausendfacher Chor durch Aarberg erschallen, wenn die Ochsner ihre Klassiker wie „W.Nuss vo Bümplz“, „Scharlachrot“ oder „Bälpmoos“ zum Besten geben. Den Rausschmeisser machen 77 BOMBAY STREET. Ihr Erfolg ist geradezu phänomenal. Das Debütalbum „Up In The Sky“ beförderte die Geschwister tatsächlich genau dahin. Ausgezeichnet mit Doppelplatin hält sich das Album seit mehr als 90 Wochen ununterbrochen in den Schweizer Charts, zudem kassierte die Truppe zwei Swiss Music Awards. Ihr zweites Album „Oko Town“ ist auf bestem Weg, den Erfolg des Debüts zu kopieren. Die lockeren Popsongs der Bündner sind genau der richtige Stoff, um die Besucher des diesjährigen Stars Of Sounds beschwingt und mit bester Laune in eine hoffentlich warme und trockene Sommernacht zu entlassen. Alle nötigen Infos sind unter www.starsofsounds.ch/aarberg einzusehen.

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SPAN

The Heart of RocknRoll is still beating

hh. Seit knapp vierzig Jahren gehören die Berner Rock'n'Roller zum Basisinventar der Schweizer Musikszene. Kein anderer Act ausser Polo Hofer, der sich die Dienste der SpanMusiker alias Schmetterding auch schon sicherte, hat die Mundart-Szene dermassen nachhaltig geprägt. Von Müdigkeit ist bei Span auch 2013 keine Spur, im Gegenteil. Mit einem neuen Album, das mit tollen Songs die Brücke zwischen damals und heute schlägt, zeigt das Quartett, dass das Feuer im „Rock'n'Roll Härz“ immer noch brennt. TRACKS erkundigte sich bei Span-Gitarrist Schöre Müller nach dem aktuellen Stand der Dinge. Wann erschien euer letztes Album? Das war „Maraton“ 2006. Da hatten wir siebzehn Nummern drauf gepackt, weil wir uns nicht entscheiden konnten, welche wir lieber weglassen sollten. Warum hat es sieben Jahre gedauert bis zum neuen Album? Vor vier Jahren ist unser langjähriger Drummer Matti Kohli, der Bruder von unserem Bassisten Christoph, ausgestiegen. Er hatte einfach die Schnauze voll und wollte sein eigenes Ding machen. Wir haben dann erst mal einen neuen Drummer gesucht und sind mit Mätthu Nydegger fündig geworden. Das ist ein junger Mann, der kannte Span gar nicht. Zuerst wusste er nicht so recht, ob er bei uns einsteigen wollte. Aber dann hat er sich mit unserer Musik intensiver befasst und das hat ihn wohl fasziniert. Er ist ein wunderbarer Mensch. Er sagt nicht viel, aber was er sagt hat Hand und Fuss. Und er ist ein fantastischer Backing-Sänger. Da brauchten wir ein paar Jahre, bis wir zusammen eingespielt waren und das Gefühl hatten, jetzt wollen wir mal wieder ein neues Album angehen. Das Gute an diesem Album ist, dass jeder von uns am Songwriting beteiligt war. Selbst unser Drummer hat zwei Songs beigesteuert. Dadurch hat das Album eine grosse musikalische Bandbreite erhalten. Span wurden 1975 gegründet. Woher holt man sich nach fast 40 Jahren immer noch die Motivation neue Songs und

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Platten zu machen? Die Motivation kommt aus der Musik an sich. Weil Musik machen etwas vom geilsten ist, aus Freude an der Musik und weil man durch Musik immer wieder aufs Neue überzeugt werden kann. Wir machen Musik, weil wir Spass daran haben und nicht weil wir das müssen oder nicht aufhören können. Deshalb haben wir uns gesagt, egal wie alt wir sind, jetzt geht's los, jetzt zeigen wir den Schweizer Musikliebhabern, dass es uns noch gibt und wie Span im Jahre 2013 klingt. Wo wurde das Album aufgenommen? Also, bevor wir überhaupt mit einer Plattenfirma gesprochen haben, hatten wir eineinhalb Jahre lang das Album vorbereitet. Wir hatten sechzehn Songs vorproduziert und auch schon aufgenommen – es war ein langwieriger Prozess. Dann kamen wir mit dem Produzenten Pele Loriano zusammen und sein Plan war, das wir die Songs auf unseren alten Instrumenten und mit Anlagen aus den 70ern einspielen und dem Ganzen dann einen 2013 Sound verpassen. Die Basics haben wir im 2Inch Studio in Goldau aufgenommen, ein Schlaraffenland für Gitarristen. Da steht eine unglaubliche Auswahl an verschiedenen Gitarren rum, was das Herz begehrt. Und bei Verstärkern genauso, alte Marshalls oder Vox, die gar nicht mehr hergestellt werden und alte Effektgeräte – alles vom Feinsten. Den Gesang haben wir in Pele Lorianos Studio in Winterthur aufgenommen.


Mit „Rock'n'Roll Härz“ seid ihr beim Branchenriesen Universal gelandet. Für eine alte Band wie Span doch eher erstaunlich. Wie ist das passiert, war das Zufall? Ich bin der Meinung, dass es keine Zufälle gibt. Das ist meine Lebensphilosophie. Es kommt immer so, wie es kommen muss. Auch Scheisse hat seine Berechtigung, oft kommen die grossen Würfe, wenn man richtig in der Scheisse steckt. Wir hatten mit allen wichtigen Plattenfirmen gesprochen und bis auf zwei hätten uns auch alle genommen. Unser Booker hat einen Draht zu Universal und hat uns diesen Deal vermittelt. Wie lange haben die Aufnahmen gedauert? Für die Basics hatten wir fünf Tage, für die Gitarren-Overdubs vier Tage, dann drei-vier Tage für die Keyboards und etwa vier Tage für den Gesang. Alles zusammen so ungefähr 20 Tage reine Aufnahmen ohne Endmix. Gemischt wurde dann in den USA, wo unser Produzent einen Freund hat, auch ein Schweizer, der dort in einem Studio arbeitet und gemastert wurde das Album dann wieder in der Schweiz. Wie ist die Zufriedenheit innerhalb der Band mit dem neuen Album im Vergleich zu euren anderen Platten? Die ist extrem gross. Das ist ja das elfte Album von uns. Wir haben auch von unseren Freunden und Musikerkollegen sehr, sehr positive Feedbacks erhalten. Für mich war es eine wahnsinnig lehrreiche Zeit, mit diesen jungen Leuten an dem Album zu arbeiten. Die haben sehr viel drauf, sowohl technisch wie musikalisch. Und die arbeiten sehr präzise, immer auf den Punkt fokussiert. Da ist nichts mehr von diesem Hippietum à la „spiel doch einfach mal drauf los“. Ich persönlich hatte soviel Spass, das Album aufzunehmen – ich bin einfach stolz und glücklich über dieses Produkt. Ich spüre, dass es der ganzen Band ebenso geht. Es ist irgendwie eine andere Atmosphäre als auch schon. Wir gehen verzeihlich miteinander um, wir kommunizieren und haben echt Fun zusammen. Du bist musikalisch ja noch in anderen Projekten sehr aktiv. Wie bekommst du das alles unter einen Hut? Für mich hat sich das jetzt sehr schön aufgegliedert. Dadurch, dass sich bei Span jetzt musikalisch etwas verändert hat, dass die Songs und die Arrangements Priorität haben und es nicht mehr darum geht, gitarristische Höchstleitungen zu vollbringen – was mir sehr gut gefällt -, habe ich die Möglichkeit, mit meiner anderen Band RockustiX die andere Art zelebrieren zu können. Dann spiele ich auch oft mit Phipu Gerbers Band zusammen, das ist für mich das Nonplusultra, weil ich im Blues zuhause bin. Terminkollisionen gibt es da aber momentan nicht, denn die Priorität liegt ganz klar bei Span. Ausserdem machen wir mit RockustiX nicht sehr viele Gigs, denn die Musiker dort spielen auch noch alle in anderen Bands. Und bei Phipu kann ich als Gast immer mitspielen, wenn ich möchte, was eine grosse Ehre für mich bedeutet, aber die können ja auch ohne mich spielen. Wie geht es nun weiter mit Span? Wir wollen natürlich so viele Konzerte spielen wie überhaupt möglich. Denn wir sind generell eine Live-Band. Da wir schon so lange zusammen aktiv sind, gehören wir ja zum festen Schweizer Musikinventar und die meisten Leute kennen die Band. Das heisst aber nicht, dass die auch alle an unsere Konzerte kommen und das wollen wir mit dem neuen Album ändern. Wir wollen zeigen, dass wir auch heute noch mithalten können – mit viel Spass und Freude. Apropos Spass und Freude, kannst du den „Louenesee“ eigentlich immer noch hören bzw. spielen. Hängt dir das Lied nicht nach gefühlten 100'000 Mal zum Hals raus? Da kann ich mit wirklich gutem Gewissen sagen, es gibt doch nicht viel Schöneres als wenn du einen Song schreibst, der eine Eigendynamik entwickelt. Der nie ein Hit in den Charts war, aber der sich durch Eigendynamik ins Schweizer Volksliedgut gespielt hat. Ich finde es einen tollen Song und spiele ihn gern. Es ist doch schön, wenn die Leute daran Freude haben – Give the people what they want! Andere Bands haben nicht einen einzigen Song womit sie identifiziert werden können. Wir sind froh, dass wir diesen Song haben, weil er uns auch schon viele Türen geöffnet hat.

GLORIA VOLT

hh. Die Winterthurer feiern auf „The Sign“ Partyrock der Marke AC/DC, Rose Tattoo, CD : Subversive Records The Cult und verbreiten damit durchweg gute Laune. Die Truppe, die man auch als Vinyl : Lux Noise Deutschschweizer Antwort auf die Welschen Sideburn bezeichnen kann, besteht aus gestandenen Rockern, die sich ihre Sporen in Bands wie LOST PURITY, HUKEDICHT, TRANSMARTHA ODER PORNOLÉ abverdient haben. Die Routine und Erfahrung der Musiker ist auch diesem Album anzuhören. Gloria Volt wissen was sie können und lieben und machen überhaupt gar nicht erst den Fehler musikalische Gefilde auszuloten, in denen sie nicht sattelfest sind. Das heisst für „The Sign“: straighter, harter Rock'n'Roll – direkt und mitten in die Fresse produziert. Fette, laute Gitarren und eine treibende Rhythmus-Sektion. Sänger Fredi Volvo präsentiert sich in bester Form, passt stimmlich mit seinem rauen Organ perfekt zum Bandsound und liefert knallige Hooklines, die besonders live für mächtig Stimmung beim Publikum sorgen dürften. Wie überhaupt alle Songs des Albums prädestiniert für die Bühne sind. Hardrock-Fans, die Gloria Volt live gesehen haben, werden sich das Album kaufen und Besitzer des Albums werden sich Gloria Volt definitiv auch live reinziehen wollen. Was will man mehr – Mission erfüllt! Das Album ist auch als Vinyl-Version erhältlich.

The Sign

LES SAUTERELLES hug. Alles, was ihr für uns getan habt, liebe Today

Sauterelles, in grossen Ehren: Ihr wart die Beatles der Schweiz, lange bevor Polo Hofer der Bob Dylan der Alpen wurde (oder wars der Bruce Springsteen des Berner Oberlands?). Das war gut. Erzählen jedenfalls unsere Eltern mit glückseligem Lächeln. Und danach kamen viele gute Leistungen, von Peter Glanzmann und Freddy Mangiii, von Düde Dürst sowieso und von Toni Vescoli insbesondere. Und ja: wir mögen Tony dafür, dass er immer sein Ding durchgezogen hat, in guten wie in schlechten Zeiten, und wir lieben seine Frau Rutli, die coolste Nicht-Rocker-Rockerbraut der Welt. Und nun haben sich die Sauterelles in Urformation nach 45 Jahren wieder zusammengetan. Eine Art Travelling Wilburys der Schweiz. Das kann man machen. Aber meine Herren: Nicht so. Sorry. Bei allem Respekt. Aber diese Lieder klingen wie eine Altherrenband, die sich nurmehr vage an ihre Ziele und Utopien von einst erinnert und keine neuen mehr hat. Das ist nicht mal richtige Nostalgie. Es sei denn, man ist schon 70 und darf noch immer Auto fahren, «Today» als Abwechslung zum Howard-Carpendale-Tape. Danke, aber leider nein. Les Sauterelles

ZLANG ZLUT Zlang Zlut Czar of Crickets

hug. Erstmal: Cooler Name. Im Dialekt ausgesprochen, könnte es eine MundartPop- oder -Rockband sein. Englisch ausgesprochen könnte es irgendwas IndieMässiges sein. Letzteres trifft zu: Die Band besteht lediglich aus dem Duo Fran Lorkovic und Beat Schneider, und die beiden lassen es mit ihren Instrumenten ordentlich krachen. Fran war vor langer langer Zeit Schlagzeuger bei Erotic Jesus und Undergod und somit ausgewiesener MetalDrummer, Beat ist ein klassisch ausgebildeter Cellist und war unter anderem

mit Stephan Eicher auf Tournee. Eine interessante Kombination! Auch wenn im Studio ganz vereinzelt Hilfe herbeigeholt und vielleicht hie und da ein Overdub gesetzt wurde: Zlang Zlut beschränken sich auf die beschränkten Möglichkeiten eines Drum/Saiten-Rockduos, holen aber aus dieser Ausgangslage das beste heraus, pflegen wohlüberlegte Dynamik in den Songs und über das ganze Album und bleiben abwechslungsreich. Im Gegensatz zu den meisten anderen Drums/Saiten-Rockduos wollen Zlang Zlut auf ihrem regulären Debüt nicht nur lustig sein.

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mg. Von wegen es gibt nichts Neues mehr in der Musik. Der Kreativität sind eben keine Grenzen gesetzt. Und ein Beispiel dafür sind die Jungs von FAQ aus der Schweiz. Ein wahrer Cocktail aus Electro, Indie , Rock und Acoustic, und dem Einbinden der verschiedensten Instrumente, wird den musikalischen Geschmacksnerven der Fans serviert. Mittlerweile haben sie um die 300 Shows in Europa und den USA gespielt, unter anderem mit Apoptygma Berzerk, Diary of Dreams und Unheilig. TRACKS hat Phil und Pille von FAQ zu einem Gespräch eingeladen. FAQ ist eine Abkürzung. Erzählt mal aus welcher Situation heraus diese Abkürzung und deren Bedeutung entstanden ist. Hatte ja auch mit dem früheren Bandnamen zu tun…. Phil: Die Entscheidung, den Namen zu wechseln war nicht nur freiwillig... Wir hatten ein rechtliches Urheberproblem mit dem Namen CARPE DIEM und um Probleme zu vermeiden, habe ich mich entschieden, den Namen zu ändern. Als dies publik wurde kam von allen Seiten die Frage auf "warum und wieso?" - es wurde zur "häufig gestellten Frage" = "Frequently Asked Question" - erst war's Spass und ein paar Tage später dachte ich "FAQ, that's it!" Ihr habt einen ganz eigenen Musikstil, wenn man das so formulieren darf. Welche Einflüsse prägen euch? Es ist schwer euch einzuordnen in eine bestimmte Richtung. Was das Ganze jedoch wieder unheimlich interessant macht. Was hat sich im Laufe der Jahre verändert? Entwickelt ihr euch noch? Phil: Ich betrachte Deine Aussage als absolutes Kompliment - in diesem Sinne...Danke! :-) Mir ist klar, dass wir's dadurch den Fans und Hörer nie einfach gemacht haben, weil nie klar war, was beim nächsten Album zu erwarten ist. Ich habe es allerdings nie als eine Änderung des Musikstils betrachtet sondern immer als eine Weiterentwicklung. Einerseits aufgrund der Besetzung und den Leuten, mit welchen wir zusammengearbeitet

Der weitgereiste Schweizer Gitarrist Roger Staffelbach legt mit seiner neuen Band Artlantica ein heisses Eisen ins Feuer, welches Potential zum besten Melodic Metal Album des Jahres 2013 hat. TRACKS hatte die Gelegenheit, mit Roger zu sprechen.

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haben, anderseits durch die persönliche Veränderung und Entwicklung. Mit 20 denkt man anders als mit 30+. Für mich persönlich ist es wichtig, dass diese persönliche Entwicklung und Reife sich auch in der Musik widerspiegelt. So gesehen, sind die grössten "Einflüsse" das tägliche Leben. Musikalisch haben mich die letzten Jahre spannende und (ebenfalls) nicht zu schubladisierende Bands wie ARCHIVE, KASABIAN, SIGUR RÓS, UNDERWORLD etc. sehr inspiriert. Mir gefällt die Idee, dass sich Künstler auch weiterentwickeln, manchmal auch verändern DÜRFEN! Pille: Was mich betrifft, steht da definitiv Entwicklung nach wie vor an oberster Stelle; schliesslich geht es um das Erlernen und Umsetzen eines 4. Akkordes!!! Da die RAMONES mich doch ziemlich beeinflusst haben, durchaus ein sportliches Vorhaben…was mitunter vielleicht auch ein Stück weit erklärt, weshalb wir musikalisch schwer einzuordnen sind, wobei das hingegen sicherlich über die letzten Jahre so Einzug hielt. Schliesslich kommen Phil und ich aus 2 völlig, unterschiedlichen Musik-Richtungen….und über all die ganzen Jahre hat sich jeder von uns sowohl musikalisch weiterentwickelt, als auch den Horizont erweitert! Zwar kommen heute einerseits immer noch die eigenen Einflüsse zum Tragen – klar – aber auch die Tatsache, dass wir mittlerweile Interpreten, Künstler, Bands entdeckt haben, welche uns

lg. Als anfangs der 90er Jahre sich der Keyboarder Vitalij Kuprij (jetzt bei Trans Siberian Orchestra) und Roger Staffelbach in Luzern erstmals getroffen haben, konnte niemand erahnen, dass dies der Startschuss zu einer Fülle von genialen Melodic-Metal Alben war. „Vitalij wohnte damals in Sursee und als wir uns getroffen haben, war klar, dass wir eine Band gründen mussten“ so Roger. „Während meines Gitarrenstudiums am G.I.T. in Los Angeles konnte ich meine Demos Mike Varney, dem Chef des legendären Labels Shrapnel Records, vorspielen. Er zeigte Interesse an der Band, und so kamen Artension, wie die Band nun hiess, zu einem Deal“. Shrapnel Records legte immer das Hauptaugenmerk auf herausragende Gitarristen – man denke nur an die Label-Bands der 80er wie Vicious Rumors, Vinnie Moore, Exciter, Cacophony, Racer X, Hawaii oder auch Steeler (mit Yngwie Malmsteen). Artension brachten es insgesamt auf 7 Alben. „Auf allen Alben war John West am Gesang beteiligt, so dass es naheliegend war, ihn in meiner neuen Band Artlantica zu haben. Auch wollte ich mir nahestehende Personen in der Band, so dass John Macaluso am Schlagzeug und Mistheria an den Keyboards nun mit von der Partie sind“ so Roger. Mistheria (auch auf Bruce Dickinson's Soloalben zu hören) war bereits in der Nachfolgeband von Artension, Angel of Eden, am Start und mit John (TNT, Ark, Powermad, Riot, Yngwie Malmsteen) haben sich die Wege schon viele Male gekreuzt. „In dieser Konstellation haben wir sehr viel Spass, wir verstehen uns alle super. Auch konnte ich weitere geniale Gastmusiker wie Steve Di Giorgio (Sadus, Death, Testament) für den Bass, Dani Löble (Helloween) sowie Chris Caffery (Savatage, Trans Siberian Orchestra) für ein paar Gitarrensoli gewinnen. Auch wenn sich das wie eine All-Star Auflistung anhört, waren das alle die naheliegendsten Musiker


beiden gefallen! So fordern wir uns immer wieder auf's Neue heraus, Sachen auszuprobieren, miteinfliessen zu lassen! Die Songs handeln inhaltlich von was? Phil: Ist von Album zu Album verschieden. Bei IS PORNOGRAPHY ART? ging es um die Auseinandersetzung mit Kunst und persönlicher Grenzerfahrung. Das letzte Album, WHITECHAPEL, war ein Konzeptalbum, welches sich auf sehr vielschichtige und komplexe Art mit dem Fall JACK THE RIPPER, dem Frauenmörder von 1888, auseinandersetzte. Habe fast 2 Jahre lang den Fall "Privat" studiert und wollte unbedingt ein Album daraus machen - also eine Art Psychoanalytisches-Biographie-Album...natürlich ein Alptraum für jede Plattenfirma da "zu kompliziert und viel zu unkommerziell!" Musste es aber tun! Gibt es eine besondere Geschichte wie zum Beispiel ein bestimmter Song entstanden ist? Phil: Wie auch unsere jeweiligen Alben, so war auch der Entstehungsprozess jeweils sehr unterschiedlich. Interessant war er Prozess zu WHITECHAPEL. Zuerst haben wir während ein paar Wochen Ideen gesammelt und uns anschliessend ins gottverlassene Versazca Tal im Tessin zurückgezogen und uns für längere Zeit in einem Haus ohne Telefonanschluss dafür mit viel Absinthe verschanzt. Das Resultat war eben dieser "kommerzielle Alptraum". Pille: Naja, viel mehr gibt es eine – für mich -- besondere Geschichte zum Refrain unseres Songs „Something Beautiful“, als Phil 5 Minuten vor einer Live-TV-Performance bei einem deutschen Sender mit der Idee ankam, zusätzlich den Refrain – nicht wie bisher – sondern am Ende auf Schweizerdeutsch (!!!!) zu singen…die Backing-Vocals (also meine), versagten leider kläglicherweise aufgrund Texthänger. FAQ wird zeitweise auch von anderen Musikern begleitet, die sich auch seltenerer Instrumente bedienen. Wird das auch in Zukunft so erhalten bleiben? Vielleicht sogar erweitert? Phil: Ich finde es immer grossartig, neues auszuprobieren und mir gefällt der Mix aus elektronischen und klassischen Instrumente. Ist etwas, dass mich schon immer fasziniert hat. Die Reihe von Instrumenten (bzw. Gastmusiker) welche bei uns schon auf der Bühne waren reicht (abgesehen vom gängigen Rock Set-up) von Didgeridoo, Akkordeon, Trompete, Cajon, Cello, Geige bis über zum "Regenstab" - werden wir auch in Zukunft so weiterziehen. Das Ziel ist, immer weniger Musiker zu haben dafür immer wie mehr Instrumente. Pille: Da sind wir für alles offen! Sollte sich unter den TRACKS-Leser/innen jemand befinden, welche/welcher ein abgefahrenes Instrument spielt, immer nur her damit! Da wollen wir uns selber keine Grenzen setzen!

für Artlantica“, so Roger. Man muss wissen, dass Roger viele Male in den USA aufgenommen hat – dies vornehmlich in der Bay Area um San Francisco. „So sind die Kontakte entstanden“. Zum Thema Schweiz meint Roger: „Wir haben ein kleines Paradies hier, dessen man sich erst bewusst wird, wenn man eine Zeit lang im Ausland lebt“. Allerdings sei es schwierig, für ein ambitioniertes musikalisches Projekt die passenden Leute zu finden: „Es gibt viele Talente, aber wenige Musiker in der Schweiz haben genug Biss, um eine Sache auf hohem Niveau durchzuziehen“. „Across The Seven Seas“, so der Titel des Debüts von Artlantica, beinhaltet kein textliches Gesamtkonzept, doch haben die Texte oftmals einen geschichtlichen Bezug. „Ich bin ein History-Freak“ sagt Roger, der besonders vom alten Rom oder auch Ägypten fasziniert ist“. Aufgenommen wurde das Album in Bratislava (Slowakei), produziert hat die Scheibe Roger selber. Zur Musik, welche als songorientierter Melodic Metal mit atemberaubender Instrumentierung bezeichnet werden kann, finden sich im Review in diesem Heft mehr Details. „Wichtig war der Band, nicht das Können der Musiker in den Vordergrund zu stellen, sondern zehn gute Nummern auf das Album zu packen. Nun müsste eine anständige Tour her, damit wir „Across The Seven Seas“ richtig promoten können“ so Roger. „Also her mit den Angeboten!“ Angesprochen auf ein schräges Erlebnis in seiner Karriere, gibt Roger folgendes zu Protokoll: „Mike Varney, unser damaliger Produzent und Labelboss von Shrapnel Records lud nach Release des Debüts die ganze Band von Artension in ein chinesisches Restaurant ein und als das Essen kam sagte er uns: Enjoy it, it's gonna be your last free meal! Das sorgte bei allen für lange Gesichter und von da an wurde der Band klar, dass Mike uns finanziell an der kurzen Leine halten würde. Als wir dann ein Jahr und 40'000 verkaufte CDs später wieder im Studio waren und er uns in seinem neuen Mercedes SL 500 begrüsste, hat man sich dann schon ein paar Fragen gestellt“.

BATALLION

lg. Die beste neue Thrash Metal Band der Schweiz bläst mit dem Zweitling "Set The Phantom Afire" zum Angriff (Review des Albums im letzten Heft). TRACKS konnte mit den beiden Bandleadern Silvan Etzensperger (v., git) und Samuel Riedener (dr.) sprechen. Schon der Albumtitel "Set The Phantom Afire" – ein Bastard aus Metallica und Megadeth – verrät die Einflüsse von Battalion. "Ja, wir sind ganz klar von den alten Thrash-Metal Bands wie Metallica und Slayer beeinflusst. Doch sind auch Bands wie Mercyful Fate, Saxon, Judas Pries usw. wichtig für unseren Bandsound" verrät Sänger und Gitarrist Silvan. Das Album wurde in den Little Creek Studios von V.O. Pulver aufgenommen. "Es war eine ganz neue Erfahrung, mit V.O. zu arbeiten. Er ist ein lockerer Typ, und pusht die Bands, ohne ihnen den Freiraum wegzunehmen. Alles in allem war die Aufnahmezeit eine sehr gute Erfahrung, ohne die Arbeit von Tommy Vetterli für unser Debütalbum in Frage zu stellen" so Silvan. 2010 stellte eine Zäsur für Battalion dar. Der tragische Suizid von Cyril Etzensperger, dem Bruder von Silvan, war laut Samuel "ein totaler Schock" Silvan sagt weiter" Wir sind eine neue Band und mussten uns finden. Doch es entspricht mit Sicherheit dem Wunsch von Cyril, dass wir weitermachen". Das aktuelle Album ist somit das Ergebnis harter Arbeit und auch den Beiträgen der neuen Mitglieder Clode Hürrlimann (g.) und Alexander Gubler (bs.) zuzuschreiben. "Auf dem Live-Sektor läuft einiges. Wir spielen regelmässig in der Schweiz und ab und zu auch im Rahmen von Austauschgigs mit anderen Bands im Ausland. Nächstes Highlight wird im August das Meh Suff Festival zusammen mit Coroner in der Nähe von Zürich sein" so Silvan und Samuel. Auf den bisherigen besten Bandauftritt angesprochen, antworten beide unisono: "Das Bloodstock Festival im 2012 in England, welches von unserem Coverzeichner Paul Gregory organisiert wird, war schon der absolute Hammer". Weiter planen Battalion für das Jahr 2014 ein weiteres Album. Es ist immer interessant zu hören, was die absoluten Lieblingsalben von Musiker sind. Silvan nennt "…And Justice For All" (Metallica), "Lightning To The Nations" (Diamond Head") und "Wheels Of Steel" (Saxon), während Samuel neben Metallica zudem für "Seasons In The Abyss" (Slayer) und "Painkiller" (Judas Priest) plädiert. Geschmack haben die Jungs, die neuere Bands wie Evile oder Bonded By Blood auch schätzen, den alten Recken aber den Vortritt geben. In Zukunft wird die Metal-Gemeinde in der Schweiz sicher noch weiter von Battalion hören. Gebt dieser sehr talentierten und live sehr kraftvollen Band eine Chance. In diesem Sinne: "Bang That Head That Doesn't Bang".


hug. Wenn die Aeronauten zum Tanz auf-spielen, ist Freude anLive! gesagt, weil niemand sonst so Ritchie/Irascible lustigen, rumpligen geradeausRock ‚n' Roll spielt wie sie. Das können die Jungs um Olifr Guz so gut, weil sie das schon 22 Jahre lang üben und in dieser Zeit zu einer bestens aufeinander abgestimmten Combo geworden sind, die gegen Ende des Auf-tritts gerne auch mal in Jam-artige Strukturen ausufert. Auf der Bühne sind Die Aeronauten einiges geradliniger und druckvoller als im Studio, und das ist gut so, das ist sogar sehr gut so. «Live!» übrigens ihr erstes Live-Album in ihrer langen Geschichte. Es ist auf 500 Stück Vinyl limitiert und ansonsten als Download erhältlich.

DIE AERONAUTEN

HENRI HUBER

Politik und Musik

Henri Huber gehört zu den Urgesteinen der Berner Singer/Songwriter Szene. Bereits 1974 nahm er zusammen mit Peter Reber den Song „Maria“ auf und begleitete Peter, Sue & Marc als Drehorgel-Clown Djambo zum Concours d`Eurovision in Den Haag. 1977 gründete Huber dann die Folkrock-Band Ocean, die bis Mitte der 80er Jahre zu den bekannten Schweizer Bands zählte. Die Crème de la Crème der Berner Musikszene gab sich in den wechselnden Band-LineUps ein Stelldichein, so u.a. Polo Hofers Sidemen Martin Diem und Schifer Schafer. Die Liste der an Ocean beteiligten Gastmusiker liest sich ebenfalls wie das Who is Who der damaligen Berner Szene: Thomas Wild, Peter Reber, George Müller – um nur einige zu nennen. Der Song “Jamaica”, auf dem Peter Reber die Steeldrums spielt, schaffte es in die Top 10 der Schweizer Single-Charts, was hinsichtlich der Anzahl an verkauften Platten Ende der 70er wesentlich schwieriger als heute war.

Gegen Mitte der 80er wurde es ruhig um Ocean. Das in der Mühle Hunziken aufgenommene Album “Live At The Mill” (1983) sollte für viele Jahre das letzte Lebenszeichen der Band sein. Henri Huber verlegte sich in der Folge vermehrt auf Mundart und nahm zusammen mit dem Singer/Songwriter Jack Minnig das Album “Zytvertrieb”, das 1990 erschien. Zwei Jahre zuvor wurde er zum Gemeindepräsidenten von Köniz gewählt. Das Amt sollte für die nächsten sechzehn Jahre sein Leben bestimmen, hinderte Huber aber nicht, in der knapp bemessenen Freizeit weiter Songs zu schreiben. Als der berufliche Stress in Form eines Herzinfarkts seinen Tribut forderte, musste er sein Leben neu orientieren. Huber legte seine politischen Ämter nieder und fokussierte sich wieder auf die Musik. 2004 re-lancierte er Ocean II, mit der er die nächsten fünf Jahre unterwegs war. Daneben richtete Huber sich ein eigenes Studio ein, in dem er seine Songs professionell aufnehmen konnte. Zusammen mit seiner Tochter Sarah als Sängerin wurde das Album “Dead Leaves” unter dem Namen Sarah & The Ocean an den Start gebracht. Im Mai dieses Jahres erschien Henri Hubers Mundart-Solo-Platte “Schwarzi Fänschter”. Elf Songs, auf denen hauptsächlich die AkustikGitarren dominieren, überzeugen vor allem durch persönliche Texte, die zum Teil von Hubers Ehepartnerin Ursina Sager verfasst bzw. mitverfasst wurden. Und um die Family Affair komplett zu machen, unterstützt Tochter Sarah ihren Vater am Gesang. Die stimmungsvollen Lieder weisen eine grosse musikalische Bandbreite auf, die von Chanson Angelehntem über klassische Singer/Songwriter Songs bis hin zu laid back Rock'n'Roll reichen und von einer langen Reihe an Gastmusikern bgestens in Szene gesetzt werden. Liebhaber dieses musikalischen Genres, sowie Mundart-Fans sei “Schwarzi Fänschter” sehr empfohlen.

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BRÖ

hh. Der Solothurner Sänger/Gitarrist dürfte den älteren Metal- und Hardrockfans noch in Melody Music guter Erinnerung sein. Mit seiner Truppe Killer gehörte er zu Beginn der 80er Jahre zu den erfolgreichen Schweizer Acts des harten Lagers. Nach Killer verlegte sich Brö(nimann)auf melodischere Songs, in den Akustikgitarren dominierten und gründete die ebenfalls recht erfolgreichen Doubleheart. Auch als Songschreiber machte sich der Solothurner einen Namen, so schrieb er Florian Asts „Grossvater“, komponierte und sang die Schweizer Fussball-WM-Hymne „Stärne über Amerika“ (1994) sowie die Internationale Curling-WM-Hymne „Dancing Stones“ (1997). Seine Erfahrung im MundartBereich sammelt er in der Combo Morgenstern und seit einigen Jahren ist er unter seinem eigenen Namen aktiv. Im April erschien nun seine aktuelles Album „Aues wird guet“ – eine Sammlung an poppig rockenden Songs, denen Brö mit seiner rauen Stimme und den Texten ein sehr persönliches Flair injeziert. Die Songs sind im amerikanisch orientierten Singer/Songwriter-Bereich gehalten und Solothurns geografische Nähe zu Bern ist auch auf diesem Album in musikalischer Hinsicht in jeder Note spürbar. Dass Brö mit seinem Album nicht so erfolgreich ist wie beispielsweise Mitbewerber wie Baschi oder Adrian Stern liegt nicht an mangelnder Qualität, sondern wohl daran, dass er kein grosses Label im Rücken hat. Das ändert sich hoffentlich mit seinem nächsten Album, denn „Aues wird guet“ ist mehr als ein grosses Versprechen an die Zukunft.

Aues wird guet

PATRICK JONSSON rp Liest man das Pressebeiblatt aber auch Besprechungen der People Are Strange

neuen, zweiten CD von Patrick Jonsson bekommt man den Eindruck, «People Are Strange» müsse ein zutiefst trauriges Album sein. Der Luzerner hat in den letzten zwei Jahren eine schwierige Zeit durchlebt. Die dreizehn Songs klingen aber, von zwei Ausnahmen abgesehen, bestenfalls etwas nachdenklich, irgendwo zwischen Shawn Mullins, John Mayer oder einem James Blunt. Hat Jonsson seine Erfahrungen nun positiv in Songs verarbeitet oder ist «People Are Strange» Optimismus um jeden Preis? Schaut man etwas genauer hin, erkennt man beides. In «Northern Shore» erinnert er sich mit einem Pfeifen auf den Lippen an die guten alten Zeiten. Im poppigen «A Better Morning» glaubt er musikalisch gutgelaunt an einen besseren Morgen. Der Titelsong und der Abschluss «Save Me» hingegen klingen wie das ad acta legen von schwierigen Erlebnissen aber auch der Ruf nach Hilfe. Retten kann sich jeder aber nur selber. Patrick Jonsson hat mit «People Are Strange» einen Schritt in diese Richtung getan. Nation Music


VENTURA Ultima Necat Vitesse Records

rp Es kracht und donnert. Schwere Gitarrenriffs schleppen sich aus den Boxen. Gelegentlich halten sie inne, verdichten sich, werden fiebrig, schreien auf oder werden eher leise. Das Lausanner Trio um Sänger und Gitarrist Philippe Henchoz (hat 2012 ein Album unter dem Namen The Sinai Drivers veröffentlicht) inszeniert seine Mischung aus Noiserock, Indierock, Alternative-Progrock und Postrock mit vielen Schattierungen, Wucht, Energie, einem exzellenten Wissen um Dynamik und einem untrüglichen Gespür für spannende Songstrukturen. Die sanfte Stimme von Philippe Henchoz, dezent in den Hintergrund gemischt, dient dabei als Kontrastmittel. Ventura stehen mit ihrem dritten Album «Ultima Necat» kompetent in der Tradition von Bands wie The Liars, Favez, Oceansize, Nirvana oder den Melvins.

den Sound des Quartettes aus Baden passen. Ein trockener Bass eröffnet das Album, durchatmend. Klare, helle Gitarren legen sich darüber. Eine Stimme ruft aus der Ferne: «You Wanna Swim Beyond The Sea. Don't Swim With Me.» Das Quartett um Sänger Donat Kaufmann schwimmt im Shoegaze und Wave englischer Prägung. One Sentence. Supervisor entwerfen sphärische Gitarrenlandschaften, streuen dramatische Zwischenspiele dazwischen oder überraschen (selten) mit rockigen Passagen. Die zehn Songs gehen teilweise fliessend in einander über, was für ein Konzeptalbum irgendwie Sinn macht. Das Einflussspektrum reicht von Slowdive, Cure, Echo And The Bunnymen, My Bloody Valentine (ohne verzerrte Gitarren), Joy Division, Ride bis hin zu einer Spur Krautrock («Reflections On The Wall Pt. I «Before (We Opened The Trunk»). So eigenartig wie der Bandname klingt das nicht. Das Ganze hat sogar einen gewissen Charme.

RICHARD KÖCHLI Live - Still Howlin' Nation

ONE SENTENCE SUPERVISOR This Heavy Sea Goldon Records rp Welch ein eigentümlicher, spezieller Bandnamen. One Sentence. Supervisor. Da hätte der Titel ihres Debütalbums besser gepasst. « This Heavy Sea». Darunter kann man sich wenigstens etwas vorstellen. Schwere, stürmische See. Auch, wenn jetzt schwer und stürmisch nicht unbedingt zum

hug. Der Luzerner Gitarrist und Sänger wurde mit dem Swiss Blues Award 2013 ausgezeichnet, und den hat er sich wohl redlich verdient, nur schon um seines jahrelangen Engagements für die Roots des Blues willen und um seines konstanten Schaffens willen – in dem sich übrigens

immer wieder manifestiert, dass Köchli auch der keltischen Musik nie abgeneigt war. Nun ergreift Richi die Gelegenheit und veröffentlicht passend zur Award-Auszeichnung eine Sammlung von Live-Aufnahmen aus verschiedenen Konzerten. Das ist richtig. Und die Songs sind meistens auch gut, wenn auch sonderbarerweise nicht satt genug produziert. Zwei Gedanken drängen sich allerdings auf. Erstens: Vielleicht hätte es den Songs beziehungsweise dem Album besser getan, nicht eine Auswahl aus verschiedenen Konzerten zusammenzustellen, sondern ein einziges mitzuschneiden – weil dann in einem Guss alles stimmen muss. Und zweitens: Mehr Selbstvertrauen würde den Songs definitiv gut tun. Köchli war zwar schon immer zurückhaltend in seiner ganzen Erscheinung. Aber wenn der erste Satz des Booklets anfängt mit «Ich möchte mich hier nicht als Bluesman aufspielen», dann ist Bescheidenheit keine Zier mehr, sondern ein Hindernis. Denn Köchli IST der Bluesman, er leidet, und er weiss um die Kunst der Blue Note, und diesem Gefühl sollte er vorwärtsorientiert Raum und Luft geben: Jaaa ich bluese, also bin ich!!! So sollte das sein. Das muss er ja so nicht im Booklet schreiben. Aber diese selbstbewusstere und offensive Herangehensweise würde seine Lieder vertiefen. Dann wäre zum Beispiel seine Interpretation von J.J. Cales «After Midnight» nicht nur gut, dann wäre sie der Knaller.

den Humor der einheimischen Musikanten. Das war in den letzten Monaten durchaus der Fall. Nun aber machen diese drei Berner auf einen Schlag das ganze nationale Manko wett: Das sind feinstens gezwirbelte Reime mit hinterhältigem Witz und überschäumendem Charme, das ist fein gedrechselte Musik mit Standfestigkeit und Können. Und das alles auch noch in Mundart: Quirliger als das Pfannestil Chammer Sexdeet und ganz im Geiste von Mani Matter. Und etwas rockiger im Vergleich zu den vorhergehenden Alben. Grossartig die Adaptionen von Queens

«Bohemian Rhapsody» («Bohemische Rapsfelder») und Irving Caesars «Just A Gigolo» (Gigu»). Und ja: «Schubidu» ist die hinreissendste Hommage an den schönsten weiblichen Körperteil, die wir je gehört haben. Alles in allem: kaufen!

MACY Release Your Soul Nation

TOMAZOBI Affehuus Endorphin/Universal hug. Manchmal, wenn es in der Schweizer Musikszene zu lange nichts mehr zu lachen gibt, macht man sich ein bisschen Sorgen um den fehlen-

hug. Die gute Nachricht: Seit ihrem Debüt «Calling Out»


hat Sänger Cyril Mauderli sein Englisch ein bisschen verbessert. Die schlechte Nachricht: Das reicht noch lange nicht. Akzent-Englisch ist nie gut, in keiner Musikrichtung, aber im Pop fällt es am meisten auf. Wie schon beim Debüt verfolgt das Aargauer Quartet den geschmeidigen Pop, dessen Grösse in der Leichtigkeit liegt, und dieses Ziel ist so ambitioniert wie unerreicht. Immerhin: Die Kompositionen sind ausgereifter und sicherer, aber mit der nötigen Leichtigkeit haperts noch. Und wenn Mauderli in den entscheidenden Momenten den Höhepunkt mit Dramatik verwechselt, indem er noch ergriffener singt als der Sänger der Lovebugs, schlägt das empfindliche Dellen in die Songs. Aber hey: Nicht verzagen, sondern wacker weiter üben – die Marschrichtung stimmt ja schon mal.

ARTLANTICA Across The Seven Seas Steamhammer

lg. Nun liegt es vor, das erste Album der neuen Band um den Schweizer Gitarrenwizard und Malmsteen-Fan Roger Staffelbach. Artlantica heisst das Baby und verweist schon im Namen auf Rogers früheres Betätigungsfeld Artension. Musikalisch kann Artlantica im melodischen Metal Bereich eingeordnet werden. Die Keyboards gelten hier als vollwertiges Instrument. Alle beteiligten Musiker dieser internationalen Band sind über jeden Zweifel erhaben, allen voran der geniale John West am Gesang. Schon mit dem groovenden "2012") wird der Hörer von "Across The Seven Seas" in den Bann gezogen. Das schnelle "Devout" (coole Gitarren- und KeyboardSoli) ist auch sehr gelungen. Besonders gut gefallen der etwas mystische Titelsong sowie das treibende "You're Still Away". Die sehr schöne Ballade "Ode To My Angel" lockert das Album auf, bevor es auf sehr hohem Niveau weitergeht ("Demon In My Mind"). Bei Artlantica fühlt man sich an Bands wie Stratovarius in deren bester

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Phase, Yngwie Malmsteen's Rising Force oder auch Symphony X und Savatage erinnert. Es finden sich auch Zitate der klassischen Bands wie Deep Purple, Whitesnake und Konsorten. Aufgrund der Tatsache, dass trotz der anspruchsvollen Instrumentierung Wert auf den Song als solcher gelegt wird, bleibt "Across The Seven Seas" zu jeder Zeit nachvollziehbar. Für Melodic-Metal-Fans ist Artlantica der Pflichtkauf dieser Monate. Sehr coole Scheibe, die Suchtpotential hat.

zehn Lieder sind als Konzeptalbum miteinander verbunden und erzählen eine ET-besuchtErde-Geschichte, die eklektisch hart daherkommt. Ein Vergleich mit Muse in Metal-Version könnte von Ferne in Betracht gezogen werden, trifft es aber nur halb. Die Band gibt deshalb gleich selber an, für die Fans welcher Bands ihr Album empfehlenswert ist: Thrice, Every Time I Die und Refused. Da können wir uns nur anschliessen.

FOX

Neues Album am Start

Mit seinem letztjährigen Debüt-Album „2012“ gelang dem ehemaligen Shakra-Frontmann Mark Fox ein erfolgreicher Einstieg in die Schweizer Hardrock-Szene. Inzwischen hat sich einiges geändert, Fox trennte sich von seiner Band und nahm alle Geschicke selbst in die Hand. Mit einer Handvoll neuer Songs ging es nach Karlsruhe in das Studio von Dennis Ward (Pink Cream 69), wo er mit neuen Musikern sein Album „Lucifer“ aufnahm, das Ende August erscheinen wird. TRACKS durfte schon vorab in das zweite Werk des Bielers reinhören und wir können euch schon mal das Maul wässern: Da kommt Gross(artig)es auf euch zu! Es ist wahrlich ein Hammeralbum, kein Vergleich zu dem doch etwas provinziell anmutenden Debüt. Hier gibt es ein wahrhaftiges Hardrockgewitter auf absolut internationaler Qualitätsstufe mit den besten Songs, die Fox in seiner bisherigen Karriere an den Start gebracht hat. Zwischen hammerhart und balladesk – alles dabei, mit einem Mark Fox in Topform! Die Produktion und die beteiligten Musiker – alles vom Feinsten und auf höchsten Niveau. Mehr verraten wir an dieser Stelle nicht, sondern lassen Mark Fox im nächsten TRACKS selbst ausführlich zu Wort kommen.

GUNS LOVE STORIES

CRUSHER

A Terrestrial Journey

In Heat

Sums

Eigenvertrieb/www.cede.ch

hug. Drei Jahre lang haben die vier Luzerner an ihrem Debüt gearbeitet: Die Geduld, der Aufwand und die Sorgfalt haben sich gelohnt. Nicht nur, weil «A Terrestrial Journey» in einer coolen Metalbox mit tollem Booklet daherkommt, sondern weil der Sound dicht und präzise ist. Die

hh. Seit fünf Jahren rocken die Aargauer die Bühnen, u.a. als Support der legendären L.A. Guns auf deren Europa-Tour im letzten Jahr. Nun liegt das Debüt -Album vor. Zehn Songs in der Schnittmenge von Hardrock und Metal mit deutlichen Slea- zeEinflüssen der Marke Mötley

Crüe und (frühe) Guns n Roses. Aufgenommen wurde im deutschen Karlsdorf, produziert hat die Band ihren Erstling in eigener Regie und sie haben einen satten Sound hinbekommen. Mit Mike Wegmüller und Steve Theis haben Crusher zwei amtliche Gitarristen im Line-Up, die sich bestens ergänzen. Auch die Rhythmus-Abteilung liefert ordentlich Druck und legt einen groovenden Teppich. Obwohl das Album im Ganzen ein wirklich gelungener Einstand ist, sollten sich die Jungs für ihr nächstes Werk einen Produzenten ins Boot holen. Der würde besonders aus dem Gesang und den Arrangements wesentlich mehr herausholen. Das Potential ist bei Crusher zweifellos vorhanden und «In Heat» ist ein grosses Versprechen an die Zukunft.

STEREO LUCHS Stepp usem Reservat Pegel Pegel/Sony

hug. Die Schweizer Reggae- und Dancehall-Szene ist dermassen klein, dass wir uns über jeden Release aus diesem Sektor freuen, zumal hier Leute wie Elijah, Phenomden, Dodo und die Scrucialists uns immer wieder tolle Tracks abliefern. Nun gesellt sich Stereo Luchs mit seinem Debüt in die Reihe der Könner. Der Zürcher war lange Jahre mit Phenomden unterwegs und hat sich genügend Zeit gelassen, bis er gut genug war, sein eigenes Album zu machen (ja, liebe Debütanten: Lieber ein bisschen länger warten als ein unbefriedigendes Album abliefern). «Stepp usem Reservat» ist astreiner Dancehall in Züritütsch mit feinen Riddims, prächtigen Bässen und schnürenden Lyrics, souverän produziert von Scrucialists-Bassist Mr. Mento. Phenomden tritt fast selbstredend als Gast auf, und auch der gute alte CH-RapGrossmeister EKR ist wieder mal zu hören (woher die dunkle Stimme?). Ganz genau genommen könnten die Reime einen Zwick mehr gedrechselt sein, und die Tracks beziehungsweise Stereo Luchs Auftreten könnten eine Spur wuchtiger und


selbstsicherer sein. Aber das wird sicherlich noch kommen, denn dieses Debüt ist schon mal ein grossartiger Anfang. Reinhören dringend empfohlen. Und man sollte auch seine Konzerte besuchen gehen.

STEFF LA CHEFFE Vögu zum Geburtstag

ONLINE DRUMMING - Lernen beim Meister -

Bakara/Warner hug. Nun also das schwierige zweite Album des nationalen Lieblings von 2010: Die Erwartungen sind hoch, denn die Beatbox-Vizeweltmeisterin, die ihren Durchbruch einem Gastspiel bei Andreas Vollenweider verdankt, brillierte mit einem frischen, kecken Debüt. «Vögu zum Geburtstag» erfüllt die Erwartungen mühelos: Die Frau beweist Humor und Hintersinn, präzises Taktgefühl und musikalische Weitsicht. Sie baut hin und wieder Dubstep-Sequenzen ein, weitet mit ElektroElementen den Hip Hop aus. Sie pflegt zwischendurch ruhige, im Rapstil offensichtlich von Kutti-MC beeinflusste Betrachtungen und sprüht dann wieder vor lauter Übermut. Letzteres vor allem im Track «Baggere», in dem es selbstredend um eine selbstbewusste Antwort auf plumpe Anmache geht (diesen Track können sich auch diejenigen Damen zu Herzen nehmen, die dauernd «ich bin nicht der Typ für One-Night-Stands» sagen). Eine schöne Sequenz ist die Abfolge vom Intro («Maschine louft») zu ihrem Bekenntnis zu ihrer Homebase, dem Breitenrainquartier in Bern («Meitschi vom Breitschi»), das trotz aller Verwurzelung von Tatandrang und Fernweh gepackt wird («Bye Bye») und schliesslich Afrika bereist («Ha ke Ahning»), um dann zu Hause wieder über Beziehungskisten nachzudenken («Schäri, Schtei, Papier»). Das alles ist sehr schön. Eigenartig ist jedoch die Produktion: Die ist recht zurückhaltend. Sagen wir: 85 von 100 Prozent. Damit wird auch Steff zurückgebunden, jedenfalls in einigen Tracks, wenn sie ihre Stimme in den Kehlkopf drückt, statt aus voller Lunge ins Mikrophon zu sprechen.

QUANTENSPRUNG Seitensprung Schallwerk Hug. Apropos Crossover in der Volksmusik (jetzt nicht wegrennen): «Absprung», das letzte Album dieser Nidwaldner Ländlerformation, war ein grenzüberschreitendes und kluges Werk. Nun sind die vier Freunde noch einen Schritt weiter gegangen: Sie haben Komponisten aus verschiedenen musikalischen Lagern ihre CD in die Hand gedrückt und gesagt: «Hör da mal rein: So tönen wir. Nun schreib ein Stück für uns.» Einzige Bedingung: das Stück sollte am Ende irgendwie was mit Ländler zu tun haben. Nun sind acht neue Kompositionen von sechs Gastkomponisten zu hören, die sich in einem enorm erweiterten Feld der Volksmusik bewegen – zwischen Kleinkunst und Klassik, zwischen Ethno und Jazz, zwischen witzig und atmosphärisch und wie immer sehr souverän an den Instrumenten. Der Schalk der ersten beiden Alben ist zwar ziemlich verloren gegangen, aber das ändert nichts an der Spannung dieser Stücke. Der Band selbst scheinen die langen, lyrischen Werke von zehn und mehr Minuten Dauer am meisten Eindruck gemacht zu haben. Verständlich angesichts des Umstands, dass Ländler-Stücke in aller Regel einfach aufgebaut und ziemlich kurz sind. Eigentlich sollten Quantensprung dieses Album dem Qualitäts-Label ECM zum weltweiten Vertrieb anbieten. Reinhören lohnt sich.

PETER HAAS

Peter Haas gehört zu den meistbeschäftigsten und renommiertesten Schlagzeugern des Landes. Die Liste der Bands und Künstler, die sich auf seine Mitarbeit verlassen (haben) ist fast unüberschaubar. Der professionelle Drummer geniesst auch als Schlagzeuglehrer höchstes Ansehen, arbeitet bei der Drum Academy und gibt auch privat Unterricht. Dabei macht er sich die Errungenschaft moderner Technik zunutze und bietet jetzt auch Unterricht online an. Somit können nun auch DrumSchüler, die nicht die Möglichkeit haben direkt in Peter Hass Schule ihre Lektionen zu lernen, von dem Können des Profis profitieren. hh. Zu den vielen Acts, die sich bislang auf die Dienste des Winterthures Schlagzeugers verlassen haben, gehören u.a. Krokus, Kreator, Mekong Delta, Poltergeist, Ivan Neville, Polo Hofer, Sina, Natacha, Kisha, Swiss Jazz Orchestra oder die Swiss Blues Authority. Und das sind nur einige wenige von der fast unüberschaubaren Liste. Daneben unterrichtet Peter Haas seit 25 Jahren privat und auch bei der Swiss Drum Academy in den Fächern Studiodrumming, Technik, Latin, Groove Development. Seit kurzem macht er den Schülern sein Wissen und Können auch mittels einer Online-Drumschool zugänglich. Das Konzept definiert Haas so: „Der Online Unterricht soll Information kurz und kompakt zum Selbststudium bereit stellen, so dass der Drummer jederzeit und überall den gewünschten Stoff üben kann. Die Übungen werden vorgespielt und wo nötig zusätzlich noch beschrieben. Es sind klare Konzepte die mit einem Minimum an Grundwissen gut verarbeitet werden können. Man sieht, hört und liest. Und das so oft man möchte.“ So kann der Schüler zu Hause ohne den Zeitdruck, der in herkömmlichem Schlagzeugunterricht nun einmal vorgegeben ist, seine Übungen absolvieren bis sie sitzen. Der Online-Unterricht ist so aufgebaut, dass auch Anfänger anhand der Schulvideos keine Probleme beim Erlernen der Technik haben werden. Tritt dennoch der Fall ein, dass jemand nicht mehr weiterkommt, kann er bei Fragen natürlich jederzeit Peter Hass kontaktieren. Weitere ausführliche Infos zu Peter Haas und seiner Online-Drumschool gibt es unter www.peterhaas.ch

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ADON AG

Im Dienst der Schweizer Musik

Vorge

In Neuenhof bei Baden hat das grösste CD-Produktionwerk der Schweiz seinen Sitz. Mit über 50 Millionen CDs pro Jahr ist dieser Silberling das Hauptprodukt der Firma. Daneben werden jedoch auch USB-Sticks, DVDs, Blu Rays und sogar noch die alten Musikkassetten hergestellt. Da immer mehr Musiker und Bands ihre Tonträger in Eigenregie produzieren, warf TRACKS einen Blick hinter die Kulissen und sprach mit dem MarketingChef Stephan Heim. hh. Für CD-Herstellungswerke brechen schlechte Zeiten an, gemessen an den sinkenden Umsatzzahlen und düsteren Zukunftsaussichten, sollte man meinen. Da erscheint einem die Herstellungszahl von über 50 Millionen CDs pro Jahr schon fast utopisch. Stephan Heim klärt auf: „Es gibt ja nicht nur CDs und DVDs im Musikbereich, sondern auch in anderen Businessbereich ausserhalb der Musikszene als Datenträger. Für Musik hat sich die Anzahl der hergestellten CDs pro Produktion zwar verringert – wo früher 2000 Stück gefertigt wurden sind es heute vielleicht 500 – dafür hat sich die Auftragszahl wesentlich erhöht.“ Den Rückgang der CD auf dem Markt beklagt die Adon AG demnach nicht in gleichem Mass wie die Plattenindustrie, denn die Kleinauflagen der vielen Bands summieren sich im Endeffekt. „Klar, haben auch wir einen Rückgang zu verzeichnen, das kann man nicht wegreden,“ sagt der Marketingleiter, „aber nicht in dem Umfang wie die Plattenindustrie. In einzelnen Bereichen ist der Umsatz sogar steigend.“ Das klingt erstaunlich, denn viele Schweizer Musiker lassen ihre CDs im Ausland pressen, da die dort offerierten Preise tiefer sind als in der Schweiz. Dazu Stephan Heim: „Auch wir halten für Bands, die Kleinauflagen herstellen möchten, spezielle tiefe Preise bereit. Die liegen zwar immer noch etwas höher als bei ausländischen Billiganbietern, jedoch nur unwesentlich. Dafür bekommen unsere Kunden eine persönliche Betreuung und hochqualitative Ware, wir können direkt auf deren Wünsche eingehen. Unsere Kunden wissen das sehr zu schätzen und fühlen sich hier gut verstanden und

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aufgehoben.“ Es lohnt sich also durchaus für Musiker, die ihre Werke auch in Kleinauflagen per CD verewigen möchten, sich mit der Adon AG direkt in Verbindung zu setzen und ein Angebot einzuholen, denn solche Sonderpreise werden auf der eigenen Homepage nicht speziell offeriert. In den meisten Fällen werden sie überrascht sein, wie tief die Preisdifferenz zu ausländischen Anbietern ist. Und den Vorteil, bei einem Schweizer Werk den Ansprechpartner praktisch vor der Haustür zu haben und nicht nur eine anonyme ausländische EMail-Adresse, wissen immer mehr Schweizer Musiker zu nutzen. Das ist besonders wichtig, sollten einmal Probleme mit dem gelieferten Produkt auftauchen. In solch einem Fall bei einem ausländischen Hersteller zu reklamieren, ist mehr als aufwändig, mühsam und frustrierend – davon kann wohl jeder ein Lied singen, der schon einmal diese Erfahrung machen musste. „Für Bands, die sich bei uns ein Angebot einholen, gibt es keinen Grund, anschliessend im Ausland pressen zu lassen, das kann ich mit bestem Gewissen sagen“, ist sich Stephan Heim sicher, „wir wollen das Presswerk in der Schweiz sein, das sich auch um die Schweizer Musiker kümmert. Das ist uns sehr wichtig!“ Und als kleines Zückerli für Schweizer Bands, die ihre CDs bei Adon pressen lassen, offeriert Stephan Heim den Musikern für die private Sammlung ein oder zwei Tracks von ihrem Album direkt im Haus auf Vinyl pressen zu lassen. Für diesen einzigartigen Service hat sich das Werk extra einen speziellen Vinyl-Cutter angeschafft.


estellt Sprungbrett für den Job im Musikbusiness Im Musikgeschäft zu arbeiten ist für viele eine verlockende Vorstellung. Anspruch und Wirklichkeit liegen indes weit auseinander, denn die Arbeit ist hart und die Konkurrenz gross. Ohne entsprechende Ausbildung und fundierte Vorkenntnisse wird es schwer, in diesem Metier Fuss zu fassen. Die in Bern ansässige SET vermittelt das Grundwissen in verschiedenen Sparten der Unterhaltungsindustrie.

hh. 2008 wurde die Schule im bayrischen Erding gegründet. Nach wie vor befindet sich die Zentrale dort, inzwischen gibt es aber Ableger in Berlin und Köln, sowie internationale „Filialen“ in Wien, Budapest, Prag, Bratislava, Moskau und Bern. Ziel der Schule ist die Ausbildung bzw. die Vermittlung von Grundwissen in medialen Berufen wie Tontechniker, Medienkomponist (Film, Werbung, Games etc.), Medienfotograf (neuste Techniken, Bildbearbeitungen etc.), Videoproduzent und Musikmanagement (Eventorganisation, Bandmanagement, Rechtsgrundlagen, BWL). Das Wissen erwerben sich die Schüler in einer einjährigen Ausbildung, aufgeteilt in zwei Semester. In dieser Zeit kommen die Schüler jeweils 5 x 3 Tage in die Schulungsräume der Schweizer SET in Bern, das restliche Know How wird per Internet vermittelt. Dabei liefern SETDozenten, Spezialisten in ihren jeweiligen Fachgebieten, Hilfestellung und Anleitungen – die Schüler können mit ihnen aber auch untereinander immer in Kontakt treten. Natürlich wird eine grosse Eigeninitiative vorausgesetzt, ohne die Überwindung des „inneren Schweinehundes“ geht auch hier nichts. Denn es wird nach dem 1. Semester eine Zwischenprüfung in Theorie und Praxis gefordert und nach dem 2. Semester die Abschlussprüfung. Dass man da auch durchfallen kann, versteht sich von selbst. Bei bestandener Abschlussprüfung erhält der Schüler ein Zertifikat von der Fachhochschule, mit der die SET eng zusammenarbeitet. Allerdings, so der Schweizer SET-Chef Andreas Lisibach, bedeutet das keine Jobgarantie. Die Ausbildung ist lediglich eine Grundlage, für die erforderlichen Voraussetzungen, um in diesem Metier beruflich Fuss zu fassen, wie die Erlangung von Praxis und Referenzen müssen die Schüler dann in eigener Regie bemüht sein. Die Kosten für die SETAusbildung betragen Fr. 2790.- per Semester und das Mindestalter der Schüler beträgt 16 Jahre. Die Entscheidung, ob sich diese Ausbildung mit den persönlichen Vorstellungen vereinbaren lässt, können die Interessenten an einem gratis Workshop-Day in Bern, der 2 x im Jahr zu allen Ausbildungsangeboten durchgeführt wird, fällen. Der nächste Workshop-Day findet am 17. August 2013 ab 12.30 Uhr statt, der Start der neuen Kurse ist auf den 1. Oktober 2013 festgelegt. Weitere umfangreiche Informationen sind unter www.setschool.ch zu finden.

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CD Americana/Roots/Country STEVE EARLE & THE DUKES(& DUCHESSES) The Low Highway New West Records

hh. „The Low Highway“ ist das 15. reguläre Album des Singer/ Songwriters und kommt mit dem Zusatz „& The Dukes“ daher. Wer deshalb hofft, das Earle sich wieder zu alten Rockgrosstaten, wie er sie mit den Dukes Ende der 80er fabrizierte („Copperhead Road“, „The Hard Way“) aufrafft, wird von „The Low Highway“ enttäuscht sein. Gerade mal „Calico County“ erinnert an den hart rockenden Countryrebell der Anfangstage, der Rest des Albums hätte den Zusatz „& The Dukes“ nicht gebraucht, denn die Songs passen problemlos auch auf seine Soloscheiben. Damit ist eigentlich schon alles gesagt, denn die von Earle gewohnten Zutaten

sind allesamt vorhanden: Texte über Aussenseiter und verlorene Seelen, die Schattenseite des American Dreams, Earle's markanter, nölender Gesang und sparsam instrumentierte Lieder zwischen Bluegrass und laid back Countrytunes. Das alles hat durchaus seine Qualitäten, allerdings haben wir das alles von Earle schon gehört, über weite Strecken sogar besser und mitreissender als hier. Deshalb ist das Album sicher nicht als schlecht zu bezeichnen, Earle-Fans werden auch dieses mal Freude haben, aber gemessen an seinen Glanztaten ist „The Low Highway“ doch eher Mittelmass.

LADY ANTEBELLUM Golden Universal

mey. Nach dem letzten Album

Inserat HUBER

„Own The Night“, das doch noch einige Ohrwürmer und Kracher beinhaltete, erwartet man wiederum eine Steigerung des talentierten Country Trios. Doch es sei schon vorweg gesagt: „Golden“ kann leider das Niveau seiner drei Vorgänger nicht ganz halten. Dave Haywood, Charles Kelley und Hillary Scott ist das Flair für schöne Melodien zwar nicht abhanden gekommen, doch leider klingt alles auf diesem Album ein wenig zu geglättet und zu leicht. Das Album beginnt mit „Get To Me“, einer Midtempo Nummer, die schon mal deutlich anzeigt in welche Richtung dieses Album steuert. „Downtown“, gesungen von Hillary Scott, ist ein grooviger poppiger Song, der als erste Single Auskoppelung wohl länger in den Charts platziert sein wird. „Better Off Now“, mein persönlicher Favorit, treibt als einziger Song das Tempo vorwärts und verliert doch nie die Strukturen eines coolen Hits. Mit einem mutigen Mundharmonika Solo wird das i-Tüpfelchen auf einen tollen Song gesetzt. „Golden“ der Titeltrack ist eine schöne Ballade, die Lady Antebellum typischer nicht sein könnte. Romantischer Text, schöne

Melodie und vorzüglicher Gesang machen aus diesem Song den perfekten Ohrwurm. „Better Man“ ist ein schöner Song, die Mandolinen Parts zusammen mit dem führenden Klavier machen diese Nummer zu einer modernen Country Midtempo Nummer. „Generation Away“ beschliesst dieses Album. Funkig zeigen sich hier Bass und Gitarre und geben dem Song den Charakter „danceable“ = Hitverdächtig! „Golden“ präsentiert sich vielleicht nicht so stark wie sein Vorgänger. Aber dennoch ein solides Album, das, je mehr man sich mit ihm auseinandersetzt, seine volle Schönheit entfalten kann.

GEORGE STRAIT Here For A Good Time Hump Head Records


Americana/Roots/Country CD mey. Ich gebe es auf, die Alben von George Strait zu zählen. Ich gebe es auf, die Auszeichnungen von George Strait zu zählen. Ich gebe es definitiv auf auf das nächste Album zu warten, denn es kommt garantiert – mit immer währender gleicher zeitlicher Genauigkeit – mit immer währender Eleganz – mit immer währender Bügelfalte in seinen Wrangler Jeans – mit immer währendem Stetson auf dem Kopf. Nun zum gefühlt 1000. Album von George Strait. Es kommt solide, wie man es von ihm kennt daher und alle Traditionalisten werden in die Shops strömen und dieses Werk kaufen. Es freut sich die Industrie, es freut sich Strait, seine US Tourneen werden mit Tausenden von schwelgenden Besuchern gefüllt sein und er wird weiterhin nie nach Europa auf Tour kommen. Dreizehn tolle Songs teilweise aus der Feder von George Strait persönlich in klassischer NeoTraditional Country Musik Manier serviert er uns zusammen mit einer hochkarätigen Studiocrew aus Nashville. Da gibt es keinen musikalischen Durchhänger. Das Niveau ist sehr hoch und die Songs sind perfekt auf ihn zugeschnitten. Anspieltipps: „I Thought I Heard My Heart Sing“, „The Night Is Young“, „Love Is Everything“ und „When The Credits Roll“. Und nun kopiere ich einfach mal einen Textauszug aus meiner letzten StraitReview : Stilistisch weicht Strait selten den von ihm bekannten Konzepten ab, aber wieso auch! Was erfolgreich ist, das sollte man nicht ändern. Ein solides Album mit vielen Highlights, aber keinesfalls völlig neue Töne von George Strait. Für Szenekenner sicher eines der besten Alben, und für dieses hat es in jeder Strait Sammlung noch Platz, also freuen wir uns jetzt schon auf Nummer ????.

DARIUS RUCKER True Believers Hump Head Records

mey. Wer ist eigentlich Darius Rucker? Vielen Country-Fans ist dieser Name noch nicht so geläufig. Der 1966 in Charleston (South Carolina) geborene

ENDERLIN CHICKS Nashville liegt im Appenzell

Die Geschwister Martina und Lucky Enderlin haben die Musik mit der Muttermilch eingetrichtert bekommen. Schon als Kleinkinder standen sie mit ihrer Familie im Zeichen traditioneller Schweizer Volksmusik auf der Bühne. Aber ihre grosse Liebe gehört der modernen amerikanischen Volksmusik und so bringen sie jetzt ihr erstes Country- Album an den Start. hh. Schon lange gehörten Songs von CountryGrössen wie Johnny Cash, Loretta Lynn oder Keith Urban zum Live Repertoire der Appenzeller Mädchen. Den ultimativen Kick erhielten sie, als die beiden sich ihren grössten Wunsch erfüllten und einen Trip ins Mekka der Country-Musik nach Nashville wagten. Auf ihren zahlreichen Streifzügen durch die Clubs und Musikbars der CountryMetropole lernten sie viele Musiker kennen, die von der natürlichen Ausstrahlung der Geschwister begeistert waren und Martina und Lucky oft als Gäste auf die Bühne holten, wo sie auch eigene Songs spielen durften. Die gleichfalls begeisterten Reaktionen des Publikums auf den ausgeklügelten Harmoniegesang sorgte bei den Schwestern für den Entschluss, fortan nur noch Country zu spielen. Mit Universal Music war inzwischen in der Schweiz eine Plattenfirma auf das grosse Talent des Duos aufmerksam geworden. Bei der Suche nach Songs für das erste Album wurde schnell klar, es sollen englisch gesungene Titel im New Country Sound, gemischt mit Pop-, Rock- und Folkelementen sein. Durch die Kontakte der Plattenfirma zu Songschreibern aus der Nashville Szene kamen in der Folge eine Reihe ausgezeichneter Songs zusammen, aus denen diejenigen ausgewählt wurden, mit denen sich die

Mädchen textlich identifizieren konnten und die hinsichtlich Livetauglichkeit und Abwechslungsreichtum für den nötigen Spass bei den Enderlin Chicks sorgen würden. Nach intensiven Proben flogen die Beiden wieder zurück nach Nashville, wo das Album mit Top-Musikern der dortigen Country-Szene aufgenommen wurde. Im Juni erschien nun das Enderlin-Debüt „All Kinds Of Beautiful“, geprägt durch den wunderschönen Harmoniegesang der Geschwister, einer herausragenden Leistung der beteiligten Musiker sowie einem erstklassigen Sound. Die zwölf enthaltenen Songs überzeugen durch hohe Qualität, es gibt jede Menge Ohrwürmer, schöne Balladen und fetzige Rocker, prädestiniert für Top-Platzierungen in den Radio-Play-Charts. Mit „All Kinds Of Beautiful“ ist den Enderlin Chicks ein perfekter Einstieg gelungen, der das Duo auch problemlos in der internationalen CountrySzene etablieren kann. Es scheint, dass sich die Schweiz langsam aber sicher zum Mittelpunkt der europäischen Countryszene entwickelt, denn mit Reto Burrell und den Gewinnern des European Country Awards, Full Moon Rodeo, sowie dem Mundart-Projekt C.H. und nun den Enderlin Chicks präsentiert unser kleines Land eine derartig hochkarätige Szene, um die uns wohl jedes andere Land diesseits des grossen Teichs beneiden dürfte.

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CD Americana/Roots/Country

SHOOTER JENNINGS The Other Life Blue Rose hh. Shooter Jennings ist der Rebell, der HardcoreRock'n'Roller der CountrySzene und so etwas wie der Erbe bzw. der „Vollstrecker“ des jungen Steve Earle. Diese Haltung macht sich in erster Linie in Jenning's Texten bemerkbar, die so gar nichts mit der heilen Welt des gepflegten USCountry gemein haben. Jennings hat durchaus etwas zu sagen, das über das übliche „meine Frau ist weg, mein Pick-Up springt nicht an und mein Hund ist tot“ hinausgeht und er bringt es glaubwürdig und echt herüber. Dadurch erhalten seine mit grossem Einsatz von traditionellen Country-Instrumenten wie Fiddle, Banjo und/oder Mandoline bestückten Songs mächtig Tiefgang. Wer auf Acts wiebeispielsweise Lady Antebellum, Shania Twain oder Taylor Swift steht, wird hier nur bedingt Freude empfinden, dafür ist Jennings zu direkt, dreckig und sperrig. Aber genau deshalb ist „The Other Life“ der richtige Stoff für alle Country-/Americana-Fans, die mit dem hochglanzpolierten Nashville-Mainstream nichts anfangen können und eher die staubige, rustikale Seite des Country bevorzugen – sie werden von Jennings hier prächtig

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bedient. Selbst in seinen wunderschönen und unter die Haut gehenden Balladen läuft er nie Gefahr, in Belanglosigkeiten abzudriften. „The Other Life“ ist eine perfekte und hervorragend funktionierende Mischung aus Southernrock, folkigem US-Rock Marke Creedence Clearwater Revival (der Titel „A Hard Lesson To Learn“ erinnert an „Suzy Q“) und traditionellem C&W. Die Produktion ist direkt, unverfälscht und transparent und setzt den musikalischen Vortrag bestens in Szene. Das gesamte Album hat hohe Nachhaltigkeit, gibt seine hohe Qualität erst wirklich nach mehrmaligem Hören preis und ist definitiv Jennings bislang bestes Werk. Ein Song auf dem Album heisst „The Outsider“ – das trifft den Nagel auf den Kopf. Irgendwie ist Shooter Jennings der Lemmy der Country-Szene und dafür lieben wir ihn.

Afroamerikaner war in den 90-er Jahren Mitbegründer und Sänger der Band Hootie & The Blowfish. Seine für ihn typische Stimme, die eher im R&B als in der Countrymusik anzusiedeln ist, zeichnen die variablen Songs auf seinem vierten Album aus. Mit dem Titeltrack „True Belivers“, zugleich erste Single Auskopplung, beginnt das Album eher rockig, wobei Rucker's Stimme immer vorzüglich in den Song integriert ist. „Miss You“, ein Midtempo Song, zeigt die Vorzüge seiner soulig-poppigen Stimme. Der von Bob Dylan und Ketch Secor geschriebene Song „Wagon Wheel“ schaffte den Sprung in die Billboard Charts mit dem Einstieg auf Platz 2. Für Bob Dylan ist es der zweite Erfolg in den Country Charts, nachdem bereits 1997 Garth Brooks mit „Make You Feel My Love“ einen Song der Folk-Ikone platzieren konnte. Das Album bewegt sich in ruhigeren musikalischen Gefilden und mit vielen Anleihen an R&B Songs vermag es nicht mit herausragenden Akzenten in der modernen Countrymusik zu überzeugen. „Heartbreak Road“ groovt da doch noch mal ein wenig ab, und lässt eine Spur Südstaaten Staub im CD Player liegen. „True Belivers“ ist ein Schönwetter Album ohne grosse Nachhaltigkeit

ERIC CHURCH Caught In The Act - LIVE EMI Records Nashville

mey. Sorry ich bin bekennender Eric Church Fan. Ich oute mich hier offiziell als Vorsteher und Präsident meines privaten „ECFC“ Eric Church Fan Club. Ich warte auf eine Europa Tour und eventuell auf einen kleinen Konzert Abstecher in die Schweiz, die auf dem musikalischen Country Globus nur eine Amöbe darstellt. Auf Tour kommt er NOCH nicht, aber ein Live Album ist erschienen. „Caught In The Act – Live“, das Überalbum 2013, das im restlichen Halbjahr nur noch schwer zu toppen sein wird. Aufgenommen wurde das

Album im Oktober 2012 im Tivoli Theatre in Chattanooga, TN. Siebzehn Live Songs finden wir auf der ersten CD, acht Studiotracks aus seinen ersten drei Alben auf der zweiten CD. Roh, kraftvoll und mit einer unwahrscheinlichen Soundgewalt kommt das Live Album daher. Die Show wird eröffnet mit „Before She Does“, gefolgt von „How 'Bout You“. Stimmlich ist Mister Church eine Urgewalt, dieser Mann weiss etwas zu erzählen. Seine Texte sind echt und vermitteln dem Zuhörer „ich gehöre zu euch“. Seine Band unterstützt ihn mit einem Druck, der in dieser Form auch in der modernen Countrymusik selten zu hören ist. Craig Wright – Drums und Back. Vocals, Lee Hendricks – Bass, Driver Williams – Electric Guitar, Jeff Cease – Electric Guitar, Jeff Hyde – Acc. Guitar, Mandoline, Banjo, Back. Vocals, Joanna Cotten – Back. Vocals unterstützen Eric Church aufs Beste. Einmal subtil, dann wieder ultrahart und äusserst druckvoll. „Drink In My Hand“, „Over When It's Over“, „I'm Gettin' Stoned“, „Creepin'“, „Keep On“, Hungover & Hard Up“, „Sinners Like Me“, Country Music Jesus“, „Pledge Allegiance To The Hag“, „Jack Daniels“, „Homeboy“, Lotta Boot Left To Fill“, „Smoke A Little Smoke“, „These Boots“, und „Springsteen“ - alles Songs aus der Feder von Eric Church bietet das Live Album. Dies beweist, was für ein begnadeter Songwriter dieser Mann ist. Zudem zeigen uns die Publikumsreaktionen, wie eingängig die Songs sind, werden doch teilweise ganze Songs mitgesungen. „Caught In The Act Live“ ist DAS Live Album schlechthin. In meinem Auto ist die CD als Nummer 1 gestackt und dort bleibt sie sicher noch den ganzen Sommer.

POCO All Fired Up Blue Rose

hh. Über eine Dekade hat sich


Americana/Roots/Country CD Originalmitglied Rusty Young Zeit gelassen, bevor er mit „All Fired Up“ wieder ein Lebenszeichen seiner Truppe Poco verlauten lässt. Poco gehörten hinter den Eagles zu den erfolgreichsten Westcoast-Bands der 70er Jahre, die musikalischen Parallelen waren und sind auch heute unüberhörbar. Dass Poco im Vergleich zu den Adlern die zweite Geige spielen mussten, lag am besseren, um nicht zu sagen genialen Songmaterial von Henley und Frey. Ansonsten boten Poco ebenfalls hohe musikalische Qualitäten, sowohl technisch wie auch vom Songwriting her. Dass mit Randy Meisner und Timothy B. Schmit zwei ehemalige Poco-Mitglieder bei den Eagles landeten, ist daher wohl eine logische Konsequenz. Auch zwei weitere Pocos wurden nach ihrem Ausstieg in eigener Regie erfolgreich: Gitarrist Jim Messina mit Loggins & Messina und Sänger/Gitarrist Richie Furay mit der SoutherHillman-Furay Band. Inzwischen hält Rusty Young als letzter Mohikaner die PocoFlagge hoch. Für „All Fired Up“ verstärkte er sich mit jungen Musikern und liefert dennoch den gewohnten Poco-Sound. Und das auf hohem Niveau. Da

ist alles am Start, was den Poco-Fan glücklich macht: schöne, schwebende Harmoniegesänge, typische traditionelle Westcoast-/Countryrock-Instrumentierung mit Akustik-, Pedal Steel-, Slide-,EGitarren, Dobros, Mandolinen etc. Das alles verpackt in schöne, grösstenteils sonnige Songs, die keinesfalls angestaubt wirken, sondern eher beweisen, wie zeitlos gutes Songmaterial funktioniert. Fazit: „All Fired Up“ befriedigt die Ansprüche der Poco Fans voll und ganz, begeistert auch Eagles-Anhänger ohne wenn und aber und wird selbst Country- und Americana-Fans ein breites, glückliches Lächeln ins Gesicht zaubern. Sehr schönes Album.

UNCLE LUCIUS And You Are Me Blue Rose hh. Es fällt nicht leicht, diese Truppe aus Austin/Texas einer bestimmten Musikkategorie zuzuordnen. Wir schieben sie mal auf Grund des grossen Rootsrock-Charakters in die Americana-Abteilung, das neue Album würde aber auch problemlos in die meisten anderen Rock-Schubladen passen. Wer Uncle Lucius erst jetzt ent-

Inserat TAIFUN

deckt, dem sei gesagt, dass „And You Are Me“ 1.) eine verdammt starke Platte ist, sicher eine der herausragendsten Veröffentlichungen des auf Qualität achtenden Blue Rose Labels und 2.) Fans

nachfolgender Gruppen nachhaltig begeistern wird: Gov't Mule, Black Crowes, Rolling Stones in der frühen 70er Phase, Allman Brothers, Band Of Heathens, Delta Saints bis hin zu The Band. Die Truppe schüttelt fantastische Songjuwelen mit einer unglaublichen Leichtigkeit aus dem Ärmel, dass es schon fast unheimlich ist. Der Mix aus R'n'B, Southern- und Country-Rock plus Zugaben aus der Gospel-Ecke wird hier zu einer perfekten Einheit angerührt, der (Haupt)Sänger Kevin Galloway mit seiner warmen, soulvollen Stimme nicht nur ein Häub-

chen, sondern eine ganze Sahnehaube aufsetzt. Die Produktion von R.S. Field (Omar & The Howlers, Allison Moorer, Shaver, Fabulous Thunderbirds, Sonny Landreth) ist gleichfalls vom Feinsten. Transparent, warm und trotzdem druckvoll kommt jeder Song, gleich ob Ballade oder Rocker, durch die Boxen und der gelegentliche Einsatz von satten Bläsersätzen geschieht genau dort, wo der Song geradezu danach schreit. Hier wirkt nichts aufgesetzt oder gekünstelt, das gesamte Album stimmt in sich und weist keinerlei Qualitätsabfälle in den Songs auf. Eine fast perfekte Vorstellung in jeder Beziehung. Und wir sagen auch nur „fast“, weil es ohne diese Einschränkung bedeuten würde, dass alle künftigen Uncle Lucius Platten schlechter als „And You Are Me“ sein müssten. Und das fällt, gemessen an der herausragenden Qualität der Band, schwer zu glauben. Ein wahrhaft grosses Album.


CD Blues/Soul/World SEASICK STEVE Hubcap Music Polydor/Musikvertrieb

hug. Hat es den seekranken Stefan doch noch gejuckt unter den Fingern: Lange Jahre war er in Amerika als Hobo, als Vagabund unterwegs, wurde dann in Norwegen häuslich und erlangte sehr schnell einen Ikonen-Status, als er anfing, seine HoboZeit in einfachen Klimper-BluesLiedern zu erzählen – und natürlich auch mit gebotenem CoolNuscheln inszenierte. Das war ein paar Alben lang sehr charmant und herzlich. Jetzt aber will es Seasick Steve doch noch wissen: «Hubcap Music» ist quasi gepimpt zu einem korrekten Blues-Album. Im Geiste von John Lee Hooker pflegt er immer wieder den dezenten, knackigen Boogie als Basis seiner Geschichten und kommt in der Produktion entsprechend voluminöser und kompakter daher als früher. Das ist voll okay: «Hubcap Music» bietet viele drivige Blues -Lieder, die in ihrer Haltung und dem Gitarrenspiel auch an die ganz frühen ZZ Top erinnern. Für die Fans der alten Zeiten gibt's natürlich trotzdem hin und wieder auch den ganz einfach gehaltenen Lagerfeuer-Blues. Steve wollte es wissen. Wir sagen: Ja, er kanns.

WALTER TROUT Luther's Blues Provogue

hh. Dreizehn Songs aus der Karriere eines der sträflich unterbewerteten Bluesmen, Luther Allison, covert Walter Trout auf diesem Album. Und er macht das mit Stil, Respekt und unter Hinzufügung seiner eigenen persönlichen Note, ohne jedoch

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damit die Originalvorlagen zu verfälschen. Trout gehört seit Langem zu den erfolgreichsten und besten Bluesrock-Gitarristen, das stellt er auch hier wieder eindrücklich unter Beweis. Sein flüssiges Spiel ist beseelt und technisch auf höchstem Niveau, der 1997 verstorbene Luther selbst hätte grossen Spass an Trout's Interpretationen gehabt. Im Nachhinein stellt sich zudem anhand dieses Albums heraus, welch hervorragende Songs Allison im Laufe der Jahre fabriziert hat. Bei der Auswahl der Songs aus dem reichhaltigen Allison-Repertoire beweist Walter Trout ein goldenes Händchen, jeder der hier enthaltenen Songs ist ein Paradebeispiel für guten Blues bzw. Bluesrock. Die Produktion ist satt und transparent bis in den letzten Ton der wummernden Hammond. Trout's Band spielt hervorragend, so dass unterm Strich ein überaus empfehlenswertes Album herausschaut, dass sowohl Trout-Fans wie auch jeden BluesrockLiebhaber begeistern wird.

dem ist Fossen als „Best Vocalist 2013“ für die Blues Awards nominiert. Viel Ehre also für das Quartett und es ist es auch ohne Zweifel wert, soweit man das per diesem Album beurteilen kann. „Clubbing“ beinhaltet 11 tolle Bluessongs im Chicago Stil, lässt aber auch dezent britische Einflüsse von beispielsweise Peter Green's Fleetwood Mac durchschimmern. Fossen zeigt sich als herausragender Harpspieler mit viel Gefühl und ergänzt sich perfekt mit Gitarrist Peter Struijk, der neben feinster Gitarrenarbeit auch eine meisterliche Slide-Performance liefert. Seine Nominierung als Bester Sänger 2013 unterstreicht Fossen hier eindrücklich in jedem Song. Das RhythmusGespann bestehend aus Jan Markus (bs) und Eduard Nijenhuis (dr) groovt perfekt zusammen und legt einen unaufgeregten, soliden Teppich, auf dem sich die beiden Hauptprotagonisten hörbar wohlfühlen. Für Fans des mit Ecken und Kanten behafteten Chicagoblues ist „Clubbing“ ein echtes

Townes van Zandt („Snowing On Raton“). Erstaunlich dabei ist, dass sich Theessinks eigene Songs durch nichts von denen seiner amerikanischen Vorbilder unterscheiden, absolut authentisch kommen sie rüber – der inzwischen in Wien lebende Blueser hat diese Roots wohl schon mit der Muttermilch aufgesogen. „Wishing Well“ ist ein ruhiges, besinnliches Album und wird mit seiner

dezenter Strahlkraft in erster Linie Fans traditioneller amerikanischer Roots-/Bluessounds faszinieren. Man muss sich jedoch Zeit für dieses Album nehmen.

POPA CHUBBY Universal Breakdown Blues Provogue/Musikvertrieb

FOSSEN & STRUIJK BAND

Highlight. Kaufen und freuen!

Clubbing

Wishing Well

Blues Boulevard

hh. Die holländische Formation um Sänger/Harpist/Gitarrist Robbert Fossen und Gitarrist Peter Struijk gewannen in ihrer Heimat die Dutch Blues Challenge 2012 und waren im Januar 2013 Finalisten der International Blues Challenge Memphis. Zu-

HANS THEESSINK Blue Groove hh. Wo Theessink draufsteht, ist Qualität drin. Das kann man zweifellos auch über sein neues Album „Wishing Will“ sagen. Nach seinem letzten Album „Delta Times“ mit Terry Evans, kommt der Holländer hier überwiegend akustisch solo an den Start, liess sich nur einige wenige Male von befreundeten Gastmusikern begleiten. Herausgekommen ist ein feines und warm produziertes Bluesroots-Album, das mit schönen Songs geradezu gespickt ist. Die meisten stammen aus seiner eigenen Feder, Coverversionen gibt es von Bob Dylan („Ballad Of Hollis Brown“), Brownie McGhee („Living With The Blues“) und

hh. Der Dicke aus NYC mit dem selbstgepflegten und leider viel zu oft überstrapazierten Bad Boy-/Stinkstiefel-Image schiebt die nächste Platte nach. So what, mag der durch Chubbys letzte lieblose und uninspirierte Veröffentlichungen angenervte Bluesrock-Fan sagen. Aber, ÜBERRASCHUNG!, Popa hat den Kessel angeheizt und meldet sich mit neuer Kraft zurück. Zwar gibt es auch auf seinem neuen Output Licht und Schatten, wie beispielsweise das Remake von „Somewhere Over The Rainbow“, das Chubby zu einer Art „Blues-Musikantenstadl“-Version verkommen lässt. Und weshalb er gleich mit dem sattsam bekannten und mehr als ausgelutschten S.R.Vaughan-Riff/Groove das Album eröffnet, soll sein Geheimnis bleiben – wir wollen es nicht wissen und hätten „I Don't Want Nobody“ lieber am Schluss des Albums (oder besser überhaupt nicht) gehört. So stellt sich jedenfalls sofort wieder dieses Gefühl ein, dass


Blues/Soul/World CD Dickerchen einmal mehr den Weg des geringsten Widerstandes gehen wird. Dass Chubby Gitarre spielen kann, wissen wir ja schon lange – aber wir wollen auch gute SONGS!!! Und die liefert er direkt nach diesem drögen Auftakt. „I Ain't Giving Up“ ist eine schöne Soulballade, mit der er das Herz des Hörers nachhaltig berührt. Danach wird das Gaspedal wieder durchgetreten und mit dem Titelsong steht ein amtlicher Rocker an. Gefolgt vom obligatorischen Slow-Blues, bevor das Tempo wieder angezogen wird usw. usw. Viel anderes ist von Popa Chubby ja auch nicht zu erwarten, der Mann hat seinen Stil ja nicht erst seit gestern gefunden. Aber auf „Universal Breakdown Blues“ gibt es endlich wieder eine Handvoll packende Songs, die inspiriert und mit Energie vorgetragen werden. Der ganz grosse Wurf ist das Album zwar nicht, es steht aber gleichwertig in einer Reihe mit Chubbys besten Veröffentlichungen.

MIKE ZITO & THE WHEEL Gone To Texas Ruf Records

hh. Mike Zito gehörte bis zum fulminanten Debütalbum der Royal Southern Brotherhood, wo er sich an der Seite von Devon Allman und Cyril Neville erstmals ausserhalb der USA brilliant in Szene setzen konnte, in unseren Breitengraden eher zu den unbekannteren Gitarristen. In den Staaten ergatterte er bereits 2010 mit dem Track „Pearl River“, an dem auch Cyril Neville beteiligt war, den Blues Award für den besten Song des Jahres. Sein Album „Greyhound“ wurde 2011 als beste Rock Blues CD des Jahres nominiert. Mit seinem neuen Album ordnet er sich musikalisch in das gleiche Umfeld ein, dass er auch mit Royal Southern Brotherhood erfolgreich beackert. Und das heisst, schwerer, klebriger Südstaatenblues, in dem man knietief durch das Mississippi Delta

watet. Begleitet teils von einer angezerrten, tonnenschweren Slide wie auch von warmen Telecaster Sounds und einer fett groovenden Band direkt aus einem der rauchigen, versifften New Orleans Bluesclubs. Auch als Dobro-Spieler glänzt Zito auf breiter Front, wie auch seine gesanglichen Qualitäten in typischem rauen Southern-Stil erste Sahne sind und einen hohen Wiedererkennungswert aufweisen. Das alles liest sich mächtig superlativ, aber weniger Lobhudelei würde diesem fantastischen Album und im besonderen Mike Zito nicht gerecht. „Gone To Texas“ ist in jeder Beziehung ein verdammt starkes Album mit Klasse-Songs zwischen Blues und Rock, angereichert mit Soul, Gospel und funky-Jam-Session-Elementen. Im feurigen Shuffle „The Road Never Ends“ macht Delbert McClinton den Gastarbeiter. Fans der Royal Southern Brotherhood werden begeistert sein, allen anderen Bluesliebhabern sei „Gone To Texas“ als Pflichtkauf empfohlen.

SPIN DOCTORS If The River Was Whiskey Ruf Records

hh. Als Bluesband sind die in den 90ern erfolgreichen Spin Doctors den Meisten wohl nicht in Erinnerung, eher wegen ihrer Hits „Two Princes“ oder „Little Miss Can't Be Wrong“. Und daher wissen auch wohl die wenigsten, dass die Doctors zu Beginn ihrer Karriere genau diesen Sound machten. Mit „If The River Was Whiskey“ schliesst sich nun 35 Jahre nach Gründung der Kreis, denn das neue Album ist Bluesrock pur. Eingespielt in einem Tag ohne jegliche Overdubs – hier ist alles ungeschönt und live. Und das macht den Charme des Albums aus, denn die Band agiert spielfreudig, groovig und präsentiert sich technisch versiert, weshalb Overdubs auch nicht nötig waren.Die zehn Songs begeistern durchweg, leben durch den intensiven Gesang

von Chris Barron und der einfühlsamen, mit schmutzigen Fingernägeln gespielten Gitarre von Eric Schenkman. Spin Doctors laufen hier zu neuer Bestform auf, das Album ist für jeden Blues- und Bluesrockfan ein absoluter Bringer. Unbedingt antesten!

MORELAND & ARBUCKLE

Gitarrist Robbie Hill legt mit seinem Debütalbum gleich einen echten Knaller vor. Treibender Bluesrock, dominiert von Hill's souveräner Gitarrenarbeit, mit Wurzeln im britischen Bluesrock der 60er. Cracks wie Peter Green, Kim Simmons, Stan Webb und Tony McPhee lassen grüssen.

7 Cities Telarc

hh. Rauer Powerhouse Bluesrock dominiert auch auf dem neuen Album des Duos Aaron Moreland (gtr, Markenzeichen eine selbstgebaute Zigarrenkistengitarre mit 3 Gitarren- + 1 Basssaite) und Dustin Arbuckle (voc, harmonica) + Drummer Kendell Newby. Dazu mischen die Jungs Ingredienzien aus allem, was amerikanischen Roots Rock ausmacht, als da wären Country, Soul, Folk, Heartland Rock und natürlich Delta Blues. Das alles verrühren sie einer dampfenden, kochend heissen Gumbo mit einer Extraportion Chili. Die Songs sind in ihrer rudimentären Art mitreissend und begeisternd, die Rocker drücken das Gaspedal voll durch, die Balladen überzeugen mit Seele und Tiefgang und die laid back Midtempo Tracks packen den Hörer mit souveräner Lässigkeit. Dustin Arbuckle überzeugt als Harmonica-Spieler der Extraklasse und ebenso als Sänger. Dem steht Aaron Moreland nicht nach und die Verpflichtung von Drummer Kendell Newby war ein echter Glücksgriff. „7 Cities“ ist herausragendes Roots-/Bluesrock Album mit tollen Songs und überzeugt durch grosse Spielfreude. Fans von beispielsweise Seasick Steve, North Mississippi Allstars und Anverwandten dürfen hier ohne Zögern zugreifen.

ROBBIE HILL & THE BLUE 62's Price To Pay Blues Boulevard hh. Das schottisch/amerikanisch/finnische Trio um

Aber der Schotte Robbie Hill, der sich hier auch als meisterlicher Slider zeigt, ist beileibe kein dumpfer Kopist, sondern setzt allen Tracks seinen persönlichen Stempel auf. Sein Spiel ist flüssig und groovig und auch seine Songs halten das hohe Niveau problemlos. Klar, bahnbrechend Neues ist nicht zu erwarten, aber da sind in diesem Metier die Grenzen ohnehin gezogen. Das Trio versteht es ausgezeichnet, seinem Sound die richtige Portion „Dreck“ einzuverleiben und Ecken und Kanten hörbar zu machen. Das sorgt für eine erfrischende Spontanität, die dem Album hörbar gut tut. Ein wahrhaft gelungenes Debüt und ein grosses Versprechen für die Zukunft.

SALIF KEITA Talé Sacem/Musikvertrieb hug. Es scheint ganz so, als hätte der grosse Salif Keita dank Amadou & Mariams «Folila» den Mut gefunden, die Grenzen seiner (auch so schon wunderbaren) Mali-Musik wagemutig auszuweiten: Wie Amadou & Mariam bleibt er natürlich seiner musikalischen Heimat treu, webt aber gewieft und äusserst treffsicher europäische Elemente mit rein. Das sieht man einerseits an seinen Gästen: Chef-Rapper Roots Manuva, Chef-Stimmakrobat Bobby McFerrin und Chef-Kammerjazzerin Esperanza Spalding. Andererseits an Songs wie «Après Demain», wo der astreine Afrobeat nach Fela Kuti zelebriert wird. Oder an «Samfi», dem ausführlich die KeyboardLinie von B-52's «Planet Clai-re» unterlegt ist. Das klingt nach ganz viel? Ist es auch! Und es ist überaus spannend, anregend, tanzbar – Kandidat für das Weltmusik-Album des Jahres.

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ReReleases, Best Of, Tributes

The Metal God Collection Über Judas Priest kann man entweder ganze Enzyklopädien schreiben, oder es ganz einfach auch sein lassen. Wer massgeblich einen ganzen Musikstil und dessen Dresscode geprägt und 40 Jahre lang Generationen von Musikern beeinflusst hat, muss nicht mehr beschrieben werden. Judas Priest sind Heavy Metal per se. Und das ist kein Druckfehler. ip. 2013 müssen die Briten um Rob Halford ganz tief Luft holen, um alle Kerzen auf dem Geburtstagskuchen auszupusten. 40 Jahre hat die Band auf dem, noch recht fitten, Buckel und das feiert die Legende mit einem dicken Paket an die Fans. „Epitaph“ heisst das Überraschungsei in Form einer Live-Retrospektive, die das letzte Konzert der 50-wöchigen (und ganz bestimmt letzten) Welttournee im Londoner Hammersmith Apollo vom Mai 2012 zeigt. In insgesamt 23 Songs, von denen mindestens einer von jeweils einem der 14 Studioalben stammt, wird deutlich, wo Judas Priest überall Halt gemacht haben. Angefangen mit Rocka Rolla aus dem Jahr 1974, über den Nachfolger Sad Wings Of Destiny (1976), der die Band einem grösseren Publikum vorstellte, zu dem von Roger Glover (Deep Purple) produzierten und von Simon Phillips (Toto) eingetrommelten Sin After Sin (1977) begründeten Judas Priest 1978 nach Stained Class dann mit Killing Machine, respektive Hell Bent For Leather ihr Leder- und Nieten-Image. 1980 folgte der Überflieger British Steel, der mit Klassikern wie „Rapid Fire“, „Metal Gods“,

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„United“ oder „Living After Midnight“ geradezu inflationär um sich warf. Nur schon das alleinige Nennen dieser Titel lässt einem das frenetische Publikum zahlloser Konzerte in den Ohren rauschen und man wird den Zwang nicht los, das zeitlose Riff von „Breaking The Law“ in der unverwüstlichen „Dä dä dää, dä-dä dää, dä-dä dää“-Form zu grölen und Luftgitarre zu spielen. Da kann man machen, was man will; bei dem Song wird jeder zum Headbanger. Und deshalb sind die Nummern auch alle auf der „Epitaph“-DVD vertreten. Weiter geht es in der Diskografie natürlich mit Point Of Entry aus dem Jahr 1981 und dem legendären Screaming For Vengeance (1982), das Doppelplatin mit 5 Millionen verkauften Einheiten erreichte und damit den finanziell grössten Erfolg darstellte.

„Electric Eye“ oder das in letzter Minute draufgepackte „You've Got Another Thing Coming“ sind ebenfalls Klassiker, die aus einer Priest-Show nicht wegzudenken sind. Defenders Of The Faith folgte 1984 und asphaltierte den Weg für die nächsten drei Bahnbrecher: Turbo (1986), Ram It Down (1988) und Painkiller (1990), die mit „Turbo Lover“ und den jeweiligen Titeltracks punkteten, aber auch Granaten wie „Metal Meltdown“, „A Touch Of Evil“ und den Geheimtip „Between The Hammer And The Anvil“ hervorbrachten. Danach war erst einmal Schluss mit Rob Halford am Mikrofon. Der Ausnahmesänger nahm sich eine Auszeit, um seine Solokarriere zu verfolgen und wurde durch Tim „Ripper“ Owens ersetzt. Mit ihm nahmen Judas Priest 1997 Jugulator und 2001 Demolition auf, die beide eigentlich wirklich gute MetalAlben sind, aber die letztendlich bei einem Grossteil der Fans durchfielen, weil eben Owens nicht Halford war, wofür er einem leid tun konnte. Songs dieser Phase fehlen denn auch auf „Epitaph“. 2005 kehrte Halford zurück und veröffentlichte mit seinen Kollegen Angel Of Retribution, das direkt auf Platz 13 der Billboard Charts einstieg. Nostradamus, das Konzeptmonument aus dem Jahr 2008 ist bislang das letzte Studioalbum, dem geplant dieses Jahr ein neues folgen wird. Bis dahin wird der Mitschnitt auf „Epitaph“ ein Überbrückungshelfer sein, aber auch für jeden Metalfan ein Pflichtkauf. Man kann sich einfach nicht entgehen lassen, eine Band mit dieser Geschichte und Erfahrung zu sich nach Hause zu holen und Rob Halford auf seiner Harley durch sein Wohnzimmer fahren zu lassen! Und wenn „Dä dä dää, dä-dä dää, dä-dä dää“ anfängt, dann wird gefälligst so laut aufgedreht und mitgegrölt, dass die Nachbarn umziehen müssen. Denn nichts weniger haben Judas Priest verdient.


ReReleases, Best Of, Tributes KINGS OF LEON The Collection Box Sony

Booklets und Jewelcases akzeptiert werden. Die Familyband gehört zu den erfolgreichsten Acts weltweit, allein ihr letztes Studioalbum „Come Around Sundown“ (hier enthalten) verkaufte über 6 Millionen Exemplare. Somit ist diese Box auch für Sammler und Musikhistoriker ein echtes Leckerli.

THE WINKIES The Winkies Cherry Red Records hh. Die Box beinhaltet die ersten 5 Langspieler der Gebrüder (+Cousin) Followill aus Nashville plus eine DVD mit einem Livemitschnitt aus der Londoner O2 Arena. Da Hardcore-Fans der Band bereits alle regulären Alben im heimischen Regal gebunkert haben dürften, lohnt sich die Anschaffung dieser Box auf Grund der DVD nur bedingt. Für alle anderen Liebhaber des Alternative Rocks und im Speziellen Fans der Kings Of Leon Mega-Hits „Use Somebody“ , „Radioactive“ oder „Sex On Fire“ ist „The Collection Box“ allerdings eine überaus lohnende Anschaffung, zumal der Preis, unwesentlich teurer als eine einzelne reguläre CD, sehr attraktiv ist. Dafür müssen halt Einschränkungen bzgl. Original-

und Folk angehauchte Songs. Das passte zwar nicht in damalige Zeit, zeugte aber von Eigenständigkeit, einer breit abgestützten Stilsicherheit und vor allem von Talent. Songs wie der Auftakt «Trust In Dick», «Twilight Masquerade», «North To Alaska» oder «Wild Open Spaces» sind so etwas wie (leider) vergessene Klassiker. Kurz nach der Veröffentlichung ihres Debüts löste sich das Quartett auf. Phil Rambow wandelte danach auf Solopfaden und schrieb Songs für Ellen Foley und für die leider zu früh verstorbene Kirsty MacColl, Leider erreichten seine Soloalben nie mehr die Qualität der Winkies. The Winkies waren übrigens auch noch als Begleitband von Brian Eno unterwegs.

MAYFAIR Behind… Pure Prog Records rp 1975 gaben sich Glamrock und der aufkeimende Punkrock die Hand. Genau in dieser Zeit erschien auch die einzige LP der kanadisch-englischen Band The Winkies. Das LP-Cover verhiess Glamrock, doch die Band um den 1973 nach England übergesiedelten Phil Rambow war offener und vielschichtiger. Neben Glamrock, Power Pop und Pubrock enthielt das Album Country-

lg. Die Vorarlberger ProgressiveBand Mayfair veröffentlichte 1993 mit dem Album "Behind…" einen wahren Geniestreich, der aufgrund schlicht fehlender Referenzbands schwer einzuordnen war und dementsprechend abgefeiert worden ist. Das MiniAlbum erschien damals über ein Mini-Label (General Inquisitor Torquemado's Releases aus Zürich) und war lange Zeit vergriffen. So macht es Sinn, diese

wahrhafte Perle des europäischen Metals der Frühneunziger wieder zu veröffentlichen. Die sehr eigenständige und meist hohe Stimme von Mario paart sich mit dem ausdrucksstarken und mäandrierenden Gitarrenspiel von René. Die Rhythmussektion erledigt ihren Job sensationell und meistert die vertrackten Songs perfekt. Die besten Songs auf dieser 6-Track EP sind das hypnotisch-progressive "Generation Isolated" sowie das leicht Gothic-angehauchte "Madame Pest". Wir befinden uns mit Mayfair nach wie vor im Progressive Metal, doch wird der Sound mit einer düsteren Grundstimmung angereichert. Leider wurde bei diesem Re-Release auf das beklemmende Original-Artwork verzichtet, doch dies ist nur ein kleiner Schönheitsfehler. Die zweite CD dieses Re-Releases umfasst das geniale 2-Song Demo "Find My Screams Behind This Gate" sowie acht unveröffentlichte und rare Aufnahmen. "Behind…" kommt auch erstmals als LP (hier nur mit den beiden Demo-Songs als Bonus). Ebenfalls sehr zu empfehlen sind die beiden, allerdings recht anders klingenden weiteren Alben von Mayfair: "Die Flucht" und "Fastest Trip To Cyber-Town". Mayfair sind wieder aktiv und haben für 2013 ein neues Album mit dem Titel "Schlage Mein Herz, Schlage…." in Aussicht gestellt. Freude herrscht!


DVD RAINBOW Live In Munich 1977 Eagle Vision/Musikvertrieb

THE EAGLES History Of The Eagles (Limited Edition 3 DVDs) Universal hh. Dieses Paket ist in der Tat jeden Rappen des Anschaffungspreises wert. In drei Stunden wird die faszinierende Geschichte dieser mega-erfolgreichen und zugleich wohl amerikanischten Poprock-Band höchst informativ und unterhaltsam wiedergegeben. DVD 1 umfasst die Bandgeschichte von der Gründung bis zum Split 1980, bedingt durch massive persönliche Streitereien, Neid, Gier und Missgunst. DVD 2 umfasst den Zeitraum der Reunion 1994, die damals niemand für möglich gehalten hat, bis heute. DVD 3 zeigt einen bislang unveröffentlichten Konzertmitschnitt aus dem Jahr 1977. In 45 Minuten werden aus dem Washingtoner Capital Center die grossen Hits der Band „Hotel California“, "New Kid In Town", "Take It To The Limit", "One Of These Nights", "Lyin' Eyes", "Rocky Mountain Way" und "Best Of My Love“ festgehalten, in für damalige Verhältnisse ausgezeichneter Ton- und Filmqualität. Allein der Mitschnitt dieses Konzerts, der die Eagles auf dem Höhepunkt ihres Schaffens und Erfolgs zeigt, rechtfertigt schon den Anschaffungspreis der gesamten Box und ist mehr als ein Argument, sich diese Limited Edition zu besorgen. Die musikalischen Qualitäten, die die Band schon damals (und auch heute noch) vorzeigt(e), die unglaublichen mehrstimmigen Gesangsharmonien, das perfekte Spiel der Musiker und die fantastischen Songs – das alles kann man nicht anders als sensationell und in dieser Art auf alle Zeiten als unerreichbar bezeichnen. Das ist perfekte LaidBack-Unterhaltung – das

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wirklich ganz große Musikkino. Die überaus spannende Geschichte der Adler wird unterlegt durch Konzertausschnitte, rare Fotos und private Filmsequenzen, die Musiker selbst nehmen in aktuellen Interviews kein Blatt vor den Mund und schrecken auch vor Selbstkritik nicht zurück. Auch Musikerkollegen wie Linda Ronstadt, Bob Seger, Jackson Browne oder Kenny Rogers, die zeitgenössisch den Weg der Band begleitet bzw. hautnah miterlebt hatten, kommen zu Wort. Einen dermassen intensiven Einblick in die Geschichte dieser massgebenden Band, die den amerikanischen Countryrock geprägt hat wie keine andere, hat es bislang nicht gegeben. Selbst für Fans, die glauben schon alles über ihre Lieblingsband zu wissen, erfahren hier noch Überraschendes. Der Box ist als Zückerli noch ein 40-seitiges Hardcover Fotobuch beigelegt. Produziert hat der Oscar-prämierte Amerikaner Alex Gibney, der schon allein für diesen Film einen weiteren Oscar verdient hat. Regie führte Alison Ellwood. Fazit: Dieses Werk darf in keiner Sammlung fehlen. Selbst Leute, die nicht zu Hardcore-Eagles-Fans zählen, werden hier knapp vier Stunden lang aufs allerfeinste unterhalten. Der dokumentatorische Wert ist immens und begeistert auf ganzer Linie.

hh. Nachdem Ritchie Blackmore Deep Purple verlassen hatte, gründete er 1975 Rainbow, mit denen er für die nächsten acht Jahre eine Reihe Songs schuf, die als beste Beispiele des 70er Classic Rock gelten und Jahrzehnte überdauern sollen. Das hier veröffentlichte Konzert ist das einzige Dokument, das ein Konzert in voller Länge der besten Rainbow-Besetzung wiedergibt und zugleich das wohl beste Konzert, das Rainbow in der gesamten Karriere ablieferten. Die Hauptprotagonisten Blackmore und Ausnahmedrummer Cozy Powell donnerten zusammen mit dem bis dato noch relativ unbekannten Sänger Ronnie James Dio, Tastenmann David Stone und Bassist Dob Daisley im wahrsten Sinne des Wortes durch ein hammergeiles, knapp zweistündiges Set, bestehend aus gerade einmal acht Songs, von denen der kürzeste („Kill The King“ – bis dato unveröffentlicht) knapp fünf Minuten und der längste „Still I'm Sad“) knapp eine halbe Stunde dauert. Das Konzert ist geprägt von einer unglaublichen musikalischen Aggression, wie man sie vorher von einer Rockband noch nie hören konnte. Gepaart mit der hohen technischen Qualität der Musiker ergibt diese Dokument eins der besten Konzerte, die jemals per Tonkonserve zugänglich gemacht wurden – das gilt ohne Einschränkungen bis heute! Blackmore agiert brutal und gnadenlos in seinem virtuosen Spiel und lässt in dieser Rainbow-Besetzung seine vorherige Stammformation Deep Purple fast wie eine Bande von Chorknaben aussehen (besonders nachzuvollziehen in „Mistreated“, das auch bei Deep Purple und Coverdale auf der Setlist steht, jedoch gegen die hier enthaltene Version chancenlos ist) . Cozy Powell, zusammen mit Led Zeppelin's John Bonham der härteste und gleichzeitig groovigste, swingendste RockDrummer seiner Zeit, hämmert einen brachialen, stets genau auf den Punkt fokussierten Beat mit unglaublicher Power und Energie heraus, dass einem tatsächlich Hören und Sehen vergeht – perfektes

Anschauungsmaterial für jeden hardrockigen Nachwuchsdrummer. Sein legendäres, mit klassischen Elementen untermaltes Drum-Solo war seinerzeit bahnbrechend, da es von A-Z strukturiert und durchkomponiert war, eine konkurrenzlose bis heute gültige Meisterleistung. Ronnie James Dio, gerade am Anfang seiner Karriere, beeindruckt mit seinem kraftvollen, pathosgeschwängerten Gesang auf breiter Front und gilt fortan als einer der besten Rockshouter überhaupt. „Live In Munich“ ist ein umwerfendes, herausragendes und gleichermassen unerreichtes Live-Dokument, das eine der besten Classicrock-Bands in Top Form zeigt. So gut sollte Rainbow nie wieder sein. Ein absolutes MUSS für jeden Rockfan.

DIO Finding The Sacred Heart Live In Philly 1986 Eagle Vision/Musikvertrieb hh. Der ehemalige Elf-, Rainbow-, Black SabbathSangesgott Ronnie James Dio hat bereits drei Alben unter seinem Namen auf dem Markt, als er am 17. Juni 86 seine gewaltige Bühnenshow im Spectrum, Philadelphia vorführte. Gitarrist Craig Goldy war frisch in der Band und ersetzte den mitten in der Tour ausgestiegenen Vivian Campbell. Die weiteren Bandmember neben Dio waren Vinnie Appice (dr), Jimmy Bain (bs) und Claude Schnell (kbds). Dio konnte mit seinem Liverepertoire aus dem Vollen schöpfen. Neben eigenen Hits aus den Dio-Alben standen mit „Man On The Silver Mountain“, „Heaven & Hell“ und „Long Live Rock'n'Roll“ Songs aus seiner Rainbow-/Black Sabbath-Phase auf dem Programm, Songs, die Dio's Ruf, einer der besten Rockshouter zu sein, begründet hatten und natürlich auch jetzt nicht fehlen durften. Die Bühnenshow mit riesigem Drachen, Burg und Felsaufbauten war gewaltig und gehörte seinerzeit zu den spektakulärsten Erlebnissen in der Rockszene. Ronnie James präsentierte sich, wie auch seine Band, in Topform und lieferte eine hammermässige Vorstellung. 16 Songs umfasste das Live Repertoire, die hier allesamt in remasterter Soundqualität verewigt wurden inkl. 2 Medleys und die für damalige Zeiten


DVD obligaten Solopassagen von Keyboards, Gitarre und Drums. Für Dio-Fans und alle 80er-Jahre-Hardrock-Liebhaber ein unverzichtbares Dokument. Die Gesamtspielzeit inkl. BonusAbteilung mit Interviews, Behind The Scenes Footage etc. beträgt satte 143 Minuten.

WHITESNAKE Made In Japan Frontiers Records mv. Der Titel "Made In Japan" lässt Classic Rock Fans natürlich sofort aufhorchen, hiess doch bereits ein grosser Deep Purple Klassiker Anfang der 70er Jahre so. Ein Vergleich wäre aber sicherlich unfair, da heutige Alben eh nicht mehr solchen Klassikerstatus erhalten können. Die hier veröffentlichte DVD mit Doppel-Audio-CD ist aber trotzdem eine sehr geile Angelegenheit für Fans der weissen Schlange. Geboten wird die WhitesnakeShow vom Loud Park Festival gespielt am 15. Oktober 2011 in der Super Arena der japanischen Metropole Saitama. Das Konzert beinhaltet 12 Songs und wurde damals für das japanische Fernsehen aufgenommen, ist aber für die Band und Label stark genug, um es nun für alle Fans zugänglich zu machen. Zum Glück muss man sagen, denn die Band präsentiert sich in bester Spiellaune und spielt mit druckvollem, transparentem Sound Klassiker wie "Fool For Your Loving", "Love Ain't No Stranger", "Is This Love", "Here I Go Again" oder den Übersong "Still Of The Night" sowie Songs des aktuellen starken Albums "Forevermore". Gerade der Song "Forevermore" erweist sich als echter neuer Klassiker und erzeugt eine WahnsinnsGänsehaut. Aber auch der Opener "Best Years" zeigt, dass sich die Band um den hier echt gut bei Stimme agierenden David Coverdale im aktuellen Line-Up mit Doug Aldrich (Gitarre), Reb Beach (Gitarre), Michael Devin (Bass) und Brian Tichy (Drums) in ihrem x-ten Frühling befindet und sehr wohl noch mit neuen Songs begeistern und beeindrucken kann. Nachzuhören ebenfalls auf der beiliegenden BonusCD, wo man den Soundcheck der Band belauschen kann und grandiose Akustik-Versionen von den Songs "Fare Thee Well", "One Of These Days", Good To Be Bad" und "Tell Me How" geboten

bekommt (neben weiteren "normalen" coolen Songs im Soundcheck-Gewand). Die DVD enthält noch diverse Slide-Shows und zwei Fan-Videos ("Forevermore" und "Steal Your Heart Away"). Einziges kleines Manko: es fehlen diverse Klassiker, die man noch gerne hören würde, allen voran "Crying In The Rain". Aber alles in allem ein sich lohnendes Package, das wirklich viel Spass macht.

ICED EARTH Live In Ancient Kourion Century Media Records mv. Erst zwei Jahre ist es her, seit Iced Earth eine Live DVD veröffentlicht en ("Festivals Of The Wicked"). Bei Iced Earth ist aber sehr viel geschehen seit 2011. Mit "Dystopia" konnte die Band endlich mal wieder ein richtig gutes Album veröffentlichen und mit Stu Block einen grandiosen neuen Sänger präsentieren. Gefilmt wurde im tollen Kourion Amphitheater in Limassol auf Zypern, wahrlich die perfekte Kulisse für ein Metal-Konzert. Und Iced Earth bieten dazu eine bärenstarke 27 Songs enthaltende Mega-Setlist, welche fast keine Wünsche offen lässt. Alle Phasen der langen Iced Earth-History werden abgedeckt und Stu überzeugt bei alten Klassikern wie "Angel's Holocaust", "When The Night Falls" (Highlight !), "Stormrider", "Iced Earth" oder "Pure Evil" genauso wie bei Barlow-Hits wie "I Died For You", "Melancholy", "Watching Over Me", "The Hunter" oder dem grandiosen Epos "Dante's Inferno". Und auch neuere Songs wie "Declaration Day", "Dystopia", "Anthem" oder "Ten Thousand Strong" klingen mit ihm einfach geil und zeigen, dass Jon Schaffer mal wieder ein sehr gutes Händchen hatte mit seiner x-ten Sängerwahl. Dazu ist auch der Rest der Band sehr energiegeladen, motiviert und spielfreudig. Das enthusiastische Publikum würdigt dies mit einer super Stimmung. Neben dem Konzert befindet sich auf der DVD außerdem noch ein interessanter Blick hinter die Kulissen in Form eines Making-Ofs, bei dem sowohl Musiker als auch Techniker bei der Vorbereitung des Events begleitet wurden. Dazu gibt es noch eine kleine Dokumentation zur Welt-Tournee und eine Bildergalerie. Alles in allem ein stimmiges Gesamtpaket für Iced Earth Fans.

Musik zum Lesen KATE BUSH Under The Ivy – Die Biografie Bosworth Edition hh. Die Britin Kate Bush gehört zu den Künstlern, auf die gängige Erfolgsstrickmuster und Verhaltensweisen nicht angewendet werden können. Sie entzieht sich erfolgreich seit Beginn ihrer steilen Karriere 1978 mit dem Hit „Wuthering Heights“ dem üblichen Promotionrummel, unternahm in ihrer gesamten Karriere gerade mal eine einzige Tournee und glänzt in der Öffentlichkeit überwiegend durch Abwesenheit bzw. ihre öffentlichen Auftritte kann man durchaus als Rarität ansehen. Trotzdem zählt die mit einer geheimnisvollen Aura umwobene Sängerin auf eine eingeschworene Fangemeinde, die ihr seit Jahrzehnten eisern die Treue hält. Dass Kate Bush jedoch hinter den Kulissen gar nicht geheimnisvoll, sondern eine zwar scheue aber bodenständige und höchste sympathische Frau ist, erfährt der Leser in dieser wahrhaftig umfangreichen Biografie von Greame Thomson, der bereits Biografien von Elvis Costello und Willie Nelson verfasst und ansonsten für verschiedene internationale Magazine wie Rolling Stone, Mojo etc. schreibt. Auf über 430 Seiten zeichnet Thomson die Karriere von Kate Bush nach, akribisch und genau – mitunter gehen die statistischen Aufzählungen allerdings zu sehr ins Detail. Die Biografie erschien in englischer Sprache bereits vor drei Jahren, liegt jetzt endlich auch in deutscher Übersetzung vor. Dabei wurde das Werk nochmals überarbeitet und durch über 70 neue Interviews mit Wegbegleitern wie Schulkameraden, Musikern, Produzenten, Regisseuren und Plattenfirmenvertretern ergänzt. Britische Kritiker bewerten „Under The Ivy“ als beste unter den zahlreichen BushBiografien, denn Thomson versteht es, trotz der geballten Ansammlung von Fakten den Unterhaltungswert für den Leser stets hoch zu halten. Liebhabern von Künstlerbiografien ist „Under The Ivy“ ohne Einschränkungen zu empfehlen, Kate Bush Fans sowieso, denn es gibt hier jede Menge Neues zu entdecken. Zudem bietet das Buch ein Quellenverzeichnis, eine Diskografie und diverse sw-Fotos. Ein grosses Werk über eine faszinierende Künstlerin, der noch vor zwei Jahren vom englischen New Musical Express eine Online-Kolumne unter dem Titel „5 Gründe, warum Kate Bush immer noch relevanter ist als irgendjemand sonst” gewidmet wurde.

THE ROLLING STONES Confessin' The Blues Das Gesamtwerk 1963-2013 Bosworth Edition hh. Die bereits 4. Auflage dieses Werks erscheint zum 50. Geburtstag der „grössten Rockband der Welt“ in überarbeiteter Form als Jubiläumsausgabe. In diesem ähnlich dicken Wälzer wie die Kate Bush's Bio erwartet den Leser eine akribische Vorstellung aller offiziellen Rolling Stones Songs mit jeweils dazugehörigen kleinen Geschichten und Anekdoten. Das hört sich zwar relativ trocken an, ist es aber nicht. Denn trotz aller Informationen versteht es Autor Ernst Hofacker, der zweifellos ein eingefleischter Stones-Fan ist, all diese Infos in lesbarer und überwiegend höchst unterhaltsamer Form unter die Leute zu bringen und das Gesamtwerk der Band in seine musikalischen und historischen Zusammenhänge zu stellen. Dadurch ist „Confessin' The Blues“ viel mehr als ein Nachschlagewerk für diehard-fans, sondern absolut empfehlenswert für alle, die generell an der Rockgeschichte interessiert sind und speziell ihr Wissen um Jagger & Co vertiefen möchten. Wer hat beispielsweise schon gewusst, dass an einem der typischsten Stones Songs „It's Only Rock' n'Roll“ Charly Watts überhaupt nicht beteiligt war und Keith Richards erst im Studio nachträglich die bereits während einer Session mit verschiedenen bekannten Musikern in Ronnie Woods Haus aufgenommenen Gitarrenparts überspielte. Ernst Hofackers Werk gehört in der mittlerweile unüberschaubaren Anzahl von Büchern über die Stones zu den herausragenden Exemplaren und ist tatsächlich so etwas wie die Bibel (Zitat Amazon) für Rockfans.

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LIVE REVIEWS KROKUS Solothurn, Kofmehl 9.5.2013 Fotos: Ian Keates

hh. Am Donnerstag, 9.5., war Auffahrt und spätestens jetzt muss der Tag in „Abfahrt“ umbenannt werden. Denn das was Krokus an diesem Abend im ersten von drei ausverkauften Konzerten im Kofmehl boten, war die Rock'n'Roll-Abfahrt schlechthin. Gute 90 Minuten Vollgas-Hardrock in bester Krokus-Manier und –Tradition. Keine Spur von Altersmilde, die Jungs gaben Vollgas von der ersten bis zur letzten Minute. Die Setlist bestand aus diversen Songs des neuen Albums „Dirty Dynamite“, das erfolgreichste (und beste) der Band seit den grossen Platinerfolgen der 80er Jahre, aufgestockt mit Krokus-Evergreens wie unter anderem „Bedside Radio“, „Screaming In The Night“ und dem den verstorbenen Krokus-Mitgliedern Tommy Kiefer und Dani Crivelli gewidmeten „Easy Rocker“. Zum ersten Mal in der langen Karriere präsentierten sich die Solothurner in ihrer Heimatstadt als Sextett und mit neuem Drummer. Mandy Meyer, der als Krokus-Rückkehrer bereits an einigen Songs des neuen Albums beteiligt war und mit Slide-Einlagen dem Partyrock eine bluesige Note verlieh, sorgte mit den Kollegen Fernando von Arb und Mark Kohler für eine Gitarrenbreitseite, die sich gewaschen hatte. Eine gewaltige Soundwand donnerte aus den Boxen und walzte alle Befürchtungen nieder, dass die Schweizer Vorzeigerocker nun langsam altersbedingt gemächlicher zu Werke gehen würden. Mandy Meyer ist definitiv eine musikalische wie auch optische Bereicherung. Einen bemerkenswerten Anteil an der Energie und dem Drive, den die Band an diesem Abend vorlegte, hat auch Neuzugang Flavio Mezzodi an den Drums. Der junge Solothurner rockte punktgenau, spielt songdienlich und sorgte zusammen mit Chris von Rohr am Bass für einen satt groovenden Teppich. Eine gewisse Nervosität war jedoch bei ihm spürbar. Verständlicherweise, stand doch für ihn bei seinem ersten Live-Heimspiel mit seinem neuen Arbeitgeber noch die Vermeidung von Fehlern im Focus. Aber Mezzodi erledigte seinen Job mit Bravour. Auf ein Drumsolo, besonders in dieser unspektakulären Art, könnte man heutzutage allerdings endlich einmal verzichten. Erstaunlich, wie Marc Storace nach all den Jahren immer noch fantastisch bei Stimme ist. Praktisch keine Abnutzungsspuren, der Mann muss Stimmbänder wie Drahtseile haben. Wo alte Rockshouter wie beispielsweise Ian Gillan (souverän) oder David Coverdale (angestrengt) dem Alter Tribut zollen müssen, scheint Storace keinerlei Probleme zu kennen. Da kommen auch die alten Gassenhauer nach wie vor in bester Qualität. Krokus 2013 sorgt auch nach 40 Jahren für grosse Begeisterung, ist prächtig in Form, vermittelt grossen Spass, wie die Publikumsreaktionen eindrücklich unter Beweis stellten, und bleibt im helvetischen Hardrock definitiv das Mass aller Dinge. Respekt!

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LIVE REVIEWS DELILAHS 77, BITCH QUEENS Basel, Kaserne 16.5.2013

Fotos: Fabienne Haas

hh. Eine fette Ladung Punk'n'Roll boten die Zuger Delilahs im Doppelkonzert mit den Basler Kick-Ass-Rockern Bitch Queens. Delilahs 77 ist ein (Spass-)Nebenprojekt des Innerschweizer Quartetts, mit dem die Truppe dem frühen Punkrock Tribut zollt. Und der Spass kam prächtig rüber, Klassiker von den Grossen des britischen Punkrocks wie Undertones, Buzzcocks, The Damned, Skids etc. inkl. ein geiles Remake von „Cherry Bomb“ der L.A.Girlsband Runaways donnerten durch die Boxen. Delilahs boten ein energiegeladenes Set und ihre Versionen standen den Originalen in nichts nach. Permanente Instrumentenwechsel unter den Bandmitgliedern sorgten für Staunen bei dem leider nicht besonders zahlreichen Publikum und Bandchefin/Bassistin Muriel bewies eindrücklich, dass sie es auch hinter den Drums allerbestens krachen lässt. Ein kurzer, aber hammergeiler Gig, der den Spass, den die Band auf der Bühne hatte, voll und ganz auf das Publikum übertrug. Die Show war der perfekte Vorglüher für das Set der Lokalmatadoren Bitch Queens. Mit ihrem sleazigen, punkigen Glamrock'n'Roll gab es dann nach kurzer Pause ebenfalls heftig auf die Zwölf. Dass Sänger/Gitarrist Melchior Quitt gesundheitlich schwer angeschlagen war, liess er sich nicht anmerken – die Queens rockten was das Zeug hielt, wie man es von ihnen ja sowieso immer gewohnt ist. Das Quartett stellte einmal mehr unter Beweis, dass es in ihrem musikalischen Genre zumindest in der Schweiz absolut keine Konkurrenz fürchten muss. Ihre durch viele Gigs erworbene Routine, die ausgeprägte, massive Bühnenpräsenz besonders von Frontmann Melchior inkl. seiner herausragenden Rock'n'Roll Gitarrenarbeit und die guten bis sehr guten Songs sorgten auch an diesem Abend für einhellige Begeisterung. Alles in Allem ein perfekter Abend im Zeichen des straight-in-your-facerocks. Geile Bands, grosser Spass – so geht Rock'n'Roll. Gabba Gabba Hey!!!


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ADLER

BRUNO MARS

FOREIGNER

8.10. Winterthur, Gaswerk

23.10. Zürich, Hallenstadion

31.7. Zug, Arenaplatz

AIRBORNE

BRYAN ADAMS

GARLAND JEFFREYS

11.11. Zürich, Volkshaus

12.7. Locarno, Piazza Grande

12.10. Zug, Chollerhalle

ALTER BRIDGE

BUCKCHERRY, HARDCORE SUPERST.

GEORGE BENSON

9.11. Zürich, Hallenstadion

13.11. Zürich, Plaza

11.7. Zürich, Kongresshaus

AMON AMARTH

BUENA VISTA SOCIAL CLUB

GOJIRA

22.11. Zürich, Komplex 457

27.10. Zürich, Kongresshaus

3.8. Gränichen, Open Air

AMY MACDONALD

CANDY DULFER

GOV'T MULE

5.7. Locarno, Piazza Grande

12.6. Aarberg, Stars Of Sound

9.7. Zürich, Kaufleuten

ANDREAS GABALIER

22.+23.10. Zürich, Kaufleuten

GREEN DAY

15.11. Zürich, Hallenstadion

CASPER

8.7. Locarno, Piazza Grande

ANNIHILATOR

10.8. Zofingen, Heitere

HAKEN

22.10. Winterthur, Gaswerk

25.8. Winterthur, Festwochen

6.9. Pratteln Galery

AUGUST BURNS RED

CELTIC WOMAN

HAREM SCAREM

28.9. Solothurn, Kofmehl

26.10. Zürich, Hallenstadion

24.10. Pratteln Galery

29.9. Winterthur, Salzhaus

CIRCUS MAXIMUS

HURTS

BASCHI

29.9. Pratteln Galery

20.7. Bern, Gurten Festival

1.11. Bern, Bierhübeli

DANZIG

18.11. Bern, Festhalle

2.11. Winterthur, Salzhaus

2.8. Zürich, Komplex 457

IN EXTREMO

9.11. Zürich, Härterei

DAVE STEWART

10.11. Zürich, Komplex 457

16.11. Schaffhausen, Kammgarn

2.10. Zürich, Kaufleuten

JAMIE CULLUM

29.11. Solothurn, Kofmehl

DEEP PURPLE

7.8. Schaffhausen, Stars In Town

30.11. Pratteln, Z7

15.7. Zürich, Live At Sunset

JAN GARBAREK ft. TRILOK GURTU

6.12. Thun, KK

DEFTONES

28.11. St. Gallen, Tonhalle

7.12. Herisau, Casino

29.8. Zürich, ZH Open Air

29.11. Basel, Stadtcasino

13.12. Chur, Marsöl

DELTA SAINTS

30.11. Zürich, Tonhalle

14.12. Baden, Nordportal

16.8. Zürich, Plaza

2.12. Bern, Kulturcasino

BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB

DEPECHE MODE

JOE COCKER

1.9. Zürich, ZH Open Air

9.7. Locarno, Piazza Grande

31.7. Zug, Arenaplatz

BETH HART

DEVIL DRIVER

23.8. Arbon, Summer Days

17.12. Zürich, Volkshaus

14.8. Winterthur, Salzhaus

JOHNNY CLEGG

BIG HARP

DIE TOTEN HOSEN

13.11. Zürich, Volkshaus

12.7. Lausanne, Festival

6.7. Locarno, Piazza Grande

JONAS & MASSIVE ATTRACTION

13.7. Winterthur, Salzhaus

EELS

18.7. Pratteln, Galery

15.7. Zürich, El Local

29.8. Zürich, ZH Open Air

KATIE MELUA

BIRTH CONTROL

ELVENKING

8.8. Schaffhausen, Stars In Town

13.9. Pratteln Galery

15.9. Pratteln Galery

KROKUS

BLOC PARTY

FAMARA

4.7. Locarno, Piazza Grande

16.7. Zürich, Komplex 457

6.7. Zürich, Züri Fäscht

23.8. Arbon, Summer Days

BONNIE RAITT

13.7. Kiental, Natural Sound

LESLIE CLIO

9.7. Zürich, Kongresshaus

7.9. Langnau, Elite Open Air

29.9. Zürich, Plaza

BONOBO

21.9. Freienstein, Herbstfest

MACEO PARKER

26.9. Solothurn, Kofmehl

FAQ

11.11. Zürich, Kongresshaus

27.9. Zürich, Kaufleuten

1.8. Gstaad

MARIZA

BRING ME THE HORIZON

FIRE ROSE

1.12. Zürich, Kongresshaus

22.11. Solothurn, Kofmehl

31.8. Diegten, Boom OA

MARK KNOPFLER

BRUCE SPRINGSTEEN

FISH

11.7. Locarno, Piazza Grande

3.7. Genf, Stade

1.11. Zug, Chollerhalle

MERCENARY

FLEETWOOD MAC

1.9. Pratteln Galery

13.10. Zürich, Hallenstadion


KONZERTKALENDER MIKE & THE MECHANICS

SEVEN

SWISS METAL ATTACK

10.8. Schaffhausen, Stars In Town

6.7. Kestenholz, St. Peter Sunset

21.9. Pratteln Galery

MONSTER MAGNET

20.7. Bern, Gurten Festival

TAME IMPALA

12.8. Luzern, Schüür

7.8. Schaffhausen, Stars In Town

14.8. Zürich, Komplex 457

MOTÖRHEAD

24.8. Arbon, Summerdays

TEN YEARS AFTER

7.11. Zürich, Hallenstadion

77 BOMBAY STREET

11.10. Zug, Chollerhalle

MY BLOODY VALENTINE

13.7. Aarberg, Stars Of Sound

THE BASEBALLS

10.7. Zürich, Komplex 457

SILBERMOND

12.7. Aarberg, Stars Of Sound

NAVEL

9.8. Schaffhausen, Stars In Town

THE BLACK DALIAH MURDER

27.7. Nyon, Paleo

22.9. Schupfart

8.10. Solothurn, Kofmehl

13.8. Zürich, Summersounds

SKA-P

THE CAT EMPIRE

23.8. Büsserach, Rock am Bärg

10.8. Zofingen, Heitere

31.10. Zürich, Komplex 457

NEIL YOUNG & CRAZY HORSE

SKID ROW

THE FORCE

14.7. Locarno, Piazza Grande

24.11. Luzern, Schüür

7.9. La Neuveville, Fetes du Vin

NEKTAR

SLAM & HOWIE

THE HIVES

15.8. Pratteln, Galery

6.7. Zell, Open Quer

16.7. Montreux, Jazz Festival

NEW MODEL ARMY

2.8. Gränichen, Open Air

THE MANHATTAN TRANSFER

22.10. Zürich, Komplex 457

16.8. Mannried, Chilbi

26.11. Luzern, KKL

NICKELBACK

14.9. Herzogenbuchsee, Schlacht

THE OFFSPRING

10.11. Zürich, Hallenstadion

21.9. Oberarth, Horseshoe Bar

22.8. Zürich, Komplex 457

OLLY MURS

25.10. Eschenbach, Löwen

THE OLD DEAD TREE

8.10. Zürich, Volkshaus

SPAN

9.10. Pratteln Galery

OTTO

1.8. Zug, 1. August Fest

THE ORDER

20.10. Sursee, Stadthalle

2.8. Belp, Campina

14.9. Pratteln Galery

21.10. Bern, Kursaal

4.8. Brienz, Rockfestival

THE QUIREBOYS

PATENT OCHSNER

10.8. Lauenen, Open Air

3.11. Luzern, Schüür

13.7. Aarberg, Stars Of Sound

17.8. Mariastein, Rothenburg OA

THIRTY SECONDS TO MARS

PATRICIA KAAS

14.9. Worb, Zelt

5.11. Zürich, Hallenstadion

16.11. Zürich, Kongresshaus

20.9. Pratteln Galery

TRAVIS

PEE WEE ELLIS GROUP

18.10. Lyss, KUFA

24.8. Winterthur, Festwochen

14.12. Zürich, Kaufleuten

26.10. Bern, Kursaal

TREEKILLAZ

PETER GABRIEL

7.12. Mühlethurnen, Alti Moschti

5.7. Moosegg, Woodrock

8.10. Genf, Arena

17.1. Lenzburg, Baronessa

6.7. Niederried, Moonrock

PHILIPP FANKHAUSER

24.1. Münchenbuchsee, Bäre

10.8. Giswil, Teff Treff

4.12. Zürich, Volkshaus

25.1. Hasliberg, Wetterhorn

UGLY KID JOE

PILEDRIVER

SÖHNE MANNHEIMS

27.7. Zürich, Plaza

5.7. Zell LU, Open Quer

12.7. Aarberg, Stars Of Sound

UWE OCHSENKNECHT & THE SCREEN

8.9. La Neuveville, Fetes de Vin

SOULFLY

23.11. Zürich, Kaufleuten

12.10. Luzern

11.7. Luzern, Schüür

VELVET TWO STRIPES

RITA ORA

SPORTFREUNDE STILLER

22.8. Winterthur, Festwochen

11.8. Zofingen, Heitere

25.8. Winterthur, Festwochen

VOLBEAT

ROACHFORD

STACIE COLLINS

14.11. Zürich, Hallenstadion

10.11. Zug, Chollerhalle

10.10. Pratteln Galery

WOODKID

ROBBEN FORD BAND

STATUS QUO

21.11. Zürich, Volkshaus

3.7. Zürich, Kaufleuten

14.9. Zürich, Hallenstadion

ZAZ

ROGER WATERS "THE WALL"

STILLER HAS

21.7. Bern, Gurten

11.9. Zürich, Letzigrund

19.10. Pratteln Galery

ZUCCHERO

SANTANA

STRIKE ANYWHERE

10.7. Locarno, Piazza Grande

7.7. Locarno, Piazza Grande

7.7. Zürich, Dynamo

ZZ TOP

SUZANNE VEGA

4.7. Locarno, Piazza Grande

28.10. Zürich, Plaza

präsentiert

STEVE WINWOOD

2.7. Zürich, Volkshaus

GOV`T MULE

9.7. Zürich, Kaufleuten

16.8. Zürich, Plaza

9.11. Zürich, Hallenstadion 61


JUDAS PRIEST «The Complete Albums Collection» (17 CDs)

KONZERT-TICKETS:

BETH HART & JOE BONAMASSA «Seesaw» Limited Edition ( CD + DVD)

BLACK SABBATH «13» Deluxe Set (2 CDs) + Normalausgabe First Come First Serve

je 2 x 2 Tickets für

GOV›T MULE 9. Juli 2013 Zürich, Kaufleuten

DANZIG 2. August 2013 Zürich, Komplex 457

THE DELTA SAINTS 16. August 2013 Zürich, Plaza

ALTER BRIDGE 9. November 2013 Zürich, Hallenstadion

RAINBOW «Live In Munich 1977» (complete Concert) DVD

DIO «Live In Philly 1986» (complete Concert) DVD

Wunschartikel auf eine Postkarte schreiben und einsenden an: TRACKS -Wettbewerb-, Postfach 108, 4323 Wallbach oder eine E-Mail an: Info@tracks-magazin.ch Die Gewinner werden ausgelost

Impressum Herausgeber:

Hanns Hanneken

Redaktionsanschrift: TRACKS Magazin Postfach 108 CH- 4323 Wallbach T +41 61 861 03 73 info@tracks-magazin.ch www.tracks-magazin.ch Erscheinungsweise: 2-monatlich (6 Ausgaben/Jahr) Auflage: 30'000 Verlag:

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Friedrich Reinhardt Verlag Missionsstrasse 36 4012 Basel T +41 61 264 64 50 F +41 61 264 64 88

Chefredaktor:

Hanns Hanneken (hh)

Inserate:

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Druck:

Reinhardt Druck Basel Missionsstrasse 36 4012 Basel T +41 61 264 64 64 druck@reinhardt.ch

Ständige Mitarbeiter: Erika Moser (em) Inga Pulver (ip), Marion Gross (mg) Martin Eyer (mey) Regina Kühni (rk) Christian Hug (hug) Michael Vaucher (mv) Robert Pally (rp) Laurent Giovanoli (lg) Nadine Lehtinen (nl) Marko Lehtinen (leh) Ian Keates (Foto) Rockpearl&Bluesdrop (Foto) Daniel Strub (Foto)

Jede TRACKS-Ausgabe auch als E-Paper unter

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