TRACKS 3 14 (Mai/Juni)

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welche klar auf Nummer sicher gehen und die Linie von “Firebirth” fortsetzen. Aber mit Stücken wie „C'est la vie“ (mit Akkordeon, Geigen und Background-Sängerinnen), „“I Won't Look Down“ (erinnert dezent an Led Zeppelin), „Feel What I Feel“ (die Single-Auskopplung, sehr moderne glattpolierte Stadionrock-Nummer), „Maybe“ (wunderschöne PianoBallade und Duett mit der relativ unbekannten amerikanischen Sängerin Melody Tibbets) oder das über 10 Minuten lange „Thank You“ (melancholisch mit OrchesterArrangements, vielen Gitarrensoli und unter die Haut gehendem Gesang von Nic Maeder) wagen Gotthard einige Experimente, welche überzeugen können und für Überraschungen sorgen. Auf jeden Fall ist für jede Zielgruppe der Band etwas dabei und nur verbohrte „Dial Hard“-Anhänger dürften von „Bang!“ enttäuscht werden. Alle anderen geniessen ein tolles Hard Rock-Album und sind froh, dass die Band vor vier Jahren nicht aufgegeben hat.

THE RAMBLING WHEELS Women of III Repute Irascible

mg. Die leichte, nuancierte Rotzigkeit in den Zeilen von "Marylou", der ersten Single des neuen Werks der The Rambling Wheels, erinnert leicht an Pete Doherty – nur benutzt der Neuenburger Sänger und Gitarrist Dr. Wheels seine Stimme weitaus gezielter und geschickter.

Sowieso würde man die Wurzeln der Musiker eher in der gehypten Brit-Rock-Szene suchen, als in der französischen Schweiz – so eindeutig erinnern sie an Genre-Ikonen wie die Babyshambles oder die Artic Monkeys. Die Synergie aus kreischenden Gitarren, verspielten Melodien und der richtigen Portion "Dräck" ergibt schnörkellose Rockmusik – die grosse Liebe der The Rambling Wheels, die 2011 dennoch einen Abstecher in den Bereich DiscoRock unternahmen. Mit dem

neuen Album "The Thirteen Women of III Repute" unterstreichen die Neuenburger nicht nur ihr Talent für mitreissende Musik, die die Zuhörerschaft unweigerlich einen lauen Sommerabend an einem Festival durchleben lässt, The Rambling Wheels interpretieren Rétro-Einflüsse auf eine erfrischend moderne Weise. Die in La Chaux-de-Fonds aufgenommene und in Los Angeles von Michael Patterson abgemischte Platte überzeugt mit einer durch alle Songs durchgezogenen Eindringlichkeit, die hin und wieder auf düstere Melodien und eine Portion Ironie trifft. Neue Wege schlagen die Neuenburger dabei auch beim Verkauf ein: Zwar wird eine aufwändig gestaltete CD regulär im Handel verkauft, daneben ist "The Thirteen Women of III Repute" aber auch über Bandcamp zu einem selbst bestimmten Preis erhältlich.

LAURIN BUSER Nachtaktiv DeepDive Music hug. Lustige Auszeichnung: 2010 gewann der Basler in Bochum den Titel des «deutschsprachigen U20Poetry-Slam Meisters. Nun kommt der Wirbelwind nach etlichen anderen Projekten

TRAXX

endlich mit seinem ersten (Mini-)Silberling, und er macht mit jedem der 7 Tracks klar, dass er zu den Grossen der Slam-Poetry gehört: Schon der Opener «Earth Shaking» besteht nur aus Worten und Schlagzeug und veranschau-

licht in seiner angespannten Unterkühltheit eine druckvolle Zivilisationsübersättigung, die unterschwellig aggressiv, im Ton aber cool bleibt. Bestechend. Auch in den anderen Songs schaffen nicht Samplings den Boden, sondern vor allem Schlagzeug und die klassische Rockbesetzung mit Gitarre, Bass und Keyboards, doch die sind konsequent nur rhythmisch eingesetzt, nie melodisch. Kommt die ausgereifte Lyrik und das saubere Hochdeutsch dazu. Von dieser Art Hip Hop (oder halt Slam Poetry) wünschen wir uns mehr, viel mehr!


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