Selbstausbeutung: Der IrrSinn der Arbeit zeit.de/karriere/201701/selbstausbeutungarbeitsinnexistenzidentitaetalternativegesellschaft/komplettansicht
Arbeit wird als identitätsstiftend glorifiziert. Das ist für viele Menschen ein Problem, die anders leben wollen. Dabei gibt es viele Alternativen, die funktionieren. Von Sascha Nicke 26. Januar 2017, 12:21 Uhr
Arbeit definiert meist die soziale Stellung und die Chancen, die ein Mensch im Leben hat. Für viele ein erheblicher Druck © Avi Richards/unsplash.com Die Utopie einer arbeitsfreien Gesellschaft gibt es schon lange und wird immer wieder erzählt. Zwar hat sich die Maschinisierung und Automatisierung von Arbeits und Herstellungsprozessen in den letzten Jahrzehnten enorm ausgeweitet, ein Ende menschlicher Arbeit ist jedoch weiterhin nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil hat sich die Arbeit immer mehr ins Zentrum des menschlichen Bewusstseins geschoben. Von einer existenziellen Notwendigkeit ist sie zur zeitgenössischen Sinnstiftungskategorie Nummer eins avanciert, ohne die sich der Mensch kaum noch denken kann. Anders kann die gegenwärtige Perversion an Selbstausbeutung kaum begriffen werden. Auf den ersten Blick wirken heutige Arbeitsbedingungen zumindest in großen Unternehmen, im digitalen oder StartupBereich paradiesisch: Da gibt es Wohlfühlecken, Tischfußball, vermeintlich flache Hierarchien, Teamevents bzw. gar gemeinsame Urlaube auf Kosten des Unternehmens. Die Kollegen sind nicht nur Kollegen, sondern werden zu Bekannten und Freunden. Wahrscheinlich ist dem einen oder anderen "Teammitglied" dabei schon bewusst, dass diese Maßnahmen nicht die Folge großzügiger Mitmenschlichkeit sind. Sie dienen primär zur Steigerung der emotionalen Verbundenheit und somit zur Intensivierung der Abhängigkeit