Wie sich Hochzeiten im Odenwaldkreis verändert haben

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Wie sich Hochzeiten im Odenwaldkreis verändert haben

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Mehrere Hundert Gäste und auf jeden Fall eine kirchliche Trauung – das war einmal. Wie im Odenwald 2023 geheiratet wird und was Brautpaaren wichtig ist.

7. Juni 2023 – 16:55 Uhr

Odenwaldkreis. „Love is in the air“. Obwohl das womöglich beliebteste Hochzeitsdatum in diesem Jahr, der 23. Februar (23.02.2023), bereits hinter uns liegt, fängt die Hochzeitsaison gerade erst an. Auch im Odenwaldkreis wollen sich in diesem Sommer wieder viele Paare das Ja-Wort geben, jedoch hat sich in den vergangenen Jahren einiges geändert. Von der Größe der Hochzeitsgesellschaft über die Planung, bis hin zur

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Art der Trauung legen Brautpaare inzwischen Wert auf andere Dinge als noch vor einiger Zeit – mitunter wegen der Inflation und Corona.

Einen tiefen Einblick in die Materie hat Andrea Kruse aus Michelstadt. Sie ist seit zehn Jahren Hochzeitsplanerin und hat die Entwicklungen der jüngsten Zeit hautnah miterlebt und die Wünsche der Brautpaare mitgestaltet. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt sie. Die Eventplanerin ist nach ihrer eigenen Hochzeit beim Thema geblieben und organisiert jedes Jahr die Hochzeitsmesse „Heiraten im Odenwald“ in Erbach.

Heiraten erscheint ihr dabei gefragt wie lange nicht: „Das Durchschnittsalter ist nach unten gegangen“, berichtet sie.

Inzwischen seien Brautleute wieder 25 bis 28 Jahre alt. Insgesamt wollten aktuell generell auch mehr Paare heiraten.

„Ich glaube, dass die Leute wieder leben wollen. Es wird nicht mehr alles durchdacht, sondern einfach gemacht. Ganz nach

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Andrea Kruse ist Hochzeitsplanerin. (© Andrea Kruse)

dem Motto: „Komm, wir versuchen das jetzt. Scheiden können wir uns ja immer noch’“, schildert sie ihre Beobachtung. Das zeigen auch Zahlen des Statistischen Bundesamts. So wurden 2022 in Hessen nach den zwei Corona-Jahren wieder mehr Ehen geschlossen – insgesamt 28.575. In diesem Jahr könnten es noch mehr werden.

Diese Entwicklung ist auch bei den Hochzeitslocations angekommen. „Wir haben rund 30 Hochzeiten in diesem Jahr“, berichtet Michael Schneider, Geschäftsführer des Hofguts Rodenstein in Fränkisch-Crumbach. „In der CoronaZeit hatten wir natürlich eine kleine Delle, aber wir haben uns jetzt wieder auf dem Vor-Pandemie-Niveau eingependelt.“ So finden im Schatten der Burgruine zwischen Mai und September an jedem Wochenende, immer freitags und samstags, zwei Trauungen statt. Die Brautleute kommen dabei freilich nicht nur aus dem Odenwald. „Unser Einzug ist die Bergstraße und das komplette Rhein-Main-Gebiet“, erklärt Schmidt.

Zum Burghof in Kirchbrombach kommen die Hochzeitspaare sogar von noch weiter weg. „Aus dem Odenwald sind sie nur vereinzelt“, sagt Ricardo Meisinger. Viele kämen dagegen aus Mannheim, Heppenheim oder Heidelberg. In diesem Jahr gibt es aber auch Paare aus Stuttgart und Nürnberg, die im Burghof ihr Versprechen für die Zukunft feiern wollen. „Wir haben 2023 wieder 50 Hochzeiten bei uns“, sagt Meisinger und nennt einen der Vorteile der Location: „Ein Pluspunkt ist natürlich das Hotel nebenan mit 55 Zimmern.“ Aber auch die Kirche befindet sich in unmittelbarer Nähe. „Da muss dann keiner mehr fahren“, erklärt er.

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Im Burghof Brombachtal werden in diesem Jahr 50 Hochzeiten gefeiert.

Im Burghof in Kirchbrombach werden in diesem Jahr 50 Hochzeiten gefeiert. (© Dirk Zengel)

Freie Trauung statt Kirche

Dass der Vorteil mit der optimal gelegenen Kirche noch lange besteht, ist jedoch fraglich. Denn immer mehr Brautpaare entschließen sich dazu, auf eine kirchliche Trauung zu verzichten. Häufig bleibe es bei der standesamtlichen Hochzeit. „Um den Zeremonieeffekt zu haben, wollen aber immer mehr Paare inzwischen eine freie Trauung haben“, beschreibt Hochzeitsplanerin Andrea Kruse die neuerlichen Entwicklungen.

Beim Hofgut Rodenstein hat man sich darauf bereits eingestellt. „Wir haben einen Platz bauen lassen, um intime Trauungen mitten im Wald anbieten zu können“, berichtet Michael Schneider. Und auch im Kirchbrombacher Burghof ist der Trend zur freien Trauung bereits aufgefallen. Dort sind sie auf einer Wiese vor der Location möglich. „Es geht ganz viel in diese Richtung. Wir sind bestimmt schon bei über 50 Prozent der Paare, die sich frei trauen lassen wollen“, sagt Ricardo Meisinger.

Doch egal, ob freie Trauung, kirchlich oder rein auf dem Standesamt: Wichtig ist und bleibt die Feier im Anschluss. Und die wird immer ausgelassener. „Die Leute fangen früher an zu trinken“, hat etwa Ricardo Meisinger beobachtet. Außerdem sei die Tanzfläche nun immer voll. „Früher war das eher 50/50“, erinnert er sich.

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Weniger Gäste und kurzfristigere Planung

Verändert hat sich außerdem die Größe der Hochzeitsgesellschaft. „Wir haben in diesem Jahr den Eindruck, als wären die Gruppen etwas kleiner“, sagt Geschäftsführer Schneider vom Hofgut Rodenstein und vermutet, dass das mit der Inflation zu tun haben könnte. Über 100 Gäste seien in jedem Falle eine Seltenheit. „Normal sind heute 60 bis 80“, weiß Andrea Kruse.

Kurzentschlossene müssen übrigens nicht auf nächstes Jahr warten. „Früher war das Jahr durchgeplant, das ist jetzt anders. Es ist möglich, kurzfristig zu heiraten, wenn man flexibel mit dem Datum ist“, sagt Kruse. Sie vermutet, dass das mit der Corona-Unsicherheit zusammenhängt: „Man wusste ja nie, was stattfinden kann und was nicht. Da macht man das jetzt lieber spontaner, bevor man es noch verschieben muss.“

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