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27.10.2020

Corona packt den Odenwaldkreis mit voller Kraft

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Die noch in der Wochenmitte eher gering belastete Region gilt nun als einer der am stärksten betroffenen Landstriche.

Von Sabine Richter und Gerhard Grünewald

Coronavirus. (Foto: Romolo Tavani - stock.adobe)

ODENWALDKREIS - Die aktiven Corona-Fälle im Odenwaldkreis sind nun auf dem höchsten Stand seit Beginn der Pandemie. Das Geschehen steht, ähnlich wie im Frühjahr, in Verbindung mit einem Ausbruch in der Altenpflege. Zum ersten Mal seit damals ist zudem in Zusammenhang mit Covid-19 ein Sterbefall zu beklagen: Den Tod eines über 90 Jahre alten Patienten meldete das Kreisgesundheitsamt am Samstag.

Auch die Schulen sind wieder betroffen, außerdem zwei Kindergärten. Aufgrund positiver Corona-Testergebnisse stehen derzeit die Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer von drei Klassen der Ernst-Göbel-Schule in Höchst und von drei Klassen der Georg-Ackermann-Schule in Rai-Breitenbach unter Quarantäne. Ebenso wurde der Kindergarten „Weltentdecker“ in Klein Gumpen geschlossen und eine Quarantäne für die Kinder und Erzieherinnen einer Gruppe des Montessori-Kindergartens in Michelstadt erlassen.

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Mitte der Woche noch eher gering betroffen Im Krankenhaus lagen zuletzt elf Menschen, davon sieben im Gesundheitszentrum Odenwaldkreis in Erbach und vier in einer Klinik außerhalb des Kreises. Die Labore sind bei Odenwälder Proben zu einer solchen Häufung von positiven Befunden gekommen, dass der Mitte der Woche noch als vergleichsweise gering betroffen geltende Kreis in nur drei Tagesschritten unter die Regionen mit den höchsten Inzidenzwerten außerhalb der Metropolen geriet.

Zuletzt meldete die Kreisverwaltung am Samstag 25 und am Sonntag noch einmal 27 Neuansteckungen, womit sich die Zahl der Infizierten seit Beginn der Pandemie auf 667 summierte. Davon sind 455 wieder genesen. Die Neuansteckungsquote binnen sieben Tagen auf 100.000 Einwohner wurde vom Robert-Koch-Institut am Sonntag um 0 Uhr mit 123,1 festgestellt.

Der Wert lag damit schon vor der binnen Tagesfrist erwarteten weiteren Steigerung deutlich über den bisherigen Rekordzahlen von April, die jeweils nur an der Achtzigermarke kratzten. Dabei bedarf die Dramatik der Zahlen allerdings einer Relativierung, da auch um ein Vielfaches mehr getestet wird als im März, April und Mai. Zudem ist die Bilanz des Odenwaldkreises wegen dessen niedriger Einwohnerzahl anfälliger für Schwankungen als die bevölkerungsreicher Regionen. So genügen in einer dünn besiedelten Region oft einzelne oder wenige Ausbrüche, um die Infektionenziffer in Relation zur Bevölkerung geradezu explodieren zu lassen.

Ein solcher Fall macht sich im Odenwaldkreis zurzeit mit dem Ansteckungsgeschehen im und um das Alten- und Pflegeheim Oberscholzenhof in Brensbach bemerkbar. Der zunächst mit zwei positiven Tests vermerkte Vorgang erwies sich unter erhöhtem Kontrolldruck als erschreckend dynamisch und brachte bis zum Sonntag dutzende Infektions-Nachweise hervor, die vielfach mit auch schwerwiegenden Erkrankungen einhergehen.

Verknüpfte Artikel Angst um die Zukunft der Gästehäuser im Odenwald Odenwaldkreis wird zur dunkelroten Corona-Zone Corona-Risikogebiet dehnt sich auf den Odenwaldkreis aus Konkret meldet Landrat Frank Matiaske auf seiner Facebook-Seite für die Odenwälder Teilgebiete folgende Zahlen: Im Gersprenztal gab es bis Sonntag 52 aktuelle Infektionen für die letzten sieben Tage (Brensbach 40, Reichelsheim 9, Fränkisch-Crumbach 3). Ebenfalls stark belastet ist das nördliche Kreisgebiet mit https://www.echo-online.de/lokales/odenwaldkreis/odenwaldkreis/corona-packt-den-odenwaldkreis-mit-voller-kraft_22485062

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44 Fällen (Höchst 14, Breuberg 21, Lützelbach 9). Vergleichsweise entspannt bleib die Lage in den Bezirken Bad König/Brombachtal, Erbach/Michelstadt und Oberzent/Mossautal, wo die Neuinfektionen der vergangenen sieben Tage im einstelligen Bereich lagen.

Das Bekanntwerden der Gesamtlast freilich reichte schon aus, um im Kreisgebiet eine Art selbstvollzogene Einbremsung des öffentlichen Lebens auszulösen. So wurden mehrere Veranstaltungen abgesagt, die von Größe und Art noch zulässig wären, darunter die Vorstellung einer Studie zum Aussehen der Burg Schnellerts bei Brensbach und der Gemarkungsrundgang für den Erbacher Stadtteil Haisterbach.

Unterschiedliche Auswirkungen im Sport Im Sport wirkte sich die Veränderung der Ausgangsposition ganz unterschiedlich aus: Während die Handballer als Hallensportler bereits eine Unterbrechung der Runde beschlossen hatten, hielten die Fußballer den Spielbetrieb einstweilen aufrecht. Dabei stand das gesellschaftliche Leben schon am Wochenende im Zeichen einer neuen Allgemeinverfügung, die der Landrat mit Bezug auf die Landesvorgaben am Samstag erlassen hatte. Ungeachtet dessen berief er am selben Tag den Krisenstab ein. "Hier wurden unter anderem Maßnahmen zur weiteren personellen Stärkung des Gesundheitsamts initiiert, vor allem mit Blick auf den Austausch mit Pflegeheimen, niedergelassenen Ärzten und Schulen", machte Kreispressesprecher Stefan Toepfer aus dieser Sitzung publik. Weitere Maßnahmen zu Einschränkungen des öffentlichen Lebens in den fünf Teilregionen des Odenwaldkreises oder neue Regelungen für Schulen wurden vorerst nicht beschlossen; sie sind für die nächste Zeit aber auch nicht ausgeschlossen. Dazu soll es so rasch wie möglich Absprachen mit den Nachbarkreisen Bergstraße und Darmstadt-Dieburg geben.

Zumindest wenig hilfreich war bei all diesen Versuchen der Krisenbewältigung eine Datenpanne des Robert-Koch-Instituts, die erst zu Meldeverzögerungen und dann zum stoßweisen Eintreffen der Nachrichten führte.

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